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MAI & JUNI 12 ZEBRA KINO

Zebra Kino - Mai & Juni 2012

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Das Zebra informiert über sein Mai- und Juniprogramm.

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MAI & JUNI 12

ZEBRA KINO

LIEBES PUBLIKUM,

Ihr wollt Action und Spannung? Dann geht doch ins Multiplex-Kino! Hier im Zebra bekommt ihr nur den schönsten, sperrigen Arthouse-Underground vorgesetzt! Wir bringen euch verfilmte schwarze Leinwände und auf Zelluloid gebannte Hexameter, schwungvoll inszenierte Zwei-Stunden Monologe über den Einfluss des italienischen Neorealismus auf die Nouvelle Vague und maskierte Männer, die Müll-tonnen begatten!

Auch in diesem Monat ist unser Programm wie-der so alternativ, dass selbst der distinguierteste Hipster eine Freudenträne unter seiner Hornbrille hervorpresst: Zum offiziellen (?) "Star Wars" - Tag wollten wir Fanboys aus ganz Konstanz eigentlich mit dem digital remasterten Director's Cut von Epi-sode 1 beglücken. Da George Lucas uns aber einen Gastbesuch verweigerte, bringen wir stattdessen et-was total Polemisches.

Weiterhin zeigen wir Filme aus Ländern, die qua-si keine Einwohner haben: In unserem Australien-Schwerpunkt (2 Einwohner pro km²) schießt Wil-lem Dafoe seltene Tiere tot, ein Mann mit schiefen Zähnen spielt Country und Aborigines laufen weg. In unserer "Weltenbummler"-Reihe verschlägt es uns nach Finnland (15 Einwohner pro km²): Dort versucht ein Kerl, einen Digitalreceiver zu kaufen. Deutschland hat wesentlich mehr Einwohner (230 Einwohner pro km²), deswegen geht's in unserem JDF auch um jede Menge Schauspieler. Weiterhin killt euch Amer audio-visuell over und Ellen Page böse Drängler in der Kinoschlange.

Was total Skurriles mit Ufos und Chinesen gibt's auch noch und dazu zwei exorbitant tolle Sonderver-anstaltungen. Allen kulturbewussten Non-Konfor-misten fliegen da sofort die Beanies - und dem Zebra die Herzen zu. Wir sehen uns im Kino ... Avantgarde et touché!

SASCHA OSWALD

IMPRESSUMZEBRA KOMMUNALES KINO KONSTANZ E.V.JOSEPH-BELLI-WEG 5 · 78467 KONSTANZWWW.ZEBRA-KINO.DE

FON 07531 60190 | PROGRAMMANSAGE: 07531 60162

Kontakt zur Redaktion per E-mail: [email protected] Das Zebra Kino ist Mitglied beim Bundesverband Kommunale Filmarbeit und wird von der MFG Filmförderung Baden-Württemberg und der Stadt Konstanz unterstützt. Änderungen im Programm vorbehalten.

GESCHÄFTSFÜHRER MARCO MARRANDINOART DIRECTION MARVIN WIECHERT REDAKTION HEINZ BAUMGARTNER, ULRICH VON VARNBÜLER, MARVIN WIECHERTDRUCK: DRUCKEREI OTTO KONSTANZ >> AUFLAGE 3 000

NOCH MEHR PROGRAMMHEFTE GIBT'S HIER:ARCHÄOLOGISCHES LANDESMUSEUM (BENEDIKTINERPLATZ 5)BEKORN (ROSGARTENSTR. 29-31)BIOWELT (SCHNECKENBURGSTR. 4)BÜRGERBÜRO (UNTERE LAUBE 22-24)EXXTRA (HUSSENSTR. 28)FILMGALERIE 451 (THEODOR-HEUSS-STR. 18)JACQUES WEINDEPOT (WOLLMATINGER STR. 183)KOKO ENTERTAINMENT (BRUDERTURMGASSE 4A)KUYU KEBAP (KREUZLINGERSTR. 18)KULTURZENTRUM AM MÜNSTER (WESSENBERGSTR. 43)MANUSCRIPT (RHEINGASSE 4)NADELWERK (RHEINGASSE 14)PRIMAVINO (CARL-BENZ-STR. 14)REGINBROT (MÜNZGASSE 16)SEDIR (HOFHALDE 11)SEEHAS (WIESENSTR. 4)STUDIO 1 (OBERE LAUBE 64)VOLKSHOCHSCHULE (KATZGASSE 7)WEGWARTE (CHERISYSTR. 6)WINNYS BAR (STEINSTR. 17A)

INTERAKTIVES PROGRAMMHEFTDAS PROGRAMMHEFT ALS INTERAKTIVE VERSION FÜR SMARTPHONES UND TABLETS: WWW.ZEBRA-KINO.DE/CURRENTS/DIE NORMALE PDF-DATEI GIBT ES AUF WWW.ZEBRA-KINO.DE

Do 03.05. 20:00 DISCOVER AUSTRALIA BENEATH CLOUDS MIT VORTRAG VON GEOFF RODOREDA

Fr 04.05. 21:30 MOONLIGHT MADNESS #6 HAPPY STAR WARS DAYTHE PEOPLE VS GEORGE LUCAS & FANBOYS

Sa 05.05. 20:0022:15

BENEATH CLOUDSSUPER

So 06.05. 17:0020:0022:15

COA VOCES INOCENTESSUPERBENEATH CLOUDS

Mo 07.05. 20:0022:15

SUPERBENEATH CLOUDS

Do 10.05. 20:00 DISCOVER AUSTRALIA I'M NOT DEAD YETFr 11.05. 20:00

22:15UFO IN HER EYESI'M NOT DEAD YET

Sa 12.05. 20:0022:15

I'M NOT DEAD YETUFO IN HER EYES

So 13.05. 20:00 UFO IN HER EYESMo 14.05. 20:00

22:15I'M NOT DEAD YETUFO IN HER EYES

Di 15.05. 20:00 DER DIPLOMATMIT BESUCH DER REGISSEURIN ANTJE STAROST

Do 17.05. 20:00 AKTUELLER FILM UFO IN HER EYESFr 18.05. 20:00

22:15HELDEN DES POLARKREISESUFO IN HER EYES

Sa 19.05. 20:0022:15

UFO IN HER EYESHELDEN DES POLARKREISES

So 20.05. 17:0020:00

PEGASUSHELDEN DES POLARKREISES

Mo 21.05. 20:0022:15

HELDEN DES POLARKREISESUFO IN HER EYES

Di 22.05. 20:00 DIE STÄMME VON KÖLNMIT BESUCH DER REGISSEURIN

PROGRAMM APRIL 2012 >>

EINTRITTSPREISE NORMALPREIS € 6 ERMÄSSIGTER PREIS € 5 MONTAG IST KINOTAG € 4 FÖRDERMITGLIEDER/INNEN € 3 FILME „RASSELBANDE“ AB € 1 FILME „COMING OF AGE“ AB € 2

KURZFILME IM VORPROGRAMM :26.04.-09.05. >> LA BARRIERA I 2003; 5:30 MIN

10.05.-22.05. >> 100 JAHRE KINO D 1994; 2:10 MIN

24.05.-11.06. >> 12 JAHRE D 2010; 3:16 MIN

Do 24.05. 20:00 DISCOVER AUSTRALIA THE HUNTERFr 25.05. 20:00

22:15AMERTHE HUNTER

Sa 26.05. 20:0022:15

THE HUNTERAMER

So 27.05. 20:00 AMERMo 28.05. 20:00

22:15AMERTHE HUNTER

Do 31.05. 20:00 KUNSTHALLE NEUWERK MOEBIUS REDUXFr 01.06. 20:00

22:15THE HUNTERMOEBIUS REDUX

Sa 02.06. 20:0022:15

MOEBIUS REDUXTHE HUNTER

So 03.06. 20:00 THE HUNTERMo 04.06. 20:00

22:15MOEBIUS REDUXTHE HUNTER

Do 07.06. 20:00 JUNGER DT. FILM UNTEN MITTE KINNSo 08.06. 20:00 UNTEN MITTE KINNSo 09.06. 20:00 UNTEN MITTE KINNSo 10.06. 20:00 UNTEN MITTE KINNSo 11.06. 20:00 UNTEN MITTE KINN

Untere Laube 1778462 Konstanz

www.weinmarkt-konstanz.de

MOONLIGHT MADNESS #6HAPPY STAR WARS DAYFILMNACHT IM DOPPELPACK AM DO, 04.05. 21:30

Vor langer Zeit - genauer gesagt: im Mai 1977 - feierte mit Star Wars ein Film seine Premiere, der das gesamte Blockbuster-Kino wie kein zweiter für immer verändern und die Kindheiten mehrer Ge-nerationen für immer prägen sollte.

Bis heute hat es wohl keine Kino-"Saga" geschafft, solch eine loyale internationale Schar an Fans an sich zu binden. Gleichzeitig hat es wohl auch noch kein FIlmemacher wie George Lucas geschafft, sei-ne Fans durch zahlreiche Neuveröffentlichungen und nachträgliche Veränderungen zu verärgern. Die Originalfassungen der "alten" Trilogie dürfen ihre Wege nicht mehr ins Kino finden. Und da die meisten Star Wars-Fans die Filme der Star Wars- Saga ohnehin bereits gesehen haben dürften,

widmen wir uns eben lieber diesen Fans, dem Kult und Mythos rund um Star Wars.Mit The People vs George Lucas und Fanboys bringen wir euch zwei Filme auf die Leinwand, die die Fans zu Hauptdarstellern und deren Leidenschaft für Star Wars zum Thema des Filmes machen. Selbst Star Wars-Muffel können an beiden Filmen Gefal-len finden.

Und welcher Tag wäre besser geeignet, um das al-les zu zelebrieren, als der International Star Wars Day? Für alle Außenstehenden: das Datum ergab sich aus der Ähnlichkeit der beiden Sätze May the fourth und May the force (be with you). Also, für alle N24-Dolmetscher zum Mitschreiben: Am vierten Mai sind wir bei Ihnen.

MAY THE FOURTH BE WITH YOU

Für kaum eine Beziehung ist das Wort „Hassliebe“ zutreffender als für die zwischen George Lucas und den Anhängern der von ihm geschaffenen STAR WARS-Saga. Denn ob man Lucas nun dafür hasst, die Original-Trilogie ständig zu verändern und beim blo-ßen Gedanken an Jar Jar Binks Brechreiz bekommt oder ob man nach wie vor hinter dem Meister steht und sich sicher ist, dass Greedo schon immer zuerst geschossen hat, eins steht fest: Jeder Fan hat dazu eine Meinung und diese ist des Öfteren extrem.

Dieser nach wie vor hitzigen Debatte hat sich Do-kumentarfilmer Alexandre O. Philippe angenommen und die Fangemeinde online dazu aufgerufen, ihm dafür Material zu schicken.

Drei Jahre, 634 Stunden Filmmaterial, 126 Inter-views (u.a. mit Gary Kurtz und Francis F. Coppola) und nur drei Morddrohungen später ist THE PEOPLE vs GEORGE LUCAS nicht nur das Ergebnis einer wah-ren Odyssee, sondern auch ein umfassender, nostal-gischer aber vor allem liebevoller Blick auf eines der größten Phänomene der Filmgeschichte.

STEFAN SIMEK

THE PEOPLE VS GEORGE LUCASUSA 2010; 93 MIN; REGIE: ALEXANDRE O. PHILIPPE

FANBOYS

Nostalgisch wird es auch in FANBOYS: Wir schreiben das Jahr 1998. Wenige Wochen vor der Kinopremie-re von EPISODE I ist die Welt noch in Ordnung, die allgemeine Vorfreude gigantisch und das am kontro-versesten diskutierte Thema der vier eingefleischten STAR WARS-Geeks Hutch, Windows, Eric und Linus ist der Kuss zwischen Luke und Leia in DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK.

Doch dann erkrankt Linus an Krebs und seine Chancen, den Kinostart von EPISODE I noch zu er-leben, sind verschwindend gering. Also schmieden seine Kumpels einen halsbrecherischen Plan: Um es Linus doch noch zu ermöglichen, den Film zu sehen, kidnappen sie ihn kurzerhand und begeben sich mit ihm auf eine aberwitzige Reise quer durch die USA, das Ziel stets fest im Blick: George Lucas' legendäre Skywalker-Ranch.

Laut, schrill und vollgepackt mit Querverweisen und Seitenhieben nicht nur auf STAR WARS insze-nierte Kyle Newman diesen unterhaltsamen, sym-pathischen Roadtrip mit zahlreichen Gastauftritten. Möge die Macht mit den Jungs sein.

STEFAN SIMEK

USA 2009; 90 MIN; R: KYLE NEWMAN; MIT DAN FOLGER, KRISTEN BELL U.A.

Frank (Rainn Wilson) hatte nur eine dauerhaft gute Sache in seinem Leben: Ehefrau Sarah (Liv Tyler). Nachdem er von Sarah für einen verschrobenen Nachtclubbesitzer (Kevin Bacon) verlassen wurde, sitzt Frank allein und orientierungslos in seinem Haus in der Vorstadt und weiß nicht, was er noch mit seinem Leben anfangen soll. Erst als er im Nach-mittagsprogramm eines christlichen Bibel-Senders den Superhelden The Holy Avenger entdeckt, meint er eine neue Bestimmung gefunden zu haben: als Superheld Crimson Bolt für Gerechtigkeit zu sorgen und das Böse zu bekämpfen. Schnell bastelt er sich ein Kostüm zusammen, verpasst sich mit „Shut Up, Crime!“ einen Kampfslogan, findet im Heimwerker-kasten eine eigene Spezialwaffe und mit Boltie (El-len Page) auch noch einen Sidekick. Also ziehen die beiden los, um das Verbrechen in all seinen Formen – vom Drogendeal bis hin zum Vordrängeln in der Warteschlange an der Kasse – mit brutaler Gewalt zum Schweigen zu bringen. Aber wozu überhaupt - für die Gerechtigkeit oder fürs Ego?

Filme, in denen ganz gewöhnliche Loser sich zu Verbrechen bekämpfenden Superhelden auf-schwingen, gibt es viele. Auch wenn sich ein Ver-

gleich mit dem Teenie-Streifen Kick-Ass aufdrän-gen mag, sind die beiden Filme völlig verschieden. Wiederholt Kick-Ass die Muster und Genreklischees des Superheldenfilms, so verweigert sich Super sämtlichen bekannten Genrekonventionen und ist damit auch eine wunderbare Abrechnung mit dem gesamten Popkultur-Phänomen „Superheld“. Wer Super gesehen hat, dem wird es recht schwer fallen, den nächsten Superhelden-Streifen noch ansatz-weise ernst zu nehmen.

Dass James Gunn für den Film kein großes Hol-lywood-Studio fand, ist nicht weiter verwunderlich. Zu düster, zu sarkastisch ist der Humor des Films, der mit Fortschreiten der Handlung immer bitterer wird, bis einem das Lachen gegen Ende sprichwört-lich im Halse stecken bleibt. Um trotz des kleinen Budgets von nicht einmal zwei Millionen Dollar den Streifen mit einer derart namhaften Besetzung re-alisieren zu können, spielten die meisten Darstel-lerInnen ohne Gage. Also freut sich das Zebra als ehrenamtlich organisiertes Kino ganz besonders, als einziges Kino in Deutschland Super auf die große Leinwand bringen zu dürfen, die der Film verdient hat. MARVIN WIECHERT

6 << AKTUELLER FILM

SUPERSPIELTERMINE: 26.04.-07.05. >> ENGLISCH MIT DEUTSCHEN UNTERTITELNUSA 2011; 96 MIN; BUCH & REGIE: JAMES GUNN; MIT RAINN WILSON, ELLEN PAGE, LIV TYLER, KEVIN BACON, GREGG HENRY U.A.; FSK 18

El Salvador. Was zunächst nach einer edlen, spanischen Kolonie in der neuen Welt klingt, ist heutzutage ein von Korruption und Bürgerkrieg ge-beutelter Kleinstaat in Zentralamerika. Voces Ino-centes spielt genau in jenem Land und verfilmt das autobiographische Drehbuch des Flüchtlings Oscar Torres aus der Perspektive des Heranwachsenden Chavas.

An seinem 12. Geburtstag wird er wie alle Jungen von der Armee eingezogen werden, um im Bürger-krieg zu kämpfen. Folgt er den vom Staat vorge-zeichneten Weg oder schlägt er sich auf die Seite des Widerstands? Eine Frage, die wohl kaum ein Junge, der gerade erst gelernt hat zu lesen, beant-worten kann.

Grausam und unerbittlich zeigt der Film das Schicksal eines Jungen, der sich in einen beinahe aussichtslosen und offensichtlich sinnlosen Kampf begeben muss, um viel zu früh erwachsen zu wer-den.Reduzierter Eintrittspreis: Jugendliche 2 Euro, Erwachsene 4 Euro.

CHRISTIAN KLEINWÄCHTER

MEIN FREUND KNERTEN06.05. 17:00. >> SPANISCH, DT. UNTERTITELMEX 2004; 120 MIN; REGIE: LUIS MANDOKI; FSK 16

Lillebror zieht mit seinen Eltern und dem älteren Bruder aufs Land. Dort gibt es leider weit und breit keine Spielgefährten. Da trifft er auf Knerten, eine sprechende Holzfigur, eigentlich ein vom Baum ge-fallener kleiner Ast und ein Kerlchen zum Liebha-ben. Das ist der Beginn einer einzigartigen und unge-wöhnlichen Freundschaft. Ob das Geld zur Haus-reparatur fehlt, Ameisen sich durch die Wände fressen, im Wald die Drachen hausen – in allen Lebenslagen findet das unschlagbare Duo eine Lö-sung. Und wenn durch Lillebrors Hilfe der Papa zum „Strumpfhosenkönig“ aufsteigt und plötzlich tolle Geschäfte macht, die Familie endlich wieder ge-meinsam feiert und an Weihnachten alle im Dorf in bester Stimmung zum Tanz um den Tannenbaum zusammen kommen, dann sind zwei ganz beson-ders glücklich: Lillebror und Knerten...

Wie immer sind die Eintrittspreise für Rasselban-de-Filme reduziert: Kinder zahlen 1 Euro, Erwach-sene 2 Euro Eintritt.

POLYBAND FILMVERLEIH

22.05. 17:00. >> DEUTSCHE FASSUNGNOR 2011

VOCES INOCENTES

Die junge Lena lebt in ärmlichen Verhältnissen bei ihrer alleinerziehenden Aborigine-Mutter. Sie läuft weg, will zu ihrem irischen Vater ins ferne Syd-ney. Vaughn, ein junger Aborigine reißt aus einem Straflager für Kleinkriminelle aus, um seine kranke Mutter noch einmal zu sehen. Ihr Zusammentref-fen auf einer Landstraße verläuft zunächst aggres-siv. Die blonde hellhäutige Lena ist für Vaughn der Inbegriff der arroganten Weißen, die seinesglei-chen diskriminieren. Vaughn verkörpert für Lena die Hälfte ihrer Abstammung, der sie entkommen will.

Dennoch setzen sie ihre Rei-se gemeinsam fort, zunächst notgedrungen, später als Schicksalsgefährten. Regisseur Ivan Sen, selbst ein Aborigine, fragt in Beneath Clouds sensibel nach Vererbung von Hautfarbe und Heimat, nach Identität und Entwurzelung. Wer schafft den Absprung, was lässt sich nicht abstreifen? Der Regisseur nimmt sich Zeit für einen weiteren Darsteller: das aust-ralische Land. Weiße tapsen durch die Natur; ein Berg, ein Feld, ein Weg, na und? Lena und Vaughn

fühlen anders, ob sie wollen oder nicht, und Ivan Sen zeigt uns das, in gewaltigen wundervollen Aufnahmen. Wie bei Sandbildern ordnet er in sym-bolgeladenen Totalen lange horizontale Linien an. Jeder Bereich, die Straße, das Feld, die Tele-graphendrähte unterstreichen nur die Weiten des Himmels über den beiden Reisenden, der die wah-re, die nicht erreichbare Freiheit verkörpert.

Aber nichts kommt kitschig, in diesem Road Movie. Die Protagonisten treffen auf rassistische Barbesitzer, schikanöse Polizisten, kriminelle

Freunde. Es ist eine mühsame Rei-se und sie erlaubt eigentlich kaum einen Raum für Illusionen. Wieder einmal sind es junge unerfahrene Darsteller, die zurückgenommen, fast einsilbig agierend dennoch so

mitreißende Einblicke in ihre Suche nach Identität geben.

Beneath Clouds gewann vier australische Film-preise und auf der Berlinale 2002 den First Movie Award, Danielle Hall erhielt dort den New Talent Award.

ULRICH VON VARNBÜLER

BENEATH CLOUDSSPIELTERMINE: 03.-07.05. >> AUSTRALISCHE ORIGINALFASSUNGAUS 2002; 90 MIN; BUCH/REGIE: IVAN SEN; MIT: DANIELLE HALL, DAMIAN PITT, U.A.; FSK: K.A.

8 << SCHWERPUNKT: DISCOVERING AUSTRALIA #3

VAUGHN: „YOU’RE FUCKIN‘ WHITE, AREN’T YA?“ LENA: „RIGHT – IRELAND,

THAT’S WHERE I’M FROM.“ VAUGHN: “WHICH ISLAND?”

I'M NOT DEAD YETSPIELTERMINE: 10.-14.05. >> AUSTRALISCHE ORIGINALFASSUNGDOKU; AUS 2011; 95 MIN; BUCH/REGIE: JANINE HOSKING; KAMERA: JOHN BIGGINS; FSK: K.A.

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Vorhang auf für Chad Morgan, den von seinen Fans innig geliebten König der australischen Coun-trymusik mit dem Horst-Schlämmer-Überbiss, die witzige Stimme der Outback-Strolche. Mit 78 tourt Chad noch heftig in Turnhallen und Kneipen, singt ungestüm, direkt, im breiten Aussie-Slang. Beispiel gefällig? „Sheilas, Drongos, Dills and Geezers“ heißt eine seiner CDs, was jeder echte Australier für unübersetzbar hält. Zu Recht. Ohne den kulturellen Kontext klingt „Weiber, Deppen, Trottel, alte Kna-cker“ eher banal.

Der Mann hat wirklichen Humor, und wenn er gnadenlos über alles und jeden herzieht, nimmt er am allerwenigsten sich selbst ernst. Chad Morgan textet derb. In „The Fatal Wedding“ stirbt bei einer Hochzeit die Braut vor dem Altar, die Kirche fackelt ab, das ganze Dorf versinkt im Hochwasser, „and there was no one left at all.“ Das ist unfein und völ-lig inkorrekt, und es ist echt. Wenn Chad Morgan gegen die großen australischen Country-Labels läs-tert, fragt man sich unvermittelt, wer hier grotesk ist. Er, oder vielmehr die Musik-Massenware, die

nach amerikanischem Vorbild mit Aussie-Klischees und Heile-Welt-Stories große Kasse macht.

Die besten Filme sind die, die immer spannen-der werden, je genauer man hinsieht. I’m Not Dead Yet ist so ein Werk. Schnell legt sich das anfängli-che Vorurteil „greiser Clown schneidet Grimassen zu schauriger Musik“. „Der Borat der australischen Countrymusik“ nennt ihn der moderierende Indie-Rocker Tex Perkins. So ist Chad Morgan. Skurril, un-verbogen und sehr lebendig.

Und schließlich, hinter dem Biopic und Tour-neefilm, entdecken wir Europäer, mit der Gabe des fremden Blicks, eine weitere Ebene. Es sind die Orte seiner Auftritte, schlichteste Hallen und Kaschem-men in entlegenen Städtchen. Es ist vor allem aber sein völlig offenherzig und intensiv reagierendes Publikum, das uns eine australische Wirklichkeit enthüllt, zu der normalerweise kein Fremder Zu-gang hat. Weit jenseits der Touristikprogramme stellt sich das einfache (das typische?) Australien ungeschminkt, rau und sympathisch einladend dar. Top notch film! Give it a burl!

ULRICH VON VARNBÜLER

DISCOVERING AUSTRALIA #4 >>

Tasmanien, die größte Insel des sogenannten "australischen Bundes", wird von einer faszinie-renden Naturlandschaft, reich an Fauna, Flora und Rohstoffen, dominiert. Diese Natur hat je-doch gelitten. Denn Tasmanien ist eine der Re-gionen der Welt, in der die Natur am heftigsten durch Ressourcenausbeutung in Mitleidenschaft gezogen wurde. Traurige Berühmtheit erreichte dabei der Tasmanische Tiger, dessen Population durch Ausrottung binnen eines Jahrzehnts um 98% schrumpfte. Seit dem Tod des letzten be-kannten Exemplars 1936 in einem Zoo gilt der Tasmanische Tiger als ausgestorben.

In The Hunter erfährt ein namentlich unbe-kannter Großkonzern von wiederholten Sichtun-gen des tasmanischen Tigers. Sie schicken den Söldner Martin David nach Tasmanien, um den Tiger ausfindig zu machen und sein Gen-Material sicherzustellen. In der tasmanischen Wildnis legt Martin sich auf die Lauer. Jeder Fehltritt, jede Unachtsamkeit hätte einen einsamen, schmerz-haften Tod zur Folge. Und bald findet Martin Zei-chen, dass er womöglich doch nicht so allein da draußen ist, wie er denkt...

VIel mehr sei an dieser Stelle über die Hand-lung nicht verraten, ohne den Filmgenuss zu verderben. The Hunter erzählt Martins Geschich-te mit nur wenigen Worten, dafür in grandiosen Bildern, die nur noch durch die überragenden darstellerischen Leistungen von William Dafoe getoppt werden können. Auch die Nebenrollen sind mit Sam Neill und Frances O'Connor hoch-karätig besetzt. Somit wird die Jagd nach dem Tiger zu einem schwierigen, aber intensiven Filmgenuss.

The Hunter wurde nicht umsonst mit sage und schreibe 14 Nominierungen für den Aust-ralian Academy of Cinema and Television Arts Award bedacht. Wir freuen uns, The Hunter zum Abschluss unseres Schwerpunktes Discovering Australia zum deutschen Bundesstart zu zeigen.

MARVIN WIECHERT

THE HUNTERSPIELTERMINE: 24.05.-04.06.AUSTRALISCH MIT DEUTSCHEN UNTERTITELNAUS 2011; 100 MIN; REGIE: DANIEL NETTHEIM; MIT WILLEM DAFOE, SAM NEILL, CALLAN MULVEY U.A.; FSK 12

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Es war einmal... So beginnen die Märchen dieser Welt. Doch die Geschichte über ein kleines Dorf im Süden Chinas könnte eigentlich auch so enden. Denn weit ab von jeglichem sozialen, kulturellen oder technischen Fortschritt passiert hier schon seit langem nichts mehr.

Kwok Yun ist Ende Dreißig und unverheiratet. Obwohl sie sich den Traditionen beugt, hat sie eine Affäre mit dem verheirateten Dorflehrer. Aber selbst die kann die Leere in ihrem Leben nicht fül-len. Eines Tages steht sie in einem Reisfeld und hört ein eigenartiges Geräusch. Als sie zum Him-mel blickt, glaubt sie, ein großes silbernes Ding zu sehen und spürt, wie sie von einer gewaltigen Kraft ergriffen wird. Sie verliert das Bewusstsein. Als sie wieder erwacht, liegt ein Fremder neben ihr, sonnengebräunt und am Bein verletzt. Er ist amerikanischer Geschäftsmann und der erste „Westler“, dem Kwok Yun in ihrem Leben begeg-net. Sie nimmt ihn mit zu sich und versorgt seine Wunden. Doch plötzlich ist er verschwunden. Als Kwok Yun der Dorfvorsteherin von dem Vorfall berichtet, leitet diese die Information ordnungsge-

mäß an die höheren Stellen weiter und löst damit eine Kettenreaktion aus.

Während Regierungsbeamte im Dorf eintref-fen und die Bewohner über die angebliche UFO-Landung verhören, erkennt Chief Chang die große Chance für ihr Dorf. Unter ihrer Leitung und mit Unterstützung des Neu-Millionärs Bill Huang wei-chen Karpfenteiche und Reisfelder neuen Park-plätzen und Touristenattraktionen rund um die „UFO-Site“, werden das Dorf und seine Bewohner gewaltsam ins 21. Jahrhundert gezerrt. Auch Kwok Yun gerät in den Strudel eines instrumentalisie-renden Systems, das im Namen des Fortschritts kein Raum für individuelle Träume zulässt. Die Zukunft des Dorfes ist bereits „staatlich beschlos-sen“ - die von Kwok Yun jedoch bleibt offen.

Mit viel Witz und großem Scharfsinn beschreibt sie, wie der unbedingte Wille zum Fortschritt im heutigen China nicht nur unkontrollierbare Di-mensionen und absurde Formen annehmen kann, sondern letztlich auch dazu führt, dass sich die Menschen dabei von ihrer Kultur und Tradition entfremden.

PANDORA FILMVERLEIH

UFO IN HER EYESSPIELTERMINE: 11.05.-21.05. >> MANDARIN MIT DEUTSCHEN UNTERTITELNDEU / CHN 2012; 110 MIN; BUCH & REGIE: XIAOLU GUO; MIT SHI KE, UDO KIER, MANDY ZHANG U.A.

12 << AKTUELLER FILM

DER DIPLOMATDI 15.05. 20:00 MIT BESUCH DER REGISSEURIN >> DOKU; D 1995, 82 MIN; BUCH & REGIE: ANTJE STAROST; HANS-HELMUT GROTJAHN; MANTFRED FLÜGG; MIT: STÉPHANE HESSEL U.A.; FSK 0

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„Empört Euch!“ ist der deutsche Titel einer gera-de mal 14-seitigen Schrift von Stephane Hessel, die sich gleich nach ihrem Erscheinen im Oktober 2010 millionenfach verkauft hat. Gerne und oft wird Stéphane Hessel zitiert, schließlich sei das „das Schlimmste, das man sich und der Welt an-tun“ könne die Gleichgültigkeit gegenüber den politischen Verhältnissen. Das Buch fordert auf zu einer engagierten Lebenshaltung, zur gewaltlosen Revolte und zivilem Ungehorsam.

Stéphane Hessel wird anlässlich des 9. Kons-tanzer Europakolloquiums (11. -13. Mai im Konzil) als Gast und Referent anwesend sein. Das Thema in diesem Jahr ist die sogenannte Finalitätsdebat-te. Steuert die Europäische Union in Richtung eines europäischen Bundesstaates oder ist die Euro-Krise Ausdruck des Scheiterns des Europäischen Pro-jekts? Man darf gespannt sein, was der Diplomat, Menschenrechtsanwalt, Lebenskünstler und Lyriker dazu zu sagen hat. Wer sich dann ein genaueres Bild von dem inzwischen 94-jährigen Weltbürger ma-chen möchte, kann sich dann im Zebra Kino ganz zeitnah einen wunderbaren Film über Hessels eben-so bewegtes wie faszinierendes Leben anschauen.

Hessel wurde 1917 in Berlin geboren. Mitte der 20er wanderte er zusammen mit seiner Mutter nach Paris aus, wo er 1939 Jean Paul Sartre ken-nenlernte. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte er an der Seite von de Gaulle im französischen Widerstand. Seiner Gefangennahme durch die Gestapo folgte das Todesurteil und die Deportation nach Buchen-wald. Er überlebte und wurde 1946 Büroleiter des Vize-UN-Generalsekretärs Henri Laugier und 1948 Sekretär der neu geschaffenen UN-Menschen-rechtskommission, die mit der Erarbeitung der Charta der Menschenrechte der Vereinten Nationen beauftragt wurde. Anschließend trieb er die Entko-lonialisierung voran und vermittelte in internatio-nalen Konflikten.

Antje Starosts Film ist ein historisches Mosaik und ein biografisches Essay über den Diplomaten, Ambassadeur de France und, nicht zuletzt, das Kind von Truffauts Klassiker Jules und Jim. Tragisch und komisch, aktuell und zeitlos, melancholisch und sehr optimistisch.

Wir freuen uns sehr, dass wir die Regisseurin am 15. Mai bei uns im Kino begrüßen dürfen.

HEINZ BAUMGARTNER

SONDERVERANSTALTUNG >>

Ein altes Stereotyp besagt, die Finnen seien ein ziemlich wortkarges Völkchen. Vielleicht weil im Land der Elche und "tausend Seen" eher die Frau-en das Sagen haben. So zumindest lehrt uns ein weiteres Klischee. In allem Unsinn steckt aber, wie man weiß, immer ein wahrer Kern, wie kümmer-lich der auch sein mag und so besitzt die finnische Mentalität tatsächlich keinen allzu starken Hang zur Redseligkeit. Wortkarg, weil negativ besetzt, ist jedoch das falsche Adjektiv, um die komple-xe Kommunikationskultur der Finnen mit einem Schlagwort zu versehen. Schweigen hat hier näm-lich ein ganz anderes Gewicht, ist mehr Gold als Silber und eine bedeutsame Methode, sich nonver-bal mitzuteilen. In dieser Hinsicht ist die finnische Mentalität der japanischen näher als der unseren.

Mag man "Helden des Polarkreises" glauben, gilt Gleiches wohl auch für die Wertschätzung des Suizids. Da knöpft sich "der Finne" ganz schnell mal an einem Baum auf, weil die Nationalmann-schaft im Eishockey mal wieder gegen Busenfeind Schweden auf die Mütze bekommen hat. Ansons-

ten aber bricht Regisseur Dome Karukoski eher mit den typisch finnischen Klischees: im Gegen-satz zur schwerfällig-melancholischen Filmkunst von Nationalwahrzeichen Aki Kaurismäki gibt sich sein Film gesprächig, quietschbunt und rasant. Aber wen wundert es, ist "Helden des Polarkreises" doch als klassische Roadtrip-Komödie um den lie-benswerten Versager Janne konzipiert. Zusammen mit seinen beiden wunderbar eindimensionalen sidekick-buddys, dem etwas trotteligen Räihännen und dem zynischen Kapu, bricht er mitten in der Nacht zu einer halsbrecherischen Odyssee durch Lappland auf. Auf erfrischende Weise verbindet der Film dabei die konventionellen Versatzstücke des Genres mit ganz eigenem, lakonischem Witz und einem fast komplett folkloristischen Soundtrack.

Auslöser der Irrfahrt ist übrigens Jannes Freun-din Inari. Die hat vom Slacker-Dasein ihres Freun-des eines Abends nämlich endgültig die Nase voll und stellt ihm ein Ultimatum: Entweder er besorgt bis zum Morgen einen Digital-Receiver oder sie verlässt ihn. Wobei wir wieder bei den emanzipier-ten Frauen Finnlands wären ...

SASCHA OSWALD

HELDEN DES POLARKREISESSPIELTERMINE: 18.05.-21.05. >> FINNISCH MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN(AKA NAPAPIIRIN SANKARIT) FIN 2010; 113 MIN.; REGIE: DOME KARUKOSKI; MIT: JUSSI VATANEN, JASPER PÄÄKKÖNEN U.A.; FSK: AB 12

14 << WELTENBUMMLER

DIE STÄMME VON KÖLNDI 22.05. 20:00 >> DOKU; D 1995, 82 MIN; BUCH & REGIE: ANTJE STAROST; HANS-HELMUT GROTJAHN; MANTFRED FLÜGG; MIT: STÉPHANE HESSEL U.A.; FSK 0

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Der Kölner Karneval gehört zu den bekanntesten Volksfesten und ist von Köln so wenig wegzudenken wie das Kölsch. In der Dokumentation Die Stämme von Köln geht es jedoch nicht nur um Rheinischen Karneval, sondern um ein komplexes Durch- und Miteinander von historischen Wiederaufführungen, privatem Interesse, transkultureller Auseinander-setzung, sozialer Rituale und Schamanismus.

Ursprünglich im Jahre 1958 nur als Idee für Kostüm gedacht – Inspirationsquelle war der Spiel-film Attila, der Hunnenkönig – wurde aus der Fas-zination für die Hunnen eine Gemeinschaft in der heute etwa 80 Vereine aktiv sind. Innerhalb der Stämme hat sich ein fassettenreiches Rollenspiel entwickelt, das nicht bloße Freizeit und Unterhal-tung ist, sondern in die Leben der Mitglieder Einzug gehalten hat.

Denn nicht nur im Theater und Film geht es darum eine Rolle zu Spielen, das ganze Leben – so der US-amerikanische Soziologe Erving Goffman – speist sich daraus. So wird aus toter Geschichte – 451 belagerte Attila, der berühmte und berüchtigte Hunnenkönig, Köln – lebendige Gegenwart.

Um so beeindruckender, dass es Anja Dreschke gelungen ist, die Einzigartigkeit dieser Nische ein-zufangen und die unterschiedlichen Sichtweisen und daraus resultierenden Unsicherheiten zu doku-mentieren.

Handelt es sich nun bei all dem um eine neue Form von Spiritismus oder doch nur Karneval mit historischen Kostümen? Wo fängt das Fremde an und wo hört das Eigene auf? Und wie viel Authen-tizität kann am Ende übrig bleiben? Diese Fragen beschäftigen nicht nur die Mitglieder der Stämme selbst, sondern bleiben auch den Zuschauer am Ende im Kopf. Denn wenn die Wirkmächtigkeit des Rollenspieles vom sozialen Umfeld bestimmt wird und die Ehen, die der Schamane schließt, feste Bünde sind, dann ist der Schamane aus Köln ein Schamane, wie sein Vorbild aus der Mongolei. Und manche Grenzen lösen sich langsam auf.

Die Stämme von Köln läuft einmalig am Dienstag den 22.05 in Kooperation mit der Uni Konstanz und mit Anwesenheit der Regisseurin und Ethno-login Anja Dreschke.

TIM GLASER

SONDERVERANSTALTUNG IN KOOPERATION MIT DER UNIVERSITÄT KONSTANZ >>

Das italienische Pendant zum Edgar-Wallace-Film heißt Giallo, ein in den 60ern geborenes Subgenre des Krimis. Die (film-)weltbewegende Frage darin lautet nicht, wie man es erwarten dürfte, „Whod-unit?“ – Viel genussvoller und schauerlicher wird stattdessen das „Wie?“ der jeweiligen Morde zele-briert. Raffinierte Storylines? Sind nicht so wichtig wie die stilvolle Kamera, spektakuläre Musik und visuell reizvoll bis eigenartige Ausstattung.

Amer zollt dem Giallo in vielerlei Hinsicht Tribut, ist Zitat und liebevolle Hommage zugleich, darü-ber hinaus aber vor allem eines: Ein waschechter Kunstfilm, eine sinnliche Splitterbombe, in dem sich eine erlesene Riege aus Fetischen – Haut und Haar, Lack und Leder, ein Blick, ein Hauch, Wasser und natürlich: Blut – die Klinke oder wahlweise die Messerklinge in die Hand geben.Im Zentrum des Plots steht dreimal Ana: Die erste Episode zeigt ein kleines Mädchen, das im feuda-len Landhaus der Eltern ein skurriles Sommer-Horrormärchen erlebt: Der frische Leichnam des Großvaters, der zu zwinkern scheint, ein Schatten im Türspalt, die Eltern in flagranti, eine schwarz

vermummte Geistergestalt, die durch verwinkelte Flure jagt, eh voîlà le Kindheitstrauma. Im Mittel-teil erleben wir Ana als junge Heranwachsende, deren Sexualität beim Flanieren in einer südfran-zösischen Provinzstadt erwacht. Der Raum zwi-schen Mädchenschenkeln und Kleidersaum weitet sich, Lippen werden geschürzt, Haarsträhnen ge-leckt, Schweiß rinnt von Schläfen, und schließlich: der strafende mütterliche Blick, die Ohrfeige. Im Schlussteil kehrt Ana als junge Frau in das mitt-lerweile verlassene Landhaus, die Wiege ihrer schlimmsten Träume, zurück und findet die Geis-ter der Vergangenheit lebendiger und realer, als ihr lieb ist. Eine Mondnacht, flatternder Atem, ein Messer, ein Mord.

Amer, der erste Langzeitspielfilm des kurzfilmer-probten Regieduos Cattet/Forzani, ist eine satte Orgie von Sinneseindrücken, deren Erotik oder Horror mit Super-Close-Ups und selektiven Sounds derart dicht und intensiv eingefangen wird, dass nicht nur auf der Kinoleinwand der Schweiß trop-fen dürfte.

MARIE THERESE GREY

AMERSPIELTERMINE: 24.-28.05. >> FRANZÖSISCH MIT DEUTSCHEN UNTERTITELNBE/F 2009; 90 MIN; REGIE UND BUCH: HÉLÈNE CATTET UND BRUNO FORZANI; MIT: CASSANDRA FORÊT, HARRY CLEVEN U.A.; FSK: AB 16

16 << AKTUELLER FILM

Druckerei Otto

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ZEBRA OPEN AIR KINO

KONSTANZ12.06.-20.08.2012

13 FILME5 SPIELORTE

MEHR INFO UNTERWWW.ZEBRAUNTERSTERNEN.DE

Nach langer Krankheit verstarb am 10. März dieses Jahres einer der einflussreichsten und visionärs-ten Comic-Zeichner unserer Zeit, der Erfinder des ‚Erwachsenen-Comics’. Unter den verschiedenen Namen Jean Giraud, Moebius und Gir kreierte er nicht nur populäre Comic-Reihen, sondern war auch verantwortlich für zahlreiche Filmdesigns von Alien bis Das fünfte Element. Die Doku von Hasko Baumann gibt Einblick in ein (oder eigentlich zwei) außerge-wöhnliche Leben, darüber hinaus in ein enorm krea-tives Künstler-Netzwerk.

Noch unter dem Namen Jean Giraud oder Gir begann er mit dem Texter Jean-Martin Charliers an einer Western-Comic-Reihe, die später unter dem Titel Leutnant Blueberry fortgeführt wurde und zwei Spin-offs erhielt. Die noch realistisch gezeich-neten Comics wurden 2004 von Jan Kounen (hallu-zinogen) verfilmt. Unter der Signatur Moebius (nach dem deutschen Mathematiker und dessen Band, bei dem Vorder- und Rückseite ineinander überge-hen) sind dann bahnbrechende Fantastische- und Science Fiction-Comics entstanden: Der Incal, John Difool für Métal Hurlant (Schwermetall) oder Die Sternwanderer nach seinem Storyboard für Dune,

das eigentlich Alejandro Jodorowsky verfilmen soll-te, das dann später David Lynch realisierte. Mit dem metaphysischen Ruck in die Denk- und Zeichenwel-ten der Science Fiction wuchs Moebius Neigung zum experimentellen Erzählen und damit so etwas wie die ‚Spaltung’ seiner Persönlichkeit.

In Moebius Redux - Ein Leben in Bildern erzählt der Ausnahmekünstler Jean Giraud die Geschichte sei-nes Lebens und seiner Arbeit, unterstützt von Künst-lern, die ihn begleiteten und wieder verließen. Wie konnte dieser Mann all diese fremdartigen, fantas-tischen Welten erfinden, mit einigen der ungewöhn-lichsten Künstler zusammenarbeiten und sogar so weit gehen, sich auf einer Südseeinsel auf die Abho-lung durch Außerirdische vorzubereiten?

Hasko Baumann lässt sich inspirieren von der faszinierenden, grenzenlosen Bildsprache des Künstlers. Comic-Kreationen erwachen zum Leben und die Aufnahmen von Paris, Los Angeles oder der mexikanischen Wüste schlagen eine visuelle Brücke zwischen Girauds Leben und seinen Bilderwelten. Das alles wird begleitet vom elektronischen Sound-track der Kraftwerk-Legende Karl Bartos.

HEINZ BAUMGARTNER

MOEBIUS REDUXSPIELTERMINE: 31.05.-04.06. >> IN KOOPERATION MIT DEM KUNSTHALLE VEREIN NEUWERKF/D 2007, 68 MIN.; R: HASKO BAUMANN; MIT JEAN GIRAUD, ALEJANDRO JODOROWSKY, H.R. GIGER U.A.; MUSIK: KARL BARTOS; FSK: O. A.

18 << IN KOOPERATION MIT DEM KUNSTHALLE VEREIN NEUWERK E.G.

UNTEN MITTE KINNSPIELTERMINE 07.-11.06. >> D 2011, 90 MIN; REGIE & BUCH: NICOLAS WACKERBARTH; MIT: KATHLEEN MORGENGEYER, ANNE MÜLLER, FRITZ SCHEDIWY U.A.; FSK: O. A.

1919

Für eine Gruppe von acht Schauspielern steht das Abschlussvorsprechen an. Wir befinden uns an einer Kunsthochschule in der Provinz. Das Ab-schluss-Stück ist Maxim Gorkis Nachtasyl (1901). Alle wissen, von der Abschlussinszenierung hängt alles ab, die Bandagen werden härter, die Nerven-kostüme poröser. Doch nicht nur die Karrieren der Schauspielschüler stehen auf dem Spiel, sondern auch die Existenz des Fachbereichs. Der Bereich soll evaluiert werden und die "externen Kennzahlen", so die zuständige Unternehmensberaterin, seien sehr schlecht. Zur Vorführung von Nachtasyl werden daher nicht nur Intendanten eingeladen, die junge Schauspieler suchen, sondern auch eine Experten-kommission. Sie wird die Qualität der Ausbildung abschließend beurteilen und über die Zukunft der Abteilung entscheiden.

Doch genau jetzt ist der Leiter der Schauspiel-abteilung Borchert verschwunden. Über seinen Verbleib gibt es nur wilde Spekulationen und die Schüler befürchten, dass sie ohne Anleitung ihres erfahrenen Lehrers scheitern. Zunächst denkt jeder nur daran, sich selbst zu helfen. Katharina verfasst Protestmails an den Rektor, Nele bringt die geal-

terte Diva Corinna Trampe dazu, sie persönlich zu betreuen. Als die Gruppe davon erfährt, wird die Schauspiel-Diva zur Regisseurin des Stücks er-nannt. Kurz darauf taucht jedoch Borchert mit eige-nen Vorstellungen zur Abschlussinszenierung auf.

Als die Schüler erfahren, dass es bei ihrem Vor-sprechen um mehr geht als um ihre persönliche Zukunft und die verworrene Situation eigentlich nur ins Desaster führen kann, entbrennt ein Kampf der Eitelkeiten und der Kampf einer Generation von jungen Schauspielern gegen das Kunstbeamten-tum. Dem Regisseur gelingt in seinem Abschluss-film ein Stück unmittelbares Kino, beklemmend und humorvoll, insistierend - und mit Mitteln der Schauspielkunst: Der Film ist zur Gänze improvi-siert. „Ohne Kenntnis der Filmerzählung haben sich die Schauspieler auf offenes Feld hinausgewagt in der Absicht, sich selbst zu überraschen und den eigenen Kontrollverlust anzustreben.“ (Nicolas Wa-ckerbarth)

Wir spielen diesen Film in unserer Reihe Jun-ger Deutschsprachiger Film in Kooperation mit dem Weitwinkel Kino Singen.

HEINZ BAUMGARTNER

JUNGER DEUTSCHER FILM #59 >>

einfach Brot

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Mo-Fr. 9-19 Uhr · Sa. 9-18 Uhrwww.reginbrot.de