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6, NOVEMBER I937 KLINISCI-IE WOCttENSCH her bekannt wird. Es liegt deshalb sehr im lnteresse der Allgemeinheit, die Unzuliinglichkeit dieser Untersuchungen aufzudecken und ihre methodologischen M~ingel in der Arzte- schaft genfigend bekanntzumachen. Nur dadurch kann einer Be~ngstigung der L~;ien und einer wilden Potywagmasie der Arzte, welche als Folge yon ]3ALdS und KoEPXSSYS Lehren zu erwarten sind, ein Riegel vorgeschoben werden. ZusammenJassend komme ich somit zu dem SchluB, dab man den statistischen Zifferu yon t3AL6 und I~ORPXSSY, mit denen sie glauben, einen Zusammenhang zwischen senilen Warzen und Krebs gefunden zu haben, ]ede Beweislcra]t ab- spreche~ muff. Die beiden Autoren haben die eigentHche statistische Schwierigkeit, die ihr Material ihnen entgegen- stellte, fiberhaupt nicht richtig erkannt. Sic haben sich infolgedessen nicht bemfiht, die Schei~korrelation dutch den gemeinsamen Alter~anstieg der senilen Warzen und des tgxebses auszuschalten. Die einzige I~ontrolle, die sic in dieser Rich- RIFT. 16. JAHRGANG. Nr. 45 1583 tung in einer Altersgruppe gemacht haben, ist ungenfigend und irreffihrend, da sich an einem Beispiel aus meinen Tele- angiektasie-Untersuchungen leicht zeigen l~St, dab unter den hier gegebenen Verh~ltnissen die Alterskorrelation eben doch ihre Wirkung entfalten kann. Die Irrtfimer in den Theorien yon BAL6 und I(ORFiSSu sind, wie seinerzeit die yon CURTIUS (fiber den sog. Status vericosus), yon gr6gter allgemeiner Bedeutu~g in Hinsieht auf unsere moderne Auf- Iassung des Konstitutionsproblems und der konstitutions- pathologischen Forschungsmethodik, nnd sic sind auch aus praktisehen Grenden ernster Beachtung wert, well sic ge- eignet sind, weifeste I4reise dutch unbegrfindete Krebsfureht in unberechenbarem MaBe zu beunruhigen. Liter atur: BAL6 U. t(ORPs165 Warzen, Papillome und Krebs. Budapest und Leipzig 1936. -- BEEK, De constitutioneele beteekenis van de Teleangiectasien. Diss. Leiden 1934 -- Med. Welt I937, 961. -- SIEMENS,Mflnch. med. Wschr. x934, 515 -- Med. Klin. 1937 797. KURZE WISSENSCHAFTLICHE MITTEILUNGEN. WIRKUNG DES GLYCERINALDEHYDS AUF DIE GLYKOLu IN DER LINSE. ~Von H. SULLMANN, Die glykolysehemmende Wirkung des Glycerinaldehyds wurde zuerst yon ]3. MENDEL 1 am Tumorgewebe gezeigt. Untersuchungen fiber den EinfluB des Glycerinaldehyds auf einzelne Phasen des glykolytischen Prozesses liegen bisher nnr Yon E. ADLER, F. CALVET und G. GI~NTHER ~ vor. Im Hinblick auf die kfirzlich erschienene Arbeit dieser Autoren berichten wit bier kurz fiber einige in den letzten Monarch durchgeffihrte Untersuchungen fiber den EinfluB des Glycerin- aldehyds auf die glykolytischen Vorg~inge in der isolierten .Linse und in Linsenextrakten. Die Linse bildet aus d,l-Glycerinaldehyd Milchs~iure. Die Milchs~iurebildung aus Glucose wird in der isolierten Linse durch Glycerinaldehyd (o, I5 % Glycerinaldehyd, 0,6% Glucose in der Augenl6sung) zu mindestens 75 % gehemmt (die nicht ganz vollst~indige Hemmung ist wahrscheinlich dadurch bedingt, dab Glycerinaldehyd unter den Versuchs- bedingungen nicht an alle wirksamen Stellen der ganzen Linse diffundiert). In Linsenextrakten wird die Milchs~iure- bildung aus Glucose durch Glycerinaldehyd (m/100--m/150) nahe- zu v611ig gehemmt (VersuchsbeispieI s. Tabelle). Ebenso Zusatz G1ycerinaldehyd ..... Glucose ......... Glucose @ Gl.-aldehyd . . Fructose ........ Fructose @ Gl.-aldehyd.. Glykogen ........ Glykogen @ G1.-aldehyd . I sofort P I- Milchsfiure naeh Ande- I naeh 637 ~ rung sofort 637 ~ 8,54 lO,34/@ 1,8o[ 32,4 8,20 7,o51-- 1,151 32,4 8,26 8,901@ 0,64~ 33,6 8,54 7,26/- 1,281 32,8 8,Io 7,58[--o,521 34,0 8,Io 3,08 --5,o21 33,2 8,o2 o,36 --7,661 33,6 38,8 52,7 41,6 54,0 49,2 51,6 43,2 ~nde- rllng @ 6,4 + 20,3 + 8,0 @21,2 @ 15,2 + I8,4 @ 9,6 5 ccm Extrakt @ 1,25 ccm L6sung (enthaltend 50 mg Glucose bzw. Fructose bzw. Glykogen, 5 mg d, 1-Glycerinaldehyd) ; Toluol. Be- rechnungen inmg% der Versuchsl6sungen. Ver~inderung vonMilch- s~iure bzw. P bezieht sich auf den Ausgangswert derselben Probe. hemmt Glycerinaldehyd die Milchs~iurebildung in Linsen- extrakten mit Glykogen, Fructose oder Hexosediphosphor- :s~iure als Substrat. In diesen letzten FMlen ist die Glycerin- aldehydhemmung meistens nieht so vollstXndig wie mit Glucose, aber immer etwa 5 ~ %. Da in Gehirn- und Mnskelextrakten tier Abbau phosphorylierter Kohlehydrate dutch Glycerin- aldehyd nicht gehemmt wird~, sollen im Gange befindliche Versuche entscheiden, ob der Befund mit Hexosediphosphor- s~iure als Substrat organbedingt ist oder durch besondere Versuchsbedingungen (Glycerinaldehydkonzentration, Pm In- kubafionszeit u. a.) verursacht wird. Da bis jetzt vorliegende ]3eobachtungen fiber den Kohle- hydratstoffwechsel der Linse es wahrscheinlich machen, dab der Kohlehydratabbau in diesem Organ ebenso wie im Muskel, in den BlutkSrperchen nsw. fiber phosphorytierte Zwischenprodukte verl~uft a, untersuchten wit, ob ein Ein- Ilul? des Glycerinaldehyds auf Phosphorylierungsreaktionen iestzustellen ist (vgl.2). Diese Frage erschien ffir unsere Unter- suchungen fiber den Kohlehydratstoffwechsel der Linse des- halb yon besonderem Interesse, well I. NEEDHAMund I-I. LEH- MANN ~ im embryonalen Gewebe die Milchs~iurebildung mit Glycerinaldehyd aufheben konnten, abet f fir den t~mbryo einen zur ttauptsache nicht fiber phosphorylierte Stufen verlaufenden Glykolysetypus annehmen. Ein Versuch mit Blut ergab, dab in einer (oxyh~imoglobin- haltigen) Blutprobe bet Gegenwart yon Glycerinaldehyd (~/ns) kein anorganischer P verschwand, sondern im Gegen- satz zur glycerinaldehydfreien Probe eine starke Vermeh- rung yon anorganischem P auftrat. Die Veresterung yon an- organischem P wird in Linsenextrakten mit Glucose als Substrat durch Glycerinaldehyd stark gehemmt (vgh Tabelle). (Ob die Hemmung vollst~ndig ist, l~il3t sich aus diesen Ver- suchen nicht sicher ableiten, da eine gleichzeitige Dephosphory- lierung des in der Linse vorhandenen organischen P inter- feriert.) Die Veresterung yon anorganischem P ist in Ver- suchen mit Fructose als Substrat deutlich, abet weniger Ms mit Glucose gehemmt. Im Gegensatz hierzu ist die Phos- phorolyse yon Glykogen 5 durch Glycerinaldehyd fiberhaupt nicht gehemmt; im Gegenteil verschwindet in Versnchen mit Glykogen + Glycerinaldehyd mehr anorganischer Pals mit Glykogen allein. Brenztraubensgure G vermag die durch Glycerinaldehyd gehemmte Phosphatveresterung mit Glucose nieht wieder in Gang zu setzen. Die Dephosphorylierung der in der Linse vorhandenen Phosphors~iureester, :ferner yon zu- gesetzter Hexosediphosphors~iure wird durch Glycerinaldehyd sehwach gehemmt ; die Phosphatabspaltung aus Phosphoglyce- rinsSure wird nicht gehemmt, sondern eher gef6rdert. Auf die Bildung yon Trioseestern aus Hexosediphosphors~iure ~ scheint Glycerinaldehyd keinen EinfluB zu hubert. Bisher zur Charakterisierung des organischen P ausgeffihrte Hydrolysen ergaben, dab in Versuchen mit t?;xtrakt + Hexose- diphosphors~iure (Toluo], 6 Std. 37 ~ der organische P in Gegenwart yon Glycerinaldehyd schwerer hydrolysierbar war als ohne Glycerinaldehyd. Dasselbe, abet nicht so aus- gesprochen, war in Versuchen mit Glykogen der Tall. D a ~N~EEDHAM und LEHMANN ~ in ihren Yersuchen mit embryonalem Gewebe nur 1-Glycerinaldehyd Ms Hemmungs- mittel wirksam fanden, ffihrten wir Yersuche mit d-Glycerin- aldehyd* aus. Dieser hatte in unserem Falle denselben hemmenden Effekt sowohl auI die Milchs~iurebildung Ms auf die erw~hnten Phosphorylierungsreaktionen, wie d,I- * Ffir die 0berlassung yon d-Glyeerinaldehyd bin ich den Herren Prof. H. O. L. FISCHER und Priv.-Doz.Dr. E. BAER zu groBem Dank verpflichtet.

Wirkung des Glycerinaldehyds auf die Glykolyse in der Linse

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Page 1: Wirkung des Glycerinaldehyds auf die Glykolyse in der Linse

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her bekannt wird. Es liegt deshalb sehr im lnteresse der Allgemeinheit, die Unzuliinglichkeit dieser Untersuchungen aufzudecken und ihre methodologischen M~ingel in der Arzte- schaft genfigend bekanntzumachen. Nur dadurch kann einer Be~ngstigung der L~;ien und einer wilden Potywagmasie der Arzte, welche als Folge yon ]3ALdS und KoEPXSSYS Lehren zu erwarten sind, ein Riegel vorgeschoben werden.

ZusammenJassend komme ich somit zu dem SchluB, dab man den statistischen Zifferu yon t3AL6 und I~ORPXSSY, mit denen sie glauben, einen Zusammenhang zwischen senilen Warzen und Krebs gefunden zu haben, ]ede Beweislcra]t ab- spreche~ muff. Die beiden Autoren haben die eigentHche statistische Schwierigkeit, die ihr Material ihnen entgegen- stellte, fiberhaupt nicht richtig erkannt. Sic haben sich infolgedessen nicht bemfiht, die Schei~korrelation dutch den gemeinsamen Alter~anstieg der senilen Warzen und des tgxebses auszuschalten. Die einzige I~ontrolle, die sic in dieser Rich-

R I F T . 16. J A H R G A N G . Nr. 45 1583

tung in einer Altersgruppe gemacht haben, ist ungenfigend und irreffihrend, da sich an einem Beispiel aus meinen Tele- angiektasie-Untersuchungen leicht zeigen l~St, dab unter den hier gegebenen Verh~ltnissen die Alterskorrelation eben doch ihre Wirkung entfalten kann. Die Irrtfimer in den Theorien yon BAL6 und I(ORFiSSu sind, wie seinerzeit die yon CURTIUS (fiber den sog. Status vericosus), yon gr6gter allgemeiner Bedeutu~g in Hinsieht auf unsere moderne Auf- Iassung des Konstitutionsproblems und der konstitutions- pathologischen Forschungsmethodik, nnd sic sind auch aus praktisehen Grenden ernster Beachtung wert, well sic ge- eignet sind, weifeste I4reise dutch unbegrfindete Krebsfureht in unberechenbarem MaBe zu beunruhigen.

Li ter a tu r : BAL6 U. t(ORPs165 Warzen, Papillome und Krebs. Budapest und Leipzig 1936. -- BEEK, De constitutioneele beteekenis van de Teleangiectasien. Diss. Leiden 1934 -- Med. Welt I937, 961. -- SIEMENS, Mflnch. med. Wschr. x934, 515 -- Med. Klin. 1937 797.

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N .

WIRKUNG DES GLYCERINALDEHYDS AUF DIE GLYKOLu IN DER LINSE.

~Von H. SULLMANN,

Die glykolysehemmende Wirkung des Glycerinaldehyds wurde zuerst yon ]3. MENDEL 1 am Tumorgewebe gezeigt. Untersuchungen fiber den EinfluB des Glycerinaldehyds auf einzelne Phasen des glykolytischen Prozesses liegen bisher nnr Yon E. ADLER, F. CALVET und G. GI~NTHER ~ vor. Im Hinblick auf die kfirzlich erschienene Arbeit dieser Autoren berichten wit bier kurz fiber einige in den letzten Monarch durchgeffihrte Untersuchungen fiber den EinfluB des Glycerin- aldehyds auf die glykolytischen Vorg~inge in der isolierten .Linse und in Linsenextrakten.

Die Linse bildet aus d,l-Glycerinaldehyd Milchs~iure. Die Milchs~iurebildung aus Glucose wird in der isolierten Linse durch Glycerinaldehyd (o, I5 % Glycerinaldehyd, 0,6% Glucose in der Augenl6sung) zu mindestens 75 % gehemmt (die nicht ganz vollst~indige Hemmung ist wahrscheinlich dadurch bedingt, dab Glycerinaldehyd unter den Versuchs- bedingungen nicht an alle wirksamen Stellen der ganzen Linse diffundiert). In Linsenextrakten wird die Milchs~iure- bildung aus Glucose durch Glycerinaldehyd (m/100--m/150) nahe- zu v611ig gehemmt (VersuchsbeispieI s. Tabelle). Ebenso

Zusatz

G1ycerinaldehyd . . . . . Glucose . . . . . . . . . Glucose @ Gl.-aldehyd . . Fructose . . . . . . . . Fructose @ Gl . -a ldehyd. . Glykogen . . . . . . . . Glykogen @ G1.-aldehyd .

I

sofort

P I- Milchsfiure naeh Ande- I naeh

637 ~ rung sofort 637 ~

8,54 lO,34/@ 1,8o[ 32,4 8,20 7,o51-- 1,151 32,4 8,26 8,901@ 0,64~ 33,6 8,54 7,26/- 1,281 32,8 8,Io 7,58[--o,521 34,0 8,Io 3,08 --5,o21 33,2 8,o2 o,36 --7,661 33,6

38,8 52,7 41,6 54,0 49,2 51,6 43,2

~nde- rllng

@ 6,4 + 20,3 + 8,0 @21,2 @ 15,2 + I8,4 @ 9, 6

5 ccm Extrakt @ 1,25 ccm L6sung (enthaltend 50 mg Glucose bzw. Fructose bzw. Glykogen, 5 mg d, 1-Glycerinaldehyd) ; Toluol. Be- rechnungen inmg% der Versuchsl6sungen. Ver~inderung vonMilch- s~iure bzw. P bezieht sich auf den Ausgangswert derselben Probe.

hemmt Glycerinaldehyd die Milchs~iurebildung in Linsen- extrakten mit Glykogen, Fructose oder Hexosediphosphor- :s~iure als Substrat. In diesen letzten FMlen ist die Glycerin- aldehydhemmung meistens nieht so vollstXndig wie mit Glucose, aber immer etwa 5 ~ %. Da in Gehirn- und Mnskelextrakten tier Abbau phosphorylierter Kohlehydrate dutch Glycerin- aldehyd nicht gehemmt wird~, sollen im Gange befindliche Versuche entscheiden, ob der Befund mit Hexosediphosphor- s~iure als Substrat organbedingt ist oder durch besondere Versuchsbedingungen (Glycerinaldehydkonzentration, Pm In- kubafionszeit u. a.) verursacht wird.

Da bis jetzt vorliegende ]3eobachtungen fiber den Kohle- hydratstoffwechsel der Linse es wahrscheinlich machen, dab der Kohlehydratabbau in diesem Organ ebenso wie im Muskel, in den BlutkSrperchen nsw. fiber phosphorytierte Zwischenprodukte verl~uft a, untersuchten wit, ob ein Ein- Ilul? des Glycerinaldehyds auf Phosphorylierungsreaktionen iestzustellen ist (vgl.2). Diese Frage erschien ffir unsere Unter- suchungen fiber den Kohlehydratstoffwechsel der Linse des- halb yon besonderem Interesse, well I. NEEDHAM und I-I. LEH- MANN ~ im embryonalen Gewebe die Milchs~iurebildung mit Glycerinaldehyd aufheben konnten, abet f fir den t~mbryo einen zur t tauptsache nicht fiber phosphorylierte Stufen verlaufenden Glykolysetypus annehmen.

Ein Versuch mit Blut ergab, dab in einer (oxyh~imoglobin- haltigen) Blutprobe bet Gegenwart yon Glycerinaldehyd (~/ns) kein anorganischer P verschwand, sondern im Gegen- satz zur glycerinaldehydfreien Probe eine starke Vermeh- rung yon anorganischem P auftrat. Die Veresterung yon an- organischem P wird in Linsenextrakten mit Glucose als Substrat durch Glycerinaldehyd stark gehemmt (vgh Tabelle). (Ob die Hemmung vollst~ndig ist, l~il3t sich aus diesen Ver- suchen nicht sicher ableiten, da eine gleichzeitige Dephosphory- lierung des in der Linse vorhandenen organischen P inter- feriert.) Die Veresterung yon anorganischem P ist in Ver- suchen mit Fructose als Substrat deutlich, abet weniger Ms mit Glucose gehemmt. Im Gegensatz hierzu ist die Phos- phorolyse yon Glykogen 5 durch Glycerinaldehyd fiberhaupt nicht gehemmt; im Gegenteil verschwindet in Versnchen mit Glykogen + Glycerinaldehyd mehr anorganischer P a l s mit Glykogen allein. Brenztraubensgure G vermag die durch Glycerinaldehyd gehemmte Phosphatveresterung mit Glucose nieht wieder in Gang zu setzen. Die Dephosphorylierung der in der Linse vorhandenen Phosphors~iureester, :ferner yon zu- gesetzter Hexosediphosphors~iure wird durch Glycerinaldehyd sehwach gehemmt ; die Phosphatabspaltung aus Phosphoglyce- rinsSure wird nicht gehemmt, sondern eher gef6rdert. Auf die Bildung yon Trioseestern aus Hexosediphosphors~iure ~ scheint Glycerinaldehyd keinen EinfluB zu hubert.

Bisher zur Charakterisierung des organischen P ausgeffihrte Hydrolysen ergaben, dab in Versuchen mit t?;xtrakt + Hexose- diphosphors~iure (Toluo], 6 Std. 37 ~ der organische P in Gegenwart yon Glycerinaldehyd schwerer hydrolysierbar war als ohne Glycerinaldehyd. Dasselbe, abet nicht so aus- gesprochen, war in Versuchen mit Glykogen der Tall.

Da ~N~EEDHAM und LEHMANN ~ in ihren Yersuchen mit embryonalem Gewebe nur 1-Glycerinaldehyd Ms Hemmungs- mittel wirksam fanden, ffihrten wir Yersuche mit d-Glycerin- aldehyd* aus. Dieser hatte in unserem Falle denselben hemmenden Effekt sowohl auI die Milchs~iurebildung Ms auf die erw~hnten Phosphorylierungsreaktionen, wie d,I-

* Ffir die 0berlassung yon d-Glyeerinaldehyd bin ich den Herren Prof. H. O. L. FISCHER und Priv.-Doz. Dr. E. BAER zu groBem Dank verpflichtet.

Page 2: Wirkung des Glycerinaldehyds auf die Glykolyse in der Linse

~584 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 16. J A H R G A N G . N r . 45 6. NOVEMBER x937

Glycer ina ldehyd . Aber da wir in unse ren Versuchen eine Racemis ie rung s oder andere U m w a n d l u n g e n des d-Glycer in- a ldehyds n ich t s icher ausschl iegen kSnnen, sollen aus diesen Ergebn i s sen noch keine wei te ren Schlul3folgerungen gezogen werden . - - Eine e ingehendere E r 6 r t e r u n g der Glyce r ina ldehyd- w i rkung wird sp~ter erfolgen. (Aus der Universiti~ts-Augen- Iclinilc Basel [Direktor: Pro]. Dr. A. Bri~clcner].)

L i t e r a t u r : 1B.MENDEL, Klin.Wschr. I929, 169. - - ~ E. ADLER, F. CALVE~ u. G. GONTHER, Hoppe-Seylers Z. 249, 4 ~ (1937). - - s H.

162. IV~OLLER, Arch. Augenheilk. lO 9, 434, 498 (1935); zlo, 128 (1936) - - It. SULLMANN, Arch. Augenheilk. I io, 3o3 (1937) - - H. SOLLMANN U. R. WEEKERS, noch nicht ver6ffentlicht. - -

I. NEEDHAM U. H. LEHMANN, Nature I937, I98. - - s PARNAS u. OSCERN, zit. n. P. OSTER~, J. A. GUTHKE U. J. TERSZAKO- WEC, Hoppe-Seylers Z. 243, 9 (1936). - - 6 B. MENDEL, M. BAUCH U. F. STRELI~rZ, Klin. Wschr. 193I, 118. - - ~ O. MEYERHOF U. K. LOHMANN, Biochem. Z. 27 I, 89 (1934). _ s Vgl. H. O. L. F18CHER U. E. BAER, Helvet. chim. acta xT, 622 (1934); I9, 519 (1936).

REFERATENTEIL. BUCHBESPRECHUNGEN.

Die feinsten Blutgef~iBe des Menschen in gesunden und kranken Tagen. Von O. M~)LLER. Zugleieh 2. Aufl. d. Tafelwerkes: ,,Die Capillaren der menschlichen K6rperoberfl~che in gesunden und kranken Tagen. Bd. I. Zur normalen Anatomie und Physiologie sowie allgemeinen Pathologie des feinsten Gef~iBabschnittes beim Menschen. 2o6 tells farb. Textabb. XX, 754 S. Stut tgart : Ferdi- nand Enke 1937. Geh. RM. 52. - , geb. RM. 55.--.

Man bringt seit ungef~hr 20 Jahren dem Blutcapillarsystem er- h6htes Interesse entgegen. DaB man auch yon klinischer Seite diesem Problem Auflnerksamkeit schenken kann, ist das beson- dere Verdienst yon OTFRIED MDLLER. Er hat ein Verfahren aus- gearbeitet, durch das es m6glich ist, die Capillaren der mensehlichen K6rperoberfl~che zur Darstellung zu bringen. In dem bekannten Atlas, der I922 erschienen ist, konnte er das Wesentliche seiner da- maligen :Er~ahrungen zusammenfassen. Auch in der Folge hat sich seine Schule vorwiegend mit der morphologischen Betra~htungs- weise der Capillaren besch~ftigt. O. M. hat es nun unternommen, in einem groB angelegten Werke -- das in 2 B~ndea erscheinen soll - - unser gegenw~rtiges Wissen auf diesem Gebiete zusammen- zufassen. Soweit ich den z. Band fiberblicke, ist er seiner Betrach- tungsweise treu geblieben und besch~ftigt sich vorwiegend mit der t t~modynamik, wXhrend die Protoplasmadynamik der Capil- laren etwas zu kurz kommt. Sicherlieh ist gelade auf diesem Ge- biete vieles noch problematisch, abet daher um so interessanter. Hoffentlich finden wir im 2. Band aueh diese Fragen entsprechend ber ficksichtigt. EPPINGER, Wien.

Entstehung und biologisehe Bek/impfung typischer Infektions- krankheiten. Vorlesungen auf Grund der Ergebnisse experimenteller Untersuchungen. Von R. BIELING. 1. Folge. 7 Textabb. VI, I19 S. Leipzig: Johann Ambrosius Barth 1937. RM. 6,6o.

Wenn ein so erfahrener Experimentator, wie BIEHNG, der durch eigene Arbeiten und solche seiner Schffier viel zur Kl~rung der Pathogenese der Infektionskrankheiten beigetragen hat, eine zu- sammen~assende Darstellung fiber Ents tehung und biologische Be- k~mpfung typischer Infektionskrankheiten ver6ffentlicht, dann sind natflrlich die Erwartungen hoch gespannt. Der Leser wird sehr bald erkennen, dab seine Erwartungen nicht entt~iuscht werden. Der Weft der vorliegenden Sehrift liegt besonders darin, dab nicht nut die meisten deutschen, sondern auch ausl~ndische Arbeiten berficksichtigt sind, welche im deutschen Schrift tum sonst nut verstreut zu linden sind. Nach einer kurzen Einleitung fiber den Begriff der Infektion folgen in 3 Hauptabschnit ten fiber Diphtherie, Pneumokokkeninfektionen und Poliomyelitis eine bis ins einzelne gehende Darstellung fiber die Entstehung, die allgemeine und spe- zielle Giftwirkung, passive und aktive Immunit~t. Besonders fesselnd i s t die Beschreibung der Pneumokokkeninfektionen, der Keimzerstreuung, Blutreinigung und Keimausseheidung, wo der Autor fiber zahlreiche eigene Forschungen verffigt. Die Poliomyelitis ist absichtlieh in dieser ersten Schrift als Beispiel einer Viruskrank- heit gew~hlt. Man dart nut hoffen, dab der 2. Band dieser inter- essanten Darstellung m6glichst bald folgt. Die Schrift geh6rt nicht nut in wissenschaftliche Inst i tute und Kliniken, sondern auch in die Hand jedes praktisehen Arztes, welcher Infektionskrankheiten biologiseh bek~mpfen will. Es ist ihr infolgedessen die allerweiteste Verbreitung zu wflschen. B~RGERS, K6nigsberg i. Pr.

Allgemeine Chirurgie. Von D. KULENKAMPFF. 7., neu- bearb. Aufl. X, 246 S. Leipzig: Johann Ambrosius Barth 1937. RM. 7.50.

Eine sehr Mar und fibersichtlieh geschriebene Allgemeine Chirurgie rnit sauberer Herausa~beitung des Wesentlichen. Das Meine Werk ist weir mehr als nut ein Kompendium, wie sic jetzt sehr beliebt sind, es ist eine ausgezeichnet branchbare Grundlage zum Studium der allgemeinen Chirurgie an Hand einer entsprechen-

den u Nicht befreunden kann ich reich allerdings mit der Einleitung; sie ist meines Erachtens far den nicht philosophisch Geschulten schlechthin unverst~indlich. Ich glaube, dab diese Ein- leitung das Buch unn6tig belastet, jedenfalls war das auch die An- sicht der Studenten, denen ich dieses Werk gab.

A. W. FISCHER, GieBen.

Kleine Chirurgie. Von L. MOSZKOWICZ. 2., vollst, neubearb. erw. u. verb. Anti. 188 Textabb. 244 S. Wien: Wilhelm Maudrich 1937. Geb. RM. 1 5 . - .

Die ,,Kleine Chirurgie" yon MOSZKOWlCZ hat sich seit dem Er- scheiuen tier 1. Auflage vor 5 Jahren zahlreiche Freunde erworben. Die nunmehr ersehienene 2. Auflage bringt eine Erweiterung und v611ig neue Durcharbeitnng des ganzen Stoffes. Obgleich der Umfang des Bflchleins sich nut unwesentlich (5 ~ Seiten) vergr6Bert hat und die Abbildungen sich nur um etwa 25 vermehrt haben, ist der Inhalt auBerordentlich bereichert worden. W'enn die Grenzen der ,,Kleinen Chirurgie" h~ufig weiter gezogen werden als im all- gemeinen fiblich, so mindert dies die Geschlossenheit des kleinen \u keineswegs. Die Aufgabe, einen mit den Grundlagen der Chirnrgie vertrauten Arzt so zu beraten, dab er auch mit einfachen Behelfen die in der Praxis vorkommenden chirurgischen Erkran- kungen sachgem~iB behandeln kann, erffillt das kleine Buch in hervorragendem MaBe. Auch der Fachchirurg wird aus dem Buche Nutzen ziehen, denn die Darstellung des Stoffes ist nicht farblos, sondern fast immer mit einer ausgesprochen pers6nlichen Stellungnahme verknfipft. Die Einffigung neuer Kapitel (z. B. Blut- stillung, Blutersatz u. a.), die Mitteilung kritiseh bewerteter jfingster Erfahrungen an Behandlungsmethoden und Medikamenten (Evi- pan, Prontosil u .a . ) halten das Bueh auf dem neuesten Stand. Das Buch soIlte in der Hand jedes Allgemeinpraktikers und Chir- urgen sein. WACHSMUTH, Mfinchen.

Die Technik des ungepolsterten Gipsverbandes. Von F. SCHENK. Mit einem Geleitwort v. L. BOHLER. 2., vollst, neubearb, u. verb. Aufl. 27o Textabb. X, 227 S. Wien: Wilhelm Maudrich 1937. Geb. RM. 15.--.

Die Entwicklung der Zeit hat es mit sich gebraeht, dab heute der Arzt auch im entlegenen Dorfe Unf~lle zur Behandlung bekommt, die mitunter durch die besondere Art einer Fraktur oder Distorsion Schwierigkeiten bereiten. Uber die Art der Behandlung bestehen nach wie vor noeh groBe Meinungsversehiedenheiten, und der weniger erfahrene Arzt weiB oft nicht, nach weleher Methode er vorgehen soll. Sehr gute Richtlinien werden in dem Buche yon SCHENK fiber die Technik des nngepolsterten Gipsverbandes gegeben. Es wird ausffihrlich geschildert, wie man ungepolsterte Gipsverb~inde ohne Gefahr anlegen kann. Hierbei wird auf die vielen Fehlerquellen besonders hingewiesen. Das Buch ist mit sehr vielen anschaulichen Bildern ausgestattet, besonders eindrucksvoll sind die Abbildungen fehlerhafter Verb~inde auf Grund der Erfahrung, dab man aus den Fehlern am meisten lernt. Seit dem Erscheinen der I. Auflage vor 7 Jahren hat sich die reine Gipstechnik nicht mehr wesentlich ge~ndert. Sie muBte sich nut da anpassen, wo die Behandlung eines Knochenbruches selbst nach neueren Gesichtspunkten erfolgte, wie beim Fersenbein-, Schenkelhals- und Wirbelbruch. Zusammen- fassend kann gesagt werden, dab das Buch nicht nut ffir den Arzt des Krankenhauses, sondern such ffir den Augenpraktiker ein wertvoller Berater ist und deshalb nur empfohlen werden kann.

L:EHRNBECHER, Bruchsal.

Beitr~ge zur Entwieklung der Strukturen und Kreuzungen im Zentralnervensystem. Voa DOLLKEN. 51 Textabb. 68 S. Leip- zig: Georg Thieme 1937. RM. 5.8o.

Nerv6se symmetrische Einzelsysteme bedfirfen, um ihrer Funk- tion in beiden I~6rperhfdften gereeht zu werden, einer innigen Zu-