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SIT-Tax: (Duale) soziale Identität, Gerechtigkeit, Normen und Steuern: Fragebogen, Datenerhebung und Stichprobe DRAFT: Working Paper 2 (Jänner 2009) Silvia Rechberger Martina Hartner Erich Kirchler Universität Wien Anschrift der Autoren: Universität Wien, Fakultät für Psychologie, Institut für Wirtschaftspsychologie, Bildungspsychologie und Evaluation, Universitätsstraße 7, A-1010 Wien, Österreich T. +43 1 4277 47981, F. +43 1 427747889; E-Mail: [email protected] , [email protected], [email protected] Anmerkung: Die vorliegende Arbeit wurde durch den FWF Der Wissenschaftsfonds (Projekt P19925-G11) finanziert.

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SIT-Tax: (Duale) soziale Identität, Gerechtigkeit, Normen und Steuern:

Fragebogen, Datenerhebung und Stichprobe

DRAFT: Working Paper 2 (Jänner 2009)

Silvia Rechberger

Martina Hartner

Erich Kirchler

Universität Wien

Anschrift der Autoren: Universität Wien, Fakultät für Psychologie, Institut für

Wirtschaftspsychologie, Bildungspsychologie und Evaluation, Universitätsstraße 7,

A-1010 Wien, Österreich

T. +43 1 4277 47981, F. +43 1 427747889; E-Mail: [email protected],

[email protected], [email protected]

Anmerkung: Die vorliegende Arbeit wurde durch den FWF – Der

Wissenschaftsfonds (Projekt P19925-G11) finanziert.

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Abstract

1. Einleitung

2. Überblick über die Fragebogenentwicklung

2.1. Konzeptueller Rahmen und Grundannahmen

2.2. Arbeitsschritte

3. Im Fragebogen verwendete theoretische Konzepte

3.1. (Duale) Soziale Identität

3.2. Steuerspezifische Normen

3.3. Gerechtigkeit

3.4. Deterrence (Abschreckung)

3.5. Outcome Favorability (Vorteilhaftigkeit)

3.6. Steuer-Compliance (Steuerehrlichkeit)

3.7. Motivational Postures

3.8. Slippery Slope Model

3.9. Demographie

3.10. Anordnung der Fragen in Fragebogen

4. Datenerhebung und Stichprobe

4.1. Rekrutierung und Rücklauf

4.2. Abbrecher/innenstatistik

4.3. Demographische Zusammensetzung und Repräsentativität

5. Diskussion und Resümee

Literatur

Anhang

Fragebogen gegliedert nach den theoretischen Konzepten

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Abstract

Dieses Paper beschreibt die Fragebogenentwicklung und die Stichprobe der Studie „SIT-

Tax: (Duale) soziale Identität, Gerechtigkeit, Normen und Steuern“1. Diese Fragebogenstudie

wurde entwickelt, um die Zusammenhänge zwischen den in der Sozialpsychologie gängigen

Gerechtigkeitsarten (distributiv, prozedural, interaktional, retributiv und restaurativ),

persönlichen und sozialen Normen, den (dualen) sozialen Identitäten (Selbständige und

Österreicher/innen) und der Steuerehrlichkeit in Österreich zu überprüfen.

Die Daten wurden im Juni 2008 durch eine Online-Befragung mit IRM (Internet Research

Manager) durch das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Fessel GfK Wien erhoben.

Insgesamt wurden 1729 Personen zufällig aus einem den gewünschten Kriterien

(Österreicher/innen, Selbständige, Steuerpflichtige) entsprechenden Panel ausgewählt und

eingeladen, an der Befragung teilzunehmen. Bei einer Rücklaufquote von 28,34 % konnten

491 Fragebogen für die weiteren Analysen herangezogen werden. Ein Vergleich dieser

Daten mit der Mikrozensus- Arbeitskräfteerhebung (2006) ergab, dass die gewählte

Stichprobe in Bezug auf relevante Merkmale (z.B. Geschlecht, Alter, Bundesland)

repräsentativ ist für die Gesamtpopulation der selbständigen Steuerzahler/innen in

Österreich.

1 Gefördert durch den FWF Fonds wissenschaftlicher Forschung (# P19925-G11)

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1. Einleitung

Steuerhinterziehung ist ein weltweites Phänomen (Braithwaite, Schneider, Reinhart, &

Murphy, 2003; Kirchler, 2007). Laut Schneider (2006b) wurde die Schattenwirtschaft im

Jahre 1975 auf 2.05 % des österreichischen Brutto-Nationalprodukts geschätzt, die

Schätzung für das Jahr 2004 betrug bereits 11 % . Die Erklärungen dafür, warum Menschen

Steuern hinterziehen, reichen von einer rationalen ökonomischen Perspektive, die

Steuerzahler als rationale Akteure betrachtet, die nur dann Steuern zahlen, wenn die Kosten

der Steuerhinterziehung gegenüber den Vorteilen überwiegen, bis hin zu einer

sozialpsychologischen Perspektive (Kirchler, 2007). Diese sozialpsychologische Perspektive

berücksichtigt weitere Aspekte wie soziale Vorstellungen (soziale Repräsentationen) von

Steuern, von politischen Autoritäten und von Steuerbehörden, sowie persönliche, soziale und

nationale Normen, Gerechtigkeitsüberlegungen, Motivation und persönliche Charakteristika.

Das Ziel der vorliegenden Studie „SIT-Tax: (Duale) soziale Identität, Gerechtigkeit, Normen

und Steuern“ ist es, Aussagen über den Zusammenhang zwischen den

sozialpsychologischen Faktoren (distributive, prozedurale, interaktionale, retributive und

restaurative) Gerechtigkeit, (persönlichen und sozialen) Normen, den (dualen) sozialen

Identitäten (Selbständige und Österreicher/innen) und der Steuerehrlichkeit in Österreich

machen zu können. Zu diesem Zweck wurde basierend auf dem aktuellen Stand der

Forschung ein Fragebogen entwickelt und durch das Feedback von Expert/innen, die sich

mit Steuern in theoretischer wie praktischer Hinsicht auseinander setzen, verbessert. Der

Fragebogen wurde einer repräsentativen Stichprobe von selbständigen österreichischen

Steuerzahlern vorgelegt, um generalisierte Aussagen über das Steuerverhalten von

Selbständigen in Österreich treffen zu können. Die Einschränkung auf selbständige

Steuerzahler/innen ergibt sich aus der Tatsache, dass diese ihre Steuern selbst abführen

müssen im Gegensatz zu unselbständig Beschäftigten, bei denen die Steuern direkt vom

Arbeitgeber einbehalten werden. Dadurch haben Selbständige mehr Möglichkeiten, ihre

Steuern auf legale und illegale Weise zu reduzieren und sind somit für die Steuerforschung

von besonderem Interesse.

2. Überblick über die Fragebogenentwicklung

2.1. Konzeptueller Rahmen und Grundannahmen

Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über die im Fragebogen erfassten Konzepte.

Neben den für die Studie zentralen Konzepten (duale) soziale Identität, Gerechtigkeit,

Normen, soziale Identifikation, Steuer-Compliance und Motivational Postures wurden weitere

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Konzepte erfasst, die der Exploration dienen. Sie umfassen demographische Variablen, die

wahrgenommene Macht des Staates, die erzwungene Steuer-Compliance, die soziale

Identifikation mit ehrlichen Steuerzahler/innen, ein Semantisches Differenzial zur Erfassung

der Eigenschaften von Selbständigen und Österreicher/innen, die freiwillige Steuer-

Compliance, das wahrgenommene Vertrauen in den Staat und die

Ungerechtigkeitssensibilität.

Die Erstellung dieses Fragebogens basierte auf folgenden Annahmen:

- Wir vertrauen auf die ehrliche Auskunft von Steuerzahler/innen über ihr

Verhalten beim Steuerzahlen.

- Wie bei jeder Studie, und noch wahrscheinlicher bei Fragen zu illegalem

Verhalten, können Tendenzen zu sozial erwünschtem Antwortverhalten oder

situative Einflüsse während des Ausfüllens nicht ausgeschlossen werden.

- Eine Online-Befragung ist für die angestrebten Stichproben (Selbständige und

Berufstätige) eine geeignete Methode, um ein repräsentatives Sample zu

erhalten.

Die Erstellung dieses Fragebogens basierte auf folgenden Grundannahmen:

- Wie bei jeder Studie, und noch wahrscheinlicher bei Fragen zu illegalem Verhalten,

können Tendenzen zu sozial erwünschtem Antwortverhalten oder situative Einflüsse

während des Ausfüllens nicht ganz ausgeschlossen werden.

- Wir sichern den Teilnehmer/innen zu, dass wir die Daten vertraulich behandeln und

vertrauen im Gegenzug dazu auf die ehrliche Auskunft von Steuerzahler/innen über

ihr Verhalten beim Steuerzahlen.

- Eine Online-Befragung ist für die angestrebte Stichprobe (Selbständige und

Berufstätige) eine geeignete Methode, um ein repräsentatives Sample zu erhalten.

- Die subjektive Wahrnehmung, ob und in welchem Ausmaß man selbst Steuern

hinterzieht, ist möglicherweise unterschiedlich zu jenem Ausmaß der Hinterziehung,

das Mitarbeiter/innen des Finanzamts bei einer Überprüfung feststellen würden.

- Im Rahmen dieser Fragebogenstudie ist es nur möglich, die selbstberichteten Daten

zu analysieren. Eine Verbindung der Daten mit Steuerbescheiden bzw.

Einschätzungen der Finanzbeamt/innen ist nicht möglich.

Freiwillige Steuer-Compliance

Erzwungene Steuer-Compliance

Steuer-Compliance

Freiwillige Steuer-Compliance

Erzwungene Steuer-Compliance

Steuer-Compliance

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- Es gibt interindividuelle Unterschiede im Erleben von Gerechtigkeit. Die subjektive

Wahrnehmung, ob etwas gerecht ist, korreliert nicht notwendigerweise mit einer

„objektiven“ von außen betrachteten Gerechtigkeit.

2.2. Arbeitsschritte

In Anbetracht der Sensibilität des Themas „Steuern“ im Allgemeinen und „Zahlen bzw.

Hinterziehen von Steuern“ im Speziellen, wurde besonderes Augenmerk auf die Qualität des

Fragebogens gelegt. Dieser wurde in einem mehrstufigen Prozess entwickelt, in dem zuerst

die relevanten Konzepte theoretisch fundiert wurden, darauf basierend Items erstellt bzw.

modifiziert wurden, die anschließend in mehreren Feedbackschlaufen verbessert wurden.

Der Fragebogen wurde einem Pretest an mehr als 150 österreichischen Steuerzahler/innen

unterzogen, um die Verständlichkeit und Reliabilität der Skalen zu prüfen. Nachdem letzte

Änderungen durchgeführt wurden, konnte die Datenerhebung im Zeitraum zwischen dem 2.

und 9. Juni 2008 durchgeführt werden.

Theoretische Klärung und Definition der relevanten Konzepte sowie Sammlung der Items

Pretest mit österreichischen Berufstätigen (N > 150), die mittels Schneeballprinzip kontaktiert wurden

Einarbeitung der Ergebnisse

Finalisierung des Fragebogens „SIT-Tax Gerechtigkeit, Normen & Steuern“

Datenerhebung der Fragebogenstudie „SIT-Tax Gerechtigkeit, Normen & Steuern“ von 2. bis 9. Juni 2008

� Feedback im Dissertant/innenseminar der Arbeitsgruppe für Wirtschaftspsychologie an der Universität Wien

� Expertenfeedback Dr. Michael Wenzel � Expert/innenfeedback zweier Mitarbeiter des

Bundesministeriums für Finanzen sowie einer Steuerberaterin

� Feedback selbstständiger Steuerzahler/innen (N=6) � Feedback Forscher/innengruppe Prof. Detlef

Fetchenhauer

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3. Im Fragebogen verwendete theoretische Konzepte

3.1. (Duale) Soziale Identität

Soziale Identität bezeichnet das Gefühl der Zugehörigkeit eines Individuums zu einer

sozialen Gruppe oder Kategorie, die als bedeutsam erlebt wird (Turner, 1982). Dieses

Zugehörigkeitsgefühl mit einer Gruppe erfassen wir für die sozialen Kategorien

„Selbständige“, „Österreicher/innen“ und „ehrliche Steuerzahler/innen“. Genauer gesagt wird

das Ausmaß erfasst, mit dem sich die Befragten mit den genannten sozialen Kategorien

identifizieren. Bei der Formulierung der Items wurde einerseits zwischen kognitiver und

evaluativ-emotionaler Selbstkategorisierung und andererseits zwischen der In- und Outgroup

unterschieden. Die Fragen zur Identifikation mit Selbständigen und Österreicher/innen sind

jeweils identisch. Bei den Fragen zur Identifikation mit den ehrlichen Steuerzahler/innen

wurden entsprechende Anpassungen der Items vorgenommen.

Die duale soziale Identität bezieht sich auf die gleichzeitige Salienz der Mitgliedschaft zu

zwei sozialen Gruppen oder Kategorien. Zur Erfassung der dualen Identifikation mit den

Selbständigen und den Österreicher/innen wurden zwei verschiedene Arten angewandt.

Einerseits wurde die duale Identität mittels der nacheinander abgefragten Skalen zur

Erfassung der sozialen Identität erfasst und anderseits mittels einer kategorialen Zuordnung

(vgl. Eurobarometer, 2004).

Der Content einer sozialen Identität beschreibt die Vorstellungen, die von den Mitgliedern

der jeweiligen sozialen Kategorie über diese soziale Identität geteilt werden. Uns interessiert

welche sozialen Vorstellungen österreichische Selbständige über Selbständige und über

Österreicher/innen haben. Zur Erfassung dieses semantischen Gehalts der sozialen

Identitäten (d.h. welche Eigenschaften Personen mit dieser sozialen Identität verbinden)

wurde die Methode des Polaritätenprofils von Peabody (1985) gewählt. Peabody formulierte

34 Gegensatzpaare, die insgesamt 17 semantische Dimensionen messen. Eine

Besonderheit seines Polaritätenprofils ist die Unterscheidung in einen Beschreibungs- und

einen Bewertungsaspekt. Dadurch ist es neben der inhaltlichen Unterscheidung auch

möglich, eine Evaluierung des Befragungsobjektes zu erhalten. Basierend auf Kirchler

(1998) wurden jene Polaritäten für den Fragebogen herangezogen, die am stärksten

zwischen Steuerhinterzieher/innen und ehrlichen Steuerzahler/innen differenzieren.

Zusätzlich zu den von Peabody standardisierten Eigenschaftswörtern wurden noch drei

weitere Dimensionen hinzugefügt, die speziell für den Steuerkontext geeignet erschienen.

Poschalko (2007) erfragte die verwendeten Eigenschaftswörter mit Hilfe der Methode des

freien Assoziierens in Bezug auf Selbständige und Österreicher/innen. Aus den erhaltenen

Assoziationen wurden schließlich jene herausgegriffen, die am besten zum Thema Steuern

passen.

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3.2. Steuerspezifische Normen

Soziale Normen sind “behaviours and shared ethical beliefs attributed to others” (Schwartz,

1977). Man unterscheidet injunktive oder präskriptive soziale Normen von deskriptiven

sozialen Normen. Injunktive soziale Normen sind jene Regeln und Werte, die von den

meisten Menschen gut geheißen werden („or the norms of ‚ought’“; Cialdini, Kallgren &

Reno, 1991, S. 203). Im Vergleich dazu beschreiben die deskriptiven sozialen Normen jenes

Verhalten, welches von dem meisten Menschen tatsächlich gezeigt wird („or the norms of

‚is’“). Die injunktiven sozialen Normen sind je nach der Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen

unterschiedlich ausgeprägt und für die Gruppe und deren soziale Identität bedeutsam. Eine

Verletzung dieser Normen hat soziale Sanktionen zur Folge.

Steuerbezogene injunktive soziale Normen werden als einfache eindimensionale Konstrukte

verstanden, die vorschreiben, wie man sich konkret hinsichtlich des Steuerzahlens verhalten

soll (Wenzel, 2004). Daher beziehen sich die angeführten sozialen Normen auf die

unterschiedlichen Arten, mit denen Menschen ihre Steuern reduzieren können

(Nichtdeklarieren von Einnahmen, übertriebene Abschreibungen, legale Steuerminimierung).

Persönliche Normen sind “self-expectations for specific action in particular situations that

are constructed by the individual” (Schwartz, 1977, S. 227). Sie bedürfen nicht der

Verstärkung durch soziale Sanktionen, sondern basieren auf internalisierten Werten,

Überzeugungen und sozialen Normen (Cialdini & Trost, 1998; Kirchler, 2007).

Zusammengefasst können steuerbezogene persönliche Normen als die internalisierten

Überzeugungen verstanden werden, wie man sich konkret hinsichtlich des Steuerzahlens

verhalten sollte.

3.3. Gerechtigkeit

In der Fragebogenstudie „SIT-Tax: (Duale) soziale Identität, Gerechtigkeit, Normen und

Steuern“ wurden die distributiven, prozeduralen, interaktionalen, retributiven und

restaurativen Gerechtigkeitswahrnehmungen von Selbständigen im Kontext des

österreichischen Steuergesetzes erfragt. Die Konzepte sind in der Folge im Detail

dargestellt.

Distributive Gerechtigkeit bezeichnet die wahrgenommene Gerechtigkeit erhaltener

Ressourcen (Cropanzano & Ambrose, 2001). In der Literatur zur Steuerforschung wird

zwischen Exchange-Fairness, vertikaler und horizontaler Gerechtigkeit unterschieden. Die

Exchange-Fairness beschreibt den gerechten Austausch zwischen gezahlten Steuern und

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erhaltener Leistungen vom Staat. Die vertikale Gerechtigkeit bedeutet, dass Steuerpflichtige

mit unterschiedlicher Leistungsfähigkeit einen unterschiedlichen Steueranteil tragen sollten.

Horizontale Gerechtigkeit steht dafür, dass Steuerpflichtige mit gleicher Leistungsfähigkeit

einen gleichen Steuerbetrag zahlen (Wenzel, 2003).

Obwohl der Fokus in der Literatur deutlich auf der Seite der Steuerlast ist, wird argumentiert,

dass Gerechtigkeitsaspekte bei Steuern auch in Bezug auf die staatlichen Leistungen (z.B.

Steuerle, 2002) oder in Bezug auf die Möglichkeiten zur Steuervermeidung wichtig sind.

Daher wird in der vorliegenden Studie auf alle drei Aspekte eingegangen.

Darüber hinaus werden gemäß Markovskys (1985) „multilevel distributive Justice Theorie“

drei Vergleichsebenen (Mikro-, Meso- und Makrolevel) für die Beurteilung der distributiven

Gerechtigkeit herangezogen. Der Mikrolevel nimmt das Individuum als zu betrachtende

Einheit an, bei dem das Selbst als losgelöst von der Ingroup betrachtet wird. Beim Mesolevel

steht die gruppale Kategorisierung im Vordergrund. Die Situation der Ingroup – in unserem

Fall der Selbständigen – wird mit der Outgroup – den Angestellten – verglichen. Auf dem

Makrolevel ist die Gesellschaft als Ganzes sowie ihre Interessen relevant. Die Gerechtigkeit

einer Situation wird auf Basis der gesamten Verteilung über alle Mitglieder der Gesellschaft

hinweg beurteilt (Markovsky, 1985; Wenzel, 2003).

Prozedurale Gerechtigkeit ist die wahrgenommene Gerechtigkeit der

Entscheidungsprozesse (Lind & Tyler, 1988) und spielt dann eine Rolle, wenn es offizielle

Prozesse gibt, die bestimmte normativ akzeptierte Prinzipien umfassen (Cohen-Charash &

Spector, 2001, p. 280). Leventhal (1980) formulierte sechs fundamentale Regeln, die für

Verfahrensgerechtigkeit stehen. Obwohl diese Regeln vor beinahe drei Jahrzehnten

formuliert worden sind, haben sie in der Gerechtigkeitsforschung noch immer Gültigkeit.

Gemäß diesen Regeln wird ein Verfahren dann als gerecht beurteilt, wenn es konsistent,

unvoreingenommen, genau, korrigierbar, repräsentativ und ethisch vertretbar ist.

Im Folgenden werden die sechs Regeln kurz dargestellt:

1. Konsistenz (consistency rule) besagt, dass Verfahren über Personen und Zeit hinweg

konsistent sein sollen. Niemand soll bevorzugt oder benachteiligt werden.

2. Unvoreingenommenheit (bias suppression rule) heißt, dass egoistische Interessen und

Vorurteile seitens des Entscheidungsträgers vermieden werden sollen.

3. Genauigkeit (accuracy rule) besagt, dass alle relevanten Informationsquellen

ausgeschöpft werden sollten, damit Entscheidungen aufgrund fundierter Informationen

getroffen werden können.

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4. Korrekturmöglichkeit (correctability rule) verweist auf die Möglichkeit der Anpassung und

Änderung von getroffenen Entscheidungen. Auch der/die kompetenteste Entscheider/in

kann Fehler machen, daher sollen Berufungs- und Einspruchsrechte eingeräumt werden.

5. Repräsentativität (representativeness rule) besagt, dass Interessen und Meinungen aller

Beteiligten berücksichtigt werden sollen. Damit ist analog zu Thibaut und Walker (1975,

zitiert nach Tyler, 1989, S. 830) das Mitspracherecht beziehungsweise die Partizipation

oder Kontrolle in einem Verfahren gemeint.

6. Die ethische Vertretbarkeit (ethicality rule) bedeutet, dass Verfahren mit den

vorherrschenden moralischen und ethischen Werten in Einklang stehen sollen.

Voice bezeichnet die Möglichkeit seinem Standpunkt im Rahmen von

Entscheidungsprozessen Ausdruck zu verleihen. Diese Möglichkeit ist einerseits eine Art

Prozesskontrolle (Thibaut & Walker, 1975) indem dadurch Einfluss auf die Entscheidung

genommen werden kann. Andererseits haben aber Studien gezeigt, dass die alleinige

Möglichkeit, seinen Standpunkt zu erläutern, auch ohne Einflussnahme auf die Entscheidung

dazu beiträgt, dass ein Verfahren als gerechter wahrgenommen wird (Tyler, 1987).

Die interaktionale Gerechtigkeit bezeichnet die als gerecht empfundene Behandlung durch

die Autorität. Dieser interaktionale Aspekt der Verfahrensgerechtigkeit wird in zwei

Dimensionen unterschieden, die interpersonelle und informationelle Gerechtigkeit

(Cropanzano, Bowen & Gilliland, 2007). Die interpersonelle Gerechtigkeit ist dann gegeben,

wenn Mitarbeiter/innen von der Autoritätsperson mit Würde und Respekt behandelt werden

(Cropanzano, Prehar & Chen, 2002). Im aktuellen Forschungskontext könnte diese

Behandlung durch die Autorität auf die Behandlung der Steuerzahler/innen durch die

Mitarbeiter/innen in den Finanzämtern umgelegt werden. Die verschiedenen

Vergleichsebenen wurden bei der Bewertung der Behandlung durch die Mitarbeiter/innen

des Finanzamts nur angewandt, wenn es sinnvoll erschien (d.h. Mikro- und Mesolevel). Der

zweite Aspekt der interaktionalen Gerechtigkeit, die informationelle Gerechtigkeit, ist dann

gegeben, wenn den Mitarbeiter/innen bedeutsame Informationen in ausreichenden Ausmaß

mitgeteilt werden und Erklärungen und Begründungen für die Entscheidungen geliefert

werden (Cropanzano, Prehar & Chen, 2002).

Die retributive Gerechtigkeit bezieht sich auf die wahrgenommene Gerechtigkeit der

Sanktionen und Reaktionen, wenn soziale Regeln und Normen verletzt werden (Wenzel,

2003). Konkret geht es darum, ob jemand bestraft werden sollte, auf welche Art und wie hart

jemand bestraft werden sollte, der einen Regelverstoß begeht (Tyler, Boeckman, Smith &

Huo, 1997). Diese Perspektive der Vergeltung („retribution“) geht davon aus, dass die Strafe

proportional zum Schweregrad des Verbrechens bzw. zum Schaden sein sollte (von Hirsch,

1981; McFatter, 1982; Carlsmith, Darley & Robinson, 2002; Darley & Pittman, 2003;

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Carlsmith, 2006; Wenzel, Okimoto, Feather & Platow, 2007). Retributive Gerechtigkeit

basiert auf folgenden Aspekten: Einerseits beruht retributive Gerechtigkeit auf dem Prinzip

des „just desert“ (auch „deservingness“) indem Gerechtigkeit durch einseitige Auferlegung

einer „verdienten“ Strafe für den Täter automatisch wieder hergestellt wird (Wenzel &

Thielmann, 2006). Der Aspekt „Degradierung des Täters“ bezieht sich darauf, dass sich der

Täter durch seine Regelübertretung gegenüber Opfer und Gesellschaft in eine vorteilhafte

Position (z.B. in Bezug auf materielle Ressourcen, Status) gebracht hat, und diesen Status

nun verlieren muss, damit die Balance zwischen Täter und Gesellschaft und/oder Opfer

wieder hergestellt ist (Heider, 1958; Miller & Vidmar, 1981; Wenzel, Okimoto, Feather &

Platow, 2007). Als letzter Aspekt von retributiver Gerechtigkeit wird die Strafhärte erhoben

(Oswald, Hupfeld, Klug & Gabriel, 2002).

Bei der restaurativen Gerechtigkeit geht es um die Wiederherstellung des sozialen

Konsensus über die gültigen sozialen Werte und Normen, die durch den Regelverstoß

verletzt wurden (value restoration, vgl. Wenzel & Thielmann, 2006). Ziel ist es, dass der

Täter seine Verantwortung anerkennt und sich zu den verletzten Normen und Werten

bekennt (Wenzel, Okimoto, Feather & Platow, 2007). Diese Wiederherstellung der sozialen

Werte und Normen, die durch Steuerhinterziehung verletzt wurden, kann sowohl auf der

Ebene des Täters als auch auf der Ebene der Gesellschaft erfolgen.

Bedrohung von gesellschaftlichen Werten bzw. Bedrohung des sozialen Status der

ehrlichen Steuerzahler/innen: Wenn jemand gesellschaftliche Regeln oder Normen verletzt,

kann dies einerseits das Macht- bzw. Statusverhältnis zwischen Täter, Opfer und

Gesellschaft stören (Okimoto & Wenzel, 2008). Andererseits kann ein Regelverstoß

ebenfalls die zugrunde liegenden Werte verletzen, von denen man glaubt, dass Menschen

mit derselben sozialen Identität sie teilen. Je nachdem, welche Bedrohung tendenziell

stärker wahrgenommen wird, werden eher retributive oder restaurative

Sanktionsmaßnahmen bevorzugt. Wenn Menschen glauben, dass Steuerhinterzieher die

gesellschaftlichen Werte bedrohen, sollten restaurative Maßnahmen zur Wiederherstellung

der Gerechtigkeit unternommen werden (Okimoto & Wenzel, 2008). Wenn

Steuerhinterziehung vielmehr als Bedrohung des Status der ehrlichen Steuerzahler gesehen

wird, werden retributive Maßnahmen zur Wiederherstellung der Gerechtigkeit bevorzugt.

Das Konzept der Ungerechtigkeitssensibilität schließt das Thema Gerechtigkeit ab.

Menschen unterscheiden sich darin, ob sie sich leicht als Opfer einer Ungerechtigkeit

erleben und wie heftig sie in Gedanken, Gefühlen und Taten auf eine erlebte Ungerechtigkeit

reagieren. Schmitt, Gollwitzer, Maes & Arbach (2005) haben verschiedene Skalen für

Ungerechtigkeitssensibilität entwickelt: aus der Beobachterperspektive, der Opferperspektive

und der Perspektive des Nutznießers. Die in der vorliegenden Studie verwendete Skala

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bezieht sich darauf, wie sensibel man gegenüber Ungerechtigkeit ist, wenn man selbst das

Opfer ist.

3.4. Deterrence (Abschreckung)

Deterrence bezieht sich auf das instrumentelle Ziel der Verhinderung zukünftiger Verbrechen

durch die Auferlegung von negativen Sanktionen. Die Angst vor diesen Sanktionen sollen

den Täter selbst, aber auch mögliche weitere Täter vor der Durchführung von Straftaten

abhalten (McFatter, 1982). Mit allgemeiner Abschreckung (general deterrence) wird die

abschreckende Wirkung gemeint, die Strafen auf die allgemeine Bevölkerung haben „the

effect that a threat to punish has, in inducing people to refrain from prohibited conduct“ (von

Hirsch, 1981, S. 38). Mit individueller Abschreckung (individual / special deterrence) wird die

auf den konkreten Täter bezogene Abschreckung bezeichnet „effect of punishment in

inducing the individual who is penalized to refrain from further unlawful conduct (von Hirsch,

1981, S. 38).

3.5. Outcome Favorability (Vorteilhaftigkeit)

Outcome Favorability gibt an, ob ein Ergebnis für die eigene Person vorteilhaft ist,

unabhängig davon, ob der Anspruch gerechtfertigt war (Skitka, Winquist, and Hutchinson,

2003). Entsprechend den Gerechtigkeitswahrnehmungen werden verschiedene

Vergleichsebenen (Mikro-, Meso- und Makrolevel) zur Beurteilung der Vorteilhaftigkeit

herangezogen. Eine weitere Differenzierung ergibt sich durch den Forschungskontext. Im

Kontext von Steuern kann der eigene Vorteil in Bezug auf die Steuerhöhe, die Höhe der

staatlichen Leistungen oder die Möglichkeiten zur Reduktion der Steuerlast beurteilt werden.

3.6. Steuer-Compliance (Steuerehrlichkeit)

Steuer-Compliance ist das ehrliche Abführen der Steuern entsprechend der Formulierung

und dem Gedanken der Steuergesetzgebung (according to the letter and the spirit of the

law), (vgl. Kirchler, 2007). Es gibt zwei Dimensionen der Steuer-Compliance. Einerseits gibt

es die Steuerhinterziehung, die als illegaler Versuch, die eigene Steuerlast zu reduzieren,

zu sehen ist. Möglichkeiten zur illegalen Reduktion wären beispielsweise, dass nicht das

gesamte Einkommen in der Steuererklärung angegeben wird, sondern nur Teile davon oder,

dass in der Steuererklärung ungerechtfertigte Abschreibungen angeführt werden. Außerdem

gibt es die Möglichkeit zur Steuervermeidung, die als geschickte Anwendung der

Grauzonen oder Lücken im Steuergesetz zu sehen ist, um legal Steuern zu reduzieren.

Diese Dimensionen der Steuer-Compliance wurden in den beschriebenen Studien auf zwei

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unterschiedliche Arten erfasst. Zunächst wurden die Personen gefragt, wie sie sich selbst bei

ihren Steuererklärungen in der Vergangenheit verhalten haben (self-reported behaviour).

Außerdem wurde ein fiktives Szenario eines Selbständigen mit verschiedenen Situationen

beschrieben, wo die Befragten angeben sollten, wie sie sich in den dargestellten Situationen

verhalten würden.

Neben der Verringerung der eigenen Lohn- oder Einkommenssteuer gibt es im Rahmen von

Schwarzarbeit die Möglichkeit, illegal die erforderliche Steuerlast anderer Personen zu

reduzieren. Obwohl diese Art der Steuerreduktion nicht direkt erfolgt, kommt es letztlich

genauso zum Schaden des Kollektivs. Wer Personen beschäftigt, ohne sie anzumelden,

zeigt eine gewisse Toleranz für Steuerhinterziehung. Aus diesem Grund wurde ebenfalls

danach gefragt, ob die Teilnehmer/innen schon einmal Schwarzarbeit in Auftrag gegeben

haben bzw. es tun würden.

3.7. Motivational Postures

Motivational Postures können als Einstellungen gegenüber Steuern gesehen werden, die

die soziale Distanz reflektieren, die Individuen zwischen sich und der Steuerbehörde sehen

möchten (Braithwaite, 2003). Braithwaite (2003) formulierte fünf verschiedene

Grundhaltungen (Commitment, Capitulation, Resistance, Disengagement und Game-

Playing), die nicht unabhängig voneinander sind und somit bei Steuerzahler/innen auch

gleichzeitig auftreten können.

Commitment beschreibt eine positive Grundhaltung gegenüber der Steuern, der

Steuerbehörde und der Autorität. Steuern zu zahlen wird als moralische Verpflichtung

gesehen. Die Steuerzahler/innen sind gerne bereit, im Sinne der Allgemeinheit zu handeln

und freiwillig ihren Beitrag zu leisten. Capitulation impliziert ebenfalls eine positive Haltung

gegenüber der Steuerbehörde, die als legitimierte Autorität zur Durchsetzung kollektiver

Interessen gesehen wird. Resistance bezeichnet Zweifel über die Absicht und/oder Autorität

der Steuerbehörde. Die Steuerzahler/innen nehmen eine ablehnende Haltung ein und leisten

aktiv Widerstand. Disengagement beschreibt ebenfalls eine ablehnende Haltung gegenüber

Steuern und der Steuerbehörde. Der Widerstand ist hier aber vielmehr passiver Art. Game-

Playing bezeichnet eine eher negative Sichtweise der Steuergesetze, die nicht als fixe

Vorschriften gesehen werden, sondern vielmehr flexibel und „spielerisch“ zum eigenen

Vorteil ausgelegt werden. Die Steuerzahler/innen versuchen aktiv, Schlupflöcher und

Grauzonen im Steuergesetz auszunutzen.

Diese fünf motivationalen Grundhaltungen können zu zwei Dimensionen zusammengefasst

werden. Deference beinhaltet die beiden positiven Tendenzen gegenüber dem Steuerzahlen

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Commitment und Capitulation und Defiance fasst die Negativtendenzen Resistance,

Disengagement und Game-Playing zusammen.

3.8. Slippery Slope Model

Kirchler, Hölzl und Wahl (2008) haben ein dynamisches Modell des Steuerverhaltens

entwickelt, das Slippery-Slope-Modell. In diesem Modell unterscheiden die Autoren auf der

Seite der Steuerzahler/innen zwischen freiwilligem und erzwungenem Steuerverhalten und

auf der Seite der Steuerbehörde zwischen wahrgenommenes Vertrauen in den Staat und

wahrgenommene Macht des Staates.

3.9. Demographie

Am Ende des Fragebogens erfolgten Fragen zum Geschlecht, Alter, Wohnort,

Familienstand, Haushaltsgröße, Nationalität, Familienstand, Ausbildung, Beruf und Branche.

Außerdem wurden die Teilnehmer/innen zum Einkommen, der Erfahrung mit

Steuererklärungen und Steuerberater/innen sowie ihrer politischen Orientierung befragt.

3.10. Anordnung der Fragen in Fragebogen

Bei der Reihenfolge der einzelnen Fragenblöcke wurde darauf geachtet, dass die Anordnung

der einzelnen Blöcke so aufeinander aufbaut, dass gedankliche Brüche im Fragebogen

möglichst vermieden und Ermüdungserscheinungen möglichst gering gehalten werden.

Voruntersuchungen zur Überprüfung von Positionseffekten bei einer Studie über die soziale

Identifikation mit Österreicher/innen und Selbständigen, Gerechtigkeit und Steuerehrlichkeit

haben ergeben, dass die Anordnung der Fragenblöcke deren Beantwortung nicht

beeinflusste (Poschalko, 2007). In dieser Studie wurden Fragen zur Identifikation mit

Selbständigen und Österreicher/innen sowie die Fragen zur Gerechtigkeitswahrnehmung

und Steuerehrlichkeit vertauscht vorgegeben, wodurch sich insgesamt vier verschiedene

Fragebogenvarianten ergaben. Eine genauere Analyse der Werte mittels

Rangvarianzanalyse nach Kruskal und Wallis ergab keine signifikanten Unterschiede

zwischen den vier Fragebogenvarianten (χ²>.05). Daher wurde angenommen, dass für die

Gerechtigkeitswahrnehmungen und Steuerehrlichkeit kein Positionseffekt besteht.

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15

4. Datenerhebung und Stichprobe

4.1. Rekrutierung und Rücklauf

Die Datenerhebung erfolgte durch das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Fessel GfK

Wien im Zeitraum vom 2. bis 9. Juni 2008 unter Verwendung von IRM (Internet Research

Manager), einem Online-Befragungstool. Fessel Gfk stellte die Email-Adressen von ungefähr

30.000 Personen zur Verfügung, die bei bisherigen Repräsentativerhebungen teilgenommen

hatten. Aus diesem Panel wurden 3600 Teilnehmer/innen identifiziert, die die gewünschten

Kriterien (Österreicher/innen, Selbständige, Steuerpflichtige) erfüllten. Daraus wurden

zufällig 1729 potentielle Teilnehmer/innen ausgewählt, die via Email kontaktiert und zur

Teilnahme an der Online-Befragung eingeladen wurden. Von den 1729 einzeln

angeschriebenen Teilnehmer/innen nahmen insgesamt 686 Teilnehmer/innen an der

Befragung teil. Das entspricht einer Response Rate von 39.68 %. Die Teilnehmer/innen

bekamen einen eigenen Link und konnten den Zeitpunkt frei wählen, zu dem sie den

Fragebogen ausfüllen oder Pausen machen wollten. Erinnerungsmails waren nicht

notwendig, da die Datenerhebung innerhalb einer Woche abgeschlossen werden konnte. Für

ihre Teilnahme an dieser Umfrage erhielten die Teilnehmer/innen 35 Sammelpunkte auf ihr

Punktekonto gutgeschrieben. Ab einer Anzahl von 100 erreichten Punkten werden Einkaufs-/

Restaurantgutscheine im Werte von € 15 vergeben.

Insgesamt füllten 523 Personen den Fragebogen bis zum Ende aus. 77 Personen kamen

nicht zur ersten Frage, da 8 Personen lediglich den Einleitungstext lasen, 48 Personen bei

der Screeningfrage 1 (Frage nach der Selbständigkeit) und 21 Personen bei der

Screeningfrage 2 (Frage nach der Steuerpflicht) ausgeschieden wurden. 86 weitere

Personen begannen zwar mit der Beantwortung des Fragebogens, überlegten es sich im

Laufe des Ausfüllens aber anders und beendeten den Fragebogen vorzeitig, ohne die

Beantwortung zu einem späteren Zeitpunkt fortzusetzen. Um fehlende Werte zu vermeiden,

herrschte bei allen Items Eingabezwang außer bei den Fragen zum Einkommen und zur

Steuerehrlichkeit. Auf den Antwortzwang wurden verzichtet, um bei diesen besonders

sensiblen Daten vermehrte Abbrüche zu vermeiden.

4.2. Abbrecher/innenstatistik

Ein Vergleich der ausgefüllten Daten der Abbrecher/innen mit den Daten jener Personen, die

bis zum Ende ausgefüllt haben, zeigt, dass die Personen, die den Fragebogen abgebrochen

haben, mehr Steuern hinterziehen. Um die statistische Signifikanz dieser Unterschiede zu

überprüfen, wurde eine Varianzanalyse durchgeführt. Es zeigen sich signifikante

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16

Unterschiede bezüglich der selbst berichteten Steuer-Compliance insgesamt (F(1, 546) =

28.00, p < 0.001, η² = 0.05) und deren Unterdimensionen Steuerhinterziehung (F(1, 546) =

56.80, p < 0.001, η² = 0.09) und Schwarzarbeit (F(1, 546) = 19.22, p < 0.001, η² = 0.03),

sowie bezüglich den fiktiven Steuerszenarien (F(1, 528) = 4.40, p = 0.04, η² = 0.01). Kein

signifikanter Unterschied ergibt sich bezüglich der Unterdimension Steuervermeidung (F(1,

547) = 1.50, p = 0.22, η² < 0.01). Weiters zeigen Personen, die den Fragebogen

abgebrochen haben, eine signifikant geringere freiwillige Steuerehrlichkeit (F(1, 528) = 4.57,

p = 0.03, η² = 0.01) und schätzen die Macht der Steuerbehörden geringer ein (F(1, 528) =

4.25, p = 0.04, η² = 0.01). Darüber hinaus sind signifikante Effekte bezüglich der

motivationalen Grundhaltungen festzustellen: Personen, die den Fragebogen bis zum Ende

ausgefüllt haben, neigen stärker zu Deference, also positiven Grundhaltungen gegenüber

dem Steuerzahlen (F(1, 548) = 16.65, p < 0.001, η² = 0.03).

Darüber hinaus konnten von den Personen, die den Fragebogen bis zum Ende ausgefüllt

haben, nicht alle Daten in die Analysen mit aufgenommen werden. Filterfragen bezüglich der

selbständigen Berufstätigkeit und der Steuerpflicht sollten zwar dafür sorgen, dass nur

Selbständige an der Befragung teilnehmen, die aufgrund der Höhe ihres Einkommens

zusätzlich auch zur Abführung von Steuern im Rahmen einer Einkommensteuererklärung

verpflichtet sind. Allerdings mussten im Verlauf der genaueren Betrachtung der

soziodemografischen Angaben die Daten von 32 Personen ausgeschlossen werden, da sie

nicht zur Zielgruppe der österreichischen Selbständigen gehörten (n=24 Personen). 8

weitere Personen wurden ausgeschlossen, weil sie keine Angabe zu Ihrer Nationalität

machten. Daraus ergibt sich eine verbleibende Stichprobe von insgesamt 491

österreichischen Selbständigen.

4.3. Demographische Zusammensetzung und Repräsentativität

Zur Beurteilung der Repräsentativität der Stichprobe für die Gesamtpopulation an

Selbständigen in Österreich wurde die Stichprobe in Bezug auf relevante Dimensionen (d.h.

Geschlecht, Alter, Bundesland) mit Daten von Selbständigen der Statistik Austria

Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung (2006) verglichen. Diese basiert auf den Daten von

81.000 Haushalten in Österreich.

Mehr als zwei Drittel der Teilnehmer/innen der 2008 durchgeführten Fragebogenstudie „SIT-

Tax: (Duale) soziale Identität, Gerechtigkeit, Normen und Steuern“ sind Männer (68.84 %).

Dieser Trend entspricht durchaus dem in Österreich, wo laut Mikrozensus der Statistik

Austria (2006) auch 65.08 % der Selbständigen männlich sind. Damit ist die Stichprobe in

Bezug auf das Geschlecht repräsentativ für die Selbständigen in Österreich (vgl. Tabelle 1).

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17

Tabelle 1: Geschlecht der Selbständigen in der Stichprobe (2008) verglichen mit denen der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung (2006)

Selbständige nach Geschlecht

Repräsentative Studie

Fessel GfK (2008)

Statistik Austria -

Mikrozensus-Arbeits-

kräfteerhebung (2006)

Häufigkeit Prozent Häufigkeit Prozent

Männer 338 68.84 308016 65.08

Frauen 153 31.16 165288 34.92

Gesamt 491 100.00 473304 100.00

Wie ein Vergleich zwischen den aktuell erhobenen Daten (2008) und den Daten der

Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung (2006) zeigt (Tabelle 2), bildet die gezogene Stichprobe

die Grundgesamtheit der Selbständigen in Bezug auf das Alter sehr gut ab.

Tabelle 2: Alter der Selbständigen in der Stichprobe (2008) verglichen mit denen der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung (2006)

Selbständige nach Altersgruppe

Repräsentative Studie

Fessel GfK (2008)

Statistik Austria -

Mikrozensus-Arbeits-

kräfteerhebung (2006)

Häufigkeit Prozent Häufigkeit Prozent

20 bis 24 Jahre 5 1.02 8100 1.68

25 bis 29 Jahre 26 5.30 23500 4.88

30 bis 34 Jahre 50 10.18 43200 8.97

35 bis 39 Jahre 76 15.48 74400 15.45

40 bis 44 Jahre 80 16.29 84400 17.53

45 bis 49 Jahre 80 16.29 83900 17.42

50 bis 54 Jahre 75 15.27 73100 15.18

55 bis 59 Jahre 56 11.41 50600 10.51

60 bis 64 Jahre 28 5.70 20700 4.30

über 65 Jahre 15 3.05 18500 3.84

Gesamt 491 100.00 481500 100.00

Von den 491 Selbständigen, die die Stichprobe der SIT-Tax-Studie ausmachen, gaben alle

“Österreich“ als ihre Staatszugehörigkeit an. Vergleicht man die Stichprobe mit den Daten

des Mikrozensus sind die Selbständigen von Wien in der aktuell gezogenen Stichprobe mit

27.29 % etwas überrepräsentiert, während Selbständige aus Oberösterreich und Tirol im

Vergleich zu den Daten der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung (2006) etwas

unterrepräsentiert sind (vgl. Tabelle 3).

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18

Tabelle 3: Bundesland der Selbständigen in der Stichprobe (2008) verglichen mit denen der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung (2006)

Selbständige nach Bundesländern

Repräsentative Studie

Fessel GfK (2008)

Statistik Austria -

Mikrozensus-Arbeits-

kräfteerhebung (2006)

Häufigkeit Prozent Häufigkeit Prozent

Vorarlberg 11 2.24 15029 3.88

Tirol 25 5.09 33581 8.66

Salzburg 36 7.33 27151 7.00

Oberösterreich 58 11.81 65112 16.80

Kärnten 36 7.33 26072 6.73

Steiermark 68 13.85 60240 15.54

Burgenland 28 5.70 12797 3.30

Niederösterreich 95 19.35 79047 20.39

Wien 134 27.29 68605 17.70

Gesamt 491 100.00 387634 100.00

Berücksichtigt man die drei Vergleichsdimensionen Geschlecht, Alter und Bundesland stellt

die gezogene Stichprobe insgesamt ein repräsentatives Abbild der Selbständigen in

Österreich dar. Bezüglich der weiteren Dimensionen zur Beschreibung der Stichprobe

konnten keine Vergleichsdaten von Selbständigen bei der Statistik Austria gefunden werden.

Die nähere Beschreibung der Stichprobe erfolgt daher ohne Bezugnahme auf Daten der

Statistik Austria.

Aus

Tabelle 4 geht hervor, dass mehr als die Hälfte der Selbständigen der Studie „SIT-Tax:

(Duale) soziale Identität, Gerechtigkeit, Normen und Steuern“ verheiratet (55.40 %) sind und

weitere 19.14 % in einer Lebensgemeinschaft leben. Als ledig bezeichnen sich 12.63 % und

insgesamt leben weniger als 10 % der Selbständigen getrennt oder in Scheidung.

Tabelle 4: Familienstand der Selbständigen in der gezogenen Stichprobe (2008)

Sind Sie … Häufigkeit Prozent

ledig 62 12.63

in Lebensgemeinschaft lebend 94 19.14

verheiratet 272 55.40

getrennt lebend 7 1.43

geschieden 39 7.94

verwitwet 17 3.46

Gesamt 491 100.00

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Tabelle 5: Bildungsstand der Selbständigen in der gezogenen Stichprobe (2008)

Geben Sie bitte Ihre höchste abgeschlossene Schulbildung an: Häufigkeit Prozent

Pflichtschule 10 2.04

Lehrabschluss (Berufschule) 78 15.89

Berufsbildende mittlere Schule (ohne Berufschule) 35 7.13

Allgemeinbildende höhere Schule 68 13.85

Berufsbildende höhere Schule/Normalform (BHS) 77 15.68

Berufsbildende höhere Schule/Maturalehrgang/Kolleg 44 8.96

Hochschulverwandte Lehranstalt 15 3.05

Fachhochschule 23 4.68

Universität 132 26.88

Sonstiges 9 1.83

Gesamt 491 100.00

Insgesamt haben ungefähr ein Viertel der befragten Selbständigen als höchsten

Ausbildungsgrad die Pflichtschule bzw. eine Berufsausbildung (mit bzw. ohne Berufsschule)

absolviert (Tabelle 5). Die Matura haben ungefähr 40 % der Befragten im Rahmen von

verschiedenen Schulen gemacht (AHS, BHS, Maturalehrgang), und ungefähr 35 % haben

die Hochschule bzw. hochschulverwandte Ausbildungen absolviert. Damit weisen die

befragten Selbständigen insgesamt ein relativ hohes Ausbildungsniveau auf.

Tabelle 6: Ausmaß der Berufstätigkeit der Selbständigen in der gezogenen Stichprobe (2008)

Sind Sie derzeit berufstätig? Häufigkeit Prozent

voll berufstätig 404 82.28

teilweise berufstätig 87 17.72

Gesamt 491 100.00

Tabelle 7: Berufsangabe der Selbständigen in der gezogenen Stichprobe (2008)

Welche berufliche Stellung haben Sie derzeit?: Häufigkeit Prozent

freie Berufe, wie Ärzt/innen, Notar/innen, Zivilingenieur/innen, Architekt/innen, Wirtschaftstreuhänder/innen, etc.

175 35.64

Inhaber/innen, Geschäftsführer/innen, Direktor/innen von größeren Firmen, Geschäften und Unternehmen

30 6.11

Inhaber/innen, Geschäftsführer/innen, Direktor/innen von kleineren Firmen, Geschäften und Unternehmen

271 55.19

selbständige Landwirt/innen 15 3.05

Gesamt 491 100.00

Ein Großteil der Befragten sind im Rahmen ihrer Selbständigkeit Vollzeit berufstätig, nur

17.72 % sind in Teilzeit selbständig berufstätig (vgl. Tabelle 6). Mehr als die Hälfte (55.19 %)

der teilnehmenden Selbständigen sind Inhaber/innen, Geschäftsführer/innen oder

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20

Direktor/innen eines kleineren Unternehmens und weitere 6.11 % eines größeren

Unternehmens. Zu den freien Berufen wie beispielsweise Ärzt/innen zählen 35.64 % und

3.05 % der Befragten sind selbständige Landwirt/innen (vgl. Tabelle 7).

Tabelle 8: Brutto-Jahreseinkommen der Selbständigen (2008)

Wie hoch ist in etwa Ihr jährliches Brutto- Einkommen im Durchschnitt?* Häufigkeit Prozent

bis € 10.000 53 11.47

€ 10.001 bis € 20.000 88 19.05

€ 20.001 bis € 30.000 78 16.88

€ 30.001 bis € 40.000 69 14.94

€ 40.001 bis € 50.000 44 9.52

€ 50.001 bis € 60.000 35 7.58

€ 60.001 bis € 70.000 19 4.11

€ 70.001 bis € 80.000 12 2.60

€ 80.001 bis € 90.000 12 2.60

€ 90.001 bis € 100.000 14 3.03

€ 100.001 bis € 110.000 5 1.08

€ 110.001 bis € 120.000 6 1.30

€ 120.001 bis € 130.000 6 1.30

€ 130.001 bis € 140.000 5 1.08

€ 140.001 bis € 150.000 2 0.43

€ 150.001 und mehr 14 3.03

Gesamt 462 100.00

* 29 fehlende Werte

Wie in Tabelle 8 ersichtlich ist, zogen es 29 Personen vor, keine Angaben zu ihrem Gehalt

zu machen, sodass sich die angegebenen Prozentwerte auf die verbleibenden 462

Selbständigen beziehen. Ein Großteil der Befragten machte nicht davon Gebrauch, die

Frage zu übergehen, was bedeuten kann, dass sowohl der Forschungs- wie auch der

Befragungsinstitution großes Vertrauen entgegengebracht wird.

Um zu vermeiden, dass Selbständige an der Befragung teilnehmen, deren Einkommen unter

der Steuerpflicht liegt, wurden die Selbständigen zu Beginn der Online-Erhebung gefragt, ob

sie steuerpflichtiges Einkommen in Österreich beziehen. Wer angab, kein steuerpflichtiges

Einkommen zu haben, wurde von Beantwortung der weiteren Fragen ausgeschlossen. Laut

den Antworten in den Filterfragen zu Beginn des Fragebogens beziehen alle 491 befragten

Selbständigen in Österreich steuerpflichtiges Einkommen. Betrachtet man jedoch die

Einkommenstabelle (Tabelle 8) genauer, fällt auf, dass bei einigen Teilnehmer/innen streng

genommen die Steuerpflicht entfällt, da sie eindeutig weniger als € 10,000 verdienen, was

als Mindesteinkommen für die Steuerpflicht festgelegt ist. Offensichtlich sind einige der

Befragten der Meinung, zur Abführung von Einkommenssteuern verpflichtet zu sein,

trotzdem ihre Einkommensangabe die Steuermindestgrenze unterschreitet. Diese Tatsache

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21

verdeutlicht, dass auch Selbständige Wissenslücken in Bezug auf die Steuergesetze und

deren Anwendung haben. Für die weitere Betrachtung der Daten stellt diese Tatsache kein

Problem dar, da es bei der Beantwortung des Fragebogens vor allem darum geht, dass man

subjektiv das Gefühl hat, Einkommenssteuern zu zahlen, und nicht darum, festzuhalten,

welchen Betrag die Befragten objektiv zum Steueraufkommen beitragen.

Rund ein Zehntel der Befragten hat ein Brutto-Jahreseinkommen von € 10,000 und rund ein

Fünftel verdient weniger als € 20,000. Jeweils dazwischen liegt der Anteil jener, die jährlich

unter € 30,000 bzw. unter € 40,000 brutto verdienen. Unter 10 % der Selbständigen

verdienen jeweils zwischen € 40,000 und € 50,000 bzw. zwischen € 50,000 und € 60,000. In

den verbleibenden Einkommenskategorien zwischen € 60,001 und € 150,000 ist jeweils nur

eine Minderheit von unter 5 % der Selbständigen vertreten. Insgesamt betrachtet verdient

rund die Hälfte der Befragten weniger als € 30,000 pro Jahr.

Tabelle 9: Branchenzugehörigkeit der Selbständigen (2008)

In welcher Branche sind Sie tätig? Häufigkeit Prozent

Land- und Forstwirtschaft 17 3.46

Gewerbe 80 16.29

Industrie 6 1.22

Öffentlicher Dienst 5 1.02

Tourismus 22 4.48

Handel 54 11.00

Dienstleistungen 307 62.53

Gesamt 491 100.00

Ein Großteil der befragten Selbständigen ist im Dienstleistungsbereich tätig (62.53 %),

weitere 16.29 % sind im Gewerbe und weitere 11 % im Handel tätig (vgl. Tabelle 9). Der

Anteil jener, die im Bereich Land- und Forstwirtschaft, Industrie, Öffentlicher Dienst und

Tourismus tätig sind, liegt jeweils unter 5 % an der Gesamtstichprobe.

Tabelle 10: Unterstützung durch einen Steuerberater (2008)

Haben Sie einen Steuerberater, der Sie bei Ihrer Steuererklärung unterstützt? Häufigkeit Prozent

ja 352 71.69

nein 139 28.31

Gesamt 491 100.00

Tabelle 11: Bisherige Erfahrung der Selbständigen mit einer österreichischen Steuererklärung (2008)

Haben Sie schon einmal eine österreichische Steuererklärung ausgefüllt? Häufigkeit Prozent

ja 449 91.45

nein 42 8.55

Gesamt 491 100.00

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22

Ein Großteil der befragten Selbständigen (71.69 %) nimmt die professionelle Unterstützung

durch eine/n Steuerberater/in in Anspruch, die verbleibenden 28.31 % der Selbständigen

kümmern sich selbst um seine Steuererklärung (vgl. Tabelle 10). Die überwiegende Mehrheit

der Befragten (91.45 %) hat bereits eine Steuererklärung in Österreich ausgefüllt und damit

direkte Erfahrungen im Hinblick auf das Abführen von Steuern (vgl. Tabelle 11). Nur 8.55 %

der befragten Selbständigen haben noch keine österreichische Steuererklärung ausgefüllt.

Möglicherweise sind darunter auch diejenigen, deren Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit

so gering sind, dass sie noch keine Steuererklärung ausfüllen müssen.

Tabelle 12: Anzahl der Erwachsenen im Selbständigen-Haushalt (2008)

Anzahl der ständig im Haushalt lebenden Erwachsenen. Häufigkeit Prozent

1 116 23.63

2 292 59.47

3 52 10.59

4 24 4.89

5 5 1.02

6 1 0.20

9 1 0.20

Gesamt 491 100.00

In Tabelle 12 ist erkennbar dass beinahe ein Viertel der befragten Selbständigen die

einzigen Erwachsenen sind, die derzeit ständig in ihrem Haushalt leben. In 59.47 % der Fälle

leben zwei Erwachsene im Haushalt, in 10.59 % drei Erwachsene und in 4.89 % vier

Erwachsene. Der Anteil der Selbständigen-Haushalte, bei denen mehr als drei Erwachsene

über 19 Jahren im Haushalt leben, ist sehr gering. In einem Großteil der Selbständigen-

Haushalte leben keine Kinder (59.88 %), in 18.74 % der Haushalte lebt ein Kind und in 15.68

% der Haushalte leben zwei Kinder. Insgesamt leben nur in 5.70 % der befragten Haushalte

mehr als zwei Kinder (Tabelle 13).

Tabelle 13: Anzahl der Kinder im Selbständigen-Haushalt (2008)

Anzahl der ständig im Haushalt lebenden Kinder. Häufigkeit Prozent

0 294 59.88

1 92 18.74

2 77 15.68

3 22 4.48

4 5 1.02

5 1 0.20

Gesamt 491 100.00

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23

Insgesamt machten 473 Personen Angaben zu ihrer Parteipräferenz, während sich 18

Personen weigerten, eine Angabe zu machen. Von den verbleibenden 473 Selbständigen

gab eine Mehrheit von 37.21 % an, dass sie die Österreichische Volkspartei (ÖVP) wählen

würden, wenn am kommenden Sonntag Nationalratswahlen stattfinden würden. Rund ein

Viertel (25.58 %) würde die Grünen wählen, und 14.16 % die Sozialdemokratische Partei

Österreichs (SPÖ). Der gemeinsame Anteil jener Wähler, die eher rechts wählen (d.h.

Freiheitliche Partei Österreich, FPÖ; Bündnis Zukunft Österreich, BZÖ), liegt etwas darunter

(vgl. Tabelle 14).

Tabelle 14: Parteipräferenz der Selbständigen im Falle einer Wahl am kommenden Sonntag („Sonntagsfrage“, 2008)

Welche Partei würden Sie wählen, wenn nächsten Sonntag Nationalratswahlen wären?* Häufigkeit Prozent

SPÖ - Sozialdemokratische Partei Österreichs 67 14.16

ÖVP - Österreichische Volkspartei 176 37.21

FPÖ - Freiheitliche Partei Österreichs 39 8.25

Die Grünen - Die Grüne Alternative 121 25.58

BZÖ - Bündnis Zukunft Österreichs 19 4.02

andere Partei* 51 10.78

Gesamt 473 100.00

* 18 Personen machten keine Angabe (fehlende Werte)

In

Tabelle 15 sind die Ergebnisse einer weiteren Skala zur Erfassung der politischen

Orientierung ersichtlich. Die Verteilung erfolgt annähernd einer Normalverteilung, bei der ein

Großteil der Selbständigen angibt, politisch eher in der Mitte zu stehen (49.18 %), während

jeweils rund ein Fünftel angibt politisch „eher links“ bzw. „eher rechts“ zu stehen. Der Anteil

jener, die sich als „sehr links“ bezeichnen (4.10 %) ist etwas höher als der Anteil jener, die

sich als „sehr rechts“ bezeichnen (1.23 %).

Tabelle 15: Politische Präferenz der Selbständigen (2008)

In der Politik werden oft die Begriffe "rechts" und "links" verwendet. Wo stehen Sie persönlich? Wo würden Sie sich einstufen?** Häufigkeit Prozent

sehr links 20 4.10

eher links 117 23.98

Mitte 240 49.18

eher rechts 105 21.52

sehr rechts 6 1.23

Gesamt 488 100.00

** 3 Personen machten keine Angabe (fehlende Werte)

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24

5. Diskussion und Resümee

Bisherige Schätzungen der letzten Jahre bemessen das Ausmaß der Schwarzmarkt-Aktivität

in Österreich auf ungefähr 10 % des Brutto-Nationalprodukts (Schneider, 2006). Mit diesem

Wert liegt Österreich zwar unter dem Durchschnitt der 21 OECD-Staaten, dennoch gehen

dem Staat durch Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit wichtige Einnahmen verloren.

Zudem wird die Basis des Sozialsystems ausgehöhlt, wenn einige wenige sich ihrer

Steuerpflicht entziehen und somit auf Kosten der anderen ehrlichen Steuerzahler/innen

leben. Daher bedient sich der Staat verschiedener Maßnahmen, wie beispielsweise

Steuerprüfungen und Geld- oder Freiheitsstrafen. Jedoch kann angezweifelt werden, ob

diese Faktoren tatsächlich die einzigen sind, die zu ehrlichem Steuerverhalten führen

(Kirchler, 2007), bzw. ob sie dem aktuellen Verständnis der Beziehung zwischen

Steuerzahler/innen und staatlichen Institutionen entsprechen. Ein Staat, der mündige und

selbstverantwortliche Bürger/innen haben möchte, sollte diese auch dementsprechend

behandeln und nicht durch rigide Kontrollen und strenge Strafen "geisseln", sodass diese

sich gezwungen sehen, die verlorene Freiheit durch riskantes Steuerhinterziehungsverhalten

zurückzugewinnen. Dazu ist es notwendig zu verstehen, unter welchem Umständen

Menschen freiwillig dazu bereit sind, auf ihren individuellen Vorteil zu verzichten und mit der

Gesellschaft zu kooperieren.

Der vorliegenden Studie liegt der Gedanke zugrunde, dass ökonomische Faktoren, wie

Steuerprüfungen und Strafen nicht ausreichen, um steuerbezogene Phänomene wie

beispielsweise (freiwillige bzw. unfreiwillige) Steuer-Compliance, Steuerhinterziehung,

Steuervermeidung und Schwarzarbeit zu verstehen. Daher wurden weitere

sozialpsychologische Faktoren wie beispielsweise die (duale) soziale Identität (als

Selbständige/r und Österreicher/in), soziale und persönliche Normen, (distributive,

prozedurale, interaktionale, retributive und restaurative) Gerechtigkeit erfasst, um deren

Einfluss auf steuerbezogene Einstellungen und Verhaltensweisen zu erforschen.

Da Steuern und insbesondere Steuerhinterziehung ein sensibles Thema sind, kam der

Entwicklung eines validen und zuverlässigen Fragebogens besondere Bedeutung zu. In

einem mehrstufigen Prozess wurde ein Erhebungsinstrument basierend auf dem aktuellen

Stand der Forschung entwickelt, unter Einbezug des Fachwissens von Expert/innen aus

Wissenschaft und der Steuerpraxis kontinuierlich verbessert und einem Pretest unterzogen.

Dieser Fragebogen wurde einer Stichprobe vorgelegt, die für österreichische Selbständige

repräsentativ ist. Damit ermöglichen die Daten einen umfassenden Einblick in die Situation

der österreichischen Selbständigen im Hinblick auf deren Umgang mit Steuern. Nur wer die

Phänomene der Steuer-Compliance versteht, kann hier auch positiv gestaltend einwirken,

damit mehr Menschen ihrer Steuerpflicht ehrlich nachkommen.

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Literatur

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Anhang

Fragebogen gegliedert nach den theoretischen Konzepten

SOZIALE IDENTITÄT

Soziale Kategorisierung

Welcher Gruppe fühlen Sie sich hinsichtlich Steuern eher zugehörig? [Falls die Befragten Personen die Berufsgruppe für relevanter halten als die Gruppe der Selbständigen, dann wird im Online-Fragebogen automatisch der Name dieser Berufsgruppe eingefügt. Ansonsten beziehen sich diese Fragen auf die soziale Kategorie der Selbständigen.] o Selbständige/r o Ihrer Berufsgruppe, und zwar:______________

Soziale Identität als Selbständige/r

Ingroup - kognitiv: Ich gehöre zu den Selbständigen. Ich bin eine/r der typischen Selbständigen (cf. Meier-Pesti & Kirchler, 2003). Ingroup - evaluativ-emotional: Wenn die Selbständigen kritisiert werden, bin ich persönlich betroffen (cf. Mael & Ashforth, 1992, in Haslam, 2004). Wenn die Selbständigen gelobt werden, freue ich mich (cf. Mael & Ashforth, 1992, in Haslam, 2004). Ich fühle mich eng mit den anderen Selbständigen verbunden (cf. Brown et al., 1986; Hinkle et al., 1998; both in Haslam, 2004). Ich bin gerne eine/r der Selbständigen (cf. Brown et al., 1986; Doosje et al, 1995; Hinkle et al., 1989; all in Haslam, 2004). Outgroup – kognitiv: Selbständige sind anders als andere Steuerzahler/innen. Als eine/r der Selbständigen habe ich wenig gemeinsam mit anderen Steuerzahler/innen] (cf. Meier-Pesti & Kirchler, 2003). Soziale Identität als Österreicher/in

Ingroup - kognitiv: Ich gehöre zu den Österreicher/innen. Ich bin eine/r der typischen Österreicher/innen (cf. Meier-Pesti & Kirchler, 2003). Ingroup - evaluativ-emotional: Wenn die Österreicher/innen kritisiert werden, bin ich persönlich betroffen (cf. Mael & Ashforth, 1992, in Haslam, 2004). Wenn die Österreicher/innen gelobt werden, freue ich mich (cf. Mael & Ashforth, 1992, in Haslam, 2004). Ich fühle mich eng mit den anderen Österreicher/innen verbunden (cf. Brown et al., 1986; Hinkle et al., 1998; both in Haslam, 2004). Ich bin gerne eine/r der Österreicher/innen (cf. Brown et al., 1986; Doosje et al, 1995; Hinkle et al., 1989; all in Haslam, 2004). Outgroup – kognitiv: Österreicher/innen sind anders als andere Steuerzahler/innen. Als eine/r der Österreicher/innen habe ich wenig gemeinsam mit anderen Steuerzahler/innen] (cf. Meier-Pesti & Kirchler, 2003).

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Soziale Identität als ehrliche Steuerzahler/in

Ingroup - kognitiv: Ich gehöre zu den ehrlichen Steuerzahler/innen. Es gehört zu meiner Überzeugung, ehrlich meine Steuern zu bezahlen. Ingroup - evaluativ-emotional: Ich bin gerne eine/r der ehrliche/r Steuerzahler/innen (cf. Brown et al., 1986; Doosje et al, 1995; Hinkle et al., 1989; all in Haslam, 2004). Ehrlich meine Steuern zu bezahlen, ist ein wichtiger Teil meines Selbstbildes (cf. Ellemers et al, 1999; in Haslam, 2004) Es ist mir wichtig, dass ich meine Steuern ehrlich zahle. duale soziale Identität

Hinsichtlich Steuern sehe ich mich … … mehr als Österreicher/in und weniger als Selbständige/r. … sowohl als Österreicher/in wie auch als Selbständige/r. … mehr als Selbständige/r und weniger als Österreicher/in. … weder als Österreicher/in, noch als Selbständige/r, sondern ich sehe mich als ________________.

Content

Content – Peabody sparsam - verschwenderisch geizig - freigiebig skeptisch - leichtgläubig misstrauisch - vertrauend bestimmt - lax unerbittlich - milde vorsichtig - unvorsichtig, ängstlich - kühn ängstlich - kühn friedlich - aggressiv, passiv - energisch passiv - energisch bescheiden - eingebildet, unsicher - selbstsicher unsicher - selbstsicher zur Zusammenarbeit bereit - eigensinnig konformistisch/anpassungsbereit – unabhängig Content – steuerspezifisch ehrlich - unehrlich egoistisch - sozial [reversed] verantwortungsbewusst – verantwortungslos STEUERSPEZIFISCHE NORMEN

Injunktive soziale Normen:

Unter Selbständigen [Österreicher/innen] gilt generell die Meinung, dass das gesamte Einkommen ehrlich versteuert werden sollte. Unter Selbständigen [Österreicher/innen] gilt generell die Meinung, dass man Einnahmen von kleineren Aufträgen in der Steuererklärung ruhig "vergessen" könnte. Unter Selbständigen [Österreicher/innen] gilt generell die Meinung, dass man die "Grauzonen" im Steuersystem möglichst ausnützen sollte. Unter Selbständigen [Österreicher/innen] gilt generell die Meinung, dass man handwerkliche Tätigkeiten auch ohne Rechnung verrichten lassen könnte.

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Unter Selbständigen [Österreicher/innen] gilt generell die Meinung, dass man nur die Ausgaben in der Steuererklärung anführen sollte, die wirklich angefallen sind. Unter Selbständigen [Österreicher/innen] gilt generell die Meinung, dass man auch jene Fahrtkosten steuerlich absetzen könnte, die für private Fahrten angefallen sind.

Persönliche Normen

Ich persönlich bin der Meinung, dass das gesamte Einkommen ehrlich versteuert werden sollte. Ich persönlich bin der Meinung, dass man Einnahmen von kleineren Aufträgen in der Steuererklärung ruhig "vergessen" könnte. Ich persönlich bin der Meinung, dass man die "Grauzonen" im Steuersystem möglichst ausnützen sollte. Ich persönlich bin der Meinung, dass man handwerkliche Tätigkeiten auch ohne Rechnung verrichten lassen könnte. Ich persönlich bin der Meinung, dass man nur die Ausgaben in der Steuererklärung anführen sollte, die wirklich angefallen sind. Ich persönlich bin der Meinung, dass man auch jene Fahrtkosten steuerlich absetzen könnte, die für private Fahrten angefallen sind.

Gerechtigkeit

Distributive Gerechtigkeit

Staatliche Leistungen – Ausgaben für Bereiche: SOLL-IST-Vergleich Wie viel Steuergelder a) sollten vom Staat / b) werden tatsächlich Ihrer Meinung nach für die angeführten Bereiche ausgegeben? Erziehung und Unterricht Forschung und Wissenschaft Kunst und Kultur Gesundheit Soziale Wohlfahrt Wohnungsbau Straßen und sonstiger Verkehr Land- und Forstwirtschaft Industrie, Gewerbe und Energiewirtschaft Öffentliche und private Dienstleistungen Landesverteidigung Staats- und Rechtsicherheit Distributive Gerechtigkeit - Mikrolevel Bezogen auf das, was ich an Steuern zahle, bietet mir der Staat Österreich entsprechende Leistungen. Die Höhe meiner Steuern ist gerecht. Die Höhe der Leistungen, die ich im Moment vom Staat erhalte, ist im Vergleich zu anderen gerecht. Meine Möglichkeiten Steuern zu reduzieren, sind im Vergleich zu anderen gerecht. Distributive Gerechtigkeit - Mesolevel Bezogen auf das, was die Selbständigen an Steuern zahlen, bietet der Staat Österreich den Selbständigen entsprechende Leistungen. Die Höhe der Steuern, die Selbständige zu zahlen haben, ist gerecht. Die Höhe der Leistungen, die Selbständige vom Staat erhalten, ist im Vergleich zu unselbständig Erwerbstätigen gerecht. Die Möglichkeiten von Selbständigen Steuern zu reduzieren, sind im Vergleich zu unselbständig Erwerbstätigen gerecht. Distributive Gerechtigkeit - Makrolevel Insgesamt ist das Verhältnis zwischen staatlichen Leistungen und der Höhe der Steuern in Österreich gerecht. Das österreichische Steuersystem verteilt die Steuerlast auf alle Steuerzahler/innen gerecht.

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Die Leistungen vom Staat Österreich sind gerecht auf alle verteilt. Die Möglichkeiten Steuern zu reduzieren, sind auf alle Steuerzahler und Steuerzahler/innen gerecht verteilt.

Prozedurale Gerechtigkeit

Prozedurale Gerechtigkeit – Leventhal’sche Regeln Die Entscheidungsprozesse und Steuerprüfungen des Finanzamts … … sind gerecht. ... werden immer in gleicher Weise durchgeführt. … sind willkürlich. [reversed] … basieren auf Fakten und nicht auf Meinungen. ... machen es leicht, Berufung einzulegen. … dienen letztlich dem Wohl aller. … berücksichtigen die Rechte der Bürger/innen.

Voice

Voice - Mikrolevel Ich persönlich habe die Möglichkeit, meine Situation vor den Finanzbehörden zu argumentieren. Ich persönlich habe ein Mitspracherecht in der Steuergesetzgebung und in Steuerfragen. Voice - Mesolevel Die Selbständigen haben die Möglichkeit, ihre Situation vor den Finanzbehörden zu argumentieren. Die Selbständigen haben ein Mitspracherecht in der Steuergesetzgebung und in Steuerfragen. Voice - Makrolevel Die Österreicher/innen haben die Möglichkeit, ihre Situation vor den Finanzbehörden zu argumentieren. Die Österreicher/innen haben ein Mitspracherecht in der Steuergesetzgebung und in Steuerfragen.

Interaktionale Gerechtigkeit

Interpersonelle Gerechtigkeit – generell Die Mitarbeiter/innen (Sachbearbeiter/innen, Prüfer/innen, etc.) des Finanzamts … … sind freundlich. … behandeln Steuerzahler/innen respektvoll. … versuchen Steuerzahler/innen bei Sachfragen zu vertrösten. [reversed] … stellen Bescheide zeitgerecht aus. … nehmen sich Zeit für die Anliegen der Steuerzahler/innen. … behandeln alle Steuerzahler/innen fair. Interpersonelle Gerechtigkeit - Mikrolevel … behandeln mich genauso wie alle anderen Steuerzahler/innen. … behandeln mich fair. Interpersonelle Gerechtigkeit - Mesolevel … behandeln Selbständige genauso wie alle anderen Steuerzahler/innen. … behandeln Selbständige fair.

Informationelle Gerechtigkeit – generell Die Mitarbeiter/innen (Sachbearbeiter/innen, Prüfer/innen, etc.) des Finanzamts … … geben bei Fragen bereitwillig Auskunft. … verschweigen wichtige Informationen. [reversed] … informieren Steuerzahler/innen ausreichend.

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Retributive Gerechtigkeit

Retributive Gerechtigkeit (Just Desert) [SOLL-IST-Vergleich] Das österreichische Rechtssystem a) SOLLTE so sein, dass Steuerhinterzieher/innen…/ b) IST so, dass Steuerhinterzieher/innen… ... gemäß ihrem Vergehen bestraft werden. ... die Strafe bekommen, die sie verdienen. Retributive Gerechtigkeit – Degradierung des Täters [SOLL-IST-Vergleich] Das österreichische Rechtssystem a) SOLLTE so sein, dass Steuerhinterzieher/innen…/ b) IST so, dass Steuerhinterzieher/innen… ... für ihre Tat büßen müssen. ... eine Strafe bekommen, die sie auch "spüren". Retributive Gerechtigkeit – Punishment Severity [SOLL-IST-Vergleich] (vgl. van Prooijen, 2006; van Prooijen & Lam, 2007) Das österreichische Rechtssystem a) SOLLTE so sein, dass Steuerhinterzieher/innen…/ b) IST so, dass Steuerhinterzieher/innen… ... nicht zu sanft angefasst werden. ... streng bestraft werden.

Restaurativen Gerechtigkeit

Restaurative Gerechtigkeit – Täter [SOLL-IST-Vergleich] Das österreichische Rechtssystem a) SOLLTE so sein, dass Steuerhinterzieher/innen…/ b) IST so, dass Steuerhinterzieher/innen… ... die Möglichkeit haben einzusehen, dass es unmoralisch ist, Steuern zu hinterziehen. ... entsprechend den österreichischen Steuergesetzen "erzogen" werden können. ... die Möglichkeit haben zu lernen, wie man konform mit den österreichischen Steuergesetzen lebt. Restaurative Gerechtigkeit – Gesellschaft [SOLL-IST-Vergleich] Das österreichische Rechtssystem a) SOLLTE so sein, dass alle Österreicher/innen…/ b) IST so, dass alle Österreicher/innen … ... die Werte und Regeln lernen können, auf denen das österreichische Steuersystem basiert. ... begreifen können, dass Steuerhinterziehung die Werte der Österreicher/innen verletzt. ... ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass Steuerhinterziehung unrecht ist. Bedrohung von gesellschaftlichen Werten bzw. des sozialen Status

Bedrohung von gesellschaftlichen Werten Durch das Verhalten von Steuerhinterzieher/innen verlieren die Menschen in Österreich den Glauben an die grundlegenden gesellschaftlichen Werte. Steuerhinterzieher/innen bedrohen durch ihr Verhalten die grundlegenden moralischen Werte der Österreicher/innen. Wegen Steuerhinterzieher/innen verlieren die Menschen das Vertrauen daran, dass jeder zum Wohl der österreichischen Gesellschaft beiträgt. Bedrohung von sozialem Status der ehrlichen Steuerzahler/innen Steuerhinterzieher/innen nutzen diejenigen Österreicher/innen aus, die ehrlich ihre Steuern zahlen. Steuerhinterzieher/innen verschaffen sich gegenüber den ehrlichen Steuerzahler/innen in Österreich einen finanziellen Vorteil. Steuerhinterzieher/innen lassen es sich auf Kosten der ehrlichen Steuerzahler/innen in Österreich gut gehen.

Ungerechtigkeitssensibilität

Ungerechtigkeitssensibilität Es macht mir zu schaffen, wenn andere etwas bekommen, was eigentlich mir zusteht.

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Es ärgert mich, wenn andere eine Anerkennung bekommen, die ich verdient habe. Ich kann es schlecht ertragen, wenn andere einseitig von mir profitieren. Wenn ich Nachlässigkeiten anderer ausbügeln muss, kann ich das lange Zeit nicht vergessen. Es bedrückt mich, wenn ich weniger Möglichkeiten bekomme als andere, meine Fähigkeiten zu entfalten. Es ärgert mich, wenn es anderen unverdient besser geht als mir. Es macht mir zu schaffen, wenn ich mich für Dinge abrackern muss, die anderen in den Schoß fallen. Wenn andere ohne Grund freundlicher behandelt werden als ich, geht mir das lange durch den Kopf. Es belastet mich, wenn ich für Dinge kritisiert werde, über die man bei anderen hinwegsieht. Es ärgert mich, wenn ich schlechter behandelt werde als andere.

DETERRENCE (Abschreckung)

Deterrence - Täter [SOLL-IST-Vergleich] Das österreichische Rechtssystem a) SOLLTE so sein, dass Steuerhinterzieher/innen…/ b) IST so, dass Steuerhinterzieher/innen… ... davor abgeschreckt werden, in Zukunft wieder so eine Tat zu begehen. … vor weiteren derartigen Vergehen abgehalten werden. Deterrence - Gesellschaft [SOLL-IST-Vergleich] Das österreichische Rechtssystem a) SOLLTE so sein, dass alle Österreicher/innen…/ b) IST so, dass alle Österreicher/innen … ... abgeschreckt werden, selbst Steuern zu hinterziehen. ... davon abgehalten werden, selbst Steuern zu hinterziehen.

OUTCOME FAVORABILITY (Vorteilhaftigkeit)

Outcome Favorability - Mikrolevel Im Vergleich zum/zur durchschnittlichen Steuerzahler/in … … muss ich persönlich mehr Steuern zahlen. … profitiere ich persönlich mehr von den staatlichen Leistungen. … habe ich persönlich mehr Möglichkeiten, legal Steuern zu reduzieren. Outcome Favorability - Mesolevel Im Vergleich zum/zur durchschnittlichen Steuerzahler/in … … müssen Selbständige mehr Steuern zahlen. [reversed] … profitieren Selbständige mehr von den staatlichen Leistungen. … haben Selbständige mehr Möglichkeiten, legal Steuern zu reduzieren. Outcome Favorability - Makrolevel In Österreich muss man mehr Steuern zahlen als in anderen Ländern. [reversed] In Österreich werden Steuergelder eher zum Nutzen aller Österreicher/innen verwendet als in anderen Ländern. In Österreich gibt es mehr Möglichkeiten, legal Steuern zu reduzieren als in anderen Ländern.

STEUER-COMPLIANCE (Steuerehrlichkeit)

Tax Compliance – Steuerhinterziehung Ich „vergesse“ manchmal, kleinere Projekte als Einnahmen in meiner Steuererklärung anzugeben. [reversed] Ich gebe meine gesamten Einnahmen in meiner Steuererklärung an. Ich habe noch nie bewusst erhöhte Ausgaben in einer Steuererklärung angegeben. Ich lasse mir von Freunden oder Bekannten erfundene Honorarnoten ausstellen, um mein Einkommen, und damit meine Steuern, zu reduzieren. [reversed] Ich setze zum Teil auch Ausgaben ab, die überwiegend privat angefallen sind. [reversed]

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Ich sammle Rechnungen aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis über Ausgaben, die ich in meiner Steuererklärung angeben könnte. [reversed] Ich bin bei meiner Steuererklärung immer 100% ehrlich. Ich setze Fahrtkosten für Fahrten ab, die ich nicht beruflich unternommen habe. [reversed] Tax Compliance – Steuervermeidung Ich versuche, die „Grauzonen“ im Steuersystem möglichst optimal für mich auszunützen. [reversed] Ich versuche, innerhalb der vorhandenen legalen Möglichkeiten Steuern zu sparen. [reversed] Ich setze mich genau mit dem Steuergesetz auseinander, um nach Einsparungsmöglichkeiten zu suchen. [reversed] Ich lasse mir einen Teil meines Einkommens erst im darauffolgenden Jahr auszahlen, um Verdienstgrenzen einzuhalten. [reversed] Ich lasse mir einen Teil meines Honorars in Form von Anschaffungen wie z.B. Laptop, Ausrüstung, etc. auszahlen. [reversed] Ich reduziere meine Steuerlast, indem ich Steuerfreibeträge ausnutze. [reversed] Ich setze vorhandene Sonderausgaben (z.B. Lebensversicherung) von meiner Steuer ab. [reversed]

Szenario

Tax Compliance – Szenarien Stellen Sie sich vor… Sie sind selbständig und Ihr Geschäft gut läuft. Jetzt ist es Zeit, Ihre Steuererklärung zu machen. Dabei rufen Sie sich das vergangene Jahr in Erinnerung und überlegen nun, wie Sie sich in den folgenden Angelegenheiten (A-G) verhalten werden. Sie waren geschäftlich im Ausland. Der Flug wurde von Ihren Geschäftspartnern bezahlt, die elektronischen Flugtickets haben Sie noch. Es besteht die Möglichkeit, diese Flugtickets von der Steuer abzusetzen. Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie die Flugtickets absetzen?

Sie sind mehrere Male mit Freunden Essen gegangen und haben die Belege noch. Es besteht die Möglichkeit, diese Essen steuerlich abzusetzen, indem Sie sie als Geschäftsessen deklarieren. Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie das Essen mit Freunden absetzen?

Sie benutzen Ihren Firmenwagen auch privat. In Ihrer Steuererklärung könnten Sie Fahrten, die mit Ihrem Firmenwagen getätigt wurden, als Geschäftsfahrten angeben. Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie auch private Fahrten angeben?

Vor kurzem haben Sie in der Firma eines Bekannten an einem Projekt mitgearbeitet. Nun könnten Sie diesen Zusatzverdienst in Ihrer Steuererklärung verschweigen. Auch Ihr Bekannter versichert, dass er keine Angaben über Ihre Tätigkeit machen wird. Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie diesen Zusatzverdienst verschweigen?

Eine Kundin hat bar bezahlt und keine Rechnung verlangt. Sie könnten diese Einnahme in Ihrer Steuererklärung weglassen. Wie wahrscheinlich würden Sie diese Einnahme weglassen?

Schwarzarbeit

Tax Compliance – Schwarzarbeit Ich beschäftige Personen (z.B. Putzfrau) „schwarz“. [reversed] Ich lasse handwerkliche Tätigkeiten auch ohne Rechnung verrichten. [reversed] Tax Compliance – Schwarzarbeit - Szenarien Stellen Sie sich vor… Sie sind selbständig und Ihr Geschäft gut läuft. Jetzt ist es Zeit, Ihre Steuererklärung zu machen. Dabei rufen Sie sich das vergangene Jahr in Erinnerung und überlegen nun, wie Sie sich in den folgenden Angelegenheiten (A-G) verhalten werden.

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Sie lassen Ihren beruflichen Online-Auftritt neu gestalten. Es besteht die Möglichkeit, die Homepage bedeutend günstiger zu bekommen, wenn Sie auf eine Rechnung für den Auftrag verzichten. Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie die Homepage ohne Rechnung machen lassen?

Sie lassen Ihr Büro neu ausmalen. Durch persönliche Kontakte haben Sie die Möglichkeit, diese Arbeit „schwarz“ verrichten zu lassen, wodurch Sie weniger bezahlen müssten. Wie wahrscheinlich würden Sie Ihr Büro ohne Rechnung ausmalen lassen?

MOTIVATIONAL POSTURES (motivationale Grundhaltungen)

Motivational Postures - Commitment Wenn ich meine Steuern bezahle, nützt das letztendlich allen. Alles in allem zahle ich in Österreich gerne meine Steuern. Steuern zahlen hilft der Regierung Österreichs sinnvolle Dinge zu tun. Es gehört sich, seine Steuern zu bezahlen. Ich ärgere mich, meine Steuern zahlen zu müssen. [reversed] Motivational Postures - Capitulation Wenn ich mit der Steuerbehörde in Österreich kooperiere, wird sie auch bereit sein, mir zu helfen. Auch wenn die Steuerbehörde in Österreich herausfindet, dass ich etwas falsch gemacht habe, wird sie mich respektieren, solange ich meinen Fehler eingestehe. Die beste Strategie ist immer mit der Steuerbehörde in Österreich zu kooperieren, egal ob diese kooperativ ist oder nicht. Die Steuerbehörde in Österreich hilft jenen, die ohne Absicht ihre Steuererklärung falsch abgeben. Motivational Postures - Resistence Die Steuerbehörde in Österreich ist eher daran interessiert mich zu ertappen, wenn ich etwas falsch gemacht habe, als mich dabei zu unterstützen alles richtig zu machen. Wenn mich die Steuerbehörde in Österreich einmal als Steuersünder eingestuft hat, wird sie ihre Meinung nicht mehr ändern. Als Gesellschaft brauchen wir mehr Menschen die sich gegen die Steuerbehörde in Österreich zur Wehr setzen. Es ist unmöglich, die Steuerbehörde in Österreich vollkommen zufrieden zu stellen. Motivational Postures - Disengagement Wenn ich bemerke, dass ich nicht exakt das tue, was die Steuerbehörde in Österreich von mir erwartet, bereitet mir das keine schlaflosen Nächte. Mir ist es egal, wenn ich nicht das mache, was die Steuerbehörde in Österreich von mir verlangt. Wenn die Steuerbehörde in Österreich härter mit mir umgeht, werde ich weniger kooperieren. Motivational Postures - Game-Playing Es macht mir Spaß, die Lücken und Grauzonen des österreichischen Steuerrechts herauszufinden. Ich finde Vergnügen daran, einen Weg zu finden, wie ich meine Steuerzahlungen in Österreich minimieren kann. Ich spreche gerne mit Freunden über die Lücken und Schlupflöcher im österreichischen Steuersystem. SLIPPERY SLOPE MODEL

Slippery Slope Model - Voluntary Tax Compliance Ich zahle meine Steuern, ohne lange darüber nachzudenken, wie ich sie reduzieren könnte. Für mich ist es selbstverständlich, meine Steuern zu zahlen. Ich würde auch dann meine Steuern zahlen, wenn es keine Steuerprüfungen gäbe. Slippery Slope Model - Enforced Tax Compliance Steuerhinterziehung zahlt sich nicht aus, weil die Steuerbehörde sehr genau prüft. Ich fühle mich regelrecht gezwungen, meine Steuern zu zahlen. Ich zahle meine Steuern, weil das Risiko einer Prüfung zu hoch ist.

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Slippery Slope Model - Vertrauen Die österreichische Steuerbehörde behandelt Steuerzahler/innen respektvoll. Die österreichische Steuerbehörde ist bei der Eintreibung der Steuern fair. Die Steuerbehörde in Österreich ist vertrauenswürdig. Slippery Slope Model - Macht Die österreichische Steuerbehörde verfügt über umfangreiche Mittel, die Bürger/innen zu Steuerehrlichkeit zu zwingen. Die österreichische Steuerbehörde entdeckt aufgrund ihres Expertenwissens so gut wie jede Steuerhinterziehung. Die Steuerbehörde bekämpft die Steuerkriminalität in Österreich effizient.

Demographische Daten

Filter-Fragen Beziehen Sie Einkommen aus selbständiger Tätigkeit? o Ja o Nein � (Befragung wird automatisch beendet) Haben Sie steuerpflichtiges Einkommen in Österreich? o Ja o Nein � (Befragung wird automatisch beendet) Geschlecht Bitte geben Sie Ihr Geschlecht an. o männlich o weiblich Alter Bitte geben Sie Ihr Alter an. _____ Jahre

Wohnort In welchem Bundesland wohnen Sie? o Wien o Vorarlberg o Tirol o Salzburg o Oberösterreich o Kärnten o Steiermark o Burgenland o Niederösterreich Nationalität Bitte geben Sie Ihre Nationalität an: o Österreich o anderes Land: _________________________ Familienstand Sind Sie ... o ledig o in Lebensgemeinschaft lebend o verheiratet o getrennt lebend o geschieden o verwitwet

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Haushaltsgröße Wie viele Personen leben ständig in Ihrem Haushalt? o Anzahl der erwachsenen Personen (ab 19 Jahre) _____ o Anzahl der Kinder unter 2 Jahre _____ o Anzahl der Kinder von 2 bis 5 Jahre_____ o Anzahl der Kinder von 6 bis 13 Jahre_____ o Anzahl der Jugendlichen von 14 bis 18 Jahre_____ Schuldbildung Geben Sie bitte Ihre höchste abgeschlossene Schulbildung an. o Pflichtschule ohne Abschluss o Pflichtschule o Lehrabschluss (Berufsschule) o Berufsbildende mittlere Schule (ohne Berufsschule) o Allgemeinbildende höhere Schule (AHS) o Berufsbildende höhere Schule / Normalform (BHS) o Berufsbildende höhere Schule / Abiturientenlehrgang/ Kolleg o Hochschulverwandte Lehranstalt o Fachhochschule o Universität o Sonstige: __________________________________________ Wann haben Sie diesen Abschluss gemacht? Im Jahr: _______ Beruf In welchem Ausmaß sind Sie derzeit berufstätig? o voll berufstätig o teilweise berufstätig Welche berufliche Stellung haben Sie derzeit? o freie Berufe, wie Ärzt/innen, Notar/innen, Zivilingenieur/innen, Architekt/innen,

Wirtschaftstreuhänder/innen, Künstler/innen, etc. (NICHT angestellt) o Inhaber/innen, Geschäftsführer/innen, Direktor/innen von größeren Firmen, Geschäften und

Unternehmen o Inhaber/innen, Geschäftsführer/innen, Direktor/innen von kleineren Firmen, Geschäften und

Unternehmen o nicht leitende Angestellte (auch Lehrling) o qualifizierte Angestellte o leitende Angestellte o nicht leitende Beamte o qualifizierte Beamte o leitende Beamte o selbständiger Landwirt/innen o un-/angelernte Arbeiter/innen o Facharbeiter/innen (auch Lehrling) o Meister/innen, Vorarbeiter/innen Branche In welcher Branche sind Sie tätig? o Land- und Forstwirtschaft o Gewerbe o Industrie o Öffentlicher Dienst o Tourismus o Handel o Dienstleistungen

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Einkommen Wie hoch ist in etwa Ihr jährliches Brutto- Einkommen im Durchschnitt? o Bis € 10.000 o € 10.001 bis € 20.000 o € 20.001 bis € 30.000 o € 30.001 bis € 40.000 o € 40.001 bis € 50.000 o € 50.001 bis € 60.000 o € 60.001 bis € 70.000 o € 70.001 bis € 80.000 o € 80.001 bis € 90.000 o € 90.001 bis € 100.000 o € 100.001 bis € 110.000 o € 110.001 bis € 120.000 o € 120.001 bis € 130.000 o € 130.001 bis € 140.000 o € 140.001 bis € 150.000 o € 150.001 und mehr Erfahrung mit Steuererklärung und Steuerberater/in Haben Sie schon einmal eine österreichische Steuererklärung ausgefüllt? o ja o nein Haben Sie eine/n Steuerberater/in, der/die Sie bei Ihrer Steuererklärung unterstützt? o ja o nein Politische Orientierung In der Politik werden oft die Begriffe „rechts“ und „links“ verwendet. Wo stehen Sie persönlich? Wo würden Sie sich einstufen? o Sehr links o Eher links o Mitte o Eher rechts o Sehr rechts o Keine Angabe Welche Partei würden Sie wählen, wenn nächsten Sonntag Nationalratswahlen wären? o SPÖ – Sozialdemokratische Partei Österreichs o ÖVP – Österreichische Volkspartei o FPÖ – Freiheitliche Partei Österreichs o Die Grünen – Die Grüne Alternative o BZÖ – Bündnis Zukunft Österreich Sonstiges Wollen Sie uns sonst noch etwas zu diesem Thema mitteilen?