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EUR 2,50 Das deutsche Kyudo-Magazin I ____ 09 Zanshin DKYUB W 4-18 40 Jahre Kyudo in Deutschland Der Themenschwerpunkt Q Rückblicke und Ausblicke EKF W 20-22 Frankfurt A / B / C Seminare 2009 Q Erfahrungen und Ergebnisse

ZANSHIN I.09

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Das Deutsche Kyudo Magazin (DKyuB e.V.) German Kyudo Magazine

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EUR 2 ,50 Das deutsche Kyudo-Magazin

I____09Z a n s h i n

DKYUB W 4-1840 Jahre Kyudo in DeutschlandDer Themenschwerpunkt

Q Rückblicke und Ausblicke

EKF W 20-22FrankfurtA / B / C Seminare 2009

Q Erfahrungen und Ergebnisse

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I n h a l t

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Titelthema »40 Jahre Kyudo in Deutschland« Eine Sache des Zufalls Seite 4 Gespräch mit Manfred Speidel Seite 5 Dialog mit Feliks F. Hoff Seite 9 Interview mit Mori sensei Seite 14 Interview mit Kurosu sensei Seite 17 Berichte EKF-Seminare 2009 Seite 20 Vorführung in Satzvey Seite 23 Toskanisches Treffen / Nordwesten Seite 24 Lampenfiebergeist / Heki-Seminar Seite 26 TIB-Taikai / Dojo-Einweihung Seite 28 Kleines Zanshin: Sehnenklang Seite 13 Technik Über das Atmen im Budo Seite 30 Von Shomen zu Heki und zurück Seite 32

Kyudo-Welt Buchrezensionen / Fundsachen Seite 34 Riga taikai / Dojo biraki in Moskau Seite 36 Erfolg in Japan / Tokyo 2010 Seite 38 Verband Leserbrief Seite 19 Finalisten Kyudo-Bundesliga Seite 39 Neue Dan-Grade / Wettkämpfe Seite 40

Service Impressum Seite 29 Adressen Seite 42

Glosse Kurz vor Schluss: »Kyu-doing« Seite 43

Bildnachweis TitelGroßes Bild: Dr. Regine StillerKleine Bilder links: Uta Scholten · Regine Stiller · Sylvia Luger · Esther Naused

© 2009 Zanshin – Das deutsche Kyudo-Magazin | Herausgegeben vom DKyuB – Deutscher Kyudo Bund e.V.

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E d i t o r i a l

Liebe Kyudoka,

meine zweite und vorerst letzte Amts-periode als DKyuB-Präsident geht zu Ende. Wie bereits vor einem Jahr auf der Mitgliederversammlung angekündigt, werde ich mich nicht für eine Wiederwahl zur Verfügung stellen. Ich bin seit 1987 in verschiedenen Funktionen auf Landes- und Bundesebene im Ehrenamt tätig. Wenngleich mir speziell die Arbeit im und für den DKyuB viel Freude gemacht hat, blicke ich nun auch auf vier sehr arbeits-reiche Jahre zurück. Als Präsident des Dachverbandes war es mir ein Anliegen, allen Mitgliedern die Dienste des DKyuB zur Verfügung zu stellen, unabhängig von der Größe des Landesverbandes oder von der ausgeübten Lehrrichtung. Künftig nun werde ich aber meine persönliche

„Ehrenamt-Life-Balance“ stärker berück-sichtigen.

In diesem Jahr war an eine Ehrenamt-Life-Balance nicht zu denken. Die EKF-Semi-nare in Frankfurt mit rund 580 Teilneh-mern haben zweifellos die Grenze dessen markiert, was im Ehrenamt noch leistbar ist. Hier danke ich im Namen aller Teil-nehmer denen, die sich an der Vorbe-reitung und Durchführung beteiligt haben, ob ehrenamtlich oder gegen Honorar. Die Vorbereitung, Durchfüh-rung und Nachbereitung waren für alle Beteiligten äußerst zeitaufwendig und anstrengend – und ich will an dieser Stelle nicht auf die manchmal erstaunlichen Ansprüche und Egoismen eingehen, die an uns herangetragen wurden.

Der neue Vorstand wird in absehbarer Zeit wohl nicht wieder ein solch großes Projekt zu bewältigen haben. Dennoch zeichnen sich neue Aufgaben schon ab. Eine Phase intensiver inhaltlicher Dis-kussion steht bevor. Es wird wichtig sein, gleichermaßen aufgeschlossen und be-sonnen den Dialog zu führen: auf-geschlossen für Anregungen, Fragen und Initiativen, besonnen und einig im Ver-mitteln und Ausgleichen, wenn Vorstöße das gemeinsam Erreichte zu gefährden drohen. Das außerjapanische Kyudo ist wohl nicht der richtige Schauplatz für Auseinandersetzungen über die „wahre“,

„richtige“, „reine“ Lehre. Wer hier die ein-zig wahre Denkungsart für sich reklamiert, wird sich besonders kritisch nach seiner Autorität befragen lassen müssen.Solche Themen sollten nicht in kleinen Zirkeln erörtert werden. Ich wünsche mir für die Zukunft des Deutschen Kyudo Bundes, dass er sich zu einem Forum lebendigen Austausches entwickelt. Auch und gerade die jüngeren Kyudoka sollen aktiv nach Wissen suchen und ihre Übungsleiter und Landesvertreter als Gesprächspartner sehen. Es ist keinesfalls

„der Vorstand“, der die Richtung bestimmt. Mitglieder des DKyuB sind die Landes-verbände (derzeit 14), von denen jeder eine Stimme hat – soviel also, wie der Gesamtvorstand (!) auch. Kyudo ist dort lebendig, wo es geübt und diskutiert wird: in Euren Vereinen und Verbänden, nicht (nur) im Vorstand.

Den neuen Amtsträgern wünsche ich nun viel Erfolg für Ihre DKyuB-Arbeit. Und meinen Mitstreitern im alten Vorstand danke ich für die konstruktive und gute Zusammenarbeit in den zurückliegenden vier Jahren.Für mich wird natürlich das Engagement für Kyudo weitergehen: als Haupttrainer, als B-Trainer, als Zweiter Vorsitzender und Landessachbearbeiter des Landesverban-des Nordrhein-Westfalen und als Leiter der jungen Kyudo-Gruppe in Bonn. Wir werden also miteinander in Kontakt blei-ben und ich freue mich darauf, viele von Euch weiterhin begleiten zu können.

An dieser Stelle möchte ich nun noch einen besonderen und besonders wichti-gen Dank aussprechen – und zwar meiner Frau. Ohne Monikas Unterstützung und ohne ihre unendlich große (und oft stra-pazierte) Bereitschaft, auf sehr viel meiner und unserer gemeinsamen Zeit zu ver-zichten, wäre mein Einsatz für den DKyuB in den letzten vier Jahren nicht möglich gewesen. Auch ohne offizielles Amt hat sie – ungewollt – viel Zeit, Arbeit und Nerven in mein Ehrenamt investiert. In Namen des Vorstandes und aller Kyudoka sage ich: Danke, Monika, für Deinen Rückhalt und Deine Unterstützung.

Sven Zimmermann

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Q In diesem Jahr haben die EKF-Seminare in Frankfurt unsere ganzen Ressourcen beansprucht. Das 40. Jubiläum von Kyudo in Deutschland ist da – zu meinem Bedau-ern! – ein wenig in den Schatten getreten. Deshalb soll auf den folgenden Seiten in einem kleinen Themenschwerpunkt an die Anfänge erinnert werden. Denn es gibt für den Kyudo-Nachwuchs in unseren Vereinen nur wenig Information über „die graue Vorzeit“. Es ist wichtig, darüber etwas zu wissen, und es ist Aufgabe unse-res Verbandes, die Geschichte präsent zu halten. Nur vor diesem Hintergrund kön-nen wir Entwicklungen diskutieren.Unter den heute fast 1400 DKyuB-Mit-gliedern befinden sich einige wenige, die in den frühen 70er-Jahren das zarte Pflänz-chen des japanischen Bogenschießens in

Deutschland gehegt haben. Kyudo ist nicht nach Deutschland „geholt“ worden. Kyudo ist gekommen – und hier geblieben, weil es Menschen gab, die Kyudo aufge-nommen und seinen Wert erkannt haben. Diese Geschichte ist – wie so viele in der Welt – eine von Zufällen. Zufällig hatte sich Manfred Speidel in Tokyo für Kyudo interessiert, zufällig erfuhr Feliks Hoff in Hamburg von den bogenschießenden Japanern ... Es hätte alles ganz anders kommen können, und dass es gerade so gekommen ist, zeigt, dass der Zufall sehr gewitzt ist und sich Menschen sucht, an denen er sich verwirklichen kann. Aus ein paar spinnwebfeinen Fädchen von Inter-esse und gegenseitigem Verständnis ist das entstanden, was man heutzutage ein Netzwerk nennt. An diesem Netzwerk

haben im Lauf von vier Jahrzehnten viele mitgeknüpft. Und bis heute ist es ein Netz geblieben – keine Behörde, kein Palast, kein Bunker. Ein Netz, das beweglich ist, dessen eine oder andere Masche reißt und geflickt werden muss, ein Netz, das manche einfängt und andere durch-schlüpfen lässt, ein Netz, das größer wird, wenn viele etwas beitragen.Somit ist das Innehalten am 40. Jubiläum von Kyudo in Deutschland weniger Rück-, als vielmehr Ausblick: Wenn Ihr, wenn wir alle in bescheidener Arbeit etwas dazu beitragen, dann wird aus Kyudo ein Netz, das die Jahrhunderte seiner Tradition genauso einschließt wie die Kyudo-Üben-den in aller Welt heute. 2

Sven Zimmermann

Eine Sache des ZufallsBonn DKyuB-Präsident Sven Zimmermann zum Themenschwerpunkt

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In diesem Jahr wurde Kyudo in Deutschland 40 Jahre alt. Wie gelangte Kyudo damals nach Deutschland? Manfred Speidel (71) in Aachen ist das Gedächtnis der deutschen Kyudo-Szene. Mit ihm begab sich Sven Zimmermann auf eine Spurensuche zu den Anfängen.

Wie ergab sich für Dich die erste Begeg-nung mit Kyudo und mit Inagaki sensei?

1 Das war 1966. Ich war wegen Archi-tektur nach Japan gegangen, war zuerst an der Waseda-Universität als Gast-student eingeschrieben, habe dort auch Japanisch gelernt. Dort hatte ich einen Kommilitonen, ein Däne namens Willy Flint, der dort damals mit Kendo ange-fangen hat. Neben Japanischstudium, Architektur und Sightseeing in Tokyo kam in mir der Wunsch auf, etwas „typisch Japanisches“ zu machen. Da gab es vielerlei Dinge. Kendo kam für mich nicht in Frage, aber im Uni-Büro gab es ein Verzeichnis aller 100 Clubs, Klettern, Theater, Musik und alles Erdenkliche. Dort waren auch ein paar Fotos, unter anderem ein Student, der im tsumeai abgebildet war, das fand ich sehr attraktiv. Es sah ruhig und japanisch aus. Ich habe mit dem Manager des Clubs gesprochen. Das war Mitte April 66. Drei Wochen später war ich dabei, bekam die Gummizwille in die Hand. In diesem Kurs waren ungefähr 20 Studenten, die unter Anleitung und Kommando eines Älteren übten. Es sah ähnlich aus wie eine para-militärische Übung. Ich konnte noch kein Japanisch und versuchte, die anderen in ihren Bewegungen nachzumachen. Ich hatte jeden Tag Japanischunterricht,

und nach einiger Zeit meinte einer der älteren Studenten, ich müsse auch zum Kyudo jeden Tag kommen. So hatte ich es mir nicht vorgestellt. Ich hatte ja auch noch Architektur. Nach ungefähr zwei Wochen kam der damalige Trainer der Studenten, er wurde immer nur mit kantoku-san angeredet, also mit Trainer. Er setzte sich mit mir hin und fing an, sich zu unterhalten, mehr schlecht als recht, auf Englisch. Er sagte immer etwas, was ich nicht verstand, bis er zur Tafel ging und „Herrigel“ aufschrieb. Damals wusste ich nicht, was „Herrigel“ ist. Der kantoku wollte wissen, ob ich Herrigel kannte, und ich musste zu meiner Schande gestehen, dass das nicht der Fall war. Es wurde aber dennoch ein angeneh-mes Gespräch, das ein gutes Gefühl bei mir hinterlassen hat. 14 Tage später kam ein Kommilitone aus Stuttgart an, der mich fragte, was ich so tue. Als ich ihm eröffnete, dass ich Kyudo übe, kam er auch sofort auf Herrigel zu sprechen. Da bin ich in eine Buchhandlung, die auch deutsche Bücher hatte, und ha-be mir ein Exemplar gekauft. Beim Lesen habe ich mich sehr gewundert, was für eine psychologische Tiefenschärfe er be-schreibt. Das war mir bis dahin nicht klar.

Und dieser kantoku war ...

1 ... ja, das war Herr Inagaki, wie sich später herausstellte. Er wurde aber immer nur mit kantoku angesprochen.

Wie ging Dein Üben dann voran?

1 Ich habe versucht, andere zu kopieren. Der kantoku und die Mitübenden haben zwar auch manches erklärt, was ich aber oft sprachlich nicht verstanden habe. Im

Herbst wurde das Training intensiviert und erwartet, dass man mehrmals die Woche kam. Ich habe auch noch in einem Architekturbüro gearbeitet. Mit der Zeit hat sich Kyudo für mich als interessant er-wiesen, ich wurde davon ergriffen. Nicht zuletzt, weil mich auch fasziniert hat, wie die Älteren sich um die Jüngeren kümmer-ten, und auch der kantoku sich um mich bemüht hat. Nach dem ersten Jahr wurde ich zur 1. Dan-Prüfung geschickt. Und so hat sich das entwickelt.

Bist Du wegen Kyudo dann in Japan geblieben?

1 Ursprünglich wollte ich nur ein Jahr in Japan bleiben. Irgendwann ging mir lang-sam das Geld aus. Ich wollte aber noch länger bleiben. Ich musste aber aus der Wohnung, die ich gemietet hatte, aus-ziehen. Ich teilte dann eine Wohnung mit einem Kommilitonen, aber nach dem zweiten Jahr ging uns beiden das Geld aus. Da hat mir der kantoku ein Zimmer in seinem Haus angeboten. Es wurde frei, weil sein Sohn Masayuki für zwei Jahre nach Amerika ging zum Masterkurs-Studium Elektrotechnik. Das habe ich sehr gerne angenommen. So bin ich die

„Ich wusste nicht, was Herrigel ist“AAchen Kyudo-Vorreiter Prof. Dr. Manfred Speidel im Gespräch

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nächsten zwei Jahre von Kawaguchi nach Tokyo gependelt. Ein Grund, warum ich mit Kyudo weiter-gemacht habe, war, dass mein Kommili-tone Willy Flint, der in Japan No-Theater studierte, sagte: Wenn du einen guten Lehrer in Japan findest, der dich unter-richtet – so eine Chance bekommst du kein zweites Mal! Dies und die japanische Kultur, die sich vor mir entfaltete, bewo-gen mich, in Japan länger zu bleiben als vorgesehen. Der Anfang war nicht ein-fach, man kommt mit der Sprache nicht zurecht, muss sich sein Leben organisieren, aber nach einem halben Jahr schon war mir klar, dass ich irgendwie in Japan bleiben wollte.

Was genau tat Professor Inagaki an der Waseda-Universität?

1 Die Studenten im Kyudo unterrichten und vor allem auf Wettkämpfe vorbereiten. Er hatte dort sonst keine Aufgabe. Inagaki hatte in Kawaguchi eine metallverarbei-tende Firma. Einen Teil hat er mit 53 Jah-ren verkauft, damit er sich dem Kyudo widmen konnte. Als ich nach Japan kam, war er gerade 55 Jahre alt. Zur dieser Zeit ging er bereits seit zehn Jahren zweimal pro Woche zu seinem Lehrer Urakami. In dieser Zeit hat er von Urakami das gesamte Wissen der insai-ha übernom-men. Dies habe ich alles im nachhinein erfahren. Zu der Zeit wusste ich auch nicht, dass er einer der besten Schützen Japans war.

Hast Du auch Herrn Urakami kennen-gelernt?

1 Inagaki hat mich einmal zu ihm mitge-nommen und ich musste zwei Pfeile am Makiwara vorschießen. Aber ich habe keinen Kommentar von ihm gehört. Das war 1967, kurz danach hat Herr Urakami sein Gedächtnis verloren. Ich konnte ihn nie schießen sehen.

Die meisten Kyudoka haben Inagaki-sen-sei nicht persönlich kennengelernt. Wie würdest Du ihn beschreiben?

1 Einer der Gründe, warum ich in Japan blieb, war die Persönlichkeit von Inagaki sensei. Er hat mit einer ungeheueren Dis-ziplin und Konsequenz sein tägliches Trai-ning an der Waseda durchgeführt. Er war ganz klar in seinen Anweisungen, durch-aus auch strikt und streng, was die Regeln im Dojo anging.Und er war von einer sehr intensiv menschlichen Nähe in den Pausen oder wenn es darum ging, Kaffee zu trinken. So etwas kenne ich von Europa eigentlich nicht. Er war sehr konsequent in seinem Handeln und von einer Klarheit des Ab-schusses, die ich am Anfang nicht verstan-den habe. Er hatte aber auch sehr viel Humor und konnte zu allen Themen so-fort kleine Zeichnungen anfertigen. Nicht lange zuvor hatte er auf den Drei-Finger-Handschuh umgestellt und kämpfte hart darum, nicht zu früh abzuschießen.Ich wohnte in seinem Haus und erfuhr dort eine selbstverständliche, nicht auf-gesetzte Herzlichkeit und Interesse an dem anderen, aber nicht so, dass man dem anderen bei etwas helfen müsste. Ich war gar nicht darauf vorbereitet, dass sich jemand so intensiv und herzlich und geduldig um mich in Japan kümmern wür-de. Diesen Aufwand kann ich in meinem ganzen Leben nicht zurückzahlen. Ich be-daure, dass ich am Anfang zu wenig Japa-nisch konnte. Herr Inagaki hat mir sicher viel Interessantes gesagt, das ich aber erst viel später verstehen konnte. Er hat sich für alles interessiert. Zu der Zeit hat sich Herr Inagaki das Okayama-Moku-roku ausgeliehen und einen Monat lang von Hand abgeschrieben. Er hatte auch eine kindliche Freude am Spielen, sammelte zum Beispiel Modellspielzeug, U-Boot-Modelle und so. Morgens kam er räuspernd zu meinem Zimmer, lud mich zum Kaffee ein und hat immer einen Grund gefunden, sich mit mir eine halbe Stunde zu unterhalten. Er wollte gerne Deutsch lernen.

Wie kam es zu Inagaki senseis Reise nach Deutschland?

1 Nachdem ich dreieinhalb Jahre in Japan war, wollte ich gerne wieder Deutschland besuchen. Ganz beiläufig erklärte Profes-

sor Inagaki, dies sei eine gute Idee und er würde gerne mitkommen. Von dort wolle er nach Amerika weiterreisen, wo sein Sohn immer noch studierte. Aus der Kyudo-Zeitung hatte er erfahren, dass Herr Onuma 1968 in Hamburg gewesen war, und von ihm bekam er dann Adressen von Leuten in Hamburg, an die er sich wenden konnte. Diese habe ich dann angeschrieben. Es kam ein freundliches Ja von Herrn Kaufel und von Herrn Schliefen, beide vom westlichen Bogenschießen. Meine Idee war es dann, daraus eine kleine Welt-reise zu machen. Wir waren zu viert. Es waren noch Herr Shinkai dabei und Herr Tateno, der allerdings nichts mit Kyudo zu tun hatte. Wir sind von Yokohama mit dem Schiff nach Nachodka. Von Nachod-ka ging es mit dem Zug nach Chabarowsk, dann mit dem Flugzeug bis Moskau, wo wir einige Tage verbrachten. Dann mit dem Zug nach Warschau. Von dort nach Berlin und über die Friedrichstraße in den Westen. Wir haben Berlin besichtigt und sind dann nach Hamburg weitergefahren. Herr Kaufel hatte eine leere Dachwohnung, dort konnten wir bleiben. Auf einem Hockeyplatz in Hamburg leitete Inagaki sensei dann ein Kyudo-Seminar der west-lichen Bogenschützen. In diesem Kurs ist auch Feliks Hoff gewesen. Die nächste Anfrage, ich glaube 1972, kam dann von Feliks.Einige Tage später kam eine Gruppe Japa-ner nach Hamburg, mit der wir – es klingt unglaublich – zufällig zusammentrafen. Das waren Herr Onuma, Herr Anzawa und andere, sie wollten nach Garmisch zu Herrigels Grab. Nach einigen Tagen reis-ten auch wir weiter, zum Rhein und nach Oberwesel und nach Stuttgart zu meinen Eltern. Herr Shinkai blieb noch vier Wo-chen in Hamburg. Danach ist Herr Inagaki nach Amerika weitergeflogen.

Irgendwann musstest Du aber zurück nach Deutschland, Du warst immerhin fast zehn Jahre in Japan.

1 Ja, vier Monate fehlten zu den zehn Jahren.

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Warst Du dann entschlossen, Kyudo in Deutschland weiterzumachen? Wie ging es weiter?

1 In Aachen hatten wir an der Hochschule anfangs einen Raum für das Makiwara. Es kamen Studenten, die auch üben wollten. Einer der Studenten konnte uns später dann seinen Garten zum Üben zur Ver-fügung stellen. Günther Ismer aus Köln, der in Aachen studierte, schloss sich in dieser Zeit an. Nach einiger Zeit bekam Günther Ismer die Möglichkeit einer Hal-lennutzung, so dass wir dann am Sonntag immer nach Köln fuhren. Alles kam sehr langsam in Gang und die Übungsbedin-gungen waren nicht einfach.

Wie kam es zu dieser langen konsequenten Betreuung der deutschen Kyudoka durch Inagaki sensei?

1 Bei der Übergabe der Insignien durch Herrn Urakami musste er seinem Lehrer versprechen, dass er die Lehre der Heki-Schule weitergeben wird. Es hätte bei einem einmaligen Besuch in Deutschland bleiben können. In dem Moment aber, wo er gesehen hat, dass es in Deutschland weitergeht, als er von Feliks Hoff gebeten wurde, wieder zu kommen, sah er die Ver-pflichtung, diesen Unterricht und die Betreuung fortzusetzen. Dass er Jahr um Jahr kam, bis kurz vor seinem Tod, dies beruhte auf seinem Versprechen. Für Ja-paner geht so etwas, was vielleicht ohne große Absicht geschieht, schnell in eine Verpflichtung über. Und es geht so weiter. Herr Inagaki hatte diese Verpflichtung an Mori, Sato, Sekine und andere übergeben.Es muss uns bewusst sein, dass sie es auf der einen Seite freiwillig machen, aber auf der anderen Seite das Testament von Pro-fessor Inagaki erfüllen. Einerseits die Leh-re zu bewahren, aber auch sich um Inter-essierte zu kümmern, koste es, was es wolle. Was diese damit vollbringen, mit persönlichen Einschränkungen! Es ist ein Geschenk mit schwerem Inhalt.

Wo siehst Du die besonderen Schwierig-keiten im Kyudo und worauf sollte jeder immer achten?

1 O je (lacht), dies in wenigen Worten zu sagen, ist schwer. In dem Kyudo, das Inagaki vertreten und gelebt hat, ist es eine Kunstfertigkeit und Technik, die über viele Generationen entwickelt worden ist, mit einer eigenen inneren Logik, so dass es, wenn man es richtig durchführt, gar nicht so schwierig aussieht. Aber so weit zu kommen, ist ein lebenslanger Prozess. Es ist schwer, immer wieder durchzu-halten und nicht aufzugeben. Man gerät dauernd in irgendwelche Sackgassen. Es geht nicht, ohne immer wieder andere um Rat und Unterstützumg zu fragen. Man kann diese Kunstfertigkeit nur bis zu einem gewissen Grad alleine entwickeln. Man bleibt immer wieder an Kleinigkei-ten hängen, die sich schnell zu großen Schwierigkeiten entwickeln können. Der Trost ist, dass alle Schützen, auch Ina-gaki, mit diesen Schwierigkeiten umgehen können müssen. Wie kann man das Boot, das im Schlick steckt, wieder frei bekom-men? Da ist die Lehre, die einem hilft, im-mer wieder auf die Basis zurückzukommen. Man kann sich nicht auf seine bisherigen

Erfolge verlassen. Man muss immer wie-der selbstkritisch sein und andere fragen. Auch Herr Inagaki fragte immer wieder Herrn Naito oder andere gute Schützen. Auf der einen Seite gibt es die physischen Schwierigkeiten, mit den eigenen Gebre-chen, Älterwerden, mit allen Unzuläng-lichkeiten zu kämpfen, und auf der ande-ren gibt es die psychische Schwierigkeit, durchzuhalten, immer wieder zu kämpfen. Da war Professor Inagaki ein Vorbild. Trotz Niederlagen und Rückschlägen wei-terzumachen, immer wieder zu fragen. Er hat bis zum Schluss daran gearbeitet, Perfektion zu erreichen. Die besonderen Schwierigkeiten sind immer in einem selbst. Man soll nicht auf den Erfolg bauen, sondern sich sofort fra-gen: Soll dies die Endstation sein? Ein gutes Bewegungsvorbild und das Stu-dium der alten Schriften sind für ein Wei-terkommen sehr wichtig.

Du bist schon seit langem Trainer und kennst sehr viele Kyudoka. Gibt es be-stimmte Defizite in der Übungshaltung der deutschen Kyudoka? Was wäre Dei-ner Meinung nach wünschenswert?

1 Da kann man nichts Allgemeingültiges sagen. Es sind die einzelnen Menschen, aus unterschiedlichen Umgebungen, mit ihrem Tun. Die Deutschen sind nicht besonders fleißig, faul oder eigensinnig. Alle sind sehr bemüht, Kyudo zu erfassen. Ob dies gelingt und Erfolg hat, ist eine andere Sache. Ich denke, die deutschen Kyudoka sind eigentlich alle motiviert, sicher aus unterschiedlichen Gründen. Man wächst dann mit seinen Erfahrungen. Der Weg hat sich für mich gelohnt, wenn ich in irgendeiner Zeit etwas, egal was, ganz besonders machen kann. Die Deut-schen haben vielleicht ein kritischeres Bewusstsein, hinterfragen und zerreden manchmal Dinge. Italiener oder Finnen mit ihrem eigenen Gemüt können Dinge vielleicht schneller, direkter umsetzen. Aber das will ich nicht über einen Kamm scheren. Wichtig ist es, als Lehrer den Jüngeren einen Weg zu weisen. Viele wissen nicht genau, wohin es gehen soll.

„Ein gutes Bewegungsvorbild und das Studium der alten Schriften sind für ein Weiterkommen sehr wichtig.“ Manfred Speidel beim Heki-Seminar im August 2009 in Rottweil

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Je direkter die Unterweisung und je mehr jemand probieren, üben kann, umso besser.

Was wünschst Du Dir für die deutschen Kyudoka? Was liegt Dir besonders am Herzen und ist Dir wichtig?

1 Erst einmal ist es mir wichtig, dass ich wieder auf einen grünen Zweig komme. Ich habe Arthroseprobleme und hoffe nun, noch weiter schießen zu können. Ich wünsche mir, dass im Kyudo jüngere Menschen das Gelernte weitergeben. Herrn Inagaki als Bewegungsvorbild mit seinem unglaublich kraftvollen Schießen gibt es nicht mehr. Natürlich kann man davon noch auf Filmaufnahmen etwas mit-kriegen, aber das ist doch etwas anderes.Wenn man das ernst nimmt, was Inagaki sagte, dass der Schüler maximal 60 Pro-zent der Qualität des Lehrers übernimmt, dann erschreckt und deprimiert es mich doch, wenn ich bedenke, dass ich eine Gruppe unterrichte und die sich auch meine Schwächen abgucken. Ich wün-sche mir, dass sowohl die Lehrer wie auch die Schüler eine Eigenkritik aufbringen können und sich den Aufgaben und Schwierigkeiten stellen. Sich derer be-wusst werden! Man muss immer wieder zu den Grundregeln zurückkehren und nicht auf das bisher Erreichte, auf die Erfolge, eingebildet sein. Yoshimi sagte:

„Was ich am Morgen kann, kann ich plötz-lich am Abend nicht mehr.“ Man muss jeden Schuss neu kreieren, und es kann immer danebengehen.

Interview und Fotos: Sven Zimmermann

Ingakai sensei und Manfed Speidel beim Kyudo-Symposion 1994.

W Eine kurze Chronologie

K y u d o i n J a p a n

3. Jhdt. Q Älteste Darstellung eines asymmetrischen japanischen Bogens auf einer Bronzeglocke

Mitte 15. Jhdt. Q Gründung der Heki-Schule von Heki Danjo Masatsugu

K y u d o i n D e u t s c h l a n d

Herbst 1969 Besuch einer Gruppe von Kyudo-Lehrern in Deutschland. Veranstaltung eines Einführungskurses und Gründung der ersten Kyudogruppe in Hamburg

1972 Zweiter Lehrgang mit Inagaki sensei

1974 Gründung der Sektion Kyudo im Deutschen Judobund e. V. Präsident: Feliks F. Hoff

ab 1977 Unterrichtung des AKKF-Taihai durch Prof. Inagaki

1977 Veröffentlichung des ersten deutschen Kyudolehrbuchs von Feliks F. Hoff

ab 1978 Leader-Seminare

1980 Gründung der European Kyudo Federation (EKF)

1982-84 Bau des ersten Kyudojo in Deutschland in Hamburg

ab 1987 Bildung des Arbeitskreise zur Budo-Carta durch Nippon Budokan

1989 Erste Kyudo-Europameisterschaft in Hamburg

1994 Gründung des Deutschen Kyudobundes e V. (DKyuB) Präsidenten: 1994-97 Feliks F. Hoff1997-99 Barbara Lemke1999-01 Fritz Gabler2001-05 Thomas Baer2005-09 Sven Zimmermann

2006 Der DKyuB wird Mitglied des im Mai in Kyoto neu gegründeten Internationalen Kyudoverbands (IKYF) 1. Präsident: Nobuyuki Kamogawa

Frühjahr 2007 Taikai und Seminare zur Gründung des neuen Weltverbandes in Tokyo mit zahlreichen Beteiligten des DKyuB

Sommer 2009 Veranstaltung der EKF-Seminare in Frankfurt / Main mit bisher größter Teilnehmerzahl

Quellen: Interviews mit Prof. Manfred Speidel und Feliks F. Hoff, Websites des DKyuB und von Dr. Johannes Haubner.Zusammenstellung: kps

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Die folgenden Fragen wurden im September 2009 mit Feliks F. Hoff im Alster Dojo in Hamburg erörtert.

Q Lieber Feliks, in diesem Jahr können wir den 40. Jahrestag für Kyudo-Training in Deutschland feiern. Aus diesem Anlass möchte ich Dir als einem der europä-ischen Pioniere in dieser Kampfeskunst ein paar Kommentare entlocken, um sie im ZANSHIN zu veröffentlichen. Unsere Leser sind sicherlich interessiert, wie Du die Entwicklung von den zarten Anfängen bis zum heutigen Stand erlebt hast.

Was genau war für Dich persönlich Ende der Sechziger Jahre der Impuls, nach Kyudo zu suchen?

1 Ich hatte mich zu der Zeit mit dem Vedanta, den Upanischaden und Buddhis-mus lesend beschäftigt und es war mir klar geworden, dass die asiatischen Wege trotz aller Schriften und Überlieferungen vor allem eine Übungspraxis bedeuten, und so suchte ich nach Möglichkeiten. Die Angebote waren zu der Zeit im Vergleich zu heute selbst in einer Groß-stadt wie Hamburg sehr begrenzt und obwohl ich nach entsprechender Lektüre Kendo und Kyudo attraktiv fand, gab es überhaupt keine Realisierungsmöglichkeit für ein praktisches Üben.

Ich habe dann 1964 zunächst mit Judo begonnen und ab 1968 mit Kendo. In meiner Tätigkeit als Judo-Trainer habe ich auch gelegentlich über die anderen Budo gesprochen und daraufhin erzählte mir eine Teilnehmerin im September 1969, dass sie auf einem Sportplatz in Hamburg-Wellingsbüttel japanische Bogenschützen

gesehen hätte. Als ich am nächsten Tag dorthin fuhr, traf ich dann tatsächlich die ersten wirklich schießenden Kyudoka, nämlich Prof. Inagaki, Herrn Shinkai und Manfred Speidel. Ich durfte an dem Einführungskurs teilnehmen und in der Folge war es dann das Alster Dojo, das den verbleibenden Kyudo-Interessenten die Möglichkeiten für ein regelmäßiges Training bot.

Was hast Du erwartet, nachdem sich un-erwartet und eher zufällig die Chance bot? Wie gestalteten sich die ersten Jahre unter der Anleitung von Prof. Inagaki? Hattest Du auch nur die leiseste Ahnung, was sich daraus entwickeln könnte?

1 Die Entwicklung war nicht abzusehen. Auch meine Rolle als Protagonist entstand eher aus einer Mischung von Gelegenheit, Fleiß und Beharrlichkeit sowie Pech. Die Vorerfahrungen aus den anderen Budo sowohl im Bezug auf die Übungshaltung als auch Rahmenbedingungen haben mir sicher geholfen, die ersten Jahre bei allen Schwierigkeiten doch sinnvoll zu über-stehen. Die ersten drei Jahre haben nur zwei „Überlebende“ aus dem Einführungs-kurs ausschließlich vor dem Makiwara geübt. Es gab zwar einen Skript über die Hassetsu, aber ansonsten keine für uns lesbare Literatur oder gar Filmmaterial. Wir haben in der Zeit uns fotografiert und diese Bilder dann per Luftpost an Herrn Inagaki geschickt. Der hat dann mit grü-nen und roten Einzeichnung und einigen Stichworten Richtig und Falsch markiert, und ca. 4 Wochen nach den Aufnahmen waren dann die Korrekturen wieder in unserer Hand.Als wir 1972 den zweiten Lehrgang mit Inagaki sensei veranstalteten, schossen wir trotzdem dann bereits am zweiten Tag

auf das Mato in 28 m Entfernung und am folgenden Wochenende sogar Enteki.1974 war bereits eine gewisse Ausbreitung des Kyudo in Deutschland erfolgt und die Sektion Kyudo im DJB gegründet. Bei dem Sommerseminar 1975 wurden die drei Ältesten (Manfred Speidel, Feliks F. Hoff, Horst Mann) sowohl in die Zeremo-nien als auch in das Kazuya und Koshiya eingewiesen.Ab 1977 unterrichtete Herr Inagaki dann auch das ANKF-Taihai für alle Teilnehmer an den zunächst noch sektionseigenen Prüfungen.

Nachdem Manfred Speidel und ich 1976 die Prüfung zum „Mokuroku“ erfolgreich vor dem Urakami-Dojo absolviert hatten, begannen ab 1978 die sogenannten „Leader-Seminare“, in denen die Gruppe der Sempai nicht nur gesondert unter-richtet wurde, sondern auch wesentliche Strukturen für das deutsche Kyudo inhalt-lich erarbeitet wurden. So wurden z. B. die Prüfungsordnung, die Wettkampf-regeln- und -formen, die Übungsleiter-ausbildung, die Gründung der EKF und die Gestaltung der EKF-Seminare mit Prüfungen in enger Zusammenarbeit mit Inagaki sensei geschaffen, nicht zuletzt auch auf Grund der Tatsache, dass er und

Was Traditionen und Wertetatsächlich bedeutenhAMBurG DKyuB-ehrenpräsident Feliks F. hoff im Dialog

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Onuma sensei zu jener Zeit innerhalb der ZNKR für „Internationales“ zuständig wa-ren. Wenn heute sich manche über die Situation im Kyudo beklagen und die internationale Zusammenarbeit kritisie-ren, dann sollte man bedenken, dass die gesamte Entwicklung nicht nur mit Prof. Inagaki besprochen, sondern auch durch diesen selbst angeregt und mitgetragen wurde. Dass innerhalb eines so komplexen Gebildes wie dem internationalen Kyudo Kompromisse und vorläufige Lösungen zu den bestehenden Verhältnissen nicht immer zu voller Befriedigung aller Stand-punkte führen, kann nicht wirklich ver-wundern und muss wohl mittelfristig ertragen werden. Durch bloßen Protest, fordernde Kritik und Verweigerung wird man die Dinge nicht zum Wohle aller voranbringen, sondern eher den Eindruck hinterlassen, dass Kyudo als Gesamt-prozess nicht verstanden wird. In nüch-ternen Zahlen: Wäre der DKyuB ein japa-nisches Ken, dann würden wir etwa 1 % von der Gesamtzahl repräsentieren. Nicht nur angesichts der in Deutschland vor-handenen Erfahrung, sondern auch im Bezug auf die Anzahl sollte man unsere Gewichtung nüchtern sehen und sich entsprechend verhalten.

Wie war die Aufbauarbeit mit eigenem Dojo in Hamburg bzw. der Gründung von Verein(en), Dachverband?

1 Die Aufbauarbeit war keineswegs leicht, denn Kyudo galt, nicht zuletzt durch entsprechende Literatur geprägt, in der Sicht sowohl von Offiziellen in den Verwaltungen als auch bei den anderen Budoka als abgehoben, quasi religiös und löste nicht selten Unverständnis aus.Dank der Betonung der technischen Aspekte, der Budoprinzipien und dann ab 1977 durch den Wettkampf und durch entsprechende Öffentlichkeitsarbeit konn-te die reservierte Haltung aufgebrochen werden, wenngleich die Vorurteile und Missverständnisse auch weiterhin be-stehen.Trotz aller Schwierigkeiten wuchs die Gruppe der Kyujin in Deutschland und das Dreieck aus Prof. Inagaki als Lehrer,

Manfred Speidel als profundem Über-setzer und mir selbst als Aktivist vor Ort erwies sich doch über viele Jahre als wirksam. Glücklicherweise haben dann ca. ab 1980 auch andere Mitschützen aus der zweiten und dritten Generation sich in die Organisation eingebracht und durch Engagement, Loyalität und Ausdauer mit die Grundlagen dafür geschaffen, dass der DKyuB die größte Kyudo-Gruppierung außerhalb Japans wurde.Mit der Entwicklung in Hamburg bin ich zufrieden. Der Bau des ersten Kyudojo in Deutschland (1982-84) hat uns eine gute Übungsmöglichkeit gegeben, Mitglieder des Vereins waren und sind national wie international erfolgreich in Wettkämpfen und der Verein hat für viele Kyujin Ver-anstaltungen aller Art ausgerichtet. Aus seinen Reihen sind dem deutschen Kyudo viele aktive Mitarbeiter für die Verbands-arbeit zur Verfügung gestellt worden.Aus meiner Sicht ist hier neben dem Schießen auch durch die aktive Übernah-me von Verantwortung Kyudo im besten Sinne praktiziert worden.In der Unterstützung bei Neugründungen in anderen Ländern kann das Alster Dojo ebenfalls eine erfreuliche Bilanz aufwei-sen und ich hoffe, dass das Kyudo in der Hansestadt weiterhin voranschreitet.

Japan ist das Mutterland des Budo. Deutschland hat im Grunde ja andere Traditionen, trotzdem üben die östlichen Kampfeskünste bei uns wie in zahlreichen westlichen Ländern offensichtliche Fas-zination aus. Wie erlebst und siehst Du das Verhältnis von Japan zu Deutschland – vor allem in Bezug auf Kyudo?

1 Bezüglich der Budo gibt es sicherlich eine Menge von unterschiedlichen Vor-stellungen und leider hat man in Japan wohl geglaubt, dass auch ohne ent-sprechende Informationen sich aus der Sache selbst heraus alles erklären würde. Um die Budo populär zu machen, wurden auch von japanischer Seite Kompromisse angeboten, die sich aber letztlich als frag-würdig herausgestellt haben. 1987 hat dann bekanntlich Nippon Budokan als Dachverband aller Budo mit Experten aus allen Disziplinen einen Arbeitskreis ge-gründet, der die für alle Budo – also auch Kyudo – grundlegenden Bedingungen in der sogenannten Budo-Charta festgelegt hat. Die nur sechs Paragraphen umfas-sende Erklärung gibt m. E. eine klare Linie vor und es wäre wünschenswert, wenn alle Budoka diese als Richtlinie für die eigenen Aktivitäten nutzen würden.

„Die nur sechs Paragraphen umfassende Erklärung (der Budo-Carta) gibt m. E. eine klare Linie vor und es wäre wünschenswert, wenn alle Budoka diese als Richtlinie für die eigenen Aktivitäten nutzen würden.“ Feliks F. Hoff, Kyoshi 6. Dan

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Ganz klar ist die Aussage, dass Budo kein ausschließliches Techniktraining darstellt, sondern in der Gestaltung von Übung, Wettkampf, Verhalten und des Dojo tra-ditionsbezogen, wertorientiert und im Kon-text japanischer Kultur zu verstehen ist.Kurosu sensei hat in seinem Seminar im März 2009 ausgeführt, dass Kyudo ein „Ethnic Sport“ sei und daher eine Euro-päisierung, Amerikanisierung oder gar Regionalisierung dazu führt, dass Men-schen wohl mit einem japanischen Bogen schießen, dies aber nicht wirklich Kyudo genannt werden könne.Dass die Kyudo-Renmei sich mit der Übertragung von z. B. den Dan-Prüfun-gen schwer tut, hat m. E. auch damit zu tun, dass ihre Repräsentanten in der Be-gegnung mit nicht-japanischen Schützen Einstellungen und Verhalten erfahren, die zur Verwunderung Anlass geben und den Eindruck hinterlassen, dass man „noch nicht reif“ sei, derartige Verantwortungen zu übernehmen. Leider ist bei genauem Hinschauen dieser Einwand nicht gänzlich unberechtigt. Auch Mori sensei hatte sich anlässlich der Gründung der IKYF ähnlich im ANKF-Magazin geäußert, wenngleich er auf wenige positive Ausnahmen hin-wies.Wer also Kyudo studieren will, sollte sich über die japanische Kultur und die Budo umfassend informieren, um schließlich auch die in den Schriften angedeuteten „Philosophien“ erkennen und nutzen zu können.Ähnlich wie beim Erlernen eines Instru-mentes ist es ja nicht damit getan, nur den Fingersatz richtig auszuführen, sondern sich über das Physikalische hinaus auch um Gestaltung, Interpretation und Sinn zu bemühen.Dazu ein Beispiel: Wenn die Mitglieder einer Punkband immerhin die Akkorde der Tonika, Dominante und Subdominante spielen können, damit vielleicht sogar viel Geld verdienen, so sollten sie sich davor hüten, sich mit der Differenziertheit z. B. der Berliner Philharmoniker vergleichen zu wollen, nach dem Motto: Ich mache Musik und zwar das Wesentliche, alles andere ist überflüssig.Ich wünsche mir z. B., dass über die tech-nische Orientierung hinaus verstanden

wird, warum die ersten 28 Punkte des Mokuroku auch als Kessho-mae (Wandel zum Schönen) bzw. Hanagata (blumen-gleich = Aufblühen zur vollkommenen, ästhetischen Form) bezeichnet werden.Natürlich muss der Anfänger zunächst die körperliche Form erlernen und dafür sei-nen Körper trainieren. Aber spätestens ab den Kodansha sind Lernziele wie Konzen-tration, Ausdruck, Verständnis etc. anzu-erkennen und zu verfolgen, und es wäre meiner Meinung nach fatal, wenn man z. B. das Niveau des Sandan für das Höchst-mögliche hält, was man erreichen sollte.

Ein großer Verband wird naturgemäß von verschiedenen Strömungen durchzogen. Seit einiger Zeit machen im DKyuB Meinungen die Runde, nach der es in Deutschland neben dem Shomen-Stil ver-schiedene Varianten der Heki ryu geben soll. Könntest Du unseren Leserinnen und Lesern gegenüber für etwas Klarheit sorgen?

1 Quasi-Besonderheiten durch Abgren-zung zu erzeugen, ist nicht schwer, geht aber m. E. am Wesen des Kyudo vorbei. In der langen Kyudo-Geschichte hat es eine Vielzahl von Lösungsversuchen ge-geben, erfolgreich mit Pfeil und Bogen schießen zu können. Aus der Historie sind z. B. die 5 Schießformen für den Schützen zu Fuß überliefert, jedoch muss man auch feststellen, dass, obwohl die verschiede-nen Linien mit ihren historischen Bezü-gen zum Schießen auf dem Pferd, dem Schießen am Sanjusangendo sowie „vor dem Feind“ weiter bestehen, 99 % der japanischen Schützen hauptsächlich Ma-kiwara-mae und Ko-Mato-Mae (28 m) praktizieren. Nun mögen ja die Überlie-ferungen – auch innerhalb der Heki-Lehr-richtungen – durchaus unterschiedlich sein, aber es gibt nach meinem Eindruck doch viele Übereinstimmungen. Auch die Mokuroku der verschiedenen Lehrrich-tungen weisen diese auf. Ob sie durch bloßes Kopieren, vom Shogunat er-wünschten Austausch oder durch eigene Erkenntnis entstanden sind, kann nie-mand mehr genau nachvollziehen. Aber bei gleichem Gerät, gleicher Entfernung,

also gleicher Physikalität des Vorgangs, kann es in der Konsequenz eigentlich nur heißen: Hat jemand den Bogen genügend weit aufgezogen und trotz der auf dem Körper lastenden Spannung des Bogens seine körperliche Gegenspannung so ge-stalten können, dass alle Gelenke kon-trolliert und der Beschleunigungsweg der Sehne optimal gesteigert werden konnte? Das kann man richtig oder falsch machen, und es ist für jeden Schützen, unabhän-gig von der erlernten Methode, immer schwierig, diesen Anspruch zu erfüllen. Das Gros der Kyujin ist in der Phase des Bemühens, d. h. immer unvollkommen, obwohl vielleicht auch schon gewisse Qualitäten erreicht worden sind.Diese Relativität des Könnens sollte aner-kannt werden und darum gibt es ja auch in den Schriftrollen Hinweise darauf, sich der Be- oder gar Verurteilung anderer Schützen und Lehrer zu enthalten.Wenn man das Shahokun und das Heki-ryu kyujutsu shaho taii von Urakami sensei gegenüberstellt, wird einem auffallen, wie ähnlich die Aussagen sind.Als Spezifikum der Insai-ha kann man die Tsunomi no hataraki sowie das Tai no warikomi benennen, da aber die techni-schen Prinzipien für das Komato-mae aus der Heki-Tradition kommend auch von anderen Bogenschützen übernommen

Hoff sensei bei einer Kyudo-Vorführung in „Planten un Blomen“, Hamburg 2009.

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wurden, ist ein Alleinvertretungsanspruch ohnehin fraglich. Ob die Arbeit der Tsu-nomi, das „Füllen“ vor dem Abschuss, das Erreichen der Kreuze einschließlich des 6. Kreuzes nach den 5 Kreuzen ausgeführt wurde oder nicht, verlangt die ent-sprechende Arbeit und Konzentration, ist konkret sichtbar und bedarf keiner Ideo-logie. Darüber hinaus bezweifele ich, dass Yudansha in der Lage sind, Beurteilungen über richtig und falsch abzugeben und sich als Bewahrer des Richtigen zu be-haupten.

Mit dem Beginn der Meiji-Zeit wurden bekanntlich das Shogunat und die Samu-rai als Klasse abgeschafft. Als die Budo dann zu Beginn des letzten Jahrhunderts als Erziehungsmittel im Sinne eines „Do“ wieder belebt wurden, forderte die zu-ständige Behörde, dass die Kampfkünste nur betrieben werden dürfen, wenn sie u. a. die folgenden Zulassungsvorausset-zungen erfüllten:q Sie müssen die Sicherheit (Unversehrt-

heit) für alle Beteiligten gewährleisten. q Sie sollen standardisierten Formen in

der Ausübung sowie bei Prüfungen und Wettkampf folgen.

q Sie sollen keine favorisierende Bindung an eine Ryu-ha zeigen und frei von reli-giösen und weltanschaulichen Bindun-gen sein.

q Sie sollen allen Bürgern (z.T. erstmals auch Frauen) zugänglich sein und we-der eine Standesbindung noch Eliten-bildung aufweisen.

q Die Organisationsstruktur soll selbst-verwaltend, demokratisch und nach allgemeinen Geschäftsprinzipien ge-staltet sein.

q Der Unterricht soll systematisch sein und sich rationaler Methoden in der Vermittlung bedienen.

Vor diesem Hintergrund entstand be-kanntlich bereits um 1930 der Versuch, eine Kyudo-Standardform zu schaffen, nicht zuletzt unter Federführung von Urakami sensei. Auch wenn diese sich nicht durchgesetzt hat, so ist doch auch überliefert, dass es den Slogan gab, der beste Schütze sei derjenige, der die Waza der Heki-Schule und das Rei-ho der

Ogasawara-Schule in sich vereinigte. Dieser Gedanke des – salopp gesagt – „Best of ...“ hat bei der Niederlegung der Prinzipien, wie sie die ANKF heute vertritt, wohl eine Rolle gespielt und die führenden Meister verschiedener Hauptlinien aus der damaligen Zeit zusammengeführt. Man kann zu dieser Entwicklung stehen, wie man will, aber letztlich ist es neben der Bindung an den eigenen Lehrer auch ein Prinzip im Budo, „von allen Künsten und ihren Vertretern zu lernen“. In Japan gibt es neben der ANKF natürlich noch Dojo mit Traditionsbindung. Am bekanntesten ist sicher die Ogasawara-Schule, die nunmehr in der 31. Generation besteht. Desgleichen gibt es für die Chikurin-ha ein Netzwerk usw. Die Ver-treter dieser Linien bewahren sowohl ihre

Tradition als auch den Kontakt zum japa-nischen Dachverband. Das geschieht aber ohne die Behauptung, dass die je-weilige Ryu-ha besser wäre als andere Ryu-ha oder der Mainstream. Wie so oft wird in Japan statt eines Entweder-oder- auch in diesen Fällen eher ein Sowohl-als-auch-Prinzip praktiziert, mit der Folge, dass „Harmonie“ dadurch entsteht, indem man sich gegenseitig respektiert.Warum sollten die Leiter dieser Lehrrich-tungen noch Zeit und Energie für die Dachorganisation aufbringen, wenn doch die Ryu-ha genügen könnte? Die lange Geschichte der alten Lehrrich-tung ist sicher beeindruckend, aber kein wirkliches Argument gegen die Gendai-Budo (neuzeitlichen Budo).Niemand käme doch hier auf die Idee zu

sagen, dass z. B. Tizians Werke besser sind als die eines zeitgenössischen Malers, nur aufgrund der Tatsache, dass Tizian älter ist.Fazit: Wenn sich die Kyujin mehr Offen-heit und Perspektive gestatten würden und andere Schützen in ihrem Bemühen achten könnten, dann erübrigten sich m. E. manche Debatte, erst recht Herab-setzungen und Pöbeleien, wie man sie un-längst unter dem Vorwand der „wahren Lehre“ dank Internet weltweit hat verfol-gen können. Leider alles weit entfernt von dem alten Budo-Grundsatz: „Tritt nicht einmal auf den Schatten deines Sempai.“

Abschließend noch eine kurze Anmer-kung zum Thema Ryu-ha. Wer einer Ryu-ha angehört, fügt sich dem Urteil und den Vorgaben des Soke bzw. der Führungs-gruppe ohne Widerspruch. Eine Demo-kratisierung oder gar ein Mitspracherecht von Anfängern findet in einer Ryu-ha nicht statt. Wer die modernen Budo-Verbände und ihre Strukturen für einengend etc. hält, wird meiner Meinung nach in einer authentischen Ryu-ha keine Alternative finden.Aber angesichts allgemeiner gesellschaft-lichen Entwicklungen wird auch in Japan – allen Traditionen zum Trotz – ein im Ständesystem des Mittelalters entstan-denes System nur eingeschränkt akzep-tiert, zumal die Chance, vielen Menschen ein Angebot machen zu können, in den fa-milienähnlichen Strukturen einer Ryu-ha nur eingeschränkt möglich ist.

Ich hoffe, dass das demnächst amtierende Präsidium einen Standpunkt vertritt, der die Entwicklung des Kyudo in Deutsch-land für alle Schützen sichert, ohne sich national oder international mit nachran-gigen Problemen erschöpfen zu lassen. 2

Fragenkatalog: Klaus-Peter Staudinger

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Der Zen- Meister Willigis Jäger betont in seinen Ansprachen (Teishos) immer wie-der, dass wir uns auf unserem Übungsweg des Lebens die Aufgabe setzen sollten, unsere Geburt zu vollenden. Damit meint er, dass unsere physische Geburt der Anfang eines Weges ist, der sich in unserer geistigen Geburt vollenden sollte, nämlich in dem Realisieren unserer wahren inneren, unsterblichen Natur.Dazu erzähle ich nun eine wahre Ge-schichte aus Japan, die mir von einem Kyudo-Freund aus Wien zugetragen wurde.

Ein japanischer Geschäftsmann weilte in einer fremden Stadt, vielleicht war er auf einer Geschäftsreise, von der er sich einen wichtigen Auftrag für sein Unternehmen versprach. An diesem Tag wurde ihm je-doch klar, dass er bankrott war. Wahr-scheinlich hatte ihn die Befürchtung seines geschäftlichen Untergangs schon länger gequält, jedenfalls fühlte er sich nun an einem ausweglosen Endpunkt angelangt, weshalb er beschloss, sich das Leben zu nehmen (man möge hier bitte schon die doppelte Bedeutung dieses bemerkenswerten Satzes hören).Er hatte sich in einer seelischen Verfas-sung, in der er völlig identifiziert war mit seinen Endzeitgedanken, hinter ein dichtes Gebüsch nieder gesetzt. Plötzlich hörte er etwas hinter dem dich-ten Gebüsch, das unverhofft sein ganzes Sein öffnete. Es war ein kristallklarer, scharfer Klang, den er nicht einzuordnen wusste. (Was er noch nicht wusste, war, dass sich hinter dem Gebüsch ein Übungsort für das japanische Bogen-schießen Kyudo befand.) Dann, in regel-mäßigen Abständen, wiederholte sich dieser hellklare Laut, und dazwischen herrschte eine auffallende Stille, bis sich der Klang wiederholte. Die Ohren unseres Lauschers wurden wahrscheinlich groß und größer, bis er nur noch Lauschen und offenes, wortlos fragendes Wahrnehmen war.

Im zazen, in der unbewegten Sitzmedi-tation des Zen, erfahren wir häufig, wie völlig zugedeckt wir sind mit unserem Gedankenballast. Zugedeckt wie von einem Deckel, der unser ganzes Wesen verengt und ihm das lebendige Leben nimmt.

Der Physiker Hans-Peter Dürr spricht von den Schlacken des Geistes und meint im weitesten Sinne damit alles, was für uns eine gewisse Festigkeit angenommen hat. Alles, womit wir uns identifizieren, alles, was wir analysieren können, alle unsere fixierten Glaubenssysteme, alles, womit sich unser rationales Bewusstsein befasst, alle Bilder, auch die schönen, seien wie verholztes Holz, abgestorbenes Leben.

In diesem Sinne war unser verzweifelter japanischer Geschäftsmann eigentlich schon tot. Sich das Leben zu nehmen konnte in diesem Zustand eigentlich nur noch den Klang bekommen frei zu werden von der eigenen Totheit. Und so geschah es ja auch. (Wir kennen die etwas veral-tete Höflichkeitsformel „Ich bin so frei“, wenn man im Begriff ist, sich noch etwas vom Angebotenen zu nehmen.) Wenn es uns einmal gelingt, diesen schlackenartigen Ballast zur Seite zu schieben wie eine Wolke, oder wenn durch einen „Ein-fall“ sich ein öffnendes Bohrloch ergibt, kann es geschehen, dass da unverhofft das volle eindeutige Leben einbricht, in dem wir uns gelöst – erlöst

–wesenhaft frei wieder finden. Das große Leben ist da, aber niemand ist da, der dazu einen Gedanken hätte. Wozu auch, denn es ist ja eindeutig das Leben selbst – ein-deutig und nicht mehr-deutig, da sind nicht zwei, wo nur dieses „klack“ ist … . Da ist kein Ich, kein Jemand. Es ist auch nicht schön oder häßlich … weil es kein Gegenteil von etwas ist. Später mag man sich erzählen, dass der Sehnenklang, den er gehört hatte, beson-ders schön gewesen sei. Das stimmt

natürlich, jedoch war er nicht schön im Unterschied zu hässlich. Er war der Aus-druck des völligen, des ganz und gar un-begrenzten Lebens. Und damit hat sich unser Selbstmordkandidat im Leben wiedergefunden, und zwar in einem größeren Leben als dem, das er bisher kannte. Wieder herausgefallen aus dieser Öffnung hatte er nun eine neue Frage, eine Neugierde auf das Leben: „Was ist das?“ und „Kann ich mehr oder wieder davon haben?“. Unser japanischer Protagonist soll dann tatsächlich das japanische Bogen-schießen erlernt haben und ihm sein Leben lang treu geblieben sein.

Sofern er auch ein Zen-Training begonnen hätte, wäre ihm vom Lehrer dann noch das Koan aufgegeben worden: „Wo ist der Sehnenklag jetzt?“ Er muss dem Lehrer die Antwort präsentieren, als Darstellung der Realisierung seines Erwachens, seines bewussten Angekommenseins im wirk-lichen Leben, das, selbst wenn es wieder einmal verdeckt scheint, doch zeitlos bestehen bleibt und sich in den vielfältigen Formen zeigt. Und so mag unser japanischer Geschäfts-mann vielleicht seinen besten Anzug angezogen haben, seinem Lehrbuben das Gleiche auftragend, zusammen mit ihm, damit auch er lernt, wie man das macht, auf das Amt gegangen sein, um seinen geschäftlichen Bankrott ordnungsgemäß anzumelden.

Danach wird er sich vielleicht ganz und gar seinem weiteren Lebensweg gewid-met haben, auch angereichert durch die Übung des Kyudo, um seine Geburt schließlich vollständig zu beenden – indem er auch seinen Körper furchtlos der natürlichen Wandlung alles Zeitlichen überlassen konnte.

Barbara Lemke

Ein Sehnenklang als LebensretterhAuBenhoF Auf den Spuren der Zen-Meister

K l e i n e s Z a n s h i n

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Die folgenden Fragen wurden Prof. Mori bei einem Besuch im Dojo der Universität Tsukuba von Uwe Beutnagel-Buchner auf Englisch vor-gelegt. Prof. Mori hat dann auf Japanisch geantwortet.

Q Sehr geehrter Prof. Mori, ich schätze es sehr, dass Sie sich bereit erklärt haben, einige Fragen für dieses Interview zu beantworten.Sie wissen wahrscheinlich, dass der Deutsche Kyudo Bund im Jahr 2009 das 40-jährige Jubiläum von Kyudo in Deutschland feiert. Dieses ist eine Gele-genheit für eine kurze Rückbesinnung, was in dieser langen Zeit passiert ist, aber auch, um „aus der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen“.Sie haben seit 36 Jahren die Entwicklung des Kyudos der Heki-Insai-Ha in Deutsch-land erlebt. Sie haben Herrn Urakami, den Lehrer von Prof. Inagaki, erlebt. Sie haben von Prof. Ingaki gelernt und lange Zeit mit ihm zusammen geübt. Nachdem er gestorben war, haben Sie weiterhin Kyudo nach den traditionellen Regeln der Heki Ryu Insai Ha studiert und die Entwicklung von Kyudo in Europa, besonders in Deutschland, unterstützt. Sie können uns dadurch einige objektive und subjektive

Einblicke in die vergangenen Ereignisse mit Anregungen oder Leitlinien für die künftige Entwicklung von Kyudo in Deutschland geben. Seit 1976 haben Sie Deutschland jedes Jahr besucht, insge-samt 36 Mal. Am Anfang haben Sie Prof. Inagaki unterstützt und anschließend selber Seminare in Ihrer Funktion als Deutscher Bundestrainer geleitet. Lassen Sie mich bitte folgende Fragen stellen:

Deutschland umfasst aktuell ungefähr die Hälfte der Kyudoübenden in Europa. Dabei wächst nicht nur die Anzahl der Kyudovereine und ihrer Mitglieder, son-dern auch die Anzahl der Kyu-dojos.Wenn Sie einen Blick zurück auf die Entwicklung von Kyudo in Deutschland werfen, welche Bestrebungen und Leistungen haben Sie in der Vergangenheit als positiv für die Entwicklung in Deutsch-land wahrgenommen?

1 1. Der Hauptgrund (für die positive Entwicklung) ist die von Inagaki sensei über viele Jahre entwickelte Theorie der Kyudo-Technik, verbunden mit dem akkuraten Unterricht in dieser Technik und deren Vorführung durch Inagaki sensei selbst auf höchstem Niveau. Nicht vergessen darf man das große Verdienst des Dolmetschens von Manfred Speidel.2. Ich empfinde, dass der Enthusiasmus der ersten Kyudoka in Deutschland viel stärker gewesen ist als der bei denen, die heute Kyudo üben. Der Eifer der Bogen-schützen, mit dem Kyudo in Deutschland angefangen hat, hat die Entwicklung bis zum heutigen Tag getragen.3. Bereits zu einem frühen Zeitpunkt wur-de Kyudo vereinsmäßig organisiert. In diesem organisatorischen Rahmen als Vorbild konnte sich Kyudo an jedem Ort ausbreiten. Ich denke, das förderte die Popularisierung des Kyudo.

4. Seit dem Tode von Inagaki sensei sind schon wieder 14 Jahre vergangen. Dass in diesen 14 Jahren jedes Jahr von Japan vier Lehrer zum Unterrichten nach Deutsch-land kommen konnten, ist wahrlich eine große Sache. Alle Vier sind in Lehrberufen tätig und können frei über ihre Sommer-ferien verfügen. Ebenso ist es wichtig festzustellen, dass ihre Familien Verständ-nis für die (lange Abwesenheit) entgegen-bringen. Normalerweise ist es für einen (berufstätigen) Japaner schwierig, einen solch ausgedehnten Urlaub zu nehmen.

Wir werden uns immer an Prof. Inagaki erinnern, der 1969 in Deutschland die traditionelle Heki To Ryu mit ihrer heraus-fordernden Schießtechnik eingeführt hat , um das Prinzip des „Kan Chu Kyu“ zu üben. Sie verfolgten diese Bemühungen nach dem Tod von Prof. Inagaki weiter.Welches sind die hauptsächlichen Punkte, auf die sich die deutschen Kyudoka konzentrieren sollten, um ihre technischen Fertigkeiten innerhalb der Heki To Ryu zu verbessern?

1 Ich denke, es muß Tsunomi no hataraki (die Arbeit der Tsunomi) richtig verstan-den und wirklich dieses Hataraki (diese Arbeit) von dem Schützen bis zum äußers-ten Punkt gemeistert werden.Tsunomi no hataraki bedeutet: 1. das Tenouchi beim Yugamae (richtig) anzu-setzen; 2. beim Aufziehen des Bogens von Uchi-o-koshi über San-bun-no-ni bis Tsumeai die Form des Tenouchi nicht zu verändern; 3. dabei die Kondition des Ôbun no chikara, der entsprechenden Kraft, zu erreichen, sodann 4. im Nobiai die Kondition eines starken Tsunomi no hataraki zu erreichen; 5. im Moment des Hanare die Wirkungsrichtung der Tsu-nomi zu haben; 6. bis zum Zanshin die Geschwindigkeit (zu steigern); 7. die Kon-dition des Schließens des Tenouchi zu

Blick aus JapanTSuKuBA Bundestrainer Prof. Mori im Interview

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haben usw. Alles das sind die vielen Punkte, die zu beachten sind, wenn man von Tsunomi no hataraki spricht.Der Fokus muß mit aller Macht darauf gerichtet sein, jeden einzelnen dieser Punkte inhaltlich genau zu können.In einem Text hat Urakami sensei ge-schrieben: „Wenn man sich genügend Zeit nimmt für Tsunomi no hataraki und Nobiai, wird es überhaupt keine krank-haften Gewohnheiten geben“. Das bedeu-tet, wenn Tsunomi no hataraki beherrscht wird, wird man keinerlei Lücken schaffen. Früher sagte man deutlich: „Wenn man Tsunomi no hataraki nicht erfahren hat, sollte man nicht über (Bogen-)Schießen reden“; und das heißt, wenn man trifft ohne dieses Hataraki, ist das kein Schuss, der einen Wert hat.

Seit vielen Jahren unterstützen Sie auch Kyudoka in anderen europäischen Län-dern, wie Italien, Spanien, Finnland, Ungarn, usw., vom Anfängerstadium bis zu fortgeschrittenen Schützen.Welche Entwicklungsstufen (z.B. Zeit und Aufwand) sehen Sie als wichtig an, damit ein Kyudoka ein gutes Verständnis der technischen Fähigkeiten in der Heki To Ryu entwickelt?

1 1. Anfang des Lernens (Stufe des Maki-wara-Schießens):Richtiger Ablauf des Ausziehens und Zeit-punkt des Nobiai und Tsunomi no Hataraki; Richtung; Geschwindigkeit u.a.; Bewegungen korrekt ausführen. Wenn man sich nicht ganz zu Anfang das Tsu-nomi no Hataraki merken kann, ist ein Fortschritt schwierig. Wenn man sich einen Fehler angeeignet hat, wird später eine Verbesserung schwierig. Hat man sich (an das richtige Ausziehen) gewöhnt, dann ist im Hanare die Absicht da, das Auslösen links und rechts zusammen-stimmend zu machen. Wird dabei das Tai no wari-komi eingesetzt, wird die Kraft des Hanare verstärkt und man wird Zanshin stark ausführen.2. Schießen auf nahe und mittlere Distanz:Üben des exakten Zielens: links – rechts, oben – unten (unterschiedlich bei ver-

schiedener Distanz). Aufpassen wegen Yurumi, Hayake, Veränderung des Hozuke: oben – unten, vorher – nachher. Darauf achten, dass sich keine schlechten Angewohnheiten einstellen.Zu diesem Zeitpunkt kann man, im Bereich des Möglichen, den Schützen selbst Nobiai – Yagoro – Hanare – Zanshin beobachten lassen, und man unterrichtet dahingehend, dass das Bewusstsein nirgends verloren geht.3. Entsprechend dem Fortschritt des Schützen wird geübt, auf das normale Mato zu schießen. Man soll viele Pfeile schießen, um die Technik zu verbessern. Da die schlechten Gewohnheiten von Yurumi und Hayake aufkommen, muss man so unterrichten, dass sie, zu einem möglichst frühen Zeitpunkt, wenn sie noch im Knospenzustand ist, abgeschnit-ten werden. Taihai wird ebenfalls Stück für Stück unterrichtet. Wenn die 1. und 2. Stufe korrekt durchgeführt ist, ist es wichtig, zum Mato-Schießen zu kommen.

Seit der Einführung der Heki To Ryu in Deutschland erleben wir bei EKF- oder ANKF/IKYF-Seminaren, dass die Schieß-techniken der verschiedenen Kyudo-schulen unterschiedlich sind. Kyudoka tun sich schwer mit der Anzahl und der Verschiedenartigkeit der Informationen von unterschiedlichen, international er-fahrenen Lehrern.Was könnten die hauptsächlichen Gefah-ren sein, wenn Kyudoka die Inhalte der ver-schiedenen Lehrer bzw. Schulen in Theorie und Praxis irgendwie „vermischen“?

1 Nicht nur die Insaiha, auch Kisha, Schießen zu Pferde, oder Dôsha, Schießen am Sanjusangendo, haben je nach ihren Zielen und Zwecken ihre eigene Schießtechnik entwickelt. Von Ashibumi bis Zanshin ist in den verschiedenen Techniken einer mit dem anderen Schritt verknüpft. Nehmen wir zum Vergleich Bauklötzchen: wird im unteren Bereich (z.B. Ashibumi, Dozukuri oder Yugamae) irgendwo fehlerhaft gebaut, wird, oben angekommen, dieser Fehler Probleme nach sich ziehen. Zum Beispiel, ist bei Yugamae das Ansetzen des Tenouchi

fehlerhaft, wird von Nobiai bis Hanare das Tsunomi no hataraki ungenügend sein und die Trefferquote geringer werden. Oder, wird im Yugamae beim Monomi der Kopf zu stark zum Mato hin gedreht, was falsch ist, kommt der Kopf leicht ins Schwanken und das Zielen wird unsicher, die linke Schulter ist zu sehr angespannt und die Arbeit der Yunde wird behindert, das Tsunomi no hataraki ungenügend. Das heißt, wenn man die Techniken mischt, bedeutet das für das Hanare im Ergebnis ein Minus.

Mit Bezug zu Frage 4: Erleben Sie eine ähnliche Situation in Japan?Wenn ja, wie sprechen Sie dieses beim tagtäglichen Üben an der Tsukuba Univer-sität an?Wenn nein, könnten Sie uns bitte einen Rat geben, um die Situation eines „Ver-mischens“ für deutsche Kyudoka zu verhindern?

1 Solche Mischungen sind in Japan ver-gleichsweise selten. Insbesondere wird an den Universitäten die Kyudo- Technik in traditioneller Weise von einer zur nächsten Lehrergeneration weitergege-ben. Zudem gibt es die OB, die „Older Boys“, Graduierte des Klubs, so dass sich die Schießtechnik so gut wie nicht ver-ändert. Zudem sind die Universitäten voneinander getrennt, und es gibt einer anderen Universität gegenüber weder Urteil noch Kritik.Auch die Berufstätigen schießen mitein-ander unter einem Lehrer, so dass auch da eine Mischung der Techniken selten ist, wie ich meine. Die Berufstätigen kennen die Unterschiede, und ich denke, sie mischen die Techniken nicht. Außerdem hat jede Schule ihre eigenen Kyudobücher herausgegeben, so dass man die Unterschiede gut vergleichen kann.

Im Namen der deutschen Kyudoka, möchte ich unsere tiefe Wertschätzung und Dankbarkeit für Ihre andauernden Anstrengungen in den letzten Jahren aus-drücken und wir hoffen, dass wir Sie in Zukunft weiterhin begrüßen können.

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Um Sie bestmöglich unterstützen zu können, möchte der Deutsche Kyudo Bund mit seinen Mitgliedern wissen, auf was sie sich in den nächsten Jahren als deutscher Bundestrainer fokussieren möchten?

1 Wie ich weiß, haben gegenwärtig viele Schützen eine Trainerlizenz. Wie ich je-doch gehört habe, gibt es zwischen der Lizenz und der tatsächlichen Fähigkeit zu unterrichten eine Kluft. Ich denke, das kommt daher, dass in der Ausbildung für Trainer die Lizenz und die Fähigkeit zu unterrichten noch nicht gut zusammen-kommen. Sollte dem so sein, müsste für die Lizenzerteilung der Punkt „praktische Fähigkeit“ in der Ausbildung umfangrei-cher eingesetzt werden. Genauer gesagt, ist es wichtig, im Ausbildungsprogramm den besondern Punkt zur Ausbildung der Beobachtungsfähigkeit auszubauen.Von den Trainern aus gesehen ist es drin-gend notwendig, Maßnahmen zu ergrei-fen, die ihre Fähigkeit zu unterrichten ver-bessern. Zu den Fähigkeiten der Trainer gehören: Fähigkeit zu schießen, Wissen über die Kyudo- Technik (Mokuroku, Shinan- Gedichte, wissenschaftliche Kenntnis der Kyudo- Technik usw.), Kenntnis der Geräte, Fähigkeit, Kyudo zu unterrichten (Beobachtungsfähigkeit der Schützen, Einfühlungsvermögen in die Schützen usw.). Goethe sagte: „Man lernt nur von Jeman-dem, den man liebt“. Damit ist die Menschlichkeit des Trainers angespro-chen: Er darf nicht lügen, keine Geldgier oder Ehrsucht haben; er soll vielmehr intelligent, freundlich und humorvoll sein. Idealerweise wäre es notwendig, solche Trainer heranzuziehen, aber sie lassen sich nicht einfach ausbilden. Wenn jedoch nicht solche Schützen herangezogen wer-den, wird sich die Qualität des deutschen Kyudo nicht höher entwickeln können. Zudem, wenn die Fähigkeit zu unterrichten ungenügend ist, wird der Schüler seine Kunst nur auf Umwegen ausbilden kön-nen, das Vertrauen zum Lehrer wird schwinden, er wird aufhören zu schießen, und das wird auf die Führung des Vereins einen großen Einfluss haben.

Wenn Sie zwei Wünsche frei hätten, was würden Sie sich für die deutschen Kyudoka wünschen?Wenn Sie noch einen dritten Wunsch haben, sagen Sie ihn uns bitte auch.

1 Erster Wunsch: Anstatt Belohnungen nachzugehen, die von außen kommen, wie Stellung, Ruhm, Graduierungen, Reichtum, sollte man Belohnungen suchen, die aus innerer Entwicklung entstehen: Freude, Kyudo- Aktivität an sich, Fortschritt in der Technik, Freund-schaft, Umgang miteinander.Zweiter Wunsch: Die Besonderheiten der Heki- Technik an die erste Stelle setzen und keine Eigenschule der Schießtechnik erfinden.

Wenn deutsche Kyudoka von einem Aufenthalt im Dojo der Tsukuba Univer-sität zurückkommen, berichten sie immer, dass die Studenten so ein starkes Hanare haben und sie so häufig treffen.Könnten Sie uns bitte das Geheimnis ver-raten, was die japanischen Studenten so stark macht? Vielleicht können wir diese Geheimnisse erlernen.

1 Als vor 20 Jahren die Wettkämpfer der Tsukuba- Universität bei allen Wettkämpfen sehr gut waren, hat mich der Trainer einer Universität gefragt: „Die Tsukuba- Studenten sind im Hanare sehr stark. Gibt es dafür das Geheimnis einer besonderen Belehrung?“ Ich habe darauf folgendes geantwortet: „Das Geheimnis einer besonderen Belehrung gibt es nicht. Weil sie die Technik der Heki- Insaiha - Schule korrekt verwirklichen, wird das Hanare auf natürliche Weise stark.“ Wirklich, ich habe sie weder auf besondere Art belehrt, noch habe ich an so etwas gedacht.Ich sehe jedes Jahr die deutschen Schüt-zen, aber einen großen Unterschied zu den Tsukuba- Studenten im Hanare habe ich nicht empfunden. Vielleicht haben die deutschen Schützen das Vorurteil, die Studenten der Tsukuba- Universität hätten alle ein starkes Hanare. In Tsukuba wie in Deutschland gibt es dort, wo es Schützen mit starkem Hanare gibt, auch solche mit

einem schwachen. Das Hanare wird von selbst stark, wenn die fünf Punkte der Insai-ha-Technik realisiert werden: Nobiai, Tsunomi no hataraki, Fuseru der Yunde und Hineri des rechten Armes, Tai no warikomi, und im Zanshin die Kraft auf dem Höhepunkt. Dass ich hier den Schwerpunkt setze, mag mit dem Unter-richt vor Studenten zusammenhängen.Eine hohe Trefferzahl erreichen sie, weil einige Jahre nach dem Beginn der Höhepunkt des Treffens erreicht ist, und weil sie (im Unterschied zu Deutschland) viel mehr üben können.

Wir kommen nun zum Ende des Interviews. Möchten Sie ein paar persönliche Worte an die Kyudoka in Deuschland richten?

1 Wenn Inagaki sensei heute die Situation des Kyudo in Deutschland sehen könnte, würde er die gleichen Eindrücke haben wie ich.

Wir können uns kaum vorstellen, welcher Aufwand es für Sie war, das zu tun, was Sie für Deutschland getan haben. Vielen herzlichen Dank.Gleichzeitig möchten wir unsere tiefe Hochachtung und Dankbarkeit an Ihre Frau und Ihre Kinder ausdrücken, die Sie in diesen Jahren unterstützt haben. 2

Fragen und Interview: Uwe Beutnagel-Buchner

Übersetzung der Antworten: Prof. Manfred Speidel

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Das folgende Interview wurde von Klaus-Peter Staudinger während des Frühjahrsseminars im Alster Dojo in Hamburg geführt. Herr Kurosu hatte es sich nicht nehmen lassen, die Fragen öffentlich vor den Seminarteilnehmern zu beant-worten. Bei der Übersetzung war freundlicherweise Prof. Manfred Speidel zu Hilfe. Die Übersetzung der englischen Anworten wurde vom Interviewer selbst verfasst.

Q Lieber Herr Kurosu, ich freue mich sehr, dass Sie sich bereit erklärt haben, mir hier und heute ein paar Fragen zu beantworten. Wie Sie wissen, können wir in Deutschland 2009 den 40. Jahrestag der Ausübung von Kyudo feiern. Das ist wunderbar – aber auch eine gute Gelegenheit, Fragen zu stellen! Als Verantwortlicher für Öffentlichkeitsarbeit des DKyuB würde ich dieses Interview gern im kommenden ZANSHIN – dem Mitglie-dermagazin des Deutschen Kyudo Bun-des e.V. – veröffentlichen.

Kurosu sensei, Sie kommen seit vielen Jahren regelmäßig nach Deutschland – Ich selbst habe in meinen erst sechs Kyudo-Jahren einige Seminare mitge-macht, die Sie mit geleitet haben. Wie gefällt Ihnen Deutschland?

1 Ja – zunächst mal mag ich Deutschland! Das Land, die Menschen, die Kultur, das Essen – und die vielen freundlichen Kyudo-Stätten.

Wenn Sie auf unsere beiden Länder und Kulturen blicken: Wo sehen Sie Gemein-samkeiten – und wo die größten Unter-schiede?

Ethnischer Sport?hAMBurG Kyudo-Lehrer und Seminarleiter Ken Kurosu im Interview

1 Ich denke, dass es grundsätzlich keine so großen Unterschiede gibt. Dennoch – anders als in Europa, wo jeder Weg, der einen Fluss begleitet, eine Grenze findet – hat Japan extrem wenig Gelegenheiten, mit anderen Völkern in Berührung zu kommen; eben weil es ein Inselstaat ist. Natürlich könnte man sagen, dass es dadurch einfacher war, eine originäre Kultur aufzubauen, doch lässt sich ebenso auch sagen, dass die Abschottung gegenüber anderen Völkern und Kulturen eher locker gehandhabt wird.Krieg gab es bei uns vor allem innerhalb der eigenen japanischen Rasse – mal ab-gesehen von den mongolischen Invasio-nen, dem Hideyoshi-Feldzug in Korea und den Weltkriegen I und II.Im besten Fall wurden fremde Kulturen positiv vereinnahmt (so geschah es mit der chinesischen Kultur vor langer Zeit und so passiert es heutzutage vor allem mit der amerikanischen) und man kann sogar sagen, dass es eine besondere Vorliebe gibt, diesen Transfer in die eigene Kultur zu bewerkstelligen.Ich denke, dass Deutschland seine Kultur sehr eigensinnig beschützt hat – so wie ein gemauertes Gebäude sehr stark ist (in Japan steht dem Holz und Papier gegenüber). Es hat also jeder sein eigen-ständiges Gefühl für Geschichte und Tradition.しししし

Deutschland stellt derzeit fast die Hälfte der Kyudo-Population in Europa. Wir haben eine stetig wachsende Zahl an Vereinen. Und es gibt inzwischen auch einige Kyu-Dojos. Doch Größe (Quantität) ist nicht alles! Was raten Sie uns deutschen Kyudoka?

1 Es bedarf einer Organisation und einer Führung, um etwas zu entwickeln und aufrecht zu erhalten.

Deutschland hat bereits eine gewisse Kyudo-Geschichte und ist sicher schon daher auch zahlenmäßig die Nummer 1 in Europa.Aus diesem Grund – obwohl Kyudo eine sehr alte Bewegung aus Japan ist – sollte man immer, wie bei diesem Seminar, die neuesten Informationen einbringen. Wir können Kyudo durchaus von einem akademischen und wissenschaftlichen Standpunkt studieren. Ich fordere aber ebenso ein hohes Niveau des Wissens über die praktische Übung.

Die Heki-Schule stellt in Japan eine Minderheit dar. Was bedeutet sie Ihnen?

1 Eine Sache, bei der Wahrheit, Identität und Interesse noch nicht ausgeschöpft sind. Ein sehr interessanter Aspekt.

Worin liegt für Sie in der Form der Heki Ryu Insai Ha ein besonderer Wert für das Schießen?

1 In ihr werden Wahrheit – die Tradition und Geschichte, die durch den Krieg geschaffen wurde – und Kultur gleicher-maßen spürbar. Ebenso Schwierigkeits-grade, die den Techniken eines Kunst-

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Aus diesem Grund müssen Individualität und manche Merkmale, die auf eine ein-zelne Ethnie zurückgehen, ausgeschlos-sen werden.Japanisches Judo wurde so zu dem „Judo“, welches gegenwärtig bei den Olympi-

schen Spielen oder Weltmeisterschaften praktiziert wird. Damit wurde es zu einer ganz anderen Sache.Bewegungskultur (Sport) wandelt sich entsprechend der Nachfrage ihrer Zeit. Kyudo würde auf jeden Fall bei einer solchen Entwicklung viel von den Beson-derheiten seines japanischen Ursprungs verlieren. So wie ich es als originäre Bewe-gungskultur der japanischen Rasse und „ethnischen Sport“ verstehe, möchte ich dazu ermutigen, Kyudo im Sinne eines Kulturaustausches auszuüben und zu verbreiten.

Lieber Herr Kurosu, auch im Namen des Deutschen Kyudo Bundes sage ich ganz herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben für diese überaus auf-schlussreichen Antworten! 2

Fragen und Interview: Klaus-Peter StaudingerÜbersetzung der Antworten:

Prof. Manfred Speidel / kps (De)

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handwerkers in nichts nachstehen. Ich denke, arbeitsames Streben ist dabei eine Angelegenheit, bei der auch das Herz und emotionale Stärke unterstützt werden – im fortwährenden Prozess um praktische Verbesserung.

Kyudo ist vor über 500 Jahren in Japan als eine Kriegskunst entwickelt worden. Was kann man in der heutigen Zeit vom Kyudo (als Sport) mitnehmen?

1 Kyudo nahm über 500 Jahre viele Aspekte der japanischen Kultur auf und hat sich seitdem weiterentwickelt.Ich denke, es ist eine Sichtweise, ein Werkzeug, auch Arbeit – unmittelbar einbezogen in das Leben der Menschen. Die japanische Gegenwart wird in gewisser Hinsicht fundamental von der Methodik des Denkens und den Verhal-tensmustern bestimmt. In diesem Ver-ständnis lässt sich sagen, dass Kyudo die originäre Bewegungskultur der japani-schen Rasse ist (als ethnischer Sport).

Was wünschen Sie sich auf internationaler Ebene für die Zukunft des Kyudo?

1 Wenn eine Sportart internationalisiert wird, muss es in ihr Gemeinsamkeiten geben für viele Menschenschläge.

Technische Instruktion im Detail.Kurosu sensei mit den Teilnehmern des Frühjahrsseminars im Alster Dojo, Hamburg.

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D K y u B I n t e r n

Schon im letzten Jahr gab es einen Antrag von der Landessachbearbeiterin Kyudo Rheinland zur MV in Kassel, den ich nicht verstand und auch nach einigen mit der Autorin ausgetauschten E-Mails nicht verstanden habe. Es ging damals um

„Bildung einer Arbeitsgruppe zur Über-arbeitung aller Ordnungen unter der Lei-tung von Roland Pohl (...). Sie sollen an die Bedürfnisse der deutschen Kyudoka innerhalb eines internationalen Netzwer-kes angepasst werden. (...) Die Arbeits-gruppe soll sich jedoch aus den unter-schiedlichen sportpolitischen Richtungen sowie aus den unterschiedlichen Kyudo-Richtungen / -Schulen zusammensetzen. Eine einseitige Blickrichtung der Arbeits-gruppe muss vermieden werden. Roland Pohl sollte diese Gruppen leiten und zu-sammenstellen, da er über langjährige Kyudo-Erfahrung und regelmäßige Kon-takte innerhalb Deutschlands verfügt.“

Ich war erstaunt über die „unterschied-lichen sportpolitischen Richtungen“ und die „unterschiedlichen Kyudo-Richtungen /

-Schulen“, die hier integriert werden sollen. Ich wusste nichts über „die Bedürfnisse der deutschen Kyudoka innerhalb eines internationalen Netzwerkes“ oder über eine „Integration von Altersklassen“ und ich war ein wenig verblüfft darüber, dass im Antrag gleich derjenige genannt wur-de, der einzig in der Lage sei diese Anliegen zu bearbeiten mit einem Team, über dessen Zusammensetzung allein er bestimmen solle. Dieses Jahr nun meldet sich Roland Pohl in seinem Rundbrief vom 25. 08. 2009 direkt zu Wort. In diesem Schreiben eröffnet uns ein „Wir“-Subjekt, dass es die in Aussicht stehende Vakanz einiger Ämter im Präsidium des DkyuB zum An-lass genommen hat, „ein tatkräftiges Team aus Kyudoka mit langjähriger Erfah-rung zu bilden, das die anstehenden Auf-gaben im Sinne und Dienste der deutschen Kyudoka auf DKyuB-Ebene bearbeiten möchte. Dieses Team steht hinter dem Präsidium, wie es in diesem Schreiben zur Wahl vorgeschlagen wird.“

Die vorgeschlagenen Kandidaten sind :„Präsident: Dr. Roland Pohl Vize-Präsident Wettkampf: Caglar EnginVize-Präsident Ausbildung: Uwe Beutnagel-Buchner “ Das Schreiben ist unterzeichnet „im Namen aller Teammitglieder“ von den drei Anwär-tern Roland Pohl, Caglar Engin und Uwe Beutnagel-Buchner. Etwas seltsam mutet an, dass hier die Kandidaten offensichtlich sich selbst vorschlagen und eine kleine Gefolgschaft benennen, in deren Namen sie den Wahlaufruf verfasst haben. Und seltsam ist, dass neu zu bildende Arbeits-gruppen personell im Voraus besetzt wer-den – ein sehr bequemer Serviervorschlag.Inhaltlich wirbt man mit dem Slogan:

„Schulspezifische Bundestrainer (ANKF und Heki Ryu) – für eine verstärkte Kon-zentration auf die wesentlichen schul-spezifischen Inhalte“. Einen Bundestrainer Heki-Ryu haben wir, einen Bundestrainer ANKF kenne ich nicht und noch weniger kenne ich eine Kyudoschule ANKF. Und wie soll eine „verstärkte Konzentration“ bewerkstelligt werden? Es fehlt jeder Hinweis darauf, welche Fachkompetenz dem amtierenden Bundestrainer zur Seite gestellt oder wie sonst eine „verstärkte Konzentration“ erreicht werden könnte. Ich bin nun 25 Jahre dabei und immer noch nicht satt von den Korrekturen unserer japanischen Heki-Lehrer. Ebenso wird die „Bildung schulspezifischer Referate zur Koordination der Aus- und Weiterbildung – für eine effektive Umset-zung der Lernprogramme“ in Aussicht gestellt. Hier ist wie selbstverständlich von „Lernprogrammen“ die Rede und ich weiß wieder nicht was dahintersteckt ...

In den Anträgen zur diesjährigen MV des DKyuB finde ich keine Anzeichen, dass die oben erwähnten Ansinnen des zu-künftigen Vorstands auf der Ebene der Mitgliederversammlung erörtert werden sollen. Das finde ich befremdlich: man be-kundet Bedarf nach Neuerungen , die uns

alle betreffen, hält sich aber (noch) zurück. Einzig der Antrag 5 zur Satzung vom LV Mecklenburg, „die Gründung einer drit-ten Sektion Heki To Ryu nach den traditio-nellen Lehren von Prof. Inagaki Genshiro 9. Dan Hanshi – analog zur Gruppe der Shomen- und Shamen-Sektionen“, thema-tisiert etwas in Richtung „unterschiedliche sportpolitische Richtungen“ oder „unter-schiedliche Kyudo-Richtungen / -Schulen“ (s.o). Aber hier wiederholt sich das Gere-de vom letzten Jahr: ich verstehe nicht, was mit „Shamen-Sektionen“ im gegen-wärtigen Rahmen des DKyuB gemeint ist. Ich verstehe nur so viel, dass der oder die Antragsteller der Meinung sind, ein Teil der deutschen Kyudoka würde nicht „den traditionellen Lehren von Prof. Inagaki Genshiro 9. Dan Hanshi“ folgen und es bedürfe einer Sektion zur Bewahrung der

„Heki To Ryu“. Das wird vorgetragen von der Landesvertreterin Mecklenburg, die nach eigenem Bekunden „Inagaki sensei nicht mehr persönlich getroffen“ hat [siehe „der blog“, www.heki-ryu-insai-ha.de,

S. 24 unten] und doch das „wahre Kyudo“ zu kennen scheint. Kurz: was ich mit diesem Beitrag zu ver-mitteln suche, ist meine Irritation durch Informationen dieser Art. Ein Anliegen, welches offensichtlich länger als ein Jahr schon besteht, hätte längst im Z A N S H I N angesprochen werden können. Dann hät-te ich als deutscher Kyudoka auch besser artikulieren können, ob etwas in meinem Sinne ist. So aber ist das jüngste Schreiben an die „Liebe(n) Kyudoka in Deutschland“ lediglich die Ankündigung einer (Block-)Kandidatur zur Präsidiumswahl auf der MV 2009 mit Werbetexten – plakativ und oberflächlich.Ich will die Kandidaten verstehen. Wenn mir das gelingt, kann ich inhaltlich mit-reden. Ich will nicht in den Zugzwang ge-raten, meiner Landessachbearbeiterin ein Votum mitgeben müssen oder mich zu ent-halten. Von einer sinnvollen Information kann m. E. hier nicht die Rede sein. Ich wünsche mir, dass dieses Gerede aus dem Hintergrund in die Öffentlichkeit eines Z A N S H I N tritt und dass wir nicht weiter so voll gegenseitiger Empörung sind.

In Hoffnung, Rolf Harang

Ein Leserbrief

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E K F S e m i n a r e 2 0 0 9

Die EKF rief und alle kamen. Diesen Eindruck konnte man beim dies-jährigen C-Seminar gewinnen – was insbesondere für die nur mit deutschen kyujin besetzte Veran-staltung gilt, die über die Oster-feiertage in Frankfurt am Main durchgeführt wurde. Die Teilung in das eigentliche Seminar und die am 19. Juli anberaumte Prüfung gab der Sache eine besondere Note.

Die Anfahrt zum Austragungsort des Osterseminars – der Hessischen Landes-sportschule – wurde nicht nur durch die zu Wegweisern mutierten matos erleich-tert; die organisatorische Seminarvor-bereitung ließ bis hin zu detaillierten Anfahrtskizzen keine Wünsche offen. Die Landessportschule empfing uns mit einem freundlichen, modernen Ambiente. Zimmer, Verpflegung sowie die übrigen Einrichtungen hatten einen bemerkens-wert hohen Standard, beste Voraus-setzungen für das Seminar.

Aller Anfang ist schwer. Das gilt auch für den Beginn des Seminars. 14:00 Uhr war als Startpunkt angepeilt. Doch gestaltete sich das geordnete Aufstellen länger als erwartet. Wenig später sollte dies dann in einer deutlich kürzeren Zeit gelingen. Die Lernkurve gab Anlass zur Hoffnung.Nach einem Grußwort der ANKF und der EKF sowie des Präsidenten des DKyuB wurden die Lehrer des Seminars vorge-stellt. Vier 6. und fünf 5. Dane aus England, den Niederlanden, Österreich sowie Deutschland nahmen sich in den folgen-den Tagen der Teilnehmer an. Nach einer Eröffnungszeremonie wurden die kyujin auf vier shajos in zwei Hallen aufgeteilt.Die nächsten Tage waren von einem um-fangreichen Programm geprägt, das alles umfasste, was zum Rüstzeug angehender Sho- und ni-Dane gehört. Schießpraxis und taihai standen – allen vormaligen

Unkenrufen zum Trotz, Schießen sei in EKF-Seminaren eher von untergeordneter Bedeutung – gleichermaßen im Fokus. Eingeleitet wurden die Seminartage mit einer morgendlichen, gemeinsamen Gymnastikrunde. Die anschließende Detailarbeit gliederte sich in drei Themenschwerpunkte. Schießtechnik, taihai sowie das Verhalten in besonderen Situationen (shitsu) wurden mit viel didaktischem Fingerspitzengefühl vermit-telt. Wer das Erlernte weiter verfeinern und vertiefen wollte, hatte hierzu am zweiten und dritten Tag im freien Training ausgiebig Gelegenheit. Einen etwas deutlicheren Vorgeschmack auf die eigentliche Prüfung konnte man dann gegen Ende des Seminars in einem Prüfungs-Trockenlauf sammeln. Die un-mittelbar anschließende Rückmeldung der sensei war vor allen Dingen von dem Appell geprägt, die verbleibenden Wo-chen bis zur Prüfung zu intensivem Üben zu nutzen.

Wer Lust und Interesse hatte, konnte sich außerdem während zweier außerplan-mäßiger Abendveranstaltungen profes-sionelle Unterweisung zur mentalen Vor-bereitung von Prüfungssituationen holen.

Barbara Lemke hatte freundlicherweise ihre berufliche Expertise zur Verfügung gestellt, um Hinweise und Tipps zu einer besseren Vorbereitung auf die eigentliche Prüfungssituation zu vermitteln.Nach vier Tagen des Osterseminars blie-ben neben matten Gliedern und strapa-zierten Zehen vor allen Dingen Kor-rekturen, die sicherlich viele Teilnehmer in den folgenden Wochen zu intensiverem Training angehalten haben – zumindest in unserem Dojo war eine erhöhte Aktivität auszumachen.

19. Juli – Prüfungstag. Die meisten Teil-nehmer nutzten bereits den Vorabend, einen ersten Blick in das Dojo zu werfen, um sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen oder einige Pfeile im freien Training zu schießen. Der Prüfungstag selbst begann nach der Anmeldung mit einigen organisatorischen Vorbereitungen. Listen wurden studiert, Räumlichkeiten inspiziert. Geprüft wurde in zwei Hallen. Die Besetzung der tachi orientierte sich zum einen an der nationalen Zugehörigkeit, zum anderen am Lebensalter. Das Auf-finden des eigenen Namens stellte somit keine wirkliche Hürde dar.

Geteilte VorstellungFrAnKFurT / hAMBurG nach dem c-Seminar

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Die Prüfungen begannen dann mit ca. einstündiger Verzögerung. Frankfurt hat-te wohl ein temporäres Taxidefizit, was einen Teil der sensei verspätet eintreffen ließ. Um den Zeitverlust zu kompensieren, entschied man sich, den Umfang der schriftlichen Prüfungen auf eine Frage zu reduzieren. Wer hieraus allerdings glaub-te ableiten zu können, dem schriftlichen Teil sei keine große Bedeutung beizu-messen, wurde – zumindest gerüchte-weise – eines Besseren belehrt.Zum Auftakt der Prüfung wurde von einem der hanshi eine Zeremonie ge-schossen. Nach kurzer Pause begann das eigentliche Prüfungsvorschießen. Von ca. 10:30 bis um ca. 16:00 Uhr wurden, eine Mittagspause abgerechnet, insgesamt 355 Schützen „durchgeschleust“. Das Prüfungsergebnis lag dann nach ca. einstündiger Beratung der sensei fest und wurde einer deutlich geschrumpften Schar von ausharrenden kyujin verkündet. Bis auf zwei Kandidaten durften sich am Ende des Tages alle über das Erreichen des angestrebten Dan-Grades freuen – ein Prozentsatz, der in den Vorjahressemi-naren nicht ganz so hoch ausgefallen war. Ob dies der Milde und Nachsicht der Lehrer oder der insgesamt überzeugenden Schieß-leistung zu verdanken ist, muss letztendlich wohl jeder kyujin für sich aus-machen. Das C- Seminar in Frankfurt am Main stellt aber in jedem Fall eine wert-volle Wegmarke für die weitere Ent-wicklung eines jeden Teilnehmers dar.

Als Austragungsort war die Landessport-schule Hessen eine in jeder Hinsicht sehr geeignete Wahl. Frankfurt ist – mit Sicher-heit nicht nur im Kyudo – eine Reise wert. Dies ist nicht zuletzt der exzellenten Organisation des Seminars zu verdanken. Hierfür gilt den Organisatoren und Hel-fern, die sich in großem Einsatz um die Vorbereitung und Austragung des EKF-Seminars eingesetzt haben, ausdrücklich Dank und Anerkennung. 2

Christian Pautsch

In der Chronologie bildete das B-Seminar, wie üblich, das Schluss-licht. Hierzu waren rund 220 Anwärter für sandan und yondan gekommen.

Am Tag der Anreise liefen bei Eintreffen unserer Hamburger Gruppe noch die Prüfungen für godan und renshi. Die Temperaturen in der Halle ließen bereits Böses erahnen: Viele der bekannten Gesichter stöhnten ob der schwülwarmen Luft, die den Prüflingen den Schweiß aus den Poren trieb. Vielleicht blieben des-wegen mache Schützen unter ihren erwarteten Möglichkeiten. Wir konnten

jedenfalls nur hoffen, dass es der Wetter-gott mit uns gnädiger meinte.Dem war aber zunächst nicht ganz so. Bei molligen Termperaturen ging es in die ersten Seminartage. Zu Beginn übten wir ein ähnliches Aufstellungsritual wie das C-Seminar – ein erster Flexibilitätstest für die leicht verstörten Anwärter. Nach den obligatorischen Ansprachen folgte ein beeindruckendes yawatashi der ANKF-Delegation. Die größere Gruppe der sandan-Anwärter verblieb danach in der Haupthalle, während die kleinere Gruppe der yondan-Anwärter mit der älteren Nebenhalle vorlieb nehmen musste.Der erste Trainingsblock brachte einige Ernüchterung: Viele Schützen mögen sich am Ende des Tages gefragt haben, was sie bisher überhaupt gelernt hatten. Doch ehrlicherweise muss gesagt werden, dass die sensei uns zwar ziemlich auseinander genommen haben – dann aber jeden einzelnen Schützen im Rahmen seiner Möglichkeiten wieder aufgebaut haben. Als ich am 3. Tag das Okay von Toba sensei bekam, dämmerte mir, dass es doch etwas werden könnte. Die Seminartage hatten es in sich, der Prüfungstag war ein einziger Nervenkitzel. Wer dank guter Vorbe-reitung und entschlossenem Auftreten durchkam, durfte sich freuen. Immerhin zwei Drittel schafften es nicht. 2

Klaus-Peter Staudinger

Es geht immer weiterFrAnKFurT / hAMBurG nach dem B-Seminar

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Q Organisation und Team: Die EKF-Seminare wurden 2009 zum fünften Mal in Deutschland ausgerichtet. Wir konnten dabei zwar von den Erfahrungen der EKF-Seminare in Schwerin und Berlin profitie-ren, es zeigte sich jedoch, dass die Ver-gangenheit die Erinnerung vergoldet

–und schließlich doch vieles ganz neu konzipiert und kalkuliert werden musste.

Die Seminare: Zusammen mit dem vor-geschalteten Osterseminar (nur für die deutschen Teilnehmer) ergab sich die bis-her unerreichte Zahl von 720 Teilneh-mern! Das könnte allerdings in der Zukunft durchaus noch überboten wer-den. Das Interesse an Kyudo wächst und mit ihm

auch die Zahl der an den EKF-Seminaren interessierten Kyudoka in ganz Europa. Für die Schützen in den meisten EKF-Ländern ist dies zudem die einzige Möglichkeit im Jahr, von hochgraduierten Lehrern aus Japan unterrichtet zu werden. Dieses Mal konnte (dank des von uns angebotenen Osterseminars) noch von einer Teilnehmerquote für die einzelnen EKF-Länder abgesehen werden – ich hoffe, dass es auch in Zukunft keine Teil-nehmerbeschränkungen gibt.

Lehrer und Teilnehmer: Wegen der hohen Teilnehmerzahlen hatte die ANKF

diesmal fünf statt vier Lehrer geschickt. Alle Teilnehmer zeigten sich motiviert

–was bei einem Lehrgang, an dem man freiwillig teilnimmt, auch so sein sollte. Ich hatte während aller Seminare den Ein-druck, dass die Gruppen insgesamt sehr homogen waren, jeder seinen Platz aus-füllte und alle miteinander sehr gut zurechtkamen.

Prüfungen: Ich habe alle Prüfungen beob-achtet, für mich ausgewertet und komme zu einem Fazit: Wer gut war, unabhängig ob Heki oder Shomen, der hat die Prüfung bestanden. 2

sz

E K F S e m i n a r e 2 0 0 9

Das Ganze sehenFrAnKFurT / Bonn Betrachtungen nach dem A-Seminar

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Zanshin I | 09 23

B e r i c h t e

Q Als wir am Samstagmorgen auf dem Gelände von Burg Satzvey in der Eifel eintrafen, fühlten wir uns schon ein bisschen wie Fred vom Jupiter, der mit seinem Raumschiff auf einem fremden Planeten gelandet ist. Es gab einige orga-nisatorische Wirren – war bei einer Urauf-führung ja zu erwarten –, aber dann konn-ten wir unser Freiluft-Dojo doch zu unse-rer Zufriedenheit aufbauen. Nach dem Umziehen, Angrüßen und einem zünfti-gen Yawatashi von Reinhard und Johannes legten sich auch die Fremdheit und die Skepsis der Beteiligten, ob die Entschei-dung, sich an der Veranstaltung zu beteili-gen, richtig war. Angesichts eines traum-haft goldenen Oktoberwochenendes und mit einer Wasserburg aus dem 15. Jahr-hundert im Hintergrund ließ das Ambiente allein die richtige Stimmung aufkommen.

Gemäß der Intention der Organisatoren vom Deutschen Feldbogen Sportverband (DFBV) waren fast alle Richtungen von Bogenschießen in Deutschland vertreten. Ob Lang-, Recurve- oder Compound-bogen: zahlreiche Schützen waren ange-reist, um ihr Können zu demonstrieren. Ein besonderes Highlight waren die Wett-bewerbe der Steppenreiter. Bogen-schießen zu Pferde bekommt man nicht alle Tage zu sehen. Insofern war auch der Kyudoverein Neandertal am richtigen Platz für ein bisschen Aufklärungsarbeit in Sachen Kyudo.

“Das ist doch eigentlich kein richtiges Bogenschießen? Das ist doch eher eine Meditation? Es geht doch nicht wirklich ums Treffen!?“Der Einstieg für erstaunlich viele Ge-spräche erfolgte über diese Vorurteile. Da wir aus Platzgründen zunächst nur aufs Makiwara schießen konnten, verstärkte sich natürlich der Eindruck, Kyudo sei ein ästhetisches Hantieren mit überlangem Gerät in eigenartiger Kleidung. Also be-gann man mit dem Erklären: Material, Form und Verhalten des Bogens, Unter-

schiede im Bewegungsablauf, Kleidung, ein bisschen Geschichte … und immer wieder, dass Kyudo kein „Zen-Bogen-schießen“ ist. Wenn ein Bogen zur Probe mal richtig aufgezogen wurde – nicht nur mit dem rechten Arm bis zum Mundwinkel

– stellte sich immer Staunen ein und der Respekt wuchs merklich. Im Laufe des Tages konnte die Theorie auch durch Praxis untermauert werden. Vor der Tri-büne war es möglich, auf die volle Distanz zu schießen. Da konnten sich die Zweifler überzeugen, dass wir „richtig“ Bogen-schießen und auch treffen können.

Im Austausch mit erfahrenen Schützen stellten sich aber sehr schnell Gemein-samkeiten ein, die vor allem die mentalen Aspekte des Bogenschießens berühren. Das Leeren des Geistes ist auch für den westlichen Bogensportler entscheidend, wenn er über ein bestimmtes Anfangs-niveau hinauskommen will. In dieser Be-ziehung ist der Kyujin natürlich klar im Vorteil, denn das Ideal des Mushin hat er von Anfang an als Zielvorgabe im Hinterkopf, auch wenn das Erreichen die-ser Konzentration auf einem anderen Blatt steht. Fehlende Präsenz kann im Kyudo nicht durch technische Aufrüstung kom-

pensiert werden. Bei westlichen Schützen hilft sie auch nur eine Zeit lang. Das Einüben der Zeremonie, die europäischen Individualisten als überflüssiger Schnick-schnack erscheinen mag, zeigt ihren Sinn. Beim Kyudo erlernt man gleich ein Ritual für den Ablauf des Schusses, das sich die anderen Bogensportler selbst mühsam erarbeiten müssen, um die mentale Vor-bereitung zu optimieren.

Wir haben an diesem Wochenende sicher keinen westlichen Schützen „bekehrt“, genauso wenig, wie einer von uns nach dem Event das Gefühl hatte, dringend zum westlichen Bogenschießen wechseln zu müssen. Aber ich denke, es war doch für die meisten Beteiligten eine interes-sante Erfahrung, einmal über den Teller-rand hinauszublicken. 2

Uta Scholten

News from Outer SpaceMechernIch-SATZVey Bow and Knife Show am 11./12.10.2008

Steppenreiter

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24 Zanshin I | 09

B e r i c h t e

Vom 1.-3. Mai fand in Pallanza, Italien, das 1. International Heki Taikai statt. Allein der Veranstal-tungsort, direkt am Lago Maggiore gelegen, bei drei Tagen bestem Kaiserwetter sowie jeweils mittags und abends einem 4-gängigen Menü, boten einen super angeneh-men Rahmen.

Q Am Freitagnachmittag füllte sich nach und nach die Halle mit den teilnehmen-den Teams aus vier Nationen zum freien Training. Folgende Teams nahmen teil (in alphabetischer Reihenfolge):1. AKVP Bareggio - Italia

2. Alster Dojo e.V. in Hamburg - Germany

3. Asa Arashi Torino - Italy

4. Budo Club Karlsruhe - Germany

5. Bukyukai Kyudojo Budapest - Hungary

6. Heki Danjo Matsutsugo Roma -Italy

7. KCT Torino - Italy

8. Kurenai Dojo Poecking - Germany

9. Kouzen Kyudo Club Milano - Italy

10. Kyudo Bayern Munich - Germany

11. Kyudo Club Insai Milano - Italy

12. Kyudojo Frankfurt am Main - Germany

13. Kyudoverein Neandertal Erkrath - Germany

14. Ren Shin Kan Kyudojo Casorate Sempione -

Italy

15. Shitsukan Kyudojo Waldeck - Germany

16. Take no Ko Padova - Italy

17. Tsukuba Kyudo Club Tokyo - Japan

So manche Schützen hielten sich beim Mato-Treffen keineswegs zurück, sodass beim ersten „Beschnuppern“ der Konkur-renz gleich klar wurde: hier wird mit Glück allein nichts auszurichten sein.Samstagmorgen ging es dann wie ge-wohnt nach REI, Briefing, Auslosen und einem Yawatashi – durchgeführt von Wal-ter Albini – zur Sache. Sechszehn Teams (München war leider nicht vollständig und konnte nur im Einzel starten) gingen, in drei Shajo aufgeteilt, ins Rennen. Mit Startnummer 11 traten für den Budo Club Karlsruhe (BCK) Bärbel Stenftenagel, Oliver Michel und Ottmar Hirt in der 1. Runde an. Bei konzentrierter Stimmung mit Applaus für jeden Starter wurden die fünf Runden mit jeweils einer guten Stunde Wartezeit – und südländisch ausgedehnter Mittagspause nach der 2. Runde – ausgetragen. Nach der 1. Runde lag der BCK gleichauf mit Alster Dojo in Führung. Nach der 2. Runde übernahm Frankfurt mit zehn Treffern die Führung. Nach der 3. Runde wechselte das BCK- Team Michael Brettschneider ein und konnte die Führung mit konstanter Leistung wieder übernehmen. Nach der 4. Runde füllten sich die Zuschauerränge des Taikai zum spannenden letzten Durchgang. Bei einem Zwischenstand

von Bukyukai 28, BCK 27, Kenzan 26 und Frankfurt 25 Treffern, war zu Beginn der letzten Runde noch alles offen. Erst mit den letzten Pfeilen des BCK- Teams konnten sich die vier Schützen über einen fast sicheren 1. Platz in der „Team Competition“ freuen, der dann eine 1/2 Stunde später endgültig feststand!

Beim Einzel am Sonntagmorgen wurde es dann noch einmal richtig spannend. Jedes Team hatte die schwierige Aufgabe, einen aus seiner Mitte zum „Individual Compe-tition“ zu definieren. Hoch motiviert gin-gen die Schützen in vier Tachi aufgeteilt an den Start. Zügig wurden die 5 Runden bei völliger Ruhe im Dojo durchgeführt. Wie schon beim „Team Competition“ konnte auch hier keiner der Schützen in den ersten drei Runden eine Platzierung für sich klarmachen. Für den BCK startete Michael Brettschneider, der die Führung bis zum Ende der 3. Runde mit einigen anderen teilen musste. Entschieden wur-de das Rennen wieder in der letzten der fünf Runden. Mit dem vorletzten Pfeil war der 1. Platz für den BCK in Reichweite. Mit einem letzten Treffer machte Michael das Ergebnis endgültig klar. Ein Stechen um die Platzierung war durch seine klare Führung mit zwei Treffern Vorsprung nicht mehr nötig.

Nach kurzer Pause ging der Wettkampftag dann mit der Siegerehrung und einer Ab-schlusszeremonie, geschossen von Michael Brettschneider, Bärbel Stenftenagel und Oliver Michel, zu Ende.

Ein Riesenlob für diese perfekte Organi-sation an den ausrichtenden Verein Kouzen mit all seinen Helfern. 2

Oliver Michel

Toskanisches TreffenPALLAnZA 1. International heki Taikai in Italien 2009

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B e r i c h t e

Kendoka des Kendo-Vereins Seikenjuku aus Oldenburg, mit dessen Trainer Eiji Ohashi eine langjährige Freundschaft besteht, führten interessante Kendo-Übungen vor, wobei die kleinsten Ken-doka erwartungsgemäß den größten Applaus für ihren Einsatz erhielten.

Der niedersächsische Landestrainer Dr. Horst Neubauer erläuterte anschaulich für das interessierte Publikum anhand eines praktisch durchgeführten Wett-kampfschießens, an dem Kyujin ver-schiedener niedersächsischer Vereine teilnahmen, wie im Rahmen einer Landes-meisterschaft die Einzel- und Mann-schaftsmeister ermittelt werden.

Natürlich dürfen bei einem solchen Jubiläum die Geschenke nicht fehlen, für die sich der Trainer bei allen Spendern herzlich bedankte.

Nach dem offiziellen Teil wurde die Halle von den Gästen und Aktiven noch eifrig zum Training genutzt. Am Abend ließ Dr. Norbert Kleinefeld in geselliger Runde der Gäste sowie der aktiven und ehemaligen Kyujin wichtige

Stationen der Vereinsgeschichte in Form einer Präsentation Revue passieren. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Jubiläumsveranstaltung freuen sich alle Beteiligten auf das nächste große Jubi-läum ...

Bleibt an dieser Stelle nur nur noch, einen kurzen Rückblick auf die Geschichte der Kyudo-Gruppe Wardenburg zu werfen:Zunächst 1983 gegründet als Kyudo-Abteilung eines örtlichen Judo-Clubs, entwickelte sich die Kyudo-Gruppe War-denburg rasch zu einem eigenständigen und erfolgreichen Kyudo-Verein im Nord-westen. „Gründervater“ war Karl Hen-ning. Er lernte Kyudo während seiner Lehrerausbildung Anfang der 1980er Jahre in Hannover kennen. Dort trainierte er bei Eva-Maria Menz. Anfang 1983 baute er die o. g. Abteilung auf. Mit einer kleinen Zahl von Enthusiasten wurde zunächst in einer kleinen Halle geübt. Im Mai 1983 stieß Norbert Kleinefeld hinzu. Ab 1988 konnte eine Dreifelder-Halle in Wardenburg für das Training genutzt werden. Ab diesem Zeitpunkt übernahm Norbert Kleinefeld auch das Training der stetig wachsenden Gruppe. Im Jahr 2000 konnte dann auch das eigene Dojo eröff-net werden. 2

Weitere Informationen über die Kyudo-Gruppe Wardenburg und die Jubiläums-veranstaltung sind im Web zu finden unter: http://www.kyudo-wardenburg.de/galerie/25jahre/

Dr. Norbert Kleinefeld(Alle Fotos: Karl Werhan)

Unter dem Motto „25 Jahre Kyudo im Nordwesten“ fand am 14.06.2008 in der Everkamp-Halle in Warden-burg eine Jubiläumsveranstaltung mit vielfältigen Programmpunkten für die interessierte Öffentlichkeit statt.

Q Der Vereinsvorsitzende Klaus Schwarz moderierte das abwechslungsreiche Pro-gramm, das mit den einführenden Worten der Bürgermeisterin von Wardenburg, Frau Noske, eröffnet wurde. Diese zeigte sich sehr erfreut darüber, dass mit der Kyudo-Gruppe Wardenburg eine erfolg-reiche Kyudo-Gruppe in ihrer Gemeinde beheimatet ist.

Nach der Verlesung eines Grußwortes des DKyuB-Präsidenten Sven Zimmermann durch den DKyuB-Ehrenpräsidenten Feliks F. Hoff eröffnete dieser die Veranstaltung offiziell mit einer Heki-Zeremonie.

Aufgelockert wurde das Programm je-weils durch Taiko-Trommler des Kion Dojo in Hamburg, die mitreißende und „laut-starke“ Musikstücke auf ihren vielfältigen Musikinstrumenten darboten.

25 Jahre Kyudo im NordwestenWArDenBurG rückblick mit bunter Jubiläumsveranstaltung

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„Unsere“ Daniela hat dieses Jahr die bayerischen Meisterschaften gewonnen. Dies ist aus verschie-denen Gründen hervorzuheben. Daniela Tretter nahm erst zum zweiten Mal an Meisterschaften teil.

Q Daniela ist eine Vierjährige im Kyudo-alter. Aber wie real wird man zu einer Vierjährigen, wenn man nur einmal in der Woche für zwei Stunden trainieren kann? Dennoch, sie hat die Technik schon recht ordentlich erlernt, so dass auch ihre Trefferergebnisse stabil geworden sind.Was jedoch mich als Trainerin besonders freut, ist, dass sie nicht nur die Kunst der Technik versucht so gut wie möglich aus-zuführen, sondern dass sie auch, in ihrer Weise, die Anregungen auf das WIE der Ausführung einbezieht, so zum Beispiel die Blickführug (me-zukai) und die Atem-führung (iki-ai), und dadurch etwas ent-deckt, was eines der inneren Ziele im Kyudo sein soll, nämlich „Gleichmut“ (heijoshin) oder den natürlichen „Alltags-

geist“, wie man ihm im Zen anstrebt.Ich fragte sie, was sie innerlich getan hat, um vor allen Dingen das Stechen um den ersten Platz mental durchzustehen.

„Ich habe es so getan wie du es gesagt

hast“ - da freut sich das Trainerherz - „ich habe vor allem durch die Blickführung die Energie bei mir gelassen, das funktioniert bei mir dadurch, dass ich den Blick nicht unnötig hebe. Dann habe ich geschossen wie immer, wie immer beim Training; ich habe jedes Mal dreimal im Dozukuri geatmet, das war nötig, weil mein Herz-schlag bei den Meisterschaften im Gegen-satz zum Training, ziemlich erhöht war. Danach hatte ich die nötige Ruhe, um den Schuss weiter auszuführen. Beim ersten Pfeil im vierten Durchgang dachte ich: jetzt muss ich aber treffen. Das Ergebnis war, dass der Pfeil gleich einen Meter am Ziel vorbei ging. Dann ging mir durch den Kopf: „Denk bloss nicht ans Treffen!“und ich habe mich entschieden zu schießen wie im Training und der Pfeil traf. Schließ-lich waren es 15 Treffer von 20 Pfeilen. Beim Stechen war ich so auf jeden Pfeil konzentriert, dass ich die ca. 35 Zuschauer neben mir nicht wahrgenommen habe.“

Ein Thema bei unserer Fortbildung in Hamburg jetzt am 13. bis 15. März mit den drei japanischen Lehrern Kato sensei, Usami sensei und Hisada sensei war, den Lampenfiebergeist zu beruhigen. Es wurde auch klar, dass hier jede und jeder den eigenen Weg über die Anweisungen für ein ideales Kyudo finden muss.Es ist davon auszugehen, dass bei jeder und jedem, der Kyudo praktiziert in mehr oder geringerer Weise in bestimmten Situationen mentale Beunruhigungen her-vorgerufen werden, die das Schießen negativ beeinflussen. Dies geschieht häu-fig in dem Moment, in dem sich der Willen in Bezug auf das Schiessergebnis ein-schaltet. Dies mag durchaus nicht erst bei der Teilnahme an Meisterschaften oder Prüfungen eintreten; auch schon in dem Augenblick, in dem der Trainer, die Trai-nerin uns anschaut und wir spüren, dass wir eigentlich nichts verbergen können, kann uns eine ungeahnte Beunruhigung erreichen, die es zu meistern gilt.

Was mich am Kyudo so besonders an-sprach war das, was Inagaki sensei über ein ganzheitlich mögliches Ziel formu-lierte: „Mit einer schönen exakten Kunst den Frieden des Herzens gewinnen“.Wie es das Zitat andeutet, geht es hier um ein Ziel, das nur durch eine Praxis und durch die vielschichtige technische und gleichzeitig mentale Anforderung einer Praxis erreicht werden kann. Wir ahnen sicherlich alle, dass wir das Ziel eine „schöne exakte Kunst“ zu beherr-schen, nie voll erreichen können, ebenso ist der Frieden des Herzens immer wieder neu zu erringen. Jedoch dürfte es einen Unterschied machen, ob wir diese Ziel-setzung überhaupt in unserem Lebensplan haben.

Wenn ich auf unsere neue bayerische Kyudo-Meisterin schaue, so glaube ich, dass ihre Kyudo-Erfahrung aus dieser zu-gespitzten Anforderung – Gleichmut und Alltagsgeist in einer solchen Situation zu bewahren – zu einer Bereicherung und Bestätigung ihrer ganzen Persönlichkeit geführt hat. Nach der Entdeckung, dass

„heijoshin“ „funktioniert“, wird eine neue Bewährung auf sie zukommen, wenn sie sich der nächsten Herausforderung stellt. Das kann vor allem auch heißen, die Er-fahrung höher zu schätzen als das Ergeb-nis von Gewinnen oder Verlieren. So kann sich die Persönlichkeit entwickeln auf dem Weg zum Frieden des Herzens mit der Kunst des Kyudo. 2

Barbara Lemke

Den Lampenfiebergeist besiegenerLAnGen Bayerische Meisterschaften 2009

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August. Heiße Sommertage. Unsere japanischen Lehrer Mori sensei und Sekine sensei sind der Einladung nach Deutschland gefolgt und trainierten uns im Rottweiler Budo Zentrum.

Q Mori sensei hat wieder einmal mehr seinen hohen Standard in der theoreti-schen und praktischen Lehre bewiesen und jeden Teilnehmer mit Korrekturen versehen, die das persönliche Schießen wirklich vorangebracht haben. Er hat über die Tage bei allen Teilnehmern genau be-obachtet, wie die Korrekturen umgesetzt wurden, und in den richtigen Momenten entscheidende Hinweise gegeben, wie man immer noch einen Schritt weiter gehen konnte.

Sekine sensei war auch handwerklich ein Vorbild. Handschuhreparaturen und –optimierungen und das Richten von Bögen gingen ihm locker von der Hand und zeigten seinen großen Erfahrungs-schatz in diesen Themen auf. Wobei ihm bei der Erklärung, dass mein Bambus-bogen nun 16 Jahre alt sei, nur ein breites Grinsen im Gesicht stand und ein gut ge-meintes „Buy a new one.“ über die Lippen kam. Da muss ich wohl doch mal wieder in die Ausrüstung investieren.

Als Präsident des DKyuB und zur Unter-stützung von Herrn Mori war auch Sven Zimmermann angereist und diente uns nebenbei noch als Bewegungsvorbild an Mato 9. Besonders hilfreich bei den Korrekturbesprechungen und den inten-siven Theorieblöcken war Manfred Spei-del, der als Übersetzer und Unterstützer von Herrn Mori dabei war. Seine kyudo-spezifischen Übersetzungsfähigkeiten wa-ren wie immer von zentraler Bedeutung.

Fritz Gabler und Irene Neumaier, in deren Dojo der Lehrgang stattfand, sorgten mit einer Top-Organisation für die positiven Rahmenbedingungen. An dieser Stelle darf die Erwähnung der diversen Kuchen-infusionen natürlich nicht fehlen.Sowohl Makiwaraschützen als auch Matoschützen waren vertreten. Ein spe-zielles Erlebnis war für viele Makiwara-schützen, dass sie unter Anleitung von Herrn Mori das erste Mal vor dem Mato abschießen durften! Für die Dojo-Schläfer

gab es natürlich ebenfalls spezielle Erleb-nisse. Allerdings haben wir nicht wirklich herausfinden können, wer denn da so laut geschnarcht hat.

Der Schießtag begann mit einer speziellen Rottweiler Aufwärmübung …Dann ging es mit zwei Pfeilen in der Heki-Zeremonie weiter, die, nach einigen hilf-reichen Anregungen von Sven und Fritz, dann auch zunehmend näher an das ge-wünschte Original herankam. Wie immer bei solch intensiven Lehrgängen steiger-ten sich bei Vielen neben der Verbesserung in der Umsetzung der Heki-Technik auch die Anzahl der Blasen an der linken Hand. Das hat aber niemanden dazu gebracht weniger konzentriert weiterzuüben.

Dafür gab es zum Abschluss auch ein großes Lob von Mori sensei, den es sichtlich beeindruckt hat, wie konzentriert und motiviert wir an der Umsetzung sei-ner Korrekturen gearbeitet haben. Ich kann nur hoffen, dass die sensai auch wieder im nächsten Jahr ihre sowieso nur kurzen Urlaube für uns deutsche Kyujin einsetzen.Ihr Einsatz ist uns Motivation, unsere Anstrengungen zu verdoppeln, die Heki-Schießkunst immer weiter zu verbessern. 2

Kay Radtke(Fotos: Sylvia Luger)

August. Heiße SommertageroTTWeIL heki-Seminar

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2. Tib Taikai – das hieß, dass wir als Organisatoren das erste Mal schon hinter uns hatten. Wir kann-ten den Ablauf der Veranstaltung, wussten mit den verschiedenen Matogrößen umzugehen und wir hatten erfahren, dass es spannend war, nach jedem Durchgang das Schrumpfen und Anwachsen der Matos zu beobachten.

Q Als wir im letzten Jahr die Idee hatten, einen Wettkampf in Berlin zu initiieren, war uns wichtig, eine Form zu finden, die auch den Nachwuchs anspricht. Zur Zeit der Planung hatten wir den 4., 3. oder 2. Kyu und erhofften uns eine Möglichkeit, auch ungeübten Schützen die Möglichkeit zu geben, mit vollem Einsatz in den Wett-kampf zu gehen. Vollen Einsatz kann man natürlich in jeder Veranstaltungen zeigen und es lässt sich immer gut üben, sich nicht auf Treffer und Platzierung zu kon-zentrieren, sondern eher auf die eigene Haltung. Aber bei diesem Wettkampf-format erhöht sich die Chance, auch als Anfänger mal das Gewinnen zu üben.

Die Grundidee des Wettkampfs lautet: Je kleiner das Mato, desto größer die Ehre. Bei dem Einstufungswettkampf verändert sich pro Durchgang durch die Anzahl der Treffer jeweils die Größe des Matos. Bei zwei Treffern = gleiches Mato, weniger als zwei Treffer = größeres Mato, mehr als zwei Treffer = kleineres Mato. Nach zwölf Pfeilen steht die individuelle Matogröße für den Mannschaftswettkampf fest. Dass mit Zuwachs des Matoumfangs die Ehre proportional abnimmt, mag man als

Anfänger verschmerzen, aber dafür steigt die Möglichkeit, sich mit Schützen anderer Leistungsklassen zu messen. Die Einzelsieger ergeben sich aus den Treffern während des Mannschaftswettkampfs, unabhängig von der Matogröße.Um neben der Trefferanzahl allerdings nicht das eigentliche Ziel, die große Ehre bzw. das kleine Mato aus den Augen zu verlieren, haben wir in diesem Jahr den Wettkampf um einen Pokal ergänzt. Der Schütze, der das kleinste Mato erreicht, erhält für ein Jahr den Wanderpokal.

Um den Sieger des vergangenen Jahres noch nachträglich zu ermitteln, traten Thomas Müller und Rolf Zimmer gegen-einander an, denn sie hatten beide im vergangenen Jahr den Wettkampf mit der Matogröße von 24 cm beendet. Thomas Müller entschied das Stechen für sich und konnte somit den Wanderpokal immerhin für einen Tag sein eigen nennen.Für dieses Jahr ersetzte das Stechen um den Wanderpokal das Yawatashi (Eröff-nungszeremonie), denn mit 28 Teilneh-mern war das Feld erheblich größer als im vergangenen Jahr und es war absehbar, dass der Wettkampf einige Zeit länger brauchen würde. Unter der Leitung von Thomas und Dagmar Baer wurde gleich mit dem Einstufungswettkampf begon-nen. Alle Teilnehmer des vergangenen Jahres starteten mit der Matogröße, mit der sie im letzten Jahr geendet hatten. Als nach zwölf Pfeilen die persönliche Matogröße feststand, war auch schon der Gewinner des Wanderpokals ermittelt. Es war Georg Eberle vom Kyudojo Frankfurt, der als Einziger auf ein Mato mit dem Durchmesser von 30 cm schoss. Bis zum nächsten Jahr wandert der Pokal also nach Frankfurt.Während des Mannschaftswettkampfs überraschte uns der wechselhafte Som-mer nach schwülheißem Wetter mit der zwar zwischenzeitlich sehnlichst erhoff-ten Abkühlung, aber als die Regenschauer nicht aufhörten, wurde der Mannschafts-

Wie aus einer Idee ein Wettkampf wurdeBerLIn 2. TiB Taikai – eine Betrachtung ohne Pfeil und Bogen

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die extra für diese Veranstaltung aus Japan angereist war.Die Errichtung des Dojos war nur durch die Unterstützung der Stadt Stuttgart, des Landes Baden-Württemberg und natürlich der Vereinsmitglieder ermöglicht worden. Fast 50% der Baukosten wurden durch Bauzuschüsse des Sportamts und des Baden-Württembergischen Landes-sportbunds finanziert. Die restlichen Bau-kosten wurden durch ein Privatdarlehen und die Eigenleistung der Mitglieder erbracht, die sich auf ca. 2500 Stunden summiert haben.Nach einer intensiven Zeit des Bauens freuen sich die Mitglieder nun, das Dojo ausgiebig nutzen zu können. Vielen Dank an alle, die dieses Projekt unterstützt haben. (Uwe Beutnagel-Buchner, 1. Vor-sitzender des Kyudojo Stuttgart e.V.). 2

Uwe Beutnagel-Buchner

Am 19. August 2009 fand in Stutt-gart die Einweihung des neu errich-teten Dojos des Vereins Kyudojo Stuttgart e.V. statt.

Q Der Name lautet „JIMAN KAN KYU-DOJO“ (自満 館弓道場). Die Einweihungs-zeremonie wurde durch unseren Bundes-trainer, Prof. Toshio Mori vorgenommen, der durch Frau Yanagiya aus Tsukuba, Japan, assistiert wurde. An der Zeremonie nahmen bei strahlendem Wetter ungefähr einhundert Vereinsmitglieder und gela-dene Gäste teil. Anwesend waren auch Vertreter der Stadt Stuttgart sowie des Baden-Württembergischen Landessport-bunds. Das Highlight der anschließenden Feier war die Taiko-Gruppe „Tenma Daiko“, die mit zwei Auftritten die Anwe-senden begeisterte. Unser Dank geht an alle, die zum Gelingen der Einweihung beigetragen haben, besonders aber natürlich an Prof. Mori und Frau Yanagiya,

Dojo-EinweihungSTuTTGArT eine festliche Veranstaltung im August

ImpressumZanshin – Das deutsche Kyudo-Magazin | Herausgegeben vom DKyuB – Deutscher Kyudo Bund e.V.Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Sven Zimmermann (DKyuB Präsident), BonnAnsprechpartner: Klaus-Peter Staudinger (DKyuB PR-Manager), Hamburg W Adressen Seite 42

Fotos DKyuB/Vereine: Uwe Beutnagel-Buchner (S. 14), Cornelia Bruning (S. 28), Rolf Gückel (S. 29), Feliks F. Hoff (S. 37 +37), Dr. Norbert

Kleinefeld (S. 25), Fabian Kommoß (S. 31), Barbara Lemke (S. 26), Sylvia Luger (S. 27), Oliver Michel (S. 24), Esther Naused (S. 38), Klaus-Peter

Staudinger (S. 17, 18, 21, 33 + 38), Dr. Regine Stiller (S. 4, 8, 9-12, 20, 22), Sven Zimmermann (S. 2, 5, 7, 8).

Fotos Extern: Diethard Leopold / Wienerberg Dojo (S. 34) · Hendrik Wiethase (S. 35) · Angelika Hörnig (S. 35)

Technische Druckvorbereitung: René Knipprath, Hamburg • Druck: Divyanand Verlags-GmbH, Herrschried

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wettkampf nach zwei Durchgängen be-endet. Sieger wurde der KDB von Kyudo-dojo Berlin mit 17/24 Treffern (Eléne Sieglen, 48 cm, Walter Janik, 42 cm, Thomas Müller, 36 cm). Zweiter wurde die Turbine Pankow von SG Bergmann Borsig mit 14/24 Treffern (Arndt Meier, 48 cm, Reiner Plog, 42 cm, Rolf Zimmer, 42 cm) und dritter wurde TiB I vom TiB Berlin mit 12/24 Treffern (Katrin Zimmermann, 36 cm, Rolf Sieg, 42 cm, Vicente Voigt de Oliveira, 36 cm). Hiermit standen auch die Einzelsieger fest. Den ersten Platz belegte Thomas Müller, 36 cm mit 7/8 Treffern, gefolgt von Daniel Zöpfgen, 48 cm und Rainer Plog, 42 cm, beide mit 6/8 Treffern, Daniel Zöpfgen, TiB Taikai, entschied das Stechen für sich und belegte damit den zweiten Platz vor Rainer Plog.

Nach Wettkampf und Siegerehrung gab es das ersehnte kühle Bier und Stärkung vom Grill. Trotz Regenunterbrechung haben wir den wunderschönen Schieß-platz genossen, neue Menschen kennen gelernt und Erfahrungen und Erkenntnisse über das Schießen und den Wettkampf ausgetauscht.Und wenn sich nach Wettkampfende dann herausstellt, dass doch häufig be-kannte Gesichter die Preise entgegen- nehmen, dann mag das daran liegen, dass die Größe des Ziels doch nicht so entscheidend ist. Konzentrationsfähigkeit, Umgang mit Stress und Erfahrung in Wettkampfsituationen sind bestimmt die besseren Voraussetzungen. Anreiz genug, sich auch mal einem Wettkampf zu stellen. Beim nächsten Mal schieße ich mit – und sei das Mato noch so groß. 2

Cornelia Bruning

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Fokus auf die Atmung, um sich von defizitären Umständen der geistigen und körperlichen Verfassung zu befreien und die mentale Konzentration zu stärken. Ganz nebenbei blieb der positive Effekt des gleichzeitigen Trainings der Bauch-muskulatur, die in Zusammenarbeit mit der des Rückens für eine mehrstündige aufrechte Sitzhaltung von enormer Wich-tigkeit ist, natürlich nicht unentdeckt.Wie praktisch erscheint es da, dass gera-de über die Atmung – ein Mittel über das jeder von uns verfügt – solch positive Effekte erzielt werden können und sie mit ein wenig Übung sogar zum beständigen Begleiter unseres Alltags werden kann.

T e c h n i k

Q Kein Bogenschütze kann leugnen, dass es in seinem Handwerk darum geht, das Gerät in den Griff zu bekommen. Im Training der Heki-ryû Insai-ha liegt dabei ein besonderer Schwerpunkt – hier ganz wörtlich gesehen – auf der Anwendung eines guten tenouchi und der Umsetzung der richtigen tsunomi. Obschon die Formulierung sich dem zu-fällig wortspielerischen Witz nicht entzie-hen kann, soll sie hier in einen anderen Zusammenhang gebracht werden. Inter-essanterweise kann nämlich der deutsche Ausdruck „etwas im Griff haben“ im Japa-nischen mit dem Idiom „die Atmung ken-nen“ (kokyû wo kokoroeteiru 呼吸を心得ている) umschrieben werden. Allein das Verb „kennen/wissen“ (kokoroeru 心得る) bedeutet in diesem Zusammenhang wörtlich soviel wie „mit dem bzw. im Her-zen erlangen“ und zeugt nicht weniger als die Redewendung selbst, vom buddhis-tischen Gepräge der japanischen Kultur. Dieser Beitrag soll sich nun mit einem im deutschen Kyûdô seltener beleuchteten Aspekt, der Atmung, beschäftigen.

Ob Judô, Kendô, Aikidô oder eben Kyûdô – der richtigen Atemweise wird im japani-schen Budô eine spezielle Rolle zuge-schrieben. Im Kendô, dem Kampftraining mit dem „Bambusschwert“ (shinai 竹刀) zum Beispiel, werden die Anfänger (auch Kinder) häufig von Grund auf in der empfohlenen Atemtechnik geschult. Wer Kendô kennt oder gar selbst erlernt, dem wird folgende Szene nicht unbekannt sein: Stehen sich zwei Kontrahenten an-griffsbereit gegenüber, so gilt es in den Sekunden der Bewegungslosigkeit nicht nur die eigene Atmung zu regulieren, sondern die des Gegenübers zu sondieren. Ist der richtige Moment abgepasst, wird

blitzschnell zugeschlagen. Mehr noch als eine hervorragende Technik, kann dabei der passende Augenblick über Sieg und Niederlage entscheiden. Vermutlich nicht ohne Einfluss der chinesischen Yinyang-Lehre wird dabei eine polarisierende Konnotation des Ein- und Ausatmens vor-genommen. Dieser Ausführung entspre-chend, liegt im Ausatmen der starke Mo-ment der Wirklichkeit (jitsu 実) begrün-det; das Einatmen hingegen wird als der Moment der Unwissenheit oder Unvor-bereitetheit (kyo 虚) beschrieben. Die Schwachstelle, die den Unaufmerksamen den Sieg im Kendô-Duell kosten kann. Überspitzt formuliert könnte man also sagen, gefochten wird bereits bevor die Shinai sich kreuzen.

Dazu bedarf es jedoch der richtigen Übung: der sogenannten Tanden-Atmung. Das Tanden (丹田, chin. n.W.-G. tan-t‘ien) ist eines von ursprünglich drei aus China überlieferten Energiezentren, welches sich ca. 10 cm unter dem Nabel im Unter-bauch des menschlichen Körpers befin-det. Beim kurzen, möglichst ungezwun-genen Einatmen über das Zwerchfell, wird in der Tiefe dieses Punktes Kraft gesam-melt, mittels deren Anspannung langsam und bewusst, ca. 10-15 Sekunden (selten auch länger) ausgeatmet wird.

Die Tanden-Atmung sollte im Laufe der japanischen Geschichte eine bedeutende Auswirkung auf die Kampfkünste zeigen. Ihren Ausgang hat sie auf der Insel ver-mutlich im Dunstkreis des sich seit dem 12. Jahrhundert allmählich entwickelnden Zen-Buddhismus genommen. Während der langen Übungen des Zazen (座禅, Zen-Meditationsübung im Sitzen) besteht noch heute das fundamentale Element im

Über das Atmen im BudoVon FABIAn KoMMoSSGeschichte und hintergrund der Tanden-Atmung – und der heutige Stand der Forschung„So wacht er nach innen beim Körper über den Körper, so wacht er nach außen beim Körper über den Körper“ (Digha Nikâya 22)

W 丹田 Tanden

Tanden Q Wörtlich übersetzt bedeu-ten die beiden chinesischen Schrift-zeichen Zinnoberfeld. Zinnober (Cin-nabarit, Quecksilbersulfit) ist ein Mi-neral, das in China schon mindestens seit der Han-Dynastie (206 v. Chr. – 220 n. Chr.) bekannt ist und dem man seiner das Blut symbolisierenden Farbe wegen heilende und schützende Kräfte zuschrieb. Daher nannte man die aus der Einteilung des Kosmos im Daoismus korrelativ auf den Körper übertragenen Kraftfelder aufgrund ihrer körperlichen Bedeutsamkeit auch „Zinnoberfelder“. Wie aus archäologischen Funden bekannt ist, wurden auch in Japan bereits in der Kofun-Zeit (ca. 4.-6.Jh.) Bestattungen durchgeführt, bei denen diese „Energiezentren“ (Kopf, Herz-gegend und Unterbauch) des Körpers nach der daoistischen Vorstellung mit Zinnober eingefärbt wurden.

Quelle: Kohn, Livia (Hg.): Daoism Handbook.

Leiden: Brill 2000

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Harada Rôshi 原田老師 (Sôgen-ji 曹源寺, Okayama/Japan, selbst einmal Kyûdô-Praktizierender) wusste in einem Gespräch mir gegenüber vom großen Vorzug der Atemschulung auch in anderer Hinsicht zu berichten, nämlich dass bei der Übertragung der Zazen-Übung auf alltägliche Verrichtungen der Geist des Absoluten mit dem konkreten Dasein zu verschmelzen beginnt. Aus dieser Perspektive können natürlich alle Verrichtungen zur Übung des Zen werden, so auch das in dieser Weise von Begleiterscheinungen hitziger Debatten verfolgte Kyûdô. Wie gesagt, nur ein Betrachtungswinkel.

Die zentrale Rolle der Atmung im Bud-dhismus lässt sich früh bis zu den ersten schriftlichen Darlegungen der Lehre des historischen Buddha im Sutta-Pitaka („Korb der Lehrreden“) des Pâli-Kanons (ca. 1. Jh. v. Chr.) zurückverfolgen (siehe Mahâsatipatthâna-Sutta, „Die Grundlagen der Achtsamkeit“ im Digha Nikâya), wo jedoch noch einzig die Züchtigung des Geistes mittels einer bedachten Atmung im Vordergrund stand (vgl. die vertiefende Ausführung über die Atmung im Majjhima Nikâya befindlichen Ânâpânasati-Sutta,

„Bedachte Ein- und Ausatmung“). Bevor die Atmung ins Visier der um mentale Reinheit bedachten Meditationstechniken

des Buddhismus gelangt ist, war sie im Kern bereits in der Konzeption altindischer Vorstellungen von Zeit und Raum veran-kert. Das Ein und Aus der Atmung war der zyklischen, kosmischen Urkraft gleich, in deren dynamischem Prinzip sich das Prinzip des Werden und Vergehens der Welt wiederholt.

Die physiologische Wechselwirkung zwi-schen Atmung und Körper wurde in einer Studie des japanischen Professors Arita Hideho 有田秀穂 an der medizinischen Fakultät der Tôhoku-Universität einer nä-heren Untersuchung unterzogen (Arita, Hideho; Takahashi, Genboku 高橋玄朴: Koko Ichiban ni Tsuyoku Naru Serotonin Kokyûhô ここ一番に強くなるセロトニン呼吸法. Tôkyô: Jiyûsha, 2002). Mittels der Elektromyografie – einem Verfahren zur elektronischen Messung von Muskelakti-vität – konnte in einem Versuch nach-gewiesen werden, dass bereits nach den ersten fünf Minuten Tanden-Atmung im Gegensatz zur normalen Atmung ein erhöhter Gebrauch der Bauchmuskeln zu verzeichnen ist. Erstaunlicherweise wur-den außerdem Aktivitäten des sonst von der Atmung unabhängigen Schollenmus-kels am Unterschenkel (lat: musculus soleus) verzeichnet. Bedeutende Ergebnisse brachte ebenfalls eine Analyse der Serotoninausschüttung nach zehnminütiger Bauchatmung von erfahre-nen Probanden, die erhöhte Werte von Serotonin im Blut nachwies. Serotonin ist ein Neurotransmitter, der für Aktivitäten im zentralen Nervensystem eine erheb-liche Rolle spielt und unter anderem für die Steuerung der Kontraktion von Mus-keln gebraucht wird – vor allem der Skelettmuskulatur. Im Rahmen der Unter-suchung wird unter gegebenen Gesichts-punkten ein physiologischer Effekt auf-gezeigt, bei dem die Verbesserung von Körperhaltung und -beweglichkeit mittels Serotoninausschüttung und Muskelkon-traktion durch die Tanden-Atmung beein-flusst wird. Für das Kyûdô ist dies natürlich von be-sonderem Interesse, da mit Hilfe einer regelmäßigen Tanden-Atmung auch für eine Verbesserung der Stabilität und Aus-richtung des Standes im dôzukuri gesorgt

Abb.: Das Tanden – Schnittstelle dynamischer und statischer Qualitäten eines Schützen

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Eric, du bist aus beruflichen Gründen nach Hamburg gekommen. Wie oder wo-durch hast du erfahren, dass du hier (weiterhin) Kyudo machen kannst?1 Ich kam im August 2008 aus Delft in den Niederlanden nach Hamburg, um als Windturbinen-Entwicklungsingenieur für Mitsubishi zu arbeiten. Eine der ersten Sachen, die ich checkte, bevor ich hierher kam, war die Möglichkeit, hier Kyudo zu betreiben. Mein Lehrer in den Nieder-landen, Jimmy sensei, sagte mir, dass ich im Alster Dojo bei Feliks sensei und seiner Frau Connie sensei die Gelegenheit zum Üben hätte. Er erwähnte außerdem, dass es ein sehr schönes und großes Dojo sei und dass ich mich glücklich schätzen könne, wenn Feliks sensei mich als Ler-nenden akzeptiert.

Wie hast Du erfahren, dass wir in der technik der »heki ryu insai ha« schießen? Oder warst du schon darauf vorbereitet?1 Ich hatte schon von Masaki sensei in Nagasaki (mein Lehrer, der mich ganz zu Anfang gelehrt hat) und von anderen Kyudo-jin in den Niederlanden gehört, dass der Heki-Stil in Deutschland der am meisten praktizierte Stil ist. Bevor ich hier-her kam, kannte ich nur den geläufigen Shomen-Stil sowie ein bisschen von der Bishu Chikurin-ha. Daher habe ich bei YouTube und auch sonst im Internet nach Material über Heki im Allgemeinen geschaut, um zu sehen, worum es dabei geht. Aber natürlich ist es so völlig un-möglich, den Unterschied zwischen dem Shomen, das ich schoss, und dem Heki-Stil in Deutschland zu erfassen. So war ich nur wenig im Bilde, bevor ich nach Ham-burg kam.

Wie war dann die Umstellung tatsächlich für dich?1 Nach der Pause meines ersten Trainings im Alster Dojo habe ich mich entschieden, zu Heki zu wechseln. Während der Pause hatte ich eine längere Diskussion mit Feliks

sensei darüber, ob man Schießstile wechseln sollte oder nicht. Obwohl er mich niemals zu etwas gedrängt hat, hatte ich das Gefühl, dass es einfach natürlicher sei, dem zu folgen, was er und all die anderen im Dojo machten. Insbesondere da die Dauer meines Aufenthalts in Hamburg ungewiss war. Das war der Grund, warum ich mich zum Wechsel entschloss und Feliks um seine Anleitung bat. Außerdem dachte ich, weil ich mich immer noch unerfahren fühlte, dass der Wechsel unmittelbar erfolgen sollte und nicht in einem späteren Stadium.

Wie lange hast du gebraucht, bis dir dein Schießen wieder „normal“ vorkam?1 Das ist eine schwierige Frage – weil ich nicht der Ansicht bin, jemals einen nor-malen Schuss hinbekommen zu haben ...Es geht immer etwas Fremdartiges in mei-nem Körper vor bzw. ich bekomme das Gefühl, dass ich es hätte anders machen sollen. Um letztlich eine stabile Form ausführen zu können, benötigte ich ein paar Wochen vor dem Makiwara.

Was macht(e) dir bei Heki am meisten Schwierigkeiten?1 Ich habe eine Menge Probleme und Schwierigkeiten im Kyudo erfahren, die nicht mit dem Heki-Stil als solchem zuammenhängen. Aber auf jeden Fall war eine der Sachen beim Heki-Stil, die mir am Anfang zu schaffen machte, dass die Kraft des Bogens schon während des Yugamae in den Körper eintritt. Zudem kommt die Kraft von unten. Beim Shomen war ich es nur gewohnt, dass die Kraft von oben und von oben allein über meine Schultern kam. Um es noch komplizierter (jedenfalls für mich) zu machen: Während des Uchiokoshi wechselt die Kraftrichtung von unten nach oben. Dieses, in Kombination mit der Drehung und einem etwas anders gesetzten Tenouchi, verursachte und verursacht noch immer eine Menge Verunsicherung für mich,

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werden kann. Hierzu erläutert der Vor-sitzende der Kyûdô-Federation Tôkyô Shikano Noburô 鹿野伸郎 den Zusam-menhang zwischen Tanden-Atmung und Körperhaltung in einem von der Nihon Kezai Shinbun unter der Rubrik „Gesund-heit“ zum Thema publizierten Artikel. Nach Shikano besteht die zentrale Rolle des Tanden in seiner verbindenden Funk-tion des unbewegten Unterkörpers und des beweglichen Oberkörpers. In der (vorseitig) abgebildeten Zeichnung kann man sich dies schematisch vor Augen führen. Das Tanden bildet die Nahtstelle zur Verwirklichung statischer und dyna-mischer Kriterien des dôzukuri, welche nicht unabhängig voneinander bestehen. An ihm werden Kräfte aufgenommen und strahlen wieder aus. Vor allem die dia-metral entgegenlaufenden Kräfteachsen linker Arm/rechtes Bein und rechter Arm/linkes Bein finden im Tanden ihre Schnittstelle. Bei guter Balance wird so der sichere Stand auf natürliche Weise durch die Kraft des Bogens unterstützt, indem bei richtiger Arm-/Schulterlinie die Kräfte zur Körpermitte hingelenkt werden und dort über die Beine in Rich-tung Boden abgeleitet werden.

Neben den verschieden Positionen, die das Atmen betreffen, könnten noch viele weitere, besonders gesundheitsfördern-de erwähnt werden, die hier zu erörtern leider kein Platz mehr bleibt. Anrecht auf Vollständigkeit will in dieser Hinsicht also gewiss nicht beansprucht werden. Ein Fazit mit einem sicher nicht voreiligen Schluss kann dennoch bereitgestellt wer-den: Von Unkonzentriertheit beim alltäg-lichen Training über Prüfungsangst bis hin zur Körperhaltung – wer bewusst atmen lernt, sollte zumindestens so manch un-passende Situation in den Griff bekom-men, um sich die Technik am Bogen nicht noch schwieriger zu gestalten, als sie ohnehin schon ist. 2

Fabian Kommoß25, Student der Japanologie und

Ostasiatischen Kunstgeschichte

(Text- und Bildrechte liegen beim Autor)

Von Shomen zu Heki – und wieder zurückhAMBurG ein erfahrungsbericht; im begleitenden Dialog ermittelt mit eric nguyen aus holland

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meine Muskeln im Verlauf der Hassetsu richtig einzusetzen und zu entspannen.

Für die bevorstehende Prüfung stellst du dich derzeit wieder auf Shomen um. Wie ist das, wie geht es dir damit? 1 Im Mai habe ich wieder von Heki auf Shomen umgestellt, nur für die Prüfung. Einfach, weil ich mehr Vertrauen in meine eigenen Fähigkeiten, im Shomen-Stil zu schießen, hatte. Und zumal ich diesen schon seit einiger Zeit trainierte. Es fühlte sich nach dem erneuten Wechsel auch sehr schnell vertraut an und mein Körper nahm es dementsprechend auf. Beson-ders die Ausbildung der Spannung im Bogen und im Körper während der Hassetsu erschien mir um einiges einfa-cher oder letztlich vertrauter. Das machte die Arbeit im Kai ein bisschen einfacher und ich konnte den Bogen besser fühlen. Natürlich tauchten meine alten Probleme wieder auf, aber ich bin besser darin geworden, mich ihnen zu stellen und sie zu lösen.Nach der Prüfung im Juli und erneuter Diskussion mit dem Sensei entschied ich mich, dauerhaft zu Heki zu wechseln.

Worin siehst Du die jeweiligen Stärken und Schwächen der beiden Techniken?1 Ich würde vermuten, dass beide Stile sich in ihren Basics nicht so sehr unterscheiden. Ich verstehe weder von Shomen noch von Heki so viel in der Tiefe, daher kann ich nur ein paar oberflächliche Dinge nennen, die mir aufgefallen sind. Zum Beispiel ist es bei Heki einfacher, die Form des Tenouchi beizubehalten, weil die Form sich nicht mehr verändert, nach-dem man es angesetzt hat. Bei Shomen ist es schwieriger wegen des Aufbaus der Spannung und der Drehung des Bogens in der Hand während des Daisan. Aber auf der anderen Seite ist es im Shomen-Stil leichter, die Kraft zwischen der linken und rechten Seite aufzuteilen, während des Hikiwake, was wiederum (zumindest

für mich) die Ausführung eines stabilen Kai einfacher macht. Die Geschwindigkeit des Pfeils ist aber auf jeden Fall schneller, wenn man Heki schießt.

In der Nachschau: Ist dir die Erfahrung mit Heki zugutegekommen?1 Es war eine sehr gute Erfahrung, verschiedene Aspekte des Kyudo zu erfahren. Es hat meinen Blick geweitet.

Ein triviales Beispiel: Als ich vor der Prüfung von Heki wieder auf Shomen umstieg, hatte ich ein viel größeres Verständnis meines Tenouchi, sowohl darüber wie ich es ansetzen als auch darüber wie ich es erhalten kann über die ganze Strecke. Momentan, während ich der Heki-Rich-tung folge, versuche ich mich immer daran zu erinnern, was ich beim Shomen-Stil gelernt habe und versuche auch, dies anzuwenden (zumindest, soweit das geht). Einige Sachen mache ich überdies unbewusst oder automatisch. Das führte dazu, dass einige Sensei darüber witzel-ten, dass ich irgendwo zwischen Heki und Shomen sei – hauptsächlich wegen mei-ner „Zwischendrin-Form“ beim Hanare und der Position meiner Hände und Arme. Es ist ein fortwährendes Lernen und Ver-lernen, aber ich würde vermuten, dass es

Von Shomen zu Heki – und wieder zurückhAMBurG ein erfahrungsbericht; im begleitenden Dialog ermittelt mit eric nguyen aus holland

Eric Nguyen beim Seminar mit Kurosu sensei im Alster Dojo im März 2009.

das ist, was dich weiterbringt.Wie haben Dir Hamburg, Alster Dojo, die Leute gefallen?1 Hamburg ist eine großartige Stadt, wirklich eine der angenehmsten, die ich bisher erlebt habe. Das Dojo, Meister und Leute sind klasse. Ich musste mich am Anfang erst, nur ein bisschen natürlich, an die Etikette dieses Dojos gewöhnen; aber alle waren sehr freundlich und hilfreich,

so dass ich schnell reinfand. Eine andere Sache, die ich sehr mag, ist die Möglich-keit, bis zu fünfmal die Woche unter Anleitung von anregenden sensei und sempai trainieren zu können. Das ist absolut nicht gängig in Europa! Es ist wirklich eine ausgezeichnete und komfortable Umgebung, um Kyudo zu studieren – ich denke, alles ist da.

Wo siehst du dich (im Kyudo) in fünf Jahren?1 Vermutlich immer noch dabei, die Dinge durcheinanderzuwerfen – und dabei versuchend, zu verstehen, was eigentlich passiert. Aber hoffentlich ein kleines bisschen weise und ein bisschen weiter auf dem Weg. 2

Fragen und Übersetzung: Klaus-Peter Staudinger

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L i t e r a t u r

Es gibt ein neues Kyudobuch: „Shinto in der Kunst des Bogen-schießens“. Der vielen bekannte Kyudolehrer Diethard Leopold aus Österreich hat es geschrieben.

Q Schon während der Entstehung des Manuskripts hatten wir uns darüber aus-getauscht. Als Diethard dann Kyudo zu

„Shinto“ in Beziehung setzte, war ich erst einmal irritiert, denn für mich war „Shinto“ ein allzu ferner Begriff. Ich hatte in Diet-hard eher einen erfahrenen „Zen-Men-schen“ gesehen.

Inzwischen verstehe ich „Shinto“ als einen weit gefassten Bezugsrahmen für den Menschen und seine Möglichkeiten, mit Hilfe eines komplexen Übungsweges zur geistigen Reife zu gelangen. Ich übersetze mir „Shinto“ als geistigen Raum, der die uns bisher bekannten Bewusstseinsebe-nen umfasst und zur Verfügung hält, z.B. die magisch-mythische, die mentale, per-sonale, die rationale und die integrale – wie sie auch Jean Gebser (der europäische Bewusstseinsforscher) darstellt. Am Anfang des Buches erklärt Diethard, dass Shinto für ihn „Der Weg der guten Geister“, oder einfach „Der Weg des

Menschen“ bedeutet. Diethards Buch ist eine Wegbeschreibung, auch ein Reise-bericht in eine ihm anfänglich sehr fremde Kultur. Gerade aufgrund der erlebten Fremdheit wird er in ungeahnter Weise auf sich selbst zurückgeworfen. An seiner schönen, feinfühligen Sprache kann man Freude haben. Er schreibt sowohl unter-haltsam – dazu tragen ausreichend Situa-tionskomiken bei – als auch tiefgründig, wenn er Bezug nimmt zur Philosophie, zur Theologie, zur Mystik. Jedoch zeigt der sehr persönlich geschriebene Text vor allem, dass die eigenen Fragen, die man

an den Kyudoweg haben kann, durch die Art, wie man real übt, bearbeitet werden. Der Erfahrungsbericht ist geradezu leicht-füßig geschrieben, fast in einem Plauder-ton und entsprechend spannend liest er sich. Der Autor scheut sich nicht, offen über seine selbst erkannten Schwächen zu räsonieren – und als Leser, als Leserin hat man Anteil an seinen durchlebten, auch durchlittenen und durchliebten Erfahrungen im Bemühen, ein meister-licher Kyudoschütze – und ein reiferer Mensch – zu werden. Das Buch vermittelt etwas davon, was wir im Kyudo als „San mi Ittai“ anstreben, nämlich die Einung

von Körper-Geist-Technik. Im Verlauf der Übungspraxis wird klar, dass vor allem auch die zeremoniellen Formen zur För-derung des „Herzgeistes“ (kokoro) bei-tragen sollen. Die „Einung“ von Körper-Geist-Technik ist bei allen Stilformen (Shomen- und Shamen) ein inneres Ziel. Die sich daraus ergebende Verfassung wird mit einem klaren, unbewegten, aber gespannten Wasserspiegel (jap. Sumashi) verglichen. Aus dieser Bewusstheit heraus sind wir Zeuge, wie unser Abschuss (Hanare) gelingt, ob er wie ein Stein in das stille Wasser plumpst oder ob er wirklich ein Ergebnis des aus der Körpermitte heraus koordinierten Drückens und Ziehens des Bogens ist. Dann scheint der gespannte Wasserspiegel von sich aus aufzubrechen, und die gesammelte geis-tig-körperliche Kraft (Ki, Chi) wird auf den Pfeil übertragen. Wir könnten es erfahren sowohl als aktiv Handelnder als auch als passiv erfahrender / erleidender Schütze. Ein Beispiel dafür ist, wenn der Autor anfänglich davon spricht, dass der Weg einerseits vorgegeben ist, andererseits auch ein aktives und ein sich überlassendes Mitgehen erfordert. Aufgrund dieses Herzstücks, das anzustrebende Auslösen des Schusses aus der Mitte, ist Kyudo eine Bewegungskunst, durch die auch der westliche Mensch etwas von der asiatischen Weisheit erfahren kann, die oft eine entscheidende Anziehungskraft für das Interesse an dieser Kunst ausübt.

Dieses Buch regt an, sich Gedanken über den eigenen Prozess im Kyudo zu machen. Ebenso scheint es mir auch für Nicht-Kyudoka informativ und lehrreich. Es vermittelt einen Einblick in den tieferen Sinn eines im asiatischen Raum wurzeln-den Übungsweges, der den Menschen , unabhängig von seinem kulturellen Hin-tergrund, in einen weiten Entwicklungs-prozess führen kann.

Barbara Lemke

Shinto in der Kunst des Bogenschießens [1]

WIen neues Kyudobuch von Dr. Diethard Leopold

Der Psychotherapeut und Kyudo-Lehrer in seinem Wienerberg-Dojo.

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Diethard LeopoldShinto in Der KunSt DeS BogenSchieSSenS

Verlag Bibliothek der Provinz

Vor einiger Zeit fand Dr. Boris Proppe aus Berlin bei Recherchen zum Thema Bogen ein Foto, auf dem ein offensichtlich afrika-nischer Bogenschütze in einer Art Uchi-okoshi abgebildet ist. Kyudoka würden freilich kritisieren, dass sein Ashibumi mangelhaft bzw. gar nicht ausgeführt ist. Dieser Einwand ist natür-lich nicht aufrechtzuerhalten, ohne die gesamte Technik zu kennen. Bemerkens-wert ist, dass das Volk der Chamba den Bogen von oben aufzieht – und das wohl

Es ist Lesebuch und Nachschlagewerk zugleich: Der mit 336 Seiten und zahlreichen Abbildungen ausgestattete, großformatige Band „Reflexbogen. Geschichte und Herstellung“ befasst sich in einem der 13 Kapitel auch mit dem japanischen Bogen und darüber hinaus mit Kyudo im Allgemeinen. Der Autor dieses Kapitels, Fritz Eicher aus Bad Dürkheim, ist selbst Kyudoka und verfügt über langjährige Erfahrung. Er hat hier eine Fülle von Informationen rund um den Kyudo-Bogen zusammengetragen, die von vielen Bildern und Zeichnungen ergänzt werden. Dies sind wertvolle Informationen für alle, die sich intensiver mit ihrem Übungsgerät und dessen Geschichte auseinandersetzen wollen.Und für alle, die über die eigene Pfeilspitze hinausschauen wollen, sind auch die anderen Kapitel dieses Buchs durchaus lesenswert!

Auch wenn die Titelgestaltung nicht ganz überzeugt: Der umfangreiche Bildband, zu dem mehrere Autoren ihre speziellen Kenntnisse beigesteuert haben, besticht im Ganzen durch eine wirklich gute Auf-

bereits seit geraumer Zeit. „Àta Èpe“ heißt wortwörtlich „Bogen und Pfeile“ in Tshamná, einer bereits selten gewordenen Sprache in Togo.

Wer mehr darüber erfahren möchte, der kann es in dem reich bebilderten Buch von Hendrik Wiethase nachlesen, das 2007 im Eigenverlag erschienen ist.www.wiethase.de

kps (Quelle: Boris Proppe)

machung. Die Seiten sind angenehm, übersichtlich und lesefreundlich gestaltet, die Bilder sind gut aufbereitet. Für kleine Verlage nicht selbstverständlich, aber eine gute Möglichkeit sich in den entsprechenden Nischen zu profilieren: Auch die Herstellung des Buches selbst lässt wenig zu wünschen übrig – so sollte es sein, wenn man sich an ein Publikum wendet, das in der Regel edles Material und gutes Handwerk zu schätzen weiß.www.archery.de

sz / kps

Volker Alles (Hg.), Reflexbogen. Geschichte & Herstellung, Verlag Angelika Hörnig, 48,- Euro

Autoren: Michael Bittl, Fritz Eicher, Erhardt Godehardt, Bob Kooi, Jaap Koppedrayer, Holger Riesch, Joachim Rutschke, Ulrich Stehli, Leif Steguweit, Micha Wolf.

Uchiokoshi afrikanisch [2] BerLIn Fundstück aus den Internet

Über den Reflexbogen [3]

LuDWIGShAFen Anthologie aus dem Verlag Angelika hörnig

1

2

3

Aktuelle Neuerscheinungen

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Die Resonanz auf das Kyudo-Angebot war sehr positiv. Dies kann auch für das Seminar sowie den öffentlichen Vortrag von Sato sensei gesagt werden – zumal drei Anfänger aus Litauen für Kyudo begeistert werden konnten.

Voraussichtlich erfolgt bereits im Okto-ber eine Fortsetzung des Seminars in Vilnius und die Gründung einer litaui-schen Kyudo-Gruppe. 2

Feliks F. Hoff

Q Für die japanischen Kulturtage in Riga hatte der Präsident des Lettischen Kendo und Kyudoverbandes, Vladimir Kindzulis, nicht nur ein zehntägiges Seminar-programm für Kendo, Iaido, Kyudo, Tankendo, Ko-Budo, Ikebana und Shodo organisiert, sondern darüber hinaus noch eine große Budo Gala in der Arena Riga sowie einen Taikai für Kendo, Tan-Kendo, Iaido, Naginata und Kyudo.

Im Letzteren waren neben den örtlichen Kyujin auch zwei Russen sowie drei deutsche Teilnehmer (Dr. Johannes Haub-ner, Kyoko Shimono und Tugrul Richter) am Start. Der Wettkampf wurde in der Einzelwertung mit zehn Pfeilen auf Treffer mit Stilpreiswertung ausgetragen. Da dies der erste Kyudowettkampf in Lettland war, lag die Leitung beim EKF-Taikai-Koordinator, unterstützt von Connie Brandl-Hoff als Mato-Mae-Judge. Die Stilpreiswertung und Siegerehrung er-folgte durch die Gruppe der japanischen Lehrer (A. Sato, K. Kurosu und Y. Sekine).Nach fünf Runden konnte Tugrul Richter vom Alster Dojo Hamburg nicht nur die höchste Trefferzahl, sondern auch den Stilpreis für sich verbuchen. Beim anschließenden Stechen der Nach-platzierten fiel der zweite Platz an Oleg Akimov und der dritte Platz an Elena Bels-kaya, beide von der Kyudo Federation Moskau.

In der abendlichen Budo-Gala war Kyudo mit drei Programmpunkten gut vertreten. Sato sensei schoss, unterstützt von Herrn Kurosu, ein volles Heki-Insai-ha-Yawa-tashi, alle anwesenden Lehrer (C. Brandl-Hoff, K. Kurosu, Y. Sekine, A. Sato und F. Hoff) zeigten ein Heki-Taihai auf ein Mato und Feliks F. Hoff ein Koshiya-Tanshin in voller Rüstung.

K y u d o - W e l t

Riga taikairIGA / hAMBurG Im osten viel neues

Oben: Heki-Taihai der Lehrergruppe auf der Budo-Gala in Riga.Unten: Die Teilnehmer des 1. Kyudo-Seminars in Lettland.

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Q Die noch junge Kyudo-Gruppe in Mos-kau hat in ausschließlich privater Initiative innerhalb eines Jahres ein eigenes Dojo südlich von Moskau errichtet.Das Dojo und das Azuchi haben japa-nischen Charakter – auch wenn sie in soli-der Blockhausbauweise errichtet sind – und geben einem Fünfer-Tachi ausrei-chend Platz. Allerdings ist angesichts der Wintertemperaturen das Dojo nur von April bis Oktober benutzbar, so dass auch die bisherige Trainingsstätte in einer Halle in Moskau sowohl aus Gründen der An-fahrt als auch der Wetterbedingungen erhalten bleibt.

25 Schützen der Kyudo-Federation Mos-kau nahmen an der Einweihung, dem Seminar und dem Wettkampf teil. Circa 100 Zuschauer erlebten die von Ino sensei ausgeführte Meigen-Zeremonie. Ino-sen-sai, in dessen Dojo in Sambu-Shi (bei Narita) die Gruppe begonnen hatte, lei-tete dann zusammen mit F. Hoff das an-schließende Seminar, unterbrochen von mehreren Interviews verschiedener Fern-sehsender. Das Interesse für Kyudo scheint groß zu sein und mehrere der Zuschauer wollen demnächst an den Trainings teilnehmen.

Bei dem die gesamte Veranstaltung ab-schließenden Wettkampf konnte F. Hoff mit 7/8 Treffern nicht nur den ersten Platz belegen, sondern erhielt auch einen Gut-schein darüber, ein Jahr in dem Dojo bei-tragsfrei trainieren zu dürfen. Sicher eine gute Methode um die freundschaftliche Kooperation fortsetzen zu können. 2

Feliks F. Hoff

Dojo biraki in MoskauMoSKAu / hAMBurG Private Initiative trotz klimatischer handicaps

Oben: Das Blockhaus des saisonalen Moskauer Dojos.Unten: Ino sensei reinigt mit einem in der Meigen-Zeremonie geschossenen Pfeil das Dojo von „bösen Geistern”.

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K y u d o - W e l t

Q Auf ihrer Japanreise im November 2008 wurde Esther Naused zu einem Wettkampf in ein Dojo bei Hiroshima eingeladen. Nach einem normalen Wett-kampf startete jeder Schütze mit einem Pfeil, um einen besonderen Preis zu ergat-tern: einen Matsutake-Pilz.Diese Spezialität aus den japanischen Wäldern konnte Esther mit einem beherz-ten Schuss gewinnen. Getroffen werden musste der äußere weiße Rand einer Scheibe am höchsten Punkt.

Der Matsutake ist ein sehr teurer und seltener Speisepilz, der im Herbst unter Kiefern in Japan wächst, schwer zu finden ist und mit einem Preis von 2.000 Euro pro Kilo gehandelt wird.

Diesen stark duftenden Pilz bekam Esther Naused auf traditionell japanische Art zubereitet und im Rahmen ihrer Aus-stellungseröffnung in einer Galerie in Hiroshima serviert. Der wertvolle Preis wurde von einem Kyudoka gestiftet, der solch einen besagten Pilz-Wald besitzt. 2

Esther Naused / kps

Q 2010 wird es bekanntlich keine EKF-Seminare geben. Als Highlight bietet aber die IKYF Interessierten an, in Japan Semi-nare im ehrwürdigen Chûo-Dojo zu besuchen und anschließend die Dan-Prü-fung abzulegen. Wie 2007 wird es auch einen (möglicherweise offenen) Taikai geben. Wer bisher nie in Japan war, sollte diese tolle Gelegenheit ergreifen! Alle anderen wissen, was man sonst verpasst.

Hier die vorläufigen Daten:

Tokyo, Chûo-DojoSeminar 1, 20.-22. AprilFür Teilnehmer bis 3. Dan (der 1. Kyu muss bei Anmeldung erreicht worden sein – andernfalls geht eine Prüfung zum Nidan in Japan nicht)Prüfungen 1. bis 4. Dan am 23. April

Internationaler Taikai, 24.-25. April (genauer Modus noch nicht bekannt)

Seminar 2, 26. - 28. AprilFür Teilnehmer ab 4. DanPrüfungen 5. Dan / Renshi / 6. Dan am 29. April

Feliks F. Hoff / kps

Hamburgerin gewinnt in HiroshimahIroShIMA Seltener Matsutake-Pilz wurde als Preis gestiftet

Auf nach JapanToKyo Taikai und Seminare im Frühjahr 2010

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A k t u e l l e s I n t e r n

Deutscher Kyudo Bund e.V. Bundesliga 2009 4.Runde.xls Überblick

Gesamt Platz

Rd.1 Rd.2 Rd.3 Rd.4 Rd.1 Rd.2 Rd.3 Rd.4

Müller Thomas 6 8 12 11

Janik Walter 10 6 6 6

Proppe Boris 11 9 10 6

Sieglen Elene

Schälike Peter 11 7

Kosselt Markus 8 7 7 7

Zimmer Rolf 6 8 9 8

Zimmer Wolfgang 6 8

Schindler Ingo 8 10 8 5

Kempf Volker 9 8 7 8

Kameo Shigeyasu 4 10 4

Schöniger Christiane 5 2

Kollotzek Reinhard 8 9 9 8

Maringer Johannes 9 6 4 2

Dauner Günter 6 9 8 10

Bruckmann Volker

Friedrich Hartwig 4

Oswald Tobias 9 7 8 10

Otto Nicolai 8 6 8

Naumann Andreas 5 5 6 5

Kawnik Martin 6 3 8 7

Kemmer Sebastian 7 6 5 8

Pichlmaier Hans 10 1 6 7

– –

Lüping Jürgen 9 8 9 8

Rüth Thomas 7 6 7 6

Werhan Karl 4 5 6 5

Salewski Michael 2

Bach Christine 4 6

Riesle Melanie 3 6

Zimmer Jennifer 5 2 7

Schiller Stephanie 12 8 7

Koenig Andreas 9 7 6 4

Wolz Edwin 7 6 2 9

Uschwa Rainer 7

Pettkus Sonja 6 7 5

Leppla Gerhard 9 9 1 9

Schuster-Ambs Siggi 6 6 5

Rommel Klaus 4 8 10 6

Schultze-Moderow Michael 4

Huttner Mark 7 9 5

Wankerl Gundula 6 6

Häpp Kathrin 4 6 8

Wankerl Peter 6 6 5 9

Schubert Michel 6 8 8 6

Haede Ulla 6 8 8

Speidel Manfred 4 4

Seidel Matthias 5 5 7

Baumann Stefan 7 7 6 6

Eggers Norbert 5 7 6 7

Petersson Werner 6 7 6 5

Kratzer Markus

Gabler Fritz 8 9 6 8

Neumeier Irene 8 8 8 8

Blickendsorf Udo 2 3

Metzger Peter 4 3

Brettschneider Michael 5 7 6 4

Knütter Jörg 1 3 2 6

Hirth Otmar 5 2 6

Stenftenagel Bärbel 6 8 2 8

Weier Ekkehard 2 4

Gutsche Jörg 6 7 10 8

Ocker Bettina 3 2 3

Lipka Ottmar 4 8 9

Michel Oliver 6 6 3

Bruns Antonia 2 7 8 3

Schaupp Dirk 5

Köhler Horst 3 8 7 7

Posthoff Frank 6 6 3

Roetert Jan 8 3 7 9

Brauer Wolfgang 4 4 7 7

Huber Wolfgang 2

Engin Anne 3 10 5

Lohnstein Horst 7 3 6

Engin Caglar 6 6 7

- - -

Knipper Peter 7 4 9 8

Just Bettina

Rothermundt Joachim 8 9 3 3

Schreiner Jörg 7 3 2 4

Schneider Philip 6 7 5

Oikawa Yoko 5 6 3

Lange Michael 8 6 5

Freytag Reinhard

Staudinger Klaus-Peter 6 7 6 5

Hollenrieder Jutta 3 4

Stolzke Knud 5 4 6 3

Felgendreher Michael 5 8

Zimmermann Sven 3 8 4

Nadler Monika 3 6

Zingsheim Marco 5 5 5

Wurzel Michael 9

Lengen Chrysis 2 2 4

Negendank Malte 5 7 5 11

Leichtle Thomas 3

Sauer Wolfgang 6 2 8 3

Meyer Gerd 1 4 3

Hinners Marlies 2 5 6 4

Hinners-Stommel Dirk 4 5 9 6

Bartheidel Klaus 4

Sieg Rolf 8 4 4 6

Zimmermann Katrin 4 4 1 5

Voigt de Oliveira Vicente 7 3 5

Inagaki Carsten 5

24 11 10 16 46 Turngemeine in Berlin e.V. TIB 2 19

24

Kyudo Bremen e.V.

BremenBremen 7 14 18 14 46 24

12 15 18 46 Kyudo - Aachen e.V. Team 3 13

22

Schwimm- und Sportfreunde 1905

Bonn e.V.Matodore 11 22 15 0 48 23

14 20 12 50 Alster Dojo e.V.

HamburgOndori 16

18

Kyudo Offenbach Offenbach II 19 19 13 0 51 21

16 14 15 53 Kyudojo Ruhr e.V. Tobu Tabi 22

18

Kyudojo Nordrhein Köln e.V.

KölnKöln 1 16 0 19 18 53 18

13 20 19 53 Kyudo - Aachen e.V. Team 2 14

15

Budoclub Karlsruhe e.V.

KarlsruheFugu 11 21 18 15 54 17

15 20 20 55 Zanshin-Do Hannover e.V. Hannover 1 11

13

Budoclub Karlsruhe e.V.

KarlsruheWasabi 17 20 16 18 55 15

20 18 19 57 Shu gi Kann Dojo Rottweil Mannschaft 1 18

12

Kyudo Kiel e.V. Nord-Pfeile 18 21 18 18 57 13

17 20 21 58 Kyudo - Aachen e.V. Team 1 17

8

TSV Weilheim

Kyudo-AbteilungRyu Un Kan 17 18 22 20 60 8

21 17 20 60 SC Pöcking-Psh. Pöcking Smiagl 19

8

Main Dojo Würzburg e.V.

WürzburgWürzburg 1 22 20 15 18 60 8

19 0 20 60 Kyudo Plüschow e.v.

Waldeck

Shuitsukan-kyudojo I

21

6

Kyudo Wardenburg e.V. Wardenburg 1 20 19 22 21 63 7

10 19 22 64 SC Pöcking-Psh. Pöcking Tintin 23

4

Kyudojo Frankfurt a.M. e.V.

FrankfurtMainpower 22 16 20 23 65 5

24 21 20 68 Kyudoverein Neandertal Mokkei 23

2

Kyudojo Frankfurt a.M. e.V.

FrankfurtHachiman no Muskotachi 21 28 20 19 69 3

26 23 23 72 SG Bergmann-Borsig e.V.

BerlinTabin Pankow 20

Club Team

78 1

KyudokaTeamergebnis

23 28 23 Kyudo Dojo Berlin e.V. Kyu Dojo Berlin 1 27

06.10.09

DKyuB Bundesliga 2009 (Alle 4 Runden · Plätze 1-25)2

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40 Zanshin I | 09

A k t u e l l e s I n t e r n

Bei den Prüfungen im Rahmen der diesjährigen EKF-Seminare kann der DKyuB insgesamt eine positive Bilanz verbuchen.

Q Aus dem C-Seminar konnten 102 Teil-nehmer den 1. Dan und 33 den 2. Dan erreichen:

Shodan1. Dan Sonja Riemer1. Dan Lena Kempf1. Dan Jennifer Hüllein1. Dan Melanie Himmel1. Dan Ilona Hoffmann1. Dan Dorothee Klumpp1. Dan Olaf Strauss1. Dan Daniel Zöpfgen1. Dan Eva-Maria Fasold1. Dan Tugrul Richter1. Dan Georg-Philipp Fasold1. Dan Jennifer Komp1. Dan Henning Giese1. Dan Beate Dorst1. Dan Nicolas Noffke1. Dan Dirk Harrie1. Dan Michael Lehmann1. Dan Andrea Dorst1. Dan StefanHuber1. Dan HeikoVolborth1. Dan MichaelaSurke1. Dan NicolaiOtto1. Dan Christoph Wallrafen1. Dan Uwe Froböse1. Dan René Knipprath1. Dan Torsten Biermann1. Dan Arndt Meier1. Dan Johann Theisler1. Dan Frank Bittermann1. Dan Uwe Wunder1. Dan Heiko Zeller1. Dan Armin Knobloch1. Dan Michael Meßler1. Dan Hans Renken1. Dan Andreas König1. Dan Alfred Fischer1. Dan Joachim Rothermundt1. Dan Gabriele Schinnerling

Neue Dan-GradeFrAnKFurT resultate der Dan-Prüfungen 2009

1. Dan Frank Halsbenning1. Dan Cordula Kühn1. Dan Michael Hofelich1. Dan Jörg Messinger1. Dan Mathias Roy1. Dan Catarina Wittmann1. Dan Oliver Blaschke1. Dan Viktor Fux1. Dan Dirk Hinners-Stommel1. Dan Karsten Blum1. Dan Antonia Bruns1. Dan Daniel Mehltretter1. Dan Volker Alles1. Dan Mario Pitzner1. Dan Gerhard Th. Meyer1. Dan Jochen Thalmann1. Dan Sylvia Luger1. Dan Peter Schälike1. Dan Dr. Regine Stiller1. Dan Barbara Oehler1. Dan Michael Bracht1. Dan Erik Eisenkolb1. Dan Ines Hackmann1. Dan Irene Kroll-Pautsch1. Dan Christian Pautsch1. Dan Elisabeth Kentler1. Dan Volker Kempf1. Dan Marlies Hinners1. Dan Jens-Michael Kentler1. Dan Thomas Schiffer1. Dan Jörg Gutsche1. Dan Doris Litera1. Dan Peter Metzger1. Dan Norbert Michel1. Dan Angelika Hörnig1. Dan Dr. Theo Schotten1. Dan Johannes Trüstedt1. Dan Udo Blickensdorf-Reginka1. Dan Elisabeth Steiner1. Dan Dr. Wolfgang Strobel1. Dan Claus Königbauer1. Dan Bernd Rossmüller1. Dan Rolf Gückel1. Dan Herbert Krimmer1. Dan Joachim Gerbens1. Dan Michael Felgendreher1. Dan Kurt Blumer1. Dan Peter Kollotzek1. Dan Manfred Riemer

1. Dan Dieter Eppler1. Dan Irene Oberrauch1. Dan Hermann Juli1. Dan Karin Körner1. Dan Dieter Knauf1. Dan Klaus-Günther Schwarz1. Dan Martin Schneider1. Dan Gisela Plog1. Dan Ingrid Klöckner1. Dan Sibille Martin1. Dan Volker Bruckmann1. Dan Rainer Plog1. Dan Achim Böker1. Dan Günther Reibstein1. Dan Herbert Possenriede1. Dan Edeltraut Kokocinski1. Dan Manfred Walter1. Dan Anita Heydenreich

Nidan2. Dan Guido Schwichtenberg2. Dan Markus Kosselt2. Dan Ulrike Völkmann2. Dan Rolf Dreikorn2. Dan Ulrich Klinker2. Dan Robert Winiker2. Dan Fabian Kommoß2. Dan Stephan Klein2. Dan Knud Stolzke2. Dan Claudia Berberich2. Dan Uta Scholten2. Dan Harald Kühn2. Dan Georg Eberle2. Dan Elene-Sylvia Sieglen2. Dan Darlene Maringer2. Dan Walter Janik2. Dan Bettina Ocker2. Dan Hans-Jürgen Lemke2. Dan Rolf Hemmerich2. Dan Dirk Conrad2. Dan Oliver Michel2. Dan Alexander Kreil2. Dan Michael Lange 2. Dan Birgit Sennes2. Dan Michael Wurzel2. Dan Dirk Redemann2. Dan Andreas Frenzel2. Dan Hans Philipp2. Dan Rita Nemeth

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2. Dan Dr. Hans-Peter Rodenberg2. Dan Heidrun Wartlick2. Dan Ottmar Lipka2. Dan Ursula Hüge

Q Nach dem B-Seminar bestanden 30% der Teilnehmer die Prüfung zum 3. Dan und 20% zum 4. Dan. Der DKyuB-Anteil entspricht etwa diesem Verhältnis:

Sandan3. Dan Torsten Blümle3. Dan Marianne Gröger-Schaffer3. Dan Markus Hanssler3. Dan Ingrid Haussner3. Dan Jürgen Lüpping3. Dan Ulrich Meinberg3. Dan Hans Rehm3. Dan Dirk Schaupp3. Dan Rolf Sieg3. Dan Klaus-Peter Staudinger3. Dan Nobue Takai3. Dan Gundula Wankerl3. Dan Rolf Zimmer

Yondan4. Dan Stefan Brendel4. Dan Hans Gottfried4. Dan Hannelore Heid-Dauner4. Dan Edwin Wolz

Q Beim A-Seminar bestanden 6 Teil-nehmer (ca. 10 %) den Godan; davon 4 DKyuB-Mitglieder:

Godan5. Dan Günther Dauner5. Dan Tobias Oswald5. Dan Michel Schubert5. Dan Matthias Seidel

Aus der Vielzahl der Anwärter erreichte in diesem Jahr nur ein Kandidat den Renshi, zwei konnten den Rokudan erreichen.

Noch ein allgemeiner Überblick:

Prüfungsergebnisse der B Seminar-Teil-nehmer3. Dan: 110 Personen, davon 40 bestan-den; von denen 12 Deutsche (s.l.). 4. Dan: 78 Personen, davon 14 bestanden; von denen vier Deutsche (s.l.).

Prüfungsergebnisse der A Seminar-Teil-nehmer5. Dan: Insgesamt sechs, davon vier Deutsche (s.o.) sowie Coen Hekman, Hol-land und Yumi Minaminaka, Frankreich.

Hamburger Einzelmeisterschaft1. Platz: Tugrul Richter (10/12 Treffer) 2. Platz: Manfred Sellhorn (6/12 Treffer) nach Stechen 3. Platz: Esther Naused (6/12 Treffer)nach 2. Stechen

2. Offene Deutsche Meisterschaft – Kyu-Grade Stilpreis1. Tugrul Richter, Hamburg (59,4 Punkte) 2. René Knipprath, Hamburg (55,6 Punkte) 3. Ilona Hoffmann, Baden-Würtemberg (55,0 Punkte)4. Beate Dorst, Hessen (53,6 Punkte)5. Steffen Geier, Baden-Würthemberg (53,4 Punkte)

Trefferwertung: 1. Tugrul Richter, Hamburg (15/20)2. Peter Schälike, Berlin (14/20) 3. Volker Kempf, Hessen (13/20)4. René Knipprath, Hamburg (11/20) 4. Arndt Meier, Berlin (11/20)

Deutsche Meisterschaften32. Deutsche Kyudo Mannschafts-meisterschaft 1. Platz: Berlin – Boris Proppe, Rolf

6. Dan: Dominique Guillemain-Echon, Frankreich; Luca Lucchesi, Italien.Renshi: Die zweite Runde der Renshi-Prüfung haben vier Personen erreicht. Bestanden hat allein Christophe Rolewski, Frankreich.

Nochmals herzlichen Glückwunsch zu allen bestandenen Prüfungen! Der Vorstand des DKyuB

Zimmer, Thomas Müller und Melanie Himmel (Ersatz)Trefferquote 73,33% (44 Treffer von insgesamt 60 Schüssen) 2. Platz: Baden Württemberg (36 Treffer)3. Platz: Hamburg (32 Treffer) Insgesamt starteten 7 Teams, Thomas Müller war mit 17 Treffern bester Einzelschütze

23. Sempai Meisterschaft Von den 6 gestarteten Sempai erreichten 3 die erforderliche Trefferquote für das Finale und machten die Platzierung unter sich aus. 1. Platz: Barbara Lemke 2. Platz: Feliks Hoff 3. Platz: Shigeyasu Kameo

32. Deutsche Kyudo Einzelmeisterschaft Stilpreis: Michel Schubert. 1. Platz: Beate Dorst den 1. Platz gegen 2. Platz: Uwe Kroyer (2. Platz) sowie 3. Platz: Michael Brettschneider

Offene Enteki-Meisterschaft1. Platz: Rolf Zimmer, Berlin (9/12)2. Platz: Anne Engin, NRW (8/12)3. Platz: Georg Hölzle, Hessen (7/12)

Aktuelle TitelgewinneBunDeSWeIT Diverse Wettkämpfe im ergebnis

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A d r e s s e n

Adressenliste Deutscher Kyudo Bund e. V.

Präsident: Sven Zimmermann, Mainzer Str. 235, 53179 Bonn, 0228-207 69 59, [email protected]

Vizepräsidentin (Ausbildung): Cornelia Brandl-Hoff, Volksdorfer Weg 50 R, 22393 Hamburg, Tel/Fax.: 040-640 57 95, [email protected]

Vizepräsident (Wettkampf): Sorin Jurma, Loksteder Steindamm 96, 22529 Hamburg, 040 5896 2020, [email protected] Kassenwart: Klaus Weisweiler, Hegestieg 8, 20249 Hamburg, 040-46 23 88, [email protected]: Deutscher Kyudo Bund e.V., Postbank Hamburg, 743174-205 (BLZ: 200 100 20)

Sb. f. Öffentlichkeitsarbeit: Klaus-Peter Staudinger, Ruhrstr. 11a, Turmbüro, 22761 Hamburg, Tel.: 040-85 33 06_16, Fax: _66, [email protected]

Geschäftsstelle: Karin Reich, Nernstweg 32-34, 22765 Hamburg, 040-2805 5120, Fax.: 040-2805 5122, [email protected]

Bundestrainer/Heki-Ryu: Prof. Toshio Mori, Universität Tsukuba, Tsukuba-Shi, Ibaraki-Ken, 305-0065 Japan

Ehrenpräsident: Feliks F. Hoff, Volksdorfer Weg 50 R, 22393 Hamburg, Tel./Fax.: 040-640 57 95, [email protected]

Technische Kommissionen: Heki-Studienkreis: Prof. Manfred Speidel, Ungarnstr. 12, 52070 Aachen, 0241-15 39 23, Fax.: -888 83 29Shomen-Studienkreis: Matthias Obereisenbuchner, Verdistr. 7, 81247 München, 089-811 93 80

Ältestenrat: Sprecher: Prof. Manfred Speidel, Ungarnstr. 12, 52070 Aachen, 0241-15 39 23, Fax.: -888 83 29 Mitglieder: M. Speidel, F. Hoff, L. Reinhardt, F. Gabler

Rechtsausschuss: Vorsitzender: Hans Hasselmann, Teichstr. 36, 31141 Hildesheim, 05121-320 94, Fax.: -32823, Beisitzer: R. Lindemaier, R. Kollotzek, V. Voigt de Oliveira

Vertreter der Kyudo-Landesverbände:Baden-Württemberg: Uwe Beutnagel-Buchner, Waldmeisterweg 26, 70186 Stuttgart, 0711-48 13 70 · praesidentkyuvbw.de Bayern: Uwe Kroyer, Uhlandstraße 8a, 85283 Wolnzach, 08442-91 52 13 · [email protected] Berlin: Vicente Voigt de Oliveira, Jenaer Str. 17, 10717 Berlin, 030-854 98 91 · [email protected] Bremen: Gerd T. Meyer, Posenerstraße 39, 28237 Bremen, 0421-380 27 05 · [email protected], Hamburg: Franka Schmidt, Lutterothstr. 33, 20255 Hamburg, 0176-6313 3457 · [email protected] Hessen: Nicolai Otto, An der Allee 79, 65207 Wiesbaden, 0611-174 82 49 · [email protected] Mecklenburg-Vorpommern: Stephanie Schiller, Waldeck 4, 23936 Waldeck, 0173-740 35 49 · [email protected] Niedersachsen: Jürgen Salomon, Zur Hindenburgschleuse 7, 30559 Hannover, 0511-58 62 56 [email protected] Nordrhein-Westfalen: Sven Zimmermann, Mainzer Str. 235, 53179 Bonn, 0228-207 69 59 · [email protected] Rheinland: Claudia Hallermann, Taunusstr. 6, 55411 Bingen, 06721-93 73 38 · [email protected] Pfalz: Fritz Eicher, Philipp-Heinrich-Messer-Str. 11, Bad Dürkheim, 67098 Bad Dürkheim, 06322-659 31 [email protected] Saarland: Jürgen Linnenberger, Am Weiher 2, 66346 Püttlingen, 06806-450 49 · [email protected]: Alexander Höfer, Obergraben 19, 01097 Dresden, 0351 655 73 53 · [email protected]: Uwe Steinhauer, An der Hülshorst 4, 23568 Lübeck, 0451-344 62 · [email protected]

Stand: 01. Oktober 2009Die aktuellen Adressen der Vereinsvertreter sind auf der Homepage des DKyuB (www.kyudo.de) veröffentlicht.

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G l o s s e | K u r z v o r S c h l u s s

Nicht Fisch nicht Fleisch! Irgendwo zwischendrin ...Die wahre Lehre, der rechte Weg.

Q All dies sind Begriffe, die nicht nur dem Kyudo-jin in uns vertraut sind. Aber die für uns möglicherweise eine besondere Bedeutung haben.In diesem Heft begegnen dem Leser Formulierungen, die sicher als nicht ganz zufälliger „roter Faden“ ausdrücken, was derzeitige Diskussionen um die Richtung unseres Verband zu beherrschen scheint. Es geht um Richtungen, Deutungshohei-ten, meinethalben auch um Vertretungs-ansprüche.

Im Laufe eines Jahres sind für unser Magazin – völlig freiwillig, aber nicht zu-fällig oder ungeplant – diverse Beiträge zustande gekommen. Mal als Bericht über etwas Dagewesenes, mal als intensive Reflexion bis zu Wünschen über Noch-nie-Dagewesenes. Einige von uns wissen ganz gut, wie sie etwas in Worte fassen, andere äußern sich eher auf andere Art, wieder andere scheinen einfach sprachlos angesichts der (indes nicht nur sprach-lichen) Verwirrung ...Natürlich geht es nie um Begriffe allein, sondern letztlich um das, was hinter ihnen steht, was mit ihnen verbunden wird.

Wie ist das denn „im wirklichen Leben“? Komischweise gibt es nur einen rechten Winkel, dafür aber linke und rechte Flügel. Wobei es gerade im Spektrum politischer Parteien zunehmend schwierig wird, linke und rechte Positionen auseinander zu hal-ten. Die Zeiten übersichtlicher Kontraste scheinen vorbei. Ganz klar „link“ ist aber jemand – jedenfalls bei uns im Norden –, der andere übervorteilt. Womit wir bei der Wahrhaftigkeit wären: Für die „Ware Arbeit“ soll es „wahren Lohn“ geben. Oder war es doch „wahre Arbeit“?Ich ertappe mich, dass ich manchmal nicht meine, was ich sage – und manchmal meine ich es nur zu genau. Natürlich meine ich zu sagen, was ich denke ... aber weiß ich das immer so genau? Und wie viele bin ich eigentlich? Kommunikation ist schon ein schweres Geschäft.

Die ANKF verlangt zu Recht, dass wir die japanischen Fachbegriffe in der Original-sprache erlernen. Das macht es bei inter-nationalen Seminaren einfacher und vor allem eindeutiger in der Kommunikation. Man muss kein Japanisch erlernen, um die Sensei zu verstehen – und man kann auch über eine subjektiv unverständliche Über-setzung im wahrsten Sinne des Wortes hinwegschauen. Wir lernen vor allem von dem, was wir sehen.

Als ich am Anfang Schwierigkeiten mit den japanischen Kyudo-Vokabeln hatte, baute ich mir bildliche Eselsbrücken. Das Spannende beim Japanischen ist ja, das es einen manchmal an etwas denken lässt – obwohl gar keine sprachliche Ableitung möglich ist. Aber ich kann’s nicht lassen!Was hatte mir noch die „Uschi o’Koshi“ gesagt? Kein „No be eye“ im „Juga-Mai“!

Und was ergibt sich eigentlich, wenn man Heki und Shomen mischt: „He-men“,

„Sho-ki“? Höre ich da schon wieder ein „Hey man“ oder „Schoki“ heraus? Manchmal höre ich nur, was ich hören will. Dann erinnert das Skandieren der „Heki to ryu“-Varianten an die Witz-Pointe „Two to Toulouse“. Oder war’s „Rio – Tokio“?Zwischen der Teilung profunden Wissens und schlichter Rechthaberei besteht ein weiter Unterschied – doch trennt beides manchmal nur ein schmaler Grat.

Nach japanischem Verständnis mag der hervorstehende Nagel unbedingt einzu-schlagen sein; in Europa haben wir über unsere – teils blutig erkämpfte – Historie ein etwas anderes Verständnis von Indivi-dualität und deren Wert. Was uns gele-gentlich auch in die Bredouille bringt. Dennoch steht immer die Frage im Raum: Wollen wir kulturelle Vielfalt oder lang-weilige Monokultur? Aber auch: Wie wird Integration gelöst? Wo beginnt die per-sönliche Freiheit?

Freiheit gibt es nicht umsonst. „Freedom isn’t free“, wie der Amerikaner sagt. Auch Kyudo ist nicht „umme“. Aber vor allem ist Kyudo ist kein Freiraum für individuelle Experimente. Eine Technik, die sich über Hunderte von Jahren in einem anderen Kulturkreis zur Perfektion entwickelt hat, erlernt man nicht in ein paar Lebensjahren. Wer also „Ja“ zu Kyudo sagt, geht damit eine Verpflichtung ein, bei der Dinge wie Prüfungsordnungen, Dojo-Etikette, Budo-Carta etc. lediglich die Leitplanken am Rande eines langen Übungsweges sind. Kyudo, ergo sum. 2

kps

Heute: »Entweder oder vs. sowohl als auch«

K y u d o - i n gk y u - d o i n gK Y U D O I N G

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