14
Bild 1: Scan des namensgebenden Dokuments von Jerry R. Ehman Wow!-Signal aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Das Wow!-Signal war ein Schmalband-Radiosignal, das der Astrophysiker Jerry R. Ehman im Rahmen eines SETI-Projekts am „Big Ear“-Radioteleskop der Ohio State University am 15. August 1977 aus Richtung des Sternbildes Schütze aufzeichnete. Die Ursache des Signals ist bis heute nicht eindeutig geklärt.

Wow!-Signal – Wikipedia

Embed Size (px)

Citation preview

Bild 1: Scan des namensgebenden Dokuments von JerryR. Ehman

Wow!-Signalaus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Das Wow!-Signal war ein Schmalband-Radiosignal,das der Astrophysiker Jerry R. Ehman im Rahmeneines SETI-Projekts am „Big Ear“-Radioteleskop derOhio State University am 15. August 1977 ausRichtung des Sternbildes Schütze aufzeichnete. DieUrsache des Signals ist bis heute nicht eindeutiggeklärt.

Inhaltsverzeichnis1 Das Signal

1.1 Frequenz und Stärke1.2 Interpretation des Papier-Ausdrucks1.3 Veränderung über die Zeit1.4 „Horizontale“ Information

1.4.1 Modulation, Inhaltmöglich?

2 Mögliche Erklärungen3 Big-Ear-Radioteleskop4 Literatur5 Weblinks6 Einzelnachweise

Das Signal

Frequenz und Stärke

Das Signal war mit dem 30-fachen derStandardabweichung signifikant stärker als das

Hintergrundrauschen. Die Bandbreite betrug wenigerals 10 kHz.[1] Zwei verschiedene Werte seinerFrequenz wurden angegeben, 1420,356 MHz (J. D.Kraus, alter Wert) und 1420,456 MHz (J. R. Ehman,revidierter Wert), jedoch beide sehr nahe derFrequenz von 1420,405 MHz, die vomHyperfeinstruktur-Übergang des neutralenWasserstoffs im Universum erzeugt wird. DerUnterschied dieser beiden Werte erklärt sich durcheinen Fehler im System, der erst nach dem Signalentdeckt und berichtigt wurde. Auch wurden zweimögliche Äquatorialkoordinaten angegeben: R.A. =19h22m22s ± 5s oder 19h25m12s ± 5s, sowie beideDek. = -27°03! ± 20! (in der Epoche B1950.0). DieseRegion liegt im Sternbild Schütze, etwa 2.5 Grad Südder Gruppe Chi Sagittarii. Tau Sagittarii ist dernächste sichtbare Stern. Das Signal war alsomindestens 122 Jahre alt, als es die Antenne traf.

Verblüfft, wie schmalbandig das Signal war, und wiesehr das Intensitäts-Profil dem glich, das einlokalisiertes Signal in der verwendeten Antenneerzeugen würde, umrandete J. R. Ehman auf demComputer-Ausdruck den Zeichencode „6EQUJ5“(die empfangenen Intensitäten wurden aufsteigendcodiert mit den Zahlen 1 bis 9, über 9 hinaus mit den

Buchstaben A bis Z, „Z“ → höchste Intensität) derIntensitätsvariation mit dem Stift und schrieb denKommentar „Wow!“ (Donnerwetter!) an denSeitenrand. Dieser Kommentar wurde zum Namendes Signals.

Da das „Big Ear“-Radioteleskop auf den Himmelfixiert war und sich daher mit der Erdrotationmitbewegte, kann man davon ausgehen, dass eininterstellares Signal im Gegensatz zu einemerdgebundenen oder sonnensystemgebundenenSignal dabei zuerst in seiner Intensität angestiegenwäre, nach 36 Sekunden seinen Höhepunkt erreichtund sich danach wieder abgeschwächt hätte. Da dasSignal exakt dieser Schablone entsprach, ist dieWahrscheinlichkeit, dass es sich tatsächlich um eininterstellares Signal handelt, extrem hoch. Allerdingswurde damals ein weiteres Empfangsfenster exaktdrei Minuten nach jenem ersten Fenster nachgeführtund hätte das Signal entsprechend drei Minutennachher ebenfalls empfangen müssen; dies warjedoch nicht der Fall.

Es wurde spekuliert, ob interstellare Oszillation einesschwächeren, kontinuierlichen Signals (ein Effektähnlich dem atmosphärischen Funkeln der Sterne)eine mögliche Erklärung ist (obwohl diese einen

künstlichen Ursprung des Signals nicht widerlegenwürde). Jedoch konnte das Signal mit demwesentlich empfindlicheren Very Large Arrayebenfalls nicht festgestellt werden. DieWahrscheinlichkeit, dass ein Signal unterhalb derEmpfindlichkeit des Very Large Array vom „BigEar“-Radioteleskop wegen interstellarer Szintillationempfangen wird, ist mit weniger als 10-40 extremgering.

Es ist unwahrscheinlich, jedoch möglich, dass dasSignal terrestrischen Ursprungs ist oder von einemObjekt innerhalb des Sonnensystems stammt. DasSignal wurde 72 Sekunden lang gemessen undwiederholte sich offenbar nicht; alle späterenNachforschungen – durch Ehman selbst und durchandere – konnten es nicht mehr ausfindig machen.Die Natur des Signals bleibt deshalb ungeklärt undbislang können lediglich einige Möglichkeitenausgeschlossen werden.

Interpretation des Papier-Ausdrucks

Die Kodierung stammt aus dem zur Auswertungbenutzten Programm, und stellt die empfangeneSignalfeldstärke als Zeichen dar. Ehman beschreibt

das im Detail:

Die markierten Zeichen 6EQUJ5 in Bild 1beschreiben den Verlauf der Stärke des Signals.

Freier Platz bedeutet Stärke zwischen 0 und 1Ziffern 1 bis 9 bedeuten Signalstärke-Stufen,ähnlich wie sie im professionellen Funk,Amateurfunk und CB-Funk benutzt werden.Die (Spannungs-)Werte betragen zwischen1.000 und 10.000.Höhere Werte, 10 und höher, bekommenBuchstaben.„A“ bedeutet Stärke zwischen 10 und 11.„B“ bedeutet Stärke zwischen 11 und 12 usw.bis Z

„U“, Stärke zwischen 30 und 31, war die größteempfangene. Auf logarithmischer Skala war sie über30 Mal stärker als das normale Rauschen imWeltraum. Die Stärke ist in diesem Fall dasVerhältnis Signal zu Rauschen, wobei das Rauschenals Durchschnitt der vorhergehenden Minutengemessen wird.[2]

Veränderung über die Zeit

Bild 2: Verlauf der Empfangsstärke über die Zeit

Bild 2 zeigt die Zeichen als Kurve, also den Verlaufder Empfangsstärke über der Zeit. Die eigentlicheStärke des Signals könnte konstant gewesen sein,durch die feste Montage der Antenne und durch dieDrehung der Erde wurde die Empfangskeule amSignal vorbeigedreht. So musste sich eineVeränderung von sehr schwach über stark zu sehrschwach ergeben, ähnlich einer Glockenkurve.[2]

„Horizontale“ Information

Die vorstehende Erklärung befasst sich mit denvertikalen Spalten in Bild 1, speziell mit der Spaltemit der kodierten Folge der Signalstärken.

Horizontal, von links nach rechts, sind in Bild 1nebeneinander 20 Spalten. Diese repräsentieren 20Kanäle, in denen gleichzeitig Signale eingingen.

Die Bandbreite jedes Kanals war 10 kHz. In Bild 1finden sich im Rest der Kanäle keine starken Signale,nur das allgemeine schwache Rauschen.

Modulation, Inhalt möglich?

Jerry Ehman diskutiert in seinem Aufsatz The BigEar Wow! Signal ausführlich Details.[3] In einemKapitel des Dokuments diskutiert er die Frage, ob esmöglich ist, dass das Signal Modulation, also Inhalt,enthielt.[4]

Die Antwort von Dr. Ehman ist: 'Ja, das ist möglich.'Aber damals war der Empfänger nicht genügendleistungsfähig. Auch der damalige Computer war esnicht. Beim damaligen Stand der Technik hätte manbereits einen wesentlich schmalbandigerenEmpfänger einsetzen können, nämlich mit einer

Bandbreite von höchstens 0,5 kHz, und einen zweitenComputer für die Analyse. Falls das Signal eineModulation enthielt, etwa eine ähnliche, wie wir siein unserer Arecibo-Botschaft verwendeten, konntenwir den Inhalt wegen unseres zu einfachen,breitbandigen Empfängers nicht feststellen.

Mögliche ErklärungenIm Rahmen der Fernsehdokumentation Die Aliens –Mythos und Wahrheit (ZDF, 2010) erklärte HaraldLesch, dass das Wow!-Signal alle Kennzeichen einesinterstellaren Kommunikationsversuchs zeigte, esaber auch ein gigantischer Ausbruch eines Pulsarsgewesen sein könnte.[5]

Big-Ear-RadioteleskopDas Ohio State University Radio Observatorium,kurz auch nur The Big Ear (deutsch: Das große Ohr)genannt, war ein Radioteleskop auf dem Gelände derOhio Wesleyan University und war bis 1995 Teileines SETI-Suchprogramms der Ohio StateUniversity.[6][7] Am Big Ear wurde von 1973 bis1995 das bisher längste SETI-Suchprogramm

durchgeführt. Nach fast 40 Betriebsjahren wurde dasTeleskop 1998 demontiert, das Gelände verkauft unddanach als Golfplatz genutzt.[8]

LiteraturRobert H. Gray: The Elusive Wow: Searchingfor Extraterrestrial Intelligence. Palmer SquarePress, Chikago 2012, ISBN 0983958440Jerry R. Ehmann: "Wow!" - A TantalizingCandidate. in: H. Paul Shuch: Searching forextraterrestrial intelligence - SETI past,present, and future. Springer, Berlin 2011,ISBN 978-3-642-13195-0, S. 47-63.

WeblinksA Synthetic SETI Signal(http://www.npr.org/player/v2/mediaPlayer.html?action=1&t=1&islist=false&id=133914639&m=133917623)(Hörprobe)Jerry R. Ehman: The Big Ear Wow! Signal Waswir darüber wissen und was nicht nach 20Jahren (http://www.bigear.org/wow20th.htm)(engl.)

Foto des Ausdrucks(http://www.bigear.org/Wow30th/wow30th.htm#printout)Artikel über das Wow!-Signal(http://www.final-frontier.ch/WowSignal)Memorial-Website des Antennen-Arrays(http://www.bigear.org/)About The Wow! Signal(http://web.archive.org/web/20030210203047/www.bigear.org/wowmenu.htm)(Big Ear HP Observatorium der Internetarchiv)Planetary-Society über das Wow-Signal(http://web.archive.org/web/20101128074356/http://planetary.org/explore/topics/seti/seti_history_10.html)(engl.) web.archive.orgS. Shostak, „Interstellar Signal From the 70sContinues to Puzzle Researchers“(http://web.archive.org/web/20100824000757/http://www.space.com/searchforlife/seti_shostak_wow_021205.html)web.archive.orgR. H. Gray & K. B. Marvel, „A VLA Searchfor the Ohio State 'Wow'“, Astrophys. J. 546,1171–1177 (2001).(http://www.bigear.org/Gray-Marvel.pdf) (pdf,7 S. abgerufen am 25. August 2010; 138 kB)R. H. Gray & S. Ellingsen, „A Search forPeriodic Emissions at the Wow Locale“,Astrophys. J. 578, 967–971 (2002).(http://www.bigear.org/Gray-Ellingsen.pdf)(pdf, 5 S. abgerufen am 25. August 2010;532 kB)

Einzelnachweise1. "The signal was very strong (30 sigmas or

thirty times the background), and it wasnarrowbanded (width of 10 kilohertz or less)because it appeared in only one channel." in:David W. Swift: SETI pioneers - scientists talkabout their search for extraterrestrialintelligence. University of Arizona Press,Tucson 1990, ISBN 0-8165-1119-5, S. 13-15&244

2. Jerry Ehman: Explanation of the Code"6EQUJ5" On the Wow! Computer Printout(http://www.bigear.org/6equj5.htm).Abgerufen am 1. Januar 2010.

3. Jerry R. Ehman: The Big Ear Wow! Signal.(http://www.bigear.org/wow20th.htm) WhatWe Know and Don't Know About It After 20Years. Big Ear Radio Observatory,1. September 1997, abgerufen am 6. Juni 2011(englisch).

4. Jerry R. Ehman: The Big Ear Wow! Signal.(http://www.bigear.org/wow20th.htm) WhatWe Know and Don't Know About It After 20Years. Big Ear Radio Observatory,1. September 1997, S. 21-23, abgerufen am

Diese Seite wurde zuletzt am 11. Februar 2014um 20:52 Uhr geändert.Abrufstatistik

Der Text ist unter der Lizenz „CreativeCommons Attribution/Share Alike“ verfügbar;

6. Juni 2011 (englisch).5. Video Die Aliens – Mythos und Wahrheit in

der ZDFmediathek, abgerufen am 11. Februar2014 (offline)

6. About the Big Ear Radio Telescope(http://www.bigear.org/about.htm) bigear.org,abgerufen am 20. November 2010

7. Ohio State University Radio Observatory(http://en.wikipedia.org/wiki/Ohio_State_University_Radio_Observatory)en.wikipedia, abgerufen am 20. November2010

8. Fernando J. Ballesteros: E. T. talk : how willwe communicate with intelligent life on otherworlds? Springer, New York 2010, ISBN 978-1-441-96088-7, S. 78

Von „http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wow!-Signal&oldid=127470742“Kategorien: Astrobiologie Signal

Informationen zum Lizenzstatuseingebundener Mediendateien (etwa Bilderoder Videos) können im Regelfall durchAnklicken dieser abgerufen werden.Möglicherweise unterliegen die Inhalte jeweilszusätzlichen Bedingungen. Durch die Nutzungdieser Website erklären Sie sich mit denNutzungsbedingungen und derDatenschutzrichtlinie einverstanden.Wikipedia® ist eine eingetragene Marke derWikimedia Foundation Inc.