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Zehn Jahre Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Eine kritische Bestandsaufnahme by R. Molitor Review by: Werner Neubauer FinanzArchiv / Public Finance Analysis, New Series, Bd. 33, H. 3 (1975), pp. 559-561 Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KG Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40911168 . Accessed: 17/06/2014 13:55 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Mohr Siebeck GmbH & Co. KG is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to FinanzArchiv / Public Finance Analysis. http://www.jstor.org This content downloaded from 195.78.108.163 on Tue, 17 Jun 2014 13:55:07 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Zehn Jahre Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Eine kritische Bestandsaufnahmeby R. Molitor

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Zehn Jahre Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.Eine kritische Bestandsaufnahme by R. MolitorReview by: Werner NeubauerFinanzArchiv / Public Finance Analysis, New Series, Bd. 33, H. 3 (1975), pp. 559-561Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KGStable URL: http://www.jstor.org/stable/40911168 .

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gedient ist. Wir glauben, daß „... sich Methodenfragen ... generell fruchtbarer in Verbindung mit konkreten Problemstellungen erörtern lassen", um eine leicht abge- wandelte Aussage des Verfassers zu zitieren (S. 97).

Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß auch die 10. Auflage der „Allge- meinen Volkswirtschaftslehre", soweit es den vorliegenden ersten Band betrifft, in dem bekannten und bewährten Stil früherer Auflagen einen knappen, klaren Über- blick über die ökonomischen Zusammenhänge gibt.

J. Heubes

R. Molitor (Hrsg.): Zehn Jahre Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Eine kritische Bestandsaufnahme. Athenäum Verlag. Frankfurt 1973. 246 Seiten.

Wenn zwölf Wirtschaftswissenschaftler, von denen keiner dem Sachverständi- genrat selbst angehört oder angehört hat, zu einem Aufsatzband dieses Titels bei- tragen und dieser Band, so die Herausgeber in im Vorwort, ,, nicht Jubiläumsschrift, sondern kritische Bestandsaufnahme ist", dann beginnt der Leser die Lektüre mit einiger Spannung. Fünf Vertreter einer so ganz und gar nicht monolithischen Wis- senschaft zu einem Sachverständigenrat mit gewichtigem Auftrag zu verbinden, das gibt Anlaß zur Frage nach der Repräsentanz, nach dem Urteil der anderen. Die Frage wiegt umso schwerer, als dieser Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ohne Zweifel eine Macht im Lande ist. Seine Gutachten verfehlen nicht eine starke Wirkung auf die Regierung, das Parlament und die Öffentlichkeit. Das Gesetz garantiert seine unabhängige Tätigkeit. Er ist ein Ort der Bewährung und Selbstprüfung der Wirtschaftswissenschaft. Arbeitet er in einem zumindest prinzipiellen Konsens mit der Mehrheit der Wirtschaftswissen- schaftler, oder besteht über seine Gutachten so sehr Dissens, daß bei wirtschafts- politischen Entscheidungen auf die Hilfe ,,der Wirtschaftswissenschaft" nicht ge- rechnet werden kann?

Der Band ist geschickt in drei Teile gegliedert. Im ersten geht es um die Stel- lung des Rates im Zusammen- oder Widerspiel von Wissenschaft und Politik, um seinen gesetzlichen Auftrag und dessen Interpretation. Im zentralen zweiten Teil erfolgt eine immanent-wirtschaftswissenschaftliche Kritik der Analysen und Pro- jektionen des Rates. Der dritte Teil ist „Wissenschaft und Öffentlichkeit" überschrie- ben: Darin wird untersucht, inwieweit es dem Rat gelingt, sich den Adressaten der Gutachten verständlich zu machen.

Die Beiträge des ersten Teils in Stich Worten: Lothar F.Neumann (Im Sinne der „normalen Wissenschaft" - Die techno-

kratische Perspektive des Sachverständigenrates) versucht, die Methoden des Sach- verständigenrates zwischen „empirisch-analytischen", „normativ-analytischen" und „technokratisch verkürzten Sozial technologien" zu orten und kommt zu einer wohlwollenden Schlußbilanz, die sich in seinen Augen der Rat allerdings mehr durch pragmatisches Lavieren als durch eine befriedigende Grundkonzeption verdient.

Franz Holzheu und Harald Mattfeldt (Spiegelbild von Widersprüchen - Hat der Sachverständigenrat im Hinblick auf eine kritische Zieldiskussion versagt?) gelangen - am Beispiel der konzertierten Aktion, ihres ordnungspolitischen Hinter- grundes und ihrer Implikationen - zu dem Schluß, der Sach verständigenrat sei durch seinen gesetzlichen Auftrag einer Zieldiskussion nicht enthoben, er habe sie fragmentarisch - explizit oder implizit - geführt und dabei - betrachtet wird die Zeit bis 1970 - versagt. Allerdings legen die Verfasser einen rigoros idealistischen Maßstab an und verschließen die Augen vor der vielleicht betrüblichen, aber doch unleugbaren Tatsache, daß auch die beste und fairste Wirtschaftspolitik sich selbst

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zum Scheitern verurteilt, wenn sie alle ihre Gründe, Implikationen und Alternativen öffentlich ausspricht.

In dem aus Distanz abgefaßten Beitrag von Gérard Gäfgen (Vom Dilemma des Gesetzesauftrages - Das Konzept der Alternativstrategien) wird etwas zum Thema, was auch in den vorausgehenden Aufsätzen immer wieder zur Sprache kommt : die Schwierigkeit, eine Kritik am Sachverständigenrat zu trennen von der Kritik am Gesetz, mit dem er eingesetzt wurde. Das Gebot der „Alternativstrategien" und das Verbot direkter Empfehlungen erweist sich als nicht nur nachteilig: Der Rat wird so weniger zur Vortäuschung von Gewißheit gedrängt und muß bei seinen „be- dingten Prognosen" die notwendigen Bedingungen umso eindringlicher heraus- arbeiten.

Die Beiträge des zweiten Teiles:

Horst Seidler (Teilweise Neuorientierung - Die konjunkturtheoretische und -politische Perspektive), aus einem Hause, das in mancher Hinsicht mit dem Sach- verständigenrat konkurriert (DIW), stellt das konjunkturpolitische Modell des Rates und seinen theoretischen und diagnostischen Ausbau dar. Von verhaltener Kritik im Detail abgesehen, akzeptiert er das Analyse- und Prognoseschema der Jahresgutachten.

Karlheinz Kieps (Fragmentarisch und unausgewogen - Die Beurteilung des Inflationsproblems durch den Sachverständigenrat) hält den Sachverständigen temperamentvoll und zitatenreich vor, sie hätten weder eine überzeugende Präzi- sierung der Preisniveaustabilität noch eine schlüssige Analyse der Inflationsursachen und der Beziehungen zwischen Geldwertstabilität einerseits, Vollbeschäftigung und Wachstum andererseits geliefert. Dieser Vorwurf ist leider nicht unbegründet, aber er trifft zugleich alle Nationalökonomen der westlichen Staaten - Karlheinz Kieps eingeschlossen.

Manfred J. M. Neumann (Theoretisch wenig fundiert, empirisch nicht belegt - Die geldtheoretischen Leitvorstellungen), ein der Polemik nicht abgeneigter Ver- treter einer rigorosen Neoquantitätstheorie, attackiert die geld- und kreditpoliti- schen Konzepte der Jahresgutachten bis 1971, konstatiert aber eingangs mit großer Befriedigung eine Neuorientierung der Mehrheit des Sachverständigenrates von „liquiditätstheoretischen Vorstellungen" hin ,,zu einer monetaristischen Position" im Jahresgutachten 1972. Manfred J.M.Neumann dürfte das Jahresgutachten 1974 mit noch viel größerer Befriedigung zur Kenntnis genommen haben.

Egon Böhmen (Von der Entwicklung bestätigt - Die außenwirtschaftlichen Vor- stellungen) zollt dem Rat uneingeschränktes Lob dafür, daß er sich in seiner Mehr- heit frühzeitig von dem seinerzeit noch strengen Gebot fester und unveränderter Wechselkurse dispensiert hat.

Bruno Molitor (Keine glückliche Hand - Der Sachverständigenrat und die Ver- teilungspolitik) unternimmt von allen Autoren dieses Bandes den schwerstwiegenden Angriff auf den Rat: Die „Dominanz des Wachstumszieles" und die Geringachtung des Zieles gleichmäßiger Einkommensverteilung, die er aus den Gutachten heraus- liest, haben in seinen Augen ihren Platz irgendwo zwischen schwerem Versäumnis und Komplott.

Bernhard Gahlen (Ohne Stabilität keine Reformen - Gedanken zur Langzeit- politik) würdigt die in verstreuten Hinweisen enthaltenen Gedanken des Rates zu einer langfristigen Wirtschaftspolitik.

Schließlich die Beiträge des dritten Teiles:

Günther Engelhardt (Vom Expertenmonolog zum gesellschaftlichen Dialog - Funktion und Wirkungsweise des Sachverständigenrats in Politik und Öffentlich- keit) stellt - nach Überlegungen, die dem Fragenkreis des ersten Teils zugehören - in den Beziehungen zwischen Rat und Bundesregierung eine Wandlung von der Konfrontation zur „vorsichtigen Sondierung und antizipierenden Abklärung auf beiden Seiten" fest.

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Fritz Neumark (Die Hauptadressaten nicht immer erreicht - Die Sprache des Sachverständigenrats) attestiert den Gutachtern des Rates hohes wissenschaftliches und sprachliches Niveau, fürchtet aber, sie würden eher von Wirtschaftswissenschaft- lern gelesen und verstanden als vom „durchschnittlichen Minister", von Parlamenta- riern und Presseleuten. Schuld daran seien nicht nur der schiere Umfang, sondern auch zuviel Fachterminologie und eine zu verwickelte Argumentation. Neumark schlägt eine Kürzung und Aufteilung der Jahresgutachten vor: Jene Teile, die aus- führlich Spezialprobleme behandeln, sollten herausgenommen und in Sondergut- achten eigener Art erscheinen, die dann für fachkundige Leser bestimmt wären.

Soweit die Beiträge in Stichworten. Das Resümee: Der Sachverständigenrat findet in diesem Buche unter Wissen-

schaftlern mehr Konsens und weniger Widerspruch als bei der heutigen Verfassung der Nationalökonomie eigentlich zu erwarten. Daß dies nicht an der Auswahl der Autoren liegt - die Herausgeberin hätte sich etwas mehr Rebellion sicher nicht verbeten -, zeigt auch ein Blick auf die übrige Literatur zum Sachverständigenrat. (Eine Bibliographie findet sich im Anhang.) Gewiß gab und gibt es Kontroversen über Teilfragen - in letzter Zeit vor allem über das Konzept des konjunkturneutra- len Haushalts und die Geld- und Kreditpolitik. Aber grundstürzende Kritik gab es kaum. Auch nicht solche an den Methoden: Dabei haben doch die Jahresgutachten mit dem Inhalt von Lehrbüchern über Wirtschaftstheorie wenig gemein; und bei seinen unermüdlichen empirischen Arbeiten nimmt der Rat von der hochgezüchte- ten Apparatur der Ökonometrie keine Notiz.

Liegt es daran, daß die wechselnden und ja gewiß nicht gleichgesinnten Mit- glieder des Rates sich einem Denkschema anbequemen, über das grundsätzlicher Konsens schon vorgefunden wird? Oder daran, daß eine große Zahl vielleicht höchst kritisch eingestellter Fachkollegen sich zu dem steinigen Feld praktischer Wirt- schaftspolitik nicht hingezogen fühlen? Oder daran, daß der Sachverständigenrat schon zu einem Stück „Staat" geworden ist - obendrein einem „nicht politisierten"-, dem wenigstens durch Stillschweigen Respekt erwiesen wird?

Werner Neubauer

Joachim Jens Hesse: Stadtentwicklungsplanung: Zielfindungsprozesse und Ziel Vorstellungen. Schriftenreihe des Vereins für Kommunal Wissen- schaften e.V. Berlin, Bd. 38. Verlag W. Kohlhammer. Stuttgart-Berlin- Köln-Mainz 1972. 158 Seiten. Hesses Untersuchung über die Zielfindungsprozesse in der Stadtentwicklungs-

planung ist in einer Zeit entstanden, in der, wie etwa unter dem Hilferuf „Rettet unsere Städte jetzt", die Konzeptionslosigkeit der Städtebauer in das Bewußtsein der Fachöffentlichkeit wie auch der breiten Masse der von den Planungsfehlern und Versäumnissen betroffenen Großstadtbewohner gedrungen war. Die Forderung nach einer rationalen Planung der Stadtentwicklung, die von vielen Kommunen in den letzten Jahren aufgegriffen wurde, setzt jedoch voraus, daß Entwicklungsziele für die zukünftige Strukturentwicklung der Stadt existieren. Diese fast schon banale Feststellung wird jedoch in der kommunalen Praxis nach H esses Ansicht nicht hin- reichend berücksichtigt.

H esses Untersuchung setzt an der so beschriebenen Situation an. Sie geht den Fragen nach, 1. an welchen Leitbildern oder Zielen sich die Planung bis heute ausrichtet, 2. wie in den Kommunen die Prozesse der Zielbestimmung erfolgen und 3. welchen Anforderungen der Zielfindungs- und Entscheidungsprozeß im Bereich

der Stadtentwicklungsplanung genügen sollte.

36 Finanzarchiv N. F. 33 Heft 3

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