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Ziviler Widerstand MilitäRdiktatur Brasilien

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Page 1: Ziviler Widerstand MilitäRdiktatur Brasilien

Stellungnahme zur Militärdiktatur in

Brasilien 1964-1985

Projektarbeitan der Deutschen Botschaftsschule Peking

eingereicht beiHerrn Dr. Andreas Heuer

vorgelegt von

Luan Moreira da Silva de OliveiraKlasse: 10b im Schuljahr 2006/2007

Peking, Februar 2007

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung: Historische Einführung in die Geschichte Brasiliens

2. Die Militärdiktatur in Brasilien von 1964-1985

2.1 Ereignisse vor dem Putsch und der Sturz Goularts

2.2 Die Militärdiktatur

2.3 Ereignisse zwischen 1964-1985

3. Beurteilung der Militärdiktatur

4. Anhang

5. Literaturverzeichnis

6. Erklärung des Verfassers

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1. Einleitung: Historische Einführung in die Geschichte Brasiliens

Brasilien ist schon seit mehreren tausend Jahren besiedelt. Am 22.April 1500 entdeckte

der Portugiesische Schiffsreisende Pedro Álvares Cabral die Küste Brasiliens und machte

sofortigen Kontakt mit den Indianern, die das Land bewohnten.

Pedro Álvares Cabral nannte das Land "Brasil", das vom Wort "glühen" abgeleitet wird,

weil die ersten Bäume, die dort erblickt worden sind, einen rötlich gefärbten Baumstamm

hatten. Die Portugiesen besetzten das Land und machten die Indianer zu ihren Sklaven,

aber viele Indianer starben. Portugal ließ Sklaven aus Afrika nach Brasilien transportieren

um sie als billige Arbeitskräfte auf den Zuckerplantagen einzusetzen.

1788 versuchte der Zahnarzt Tiradentes einen Aufstand, der jedoch scheiterte und

Tiradentes wurde 1792 hingerichtet. Heute ist er einer von Brasiliens wichtigsten

Nationalhelden. Als 1807 Napoleon Portugal besetzte, flüchtete der König João VI. nach

Brasilien, was Brasilien den "Status eines gleichberechtigten Mitglieds des Mutterlandes“

verlieh.1

Schon bald musste João VI. zurück nach Portugal um den Anspruch auf seinen Thron zu

erheben und überließ die Macht seinem Sohn Pedro I. der sich am 22.September 1822

zum ersten brasilianischem Kaiser krönte. Viel Aufstände entstanden und viele Provinzen

versuchten sich von Portugal unabhängig zu erklären. 1831 floh Kaiser Pedro I. nach

Portugal wegen eines Militäraufstandes und wurde dort zum Nachfolger seines Vaters.

Seine Macht in Brasilien wurde auf seinem fünfjährigem Sohn Pedro II. übertragen.

Pedro II. wurde als er neun Jahre alt war zum Kaiser ernannt.

Brasilien war sehr mächtig, da es durch Kautschukexporte große Massen an Geld

einnahm. 1865 besiegten Brasilien, Argentinien und Uruguay den gemeinsamen

Kriegsgegner Paraguay. Als Kaiser Pedro II. dank der Hilfe Prinzessin Isabels 1888 die

Sklaverei verbot, führte dies zu Aufständen der Reichen des Landes, wodurch Pedro II.

sich 1889 gezwungen sah ins Exil zu gehen.

1 Vgl. zu den Angaben über die Geschichte Brasiliens: Klaus R.C.Ciesielski, Geschichte Brasiliens (http://www.brasil-web.de/brasil/brgesch.htm)

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Am 24.Februar 1891 wurde die erste Föderative Republik Brasiliens oder RUSB

(Republic of United States of Brazil) ausgerufen. Im 2.Weltkrieg gehörte Brasilien zu den

Alliierten und entsandte 25.000 Soldaten zur Schlacht von Monte Cassino in Italien.

Als 1961 Silva Quadros zum Präsidenten ernannt wurde, versuchte er die wirtschaftliche

Unabhängigkeit von den USA zu erlangen und die Finanzlage des Staates zu verbessern.

Wenige Monate später übergab er die Präsidentschaft an den damaligen Vize-Präsidenten

João Goulart. Da Goulart jedoch Kommunist war, entschloss sich das Militär einen

Putsch durchzuführen. Am 2.April 1964 gingen mehr als eine Million Personen in Rio de

Janeiro auf den Straßen, um zu protestieren. Durch die Proteste und den Putsch sah sich

João Goulart gezwungen in Exil zu treten. Die Präsidentschaft wurde von Marschall

Humberto Castello Branco übernommen und der Kongress wurde mithilfe des

institutionellen Aktes aufgelöst.

2. Die Militärdiktatur in Brasilien von 1964-1985

2.1. Ereignisse vor dem Putsch und der Sturz Goularts

João Belchior Marques Goulart übernahm die brasilianische Präsidentschaft am 7.

September 1961. Bereits 1964 wurde er aus dem Amt vertrieben und musste ins Exil, wo

er am 6.Dezember 1976 starb.2

Die USA hatte eine entscheidende Rolle an dem Untergang Goularts und an der Diktatur.

Der Botschafter Lincoln Gordon gab offiziell zu, dass die USA die Anti-Goulart Wahlen

1962 beinflussten und die Feinde Goularts ermutigten und unterstützten. Goulart war ein

bekannter Kommunist und die USA wollte die Bedrohung des Kommunismus in

Südamerika ausschalten.

Als die neue Regierung ausgerufen wurde, wurde diese sofort von den USA anerkannt

und weitere Berichte von Botschaftern besagen, dass nicht weit von der Küste Brasiliens

sich 4 Öltanker befanden, die im Fall einer Hilfsnot für das Militär im Putsch eingreifen

sollte. Die ganze Operation wurde "Brother Sam" genannt.3 Dieser Name bezieht sich auf

"Uncle Sam" und auf die Aussage Brasilien und Amerika würden Brüder sein.

2 Ein guter kurzer Überblick über die Geschichte Brasiliens seit 1945 findet sich in: Der Grosse PLOETZ. Die Daten Enzyklopädie der Weltgeschichte. Daten, Fakten, Zusammenhänge. 32., neubearbeitete Auflage, Freiburg in Breisgau 1998, S.1854ff.3

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Tatsächlich war jedoch das Brasilien, wirtschaftlich gesehen, von Amerika Abhängig

und Amerika wollte diese Abhängigkeit für seinen eigenen Vorteil ausnutzen.

Als 1964 der Militärputsch stattfand, nahm Washington an der Meinung teil, das der

Putsch der "demokratischen Kräften" die Internationale Hand des Kommunismus

abgeschnitten hatte.[Vgl. Quelle 4]

2.2. Die Militärdiktatur

Marschall Humberto de Alencar Castello Branco wurde 1964 zum neuen Präsidenten

Brasiliens ernannt, da wegen des neuen Regimes kein ziviler Politiker zur Verfügung

stand. Die Absicht war es, unter militärischer Führung die politisch-wirtschaftlichen

Reformen kontrollieren zu können. Branco weigerte sich jedoch einzugestehen João

Goulart entsorgt zu haben und dem Militär die komplette Macht übergeben zu haben.

Dadurch entstanden Unruhen und Castello Branco scheiterte daran sowohl die

Bevölkerung als auch das Militär zufriedenzustellen. Ihm wurde zugeworfen

diktatorische Maßnahmen benutzt zu haben. Damit er die Unruhen etwas mildern konnte,

musste er zuerst den Kongress auflösen und das Militär die Vollmacht an Legislative und

Judikative zu übergeben. Trotz allen Drohungen versuchte Castello Branco trotzdem sich

an einem Niveau der Demokratie zu halten. Seine Wirtschaftsreform war eine wichtige

Säule für das brasilianische Wirtschaftswunder der nächsten zehn Jahren.

Bis 1965 schaffte er es präsidentielle Macht beizubehalten, aber dafür musste er

Marschall Artur da Costa e Silva als seinen offiziellen Nachfolger akzeptieren und seine

Macht noch einmal durch den 2. institutionellen Akt, der im Oktober 1965 eingeführt

wurde, bekräftigen.

2.3. Ereignisse zwischen 1964-1985

Ein Begriff für die Diktatur in der Zeit von 1964-1985 ist auch "Anos de Chumbo", was

übersetzt die Blei-Jahre bedeutet. Dieser Name wurde von den Medien benutzt, da zu

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dieser Zeit viele politische Verfolgungen und Unterdrückung stattfanden. Passend zum

Kalten Krieg, der ebenfalls in dieser Zeit stattfand, ging es in Brasilien ebenfalls um den

Kampf zwischen Kapitalismus und Kommunismus. Das Militär erklärt die "Revolution

von 1964" als nötige Methode, die "Kommunistisierung" des Landes zu verhindern.

Die Unterdrückung fing schon am Anfang der Diktatur an. Wer gegen das neue Regime

oder sogar neutral war, galt als Staatesfeind und Verbrecher und durfte

gefangengenommen, wenn nicht sogar umgebracht, werden.

Marschall Humberto de Alencar Castello Branco übernahm die Macht am 15.pril 1964

und sagte öffentlich, er wolle nur solange bleiben, bis die Lage in Brasilien sich

stabilisiert habe. Am 13. Juni 1964 wurde der brasilianische Nationale

Informationsdienst SNI gegründet.4

Am 24. Jänner 1967 wurde eine neue Verfassung für Brasilien veröffentlicht, welche eine

Diktatur berechtigte und die Mächte des Präsidenten erweiterte. Zensiert wurde inoffiziell

schon seit dem Putsch, aber offiziell wurde die "Nationale Sicherheitsregel" erst am

3.März 1967 eingeführt, welche die Überwachung und Zensierung legalisierte.

Nach dem Rücktritt Castello Brancos wurde am 15. März 1967 General Artur da Costa e

Silva als einziger Kandidat neuer Präsident Brasiliens. Überall auf dem Land wurde

protestiert und der Widerstand wurde langsam terroristisch.

Am 18. Juli 1967 starb Ex-Präsident Castello Branco bei einem Flugzeugabsturz.

Einer der größten Proteste während des Regimes war höchstwahrscheinlich der

Studentenprotest in Juli 1968, wo mehr als 100.000 Personen mehr als sieben Stunden

lang auf den Straßen Rio de Janeiros protestierten. Costa e Silva trat von seinem Amt am

31.August 1969 zurück. Eine inoffizielle Tatsache ist es, dass nach dem Sieg in der

Weltmeisterschaft von 1970, die brasilianische Bevölkerung sich "umarmte", was in der

Meinung von vielen eine große Erleichterung nach den sechs Jahren Unterdrückung war.

Präsident Costa e Silva starb an einen Schlaganfall in Oktober 1969 und die

"demokratische Maske"[Vgl.Quelle 4;S.2]5?????????fiel hinab. Das Militär überließ die

Macht dem General Emílio Garrastazú Médici, welcher bis 1974 regierte. Im Laufe

4 SNI bedeutet Serviço Nacional de Informações und seine Aufgabe war es Informationen über potentielle Staatesbedrohungen zu verschaffen.5 Vergleiche Quelle 4?????????

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dieser Zeit wurde die Transamazonische Autobahn und die größte hydroelektrische

Anlage der Welt am Rio Paraná gebaut.

Die Zeit von 1968-1974 gilt als die dunkelste des Regimes. Zensur, Verhaftungen und

Folter erreichten in dieser Zeit einen kritischen Stand und 1974 trat Ernesto Geisel zur

Präsidentschaft an. Präsident Ernesto Geisel war nicht unumstritten: Die Radikalen waren

gegen ihn, aber glücklicherweise war sein Bruder der Verteidigungsminister.

Alle, die zu Castello Branco hielten, hielten auch zu Geisel. Im Laufe seines Amtes

bildete Geisel Säulen für die Rückkehr zu der Demokratie, musste aber dennoch einige

Diktaturgesetze gelten lassen.

Brasilien war zu der Zeit mit mehr als drei Milliarden Dollar verschuldet, durch die Zeit

des Regimes wuchs die Verschuldung, wobei einer der Hauptbeteiligten Ernesto Geisel

war, der mehrere Milliarden auslieh um Brasilien durch die Ölkrise zu helfen, weil

Brasilien zu 80% von importiertem Öl abhängig war.1975 vereinigte sich Brasilien mit

West-Deutschland um Atomkraftwerke aufzubauen, was jedoch mit der USA Konflikte

auslösten. 1977 wurde die militärische Allianz zwischen Brasilien und USA deshalb von

Präsident Geisel unterbrochen. 1979 wurde General Figuedeiro der neue Präsident

Brasiliens. Nach einen Bombenanschlag 1981 war die Unzufriedenheit so groß, dass sich

das Volk endlich zusammenschloss, die Diktatur abschaffte und die Demokratie wieder

einführte. Es gab zwar Widerstand, aber dieser Bestand nur aus kleineren isolierten

Gruppen von Zivilbürgern, Studenten und Kommunisten. An einem Widerstand

teilzunehmen oder gar eine Gruppe anzuführen, war aber höchst riskant, da sich

Polizisten unter diesen Gruppen mischten und man von der SNI (Nationaler

Informationsdienst) ständig überwacht wurde.

1979 wurde der letzte Militärische Präsident ernannt, der bis 1985 regierte:

General João Figuedeiro. Er sagte sein Ziel sei es, das Land wieder zu einer Demokratie

zu führen.

1980 fanden mehrere Proteste in São Paulo statt, wo viele Protestierende und Studenten

(inklusive der spätere Präsident Luiz Ignácio da Silva Lula) verhaftet wurden.

Als in April 1981 ein Bombenanschlag stattfand und Figuedeiro sich als zu schwach

erwies die Täter zu bestrafen, löste dies eine landesweite Entschlossenheit, das Regime

abzuschaffen.

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3. Beurteilung der Militärdiktatur

Durch Interviews mit Verwandten, aus Büchern und eigenen Gedanken über die damalige

Zeit bin ich auf folgendes Urteil gekommen.

Ein anfängliches Problem war die Einmischung der USA. Nach der Aussage des

damaligen Botschafter Amerikas waren die USA eindeutig Schuld an der Manipulierung

des Systems und des Volkes.

Viele wenn nicht sogar alle Bürger Südamerikas, nicht nur Brasilianer, meinten, die

Vereinigte Staaten wollten nicht nur den Kommunismus bekämpfen, sondern sie sahen

im Putsch eine Chance auf eine Schwächung Brasiliens, was Brasiliens Abhängigkeit

gegenüber den USA wieder stärken würde, was anschließend auch Konsequenzen für

ganz Südamerika haben würde.

In dem Interview wurde hierzu gesagt, dass

Auch die Rolle der Radikalisten spielten eine wichtige Rolle, man führt den Tod von

Costa e Silva und Castello Branco oft auf sie zurück, denn kurioserweise starben Beide

zu der Zeit, als sie eine wahrscheinliche Übergabe der Macht an einen zivilen Politiker

oder selbst Widerstand gegen die Diktatur zeigten.

Die enormen Schulden und die Kriminalität, die nach dem Regime vorkamen, sind

eindeutige Zeichen darauf, dass die Militärdiktatur in Brasilien für das Land eine absolute

Katastrophe war.

Eine sehr unumstrittene Theorie ist es, dass Brasilien heutzutage zu einem der

mächtigsten und reichsten Länder gehören würde, mit viel weniger Gewalt und Armut,

wenn der Putsch 1964 gescheitert wäre und die Diktatur nie passiert wäre.

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4.ANHANG

Die Institutionelle Akte:

I.A-1 (1. Institutioneller Akt):

Am 9. April 1964 wurde der erste Institutionelle Akt veröffentlicht, welcher alle

politische Rechte von denen, die gegen das neue Regime sein könnten, verbot. Alle, die

sich dagegen wehrten, wurden mit Gefängnis, Jagd und Exil bedroht.

I.A-2 (2.Institutioneller Akt):

Eine Erweiterung des ersten Aktes, wobei die Legislative und Judikative viel Macht

verloren, während die Exekutive verstärkt wurde. Der zweite Akt wurde am 27.Oktober

1965 eingeführt.

I.A-3 (3.Institutioneller Akt):

In Februar 1966 wurde erneut ein Akt eingeführt. Dieser legalisierte indirekte Wahlen die

auch für Kanzler möglich waren.

Die Gründung zwei neuer Parteien wurden ebenfalls somit erlaubt:

Die "Aliança Renovadora Nacional(ARENA)" oder Nationale Allianz der Erneuerung

wurde zur Unterstützung der Regierung und die erste Widerstandspartei, "Movimento

Democrático Brasileiro(MDB)" oder Demokratische Bewegung Brasiliens wurden

gegründet.

I.A-4 (4. Institutioneller Akt):

7.Dezember 1966 veröffentlicht.

I.A-5 (5. Institutioneller Akt):

Interview mit einem Familienmitglied:

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1.) Wie erlebten sie die damalige Zeit des Regimes?

Als der Militärputsch stattfand, war ich 17 Jahre alt.

Brasilien befand sich in einer schweren Zeit mit vielen Protesten und Streiks.

Das Land brauchte wirklich eine Stabilisierung, aber nicht von einem Militärputsch, der

sich in den Kasernen formierte mit der Inspiration ehrgeiziger Politiker.

Als das Militär Castello erwählte und er meinte, nur für eine Stabilisierung zu sorgen und

bereits in einem Jahr einen neuen Präsidenten zu ernennen, dachten viele der Putsch wäre

Vorteilhaft für den Staat.

Aber eine Gruppe vom Militär wollte die Macht an sich halten und das führte zu 21

grausame Jahren krimineller Diktatur mit drastischen Konsequenzen für unser Land.

So war eine Folge, dass Brasilien von dem Regime 3,7 Millarden Dollar Schulden

übernahm, was mehr als genug war.

Nach der Militärdiktatur stiegen die Schulden auf ganze 140 Millarden Dollar.

Von allen Konsequenzen, die ich bemerkte, war die größte, dass während des Regimes

das Militär und die Polizei alles tun konnten, außer sich gegen sich selbst zu stellen.

Die Brutalität, die stattfand, ist meiner Meinung nach einer der Hauptgründe für die

heutige Kriminalität Brasiliens.

2.)Wie war es, als du während des Regimes dem Militär dientest?

1966 trat ich den einjährigen Pflichtdienst an, aber das Militär wollte mich für einige

weitere Jahre behalten. Ich diente als Leutnant für zwei Jahre, was ziemlich

widersprüchlich war, weil ich gleichzeitig Anführer einer Studentengruppe war und

Studenten waren damals Staatsfeinde. Dies führte dazu, dass man im Jahr 1968 versuchte

mich während eines Protestes umzubringen, aber der Schuss verfehlte mich

glücklicherweise und ich konnte in der Menschenmenge entkommen.

Selbstverständlich hatte ich an diesem Tag keine Uniform an, denn ich war ja zu

Diensten der Studenten bei diesem Protest.

3.)Wie war das Leben während der Diktatur?

Es war schwer genug Student zu sein. Wenn man noch dazu beim Militär war, war es die

reinste Hölle. Man wusste, dass ich Anführer einer Studentengruppe war, deshalb durfte

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man bei mir auf keinen Fall ein falsches Benehmen bemerken, denn sonst hätte dies die

sichere Verhaftung und Folter bedeutet.

Die Zensur war enorm und man musste umso mehr aufpassen, sogar an der Universität.

Bei einer Vorlesung sprachen ein Kommilitone und ich über die Unfreiheit der Studenten

und wussten aber nicht, dass sich im Raum mehrere Polizisten befanden, die in

Alltagskleidung als Studenten teilnahmen.

Wegen meines Kommentars wurde ich als Staatsfeind und Kommunist registriert.

4.) Gab es denn auch Vorteile?

Nur am Anfang, da es eine gewisse Ordnung in Brasilien gab, die wirklich gebraucht

wurde, aber diese war unter diktatorischen Bedingungen, was insgesamt sehr nachteilig

gewesen ist.

Vielen Dank für das Interview!

Kein Problem, ich hoffe es hilft um einen Einblick in das damalige Leben zu kriegen.

(Interview geführt am 20.2.207 von Luan Moreira da Silva de Oliveira mit Anonym )

5. Literaturverzeichnis

- Ciesielski, Klaus R.C., Geschichte Brasiliens (http://www.brasil-web.de/brasil/brgesch.htm)

- Der Grosse PLOETZ. Die Daten Enzyklopädie der Weltgeschichte. Daten, Fakten, Zusammenhänge. 32., neubearbeitete Auflage, Freiburg in Breisgau 1998

6. Erklärung des Verfassers

Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig verfasst und nur die im

Anhang angeführten Quellen und Hilfsmittel benutzt habe. Zitate wurden als solche

ausgewiesen.

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Peking, den 26.2.2007

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