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KOSTENLOS Dezember 2002 Wilhelmshaven Gegenwind 185 Zeitung für Arbeit, Frieden, Umweltschutz KOSTENLOS Perversion des Denkens... JadeWeserPort-Ausstellung soll ins Wattenmeerhaus - Krach ist vorprogrammiert - Seite 9 - Anschlag Säule Für Aufsehen sorgte eine Umfrage von fünf angehenden Erzieherinnen zum Frei- zeitverhalten Jugendlicher. Auf Seite 3 bohren wir nach. Sitzen im Jugendparlament nur faule Sä- cke? Dieser Eindruck wurde jedenfalls in den letzten Wochen der Öffentlichkeit vermittelt. Wir fragten nach und berichten auf Seite 4. Wann ist man/frau ein leitender Ange- stellter? Um diese leidige Frage ging es vor dem Arbeitsgericht. Wir schildern auf Seite 5 die Auseinandersetzungen um den Betriebsrat bei Sykes. Wie ein Buch von John Grisham ist unser Beitrag zur Finanzierung des JadeWeser- Ports überschrieben: Die Schuldenma- cher auf Seite 6. Ein Bürger kämpft um die Einhaltung der Gesetze und wird von Tag zu Tag ver- tröstet. Auf Seite 7 heißt es "Nicht locker lassen". Die Landtagswahl steht vor der Tür. Wir ziehen auf Seite 8 eine unvollständige Bi- lanz der letzten Wahlperiode. Wie weit wollen Wilhelmshavener Politi- ker es noch treiben? Der Vorschlag, die Ausstellung zum JadeWeserPort ins Wat- tenmeerhaus zu holen, beweist erneut, wie wenig Fingerspitzengefühl diese Leu- te haben. Seite 9. Einen Bericht über die Zustände in der Methadonabgabestelle am Schlachthof finden Sie auf Seite 10. Warum soll der Dünenspielgarten ge- schlossen werden? Geht es wirklich um Altlasten? Auf Seite 11 gibt es Fakten und Spekulationen. Wird in Wilhelmshaven wieder mit der chemischen Keule gegen Unkraut vorge- gangen? Oder etwa mit ‚umweltfreund- lichen Giften?' Ein Splitter aus der letzten Umweltausschusssitzung, über die wir auf Seite 12 berichten. Und wie immer: Meldungen und Nach- richten auf Seite 2.

Zeitung für Arbeit, Frieden, Umweltschutz€¦ · Wie ein Buch von John Grisham ist unser Beitrag zur Finanzierung des JadeWeser-Ports überschrieben: Die Schuldenma-cher auf Seite

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    Zeitung für Arbeit, Frieden, Umweltschutz

    KOSTENLOS

    Perversion des Denkens...JadeWeserPort-Ausstellung soll ins Wattenmeerhaus -Krach ist vorprogrammiert - Seite 9 -

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  • Gegenwind 185 Seite 2

    Herausgeber: GEGENWIND-VereinPostanschrift: GEGENWIND, Adolphstr. 21

    26382 WilhelmshavenTel.: 04421/ 99 49 90Fax: 04421 / 99 49 91eMail: [email protected]

    Redaktion: Uwe Brams, Erwin Fiege, Antje Jürgensen,Hannes Klöpper (verantw. Redakteur), Anette Nowak,Thomas Sobel, Frank Tunnat, Imke Zwoch;Druck: Beta-Druck Auflage: 4.900 ExemplareBankverbindung: Volksbank Wilhelmshaven,Kto.-Nr.: 500 355, BLZ 282 900 63

    Der GEGENWIND erscheint (nach Möglichkeit) jeweils zum Monatsbeginn

    Erscheinungstag dieser Ausgabe: 27.11.2002

    GGeeggeennwwiinndd iimm IInntteerrnneett::wwwwww..ggeeggeennwwiinndd--wwhhvv..ddee

    *************************************************************Wir bedanken uns bei den vielen Ungenannten, die

    durch ihre Mitarbeit, durch Informationen oderdurch ihre Politik zum Erscheinen dieser Ausgabe

    beigetragen haben.

    meldungenmeldungenSScchhaauutt aauuff ddiieessee SSttaaddtt!!Wilhelmshaven ist wirklich einmalig, zumin-dest bundesweit - ganz gleich, aus welchemBlickwinkel man diese Feststellung trifft. AusSicht führender Vertreter aus Politik, Verwal-tung und Tagespresse ist sie z. B. einmaligtoll, wie sie uns täglich neu einzutrichtern ver-suchen. Wie jetzt, als zum 5. Mal der "Wil-helmshaven-Preis der Meeresforschung" ver-geben wurde. In seinem Grußwort bemerkteOberstadtdirektor Arno Schreiber, es gäbe inder Bundesrepublik keinen vergleichbarenMeeresforschungspreis. Sicher nicht. Warumsollte eine andere Stadt einen dort vergebe-nen Forschungspreis "Wilhelmshaven-Preis"nennen und auch in gleicher Höhe dotieren?Der Meeresforschungspreis des Bundesmi-nisteriums für Bildung und Forschung heißt z.B. nicht Wilhelmshaven-Preis, sondern "An-nette-Barthelt-Preis für Meeresforschung", istmit 5000 Euro für ein Stipendium dotiert undwurde 2002 schon zum 13. Mal vergeben.Eine bekannte Fachzeitschrift vergibt ihren"mare Förderpreis für Meereswissenschaf-ten". Und wo hat die wohl ihren Sitz? Da ha-ben wir's wieder: in Hamburg! Wollen die unsschon wieder die Butter vom Brot nehmen!Da heißt es vorbeugen: Schreiber empfahl,bei der nächsten Ausschreibung des hiesi-gen Preises Forschungsarbeiten in Zu-sammenhang mit den Bau des geplantenContainerhafens JadeWeserPort in denMittelpunkt zu stellen. Die Ergebnisse wer-den dann voraussichtlich im Wattenmeer-haus präsentiert. (iz)

    EErrsscchhüütttteerrnnddist der Anlass, aus dem sich jährlich am 9.November in vielen Städten Menschen zu-sammenfinden, um den Opfern derReichspogromnacht vom 9.11.1938 zu ge-denken. Auch in Wilhelmshaven treffensich am Abend dieses Jahrestages stetsBürgerInnen und VertreterInnen der Ge-werkschaften, Politik und Verwaltung amPlatz der ehemaligen Synagoge für ein ge-meinsames Gedenken. Erschütternd warin diesem Jahr leider auch die öffentlicheResonanz. Ohne die TeilnehmerInnen ei-nes Gottesdienstes, die im Anschluss vonder Banter Kirche zum Synagogenplatzmarschierten, wäre der Platz, abgesehenvon Mitgliedern des AntifaschistischenBündnisses und einigen Versprengten,recht leer geblieben. Bürgermeisterin Ur-sula Aljets erinnerte am Beispiel von Ro-stock-Lichtenhagen daran, wie allgegen-wärtig heute noch und wieder der Fa-schismus in Deutschland ist; damals wieheute gingen die Täter nach jahrelangemVerfahren annähernd straffrei aus. Nach-dem Pastor Frank Moritz noch ein jüdi-sches Gebet gesprochen hatte, verlief sichdie kleine Versammlung so schnell, wie siegekommen war. Das Vergessen scheintauch im Jahre Null nach Möllemann raschvoranzuschreiten. Um so wichtiger warenAljets Mahnungen wider das Vergessen,um so wichtiger wird es sein, in Zukunftdieser Veranstaltung wieder mehr öffentli-che Bedeutung zu verleihen. (iz)

    Anette Nowak undHerward Meier

    LegasthenietherapieLese-/RechtschreibtrainingDiagnose und BeratungAuskunft und Anmeldung

    04421 - 99 64 70

    RReecchhttsscchhrreeiibbwweerrkkssttaattttLLeettzzttee FFuußßbbaallllnnaacchhtt aamm NNiikkoollaauussttaaggDie letzte Fußballnacht der aufgelöstenStadtteilkonferenz für die Südstadt und Bantfindet am Freitag, 6. Dezember, ab 22 Uhr inder Sporthalle Süd an der Deichbrücke statt.Freizeitmannschaften und sonstige am run-den Leder Interessierte können dem Ballnachjagen. Für fetzige Musik, alkoholfreieGetränke und kleine Snacks ist bis zum letz-ten Abpfiff um 2 Uhr morgens gesorgt.Eintritt wird nicht erhoben, lediglich hallen-taugliche Turnschuhe sind erforderlich. DieTurniersieger und die Spieler der fairstenMannschaft erhalten Medaillen.Es ist noch nicht entschieden, ob die Fuß-ballnächte in der Südstadt vom Stadtteilbei-rat fortgesetzt werden.Die Fußballnacht in der Südstadt ist eine Ge-meinschaftsveranstaltung des Eisenbahner-Sport-Vereins, der Wilhelmshavener Musiker-initiative, des Stadtsportbundes und derStadt Wilhelmshaven mit freundlicher Unter-stützung der AOK

    LLeeeerree KKaasssseenngibt es in der Reha-Klinik. Möglicherweisewerden die MitarbeiterInnen in diesem Jahrkein Weihnachtsgeld erhalten. Sie erwartendeswegen im Moment sehr gespannt ihreDezember-Gehaltsabrechnungen. (noa)

    HHeerrzzlliicchheenn GGllüücckkwwuunnsscchh!!AAnnggeelliikkaa RReeiicchheelltt wwuurrddee ggeeeehhrrtt -- lleeiiddeerrnniicchhtt vvoonn ddeerr SSttaaddtt WWiillhheellmmsshhaavveenn“Reichelt ade!" - so hieß es im August 1995in der 129. Gegenwind-Ausgabe. “ReicheltElektronik verlässt unter Mitnahme von 80Arbeitsplätzen die Stadt Wilhelmshavenund wird zukünftig vom friesländischenSande aus die Elektronik-Freaks mit Mikro-prozessoren, Schaltern, Widerständen undKabeln vorsorgen", so schrieben wir da-mals. Die Firma Reichelt hatte drei Jahrelang versucht, sich im Stadtgebiet zu ver-größern, doch damals hatte WilhelmshavenGrößeres im Sinn und "konnte sich nichtum jeden kleinen Kiosk kümmern", wieOberstadtdirektor Schreiber damals sagte.Inzwischen ist die Firma Reichelt auf 160fest angestellte Beschäftigte gewachsen,und die Inhaberin Angelika Reichelt wurdeam 9. November von einer Jury aus Vertre-tern von Politik und Wirtschaft im KreisFriesland zur “Unternehmerin des Jahres"gekürt. “Innovation und Engagement sollten ge-würdigt werden, erklärte der Gewerbever-eins-Vorsitzende Enno Ludewig. Es seienzahlreiche Vorschläge eingegangen, vondenen sich neben der Preisträgerin die Fir-men Nordfrost (Schortens), Bio Pin undGärtnerei Otten (beide Jever) herauskristal-lisiert hatten", lesen wir auf der Friesland-Seite der “WZ" vom 11.11.02. Bio Pin? - Richtig! Das war doch auch maleine Wilhelmshavener Firma! Aber auchdieser renommierte Bio-Farben-Herstellerkonnte in Wilhelmshaven nicht expandie-ren. Er hat in Wilhelmshaven vor unüber-windlichen bürokratischen Hürden kapitu-liert und ist kurz nach Reichelt Elektronikins Friesische gezogen. (Vgl. Gegenwind-Ausgabe 130, “Unterschätzt?") (noa)

    SSoorrrryy!!Unser Bummel durch die Gökerstraße("Nachgeschaut" in der Ausgabe 184) ent-hielt eine Bemerkung, die missverstandenwerden kann. Da war die Rede von einem"Fahrradgeschäft, das jetzt verschwundenist". Es handelt sich um das Radsportge-schäft "Bike&Sport", das bis vor kurzem inder Gökerstraße 63 war.Verschwunden ist dieser Betrieb zwar ausder Gökerstraße, aber es gibt ihn noch. Au-genblicklich befindet er sich übergangs-weise in der Kieler Straße 14, doch ab 2. De-zember präsentiert er sein Angebot in derPeterstraße 50, wo bislang die SEB-Bankwar. Dieser Umzug ist, so versicherte man uns,keine Folge der Verödung der Gökerstraße.Anders als etwa ein Blumen-, Tabak oderSchreibwarenladen lebt Bike&Sport nichtvon Laufkundschaft, sondern von Kunden,die gezielt kommen. Und die können imkünftigen Ladenlokal besser bedient wer-den: 500 m2 Verkaufsfläche, 50 m Schau-fenster und reichlich Parkplätze hinter demHaus. Dass Bike&Sport die Zwischenstation imfrüheren VOBIS-Ladenlokal machen mus-ste, lag einerseits am Auslaufen des Miet-vertrages im alten Laden und andererseitsdaran, dass der neue Laden erst umgebautwerden muss. (noa)

  • Gegenwind 185 Seite 3

    zentren geschlossen, da angeblich sowiesokeiner hingeht? (So wie das in der Kirchreihe,dessen Verkaufserlös nach dem Willen desJugendhilfeausschusses wieder der Ju-gendarbeit zufließen sollte.) Haben zusätzli-che Einrichtungen, wie Jugendliche aus F'-groden und der Südstadt sie lange vehe-ment fordern, nun gar keine Chance mehr?Oder werden im Umkehrschluss die beste-henden Zentren finanziell und personell bes-ser ausgestattet, um sie wirklich attraktiv undeffektiv betreiben zu können?

    Ehe hier Schnellschüsse abgegebenwerden, sollte man das Ergebnis eines ent-sprechenden Forschungsprojektes der Fach-hochschule Oldenburg-Ostfriesland-Wil-helmshaven abwarten, das im März 2003vorliegen soll. ❑

    Stell dir vor, es gibt eineUmfrage ...... und die haut einfach nicht hin? (iz) Wenn man etwas für Jugendliche tun möchte, ohne an ihren Bedürfnissen vorbeizu organisieren, macht es Sinn, diese Zielgruppe direkt zu befragen. Von daher hat-ten fünf angehende ErzieherInnen der Berufsfachschule Sozialpädagogik grundsätz-lich eine gute Idee, als sie eine entsprechende Umfrage durchführten. SchülerInnenkonnten sich zu ihrem Freizeitverhalten äußern und das entsprechende Angebot inder Stadt bewerten. Wie das Ergebnis zu Stande kam und wie man damit umgeht,bedarf allerdings einer kritischen Betrachtung.

    Die Forschungsgruppe der Fachschulehatte bereits im Vorfeld Kontakt zur Stadtju-gendpflege. U. a. hatte sie ein schlüssigesKonzept für ein Jugendhaus vorgelegt, dassehr lange tägliche Öffnungszeiten und 5-7Mitarbeiter vorsieht. Daraus entstand die Ideefür die Umfrage, die inhaltlich mit der Ju-gendpflege abgestimmt wurde. An der Aus-wahl der Befragten war die Jugendpflegeallerdings nicht mehr beteiligt.

    Dem Ergebnis widmete sich Martin Weinunter dem Titel “Stell dir vor, es gibt Jugend-häuser ... und keiner geht hin?" am 14.11. inder WZ. Sein Resümee: “Die jetzt vorgelegtenErgebnisse der Umfrage sind vor allem eineschallende Ohrfeige für die städtisch organi-sierte Jugendarbeit."

    Tatsächlich? Mit der Meinungsforschungist das so eine Sache. Sie ist eine Wissen-schaft für sich, von der Institute wie Emnidoder Forsa leben. Dabei kann schon derkleinste Fehler bei der Auswahl der Fragenbzw. der Befragten die Objektivität und Neu-tralität des Ergebnisses ad absurdum führen.

    WWeesssseenn MMeeiinnuunngg wwaarr ggeeffrraaggtt??In diesem Fall wurden 1280 Jugendliche

    und junge Erwachsene im Alter zwischen 12und 20 Jahren befragt. Das sind über 10%dieser Altersgruppe, ein recht ordentlicherStichprobenumfang.

    Die Fragebögen wurden verteilt an Schü-lerInnen des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums,der IGS und der Berufsbildenden SchulenFriedenstraße. Punkt. SchülerInnen derHauptschulen, Orientierungsstufen, Real-schulen und Sonderschulen waren nicht ge-fragt. Geschweige denn Jugendliche, diemomentan weder in der Schule noch in derAusbildung stecken. Und damit ist das Er-gebnis, so gut das Ganze auch gemeint war,mehr als fragwürdig.

    Nur 7% der Befragten besuchen je einJugendzentrum. 60% von ihnen finden dasAngebot dort langweilig bzw. fühlen sich da-von nicht angesprochen. 44% der Befragtentreiben in ihrer Freizeit Sport, viele davon ineinem der vielen Vereine, die ja eine Stärkeder Stadt darstellen. “Damit hat es sich mitorganisierter Freizeitgestaltung", konstatiertWein. Mangelnde Lust oder Interesse am Be-such eines Jugendzentrums hat seiner An-sicht nach eher mit mangelnden Angebotenzu tun als mit genereller Lustlosigkeit. Diestädtischen Angebote würden nur “eine Min-derheit der Jugendlichen" erreichen.

    Der befragten Jugendlichen, deren Aus-wahl, wie wir festgestellt haben, nicht reprä-sentativ ist. Offen bleibt, welche Rolle das so-ziale Umfeld spielen könnte, wenn es umden Besuch oder das Fernbleiben von Ju-gendzentren geht. Wenn IGS-SchülerInnen,

    wie Wein auch erwähnt, keine Zeit dafür ha-ben, heißt das auf der anderen Seite, dassauch die (Ganztags-)Schule attraktive Betäti-gungsfelder für sie anbietet. Etwa 40 % derSchüler der 3 Berufsbildenden Schulen kom-men von außerhalb. GymnasiastInnen (KKG)stammen auch in heutigen Zeiten immernoch überwiegend aus “besseren" Eltern-häusern, die ihnen intellektuell wie ökono-misch andere Perspektiven bieten, als sie einHauptschüler daheim vorfindet. Gymnasias-ten haben sich nie sonderlich für Jugend-zentren interessiert. Das klingt nach Klischee,ist jedoch ein Erfahrungswert der Mitarbeiter-Innen in Jugendzentren. Ausnahmen bestäti-gen die Regel. Es bedeutet aber auch, dassnicht nur schulische, sondern auch Proble-me mit sinnvoller Freizeitgestaltung ihre Wur-zeln im Elternhaus haben und deren Lösungnicht pauschal auf bezahlte Kräfte abge-schoben werden darf.

    Wenn Jugendliche auf “organisierte Frei-zeitgestaltung" verzichten, ist das nichtgrundsätzlich negativ zu bewerten, sofern siegenug Kreativität und Selbstbewusstsein ha-ben, um ihre Freizeit selbst zu gestalten. Werdieses Organisationsvermögen (noch) nichtbesitzt und vielleicht auch nicht das nötigeTaschengeld, sollte allerdings auf ein anspre-chendes, öffentlich finanziertes Angebot zu-rückgreifen können.

    Tatsächlich wird z. B. der Krähenbusch vielvon SchülerInnen der Wasserturmschule be-sucht, deren Meinung ebenso wenig gefragtwar wie die der SchülerInnen des benachbar-ten Schulzentrums Bremer Straße. Bemer-kenswert ist auch, dass die Schulen, an de-nen befragt wurde, nur einen Steinwurf von-einander entfernt liegen. Das war bequem fürdie Forschungsgruppe, bedeutet aber, dassnicht nur verschiedenste Schulformen, son-dern auch unterschiedlich strukturierte Stadt-teile aus der Statistik herausgefallen sind.

    Welche Schlüsse mögen nun Rat undVerwaltung aus der Umfrage ziehen, sofernsie deren Ergebnisse ebenso platt bewertenwie die WZ? Werden jetzt weitere Jugend-

    Einige der Befragten erklärten, dass sieJugendzentren nicht mehr besuchen,weil dort bereits dominante Cliquen denTon angeben. Ähnlich hatten sich Ju-gendliche aus der Südstadt in einem Ge-spräch geäußert, über das wir im letztenGegenwind berichtet haben. Unsere Ge-sprächspartner möchten noch einmalbetonen, dass es nicht um Distanz zuausländischen Jugendlichen geht, son-dern allein um das Auftreten bestimmterJugendlicher, unabhängig von derenHerkunft.

    NNaattuurrsscchhuuttzzggeebbiieett vvoomm NNiikkoollaauuss??“Für den Bereich des ‘Bordumer Busch'läuft zur Zeit ein Unterschutzstellungsver-fahren seitens der Oberen Naturschutzbe-hörde", steht im Entwurf zum “Hafenent-wicklungsplan - Innenhafen-Konzept", dendas Amt für Stadtplanung und -entwick-lung (namentlich Michael Witt) unlängstvorlegte. Ganz richtig ist das nicht. Wie imGegenwind, den BUND-Blättern und auchin der “WZ" mehrfach zu lesen war, ist dasVerfahren längst abgeschlossen. Einzigein regelmäßig vorgetragenes, jede juristi-sche Grundlage sowie jegliche Begrün-dung entbehrendes Veto unseres Kämme-rers Wolfgang Frank konnte über Jahre ver-hindern, dass die Schutzgebietsverord-nung in Kraft trat. “Vorgesehen ist die Aus-weisung eines ca. 34 ha großen Natur-schutzgebietes, um den Erhalt und dieEntwicklung der in den letzten Jahrzehn-ten entstandenen naturnahen, arten- undstrukturreichen Waldbestände zu gewähr-leisten", fährt Witt korrekt fort. “Eine Frei-zeitnutzung ist hier auf Grund der entstan-denen störungsempfindlichen Lebensräu-me nicht vorgesehen." Dass die Her-richtung dieser Militäraltlast für irgendwel-che anderen Zwecke als Naturschutz - obFreizeit oder Gewerbe - sich schon aus fi-nanziellen Gründen verbietet, hat Witt inder Vergangenheit bereits durchblickenlassen. Im Konzept sieht er vor, dass dienaturschutzfachlichen Anforderungen fürdieses Gebiet in die Bauleitplanung ein-fließen sollen.Allerdings ist es wohl weniger den vernünf-tigen Ansichten von Witt zu verdanken alsden rührigen Wilhelmshavener Kreisgrup-pen des BUND und des NABU, dass Frankjetzt anscheinend klein beigegeben hat.Unentwegt erinnerten sie die Bezirksregie-rung an die offene Angelegenheit, erwirk-ten schließlich eine Gesprächsrunde, aufder Frank seine diffusen Bedenken offenlegen sollte. Als der an dem (zuvor schonmehrfach verschobenen Termin) wiederwas Wichtigeres vorhatte, wurde es wohlauch der Bezirksregierung zu viel. Die Ver-bände haben jetzt berechtigten Grund zuder Annahme, dass die Verordnung - obmit oder ohne Franks Wohlwollen - in Kür-ze in Kraft treten wird. Damit hätte Wil-helmshaven - bislang in dieser HinsichtSchlusslicht in Niedersachsen - sein erstesNaturschutzgebiet. (iz)

  • Gegenwind 185 Seite 4

    Ganz schön sauer... waren die Mitglieder des Jugendparlaments über einen WZ-Be-richt (iz) "Rumhängen werden allein die Vorhaben" betitelte Malte Kirchner seinen Berichtvom 22.10., in dem er nicht ohne Zynismus seinen schlechten Eindruck von einer Sit-zung der Jungparlamentarier schilderte. In einem Gespräch mit dem GEGENWINDkonnten Vertreter des Jugendparlaments verdeutlichen, dass die aus der Sitzung zi-tierten Pannen kein repräsentatives Bild ihrer Arbeit liefern.

    Es war die erste Sitzung des Jugendpar-lamentes (JuPa), so Vorsitzender StefanSchimming, auf der überhaupt ein WZ-Vertre-ter anwesend war. Auf Grund dieser Mo-mentaufnahme schilderte der einen Haufenvon Schlaffis, die anscheinend nichts zuStande bringen.

    Gemeinsam mit seiner Vertreterin MaiteKnopp und Pressesprecher Denis Hübnergab uns Stefan einen Einblick in die Arbeit,die das Jugendparlament ehrenamtlich ne-ben Schule und Hobbys leistet. Ehe diese Ar-beit (nach der Wahl im April) überhaupt los-gehen konnte, musste das Büro in der Frei-zeitstätte Krähenbusch eingerichtet werden,das inzwischen recht gemütlich gewordenist. Dort findet einmal im Monat ein Sonn-tagstreffen statt, auf dem aktuelle Problemeaufgegriffen und diskutiert werden. Der "harteKern" trifft sich dort ohnehin regelmäßig. Je-den Mittwoch von 14-18 Uhr können sichInteressierte im Büro zur Jugendsprechstun-de einfinden.

    FFiinnggeerr hheebbeenn iisstt nniicchhtt aalllleessDie offiziellen Sitzungen, die an jedem

    dritten Donnerstag im Monat stattfinden, sindnur ein Bruchteil der Arbeit. Diese müssenauch vorbereitet und mit der Verwaltung ab-gestimmt werden, wovon die Öffentlichkeitwenig mitbekommt. Zudem ist das JuPaauch im Jugendhilfe-, Sport-, Kultur- undSchulausschuss und im Arbeitskreis Ju-gendkriminalität vertreten, sowie in denStadtteilbeiräten Nord und Süd. In Fedder-wardergroden wie auch in der Südstadtkämpfen seit längerem Jugendgruppen um

    Räumlichkeiten für Treffpunkte. Entgegen an-ders lautenden Aussagen haben sie, so Ste-fan, volle Unterstützung des JuPa.

    Anfang November organisierte das JuPa,zusätzlich zu sonstigen Kontakt- und Diskus-sionsmöglichkeiten, ein Jugendforum im"Point". Mehr als 30 Jugendliche, darunterauch VertreterInnen fester Gruppierungen (In-itiativgruppe JuZe Südstadt, Jugendgruppe"Rebell" der MLPD) tagten dort etwa dreiStunden, statt "rumzuhängen". Unter ande-rem sprachen sich die TeilnehmerInnen mitgroßer Mehrheit für den Erhalt des Street-work-Angebotes aus, das nach bisherigerPlanung im Februar kommenden Jahresauslaufen soll. Weitere besondere Projektesind Aktionsräume für GraffitikünstlerInnen, u.a. in Zusammenarbeit mit der Musikinitiative.

    VViieell RRüücckkhhaallttNachdem Stefan Schimming in einem

    Leserbrief (1.11.) das zuvor entstandeneschiefe Bild gerade gerückt hatte, verschaffteMartin Wein den Jugendlichen auf der WZ-Seite "News & Sound" ein Forum für ihre Ar-beit und ihre Anliegen. Weitere Leserbriefebelegten, dass das JuPa doch großen Rück-halt auch bei den Erwachsenen genießt.Auch Jugendamtsleiter Klaus Jürjens bracheine Lanze für seine Schützlinge, die sich"positiv abheben von der großen Masse derJugendlichen, die der Politik völlig gleichgül-tig gegenüberstehen."

    Dass sie wirklich Politik machen, scheintden jungen Aktiven noch gar nicht so be-wusst zu sein: "Wir sind nicht politisch", sostünde es auch in den Statuten des JuPa, er-

    Kinder und Jugendliche sind unsere Zu-kunft. Wie ihre Zukunft aussieht, entschei-den wir bereits heute:In der Familie, in der Schule und in den Kin-der- und Jugendeinrichtungen dieser Stadt. Wer sich Gedanken um die Zukunft unseresLandes macht, kommt an der Erziehungs-und Bildungsfrage nicht vorbei. Die Bildungund Erziehung junger Menschen endet nichtam Schultor. Vor allem Jugendverbände, diekommunalen Angebote für Kinder und Ju-gendliche sind ein wichtiger Bestandteil desBildungs- und Erziehungssystems, Teil unse-rer Infrastruktur. Die endlosen Debatten umdie Pisa-Studie haben gezeigt: Das Bil-dungs- und Erziehungssystem steht imKreuzfeuer verschiedener Interessengrup-pen. Jugendliche, Eltern, Lehrende, Wirt-schaft, Politik, sie alle treten mit oft wider-sprüchlichen Forderungen an die Bildungs-und Erziehungsstätten heran und das zu-meist nach dem Motto: Zwei Experten, dreiMeinungen. Neben der formellen Bildung in den traditio-

    nellen Schul- und Ausbildungsstätten hatdie nicht formelle und informelle Bildungund Erziehung einen besonders hohen Stel-lenwert. Unsere Gesellschaft altert. Und damit gehteinher, dass die Interessen und Bedürfnissejunger Leute immer weniger Gehör finden. InWilhelmshaven sprießen die Altersheimewie Pilze aus dem Boden. Die Jugendherberge wurde zum Alters-heim/Pflegeheim umgebaut. Die Kinder-und Jugendeinrichtungen kranken an zuschlechter personeller und finanzieller Aus-stattung. Es gibt viele Konzepte und Ideen. Es fehlt nicht an der Bereitschaft, neueWege zu gehen. Wir sparen an der Jugend,die unsere Zukunft sein soll. Demokratie darfnicht altern. Das Einbinden in Entschei-dungsprozesse lässt junge Menschen invorhandene demokratische Strukturen undProzesse hineinwachsen. Das beste Beispielist das neue Jugendparlament hier in Wil-helmshaven. Zudem eröffnet sich für sie damit die Mög-lichkeit, verkrustete und übernommeneStrukturen aufzubrechen und Platz zu ma-chen für innovative Gedanken, denn die

    Welt von morgen sollen schließlich diejeni-gen bestimmen, die in ihr leben werden! Die Aussage, Jugendliche interessieren sichheute gar nicht mehr für die Politik, ist falsch. Wer täglich mit jungen Menschen arbeitet,dem zeigt sich ein anderes Bild: Wo Kinderund Jugendliche ihre Interessen und Proble-me aktiv anpacken können, kommt meistnicht nur ein gutes Ergebnis heraus, son-dern sie erlernen schon früh die Grundlagender Politik! Learning by doing. Das Engagement im Jugendparlament er-öffnet Experimentierfelder und Lernorte fürdie Demokratie. Doch ohne ein ausgewogenes soziales undökonomisches Umfeld und bisschen Unter-stützung von jung gebliebenen Erwachse-nen ist gesellschaftliches Engagement un-denkbar. Allen Kindern und Jugendlichen müssen dieMöglichkeiten zur aktiven Teilhabe am ge-sellschaftlichen Leben offen stehen - unddas unabhängig vom Einkommen der Eltern. Politische Beteiligung darf kein Luxus für dieReichen sein, denn mündig wird nur, werden Mund aufmacht! (jubi)

    klärte Stefan Schimming gegenüber demGEGENWIND. Freilich sind sie politisch tätig -allerdings, und so war das gemeint, nichtparteipolitisch, und das ist in diesem Gre-mium auch in Ordnung.

    MMeeiisstt eerrnnsstt ggeennoommmmeennUnterm Strich scheint es in dieser Legis-

    laturperiode besser zu laufen, als es dem er-sten JuPa erging. Genervt sind Schimmingund seine MitstreiterInnen allerdings darüber,dass Anträge einen furchtbar langen Wegdurch die Instanzen benötigen. So haben siein der Juli-Sitzung eine neue Wahlordnungvorgelegt, um die erschreckend geringeWahlbeteiligung durch pragmatische Organi-sation zukünftig zu verbessern. Seitdem istbezüglich der Umsetzung in Rat und Verwal-tung "noch nix passiert". Auch mit den Einla-dungen zu den Sitzungen läuft oft was schief.Insgesamt konnte aber das JuPa seine Posi-tion festigen: “Meist wird man ernst genom-men". ❑

    PPaarrttiizziippaattiioonn uunndd ZZuukkuunnfftt

  • Gegenwind 185

    TermineGeburts-

    vorbereitungskursSpeziell für jugendliche

    SchwangereJeden Dienstag 14.30 - 16.00 Uhr

    Bitte beachten:in der Danziger Str. 31

    ZipfelmüZe-Kindertreff

    Betreutes Spielen und BastelnFür Kinder bis 4 Jahre

    Jeden Montag 09.30 - 12.30 UhrGebühr pro Std. 1,50 Euro -

    Verpflegung 0,50 Euro

    Die Mitarbeiterinnenwünschen allen

    Freundinnen und Freundendes Mütterzentrums einschönes Weihnachtsfestund einen guten Rutsch

    ins Neue Jahr. Wir bedanken uns bei alldenen, die unsere Arbeitdurch Zuschüsse,.Spenden

    und.ehrenamtlicheMitarbeit unterstützt

    haben.

    Seite 5

    MütterzentrumWerftstr. 45

    Telefon: 506 106

    Neue Öffnungszeiten:Café MüZe:

    Montag bis Donnerstag9.30 - 17.00 Uhr

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    Secondhandladen:Montag bis Donnerstag

    9.30 - 12.30 UhrDienstag: 15.00 - 17.00 Uhr

    “Leitende" und “leidende"AngestellteBei Sykes in Roffhausen gibt es von beiden Sorten jede Menge(noa) Der Betriebsrat bei Sykes Classic im TCN in Roffhausen, letztes Jahr Ende Okt-ober gewählt, sitzt wacklig: Schon bald nach dem Amtsantritt wurde die Wahl ange-fochten.

    Genau genommen fing der Ärger sogarschon am Tag vor der Wahl an. Eine Mitar-beiterin aus dem “Recruitment" (zuständig fürEinstellungen) hatte sich vor dem Wilhelms-havener Arbeitsgericht dagegen gewehrt,dass sie nicht auf der Wählerliste stand. DerWahlvorstand hatte ihr das Wahlrecht verwei-gert, da sie leitende Angestellte ist. In der Ge-richtsverhandlung ließ sich der Wahlvorstanddarauf ein, sie auf die Wählerliste zu setzen,um die Wahl am nächsten Tag nicht zu ge-fährden. Während der Verhandlung setzte ihrAnwalt nach: Seine Mandantin wolle nichtnur das aktive, sondern auch das passiveWahlrecht ausüben. So weit kam es dann je-doch nicht.

    Außer der Klägerin in diesem Eilverfahrenwaren 19 weitere leitende Angestellte nichtzur Stimmabgabe zugelassen worden. Zweivon ihnen und drei weitere Beschäftigtestrengten dann bald nach der Wahl ein wei-teres Verfahren an. Die Wahl sei ungültig, soihre Argumentation, da ihr Ausschluss vonder Wahl unrechtmäßig gewesen sei, dennsie seien keine leitenden Angestellten.Außerdem seien die Briefwahlunterlagen vonzwei Wählern nicht berücksichtigt worden(diese beiden Stimmen waren dem Wahlvor-stand nicht ausgehändigt worden, konntenalso nicht gezählt werden). 21 Stimmen wa-ren also aus dem einen oder anderen Grundnicht berücksichtigt worden.

    Zur Wahl hatten zwei Listen gestanden:Die Liste “Eine/r von Euch" bekam genau 20Stimmen mehr als die Liste “Deine Stimme".Wären die 21 ausgeschlossenen bzw. nichtgezählten Stimmen alle für “Deine Stimme"abgegeben worden, wäre die Wahl andersausgegangen. Nicht viel anders: Es wäre einKandidat der einen Liste mehr und einer deranderen Liste weniger in den Betriebsrat ge-kommen, und das hätte an der Arbeit desBetriebsrates nichts geändert, da die Listenkeine unterschiedlichen Gruppierungen ver-treten, sondern sich in ihren Zielen einig sind.Aber zur Begründung einer Wahlanfechtungreicht das.

    Die 19 nicht zur Wahl zugelassenen Be-schäftigten haben im Betrieb herausragendePositionen mit weitreichenden Kompeten-zen. Wenn eine/einer von ihnen die Entlas-sung eines “Call-Center-Agent" wünscht,dann wird der “Agent" auch entlassen. Nurunterschreiben darf derjenige die Entlassungnicht. Dem Arbeitsgericht oblag nun dieschwierige Aufgabe, zu entscheiden, ob sojemand als leitender Angestellter zu geltenhat oder nicht. Die Kläger (deren Anwaltskos-ten übrigens von Sykes getragen werden!)führten ins Feld, dass die bewussten 19 Mit-arbeiterInnen nicht entlassen, nicht einstellenund nicht abmahnen dürfen, also keine lei-tenden Angestellten im Sinne des Betriebs-verfassungsgesetzes sind.

    Die Geschäftsführerin in Roffhausen, Corin-na Janssen, hat seinerzeit nicht darauf bestan-den, wählen zu dürfen; sie sieht sich als leiten-

    de Angestellte, aber auch sie unterschreibt somanches nicht, was in anderen Betrieben dieleitenden Angestellten unterschreiben dürften,sondern muss das den ihr Vorgesetzten über-lassen, die nicht in Roffhausen, sondern in Rot-terdam sitzen. Für den Richter am Wilhelmsha-vener Arbeitsgericht war dies allerdings nichtausreichend als Begründung für den Aus-schluss der 19 vom Wahlrecht. Er erklärte dieWahl im Sommer für ungültig.

    Eine Zeit ohne Betriebsrat wollte dieMehrheit der Beschäftigten jedoch nicht.Eine schriftlichen Umfrage, in der sie ent-scheiden konnten, ob eine Neuwahl stattfin-den soll oder ob der Betriebsrat im Amt blei-ben und seine Legitimation vor dem Landes-arbeitsgericht erstreiten soll, ging zu Gunstenletzterer Möglichkeit aus, und bis zum 20. Ja-nuar, dem Termin in Hannover, arbeitet derBetriebsrat weiter.

    Und zu arbeiten gibt es genug. Augen-blicklich drohen Entlassungen. Der größteKunde, Hewlett Packard, hat Sykes einen Auf-trag entzogen. Die Qualität war zu schlecht.140 Stellen sind davon betroffen, etwa 60weitere in anderen Projekten ebenfalls. DasProjekt Karstadt/Hertie ist schon weg, dieAufträge von Xerox und von Toshiba sind re-duziert worden, Microsoft hat zu Ende Febru-ar 2003 gekündigt. Und es ist noch nicht ent-schieden, ob dieser Abbau im Rahmen derüblichen Fluktuation (die im Bereich der Call-Centers immens hoch ist) oder per “Freiset-zungen" stattfinden wird.

    Ein neuer Auftrag von Siemens kompen-siert mangels Masse den Einbruch im HP-Projekt jedenfalls bei weitem nicht. Außer-dem ist dieser Auftrag auf Verlangen von Sie-mens mit einem rechtlichen Problem be-haftet. Der Auftraggeber wünscht “silent mo-nitoring": Die Telefonate können ohne Wis-sen der Call-Center-Agents mitgehört wer-den. So etwas ist verboten, wenn die Men-schen, die im Call-Center anrufen, nichtausdrücklich zu Beginn des Telefonats dar-auf hingewiesen werden. Der Betriebsrat sitztin solchen Fragen in der Klemme: Soll er esgenehmigen oder den Auftrag gefährden?

    Einem noch viel ausgefeilteren Überwa-chungssystem namens “Symposium" hat derSykes-Betriebsrat für die Pilotphase erst ein-mal zugestimmt: Mit diesem Programm kannnach Berichten von Beschäftigten andererCall-Center genau festgehalten werden, wel-che Pausen die Beschäftigten wann ma-chen. Ob sie zum Klo gehen, etwas nachar-beiten oder eine richtige Erholungspausemachen, wird bemerkt und in Excel-Tabellenfestgehalten; haben sie zu viel Zeit mit Nach-arbeiten “vertrödelt", wird ihnen das im wö-chentlichen “PEP-Gespräch" vorgehalten.

    Der Druck auf die Beschäftigten im Call-Center ist enorm, und entsprechend groß istder Krankenstand. Für den Betriebsrat ist anallen Ecken und Enden zu tun. Bis zum Urteilaus Hannover hat er allerdings zusätzlichselber Druck. ❑

  • Gegenwind 185 Seite 6

    Die SchuldenmacherBremen und Niedersachsen: Bis über den Kopf verschuldet - aberdefizitäre Häfen bauen(jm) Niedersachsen und Bremen wollen zusammen eine JadeWeserPort-Realisie-rungsgesellschaft gründen. Diesen Vorsatz haben die beiden Länderchefs SigmarGabriel und Henning Scherf in einer detaillierten Absichtserklärung, - neudeutsch:Letter of Intent (LOI) - fest gehalten.

    Danach soll Niedersachsen 50,1% derGesellschafteranteile und die - in bremi-schem Besitz befindliche - bremenportsGmbH & Co. KG 49,9% übernehmen. Die ei-gentlichen Verträge möchte man noch in die-sem Jahr - also vor der niedersächsischenLandtagswahl - unter Dach und Fach be-kommen.

    In der Erklärung wird das Bauvolumenmit 750 Mio. Euro Gesamtkosten - inklusive306 Mio. Euro für die Suprastruktur (Kräne,Gebäude, Gerät usw.) - beziffert.

    Noch eine Woche zuvor hatte der Nieder-sächsische Finanzminister Heinrich Aller derPresse mitgeteilt, dass sich das Gesamt-In-vestment auf maximal 920 - 970 Mio. Eurosummiere. Dazu erklärte seine Kollegin, dieWirtschaftsministerin Dr. Susanne Knorre (mitRückendeckung Gabriels) pikiert, dass dasFinanzministerium zu meinem Unwillen allemöglichen Eventualitäten eingerechnet ha-be, die mit dem eigentlichen Projekt nichtszu tun haben.

    Die 200 Mio. Kostendifferenz zwischenBauvolumen und Gesamt-Investment liegt inden Kosten für➤ den landseitigen Anschluss des JWP andie Straßen-, Schienen-, Strom-, Telefon-,Glasfaserkabel-, Gas u. E-, Wasser- und Ab-wässernetze und➤ den Kompensationskosten für den Na-turverbrauch und die Entschädigung Betrof-fener und die Entschädigungen gem. Ge-meindeverkehrs-Finanzierungsgesetz (fürStraßenbau usw.) begründet.

    DDaazzuu eeiinn BBlliicckk üübbeerr ddeenn ZZaauunn zzuumm LLOOII--PPaarrtt--nneerr BBrreemmeenn::

    Sieben Wochen zuvor hat der Bremer Se-nat die Kajen-Verlängerung des Bremerhave-ner Container-Terminals (CT IV) um 1.700 mbeschlossen; Kostenvoranschlag 1.061 Mio.Euro bei Kalkulation von 498 Mio. Euro für diegesamte Infrastruktur inkl. Planungskosten,Hinterland-Anbindung und Ausgleichsmaß-nahmen - die Suprastrukturkosten nicht ein-gerechnet.

    Zum Vergleich: Das Finanzministeriumkalkuliert für den JWP für die gesamte Infra-struktur ein Gesamt-Investment von 615 -665 Mio. Euro.

    Der Bau der JWP-Infrastruktur ist also er-heblich kostenaufwändiger als der des CT IV.Der erforderliche Mehraufwand ist aber auchgewaltig, z.B. der für➤ die mit 115 Mio. Euro veranschlagte Ver-legung des Jade-Fahrwassers zur Verkleine-rung der Terminal-Zufahrtsfläche (für den CTIV nicht erforderlich)➤ die Ausbaggerung der Zufahrt (der CT IVsoll direkt ans Weser-Fahrwasser gebautwerden)➤ die Seeverklappung von Baggergut(beim CT IV nicht erforderlich)➤ die Kajengründung auf Basis 18 MeterWassertiefe unter Normal-Niedrigwasser(beim CT IV dürfte man sich mit 16 Meternbegnügen)➤ den Mehraufwand für die Aufspülungdes JWP wegen des Aufbaus auf durch-schnittlich ca. 3 Metern Wassertiefe unterNormal-Niedrigwasser (der CT IV wird aufWattengrund - also über Normal-Niedrigwas-ser - gebaut)➤ den mehr als doppelten Aufwand für diebeiderseitige Flankenbefestigung des Termi-nals mittels steinversiegelter, strömungsre-sistenter Absperrdeiche (der CT IV wird sichmit der Südflanke an den im Bau befind-lichen CT IIIa anlehnen und steht mit demDeichfuß des Nordabschlusses auf flache-rem, bei Niedrigwasser trocken fallendenWattengrund).

    Obwohl keine saubere Kostengliederungzur Verfügung steht und somit offen bleibt, obeinzelne Posten ‘vergessen' wurden, sind dieAngaben des Finanzministers bis hierhinnoch einigermaßen nachvollziehbar. Wieaber lässt sich sein Gesamt-Infrastruktur-In-vestment von 615 - 665 Mio. Euro mit denvom Bremer Senat veranschlagten 1.061 Mio.Euro für den mit weniger Aufwand zu bauen-den CT IV unter einen Hut bringen? Das Rät-sel könnte sich recht einfach auflösen: Erkönnte einen Riesenposten verschwiegenhaben: Den Zinsendienst...

    Wie bekannt, ist das Land Niedersach-sen hoch verschuldet. Der Bau des Jade-WeserPort muss jedoch vorfinanziert werden.Weil dafür kein Geld in der Landeskasse ist,muss ein Kredit aufgenommen werden.

    DDaazzuu eeiinn wweeiitteerreerr VVeerrgglleeiicchh mmiitt BBrreemmeenn::Beim CT IV wächst das Infrastruktur-Ge-

    samt-Investment von 498 Mio. durch weitereKosten (z.B. Zinsendienst) zu 1.061 Mio. Euroauf. Diese Kosten können nur zu einemBruchteil durch Hafeneinnahmen gedecktwerden, wie im Finanz Bericht Bremen(02/02) dokumentiert ist. In dieser Studie be-richtet der Senat für Finanzen, dass den rd.40 Mio. Euro Hafeneinnahmen Ausgabenvon rd. 140 Mio. gegenüber stehen. Weiterheißt es in der Studie:

    Weder die Investitionen noch die laufen-den Betriebsausgaben von Projekten wiedem Containerterminal IV oder dem Tiefwas-serhafen in Wilhelmshaven sind für die Küs-tenländer allein finanzierbar...

    JJaa,, ddaass ssttiimmmmtt -- aauucchh ffüürr NNiieeddeerrssaacchhsseenn!!

    Bei einem Jahreshaushalt von 20 Milliar-den schiebt das Land einen Schuldenbergvon 40 Milliarden Euro vor sich her. Und dertürmt sich durch Neuverschuldungen Jahrfür Jahr um 1,3 Milliarde höher auf. DiesesJahr kommt es durch Steuerausfälle be-sonders dicke: Mit dem jüngsten notgebore-nen Nachtragshaushalt der Landesregierungvon 1,3 Milliarden steilt sich die Woge weiterauf. Was mag wohl nach der Landtagswahlim nächsten Februar über uns hereinbre-chen?!

    Unter diesen Umständen will die Landes-regierung auch noch einen voraussehbardefizitären JadeWeserPort vorfinanzieren!Über dessen tatsächliche Kosten lässt dieLandesregierung ihre Bürger jedoch im Un-klaren! Mit einem letzten vergleichendenBlick über den Bremer Nachbarzaun gewinntman zumindest einen groben Eindruck da-

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    WWiillhheellmmsshhaavveenneerr hheellffeenn ee..VV..

  • Gegenwind 185 Seite 7

    von, was mit der Realisierung des Projektsauf Niedersachsens Bürger zukommen wür-de:

    Von den Gesamt-Investitionskosten von1.061 Mio. Euro für den CT IV hofft der Senatnach 43-jähriger Betriebsdauer auf der Ein-nahmenseite 398 Mio. durch Gebühren usw.zurückzubekommen. Der Rest von 563 Mio.Euro muss in 43 Jahresraten abgestottertwerden.

    Setzt man diese Zahlen korrespondie-rend ins Verhältnis zu den Kosten für den

    MaßnahmenJWP: Letter of Intent

    JWP: Nds. Finanzminister

    JWP: Gegenwind-Recherche

    CT IV: Bremer Senat

    Terminalbedingte Fahrwasserverlegung

    115Kein

    Ausbaggerung der Terminal-Zufahrt Kostenanfall

    Landseitiger Terminalanschluss 34

    Infrastruktur JWP Geländekörper 271 266 151 344,6Kompensationskosten:

    Naturverbrauch, Anlieger usw.Gemeindeverkehrs-

    Finanzierungsgesetz: Kompensation für Straßenbau usw.

    Terminalnahe Infrastruktur 177,6 178 178 153,4

    Zwischenbilanz 448,6 615 – 665 674 498

    Sonstige Bruttokosten (z.B. Schuldendienst)

    ? ? 762 563

    Brutto-Investmentkosten ? ? 1.436 1.061

    Erhoffte Einnahmen: Finanzierungsbeteiligungen Bund,

    WHV, HB, Bahn, Gebühren/ Vermietungen,Grundstücksverkäufe

    ? 325 389 389

    Netto-Investmentkosten 290 - 340 1.047 672

    171 - 221 196?

    GGeesscchhäättzzttee KKoosstteennbbeellaassttuunnggeenn ((iinn MMiioo.. EEuurroo)) NNiieeddeerrssaacchhsseennss ffüürr ddeenn JJWWPP uunndd BBrreemmeennss ffüürrddeenn CCTT IIVV ((ddeerr vvoonn ddrriitttteerr SSeeiittee zzuu ffiinnaannzziieerreennddee SSuupprraassttrruukkttuurrbbeettrraagg vvoonn 330066 MMiioo.. EEuurroo ffüürr ddeennJJWWPP aauussggeennoommmmeenn))

    Wie bereits angeschnitten: Die in obigerTabellenspalte ‘Gegenwind-Recherche' er-mittelten Netto-Investmentkosten von rundeiner Milliarde Euro für den JWP sind keineKostenschätzung. Dafür ist die verfügbareDatenbasis zu dünn. Sie richtet jedoch denBlick auf Leerstellen in den veröffentlichtenFinanzierungsplänen der Landesregierung.

    Um sich klaren Durchblick zu verschaf-fen, muss man sich allerdings um verbindli-che Auskunft bei der Landesregierung be-mühen. Das aber ist eine der herkömmlichenAufgaben eines Parlaments. Besonders(aber nicht nur) die Oppositionsfraktionenhaben die Aufgabe, die Regierung zu kon-trollieren. Presseerklärungen allein - auch mitverbal-radikaler Garnierung - z.B.➤ Gabriel und Scherf wollen mit demKopf durch die Kaimauer und der Steuer-zahler soll für den Schaden aufkommen(Bündnis 90 / Die Grünen Niedersachsen;Pressemitteilung vom 06.11.02)➤ Die aktuell vorgestellten Finanzierungs-planungen der Landesregierung für den ge-planten Tiefwasserhafen in Wilhelmshavensind eine Ansammlung von Wunschträumenund Schönfärberei (CDU-Niedersachsen,Presseerklärung vom 28.10.02)reichen nicht aus, um die Landesregierungzur Offenlegung aller Einzelposten ihrer JWP-Finanzierung zu bewegen. Das allein bringtnichts, außer dass der stellvertretende Vorsit-

    JWP (s. Tabelle, Spalte ‘Gegenwind-Recher-che') dann kommt man zuzüglich der Brutto-Kosten für den Schuldendienst von 762 Mio.Euro auf Gesamtkosten von 1.436 Mio. fürden ‘Tiefwasser-Terminal'. In der Annahme,dass für die beiden gleich großen TerminalsJWP und CT IV auch gleich große Einnah-men inkl. Finanzierungsbeteiligungen Dritterin Höhe von 389 Mio. Euro in 43 Jahren zu-sammenkommen, verblieben dem LandNiedersachsen Zahlungsverpflichtungen inHöhe von 1.047 Mio. Euro.

    zende der SPD-Landtagsfraktion WilfriedAdam zurückblafft.➤ Mit ihrer perfiden Chaosstrategie wirddie Opposition keinen Erfolg haben ((SPD-Pressestelle im Nds. Landtag, 28.10.02)

    Nur wenn einer der Landtagsabgeordne-ten sich dazu entschließt, eine diesbezügli-che Kleine Anfrage an die Landesregierungzu richten, bleibt die Angelegenheit bis zurLandtagswahl im Februar ein heißes Eisen -ob die Landesregierung sie vorher noch be-antwortet oder nicht. ❑

    MMUUSSIIKKKKNNEEIIPPEE IIMM SSÜÜDDEENNDDEERR SSTTAADDTT

    MMaaiinnssttrraaßßee 2222 -- WWiillhheellmmsshhaavveennÖÖffffnnuunnggsszzeeiitteenn:: ttääggll.. aabb 2200..0000 UUhhrr

    PPeerrffiiddee CChhaaoossssttrraatteeggiiee

    NNiicchhtt lloocckkeerr llaasssseennIm letzten Gegenwind berichteten wirüber den langen Atem des ehemaligenRatsherrn Rolf Frerichs, der über Beschil-derung und Kontrollen in der Fußgänger-zone nördlich der Nordseepassage dieFußgänger vor Verkehrsrowdies schüt-zen will. Auf Grund des Artikels haben in-zwischen viele Menschen Herrn Frerichsdarin bestärkt, in der Sache am Ball zubleiben. Angesprochen fühlte sich auchReiner Freese, der seit Jahren für Sicher-heit und Ruhe in der Bahnhofstraßekämpft. “Die seinerzeit beim Bau des Ki-nopolis ohne Bürgerinformation einge-baute Großdisco FUN, welche praktischdie ganze Nacht geöffnet hat, ist unseregrößte nächtliche Lärmbelästigung",klagt Freese, der ebenfalls schon dasOrdnungsamt informiert hat. “Weit über-höhte Geschwindigkeiten und regel-rechte Beschleunigungsrennen" der Ta-xen und “ab 4 Uhr johlende, schreiendeBesucher beim Verlassen der Disco"rauben ihm die Nachtruhe, die erst “ab 5Uhr 50 eintritt, eine halbe Stunde späterBeginn der Straßenreinigung durch dieFegewagen mit bis zu 89 dB Geräusch-pegel". Auch er führte, bislang erfolglos,persönliche Gespräche mit den Behör-den. Aus einem Gespräch im Rathaus zi-tiert Freese einen Polizisten: “Die Bahn-hofstraße ist eine Missgeburt der Politi-ker und wir (die Polizei) sind nicht dafürda, dies auszubaden ... wir werden dortnicht kontrollieren." Wie gehabt: Es fühltsich keiner zuständig. Frerichs geht esdabei vor allem um die “Verhältnismäßig-keit". Immer wieder stolpert er durch ei-gene Erfahrungen und Beobachtungensowie in der WZ-Kolumne “Jan" darüber,dass Fußgänger und Radfahrer wegenkleinster “Vergehen" ein Knöllchen krie-gen, während die wirklich gefährlichenmotorisierten Raser ungeschoren davon-kommen.Möglicherweise ist jetzt Land in Sicht.Mitte November erhielt Frerichs einSchreiben vom Büro des Oberstadtdirek-tors: “Leider ist es richtig, dass es in derBahnhofstraße trotz hinreichender Be-schilderung zu Verstößen kommt. Vondaher ist beabsichtigt, eine verstärkteÜberwachung des fließenden Verkehrsmit Ermittlung der Fahrzeughalter undanschließender Ahndung in die Wegezu leiten." Zudem soll in Gesprächen dasProblem im Bereich Kinopolis und Fungelöst werden, verspricht der Referentund schließt: ”Ob allerdings diese Maß-nahmen zu einem für alle Beteiligten ak-zeptablen Zustand führen werden, bleibtabzuwarten." Kein Problem - im Wartenhat Herr Frerichs mittlerweile großeÜbung. (iz)

  • Gegenwind 185 Seite 8

    Schröders Nachfolger als Ministerpräsi-dent wurde Gerhard Glogowski, bisherInnenminister in Schröders Landeskabinett.Der hatte nicht gerade gute Startvorausset-zungen, sollte er doch alle SchröderschenVersprechen und Reformen Zug um Zug ein-lösen.

    Dabei vergaß er nicht, auch an sichselbst zu denken, und bald kam es zu "Un-gereimtheiten" um seine Person. Da ließ ersich bei seiner Hochzeitsfeier die Getränkevon zwei Brauereien "spendieren", bei derHochzeitsreise war die TUI "behilflich", undda waren noch "Mietrückstände" bei seinerDienstwohnung. Solche Raffke-Manierenkonnte kein Bürger verstehen, zumal er alsMinisterpräsident ein monatliches Salär vonrund von 23.000,- DM bekam und zudem ei-nige gutdotierte Aufsichtsratsposten (u.a. beiVW) inne hatte. Ende 1999 war ‚Glogo' nichtmehr zu halten - er musste zurücktreten.

    Monatelang beschäftigte sich ein Unter-suchungsausschuss mit den "Verfehlungen"Glogowskis. Das Verfahren kostete denniedersächsischen Steuerzahler rund 50.000DM. Glogowski aber sitzt auch weiterhin alsAbgeordneter im Landtag - und Präsident ister auch noch. Aber nur bei Eintracht Braun-schweig, deren Balltreter ziemlich unten inder Tabelle zu finden sind.

    NNeeuuee TTöönnee vvoomm BBoossssIm Eiltempo wurde am 15.12.99 der Päda-

    goge Sigmar Gabriel aus Goslar, der vorherbereits Vorsitzender der SPD-Landtagsfrak-tion war, als Glogowskis Nachfolger vereidigt.Gabriels Regierungsstil unterscheidet sichwesentlich vom Stil seines Vorgängers. Erwird "als rasant und manchmal auch rüde"beschrieben. Ein Wochenmagazin bezeich-nete ihn gar als "Polit-Schumi". So scheute ersich nicht, schon mal seine Ministerkollegin-nen und -kollegen öffentlich zu rügen. KeineProbleme hat er damit, auch seine eigenePartei und die Genossen zu kritisieren. DiePartei müsse "endlich auf Angriff umschal-ten" und die Partei sei "unmodern und ab-gehoben". Im Spiegel 14/2000, erklärte er of-fen, in der Politik sei "einfach zu viel gelogenworden".

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    w.Ki

    oskzum Bontekai.de

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    ✪ ✪

    Landtagswahl 2003Ein Rückblick auf die letzte Wahlperiode(ef/hk) Am 2. Februar 2003 wird in Niedersachen ein neuer Landtag gewählt, und die-se Wahl scheint besonders spannend zu werden. Wird sich die SPD noch einmal be-haupten können und die Mehrheit behalten? Wird es wegen der katastrophalenBundespolitik in Berlin zu einem Wechsel kommen und die CDU künftig Nieder-sachsen regieren? Oder wird es eine von den Landesgrünen so gewünschte Koali-tion Rot-Grün geben? Werden die Möllemann-geschädigten Freidemokraten diesesMal in den Landtag einziehen?

    Grund genug, einmal Rückschau aufden letzten Landtagswahlkampf, auf dieWahlergebnisse am 1. März 1998 - hier undim Land - zu halten und einiges in Erinne-rung zu bringen, was sich seither in Nieder-sachsen so getan hat.

    GGeewwäähhlltt wwuurrddee iinn WWiillhheellmmsshhaavveenn......Im Wahlkreis 100 (Wilhelmshaven ohne

    den Stadtnorden) bewarben sich siebenKandidaten um einen Platz im hannover-schen Leineschloss, dem Sitz des Nieder-sächsischen Landtages.

    Ein richtiger Wahlkampf fand damals inWilhelmshaven nicht statt. Nur wenige Ver-anstaltungen, ein paar Plakate an Lichtmas-ten und Kreuzungen, das war's auch schon.Zwar hatte Wilfrid Adam für seine Wieder-wahl (er sitzt seit 1986 im Landtag) ein Wahl-kampfteam von 12 Genossen aufgeboten,doch richtig aktiv brauchte diese Truppenicht zu werden. Prominente Wahlhelfer wa-ren - außer Oskar Lafontaine - Fehlanzeige.

    Erwähnenswert war eigentlich nur einepolitisch wohl einmalige Veranstaltung, dieam 25. Februar 1998 im Ratskeller stattfand.Da trafen sich die "Spitzenkandidaten" vonSPD und CDU, Adam und Dr. Biester, zu ei-nem Disput. Es war, wie die WZ danach be-richtete, "ein Duell in Samt und Watte". DieStimmung unter den Zuhörern in beiden La-gern war entsprechend.

    Die anderen fünf Bewerber begnügtensich mehr oder weniger mit dem Abdruck ih-rer Namen auf dem Wahlzettel.

    Nach Auszählung der Stimmen ergabsich am Wahlabend dann folgendes Ergeb-nis:

    Von den Bewerbern zogen wieder WilfridAdam direkt und Dr. Uwe Biester über dieListe in den Landtag ein. Im benachbartenWahlkreis 99 (Wilhelmshaven-Nord undFriesland) erzielte Karin Evers-Meyer mit 52,8% für die SPD ein noch besseres Ergebnisals Wilfrid Adam.

    Adam wurde zu einem der stellvertreten-den Fraktionsvorsitzenden gewählt und durf-te von der Hinterbank in die "Erste Reihe" vor-rücken. Dass Adam als "unser Mann in Han-nover" wirkte, merkte man am ehesten daran,dass er im Verlauf der letzten Wahlperiode

    häufig seine Landtagskollegen und auchLandesminister (u.a. Plaue, Knorre, Trauer-nicht, Gabriel und Wernstedt) zu Besuchen indie Jadestadt einlud. Schade, dass bei kei-nem der Besuche den Wilhelmshavener Ge-nossen die Möglichkeit gegeben wurde, mitden Promis in Kontakt zu treten! Nicht nur,wenn es um den JadeWeserPort ging, warWilfrid Adam fleißig, was man von Dr. Biesternicht nachprüfbar sagen kann. Von ihm hörteman während der gesamten letzten Wahlpe-riode kaum etwas.

    ......uunndd iimm LLaannddGanz anders der Wahlkampf im Land, mit

    und für den Spitzenkandidaten der SPD, Ger-hard Schröder. Ein gutes Wahlergebnis be-deutete für ihn, dass er bei der Bundestags-wahl im gleichen Jahr auch Bundeskanzlerwerden könnte. Als Juso-Vorsitzender hatte er- damals noch vergeblich - am Eingangstordes Kanzleramtes gerüttelt ("Ich will hier rein").Damit das gelingen sollte, hatte beim Wahl-parteitag im Oktober 1997 der stellvertreten-

    de Parteivorsit-zende Glogowskiden Delegierteneingebläut, "dasses ein harterWahlkampf" wür-de, aber auchfestgestellt:"Wennwir die Landtags-wahl gewinnen,wird Kohl in Bonnfallen."

    Zwei Tage vor der Landtagswahl er-schien dann auch noch in allen Gazetteneine doppelseitige Anzeige, mit dem Text:"Der nächste Kanzler muss ein Niedersach-se sein".

    So gut positioniert, siegten am Wahl-abend Schröder und seine SPD mit 47,9%.Die CDU, die ein zweites Mal mit ChristianWulff als Spitzenkandidat angetreten war, er-reichte 35,9%, die Grünen 7,0%. Die FDP ver-passte mit 4,9% den Einzug ins Landesparla-ment. Die Wahlbeteiligung war mit 73,8 %geringer als in den Vorjahren.

    11999988 11999944 VVeerräännddeerruunnggWWiillffrriidd AAddaamm,, SSPPDD 50,34% 53,97% -3,62%DDrr.. UUwwee BBiieesstteerr,, CCDDUU 29,96% 26,54% *) 3,42%MMaarriiaannnnee FFrrööhhlliinngg,, GGrrüünnee 6,34% 7,45% -1,11%DDrr.. MMiicchhaaeell vv.. TTeeiicchhmmaann,, FFDDPP 2,47% 3,60% -1,13%MMaannffrreedd GGaaeeddee,, PPDDSS 1,17% (-)DDiieetteerr JJoocchhaaddee,, RREEPP 8,49% 5,21% 3,28%BBäärrbbeell TTyykkaa,, SSTTAATTTT--PPaarrtteeii 1,24% (-)

    *) 1994 kandidierte Frau Vera-Maria Haase für die CDU

    SScchhrrööddeerr -- GGllooggoowwsskkii -- GGaabbrriieell

  • Gegenwind 185 Seite 9

    Im Jahr 2000 wechselte er, ohne es sorecht zu begründen, drei KabinettskollegIn-nen aus. Für den Wirtschaftsminister Peter Fi-scher kam die parteilose Susanne Knorre,Justizminister Wolf Weber musste ChristianPfeiffer Platz machen. Für die etwas glücklo-se Sozialministerin Heidrun Merk kam GittaTrauernicht.

    FFiinnaannzzggeebbaarreenn Um die Versorgungsansprüche der neu-

    en und alten KollegInnen zu wahren, musstekräftig getrickst werden. Während der gan-zen Legislaturperiode hatte es der Kassen-wart der Landesregierung, FinanzministerHeiner Aller, besonders schwer. Trotz ange-blichen Sparkurses stiegen die Schuldendes Landes stetig. Waren es 1990 "nur" 20,61Milliarden Euro, so stiegen sie 2001 auf 36,88Milliarden Euro. Die Neuverschuldung desLandes wird in diesem Jahr 2,95 MilliardenEuro (2001: 1,355 Mrd.) betragen.

    Doch obwohl die Kasse leerer als leerwar, wollten die MdLs auf gute Diäten nichtverzichten. Derzeit erhalten die niedersächsi-schen Volksvertreter (nach Bayern und Hes-sen) die dritthöchsten Entgelte aller Bundes-länder. Zudem bekommt ein Drittel derniedersächsischen Abgeordneten noch sogenannte Zulagen. So erhielten im Jahr 2001die vier Stellvertreter des SPD-Fraktionsvorsit-zenden Axel Plaue 230.000,- DM zusätzlich,die Vertreter von Fraktionschef Christian Wulff(CDU) immerhin noch 216.000,-DM. Der ehe-malige Landtagspräsident Horst Milde vertei-digte die Diätenforderungen seiner Kollegenstets. In einem Interview sagte er: "Das Bild,das der Bürger von Abgeordneten hat, istnicht objektiv. Viele wissen nicht, dass derBeruf des Abgeordneten ein Full-Time-Jobist, der mit keinem anderen Beruf von derzeitlichen Belastung her - und manchmalauch seelischen - zu vergleichen ist". Weraber als Bürger die diversen Nebentätigkei-ten und Posten der Abgeordneten kennt,konnte diese Aussage nicht ganz ernst neh-men.

    DDeerr EErrnneeuueerreerrIn den Landtagssitzungen unter Leitung

    des Landtagspräsidenten Rolf Wernstedtging es mitunter so turbulent und undiszipli-niert zu, dass der Präsident sie schon mal miteinem bestimmten Teil eines Bauernhofs ver-glich. Im Verlauf der Legislaturperiode be-schäftigte sich Wernstedt mit einer Reformdes Parlaments. Der Landtag, so der Präsi-dent, leide unter einem "schleichenden Kom-petenzverlust" und man müsse sich hüten,"allzu beschränkten Themen zu breitenRaum zu gewähren". Er könne sich durchausauch vorstellen, dass "im Landtag künftig nurnoch 120 bis 130 Abgeordnete sitzen" (jetzt157 Abgeordnete). Der Wegfall von Redezeit-beschränkungen und Änderung des Ta-gungsrhythmus (statt bislang monatlich dreiTage alle drei Wochen ein- oder zweitägigeSitzungen). Weniger Ausschüsse könntendie Arbeit straffen. Die müssten jedoch ein-fach "politischer, bewusster, transparenterspontaner und effektiver" werden.

    Unzufrieden mit der Arbeit des Landtagsbzw. der Landesregierung waren währendder letzten Jahre auch die Soziademokratenaus dem Friesischen. Als Sprecher warf Gün-ter Heußen (Schortens) der LandesregierungArroganz vor. Niedersachsen bestehe nichtnur aus Hannover, Braunschweig und Hildes-

    heim. Die SPD-Politiker der Küstenregionfühlten sich als "Dummbatze" behandelt.

    In wenigen Wochen wird ein neuer Land-tag gewählt. Die SPD hat vor einigen Tagenbei einem Parteitag in Hannover ihre Wahl-kampfschwerpunkte festgelegt: Abbau derArbeitslosigkeit und Nachhaltigkeit und Re-form des Schulsystems. Ob das reicht, dieWählerInnen zu überzeugen, ihre Kreuze beiden Sozialdemokraten zu machen? Oder

    Rote Karte!Hafenausstellung im Wattenmeerhaus(hk) Manchmal glaubt man seinen Augen nicht zu trauen: Da meldete doch die Wil-helmshavener Zeitung am 13. November 2002, dass die Ausstellung "Hafen der Zu-kunft Wilhelmshaven - Transport - Logistik - Seefahrt" gesichert ist und in den Räu-men des Wattenmeerhauses präsentiert werden wird.

    Die Fakten aus dem Bericht: Wilhelmsha-vens Erster Stadtrat Wolfgang Frank kündigtediesen Sachverhalt in seiner Eigenschaft alsGeschäftsführer der Wirtschaftsförderung inWilhelmshaven GmbH (WFG) an. Die Finan-zierung der Ausstellung wird von Eurogateund der JadeWeserPort-Projektgesellschaftsichergestellt. ‚Grundsteinlegung' für dieDauerausstellung soll bereits im Dezembersein.

    Unsere Nachfrage beim Niedersächsi-schen Umweltministerium zeigte, dass mandort noch nichts von der Aktion wusste. Dochausschließen wollte dessen Pressesprechereine solche Möglichkeit nicht. Schließlichwird der JadeWeserPort vom Umweltministe-rium als absolut umweltverträglich eingestuft,erklärte er gegenüber dem Gegenwind.

    Das Wattenmeerhaus wird gemeinsamvon der Stadt Wilhelmshaven und - stellver-tretend für die Naturschutzverbände - vomWorld Wide Fund for Nature (WWF) getragen.Das Land Niedersachsen bezuschusst dieBetriebs- und Personalkosten mit rund200.000 Euro pro Jahr; der Gesamtetat liegt2002 bei rund 680.000 Euro.

    Gespannt darf man auf die Reaktion desMitträgers des Wattenmeerhauses WWFsein, hat dieser doch in einer Presseerklä-rung am 6. November eindeutig gegen denJadeWeserPort Stellung bezogen:

    WWWWFF ffoorrddeerrtt AAuussssttiieegg aauuss ddeemm JJaaddee--WWeesseerrPPoorrtt -- TTiieeffwwaasssseerrhhaaffeenn hhaatt mmaassssii--vvee öökkoollooggiisscchhee FFoollggeenn

    Bremen und Niedersachsen halten trotzmassiver finanzieller Schwierigkeiten undder zu erwartenden erheblichen ökologi-schen Folgeschäden weiter unbeirrt am Ja-deWeserPort fest. Die vereinbarte Beteili-gung der Privatwirtschaft mit 89 MillionenEuro an den terminalbezogenen Infrastruk-turkosten ist gescheitert und wird nun vonbeiden Ländern übernommen. Auch dieKosten in Millionenhöhe für Entschädigun-gen, für Kompensationsmaßnahmen für denNaturschutz sowie für Straßen- und Schie-nenausbau sind im Finanzierungskonzeptbislang nicht enthalten. "Ein so massiverEingriff in die Natur ist gerade angesichtsder ungeklärten Rentabilität keinesfalls zurechtfertigen!", kritisierte Siecke Martin vomWWF.

    Der Bau und Betrieb des JadeWeser-Ports stellt einen schwerwiegenden Eingriffin das Ökosystem Wattenmeer dar und wür-de gravierende Umweltschäden verursa-

    chen. Für dieses Projekt sind u.a. umfangrei-che Baggerungen in der Größenordnungvon ca. 60 Mio. Kubikmeter nötig. Dies wirdzu erheblichen Beeinträchtigungen für Tiereund Pflanzen im Nationalpark Niedersächsi-sches Wattenmeer und der Jade führen. Ver-luste von Lebensräumen sowohl an Land alsauch auf See durch das Überbauen von Flä-chen, ein erhöhtes Risiko von Schiffshava-rien sowie ein starker Anstieg des Hinter-landverkehrs sind mit dem Bau des Tiefwas-serhafens verbunden.

    Soweit die Presseerklärung des WWF.Unter der Überschrift “Rote Karte" verfas-

    ste der Ratsherr der WALLI, Joachim Tjaden,einen Leserbrief:

    Das Wattenmeerhaus zeigt, mit welcherArtenvielfalt das Weltnaturerbe Wattenmeerausgestattet ist. Eindrucksvoll werden dieZusammenhänge der einmaligen Natur-landschaft aufgezeigt. Dem Besucher wirdvermittelt, wie empfindlich dieses Systemgegen Eingriffe durch den Menschen ist.

    Bei seinem Rundgang wird der Besu-cher - bisher - Schritt für Schritt mit demWattenmeer vertraut gemacht. Die Besucherlernen, wie einmalig und unersetzlich diesesStück Natur ist. Begeistert verlassen die Be-sucher die Ausstellung und sehen den"Schlick" mit anderen Augen.

    Jetzt soll im Wattenmeerhaus, mit derPräsentation des JadeWeserPort-Plans,auch gleich gezeigt werden, wie ein riesigesStück dieses einmalige Naturgebietes, füralle Zeiten vernichtet werden kann. Dauer-haft und für alle Zeiten. Unter einer dickenBetonschicht vergraben.

    Stellt sich nur die Frage, ob die Präsen-tation zu Beginn des Rundgangs gezeigtwird, was dem Besucher deutlich sagt, dassdas, was er im weiteren Verlauf seines Besu-ches sieht, zumindest in Wilhelmshaven,nicht länger auch im Freien zu bewundernist.

    Für die Ortswahl dieser Ausstellung,muss den Planern die "Rote Karte" gezeigtwerden. Dem Wattenmeerhaus, mit seinerhervorragenden Präsentation des Watten-meers, wird durch diese Ausstellung Scha-den zugefügt.

    Die verantwortlichen Politiker dieserStadt sollten schnellstmöglich einen geeig-neten Platz suchen.

    Die Auseinandersetzung über diesenprovokativen Schritt der WFG hat mit Sicher-heit noch nicht ihren Höhepunkt erreicht. ❑

    wird es der smarte CDU-Chef Christian Wulffbei seinem dritten Anlauf schaffen, seine Par-tei zum Wahlsieger zu machen? Schafft esdie FDP unter dem Ost-Rückkehrer Hirche,die Wartezeit außerhalb des Parlaments zubeenden? Wird das Werben der Grünen umihre Traumpartnerin SPD erfolgreich sein?

    Es wird spannend am Abend des 2. Fe-bruar 2003. ❑

  • Gegenwind 185 Seite 10

    Alles Spielkram?Nicht alles, abervieles:Spielzeug

    von HABA und Käthe Kruse

    Marktstr . 94, Tel. (04421)13438

    Menschen zweiter Klasse?Die augenblickliche Methadonabgabestelle ist selbst als “Über-gangslösung" untauglich(noa) 20. November 2002, 7.45 Uhr: Zwei Gegenwind-Redakteure stehen frierend vorder ehemaligen Schlachthof-Kneipe und fragen sich, warum sie sich das antun. Diesechzehn Methadon-Patienten, die mit ihnen da stehen und warten, wissen, warumsie sich das antun - sie müssen hier täglich auflaufen, um ihr Methadon zu bekom-men, das ihnen für einen Tag den Suchtdruck nimmt.

    Wahrscheinlich war es ganz gut, dass wiruns für unsere Recherche ausgerechnet denersten richtig kalten Tag ausgesucht habenmit Scheibenkratzen vor der Abfahrt undwegen der milden Temperatur am Vortag mitviel zu dünnen Socken. Schließlich wolltenwir erfahren, ob die Bedingungen für dieSubstituierten hier tatsächlich unzumutbarsind, wie WALLI-Ratsherr Tjaden im Rat derStadt eine Kleine Anfrage begründete. Sovielvorweg: Ja, sie sind unzumutbar. An einemschönen Sommer- oder Herbstmorgen hät-ten wir das vielleicht gar nicht so richtig ge-merkt.

    So aber wurde es ganz deutlich: DiePünktlichsten unter den Methadon-Patientenwarten im Freien, bis die Ärztin kommt. Diekam an unserem “Versuchstag" erst fünf voracht statt Viertel vor. Einige der Substituiertenhatten am Vortag nicht mitgekriegt, dass siedas angekündigt hatte - es sind im Augen-blick weniger Leute als sonst mit Methadonzu versorgen, und da reicht es, wenn zehnMinuten weniger einkalkuliert werden. “Wennwir nur eine Minute zu spät kommen, habenwir Pech gehabt, dann ist abgeschlossen,und wir kriegen nichts", schimpften einigelos. Klar, die Ärztin ist bis 8.15 Uhr da undfährt dann wieder weg, und wer bis zu die-sem Zeitpunkt nicht angetreten ist, ist zu spätdran.

    Relativ wenige Patienten sind es im Mo-ment, weil einige ihren lange erwarteten The-rapieplatz bekommen haben, wo sie versu-chen wollen, nun auch vom Methadon weg-zukommen. Einige bleiben auch weg, weilsie den Arzt gewechselt haben und in

    irgendeiner Praxis unter menschenwürdige-ren Bedingungen ihr Medikament bekom-men - vielleicht sogar “take home", eine Wo-chenration, so dass sie nicht täglich kom-men und es vor den Augen des Arztesschlucken müssen.

    Die hier täglich antreten müssen, um Me-thadon zu bekommen, sind Patienten vonJohann Janssen, der seit vielen Jahren einengroßen Teil der Drogenkranken Wilhelmsha-vens medizinisch betreut, aus unterschied-lichen Gründen vor längerem aber aufgehörthat, sie zur Entgegennahme des Heroiner-satzstoffes in seine Praxis kommen zu las-sen. Seine kleine Praxis war mit den vielenSubstituierten überlastet; für die Patienten,die in der Stadtmitte wohnen, ist es sehr auf-wändig, täglich nach F’groden zu fahren;außerdem meint Janssen, dass die Stadt hiereine Verantwortung hat, die sie nicht wahr-nimmt, die er ihr aber zurückzugeben ver-sucht.

    Das Pförtnerhäuschen in der Weserstra-ße, das etwa ein Jahr lang als Methadonab-gabestelle genutzt wurde, ist abgerissenworden, und seit April steht die ehemaligeSchlachthof-Kneipe dafür zur Verfügung. Hierkönnen die Patienten nach dem Eintreffender Ärztin im ehemaligen Schankraum stattdraußen Schlange stehen (stehen!, denn Mo-

    biliar ist keines vorhanden) und auch ihreHunde mit reinnehmen, was im Pförtner-häuschen nicht möglich war. Ansonsten aberist diese augenblickliche “Lösung" schlech-ter als die vorige: Wurde dort regelmäßigsaubergemacht, so starren hier die Fenstervor Dreck, und die Klos wurden verschlossen

    und sind nicht mehr zugänglich, nachdemsie einige Monate lang mehr und mehr ver-dreckt waren. Das Schlimmste aber ist dieKälte: Die Räumlichkeiten sind nicht beheiz-bar; als der Sommer sich verabschiedete,stellte das Gesundheitsamt einen kleinenHeizlüfter in die ehemalige Küche, wo dieDrogenkranken einzeln eintreten und ihr Me-thadon einnehmen. So schimpfen sie: “DieÄrztin hat einen warmen Hintern, aber wirmüssen uns einen abfrieren." - Nun, wir ha-ben uns einige Minuten in dem Raum aufge-halten und mussten feststellen, dass es mitdem warmen Hintern der Ärztin nichts ist.Wenn dreiundzwanzigeinhalb Stunden keineHeizung lief, dann hilft der total unterdimen-sionierte Heizlüfter bestenfalls dazu, dass ei-nem warm ums Herz wird; der Temperatur-unterschied zwischen Schankraum und Kü-che betrug höchstens ein Grad.

    Doch die grimmige Kälte am 20.11., kom-biniert mit der vermeintlichen Verspätung derÄrztin, sorgte dafür, dass einige sich ihrenZorn von der Seele redeten. Dass sie dabeiteilweise die Falschen für ihre schlechte Be-handlung verantwortlich machten, ist verzeih-lich: Wann hat man schon mal Gelegenheit,sich so richtig auszusprechen? “Dass sichdie Presse mal für uns interessiert! Aber daswird auch nichts nützen - wir sind für die daoben eben Menschen zweiter Klasse!" - “Ichverliere meinen Job dadurch, dass ich wie-der täglich kommen muss. Das ist Schikane!"(Nein, aus Schikane fällt niemand von demPrivileg des “take home" auf die tägliche Ab-gabe zurück, aber wenn man so wütend ist...)

    Von denen, die wir hier getroffen haben,machen einige das schon seit über zehnJahren mit. Sie haben alle “Übergangslösun-gen" miterlebt und sind so frustriert, dass ih-nen auf unsere Frage, wie sie sich ihre Be-handlung und Versorgung denn wünschen,nur noch “zweitklassige" Wünsche einfielen.Da ist schon eine Schere im Kopf, und mit ei-ner wirklichen Verbesserung mag niemandmehr rechnen.

    Anders die WALLI, die das Thema in dieRatssitzung vom 16. Oktober eingebrachthat. Sie hat sich außerdem an das Nieder-sächsische Ministerium für Frauen, Arbeitund Soziales gewandt und um Unterstüt-zung für einen Antrag im Rat der Stadt Wil-helmshaven gebeten. Dieser Antrag, eigent-lich vorgesehen für die Novembersitzung,wird nun zuerst im Ausschuss Soziales bera-ten und erst im Dezember im Stadtrat vorlie-gen. Wieder eine Verzögerung - aber daskennen die Betroffenen ja schon lange.“Schnellstmöglich" (wie im Antrag gefordert)wird es also mal wieder nichts, aber vielleichtlässt sich eine Ratsmehrheit ja darauf ein,eine vernünftige Methadonabgabestelle aufDauer einzurichten. ❑

  • Gegenwind 185 Seite 11

    In den Sand gesetzt?Der Dünenspielgarten soll geschlossen werden(iz) Im Mai 2000 berichteten wir begeistert über die Eröffnung des Dünenspielgartensam Banter See. Zu Recht: Das einstige Projekt der “EXPO am Meer" hat sich zu einerErfolgsstory der Umweltpädagogik vor Ort entwickelt. Mit Erschrecken reagierten jetztnicht nur Eltern auf die Meldung, dass die Einrichtung zum Jahresende geschlossenwerden soll.

    Dank des beispielhaften organisatori-schen und handwerklichen Engagementshaupt- und ehrenamtlicher Kräfte hatte dieEinrichtung im Frühjahr 2000 den Betriebaufgenommen. Nicht zuletzt hatten großzügi-ge Sponsoren ihren Teil zum Gelingen bei-getragen, allen voran August Desenz, der al-lein 100.000 DM beisteuerte. Nicht nur ermuss jetzt das Gefühl haben, seinen Beitragim wahrsten Sinne des Wortes in den Sandgesetzt zu haben, sollte der Dünenspielgar-ten wirklich geschlossen werden. Selbst Aus-wärtige haben u. a. in Leserbriefen ihr Entset-zen über die drohende Schließung geäußert.

    Die Umstände sind höchst mysteriös.Zum einen darf seitens der Arbeitsplatzinitia-tive für Frauen (API) als Betreiberin keine Stel-lungnahme abgegeben werden, obwohl dasThema auf Vorstandssitzungen bereits disku-tiert und über die WZ in die Öffentlichkeit ge-tragen wurde. Die entsprechenden Informa-tionen kamen vermutlich aus den Reihen derengagierten wie empörten Eltern, die (auchuns gegenüber) keiner Schweigepflicht un-terliegen.

    AAllttllaasstteennZum anderen ist jetzt seitens der Verwal-

    tung von Altlasten (Bodenverseuchungen)die Rede, um die Schließung zu begründen.Sollte das damals noch nicht bekannt gewe-sen bzw. ausreichend untersucht wordensein, ehe es grünes Licht für das Projektgab? In jedem Bebauungsplan findet sichein Hinweis auf Altlasten. Vorausgesetzt, dieBodenbelastung ist kein Scheinargument,müssten umgehend und umfassend Unter-suchungen durchgeführt werden. Und zwarauch auf den umliegenden Flächen, z. B. imFreibad Klein Wangerooge, wo sich seit Jahr-zehnten während der Badesaison Abertau-sende von Kindern und Erwachsenen auf-halten.

    Es ist nichts Neues, dass am Grunde desBanter Sees so manche Hinterlassenschaftdes Kriegs vor sich hingluckert. Der Sand amSüdufer stammt aus Zeiten, als noch Bau-sand aus dem See gewonnen und am Uferzwischengelagert wurde.

    Altlasten am Banter See standen, vordem Hintergrund der Problematik Dünen-spielgarten, auch auf der Tagesordnung desUmweltausschusses am 6. November. Da

    der mit den Untersuchungen befasste Um-weltamtsleiter Gerold Janssen erkrankt war,vertagte Umweltdezernent Jens Graul denPunkt auf die Dezembersitzung: “Es bestehtkein unmittelbarer sachlicher Druck." Es gehtaber auch darum, ob die Stadt die Pachtver-träge für das Gelände verlängert oder nicht.Ursprünglich war der Betrieb der Einrichtungauf zunächst 5 Jahre festgelegt worden.

    Die undurchsichtigen Hintergründe ge-ben Anlass zu Spekulationen, in wessenInteresse die Schließung liegen könnte. Ist esetwa die Lobby der Hundebesitzer und FKK-Anhänger, die sich seit 2000 aus ihrem Re-vier ausgeschlossen fühlten und - vermutlich,aber nicht nachweisbar - regelmäßig denZaun zerstören, der die Sicherheit der Kindergarantieren soll, sowie ihre Wut an Einrich-tungsgegenständen und Vegetation im Gar-ten auslassen? Oder sollen gar die Camperdorthin umgesiedelt werden, wenn der Platzam Geniusstrand im Zuge des JadeWeser-Ports geschlossen wird - was planungsrecht-lich eigentlich keinen Sinn ergibt?

    EErrffoollggssbbiillaannzzDer Dünenspielgarten war in diesem

    Jahr von Mai bis Ende Oktober täglich von10 bis 17 Uhr geöffnet. War ursprünglich ge-plant, dass Urlauber ihre Kinder dort wäh-rend des Sightseeings in guten Händen las-sen, sind es mittlerweile vor allem Kindergar-tengruppen und Grundschulklassen, auchMiniclubs oder Gruppen aus dem Mütterzen-trum, die regelmäßig an diesem außerschuli-schen Lernort spielerisch die Natur begreifenlernen. Fast alle Grundschulen der Stadt wa-ren schon dort, aber auch solche aus demUmland bis zum Landkreis Wittmund. Ganzwichtig ist die Einrichtung aus pädagogi-scher wie sozialer Sicht für Ferienkinder. Kin-der von Alleinerziehenden bzw. sozialSchwachen, die ihrem Nachwuchs keineaufwändigen Reisen bieten können, dürfendort tagsüber die ganzen Ferien verbringen.

    Wenn sich die Entwicklung auch im Be-reich der Einnahmen so fortsetzt, könnte sichdie Einrichtung bald im Wesentlichen selbsttragen. In diesem Jahr zählte der Dünen-spielgarten 2.500 kleine und große zahlendeGäste, davon im Sommerferienprogrammfast 300 Ferienkinder, die schon frühmorgensab 7 Uhr kommen dürfen. Für Kinder wenigerbetuchter Eltern ist die Betreuung verbilligtbzw. wird vom Jugendamt übernommen.

    Der Transport mit Schulbussen klappthervorragend, wobei manche Unternehmenverbilligte bis kostenlose Fahrten anbieten.Dieses Jahr gab es einen Shuttleservice vomund zum Point. Und wenn es gar nicht an-ders geht, organisieren Eltern und Erzieherin-nen Mitfahrgelegenheiten.

    Dass der Dünenspielgarten vom Konzeptüber die Einrichtung bis zum täglichen Be-trieb soziale Bande bei den Großenschweißt, ist nur ein netter Nebeneffekt. ImMittelpunkt stehen schließlich die Kurzen,

    KKoommmmeennttaarrKKoommmmeennttaarrKKiinnddeerrffrreeuunnddlliicchh??Wirklich überraschend ist es zwar nicht,dass hyperaktive bzw. unausgeglicheneKinder sich schnell besser fühlen, wennsie, raus der Bude, weg von Fernseher undComputer, draußen ihrem natürlichen Be-wegungsdrang an frischer Luft nachkom-men können. Man muss den Verantwort-lichen aber offensichtlich immer mal wie-der Beispiele dafür nennen, dass esAlternativen dazu gibt, schon die Kleinstenzum Psychologen zu schleppen und siemit Psychopharmaka ruhig zu stellen.Angebote wie der Dünenspielgarten ge-winnen an Bedeutung, wenn natürlicheSpielplätze wie Wiesen und Brachflächenzunehmend neuen Parkplätzen, Einkaufs-zentren etc. zum Opfer fallen. Die wenigs-ten Familien haben ein Eigenheim mit Gar-ten, es muss aus sozialen Gründen auchkinderfreundliches öffentliches Grün ge-ben, wo sie ihre motorischen und sinn-lichen Fähigkeiten kennen lernen und trai-nieren können.Falls also der Dünenspielgarten tatsäch-lich wegen nachgewiesener (und nichtvorgeschobener) Bodenbelastung ge-schlossen werden sollte, darf das nicht al-ternativlos passieren. Viele Möglichkeitengibt es zwar nicht mehr im Stadtgebiet.Wie wäre es mit einem Waldkindergartenam Ostende des Stadtparks? Mit dem Ima-ge (an dem unserer Politik stets viel gele-gen ist) einer bundesweit einmaligen Ein-richtung, wie es der Dünenspielgarten ist,wäre es dann zwar vorbei, aber das Imageeiner kinderfreundlichen Stadt sollte nichtweniger Bedeutung haben.

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    und da haben Eltern Erstaunliches erlebt.Manch wüster Raufbold wurde dort soziali-siert. Viele Kinder wollen um 17 Uhr noch garnicht nach Hause und quengeln um “Nach-spielzeit". Geht es dann doch nach Hause,entdeckt manches Kind völlig neu, dass esdort auch einen Hof oder andere Möglichkei-ten gibt, draußen herumzutollen, und vergisstvöllig, dass drinnen ein Fernseher steht. ❑

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  • Gegenwind 185 Seite 12

    RRaattsssspplliitttteerr ggiibbtt''ss ddiieessmmaall nniicchhtt ((ddiiee RRaattssssiitt--zzuunngg ffiinnddeett eerrsstt aamm 2277.. NNoovveemmbbeerr ssttaatttt)).. EEiinnii--ggee UUmmwweellttaauusssscchhuussss--SSpplliitttteerr (eingesammeltvon Imke Zwoch) vvoomm 66..1111.. ssiinndd aabbeerr aauucchhggaannzz sscchhöönnee BBrroocckkeenn..

    ✖✖✖ AAbbwweesseenndd war AusschussvorsitzendeGerda Kümmel, so dass ihr Vertreter Karl-heinz Föhlinger die Leitung der Sitzung über-nahm (Abt. Bock als Gärtner). Dieser hatteauch die Diskussion um den Einsatz vonHerbiziden ins Rollen gebracht. Frau Kümmelsoll nicht so begeistert von der Idee sein. Obdas was mit ihrem Fehlen zu tun hatte?

    ✖✖✖ VVeerrnniicchhtteenndd, genauer gesagt: unkraut-vernichtend - war das Ergebnis der Diskus-sion um den Einsatz von “wuchshemmen-den Mitteln", sprich Herbiziden, im Stadtge-biet. Eigentlich war es eher ein Dialogzwischen Umweltdezernent Jens Graul undFDP-Ratsherr Dr. Michael von Teichman, dersich vehement gegen den Einsatz der Gifteäußerte, die im Prinzip seit den 80er Jahrenschon megaout sind, was öffentliche Grün-anlagen betrifft. Die damalige Abkehr von derGiftspritze sei, so Graul, “mit der heutigenWirklichkeit nicht in Übereinstimmung zubringen". Die gesetzliche Lage habe die Wil-helmshavener Regelung inzwischen “über-holt": Das Pflanzenschutzgesetz von 1998würde den Einsatz chemischer Mittel im Ein-zugsbereich von Gewässern und Kanalisa-tion zwar grundsätzlich ausschließen, auf An-trag (bei der Landwirtschaftskammer) seienAusnahmen jedoch zulässig, wenn es z. B.um die Verkehrssicherheit ginge. Die WEBwürde jetzt einen solchen Antrag vorbereiten.Im Übrigen würden auf Friedhöfen schon seitlangem wieder Herbizide eingesetzt, diese“Testfläche" hätte die Öffentlichkeit bisherauch noch nicht wahrgenommen.Auslöser für das Ganze war die ewige Nör-gelei in der “WZ", deren Meinung bei Rat undVerwaltung höchste Priorität genießt. Graulwill dieser jedoch nicht das Feld “Sauberkeitund Ordnung" überlassen (er verwies auf dievom Blatt organisierte “Aktion Frühjahrsputz"),sondern sich neben der Unkrautvernichtungauch der Sauberkeit an Containerplätzenund anderen Standorten verstärkt widmen.Von Teichman, als Arzt mit den Gefahren der

    Umweltgifte für die menschliche Gesundheitvertraut, wies auf die Belastung von Menschund Natur hin, wolle man wieder zur chemi-schen Keule greifen. Darüber hinaus sei esein falsches Signal an die Bevölkerung, esnun der öffentlichen Hand gleichzutun - eingewaltiger Rückschritt für das Umweltbe-wusstsein. Auch Grauls Argumente, für diemanuelle Beseitigung fehle es an Personal,räumte er aus - das sei einzig ein Problemder richtigen Planung.Für Graul ist die bevorstehende Entschei-dung für den Chemieeinsatz “kein umweltpo-litisches Roll-Back, sondern eine nüchterneErkenntnis". Die Stadt dürfe jetzt ja auch wie-der Tausalze auf den Fahrbahnen verwen-den, und man solle das Thema “ohne ideo-logische Glaubenskämpfe" behandeln. Stick-oxide seien viel schlimmer für die Umwelt.Usw. Graul glänzte dermaßen mit - wenigerüberzeugt als einstudiert wirkenden Plattitü-den, dass man ihn ebenso gut in die Grün-anlagen setzen könnte - das Unkraut würdevor Langeweile verwelken.Als einzige außer Graul und von Teichmanleistete Ratsfrau von der Ohe (SPD) einen be-merkenswerten Beitrag: Sie sei ja auch ge-gen Gift, aber wenn sie in F'groden von derAutobahn abfahre, können sie überhauptnichts sehen. (Also Testfall: Kann die Stadtauch Gehölze mit Herbiziden klein kriegenund dadurch den Rückschnitt sparen?) Undüberall sei die Sicherheit von Kindern und al-ten Leuten gefährdet - wenn auf Radwegendas Unkraut sprieße und es regne - das seija wie Glatteis! (Recht hat sie. Überall lauernGefahren. Ob Herbizide auch gegen Autoswirken?) Deswegen würde sie den Einsatzvon “umweltfreundlichem Gift" bejahen.Unterm Strich ließ sich erkennen, dass da einhochkompetentes Fachgremium zusam-menhockt. Sachdienliche Beiträge sind mög-lichst zu vermeiden. Als wohltuende Ausnah-me bei diesem brisanten Thema kriegt vonTeichman ✰✰✰✰✰.

    ✖✖✖ VVoonn ggrrooßßeerr SSaacchhkkeennnnttnniiss zeugte derVortrag von Hilke Gnadt, Leiterin der UnterenNaturschutzbehörde, zum Thema “Grünpfle-ge im Kurpark". Sie stellte ihr Pflegekonzeptvor, mit dem der historische Charakter desKurparks als Landschaftspark wieder herge-stellt werden kann, ohne wertvolle Natur zuzerstören. Einschub der Redaktion zur Geschichte: Sol-che Landschaftsparks, die durch Sichtachsen,sorgfältig abgestimmte Flächennutzungenund passende bauliche Elemente interessante

    räumliche Eindrückevermitteln, waren gera-de Thema einer Aus-stellung im Küstenmu-seum. Die Wanderaus-stellung zeigte Parkeaus ganz Niedersach-sen, hinzu kam ein lo-kaler Schwerpunkt, deru.a. Stadtpark und Kur-park vorstellte. Im Laufeder Geschichte sinddiese zu Beginn des20. Jahrhunderts ge-stalteten Anlagen meistzugewachsen - sei esdurch mangelndes Be-wusstsein für den be-sonderen Sinn der Ge-staltung, sei es durch

    knappe kommunale Kassen. Heutzutage ha-ben naturnah “verwilderte" Parks (wie derStadtpark, seit langem Landschaftsschutzge-biet) eine ganz andere, wichtige Funktion. Siesind die letzten Refugien für wild lebendePflanzen und Tiere, vor allem solche, die grö-ßere zusammenhängende Areale für ihr Über-leben benötigen. Zur Zeit der Entstehung derParks konnte man es sich erlauben, Grünflä-chen künstlich zu gestalten, da es noch aus-reichend ungenutzte Flächen gab. Heute sinddiese fast vollständig unter Straßen und Ge-bäuden verschwunden, so dass die verbliebe-nen Parks die letzten Zufluchtstätten für be-drohte Natur in der Stadt sind.Diesem Umstand hat auch Frau Gnadt Rech-nung getragen. Sie hat zunächst den Kurparkkartieren lassen, wobei in bestimmten Berei-chen eine erstaunliche Anzahl von Arten wieGoldhahnenfuß oder Lerchensporn entdecktwurden, die auf der Roten Liste bedrohter Artenzu finden sind. Diese Bereiche sollen innerhalbdes Pflegekonzeptes möglichst unberührt blei-ben. Nur an Standorten lichtliebender Artensollen Bäume eben so weit ausgelichtet wer-den wie nötig, um die erhaltenswerte Kraut-schicht gezielt zu fördern. Die Rote-Liste-Artenfanden sich übrigens stets dort, wo bislangkeinerlei gärtnerische Pflege stattgefunden hat.Gnadt: “Das werden wir auch so beibehalten!"Der übrige größere, intensiv genutzte Teil imWesten des Parks und rund um den Teichkann und soll hingegen nach einem gestalteri-schen Konzept gepflegt werden. Das Mobiliar(Bänke, Laternen) soll sukzessive durch histo-risch passendes ersetzt werden.Umweltdezernent Graul unternahm noch ei-nen schwachen Versuch, im Bereich der vor-gesehenen Naturschutzflächen einen Kahl-schlag zu provozieren: Die historische Sicht-achse zwischen Wasserturm und Hinden-burgtor müsse doch wieder hergestellt wer-den. Doch Frau Gnadt ließ sich vom Vorge-setzten nicht vorführen: Es müsse reichen,die Sichtbeziehung zwischen Friesenbrun-nen und Musikmuschel wieder herzurichten.“Einen Kahlschlag im Bereich des Wasser-turms werden wir so nicht machen. Der Ein-griff in die Natur wäre zu groß!" Für Fachwis-sen und aufrechten Gang verdient FrauGnadt ✰✰✰✰✰.Durch Freischneiden von Flächen an der Kor-tekreuzung und an der Musikmuschel hatdas Grünflächenamt übrigens bereits er-reicht, dass der Kurpark “trinkerfrei" ist. Or-dentliche Bürger stören sich ja an gewissenRandgruppen, und wahrscheinlich passt dasauch ins historische Konzept.

    ✖✖✖ NNoocchh nniicchhtt bbeesstteelllltt ist der ehrenamtli-che Naturschutzbeauftragte, wie ihn dasNiedersächsische Naturschutzgesetz zurUnterstützung der Unteren Naturschutzbe-hörden für alle Landkreise und kreisfreienStädte vorsieht. Der/die Beauftragte ist an kei-ne fachlichen Weisungen gebunden, hat je-doch das Recht auf sämtliche Auskünfte, dieer/sie für diese Tätigkeit benötigt - kann alsoauch ganz schön unbequem werden. DasVerfahren zieht sich hier jedenfalls schonziemlich lange hin. Laut Graul gibt es noch“zu viele Bedenken" gegen den Kandidatender Wahl, aber sobald sich eine Mehrheit ab-zeichne... Föhlinger wiederum wartet auf einVotum aus den Fraktionen. Von Teichmann er-laubte sich die Frage, wann die Mehrheitsbe-schaffungsmaßnahmen denn abgeschlos-sen seien? ❑