Zeitalter des Barock - hdm-stuttgart.decurdt/_Barock.pdf · 1 Medienkultur 2 Prof. Oliver Curdt Audiovisuelle Medien HdM Stuttgart Zeitalter des Barock Übersicht Barock Quelle: dtv-Atlas

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    Medienkultur 2

    Prof. Oliver CurdtAudiovisuelle MedienHdM Stuttgart

    Zeitalter des Barock

    bersicht Barock

    Quelle: dtv-Atlas zur Musik, Band 2

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    Prof

    . Oliv

    er C

    urdt

    Zeitalter des Barock

    Epoche von ca. 1600 (Beginn der Oper) bis ca. 1750 (Tod J. S. Bachs)

    Robert Haas (Musikwissenschaftler, 1886-1960): Die Musik des Barock, Musik endet mit dem Tode Bachs (1750) und dem letzten Werk Hndels (1751)

    Begriff Barock: Juwelierkunde schiefe, minderwertige Perlenlat. baruca Warze1768 J. J. Rousseau: konfuse Harmonie, Modulation und Dissonanzen, berladen

    Barock ist etwas Negatives Prof

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    urdt

    Zeitalter des Barock

    Musik galt zu damaliger Zeit alsschwlstigberladen ( Verzierungskunst nach Kurt Sachs)harmonisch verworrendissonanzenreichmelodisch schwierigunnatrlichholprig

    Kurt Sachs: Begriff der Barockmusik - erst seit 1919, davor nicht gebruchlich

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    Prof

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    Zeitalter des Barock

    Grndung wissenschaftlicher und knstlerischer Akademien

    neues Lebensgefhl und Selbstverstndnis des Menschen:

    fhlendes Wesen mit Leidenschaften und Phantasiengleichzeitig harmonisch und rational geordnetes Weltbild Zahlensymbolik musikalische Rhetorik, Tonsymbolik

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    Ton- und Zahlensymbolik

    Zahlensymbolik

    Tonsymbolik

    Quelle: dtv-Atlas zur Musik, Band 2

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    er C

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    Ton- und Zahlensymbolik

    Tonbuchstaben /- silben fr Namen (z. B. B-A-C-H)

    Kreuzzeichen / Tonanordnung in Kreuzform (Kreuz Christi)

    Zahlensymbolik: 3 fr Trinitt, Vollkommenheit

    Zahlenalphabet (A = 1, B = 2, ...)

    Musik als Tonsprache in Anlehnung an die Rhetorik

    Textdarstellung und Textinterpretation durch Musik Prof

    . Oliv

    er C

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    Affektenlehre

    behandelt als zentrales Barockthema die Darstellung der Leidenschaften und seelischen emotionalen Zustnde in der Musik

    Kopplung der Musik mit Seelenzustnden

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    Quelle: Neues groes Musiklexikon, Weltbildverlag GmbH

    Georg Friedrich Hndel Johann Sebastian Bach

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    5 Gegensatzpaare (Wlflien)

    Unklarheit: rhythmisch rubato,harmonisch Trugschlu, D7

    Klarheit

    Einheit (einheitliche Form und Besetzung)

    Vielheit

    offene Formgeschlossene Form

    TiefeFlche

    malerischlinear

    Barock (nach Kurt Sachs)Renaissance

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    urdt

    Hauptkriterien der Barockmusik

    Hauptkriterien der Barockmusik aus heutiger Sicht:

    1. Basso Continuo (B. C.) - allerdings schon frher erfunden und spter immer noch verwendet Generalbasszeitalter

    2. Rezitativ (seit dem spten 15. Jh., bei Entstehung der Oper um 1600 zum 1. Mal gedruckt)

    3. Konzert Zeitalter des konzertierenden Stilsgeht zurck auf Gabrieli (Venedig), Mehrchrigkeit

    4. Affektbegriff

    5. Musikalische Rhetorik

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    . Oliv

    er C

    urdt

    Barockmusik

    Begriffe charakterisieren die Epoche zwar, grenzen sie aber nicht ab

    Dur - Moll - Tonalitt setzt sich endgltig gegen die modale Harmonik der Renaissance durch (Modi = Kirchentonarten)

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    Kirchentonarten (Modi)

    Quelle: dtv-Atlas zur Musik, Band 1

    Prof

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    urdt

    Merkmale der Barockmusik

    Wunsch nach Gefhlsausdruck in der MusikLiebeLeidenschaftSchmerzExtase

    allgemeine Hinwendung von der Polyphonie (stile antico) zur Monodie (stile moderno)

    fhrende Melodiestimme mit Begleitung

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    Prof

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    er C

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    Merkmale der Barockmusik

    Befreiung der Hauptstimme (meist Gesang) von kontrapunktischen Regeln ( Seconda prattica)

    Entwicklung aus der Prima prattica (C. Monteverdi)individuelle Rhythmikexpressiv angelegte Harmonikmglichst keine Anonymitt der Hauptstimme

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    . Oliv

    er C

    urdt

    Barockmusik

    Madrigal, Motette, Messe (typisch fr Renaissance) treten etwas an Bedeutung zurck

    erst Textdarstellung, ab 1600 Menschendarstellung, Oper

    ab 1600 Bevorzugung einheitlicher Ensembles:Streicher Blser

    Instrumentalmusik gewinnt an Bedeutung

    Affektenlehre fr Vokal- und Instrumentalmusik

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    Prof

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    urdt

    Entstehung neuer musikalischer Formen

    textgebundenOperOratoriumKantate

    unabhngig von Liturgie und PoesieSolokonzertConcerto grossoSuitePrludium FugeThema mit VariationenOuvertre

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    er C

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    Instrumentalmusik des 17. Jh.

    Sonate, Konzert bilden sich als Form heraus

    Kantate (gesungen) Sonate (gespielt), bei Gabrieli zum 1. Mal genannt

    Konzert: Soloinstrument mit Orchesterbegleitung

    Solosonate: 1 Melodieinstrument mit Generalbass-Begleitung

    Triosonate: 2 Melodieinstrumente mit G.b.-Begleitung

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    urdt

    Barockmusik / Kantate

    Kantate:Werk fr Gesang mit Instrumentalbegleitung (meist Gb)mehrere Stze: instr. Einleitungssatz (Sinfonia), Rez., Arien, evt. Duett (kunstvoll und selbstndig gesetzt) Chre, Choral (evt. auch als c. f.), Instrumentalritornellegeistlicher oder weltlicher Text

    (Kirchenkantate bzw. Kammerkantate)Komponisten: Bach, Telemann, Hndel

    Klangbeispiel: J. S. Bach, Kantate BWV 63

    Chorus Rec. Alt Duett Rec. Tenor Duett Rec. Bass Chorus Pro

    f. O

    liver

    Cur

    dt

    Concerto grosso

    Gruppenkonzert

    Concerto: ursprnglich Begriff fr Vokalmusik2. Hlfte 17. Jh.

    kl. und gr. Besetzung wechseln einander ab: Concertino (Solistengruppe, z. B. 2 Vl +1 Vc) wird Tuttigruppe gegenbergestellt

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    Prof

    . Oliv

    er C

    urdt

    Concerto grosso

    Satzfolge: schnell - langsam - schnell, z. B. Vivaldi, Corelli, Torelli, Hndel

    kein festes Formmodell

    Ritornellform hnlich wie beim barocken Solokonzert, stndiger Wechsel zwischen Solo und Tutti

    Prof

    . Oliv

    er C

    urdt

    Die Fuge

    mehrstimmig, polyphonThema in originaler Gestalt (Dux) tonale / reale Beantwortung (Comes)Exposition, mehrere Durchfhrungen, ZwischenspieleKontrapunkt / KontrasubjektEngfhrungberzhliger EinsatzJ. S. Bach: Fuge g-moll

    Quelle: http://people.freenet.de/barockmusik/fuge.htm

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    Die Fuge

    Quelle: http://people.freenet.de/barockmusik/fuge.htm

    Prof

    . Oliv

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    Sonata da chiesa (Kirchensonate)

    sonare: klingen, spielen17. Jh., 4 Stze1. langsamer homophoner Einleitungssatz2. fugierter, kontrastierender schneller Satz3. homophoner langsamer Satz (Andante)4. schneller Satz (fugiert oder homophon)zweiteilige Form der Stze, z. B. Hndel, Corelli(1653 - 1713), Tartinikirchliche Verwendungalle Stze in der gleichen Tonart

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    Prof

    . Oliv

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    Sonata da camera (Kammersonate)

    franz. Suite / Folge von Tanzstzen: z. B. Praeludium Courante SarabandeAllemande

    andere Tanzstze: Schreittanz (Pavane)Springtanz (ungerader Takt)Nachtanz (Galliarde, Saltarello) Passamezzo (Padorana, Paduana) Prof

    . Oliv

    er C

    urdt

    Sonata da camera (Kammersonate)

    Komponisten: Corelli, Telemann, Vivaldigenerell: praeludienartiger Einleitungssatz, langsamer Satz in der Mitte

    hufig Prlude vorwegalle Klangbeispiele aus der Suite in E-dur von Marin Marais (1656 - 1728)

    alle Stze in der gleichen Tonart oder auf gleichem Grundtonhfische Verwendung

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    Prof

    . Oliv

    er C

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    Sonata da camera (Kammersonate)

    bevorzugte Satzfolge Mitte 17. Jh.: 1. Allemande als Kopfsatz Tanz2. Courante Nachtanz3. Sarabande4. Gigue nicht zwangslufig vierstzig: manchmal frei eingeschoben weitere Tanzstze (z. B. Menuett, Pavane, Rondo, Chaconne)alle Stze sind zweiteilig, jeder Teil wird wiederholt

    Prof

    . Oliv

    er C

    urdt

    Tanzstze der Suite

    Allemande: deutscher Tanz4/4 (gerader Takt)

    Courante: ungerader Takt (3/2 oder Takt) schneller als Allemandepunktierter Rhythmus

    Sarabande: hufig in molllangsam typischer Rhythmushufig dreiteilig (3 x 8 Takte)

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    Prof

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    Tanzstze der Suite

    Gigue: schnelles Tempo, (6/8 oder 12/8 Takt)Thema imitatorisch behandelt

    Gavotte: hufig 2/2 Taktin der Suite hinter der SarabandeGrazis, schneller als Sarabande

    Musette: wrtl. Dudelsack2. GavotteOrgelpunkte, Quintbordune Pro

    f. O

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    Cur

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    Tanzstze der Suite

    Menuett: wrtl. kleiner Schritt TaktFormverlauf: Menuett 1 und 2, Trio, DC ohne Wdh.

    (dreiteiliges Menuett erst in der Klassik)J. S. Bach: aus Orchestersuite Nr. 2 h-moll, BWV 1067

    Menuettbleibt bis in die Klassik erhalten

    z. B. Beethoven, Sinfonie Nr. 3 Eroica, 3. Satz (Scherzo)

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    Galliarde

    Nachtanz (folgt meist einem Satz in langsamem oder migem Tempo)kurze Abschnitte, die wiederholt werdenDreiertaktTempo bei verschiedenen Galliarden uneinheitlich, meist mig bewegt

    John Dowland (1562 - 1626): The King of Denmark, his GalliardThe Earl of Essex, his Galliard

    Prof

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    Chaconne und Passaglia

    gemeinsame Eigenschaften: barocke Variationsform ber fester Harmonie, basso ostinatoThema im Bass, figurierende Variation, harmonisches Prinzip

    z. B. Marin Marais: aus Suite E-dur geschlossene formale AnlageGestaltungsmittel bei Arien in barocken OpernBeispiele:

    Bach: Goldberg-Variationen Brahms: Symphonie Nr. 4, 4. Satz

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    Prof

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    er C

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    Passacaglia

    3/2 oder Takthufig in moll-Tonartenschreitender Bewegungsablauflangsam, getragen (langsamere Tempi als bei Chaconne)ostinato auch in der Oberstimme

    Prof

    . Oliv

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    Chaconne

    mig bewegter Tanzspringender Bewegungsablaufschnell, frhlich (schneller als Passacaglia)figurierende Variationostinato grundstzlich im Bass

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    Prof

    . Oliv

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    Franz. Ouvertre (nach J. B. Lully)

    zur Begrung seiner Majesttmeist dreigliedrige Anlagelangsamer, rel. kurzer Einleitungsteil (wird oft wiederholt) mit punktierten Rhythmen, berbindungenHauptteil schnell, fugiert, andere Taktart Klangbeispiel: Hndel: 1. Satz (Symphony) aus Messias3. Teil: verkrzte Variante des 1. Teils (entfllt manchmal)Tempoverlauf: langsam schnell - langsamGattung verliert sich in der Klassik (manchmal Einleitungsteil vor Kopfsatz) Prof

    . Oliv

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    Italienische Ouvertre

    italienische Ouvertre Sinfonia

    dreiteiliger Ablauf: schnell (homophon) langsam (kurz) schnell (3/4 Takt)

    Alessandro Scarlatti neapolitanische Opernschule

    hohe Virtuositt

    wird Vorbild fr Sonate

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    . Oliv

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    Oratorium

    wrtl. Bethausgeistliche Oper ohne szenische Darstellung, konzertantabendfllendes Werkwird nach Noten vorgetragen OperHandlung wird vom Evangelisten erzhlt (rezitiert)meistens Leidensweg Jesu als InhaltSolisten, Duette, Chor, OrchesterSoloarien mit obligatem Soloinstrument (z. B. Violine, Oboe oder Horn)Komponisten: z.B.

    J.S. Bach: Johannes-Passion, WeihnachtsoratoriumG. F. Hndel: Messias, Theodora, ... Pro

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    Instrumentalmusik im 17. / 18. Jh.

    zur Formentwicklung : Entwicklung von linearen zu zyklischen Formen (offen)periodische / zyklische Formen: Ostinato, Ritornellform, Chaconne, Passacaglia17. Jh.: Jahrhundert der ostinaten Formen, (Chaconne, Passacaglia)Ricercar-Form Fantasie Fuge (streng polyphone Form)freie Formen: Toccata (meist 1. Teil einer mehrteiligen Komposition, z. B. fr Cembalo oder Orgel)