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61./62. Jahrgang Zeitung “Erziehung und Wissenschaft im saarland” des Landesverbandes der GEW im dGB Bildu g ist MehrW ert! n LandEsausschuss 2015 „Bildung für Flüchtlinge sichern“

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61./62. Jahrgang

Zeitung “erziehung und Wissenschaft im saarland” des Landesverbandes der GeW im dGB

Bildu g ist MehrWert!n

Landesausschuss 2015„Bildung für Flüchtlinge sichern“

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

während ich das Editorial zu dieserDoppelausgabe der EUWIS schreibe, sind dieschrecklichen Ereignisse von Paris geradeetwas mehr als zwei Tage her und ich kannimmer noch nicht wirklich fassen, was dapassiert ist. Der Schock sitzt tief, die An-schläge galten sicher nicht nur den Men-schen in Paris, sie sollten die westliche Kulturund Lebensart treffen und damit uns alle.Während meine Gedanken und meinMitgefühl seit Freitagnacht bei den Opfernund ihren Angehörigen sind, hallen in mir dieersten Stellungnahmen führender Politiker,darunter die des französischen PräsidentenHollande „Wir befinden uns im Krieg“ nach.Verheerend finde ich die EinlassungenMarkus Söders, der nicht davor zurück-schreckte, die Anschläge von Paris in einenZusammenhang mit der Flüchtlingsproble-matik zu stellen. Und das, obwohl Thomas deMaizière genau vor solchen oder ähnlichenRückschlüssen gewarnt hatte.

„Bildung für Flüchtlinge sichern“ unterdiesem Motto fand die diesjährige Landes-ausschusssitzung der GEW Saarland AnfangNovember in Kirkel statt, der wir das Titel-thema dieser Ausgabe widmen.

In seiner Eröffnungsrede betonte PeterBalnis als Vorsitzender der GEW Saarland diebesondere Verantwortung Deutschlands inder Flüchtlingsfrage. Im Hinblick auf die Ein-wohnerzahl und den wirtschaftlichen Reich-tum Deutschlands sei es ein Gebot der Stun-de, diese Zuwanderung auf humane Weisezu ermöglichen. Da Solidarität seit jeherGrundprinzip gewerkschaftlichen Handelnssei, dürfe die Flüchtlingspolitik nicht zu einerAusspielung gesellschaftlicher Gruppenuntereinander führen. In einem sechsseiti-gen Positionspapier, das wir in Auszügen ab-gedruckt haben, hat der GeschäftsführendeVorstand einen Beschlussvorschlag „Bildungfür Flüchtlinge sichern“ vorgelegt, dem derLV einstimmig annahm. In seinem überausinformativen Vortrag gab Franz-Josef Koeneneinen historischen Überblick über die Zu-wanderung der letzten 60 Jahre inDeutschland. Gerade vor diesem Hinter-grund müsse klar sein, dass Zuwanderungeine historische Selbstverständlichkeit sei.

Akin Aslan, 1976 als Kind türkischer Elternin Deutschland geboren, ließ die Zuhörer-

schaft an seiner (Bildungs-)Biographie teilha-ben, die er nicht zuletzt einer Hauptschul-lehrerin verdanke, die an ihn geglaubt habe.Als Lehrer der Hermann-Neuberger-Schulein Völklingen stellt er in seinen Ausführungendas Konzept der „Eine-Welt-Klasse“ fürFlüchtlingskinder vor.

Neben den Beiträgen zum Landesaus-schuss findet ihr auch in dieser Ausgabe vielLesenswertes. Zum Beispiel unter der Rubrik„Berufliche Bildung“ den Artikel „Geschlechtund Beruf“. Unter der Rubrik „Hochschule“fasst der Artikel „Beschäftigungsbedingun-gen wissenschaftlicher Mitarbeiter“ die Er-gebnisse einer Studie von Freya Gassmannzusammen. Ganz aktuell könnt ihr die Ergeb-nisse des Spitzengesprächs mit der Landes-regierung vom 17.11.2015 auf Seite 16 nach-lesen. Wie umtriebig GEW-Senior_innensind, erfahrt ihr in dem Bericht von HansEiffler auf Seite 17.

Liebe Kollelginnen und Kollegen, wir sindmitten im Advent. Zünden wir ein Licht anfür Offenheit, Gerechtigkeit und Mitmensch-lichkeit.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen einfriedvolles Weihnachtsfest und ein gutesNeues Jahr. n

anna haßdenteufel

Thema: Landesausschuss 2015 | „Bildung für Flüchtlinge sichern“

editorial 03

thema: Landesausschuss 2015 04 04 Bildung kann nicht warten! Aus der Eröffnungsrede des GEW-Landesvorsitzenden Peter Balnis

05 „Die Fehler von damals dürfen sich nicht wiederholen“ Vortrag von Akin Aslan

06 Bildung für Flüchtlinge sichern Positionspapier der GEW-Saarland

08 Phasen der Zuwanderung ins Saarland Vortrag von Franz Josef Koenen

Berufliche Bildung &Weiterbildung 09 09 Geschlecht & Beruf

hochschule 10 10 Beschäftigungsbedingungen wissenschaftlicher Mitarbeiter Ergebnisse einer Studie von Freya Gassmann

11 Schlechte Perspektiven für Wissenschaftspersonal AK-Veranstaltung zur Hochschulpolitik an der Saar-Uni

12 GEW Infostand Traumjob Wissenschaft

12 Erneuter Anstieg der Hochschulabsolventen im Jahr 2014

Gewerkschaft 15 15 Nachdenken und beraten Einige Schlussfolgerungen aus dem Streik im Sozial- und Erziehungsdienst

16 Spitzengespräch mit der Landesregierung 17.11.2015

17 GEW-Senior_innen im Ausland

Info & service 18 18 In der Ausbildung ins Ausland

18 Neujahrsempfang der Fachgruppe Gemeinschaftsschule

18 Aufruf: Proud to be a teacher!

19 EUROKEY und htw saar fördern Flüchtlinge durch eLearning-Portal

Bücher & Medien 20 20 „Heitere Lehrer verändern die Welt“

20 Bildungsmonitoring und Bildungsforschung Themenschwerpunkt in Heft 3/2015 der Zeitschrift DDS

21 Der Elefant und der Schmetterling

21 Einführung in das systemische Schulmanagement

Geburtstage und Jubiläen 22 22 Dezember 2015

22 Schlusswort

23 Januar 2015

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Landesverband Saarland, Geschäftsstelle:Mainzer Str. 84, 66121 Saarbrücken

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RedaktionPeter Balnis,

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anzeigenverwaltungAndreas Sánchez,

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Namentlich gezeichnete Beiträge geben nichtunbedingt die Meinung der GEW wieder. Für

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Impressumherausgeber

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Bildung kann nicht warten!aus der eröffnungsrede des GeW-Landesvorsitzenden Peter Balnis

„Bildung kann nicht warten - also müssenwir entsprechende Strukturen schaffen!“ wareine der Kernaussagen der Eröffnungsrede inBezug auf das Thema Bildung für Flüchtlingesichern, mit dem sich die Delegierten desdiesjährigen Landesausschusses in denRäumen der Arbeitskammer in Kirkel am 02.November in der Hauptsache auseinander-setzten.

1. Gesamtbild der GeWPeters Eröffnungsrede nahm zunächst das

Gesamtbild der GEW-Arbeit des vergangenenJahres in den Blick und schloss mit dem posi-tiven Fazit, dass der Landesverband erneuteinen sehr hohen Mitgliederzuwachs ver-zeichne - prozentual an der Gesamtmitglie-derzahl gemessen zum wiederholten Mal denhöchsten unter den Landesverbänden - undauch sonst die gesteckten Ziele weitgehenderreicht habe.

In diesem Zusammenhang beleuchtete derLandesvorsitzende den zurückliegenden vier-wöchigen Erzwingungsstreik im Sozial- undErziehungsdienst, der ja in Länge und Inten-sität ein Novum in der Geschichte des Tarif-kampfes für die GEW darstellt. Peter betontehier vor allem die ausgeprägte Diskussions-kultur in den Streiklokalen, aber auch auf denzentralen Veranstaltungen, auf denen es nichtimmer leicht viel, dem Unverständnis, das sichvor allem in der letzten Phase auf Elternseiteaufgebaut hatte, argumentativ zu begegnen.

„Das Reden in den Streiklokalen, nicht dasVerordnen stand im Vordergrund.“ DieseTatsache interpretierte der Landesvorsitzendeals einen Hauptgrund für die hohe Zustim-mung unserer Mitglieder zum nachgebesser-ten Verhandlungsergebnis mit 73 %. Peterwies darauf hin, dass die Ablehnung desursprünglichen Schlichterspruchs immerhin81% betragen hatte. Insgesamt wertete Peterdas Ergebnis als Erfolg. Es sei der Einstieg indie Aufwertung dieses Berufsfeldes gelungen.

2. Inklusion und Bildung fürFlüchtlinge

„Letzte Woche rief mich Ute Klockner vonder Saarbrücker Zeitung an. Sie bat um eineEinschätzung der Inklusion an Grundschulen.Ihr Tenor war, dass im Augenblick zwar allesvom Flüchtlingsthema überlagert würde, sieaber trotzdem mal nachhaken wolle. Grund-schullehrer seien ja grundsätzlich sehr belas-tet, dann die Inklusion und jetzt auch noch dieFlüchtlinge. Sei darüber die Inklusion inVergessenheit geraten?“ Peter verwies darauf,dass man seine Antwort darauf in der Saar-brücker Zeitung nachlesen konnte. Wichtig seiihm, dass Inklusion und Bildung für Flücht-linge viel gemeinsam hätten, denn beideseien Menschenrecht und verfolgten das glei-che Ziel: Heterogenität als Normalfall undBereicherung zu sehen und jede und jedenunabhängig von Alter, Geschlecht, Religion,sozialer Herkunft und Bildungsbiografie zufördern. Es ginge bei der Inklusion darum,allen Kindern in Regelschulen optimaleEntwicklungsmöglichkeiten zu bieten undallen die Unterstützung zu bieten, die sie

bräuchten. Genau darum, so Peter, ginge esauch bei der Bildung von Flüchtlingen unddies sei der Grund gewesen, warum die GEWdas Thema Bildung für Flüchtlinge zumSchwerpunkt des diesjährigen Landesaus-schusses gemacht hätten. Als Grundlage füreine inhaltliche Diskussion würden zunächstdrei Statements in den Raum gestellt. Zu-nächst das des Vorsitzenden, danach einBeitrag von Franz Josef Koenen zur Einwan-derungsentwicklung der letzen sechzig Jahreund drittens ein Vortrag von Akin Aslan, derdie Bildung und Integration von Einwanderer-kindern in den Blick nehmen solle.

strukturen schaffen„Fakt ist: Unser Bildungssystem ist noch

nicht darauf eingestellt, in diesem UmfangFlüchtlingskinder aufzunehmen. Aber sie sindda, und wir sind verpflichtet, ihnen diesesRecht zu gewähren. Das gebietet nicht zuletztdie UN Kinderrechtskonvention. Bildung kannnicht warten. Also müssen wir entsprechendeStrukturen schaffen. Dazu wollen wir heuteVorschläge der GEW beschließen - Sofortmaß-nahmen und längerfristige Weichenstellun-gen.“ Dabei gelte es das gesamte Bildungssys-tem in den Blick zu nehmen - von den Kitas biszu den Hochschulen.

deutschlands Verantwortung„Deutschland hat eine besondere Verant-

wortung: Jahrzehntelang hat uns die Politikerklärt, Deutschland sei kein Einwanderungs-land, obwohl die Realität seit langem andersist.“ Zusätzlich zum Asylsystem müsse es einEinwanderungsgesetz geben, um in großem

Umfang Zuwanderung auf humane Weise zuermöglichen. An dieser Stelle konstatierte derVorsitzende, dass Deutschland in absolutenZahlen viele Flüchtlinge aufnehme, im Ver-gleich zur Einwohnerzahl und zur Wirtschafts-kraft sei das aber weit weniger, als andereLänder leisteten. Auch sei zu bedenken, dassDeutschlands Reichtum zum Teil auchErgebnis einer Exportorientierung und einerglobalen Finanzpolitik sei, die viele Länderdieser Erde in die Armut trieben. Daraus erge-be sich eine besondere Verantwortung Armutweltweit zu bekämpfen und Menschen, die esvor Armut und Elend in ihrer Heimat nichtmehr aushielten oder die um ihr Leben fürch-teten eine neue Heimat zu bieten. An dieserStelle bemerkte Peter in Anlehnung an einGedicht von Paul Celan, dass der Tod einMeister aus Deutschland sei und oft den Na-men Heckler und Koch trüge und forderte denStopp von Waffenlieferungen in Krisengebie-te.

solidarisches handeln undForderungen an die Politik

„Solidarität ist das Grundprinzip gewerk-schaftlichen Handelns.“ Peter strich das um-fangreiche ehrenamtliche Engagement - auchvieler GEW Mitglieder - heraus und betontewie wichtig dieses sei. Er mahnte aber auchan, dass dies nicht ausreiche. Daher müsstenvon der Politik schnell und dauerhaft Ressour-cen geschaffen werden, damit Flüchtlinge ihrMenschenrecht auf Bildung wahrnehmenkönnen. Aus gewerkschaftlicher Sicht unter-strich der Vorsitzende auch die Dringlichkeitaufzupassen, dass es jetzt nicht zu Lohndum-ping oder zu Eingriffen in geltende tariflicheoder gesetzliche Regelungen zu Lasten derKolleg_innen kommt und Standards abgebautwerden. Solidarische Handeln müsse sich andem Ziel orientieren, Perspektiven undSicherheit am Arbeitsmarkt für alle zu schaf-fen - für Flüchtlinge, Beschäftigte und Er-werbslose.

den „aberisten“ widersprechenSolidarisches Handeln bedeute auch Flagge

zu zeigen gegen Fremdenhass und Rechts-populismus, z. B. bei Demonstrationen imRahmen des Aktionsbündnisses „Bunt stattBraun“ oder in Schulen und Kitas. Es gelteauch, sich den sogenannten „Aberisten“ ent-gegenzustellen, Zeitgenossen, die beteuertensie seien keine Nazis, um dann mit einem„Aber“ beginnende Sätze von sich zu geben,die Ängste schürten und Rassismus förderten.

Wir sollten nicht dulden, dass Menschenmit der Attitüde des besorgten Bürgers frem-denfeinliche Ressentiments schürten. Soli-darität bedeute, sich über Fakten zu informie-ren, den Mund aufzumachen und Position zubeziehen. n

thomas Bock

„die Fehler von damals dürfen sichnicht wiederholen“Vortrag von akin aslan auf der GeW-Landesausschusssitzung 2015

"Ich bin ein typisches Gastarbeiterkind",sagt Akin Aslan. Sein Vater war Bergmann undwurde als Arbeitskraft von der Bundesrepu-blik angeworben. Von Anfang an jedoch istklar: Irgendwann kehrt die Familie wieder indie Türkei zurück.

Wie in den allermeisten Fällen jedoch siehtdie Realität anders aus und spätestens beimHauskauf in den 90ern ist klar: Die Aslans wer-den Deutschland nicht mehr verlassen."Wenn ich die Verwandtschaft in der Türkeibesuchen gehe fragen mich Freunde oft 'Ah,fährst du nach Hause' und ich denke mir,'Wieso sollte ich Urlaub in Klarenthalmachen?'" sagt Akin. Die Idee des "Fremden"der irgendwie nur zu "Gast" in Deutschland isthat sich bis weit in die 2000er gehalten. FürAslan, selbst Realschullehrer, ist deshalb beimSchlagwort Integration klar: "Die Fehler vondamals dürfen sich nicht wiederholen." Ne-ben der Idee, dass die "Gastarbeiter" irgend-wann "alle wieder heim gehen" bezieht sichAslan auch auf seine eigene Bildungsgeschich-te. "Für meinen Grundschullehrer, einenengagierten und netten Mann, war klar, türki-sche Kinder gehören nicht aufs Gymnasium."

"Weltklasse"Also ging Akin zunächst in die Hauptschule,

später auf Realschule und Gymnasium. Heutearbeitet er an der Hermann-Neuberger-Schu-le, welche für Neuankömmlinge in Deutsch-land sogenannte "Weltklassen" eingerichtethat. Die Idee hierbei ist, Schüler_innen zu-nächst in einem Intensivsprachkurs zu unter-richten, bevor sie den regulären Unterrichtbesuchen. "Mein persönlicher Eindruck ist,dass das Konzept gut funktioniert. Es gibtübrigens - zumindest an der Hermann-Neu-berger-Schule - auch keine Konflikte zwischenmännlichen Schülern und weiblichen Lehr-kräften." Ein Problem sieht Aslan jedoch inder fehlenden Planungssicherheit, da dieWeltklassen auf befristeten Verträgen basie-ren.

Gemeinsame WertvorstellungenMit Blick auf die muslimischen Neuan-

kömmlinge geht Akin noch konkret auf For-derung nach islamischem Religionsunterrichtein. "Grundsätzlich sollte man sich mittel- bislangfristig eher vom Religionsunterricht ab-wenden und ihn durch etwas Allgemeineres

wie Ethik oder Philosophie ersetzen." Er siehtim konfessionell gebundenen Unterricht eheretwas Segregierendes denn Verbindendes:"Statt zu trennen sollte man die gemeinsamenWerte und Wertvorstellungen betonen."Nichtsdestotrotz kann, so Aslan, vorüberge-hender islamischer Religionsunterricht durch-aus eine sinnvolle Integrationshilfe sein.

ausspracheIn der kurzen Aussprache am Ende seines

Vortrages stellen die Diskutierenden abschlie-ßend fest, dass bei den verschiedenen beste-henden Modellen an den einzelnen Schulennoch kein fertiges Inklusionskonzept besteht,sich allerdings verschiedene Konzepte zur In-tegration und Inklusion der Neuankömmlingenicht widersprechen müssen. n

helmut Bieg

Peter Balnis während seiner Eröffnungsrede auf dem diesjährigenGEW-Landesausschusses

Das Präsidium: Joachim Fegert, Margit Knaack, Patrick Zeimetz

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theMa: Landesausschuss 2015 theMa: Landesausschuss 2015

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Der GEW Landesausschuss hat einPositionspapier beschlossen, in dem kurzfris-tige Maßnahmen zur Sicherung von Bildungfür Flüchtlinge gefordert werden. Es ist aufder website der GEW Saarland komplett ver-öffentlicht und kann über die Landesge-schäftsstelle als flyer bezogen werden. DieEuWiS veröffentlicht hier eine gekürzteVersion.

erstaufnahmeeinrichtung Bildung muss in der Erstaufnahmeeinrich-

tung in Lebach vom ersten Tag an beginnen.Deshalb muss dort ein kindgerechter Alltagmit Beschäftigungs- und Lernangeboten orga-nisiert werden.

Kinderpsycholog_innen mit Erfahrung inTraumatherapie sollten Kinder und Jugend-liche bei der Traumabewältigung helfen.Künstler_innen, Musiker_innen sowie The-aterpädagog_innen sollten herangezogenwerden, um den Alltag zu gestalten und dieTraumabewältigung zu unterstützen.

Die ankommenden Familien und unbeglei-teten Jugendlichen müssen entsprechendihren Voraussetzungen beraten werden, wel-che Bildungsmöglichkeiten ihnen offen ste-hen.

Im Erstaufnahmelager sollten Erzieher_in-nen und Kindheitspädagog_innen als Bil-dungsbegleiter_innen eingesetzt werden.Eine wichtige Rolle spielen dabei Fachkräftemit Migrationshintergrund und Sprachkennt-nissen. Erzieher_innen sowie Lehrkräfte unterden Geflüchteten sollten in ihrer Professionschnell anerkannt und bereits in der Erstauf-nahmeeinrichtung zur Betreuung und zumUnterricht von Kindern und Jugendlichen hin-zugezogen werden.

Frühkindliche Bildung Entsprechend den gegenwärtigen Progno-

sen kommen nach eigenen Berechnungenjetzt ca. 1.300 Kinder unter 6 Jahren ins Saar-land. Um ihnen den Rechtsanspruch auf früh-kindliche Bildung zu gewähren, werden 160zusätzliche Erzieher_innen gebraucht. Dafürmüssen jetzt zügig Stellen geschaffen und dieAusbildungskapazität dementsprechend an-gepasst werden.

Das im kommenden Jahr startende Bundes-programm „Sprach-Kitas“ mit alltagsintegrier-ter Sprachförderung und zusätzlichen Fach-kräften muss ausgeweitet werden. Im Saar-land werden mindestens 60 Sprach-Kitas ge-braucht.

Es darf nicht zu einer - auch nur kurzfristi-gen oder kreativen - Absenkung der gesetzli-chen Qualitätsstandards, insbesondere desPersonal- und Betreuungsschlüssels kommen.

Die durch den Wegfall des Betreuungsgel-des frei werdenden Mittel müssen imSaarland für den weiteren Ausbau von Kita-plätzen genutzt werden.

schulische Bildung Das saarländische Bildungsministerium

geht von ca. 4.000 schulpflichtigen Flücht-lingskindern allein in diesem Jahr aus. Dazuwerden 250 zusätzliche Lehrkräfte gebraucht.Abbau und Umschichtung von Lehrerstellenmüssen sofort gestoppt werden. Die von derLandesregierung vorgesehene Kürzung von2400 Stellen im Landesdienst muss ausgesetztwerden. Es muss ein Mechanismus festgelegtwerden, nach dem die Zahl der Lehrerstellenproportional zu den steigenden Schülerzahlenerhöht werden kann.

An der Universität des Saarlandes ist„Deutsch als Zweit-/Fremdsprache“ zu einerechten Lehramtsbefähigung aufzuwerten undzu einem vollwertigen Lehramtsfach in derLehrkräfteausbildung aufzubauen.

Flüchtlingskinder müssen von Beginn anunter pädagogisch angemessener Absenkungdes Klassenteilers in Regelklassen integriertwerden. Sie müssen zusätzlich entsprechendihren Kenntnissen intensiven Deutschunter-richt in Lerngruppen mit einer maximalenGröße von 12 Schüler_innen erhalten. Sprach-lerngruppen dürfen nicht zu sozialer Isolie-rung führen. Deshalb wird ein System vonPatenschaften in der jeweiligen Klassenge-meinschaft gebraucht.

Der Ethikunterricht ist zügig auszubauenund zu einer gemeinsamen Wertebildung füralle Schüler_innen weiterzuentwickeln. Inter-kulturelle Bildung und Erziehung ist verstärktin den Schulentwicklungsprozess zu integrie-ren.

Die Kinder und Jugendlichen werdengleichmäßig auf alle allgemeinbildendenSchulen verteilt. Mangelnde Deutschkennt-nisse dürfen nicht zur Überweisung aufFörderschulen genutzt werden.

Herkunftssprachliche Kompetenzen müs-sen an den Schulen gewürdigt und gefördertwerden. Sie sind in die schulische Leistungs-beurteilung einzubeziehen.

An den Schulen wird sozialpädagogisch undpsychologisch geschultes Personal gebraucht,das sich gemeinsam mit Lehrkräften in multi-professionellen Teams um Flüchtlinge küm-mert.

Berufliche Bildung Die Anerkennung schulischer, universitärer

und beruflicher Qualifikationen, die in denHerkunftsländern erworben wurden, mussmöglichst unbürokratisch gelöst werden.

Das Recht und die Pflicht zum Besuch derberufsbildenden Schule ist bis zum Alter von25 Jahren auszuweiten. Flüchtlinge im berufs-schulpflichtigen Alter werden zeitnah in ggf.eigenen Klassen der Berufsvorbereitung mitbesonderem Lehrplan sowie einer intensiven,auch berufsbezogenen Sprachförderung auf-

genommen. Ziel ist der Einstieg in eine Berufs-ausbildung, weiterführende Schulausbildungoder direkt in den ersten Arbeitsmarkt.

Assistierte Ausbildung und ausbildungsbe-gleitende Hilfen müssen ausgebaut und durchWillkommenslotsen ergänzt werden.

hochschuleDas Studienplatzangebot ist durch weitere

Aufstockung des Hochschulpakts nachfrage-gerecht auszubauen und der Zugang fürGasthörer_innen zu erleichtern. VorhandeneKompetenzen von Flüchtlingen sind durchentsprechende Eignungstests festzustellen,um ihnen auch ohne vorliegende Zeugnisseeinen Zugang zum Hochschulstudium zuermöglichen.

An allen saarländischen Hochschulen müs-sen flächendeckend gebührenfreie Deutsch-kurse angeboten werden. Das Angebot anenglischsprachigen Lehrveranstaltungen ist zuerhöhen.

erwachsenenbildung Integrationskurse und Sprachkurse des

Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge(BAMF) sowie des Europäischen Sozialfonds

(ESF) müssen weiter ausgebaut werden. Esmüssen spezielle Kurse für Frauen ausgewei-tet werden. Für diese Kurse müssen verstärktLehrerinnen mit Migrationshintergrund ge-wonnen werden. Die Arbeit der Lehrkräfte inden Integrationskursen muss angemessenvergütet und durch Anhebung des Mindest-honorars der Einstieg in qualifikationsadäqua-te Festanstellungsverhältnisse geebnet wer-den.

Beratungs-, Betreuungs- undunterstützungsangebote

Um den Anspruch eines jeden Flüchtlings-kindes auf besonderen Schutz, auf Förderung,auf Entwicklung und Entfaltung, auf Bildungund Lebensperspektive zu gewährleisten undum eine kultursensible Kooperation zwischenBildungseinrichtungen und Flüchtlingsfamili-en zu fördern sind auf örtlicher Ebene Unter-stützungsnetzwerke zu schaffen. Zur Koordi-nation und Unterstützung von Maßnahmensollten Stadtteilkonferenzen nach SGB VIIIdurchgeführt werden.

Das Kinder- und Jugendhilfegesetz sowiedie darin enthaltenen Rechtansprüche geltenuneingeschränkt für alle Kinder und Jugend-lichen, die sich in unserem Land aufhalten.Angebote der Kinder- und Jugendhilfe stehenauch Flüchtlingsfamilien zu. Dabei darf eskeine Standardabsenkungen z.B. durch Ver-schlechterung der Betreuungsverhältnisseoder der Qualifikation des Personals geben.

Gerade die unbegleiteten minderjährigenFlüchtlinge brauchen in besonderem MaßeHilfe und Unterstützung durch die Jugend-hilfe, um während einer entscheidenden Ent-wicklungsphase die Herauslösung aus ihremsozialen Umfeld, Trennung von der Familie,Krieg, Armut und Gewalt in den Herkunfts-ländern sowie dramatische Erlebnisse wäh-rende der Flucht zu verarbeiten und sich inhöchst unsicheren Situationen eine Zukunfts-perspektive zu erarbeiten.

Auf Kreisebene sind Dolmetscherpools füralle relevanten Herkunftssprachen einzurich-ten. Dolmetscher_innen unterstützen dieBildungseinrichtungen insbesondere bei derElternarbeit.

Schulpsychologische Unterstützungsange-bote und psychosoziale Beratungszentrenmüssen auf Kreisebene ausgebaut werdenund sich auf die besonderen Anforderungenvon Flüchtlingskindern einstellen.

Auf Landesebene sollte eine internetge-stützte Plattform zum Beratungs-, Ideen- undInformationsaustausch und zur regionalenVernetzung sowie eine Hotline für pädagogi-sche Fachkräfte, die Beratung suchen, einge-richtet werden.

Mehrsprachiges Lehr- und Lernmaterialsollte als Open Educational Resource frei zurVerfügung stehen und für Flüchtlinge überSmartphone kostenfrei erreichbar sein.

Gewerkschaftliche solidarität fürFlüchtlinge

Die GEW wird sich engagiert für dieIntegration von Flüchtlingen in unserenBildungseinrichtungen einsetzen und solidari-sche Unterstützung leisten, damit Menschen,die aus Angst um Leben und Gesundheit beiuns Schutz suchen, eine Perspektive bekom-men.

Die GEW setzt sich dafür ein, dass sich inallen Bildungseinrichtungen eine Willkom-menskultur fest etabliert. Dazu gehört dieAnerkennung, Förderung und Berücksichti-gung der von im Herkunftsland erworbenensprachlichen, fachlichen, sozialen und kultu-rellen Kompetenzen.

Wir dürfen nicht zulassen dass sozial Be-nachteiligte und Menschen in prekärenLebenslagen gegen Flüchtlinge und Asyl-suchende aus anderen Ländern ausgespieltwerden. Krimineller Fremdenhass muss be-straft werden. Mindestens ebenso wichtig ist,den Stichwortgebern mit Fakten und Argu-menten konsequent entgegentreten - sowohlim Kolleg_innenkreis als auch unter Kindern,Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Mund aufmachen, Anpacken, solidarischHandeln - darauf kommt es jetzt für Gewerk-schafter_innen an. n

Peter Balnis

Bildung für Flüchtlinge sichernPositionspapier der GeW saarland

Bildung ist ein Menschenrecht.

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BeRuFLIche BILdunG & WeIteRBILdunG theMa: Landesausschuss 2015

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Wenn Berufe in einer geschlechtergerech-ten Sprache dargestellt werden (Nennung dermännlichen und weiblichen Form, zum Bei-spiel "Ingenieurinnen und Ingenieure" stattnur "Ingenieure") schätzen Kinder typischmännliche Berufe als erreichbarer ein undtrauen sich selbst eher zu, diese zu ergreifen.Zu diesem Ergebnis kommen Psychologinnenund Psychologen an der Freien UniversitätBerlin: In zwei Experimenten lasen sie 591Grundschülerinnen und -schülern Berufsbe-zeichnungen entweder in geschlechterge-rechter oder in männlicher Sprachform vorund ließen die Kinder die Berufe bewerten.Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt in derFachzeitschrift "Social Psychology" veröffent-licht.

In vielen Ländern wählen Mädchen nachwie vor seltener Berufe aus dem sogenanntenMINT-Bereich (das heißt Mathematik, Infor-matik, Naturwissenschaften und Technik) alsJungen. Das kann daran liegen, dass Mädchenan diese Themen im Alltag weniger wahr-scheinlich herangeführt werden (zum Beispielselbst das Fahrradlicht reparieren), aber auch"Stereotype" über Berufe spielen eine wichti-ge Rolle. MINT-Berufe gelten als "typischmännlich", ihre Ausübung gilt als schwierig,gleichzeitig sind sie sehr wichtig und viele –nicht nur Mädchen – haben nicht genügendSelbstvertrauen, solche Berufe zu ergreifen."Wir wollten untersuchen, ob man durch einegeschlechtergerechte Sprache die Wirkungdes Geschlechtsstereotyps aushebeln kann",sagt Dries Vervecken, der die Studie durchge-führt hat, "und ob wir durch die Verwendungvon Sprachformen, mit denen die Aufmerk-samkeit darauf gelenkt wird, dass auch Frauendiese Berufe ausüben, die Wahrnehmung von´typisch männlichen Berufen` und das Selbst-vertrauen bei Kindern beeinflussen können."

Zwei studien mit GrundschulkindernZusammen mit seiner Kollegin Bettina

Hannover führte Dries Vervecken zweiStudien mit 591 Kindern im Alter von sechs biszwölf Jahren aus deutschen und belgischenSchulklassen durch. Den Kindern wurden Be-rufsbezeichnungen vorgelesen: entweder ge-schlechtergerecht, also männliche und weibli-che Form, oder nur einzeln in der männlichenPluralform. Insgesamt waren es 16 Berufe,von denen acht typisch männlich (Frauen-anteil kleiner als 30%, zum Beispiel Autome-chaniker) und fünf typisch weiblich (Frauen-anteil größer als 70%, zum Beispiel Kosme-tikerin), und der Rest neutrale Berufe waren.Die Kinder schätzten für jeden Beruf in einem

Fragebogen ein, wie viel man in dem jeweili-gen Beruf verdient, wie wichtig er ist, wieschwer zu erlernen und auszuführen er istund ob sie sich selbst zutrauen würden, die-sen Beruf zu ergreifen.

Kinder trauen sich selbst mehr zuKinder, denen die geschlechtergerechten

Berufsbezeichnungen präsentiert wordenwaren, trauten sich viel eher zu, einen "ty-pisch männlichen" Beruf zu ergreifen alsKinder, denen nur die männliche Pluralformgenannt worden war. Die typisch männlichenBerufe wurden nach der geschlechtergerech-ten Bezeichnung als leichter erlernbar undweniger schwierig eingeschätzt als nach derrein männlichen Bezeichnung. Eine Erklärungkönnte darin liegen, dass Kinder bereits imGrundschulalter gelernt haben, männlichbesetzte Aufgaben mit höherer Schwierigkeitzu assoziieren. "Unsere Ergebnisse zeigen:geschlechtergerechte Sprache verstärkt dieZuversicht von Kindern, in traditionell männli-chen Berufen erfolgreich sein zu können",sagt Bettina Hannover, Psychologin und Pro-fessorin für Schul- und Unterrichtsforschungan der Freien Universität Berlin. "Mit der sys-tematischen Verwendung solcher Sprachfor-men - zum Beispiel durch Lehrkräfte undAusbildende - kann also ein Beitrag dazu

geleistet werden, mehr junge Leute für eineKarriere in diesen Berufen zu motivieren."

Weitere aufklärungsarbeit notwendigAllerdings zeigen die Analysen auch, dass

bei der Verwendung geschlechtergerechterSprache die Berufe als weniger wichtig ange-sehen wurden und dass die Bezahlung in"typisch männlichen" Berufen niedriger ein-geschätzt wurde als nach Nennung der reinmännlichen Berufsbezeichnung. "Die Studievermittelt also eine ermutigende und eineweniger ermutigende Botschaft", ergänzt diePräsidentin der Deutschen Gesellschaft fürPsychologie, Andrea Abele-Brehm. "Ermuti-gend ist, dass geschlechtergerechte Berufsbe-zeichnungen das Selbstvertrauen, entspre-chende Berufe zu ergreifen, steigern können.Weniger schön ist, dass geschlechtergerechteBerufsbezeichnungen die Bewertung desBerufs, also dessen Wichtigkeit oder die Höhedes Gehalts, negativ beeinflussen." n

(red.)Die Originalstudie finden Sie hier:Vervecken, D., & Hannover, B. (2015). Yes I can!Effects of gender fair job descriptions on chil-dren´s perceptions of job status, job difficulty,and vocational self-efficacy. Social Psychology,46, 76-92.

Foto: fotolia.com

Geschlecht & BerufPhasen der Zuwanderung im saarlandein historischer Überblick über die Zuwanderung der letzten 60 Jahre

Multikultur e.V.Saarstraße 25 | 66333 Völklingen

Telefon: 06898/22779 | E-Mail: [email protected]

Franz Josef Koenen vom Völklinger VereinMultikulur e.V., der sich dem Abbau vonFremdenfeindlichkeit und der Förderung derAkzeptanz von Migration widmet, gilt im Saar-land als der Experte für die Geschichte derEinwanderung.

Seinen Vortrag begann Koenen mit derFeststellung, dass es zu der heutigen Situationviele Parallelen zu den Einwanderungswellender vergangenen sechzig Jahre gibt. Heutegelte es, so der Experte, die Fehler, die in derVergangenheit gemacht wurden, zu erkennenund möglichst nicht zu wiederholen.

Seiner Beschreibung der vier Phasen derEinwanderung stellte Koenen eine nach eige-ner Aussage banale Feststellung voran.Migration sei als eine historische Selbstver-ständlichkeit zu betrachten. Einwanderunghabe es in allen Jahrhundertenbgegeben, alsBeispiel nannte er die Einwanderung derHugenotten vor ca. 300 Jahren.

Phase 1: anwerbeabkommenDie erste Phase der Einwanderung begann

mit dem Anwerbeabkommen, das die Bun-desrepublik Deutschland 1955 mit Italien undin den Folgejahren mit Spanien und Griechen-land (1960), mit der Türkei (1961), Marokko(1963), Portugal (1964) Tunesien (1965) undJugoslawien (1967) geschlossen hatte. DasWirtschaftswunder hatte zu einem akuten Ar-beitskräftemangel geführt, und der Mangelsollte durch sogenannte Gastarbeiter beho-ben werden. Man ging wie selbstverständlichdavon aus, dass die Gäste in absehbarer Zeitwieder in ihre Heimat zurückkehren würden.

Als eine der Folgen dieser Einwanderungs-phase konstatiert Koenen den Einzug der NPDin sieben Länderparlamente während der1960er Jahre.

Phase 2: anwerbestopp1973 überschritt die Arbeitslosenzahl in der

damaligen Bundesrepublik die Millionenmar-ke in Folge des durch die Ölkrise ausgelöstenKonjunkturrückgangs. Die Bundesregierungverfügte als Reaktion darauf einen Anwerbe-stopp. Dieser hatte jedoch zunächst einen An-stieg der Zuwanderung zur Folge, denn die da-maligen Gastarbeiter holten noch schnell ihreFamilien nach - ähnlich der Geflüchteten heu-te. In diesem Zusammenhang zitierte KoenenMax Frisch: „Wir riefen Arbeitskräfte und eskamen Menschen.“ Die Integration dieserzweiten und dritten Generation bewerteteKoenen als in weiten Teilen nicht gelungen.Die damaligen Kinder seien in eine Kultur ge-kommen, die sie überhaupt nicht kannten undumgekehrt. Dies hatte einen Kulturschock zurFolge, von dem sich die Gesellschaft nie rich-tig erholt hat, so Koenen. Der Fehler war dieAnnahme, die Gäste würden schon wiedergehen, aber sie blieben.

Phase 3: Geistig moralische Wende(abschottungsphase)

1983 rief die erste Regierung Kohl die soge-nannte geistig-moralische Wende aus. In Be-zug auf den Umgang mit Einwanderern hieltdie Regierung streng an dem Grundsatz„Deutschland ist kein Einwanderungsland“fest, obwohl bereits 6 Millionen Menschennicht deutscher Herkunft in der damaligenBundesrepublik lebten. Ausdruck verliehenwurde dieser Prämisse durch eine Reihe res-triktiver Gesetze, wie zum Beispiel das Rück-führförderungsgesetz - eine Geldprämie sollteEinwanderer zur Rückkehr in ihre Herkunfts-länder animieren. In der Breite blieben dieseGesetze jedoch relativ wirkungslos. Die o.g.Prämisse stand zudem in großem Wider-spruch zur tatsächlichen Entwicklung. Ein-wanderung fand weiterhin statt, angefangenmit den boat people, über die Spätaussiedlerbis hin zu den Kriegsflüchtlingen aus dem aus-einanderbrechenden Jugoslawien. 1993 er-reichte die Einwanderung dann zahlenmäßigihren Höhepunkt.

Einher gehend mit dieser Entwicklung kames vielerorts zu pogromartigen Übergriffen,wie 1991 in Hoyerswerda, 1992 in Mölln und

Rostock oder 1993 in Solingen. Auch das Saar-land verzeichnete 1991/92 dreißig Anschlägemit fremdenfeindlichem Hintergrund inner-halb eines Jahres. Als Reaktion wurde 1993das Asylrecht verschärft und damit dasProblem als gelöst betrachtet.

Phase 4: akzeptanzphaseDiese Phase begann 1998. Der wohl bedeu-

tendste Indikator für diese Phase ist die 1999erfolgte Änderung des Staatsangehörigkeits-rechts. Das bis dahin geltende Abstammungs-recht wurde durch ein Geburtsrecht ersetzt.In Folge dessen fand ein Bewusstseinswandelstatt und der Erkenntnis „Ja, wir sind einEinwanderungsland!“ wird seitdem vermehrtzugestimmt. Hintergrund dieser Entwicklungist die Feststellung, so Koenen, dass die zweiteund dritte Generation der Einwanderer ver-mehrt „Stunk machte, weil sie sich an denRand gedrängt fühlte“. Daraus schloss Koenendas Fazit, dass wir es Kindern und Jugend-lichen ermöglichen müssen, sich einzubrin-gen. Er schloss seinen Vortrag mit einer ein-dringlichen Warnung: „Falls es uns nicht ge-lingt, junge Leute in ein multikulturelles Bil-dungssystem zu integrieren, drohen uns fran-zösische Verhältnisse.“

diskussionDas Bewusstsein für die von Koenen be-

schriebene Notwendigkeit, sei gewachsen, soeine Äußerung eines LA-Delegierten. Ein kla-rer Indikator sei der Anstieg des Anteils derMigranten im Bereich der höheren Bildung.Ein weiterer Wortbeitrag umfasste die positi-ve Entwicklung im Bereich Deutschkurse fürMütter, die mit dem neuen Zuwanderungs-gesetz von 2005 fest etabliert worden sind.Baris in Völklingen seien bei der Einführung„die Türen eingerannt worden“. Des Weiterenwurde angemerkt, dass es notwendig sei beikulturellen Differenzen auch „klare Kante zuzeigen“, beispielsweise, wenn junge Männerdie Deutsch-Lehrerin nicht akzeptierten. DenSchlusspunkt in der Diskussion setzte einerder Delegierten mit dem Appell, dass wireinen modernisierten Leitkulturbegriff - undzwar für alle Menschen in diesem Land -bräuchten. Dieser müsse in allererster Linie anden Werten der Aufklärung, des Humanismusund dem was Habermas als Verfassungs-patriotismus definiert ausgerichtet sein. n

thomas Bock

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Beschäftigungsbedingungen wissenschaftlicher Mitarbeiterergebnisse einer studie von Freya Gassmann

schlechte Perspektiven fürWissenschaftspersonalaK-Veranstaltung zur hochschulpolitik an der saar-uni

Die Soziologin Frey Gassmann hat eine Un-tersuchung zu den Beschäftigungsbedingun-gen wissenschaftlicher Mitarbeiter an derUniversität des Saarlandes durchgeführt. Beidieser Studie handelt es sich um ein Projektdes Lehrstuhls für Sportökonomie und Sport-soziologie an der Universität des Saarlandes inZusammenarbeit mit der KooperationsstelleWissenschaft und Arbeitswelt und mit Unter-stützung des wissenschaftlichen Personalrats.Das Projekt läuft noch. Freya Gassmann pro-moviert über das Thema. Ihr Doktorvater istProf. Dr. Eike Emrich. In dem folgenden Inter-view fasst sie die wichtigsten Ergebnissezusammen.

euWis:Frau Gassmann, Sie haben mit Ihrer Studie

die Arbeits-, Beschäftigungs- und Qualifizie-rungsbedingungen der wissenschaftlichenMitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Uni-versität des Saarlandes unter die Lupe genom-men. Zu welchen Ergebnissen sind Sie denninsgesamt gekommen?

Frey Gassmann:Wir haben in unserer Studie die Bedingun-

gen, unter denen die wissenschaftlichenMitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeitenund sich qualifizieren, als diejenigen derGeneration betrachtet, welche die Zukunftder Universität gestalten wird.

Zusammengefasst kann man sagen, dassdie wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen undMitarbeiter an der Universität sicherlich deut-lich andere Beschäftigungsbedingungen vor-finden als vergleichsweise Arbeitnehmerin-nen und Arbeitnehmer in der Wirtschaft. Im-merhin 82% der wissenschaftlichen Mitarbei-ter haben nur einen Zeitvertrag, mit einerLaufzeit von etwa 1,5 Jahren. Der Großteil derbefristet Beschäftigten ist aufgrund vonbefristeten Forschungsprojekten oder aufBasis des Wissenschaftszeitvertragsgesetzesbefristet beschäftigt.

Generell ist Mehrarbeit für wissenschaftli-che Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eherdie Regel als die Ausnahme. Mehr als dieHälfte arbeitet jede Woche mehr als es derVertrag vorsieht. Im Schnitt sind es rund 12Stunden pro Woche Mehrarbeit, wobei jene

mit einer halben Stelle besonders viel Mehr-arbeit leisten. Wissenschaftlichen Mitarbeite-rinnen und Mitarbeitern mit einer Halbtags-stelle arbeiten fast doppelt so viel, wie es ihrVertrag vorsieht.

euWis:Der Motivation der Betroffenen scheint das

aber - zumindest zum jetzigen Zeitpunkt -nicht wesentlich zu schaden, denn nach denErgebnissen Ihrer Studie sind die Wissen-schaftler ja offenbar immer noch recht zufrie-den mit ihrer Arbeitssituation. Auch Problememit der Work-Life-Balance scheinen eine eheruntergeordnete Rolle zu spielen?

Frey Gassmann:Im Grunde muss man die Frage anders

herum stellen. Die vorliegenden Arbeits- undBeschäftigungsbedingungen werden erstdurch die hohe Motivation und das Eigeninte-resse der Beschäftigten möglich. Insgesamtzeigen sich noch positive Ergebnisse bei denwissenschaftlichen Mitarbeiterinnen undMitarbeitern was die Work-Life Balance an-geht. Diese sind vergleichbar mit den Daten,die bei Arbeitnehmern in Führungspositionenin anderen Studien festgestellt wurden. Auchfühlen sich die wissenschaftlichen Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter durch ihre Mehr-arbeit nicht sonderlich stark belastet.

euWis:Wie bewerten Sie diese Befunde?

Frey Gassmann:Insgesamt ist zu vermuten, dass ein Teil der

Befragten die Familienphase in die Zukunftverschiebt. Im Schnitt sind die Befragten etwa36 Jahre alt und von diesen haben etwa 70%keine Kinder. Etwa ein Drittel gab an, denWunsch nach Kindern aus beruflichen Grün-den zurückzustellen. In der Befragung habenwir die sogenannte Arbeitssucht-Skala erho-ben. Diese gibt an in welchem Ausmaß die Ar-beit einen Einfluss auf das Leben der Befrag-ten hat. Im Schnitt ergaben sich bei den wis-senschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitar-beitern Werte, die etwa doppelt so hoch sind,wie man sie innerhalb der durchschnittlichenerwerbstätigen Bevölkerung findet. Die Arbeit

nimmt also vergleichsweise einen großen Teildes Lebens ein. Generell kann aber auch ver-mutet werden, dass die „Arbeitssucht“ fürwissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter eine rationale Sucht ist. Insgesamtsind sie mit der Balance jedoch noch zufrie-den.

Die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter zeigen einen großen Einsatzfür ihre Arbeit und äußern zum größten Teilden Wunsch in der Zukunft an einer Universi-tät in der Forschung und Lehre zu arbeiten.Und der Großteil der Habilitanden undHabilitierten strebt eine ordentliche Professuran. Insgesamt ist jedoch anzunehmen, dassaufgrund der Ermangelung an Stellen einigeihren Traum von Wissenschaft als Beruf nichtverwirklichen können. Erschwerend kommtnoch hinzu, dass nach Max Weber das akade-mische Leben ein wilder Hazard ist, also vomZufall abhängig und dieser eine größere Rollespielt als die Tüchtigkeit.

euWis:Ist die Situation des wissenschaftlichen

Mittelbaus an der Saar-Uni vergleichbar zuder an anderen Universitäten in Deutschlandoder gibt es saarländische Besonderheiten?

Frey Gassmann:Insgesamt sind die Ergebnisse zu den

Arbeits-und Beschäftigungsbedingungen ver-gleichbar mit anderen Studien von anderenUniversitäten. In der Beurteilung der Situationin der Zukunft zeigt sich jedoch, da dieBefragung im Frühjahr dieses Jahres stattfand,dass die Zukunftsaussichten eher schlechtbeurteilt werden.

euWis:Inwiefern?

Frey Gassmann:Die Universität muss bis zum Jahr 2020 auf-

grund der Kürzungsmaßnahmen der Regie-rung mit deutlich weniger Landesmitteln aus-kommen als bisher. Die Kürzungen und derenAuswirkungen wurden zum Zeitpunkt der Be-fragung diskutiert, aber noch nicht umgesetzt.Sie spiegeln sich jedoch schon in den Erwar-

Von „Traumjobs“ kann im Wissenschaftsbe-trieb an den Hochschulen vielfach nicht dieRede sein. Die meisten wissenschaftlichenMitarbeiterinnen und Mitarbeiter leidenunter unsicheren Beschäftigungsbedingungenund arbeiten deutlich mehr als vertraglichvereinbart ist. Eine neue Studie zu den Ar-beits-, Beschäftigungs- und Qualifizierungs-

bedingungen der wissenschaftlichen Mitar-beiter an der Universität des Saarlandesbelegt, dass 82 Prozent einen befristeten Ver-trag mit einer Laufzeit von durchschnittlich 18Monaten haben. Über die Hälfte der Betrof-fenen arbeitet regelmäßig deutlich länger alses der Vertrag vorsieht - im Durchschnitt sindes rund zwölf Stunden Mehrarbeit pro Wo-che. Diese Zahlen präsentierte die ForscherinFreya Gassmann am 28.Oktober bei einemForum der Arbeitskammer (AK) zur Hoch-schulpolitik unter der Überschrift „Arbeits-platz Wissenschaft: Schlechte Zeiten für guteArbeit?“ an der Saar-Uni.

Der stellvertretende Vorsitzende derGewerkschaft Erziehung und Wissenschaft(GEW), Dr. Andreas Keller, erklärte, dass es imWissenschaftsbetrieb in Deutschland immermehr und immer kürzere Zeitverträge gebeund die Karrierewege „ebenso lang wie stei-nig“ seien. Er forderte, dass bei der Neufas-sung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes„Dauerstellen für Daueraufgaben, Mindest-laufzeiten für Zeitverträge, eine verbindlicheAusgestaltung der familienpolitischen Kompo-nente und die Aufhebung der Tarifsperre“umgesetzt werden. Nur wenn das „Befris-tungsunwesen in der Wissenschaft“ endlich

gestoppt werde, könne man von „einer sub-stanziellen Reform“ sprechen, meinte der ver-antwortliche Experte im GEW-Hauptvorstandfür Hochschule und Forschung.

AK-Hauptgeschäftsführer Horst Backesnannte die derzeitige Beschäftigungspraxisbeim Wissenschaftspersonal angesichts vonstarker Arbeitsbelastung, häufig überlangenArbeitszeiten, magerer Bezahlung und unsi-cheren Karriereperspektiven „unsozial undfamilienfeindlich“. Statistiken zufolge seienbundesweit immerhin drei Viertel aller wis-senschaftlichen Mitarbeiter kinderlos. Nebenden Defiziten bei der persönlichen Lebens-und Karriereplanung habe sich die Lage an derSaar-Uni für die Beschäftigten durch dasSpardiktat der Landesregierung noch weiterzugespitzt und für „sehr konkrete Existenz-ängste“ gesorgt, so Backes. n

(red.)Foto: Luitpold Rampelshammer

Dr. Andreas Keller, stellv. Vorsitzender der GEW

tungen der wissenschaftlichen Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter wieder. Im Schnittbefürchten die Befragten generell und auchfür sich persönlich eine Verschlechterung derArbeitssituation. Insgesamt haben die wissen-schaftlichen Mitarbeiter den Wunsch in Zu-kunft in der Wissenschaft zu arbeiten, jedochsehen sie an der Universität des Saarlandesdazu eher keine Möglichkeit.

euWis:Wo sehen die befragten Wissenschaftlerin-

nen und Wissenschaftler Verbesserungsbe-darf an der Universität des Saarlandes?

Frey Gassmann:Besonders häufig wurden die Verlängerung

der Vertragslaufzeiten und ein unbefristeter

Arbeitsvertrag genannt. Auch der Wunschnach einer höheren Bezahlung wurde von derHälfte der Befragten geäußert und etwa einViertel wünscht sich Unterstützung bei derSuche nach einem Arbeitsplatz außerhalb derUniversität. Interessanterweise werden dieEinhaltung der Arbeitszeit und die Verringe-rung des Arbeitspensums nur von 18% bzw.15% als Verbesserungspotentiale genannt,was mit Blick auf die hohe Mehrarbeit docherstaunlich ist. Hier zeigen sich nochmal diehohe Motivation der wissenschaftlichenMitarbeiterinnen und Mitarbeiter und diePassion für die Wissenschaft. n

(red.)

Zur Person:

Freya Gassmannhat Soziologie mitdem AbschlussMagister Artium(M.A.) an der Uni-versität Mann-heim studiert.

Derzeit ist sie wis-senschaftlicheMitarbeiterin amLehrstuhl fürSportökonomieund Sportsoziolo-

gie an der Universität des Saarlandes. Zu ihrenForschungsschwerpunkten gehören unteranderem Hochschulforschung, Arbeitsmarkt-forschung, Sportsoziologie und die Methodender empirischen Sozialforschung.

erneuter anstieg derhochschulabsolventen im Jahr 2014

Im Prüfungsjahr 2014 (Wintersemester2013/2014 und Sommersemester 2014)erwarben rund 460.500 Absolventinnen undAbsolventen einen Hochschulabschluss andeutschen Hochschulen. Damit ist deren Zahlim Vergleich zum Vorjahr das 13. Jahr in Folgeangestiegen (+ 6 %).

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis)weiter mitteilt, bestanden 416 800 deutscheAbsolventinnen und Absolventen ihre Ab-schlussprüfung, 43.700 hatten eine ausländi-sche Staatsbürgerschaft.

Die Absolventinnen und Absolventenerwarben im Jahr 2014 mit einem Anteil von

rund 50 % am häufigsten einen Bachelorab-schluss, gefolgt vom Masterabschluss mit 21% und von den traditionellen universitärenAbschlüssen mit 11 %. 9 % der Absolventin-nen und Absolventen schlossen erfolgreicheine Lehramtsprüfung ab (hier sind dieLehramt-Bachelor- und -Masterabschlüsseeingerechnet). 6 % erwarben eine Promotionund 3 % erreichten einen Fachhochschulab-schluss.

Rund ein Drittel der Examen wurde 2014 inder Fächergruppe Rechts-, Wirtschafts- undSozialwissenschaften abgelegt. 20 % schlos-sen ihr Studium in Ingenieurwissenschaftenerfolgreich ab, 18 % in Sprach- und Kulturwis-senschaften und 17 % in Mathematik und Na-turwissenschaften. In der Fächergruppe Hu-manmedizin/Gesundheitswissenschaften er-warben 6 % der Absolventinnen und Absol-venten einen Abschluss.

Zusammengefasst erreichten die übrigenFächergruppen Sport, Veterinärmedizin,Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaftensowie Kunst, Kunstwissenschaft einen Anteilvon 7 % an allen Abschlüssen. n

(red.)Foto: fotolia.com

hOchschuLe

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Vorteile für GEW-Mitglieder!

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Im Rahmen der Aktionswoche „TraumjobWissenschaft“ führte der GEW Hochschul-gruppe vor der Mensa der Universität Saar-brücken am 4. November 2015 einen Info-stand durch.

Die provokante Frage „Job in der Wissen-schaft - Traum oder Trauma“ ließ hungrige wiegesättigte Mensabesucher kurz innehalten,und es ergaben sich mehrere interessante Ge-spräche über die Arbeitsbedingungen vonwissenschaftlichen Mitarbeitern und über dasWissenschaftszeitvertragsgesetz.

Verteilt wurde die bundesweite Aktionszei-tung der GEW, von der besonders die Por-traits der 4 jungen Wissenschaftler Aufmerk-samkeit fanden. Die Aktion hat allen beteilig-ten Kolleg_innen Spaß gemacht und die GEWals kompetenten Gesprächspartner für wis-senschaftliche Mitarbeiter profiliert. n

Peter BalnisFoto: Peter Balnis

traum oder trauma?GeW Infostand an der unI

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hOchschuLe GeWeRKschaFt

nachdenken und berateneinige schlussfolgerungen aus dem streik im sozial- und erziehungsdienst

Gewerkscha�Erziehung und Wissenscha�

Saarland

Gewerkscha� Erziehung und Wissenscha� | Landesverband Saarland | Mainzer Str. 84 | 66121 Saarbrücken | Tel.: 0681/66830‐0 | E‐Mail: info@gew‐saarland.de

LPM‐Nr.: G1.301‐0156

GEW‐Busfahrt zur didacta 2016Freitag, 19. Februar 2015von 07.00 Uhr bis ca. 17.00 Uhr Abfahrt: Saarbrücken‐Messegelände

Die Bildungsmesse ist die weltweit größte Messe ihrer Art. Mehr als 800 Anbieter präsentieren Einrichtungen, Ausstat‐tungen, Lehr‐, Lern‐ und Arbeitsmittel, neue Medien, Dienstleistungen, Organisations‐ und Verwaltungssysteme, Fachli‐teratur und sonstige Verlagserzeugnisse für Kindergarten, Schule und Hochschule.Anmeldung nur online unter www.lpm.uni‐sb.de.Alle Teilnehmer erhalten vom LPM eine Teilnahmebescheinigung ausgestellt. Vorraussetzung istaber eine vorherige Anmeldung zur Fahrt über das LPM.

Kosten (inkl. Fahrt + Eintri+): Mitglieder: 10,‐ Euro | Nichtmitglieder: 30,‐ EuroStudent_innen, Referendar_innen und Schüler_innender Fachschulen für Erzieher_innen, Kinderpfleger_innenund Heilerziehungspfleger_innen: 5,‐ Euro

// GEW‐EXKURSION //

didacta 2016in Köln

Hinter uns liegt der erste bundesweite un-befristete Streik sozialer Berufe. Es war einStreik für eine bessere Entgeltordnung imSozial- und Erziehungsdienst - eine äußerstkomplexe Materie. Wir sind angetreten, dieStrukturen der Entgeltordnung zu verbessernund den Veränderungen des Arbeitsfeldesanzupassen. Im Mittelpunkt stand die For-derung, den Sozial- und Erziehungsdienst ins-gesamt aufzuwerten und die Bezahlung deut-lich zu verbessern.

Wir haben das Ergebnis intensiv diskutiert.Im zähen Arbeitskampf, der viel Kraft undÜberzeugungsarbeit gegenüber Eltern gekos-tet hat, haben wir einen Schritt zurAufwertung durchgesetzt, der für die meistenKolleg_innen ordentliche Einkommenssteige-rungen bringt - und das außerhalb der allge-meinen Tarifrunde, die 2016 wieder anstehtund in der wir weitere Entgeltverbesserungendurchsetzen wollen.

Es gibt auch Kolleg_innen, die zu Recht vomErgebnis enttäuscht sind, weil sich ihr Einkom-men gar nicht oder nur marginal verbessernwird. Zu nennen sind hier die Sozialarbei-ter_innen. Insgesamt ist das Ergebnis das, wasin der gegenwärtigen Situation und ange-sichts des herrschenden Kräfteverhältnisseszu erreichen war. Der entscheidende Durch-bruch ist uns noch nicht gelungen. UnserKampf für die Aufwertung sozialer Berufemuss weitergehen. Wir müssen jetzt darüberberaten, welche Erfahrungen und Schlussfol-gerungen wir aus dem Streik ziehen.

Politische Bewegung für aufwertungund Qualität

Nach meiner Auffassung hat der Streik mitseinem kraftvollen Engagement auf der einenund der ignoranten Hartnäckigkeit auf deranderen Seite gezeigt, dass eine gesellschaft-liche Aufwertung sozialer Berufe nicht alleinein einer Tarifauseinandersetzung erreichbarist. Wir brauchen jetzt eine stärkere gesell-schaftspolitische Auseinandersetzung um dieAufwertung sozialer Berufe. Dazu sollten wirdas Thema „Aufwertung“ mit der Verbesse-rung der Arbeitsbedingungen und der Bil-dungsqualität verbinden.

Wir brauchen politische und gesellschaftli-che Bündnispartner, die sich jetzt mit uns füreine Verbesserung der Arbeitsbedingungen,für bessere Betreuungsschlüssel, kürzere

Arbeits-zeiten und mehr Fortbildung einset-zen. Der Bund muss dafür mit einem KitaQualitäts-Gesetz Standards setzen und denKommunen mehr Geld zur Verfügung stellen.Um dafür Impulse zu setzen, wollen wir am19. Februar 2016 eine saarlandweite Fachta-gung zum Thema „Gute Bildung in der Kita“durchführen. Weitere Veranstaltungen undDiskussionen müssen folgen.

Der Streik hat uns insbesondere zu BeginnSympathie bei Eltern und Medien gebracht,die aber nach der zweiten Woche spürbarnachließ. Wollen wir mehr erreichen, müssenwir intensiver als bisher mit Eltern zusammen-arbeiten, sie in unsere Debatten, Planungenund Aktionen einbeziehen.

neue Mitglieder einbeziehen undstrukturen weiter entwickeln

Wir konnten im Streik viele neue Mitgliedergewinnen; unsere Fachgruppe sozialpädago-gische Berufe hat jetzt über 1.000 Mitglieder,und unsere Mitgliedszahlen im kommunalenSozial- und Erziehungsdienst sind denen unse-rer Schwestergewerkschaft ver.di durchausebenbürtig. Damit ist die GEW deutlich ge-stärkt und hat mehr Durchsetzungskraft fürdie Interessen der Beschäftigten im Sozial-und Erziehungsdienst. Wir stehen jetzt vorder Herausforderung, die neuen Mitglieder indie GEW-Arbeit einzubeziehen und ihnengeeignete Angebote zum Mitmachen zu bie-ten.

Da ist zum einen die fachpolitische Ebene.Ich frage mich, ob wir weiter mit einer Fach-gruppe die Bedürfnisse aller Kolleg_innen, diesich fachlich engagieren möchten, abdeckenkönnen. Ist es nicht an der Zeit, diese Arbeitzu differenzieren? Brauchen wir nicht insbe-sondere für Kitas und für die sozialpädagogi-sche Arbeit an Ganztagsschulen eigene fachli-che Strukturen? Die gemeinsame Klammeraller sozialpädagogischen Berufe könnte jadann über den Vorstandsbereich „Jugendhilfeund soziale Arbeit“ erhalten bleiben.

Weiterhin frage ich mich, ob wir nicht unse-re Arbeit auf kommunaler Ebene besser struk-turieren müssen. Brauchen wir nicht in dengroßen Städten, wo wir viele Mitglieder ha-ben, eigene GEW Strukturen für den kommu-nalen Sozial- und Erziehungsdienst, z.B. inForm von Betriebsgruppen oder andereFormen regelmäßiger Treffen? Dort könnten

tarifliche Auseinandersetzungen und Interes-senvertretung konkreter gewährleistet wer-den. Damit könnten wir auch Voraussetzun-gen dafür schaffen, bei den Personalratswah-len 2017 mit GEW Fachkräften aus demSozial- und Erziehungsdienst in Personalver-tretungen von Kommunen einzuziehen.

Nicht zuletzt müssen wir in Auswertung desStreiks auch mit ver.di darüber diskutieren,wie wir uns die Zusammenarbeit in Zukunftvorstellen. Wir brauchen diese Zusammen-arbeit, aber sie kann nicht wie bisher weiter-gehen. Wir sind im Sozial- und Erziehungs-dienst mitgliedermäßig an ver.di herange-wachsen und dürfen uns nicht länger mit derRolle von bloßen Erfüllungsgehilfen abfinden.Es gab deutliche Mängel bei der Entwicklungeiner gemeinsamen Strategie, bei der Planunggemeinsamer Aktivitäten und bei der Orga-nisierung gemeinsamer Vorhaben. Und es gabauch Sticheleien und Anfeindungen. Das musssich ändern, und darüber müssen wir mitver.di reden - und zwar offen und solidarisch;es gab positive Erfahrungen, an denen wiransetzen können. Nur gemeinsam sind wirstark.

Weitermachen für die Aufwertung heißtalso jetzt, u.a. über diese aufgeworfenenFragen nachzudenken und miteinander zureden. n

Peter Balnis

GEW Landesvorsitzender Peter Balnis bei seiner Rede vor 1.000 strei-kenden Erzieher_innen im Mai 2015, auf dem Lautsprecherwagenvon ver.di stehend. Er zeigt auf das Gebäude der Vereinigung kommu-naler Arbeitgeber, an die sich die Forderung der Streikenden richtet.

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GeW-senior_innen im auslandEs ist schon ein guter Brauch, dass sich die

GEW-Seniorinnen und -Senioren der Kreis-verbände Blies und Saarpfalz einmal im Jahrzu einer kulturellen und auch geselligenVeranstaltung treffen. Diesmal hatte der KVSaarpfalz, genauer dessen SeniorenvertreterWalter Weber, ins „Ausland“ eingeladen. Dieehemalige Residenzstadt Zweibrücken inunserem Nachbarland Rheinland-Pfalz wurdevon ihm als Ziel auserkoren.

Die 40 Pensionär_innen aus den beidenKreisverbänden trafen sich also vor demZweibrücker Stadtmuseum, wo sie von dembekannten Homburger Historiker KlausFriedrich begrüßt wurden. Pädagogischgeschickt hatte er den Besuch des Museumsvor der eigentlichen Stadtführung eingeplant.In zwei Gruppen, geführt von der Leiterin desMuseums, Fr. Dr. Charlotte Glück, und vonHerrn Friedrich konnte man die reichhaltigeund beeindruckende Sammlung wertvollerAusstellungsstücke bestaunen. Das 1768 er-baute „Petri Haus“, dessen Bausubstanz fastkomplett erhalten ist, beherbergt u.a. einzig-artige Stücke des kostbaren ZweibrückerPorzellans, das um 1770 in den ManufakturenWörschweiler-Gutenbrunn und Zweibrückenhergestellt wurde.

Während des anschließenden Stadtrund-gangs waren alle Teilnehmer begeistert vonder Kompetenz und dem lebhaften Vortrags-stil, mit dem Klaus Friedrich die facettenrei-che Geschichte der Stadt Zweibrücken aufle-ben ließ. In knapp zwei Stunden führte er deninteressierten Zuhörern vor Augen, dass dieseStadt einmal ein wichtiges politisches und kul-turelles Zentrum unserer Großregion unddarüber hinaus gewesen ist. Die Wittels-bacher mit ihrer Linie Pfalz-Zweibrückenregierten nicht nur ihr Herzogtum, sondernwaren zeitweise in Personalunion Könige vonBayern bzw. Schweden.

Die Gäste aus dem Kreisverband Blies, aberauch die Kolleginnen und Kollegen aus demsaarpfälzischen Raum waren überrascht vondem, was die ehemalige Residenzstadt Zwei-brücken an Hinweisen aus ihrer Blütezeit,auch nach den schlimmen Zerstörungen inden letzten Tagen des Zweiten Weltkriegsnoch zu bieten hat.

Nach so viel Geschichte ging es zur idyllischgelegenen „Fasanerie“ zum Mittagessen. Hierkonnte sich die neu gewählte Senior_innen-vertreterin des KV Blies, Frau Helma Wagner,den saarpfälzischen Kolleg_innen vorstellen.

Unser Landesgeschäftsführer Willi Schirrabegrüßte alle Teilnehmer_innen und nahmdie Gelegenheit wahr, um über die aktuelleArbeit der GEW-Saar ausführlich zu informie-ren. Auch Kollege Harald Ley überbrachte alsVorsitzender die Grüße des Landessenior_in-nenausschusses.

Ein Verdauungsspaziergang durch die nochvorhandenen und teilweise renovierten An-lagen des ehemaligen Lustschlosses Tschifflik,das zum Gelände der Fasanerie gehört, warnun angesagt. Der schwedische ArchitektSundahl erbaute diese Sommerresidenz fürden entthronten und geflohenen polnischenKönig Stanislaus Leszcynski. Sie dient diesemund seinem über 150-köpfigen Hofstaat wäh-rend seines Zweibrücker Exils von 1714-1718als „Flüchtlingsunterkunft“.

Zurück im Kaminzimmer der Fasanerie run-dete ein Tässchen Kaffee mit Kuchen dasTreffen ab. Walter Weber bedankte sich beiallen für ihr Kommen und gab leise zu beden-

ken, dass man sich angesichts seines nichtmehr ganz jugendlichen Alters von 84 Jahrenüber seine Nachfolge Gedanken machen soll-te. Die Versammelten bedankten sich bei ihmaber mit einem so herzlichen und anerken-nenden Applaus, dass man darauf hoffenkann, dass er die Funktion des Senior_innen-vertreters im KV Saarpfalz noch ein Weilchenausüben wird. Große Anerkennung wurdeihm entgegengebracht, weil er sein inzwi-schen 16 Jahren die gemeinsamen Senior_in-nentreffen der beiden Kreisverbände organi-siert oder mitorganisiert hat.

Alle waren sich einig, dass man sich 2016,dann unter der Federführung des KV Blies,wieder treffen will! n

hans eiflerFoto: fotolia.deAm 17.11.2015 fand in der Staatskanzlei ein

außerordentliches Spitzengespräch der kom-pletten Landesregierung mit den Gewerk-schaften und Verbänden des öffentlichenDienstes statt. Es ging um die Frage, wie es imSaarland jetzt angesichts Flüchtlinge mit derHaushaltskonsolidierung und der Zukunft derLandesverwaltung weitergehen soll.

Von den drei denkbaren Optionen - Schul-denbremse grundsätzlich in Frage stellen,Schuldenbremse wegen krisenhafter Situationzeitweilig aussetzen oder flexible Gestaltungs-möglichkeiten im Rahmen der Schuldenbrem-se nutzen - hatte sich die Landesregierungzum gegenwärtigen Zeitpunkt für die dritteOption entscheiden.

Ich habe zusammen mit Eugen Roth daraufhingewiesen, dass wir die Schuldenbremsegrundsätzlich für einen falschen Weg halten,weil sie gerade bei neuen gesellschaftlichenHerausforderungen wie der Flüchtlingsfrage

die politischen Gestaltungsmöglichkeiten aufproblematische Weise einengt. Da es aber inanderen Bundesländern und bei wichtigenpolitischen Akteuren zur Zeit wenig Bereit-schaft gibt, sich damit auseinander zu setzen,haben wir uns darauf konzentriert, mit derLandesregierung auszuloten, mit welchen fle-xiblen Möglichkeiten im Rahmen der Schul-denbremse die Flüchtlingsfrage bewältigtwerden kann. Dabei wurden die nächstenzwei Jahre in den Blick genommen.

Für den Schulbereich brachten die Gesprä-che das Ergebnis, dass wegen steigendemBedarf in Folge der hohen Flüchtlingszahlenmit einer Ergänzungsvorlage zum Haushalt2016/2017 zusätzliche Mittel bereitgestelltwerden. Konkret bedeutet dies:

n 50 neue Stellen (davon 6 durch Umwand-lung) und 41 auf 2 Jahre befristete Stellen mitder Perspektive der Übernahme. Diese Stellenkönnen ab November 2015 besetzt werden.

n Bis Februar 2016 sollen weitere 39 Stellenbesetzt werden - insgesamt 130 Stellen.

n Bei weiter steigenden Flüchtlingszahlenwerden durch monatlichen Abgleich weitereStellen bereit gestellt.

n Die Standards in den Schulen (vor allemdie Klassenteiler) sollen nicht gesenkt werden.

n Für Schoolworker werden die Landesan-teile für 6 Stellen zusätzlich zur Verfügunggestellt.

Wir hatten im Oktober 250 neue Lehrer-stellen gefordert. Anders als die Landesregie-rung, die bei der Berechnung des Personal-bedarfs von erforderlichen Klassenneugrün-

dungen ausgeht, haben wir das Lehrer-Schü-ler-Verhältnis zu Grunde gelegt. Bei einembundesweit durchschnittlichen Verhältnis von1 : 16 erfordern die erwarteten 4.000 schul-pflichtigen Flüchtlingskinder 250 neuen Lehr-kräfte.

Entscheidender als die Festlegung von Zah-len finde ich aber, dass ein Mechanismus ver-einbart werden konnte, mit dem bei steigen-den Flüchtlingszahlen die Zahl der Lehrkräftemonatlich erhöht wird.

Neben „Flexibilität“ war „kein Standardab-bau“ für mich ein Schlüsselbegriff in dieserGesprächsrunde. Landesregierung, Gewerk-schaften und Verbände waren sich darin einig,dass die Herausforderungen nicht auf demRücken der Beschäftigten bewältigt werdendürfen. Deshalb dürfen Standards wie Betreu-ungsschlüssel oder Klassengrößen nicht ver-schlechtert werden. Allerdings macht michdie angekündigte Änderung des ersten KJHGAusführungsgesetzes, mit der die Betreuungunbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge neugeregelt werden soll, stutzig. Hier müssen wiraufpassen, dass da nicht doch in einem Teilbe-reich der Jugendhilfe eine Standardabsenkungvollzogen wird.

Alles in allem hatte das Gespräch ange-sichts der Haushaltslage des Landes insge-samt ein beachtliches Ergebnis. Für den Au-genblick wurden die möglichen Entscheidun-gen getroffen. Längerfristig müssen aus mei-ner Sicht aber noch ganz andere Weichengestellt werden. Dazu haben wir auf unseremLandesausschuss entsprechende Forderun-gen aufgestellt. n

Peter BalnisFoto: Thomas Schulz, DGB

Die Alexanderskirche in Zweibrücken

spitzengespräch zum Flüchtlingsthema

Am 30. Oktober 2015 ist Werner Dengel imAlter von 73 Jahren verstorben.

Werner Dengel war 12 Jahre lang, von1974 bis 1986 Schatzmeister des Landesver-bandes. Er trat 1970 in die GEW ein undarbeitete sogleich im AjLE und in der Fach-gruppe Grund- und Hauptschulen mit. 1974wurde Werner Dengel in den Personalrat sei-nes Schulaufsichtsbezirkes gewählt.

In seiner Amtszeit als Schatzmeister fanddie Umstellung der Mitgliederverwaltung auf

EDV statt, die unter seiner Regie reibungslosverlief. Es war für die GEW ein Glücksfall,einen Schatzmeister zu haben, für den derUmgang mit Zahlen und EDV auch ein Hobbywar.

Wir verlieren mit Werner Dengel einen lie-ben Kollegen, der viel für die GEW geleistethat. n

Willi schirraGEW-Geschäftsführer

nachruf

Werner dengel* 17.06.1942 † 30.10.2015

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InFO & seRVIce InFO & seRVIce

euROKeY und htw saar fördernFlüchtlinge durch eLearning-Portal

Die EUROKEY Software GmbH hat in Ko-operation mit der Hochschule für Technik undWirtschaft des Saarlandes (htw saar) und Krä-mer IT Solutions GmbH das Projekt „DaFür -Deutsch als Fremdsprache für Integration“ insLeben gerufen. Ziel des Projektes ist diesprachliche Integration von Flüchtlingen in diedeutsche Gesellschaft.

Aufgrund der aktuellen Flüchtlingskrisesind sich in Deutschland fast alle einig: DieMenschen, die in Deutschland bleiben sollen,müssen möglichst schnell integriert werden!Sprache stellt den ersten Schritt zur Integra-tion dar, doch klassische Vermittlungskon-zepte stoßen zurzeit aufgrund der hohenFlüchtlingszahlen an ihre Grenzen.

Mit „daFür“ wurde eine nachhaltigeLösung geschaffen

Bei DaFür handelt es sich um ein eLearning-Portal, das sich aus Lernmodulen, die onlineüber das Internet abgerufen werden können,Apps und einem Werkzeug zur Erstellung derInhalte zusammensetzt. Es wird kostenlosüber das Internet bzw. die App-Portale zurVerfügung gestellt.

den alltag bewältigenIm Mittelpunkt der Lernmodule stehen

acht Alltagssituationen, wie z.B. der Arzt-besuch, Formulare ausfüllen, Freizeitgestal-tung oder die Wohnungssuche. Anhand die-ser Situationen werden sprachliche Grundfer-tigkeiten, Wortschatz und Grammatik vermit-telt bzw. vertieft. Die Situationen werden inForm von Videos dargestellt, in deren Mittel-punkt ein junger Syrer steht, der die verschie-denen Alltagssituationen meistert.

sprache ist der schlüssel zurIntegration

Die sprachlichen Inhalte werden auf Grund-lage der Alltagssituationen vermittelt, so dassdie Lernenden gleichzeitig notwendiges Sach-wissen sowie kulturelles Wissen aufbauenkönnen.

Ausgehend vom europäischen Referenz-rahmen für Sprachen strebt das Projekt an,die Lernenden auf die beiden Niveaus A1 undA2 zu bringen.

Nach Aufbau der Grundlagenmodule wer-den für fortgeschrittene Lernende berufs-,themen- und firmenspezifische Module ent-

wickelt, um die Integration in berufliche Kon-texte zu ermöglichen.

Zudem soll das Portal anderen Bundeslän-dern und anderen Staaten, die Flüchtlingeintegrieren wollen, angeboten werden. Ganznach dem Motto „Großes entsteht im Klei-nen“.

Mobile LösungDa Flüchtlingen nicht täglich Internetzu-

gang zur Verfügung steht, werden zu denOnline-Modulen auch Apps für Smartphonesangeboten, die den Flüchtlingen offline zurVerfügung stehen. In den Apps werden In-halte aus den Online-Modulen aufgegriffenund mit speziellen Übungsformaten vertieft.

Es werden zudem Wortschatztrainer entwi-ckelt, mit denen Vokabular aus verschiedenenThemengebieten im Kontext trainiert werdenkann. Im ersten Schritt sollen Wortschatztrai-ner in Kurdisch-Deutsch und Arabisch-Deutschentwickelt werden. Weitere Sprachen könnenfolgen...

selbststudium und Verzahnung vonsprachkursen

Die DaFür-App und die Online Module, kön-nen im Selbststudium genutzt aber auch mitpersonell gestützten Sprachkursen verzahntwerden, so dass Lehrkräfte die Module in ih-ren Unterricht integrieren können (BlendedLearning Ansatz).

Die Wortschatztrainer dienen dem Selbst-studium. Sie sollen es den Lernenden ermög-lichen, im Selbststudium den Wortschatz zuverbessern.

die ProjektpartnerDie htw saar bringt ihre Mitarbeit kostenlos

ein, genauso wie EUROKEY die notwendigenWerkzeuge und Krämer IT die notwendigenServer zur Verteilung der Lernmaterialien kos-tenlos zur Verfügung stellen. Die Projektpart-

ner verfügen über umfangreiches Knowhowim Aufbau von eLearning-Materialien. So bautdie htw saar seit Jahren erfolgreich Online-Sprachmodule auf. Als Werkzeug setzt sie dasvon EUROKEY entwickeltet Autorenwerkzeug„emLP“ ein.

Die EUROKEY Software GmbH entwickeltseit über 20 Jahren eLearning Module undverfügt mit dem emLP über das notwendigeWerkzeug, um Online-Module und Apps zuentwickeln. Das Autorenwerkzeug kann alsCloudlösung genutzt werden, so dass dieAutoren lediglich einen internetfähigen PCoder Laptop benötigen, um ihre Module auf-zubauen.

Förderpartner benötigtObwohl die Projektpartner erhebliche

Eigenleistungen erbringen, müssen für die Er-stellung der Videos, für den Aufbau und Testder Module sowie die Pflege des Portals För-derpartner gefunden werden. Außerdem wer-den Deutschlehrer gesucht, die den Aufbauinhaltlich und methodisch unterstützen.

Zwei Module sind bisher finanziell gesi-chert. Sobald die Kosten für ein weiteres Mo-dul gedeckt sind, wird dieses produziert. n

Ludwig KuhnEUROKEY Geschäftsführer

Wenn Sie sich für das Projekt interessieren undspenden wollen, Fragen haben oder aber imProjekt mithelfen wollen, dann melden Sie sichbei uns unter: Tel.: 06897-790890, per E-Mail:[email protected] oder spenden Sie gleich:spendenkonto: name: FITT gGmbHIBan: DE27 5919 0000 0006 6300 06BIc: SABADE5SVerwendungszweck: DaFür 1483 [Kontakt-Daten]** Wenn Sie eine Spendenquittung erhalten möchten, ersetzen Sie imVerwendungszweck den Eintrag [Kontakt-Daten] wie folgt:Vorname name (bei unternehmen: Firmenname), straße, PLZ Ort

In der ausbildung ins auslandAuszubildende können sich ab sofort im In-

ternet umfassend über die verschiedenenMöglichkeiten informieren, im Ausland beruf-liche Erfahrungen zu sammeln. Unter derAdresse www.go-ibs.de startet dafür einneues Online-Portal, das branchenübergrei-fend berät: Ob zu Stipendien- und Pro-grammangeboten, Kosten und Fördermög-lichkeiten, Fragen der Unterbringung odernotwendigen Sprachkenntnissen. Das vomBundesministerium für Bildung und For-schung (BMBF) geförderte neue Beratungs-portal macht so den Weg für Auszubildendeins Ausland einfacher und besser planbar.

Verantwortlich für das Portal ist die Infor-mations- und Beratungsstelle für Auslands-aufenthalte in der beruflichen Bildung (IBS),die vom BMBF finanziert wird. Ziel ist es,durch gute Beratung und Information mehrNachwuchskräften internationale Erfahrun-

gen zu ermöglichen und die berufliche Bil-dung so noch attraktiver zu machen. Die IBS,die beim Bundesinstitut für Berufsbildung(BIBB) angesiedelt ist, berät auch Unterneh-men, Berufsschulen und Organisationen beider Internationalisierung ihrer Ausbildungs-aktivitäten.

Unterstützt werden damit auch nationaleund europäische Mobilitätsziele: Der Bundes-tag hat 2013 empfohlen, den Anteil interna-tional mobiler Auszubildender bis 2020 aufzehn Prozent zu steigern. Die Zielmarke derEU liegt bei sechs Prozent. Derzeit nutzenetwas mehr als vier Prozent eines Ausbil-dungsjahrgangs die Chance, berufliche Aus-landserfahrung zu sammeln.

Mit dem Online-Portal ist eine neue Daten-bank der IBS verknüpft, in der erstmalig alleProgramme und Finanzierungshilfen verzeich-

net sind, die für die berufliche Qualifizierungim Ausland genutzt werden können. Bislangoft verstreut präsentierte Angebote könneninteressierte Schulabgänger, Auszubildende,Fachkräfte oder Personalverantwortliche nunauf einen Blick finden und vergleichen. DasSpektrum reicht dabei von fachbezogenenFreiwilligeneinsätzen über Ausbildungspha-sen im Ausland bis hin zu internationalenFachkräftebegegnungen. Ergänzt wird dasOnline-Angebot durch eine integrierte Bera-terlandkarte, auf der Ratsuchende in ihrerNähe konkrete Ansprechpartner für ihreFragen finden können. Auch eine Telefon-Hot-line zur schnellen persönlichen Kontaktauf-nahme ist geschaltet. n

(red.)Weitere Informationen finden Sie unter:www.go-ibs.de und unterwww.bmbf.de/de/894.php

„Proud to be a teacher – stolz, Lehrer_inzu sein“ ist der titel des 2. saarländischenLehrer_innentages der GeW und GGG am01. März 2016.

Diesen Tag wollen wir mit einer IMPULS-Broschüre vorbereiten, in der Kinder, Jugend-

liche, Lehrer_innen, Eltern, Wissenschaft-ler_innen und viele andere in wenigen Sätzendarstellen

n worauf ich als Lehrer_in stolz binoder

n worauf Lehrer_innen stolz sein könnenoder

n worauf Lehrer_innen stolz sein sollen.n Oder Du gibst einen weiteren Impuls.

Euer Text soll Positives über eine Lehrerin/einen Lehrer enthalten. Er kann die Lehrer-schaft einer Schule, eines Fachbereichs odereine bestimmten Schulphase insgesamt wür-digen. Es kann eine deiner besonderen Leis-tungen als Lehrer_in sein: eine Auszeichnungdurch Schüler_innen, Kolleg_innen, Schullei-ter_innen. Es kann die Lebensleistung sein. Eskann auch ein Blick in die Geschichte derSchule, des Lehrberufs sein.

Sendet uns bitte Eure Beiträge (nicht mehrals 5 Zeilen) zusammen mit Eurem Namenund Angaben zu Lehramt bzw. als Nicht-Lehrer_in zu Eurem Beruf; Schüler_innen bit-ten wir ihre Schulform anzugeben.

Es wäre schade, wenn Ihr anonym schreibt.Wir hätten dann Schwierigkeiten EurenBeitrag zu drucken. Bitte schreibt und ani-miert andere zu schreiben. Wir freuen uns aufviele Texte. n

thomas Bock und dr. Klaus WinkelBitte sendet Eure Texte an Klaus Winkel: [email protected] oder EuWiS-Redaktion:[email protected] postalisch: GEW Geschäftsstelle, MainzerStr. 83, 66121 Saarbrückeneinsendeschluss: 6. Januar 2016

die Fachgruppe Gemeinschaftsschule informiert:neuJahRseMPFanG deR FachGRuPPe GeMeInschaFtsschuLe

Der erweiterte Vorstand der Fachgruppe Gemeinschaftsschule lädt alle Mitglieder herzlich ein das Neue Jahr bei einemGlas Grémant, selbstgebeiztem Lachs und guten Gesprächen zu begrüßen.

Wir freuen uns auf Euch.

termin: Mittwoch, der 13. Januar 2016, um 18.00 uhrOrt: Geschäftsstelle der GeW, Mainzer str.84, 66121 saarbrücken

BÜcheR & MedIen

euWis 12/2015|01/2016 | 21

BÜcheR & MedIen

Bildungsmonitoring und Bildungsforschungthemenschwerpunkt in h. 3/2015 der Zeitschrift „dds - die deutsche schule“, hrsg. von der GeW

Angesichts der Entwicklung einer umfas-senden Strategie zum Bildungsmonitoringdurch die KMK in den letzten Jahren einerseitsund der zielgerichteten Förderaktivitäten fürdie empirische Bildungsforschung insbeson-dere durch das BMBF andererseits müsste dasVerhältnis von Bildungsmonitoring undBildungsforschung dringend geklärt werden.

Heft 3/2015 greift dieses Problem ausunterschiedlichen Perspektiven auf: NorbertMaritzen und Jenny Tränkmann (Hamburg)fragen nach den normativen Grundlagen desBildungsmonitorings, die angesichts der ver-

meintlichen Wertfreiheit empirischer Verfah-ren leicht in Vergessenheit geraten. BjörnHermstein, Ina Semper, Nils Berkemeyer undLisa Mende (Jena) stellen eine auffällige Über-einstimmung zwischen den Analysemodellenund Fragestellungen der aktuellen Forschungzu Bildungsmonitoring und den Zielsetzungender Bildungspolitik fest. Heinz-Elmar Tenorth(Berlin) beschreibt das Verhältnis von Bil-dungspolitik und -forschung als einen schwie-rigen, aber möglichen Dialog und erörtertwechselseitige Irritationen und Lernprozesse.Martin Heinrich (Bielefeld) äußert hingegen„Unbehagen“ an dieser Verhältnisbestim-

mung und beleuchtet das spezifische wech-selseitige Abhängigkeitsverhältnis, in das sichbeide begeben haben. Klaus-Jürgen Tillmann(Bielefeld) stellt die Frage, ob empirische Bil-dungsforschung als Aufklärung (Befreiung vonIrrglauben mit Hilfe von Erkenntnissen undBeförderung der gesellschaftlichen Emanzipa-tion) verstanden werden könne. n

sylvia schützeDie DDS kann online - auch einzelne Artikel - undgedruckt bezogen werden. Abstracts zu denBeiträgen sowie Bestellmöglichkeiten unter:www.dds-home.de.

der elefant und der schmetterlingAngesichts der Entwicklung einer umfas-

senden Strategie zum Bildungsmonitoringdurch die KMK in den letzten Jahren einerseitsund der zielgerichteten Förderaktivitäten fürdie empirische Bildungsforschung insbeson-dere durch das BMBF andererseits müsste dasVerhältnis von Bildungsmonitoring und Bil-dungsforschung dringend geklärt werden.Einkleiner Schmetterling befreit einen Elefantenaus dessen selbst gewählter Einsamkeit undTrägheit. Während nämlich der Elefant wieimmer untätig in seinem Haus sitzt und ausdem Fenster schaut, fliegt der Schmetterlingdie Straße zu ihm hinauf. Der Elefant wirdangesichts des unerwarteten Besuchers soaufgeregt, dass er erst beim dritten Klopfendes Schmetterlings mit zitternder Stimme ant-worten kann. Der kleine Schmetterling stößtschließlich mit seinem Flügel die Tür auf undweil Regen aufzieht, haben die beiden vielZeit, sich miteinander vertraut zu machen.Nach dem Regen scheint die Sonne, es istFrühling, draußen erblüht und duftet dieNatur, Vogelgesang erklingt und die Tieregehen gemeinsam die Straße hinunter zumHaus des Schmetterlings. Fortan will derElefant den Schmetterling jeden Tag besu-chen. Und beide werden sich für immer liebhaben.

Autor dieser Geschichte ist der amerikani-sche Dichter E.E. Cummings, der 1962 ver-

starb. Möglicherweise war „Der Elefant undder Schmetterling“ ein Geschenk für seineuneheliche Tochter Nancy, die er nur seltensah. Schlicht und schnörkellos erzählt Cum-mings in wenigen Worten die beinahe mär-chenhafte Begegnung der beiden Tiere, diegegensätzlicher nicht sein könnten und den-noch so unkompliziert zueinander finden.Dass dabei ausgerechnet der Schmetterling -als der vermeintliche Schwächere - das großestarke Tier aus seiner Isolation befreit, machtauch für das eigene Leben Mut.

Die Illustratorin Linda Wolfsgruber druckt,zeichnet und collagiert zum Geschehen Bilder,die mit immer leuchtender werdenden Far-ben und durch Farbkontraste, die die Farb-intensität zusätzlich steigern, den Betrachtereintauchen lassen in das Erwachen des Früh-lings, das Aufblühen und Ergrünen, in einesonnenbeschienene Natur. Damit stehen siesinnbildlich für das Erwachen des Elefanten zuneuem Leben. n

Gudrun MelchiorDer Elefant und der SchmetterlingEin Bilderbuch von E.E. Cummings mitIllustrationen von Linda WolfsgruberGerstenberg VerlagISBN 978-3-8369-5440-2Preis: 13,95 Euro

Veränderungen in Organisationen einzulei-ten sind eine heikle Angelegenheit. Vieles giltes zu beachten und die Mentalität des planlo-sen ‚aus dem Bauch handeln’ ist angesichtsmoderner Ideen des Schulmanagements gott-seidank vorbei.

Die Thesen einer systemimmanent, kon-struktivistischen und auch autopoietischenVeränderung von Schule unter Berücksichti-gung von Struktur- und Handlungsebenen,aktueller und fundierter Organisationspsy-chologie und lösungsorientierter Strategiengehören zum Handwerk einer guten Schullei-tung. Die Beachtung personaler Ressourcenund Haltungen sind aus einem guten Füh-rungshandeln nicht wegzudenken.

Peter Herrmann gibt mit seinem Bändcheneine Einführung in all diese Fragen, diezugleich kompakt aber dennoch sehr informa-tiv ist und Lust zum Weiterlesen macht. Weralso Führung anstrebt oder bereits besitzt,und für den die o.g. Stichworte eher fremd ist,der ist gut beraten mit diesem Buch, denn esbietet einen ersten Überblick. Neben aktuel-len Forschungsbefunden werden anhand klei-ner Beispiele aus der Praxis die Chancen einessystemischen Blickes ausgelotet - zu Wohleeiner guten Schule. n

Matthias RömerPeter Herrmann: Einführung in das systemische SchulmanagementCarl-Auer, Heidelberg, 128 SeitenISBN: 978-3-8497-0048-5Preis: 13,95 Euro

Lotte Kühn hätte Das Lehrer-Hasser-Buch(2005, Neuauflage 2014 - lesenswert, derRez.) sicher nicht schreiben können, wärenihre Kinder bei dem inzwischen pensioniertenHauptschullehrer Dietrich von Horn zur Schu-le gegangen oder deren Lehrer_innen HEITERgewesen. Von Horn bescheinigen seine Schü-ler u.a.: „Er lässt sich oft ablenken und machtmanchmal Blödsinn, aber er hat die Anfor-derungen erfüllt und darf im nächsten Jahrdie 9a weiter unterrichten.“ (S.177)

„111 Gründe, Lehrer zu sein. Eine Hom-mage an den schönsten Beruf der Welt.“ lau-tet der Titel seines 2013 erschienenenBuches, das in diesem Jahr seine 7. Auflageerlebt hat. Also ein Bestseller, der sicher nichtnur, aber hoffentlich von vielen Lehrer_innengekauft und gelesen wird. Und das zurecht,findet der Rez.

Dietrich von Horn greift scheinbar Alltägli-ches auf und macht sich seinen eigenen oftüberraschenden Reim darauf. So z.B. derGrund 2: Weil er sich beim Lesen der Tages-presse wie ein Oberlehrer fühlen darf. Hierweist er nach, dass sich der Reporter bei derBerechnung der Größe der Struktur desUniversums um das Milliardenfache geirrthat. „Aber wer merkt das? Wahrscheinlich nurwieder der Lehrer.“ (S.14) Stiller Stolz - oder?

Dem Rez. gefällt auch Grund 31: Weil erseine Sprüche liebt. Auch die ziemlich doofen,aber in der Schule oft zu hörenden „Auchwenn es keinen interessiert. Wir schreibenmorgen den schon seit Längerem angekündig-ten Mathetest.“ und „Herzlichen Glüh-strumpf“, wenn er zum Geburtstag einesSchülers mal witzig sein will. Der Rez. hättediesen Spruch unter die Rubrik „EinigeSprüche behält er für sich“ eingeordnet, wo erdiesen findet - zu Recht: „Wenn Du wüsstest,wie bescheuert du aussiehst.“ (S. 69 ff.)

Dann wieder stößt der Rez. auf Zeilen, dieseinen Atem stocken lassen, so bei Grund 88.Weil er in der hintersten Ecke der Lehrer-bücherei Wissenswertes entdecken kann: DieAmtsführung des Lehrers. Ein Handbuch ausdem Jahr 1937. Darin heißt es, dass „schwach-

sinnige Kinder“ in die Hilfsschule gehören.Schwachsinn ist durch einen Intelligenztestfestzustellen. Geübt werden darf vorher nicht.„Liegt angeborener Schwachsinn vor, ist dasVerfahren der Unfruchtbarmachung einzulei-ten.“ Das sei ein „vorbeugendes Mittel (…) zurBekämpfung der Volksentartung“. Lehrer-pflicht!?

Reizvoll wird das Buch durch solche Wech-sel, durch völlig uneitle Selbstdarstellung desAutors, durch leise Ironie, durch verblüffendeSchlussfolgerungen und die Anstiftung zurHeiterkeit. Der Rez. empfiehlt allen Lehrer_in-nen vor dem Unterrichtstag bei der schnellenTasse aufmunternden Kaffees oder doch beider zweiten Tasse in der Pause einen der 111Gründe, Lehrer zu sein, zu lesen, um dannbeschwingt der nächsten Unterrichtstundeentgegen zu eilen. Sein Exemplar sollte sie/erauf seinem Platz im Lehrerzimmer oderTeamraum offen liegen lassen, damit, wer will,zugreifen kann. Und Weil er sparsam ist,Grund 77 (S. 158) ist dieses Buch alsTaschenbuch erschienen. 9,95 € sind allemalerschwinglich.

Übrigens: Auch Eltern haben Grund, sichaufheitern zu lassen: Ich erziehe meineTochter antiautoritär, aber sie macht trotzdemnicht, was ich will. (Nina Hagen) n

Klaus WinkelDietrich von Horn111 GRÜNDE, LEHRER ZU SEINEine Hommage an den schönsten Beruf der Welt224 Seiten | TaschenbuchISBN 978-3-86265-310-2 Originalausgabe | 9,95 EUR (D)

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„heitere Lehrer verändern die Welt“

einführung in das systemischeschulmanagement

Gewerkscha�Erziehung und Wissenscha�

Saarland

Gewerkscha� Erziehung und Wissenscha� | Landesverband Saarland | Mainzer Str. 84 | 66121 Saarbrücken | Tel.: 0681/66830‐0 | E‐Mail: info@gew‐saarland.de

LPM‐Nr.: G1.325‐0156

2. SaarländischerLehrer_innentag01. März 2016von 09.00 ‐ 17.00 UhrBildungszentrum der ArbeitskammerAm Tannenwald 1, 66459 Kirkel

Anmeldung unter:www.lpm.uni‐sb.de bis zum 26.02.2016