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Workload & Selbststudium Der Erfolg des Selbststudiums ist ein Nachweis für »Gute Lehre«

Workload & Selbststudium - ZQS · BSc Mechatronik mit geblockten Modulen 25 5 ... Präsenz Selbststudium Praktikum Präsenz Selbststudium Praktikum 0 40 80 120 160 Mai Juni Juli Aug

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Workload & Selbststudium

Der Erfolg des Selbststudiums ist ein Nachweis für »Gute Lehre«

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Projekt ZEITLast

Workload-Erhebung durch Zeitbudgets

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Studentenstimmen

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Stichproben AWS 2009/2010 — 1.11.2009 - 31.3.2010

Universität Studiengang N Fachsem.

Hamburg

HildesheimHildesheim

TU Ilmenau

MainzMainz

BA Medien- u. Kommu-nikationswissenschaft 25 3

BA Sozial- u. Organi-sationspädagogik 29 3

BA Kulturwissenschaften 18 3

BSc Mechatronik 19 5

BA Erziehungswiss. 21 2 und 3

Dipl. Erziehungswiss. 9 Hauptstud.

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Stichproben BSS 2010 — 1.5.10 - 30.9.2010

Universität Studiengang N Fachsem.

Hamburg

HildesheimHildesheim

TU IlmenauTU Ilmenau

Mainz

BSc Lehramt an Beruflichen Schulen 13 2

BA Sozial- u. Organi-sationspädagogik 26 4

BA Kulturwissenschaften 23 4

BSc Medientechnik 24 4

BSc Ingenieurinformatik 18 4

BA Erziehungswiss. 15 4

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Stichproben CWS 2010/11 — 1.11.2010 – 31.3.2011

Universität Studiengang N Fach-semester

Hamburg

Paderborn

HildesheimHildesheim

TU Ilmenau

Mainz

BSc Betriebswirtschaftslehre 56 1

BSc Mathematik 21 1

Informationsmanagement u.Informationstechnologien 9 1 und 3

Lehramt Mathe/Deutsch/(Sport) 39 3

BSc Mechatronikmit geblockten Modulen 25 5

BA Erziehungswiss. 16 1

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Zeitbudget Tagesbogen

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Erhobene KategorienZEITLast: Kategorien für die Web-Oberfläche der Zeitbudget-Analyse: Standort HH, BWL, WS 2010/2011

Einführung in die VWL

Stand: 23.09.2010

Grundlagen des Rech-nungswesens

Grundlagen der Wirt-schaftsinformatik

Vorlesung

Übung

Tutorium

Labor

Studium & Freizeit Lehrveran-staltungstyp Arbeitsform

Selbststudium(individuell)

Selbststudium(studentische

Arbeitsgruppe)

Anwesenheit in Lehr-veranstaltung (real)

Zweck

Unterrichts-nachbereitung

Prüfungsvor-bereitung: LV

Unterrichts-vorbereitung

Tätigkeit

lesen (Modul-) Literatur

schreibenHausarbeit, Bericht,

Protokoll o.Ä.

Refererat/Prä-sentation erarbeiten

Aufgabe(n) lösen

mit IT-Medien

ohne IT-Medien

Anwesenheit in Lehr-veranstaltung (online)

Prüfungsvor-bereitung: Modul

Anwesenheit in Prüfung

MedienBWL

Studium: Organisation

Studium allgemein

Freies Gespräch

Exkursion

Curriculare Sonderformen

Praktikum

Jobben

ExtracurricularPrivate Zeit

Krankheit

Gremienarbeit

Weiterbildung

Mathematik I

Makroökonomik

Rechnerpraktikum

Statistik I

Uni-Wegzeiten

Wirtschaftsprivatrecht

Wiederho-lungsprüfung

NebenfachWahlfachSchlüssel-

qualifikation

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BasisdatenErfasste Zeit: 15-16 Stunden pro Tag (ohne Schlafen)

tägliche Dateneingabe: 5 Monate lang

tägliche Plausibilitätskontrolle, Bogen wird geschlossen

Über 100tausend Datensätze pro Semester/Stichprobe

Verbleibsquote in allen Stichproben über 90%

Kleinste erhobene Zeiteinheit: 15 Minuten

Ein Studierender im SPIEGEL„… ich habe dieses Semester selbst am Zeitlast Projekt teilgenommen und kann nur sagen, dass der Zeiterfassungsbogen den man auszufüllen hatte sehr genau war und gut meinen Tag widergespiegelte. Die Betreuer des Projekts begleiteten uns das ganze Semester über und haben uns ständig motiviert gewissenhaft zu arbeiten. Das musste man auch! Bereits wenn man einen Tag vergessen hatte bekam man eine Mahnung, bei längerem Fehlverhalten drohte der Ausschluss aus dem Projekt.“

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Lernkonto/Woche (mit Streuung)

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50

Hamburg

HI-SOP

HI-KUWI

Ilmenau

Mainz-BA

Mainz-Dipl

Std/Woche

x̄ = 25

x̄ = 24

x̄ = 25

x̄ = 24

x̄ = 23

x̄ = 19

min max

Bologna-Sollmin max

Wintersemester 09/10

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Lernkonto/Woche (mit Streuung)

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50

HH-LBS

HI-SOP 2

HI-KUWI 2

IL INGINF

Mz-BA 2

IL MTECH

Std/Woche

x̄ = 27

x̄ = 25

x̄ = 21

x̄ = 22

x̄ = 21

x̄ = 24

min

max

Bologna-Soll

min

max

60

Sommersemester 2010 x ̄

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Lernkonto/Woche (mit Streuung)

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50

HH BWL

PB Mathe

HI LA

HI IMIT

Mz BA 3

IL MTR

Std/Woche

x̄ = 25

x̄ = 24

x̄ = 22

x̄ = 24

x̄ = 31

x̄ = 21

60

Wintersemester 2010/11 nach 4 MonatenBologna-

Soll

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Lernkonto pro Tag im Semesterverlauf

1,00

2,00

3,00

4,00

5,00

6,00

November Dezember Januar Februar März

3,48

2,23

2,99 2,942,78

4,04

2,48

3,73

4,64

1,83

3,75

2,31

4,17

5,86

1,42

4,73

2,96

4,71

2,88

3,94

4,71

3,17

4,79

2,452,59

3,75

2,39

4,66 4,55

3,43

Std/

Pbn/

Tag

Hamburg Hildesheim-SOP Hildesheim-KUWIIlmenau Mainz BA Mainz-Diplom

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2%2%

20%

60%

1%6%10%

Präsenz Selbst Studium allg. Privat Urlaub krank Fahrt Jobben

Lernkonto 229,25Extracurr. 1145,75

5%2%5%

19%

49%

2%8%10%

Lernkonto 277,75Extracurr. 1091,5

4%9%

65%

2%9%

12%

Lernkonto 305,5Extracurr. 1055,5

8%5%

48%

2%

25%

12%

Lernkonto 585Extracurr. 903,25

8%

43%

2%

36%

10%

Lernkonto 705,25Extracurr. 755

4%3%7%

37%

6%

32%

11%

Lernkonto 673,5Extracurr. 698,75

3 - 3,3 - 2,7 3,3 - 3,7 3 - 1,7 - 3

2 - 2,7 - 1 - 1 3 - 5 5 - 3,3 - 2,3 - 5

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0

250

500

750

1000

A B C D E F G H

Lesen Schreiben Aufgaben lösen

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Überraschung

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5 6 G E S E L L S C H A F T

F R A N K F U R T E R A L L G E M E I N E S O N N T A G S Z E I T U N G , 1 0 . O K T O B E R 2 0 1 0 , N R . 4 0

Corinna hat nie zu den Studenten

gehört, die über die Last des Studi-

ums geklagt hätten. Sie liest und be-

greift schnell und macht sich nicht

unnötig einen Kopf. Wenn man

fragt, was sie denn treibe in all ih-

rer Freizeit, stützt sie ihr Kinn in

die Hand und verdreht die Augen

zum Hamburger Herbsthimmel.

„Oooch“, sagt sie nur. Nichts Be-

sonderes, soll das wohl heißen. Job-

ben, Freunde treffen und so. Noch

immer hat sie das Gefühl, reichlich

Zeit für sich zu haben. Sie surft ein-

fach weniger im Internet oder arbei-

tet in der Bahn, anstatt wie früher

Musik zu hören. Aber zum ersten

Mal hat sie zu Beginn des Sommer-

semesters einen Stapel Texte ko-

piert. Wenn im Seminar Referate

gehalten werden, liest sie sich ins

Thema ein. Nicht, dass sie deshalb

bessere Noten schreiben würde.

Darum geht es ihr nicht. Sie sei zu-

friedener, sagt sie. Und sie habe das

Gefühl, sie lerne mehr.Vor der Einführung des Bache-

lors hat es mitunter Jahre gedauert,

bis Studierende bemerkten, dass

der Nutzen des Studiums sich weni-

ger an vorgeschriebenen Leistun-

gen bemisst als am eigenen Engage-

ment. Zum Anspruch der Bologna-

Reform gehörte es, die Universitäts-

ausbildung zu beschleunigen. Da

war es konsequent, auch den erwar-

teten Zeitaufwand zu berechnen

und das Selbststudium mit Leis-

tungspunkten zu honorieren – ein

Paradigmenwechsel. Eine Ver-

gleichsgruppe von Diplom-Erzie-

hungswissenschaftlern aus Mainz,

die ebenfalls an der „Zeitlast“-Stu-

die teilgenommen haben, zeigt

denn auch: Die investieren noch we-

niger Zeit in ihr Studium, nur zwan-

zig Stunden die Woche. Nun ver-

langt Bologna das Doppelte. „Ich

finde das, ehrlich gesagt, zu viel“,

sagt Pauline. Eine andere Proban-

din aus Hildesheim pflichtet ihr

bei: „Das kann ich einfach nicht

leisten. Das kann man als Arbeit-

nehmer, wenn man eine Routine

entwickelt hat. Lernarbeit ist etwas

anderes.“Was also ist angemessen? Profes-

sor Schulmeister schnaubt. Dann

redet er von der Auseinanderset-

zung mit komplexen Themen, von

der Lektüre ganzer Bücher anstelle

von Aufsätzen, von selbständiger

Recherche und eigenen Ideen.

„Das ist der Maßstab“, sagt Schul-

meister. „Wie viel Zeit Studenten

dafür brauchen, ist mir schietegal.“

Aber Bildung? Erkenntnis? Lernen

für einen selbst? „Gibt’s nicht

mehr. Ist futsch“, glaubt Schulmeis-

ter. Seiner Meinung nach trägt die

Fixierung auf Leistungspunkte und

Prüfungen zu dieser Entwicklung

bei. Die innere Motivation lässt

nach, Noten werden zur Messlatte

aller Dinge, und nach der letzten

Klausur fällt der Hammer. Faul?

„Das ist keine Kategorie“, sagt

Schulmeisters Mitarbeiterin Chris-

tiane Metzger. „Die Studenten heu-

te studieren nur anders.“ In diesem

Sinne war Corinna typisch für Bo-

logna. Mara sagt: „Ich habe Angst,

dass ich im Studium verlerne, mich

für Sachen zu interessieren.“Noch beunruhigender ist, dass

die Zeitbudget-Studie keinerlei Zu-

sammenhang zwischen Arbeitsleis-

tung und Noten feststellt. Noch die

Kandidaten mit dem geringsten

Zeitaufwand haben alle Prüfungen

bestanden. Die Daten legen nahe,

dass sinkende Anforderungen ge-

nauso wenig zur Zufriedenheit der

Studenten beitragen wie eine Ver-

minderung der zeitlichen Belas-

tung. Christiane Metzger will des-

halb die Universitäten in die

Pflicht nehmen. „Wenn die Hoch-

schule für das Selbststudium Leis-

tungspunkte vergibt, dann muss sie

auch die Verantwortung dafür über-

nehmen.“ Metzger ist überzeugt,

dass die allgemeine Unzufrieden-

heit viel mit der Organisation der

Lehre, etwa zerfaserten Stundenplä-

nen, zu tun hat.In Ilmenau wird von morgen an

erforscht, wie sich Blockveranstal-

tungen auswirken. Die Mechatroni-

ker beschäftigen sich dann vier bis

fünf Wochen hintereinander quasi

nur mit „Körperdynamik“. Geprüft

wird gleich im Anschluss, damit es

sich zum Semesterende weniger

ballt. Phasen des Selbststudiums

sind im Tagesablauf eingeplant, die

Rückmeldung im nächsten Semi-

nar inklusive. Weil die Blockstruk-

tur jedoch einen größeren Zeitauf-

wand bedeutet, sind nicht alle Me-

chatroniker begeistert. Offenbar

fürchtet mancher um seine Freizeit.

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Fortsetzung von Seite 55

VON ISABELL A KROTHSerkan lässt zwei Stück Zucker in

sein Teegläschen fallen und beob-

achtet, wie sie sich im heißen Was-

ser auflösen. Ein korpulenter

Mann, 39, Boxernase, sorgfältig ge-

stutzter Vollbart, etwas dichter auf

der Oberlippe. Er trägt einen

schwarzen Kapuzenpulli mit arabi-

schen Schriftzeichen und helle

Jeans – keine Kleidung, die auf sein

Amt im Vorstand einer Berliner

Moschee hindeuten würde. Er sitzt

dort in einem karg eingerichteten

Büro: Schreibtisch, Ledersessel, an

der Wand ein Plakat der Ditib,

dem Dachverband „Türkisch-isla-

mische Union der Anstalt für Reli-

gion“, die eine Dependance des

staatlichen türkischen Religionsam-

tes ist. „Sei mutig“ ist auf dem Pos-

ter zu lesen, darunter ist die Num-

mer einer Hotline für Menschen

angegeben, die Opfer einer

Zwangsheirat geworden sind.Einen großen Teil seiner Freizeit

verbringt Serkan ehrenamtlich in

der Moschee. Er kennt die Proble-

me der Väter, deren Töchter angeb-

lich zu freizügig leben und deren

Söhne sich auf der Straße herum-

treiben. Er weiß, dass viele Mütter

und Väter ihre Kinder in Ehen

drängen, weil sie glauben, diese kä-

men damit zur Vernunft. „Die El-

tern denken, sie würden im Namen

Allahs handeln, aber da irren sie

sich. Der Islam will, dass Men-

schen glücklich sind. Doch wenn

man sie zwangsverheiratet, werden

sie es niemals sein.“ Serkan presst

die Lippen aufeinander, dann sagt

er: „Ich lebe seit 20 Jahren in einer

Zwangsehe.“ So empfindet er das.

Für die Menschenrechtsorganisa-

tion „Terre de Femmes“ liegt eine

Zwangsehe dann vor, wenn zumin-

dest ein Ehepartner durch verbale

oder körperliche Gewalt zur Ehe

gezwungen wird und eine Weige-

rung kein Gehör findet. Meistens

sind Frauen in dieser Lage. Dass

aber auch Männer in eine Ehe ge-

drängt werden können, dass auch

sie zum Opfer einer Kultur werden

können, die sie sonst sehr begüns-

tigt, ist weitgehend unbeachtet ge-

blieben. Freilich haben sie selbst

dann oftmals noch Ausflüchte, die

Frauen versperrt sind.Serkan war 17 Jahre alt, als er

während eines Urlaubs in der ost-

anatolischen Heimat seiner Eltern

die spontane Idee hatte zu heiraten:

„Sie war die Schwester der Frau

meines Cousins und genauso alt

wie ich.“ An eine Hochzeit mit der

bislang Unbekannten knüpfte der

junge Mann konkrete Hoffnungen:

Er wollte der Enge seiner Familie

entkommen. Dem Vater, der ihn

auf die Koranschule schickte und

daheim strenge Disziplin einforder-

te. Der überbesorgten Mutter, die

ihn noch vor Einbruch der Dunkel-

heit zu Hause erwartete. Nach Ser-

kans Antrag ging alles rasch: Die

Familie feierte ein religiöses Verlo-

bungsfest. Serkan dachte an die Un-

abhängigkeit, die er bald als neues

Familienoberhaupt haben würde.

Daran, ein Leben mit dieser Frau

zu verbringen, dachte er nicht. Ihm

war nicht bewusst, dass er weitaus

mehr als nur ein Versprechen zur

Ehe gab, die erst ein paar Jahre spä-

ter in Deutschland vollzogen wer-

den sollte. Er gab sein Ehrenwort.

„Bei vielen türkischen Familien

existiert ein falscher Ehrbegriff“, er-

klärt der Berliner Psychologe Ka-

zim Erdogan, der für die Psychoso-

zialen Dienste im Bezirksamt Neu-

kölln arbeitet. „Er greift schon

früh, sogar noch vor der Verlo-

bung, etwa wenn ein Mann ins

Haus der Braut geht, um sich dort

beim traditionellen Mokka vorzu-

stellen.“ Eine Absage ist zu diesem

Zeitpunkt kaum mehr möglich:

„Wenn ein Mann dann noch einen

Rückzieher macht, ist die Ehre der

Braut beschmutzt.“Genau das geschah im Fall von

Serkan. Anders als bei jungen Frau-

en, die per Zwangsehe wie eine

Ware weiterverkauft werden, spiel-

te bei ihm Geld keine Rolle. An-

ders als es bei vielen Frauen der

Fall ist, drängten ihn seine Eltern

auch nicht mit Schlägen in eine un-

gewollte Ehe. Und Serkan musste

sich auch nicht vor einem Ehren-

mord fürchten – anders als weibli-

che Opfer, über die immer wieder

berichtet wird. Bei Serkan war es

der psychologische Druck seiner El-

tern, der ihn dazu brachte, gegen

seinen Willen zu heiraten. Denn

zwei Jahre nach der Verlobung woll-

te Serkan die Hochzeit eigentlich

wieder absagen.Zurück daheim in Berlin, war

zunächst alles nach Plan verlaufen:

Dank des Status als zukünftiger

Ehemann bezog Serkan seine ers-

te eigene Wohnung. Sein Geld ver-

diente er sich als Türsteher in Dis-

kotheken, wo er die schönsten

Frauen passieren ließ. Einige von

ihnen nahm er zu sich in die Woh-

nung. Dass er eigentlich vergeben

war, schien er vergessen zu haben.

Als die Vorbereitungen für die

Hochzeitsfeier begannen, er-

schrak Serkan. Er verkündete sei-

nen Eltern: „Ich liebe sie nicht,

wir müssen die Hochzeit annullie-

ren.“ Aber die Eltern waren über-

zeugt, ihr Sohn würde durch eine

Absage die Ehre des Mädchens

verletzten. Der Vater sagte: „Solan-

ge du mein Sohn bist, hast du kei-

ne andere Wahl.“Die Erinnerung an den Tag der

Hochzeit, kurz nach Ankunft der

jungen Braut im Herbst 1992, ist

für Serkan wie von einem Grau-

schleier überzogen. Ein Gast

wünschte ihm, er möge mit seiner

Braut auf gemeinsamen Kissen alt

werden; Serkan wäre am liebsten

weggelaufen. Aber er musste von

nun an für seine Gattin sorgen, so

wie es der Koran vorschreibt. Er

musste Geld verdienen und ab so-

fort mit ihr schlafen, denn Serkan

war überzeugt, dass nach dem Is-

lam eine Ehe ihre Gültigkeit ver-

liert, wenn ein Paar in bestimmten

Abständen keinen Sex hat.Die Eltern richteten dem Paar

ein Zimmer im Hinterhof ihres

Wohnblocks ein. Knapp 15 Qua-

dratmeter, ein Fenster, Rauhfaserta-

pete. Die Hochzeit hatte Serkan ge-

radewegs zurück in den Schoß sei-

ner Familie geführt. Im Bett drehte

er sich zur Seite: „Ich wusste, dass

ich meine Frau dadurch verletze.

Aber wenn man muss und man will

nicht – dieses Gefühl wünsche ich

keinem.“ Er war 19 und träumte

von den Freiheiten, die andere jun-

ge Männer in seinem Bekannten-

kreis hatten. Wütend beschloss er,

sein Leben von nun an aufzuteilen:

in eines außer Haus und in eines, in

dem er den verheirateten Mann

spielte. Schließlich konnte ihm nie-

mand vorschreiben, wie er sein Le-

ben zu führen hatte, solange er sei-

ne Pflichten als Mann erfüllte:

Geld verdienen und für Nachkom-

men sorgen.Die Schriftstellerin Fatma Blä-

ser, die sich mit ihrem Verein Hen-

namond e.V. gegen Zwangsehen

einsetzt, glaubt, dass etwa die Hälf-

te der Männer sich in so einer Ehe

einfach abfindet. „Sie besitzen

mehr Möglichkeiten, aus dem All-

tag zu flüchten. Sie können sogar

untreu sein, ohne die Familienehre

zu verletzen.“ Die tragische Konse-

quenz: Die Probleme der Frauen

vergrößern sich noch, je mehr Frei-

heiten sich die Männer nehmen.

Psychologe Erdogan hat im Berli-

ner Stadtteil Neukölln eine Selbst-

hilfegruppe gegründet für türkisch-

stämmige Männer: „Manche bre-

chen unter der Last, als Mann kei-

ne Schwäche zuzugeben, zusam-

men. Andere wehren sich mit Ge-

walt. Wieder andere wählen ein

Doppelleben – das geht dann oft

zu Lasten der Frauen, die kaum

Spielraum in der Ehe haben.“Serkan feierte und flirtete, hatte

zahlreiche Affären. „Manchmal war

ich tagelang nicht zu Hause. Ich

wollte einfach nicht zurück.“ Für

seine Frau wurde die Ehe zum Alb-

traum. Als sie schwanger wurde,

war Serkans Reaktion die übliche:

Er flüchtete. In einer Disko lernte

er eine hübsche 19 Jahre alte Frau

kennen; er ließ sich mit ihr von ei-

nem Imam verheiraten und berief

sich dabei auf den Koran, Sure 4,

Vers 3, in der es heißt: „Heiratet,

was euch an Frauen beliebt, ein je-

der zwei, drei oder vier.“ Er war 23

und hatte von nun an zwei Frauen.

Ein Doppelleben, das er nicht ge-

noss: „Ich hatte ein schlechtes Ge-

wissen.“ Er weiß, wie viel Unglück

er über seine Frau gebracht hat. Sie

weinte oft, nicht aus Eifersucht,

sondern wegen ihrer ausweglosen

Lage: „Sie wusste, dass sie bei einer

Trennung unseren Sohn bei mir

hätte lassen müssen.“ Die islami-

sche Tradition will, dass sich der

Mann um die religiöse Erziehung

der Kinder kümmert, glaubt er. Er

hätte seiner Frau das gemeinsame

Kind ja nicht wegnehmen wollen:

„Aber alle hätten das nach einer

Trennung von mir erwartet.“ Ser-

kan rutscht auf seinem Sessel nach

vorne und dreht das Gläschen mit

dem Tee, der inzwischen kalt ge-

worden ist, in der Hand. Auch sei-

ne Zweitfrau bekam ein Kind von

ihm, eine Tochter. Als die Bezie-

hung scheiterte, nahm Serkan das

Kind zu sich. Er glaubte sich im

Recht.Serkan hat bislang nur den

Imam um Rat gefragt. Der empfahl

ihm, sich mit seiner Ehe abzufin-

den und auf die Früchte des Jen-

seits zu warten. Mit 39 Jahren hat

Serkan nun sowieso das Gefühl,

dass es für ihn zu spät ist, auszubre-

chen. Er sagt: „Meine Kinder sind

jetzt mitten in der Pubertät. Ich

will nicht, dass sie noch einmal lei-

den müssen, damit ich glücklich

bin.“ Nur eines will Serkan ganz be-

stimmt: die Pläne seiner Frau ver-

hindern. „Sie will unsere Tochter

früh verheiraten. Sie denkt an den

Cousin in der Türkei.“ Serkan

schüttelt energisch den Kopf. „Ich

werde niemals zulassen, dass meine

Kinder heiraten, bevor sie ihren

Partner wirklich kennen. Sonst pas-

siert nur Unglück.“Von der Autorin ist gerade erschienen:

„Halbmondwahrheiten: Türkische Männer

in Deutschland. Innenansichten einer ge-

schlossenen Gesellschaft“. Diederichs, 224

Seiten, 16,95 Euro.

Andere Leute backen auch

Wenn man muss, und man will nicht

Wie auch türkische Männer Opfer der patriarchalischen Kultur werden können

Manch ein Mann fliehtin ein Doppelleben –zu Lasten der Frau,die gefangen ist.

„Bei vielen türkischen Familien existiert ein falscher Ehrbegriff“, sagt der Psychologe: Ein türkisches Männercafé in Berlin.

Foto Loredana Nemes

Als Serkan die Hoch-zeit absagen wollte,sagte sein Vater: Duhast keine Wahl.

1 0 . O K T O B E R 2 0 1 0 , N R . 4 0

S E I T E 5 5

F R A N K F U R T E R A L L G E M E I N E S O N N T A G S Z E I T U N G

!

!

GesellschaftGesellschaft

SHAKE IT

Schauspieler Michael Douglas über

Krankheit und Familie, Seite 64

VON JUL IA SCHAAF

Mara ist eine leistungsstarke Studen-

tin. Sie ist es gewohnt, gute Noten zu

schreiben, und sie arbeitet dafür hart.

Eine Drei akzeptiert sie nur, wenn sie

ihr Bestes gegeben hat. Natürlich fin-

det die angehende Medien- und Kom-

munikationswissenschaftlerin ihr Studi-

um stressig. Aber „Stress hat irgend-

wie jeder“, sagt sie. Schlimmer findet

sie die Angst zu scheitern. Und nie ist

Feierabend, immerzu plagt sie das Ge-

fühl, irgendwas lesen zu müssen. Ver-

gangenen Winter hat Mara an einer

Studie teilgenommen, um die Arbeits-

belastung von Deutschlands Bachelor-

studenten zu ermitteln. Tag für Tag

hat sie protokolliert, wie sie ihre Zeit

verbringt. Sie hat jeden Bibliotheksbe-

such vermerkt und notiert, wenn sie

vom Schreibtisch aufstand, um Wä-

sche aufzuhängen. In Prüfungsphasen

ergab das Sechzig-Stunden-Wochen.

Manchmal jedoch kam sie auf gerade

mal dreieinhalb. „Oh, mein Gott“,

dachte Mara*. „Was ist da passiert?“

Rolf Schulmeister zieht ein kana-

riengelbes T-Shirt unter seinem

Schreibtisch im Zentrum für Hoch-

schul- und Weiterbildung an der Uni-

versität Hamburg hervor. „Bundeswei-

ter Bildungsstreik“ steht darauf. Ver-

gangenen Herbst hat der Professor das

Hemd getragen und ist mitmarschiert,

als die Studenten so zahlreich wie lan-

ge nicht auf die Straße gingen, um für

bessere Studienbedingungen zu kämp-

fen. Schulmeister war überzeugt, der

Nachwuchs habe recht: Der „Bolog-

na-Prozess“, die Umstellung auf ein eu-

ropäisches System aus Bachelor- und

Masterabschlüssen, habe das Semester-

pensum und die Zahl der Prüfungen

auf ein unzumutbares Niveau ge-

schraubt. Kein Wunder, dass so viele

Studenten über Überlastung klagten.

Mit der Zeitbudget-Erhebung „Zeit-

last“ wollte der Hochschuldidaktiker

diesen Zusammenhang belegen. „In-

zwischen“, sagt der Professor, „sind

wir böse überrascht.“

Denn ganz gleich ob geistes-, sozi-

al- oder ingenieurwissenschaftliche

Studenten, ob angehende Erziehungs-

wissenschaftler in Mainz, Mechatroni-

ker in Ilmenau oder die Hamburger

Medien- und Kommunikationswissen-

schaftler: Im Schnitt bringen die unter-

suchten Bachelor-Studenten 26 Wo-

chenstunden für ihr Studium auf – das

Kopieren von Texten und fachbezoge-

ne Gespräche mit Kommilitonen inklu-

sive. Die Bologna-Vorgaben erwarten

40 Wochenstunden, abzüglich Urlaub

bleiben 37,5. Dieses Pensum erreichen

– abgesehen von fleißigen Ausnahmen

– nur die Mechatroniker im Hauptprü-

fungsmonat Februar. Überhaupt

schnellen die Werte rund um die Klau-

suren in die Höhe, während das Selbst-

studium im Semester, die Vor- und

Nachbereitung von Veranstaltungen,

meist vernachlässigt wird. Schulmeis-

ter seufzt. „Das sind insgesamt schwa-

che Werte.“ Eine weitere Zahl unter-

mauert den enttäuschenden Befund.

Der Professor sagt: „Die Studenten ha-

ben elf bis zwölf Stunden Freizeit ein-

getragen am Tag.“

Die Ergebnisse stellen die Debatte

über die Zumutungen von Bologna

auf den Kopf. Man könnte auch sagen:

Sie entziehen ihr die Grundlage. Bun-

desbildungsministerin Annette Scha-

van (CDU) zum Beispiel sieht in den

Ergebnisse offenbar eine Ehrenret-

tung für die Bachelor/Master-Umstel-

lung. Zwar müssten die Hochschulen

die Hinweise ernstnehmen, dass die

Organisation des Studiums verbessert

werden kann, sagte sie dieser Zeitung.

Aber: „Es zeigt sich, dass es offenbar

Vorurteile gegen die mit der Bologna-

Reform eingeführten Studiengänge

gibt, die sich so nicht halten lassen.“

Erst im Dezember hatten sich die Kul-

tusminister der Länder darauf verstän-

digt, dem Unmut Rechnung zu tragen

und den Bachelor zu entrümpeln. Seit-

dem soll nicht nur die Zahl der Prüfun-

gen sinken. Auch der zeitliche Auf-

wand wird nur noch mit 32 bis 39 Wo-

chenstunden veranschlagt.

Aber war das nötig? Oder ist die

Mehrheit der Studierenden einfach

faul? Und wie prägend bleibt der My-

thos vom Studium als Lebensphase, in

der es ein Recht auf Ausschlafen gibt

und alle Zeit der Welt für Freunde,

Freizeit und Muse? Gehört das zum

Bildungserlebnis dazu, funktioniert die-

ses vielleicht nur so? Oder geht es zu

oft um Gammelei?

Pauline hatte solche Vorstellungen

von grenzenloser Freiheit. Wenn am

nächsten Tag keine Vorlesung ist, woll-

te sie feiern gehen, auch unter der Wo-

che. Daraus ist nichts geworden. Die

Zweiundzwanzigjährige studiert in Hil-

desheim Sozial- und Organisationspä-

dagogik und sagt: „Ich habe es mir

nicht so anstrengend vorgestellt.“ Sie

leidet unter dem Druck, eine Menge

Anforderungen in knapp bemessener

Zeit bewältigen zu müssen. Wegen der

Hausarbeiten seien die Semesterferien

manchmal stressiger als die Vorlesungs-

zeit. Dann bekommt sie Kopfschmer-

zen, kann nicht mehr abschalten und

zieht sich zurück.

Die Ergebnisse der „Zeitlast“-Stu-

die machen auf Pauline wenig Ein-

druck. Anders als das Gros der Teilneh-

mer kann sie darauf verweisen, dass sie

mindestens 16 Wochenstunden jobbt,

um ihr Studium zu finanzieren. Die

Mehrheit ist nicht einmal sechs Stun-

den wöchentlich erwerbstätig. Eine

gängige Erklärung für die überforder-

ten Bachelor-Studenten ist damit hin-

fällig. Aber auch Tim, 24 Jahre, Mecha-

troniker in Ilmenau, 28 Stunden

„Workload“ die Woche, beschreibt

sein Studium als straff und belastend.

Er sagt: „Das ist so eine Dauerspan-

nung. Man möchte sich in die Bade-

wanne legen und entspannen und

kommt raus und fühlt sich genauso

wie vorher.“

Studentenvertreter nehmen ihre

Kommilitonen pauschal in Schutz.

Die neue Studie untermauere sogar

die studentische Systemkritik, meint

Sören Faika vom Asta der Uni Ham-

burg: Die unflexible Studienstruktur

verursache „subjektiv Stress“. Beim

Deutschen Studentenwerk wird zu-

nächst die schmale Basis von „Zeitlast“

bemängelt. Grundlage sind Tagespro-

tokolle von 112 Probanden aus fünf ver-

schiedenen Bachelor-Studiengängen.

Aufgrund der Methode sind die Daten

jedoch ungewöhnlich detailliert und

belastbar. Stefan Grob, Sprecher des

Studentenwerks, sagt: „Ich glaube

nicht, dass die Proteste des vergange-

nen Jahres grundlos waren. Im Gegen-

teil. Der entscheidende Punkt scheint

allerdings nicht der messbare Zeitauf-

wand zu sein.“ Nicht einmal die Präsi-

dentin der Hochschulrektorenkonfe-

renz, Margret Wintermantel, sieht

„Anlass für ein Bashing der Studieren-

den“. Immerhin merkt sie an: „Die Stu-

dierenden sollten sich aber auch selbst

fragen, wie sie ihre Studienzeit intensi-

ver nutzen können.“

Mara aus Hamburg hat inzwischen

ein Zeitmanagement-Seminar absol-

viert, das für die Teilnehmer der Stu-

die angeboten wurde. Seitdem ist ihr

klar, dass Stress auch hausgemacht sein

kann. Im Dezember zum Beispiel, als

die Lern-Werte ins Bodenlose sackten,

hätte sie gewettet, viel für die Uni ge-

tan zu haben – so groß schien der

Druck. Heute vermutet sie die Ursa-

che im allgemeinen Weihnachtsstress.

„Aber andere Leute müssen auch Kek-

se backen und Geschenke kaufen.“

Mara ist bewusst geworden, wie viel

Zeit sie vor dem Laptop vertrödelt, in-

dem sie Kaffee kocht und E-Mails

checkt. Wie sie Freistunden zwischen

Seminaren verbummelt, aber denkt,

sie hätte den ganzen Tag studiert. In-

zwischen versucht sie, sich realistische

Ziele zu stecken und pragmatisch zu ar-

beiten: einfach anzufangen, anstatt

sich mit Entscheidungen aufzuhalten,

welche Aufgabe die dringlichste ist.

Tatsächlich war sie noch nie so früh

mit ihren Hausarbeiten fertig wie im

Sommer. Sie sagt: „Ich habe auch ge-

lernt, meine Freizeit zu genießen.“

Bei Corinna, die ebenfalls Medien-

und Kommunikationswissenschaften

in Hamburg studiert, hat die Studie ei-

nen Einstellungswandel ausgelöst. Die

Einundzwanzigjährige war in ihre

Traumstadt gezogen, um ihr Traum-

fach zu studieren; nie hat sie in Veran-

staltungen gefehlt. Ihre Noten: immer

mindestens „gut“. „Ich muss gar nicht

viel machen“, dachte Corinna deshalb.

Die Auswertung der Studie traf sie wie

ein Schock. In der Rubrik „extra-

curriculare Zeit“ stand: 84 Prozent.

Fortsetzung auf der folgenden Seite

Wie Martin Rütter zum Hunde-

versteher der Nation wurde, Seite 57

AM RANDE

DER GESELLSCHAFT

Barkeeperin Caroline Anáis Rex ist die

Newcomerin des Jahres, Seite 58

Gerade mal 26 Stunden

pro Woche arbeiten

Studenten im Schnitt

fürs Studium, fand

eine Erhebung heraus –

deutlich weniger als

verlangt. Sind sie faul?

Lernen sie falsch?

Die jüngste

Reform der

Unis habe

ihnen eine

Überlastung

beschert,

hatten die

Nachwuchs-

Akademiker

geklagt.

Jetzt spricht

der Asta von

„subjektivem

Stress“.

Reiner Wein 58

Der Gast spricht 58

Mode 60

Kunstmarkt 63

Rätsel 64

FEEL IT

Andere Leute müssen auch Kekse backen

MAKE IT

Fotos AP, dpa, Verena Müller, Frank Röth

*Namen der Studenten geändert

Arbeitsbelastung

Stunden je Woche, die Studenten mit dem Studium verbringen

Quelle: Projekt Zeitlast, ZHW: Universität Hamburg. Ausgewählte Fächer für das Wintersemester 2009/10. F.A.Z.-Grafik NIebel

Nov. 2009Dez. 2009

Jan. 2010Studenten der

Fachbereiche: Feb. 2010

Stunden

März 2010

05

1015

2025

3035

4045

Bologna-Soll

Mechatronik, TU Ilmenau

Sozialpädagogik, Hildesheim

Erziehungswissenschaften, Mainz

Medienwissenschaften, Hamburg

Page 18: Workload & Selbststudium - ZQS · BSc Mechatronik mit geblockten Modulen 25 5 ... Präsenz Selbststudium Praktikum Präsenz Selbststudium Praktikum 0 40 80 120 160 Mai Juni Juli Aug

Erkenntnisse aus ZEITLast

Subjektives Zeitempfinden und empirisch gemessene Zeit stimmen nicht überein

Die Lernzeit ist kein Prädiktor für Lernerfolg

Der Lernaufwand für das Selbststudium korreliert nicht mit den Noten

Lernerfolg ist offenbar von anderen Faktoren abhängig wie Begabung, Vorkenntnis, Lernstil, Lernstrategie, Motivation und Konzentration

Page 19: Workload & Selbststudium - ZQS · BSc Mechatronik mit geblockten Modulen 25 5 ... Präsenz Selbststudium Praktikum Präsenz Selbststudium Praktikum 0 40 80 120 160 Mai Juni Juli Aug

Präsenz- versus Selbststudium im Monat

0

30

60

90

120

150

180

Mai Juni Juli Aug Sept

51

23

13584

56

1025

5841

Hamburg: LBS

Std/

Pbn

0

30

60

90

120

150

180

Mai Juni Juli Aug Sept1518

33

46

30

0010

4432

Hildesheim: Sozial- u. Orga.päd.

0

30

60

90

120

150

180

Mai Juni Juli Aug Sept

1913

16

71

56

10211

7050

Hildesheim: Kulturwiss.

Präsenzstudium Selbststudium

0

30

60

90

120

150

180

Mai Juni Juli Aug Sept8

78

1036351

0927

4146

Ilmenau: Ingenieurinformatik

Std/

Pbn

0

30

60

90

120

150

180

Mai Juni Juli Aug Sept5

57

94

3225

05

41

7067

Ilmenau: Medientechnik

0

30

60

90

120

150

180

Mai Juni Juli Aug Sept5

47

58

56

39

1017

4735

Mainz: BA Erziehungswiss.

Prüfungen ProjektWahlb.

PrüfungenPrüfungen

Page 20: Workload & Selbststudium - ZQS · BSc Mechatronik mit geblockten Modulen 25 5 ... Präsenz Selbststudium Praktikum Präsenz Selbststudium Praktikum 0 40 80 120 160 Mai Juni Juli Aug

0

40

80

120

160

Nov Dez Jan Feb März

31

5231

1620

015

2820

30

MZ: BA ErziehungswissenschaftA

M S

td/P

bn

0

40

80

120

160

Nov Dez Jan Feb März

6250

56

14

28

0521

1420

HH: BA Medien- u. Komm.wissenschaft

AM

Std

/Pbn

Präsenz Selbststudium PraktikumPräsenz Selbststudium Praktikum

0

40

80

120

160

Mai Juni Juli Aug Sept

13

8

000 5

59

98

3426

05

42

7370

IL: BSc Medientechnik

AM

Std

/Pbn

0

40

80

120

160

Mai Juni Juli Aug Sept

355222

00

2114

15

74

57

112

12

75

53

HI: BA Kulturwissenschaften

AM

Std

/Pbn

Page 21: Workload & Selbststudium - ZQS · BSc Mechatronik mit geblockten Modulen 25 5 ... Präsenz Selbststudium Praktikum Präsenz Selbststudium Praktikum 0 40 80 120 160 Mai Juni Juli Aug

Präsenz- & Selbst-Studium & Praktikum

0

30

60

90

120

150

180

Mai Juni Juli Aug Sept

1518

33

46

30

0010

4432

Hildesheim: Sozial- u. Orga.päd.

Präsenz Selbst Exkursion Praktikum

0

30

60

90

120

150

180

Mai Juni Juli Aug Sept

51

23

135

84

56

10

25

58

41

Hamburg: LBS

Page 22: Workload & Selbststudium - ZQS · BSc Mechatronik mit geblockten Modulen 25 5 ... Präsenz Selbststudium Praktikum Präsenz Selbststudium Praktikum 0 40 80 120 160 Mai Juni Juli Aug

selbststudium/Studierende

0

30

60

90

120

150

180

210

November Dezember Januar Februar März

TU Ilmenau Mechatronik

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Prüfungsvorbereitung als Anteil vom Selbststudium – „Bulimie-Lernen“

November Dezember Januar Februar März

0%

6%

23%

92% 94%

5%10%

24%

80%

42%

27%

44%

57%

78%83%

30%

51%

59%

81%

90%

20%

39%

75%

98%95%

HamburgHIL SOPHIL KuwiIlmenauMainz BA

Page 24: Workload & Selbststudium - ZQS · BSc Mechatronik mit geblockten Modulen 25 5 ... Präsenz Selbststudium Praktikum Präsenz Selbststudium Praktikum 0 40 80 120 160 Mai Juni Juli Aug

Selbststudium

Stunden/Monat

November Dezember Januar Februar März

0-10

10-20

20-30

30-40

40-50

50-60

60-70

70-80

80-90

90-100

100-110

110-120

120-130

130-140

140-150

150-160

160–

▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣

▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣

▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣

▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣

▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣

▣ ▣

▣ ▣ ▣ ▣

▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣ ▣

▣ ▣ ▣ ▣

▣▣ ▣

Bologna Bologna Bologna ▣ Bologna Bologna▣208 ▣206

BA Mechatronik TU Ilmenau

Page 25: Workload & Selbststudium - ZQS · BSc Mechatronik mit geblockten Modulen 25 5 ... Präsenz Selbststudium Praktikum Präsenz Selbststudium Praktikum 0 40 80 120 160 Mai Juni Juli Aug

November Dezember Januar Februar März

HH

HISOP

HIKuwi

IL

MZBA

MZDipl

34:48 17:24 01:01 42:36 29:24

15:00 06:36 28:48 16:12 19:23

20:24 23:24 48:00 15:36 33:26

06:00 07:12 24:00 46:12 12:56

17:24 17:24 38:24 27:36 41:35

44:24 36:00 33:36 15:00 10:13

Medien im Studium

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Folgerungen

Das Selbststudium

funktioniert nicht

„Belastung“ ist eine

subjektive Wahrheit

ECTS sind ein Maß für Zeit, nicht für Leistung

Idee transferierbarer Leistung

ist zum Bonus-Modell für

Prüfungen verkommenViele Studierende fühlen nehmen eine

starke Belastung wahr

Hochschulen übernehmen keine Verantwortung fürs

Selbststudium

das Selbststudium dient in erster Linie zur Vorbereitung

von Prüfungen

Subjektive Wahrnehmung und objektive Zeitinvestition brechen auseinander

Stress resultiert aus dem Konflikt des Zeitmanagements

mit der Lehrorganisation

Es gibt keine Rückmeldekultur!

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Verworfene Hypothesen

JobbenOrganisationsaufwand

Sozialstatus Familienverhältnisse

FreizeitsuchtSocial Media

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Ist es die Erwerbstätigkeit?

Stunden i.d.Woche/Proband WS 09/10 SS 2010 WS2010/11

Hamburg MUK

Hamburg LBS

Hamburg BWL

Paderborn Mathe

Hildesheim SOP

Hildesheim KUWI

Hildesheim IMIT

Hildesheim LA

Ilmenau Mechatronik

Ilmenau INGINF

Ilmenau MEDTECH

Mainz BA Med.päd.

Mainz Dipl Med.päd.

8,0 — —

— 5,4 —

— — 4,0

— — 6,1

4,9 4,6 —

2,9 2,8 —

— — 3,1

— — 3,6

3,1 — 1,5

— 1,6 —

— 1,5 —

6,7 8,0 6,2

12,5 — —

Page 30: Workload & Selbststudium - ZQS · BSc Mechatronik mit geblockten Modulen 25 5 ... Präsenz Selbststudium Praktikum Präsenz Selbststudium Praktikum 0 40 80 120 160 Mai Juni Juli Aug

Liegt es am Organisationsaufwand?

Stunden/Monat Organi-sation

Freies Gespräch

Gremien-arbeit

Hamburg MUK

Hamburg LBS

Hamburg BWL

Paderborn Mathe

Hildesheim SOP 1

Hildesheim KUWI 1

Ilmenau Mechatronik

Ilmenau INGINF

Ilmenau MEDTECH

Mainz BA Med.päd.

5:00 1:20 0:06

4:09 0:35 0:15

3:03 3:01 0:20

1:51 1:42 0:00

8:05 3:00 1:07

8:00 4:30 3:00

3:36 6:00 1:24

2:48 1:59 0:15

2:50 2:20 0:10

8:20 4:00 8:18

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ist es der Wandel der Klientel?

0

18

35

53

70

1994 1997 2000 2003 2006 2009

Fachhochschulen

0

10

20

30

1994 1997 2000 2003 2006 2009

Universitäten

Ist es der Familienstatus? 5% haben Kinder, sind im Mittel 31 Jahre und zu über 90% verheiratet oder leben in fester Partnerschaft

Berufliche Vorbildung?

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Wichtigkeit von Lebensbereichen

Freundeskreis

Partner/Familie

Eltern/Geschwister

Freizeit/Hobbys

Uni/Studium

Beruf/Arbeit

Natur/Umwelt

Kunst/Kultur

Politik

Wiss./Forschung

Technik

Religion/Glaube

0 23 45 68 90

14%

22%

22%

28%

32%

40%

46%

64%

69%

73%

81%

82% ‣ „Der Freundeskreis und der Partner/die Partnerin haben für über 80% der Studierenden eine sehr große Bedeutung“

‣ „Ein Großteil der Studierenden hebt den Freizeit-bereich heraus: Für 69% hat er große Bedeutung“

‣ „Wissenschaft und Forschung ist für die Studierenden offensichtlich weniger wichtig als das Studium“

‣ „Der leichte Rückgang in der Wichtigkeit von Wissenschaft und Forschung lässt sich mit der veränderten Studienstruktur und der daraus resultierenden Zunahme der Bachelorstudieren-den in Zusammenhang bringen. Den Studieren-den mit dem Abschlussziel Bachelor ist dieser Bereich weniger wichtig als Studierenden, die ein Diplom anstreben.“

Studierendensurvey, Hochschulforschung Konstanz

!

!

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Absolventen Quoten

nach 2 Jahren

nach 4 Jahren

nach 6 Jahren

nach 8 Jahren

CC 11,5 % 28 %

public 29 % 55 % 58 %

private 50 % 65 % 66 %

Page 34: Workload & Selbststudium - ZQS · BSc Mechatronik mit geblockten Modulen 25 5 ... Präsenz Selbststudium Praktikum Präsenz Selbststudium Praktikum 0 40 80 120 160 Mai Juni Juli Aug

„current cultural norms among U.S. undergra-duates support a conception of schooling as an

important, but part-time activity.Brint & Cantwell 2010

1961 40 Stunden2003 27 Stunden

Page 35: Workload & Selbststudium - ZQS · BSc Mechatronik mit geblockten Modulen 25 5 ... Präsenz Selbststudium Praktikum Präsenz Selbststudium Praktikum 0 40 80 120 160 Mai Juni Juli Aug

Academic Engagement versus Campus Life

„activating uses of time are associated with

higher levels of academic engagement and higher

GPAs. However, uses of time that connect students to

campus life show inconsistent

effects.“

Page 36: Workload & Selbststudium - ZQS · BSc Mechatronik mit geblockten Modulen 25 5 ... Präsenz Selbststudium Praktikum Präsenz Selbststudium Praktikum 0 40 80 120 160 Mai Juni Juli Aug

Anwesenheitskontrolle

Page 37: Workload & Selbststudium - ZQS · BSc Mechatronik mit geblockten Modulen 25 5 ... Präsenz Selbststudium Praktikum Präsenz Selbststudium Praktikum 0 40 80 120 160 Mai Juni Juli Aug

HypothesenLeistungspunkteRelation Präsenz- & Selbststudium Prüfungssystem LehrorganisationSocial Media

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Kardinal-fehler ECTS

Leistungspunkte machen aus der sozialen Norm

Bildung eine marktorientierte Norm:

Zeit, nicht Qualität,

wird zur Norm

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Montag Dienstag Mitwoch Donnerstag Freitag

7 - 8

Jobben

8 - 9

Jobben9 - 10 Private Zeit Jobben Private ZeitPrivate Zeit

9 - 10 Private Zeit Jobben Private Zeit Private ZeitPrivate Zeit

10 - 11Wahlbereich

Jobben

WahlbereichZurück i.d. Zukunft

Private Zeit

11 - 12Wahlbereich

Jobben

Theorien Fernsehen

Zurück i.d. Zukunft

Nebenfach12 - 13

Freies, studienbbezo-genes Gespräch

Private ZeitZurück i.d. Zukunft

Wahlbereich Nebenfach

13 - 14Freies, studienbbezo-

genes GesprächPrivate Zeit

Private Zeit

Wahlbereich Nebenfach

14 - 15 NebenfachJobben

Private Zeit

Wahlbereich

Nebenfach

14 - 15 NebenfachJobben

Private Zeit Private ZeitWahlbereich

15 - 16

Private Zeit

Jobben

Private Zeit Private ZeitWahlbereich

15 - 16

Private Zeit

Jobben

Private Zeit Private Zeit

Private Zeit

16 - 17

Private Zeit

Wahlbereich

Private Zeit

Zurück i.d. Zukunft

Private Zeit

16 - 17

Private Zeit

Private Zeit

Private Zeit

Zurück i.d. Zukunft

Private Zeit

17 - 18 Private Zeit

Private Zeit

Private Zeit

Zurück i.d. Zukunft

Private Zeit

17 - 18 Private Zeit

Private Zeit

Private Zeit

Private Zeit

Private Zeit

18 - 19

Private Zeit

Private Zeit

Private Zeit

Private Zeit

18 - 19

Private Zeit

Private Zeit Theorien Fernsehen

Private Zeit

Private Zeit19 - 20

Private Zeit

Private Zeit Theorien Fernsehen

Private Zeit

Private Zeit19 - 20

Private Zeit

Private Zeit

Zurück i.d. Zukunft Private Zeit

Private Zeit

20 - 21 Nebenfach

Private Zeit

Private Zeit

Private Zeit

Private Zeit

21 - 22Nebenfach

Private Zeit

Wahlbereich

Private Zeit

Private Zeit

21 - 22Private Zeit

Theorien Fernsehen Private Zeit

Private Zeit

Private Zeit

22 - 23Private Zeit

Private Zeit

Private Zeit

Zeitlücken

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8 - 99 - 10

Montag DienstagPrivate Zeit

MittwochPrivate Zeit

DonnerstagPrivate Zeit

Freitag

7 - 811 - 1212 - 1313 - 14

7 - 811 - 1212 - 1313 - 14

Private Zeit8 - 915 - 1616 - 1717 - 18

Private Zeit8 - 915 - 1616 - 1717 - 18

Private Zeit

Private Zeit

9 - 1019 - 2020 - 2121 - 22

Private Zeit

Private Zeit

9 - 1019 - 2020 - 2121 - 22

Private ZeitÜbung

Medien-sozialisation

Seminar

Private Zeit

10 - 11Private Zeit

Private ZeitÜbung

Medien-sozialisation

Seminar

Private Zeit

Private Zeit

10 - 11Private Zeit

Private ZeitÜbung

Medien-sozialisation

Seminar Mediengeschichte

Private Zeit

10 - 11Private Zeit

Nebenfach

ÜbungMedien-

sozialisationSeminar Mediengeschichte

Private Zeit11 - 12Private Zeit

Nebenfach

ÜbungMedien-

sozialisationSeminar Mediengeschichte

Private Zeit11 - 12Private Zeit

Nebenfach

Studium: Organisation

Mediengeschichte

Private Zeit11 - 12Private Zeit

Nebenfach

Studium: Organisation Studium: Organisation

Private Zeit

12 - 13

Private Zeit

Nebenfach

Studium: Organisation Studium: Organisation

Private Zeit

12 - 13Wahlbereich

Nebenfach

Neue Formen des Comics (Übung)

Nebenfach

Private Zeit

13 - 14Wahlbereich

Nebenfach

Neue Formen des Comics (Übung)

Nebenfach

Medien-sozialisation

13 - 14Studium: Organisation

NebenfachPrivate Zeit Private Zeit

Medien-sozialisation

14 - 15Studium: Organisation

NebenfachPrivate Zeit Private Zeit

Medien-sozialisation

14 - 15Nebenfach

Nebenfach

Neue Formen des Comics (Seminar)

ABK

Medien-sozialisation

15 - 16Nebenfach

Nebenfach

Neue Formen des Comics (Seminar)

ABK

Private Zeit

15 - 16Studium: Organisation

Nebenfach

Private Zeit

Neue Formen des Comics

Private Zeit16 - 17 Studium: Organisation

Nebenfach

Private Zeit

Neue Formen des Comics

Private Zeit16 - 17 Studium: Organisation

Nebenfach

Private Zeit

WahlbereichPrivate Zeit16 - 17

Private Zeit

Studium: Organisation

Private Zeit

WahlbereichPrivate Zeit

17 - 18

Private Zeit

Studium: Organisation

Private Zeit

Private Zeit

Private Zeit

17 - 18

Private Zeit

Private Zeit Private Zeit

Private Zeit

Private Zeit

18 - 19Private Zeit

Private Zeit Private Zeit

Private Zeit

Mediensozialisation18 - 19Private Zeit Neue Formen des

Comics

Private Zeit

Private Zeit

Mediensozialisation18 - 19Private Zeit Neue Formen des

Comics

Private Zeit

Private Zeit

Private Zeit

19 - 20 Private Zeit Neue Formen des Comics

Private Zeit

Private Zeit

Private Zeit20 - 21

Private Zeit Neue Formen des Comics

Private Zeit

Private Zeit

Private Zeit20 - 21

Private Zeit Neue Formen des Comics

Nebenfach

Private Zeit

Private Zeit

21 - 22

Private Zeit

Private ZeitNebenfach

Private Zeit

Private Zeit

22 - 23Private Zeit

Nebenfach

Private Zeit

Private Zeit

22 - 23Private Zeit

Nebenfach

Private Zeit

8 - 11 Themenwechsel

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Sitz in Bangalore – „Offshore grading“

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Selbststudium

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Mechatronik, 5. Semester, WS 2010/11

Nachmittags-Block

HU010

Montag Dienstag Mittwoch

VorlesungNachmittags-Block

HU010

Pause Pause Pause

Vormittags-Block

Pause Pause Pause

Selbststudium(Vorlesungsnachb., Aufgaben)

Übung

Selbststudium(Übungsnachb., Übungsvorb,

Aufgaben)

Übung

Vorlesung

Selbststudium(Prakikumsvorbereitung)

Repetitorium / Tutorium

Selbststudium(Prakttikumsvorbereitung)

Praktikum Selbststudium

Praktikum Selbststudium

Selbststudium

Beispiel: Blockorganisation

1. Block 2. Block 3. Block 4. Block 1. Block

Entwick-lungs-

methodik

Elektr. Motoren und

Aktoren

Mehrkörper-dynamik

Technische Optik 2

Entwick-lungs-

methodik

2 Wochen 5 Wochen 4 Wochen 4 Wochen 4 Wochen

Aufgaben für das Selbststudium

Simulation MagnetfeldSimulation MagnetkraftSimulation AnzugszeitErklärung KlauenpolmotorSawyer-, ScheibenläufermotorHerleitung für n-M-KL, I-M-KL, P-M-KL, eta-M-KLHerleitung eines DrehfeldesHerleitung der Formel von KlossRecherche zu … Motoren

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WS 2009/10 und WS 2010/11

Weihnachten

Vorlesungszeit Prüfungszeit vorlesungsfreie Zeit

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Vorher – Nachher

176

202

8118

220

337

8125

∑ = 522 ∑ = 662

Präsenzindiv. SelbststudiumSelbststudium in GruppeStudium allg.

Präsenzindiv. SelbststudiumSelbststudium in GruppeStudium allg.

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Drei ModuleVorher – Nachher

6943

5

105

128

32

∑ = 117 ∑ = 265

PräsenzSelbststudium indiv.Selbststudium in Gruppe

Präsenzindiv. SelbststudiumSelbststudium in Gruppe

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Lehr-orga-nisa-tion

Lehrende

Studie-rende

Studienerfolg

LernverhaltenZeitmanagement

EntscheidungProkrastination

Bulimie-Lernen

SWS-StrukturPrüfungszahl

Prüfungs-methoden

DidaktikBetreuung

RückmeldungAufgaben

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Erfolgsdidaktik

Projekt

Praktikum

Exkursion

Labor

Forschendes Lernen ProblemorientiertesLernen

Praxisbezug

Praxisbezug Entdeckendes Lernen

Lernen durchExperimentieren

Interaktives Lernen

Lernen durchAnwenden

Blockformen

eLearningKeller-Plan Selbstlernprogramme

Begleitendes Lernen

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Formales Wissen

Lektüre

Anwendung

Übung

Mathematik

Statistik

Logik

Fremdsprachen

Zeitfaktor

Verstehen

Hermeneutik

Verständigung

Instrumentelles Handeln

Belege

Konstruktion

Design

Bewegungslernen

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Ausgehend von drastisch gestiegenen Abbrecherquoten und einer ver-stärkten Nachfrage nach Studien- und psychologischer Beratung stellt sich die Frage nach den Ursachen für diese Entwicklung, die in der Stu-die ZEITLast beleuchtet werden sollen.

Der Diskurs über den Bachelor ist von widersprüchlichen Behauptun-gen bestimmt, deren Geltung erst durch empirische Forschung aufgeklärt werden kann. In Zeitbudget-Analysen, Befragungen, Interviews und Zeitmanagement-Seminaren wurde festgestellt, dass die Zeit, die Stu-dierende in das Studium investieren, im Mittel viel geringer ist, als von früheren Befragungen ermittelt wurde, und weit unter den von Bologna geforderten Werten liegt. Studierenden, die über eine zu hohe Belastung klagen, ist in der Regel nicht bewusst, wie wenig Zeit sie für das Lernen aufgewendet haben: Subjektive Wahrnehmung von Lernzeit und tatsäch-lich investierter Lernaufwand fallen auseinander.

Die Studie hat sich auch zu einer Methodenkritik an Befragungen ent-wickelt, da Befragungen o!enbar Ergebnisse erbringen, die durch das Merkmal sozialer Erwünschtheit stark beein"usst werden.

Berücksichtigt wird außerdem der aktuelle Stand im US-amerikani-schen Bildungssystem, wo hohe Abbrecherquoten und ein mangelndes „academic engagement“ ebenfalls an der Tagesordnung sind. Impulse gibt die Studie für alle im Bildungsbereich Tätigen, die sich nicht mit der vorurteilsbehafteten Kritik am Bachelor-Studium begnügen möchten, sonder die die dahinter stehenden Problem erkennen und konstruktive Lösungen wie das von den Verfassern vorgeschlagene Modell einer Lehr-organisation mit geblockten Modulen und einem aktiven Selbststudium weiterentwickeln möchten.

Rolf Schulmeister, Christiane Metzger (Hrsg.)

Die Workload im Bachelor: Zeitbudget und StudierverhaltenEine empirische Studie

www.waxmann.com

Münster / New York / München / BerlinISBN 978-3-8309-2516-3

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