24
Wohlfühlen mit Insulin Insuline, Pens und Insulininjektion Leitfaden zur Schulung von Menschen mit Diabetes mellitus

Wohlfühlen mit Insulin Insuline, Pens und Insulininjektion · wechseleinstellung für einige Zeit, bei weiter nachlassender Insulinsekretion bzw. erhöhten Blutzuckerwerten nach

  • Upload
    lamnga

  • View
    215

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Wohlfühlen mit Insulin Insuline, Pens und Insulininjektion · wechseleinstellung für einige Zeit, bei weiter nachlassender Insulinsekretion bzw. erhöhten Blutzuckerwerten nach

Wohlfühlen mit Insulin

Insuline, Pens und InsulininjektionLeitfaden zur Schulung von Menschen mit Diabetes mellitus

Page 2: Wohlfühlen mit Insulin Insuline, Pens und Insulininjektion · wechseleinstellung für einige Zeit, bei weiter nachlassender Insulinsekretion bzw. erhöhten Blutzuckerwerten nach

Inhaltsverzeichnis

Injektion ................................................................. 14Vorbereitung der Insulininjektion und Injektionstechnik ................................................ 14Injektionsstellen ........................................................ 14Psychologische Aspekte ............................................ 15

Mögliche Fehlerquellen bei der Insulininjektion ................................................ 16

Rechtliche Aspekte ................................................ 17Delegation ärztlicher Tätigkeit .................................. 17Desinfektion der Hände und Haut ............................ 17Mehrfachverwendung von Einmalartikeln (z. B. Injektionsnadeln) .............................................. 17

Hypoglykämie (Unterzuckerung) ......................... 18Ursachen .................................................................. 18Symptome ................................................................ 18Behandlung .............................................................. 19

Tipps für die Patientenschulung bei der Ersteinstellung auf Insulin .............................. 20

Allgemeine Hinweise zur Patientenschulung bei Diabetes mellitus ............................................. 21

Weiterführende Informationen ............................ 22

Checkliste für die Patientenschulung zur Insulininjektion ................................................ 23

Zuckerstoffwechsel und Diabetes .......................... 3

Möglichkeiten der Insulintherapie ......................... 4Basisinsulintherapie in Kombination mit blutzuckersenkenden Tabletten (BOT) ......................... 4Konventionelle Therapie (CT) ...................................... 4Supplementäre Insulintherapie (SIT) ............................ 4

Insulintherapie bei Typ 2 Diabetes ......................... 5

Insuline ..................................................................... 6Kurz wirksames Insulin ............................................... 6Verzögerungsinsulin (Basisinsulin) ............................... 7Mischinsulin (Kombinationsinsulin) .............................. 8Farbcodierung der Insuline .......................................... 9Insulineinheiten ............................................................ 9Insulinkonzentrationen: U 40 und U 100 .................... 9

Lagerung von Insulin ............................................. 10Lagerung auf Vorrat ................................................. 10Lagerung von Insulin im Gebrauch ........................... 10Möglichkeiten der Lagerung von Insulin auf Reisen ................................................................. 10Weitere Hinweise zu Auslands- und Flugreisen ......... 10

Injektionsgeräte (Pens) .......................................... 11Unterschiede bei den einzelnen Pens ........................ 11Handhabung eines Pens ........................................... 12Fertigpens ................................................................. 12

Injektionsnadeln .................................................... 13Kompatibilität mit Pens ............................................. 13Nadelwechsel ........................................................... 13Nadellänge ............................................................... 13

Page 3: Wohlfühlen mit Insulin Insuline, Pens und Insulininjektion · wechseleinstellung für einige Zeit, bei weiter nachlassender Insulinsekretion bzw. erhöhten Blutzuckerwerten nach

3

Zuckerstoffwechsel und Diabetes

Bei Menschen mit Diabetes mellitus, im Volksmund auch Zucker krankheit genannt, liegt eine Stoff wech sel stö rung vor, die den Blutzuckerwert über die Norm hinaus anstei-gen lässt. Ursache ist ein Insulinmangel oder eine ab ge-schwächte Wirkung von Insulin, dem „Schlüsselhormon“ für die Zucker ver wer tung im Körper. Insulin ist ein Eiweiß, das in der Bauchspeichel drüse (Pankreas) gebildet wird und aus 51 Amino säuren besteht.

Bei gesunden Menschen gibt die Bauchspeicheldrüse je nach Tageszeit eine unterschiedliche Insulingrund menge („Basis“) ab. Bei körperlicher Anstrengung wird weniger Insulin ausgeschüttet, weil Bewegung die Aufnahme der Glucose, also des in der Nahrung enthaltenen Zuckers, in die Körperzellen verbessert. Zu den Mahl zeiten wird vom Körper zusätzliches Insulin bedarfsgerecht ins Blut abgegeben („Bolus“). Der Blutzucker beim Gesunden wird so in engen Grenzen gehalten. Er liegt nüchtern bei ca. 60 –100 mg/dl (3,3 – 5,6 mmol/l) und steigt nach dem Essen bis zu 120 mg/dl (6,7 mmol/l) an.

Fehlt die Insulinwirkung, kann der Zucker nicht mehr aus dem Blut in die Körperzellen transportiert und dort zur Energiegewinnung genutzt werden. Einer seits leiden die Betroffenen dadurch unter Müdigkeit und Ab ge spannt-heit. Andererseits reichert sich der Zucker im Blut an. Erst wenn der Blutzucker über ca. 180 mg/dl (10 mmol/l) ansteigt, wird der überschüssige Zucker über die Niere ausgeschwemmt – man verspürt verstärkten Harndrang. Der Wasserentzug ruft starken Durst hervor und kann zu vorübergehenden Seh störungen führen, da es neben einer Änderung des Zuckergehaltes zu Flüssigkeitsverschiebungen in den Augen kommt.

Ziel jeder Diabetestherapie sollte sein, sich an der Insulin-ausschüttung des Gesunden zu orientieren und diese so gut wie möglich nachzuahmen (= physiolo gische Therapie). Dies hilft, akute Beschwerden zu be seitigen, Wohlbefinden zu

7:00 13:00 19:00 23:00 7:00Uhrzeit

Insu

linsp

ieg

el

3:00

Insulinbedarf beim Gesunden

Schematische Darstellungen

erreichen und Folge schäden zu vermeiden. Daher sollten die Nüchternblutzucker werte eines Menschen mit Diabetes nach den Leitlinien der IDF (International Diabetes Federa-tion, 2008) nicht über 100 mg/dl (5,5 mmol/l) liegen und nach dem Essen nicht über 140 mg/dl (7,8 mmol/l) anstei-gen. Für die langfristige Diabetes überwachung wird im Labor der HbA1c-Wert be stimmt, der den Durch schnitt der Blutzuckerwerte der letzten 8 –12 Wochen abbildet. Der HbA1c-Wert sollte 6,5 % liegen.

Bei Typ 1 Diabetes liegt durch Zerstörung der Insulin pro-duzierenden Zellen ein absoluter Insulinmangel vor, der meist im Kindes- oder Jugendalter beginnt und nur durch Spritzen von Insulin behandelt werden kann. Im Gegensatz dazu kann die Bauchspeicheldrüse bei Typ 2 Diabetes noch Insulin ausschütten. Allerdings besteht sowohl eine mehr oder minder ausgeprägte Störung der Insulinproduktion als auch eine verminderte Wirkung des Insulins an den Zielzellen (Insulinresistenz). Damit kann der Insu lin be darf nur unzureichend gedeckt werden (rela-tiver In sulinmangel). Aus lösende Faktoren sind neben einer vererbten Veranla gung vor allem Übergewicht und zu wenig körperliche Bewegung. Die Therapie setzt daher zunächst auf gesunde Ernährung, vermehrte Bewegung und blut zuckersenkende Tabletten.

Im nächsten Schritt können so genannte Inkretinmimeti-ka (GLP-1-Agonisten) eingesetzt werden, die wie Insulin gespritzt werden. Sie wirken sich günstig auf das Körper-gewicht aus und weisen ein sehr geringes Risiko für Unter-zuckerungen auf. Außerdem haben sie günstige Effekte auf Blutdruck und Gewicht. Wenn diese Maßnahmen bei Typ 2 Diabetes zur guten Stoffwechseleinstellung nicht ausrei-chen, muss rechtzeitig mit einer Insulintherapie begonnen werden, um Folgeschäden möglichst zu vermeiden oder erst sehr spät entstehen zu lassen.

Page 4: Wohlfühlen mit Insulin Insuline, Pens und Insulininjektion · wechseleinstellung für einige Zeit, bei weiter nachlassender Insulinsekretion bzw. erhöhten Blutzuckerwerten nach

4

Möglichkeiten der Insulintherapie

Mit Insulin kann der Blutzucker noch stärker gesenkt werden als mit GLP-1-Agonisten, die einen einfachen und sicheren Einstieg in die Injektionstherapie ermöglichen. Allerdings müssen die Insulinzufuhr, die Aufnahme von Kohlenhydraten (BE) und körperliche Aktivitäten aufeinan-der abgestimmt werden, um Unterzuckerungen zu vermei-den.

Jede Form der Insulintherapie hat gewisse Vor- und Nach-teile. Es gilt je nach Bedarf und Lebensumständen zusam-men mit dem Patienten ein umsetzbares Konzept zu wäh-len, das langfristig eine Blutzuckereinstellung im Zielbereich (siehe S. 3) ermöglicht.

Aufgrund der erhaltenen Restinsulinsekretion kann bei Menschen mit Typ 2 Diabetes meist schrittweise mit der Insulintherapie begonnen werden, gegebenen falls in Kom-bination mit blutzuckersenkenden Tabletten (oralen Anti-diabetika, OAD).

Basisinsulintherapie in Kombination mit blutzucker senkenden Tabletten (BOT)Das Hinzufügen einer 1-mal täglichen Insulingabe zur bestehenden Therapie mit blutzuckersenkenden Tabletten ist eine einfache Möglichkeit zum Beginn der Insulinthera-pie bei Typ 2 Diabetes. Meist wird das Basisinsulin in fixer Dosierung zum Abendessen oder zur Nacht gespritzt. In der Einstellungsphase werden die Nüchternblutzuckerwerte regelmäßig kontrolliert, danach reichen meist gelegentliche Blutzuckermessungen und eine vierteljährliche HbA1c-Kon-trolle aus. Mit dieser Therapieform verbessert sich die Stoff-wechseleinstellung für einige Zeit, bei weiter nachlassender Insulinsekretion bzw. erhöhten Blutzuckerwerten nach dem Essen (postprandial) sollte die Therapie jedoch lang-fristig durch Mahlzeiteninsulin (siehe unten, SIT) ergänzt oder durch eine Mischinsulintherapie (CT) ersetzt werden.

Konventionelle Therapie (CT)Die konventionelle Insulintherapie ist relativ einfach durch-zuführen. Meist wird nur zweimal täglich ein Mischinsulin gespritzt, was allerdings gleichmäßige Essenszeiten sowie

eine ähnliche Zusammensetzung der Nahrung von Tag zu Tag voraussetzt, um Blut zucker schwankungen in Grenzen zu halten. Oft sind Zwischen mahl zeiten notwendig, um Unterzucke run gen zu vermeiden. Einige Menschen mit geregeltem Tages ablauf können mit dieser Therapie gute Blut zucker werte erreichen. Flexible Dosisanpassungen und Korrekturen sind mit Mischinsulin allein jedoch nicht möglich. Zur Therapie kontrolle reichen oft gelegent liche Blutzucker messungen sowie eine HbA1c-Kontrolle alle 3 Monate aus.

Supplementäre Insulintherapie (SIT)Bei der SIT wird gezielt kurz wirksames Insulin zum Essen gespritzt (Bolus). Damit wird nur das ersetzt, was die Restinsulinsekretion nicht mehr leisten kann. Bei nur gerin-gen Unterschieden in der täglich aufgenommenen Koh-lenhydratmenge ist in der Regel die Festlegung von fixen Insulindosen möglich. Es hat sich bewährt, nach der Einstel-lungsphase 1–2 Blut zucker tagesprofile pro Woche sowie eine HbA1c-Bestim mung alle 3 Monate durchzuführen. Für Patien ten mit einem flexiblen Tages ablauf (Sport, ausgelas-sene bzw. sehr kohlenhydratreiche Mahlzeiten etc.) besteht nach einer erweiterten Schulung die Mög lichkeit der Dosis anpassung und der Korrektur zu jeder Mahl zeit. Bei erhöhten morgendlichen Nüchternblutzucker werten sollte das Mahl zeiteninsulin durch ein Basisinsulin über Nacht ergänzt werden. Die supplementäre Insulintherapie eignet sich gut zur effektiven Intensivierung anderer Insulinthera-pieformen, wenn die Therapieziele im Verlauf nicht mehr erreicht werden.

Im Unterschied zur Behandlung des Typ 2 Diabetes muss bei Menschen mit Typ 1 der komplette Insulin bedarf ersetzt werden. Dies bedingt eine individualisierte Thera-pie mit sehr flexiblen Dosisanpassungs möglichkeiten sowie mehrmals täglichen Blutzucker messungen. Hier kommen meist intensivierte Basis-Bolus-Therapien wie die intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT) oder die Insulinpumpen therapie (CSII) zum Einsatz. Bei Patienten mit Typ 1 Diabetes empfiehlt sich die (Mit-)Betreuung durch einen versierten Diabetologen.

WICHTIG: Jede Therapieform setzt eine umfas-sende Schulung des Patienten und regelmäßige Blutzucker-Selbstkon trol len voraus.

Page 5: Wohlfühlen mit Insulin Insuline, Pens und Insulininjektion · wechseleinstellung für einige Zeit, bei weiter nachlassender Insulinsekretion bzw. erhöhten Blutzuckerwerten nach

5

7:00 13:00 19:00 23:00 7:00Uhrzeit

Insulinbedarf

Insu

linsp

ieg

el

3:00

Kurz wirksames InsulinLang wirksames Insulin

7:00 13:00 19:00 23:00 7:00Uhrzeit

Insulinbedarf

Insu

linsp

ieg

el

3:00

Kurz wirksames Insulin

Mischinsulin

7:00 13:00 19:00 23:00 7:00Uhrzeit

Insulinbedarf

Insu

linsp

ieg

el

3:00

Schematische Darstellungen

Supplementäre Insulintherapie (SIT)

im Verlauf weiter nachlassender

Restsekretion

Supplementäre

Insulintherapie (SIT)

Orales Antidiabetikum*

Lang wirksamesInsulin

Insulinbedarf

Insu

linsp

ieg

el

7:00 13:00 19:00 23:00 7:00Uhrzeit

3:00

Basisinsulintherapie in

Kombination mit blutzucker-

senkenden Tabletten

(* je nach Wirkstoff werden

Tabletten i. d. R. 1- bis 3-mal

täglich eingenommen)

Konventionelle Insulintherapie (CT)

Insulintherapie bei Typ 2 Diabetes

Page 6: Wohlfühlen mit Insulin Insuline, Pens und Insulininjektion · wechseleinstellung für einige Zeit, bei weiter nachlassender Insulinsekretion bzw. erhöhten Blutzuckerwerten nach

6

Insuline

7:00 13:00 19:00 23:00 7:00Uhrzeit

InsulinbedarfHumaninsulin

Insu

linsp

ieg

el

3:00 7:00 13:00 19:00 23:00 7:00Uhrzeit

InsulinbedarfSchnell und kurzwirksames modernesInsulin

Insu

linsp

ieg

el

3:00

Früher wurde Humaninsulin auch als Normal- oder Alt insulin bezeichnet. Dabei wird Humaninsulin un natür lich langsam in den Blutkreislauf aufgenommen, wenn es ins Fett gewebe gespritzt wird. Dies wird dadurch berücksichtigt, dass meist ein Spritz-Ess-Abstand (SEA) empfohlen wird. In Abhängigkeit von Blutzuckerhöhe und verschiedenen anderen Faktoren beträgt er meistens 15–30 Minuten. Hohe Insulindosen können eine verlängerte Wir kdauer bedingen, dies kann Zwischen mahl zeiten notwendig machen.

Schnell und kurz wirksames modernes InsulinModerne Insuline, so genannte Analoginsuline, sind den in der Natur vorkommen den Insulinen ähnlich, jedoch nicht identisch (analog = ähnlich). Die Abfolge der einzelnen Amino säuren ist dabei so verändert, dass moderne Insuline wesentlich schneller als Humaninsulin in die Blutbahn auf-genommen werden und höhere Insulin spiegel erreichen. Dadurch wird die Insulin aus schüttung des gesunden Men-schen besser imitiert als es mit Humaninsulin möglich ist.

Wirkbeginn: ca. 15 MinutenWirkmaximum: ca. 1 StundeWirkdauer: ca. 2– 5 Stunden

Daher kann ein schnell und kurz wirksames modernes Insu-lin direkt zur oder sogar nach der Mahlzeit injiziert werden (kein Spritz-Ess-Abstand nötig). Zwischen mahl zeiten sind oft nicht erforderlich, was die Gewichts kontrolle erleichtert. Werden Zwischenmahlzeiten ge wünscht, müssen diese gegebenenfalls extra abgedeckt werden.

Für die Therapie mit subkutan (ins Unterhautfettgewebe) gespritzten Insulinen stehen verschiedene Insulinarten zur Verfügung. Sie unterscheiden sich nach Wirkbeginn, Wirk-maximum und Wirkdauer; dementsprechend werden sie bei unterschiedlichen Therapiestrategien eingesetzt.

Die Insulinwirkung ist individuell verschieden und beispiels-weise auch abhängig von der Blutzuckeraus gangslage, der Menge des injizierten Insulins und der Injektionsstelle. Die im Folgenden angegebenen Zeiten (angelehnt an die Anga-ben der Insulinhersteller und die Leitlinien der Deutschen Diabetes-Gesellschaft [DDG]) für Wirkbeginn, Wirkmaxi-mum und Wirkdauer sind daher nur als Orientierungshilfe zu verstehen.

Kurz wirksames InsulinKurz wirksames Insulin wird als Bolusinsulin zu den Mahl-zeiten bzw. zur raschen Blutzuckerkorrektur gespritzt.

Kurz wirksames HumaninsulinHumaninsulin wird so genannt, weil es in seiner Struktur dem menschlichen Insulin entspricht, das beim Gesunden von der Bauchspeicheldrüse pro duziert wird.

Wirkbeginn: ca. 30 MinutenWirkmaximum: ca. 2 StundenWirkdauer: ca. 4 – 8 Stunden

Kurz wirksames Humaninsulin Schnell und kurz wirksames modernes Insulin

Schematische Darstellungen

Page 7: Wohlfühlen mit Insulin Insuline, Pens und Insulininjektion · wechseleinstellung für einige Zeit, bei weiter nachlassender Insulinsekretion bzw. erhöhten Blutzuckerwerten nach

7

7:00 13:00 19:00 23:00 7:00Uhrzeit

Insulinbedarf

Insu

linsp

ieg

el

3:00

NPH-Insulin Lang wirksamesmodernes Insulin

7:00 13:00 19:00 23:00 7:00Uhrzeit

Insulinbedarf

Insu

linsp

ieg

el

3:00

Verzögerungsinsulin (Basisinsulin)Verzögerungsinsulin wird zur Deckung des Insulingrund-bedarfs gespritzt.

NPH-InsulinHumaninsulin kann u. a. durch Bindung an Prota min verzö-gert werden. Das sogenannte NPH-Insulin (NPH = Neutrales Protamin Hagedorn) bewirkt im Unterhautfettgewebe eine langsame Freisetzung und damit eine längere Wirkdauer. NPH-Insulin kann mit kurz wirksamen Humaninsulin oder schnell und kurz wirksamem modernem Insulin unter Erhalt der charakteristischen Wirkeigenschaften beider Insuline gemischt werden.

Wirkbeginn: ca. 1– 2 StundenWirkmaximum: ca. 4 – 6 StundenWirkdauer: ca. 8 –12 Stunden

Da sich die Verzögerungsstoffe leicht absetzen, muss NPH-Insulin vor der Injektion mindestens 20-mal langsam geschwenkt (nicht geschüttelt!) werden, bis die Lösung gleichmäßig trüb aussieht.

Lang wirksames modernes InsulinModernes Verzögerungsinsulin ist gegenüber Human- insulin so verändert, dass es länger als NPH-Insulin wirkt.

Aufgrund der längeren Wirkdauer ist bei Typ 2 Diabetes oft eine 1-mal tägliche Gabe ausreichend. Das gegenüber NPH-Insulin geringer ausgeprägte Wirk maximum verringert die Gefahr (nächtlicher) Unterzuckerungen.

Wirkbeginn: ca. 3– 4 StundenWirkmaximum: ca. 8 – 14 StundenWirkdauer: ca. 20 –30 Stunden

Im Gegensatz zu NPH-Insulin sind lang wirksame moderne Insuline klare Lösungen. Sie müssen vor der Injektion nicht geschwenkt werden.

NPH-Insulin Lang wirksames modernes Insulin

Schematische Darstellungen

Page 8: Wohlfühlen mit Insulin Insuline, Pens und Insulininjektion · wechseleinstellung für einige Zeit, bei weiter nachlassender Insulinsekretion bzw. erhöhten Blutzuckerwerten nach

8

Mischinsulin (Kombinationsinsulin)Kombinationsinsuline bestehen aus einer Mischung von kurz wirksamem Insulin und Verzögerungsinsulin und wer-den im Rahmen der konventionellen Insulin therapie (CT) eingesetzt. Die Eigenschaften dieser festen Mischungen ergeben sich aus den einzelnen Insulinkomponenten. Der Anteil an kurz wirksamem Insulin liegt je nach Präparat zwischen 25 – 50 %. In der Regel wird dieser Wert durch die Zahl bzw. die erste Zahl (z. B. bei 30/70) im deutschen Handels namen des Mischinsulins bezeichnet.

Humanes Kombinationsinsulin (NPH-Mischinsulin)Gebräuchlich ist die Mischung aus 30 % kurz wirk samem Humaninsulin und 70 % NPH-Insulin.

Wirkbeginn: ca. 30 MinutenWirkmaxima: ca. 2 sowie 4 – 6 StundenWirkdauer: ca. 8 –12 Stunden

Humanes Mischinsulin muss vor der Injektion mindes tens 20-mal langsam geschwenkt werden (nicht schütteln!) bis die Lösung gleichmäßig trüb aussieht.

Nach dem Spritzen wird meist ein Abstand von mindestens ca. 15–30 Minuten zum Essen empfohlen. In Situationen, in denen der Zeitpunkt der Mahlzeit nicht genau abgeschätzt werden kann (z. B. Restaurant besuch), kann es jedoch im Einzelfall sinnvoll sein, auf den Spritz-Ess-Abstand zu ver-zichten, um eine Unterzuckerung zu vermeiden. Besonders bei hohen Insulindosen sind durch die verlängerte Wirkung oft Zwischenmahlzeiten nötig, vor allem vor dem Mittag-essen und spät abends.

Modernes Kombinationsinsulin (Mischinsulinanalogon)Bei den modernen Kombinationsinsulinen handelt es sich um Mischungen aus einem schnell und kurz wirksamen Insulinanteil und einem speziellen protaminverzögerten Insulinanteil.

Wirkbeginn: ca. 15 MinutenWirkmaxima: ca. 1 sowie 4 – 6 StundenWirkdauer: ca. 8 –12 Stunden

Auch modernes Kombinationsinsulin muss vor der Injekti-on mindestens 20-mal geschwenkt werden bis die Lösung gleichmäßig trüb ist. Der Spritz-Ess-Abstand kann in der Regel entfallen, auch eine Injektion nach der Mahlzeit ist möglich. Vormittags ist meist keine Zwischenmahlzeit erfor-derlich.

Humanes Mischinsulin

7:00 13:00 19:00 23:00 7:00Uhrzeit

Insulinbedarf

Insu

linsp

ieg

el

3:00

Modernes Mischinsulin

7:00 13:00 19:00 23:00 7:00Uhrzeit

Insulinbedarf

Insu

linsp

ieg

el

3:00

Humanes Mischinsulin Modernes Mischinsulin

Schematische Darstellungen

Page 9: Wohlfühlen mit Insulin Insuline, Pens und Insulininjektion · wechseleinstellung für einige Zeit, bei weiter nachlassender Insulinsekretion bzw. erhöhten Blutzuckerwerten nach

9

Kurz wirksames gelb

Humaninsulin

Schnell und kurz orangewirksames modernes (Novo Nordisk)Insulin burgund (Lilly, Berlin-Chemie) blau (Sanofi-Aventis)

NPH-Insulin grün

Lang wirksames türkismodernes Insulin (Novo Nordisk) hell-violett

(Sanofi-Aventis)

Humanes braun

Mischinsulin 30/70

Humanes grau

Mischinsulin 50/50

Modernes dunkelblau

Mischinsulin 30/70 (Novo Nordisk)

(25/75, 50/50): gelb (Lilly)

rot (Lilly)

Insulinampulle („Patrone”) und Durchstechflasche

Injektionsspritzen

rot: U 40

orange: U 100

Farbcodierung

Farbcodierung der InsulineUm die unterschiedlichen Insulinarten leichter zu erkennen und die Verwechslungsgefahr zu minimieren, haben die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Insulinher-steller den Insulinen bestimmte Farben zugeordnet. Bitte beachten Sie, dass es durchaus je nach Hersteller auch unterschiedliche Farbcodierungen einer Wirkgruppe geben kann.

InsulineinheitenInsulin wird nach Einheiten dosiert. Dabei spricht man bei Humaninsulin von Internationalen Einheiten (I. E.) und bei modernen Insulinen von Einheiten (E). Die Wirkstärke (blut-zuckersenkende Wirkung) ist jeweils gleich.

Insulinkonzentrationen: U 40 und U 100 (40 bzw. 100 Einheiten pro Milliliter)Insulin ist in Deutschland noch in Konzentrationen zu 40 und 100 Einheiten pro ml erhältlich. Durchstechflaschen mit modernen Insulinen und Insulinampullen enthalten U 100-Insulin (1 ml Insulin = 100 Insulin-Ein heiten). Damit ist U 100-Insulin 2,5-mal konzen trierter als U 40-Insulin. Falls die Injektion mit einer Spritze durchgeführt wird, muss daher unbedingt die zur Konzen tration passende Spritze verwendet werden, da es sonst zu gefährlichen Fehldosie-rungen kommen kann. U 40-Spritzen haben meistens eine rote Kappe, U 100-Spritzen eine orange Kappe.

Insulinampullen (meist 3 ml) sind länglich und schmal, Insulindurchstechflaschen (10 ml) sind kleiner und breiter. Die Konzentration ist jeweils aufgedruckt.

Page 10: Wohlfühlen mit Insulin Insuline, Pens und Insulininjektion · wechseleinstellung für einige Zeit, bei weiter nachlassender Insulinsekretion bzw. erhöhten Blutzuckerwerten nach

10

Lagerung von Insulin

Möglichkeiten der Lagerung von Insulin auf ReisenAuch auf Reisen sollte das Insulin kühl und gegen Licht und Stoß geschützt aufbewahrt werden. Dafür gibt es folgende Empfehlungen:

Bei Hitze: Kühltasche (das Insulin darf nicht mit Kühlak-kus oder Eiswürfeln in Berührung kommen), in Styropor, zwischen Kleidungsstücken oder in der Thermoskanne

Bei Kälte: In der Jackeninnen- oder Hemdtasche bzw. unter dem Pullover

Bei Flugreisen: Zur Sicherheit die Insulinvorräte auf-teilen, z. B. in das Handgepäck des Patienten und des Reise partners.

Bei einer Reise sollte immer eine Sicherheitsreserve an Insulin, Injektionsnadeln, Teststreifen, Trauben zucker usw. mitgenommen werden.

Weitere Hinweise zu Auslands- und FlugreisenErhöhte Sicherheitsmaßnahmen im Flugverkehr betreffen auch Menschen mit Diabetes. Für Flüge wird ein ärztliches Attest empfohlen, um den medizinischen Bedarf (Spritzen, Pumpen usw.) mit an Bord nehmen zu können. Für Flüge innerhalb der USA sind Originalverpackungen für den Therapiebedarf vorgeschrieben.

Um Probleme bei der Zollkontrolle wegen der Einfuhr von Injektionszubehör und Lebensmitteln zu vermeiden, sollte der Arzt eine Liste der benötigten Therapie utensilien unter-schreiben. Hilfreich ist auch eine mehrsprachige ärztliche Bescheinigung, die z. B. beim Deutschen Diabetiker Bund erhältlich ist.

Darüber hinaus empfiehlt sich, immer einen mehrsprachi-gen „Diabetiker-Notfallausweis“ (ebenfalls erhältlich z. B. über den Deutschen Diabetiker Bund) mitzuführen. Für Langzeitaufenthalte im Ausland sollte man zusätzlich den „Gesundheitspass Diabetes” mitnehmen und sich bereits vor Abreise beim Insulin hersteller nach der Verfügbarkeit der benötigten Pro dukte im jeweiligen Land erkundigen.

Insulin ist ein Eiweißstoff und daher nur begrenzt haltbar. Folgende Anforderungen sind an die Lage rung gestellt:

Lagerung auf VorratDas Verwendbarkeitsdatum auf den Durchstechflaschen oder Insulinampullen bezieht sich auf die vorschriftsmäßige Lagerung von + 2 bis + 8° Celsius. Insulin darf auf keinen Fall kälter als + 2° Celsius aufbewahrt wer den, da ein even-tuelles Einfrieren zum Wirkungs ver lust führt. Die Insulin-vorräte (Durchstechflaschen, Insulinampullen, Einwegpens) sollten im Kühlschrank z. B. im Butterfach (= Innenfach) gelagert werden, nicht jedoch an der Rückwand oder in der Nähe des Tiefkühlelements.

Lagerung von Insulin im GebrauchIn Gebrauch befindliches Insulin kann bei Zimmertem pera-tur (bis 25° C, manche Insuline bis 30° C) über einen Zeit-raum von 4 (teilweise bis zu 6) Wochen aufbewahrt wer-den. Höhere Temperaturen, direktes Sonnenlicht, direkte Heizungswirkung und Frost müssen bei der Lagerung ver-mieden werden. Wenn sich das Insulin verfärbt, der Inhalt Schlieren zeigt, ausflockt oder gefroren ist, darf es nicht mehr verwendet werden. Ein in Gebrauch befindlicher Insulinpen sollte nicht im Kühlschrank aufbewahrt werden. Er kann am Körper getragen oder bei Raumtem peratur auf bewahrt werden. Zu kaltes Insulin direkt aus dem Kühl-schrank kann bei der Injektion schmerzhaft sein.

Page 11: Wohlfühlen mit Insulin Insuline, Pens und Insulininjektion · wechseleinstellung für einige Zeit, bei weiter nachlassender Insulinsekretion bzw. erhöhten Blutzuckerwerten nach

11

Injektionsgeräte (Pens)

Ein Insulinpen ist die Weiterentwicklung von Insulinspritzen. Die meisten Insulinpens haben eine gewisse Ähnlichkeit zu Kugelschreibern oder Füllfederhaltern (engl. = pen) bezüglich Größe und Form. Vielen Menschen mit Diabetes fällt das Spritzen mit dem Pen leichter. Der große Vorteil besteht darin, dass keine Spritze aufgezogen und vorbe-reitet werden muss. Je nach der zu spritzenden täglichen Insulindosis ist eine Insulinampulle oder ein Fertigpen nach durchschnittlich 7–10 Tagen verbraucht.

Die Handhabung eines Pens ist sehr einfach. Das Spritzen des Insulins erfolgt schnell und unauffällig, so dass es in der Öffentlichkeit kaum bemerkt wird – was für viele sicherlich einen nicht zu unterschätzenden Vorteil darstellt. Untersu-chungen haben ergeben, dass insbesondere das Aufziehen von Insulin bzw. Herstellen von Insulinmischungen mit einer hohen Fehlerrate behaftet ist. Diese Gefahr ist bei Benut-zung eines Pens ganz erheblich gemindert. Letztendlich führt die Option einen Pen zu benutzen bei vielen Patien-ten zu einer größeren Bereit schaft, eine Insulin therapie zur besseren Einstellung des Blutzuckers durchzuführen.

Bei der Behandlung mit zwei verschiedenen Insulinen soll-ten zwei Injektionsgeräte verwendet werden, je eines für jede Insulinart.

Unterschiede bei den einzelnen PensNeben Farbe und Form unterscheiden sich Insulinpens auch in zahlreichen Details, z. B.:

Anzahl der maximal pro Insulininjektion einstellbaren Insulineinheiten

Schrittweite beim Einstellen und bei der Abgabeder Insulindosis (0,5 oder 1 oder 2 Einheiten)

Anzeige der Dosisvorwahl: Zahlenskala am Gehäuse Es gibt Injektionshilfen, die für Menschen mit

Sehschwäche, Arthrose u. ä. besonders geeignet sind Einige Insulinpens sind wiederverwendbar, d. h. dass

die Insulinampulle ausgetauscht werden kann (jeder Pen hat seine eigene passende Insulinampulle, nur diese sollte auch benutzt werden)

Unterschiedliche Handhabung beim Wechsel der Insulinampulle (nur bei wiederverwendbaren Pens)

Bei Fertigpens entfällt der Patronenwechsel

Die Vielzahl der Injektionshilfen ermöglicht es, den Pen entsprechend den individuellen Bedürfnissen und Wün-schen auszuwählen und so die Akzeptanz und Mitarbeit der Patien ten zu fördern.

Page 12: Wohlfühlen mit Insulin Insuline, Pens und Insulininjektion · wechseleinstellung für einige Zeit, bei weiter nachlassender Insulinsekretion bzw. erhöhten Blutzuckerwerten nach

12

Nach der Insulininjektion mit dem Pen sollte man lang-sam bis 10 zählen (mindestens aber 6 Sekun den war-ten), um dem Pen damit genügend Zeit zu geben, die komplette Insulinmenge in das Unterhautfett gewebe abzugeben und eine gewisse Verteilung des Insulins im Injektionsgebiet zu ermöglichen. Insulin könnte bei sofortigem Herausziehen der Injektionsnadel aus der Injek tions stelle austreten und somit eine unzureichende Wirkung haben.

Es sollten nur die vom Hersteller angegebenen Insulin-ampullen für den jeweiligen Pen verwendet werden. Nur dann ist eine zuverlässige Insulindosierung gesichert.

FertigpensBei Fertigpens ist die Insulinampulle bereits fest eingebaut, d. h. das Einsetzen und Wechseln der Insulinpatrone ent-fällt. Wenn das Insulin aufgebraucht ist, wird der Fertigpen entsorgt und ein neuer verwendet. Für die Handhabung bei der Injek tion gelten die gleichen Grundregeln wie für wie-derverwendbare Mehrwegpens.

Handhabung eines PensAufgrund der Unterschiede der einzelnen Pens ist für deren Handhabung eine Schulung und das Lesen der Gebrauchs-anweisung nötig.

Einige Grundregeln lassen sich jedoch für alle Pens festlegen:

Bevor man mit dem Pen Insulin injiziert, sollte man immer 1–2 Probeeinheiten abgeben, um zu überprüfen, ob der Pen funktionsfähig ist.

Eine Insulinampulle, die in den Pen eingelegt wird, sollte Zimmertemperatur haben. Kalte Insulinampullen sollten nicht verwendet werden, weil es sonst schneller zur Bil-dung von Luftblasen in der Patrone kommt.

Wird NPH-Insulin oder Mischinsulin verwendet, muss der Pen vor Abgabe der Probeeinheiten mindes tens 20-mal hin- und hergeschwenkt werden, um das Insulin mit den Verzögerungsstoffen gut zu mischen. Nach dem Schwen-ken sollte sofort injiziert werden.

Mehrwegpen (z. B. NovoPen® 4) Fertigpen (z. B. FlexPen®)

Aufbau eines Fertigpens (FlexPen®)

Verschlusskappe DosisanzeigeInsulinbehälter mit Restmengenskala

Dosierknopf

Auslöseknopf

Injektionsgeräte (Pens)

Page 13: Wohlfühlen mit Insulin Insuline, Pens und Insulininjektion · wechseleinstellung für einige Zeit, bei weiter nachlassender Insulinsekretion bzw. erhöhten Blutzuckerwerten nach

13

Injektionsnadeln

Die Nadeln zur Insulininjektion sind heutzutage sehr kurz und dünn, so dass die Injektion in das mit nur wenigen Nervenenden besetzte Unterhautfettgewebe fast schmerz-frei ist. Im Allgemeinen wird die Insulin injektion als wesent-lich sanfter als das Stechen in die Fingerkuppen zur Blut-zuckermessung empfunden.

Kompatibilität mit PensZu den verschiedenen Insulinpens gehören entsprechende Injektionsnadeln. Es sollten nur mit den jeweiligen Pen kompatible Injektionsnadeln verwendet werden. Nur dann wird für die zuverlässige Funktion garantiert.

NadelwechselInjektionsnadeln sind Einmalartikel und sollten daher auch im häuslichen Bereich nicht mehrfach verwendet werden. Der Hauptgrund ist eine möglichst schmerzarme Injektion. Drei Aspekte haben Einfluss auf den Schmerz:

Der Anschliff bzw. die Schärfe der Nadelspitze Die Oberflächenbeschichtung, die ein gutes

Hineinrutschen in die Haut ermöglicht Die Dicke der Nadel

Bei der Herstellung von Injektionsnadeln ist dies be rück sich-tigt worden. Die Nadeln sind sehr dünn (0,23 – 0,36 mm Durchmesser), sie haben einen sehr scharfen An schliff und sind mit einem Gleitfilm beschichtet, um einen sanften Einstich zu gewähr leisten. Mikros ko pi sche Untersuchungen belegen, dass bereits nach einmaligem Gebrauch Schädi-gungen an der Nadelspitze vorliegen, welche zu kleinsten Verletzungen der Haut führen können. Diese Mikro traumen können auch eine Ursache für Fettgewebs veränderungen (Lipodystrophien) sein.

Mehrfach verwendete Nadeln sind oft auch Ursache für Ungenauigkeiten in der Insulindosierung. Insulin kristallisiert nach einiger Zeit aus und kann zur Ver stop fung der feinen Injektionsnadeln führen, wenn diese länge re Zeit auf dem Pen aufgeschraubt sind. Deshalb sollte die Nadel auch erst direkt vor der Injektion auf geschraubt werden, denn schon beim Durch ste chen der Ampullenmembran kann etwas Insulin in die Injektionsnadel gelangen. Nach der Injektion sollte die Nadel gleich wieder abgeschraubt werden, da sonst kleinste Insulinmengen aus- und Luft im Gegenzug eintreten kann. Auch dies führt möglicherweise zu einer Unterdosierung. Die ge brauchten Injektionsnadeln sollten in einem bruchsicheren, wieder verschließbaren Gefäß im Hausmüll entsorgt werden.

Für die Insulininjektion von Fremdpersonen (z. B. im Krankenhaus oder Pflege-dienst) gibt es auch eine spe-zielle Nadel, die nach dem Gebrauch so geschützt wird, dass das Risiko von Nadel-

stichverletzungen minimiert wird. Diese Nadeln geben nicht nur mehr Sicherheit, sie haben auch den Vorteil, dass Pati-enten mit Angst vor der Injektion die Nadel nicht sehen müssen.

WICHTIG: Injektionsnadeln immer nur 1-mal verwenden!

NadellängeDie Oberhaut eines Erwachsenen ist 1– 2 mm, die darunter liegende Lederhaut 2– 4 mm dick. Es gibt Injektionsnadeln in einer Länge von 5 –12,7 mm, so dass alle diese Nadeln das darunter liegende subkutane Fett ge we be erreichen können. Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass als Stan dard länge für Erwachse ne eine Nadellänge von 6 – 8 mm ausreichend ist. Bei Kindern sollten 6 mm oder kürzere Nadeln verwendet werden.

Neue Injektionsnadel

Mehrfach gebrauchte

Injektionsnadel

Elektronenmikroskopische Aufnahmen von Dr. K. Strauß, BD Medical

Page 14: Wohlfühlen mit Insulin Insuline, Pens und Insulininjektion · wechseleinstellung für einige Zeit, bei weiter nachlassender Insulinsekretion bzw. erhöhten Blutzuckerwerten nach

14

Injektion

Vorbereitung der Insulininjektion und InjektionstechnikMischinsuline und NPH-Insuline sind Suspensionen und müssen vor der Injektion unbedingt ge schwenkt werden. Das Mischen des Insulins wird in der Praxis sehr unter-

schied lich gehandhabt. Richtig ist, die Insulinampulle mindes-tens 20-mal langsam mit großen Arm bewe gungen zu schwen-ken. Jetzt erst ist gewährleistet, dass das Insulin ausreichend ge mischt wurde und richtig wirkt. Das Insulin darf nicht geschüttelt werden, da dies die Eiweißstruktur zerstören würde.

Zu einer guten Vorbereitung der Insulininjektion gehört die Beherrschung einer korrekten Injektions technik. In jedem Fall muss ins Unterhautfettgewebe (Subkutangewebe, s. c.) injiziert werden. Deshalb wird den Patienten geraten, sanft – mit Daumen, Zeige finger und Mittelfinger – eine Hautfalte zu bilden. So werden die Ober- und Lederhaut mit dem Unter hautfettgewebe ohne Beteiligung der dar-unter liegenden Muskulatur abgehoben. Die Injektion selbst wird in einem Winkel von 90° vorgenommen. Damit sich das Insulin vollständig verteilen kann, muss die Injek-tionsnadel nach der Injektion mindestens für 6 Sekunden unverändert im Fettgewebe belassen werden. Anschließend wird die Hautfalte gelöst und die Injektionsnadel gerade herausgezogen.

InjektionsstellenBauch, Oberschenkel und Gesäß sind die Injektionsstellen, die von den Patienten zur Selbstinjektion ge wählt werden können. Die Entscheidung, in welche Körperregion injiziert wird, hat Auswirkungen auf die Aufnahmegeschwin digkeit und damit den Stoffwechsel.

Je stärker die Durchblutung an der Spritzstelle ist, desto schneller wird das Insulin vom Subkutangewebe in den Blutkreislauf transportiert. Die gewünschte rasche Auf-nahme des Mahlzeiteninsulins wird so z. B. durch Injektion in den Bauch erreicht, das Basisinsulin sollte dagegen zur Unterstützung des Verzögerungs effektes in den Ober-schenkel oder das Gesäß injiziert werden. Mischinsulin kann je nach gewünschtem Effekt in den Bauch oder in den Oberschenkel/Gesäß gespritzt werden. Wärme (z. B. durch Bewegung, Sauna) beschleunigt die Insulinaufnahme (Resorption).

Injektion in den Bauch Diese Stelle wird von vielen Menschen bevorzugt. Da das subkutane Fettgewebe bei den meisten Men schen hier stark ausgebildet ist, ist es in der Regel gut möglich, eine Hautfalte zu bilden. 2 Zentimeter rund um den Bauchnabel sollte man nicht spritzen.

Hautfalte bilden und senkrecht zur Hautoberfläche einstechen

Haut

Unterhaut-Fettgewebe

Muskulatur

Page 15: Wohlfühlen mit Insulin Insuline, Pens und Insulininjektion · wechseleinstellung für einige Zeit, bei weiter nachlassender Insulinsekretion bzw. erhöhten Blutzuckerwerten nach

15

Keine Injektion durch Kleidungsstücke, denn es kann zu Blutungen oder zu unbemerktem

Insulinrückfluss kommen die Injektionsnadel kann verbiegen oder aus dem

Stichkanal herausrutschen die Injektionsnadel kann beschädigt werden die Injektionsnadel ist nicht mehr steril Kleidungsbestandteile und Gewebereste können

ins subkutane Gewebe gelangen die Bildung einer Hautfalte ist mit Bekleidung

kaum möglich

Psychologische AspekteDas Injizieren des Insulins ist für die Patienten fast immer eine Angelegenheit, die zunächst mit Angst und nega ti ven Gefühlen besetzt ist. Es ist eine sehr persönliche Situa-tion, da man teilweise entkleidet, nervös und unsicher ist. Hierbei sollte die beratende Person jede Frage und jedes Problem der Patienten ernst nehmen und gemeinsam mit ihnen nach Lösungs möglich keiten suchen. Die erste Injek tion sollte immer in einem nicht einsehbaren Raum erfolgen. So können die Patienten ihre ersten eigenen Erfahrungen mit Insulin in ruhiger Atmosphäre machen und selbst entdecken, dass Dank der heutzutage verwendeten Nadeln die Injektion bei weitem nicht so schmerz haft wie oft befürchtet ist.

Injektion in den Oberschenkel Die Insulininjektion sollte in die Ober- und Außenseite des Oberschenkels durchgeführt werden. Da das Un ter haut-fettgewebe hier in der Regel nur relativ dünn ist, muss in jedem Fall eine Hautfalte gebildet werden, um nicht in den Muskel zu gelangen. Dies wird erleichtert, wenn die Pati-enten auf der Stuhl kante sitzen und das Bein locker aus-strecken, um die Mus ku latur zu entspannen.

Injektion ins Gesäß Selbst bei schlanken Menschen und Kindern ist das Unter-hautfettgewebe am seitlichen Gesäß recht großzügig vor-handen. Eine versehentliche intramuskuläre Injektion ist kaum möglich.

Wichtig: keine Insulininjektion in den Oberarm!Ohne fremde Hilfe ist es kaum möglich, mit Bildung einer Hautfalte subkutan in den Oberarm zu injizie ren. Hier ist das Unterhaut fett gewebe besonders dünn.

Wechsel der Einstichstellen Ein Wechsel der Einstichstellen im Bereich des Spritz areals ist immer notwendig, um Verhärtungen und Verdickungen zu vermeiden. Diese Fettgewebs ver änderungen (Lipodystro-phien) an den Einstichstellen sehen nicht nur unschön aus, sondern beeinträchtigen auch die Aufnahme des Insulins in die Blutbahn und können so Ursache einer Stoffwechsel-verschlechterung sein.

Die Einstichstellen sollten ca. 3 – 4 cm bzw. 2 Finger breit auseinander liegen. In Narben gewebe (von Opera tio-nen), Schwanger schafts streifen, blaue Flecke und ande-re Verände run gen sollte nicht injiziert werden, da die gewünschte Insulinaufnahme hier nicht gewährleistet ist.

Schnellere Insulinaufnahme

Langsamere Insulinaufnahme

Der Pfeil zeigt auf eine

Fettgewebsveränderung

(Lipodystrophie) am

Oberschenkel.

Page 16: Wohlfühlen mit Insulin Insuline, Pens und Insulininjektion · wechseleinstellung für einige Zeit, bei weiter nachlassender Insulinsekretion bzw. erhöhten Blutzuckerwerten nach

16

Mögliche Ursache

Die Injektionsnadel ist verstopft

Die Injektionsnadel hat die Gummimembran aufder Insulinampulle nicht durchstochen

Die Dosis ist noch nicht eingestellt

Der Auslöseknopf ist noch nicht eingedrückt

Es befindet sich eine große Luftblase in derInsulinampulle

Die Insulinampulle ist leer

Die Insulinampulle hat einen kleinen Riss, das Insulin tritt seitlich aus

Der Auslöseknopf lässt sich nach Dosiseinstellung her-unterdrücken, ohne dass Insulin aus der Nadel fließt

Nur bei Mehrwegpens:

Es wurde keine Insulinampulle eingesetzt

Der Pen ist nach dem Wechsel der Insulinampulle noch nicht spritzbereit, da der Kolben noch nicht am Gummistopfen anstößt

Maßnahme

Injektionsnadel wechseln

Überprüfung, ob die Injektionsnadel richtig sitzt.Verwendung einer neuen Injektionsnadel

Dosis einstellen

Auslöseknopf drücken

Weitestgehendes Entfernen der Luftblase, indem der Pen senkrecht nach oben gehalten und die Luftblase vorsichtig in Richtung Injektionsnadel „geklopft“ wird. Danach Einheiten einstellen und abgeben, bis Insulin aus der Injek tionsnadel austritt.

Insulinampulle wechseln bzw. neuen Fertigpen benutzen

Insulinampulle wechseln bzw. neuen Fertigpen benutzen

Solange 1–2 Probeeinheiten abgeben, bis Insulin aus der Nadel austritt

Insulinampulle einsetzen

Solange Einheiten einstellen und abgeben, bis Insulin aus der Injektionsnadel tropft

Problem: Es tritt kein Insulin aus der Injektionsnadel aus.

Mögliche Fehlerquellen bei der Insulininjektion

Page 17: Wohlfühlen mit Insulin Insuline, Pens und Insulininjektion · wechseleinstellung für einige Zeit, bei weiter nachlassender Insulinsekretion bzw. erhöhten Blutzuckerwerten nach

17

Rechtliche Aspekte

Delegation ärztlicher Tätigkeit Aus dem Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient folgt zunächst, dass eine Injektion vom Einverständnis des Patienten abhängt. Eine Injektion ohne Einwilligung des Patienten stellt nach Strafgesetzbuch eine Körperverletzung dar.

Die Delegation einer Injektion führt zu einer Übertragung von Tätig keiten vom zuständigen Arzt auf Dritte (z. B. auf eine Krankenschwester oder Diabetesberaterin) und bedarf stets einer entsprechenden Weisung, die in jedem Fall dokumentiert werden sollte.

Desinfektion der Hände und HautDas Keimspek trum zu Hause ist in der Regel weniger gefährlich als die Mikro organis men, die man im Kranken-haus vorfindet. Eine Desinfektion der Haut an der Injek-tions stelle ist zu Hause daher nicht mehr erforderlich. Dem Insulin sind Des infektions- und Konservierungsstoffe wie Cresol und Phenol beige geben, die sehr wirksam gegen verschiedenste Keime sind.

Wichtig ist allerdings, dass Sie dem Patienten vermitteln, sich ausreichend lang und intensiv die Hände zu waschen, entsprechend der Vorgabe einer Blut zucker bestimmung. Zuhause ist eine Händedesinfek tion mit entsprechenden Desinfektionsmitteln ebenfalls nicht notwendig.

Eine andere Situation besteht jedoch im Kranken haus bzw. Pflegeheim u. ä. Einrichtungen und/oder bei der Injektion durch Dritte (Krankenhauspersonal, ambulanter Pflege-dienst usw.). Sowohl aus mikrobiologisch-hygienischen als auch aus juristischen Gründen ist hier die Hautdesinfektion vor einer Insulininjektion angeraten.

Mehrfachverwendung von Einmal artikeln (z. B. Injektionsnadeln)Die Hersteller von Einmalartikeln garantieren nur bei einer einmaligen Verwendung für Sterilität und Funktion.

Rechtlich gibt es keine Eingrenzung, dass eine Privat person diese Einmalgegenstände mehrfach benutzt. Allerdings sollte auf das Risiko einer Verschmutzung, Beschädigung oder fehlerhaften Applikation hingewiesen werden. Ebenso können bei Mehrfachnutzung keine Ansprüche gegenüber dem Hersteller geltend gemacht werden.

Im stationären Bereich bzw. bei der Injektion durch Dritte wird ein Wechsel der Nadel nach jeder Injektion sowohl aus mikrobiologisch-hygienischen als auch aus juristischen Gründen empfohlen.

Page 18: Wohlfühlen mit Insulin Insuline, Pens und Insulininjektion · wechseleinstellung für einige Zeit, bei weiter nachlassender Insulinsekretion bzw. erhöhten Blutzuckerwerten nach

18

Der Blut zucker eines Menschen ohne Diabetes schwankt im Tages ver lauf zwischen ca. 60 –120 mg/dl (3,3 – 6,7 mmol/l). Dies geschieht aufgrund einer ständigen vermehrten oder verminderten Abgabe von Hormonen wie Insulin und Glukagon (beide werden in der Bauchspeicheldrüse (Pan-kreas) gebildet). Blutzuckersenkende Tabletten oder injizier-tes Insulin dagegen wirken so lange, wie das Wirk profil es bestimmt. Wenn es dann zu einem Ungleich gewicht zwi schen körperlicher Bewegung, verwert baren Kohlen-hydraten und Tabletten/Insulin kommt, schwan ken die Blutzuckerwerte stärker – es kann zur Über- oder Unter-zuckerung kommen. Eine Hypo gly kämie bezeichnet den Abfall des Blutzuckers unter 50 mg/dl (2,8 mmol/l) und/oder das Auftreten von Unterzuckerungssymptomen.

UrsachenEs wirkt mehr Insulin als der Körper zu diesem Zeitpunkt benötigt, weil

zu viel Insulin gespritzt wurde oder zu viele blut-zuckersenkende Tabletten eingenommen wurden.

zu wenig oder zu spät Kohlenhydrate gegessen wurden. mehr körperliche Bewegung (Arbeit, Sport, Einkaufen

usw.) als gewöhnlich/geplant durchgeführt wurde. eine größere Menge Alkohol getrunken wurde.

SymptomeAnzeichen einer Unterzuckerung sind individuell unter-schiedlich und können u. a. sein:

Heißhunger Zittern Schweißausbrüche Blasse Gesichtsfarbe Kribbeln in den Lippen Herzrasen Unruhe Konzentrationsmangel Kopfschmerzen

Einige dieser Symptome werden durch Stresshormone ver ursacht. Der Betroffene ist meistens in seiner Hand-lungsfähigkeit noch nicht eingeschränkt und kann sich selbst helfen.

Wenn der Betroffene jetzt nicht reagiert und schnell auf-nehmbare Kohlenhydrate zuführt, sinkt der Blutzucker weiter ab und es kommt schließlich zu einem Zuckerman-gel im Gehirn. Anzeichen davon können u. a. sein: Ver-langsamung, Verwirrt heit, Sprachstörungen, Sehstörungen, schwankender Gang, Aggressivität, Albern heit. Fallen die Blutzuckerwerte weiter ab, kann es zu Bewusstlosigkeit und sogar zu Krampf anfällen kommen. Ist der Betroffene durch den niedrigen Blut zuckerwert in seiner Konzentra-tions- und Handlungs fähigkeit eingeschränkt, benötigt er Fremdhilfe. Man spricht dann von einer schweren Unter-zuckerung.

Hypoglykämie (Unterzuckerung)

Ungeplante körperliche Aktivitä-

ten können zur Unterzuckerung

führen, wenn die Insulindosis

vorher nicht reduziert wurde.

Page 19: Wohlfühlen mit Insulin Insuline, Pens und Insulininjektion · wechseleinstellung für einige Zeit, bei weiter nachlassender Insulinsekretion bzw. erhöhten Blutzuckerwerten nach

19

BehandlungNach dem Grundsatz „Erst essen, dann messen“ sollten sofort schnell aufnehmbare Kohlenhydrate (10 –12 g Koh-lenhydrate = 1 Berechnungseinheit BE) zugeführt werden:

Traubenzucker (2– 4 Plättchen) oder ein Glas Cola/Saft (200 ml)

Anschließend Blutzucker messen Dann je nach gemessenem Blutzuckerwert gege-

benenfalls noch eine weitere „langsame” BE (z. B. Obst, Brot) essen

Ursache der Unterzuckerung herausfinden

Wichtig ist, eine mögliche Unterzuckerung bei deutli-chen Symptomen möglichst frühzeitig zu behandeln. Bei welchen Blutzuckerwerten Unter zucke rungs symp tome auftreten und wahrgenommen werden, ist individuell verschieden. Die Blutzuckermessung klärt, ob die bemerk-ten Anzeichen auch tatsächlich auf eine Unterzuckerung zurückzuführen sind. Bei Patienten, die an sehr hohe Blutzuckerwerte gewöhnt sind, können auch schon bei

Blutzuckerwerten über dem Norm bereich eines Stoffwech-selgesunden Unterzucke rungs symptome auftreten (Pseudo-hypoglykämie). Als Faustregel wird geraten, bei einem Blut zucker abfall auf unter 70 mg/dl (3,9 mmol/l) schnell resor bierbare Kohlenhydrate zuzuführen.

Bei Typ 2 Diabetes kommt es aufgrund der ver blie benen Restinsulinsekretion viel seltener als bei Typ 1 Diabetes zu einer schweren Unterzuckerung mit Bewusstlosig keit.

Bei einer Hypoglykämie mit Bewusstlosigkeit muss der Betroffene in eine stabile Seitenlage gebracht und ein Arzt gerufen werden. Als Gegenmittel kann Glukagon von Fach-personal und geschulten Angehörigen ge spritzt werden. Auf keinen Fall darf einem bewusstlosen Patienten etwas zu Essen oder zu Trinken verabreicht werden (Erstickungs-gefahr)!

WICHTIG: Erst essen, dann messen!

Bei Unterzuckerungszeichen sofort 20 – 30 g schnell aufnehmbare Kohlenhydrate (= 1 – 2 „schnelle BE“) zuführen

Page 20: Wohlfühlen mit Insulin Insuline, Pens und Insulininjektion · wechseleinstellung für einige Zeit, bei weiter nachlassender Insulinsekretion bzw. erhöhten Blutzuckerwerten nach

20

Tipps für die Patientenschulung bei Ersteinstellung auf Insulin

Besprechen Sie mit dem Patienten seinen Alltag. Schwe-re körperliche Anstrengung und Autofahren sollte in den ersten Tagen vermieden werden.

Mit stark erhöhten Blutzuckerwerten „entgleiste“ Dia-betespatienten können über die Nieren viele Kalorien und Flüssigkeit verlieren, was sich durch einen deutlichen Gewichtsverlust bemerkbar machen kann. Bereiten Sie solche Patienten darauf vor, dass sie nach Beginn der Insulintherapie und Verbesse rung der Blutzuckerwerte eventuell rasch wieder einige Kilogramm zunehmen, wenn nicht durch eine Ernährungsumstellung gegenge-steuert wird.

Schreiben Sie mit dem Patienten gemeinsam die ersten Blutzuckermesswerte und Insulindosen in sein Diabetes-Tagebuch.

Geben Sie dem Patienten die Telefonnummer eines Ansprechpartners, falls Probleme bei den ersten Injek-tionen auftreten.

Vereinbaren Sie einen weiteren Termin innerhalb der nächsten Woche.

Fragen Sie den Patienten beim nächsten Termin auch ein-mal, wie er sich seit Beginn der Insulintherapie fühlt! Viele Patienten berichten, dass es ihnen nach einer kurzen Einge-wöhnung unter Insulintherapie besser geht als zuvor, dass sie sich also z. B. nicht mehr so müde und schlapp fühlen oder besser konzentrieren können.

Der Beginn einer Insulintherapie ist bei vielen Patien ten mit Ängsten und Vorurteilen, manchmal auch mit Schuldgefüh-len besetzt. Nehmen Sie sich Zeit für das persönliche Gespräch und eine ausführliche Bera tung des Patienten und gegebenenfalls auch seiner Ange hörigen. Dies sollte nicht im Rahmen einer Gruppenschulung erfolgen!

Besonders wichtig ist die erste Injektion. Nehmen Sie die Angst der Patienten ernst und beschwich tigen Sie diese nicht mit allgemeinen Worthülsen!

Vergewissern Sie sich, dass der Patient Sie verstanden hat (vorzeigen, selber machen lassen, Ablauf der Insu-lininjektion notieren: Injektionszeitpunkt, Insulindosen, Spritzstellen).

Zeigen Sie dem Patienten die Traubenzucker menge, die er bei sich führen und im Falle von Unterzucke rungs-anzeichen essen soll (2– 4 Plättchen).

Besprechen Sie mit ihm den Speiseplan der nächsten Tage, damit Sie sich vergewissern, dass er die Kohlen-hydrate über den Tag verteilt isst (z. B. Brot, Brötchen, Kartoffeln, Reis, Nudeln, Pfann kuchen, Obst und Joghurt).

Durch eine rasche Verbesserung der Blutzuckereinstel-lung unter Insulin kann es vorübergehend zu Sehstörun-gen kommen. Bei Führerscheininhabern kann die Fahr-tüchtigkeit dadurch zeitweise eingeschränkt sein.

Page 21: Wohlfühlen mit Insulin Insuline, Pens und Insulininjektion · wechseleinstellung für einige Zeit, bei weiter nachlassender Insulinsekretion bzw. erhöhten Blutzuckerwerten nach

21

Allgemeine Hinweise zur Patienten schulung bei Diabetes mellitus

Diabetes erfordert oft eine Umstellung des bisherigen Lebensstils, um Folgekrankheiten zu verringern oder sogar zu vermeiden. In einer Schulung erhält der Patient die notwendigen Informationen sowie praktische Tipps. Insbe-sondere die Gruppenschulung hat sich hier als vorteilhaft erwiesen.

Mit der Einführung der Disease Management Pro gramme (DMP) hat jeder Patient das gesetzliche Recht erhalten, an einer solchen Schulung teilzunehmen. Informationen über Schulungsangebote und deren Abrechenbarkeit erhalten Sie z. B. über die regionalen Krankenkassen, Diabetes-schwerpunkt praxen und die Kassenärztliche Vereinigung. Zu den hier vorgestellten Therapiemöglichkeiten CT und SIT existieren für die DMP-Schulung zugelassene Schulungs-programme.

Der Patient wird in Schulungen mit wertvollen Tipps unterstützt,

die ihm die Umstel lung seines bisherigen Lebensstils erleichtern.

Page 22: Wohlfühlen mit Insulin Insuline, Pens und Insulininjektion · wechseleinstellung für einige Zeit, bei weiter nachlassender Insulinsekretion bzw. erhöhten Blutzuckerwerten nach

22

BücherGrüßer M., Jörgens V., Berger M.: Vor dem Essen Insulin. Für die flexible Behandlung des Typ 2 Diabetes mit Normalinsulin. Kirchheim-Verlag (Begleitbuch zum SIT-Schulungsprogramm)

Jörgens V., Grüßer M., Kronsbein P.: Mit Insulin geht es mir wieder besser. Für konventionelle Insulinbehandlung. Kirchheim-Verlag (Begleitbuch zum CT-Schulungsprogramm)

Schmeisl G. W.:Schulungsbuch für Diabetiker. Urban & Fischer-Verlag

ZeitschriftenDiabetes-Journal Kirchheim-VerlagZielgruppe: Diabetiker, deren Freunde, Familienange hörige und Betreuer

Diabetes-ForumKirchheim-VerlagZielgruppe: Diabetesberater/innen, Ärzte, Ökotrophologen, Diätassistentinnen, Arzthelferinnen, Psychologen u. a.

Internetwww.deutsche-diabetes-gesellschaft.deDie Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist eine wissen-schaftlich orientierte Fachgesellschaft. Auf ihrer Internet-seite findet man unter anderem die deutschen Leitlinien zur Diabetestherapie.

www.diabetes.deInternet-Service von Novo Nordisk für Menschen mit Diabetes und Diabetes-Interessierte

www.diabetikerbund.deInternet-Seite des Patientenverbands Deutscher Diabetiker Bund mit vielen Service-Angeboten, für Mitglieder z. T. kostenlos www.patientenschulungsprogramme.deEnthält neben Informationen zu mehreren Schulungspro-grammen auch detaillierte Aufstellungen der verfügbaren Insuline, Pens, Blutzucker-Messgeräte usw.

www.vdbd.deDie Internet-Seite des VDBD (Verband der Diabetes- Beratungs und Schulungsberufe in Deutschland) bietet Fortbildungsangebote, ein Diskussionsforum für die Beratung usw.

www.diabetesDE.orgInternet-Seite der Initiative diabetesDE. Bietet Informatio-nen für Patienten und Interessierte sowie für medizinisches Fachpersonal.

Weiterführende Informationen

Page 23: Wohlfühlen mit Insulin Insuline, Pens und Insulininjektion · wechseleinstellung für einige Zeit, bei weiter nachlassender Insulinsekretion bzw. erhöhten Blutzuckerwerten nach

Patient:

Pen: Nadel/ -länge:

Insulin: Spritzstelle:

Checkliste für die Patientenschulung zur Insulininjektion

Tipp: Zeigen Sie dem Patienten (und der Begleitperson) bei der Erstschulung zuerst die korrekte Injektions-technik, danach lassen Sie den Patienten selbst injizieren.

Lassen Sie sich auch bei den Kontrollterminen die Injektion vorführen, um mögliche Handhabungs- oder Verständnisprobleme zu erkennen und den Patienten gegebenenfalls nachzuschulen!

Kopiervorlage

Thema Achten Sie besonders auf: Erstschulung Kontrolle Kontrolle Kontrolle

Lagerung von Insulin und Pen Vorrat im Kühlschrank In Gebrauch: bei Raumtemperatur

Insulinampulle •Unbeschädigt,keineLuftblasen •Ampullerichtigeingesetzt(nurbei

Mehrweg-Pens)

(NurbeiNPH-undMischinsulin) 20-malgeschwenkt

Injektionsnadel NeueNadelaufgeschraubt

Pen-Funktionskontrolle 1–2Einheitenabgegeben

Injektionsstelle Korrektausgewählt(Kontrolle:regel- mäßigerWechselderEinstichstelle)

Injektionstechnik InjektioninsUnterhautfettgewebe (Hautfalte,90°-Winkel)

Injektionstechnik Injektionsnadel nach Injektion mind.6Sek.inHautfaltebelassen

Tagebuch BlutzuckerwerteundInsulindosis regelmäßigdokumentiert

Bei Erstschulung zusätzlich: Zusammenhang von Insulindosis

undErnährung/Alkohol/Bewegung (ggf.:Spritz-Ess-Abstand)

Unterzuckerungenerkennen

Unterzuckerungenbehandeln

Notfall-Nr.

Information:Gewichtszunahme und vorübergehende Sehver- schlechterung sind möglich

Datum:

Durchgeführtvon:

23

Page 24: Wohlfühlen mit Insulin Insuline, Pens und Insulininjektion · wechseleinstellung für einige Zeit, bei weiter nachlassender Insulinsekretion bzw. erhöhten Blutzuckerwerten nach

Wenn Sie mehr wissen wollen:www.novonordisk.dewww.diabetes.de

Medizinischer InformationsserviceNovo Nordisk Pharma GmbHBrucknerstraße 1D-55127 Mainz

Prom

.-N

r. 92

2533

D

ruck

erei

: pp

pp

Ver

sion

: 1/

1 (1

0/09

)

Dru

ck:

10/0

9

Auf

lage

: X

.000

Service-Nummer:

0800 1115728

FlexPen®, NovoPen®, NovoFine®, Autocover® und Changing Diabetes® sind eingetragene Marken der Novo Nordisk A/S, Dänemark.

Mit dieser Broschüre erhalten Sie einen Überblick über die Eigenschaften der wichtigsten Insuline und Praxis-tipps zur Injektion mit einem Pen. Sie wurde von Diabetesberaterinnen und erfahrenen Schulungskräften mit Unterstützung von Novo Nordisk entwickelt.

Viel Spaß beim Lesen und viel Erfolg bei der Beratung Ihrer Patienten!