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Glücksfälle Ich gehöre einer Generation an, für die nur die Sowjetunion Ausland bedeutete. Ich nutzte gern die Möglichkeit, in dieses Land zu reisen und deshalb glaube ich auch, dass ich bis heute Russland gut verstehen kann. Edward Gierek hat uns dann Reisepässe verschafft und erlaubt, in den Westen zu fahren. Ab dann besuchte ich England. Erst im Frühling 1980 kam ich zum ersten Mal nach Hamburg und somit nach Westdeutschland. Damals war ich Journalist der polnischen Jugendpresse und bildete mir ein, etwas von der Welt zu verstehen. In Hamburg wurde mir klar, wie wenig ich wusste. Ich war glücklich, die bestmöglichsten Gesprächspartner zu bekommen: Gerd Hoffmann, Alexandra Jeszke - Zillmer, Dr. Hanno Jochimsen. Erstaunt hörte ich über Tage der polnischen Kultur in Hamburg und über die Deutsch-Polnischen Gesellschaft. Dann wurde in Polen der Kriegszustand verhängt. Mitte der 80er Jahre konnten wir in Rzeszów den ganzen Bus voller Mitglieder der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Hamburg begrüßen, die Spenden für Rzeszower Krankenhäuser mitgebracht haben. Dieser Besuch war für uns wie ein Licht in dunklen Tagen. Ich war sehr berührt, als ich damals Gerd Hoffmann zum zweiten Mal begegnete. Die demokratische Wende in Polen ermöglichte die Gründung einer Polnisch-Deutschen Gesellschaft, wir konnten in Rzeszów viele Leute finden, die bereits positive Erfahrungen und gute Kontakte zu den Deutschen hatten. Die Deutsch-Polnische Gesellschaft Hamburg war für uns ein Vorbild und unser erster Partner. Es ist kaum möglich, alle Besuche und unvergessliche Eindrücke aufzuzählen. Ich persönlich habe auch allen Grund, dankbar zu sein. Als ich Anfang der 90er Jahre in meinem beruflichen Weg eine Wende erlebt hatte, verhalf mir Gerd Hoffmann, das damalige Vorstandsmitglied der Deutsch – Polnischen Gesellschaft Hamburg, zu einem Praktikum im "Hamburger Abendblatt". Diese drei Monate in Hamburg werde ich nie vergessen, weil ich viel gelernt habe, auch unseren westlichen Nachbarn besser zu verstehen. Heute haben wir ein gemeinsames Europa und zahlreiche Stipendienprogramme. Wir sehen aber immer wieder, wie nötig die persönlichen Kontakte sind, die von unseren Gesellschaften in unseren beiden Ländern gefördert und gepflegt werden. Der Deutsch- Polnischen Gesellschaft Hamburg, die jetzt hervorragend von Dr. Viola Krizak geleitet wird, wünschen wir weiterhin viel Erfolg und freuen uns auf unsere weitere Zusammenarbeit. Wojciech Furman

Wojciech Furman

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Glücksfälle

Ich gehöre einer Generation an, für die nur die Sowjetunion Ausland bedeutete. Ich nutzte gern die Möglichkeit, in dieses Land zu reisen und deshalb glaube ich auch, dass ich bis heute Russland gut verstehen kann. Edward Gierek hat uns dann Reisepässe verschafft und erlaubt, in den Westen zu fahren. Ab dann besuchte ich England. Erst im Frühling 1980 kam ich zum ersten Mal nach Hamburg und somit nach Westdeutschland. Damals war ich Journalist der polnischen Jugendpresse und bildete mir ein, etwas von der Welt zu verstehen. In Hamburg wurde mir klar, wie wenig ich wusste.

Ich war glücklich, die bestmöglichsten Gesprächspartner zu bekommen: Gerd Hoffmann, Alexandra Jeszke - Zillmer, Dr. Hanno Jochimsen. Erstaunt hörte ich über Tage der polnischen Kultur in Hamburg und über die Deutsch-Polnischen Gesellschaft.

Dann wurde in Polen der Kriegszustand verhängt. Mitte der 80er Jahre konnten wir in Rzeszów den ganzen Bus voller Mitglieder der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Hamburg begrüßen, die Spenden für Rzeszower Krankenhäuser mitgebracht haben. Dieser Besuch war für uns wie ein Licht in dunklen Tagen. Ich war sehr berührt, als ich damals Gerd Hoffmann zum zweiten Mal begegnete.

Die demokratische Wende in Polen ermöglichte die Gründung einer Polnisch-Deutschen Gesellschaft, wir konnten in Rzeszów viele Leute finden, die bereits positive Erfahrungen und gute Kontakte zu den Deutschen hatten. Die Deutsch-Polnische Gesellschaft Hamburg war für uns ein Vorbild und unser erster Partner. Es ist kaum möglich, alle Besuche und unvergessliche Eindrücke aufzuzählen.

Ich persönlich habe auch allen Grund, dankbar zu sein. Als ich Anfang der 90er Jahre in meinem beruflichen Weg eine Wende erlebt hatte, verhalf mir Gerd Hoffmann, das damalige Vorstandsmitglied der Deutsch – Polnischen Gesellschaft Hamburg, zu einem Praktikum im "Hamburger Abendblatt". Diese drei Monate in Hamburg werde ich nie vergessen, weil ich viel gelernt habe, auch unseren westlichen Nachbarn besser zu verstehen.

Heute haben wir ein gemeinsames Europa und zahlreiche Stipendienprogramme. Wir sehen aber immer wieder, wie nötig die persönlichen Kontakte sind, die von unseren Gesellschaften in unseren beiden Ländern gefördert und gepflegt werden. Der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Hamburg, die jetzt hervorragend von Dr. Viola Krizak geleitet wird, wünschen wir weiterhin viel Erfolg und freuen uns auf unsere weitere Zusammenarbeit.

Wojciech Furman