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Zeitstrahl: 1918/19 Revolution und Aufbruch in die Demokratie Material erstellt von Mareike Ballerstedt, Anne Symancyk, Dr. Silke Urbanski.. Hamburg-Geschichtsbuch . S.1 1. 8. 1914 Seit dem 1. August 1914 befindet sich Deutschland im Krieg mit Russland und seinen Verbündeten. 230.000 Hamburger neh- men als Soldaten am Krieg teil, 31.500 werden getötet. August 1916 Februar 1917 Steckrübensuppe in der Kriegsküche. Hunger herrscht in Ham- burg. Ungefähr ein Drittel der Bewohner essen in Kriegsküchen, da ihr Lohn nicht zum Kochen reicht. Doch in den Kriegsküchen gibt es nur Rüben-Wassersuppe. Immer wieder kommt es zu Hungerprotesten. Läden werden gestürmt. Jugendliche, die an den Krawallen teilnahmen, wer- den in der Schule mit Prügel bestraft. 1. 8. 1917 Friedensdemonstration in Hamburg: Mehrere Tausend Arbeite- rInnen, Jugendliche und Werftarbeiter fordern ein sofortiges Kriegsende. Die Polizei geht gegen sie vor. 1916 1918 Die Arbeiter auf den Werften veranstalten viele Streikaktionen, weil es zu wenig Essen für den Lohn gibt. Im Spätherbst 1917 treffen Nachrichten der russischen Oktoberrevolution in Ham- burg ein. Viele Arbeiter sind davon begeistert. 28. 1. 1. 2. 1918 Januarstreik. In ganz Deutschland findet ein Massenstreik statt. Der Alltag bietet harte Arbeit und zu wenig zu essen. In Ham- burg marschieren die Arbeiter schweigend durch die Straßen. 5. 11. 1918 In Kiel meutern ab dem 3. November die Matrosen. Sie wollen nicht zu einer letzten Seeschlacht auslaufen und sterben. In Hamburg erscheinen am 5. November erste Zeitungsberichte darüber. In der Nacht zum 6. November entwaffnen Hamburger Matrosen Besatzungen von Torpedobooten, sie besetzen den Elbtunnel und das Gewerkschaftshaus. Die rote Fahne weht im Hamburger Hafen.

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Zeitstrahl: 1918/19 Revolution und Aufbruch in die Demokratie

Material erstellt von Mareike Ballerstedt, Anne Symancyk, Dr. Silke Urbanski.. Hamburg-Geschichtsbuch . S.1

1. 8. 1914

Seit dem 1. August 1914 befindet sich Deutschland im Krieg mit Russland und seinen Verbündeten. 230.000 Hamburger neh-men als Soldaten am Krieg teil, 31.500 werden getötet.

August 1916 –

Februar 1917

Steckrübensuppe in der Kriegsküche. Hunger herrscht in Ham-burg. Ungefähr ein Drittel der Bewohner essen in Kriegsküchen, da ihr Lohn nicht zum Kochen reicht. Doch in den Kriegsküchen gibt es nur Rüben-Wassersuppe. Immer wieder kommt es zu Hungerprotesten. Läden werden gestürmt. Jugendliche, die an den Krawallen teilnahmen, wer-den in der Schule mit Prügel bestraft.

1. 8. 1917

Friedensdemonstration in Hamburg: Mehrere Tausend Arbeite-rInnen, Jugendliche und Werftarbeiter fordern ein sofortiges Kriegsende. Die Polizei geht gegen sie vor.

1916 – 1918

Die Arbeiter auf den Werften veranstalten viele Streikaktionen, weil es zu wenig Essen für den Lohn gibt. Im Spätherbst 1917 treffen Nachrichten der russischen Oktoberrevolution in Ham-burg ein. Viele Arbeiter sind davon begeistert.

28. 1. – 1. 2. 1918

Januarstreik. In ganz Deutschland findet ein Massenstreik statt. Der Alltag bietet harte Arbeit und zu wenig zu essen. In Ham-burg marschieren die Arbeiter schweigend durch die Straßen.

5. 11. 1918

In Kiel meutern ab dem 3. November die Matrosen. Sie wollen nicht zu einer letzten Seeschlacht auslaufen und sterben. In Hamburg erscheinen am 5. November erste Zeitungsberichte darüber. In der Nacht zum 6. November entwaffnen Hamburger Matrosen Besatzungen von Torpedobooten, sie besetzen den Elbtunnel und das Gewerkschaftshaus. Die rote Fahne weht im Hamburger Hafen.

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Zeitstrahl: 1918/19 Revolution und Aufbruch in die Demokratie

Material erstellt von Mareike Ballerstedt, Anne Symancyk, Dr. Silke Urbanski.. Hamburg-Geschichtsbuch . S.2

5. 11. 1918

Am Abend formuliert eine Versammlung im Gewerkschaftshaus diese Forderungen: 1. Sofortige Herbeiführung des Friedens 2. Rücktritt des Kaisers 3. Sofortige weitestgehende Abrüstung 4. Demokratie im Reich und in den Bundesstaaten 5. Amnestie und sofortige Freilassung aller politisch Inhaftierten 6. Sofortige Einführung des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts für beide Geschlechter vom vollende-ten 20. Lebensjahr an.

6. 11. 1918

Die Revolutionäre gründen einen Arbeiter- und Soldatenrat. Er übernimmt vorläufig die Macht in Hamburg. Bürgermeister Werner von Melle erklärt die Bereitschaft von Senat und Bür-gerschaft, sich in den Dienst der „neuen Zeit“ zu stellen.

6. 11. 1918

Auf dem Heiligengeistfeld findet am frühen Nachmittag eine Massenkundgebung statt. Hier liegt die Grenze zwischen Ham-burg und Altona. In Altona sind kaiserliche Reservetruppen sta-tioniert. Doch die Soldaten greifen nicht ein. Die Offiziere des Generalkommandos fliehen aus Altona.

9. 11. 1918

BERLIN Am 9. 11. 1918 verkündet Reichskanzler Max von Baden die Abdankung des Kaisers. Der Kaiser flieht nach Holland. Gustav Scheidemann (SPD) und Karl Liebknecht (USPD) rufen nachei-nander die Republik aus.

11. 11. 1918

Der Arbeiter- und Soldatenrat führt in Hamburg den Achtstun-dentag ein.

11. 11. 1918

Kriegsende durch Waffenstillstand. Verwundete werden mit Zügen in die Stadt gebracht.

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Zeitstrahl: 1918/19 Revolution und Aufbruch in die Demokratie

Material erstellt von Mareike Ballerstedt, Anne Symancyk, Dr. Silke Urbanski.. Hamburg-Geschichtsbuch . S.3

12. – 18. 11. 1918

Am 12.11. erklärt der Arbeiter- und Soldatenrat den Senat und die Bürgerschaft für abgesetzt. Er übernimmt damit die alleinige Macht. Aber die Banken geben der Stadt nun kein Geld mehr. Bevor die Stadt zahlungsunfähig ist, gibt der Arbeiter- und Sol-datenrat nach: Senat, Bürgerschaft und Arbeiter- und Soldaten-rat müssen nun gemeinsam handeln. Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrats ist nun Walther Lamp´l von der SPD.

30. 11. 1918

Das neue Reichswahlgesetz tritt in Kraft: Nun gibt es das Frau-enwahlrecht und die Verhältniswahl. Ab dem zwanzigsten Le-bensjahr darf jeder wählen. Endlich sind Frauen gleichberech-tigt!

20. 12. 1918

Die Bürgerschaft beschließt auf Druck des Arbeiter- und Solda-tenrats ein Gesetz zur Förderung des Baus kleiner Wohnungen mit öffentlichen Mitteln. Bald steht den Arbeitern gesunder, heller Wohnraum zur Verfügung. Viele dieser Wohnungen sind heute noch begehrt.

7. 1. 1919

Aufhebung des Heiratsverbots für Lehrerinnen. Verheiratete Frauen können ihre Arbeit in den Schulen wieder aufnehmen. Viele Lehrerinnen waren Kämpferinnen für Frauenrechte.

9. 1. 1919

Der Berliner „Spartakus-Aufstand“ wirkt sich auch in Hamburg aus. Werkarbeiter streiken und sozialistische und kommunisti-sche Jugendliche besetzen das Gewerkschaftshaus und die SPD-Zeitung „Hamburger Echo“, weil sie die SPD nicht für revolutio-när halten.

16. 3. 1919

Wahlen zur Hamburgischen Bürgerschaft. Erste gleiche, gehei-me, freie und allgemeine Wahlen eines Hamburger Parlaments. Ebenso erste Wahlen für Frauen auf Hamburgischer Ebene. SPD und die liberale DDP gewinnen.

24. 3. 1919

Erste Sitzung der ersten demokratisch gewählten Hamburgi-schen Bürgerschaft. Erstmals eröffnet eine Frau ein Parlament in Deutschland: Alterspräsidentin Helene Lange, eine Frauen-rechtlerin. Nach dem Erlass von 135 tiefgreifenden Verordnungen, die das Leben der Menschen verbessern sollen, überträgt der Arbeiter- und Soldatenrat die Macht an Senat und Bürgerschaft.

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Zeitstrahl: 1918/19 Revolution und Aufbruch in die Demokratie

Material erstellt von Mareike Ballerstedt, Anne Symancyk, Dr. Silke Urbanski.. Hamburg-Geschichtsbuch . S.4

10. 5. 1919

Einer der ersten Beschlüsse der neuen Bürgerschaft Ende März 1919 ist die Gründung einer Universität. Sie wird schon weniger als zwei Monate später eröffnet.

23. – 25. 6. 1919

Hamburger Sülzeunruhen. Auslöser dieses Aufstands war der Verdacht, dass verfaulte Tierkadaver zu Sülze verarbeitet wurden. Gegen Besitzer von Fleischfabriken wird Gewalt ausgeübt. Darauf folgen eine Bela-gerung und der Beschuss des Rathauses. Am 27. 6. 1919 mar-schieren Reichswehr- und Freikorps-Truppen in die Stadt ein, um die Unruhen zu beenden, obwohl sich die Lage schon beru-higt hatte. Hamburg steht in den folgenden Wochen quasi unter Kriegsrecht.

28. 6. 1919

Der Versailler Vertrag wird unterzeichnet. Deutschland verliert Gebiete und muss Reparationszahlungen leisten. Der Friede ist nun gesichert – aber noch nicht die Demokratie.

August 1919

Die Stadt beantragt die Überführung der Bücherhallen in eine öffentliche Stiftung – Bildung und Lesespaß für alle.

13. – 17. 3. 1920

Kapp-Putsch in Berlin und in Hamburg. Von Harburg aus versucht am 15. März ein antidemokratisches Freikorps die Regierung Hamburgs zu stürzen. Durch einen Massenstreik und aktive Gegenwehr der Bürger werden die Putschisten in einer Schule festgesetzt und besiegt. Die Bürger verteidigen die Demokratie.

23. – 24. 10. 1923

Vier Jahre nach der Revolution ist die Not ausgebrochen. Eine rasende Inflation entwertet das Geld. Arbeit und Nahrung sind knapp. Teile der Kommunistischen Partei Hamburgs versuchen eine kommunistische Revolution. Die Hamburger Polizei und Reichswehrsoldaten können den Aufstand schnell niederschla-gen – auf Befehl eines SPD-geführten Senats. Mehr als 100 Menschen ließen ihr Leben. Durch die Linke geht weiter ein tiefer Riss.