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21. SEPTEMBER 1935 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 14 . JAHRGANG. Nr. 3 8 1365 im Urin gesunder Tiere nachweisen kSnnen. Es kann allerdings auch nut eine Form vorhanden sein, oder das Vitamin C kann tiberhaupt vollstAndig fehlen. Letzteres beobachtet man bei 2 Tage und lXnger unter skorbuterzeugender Dixt gehaltenen Tieren, so- fern es sich um solche Arten handelt, die unfXhig sind, das Vitamin C zu synthetisieren. Von diesem Zeitpunkt an bis zum 6. Tage dieser Di~t Iinden sich noch geringe Mengen Vitamin C im Innern des Orga- nismus, z. B. im Blur, in der Lumbalfltissigkeit, in der Linse usw. Unser Vorgehen l~13t sieh also dahin zusammenfassen, dab in erster Linie der Dienolgehalt mittels des Bezssonoffschen Reagens bestimmt wird; erst in zweiter Linie bedient man sich der Messung des Reduktionsverm6gens zur Vervollst~ndigung und Korrektur des Hauptverfahrens. Mittels dieser kombinierten Methode haben wir an unserer Klinik zum ersten Male die Synthese des Vitamin C im Organismus des gesunden menschlichen Sauglings, sein Verschwinden bei kranken SAuglingen und bei gesunden ~,lteren Kindern im Urin nach 2 Tagen und im Blut nach 5 Tagen skorbutigener Kost, die jahreszeitlichen Schwankungen des Vitamin C-Gehaltes in der Kuhmilch usw. fest- stellen k6nnen. Bei Anwendung des Dichlorphenolindophenol- Verfahrens w~tren diese Tatsachen der Beobachtung entgangen. Wir gehen also welter als GABBE, der die M6glichkeit der Ver- wendbarkeit der Dichlorphenolindophenol-Methode in gewissen FXllen und unter Einhaltung einer bestimmten Technik zugesteht; wir verwerfen diese Methode vollst~ndig. Literatur: E. GABBE, Klin.Wschr. 19;14, 1389. -- W.v. DRIGALSKI, Klin. Wschr. 19;15, 338. -- ]~. GARBE, Klin. Wschr. 19;13,613. W.v. DRIGALSKI, Klin. Wschr. 19;15, 614. - - Zur eingehendenOrielltierung tiber unsere Technik und unsere Ergebnisse sei auf folgendeArbeiten verwiesen: N. BEZSSONOFP, A. DELIRE et H. VAN WIEN, Bull, Soc.Chirn.biol. Paris 19;14, 11o7, 1133 et 1161. -- P. ROHMER, N. BEZSSONOFF et E. STOERR, Bull. Acad. M6d. Paris 111 (1934). -- P. ROHMER, N. BEZSSONOPF, R. SACREZ et E. STOt~RR, C.r. Soc.Biol. Paris 116, 1414 (1934). -- P. ROHMER, N. BEZSSONOFF et E. STOERR, C. r. Soc. Biol. Paris 118, 58 (1934) -- Bull. Acad. M~d. Paris 11;1 (1935). -- P. ROHMER, N. BEZSSONOFF,E. STOERR et J. PERIER, C. r. Soc. Biol. Paris 118, lO9O(1935). KURZE WISSENSCHAFTLICHE MITTEILUNGEN. ZU- UND ABNAHME DER 0RTLICH BETAUBENDEN WlRKUNG DES COCAINS BEI LANGER DAUERNDER ANWENDUNG. Von M. KOCHMANN und BR. POHLEMANN. Instilliert man einem Kaninchen oder Meerschweinchen eine i- oder 5proz. LSsung yon Cocainhydrochlorid in den Augenbindehautsack und wiederholt diese EintrAuflung Inehrere Tage hintereinander, so nimmt die Dauer der AnAsthe- sie allm~hlich ab. Nach etwa einer Woche ist sie gewShnlich auf ungefAhr die HMfte des urspriinglichen Wertes gesunken. In manchen FAllen rufen CocainlSsungen, die bei nicht vor- behandelten Tieren eine sichere An~tsthesie bedingen, tiber- haupt keine VollanXsthesie mehr hervor. So ist z.B. nach Instillation einer i proz. LSsung der Hornhautreflex der ,,immunisierten" Tiere erhalten, wXhrend er ohne Vorbehand- lung mit 5proz. CocainlSsung 18 Minuten lang aufgehoben ist. Wenn man aber CocainlSsungen geringer Konzentration, o,o5--o, 5 %, in den Augenbindehautsack eintr~tufelt, so wird umgekehrt die AnAsthesiedauer wesentlich verl~ngert; ja, es tritt nach Cocainl6sungen, die bei der ersten Instillation den Cornealreflex nicht zu unterdrtieken vermochten, eine Voll- anlisthesie ein. Mit anderen LokalanXstheticis, Novoeain, Stovain, Per- cain, lassen sich gleiche Ergebnisse nicht erzielen. Diesen Befunden, die einerseits in das Gebiet der An- gew6hnung, Toleranzsteigerung und Immunisierung, anderer- seits in das der Sensibilisierung und Allergie geh6ren, k6nnen lediglich lokale, vielleicht aber auch Allgemeinver~tnderungeI~ des tierischen Organismus zugrunde liegen. Die Arbeit er- scheint ausftihrlich im Arch. f. exper. Path. (Aus dem Pharma- kologischen Institut der Martin Luther-Universiti~t Halle- Wittenberg.) EINE NEUE METHODE DER PLETHYSMOGRAPHIE AM MENSCHEN. Von L. ASHER und E. HOPE. Jeder, der plethysmographische Untersuchungen gelnacht hat, wird wohl die grol3en l~lbelst~nde bemerkt haben, welche das Einschlief3en einer ExtremitAt, etwa des Armes, in einen Glascylinder und die Dichtung mit einer Gumlnimanschette mit sich bringen. Diesen ~dbelstAnden soll die nachfolgend beschriebene Mettlode begegnen, bei welcher der Arm voll- stAndig frei gelagert wird und nur die Hand zur Ruhighaltung einen Holzgriff umfal3t. Das Prinzip der Methode besteht darin, dab der Arm in den Kondensator eines Schwingungs- kreises gebracht wird, der zun~tchst Init einem zweiten Schwin- gungskreis zusammen auf einen bestimmten Ton eingestellt wird. Volumver~tnderungen des Armes verstimmen den einen Schwingungskreis, so dab Schwebungen entstehen, die auf einen dritten Schwingungskreis iibertragen werden. Diesen ersten Teil der Anordnung zeigt Abb, i. Der Schwebungs- kreis wird auf einen Zwischenverst~rker tibertragen, an dem man mit Hilfe eines Lautsprechers die in das Akustische iibersetzte Volumenschwankungen abnehmen kar!n. Ftir exakte Aufnahmen wird der Verstlirker einem Audion oder Anodengleichrichter zugeftihrt, welch letzterer die Frequenz- IZO Volt 120 Voll dllllllll lh I ~APm 7= i ~F Au~sang Abb. I. Schwebungsempf~inger. veriinderungen in Intensit~tsver~nderungen umsetzt und auch verst~irkt. Die gleichgerichteten Schwankungen werden ver- Inittelst eines Kraftversdirkers auf einen Oscillographen iiber- tragen. IDle Ablenkungen des Lichtstrahls durch den Spiegel des Oszillographen werden photographisch registriert. Auf diese Weise erhAlt man Kurven, welche den Volumenschwan- Osoillogroph Kratlveml~ ! "~ // A8o Abb. 2. Gesamtanordnung. kungen des ruhig verhaltenen Armes entsprechen. Eine l]ber- sicht der Anordnung gibt Abb. 2. Diese plethysmographische Methode arbeitet so fein, dab Volumenschwankungen yon 1/10 ccm und weniger auf den Kurven deutlich sicht- und Inel3bar sind. Die Atem- und Pulsschwankungen des Armvolumens sind an den Kurven mel3bar. Die genauere Beschreibung der 3/iethode wird durch HOPF an anderer Stelle erfolgen. (Aus dem physiologischen Institut [Hallerianum] der Universitiit Bern.)

Zu- und Abnahme der Örtlich Betäubenden Wirkung des Cocains Bei Länger Dauernder Anwendung

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Page 1: Zu- und Abnahme der Örtlich Betäubenden Wirkung des Cocains Bei Länger Dauernder Anwendung

21. SEPTEMBER 1935 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 14 . J A H R G A N G . Nr . 3 8 1365 im Urin gesunder Tiere nachweisen kSnnen. E s kann allerdings auch nut eine Form vorhanden sein, oder das Vitamin C kann tiberhaupt vollstAndig fehlen. Letzteres beobachtet man bei 2 Tage und lXnger unter skorbuterzeugender Dixt gehaltenen Tieren, so- fern es sich um solche Arten handelt, die unfXhig sind, das Vitamin C zu synthetisieren. Von diesem Zeitpunkt an bis zum 6. Tage dieser Di~t Iinden sich noch geringe Mengen Vitamin C im Innern des Orga- nismus, z. B. im Blur, in der Lumbalfltissigkeit, in der Linse usw.

Unser Vorgehen l~13t sieh also dahin zusammenfassen, dab in erster Linie der Dienolgehalt mittels des Bezssonoffschen Reagens bestimmt wird; erst in zweiter Linie bedient man sich der Messung des Reduktionsverm6gens zur Vervollst~ndigung und Korrektur des Hauptverfahrens.

Mittels dieser kombinierten Methode haben wir an unserer Klinik zum ersten Male die Synthese des Vitamin C im Organismus des gesunden menschlichen Sauglings, sein Verschwinden bei kranken SAuglingen und bei gesunden ~,lteren Kindern im Urin nach 2 Tagen

und im Blut nach 5 Tagen skorbutigener Kost, die jahreszeitlichen Schwankungen des Vitamin C-Gehaltes in der Kuhmilch usw. fest- stellen k6nnen. Bei Anwendung des Dichlorphenolindophenol- Verfahrens w~tren diese Tatsachen der Beobachtung entgangen.

Wir gehen also welter als GABBE, der die M6glichkeit der Ver- wendbarkeit der Dichlorphenolindophenol-Methode in gewissen FXllen und unter Einhaltung einer bestimmten Technik zugesteht; wir verwerfen diese Methode vollst~ndig.

Literatur: E. GABBE, Klin. Wschr. 19;14, 1389. -- W.v. DRIGALSKI, Klin. Wschr. 19;15, 338. -- ]~. GARBE, Klin. Wschr. 19;13,613. W.v. DRIGALSKI, Klin. Wschr. 19;15, 614. - - Zur eingehenden Orielltierung tiber unsere Technik und unsere Ergebnisse sei auf folgende Arbeiten verwiesen: N. BEZSSONOFP, A. DELIRE et H. VAN WIEN, Bull, Soc. Chirn. biol. Paris 19;14, 11o7, 1133 et 1161. -- P. ROHMER, N. BEZSSONOFF et E. STOERR, Bull. Acad. M6d. Paris 111 (1934). -- P. ROHMER, N. BEZSSONOPF, R. SACREZ et E. STOt~RR, C.r. Soc. Biol. Paris 116, 1414 (1934). -- P. ROHMER, N. BEZSSONOFF et E. STOERR, C. r. Soc. Biol. Paris 118, 58 (1934) -- Bull. Acad. M~d. Paris 11;1 (1935). -- P. ROHMER, N. BEZSSONOFF, E. STOERR et J. PERIER, C. r. Soc. Biol. Paris 118, lO9O (1935).

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N .

ZU- UND ABNAHME DER 0RTLICH BETAUBENDEN WlRKUNG DES COCAINS BEI LANGER

DAUERNDER ANWENDUNG.

Von

M. KOCHMANN und BR. POHLEMANN.

Ins t i l l ier t m a n e inem Kan inchen oder Meerschweinchen eine i- oder 5proz. LSsung yon Cocainhydrochlor id in den A u g e n b i n d e h a u t s a c k und wiederhol t diese Eint rAuf lung Inehrere Tage h in te re inander , so n i m m t die Dauer der AnAsthe- sie al lm~hlich ab. Nach e twa einer Woche ist sie gewShnl ich auf ungefAhr die HMfte des urspr i ingl ichen Wer t e s gesunken. In m a n c h e n FAllen rufen CocainlSsungen, die bei n ich t vor- b e h a n d e l t e n Tieren eine sichere An~tsthesie bedingen, tiber- h a u p t keine VollanXsthesie mehr hervor . So ist z . B . nach Ins t i l l a t ion einer i proz. LSsung der H o r n h a u t r e f l e x der , , immunis ie r t en" Tiere erhal ten, wXhrend er ohne Vorbehand - lung mi t 5proz. CocainlSsung 18 Minuten lang aufgehoben ist.

W e n n man aber CocainlSsungen ger inger Konzen t r a t i on , o ,o5- -o , 5 %, in den Augenb indehau t s ack eintr~tufelt, so wird u m g e k e h r t die AnAsthes iedauer wesen t l i ch ver l~nger t ; ja, es t r i t t nach Cocainl6sungen, die bei der e r s t en Ins t i l l a t ion den Cornealref lex n ich t zu un te rdr t i eken ve rmoch ten , eine Voll- anlisthesie ein.

Mit ande ren LokalanXstheticis , Novoeain, Stovain, Per - cain, lassen sich gleiche Ergebnisse n ich t erzielen.

Diesen Befunden, die einersei ts in das Gebie t der An- gew6hnung, Toleranzs te igerung und Immunis ie rung , anderer - seits in das der Sensibi l is ierung und Allergie geh6ren, k6nnen lediglich lokale, viel leicht aber auch Allgemeinver~tnderungeI~ des t ie r i schen Organismus zugrunde liegen. Die Arbe i t er- scheint ausft ihrl ich im Arch. f. exper. Pa th . (Aus dem Pharma- kologischen Institut der Martin Luther-Universiti~t Halle- Wittenberg.)

EINE NEUE METHODE DER PLETHYSMOGRAPHIE AM MENSCHEN.

Von

L. ASHER und E. HOPE.

Jeder , der p l e thysmograph i sche U n t e r s u c h u n g e n ge lnacht hat , wi rd wohl die grol3en l~lbelst~nde b e m e r k t haben, welche das Einschlief3en einer Ext remi tAt , e twa des Armes, in e inen Glascyl inder und die Dich tung mi t einer G u m l n i m a n s c h e t t e mi t sich br ingen. Diesen ~dbelstAnden soll die nachfo lgend beschr iebene Mett lode begegnen, bei welcher der A r m voll- stAndig frei gelagert wird und nur die H a n d zur R u h i g h a l t u n g einen Holzgriff umfal3t. Das Pr inz ip der Methode b e s t e h t darin, dab der A r m in den K o n d e n s a t o r eines Schwingungs- kreises gebrach t wird, der zun~tchst Init e inem zwei ten Schwin- gungskreis zu sammen auf einen b e s t i m m t e n Ton eingestel l t wird. Volumver~tnderungen des Armes v e r s t i m m e n den einen Schwingungskreis , so dab Schwebungen en ts tehen , die auf

einen d r i t t en Schwingungskre is i iber t ragen werden . Diesen e rs ten Teil der A n o r d n u n g zeigt Abb, i . Der Schwebungs- kreis wird auf einen Zwischenvers t~rker t iber t ragen, an dem m a n mi t Hilfe eines Lau t sp reche r s die in das Akus t i sche i iberse tz te V o l u m e n s c h w a n k u n g e n a b n e h m e n kar!n. Ftir exak te A u f n a h m e n wird der Vers t l i rker e inem Audion oder Anodengle ichr ich te r zugeft ihrt , welch l e tz te re r die F requenz-

IZO Volt 120 Voll dllllllll lh

I ~APm 7=

i ~F Au~sang

Abb. I. Schwebungsempf~inger.

ver i inderungen in In t ens i t~ t sve r~nde rungen u m s e t z t und auch verst~irkt. Die g le ichger ichte ten Schwankungen we rden ver - Ini t te ls t eines K ra f t v e r s d i rk e r s auf einen Osci l lographen i iber- t ragen. IDle Ab lenkungen des L ich t s t r ah l s du rch den Spiegel des Oszi l lographen werden pho tog raph i sch regis t r ie r t . Auf diese Weise erhAlt m a n Kurven , welche den V o l u m e n s c h w a n -

Osoillogroph

Kratlveml~ ! "~

// A8o Abb. 2. Gesamtanordnung.

kungen des ruhig ve rha l t enen Armes en t sp rechen . Eine l ]be r - s icht der A n o r d n u n g gibt Abb. 2.

Diese p l e t h y s m o g r a p h i s c h e Methode a rbe i t e t so fein, dab V o l u m e n s c h w a n k u n g e n yon 1/10 ccm und weniger auf den K u r v e n deut l ich s icht- und Inel3bar sind. Die A tem- und P u l s s c h w a n k u n g e n des A r m v o l u m e n s s ind an den K u r v e n mel3bar. Die genauere Beschre ibung der 3/iethode wird d u r c h HOPF an ande re r Stelle erfolgen. (Aus dem physiologischen Institut [Hallerianum] der Universitiit Bern.)