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Zeit- und Selbstmanagement Weitere Informationen im Internet unter: www.career-tools.net

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Zeit- und Selbstmanagement

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Erwartungsabfrage zur e-Lektion 1 „Zeit- und Selbstmanagement“

► Diese Erwartungsabfrage soll Ihnen helfen, Ihr Vorwissen zu dem Thema der e-Lektion zu aktivieren. Bitte beantworten Sie die Fragen also, bevor Sie mit dem Lesen der e-Lektion beginnen. Wir empfehlen Ihnen, diese Seite mit der Option „aktuelle Seite“ einzeln auszudrucken, dann können Sie sich schriftlich einige Stichpunkte zu den Fragen machen.

1) Welche Erfahrungen habe ich bereits mit Instrumenten und Techniken des bewussten Zeit- und Selbstmanagements? Welche davon setze ich in meinem Alltag ein?

2) Was erwarte ich von dieser e-Lektion? In welchen Bereichen möchte ich besonders dazulernen?

3) Wozu will ich mein Wissen im Bereich Zeit- und Selbstmanagement erweitern? In welchen Situationen werde ich die Verbesserungen am deutlichsten spüren können?

Viel Spaß und Lernerfolg beim Durcharbeiten der e-Lektion!

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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Zeit- und Selbstmanagement

- Zeit bewusst planen -

1. Das eigene Leben managen............................................................3

1.1. Zeitmanagement bedeutet Lebensmanagement..........................................4

1.2. Balance der vier Lebensbereiche..................................................................5

1.3. Lebensabschnitte im Erwachsenenalter ......................................................9

1.4. SINNvolles Leben: Entwickeln Sie Ihre Vision ...........................................12

2. Wie kann man Zeit verlieren?........................................................14

2.1. Werte ............................................................................................................19

2.2. Glaubenssätze...............................................................................................19

2.3. Die inneren Antreiber ..................................................................................21

2.4. Die verschiedenen Dimensionen der Zeit....................................................22

3. Wie können wir Zeit sparen? .........................................................26

3.1. Entscheidungen treffen ................................................................................27

3.2. Setzen Sie sich S.M.A.R.T.e Ziele ................................................................29

3.3. Richtig priorisieren: das Eisenhowerprinzip...............................................36

3.4. Die richtigen Dinge tun: 80/20-Regel .........................................................38

3.5. In kleinen Schritten zum Erfolg: Das Salami-Prinzip .................................40

3.6. Planend Zeit sparen......................................................................................42

4. Tipps für die Umsetzung................................................................46

4.1. Gut ist besser als perfekt ..............................................................................47

4.2. Entlarven Sie Ihre Zeitdiebe ........................................................................48

4.3. (Freizeit-) Stress ade! Lernen Sie loszulassen .............................................51

4.4. Flow – Handeln in Begeisterung..................................................................53

4.5. Gesunder Egoismus......................................................................................57

4.6. 72-Std.-Regel ................................................................................................60

5. Weiterführende Literatur..............................................................62

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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1. DAS EIGENE LEBEN MANAGEN

Wussten Sie schon…?

…warum es sich lohnt, das eigene Leben aktiv zu managen?

…wie viele verschiedene Rollen Sie eigentlich leben und wann Sie sich

damit überfordert fühlen?

…dass sich Ihr Leben in insgesamt vier Bereiche untergliedern lässt?

… dass das Leben in verschiedenen Phasen verläuft, bei denen sich

jeweils typische Eigenschaften feststellen lassen?

Haben Sie sich eigentlich schon Ihre Lebensvision ausgemalt?

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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1.1. Zeitmanagement bedeutet Lebensmanagement

Tja, wenn... Was würden Sie tun? Wir leben und arbeiten in einer Zeit,

in der sich alles immer schneller dreht und deswegen auch schneller

gehen muss. Zumindest scheint es so. Die folgenden Aussagen spiegeln

einige Gefühle wieder, die in unserer Arbeitsgesellschaft vorkommen –

vielleicht kennen Sie das eine oder andere davon?

„Ich habe immer öfter das Gefühl...

... weniger zu schaffen als früher.“

... dass mir die Zeit durch die Finger rinnt.“

... dass 24 Stunden einfach zuwenig sind.“

... phasenweise die Übersicht zu verlieren. Ich funktioniere

nur noch und kriege dabei manchmal fast keine Luft mehr.“

... mich selbst zu verlieren.“

WENN ich mein Leben noch einmal leben dürfte, würde ich viel mehr Fehler machen. Ich würde entspannen. Ich würde viel verrückter sein in diesem Leben. Ich wüsste nur wenige Dinge, die ich wirklich sehr ernst nehmen würde. Ich würde mehr Risiko eingehen. Ich würde mehr reisen. Ich würde mehr Berge besteigen, mehr Flüsse durchschwimmen und mehr Sonnenuntergänge betrach-ten. Ich würde mehr Eis und weniger Salat essen. Ich hätte mehr echte Probleme und weniger eingebildete. Sehen Sie, ich bin einer dieser Menschen, die immer vorausschauend und ver-nünftig leben, Stunde um Stunde, Tag für Tag. Oh ja, es gab schöne Momente, und wenn ich noch einmal leben dürfte, würde ich bei den ersten Frühlingsstrahlen barfuß gehen und vor Spätherbst nicht da-mit aufhören. Ich würde vieles einfach schwänzen. Ich würde mehr Achterbahn fahren. Ich würde öfter in der Sonne liegen. (Quelle: Harley-Davidson, manager magazin 6/98)

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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In dieser beschleunigten Zeit gibt es für uns die Möglichkeit, uns zu-

rückzulehnen, tief durchzuatmen und unser Leben zu „entschleunigen“.

Das Gute ist nämlich, dass wir es selbst in der Hand haben, wie wir mit

diesem allgegenwärtigen Zeitdruck umgehen. Denn er hat längst nicht

nur die Arbeitswelt erobert, sondern wirkt sich auf unser gesamtes Le-

ben und auf unser Wohlbefinden aus. Und um das wieder herzustellen

und es langfristig zu erhalten, dafür gibt es einige ganz nützliche Werk-

zeuge, die Sie in dieser e-Lektion kennen lernen werden, damit Sie Ihr

Leben aktiv und bewusst steuern, also „managen“ können, um wieder

mehr Zeit für die Dinge zur Verfügung haben, die Sie glücklich machen.

1.2 Balance der vier Lebensbereiche

Jeder von uns lebt sein Leben in verschiedenen Rollen. Wir sind

zugleich Tochter/Sohn, Student/in, Mitarbeiter/in, Kollege/in, viel-

leicht auch schon Mutter/Vater, Freund/Freundin, Mitglied im Sport-

verein und noch viel mehr. Mit allen Rollen sind Normen und auch

Erwartungen verbunden, die sich auf unser Verhalten in der Rolle aus-

wirken. Dabei ist es grundsätzlich gut vereinbar, verschiedene Rollen

auszuleben, doch wenn manche Rollen davon über einen langen Zeit-

raum zuviel Kraft und Aufmerksamkeit von uns verlangen, bleibt oft

das Gefühl, dass etwas zu kurz kommt. Und dieses Gefühl lässt sich be-

gründen: Wir streben nach Ausgleich.

Die verschiedenen Aufgaben, Verpflichtungen und Beiträge, die eine

Rolle beinhaltet, spielen sich auf einem bestimmten Gebiet unseres Le-

bens ab. Wenn sich jemand jahre- oder jahrzehntelang intensiv um sei-

ne Karriere kümmert, braucht er sich nicht wundern, wenn sein Körper

irgendwann streikt und krank wird. Oder es ist über die ganzen Rollen

der Punkt erreicht, an dem wir glauben, nur noch etwas für andere zu

tun. Dann befinden wir uns im Ungleichgewicht.

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Dieses Bestreben, die verschiedenen Rollen der verschiedenen Lebens-

bereiche in Einklang zu bringen, wird häufig auch als Work-Life-

Balance bezeichnet, wobei die Aufteilung zwischen Arbeits- und Pri-

vatleben stattfindet. Hier eine Übersicht, die insgesamt vier Lebensbe-

reiche unterscheidet:

Lebensbereich Sinn:

Es ist wichtig, dass wir uns über unsere Wünsche, Werte und Anforde-

rungen in jeder Lebensphase klar werden. Nur wer seine Werte kennt

und weiß, was für ihn wichtig ist, kann auf dieser Basis die für ihn rich-

tigen Entscheidungen treffen. In diesen Bereich fallen auch Fragen be-

züglich der eigenen Vision, Religion, Liebe und des Glaubens hinein.

Wo will ich hin? Welcher Mensch passt zu mir? Was glaube ich? Es geht

um Selbstverwirklichung.

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Lebensbereich Leistung und Arbeit:

Gerade in den ersten Lebensabschnitten ist das berufliche Thema oft im

Vordergrund. Die Ausbildung ist richtungsweisend, später kommt es

dann oft zu einer Neuorientierung, weil die reale Arbeitswelt ein wenig

anders aussieht, als man sich das während des Studiums vorgestellt hat

oder weil man noch einen neuen Bereich kennen lernen möchte. Jeden-

falls verbringen wir einen Großteil unserer Zeit bei der Arbeit. Der

Stress beginnt schon im Studium: Die Umstellung auf das Bachelor-

und Masterstudium verkürzt die Studienzeit, dazu sollte aus Sicht der

Unternehmen aber bitte noch ein Jahr lang Auslandserfahrung gesam-

melt werden und sonstige Engagements neben dem Studium sind auch

immer gerne gesehen. Da kann ein junger Erwachsener schnell den

Eindruck erhalten, dass Arbeit gar keinen Spaß machen soll. Ist aber

nicht so! Denn grundsätzlich strebt jeder Mensch nach einem erfüllen-

den Job, der gut zu seinen Fähigkeiten passt. Und es geht auch um

Prestige in diesem Lebensbereich: Macht, Anerkennung von Vorgesetz-

ten und Kollegen, ferner auch von den eigenen Eltern und natürlich von

sich selbst. Aber auch Wohlstand, Reichtum, finanzielle Unabhängig-

keit spielen hier eine große Rolle.

Lebensbereich Kontakt:

In diesem Bereich dreht sich alles um unsere sozialen Beziehungen:

Familie, Freunde, ein liebender Partner, Verwandtschaft. Hier ist Ihre

Zeit wirklich gut investiert! Die Pflege Ihrer Beziehungen zu anderen

Menschen ist ein ständiges Geben und Nehmen. Die Kontaktpflege er-

fordert Zeit, emotionales Engagement und Vorleistung.

Bei den richtigen Menschen bekommen Sie ausnahmslose Anerken-

nung und liebevolle Zuwendung. Man kann ganz man selbst sein,

braucht nichts vorspielen. Die meisten haben sicher die Erfahrung ge-

macht, dass Familie und gute Freunde in schweren Zeiten Rückhalt ge-

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ben, aber auch für viel Lebensfreude sorgen, und dass man mit ihnen

eine unbeschwerte Zeit genießen kann. Menschen, die sich aufgrund

von Freunden und Familie glücklich nennen, leben gesünder – das zei-

gen auch Studien. Auf der anderen Seite wurde herausgefunden, dass

Witwer eine geringere Lebenserwartung haben als Verheiratete und

Singles häufiger krank werden. Vielfältige Beziehungen zu den unter-

schiedlichsten Menschen bereichern unser Leben indem wir Teil eines

sozialen Beziehungs-Netzwerks sind.

Lebensbereich Körper:

Hier geht es um Ihre Gesundheit, um körperliche Fitness, Erholung,

Entspannung und Lebenserwartung. Sie können neue Freunde gewin-

nen, eine eigene neue Familie gründen, sich einen neuen Job beschaf-

fen, aber einer bleibt Ihr Leben lang immer derselbe: Ihr Körper! In

diesem fantastischen Organismus aus Billionen von einzelnen Zellen,

die auf ganz wundersame Art und Weise zusammenwirken, werden Sie

den Rest Ihres Lebens verbringen. Daher ist es natürlich hilfreich, ein

positives Verhältnis zum eigenen Körper und zur eigenen Gesundheit

zu entwickeln. Verwöhnen Sie Ihren Körper und kümmern Sie sich um

ihn. Dann wird er Ihnen bis ins hohe Alter treu bleiben und Sie bei der

Umsetzung Ihrer Ziele unterstützen. Sorgen Sie dafür, dass es Ihrem

Körper gut geht und schaffen Sie somit die Grundlagen, dass Sie sich in

Ihrem Körper wohl fühlen können.

Wie Sie sehen können, scheint jeder dieser Lebens-

bereiche wichtig und jeder hat seine Berechtigung. Und

auch wenn ein Lebensbereich über längere Zeit im Vorder-

grund steht, muss das noch nicht zwangsläufig nachteilig

sein. Denn es geht um eine langfristige Balance und um eine

qualitative Ausgewogenheit der Lebensbereiche, damit wir

Zufriedenheit und Glück erreichen können. Kein Grund al-

so, sich Stress zu machen.

Praxis TIPP

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1.3 Lebensabschnitte im Erwachsenenalter

Wir durchlaufen in unserem Leben verschiedene Entwicklungsstufen,

die geprägt sind durch unterschiedliche Bedürfnisse, Anliegen und Auf-

gaben. Das bedeutet, dass wir je nach Lebensphase immer wieder mit

uns selbst „ins Gericht“ gehen müssen, damit eine Neuorientierung

stattfinden kann. Jede Lebensphase stellt uns vor ihre eigenen Schwie-

rigkeiten und Möglichkeiten. Die verschiedenen Phasen werden be-

stimmten Altersgruppen während unserer Zeit als Erwachsene

zugeordnet, aber natürlich handelt es sich hierbei um allgemeine

Durchschnittswerte. Machen Sie sich also keine allzu großen Sorgen,

wenn bei Ihnen z.B. die Midlife-Crisis einfach nicht erscheinen will.

Dann sind Sie eben (glücklicherweise) nicht Durchschnitt.

Ablösung von der Familie (16-22 Jahre)

In dieser Phase stehen wir am Übergang vom familiären Leben zur ei-

genen Autonomie. Auf der einen Seite bietet uns die Familie Sicherheit

und emotionalen Schutz, aber auf der anderen Seite streben wir nach

Unabhängigkeit und Selbstständigkeit. Wenn wir in diesem Abschnitt

unsere Autonomie nicht ausreichend erlangen, wird es uns später

schwerer fallen, uns selbst zu genügen und eigenständig leben zu kön-

nen.

Erste Phase des Erwachsenenlebens (22-29 Jahre)

In diesem Abschnitt richten wir uns stark an den Normen und Bedin-

gungen der uns umgebenden Umwelt aus. Oft verspüren wir die Angst,

dass die Entscheidungen, die wir jetzt im Hinblick auf Berufswahl und

Partnerschaft treffen, endgültig sind und machen sie uns dementspre-

chend schwer.

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Wir wollen uns auf der einen Seite schon eine sichere Zukunft aufbau-

en, aber genauso möchten wir uns noch Alternativen offen halten und

diese auch ausprobieren. Alles in allem ist es dennoch eine positive

Phase der Entwicklung der Eigenständigkeit.

Übergang in die 30er Jahre (29-32 Jahre)

Diese Jahre werden oft von einer ersten Krise im Erwachsenenalter be-

stimmt. Wir fragen uns, was wir eigentlich mit unserem Leben anfan-

gen wollen, nachdem wir schon so viele Möglichkeiten kennen gelernt

haben. Wir suchen nach unserer persönlichen Identität und nach dem

Sinn unseres Lebens. Wir stellen so manches in Frage, was wir uns bis

hierher aufgebaut haben, was Krisen hervorrufen oder erschweren

kann. In diese Phase fallen viele Beziehungskonflikte.

Wurzeln schlagen (32-39 Jahre)

Diese Jahre sind gekennzeichnet durch Stabilität und durch die Umset-

zung der getroffenen Entscheidungen. Wir setzen langfristige Ziele und

streben nach Anerkennung und Erfolg in unserem Tätigkeitsfeld. Auf

der Gegenseite kämpfen wir um die Akzeptanz, eine selbstbewusste und

unabhängige Persönlichkeit zu sein und als solche erkannt zu werden.

Übergang in die Mitte des Lebens (39-43 Jahre)

Wir haben jetzt das Gefühl, dass uns gar nicht mehr so viel Zeit in unse-

rem Leben bleibt, was oft in der allseits bekannten Midlife-Crisis eska-

liert. Es folgt eine Art Bestandsaufnahme im beruflichen wie im

privaten Bereich. Wir werden uns bewusst, was wir soweit erreicht ha-

ben und – noch verhängnisvoller – was alles nicht. Mit dieser Diskre-

panz zwischen dem, was man sein möchte und dem, was man nun ist,

muss man erstmal fertig werden. In dieser Phase findet so manch einer

den Mut, seinem Leben eine ganz neue Wendung zu geben.

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Erneuerung und neue Stabilisierung (43-50 Jahre)

Es folgt ein Abschnitt der Beruhigung. Wir haben unseren eigenen Le-

bensstil gefunden. Wir geben uns keiner Selbsttäuschung mehr hin über

die Zeit, die uns noch bleibt. Der Tod wird als Realität (oft bei den eige-

nen Eltern) erlebt. Jetzt haben wir die Gelegenheit, als Persönlichkeit

wirkliche Unabhängigkeit von unserer Umwelt zu erreichen.

Reife (50-60 Jahre und darüber hinaus)

Dieser Zeitraum gibt uns das Gefühl der Akzeptanz dessen, was wir er-

reicht haben. Wir sind genügsamer und zufriedener. Gesundheit wird

nun ein zentrales Thema. Die verfügbare Zeit wird kürzer und damit

auch oft die Sorge um die Zukunft geringer. Wir machen uns vermehrt

Gedanken über den eigenen Beitrag zu dieser Welt.

Die hier genannten Phasen betreffen nicht das gesamte Leben, sondern

konzentrieren sich auf die Spanne des Erwachsenenalters, in denen wir

wichtige Veränderungen in Bezug auf unsere Identität erleben. Man

spürt die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen gar nicht so genau,

vielmehr betrachtet man rückblickend den Verlauf des eigenen Lebens

und wundert sich dann über die Veränderungen, die stattgefunden ha-

ben. Darüber, dass es typische Phasen im Leben eines jeden Menschen

gibt, lässt sich kaum streiten. Durch diesen periodischen Verlauf, also

die viel zitierten Höhen und Tiefen des Lebens, lässt sich auch so man-

che Zeit erklären, in der einem einfach der Antrieb fehlt, ohne dass es

einen konkreten Grund gibt, den man erkennen könnte. Diese Motive

liegen zumeist tief im Unterbewusstsein verborgen.

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1.4 SINNvolles Leben: Entwickeln Sie Ihre Vision

Alle Dinge werden zweimal geschaffen: zuerst als Idee und dann in der

Realität. Schon die alten Griechen waren der Überzeugung, dass ein

erfolgreiches, erfülltes Leben das Resultat der eigenen Gedankenkraft

ist. Natürlich gibt es auch Dinge, die wir nicht beeinflussen können.

Aber auf unsere Gedanken können wir direkt Einfluss nehmen. Und das

ist eine ganz wichtige Funktion, denn nur so können wir uns Ziele über-

legen und diese dann auch realisieren. Hinter allen Zielen steht ein in-

neres Leitbild, eine übergeordnete Vision. Die brauchen wir, damit wir

wissen, wo es hingeht und wofür wir das alles machen. Jede Tätigkeit in

unserem Leben erhält dadurch einen Sinn, denn sie ist ein Schritt auf

dem Weg zu unserer Vision.

Die gute Eigenschaft der Vision ist im Gegensatz zum einfachen Ziel:

Sie ist langfristig gedacht. Und diese Langfristigkeit steigert die Frustra-

tionstoleranz. Man kann leichter über kleine Misserfolge hinwegsehen,

wenn man den übergeordneten Blick für das große Ziel nicht verliert.

So ein inneres Leitbild hat eine ganz außerordentliche Kraft. Je öfter Sie

daran denken, umso mehr wird es in Ihr Tun einfließen. Wenn Sie diese

Vision vor Augen haben, können Sie Ihr Handeln darauf ausrichten.

Das heißt, Sie können konkrete Maßnahmen überlegen, die Sie Ihrer

Vision ein Stückchen näher bringen. Diese Teilziele sind dann Ihre Mis-

sionen. Und wenn Sie die festgelegt haben, kommt es schließlich zur

Umsetzung, also zur Aktion. Bei der scheitert es ja bekanntlich am häu-

figsten, so dass wir uns auch hier noch anschauen werden, wie wir die

Realisation so gestalten können, dass es uns leichter fällt, unsere Vision

auch wirklich wahr werden zu lassen.

Dazu passt das Tool „Die Vision Ihres Lebens“

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Was Sie nach der Lektüre dieses Kapitels wissen sollten:

Das Modell der verschiedenen Lebensbereiche geht von vier Le-

bensbereichen aus

Der Lebensbereich Sinn umfasst u.a. Fragen und Einstellungen zur

Religion, Liebe, Philosophie und Selbstverwirklichung

Im Bereich Leistung und Arbeit geht es um beruflichen Erfolg,

Karriere, Wohlstand und auch um Anerkennung

In den Lebensbereich Kontakt fallen soziale Beziehungen und die

damit verbundenen Bedürfnisse

Der Lebensbereich Körper befasst sich mit der körperlichen Ge-

sundheit, aber auch mit sportlichem Wettkampf und mentaler Stärke

durch körperliche Entspannung

Ziel dieses Modells ist es, eine qualitative Balance der verschiede-

nen Lebensbereiche anzustreben, um Glück und Zufriedenheit errei-

chen zu können

Ein Erwachsener durchläuft verschiedene Phasen, in denen er vor

Herausforderungen steht, deren Bewältigung sich wiederum auf

seine Persönlichkeit auswirken

Eine Vision ist ein inneres Leitbild, eine Vorstellung davon, wie un-

ser Leben aussehen soll, das uns die Motivation verleiht, einzelne

Ziele auf dem Weg dorthin zu realisieren

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2. Wie kann man Zeit verlieren?

Wussten Sie schon…?

…dass es einige verborgene Gründe gibt, die dazu führen, dass wir un-

sere Zeit verschwenden?

…dass Wertvorstellungen unser Denken und Handeln beeinflussen?

…dass auch Sie bestimmte Glaubenssätze in sich tragen?

…dass Sie einen „inneren Antreiber“ haben, der Ihnen vorgibt, was zu

tun ist?

Was schätzen Sie – haben Sie Ihre „inneren Antreiber“ im Griff?

Glauben Sie, dass man negative Glaubenssätze nur mit der bewussten

Steuerung von Gedanken entkräften kann?

Wann ist Ihre Aufmerksamkeit am höchsten? Wenn Sie sich gedanklich

in der Vergangenheit bewegen, in der Zukunft oder in der Gegenwart?

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In diesem Kapitel wollen wir ergründen, wie es überhaupt dazu kom-

men kann, dass wir Zeit verlieren. Schließlich ist Zeit kein Gegenstand,

den man aus Versehen irgendwo vergisst und dann nicht mehr wieder-

findet. Dennoch werden im Zusammenhang mit Zeit so viele Meta-

phern gebraucht, die das Verlieren oder gar den Raub von Zeit

darstellen. Auch das subjektive Empfinden von Zeit ist unterschiedlich,

denn objektiv betrachtet, hat jeder Mensch gleich viel Zeit, ob er nun in

Asien lebt, in Afrika, in Amerika oder hier in Europa. Und es kommt

auch nicht auf die Tätigkeit an, die er verrichtet. Einzig und allein die

Lebensdauer unterscheidet, wie viel Zeit ein Mensch tatsächlich hatte,

aber bis dahin sind es genau 24 Stunden. Jeden Tag, jede Woche, jeden

Monat, jedes Jahr. Immer dieselben 24 Stunden, und alle vier Jahre

einen Tag mehr, wenn Schaltjahr ist.

Wie kommt es also dazu, dass wir manchmal den Eindruck gewinnen,

weniger Zeit zu haben als sonst? Oder dass die Zeit verrinnt wie im Flu-

ge? Oder dass wir uns unserer Zeit beraubt fühlen? Für die Entstehung

dieses Eindrucks ist eines ganz wesentlich: Das Leugnen der eige-

nen Verantwortung dafür, wie wir mit unserer Zeit umgehen.

Und auch wenn es doch so offensichtlich scheint, dass die Umstände,

der Job, die Aufgaben, der fordernde Chef, die Familie oder die Gesell-

schaft von uns einfach zu viel verlangen, als dass wir es ohne Stress be-

wältigen könnten, so liegt es letztlich doch bis zu einem gewissen Grad

in unserer eigenen Hand, wie wir mit den an uns gerichteten Forderun-

gen umgehen.

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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Beispiel:

Herr Schmidt-Gebauer ist gut in den Tag gestartet. Dass es leicht reg-

net, macht ihm heute gar nichts, denn so freut er sich auf einen ruhigen

und gemütlichen Abend mit seiner Partnerin. Beim Frühstück gab es

eine kleine Meinungsverschiedenheit, aber dank seiner guten Laune

ließ sich dieses Gespräch schnell klären und die beiden haben sich für

heute Abend etwas schönes vorgenommen. Auch auf dem Weg zur Ar-

beit läuft alles prima, der übliche Stau scheint irgendwie kürzer zu sein

oder liegt das vielleicht an der guten Musik im Radio?

Kaum angekommen, wird Herr Schmidt-Gebauer von den Kollegen

freundlich begrüßt und der Kaffee schmeckt wunderbar. Nach einer

Weile kommt der Chef kommt in sein Büro und wünscht, dass er noch

schnell eine ganz wichtige Angelegenheit von hoher Dringlichkeit für

ihn erledigt. Also macht er sich an die Arbeit. Er fuchst sich in die Auf-

gabe rein und merkt, dass es machbar ist und er vielleicht sogar schnel-

ler als gedacht fertig wird und seinen Chef somit positiv überraschen

kann. Schon am frühen Nachmittag hat er die Aufgabe erledigt und

nutzt den Rest der Zeit, um sich wieder seinen eigentlichen Aufgaben zu

widmen, so dass er morgen immer noch gut im Zeitplan ist. Er merkt,

dass seine gute Laune sogar noch ein wenig stärker geworden ist, weil

er diese Herausforderung gut gemeistert hat. Als er nach Hause fährt,

fühlt er sich beschwingt und freut sich auf einen erholsamen und schö-

nen Feierabend mit seiner Partnerin. Ein ganz normaler Arbeitstag –

könnte man meinen.

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Stellen Sie sich jetzt den gleichen Tag mit denselben äußeren Abläufen

vor. Aber statt gute Laune zu haben, ist Herr Schmidt-Gebauer schon

mit dem falschen Bein aufgestanden, und aus der kleinen Meinungsver-

schiedenheit mit seiner Partnerin ist ein handfester Streit geworden,

den sie nicht mehr klären konnten, weil beide zur Arbeit mussten. Die

Diskussion ist also auf heute Abend verschoben. Als Herr Schmidt-

Gebauer auf dem Weg zur Arbeit mal wieder im Stau steht und aus dem

Radio nur viel zu quirlige Songs kommen, stellt er es ab uns seufzt laut.

Dass es an einem Tag wie diesem regnet, ist sowieso klar.

Kaum im Büro angekommen, grüßen ihn die Kollegen übertrieben

freundlich, so dass er sich lieber gleich hinter den Schreibtisch verkrü-

melt, um dort ganz in Ruhe die Zeit bis zum Feierabend abarbeiten zu

können. Als dann noch der Chef reinkommt und ihn zur schnellen Erle-

digung einer ganz wichtigen Aufgabe drängt, ist es um seine Laune end-

gültig geschehen – lustlos macht er sich an die Aufgabe, schaut, wie er

sie erledigen kann und bearbeitet sie mit gerade soviel Energie wie nö-

tig. Die vom Chef genannte Deadline nutzt er aus und reicht das Ergeb-

nis erst kurz vor Feierabend ein. Völlig erschöpft und genervt fährt er

nach Hause, steht wieder im Stau und daheim wartet seine Partnerin,

um den Streit von heute morgen noch auszudiskutieren. Ein Tag, den

Herr Schmidt-Gebauer am liebsten abhaken würde!

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Was wir daraus lernen können:

Auch wenn diese Beispiele vielleicht ein wenig überzeichnet waren und

die Arbeitstage nicht so gegensätzlich verlaufen, können Sie sich sicher-

lich doch in manchen Details wieder erkennen und Sie haben bestimmt

auch gemerkt, wie unterschiedlich einzig und allein das Empfinden ist.

Die nach außen sichtbaren Tätigkeiten sind exakt dieselben, nur die Art,

wie unser Protagonist damit umgeht, ist komplett verschieden.

Herr Schmidt-Gebauer hat im zweiten Beispiel sicherlich den Eindruck,

dass ihm Zeit gestohlen wurde. Ist ja auch offensichtlich, denn er hat

längst nicht alles geschafft, was er sich an diesem Tag vorgenommen

hatte. Doch wir als Außenstehende können im direkten Vergleich er-

kennen, dass es sich keineswegs nur um böswilligen Zeitraub handelt,

sondern dass auch innere Faktoren, die die Persönlichkeit und auch die

Tageslaune von Herrn Schmidt-Gebauer beeinflussen, eine wesentliche

Rolle spielen.

Deswegen geht es in dieser e-Lektion eben nicht nur um Zeitmanage-

ment, sondern auch um Selbstmanagement, also um die Fähigkeit, sich

selbst, seine Einstellungen, Emotionen und Bedürfnisse aktiv wahrzu-

nehmen und zu gestalten. Und dazu müssen wir zunächst einmal wis-

sen, welche Einflüsse es auf der Ebene unserer Persönlichkeit gibt, die

in unser Denken, Fühlen und Handeln mit einfließen und ihren Teil

dazu beitragen, dass wir in manchen Situationen Stress empfinden und

den Eindruck haben, die Zeit würde uns gestohlen.

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2.1 Werte

Werte sind die Grundlage für unser Handeln. Für sie tun wir etwas oder

lassen wir etwas anderes. Moralische Fragen entscheiden wir nach un-

seren Wertvorstellungen. Werte stellen, abstrakt gesprochen, Normali-

sierungen dar, die auf verschiedene Kontexte angewendet werden

können, um Ziele zu bewerten. Werte sind für uns also Kriterien, mit

denen wir das, was wir oder andere tun, bewerten. Kriterien stellen für

uns einen nützlichen Weg dar, um unser Leben mit Hilfe von Verallge-

meinerungen zu organisieren. Wir unterscheiden in positive Kriterien,

nach denen wir streben und negative Kriterien, von denen wir uns in

unserem Handeln distanzieren (towards to & away from). Welche Wer-

te spielen für Sie eine wesentliche Rolle?

Dazu passt das Tool „Persönliche Werte“

2.2 Glaubenssätze

Glaubenssätze beeinflussen unser Handeln in ähnlicher Weise wie un-

sere Wertvorstellungen. Glaubenssätze eignen wir uns durch unser Um-

feld zumeist schon in den frühen Kindheitsjahren an. Oftmals sind

Glaubenssätze (auch Introjekte genannt) auf uns selbst bezogen und wir

unterscheiden auch hier wieder zwischen positiv (z.B. denken wir von

uns selbst „Ich bin ein starker und unabhängiger Mensch.“) und negati-

ven (z.B. „Ich kann gar nichts und alle anderen sind besser als ich.“).

Glaubenssätze bestehen aus dem Gefühl von Sicherheit über eine be-

stimmte Tatsache. Sie entstehen aus einer Serie von Gedanken, Ideen

oder Beobachtungen, die mir erlauben, eine Erwartung von Kontinuität

aufzubauen.

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Übung:

In welchen Situationen sind Sie in Ihrem Alltag unzufrieden? Wie ver-

halten Sie sich da? Aufgrund welcher Ansichten? Listen Sie mindestens

10 zentrale Überzeugungen auf, von denen Sie sich leiten lassen.

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

So verwurzelt unsere Glaubenssätze auch sein mögen: Sie sind nicht

angeboren, sondern erlernt. Und deswegen können wir sie auch wieder

löschen bzw. korrigieren. Und zwar mit positiv umformulierten Sätzen,

die Sie sich jedes Mal sagen, wenn ein negativer Glaubenssatz auf-

taucht. Dann wird aus dem „Ich kann das sowieso nicht.“ ein „Ich kann

das!“, aus dem „Dafür bin ich zu schwach.“ ein „Ich bin stark, mindes-

tens genau so stark wie alle anderen, und deswegen kann ich es schaf-

fen!“ Finden Sie Ihren ganz persönlichen positiven Satz heraus und

sagen Sie ihn sich wenn möglich laut vor, am besten vor dem Spiegel.

Es braucht etwas Zeit, aber Sie werden sehen, dass Sie anfangen, sich

selbst mehr zu glauben als Ihrem negativen Glaubenssatz.

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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2.3 Die inneren Antreiber

Kennen Sie Situationen, in denen Sie in Stress verfallen und denken

„Eigentlich könnte ich das alles auch viel lockerer nehmen...“ In solchen

Situationen sind Ihre inneren Antreiber aktiv. Unsere inneren Antreiber

sind Anforderungen, die wir (oftmals unbewusst) an uns selbst richten

und versuchen, entsprechend zu handeln. Da die Antreiber aber oftmals

gar nicht von uns selbst erzeugt werden, sondern vielmehr von unserem

Umfeld in Form von Erwartungen auf uns einfließen, endet der Ver-

such, diesen Anforderungen gerecht zu werden, in Stress. Diese inneren

Antreiber formen sich zumeist schon in der Kindheit und dementspre-

chend schwierig sind sie wieder aus unserem Handeln auszumerzen.

Ein erster Schritt in diese Richtung ist, dass Sie sich bewusst machen,

welche Antreiber Sie in Ihrem Denken und Handeln beeinflussen.

Innere Antreiber können sein:

1. „be perfect“ (Sei perfekt)

Wenn Sie mehrheitlich diesem Antreiber folgen, versuchen Sie, alles

möglichst 120%ig zu erledigen. Qualitativ hochwertige Arbeit ist Ihr

Markenzeichen, auf der anderen Seite dürfen Sie keine Schwäche

zeigen, weil Sie dann angreifbar werden. Manchmal dauert die Er-

ledigung Ihrer Arbeiten länger, weil so oft kontrolliert wird.

please me

hurry up

be perfect 100 %

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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2. „please me“ (Mach es mir recht)

Ist dies Ihr vorrangiger Antreiber, gehen Sie sehr auf die Menschen,

mit denen Sie zu tun haben, ein. Sie erhoffen sich durch Ihre An-

passungsfähigkeit große Anerkennung und die Sympathien der an-

deren Menschen, aber dadurch wird Ihr Handeln inkonsequent,

weil Sie versuchen, es allen recht zu machen. Aufgaben werden von

Ihnen zu wenig kritisch hinterfragt und das Nein-sagen fällt Ihnen

schwer.

3. „Hurry up“ (Beeil Dich)

Wenn dieser Antreiber bei Ihnen vorherrscht, haben Sie es vermut-

lich sehr schwer, einfach mal abzuschalten und ein bisschen die

Seele baumeln zu lassen. Ständig sind Sie in Bewegung, stehen Sie

unter Strom. Es muss immer irgendetwas los sein, damit Sie be-

schäftigt sind. Sobald Sie einmal Leerlauf haben, werden Sie nervös

und geraten unter Stress.

Vielleicht haben Sie bei dieser Vorstellung erkannt, dass sehr wohl

mehrere Antreiber in einer Person wirksam sein können. Die Frage ist

also, wo der Schwerpunkt liegt, denn dort können wir ansetzen und be-

wusst Strategien überlegen, mit denen wir unsere Antreiber entkräften.

Dazu passt das Tool „Innere Antreiber“

2.4 Die verschiedenen Dimensionen der Zeit

So verschieden wir Menschen sind, so verschieden ist auch unser Emp-

finden und Erleben der Zeit. Bisher war eher die Rede davon, dass die

Zeit nur so vorbeirennt, aber jeder kennt auch Situationen, in denen die

Zeit scheinbar stehen bleibt, wie z.B. in einer langweiligen Vorlesung

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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oder Besprechung oder vor einer Operation, wenn man genau weiß: In

zwei Stunden geht es los. Das sind die verschiedenen Qualitäten der

Zeit.

Die drei Dimensionen der Zeit – Vergangenheit – Gegenwart -

Zukunft

Wir können eine weitere Dimension unterscheiden, in der wir Zeit

wahrnehmen: Hängen wir mit unseren Gedanken in der Vergangenheit,

dreht sich alles um bereits erlebte Situationen. Das ist sehr nützlich,

wenn wir mit einer komplett neuen Aufgabe konfrontiert werden: Wir

suchen nach ähnlichen Problemstrukturen, um daran festlegen zu kön-

nen, wie wir mit dieser neuen Situation geschickt umgehen.

Allerdings engt diese Sicht- und Vorgehensweise auf Dauer auch ein,

wenn wir gedanklich und emotional an einer Dimension fest hängen,

haben wir weniger Energie für die Aufgaben im Hier und Jetzt. Das

merkt man deutlich, wenn wir uns so sehr auf den anstehenden Urlaub

freuen, dass es uns schwer fällt, uns auf die noch anstehenden Aufgaben

zu konzentrieren. Um keine Zeit zu verschwenden ist es also sinnvoll, zu

lernen, den Blick und die Aufmerksamkeit in das Hier und Jetzt zu len-

ken. Wie Sie das schaffen, erfahren Sie im nächsten Kapitel.

Ebenso das zukunftsorientierte Denken öffnet uns neue Möglichkeiten,

unser Leben nach neuen Mustern zu gestalten. Auch bei dieser Dimen-

sion ist eine ausgewogene Balance wieder das Ziel. Alle drei Dimensio-

nen der Zeit – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – haben ihre

Berechtigung. Doch am meisten Energie liefert es uns wohl, wenn wir

uns beim Handeln gedanklich voll in der Gegenwart befinden um so

unsere Aufmerksamkeit ganz nutzen zu können.

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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Drei Dimensionen – wie kann man denn im Alltag

darauf achten und sie für sich nutzen? Indem wir immer

wieder unser Bewusstsein auf eine Meta-Ebene lenken und

schauen, womit wir uns gerade gedanklich beschäftigen –

schwelgen wir in schönen Urlaubserinnerungen von letztem

Jahr, grübeln wir mit Sorgenfalten auf der Stirn darüber,

was nächstes Jahr sein wird oder sind wir ganz konzentriert

in der Gegenwart bei der Aufgabe, die wir gerade erledigen

wollen? Das können wir herausfinden, indem wir darüber

nachdenken, worüber wir nachdenken. Und dann müssen

wir einschätzen, welche zeitliche Dimension uns in diesem

Moment am hilfreichsten erscheint – sowohl das Schwelgen

in schönen Erinnerungen als auch das vorausschauende

Gestalten der Zukunft sind wichtig. Doch wenn wir gerade

eine Aufgabe zu erledigen haben, können wir durch diese

Bewusstseins-Fokussierung unsere Konzentration auf die

Gegenwart lenken und der Vergangenheit und der Zukunft

einen anderen Platz einräumen – vielleicht abends bei ei-

nem schönen Glas Wein oder auch in einem schönen

5-Minuten-Tagtraum zwischen zwei Aufgaben.

Praxis TIPP

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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Was Sie nach der Lektüre dieses Kapitels wissen sollten:

Werte sind Normalisierungen, mit denen wir verschiedene Kontexte

bewerten können

Werte fließen in unser moralisches Denken mit ein und so ergeben

sich zwei Richtungen: Positive Werte, nach denen wir streben (to-

wards to) und negative Werte, die uns abstoßen (away from)

Glaubenssätze sind eine innere Überzeugung hinsichtlich eines

Sachverhalts, die subjektiv als Wahrheit erscheinen und in unsere

Bewertung mit einfließen

Das Modell der „inneren Antreiber“ unterscheidet drei innere An-

treiber: „hurry up“ (Beeil dich), „be perfect“ (Sei perfekt) und „plea-

se me“ (Mach es mir recht)

Die Zeit kann in verschiedenen Qualitäten als langsam oder schnell

vergehend subjektiv empfunden werden

Bei diesem unterschiedlichen Zeitempfinden spielen auch die drei

Dimensionen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eine Rolle,

weil wir gedanklich und emotional in ihnen fest hängen können und

somit weniger Energie für die Aufgaben im Hier und Jetzt haben

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3. WIE KÖNNEN WIR ZEIT SPAREN?

Wussten Sie schon…?

…dass wir viel weniger Zeit verschwenden, wenn wir uns konkrete Ziele

setzen?

…dass es uns leichter fällt, Ziele zu erreichen, wenn wir uns ganz be-

wusst dafür entscheiden?

…dass es Sie viel mehr Kraft kostet, ein Ziel umzusetzen, das eine dau-

erhafte Veränderung Ihres Verhaltens beinhaltet?

…dass es viel wahrscheinlicher ist, Ihre Ziele zu erreichen, wenn diese

S.M.A.R.T. formuliert sind?

…die Eisenhower-Matrix ein Instrument zur Strukturierung und Priori-

sierung von Tätigkeiten ist?

… dass uns das Salami-Prinzip hilft, um auch in den stressigsten Zeiten

handlungsfähig zu bleiben?

Was stellen Sie sich unter dem Begriff Visions-Wochenende vor?

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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In diesem Kapitel lernen Sie verschiedene Techniken kennen, die Ihnen

dabei helfen, Zeit im Alltag zu sparen, bzw. Ihre Zeit sinnvoll aufzutei-

len und zu nutzen, um Stress von vorn herein vermeiden zu können.

3.1 Entscheidungen treffen

Der Erfolg eines Vorhabens hängt ganz entscheidend von der Eindeu-

tigkeit der Entscheidung dazu ab. So viele Vorsätze gehen unerfüllt wie-

der unter und werden nicht zu Ende gebracht, weil sie vielleicht von

vorn herein gar nicht so richtig gewollt wurden oder der Entschluss nur

halbherzig gefasst wurde. Grund dafür ist oftmals eine gewisse Ratlo-

sigkeit und auch eine Unklarheit in dem, was wir erreichen wollen.

Zwar haben wir unsere Vision vor unserem inneren Auge, aber der Weg

dorthin will letztlich auch gut geplant sein. Und viele Dinge, die wir er-

reichen wollen, haben vielleicht gar nicht direkt etwas mit unserem in-

neren Leitbild zu tun. Daher ist es eine ganz gute Methode, sich eine

Liste anzulegen, mit allen, wirklich allen Dingen, die man im Moment

gerne haben und erreichen möchte. Und zwar ganz ohne Vorbehalte wie

„Ich hab zu wenig Geld“ oder „Dafür hab ich eh keine Zeit“.

Einmalige Sache oder Verhaltensveränderung?

Wenn Sie diese Liste jetzt vor sich liegen haben, gehen Sie Punkt für

Punkt noch einmal durch und entscheiden, welche Art von Verände-

rung Sie mit dem gewünschten Ziel anstreben: Geht es um eine einma-

lige Aktion wie einen Friseurtermin oder bedeutet das Ziel, dass Sie

eine Eigenschaft oder Gewohnheit von sich aufgeben oder ändern müs-

sen, um dorthin zu gelangen, wie z.B. das Rauchen aufgeben? Diese Un-

terscheidung ist von ganz wesentlicher Bedeutung, weil die einmaligen

Aktionen von vornherein leichter zu erledigen scheinen. Nur dass die

Verhaltensveränderungen Sie wahrscheinlich noch ein Stückchen wei-

ter in Richtung Ihrer erträumten Vision bringen werden.

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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Jetzt oder später?

Nach dieser Unterscheidung gehen Sie Ihre Liste jetzt ein weiteres Mal

durch und betrachten die einzelnen Punkte unter einem anderen As-

pekt: Wollen Sie es wirklich? Treffen Sie über jedes einzelne Vorhaben

eine bewusste Entscheidung, ob Sie es jetzt realisieren möchten, oder

ob Sie das Projekt (zumindest für eine gewisse Zeit) auf Eis legen! Und

bei dieser bewussten Entscheidung ist auch Ihr Mut gefragt, „Nein“ zu

sagen. Was ist, wenn Sie plötzlich merken, dass das Motorrad, von dem

Sie jetzt schon seit drei Jahren träumen, in Ihrer jetzigen Situation

schlichtweg nicht realisierbar ist?! Dann verabschieden Sie sich bewusst

von diesem Vorhaben. Ihre Träume will Ihnen ja keiner nehmen! Und

wahrscheinlich sieht es für diesen Wunsch an einer späteren Stelle in

Ihrem Leben weitaus besser aus. Aber schätzen Sie Ihre Vorhaben rea-

listisch ein. Das wird Ihnen helfen, viel Kraft und Zeit (und Geld) zu

sparen und Sie auch ein wenig vor Enttäuschungen und Frustration

bewahren, weil Sie es „schon wieder nicht geschafft“ haben.

Pro und contra bringt Gewissheit

Bei vielen Punkten, gerade bei den einmaligen Aktionen, wird Ihnen

diese Entscheidung leicht fallen. Bei anderen Vorhaben, die Sie viel-

leicht auch schon ein Weilchen vor sich herschieben, können Sie sich

auf der Stelle nicht zu einer klaren Entscheidung durchringen. Für diese

Punkte legen Sie eine separate Liste an, auf der Sie Vor- und Nachteile

der Realisierung sammeln. Gestalten Sie diese neue Liste als Gegen-

überstellung, dann werden Sie recht schnell erkennen können, ob sich

die Verwirklichung für Sie lohnt oder ob Sie es lieber (dieses Jahr) blei-

ben lassen. Selbstverständlich sollen Sie dabei nicht nur nach Anzahl

der gefundenen Argumente entscheiden, sondern auch nach deren Ge-

wichtung. Die Liste hilft Ihnen in erster Linie, eine Übersicht in Ihre

Entscheidungsfindung zu bekommen und darüber hinaus werden Sie

gleichsam gezwungen, Ihre Gründe für und wider unter realistischen

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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und objektiven Gesichtspunkten zu sehen. Oftmals wirkt nämlich eine

zu große Emotionalität beim Treffen einer eindeutigen Entscheidung

blockierend. Die Analyse hingegen kann durch das Bewusstmachen der

einzelnen Gründe schlagartig eine Bereitschaft zur Veränderung auslö-

sen.

3.2 Setzen Sie sich S.M.A.R.T.e Ziele!

Jetzt sind Sie schon ein Stückchen weiter. Sie haben Ihre Vision entwi-

ckelt und wissen von verschiedenen innerpsychischen Abläufen, die Sie

in Ihrem Denken, Fühlen und Handeln bestimmen. Nachdem Sie sich

entschieden haben, welche Ihrer Vorhaben Sie auch tatsächlich ver-

wirklichen wollen, folgt jetzt die konkrete Umsetzung, damit Sie von

den Vorteilen in Ihrem Alltag profitieren können. Was brauchen Sie

denn, um Ihre Vision wirklich wahr machen zu können? Sie brauchen

Ziele, die Sie nach und nach verwirklichen, damit eines Tages Ihre Visi-

on Realität wird.

Stellen Sie sich vor, Sie powern jeden Tag in der Arbeit, gehen geschafft

nach Hause und jeden Morgen, wenn der Wecker schon wieder klingelt,

würden Sie ihn am liebsten aus dem Fenster schmeißen. Ihre Motivati-

on sinkt jede Woche ein Level tiefer; Sie sind ständig genervt und legen

sich schon mit Kollegen und Freunden an. Und irgendwann beschleicht

Sie das Gefühl, auf der Stelle zu treten. Sie kommen gar nicht weiter

und irgendwie schießt es Ihnen in den Kopf: „Wohin will ich denn

überhaupt? Und für wen mache ich das eigentlich alles?“ Unangenehme

Wer selbst keine Ziele hat,

arbeitet für die Ziele anderer!

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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Situation, oder? Ach, Sie kennen das? Na, umso besser! Dann haben Sie

ja schon erlebt, wie es ist, wenn man kein Ziel vor Augen hat. Oder ein

falsches. Ziele brauchen nämlich ganz besondere Eigenschaften, damit

es uns möglich wird, sie umzusetzen. Und zwar so umzusetzen, dass es

uns dabei gut geht und wir Freude empfinden beim Arbeiten. Und nicht

in einem Kampf auf „Biegen und Brechen“. Diese besonderen Eigen-

schaften von gut zu erreichenden Zielen können Sie sich ganz einfach

merken: Gute Ziele sind S.M.A.R.T.

S. steht für spezifisch konkret, simpel und selbst initiierbar

Das bedeutet, dass Sie Ihre Ziele und Vorhaben so konkret wie möglich

und speziell auf Ihr Problem ausgerichtet formulieren sollen. Was ge-

nau wollen Sie? Allein die Formulierung: „Ich will mich mehr um meine

persönliche Entwicklung kümmern.“ reicht Ihrem Gehirn noch nicht so

ganz. Formulieren Sie konkreter: „Ich werde mir ab jetzt jeden Don-

nerstag Abend zwei Stunden Zeit nehmen, um über meine Woche zu

reflektieren und mich weiterzubilden.“ Dabei sollten Sie es sich aber

nicht komplizierter machen, als es ist. Außerdem ist es wichtig, dass Sie

Ihre Ziele allein steuern können und sie nicht im Wesentlichen von äu-

ßeren Faktoren abhängig sind.

M. steht für messbar

Woran erkennen Sie, dass Sie Ihr Ziel erreicht haben? Stellen Sie sich

einmal vor, was in einem Warenhaus passiert, wenn eine Bestellung

eingeht: Wenn nur ein „mehr oder „weniger“ von etwas verlangt wird,

wird der Kunde bei der Lieferung des Pakets höchstwahrscheinlich un-

zufrieden sein. Und das passiert auch in Ihrem Gehirn. Und außerdem:

Woran wollen Sie erkennen, dass Sie Ihr Ziel auch erreicht haben?

Nehmen Sie sich konkrete Zahlen vor. Sie wollen abnehmen: Soundso

viele Kilo oder Pfund. Sie wollen mehr Zeit für Ihr Studium aufbringen?

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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Fünf Stunden pro Woche, also eine Stunde jeden Tag. Sie wollen weni-

ger Rauchen? Nur noch fünf Zigaretten am Tag. Denn: was Sie nicht

messen können, können Sie auch nicht überprüfen!

A. steht für attraktiv, affirmativ und aktionsorientiert

Wollen Sie es wirklich und sind Sie somit auch bereit, sich zu engagie-

ren und etwas für die Erreichung des Ziels zu tun? Ist das Ziel so attrak-

tiv, dass sich der Einsatz dafür lohnt? Affirmativ bedeutet, dass Sie das

Ziel positiv und somit gehirngerecht formulieren.

Beispiel:

Versuchen Sie, jetzt einmal NICHT an den Eifelturm zu denken! Ganz

im Ernst: Ich habe noch nie jemanden getroffen, der das geschafft hat.

Was wir daraus lernen können:

Das menschliche Gehirn ist nicht in der Lage, negativ zu denken. Wir

können uns nur Dinge vorstellen, die es gibt, auch wenn sie abstrakt

sind. Nehmen Sie sich also nicht vor: „nicht mehr zu rauchen“, „nicht

mehr so viel Fettes zu essen“, „nicht mehr soviel Zeit vor der Glotze ver-

schwenden“,... sondern formulieren Sie Ihre Vorhaben positiv, d.h. drü-

cken Sie aus, was Sie statt dessen machen wollen: „Ich werde aufhören

zu rauchen und mich besser fühlen“, „Ich werde mich gesünder ernäh-

ren“, „Ich werde mehr Zeit mit Lesen verbringen“.

Aktionsorientiert bedeutet, dass Sie sich konkrete Handlungsschritte

überlegen, die Sie Ihrem Ziel näher bringen werden. Wer immer nur

will und möchte, macht nicht! Deswegen achten Sie unbedingt auf die

genaue Formulierung Ihrer Ziele. Nicht: „Ich möchte in den nächsten

sechs Wochen drei Kilo abnehmen.“ sondern „Ich werde...“. Dieser

Trick ist so simpel und doch so effektiv.

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Je öfter Sie sich diesen Satz durchlesen und innerlich rezitieren, umso

mehr werden Sie an ihn glauben. Es ist genau das gleiche Prinzip wie

bei den inneren Glaubenssätzen, nur dass wir es jetzt für unseren Nut-

zen ins Positive kehren. Wir verinnerlichen einen Gedanken und je

stärker wir daran glauben und festhalten, desto stärker richtet sich auch

unser Unterbewusstsein darauf aus. Das hat wiederum zur Folge, dass

uns das Handeln in Richtung dieses Ziels leichter von der Hand geht.

R. steht für realistisch

Liegt Ihr Ziel im Bereich des Möglichen? Und viel wichtiger: Halten Sie

es für machbar? Gute Vorsätze gibt es jedes Jahr wieder. In der Silves-

ternacht. Ein neues Jahr beginnt, und dieses Mal soll alles besser wer-

den als im letzten. Und jeder kennt das Scheitern eben dieser Vorsätze,

oftmals gleich am nächsten Morgen, wenn man sich mit etwas schwe-

rem Kopf an die letzte Nacht zu erinnern versucht und feststellen muss:

„Oje von heute an wirklich ganz auf meine geliebten Zigaretten verzich-

ten? Nicht mehr so viel Kaffee? Na gut, heute mach ich nochmal eine

Ausnahme, weil´s mir gerade so schlecht geht. Aber ab morgen!!!!!!“

Gute Vorsätze, die überleben wollen, brauchen eine ganze Reihe von

Eigenschaften, die es unserem Gehirn ermöglicht, sie so zu verarbeiten,

dass wir unser Handeln entsprechend an den Zielen ausrichten können:

Wir müssen unsere Vorsätze positiv formulieren! Affirma-

tiv/Aktionsorientiert Realistisch und machbar sein: Es nützt Ihnen

ziemlich wenig, wenn Ihnen alle Welt attestiert, dass Ihr Vorhaben ja

„ganz einfach“ sei und dass „Sie das doch garantiert schaffen werden“,

solange Sie selbst nicht an die Machbarkeit des Vorgenommenen glau-

ben. Ziele sind zunächst einmal erst dann realistisch, wenn sie im Rah-

men unserer objektiven Fähigkeiten und Möglichkeiten liegen. Und uns

somit auch nicht überfordern können, wenn wir sie konkret messen.

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Beispiel:

Ein 50-jähriger wird sich schwer tun bei dem Vorhaben, bei der nächs-

ten Leichathletik-WM ganz vorne mit dabei zu sein. Aber darüber hin-

aus müssen wir subjektiv davon überzeugt sein, dass wir es schaffen

und unser Ziel erreichen können. Wer sich als junger sportlicher Stu-

dent vornimmt, einmal im Leben den Mount Everest besteigen zu wol-

len, hat sicherlich eine reale Chance dazu. Aber die wenigsten werden

es überhaupt erst versuchen und selbst von denen, die es tatsächlich

angehen, wird es nicht jeder schaffen. Bei dieser Subjektivität klopfen

wieder unsere negativen Glaubenssätze an die Tür der Entscheidung.

„Das kannst du doch sowieso nicht“ und „Das ist mir viel zu anstren-

gend“ sind nur wenige der möglichen Widerstände, mit denen wir zu

kämpfen haben.

T. steht für terminiert

Damit ist gemeint, dass Sie einen Punkt festlegen sollen, wann genau

Ihr Ziel umgesetzt worden sein soll. Ist es eine Aufgabe für den Rest

Ihres Lebens oder gönnen Sie sich die Freude, eher fertig zu werden,

um es dann noch ein paar Jahre genießen zu können? Diese Termine

sind auch für die Zwischenschritte wichtig, denn nur so können Sie

bestimmen, ob Sie Fortschritte machen und im Plan liegen. Das hat zur

Folge, dass Ihre Ziele berechenbar werden. Nichts schafft größere Moti-

vation weiterzumachen, als erste Erfolge zu sehen. Machen Sie sich also

klar, wann Sie mit Ihrem Ziel anfangen – und wann es vollendet ist.

S.M.A.R.T.e Ziele im Alltag

Das waren die S.M.A.R.T.en Eigenschaften, die Ihre Ziele aufweisen

sollten, wenn es Ihnen wirklich ernst ist. Darüber hinaus ist es sehr

nützlich, wenn Sie Ihre Ziele schriftlich festhalten. Unser Leben und

besonders unser Alltag ist so vielseitig und bunt, dass wir ganz schnell

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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aus den Augen verlieren, in welche Richtung wir eigentlich gehen woll-

ten. Und wenn Sie Ihre Ziele schriftlich, auch gerne auf einem schönen

Briefpapier (das verleiht noch den offiziellen Charakter einer Urkunde,

Sie machen es quasi für sich selbst „amtlich“, wie wichtig es Ihnen ist,

Ihre Ziele zu erreichen) festgehalten haben, dann können Sie sie immer

mal wieder hervorholen und sich daran erinnern. Und dann dement-

sprechend Ihr Handeln neu danach ausrichten.

Beispiel:

1953 wurden im Rahmen einer Studie in den USA die Ziele von Studen-

ten eines Jahrgangs untersucht: Nur 3% von Ihnen hatten klare, schrift-

lich formulierte Ziele! 20 Jahre später untersuchte man die Einkommen

dieser Kandidaten: Die 3% mit deutlichen Zielen hatten zusammen

mehr Einkommen, als der Rest der Klasse insgesamt!

Haben Sie einen persönlichen Bezug zum Ziel?

Ein weiterer ganz wesentlicher Aspekt für die Realisierbarkeit Ihrer Zie-

le ist der persönliche Bezug, den Sie zu diesen Zielen haben. Oder an-

ders ausgedrückt: welches Motiv hinter diesem Ziel steckt. Wenn dieser

persönliche Bezug fehlt, werden Sie es früher oder später garantiert mit

Ihrer Motivation in Form Ihres inneren Schweinehundes zu tun krie-

gen. Ist Ihnen klar, wozu und für wen Sie die ganzen Strapazen auf sich

nehmen? Fragen Sie sich daher, was Ihnen diese Ziele an Lebensquali-

tät und Zufriedenheit bringen. Wenn Sie sich im Studium unwohl füh-

len, liegt das vielleicht gar nicht an den „schlechten“ Dozenten oder an

dem Gefühl, überhaupt nicht vorwärts zu kommen. Vielleicht haben Sie

ganz tief in Ihrem Inneren die Überzeugung, dass dieses Studium nicht

das Richtige für Sie ist. Forschen Sie also nach und seien Sie dabei ehr-

lich zu sich selbst. Schließlich wird sich IHR Leben dadurch verbessern.

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Ihre Ziele sind wertvoll!

Verschwenden Sie nicht wertvolle Lebensenergie, indem Sie sich für die

Ziele Anderer verausgaben! Dafür ist Ihr eigenes Leben viel zu wertvoll.

Natürlich tun Sie bei der Arbeit das, was Ihr Chef von Ihnen verlangt.

Und Sie machen es gut. Aber der Trick ist: Eigentlich machen Sie es für

sich! Weil Sie dann stolz sind auf Ihre hervorragende Leistung. Ihre Zu-

friedenheit am Arbeitsplatz steigt. Und die wirkt sich schnell auf Ihre

anderen Lebensbereiche aus. Denken Sie immer mal wieder an Ihre

Balance. Im jungen Erwachsenenalter stehen sicherlich berufliche Ziele

weiter oben in der Liste all Ihrer Prioritäten. Doch das verändert sich

mit der Zeit. Je nachdem, welche Lebensphase Sie gerade durchleben,

kommen Ihre Ziele verstärkt aus den verschiedenen Bereichen der vier

Lebensbereiche.

Nicht die Dinge richtig tun, sondern die richtigen Dinge tun

Was ist wirklich wichtig? Stellen Sie sich die Frage: Hat das, was ich

jetzt tue oder tun will in einem Jahr noch Relevanz? Werde ich mich

dann überhaupt noch daran erinnern? So bekommen Sie ein Gespür für

die nachhaltigen Dinge in Ihrem Leben, also Taten, die von denen Sie

langfristig profitieren können und die Sie auf Ihrem langen Weg zur

Erfüllung Ihrer Vision begleiten.

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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3.3 Richtig priorisieren: das Eisenhowerprinzip

Das Eisenhowerprinzip ist ein Planungsinstrument, das es uns erlaubt,

während der Umsetzung unserer Ziele die Übersicht zu bewahren, in-

dem wir alle Tätigkeiten nach Wichtigkeit und Dringlichkeit einteilen:

Man kann alle zu erledigenden Aufgaben in verschiedene Kategorien

einteilen und sie im Hinblick auf ihre Wichtigkeit und ihre Dringlich-

keit bewerten. So entstehen vier Kategorien, in die Sie alle anstehenden

Erledigungen eingliedern können, um dadurch Aufschluss zu erhalten,

wie Sie nun am besten mit den einzelnen Aufgaben verfahren und in

welcher Reihenfolge Sie sie bearbeiten.

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A-Aufgaben (Sehr wichtig und nicht so dringend)

Hier befinden sich die wichtigsten Dinge in Bezug auf

Ihre langfristigen Ziele. Oftmals wird diese Kategorie

aber vernachlässigt weil viele andere Dinge dringender sind oder zu-

mindest so erscheinen. Nehmen Sie sich ganz bewusst Zeit für diese

Kategorie, es handelt sich dabei um die, die Sie am weitesten nach vor-

ne bringen wird.

B-Aufgaben (Sehr wichtig und sehr dringend)

In diesem Aufgabenbereich geht es darum, möglichst

schnell zu handeln, um Schlimmeres zu verhindern. Diese

wichtigen Entscheidungen nehmen Sie am besten selbst in die Hand

und schieben sie nicht unnötig auf.

C-Aufgaben (Nicht so wichtig und nicht sehr dringend)

Viele Aufgaben sind, wenn man es sich einmal genau

überlegt, weder dringend noch wichtig. Diese Aufgaben

können Sie ruhigen Gewissens in den Papierkorb

verbannen. Handeln Sie mit dem Hintergedanken, was Ihnen diese

Aufgabe langfristig bringen würde.

D-Aufgaben (Nicht so wichtig, aber dafür sehr dringend)

In diesem Bereich finden Sie viele routinemäßige

Aufgaben, die schnell erledigt werden wollen. Oft bricht

dabei Chaos aus, Unübersichtlichkeit herrscht vor, weil stän-

dig neue dieser Aufgaben hereinflattern oder im Posteingang landen.

Schauen Sie bei diesen Aufgaben, ob Sie vielleicht einige delegieren

können, um sich so zu entlasten oder ob Sie sie insgesamt reduzieren

können.

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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Wichtigkeit und Dringlichkeit sind grundverschieden. Die Wichtigkeit

wird im Hinblick auf das angestrebte Ziel gemessen, bei der Dringlich-

keit geht es um Zeit.

3.4 Die richtigen Dinge tun: 80/20-Regel

Vilfredo Pareto war ein italienischer Volkswirtschaftler im letzten Jahr-

hundert. Dieser Mann stellte eine Formel auf, die besagt, dass man mit

20 Prozent von dem, was man tut, 80 Prozent der Ergebnisse erzielt.

Das bedeutet: Mit nur 20 Prozent Ihrer Arbeit können Sie 80 Prozent

Ihrer Erfolge ernten! Auf der anderen Seite heißt es aber auch, dass die

meisten Dinge, die wir tun, Zeitverschwendung sind, weil sie keinen

entscheidenden Beitrag zum angestrebten Ergebnis liefern. Und da

können wir mit unserem Handeln ansetzen. Machen Sie sich klar, wel-

che Tätigkeiten zu den 20 Prozent gehören, die Sie näher an Ihre Ziele

bringen. Und überlegen Sie bei den restlichen Dingen, ob Sie nicht auf

einige ganz verzichten, andere hingegen einschränken können. Auch

hier wird Ihnen Ihr Tagesverlaufsprotokoll weiterhelfen und Aufschluss

geben.

Mit der Vorfahrtsregel Wichtigkeit VOR Dringlichkeit

wird eine kontinuierliche Zielarbeit ermöglicht,

damit der Weg dorthin nicht aufgrund von eiligen

Unwichtigkeiten abreißt.

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Trennen Sie die Spreu vom Weizen. Das Schöne an diesem Prinzip ist,

dass es sich auf all Ihre Lebensbereiche anwenden lässt:

Sie lernen 80 Prozent des Lernstoffes mit 20 Prozent der geeigneten

Literatur

Zu Hause halten Sie mit den richtigen 20 Prozent die Wohnung zu

80 Prozent sauber

Mit nur 20 Prozent Sport jeden Tag schaffen Sie langfristig 80 Pro-

zent Gesundheit für Ihren Körper

Wenn Sie Ihre täglichen oder wöchentlichen E-Mails an die 20 Pro-

zent der Menschen senden, die Ihnen wirklich am Herzen liegen,

schaffen Sie 80 Prozent Freude bei denjenigen, die jetzt immer mal

wieder von Ihnen hören

Wenn Sie nur 20 Prozent der Zeitung jeden Morgen lesen, haben Sie

auch 80 Prozent der wichtigen Informationen mitbekommen und

zudem wesentlich mehr Zeit übrig, um z.B. zu frühstücken, oder an-

dere sinnvolle Dinge zu tun

...

Wichtig ist dabei, dass Sie Ihre eigenen 20 Prozent herausfinden! Na-

türlich sollen Sie jetzt nicht jeden Schritt, den Sie tun in Prozent um-

rechnen und erst einmal abwägen, ob es sich vielleicht lohnt, schon jetzt

mit dem Lesen des Buches anzufangen, oder lieber erst in fünf Minuten.

Es geht nur darum, dass Sie das Prinzip an sich verstanden haben und

bei Ihren zukünftigen Entscheidungen ein wenig beherzigen.

Genau das ist dann die Pareto-Effizienz: Stecken Sie

nicht mehr soviel Zeit unnütz in die sorgfältige Erle-

digung von Nebensächlichkeiten.

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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Denn so können Sie wirklich eine Menge Mühe und Kraft sparen. Oder

noch besser: Sie haben diese Mühe und Kraft für die Dinge übrig, die

Ihnen wirklich wichtig sind. Und dann wird es Sie noch etwas Kraft und

Mut kosten, diese Handlungen, Dinge, Gewohnheiten, die Sie eigentlich

an Ihrem Vorankommen blockieren, abzustellen und sein zu lassen.

Aber Sie werden sehen: Es lohnt sich!

Dazu passt das Tool „80/20-Prinzip“

Wer 100 Prozent seiner Probleme 100 prozentig lösen will, verliert da-

bei eine ganze Menge Zeit, Kraft und Geld. Ein perfektionistischer Lö-

sungsversuch bringt also mehr Schaden als Nutzen. Mit nur 20 Prozent

aller richtigen, wichtigen und nützlichen Entscheidungen und Maß-

nahmen kann man einen 80 prozentigen Erfolg erreichen. Diese Quote

wiederum spart eine Menge Zeit, Kraft und Geld.

Wer ein grundsätzliches Problem lösen will, sollte sich also damit zu-

frieden geben, eine gute und keine perfekte Lösung anzustreben.

3.5 In kleinen Schritten zum Erfolg:

Das Salami-Prinzip

Sie haben jetzt also all Ihre Ziele ganz konkret vor Augen, Sie sind moti-

viert, weil Sie jetzt endlich das Gefühl haben, auch all das schaffen zu

können, was Sie sich vorgenommen haben. Doch bevor es wirklich los-

geht – noch eine ganz kleine Frage: Wie wollen Sie denn das alles

auf einmal machen?

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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Ganz einfach: Wie Salami essen! Die essen Sie auch nicht am Stück,

sondern zerteilen Sie vorher in viele kleine dünne Scheiben, die Sie

dann eine nach der anderen genießen. Und dann wundern Sie sich, wie

schnell die ganze Salami schon wieder alle ist und holen sich in freudi-

ger Erwartung eine neue.

Teilziele für eine bessere Messbarkeit

Genauso sollten Sie auch mit Ihren größeren Vorhaben verfahren. Tei-

len Sie sie auf in kleine Teilziele. Da Sie ihre Ziele ja konkret und mess-

bar formuliert haben, dürfte das auch kein Problem sein. Also erst mal

ein Kilo weniger haben oder drei Zigaretten pro Tag weniger rauchen

oder eine Tasse Kaffee weniger trinken oder fünf Seiten mehr lesen oder

zehn Minuten früher aufstehen oder einmal mehr pro Monat bei Oma

anrufen oder ...

Kleine Ziele sind schneller zu erreichen

Sie werden feststellen, dass so eine kleine Scheibe von Ihrem gesamten

Ziel viel weniger bedrohlich aussieht. „Das ist ja ein Klacks!“ werden Sie

denken, und einfach anfangen, ohne wieder in die Grübelfalle zu gera-

ten, ob Sie es vielleicht eventuell unter ganz bestimmten Umständen

doch nicht schaffen werden.

Wenn Sie das erste Teilziel erreicht haben, verspüren Sie in Ihrer

Bauchgegend ein komisches Gefühl. Das ist Stolz. Ja, Sie haben es ge-

schafft! Nach so langer Zeit des Überlegens und wieder Verwerfens ha-

ben Sie endlich angefangen. Genießen Sie diesen Erfolg wie eine leckere

Scheibe Salami! Und dann kommt die zweite Scheibe, die dritte und

dann sind Sie süchtig und es besteht kaum mehr die Gefahr, dass Sie

jetzt noch jemand von der Verwirklichung Ihres großen Ziels abhalten

kann.

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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3.6 Planend Zeit sparen

Ohne Planung wird es Ihnen schwer fallen, über einen langen Zeitraum

die Übersicht über die Ziele zu wahren. Wie ein Seefahrer, der einen

Kurs verfolgt und dann jeden Tag aufs Neue schaut, wie weit ihn die

Winde von diesem Kurs abgebracht haben, um sein Schiff dann wieder

neu auszurichten und auf den richtigen Kurs zurückzubringen. So soll-

ten auch Sie ständig schauen, ob Sie mit Ihren täglichen Aufgaben noch

auf dem richtigen Kurs zu Ihrem Ziel sind. Nehmen Sie sich also Zeit

für diese Überlegungen. Hilfreich ist es, wenn Sie Ihre Planung als Ri-

tual begreifen.

Ihr persönliches Visions-Wochenende

Manche Menschen nehmen sich, wenn sich das Jahr dem Ende nähert,

einen Tag oder ein ganzes Wochenende frei, nicht nur von der Arbeit,

sondern auch von den anderen Rollen, in denen Sie noch stecken, wie

Familie, Freunde,... und dann ziehen sich an einen Ort zurück, an dem

Sie sich wohl fühlen. Dort machen sie sich dann Gedanken darüber, was

sie in diesem Jahr alles erreicht haben und was sie im nächsten Jahr

alles erreichen wollen.

All diese Gedanken werden schriftlich festgehalten, in einem schönen

Buch, das sie sich eigens für diesen Zweck zugelegt haben. Klingt fast

so, als könne es Spaß machen, sich Ziele zu setzen? Versuchen Sie ruhig

auch einmal so ein persönliches Visions-Wochenende oder einen Visi-

ons-Tag.

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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Planung auf mehreren Ebenen

Dennoch sollten Sie sich nicht damit zufrieden geben, einmal im Jahr

Ihre Ziele zu terminieren und zu überprüfen. Der nächste Schritt ist,

dass Sie einen monatlichen Überblick über die wichtigsten Termine und

Aufgaben gewinnen, der dann Woche für Woche überprüft und ange-

passt wird.

ToDo-Listen – der tägliche Helfer

Wenn es darum geht, Zeit zu sparen und zu erledigende Aufgaben in

einer sinnvollen Reihenfolge abzuarbeiten, empfiehlt es sich, jeden Tag

zu notieren, was ansteht. Das sind die „ToDo-Listen“, mit denen Sie

bestimmt auch schon mal gearbeitet haben, wenn es etwas unübersicht-

lich wurde. Aber was spricht eigentlich dagegen, sich wirklich für jeden

Tag eine solche ToDo-Liste anzufertigen?

Die Vorteile sind vielfältig: Zum einen werden keine Kleinigkeiten mehr

vergessen, weil Sie wirklich alles aufschreiben können. Ob Termine,

Telefonate, die Sie führen wollen oder müssen, Dinge, die Sie erledigen

wollen, Besorgungen,...

Ihre ToDo-Liste ist nur für Sie bestimmt, deswegen können Sie neben

all den geschäftlichen Tätigkeiten auch ganz private Termine eintragen.

Denn alles, was Sie auf Ihrer ToDo-Liste notiert haben, brauchen Sie

nicht mehr im Kopf mit sich herumtragen. Am einfachsten ist es, wenn

Sie sich für Ihre täglichen Listen ein kleines kariertes oder liniertes Heft

zulegen. Das hat dann in etwa die gleiche Größe wie ein Kalender und

somit auch den Vorteil, dass Sie es immer bei sich haben können. So-

bald Ihnen jetzt noch etwas Neues einfällt oder sich ein neuer Termin

ergibt, können Sie ihn rasch notieren.

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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Den Überblick behalten

Der Unterschied zu Ihrem bisherigen Kalender ist, dass Sie keine zeitli-

che Begrenzung der zu erledigenden Punkte vornehmen. Geht auch

schlecht, weil Sie alle Arten von Ereignissen gemischt haben. Und das

nimmt wiederum den zeitlichen Druck von Ihnen. Sie werden sich

wundern, wie viele Dinge Sie an einem Tag erledigen wollen. Da kommt

es in hektischen Zeiten schon vor, dass eine Seite schnell voll ist.

Und Sie werden auch merken, dass Sie oft gar nicht alles schaffen, was

Sie sich vorgenommen hatten. Und genau das ist wichtig: Wenn Sie nur

drei Viertel der notierten Punkte am Abend durchstreichen können,

können Sie mit sich zufrieden sein! Um eine gewisse Priorität zu ge-

währleisten, können Sie mit verschiedenen Farben arbeiten, damit

gleich auf den ersten Blick klar wird, welchen Punkt Sie als nächstes

bearbeiten können. Oder noch besser: die Eisenhower-Matrix anwen-

den und Ihre Ziele so aufteilen.

Wenn Sie auf diese Weise Ihr eigenes ToDo-Buch für eine Weile geführt

haben, werden Sie schnell merken, dass es Ihnen ganz leicht fällt, sich

jeden Abend hinzusetzen und den morgigen Tag zu planen. Die Punkte,

die Sie abgearbeitet haben, können Sie voller Genuss mit einem dicken

Stift durchstreichen. Die Dinge, die Sie heute nicht geschafft haben,

übertragen Sie einfach auf die nächste Seite. So kann es zwar sein, dass

Sie einen Punkt über mehrere Tage mit sich schleifen, aber Sie werden

ihn jedenfalls nicht vergessen. Und wenn Sie sich an die tägliche Pla-

nung gewöhnt haben, werden Sie merken, dass Sie maximal fünf Minu-

ten pro Abend an Ihrem ToDo-Buch sitzen. So können Sie also Zeit

sparen, indem Sie Ihre Zeit planen!

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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Was Sie nach der Lektüre dieses Kapitels wissen sollten:

Man kann Ziele dahingehend unterscheiden, ob sie in der Erledigung

einer Einmalhandlung bestehen oder eine dauerhafte Verände-

rung des eigenen Verhaltens beinhalten

Ziele sollten S.M.A.R.T formuliert sein.

S. steht für spezifisch konkret, simpel und selbst initiierbar

M. steht für messbar

A. steht für attraktiv, affirmativ und aktionsorientiert

R. steht für realistisch

T. steht für terminiert bzw. Timing

Das Modell der Eisenhower-Matrix erleichtert eine Priorisierung

der Ziele durch die Einteilung nach Wichtigkeit und Dringlichkeit

Die 80/20-Regel besagt, dass man mit 20 Prozent seines Einsatzes

bereits 80 Prozent des gewünschten Resultates erzielt. Diese Er-

kenntnis stammt von Vilfredo Pareto, weswegen ein Handeln nach

dieser Richtlinie als Pareto-Effizienz bezeichnet wird

Das Salami-Prinzip sieht eine Aufteilung des Gesamtziels in viele

kleine Teilziele vor

ToDo-Listen helfen dabei, die Übersicht über alle Tätigkeiten zu

bewahren

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4. TIPPS FÜR DIE UMSETZUNG

Wussten Sie schon…?

… dass Perfektionismus und überhöhte Anforderungen unzufrieden

machen?

…uns Zeitdiebe in allen Lebensbereichen auflauern?

…Freizeitstress oft künstlich entsteht, weil zu viele Wünsche auf einmal

realisiert werden sollen?

… dass Egoismus auch eine positive Seite hat?

… dass die 72-Stunden-Regel ganz entscheidend für den Erfolg eines

Vorhabens ist?

Was tun Sie, wenn Sie merken, dass Ihre Konzentration nachlässt? Wie

schaffen Sie es, Ihre Konzentration auch über einen langen Zeitraum

hinweg auf einem hohen Level zu halten?

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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4.1 Gut ist besser als perfekt

Je höher die Anforderungen sind, die wir an uns selbst haben, umso

mehr Zeit müssen wir investieren, um sie zu erfüllen. Wenn die Anfor-

derungen zu hoch sind, stehen wir schnell vor Zeitproblemen. Das wird

vor allem beim Streben nach Perfektion ersichtlich. Doch: Wer seine

Ansprüche herunterschraubt, leistet effektiv gesehen mehr. Wer sich zu

hohe Ansprüche stellt und diese mit blindem Eifer angeht, wird

scheitern. Und das bei jedem neuen Versuch. Hier spielt der innere An-

treiber „be perfect“ eine wesentliche Rolle. Sie wollen alles auf einmal.

Und denken, dass Sie auf diese Weise Zeit sparen. Doch dabei unter-

schätzen Sie, wie wichtig Pausen an den richtigen Stellen sind und wie

hilfreich es ist, immer nur einer Tätigkeit die volle Konzentration zu

widmen. Denken Sie daran: Mit 20 Prozent Ihres Einsatzes können Sie

80 Prozent der gewollten Leistung erzielen. Gut ist besser als perfekt!

Lassen Sie sich nicht schon bei dem Versuch stressen, das hier gegebe-

ne Wissen gleich beim ersten Lesen verinnerlichen zu wollen. Wahr-

scheinlich gibt es zu jedem Thema mindestens ein ganzes Buch und wir

versuchen hier nur, Ihnen eine Übersicht und eine Zusammenfassung

über die Möglichkeiten, die sich Ihnen bieten, zu liefern. Das bedeutet

noch lange nicht, dass auch jede Möglichkeit zu Ihnen passen muss.

Vermutlich haben Sie bereits jahrelang mehr oder weniger erfolgreich

gegen die ständige Zeitnot gekämpft und dabei wertvolle Zeit verloren.

Lassen Sie sich Zeit beim Ausprobieren. Und genießen Sie den Fort-

schritt, den Sie durch die kleinen Änderungen in Ihrem Leben spüren

werden. Machen Sie sich frei von dem inneren Befehl „Tu was. Tu was.

Du musst endlich was gegen dieses ewige Zeitchaos tun!“ Und erwarten

Sie keine Wunder. Sie selbst sind der Experte, wenn es um die

Lösung Ihrer Probleme geht.

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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4.2 Entlarven Sie Ihre Zeitdiebe

Wenn Sie Ihre täglichen 24 Stunden optimal nutzen wollen, kommen

Sie nicht umhin, das Erkennen Ihrer Zeitdiebe und Ihrer Zeitpotentiale

zu trainieren. Zeitdiebe sind gemeine, kleine Tätigkeiten, die ganz ge-

schickt vom Wesentlichen ablenken. So kommen sie auf elegante Weise

an das wertvollste Gut heran: Ihre (Lebens-) Zeit. Und da bedienen sich

die Zeitdiebe reichlich. Es sind all die kleinen ToDo´s, die jeden Tag

anfallen und immer so viel Zeit kosten. Sei es das Abwaschen, Bügeln,...

Aber auch unerwarteter Besuch, ein Anruf, der Sie aus dem Arbeitsfluss

herausreißt, oder der Fernseher und der Computer.

Hier die Bereiche, in denen die meisten Zeitdiebe zu finden sind:

E-Mail, Internet und Fernsehen:

Im Internet surfen, E-Mails verwalten und das allabendliche Fernseh-

programm fressen einen großen Teil unserer Zeit. Vor allem, weil man

alles andere so schnell dabei vergisst. Der einzig hilfreiche Tipp, um der

unkontrollierten Surferei zu entkommen heißt Selbstdisziplin. Reduzie-

ren Sie das Herumstöbern im Internet auf die für Sie relevanten Seiten

(auch wenn andere noch so verlockend sind) und planen Sie zudem fes-

te Zeiten ein, in denen Sie surfen, E-Mails lesen und schreiben. Gefähr-

lich ist es nämlich, wenn Sie z.B. direkt nach dem Mittagessen nur mal

zwanzig Minuten, bevor Sie wieder anfangen zu arbeiten, ins Internet

gehen. Das kann schnell länger dauern. Genauso wie man schnell

abends vor dem Fernseher hängen bleibt. Ein einfacher Trick, wie Sie

diese begrenzte Zeit einhalten können: Stellen Sie sich den Wecker!

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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Unordnung in der Wohnung, insbesondere auf dem Schreib-

tisch:

Wer kennt das nicht? Papiere stapeln sich bis scheinbar unter die De-

cke, die Schubladen quellen über und das Blatt, das man ausgerechnet

jetzt ganz dringend braucht, ist unauffindbar. Da hilft nur eins: Ord-

nung mit System. Und zwar nicht in einer einmaligen großen Reini-

gungsaktion und dann nie wieder, sondern lieber jeden Tag fünf

Minuten ins Aufräumen und Einsortieren der verschiedenen Blätter

investieren, da haben Sie länger was davon. Das gleiche gilt für Ihren

Computer: Räumen Sie auch die Festplatte auf, werfen Sie alte Dateien

einfach in den virtuellen Papierkorb und erstellen Sie sich eine über-

sichtliche Ordnerstruktur.

Nicht NEIN sagen können:

Wer sich schwer tut, anderen Menschen einen Gefallen abzuschlagen,

hat wirklich ein (Zeit-) Problem. Oft haben Sie es hierbei mit dem inne-

ren Antreiber „please me“ zu tun. Sie haben Angst, den anderen, der

etwas von Ihnen möchte, zu enttäuschen. Schwierig wird es allerdings

dann, wenn Sie dafür bekannt sind, dass Sie gerne mal einem Kollegen

einen Gefallen abnehmen. Dann müssen Sie mit Ihren eigenen Bedürf-

nissen ins Gericht gehen und an passender Stelle hart bleiben. Und Sie

werden merken, dass Ihr Nein auch angenommen wird. Es kommt auf

die Art und Weise an, wie Sie Ihre Absage weitergeben. „Nein“ kann

man auch freundlich sagen. Und meist gibt es ja wirklich eine rationale

Begründung dafür, dass Sie jetzt keine Zeit aufbringen wollen. Reden

Sie nicht drum herum, sagen Sie einfach, warum Sie keine Zeit für den

anderen aufbringen werden.

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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Unterbrechungen:

Ein Telefonat, unerwarteter Besuch oder einen Bekannten, auf den man

zufällig trifft. Das sind alles Umstände, die Sie aus Ihrem Arbeitsfluss

herausreißen. Und auch wenn diese Unterbrechung an sich gar nicht so

lange dauert, brauchen Sie danach erst wieder eine Weile, um sich wie-

der so in den Arbeitsstoff hineinzuversetzen, dass Sie gut weiterarbeiten

können. Wenn dann die nächste Überraschung auf Sie wartet, und dann

noch eine,... gehen Sie am Abend zwar gut gelaunt nach Hause, weil Sie

mit so vielen tollen Menschen gesprochen haben, aber das, was Sie sich

eigentlich vorgenommen hatten, wartet morgen wieder auf Sie. Sorgen

Sie also dafür, dass Sie bei Ihren wichtigen Tätigkeiten ungestört arbei-

ten können. Und wenn Sie doch herausgerissen werden, machen Sie es

kurz und verabreden sich mit der betreffenden Person auf ein anderes

Mal. Dann haben Sie nämlich den Kopf frei und können sich besser auf

Ihr Gegenüber einlassen. Und das wird er/sie als Grund nur zu gerne

akzeptieren.

Ermüdung:

Müde sind Sie, wenn Sie nicht genügend geschlafen haben. Aber auch

Unlust kann müde machen! Wenn Sie einfach keine Lust auf eine be-

stimmte Tätigkeit haben merken Sie, dass Sie sich nur noch schwer

konzentrieren können und eigentlich lieber ein Nickerchen halten wür-

den. Unlust wiederum entsteht auch oft aus einem Gefühl der Überfor-

derung heraus. Und dagegen können Sie etwas tun! Planen Sie

genügend Pausen ein und sorgen Sie auch für ausreichenden Schlaf.

Gerade für Studenten ist das nicht immer ganz einfach, weil viele Ange-

bote dazu einladen, die Nacht zu verkürzen. Langfristig sollten Sie Ih-

rem Körper zuliebe aber schon auf rund sieben Stunden Schlaf pro

Nacht kommen. Die Unlust bekämpfen Sie am besten, indem Sie zum

einen genügend Puffer einplanen, denn nichts ist frustrierender, als

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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jeden Abend aufs Neue zu merken, dass man weit hinter dem eigentli-

chen Soll zurückgeblieben ist und indem Sie zum anderen sich selbst

belohnen. Ganz einfacher Trick, aber wenn Sie ihn konsequent anwen-

den, macht auch das Erledigen eigentlich unliebsamer Aufgaben Spaß.

Um die in Ihrem Leben typischen Zeitfallen besser aufspüren und be-

heben zu können, empfehlen führende Zeitmanagement-Experten, sich

einmal die Zeit zu nehmen, um über zwei Wochen lang genau Protokoll

zu führen. Was hat Sie wann und wie oft im Ablauf Ihrer täglichen Erle-

digungen gestört? Wenn Sie eine Woche lang Ihre Zeitdiebe gesammelt

haben, können Sie sich ja einmal überlegen, wie Sie die kleinen Gauner

austricksen können.

4.3 (Freizeit-) Stress ade! Lernen Sie loszulassen

Dass man nur auf einer Hochzeit tanzen kann, haben Sie bestimmt

auch schon erlebt. Warum machen Sie sich also noch den Stress und

versuchen es weiterhin auf mehreren?

Stress kommt im Allgemeinen zustande, wenn es ein „Zuviel“ von etwas

gibt. Zu viele Termine, zu viele Papierstapel auf dem Schreibtisch, zu

viele Bücher, die noch zu lesen sind,... Rein logisch betrachtet müsste

man jetzt einfach nur das „zu viel“ abstellen, und schon hat man nie

mehr Stress. Leider ist das nicht ganz so einfach, weil wir an (zu) vielen

Dingen, Gewohnheiten, Vorlieben,... hängen, die unseren Alltag füllen.

Lassen Sie eine neue Einfachheit in Ihren Alltag einkehren, indem Sie

sich vom Überflüssigen verabschieden. Und zwar in den verschiedens-

ten Bereichen.

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Verabschieden Sie sich von dem Gedanken, immer alles

selbst machen zu müssen

Was Sie können, delegieren Sie. Delegieren bedeutet auch, sich gegen-

seitig zu unterstützen. Z.B. mit Ihren Kollegen. Was der eine besser

kann, kann der andere an anderer Stelle besser. Nutzen Sie die unter-

schiedlichen Talente der Menschen, mit denen Sie oft zu tun haben,

indem Sie ein Tauschgeschäft vorschlagen. Das führt nicht nur dazu,

dass Sie wahrscheinlich schneller bessere Ergebnisse erzielen als ganz

allein, sondern Sie stärken zusätzlich noch die Beziehung zu dieser Per-

son.

Verabschieden Sie sich davon, sich mit anderen vergleichen

zu wollen

Der Eindruck, dass alle anderen ihr Leben besser im Griff zu haben

scheinen als man selbst, verleitet schnell dazu, falschen Idealen nach-

zueifern und somit die eigenen Potentiale auszublenden. Gönnen Sie

sich den Luxus, mit sich selbst und mit dem eigenen Leben zufrieden zu

sein. Das erfordert viel Übung, aber es ist machbar!

Verabschieden Sie sich von dem Gedanken, dass sich alles

nur um die Arbeit / um das Studium dreht

Trennen Sie der Balance Ihrer vier Lebensbereiche zuliebe beruflich

und privat strikt voneinander. Machen Sie pünktlich Schluss und lernen

Sie, die Zeit mit Ihrer Familie, mit Freunden und vor allen Dingen mit

sich selbst, als genauso wertvoll einzuschätzen wie die Zeit, die Sie für

Arbeit und Lernen aufbringen. Bedenken Sie: Qualität zählt, nicht

Quantität. Wer sich an die Karriereregel: „Komm zu früh, geh zu spät

und sorge dafür, dass Dein Chef es merkt“ hält, ist arm dran! Alle ande-

ren Kollegen können mehr Zeit mit der Familie und mit ausgleichenden

Beschäftigungen verbringen. Wenn Ihr Hauptaugenmerk bisher dem

Studium galt, ist es nicht leicht, auf einmal auch Zeit mit der Familie

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oder Zeit für sich selbst als genauso wertvoll einzuschätzen, Geben Sie

dieser Einstellung Zeit, um sich in Ihrem Kopf zu entwickeln. Auch

wenn Sie die Früchte Ihrer Entwicklung nicht sofort in der Hand hal-

ten, Ihre wachsende Zufriedenheit wird Ihnen bestätigen, dass Sie auf

dem richtigen Weg sind.

Verabschieden Sie sich vom Abschweifen

Wie schnell kommt man z.B. beim Sichten und Aussortieren von alten

Unterlagen oder auch bei Recherchen im Internet vom Hundertsten ins

Tausendste?! Hier ein interessantes Bild, dort ein Satz, der Erinnerun-

gen weckt: „Ach ja, damals...“ Wie war das nur genau? Hm, ich könnt ja

mal eben Katja anrufen, die weiß es bestimmt noch... Und schon hat

man wieder vergessen, warum man sich eigentlich ausgerechnet dieses

Papier anschauen wollte. Im besten Fall nämlich, um es wegzuschmei-

ßen! Und weil das nach dieser emotionalen Rührung vollkommen un-

möglich ist, bleibt alles beim alten und gewohnten Chaos.

4.4 Flow – Handeln in Begeisterung

Stellen Sie sich ein Kleinkind vor, das selbstvergessen über einem Puzz-

le sitzt und sich durch nichts auf der Welt ablenken lässt. Reine Kon-

zentration und absolut zielgerichtete Aufmerksamkeit. Woraus zieht

das Kind diese Konzentration und wie können auch wir sie für uns ge-

winnen? Ausschlaggebend für die Erreichung einer hohen Konzentrati-

on ist, dass wir alle irrelevanten Gedankengänge für diesen Moment

loslassen können und die Aufmerksamkeit bewusst auf einen Vorgang

richten.

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Übung:

Stellen Sie sich einmal in eine Menschenmenge und versuchen Sie, ver-

schiedene Dinge zielgerichtet aus den Gesprächen herauszufiltern. Sie

werden erstaunt sein, wie viel Sie plötzlich verstehen können, wenn Sie

Ihre Konzentration ganz bewusst auf etwas lenken.

Diesen Bewusstseinszustand der tiefen, konzentrierten Versunkenheit

nennt der Forscher Csikszentmihalyi Flow. Dabei ist es dem Menschen

möglich, sich vollständig in eine bestimmte Tätigkeit zu vertiefen und in

ihr aufzugehen.

Beispiel:

Wir alle kennen dieses Gefühl z.B. von der Lektüre eines spannenden

Buches, das „uns nicht mehr losgelassen hat“. Das subjektive Zeitemp-

finden verändert sich und nach Ende der Flow-Phase fühlt man sich

angenehm entspannt und zufrieden. Es geht dabei nicht so sehr um das

Resultat als vielmehr um die Tätigkeit selbst. Die positiven Gefühle, die

wir mit der Tätigkeit verknüpfen, führen dazu, dass wir uns schon auf

das nächste Mal freuen.

Was wir daraus lernen können:

Diese Eigenschaft können wir uns auch beim Lernen oder arbeiten zu

Nutze machen, indem wir positive Erfahrungen sammeln, bei denen wir

uns für die Tätigkeit begeistern können.

Dabei stellt die Herausforderung einen wesentlichen Aspekt dar, um

überhaupt Spaß an der Arbeit empfinden zu können. Denn wenn man

die Herausforderung annimmt, ist man in der Lage, persönliche

Höchstleistungen zu vollbringen und seine eigenen Grenzen sogar um

ein kleines Maß zu überbieten. Das heißt, wenn ich genau in der Rich-

tung gefordert werde, in dem meine Fähigkeiten am stärksten ausge-

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prägt sind, erlebe ich dieses Gefühl der totalen Konzentration, was wie-

derum als Erfolgserlebnis verarbeitet und abgespeichert wird. Das ist

dann Arbeiten mit Begeisterung.

Man spricht auch von intrinsischer Motivation, also Motivation, die von

innen heraus kommt. Sie können sich vorstellen, wie langweilig und

frustrierend eine Arbeit sein kann, bei der man dauerhaft unterfordert

ist. Suchen und erschaffen Sie sich also immer neue Herausforderun-

gen, um wachsen zu können. Die Aufgaben, die Sie zu erledigen haben,

können Sie oftmals nicht ändern. Aber Sie können sie sich interessant

gestalten. Suchen Sie Verantwortung und beachten Sie die Rahmenbe-

dingungen Ihrer Arbeit. Wenn Sie mit den Kollegen und Vorgesetzten

gut klarkommen und zudem noch ein angenehmes Umfeld zum Arbei-

ten haben, wird es Ihnen leichter fallen, in einen Flow-Zustand zu ge-

langen.

Achten Sie deshalb auch bei der Zielsetzung darauf, dass Sie sich weder

unter- noch überfordern. Wer über seinen Fähigkeiten handelt, setzt

sich ständig unter Druck, die Ziele erreichen zu müssen, was in ständi-

gem Stress und Druck ausartet. Darunter leidet natürlich die Motivati-

on und irgendwann werden Sie daran scheitern. Bei Unterforderung

hingegen empfinden wir schnell Langeweile, was zur Folge hat, dass

unsere Motivation sinkt. Der Flow-Zustand ist spielerisches Ausleben

eigener Talente und Fähigkeiten.

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Diesen Zustand erreichen wir eher, wenn wir uns eine optimistische

Arbeitseinstellung und kreative Grundhaltung angewöhnen, d.h. mit

Gelassenheit und Neugier an die zu bewältigende Aufgabe gehen und

uns nicht von den inneren (vielleicht abschreckenden) Bildern leiten

lassen. Oft kommt die Lust erst beim Machen. Ausschlaggebend ist,

dass wir alle unwichtigen Gedankengänge loslassen. Das ist sicherlich

nicht für jede Tätigkeit machbar und es gibt auch keine Garantie, um in

einen Flow-Zustand zu gelangen. Dennoch kann man die Umstände

günstig gestalten, um ein Flow-Erleben wahrscheinlich zu machen.

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4.5 Gesunder Egoismus

Egoismus ist eigentlich als eine negative Eigenschaft bekannt. Der typi-

sche Egoist macht alles nur so, wie es ihm passt, nimmt keine Rücksicht

auf andere, auch nicht auf die Menschen, die ihm nahe stehen. Er ist

sehr auf sich selbst bezogen, was die Bezeichnung (ego=lat. für Ich) ja

auch schon vermuten lässt.

Unter diesen Umständen ist es möglich,

in den Flow-Zustand zu gelangen:

• Es gibt keine inneren Zweifel über das eigene Tun, die Qualität des eigenen

Tuns bedarf keiner Rückkopplung von außen.

• Ausgewogenheit zwischen der Aufgabe und der eigenen Fähigkeit, diese zu

bewältigen, Versagensängste entfallen.

• Vollständige Konzentration und gezielte Aufmerksamkeit, Ablenkungen

werden nicht wahrgenommen.

• Aufgehen in der Situation, so dass das Zeitgefühl aufgehoben ist.

• Das Ziel ist selbsterklärend.

• „Entdeckende Einstellung“ zum eigenen Tun entwickeln → angeborene

Neugier wieder aufleben lassen. Wissbegierig sein. Auch diese Eigenschaft

lässt sich trainieren. Durch die Kraft der Gedanken werden große Energien

freigesetzt (positive als auch negative), die einen Erfolg oder Misserfolg

herbeiführen können. Man spricht hier auch von selbsterfüllender Prophe-

zeiung. Wir können lernen, diese Kraft zu steuern.

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Aber neben diesem Bild gibt es auch noch eine sehr positive Form von

Egoismus. Beim gesunden Egoismus geht es im Wesentlichen um die

Fähigkeit, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und sie auch (aus-)

zu leben. Gesunder Egoismus heißt: Talente entwickeln, Selbstkenntnis

erweitern und das Leben genießen, ohne anderen Menschen zu scha-

den.

Entscheiden Sie letztlich für sich selbst

Ihr Körper und Ihr Geist wissen am besten, was gut für Sie ist. Besser

noch als Ihre Eltern, Großeltern, Geschwister, Ihr Partner, Ihre Freunde

oder Ihre Arbeitskollegen. Denn Sie sind ja auch derjenige, der mit den

Konsequenzen Ihres Handelns leben muss! Und gerade deswegen soll-

ten Sie sich bei jeder Entscheidung aufs Neue fragen: Ist es gut für

mich? Wenn Sie sich sicher sind, dann tun Sie es! Egal, was die anderen

sagen. Denn man kann es sowieso nicht allen recht machen. Und

schauen Sie auch auf Ihr jetziges Leben. Wie viel von dem, was Sie je-

den Tag machen, machen Sie für sich?

Wenn Sie mit dem Ergebnis nicht zufrieden sind, ist es an der Zeit, et-

was zu ändern. Denn richtig erfolgreich werden Sie mit dem, was Sie

tun erst dann, wenn es für Sie persönlich Sinn macht. Wenn Sie es wirk-

lich aus freien Stücken wollen. Wenn Sie es jemand anderem zuliebe

machen und Sie sich eigentlich eher dazu überwinden müssen, werden

Sie ständig mit unbewussten Widerständen zu kämpfen haben, die Ih-

nen das Unternehmen erschweren. Diese Widerstände äußern sich

dann in Lustlosigkeit, Denkblockaden, Ablenkbarkeit. Daraus ergibt

sich ein ernstes Motivationsproblem und am Ende der Kette steht das

Scheitern der Tätigkeit.

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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Finden Sie die goldene Mitte

Bei der Umsetzung Ihrer Bedürfnisse ist sowohl Durchsetzungsvermö-

gen als auch Mut gefragt, beides wichtige Eigenschaften einer erfolgrei-

chen Persönlichkeit. Denn es ist natürlich leichter und bequemer, sich

den Wünschen der Bezugspersonen zu beugen und die eigenen Bedürf-

nisse hinten anzustellen. „Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt“

ist der Leitsatz, mit dem diese Selbstaufgabe über Jahrzehnte legalisiert

wurde. Doch gesund ist das nicht. Und wer sich zum Großteil von einer

anderen Person (Partner, Chef, Mutter,...) abhängig macht, wird ausge-

nutzt, genauso wie diejenigen, die sich immer für andere aufopfern.

Wer sofort parat steht um für die Mitarbeiter und Kollegen den Lauf-

burschen zu spielen, bekommt anstelle der erhofften Anerkennung eher

ein mitleidiges Lächeln und wird als „Weichei ohne Führungsqualitä-

ten“ abgestempelt.

Anerkennung durch Aufrichtigkeit

Wer es hingegen versteht, die eigenen Bedürfnisse auf eine Art und

Weise umzusetzen, ohne jemanden zu verletzen und Rücksicht auf die

Bezugspersonen zu nehmen, bekommt Anerkennung und Respekt da-

für. Durch eine offene und ehrliche Kommunikation können Sie Ihre

Grenzen aufzeigen und diese den betreffenden Personen leicht vermit-

teln. Das bedeutet ganz einfach, dass jeder weiß, wo er dran ist, auch Sie

selbst. Und das ist allemal besser, als sich bei den wichtigen Entschei-

dungen zurückzunehmen, um dann nachher mit einem schnippischen

„Tja, das hätt´ ich Euch gleich sagen können!“ den Misserfolg der Ent-

scheidung zu krönen. Und das gilt für alle Lebensbereiche. Man wird

Sie für Ihre aufrichtige und ehrliche Persönlichkeit zu schätzen wissen,

sowohl in Ihrer Familie und Ihrer Partnerschaft, als auch im Berufsle-

ben und überall sonst, wo Sie mit Menschen zu tun haben.

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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4.6 Die 72-Stunden-Regel

Haben Sie sich in der Vergangenheit auch schon öfter etwas vorge-

nommen und bis heute nicht realisiert? Konnten Sie bei anderen beo-

bachten, dass sie von einer Idee Feuer und Flamme waren, aber bis

heute nichts unternommen haben? Geht es Ihnen auch so?

Das kann Ihnen niemand beweisen. Probieren Sie es aus. Machen Sie

Ihre Idee WICHTIG! Beginnen Sie innerhalb von 72 Stunden zumin-

dest mit einem ersten Schritt und die Aussichten steigen enorm.

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Wenn nicht Sie, wer sonst?

Die Realisierungswahrscheinlichkeit aller Vorhaben,

die nicht innerhalb von 72 Stunden

begonnen werden, sinkt um 99 Prozent.

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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Was Sie nach der Lektüre dieses Kapitels wissen sollten:

Der innere Antreiber „be perfect“ verleitet uns dazu, perfekte Ergeb-

nisse abliefern zu wollen, doch Perfektionismus ist ineffizient

Ein großer Teil der Zeitdiebe befindet sich im Bereich Computer,

Internet, Fernsehen – hier wird am meisten Zeit verschwendet mit

Beschäftigungen, die uns unseren Zielen nicht näher bringen

Der innere Antreiber „please me“ führt bei vielen Menschen dazu,

dass es ihnen schwer fällt, „Nein“ zu sagen. Indem sie sich dadurch

Mehrarbeit aufladen, verlieren sie Zeit für eigene Ziele

Freizeitstress kann man oftmals in der Veränderung der Einstel-

lung verringern

Ein Zustand tiefer, konzentrierter Versunkenheit heißt Flow

Flow ist möglich, wenn die Anforderungen mit den Fähigkeiten über-

einstimmen. Ansonsten kommt es zu Angst (Überforderung) oder

Langeweile (Unterforderung)

Egoismus verfügt über die positive Seite, dass die eigenen Be-

dürfnisse berücksichtigt werden

Die Realisierungswahrscheinlichkeit aller Vorhaben, die nicht inner-

halb von 72 Stunden begonnen werden, sinkt um 99%

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e-Lektion 1: Zeit und Selbstmanagement

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5. WEITERFÜHRENDE LITERATUR

Das Bumerang Prinzip – Mehr Zeit fürs Glück / Lothar Seiwert – München: Gräfe und Unzer Verlag GmbH, 2002

So zähmen Sie Ihren inneren Schweinehund! Vom ärgsten Feind zum besten Freund / Marco von Münchhausen – München: Piper Verlag GmbH, 2004

Der Weg zum Wesentlichen – Zeitmanagement der vierten Generation / Stephen R. Covey u.a. – Frankfurt am Main: Campus Verlag GmbH, 1997

Mit P.E.P. an die Arbeit – So organisiere ich mich und meinen Job / Institut für Beratung und Training – München: Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, 1998

Lifeguide – Der exklusive Reiseführer zu einem erfüllten Leben / Hansruedi Zellweger - Landsberg am Lech: mvg-Verlag, 2002

Simplify your life – einfacher und glücklicher leben / Werner Tiki Küstenmacher mit Lothar J. Seiwert – Frankfurt am Main: Campus Verlag GmbH, 2001

Zeitmanagement für Dummies / Jeffrey J. Meyer – Bonn: MTP-Verlag, 2000

Dem Leben Richtung geben – In drei Schritten zu einer selbstbestimmten Zukunft / Jörg W. Knoblauch, Johannes Hüger, Marcus Mockler – Frankfurt am Main: Campus Verlag GmbH, 2003

TOP 50 Selbstmanagement – Machen Sie aus sich die ICH AG / Tom Peters – München, Econ Ullstein List Verlag GmbH & Co. KG, 2001

Life Excellence – Die Kunst, ein souveränes, erfolgreiches und glückliches Leben zu führen / Stefan F. Gross – München, Wien: Carl Hanser Verlag, 2004

Besser leben mit work-life-balance / Hannelore Fritz - Frankfurt am Main: Eichborn AG, 2003

Don´t hurry, be happy – In 5 Schritten zum Lebenskünstler / Lothar Seiwert – München: Gräfe und Unzer Verlag GmbH, 2003

Bildquelle Deckblattfoto: www.photocase.com

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