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Zukunftspreis Brandenburg

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Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie breit gefächert und innovativ die brandenburgischen Unternehmen aufgestellt sind. Davon zeugt ein Blick auf die Liste der diesjährigen Zukunftspreisträger. Da sind Produzenten von Medizintechnik oder hauswandgroßen Plakaten ebenso vertreten wie eine Firma, die Tagebaukippen in blühende Landschaften verwandelt, und eine Werkstatt, die Menschen mit Behinderungen einen Lebenssinn gibt.

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SONDERBEILAGE AM 7. NOVEMBER 2014

2014

Märkische OderzeitungMÄRKISCHE ZEITUNG

GRANSEE-ZEITUNGMÄRKISCHE ZEITUNG

RUPPINER ANZEIGER

ORANIENBURGER

GENERALANZEIGER

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2 Zukunftspreis Brandenburg 2014 RUNDSCHAU · 7. November 2014 REG!ONAL

Im Jahr 25 nach der Wende könnenwir feststellen: Die Wirtschaft imLand Brandenburg ist stabil. DerMittelstand als das Rückgrat unse-rer brandenburgischen Wirtschafthat sich in den vergangenen Jahrengut entwickelt. Ebenso die märki-sche Wirtschaft insgesamt, die sichdurch eine hohe Dynamik und star-ke Innovationskraft auszeichnet.Die Industrie im Land ist internatio-nal wettbewerbsfähig und derStandort auf einem gutem Weg,sich noch weiter als modern undnachhaltig zu profilieren. Branden-burg gehört zu den führenden Bun-desländern bei der Umsetzung derEnergiewende, es verfügt mit sei-nem Handwerk über eine verlässli-che Stütze und wird als Land in derMitte Europas bei Touristen immerbeliebter. Und mit einer Wachs-tumsrate von 0,7 Prozent war diebrandenburgische Wirtschaft imvergangenen Jahr nicht nur Spit-zenreiter in den neuen Bundeslän-dern: Der Wert lag auch über derdeutschlandweiten Wachstumsratevon 0,4 Prozent. All dies sind Erfol-ge, die sich sehen lassen können. Ausschlaggebend dafür waren derMut, unternehmerische Risiken ein-zugehen, die Kreativität und der En-thusiasmus von Unternehmern so-wie Fleiß und das Engagement derArbeitnehmerinnen und Arbeitneh-mer. Ihre Leistungsfähigkeit und ihrgesellschaftliches Engagement sindmitentscheidend für die Lebensqua-lität im Land. Aber auch die Rah-menbedingungen passen im LandBrandenburg. So haben auch unse-re wirtschaftspolitische Strategie„Stark für die Zukunft – Kräfte bün-deln“ und die Fördermittel vonLand, Bund und Europäischer Unionzu den Erfolgen der märkischenWirtschaft beigetragen. Der Zukunftspreis Brandenburgrückt nun einige der Unternehmen,die das Fundament unserer Wirt-schaft bilden, die für ein qualitativhochwertiges Angebot an Warenund Dienstleistungen sorgen undInnovationen vorantreiben, insRampenlicht. Diejenigen, die mit ih-ren Unternehmungen zu Arbeit undWohlstand im Land beitragen unddamit auch ihren Beitrag leisten,dass die Menschen in Brandenburgzuversichtlich in die Zukunft ihres

Landes blicken können, erbringendiese besonderen unternehmeri-schen Leistungen meist, ohne vielAufhebens davon zu machen. Des-wegen freue ich mich sehr, dass dieLeistungen von Betrieben und Un-ternehmen durch die Auszeichnung,die in diesem Jahr erstmalig von al-len sechs Wirtschaftskammern –den Industrie- und Handelskam-mern sowie den Handwerkskam-mern – vergeben wird, sichtbarwerden. Die Botschaft, die vom Wettbewerbum den Zukunftspreis ausgeht, ist:Erfolg entsteht durch Wettbewerbmit fairen Mitteln, durch eine hoheProdukt- und Servicequalität unddurch die Erkenntnis, dass Konkur-renten auch Partner sein können.Der Zukunftspreis ist auf diese Wei-se eine gute Werbung für unserebrandenburgische Wirtschaft insge-samt. Sie wird getragen von derIdee des Unternehmertums und en-gagierten Mitarbeiterinnen und Mit-arbeitern. Allein aufgrund der Viel-zahl von kleinen und mittleren Un-ternehmen und Handwerksbetrie-ben, die gegenwärtig und in nächs-ter Zeit zur Übergabe anstehen, ist

diese Art von Werbung jetzt undauch zukünftig von großer Bedeu-tung. Umso erfreulicher ist es, dass derZukunftspreis mit nahezu 100 Be-werbungen auch in diesem Jahrwieder auf gute Resonanz gestoßenist. Das zeigt: Die Unternehmen ha-ben den Willen zum Erfolg, sie ha-ben eine profunde Leistungsfähig-keit und nicht zuletzt eine enge Bin-dung an die Region.All dies will auch die brandenburgi-sche Wirtschaftspolitik nach Kräf-ten unterstützen, in Zusammenar-beit und im Dialog mit den Unter-nehmerinnen und Unternehmern.Allerdings auch im Wissen darum,dass wir eine Reihe von Herausfor-derungen zu meistern haben, wer-den von der Fachkräftesicherungbis hin zu notwendigen politischenEntscheidungen beispielsweise imUmfeld der Energiewende – unddies angesichts einer sich eintrü-benden Konjunktur, internationalenKrisensituationen sowie künftig im-mer weniger Fördermitteln von derEU und vom Bund. Die brandenbur-gische Landesregierung hat jedochfrühzeitig die Weichen für die Zu-

kunft gestellt. So war es eine derwichtigsten Aufgaben der vergan-genen Jahre, Konzepte für die Zu-kunft zu entwerfen: Die gemeinsa-me Innovationstrategie mit Berlinund die Clusterstrategie haben wirunterdessen mit Leben gefüllt,ebenso den Aktionsplan ProIndus-trie. In Zusammenarbeit mit der In-vestitionsbank des Landes Branden-burg haben wir die Angebote im Be-reich der darlehensfinanziertenFörderung für Unternehmen ausge-baut, die Breitbandstrategie befin-det sich in der Umsetzung, und denTechnologietransfer von der Wis-senschaft in die Wirtschaft treibenwir weiter voran, um nur einigeBeispiele zu nennen. Die Zukunft zu gestalten, ist also ei-ne vielfältige Aufgabe. Wie weit wirdamit im wirtschaftlichen Bereichgekommen sind, das zeigen unseindrucksvoll die Unternehmen, dieheute mit dem Zukunftspreis 2014ausgezeichnet werden.

Ralf ChristoffersVon 2009 bis 2014 Minister fürWirtschaft und Europaangelegen-heiten des Landes Brandenburg

Land stellt Weichen für ZukunftFachkräftesicherung und Energiewende sind Herausforderungen

Sieht Brandenburg gut aufgestellt: Ralf Christoffers Foto: dpa

Es ist immer wieder erstaunlich zusehen, wie breit gefächert und in-novativ die brandenburgischen Un-ternehmen aufgestellt sind. Davonzeugt ein Blick auf die Liste derdiesjährigen Zukunftspreisträger.Da sind Produzenten von Medizin-technik oder hauswandgroßen Pla-katen ebenso vertreten wie eineFirma, die Tagebaukippen in blühen-de Landschaften verwandelt, undeine Werkstatt, die Menschen mitBehinderungen einen Lebenssinngibt. Alle neun Firmen stehen fürein zukunftsorientiertes Branden-burg. Ebenso wie der Preisträgerdes Sonderpreises, Ulrich Zimmer,der sich um den handwerklichenBerufsnachwuchs verdient macht.Das sollte auch anderen Unterneh-mern Mut machen, innovative Ideenzu entwickeln. Jörg Schreiber

VielfältigesinnovativesBrandenburg

Impressum

Sonderveröffentlichung desMedienhauses LAUSITZER RUNDSCHAU

Verlag und Herausgeber:LR Medienverlag und Druckerei GmbH,Straße der Jugend 54, 03050 Cottbus

Geschäftsführer:Marcel PelletierRedaktion:

Bettina Friedenberg, Jan SiegelAnzeigenverkauf:

LR Media-Verkaufsgesellschaft mbH,Irina Juckenburg

Druck:LR Medienverlag und Druckerei GmbH

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REG!ONAL RUNDSCHAU · 7. November 2014 Zukunftspreis Brandenburg 2014 3

Von Jörg Schreiber

Berlin. Den Zukunftspreis Bran-denburg gibt es schon seit vielenJahren. Und doch ist die diesjährigeAuszeichnung eine Premiere. Dennerstmals wurde die Ehrung von al-len sechs Wirtschaftskammern imLand Brandenburg – den drei In-dustrie- und Handelskammern(IHK) sowie den drei Handwerks-kammern – gemeinsam ausge-schrieben. Und die Preisträger wer-den erstmals in allen großen Regio-nalzeitungen des Landes mit aus-führlichen Porträts in Wort und Bildvorgestellt; bei der Berichterstat-tung kooperieren die Regionalzei-tungen Märkische Oderzeitung, Lau-sitzer Rundschau und MärkischeAllgemeine Zeitung. Damit wurde die Auszeichnung, dieim Jahr 2004 als Zukunftspreis Ost-brandenburg erstmals verliehenwurde und seit 2008 den heutigenNamen trägt, zu einem noch mehrals bisher brandenburgweit beach-teten Preis. Und die Strahlkraftreicht weit darüber hinaus. Dasmacht die Auszeichnung noch wert-voller für die Preisträger – sie fin-den deutschlandweit Beachtungnicht zuletzt durch das Internetpor-tal des Zukunftspreises und durchdie Zukunftspreis-Beilage im Han-delsblatt. Dadurch wird der Wettbe-werb noch ein ganzes Stück attrak-tiver.

„Wir freuen uns über die gewach-sene Bedeutung des Preises, diesich auch in unseren Medienpart-nerschaften widerspiegelt“, wür-digt Klaus Aha, Vorsitzender derLandesarbeitsgemeinschaft der In-dustrie- und Handelskammern desLandes Brandenburg. Und JürgenRose, Präsident des Handwerks-kammertages des Landes Branden-burg, betont: „Durch den Zukunfts-preis werden besondere unterneh-merische Leistungen in das Lichtder Öffentlichkeit gerückt, die fürein modernes Brandenburg ste-hen.“Der Preis würdigt herausragende

Leistungen und Beispiele, die Mutmachen: kreative, aktive und inno-vative Unternehmen und Unterneh-mer, die ihre Ärmel hochkrempelnund in die Zukunft investieren. Ins-gesamt gingen in diesem Jahr 97gültige Bewerbungen ein. Die mitFachleuten aus der gesamten Regi-on besetzte Jury wählte unter denNominierten neun Preisträger aus:

� Big Image Systems Deutsch-land GmbH (Potsdam)

� Drei Schilde GebäudeserviceGmbH & CO. KG (Eberswalde)

� GETEMED Medizin- und Infor-mationstechnik AG (Teltow)

� Hoffnungstaler WerkstättengGmbH (Biesenthal)

� Hüffermann TransportsystemeGmbH (Neustadt/Dosse)

� MONT GmbH (Doberlug-Kirch-hain)

� Nagola Re GmbH (Jänschwal-de)

� PolymerTechnik Ortrand GmbH(Ortrand)

� Tischlerei Spatzier (Wiesen-burg/Mark)

Damit sind Firmen aus vielen Regio-nen Brandenburgs von Eberswalde

im Norden bis Ortrand im Süden so-wie aus unterschiedlichsten Spar-ten vertreten. Daneben wird zum zweiten Mal einSonderpreis an eine Person verlie-hen, die Außergewöhnliches für dieWirtschaft geleistet hat. Er geht indiesem Jahr an:

� Ulrich Zimmer, Inhaber undGeschäftsführer der HTS MüllroserHoch-, Tief- und Straßenbau GmbH.Nach Überzeugung der Jury hat Ul-rich Zimmer durch sein gesell-schaftliches Engagement herausra-gendes geleistet. Die Jury würdigtinsbesondere seinen Einsatz fürden handwerklichen Berufsnach-wuchs. Er ist Initiator und seit Jah-ren Mitorganisator des Tages desoffenen Unternehmens in seinerHeimatstadt Müllrose.

Alle Preisträger werden am Freitag,dem 7. November bei einem Festaktauf Schloss Neuhardenberg (Mär-kisch-Oderland) ausgezeichnet. Sieerhalten neben einem Firmenpor-trät in den Regionalzeitungen undKammerzeitschriften je einenImagefilm, eine hochwertige Steleund eine Urkunde. Zudem werdendie ausführlichen Jurybegründun-gen verkündet.

Umfangreiche Informationen rundum den Zukunftspreis gibt es aufder Homepage www.zukunftspreis-brandenburg.de

Premiere beim 11. ZukunftspreisErstmals wurde Auszeichnung von allen sechs Wirtschaftskammern gemeinsam ausgelobt

Ausgezeichnet: Die Preisträger des Vorjahres bei der Zeremonie in Neuhardenberg. Foto: Winfried Mausolf

DIE JURY

Klaus AhaPräsident der IHK Cottbus

Dr. Dagmar BrendelVorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Eberswalde

Thoralf ClevenChefredakteur Märkische Allgemeine (MAZ)

Peter DreißigPräsident der Handwerkskammer Cottbus

Beate FernengelPräsidentin der IHK Potsdam

Bettina FriedenbergDeskchefin der Lausitzer Rundschau (Mitglied der Chefredaktion)

Jochem FreyerVorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Frankfurt (Oder)

WolfHarald KrügerPräsident der Handwerkskammer Frankfurt (Oder) für die Region Ostbrandenburg

Frank MangelsdorfChefredakteur Märkische Oderzeitung

Dr. Ulrich MüllerLeiter der Geschäftsregion Brandenburg/Rügen der EWE VERTRIEB GmbH

Jürgen RosePräsident der Handwerkskammer Potsdam

Dr. Thomas SchneiderStellvertretender Vorstandsvorsitzender Sparkasse Oder Spree

Tillmann StengerVorsitzender des Vorstandes der ILB Investitionsbank des Landes Brandenburg

Dr. Milos StefanovicSprecher der Geschäftsführung Bürgschaftsbank Brandenburg

Jörg WaniekLeiter HR Management Vattenfall Europe Mining AG

Mario WernerMarktgebietsleiter Firmenkunden BrandenburgOst der Deutsche Bank Privat und

Geschäftskunden AG

Bärbel WichmannStudioleiterin Frankfurt (Oder) des Rundfunk BerlinBrandenburg

Björn WitteDirektionsbevollmächtigter der Zurich Gruppe

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4 Zukunftspreis Brandenburg 2014 RUNDSCHAU · 7. November 2014 REG!ONAL

Internationale Gemeinschaft: Die Fahnen der 28 EU-Staaten schmücken das Gebäude des Europäischen Rates in Brüssel. Foto: dpa

Potsdam. Über 4,5 Milliarden Eu-ro aus dem Europäischen Fonds fürregionale Entwicklung – kurz EFRE– sind seit dem Jahr 1991 in Bran-denburg investiert worden. Die Mit-tel trugen entscheidend zur nach-haltigen Entwicklung von Wirtschaftund Infrastruktur im Land bei. Da-mit wurde zugleich die Wettbe-

werbsfähigkeit Brandenburgs ge-steigert. Allein in der vergangenen Förder-periode von 2007 bis 2013 standenaus dem EFRE-Topf 1,5 MilliardenEuro zur Verfügung. Mit diesen Gel-dern wurden neue Arbeitsplätze ge-schaffen und bestehende Stellengesichert. Zudem wurden Verkehrs-wege verbessert, Innovationen er-möglicht, und es wurde in die For-schungs- und Bildungsinfrastrukturinvestiert. Ein großer Beitrag wurdemit der EFRE-Förderung zur nach-

haltigen Entwicklung in 15 Branden-burger Städten geleistet. Nicht zu-letzt trugen die EFRE-Mittel auchzur Verbesserung der Umweltsitua-tion in Brandenburg bei. Mit der Förderung wurden in denvergangenen sieben Jahren über6000 Projekte und Investitionsvor-haben verwirklicht, die aus eigener

Kraft nicht finanzierbar gewesenwären. Die Palette der Unterstüt-zungsmöglichkeiten reichte von Be-ratungen und der Starthilfe beiExistenzgründungen über die Be-reitstellung von Risikokapital bis hinzu Zuschüssen, um Investitionenund Innovationen abzusichern. DieGelder werden größtenteils überdie Investitionsbank des LandesBrandenburg (ILB) ausgereicht.Seit Beginn der neuen Förderperi-ode 2014 bis 2020 gehört Branden-burg – auch dank der Förderung

von EU, Bund und Land – zu den so-genannten Übergangsregionen. Dassind jene Regionen, deren Bruttoin-landsprodukt zwischen 75 und90 Prozent des EU-weiten Durch-schnittes liegt. Damit zählt dasLand aufgrund seines wirtschaftli-chen Erfolgs erstmals nicht mehr zuden weniger entwickelten RegionenEuropas. Bis zum Jahr 2020 werdenrund 846 Millionen Euro aus demEuropäischen Fonds für regionaleEntwicklung bereitstehen. Ein be-sonderer Schwerpunkt liegt dabeiauf der Förderung von Forschungund Entwicklung, wovon sowohl dieUnternehmen als auch die For-schungseinrichtungen profitierenwerden. Weitergeführt wird die Un-terstützung von Unternehmen mitZuschüssen, Darlehen und Beteili-gungen. Gute Aussichten auf eine Förderunghaben Vorhaben, die erkennbar da-zu beitragen, die Wirtschaftskraftund damit die Wettbewerbsfähig-keit des Landes Brandenburg zustärken. Einen größeren Stellen-wert erlangt die Minderung vonKohlenstoffdioxid-Emissionen – so-wohl in öffentlichen Infrastrukturenals auch in gewerblichen. Außer-dem wird mit einem Wettbewerbder integrierten Entwicklung vonstädtischen und ländlichen RäumenRechnung getragen.Die Verwendung der öffentlichenMittel ist transparent. Seit 2007werden alle EFRE-geförderten Pro-jekte im Internet veröffentlicht.

EFRE schafft ArbeitsplätzeBrandenburg erhielt seit 1991 rund 4,5 Milliarden Euro aus dem EU-Fonds für regionale Entwicklung

� Der Europäische Fonds für re-gionale Entwicklung ist neben demEuropäischen Sozialfonds (ESF) unddem Europäischen Landwirtschafts-fonds für die Entwicklung des länd-lichen Raums (ELER) einer der dreiStrukturfonds der EuropäischenUnion. Aus den Fonds stellt die Eu-ropäische Union die Finanzmittelzur Erreichung der strukturpoliti-schen Ziele bereit.

� In der neuen Förderperiodevon 2014 bis 2020 erhält Deutsch-land insgesamt 19,3 Milliarden Euroaus diesen Fonds.

� Für Brandenburg stehen in die-sem Zeitraum allein aus dem EFRErund 846 Millionen Euro bereit.

� Einen tieferen Einblick in ge-förderte Projekte wie etwa denWissenschaftspark Golm gibt es aufder Webseite www.entdeckeefre.de

� Die Ergebnisse und Ziele desEFRE werden auch in einer Wander-ausstellung gezeigt. Sie tourte be-reits durch 40 Orte im Land. Mo-mentan ist sie in der Stadtbiblio-thek Pritzwalk zu sehen. Am 19. No-vember wird die Ausstellung imKultur und Festspielhaus Wittenber-ge eröffnet.

S t i c h w o r t :E u r o p ä i s c h eF o n d s. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

EU-Förderperiode 2007 bis2013

Ausgewählte Ergebnisse in den Be-reichen Unternehmensförde-rung und Technologie:

� 1,8 Milliarden Euro Investiti-onsvolumen (EFRE und Mittel vonBund, Land und Projektträgern)� 5736 geschaffene Arbeitsplät-ze� 1877 geförderte Unternehmen– davon 1746 geförderte kleine undmittlere Firmen� 288 Innovationsassistenten inBrandenburger Unternehmen

Ausgewählte Ergebnisse im BereichForschung:

� 812 Projekte an den Fachhoch-schulen und Universitäten Branden-burgs � 45 Projekte an den außeruni-versitären Forschungseinrichtungen� 11 branchenbezogene Techno-logietransferstellen� 9 Transferstellen an Hochschu-len� 5 Neu- und Umbauten anHochschulen

(Stand: Ende 2013)

E F R E i nB r a n d e n b u r g. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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REG!ONAL RUNDSCHAU · 7. November 2014 Zukunftspreis Brandenburg 2014 5

Von JÖRG SCHREIBER

Müllrose. Gerade hat Ulrich Zim-mer seinen 71. Geburtstag gefeiert.Andere genießen in diesem Alterlängst ihren Ruhestand, fahren mitdem Wohnmobil durch Europa oderwidmen sich nur noch ihrenHobbys. Nicht so der Chef der HTSMüllroser Hoch-, Tief-, StraßenbauGmbH. Ulrich Zimmer muss immerin Bewegung bleiben. „Der Motormuss laufen“, sagt der Meister imMaschinenbauhandwerk und fügtan: „Wenn man was verändern will,muss man was tun.“ „Ich bin Unternehmer, ich muss im-mer was unternehmen“, betontZimmer. Und dazu brauche er gute,qualifizierte Mitarbeiter. Die FirmaHTS hat heute 26 Beschäftigte, eini-ge sind seit mehr als 20 Jahren da-bei. Beim Hausbau ist das Unter-nehmen aus Müllrose (LandkreisOder-Spree) genauso präsent wiebei der Sanierung von Straßen oderdem Verlegen von Rohrleitungen.Zimmer ist bis heute alleiniger Ei-gentümer und Geschäftsführer. Da-neben ist er mit seinem Sohn JensInvestor einer lebensgerechtenbarrierefreien Wohnanlage für Altund Jung mit jetzt 52 Wohnungen,deren zweiter Bauabschnitt im Ok-tober übergeben wurde. Den erst zum zweiten Mal ausge-lobten Sonderpreis erhält Zimmerfür sein gesellschaftliches Engage-ment. Er ist Stadtverordneter, sitztseit Jahrzehnten im Vorstand derFrankfurter Handwerkskammer,sponsert einen Sportverein, ist Eh-renpräsident des Müllroser Carne-valsclubs. Sein besonderes Augen-merk legt der Unternehmer aberauf die Förderung des beruflichenNachwuchses. Hier habe UlrichZimmer Herausragendes geleistet,hebt die Jury hervor. Seit 2006 organisiert er in Müllrosejährlich einen Tag des offenen Un-ternehmens. Er wolle Schüler fürHandwerksberufe begeistern. An-fangs waren neun Betriebe dabei.„In diesem Jahr meldeten sich 40Firmen“, sagt er nicht ohne Stolz.Auch Sparkasse und Amtsverwal-tung präsentierten sich. 270 Schü-ler der Müllroser Grund- und Ober-schule sowie Kita-Gruppen hattenbeim diesjährigen Tag die teilneh-

menden Betriebe besucht. Kleinbus-se brachten die Schüler von einerFirma zur nächsten. Auf dem HTS-Betriebsgelände führten elf Firmenden Kindern Handwerk vor. „Da er-fahren die Schüler, wie bei Oder-glas eine Thermoscheibe entsteht,wie Orgelbau Sauer mit einemStück Blech Töne erzeugen kannoder wie meine Leute eine Wasser-leitung unterirdisch verlegen, ohnedass ein Graben geschippt werdenmuss“, erzählt Zimmer. „Wir lassen die Kinder schon frühins Berufsleben schnuppern undwollen ihren Ehrgeiz wecken“, be-gründet er sein Engagement. MitErfolg: Über die Tage des offenenUnternehmens konnte Zimmer inden vergangenen Jahren fünf Lehr-linge rekrutieren. Und dieses Jahrsoll ein weiterer Jugendlicher einenLehrvertrag erhalten. „Ich bildeaus, um gute, qualifizierte Fachkräf-te zu haben. Denen biete ich dannauch eine feste Anstellung an“,sagt der 71-Jährige. Heute werde immer wieder gefor-dert, schon in der Schulzeit mehrWert auf Berufsorientierung zu le-gen. „Das praktiziere ich seit Jah-ren“, sagt Zimmer. Wichtiger alsdie Zensuren sei ihm, dass die Ju-gendlichen bei Praktika Einsatz zei-gen und mit Begeisterung dabeiseien. Frei nach dem Motto: „Siemüssen nicht alles können, siemüssen aber alles wollen“, sagt er.So habe er sogar einen lernschwa-chen Schüler in seine Firma integ-rieren können, der heute ein geach-teter Mitarbeiter sei. „Ich habe viele Mitarbeiter zurSelbstständigkeit geführt“, sagtZimmer. Sie sind Maler, Elektrikeroder haben wie sein Sohn Jens ei-nen Sanitär- und Heizungsbetrieb.„Wir bilden dann bei Aufträgen ei-nen Pool. Da ich mit der HTS GmbHals Generalunternehmer auftrete,habe ich die anderen dann mit anmeiner Seite.“ Wichtig sei für ihn,selbst kleine Aufträge korrekt zuerfüllen. „Durch Zuverlässigkeit undQualität bekomme ich neue Aufträ-ge“, sagt er. Die Bücher geben ihmRecht: „Ich bin schon mit Weitblickfürs nächste Jahr ausgelastet.“ Dabei kann Zimmer auf jahrzehnte-lange Erfahrungen zurückgreifen.Er stammt aus einer Handwerker-

dynastie. Sein Vater war Bäcker, erlernte Maschinenbauer und Kfz-Schlosser. Schon 1967 hatte der da-mals 23-jährige Jungmeister dieerste eigene Firma, eine Bau- undReparaturschlosserei in Müllroseübernommen. „Seither war ich im-mer selbstständig“, erzählt er. ZuDDR-Zeiten habe er von Wohnungs-bau über Dachklempnerei bis zuHeizung/Sanitär alles gemacht. Erhabe für den Berliner Palast derRepublik ebenso gearbeitet wie fürKirchen. Nach der Wende war eszunächst schwierig. Der Betrieb seidurch die privaten Kunden aufrecht-erhalten worden, erinnert er sich.Immer engagierte er sich für seineStadt: Besonders stolz ist er auf dieneue Seeuferpromenade am Gro-ßen Müllroser See, die seine Firmagestaltet hat. Und seit diesem Jahrdreht sich dort ein Mühlrad: „Daswar meine jüngste Initiative“, sagtZimmer. Er setzte das ausschließ-lich durch Sponsoren finanzierteProjekt gemeinsam mit Partnernund Handwerkerkollegen um. Neben all seinen Aktivitäten findetUlrich Zimmer noch Zeit fürHobbys: Er arbeite viel im Garten,pflege seine Fischteiche und fahre

Motorrad. „Ich bin mit Leib undSeele Opa. Wenn mein Enkel ruft,fällt alles andere beiseite“, sagtder 71-Jährige. Er gehe mit demZweitklässler dann angeln oderFahrrad fahren. Vor 20 Jahren kaufte die Familieein 16 000 Quadratmeter großesGrundstück im Müllroser Gewerbe-park, wo sich der Firmensitz derHTS GmbH befindet. Dort hat zu-dem die Sanitär- und Heizungsfirmaihren Sitz, die Zimmer seinem Sohnvor 16 Jahren übergeben hatte.

Und auch bei HTS stehen Verände-rungen an: Im Jahr 2015 nimmt der71-Jährige den Sohn mit ins Boot. Was nicht heißt, dass Ulrich Zim-mer sich auf den Ruhestand vorbe-reitet. Er bleibe Geschäftsführer.„Wenn meine Gesundheit es zu-lässt, will ich 50 Jahre lang Unter-nehmer sein – und noch länger“,sagt er. Das Firmenjubiläum steht2017 an. „Der Ruhestand wäre fürmich eine Katastrophe - der würdenur meiner Gesundheit schaden“,lässt Zimmer wissen.

„Der Motor muss immer laufen“ Müllroser Unternehmer Ulrich Zimmer erhält Sonderpreis für sein Lebenswerk

LEBENSDATEN

� Am 23. Oktober 1943 wird Ulrich Zimmer in Reppen (heute Rzepin) geboren.

� Nach Kriegsende siedelt seine Mutter mit ihm und seinen drei Geschwistern

nach Müllrose um.

� 1958 beginnt Zimmer eine Lehre als Maschinenbauer, anschließend lernt er Kfz-

Schlosser.

� Im Juni 1967 erhält Zimmer den Meisterbrief im Maschinenbauhandwerk.

� Im Oktober 1967 übernimmt er die erste Firma, seither ist er selbstständig.

� 1976 heiratet er seine jetzige Frau, mit der er zwei Töchter und einen Sohn hat.

� 1995 verlegt er seinen Firmensitz in den Gewerbepark Müllrose.

� 2006 organisiert Zimmer erstmals einen „Tag des offenen Unternehmens“.

� Im Herbst 2013 erhält er die Ehrennadel der Stadt Müllrose.

� Zum Neujahrsempfang trug sich Zimmer ins Goldene Buch der Stadt ein.

� 7. November 2014: Sonderpreis zum Zukunftspreis Brandenburg.

Fertig zum Einzug: Ulrich Zimmer ist gemeinsam mit seinem Sohn Investor der Wohnanlageam Katharinensee in Müllrose. Foto: Gerrit Freitag

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6 Zukunftspreis Brandenburg 2014 RUNDSCHAU · 7. November 2014 REG!ONAL

Von Torsten Gellner

Potsdam. Werner Schäfer lässteinfach alle gut ausschauen. Egalob Lagerfeld-Model, Hollywood-Schauspieler, Operndiva oder Ko-mödien-Altmeister wie Dieter Hal-lervorden. Als der vergangenesJahr in dem Film „Sein letztes Ren-nen“ als betagter Marathonläuferaus der Enge eines Seniorenheimsfloh, sorgte Werner Schäfers Firma„Big Image Systems“ dafür, dassHallervorden glänzen konnte: EinTeil der Kulissen für die Tragikomö-die entstand in Schäfers Firma inPotsdam-Babelsberg.Wer „Big Image Systems“ in derNachbarschaft der berühmten Film-studios besucht, muss sich Plastik-überzieher über die Schuhe stülpenund aufpassen, wo er hintritt: Aufdem Boden der großen, hell ausge-leuchteten Halle liegen hauswand-große Plakate aus Stoff oder Plastikausgebreitet.Ob für aufwendige Außenwerbung,eindrucksvolle Messe-Auftritte odereben als Kulissen für Fernsehstu-dios, Kinofilme oder die Theater-bühne: „Big Image Systems“ kannso ziemlich alles drucken. Der Na-me kommt dabei nicht von unge-fähr. In Babelsberg steht der welt-weit größte Textilprinter, eine Erfin-dung, die Werner Schäfers Mitar-beiter zusammen mit der Techni-schen Universität Berlin entwickel-ten.Der heute 75-jährige Firmengrün-der wuchs auf im Prenzlauer Berg.Schon früh hatte er ein Faible fürgroße Bilder: „Ich wollte unbedingt

zum Film“, erinnert er sich. „Nur,wie ich da hinkommen sollte, warmir natürlich nicht klar.“ Er kam da-hin, indirekt und über Umwege.Schäfer machte sich als Industrie-fotograf selbstständig und entdeck-te dabei sein Interesse fürs Groß-formatige. 1987 gründete er – in-zwischen hatte es ihn nach Skandi-navien verschlagen – die Firma„Big Image Systems“ in Schweden,aus der später die BrandenburgerSchwesterfirma entstand. Zuerstsiedelten sich die Druckspezialistenin Stahnsdorf (Potsdam-Mittelmark)

an, vor anderthalb Jahren zogen siedann nach Babelsberg. Ein Glücks-fall für Schäfer, aber auch für dieFilm-Branche, die nun quasi nurüber die Straße laufen muss, umneue Projekte abzusprechen. „Der Umzug war wie eine Initial-zündung“, sagt Schäfer. „Wir habenviel investiert und sind durch ein Talgegangen. Aber es hat sich ge-lohnt.“ Gerade waren Interessen-ten aus Italien da, aus den USA gibtes eine Anfrage für eine 4500 Qua-dratmeter große Opernkulisse, inLondon hat „Big Image Systems“ein Verkaufsbüro eröffnet. Auf Mar-ketingsprech können die Babelsber-ger verzichten. „Wenn wir unserenKunden zeigen, was wir hier ma-chen können, dann sind sie über-zeugt“, erklärt Schäfer.Das liegt nicht zuletzt an Infinitus.Es ist der größte Textil-Drucker derWelt, ein Unikat, das Schäfer undseine Kollegen mit der Expertiseder TU Berlin entwickelten. Die Ma-schine kann Bühnenprospekte biszu zwölf mal 50 Meter drucken,„nahtlos, das ist unser Alleinstel-lungsmerkmal“, betont Schäfer. Im Prinzip funktioniert Infinitus wieein überdimensionaler Tintenstrahl-drucker: Der Stoff ist auf eine zwölf

Meter breite Trommel gewickelt,die sich langsam dreht, währenddie Farbdüsen auf einem Druck-schlitten von links nach rechts glei-ten. „Der läuft inzwischen fast rundum die Uhr“, erklärt Schäfer. DieAuslastung ist mittlerweile so gut,dass „Big Image Systems“ an ei-nem zweiten Riesendrucker arbei-tet. Außerdem will das Unterneh-men auf eine durchgängige Drei-Schicht-Produktion umstellen.Als das Riesenbaby erstmals zumEinsatz kam, war das für Schäferein besonderer Moment, ein rüh-render Augenblick, bei dem er auchein paar Tränen verdrückte.Schließlich war das so etwas wiesein Lebenswerk, ein Traum, den ersich erfüllte: Schäfers Firma durftedas Bühnenprospekt zur Oper „Lu-cio Silla“ bei der Salzburger Mo-zartwoche 2013 beisteuern. WozuInfinitus noch in der Lage ist, davondurfte sich vor wenigen Wochen dieinternationale Modeszene in Parisüberzeugen. Designer Karl Lager-feld ließ sich von den Babelsber-gern die Kulissen für sein Chanel-Spektakel im Grand Palais schnei-dern. Dieses Mal verlangte es denModezar nach einem lebensgroßenPariser Prachtboulevard, der sich

unter den Glaskuppeln der legendä-ren Ausstellungshalle entfalten soll-te. Gesagt, gedruckt: 100 Meterlang, mit 20 Meter hohen Hausfas-saden. „Das war schon richtig ir-re“, so Schäfer.Ein Grund dafür, warum WernerSchäfer mit dem Zukunftspreis be-dacht wurde: Er überführt mit sei-nen spektakulären Druckerzeugnis-sen die traditionelle Technik der Ku-lissenmalerei ins Zeitalter der Digi-talisierung – und behauptet sich. Ein gigantisches Kulissenrund ent-stand kürzlich auch für die Verfil-mung des Kinderbuch-Klassikers„Pettersson und Findus“, in demUlrich Noethen den kauzigen Kat-zenbesitzer Pettersson spielt. DerSchauspieler schwärmte: „Wennich nur an den Riesenprospekt den-ke, der als Hintergrund aufgehängtwurde. Auseinandergefaltet hätteman damit einen der Türme am Köl-ner Dom verdecken können.“ DasMeisterstück jedoch, von dem Schä-fer heute noch schwärmt, war dieRekonstruktion der Sixtinischen Ka-pelle für die Papst-Komödie „Habe-mus Papam“ (2012) von Nanni Mo-retti. „Wenn man das erleben darf,dann weiß man: Man hat alles rich-tig gemacht.“

Ganz großes KinoDie Firma „Big Image Systems“ druckt in Potsdam rekordverdächtig große Plakate und Filmkulissen

PREISTRÄGER IN KÜRZE:

� Branche: Produktion von Wandbildern, Werbebannern und Filmkulissen

� Standort: Potsdam-Babelsberg

� Beschäftigte: 22

� Umsatz 2013: rund 2,4 Millionen Euro

� Fördermittel seit 2007: 21 280 Euro, davon EFRE-Mittel: 15 960 Euro für Be-

ratung zur Entwicklung einer Marketingstrategie/Einführung eines neuen Soft-

wareprogramms sowie für Messeteilnahme 2010 in Wien

Internet: www.bigimagesystems.com

Ein Riesending: Mit dem Drucker Infinitus können Bühnenprospekte bis zu 12 x 50 Meter groß für Theater, Film und Fernse-hen weltweit erstmals nahtlos in einem Stück gedruckt werden. Es handelt sich nach Angaben der Potsdamer Firma „BigImage Systems“ um den weltgrößten Drucker. Foto: dpa

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REG!ONAL RUNDSCHAU · 7. November 2014 Zukunftspreis Brandenburg 2014 7

Von Jan Siegel

Jänschwalde. Christina Grätzliebt die Natur und sie liebt ihreLausitzer Heimat. Die Frau startetzum Rettungseinsatz, wenn einWaldameisen-Volk vor einem na-henden Tagebau in Sicherheit ge-bracht werden muss, und siestrahlt, wenn sie bei ihren botani-schen Exkursionen eine der seltengewordenen Pechnelken zu Gesichtbekommt. Seit ihrer Jugend standfür die Schülerin fest, dass ihreökologische Passion für sie nichtnur Berufung ist, sondern auch ihrBeruf werden soll.Geboren im Örtchen Radeweisehatte Christina Grätz die manchmalwidersprüchlichen Beziehungenzwischen Ökonomie und Ökologiefrüh selbst erlebt. Das Dorf vor denToren Sprembergs (Spree-Neiße)musste Mitte der 1980er-Jahredem Braunkohletagebau Welzowweichen. Später ging die Jugendli-che mit ihren Freunden gegen dieZerstörung der Natur auf die Barri-kaden.Wer der jungen Frau damals pro-phezeit hätte, dass aus ihr mehr alszehn Jahre später eine erfolgreicheUnternehmerin und Geschäftsfrauwird, die in der Zusammenarbeitmit den großen Lausitzer Energie-und Bauunternehmen ihr Geld ver-dient, den hätte Christina Grätzwohl glattweg für verrückt gehal-ten. Spricht man mit ihr aber, wirdschnell klar: Es ist keineswegs derVerrat an ihren ökologischen

Grundüberzeugungen, der sie ihreFirma gründen ließ. Die 39-jährigeDiplom-Biologin führt ihren„Kampf“ zur Erhaltung der natürli-chen Umwelt mit unverminderterBegeisterung nach wie vor. Ihreinstiges „Contra“ aber ist einemzupackenden „Pro“ für die Erhal-tung der Natur gewichen. Ihre „Waffe“ dabei: eine so „einfa-che“ wie geniale Geschäftsidee.Das macht sie glücklich. Die Wis-senschaftlerin holt die Natur inLandstriche zurück, wo sie vomMenschen davor recht konsequentverdrängt worden ist. Dazu hatChristina Grätz im Jahr 2011 ihreFirma NagolaRe gegründet und aufdem „Friedrichshof“ in Jänschwal-de (Spree-Neiße) mehrere Verfah-ren perfektioniert, mit denen sichöde Flächen wieder in blühendeLandschaften verwandeln lassen.Der Name der Firma lehnt sich andie sorbisch wendische Bezeich-nung „na Goli“ an. Sie bedeutet„auf der Heide“.Das Gehöft aus dem 18. Jahrhun-dert war eine Ruine, als ChristinaGrätz es vor drei Jahren kaufte.Der Hof begeisterte sie seit vielenJahren, bietet er doch optimale Vo-

raussetzungen für das, was die Bo-tanikerin vorhat. „Er liegt weitabwirtschaftlich genutzter Flächen. Inunmittelbarer Umgebung gibt es dieunterschiedlichsten Bodenarten.Die Palette reicht von nährstoffar-men Trockenbiotopen bis zu Feucht-wiesen“, erzählt Christina Grätz.Schritt für Schritt baut sie den Fir-mensitz jetzt aus und bringt wiederLeben in den alten „Friedrichshof“.430 000 Euro will sie dafür in den„Friedrichshof“ investieren. Aufdem Hof arbeitet sie mit ihrem in-zwischen siebenköpfigen Team anunterschiedlichen Verfahren zur Re-naturierung „toter“ Flächen.„Mahdgutübertragung“ heißt eineder Methoden. Damit verwandelndie Lausitzer Ödland in neue Natur-flächen mit heimischen Pflanzenar-ten. Dazu mähen sie zunächst spe-ziell ausgewählte Spenderflächen.Das eingesammelte Mahdgut wirddanach frisch auf das öde Arealverteilt. Entscheidend dabei ist bei-spielsweise der Zeitpunkt derMahd. Er bestimmt darüber, welcheArten später auf der neuen Flächegedeihen. Es sind nämlich die Sa-men aus dem Grünschnitt, die beimAbtrocknen der Pflanzenreste aus-

fallen und die Basis für neues Le-ben bilden, das auch historisch indie jeweilige Gegend passen muss.Das ist nur einer der vielen Ansprü-che, die fachgerechte Renaturie-rung erfüllen muss und die sich dieJänschwalder auf ihre Fahne ge-schrieben haben. Der Ankauf orts-fremden Saatguts scheidet dahernahezu aus. Das ist die Nische, inder NagolaRe inzwischen sehr er-folgreich agiert. Bis zu zehn Hektar aber müssen ab-gemäht werden, um einem HektarÖdland bei der Mahdgutübertra-gung neues Leben einzuhauchen.Weil der Flächenbedarf bei diesem

Verfahren so immens ist und es im-mer schwieriger wird, die riesigenSpender-Areale beispielsweise fürdie Renaturierung von einstigen Ta-gebauen zu finden, kümmert sichChristina Grätz auf dem „Fried-richshof“ inzwischen auch um dieaufwendige Produktion von regiona-lem Saatgut. Rund um den Hof ent-standen Felder, auf denen auch vie-le selten gewordene LausitzerPflanzen blühen. Die Jänschwalder Botaniker vonNagolaRe haben sich einen klang-vollen Namen erarbeitet, der mitt-lerweile weit über die Lausitz hi-nausreicht. So haben ChristinaGrätz und ihr Team in den vergan-genen Jahren bereits in Potsdamfür die Stiftung preußische Schlös-ser und Gärten oder das Landesum-weltamt gearbeitet. Im kommendenJahr werden die Jänschwalder mitihrem Know-how ein Stück mehrNatur zur Bundesgartenschau insHavelland bringen.Die NagolaRe-Auftragsbücher sindgut gefüllt. Im kommenden Jahrwill Christina Grätz zwei weiterebotanische Fachleute einstellen.Der Umsatz von NagolaRe stieg von374 000 Euro im vorigen auf min-destens 445 000 Euro in diesemJahr.Derweil verwandelt sich eine einstheruntergekommene Scheune desJänschwalder „Friedrichshofes“gerade in eine Halle zur Pflanzen-aufzucht. Dort sollen bald die Sa-men aufgehen, die Christina Grätzbei ihren zahlreichen botanischenExkursionen in mühevoller Handar-beit auf den Wiesen und in den Au-en im Süden Brandenburgs sam-melt. Die Lausitzerin liebt die Natur.

Blühende Tagebaukippen Die Lausitzer NagolaRe GmbH hilft der Natur mit innovativen Ideen auf die Sprünge

PREISTRÄGER IN KÜRZE:

� Branche: Landschafts- und Gartenbau, Renaturierung mit innovativen Natur-

techniken

� Standort: Jänschwalde

� Mitarbeiter: 7 plus studentische Praktikanten und Saisonkräfte

� Umsatz 2014: 445 000 Euro

� Fördermittel seit 2007: 98 740 Euro (gesamte Summe sind EFRE-Mittel) für

Verfahren zur Pflege, Entwicklung, Wiederherstellung und Herstellung von beson-

deren und seltenen Lebensräumen.

Internet: www.nagolare.de

Mähdrescher im Miniaturformat: Der „Hamster“ erntet Blumenfelder ab und drischt die Samen aus.Bei der Firma NagolaRe entstehen auf Tagebaukippen wieder blühende Landschaften. Foto: NagolaRe

NagolaRe-Chefin ChristinaGrätz Foto: Jan Siegel

Page 8: Zukunftspreis Brandenburg

8 Zukunftspreis Brandenburg 2014 RUNDSCHAU · 7. November 2014 REG!ONAL

Von Jörg Schreiber

Biesenthal. Biojoghurt in unter-schiedlichsten Geschmacksrichtun-gen, süße und saure Sahne, Ayransowie Weichkäse: Die Milchproduk-te in den Regalen des modernenLadens am Rande von Biesenthal(Barnim) sind garantiert frisch.Denn sie werden in der Bio-Molke-rei im selben Gebäude hergestelltund kommen von dort direkt in denVerkauf. Kunden können durch gro-ße Glasscheiben in die Produktions-räume schauen. Dort arbeiten Men-schen mit und ohne Behinderungengemeinsam. Die Bio-Molkerei gehört zur Hoff-nungstaler Werkstätten gemeinnüt-zige GmbH. Die diakonische Einrich-tung ist eine Tochter der Hoff-nungstaler Stiftung Lobetal. „Wirsind in Brandenburg die größteWerkstatt für Menschen mit Behin-derungen“, sagt GeschäftsführerThomas Keller. Insgesamt gibt esnach seinen Angaben 870 ange-passte Arbeitsplätze an zehn Stand-orten in den Landkreisen Barnim,Oder-Spree, Ostprignitz-Ruppin so-wie in Berlin. Hinzu kommen180 Mitarbeiter – von Arbeitspäda-gogen über Facharbeiter bis zu In-genieuren.Angefangen hatte alles nach derWende: Im Jahr 1990 wurden dieHoffnungstaler Werkstätten ge-gründet, die zwei Jahre später vonder Treuhand das 120 Hektar großeGelände des ehemaligen Volkseige-nen Gutes Baumschulen Biesenthalerwarben. Die Baumschule samtPflanzencenter gibt es noch immer.

Im Laufe der Jahre kamen auf demweitläufigen Gelände immer mehrBereiche hinzu wie die Hauptwerk-statt und der 2010 fertiggestellteNeubau der Bio-Molkerei. „Wir sind einer der ganz wenigenkirchlichen Betriebe, die noch Land-wirtschaft betreiben“, erläutert Kel-ler: „Vom Futteranbau über dieTierhaltung bis zur Milchverarbei-tung gibt es hier alles aus einerHand.“ So wurde hier die Marke„Lobetaler Bio“ kreiert; die Produk-te mit diesem Siegel werden in Ber-lin, Brandenburg und bundesweitvertrieben. „Es ist ein schönes Ge-fühl für die behinderten Menschen,sich mit ihrem eigenen Produkt imHandel wiederzufinden“, sagt dieBiesenthaler Werkstattleiterin Bea-

trix Waldmann. Das sei eindrucks-voller, als nur Zulieferer für die In-dustrie zu sein. Mit ihrer Sozialarbeit setzen dieWerkstätten die Tradition aus derGründungszeit der HoffnungstalerStiftung fort, die maßgeblich durchPastor Friedrich von Bodelschwingh(1831-1910) geprägt wurde. SeinGrundsatz bei der Suche nach An-geboten für Menschen mit Behinde-rungen war: „Arbeit statt Almo-sen“. In seinem Sinne setzen dieheutigen Werkstätten auf Selbstbe-stimmung statt bloße Versorgung.Keller formuliert das Prinzip so:„Sozialarbeit verknüpft mit land-wirtschaftlicher Produktion“. Bis heute wird viel von Hand gear-beitet, ob in der Baumschule, beider Gebäudereinigung, der Grünflä-chenpflege, der Kleinserienferti-gung etwa von Saunaelementenoder dem Recycling von Dialysefil-tern, in der Bio-Gärtnerei, der Mos-terei, der Bio-zertifizierten Gemüse-Schälküche, im Mauercafé an derGedenkstätte Bernauer Straße Ber-lin oder im Haus Schwärzetal, ei-nem Kultur- und Veranstaltungszen-trum in Eberswalde. „Wir machennichts, wo wir nicht mehrheitlichbehinderte Menschen einsetzenkönnen“, sagt Keller und fügt an:„Wir sind im Amt Biesenthal-Bar-nim der größte Arbeitgeber.“ Etwa die Hälfte der hier arbeiten-den Menschen mit Behinderungen

lebt in Wohnheimen, die andereHälfte in eigenen Wohnungen. Gro-ßen Wert legt die Einrichtung aufdie Qualifizierung: Die Menschenmit Behinderung werden zunächstzwei Jahre lang durch individuelleBeschäftigungsangebote auf eineTätigkeit in der Werkstatt vorberei-tet. Sie lernen dabei mindestensfünf Bereiche kennen und könnensich am Ende entscheiden, in wel-chem sie arbeiten möchten. Die vonder gemeinnützigen GmbH erwirt-schafteten Überschüsse müssenwieder in die Werkstätten oderaber an die Beschäftigten zurück-fließen. Der Aufbau der Werkstät-ten war zu einem großen Teil auseigenen Mitteln gestemmt worden.„40 Prozent der Arbeitsplätze wur-den aus dem InvestitionsprogrammPflege des Brandenburger Sozialmi-nisteriums gefördert“, erläutertKeller, wobei es dabei um Investi-tionen für Bau und Ausstattung derArbeitsräume ging. „Die restlichenArbeitsplätze haben wir selber fi-nanziert.“ Zudem flossen

550 000 Euro Fördermittel – ausge-reicht über die Investitionsbank desLandes Brandenburg (ILB) – in denNeubau der Bio-Molkerei, der damitzu einem Fünftel gefördert wurde.Um sich im Wettbewerb mit Anbie-tern aus der freien Wirtschaft be-haupten zu können, setzen die Hoff-nungstaler Werkstätten vor allemauf Qualität, Innovationen und Kun-denservice: „Wir veredeln bei-spielsweise Obstbäume für die Kun-den oder nehmen Pflanzen zurÜberwinterung entgegen“, führtBeatrix Waldmann an. Und zum Lu-therjahr 2017 werde ein spezieller„Luther-Apfel“ als Sorte kreiert. Besonderen Wert legen die Werk-stätten auf Nachhaltigkeit. Nichtnur wegen der konsequenten Orien-tierung auf die Bio-Landwirtschaft.Die gGmbH arbeitet auch eng mitdem Naturpark Barnim zusammen.So gehen 3 Cent von jedem ver-kauften Naturjoghurt-Becher an denNaturpark. „In diesem Jahr könnenwir mehr als 5000 Euro überwei-sen“, sagt Beatrix Waldmann.

Arbeit statt AlmosenHoffnungstaler Werkstätten geben 870 Menschen mit Behinderungen einen Lebenssinn

PREISTRÄGER IN KÜRZE:

� Branche: Sozialeinrichtung

� Standorte: 10, u.a. Hauptwerkstatt Biesenthal, Lobetal, Erkner.

� Mitarbeiter: 870 Menschen mit geistiger Behinderung oder psychischer Be-

einträchtigung sowie 180 Personalmitarbeiter

� Umsatz: 18 Millionen Euro (Gewerbeerträge und Rehabilitationsentgelte)

� Fördermittel seit 2007: 550 000 Euro von Bund und Land aus dem Programm

„Verbesserung der regionalen Wirtschaftstruktur“ für den Neubau der Bio-Molke-

rei sowie Zuschüsse aus dem Investitionsprogramm Pflege des Landes Branden-

burg

Internet: www.lobetal.de/INTERNET/unsereangebote/werkstaetten/

André Papajewski (r.) und Nicki Mathes füllen in der modernen Molkerei der Hoffnungstaler Werkstätten Joghurt in einen Eimerab. Geschäftsführer Thomas Keller (2.v.r) und der stellvertretende Betriebsleiter Dirk Metzer (l.) schauen zu. Fotos (2): Sergej Scheibe

Im Bioladen können Kunden Milch selbst abfüllen.

Page 9: Zukunftspreis Brandenburg

REG!ONAL RUNDSCHAU · 7. November 2014 Zukunftspreis Brandenburg 2014 9

Von Ulrich Nettelstroth

Verlorenwasser. Die Kreissägearbeitet sich mit einem lauten Krei-schen durch das Holz. In der Werk-statt der Tischlerei Spatzier in Ver-lorenwasser (Potsdam-Mittelmark)werden gerade Teilstücke für Türenzurechtgesägt. Das Vorbild steht aneiner Wandseite, grau und verwit-tert. „Das sind historische Türenaus dem Holländischen Viertel inPotsdam“, erklärt Firmenchef KurtSpatzier. Hier im Fläming, weit ent-fernt von der Landeshauptstadt,werden sie restauriert, und verlo-ren gegangene Türen werden origi-nalgetreu nachgebaut.Die Tischlerei Spatzier ist auf Arbei-ten im Denkmalschutz spezialisiert.Vor dem Fenster stehen Schmuck-elemente aus Kiefer, für ein Haus-portal ebenfalls im HolländischenViertel. „Die sind handgeschnitzt“,erklärt Spatzier. 200 Arbeitsstundenstecken in einem solchen Schmuck-flügel. Der Betrieb hat eine hochkarätigeKundenliste. Die Schlösser Oranien-baum, Roßlau und Stolberg in Sach-sen-Anhalt stehen darauf, die Klos-terkirche Neuzelle (Oder-Spree),der Einsteinturm in Potsdam oderdas Schloss Charlottenburg. Auchviele Privateigentümer von histori-schen Gebäuden vor allem in Berlinund Brandenburg wenden sich anden Betrieb. Aufträge werden inganz Deutschland angenommen.Sogar in Hamburg und München ha-ben die Tischler schon gearbeitet.

Juniorchef Jörg Spatzier erstellt amComputer Planungsunterlagen fürein hölzernes Portal. Auf dem Bild-schirm kann das Bauwerk von allenSeiten betrachtet werden. Die Plä-ne werden so beim Denkmalamteingereicht und die Tischler bauenvor Ort nach der am Rechner er-stellten Vorlage.

Die Tischlerei Spatzier betreibtauch eigene Forschung. Ein Ergeb-nis ist beispielsweise ein denkmal-gerechtes UV-Schutzglas, das selbstproduziert wird und jetzt zum Pa-tent angemeldet wurde. Dabei wirdauf die Scheiben eine Schicht auf-gebracht, die den UV-Anteil ausdem Sonnenlicht absorbiert, erklärtJörg Spatzier. Direkt darauf wirdnoch eine dünne Glasschicht ge-klebt. Die Glasscheibe ist dünnerals normale Schutzgläser der In-dustrie und deshalb besonders gutzum Einbau in historische Fenster-rahmen geeignet. In Schlössernund Museen ist ein guter UV-Schutzausgesprochen wichtig. Die aggres-siven Lichtanteile könnten sonstFarbpigmente in Möbeln, Bildernoder Bodenbelägen zerstören.Derzeit forschen die Tischler andenkmalgerechten Brandschutztü-ren, Wärmedämmung und Schall-schutz, erklärt Seniorchef KurtSpatzier. Der 65-Jährige will dieLeitung des Betriebs jetzt Stück fürStück an seine Söhne Dirk (44) undJörg (39) abgeben. „Ich ziehe mich

in die zweite Reihe zurück“, sagt er. Die Tischlerei war in Wiesenburg(Potsdam-Mittelmark) vor 120 Jah-ren, Ende 1894, von Albert Spatzier,dem Urgroßvater des jetzigen Fir-menchefs, gegründet worden. Auchin der DDR blieb die Firma im Pri-vatbesitz, mit den üblichen ein-schränkenden Reglementierungen.Kurt Spatzier machte 1972 seinenMeistertitel und leitet die Tischlereiseit 1981. Direkt nach der Wende,im Jahr 1990, bezog er größereRäume auf dem mitten im Wald ge-legenen Gelände einer ehemaligenKaserne der Bereitschaftspolizei.Um die Zukunft der Firma muss ersich keine Sorgen machen. Die Auf-tragsbücher sind weit bis insnächste Jahr hinein voll. Allein mitder Produktion in der eigenenWerkstatt macht der Betrieb1,2 Millionen Euro Umsatz im Jahr.Hinzu kommen noch die Beträge fürdie Montage vor Ort.Das Unternehmen wurde schonvielfach ausgezeichnet, 2008 bei-spielsweise mit dem ersten Platzbeim Bundespreis „Handwerk in

der Denkmalpflege im Tischlerhand-werk“. Nun kommt der Zukunfts-preis Brandenburg hinzu. Wichtigist Kurt Spatzier, dass er seine Auf-fassung von Handwerk umsetzenkann. „Wir produzieren langlebige Quali-tätsprodukte“, sagt er. Er hofft,dass von ihnen gefertigte Fenster,Türen, Möbel oder Treppen auch in200 Jahren noch einmal restauriertwerden können. „So gebaut werdensie jedenfalls“, sagt er. Auch wennin einer Halle des Betriebs einecomputergesteuerte Fertigungsan-lage steht, die vollautomatisch sägt,fräst und bohrt, steht die Handar-beit im Vordergrund. Für einen Liebhaber haben dieTischler beispielsweise eine Kinder-wiege im Biedermeierstil konstru-iert. Auf das Stück, in dem alleinerund 100 Arbeitsstunden stecken,ist der Seniorchef besonders stolz.Die Mahagonihölzer sind nur mitKnochenleim geklebt, ganz ohneChemie – exakt so, wie man es inder Biedermeierzeit vor 200 Jahrengemacht hätte. Es ist ihm wichtig,dieses Wissen weiterzugeben. Deshalb legt er auf die Ausbildungbesonders großen Wert. Seit 1990bildet er jedes Jahr aus. Jetztkonnte erstmals kein Lehrling imersten Lehrjahr aufgenommen wer-den – es gab keine geeigneten Be-werber. Das macht Kurt SpatzierSorgen. Denn gerade in der Restau-rierung werden noch „echte Tisch-ler“ gebraucht, die ihr Handwerkverstehen, sagt er. Schließlich sol-len die Baudenkmäler nicht kaputt-restauriert werden.

Fenster und Möbel für die EwigkeitTischlerei Spatzier hat sich auf Arbeiten im Denkmalschutz spezialisiert

PREISTRÄGER IN KÜRZE:

� Branche: Tischlerhandwerk

� Standort: Verlorenwasser (Pots-

dam - Mittelmark)

� Beschäftigte: 18

� Umsatz: keine Angaben

� Fördermittel: keine EFRE-Förde-

rung

Internet:www.tischlereispatzier.de

Handgeschnitzt: Firmenchef Kurt Spatzier zeigt in seiner Werkstatt aufwändig gestalteteSchmuckelemente für das Holländische Viertel in Potsdam. Foto: Ulrich Nettelstroth

Denkmalgeschützt: An der Burg Roßlau (Sachsen-Anhalt) hatdie Tischlerei die Fenster erneuert. Foto: Firmenfoto

Page 10: Zukunftspreis Brandenburg

10 Zukunftspreis Brandenburg 2014 RUNDSCHAU · 7. November 2014 REG!ONAL

Potsdam. Die ILB ist die Förder-bank des Landes Brandenburg. IhrKerngeschäft ist seit über 20 Jah-ren die Förderung öffentlicher undprivater Investitionsvorhaben inden Bereichen Wirtschaft, Infra-struktur und Wohnungsbau. Seit2014 ist die Investitionsbank desLandes Brandenburg zudem An-sprechpartner für alle Fragen derArbeitsförderung in Brandenburg. Die Förderbank gewährt Zuschüsse,zinsgünstige Darlehen, Bürgschaf-ten sowie Risiko- und Beteiligungs-kapital aus Mitteln des Landes, desBundes und aus Eigenmitteln.Mit einem bisherigen Fördervolu-men von 33 Milliarden Euro hat dieILB Investitionen in Höhe von fast68 Milliarden Euro angeschobenund damit einen bedeutenden Bei-trag zur wirtschaftlichen und sozia-len Entwicklung Brandenburgs ge-leistet. Seit Gründung der Bank im Jahr1992 konnten allein im BereichWirtschaft 140 000 neue Arbeits-plätze geschaffen werden. Im Zentrum der Förderaktivitätenstehen Unternehmer, Investoren,Kommunen sowie Existenzgründer.

Die Investitionsbank des LandesBrandenburg stellt schon heute dieWeichen, das Land auch künftig mitinnovativen Finanzierungsinstru-menten bei der Entwicklung derWirtschaft zu unterstützen.Die Kundenberater der ILB sind inallen Regionen Brandenburgs ver-treten (siehe rechts nebenstehendeKarte und Kontaktdaten). In Zusam-menarbeit mit der ZukunftsAgenturBrandenburg GmbH (ZAB), denWirtschaftskammern sowie den re-gionalen Institutionen der Wirt-schaftsförderung informieren dieILB-Kundenberater zu allen Fragender Förderung – individuell undkostenfrei an über 30 Standortenüberall im Land Brandenburg undselbstverständlich auch in Ihrer Nä-he.

� Kontakt: ILB Investitionsbankdes Landes BrandenburgKommunikation/FörderberatungSteinstraße 104–10614480 PotsdamTel.: 0331 660 2211Fax: 0331 660 1234

Internet: www.ilb.de

Förderbank ILBermöglichte 68 Milliarden Euro an Investitionen140 000 neue Arbeitsplätze geschaffen

Brandenburgs Förderbank: Der Hauptsitz der ILB in Potsdam Foto: dpa

GEFÖRDERTER AUFSCHWUNG VON 1992 BIS ENDE SEPTEMBER 2014

Zahl der Investitionsvolumen ILB- Förderbetrag Neue Vorhaben in Mio. EUR in Mio. EUR Arbeitsplätze

Region Nord

GRW- Gewerbe 2332 5312,12 1053,23 20 659Technologie* 671 165,15 88,03 1029Darlehen Wirtschaftsfi nanzierung** 1463 840,22 516,96 2179GRW- Infra*** 258 839,61 519,50 2111 Region Ost

GRW- Gewerbe 1803 3785,19 901,46 16 714Technologie* 584 106,27 59,30 985Darlehen Wirtschaftsfi nanzierung** 640 364,46 188,89 874GRW- Infra*** 209 767,29 538,25 3002 Region Süd

GRW- Gewerbe 2348 5107,96 1124,82 17 644Technologie* 557 109,52 67,16 1302Darlehen Wirtschaftsfi nanzierung** 976 478,10 322,35 1015GRW- Infra*** 270 819,17 581,04 362 Region Mitte

GRW- Gewerbe 1948 6613,81 1162,90 25 598Technologie* 1545 407,75 219,09 2504Darlehen Wirtschaftsfi nanzierung** 1172 666,89 336,36 2138GRW- Infra*** 201 790,54 538,23 2576 Region West

GRW- Gewerbe 2089 4789,38 995,92 20 214Technologie* 596 121,72 61,68 809Darlehen Wirtschaftsfi nanzierung** 1130 407,61 259,28 1230GRW- Infra*** 229 859,97 553,35 1172 Summe

GRW- Gewerbe 10 520 25 688,47 5238,33 100 829Technologie* 3953 910,41 495,25 6629Darlehen Wirtschaftsfi nanzierung** 5381 2757,27 1623,84 7436GRW- Infra*** 1167 4076,59 2730,38 9223

* Technolgie (inkl. eBusiness in KMU)** Darlehen Wirtschaftsfi nanzierung: GuW, BKM, BKLR, BKLR-LS, BK Mezzanine, BKEE*** GRW- Infrastruktur, Netzwerke, Breitband

Page 11: Zukunftspreis Brandenburg

REG!ONAL RUNDSCHAU · 7. November 2014 Zukunftspreis Brandenburg 2014 11

Region Nord:Cornelia Malinowski Tel.: 0331 660 - 1657 [email protected]

Referat Kommunikation/Förderberatung

ILB-Kundenberater

Region Süd:Heinrich Weißhaupt Tel.: 0331 660 - 1597 [email protected]

Region Ost:Carola Eckold Tel.: 0331 660 - 1585 [email protected]

Region West:Klaus Seidel Tel.: 0331 660 - 1627 [email protected]

Region Mitte:Dietmar Koske Tel.: 0331 660 - 1729 [email protected] Carsta Matthes Tel.: 0331 660 - 1694 [email protected]

PritzwalkWittstock

PerlebergP

Wittenberge

Kyritz

Neuruppin

Rathenow

Nauen

Brandenburgan der Havel

Potsdam

Belzig Treuenbrietzen

Jüterbog

Luckenwalde

Königs Wusterhausen

HerzbergFinsterwalde

Lübbenau

Lübben

Senftenberg

Spremberg

Cottbus Forst

Beeskow

Frankfurt (Oder)

Fürstenwalde

SeelowStrausberg

Bad Freienwalde

Eberswalde

Bernau

Schwedt (Oder)

Prenzlau

Hennigsdorf

Oranienburg

Zehdenick

Region MITTE

Region OST

Region WEST

Region NORD

Region SÜD

Page 12: Zukunftspreis Brandenburg

12 Zukunftspreis Brandenburg 2014 RUNDSCHAU · 7.

Der Konjunkturmotor in Deutschland

gerät zunehmend ins Stocken. Über die

Auswirkungen auf die Brandenburger

Wirtschaft, aber auch die künftigen

Chancen der märkischen Firmen sprach

Jörg Schreiber mit dem Vorstandsvor-

sitzenden der Investitionsbank des Lan-

des Brandenburg (ILB), Tillmann Sten-

ger.

Herr Stenger, internationale Konflikt-

herde und die schwächelnde Eurozone

bremsen zunehmend auch die Aussich-

ten der deutschen Wirtschaft. Wie

schätzen Sie die Lage ein? Sehen Sie

Auswirkungen auch für die wirtschaftli-

che Entwicklung Brandenburgs?

In der Tat, einige Konjunkturindikatoren, vor al-

lem die Stimmungsindikatoren, signalisieren ein

schwächeres Wirtschaftswachstum. Die Bundes-

regierung hat in ihrer Herbstprognose die

Wachstumsrate für das laufende Jahr auf

1,2 Prozent und für das Jahr 2015 auf 1,3 Pro-

zent nach unten korrigiert. Das zeigt, dauerhaft

kann sich auch Deutschland als starke Exportna-

tion nicht von der schwachen Konjunktur in Eu-

ropa und der moderaten weltwirtschaftlichen

Entwicklung abkoppeln. Dennoch glaube ich,

dass es sich eher um eine konjunkturelle Delle

handelt. Unsere Unternehmen sind höchst wett-

bewerbsfähig, die Binnennachfrage ist intakt

und der Arbeitsmarkt robust.

Gilt das auch für die Brandenburger

Wirtschaft?

Das gilt grundsätzlich auch für Brandenburg. Die

aktuellen Herbstumfragen der Kammern bestäti-

gen das. Die brandenburgische Wirtschaft ist

trotz der internationalen Konflikte und der euro-

päischen Konjunkturschwäche in einer guten

Verfassung. Der Blick in die Zukunft fällt aber

gerade wegen der ungelösten Probleme etwas

skeptischer aus. Dennoch wollen beispielsweise

79 Prozent der Unternehmen im Kammerbezirk

Potsdam investieren und zusätzliche Mitarbeiter

einstellen. Eine klare Prioritätensetzung der öf-

fentlichen Haushalte hin zu mehr Investitionen

würde der Stimmung in der Wirtschaft sicherlich

gut tun.

Die brandenburgischen Firmen sind ja

noch nicht so stark exportorientiert wie

Unternehmen aus den alten Bundeslän-

dern. Ist das jetzt, da die ausländischen

Aufträge vor allem der Industrie einbre-

chen, nicht sogar ein Vorteil?

Nein, das wäre definitiv zu kurz gegriffen. Bei ei-

nem konjunkturellen Einbruch der Exporte mag

das kurzfristig ein Vorteil sein; mittel- und lang-

fristig sicher nicht. Sinkende Exporte in Deutsch-

land führen zu Auftragsrückgängen in der Zulie-

ferindustrie, auch in Brandenburg. Unsere Wirt-

schaft ist heute stark vernetzt. Denken Sie nur

an die Interdependenzen zwischen unserer ex-

portorientierten Industrie und den unterneh-

mensnahen Dienstleistungen, beispielsweise in

der Informationsverarbeitung. Ich glaube, wir

müssen beides tun: Die Branchenvielfalt unserer

Region fördern und die Internationalisierung un-

serer Betriebe voranbringen. Nur das macht uns

unabhängiger von konjunkturellen Schwankun-

gen.

Wie können hiesige Firmen ihre Export-

quote steigern, und wie kann die ILB sie

dabei unterstützen?

Wir haben in Brandenburg exportstarke Firmen,

einige sind sogar Weltmarktführer. Aber wir

müssen beim Export besser werden. Hier kön-

nen wir mit Förderprogrammen helfen, aber

auch Ansprechpartner für die richtige Beratung

nennen. Unsere Wirtschaftsstruktur ist geprägt

durch viele kleine Unternehmen, für die der

Gang ins Ausland ein großes Risiko darstellt.

Oftmals ist es eine Sache des Geschäftsführers,

der die Zeit dafür und eine klare Strategie haben

sollte. In der alten EU-Förderperiode konnten

wir hier aus dem Programm M4 Messeteilnah-

men, Marketingmaßnahmen oder die Erschlie-

ßung neuer Märkte mit Zuschüssen unterstüt-

zen. Daneben gibt es das umfangreiche Förder-

angebot des Bundes im Bereich der Außenwirt-

schaftsförderung. In jedem Fall sollten die Un-

ternehmen in Brandenburg auch die Beratungs-

angebote der Zukunftsagentur Brandenburg und

der Kammern nutzen, mit denen wir sehr eng

zusammen arbeiten.

Wie fällt die Förderbilanz der ILB für die

zurückliegende EU-Förderperiode aus?

Die Bilanz fällt positiv aus. In der Förderperiode

2007-2013 standen für Brandenburg rund

3,2 Milliarden Euro aus Mitteln der Europäischen

Union zur Verfügung, hinzu kommen die Kofinan-

zierungen von Bund, Land und Kommunen. In

diesem Zeitraum hat allein die ILB im Rahmen

ihrer Geschäftsbesorgung für das Land Branden-

burg 3,9 Milliarden Euro an Zuschüssen für

knapp 18 000 Vorhaben zugesagt. Weitere

10500 Vorhaben konnten wir mit zinsgünstigen

Darlehen in einem Umfang von 4,7 Milliarden

Euro aus den ILB-eigenen Programmen – zum

Beispiel den Brandenburg-Krediten – unterstüt-

zen. Diese Fördermaßnahmen zeigen ihre Wir-

kung. Brandenburg zählt mittlerweile zu den

wirtschaftsstärkeren Regionen Europas, einige

Landesteile zu den dynamischsten in Deutsch-

land. Die Arbeitslosenquote lag im September

2014 erstmals unter neun Prozent.

Wo lagen in der vergangenen Periode

die Förderschwerpunkte in Branden-

burg? Können Sie einige besonders he-

rausragende Beispiele nennen?

Lassen Sie mich einige Beispiele aus dem EU-

Regionalfonds (EFRE) nennen. Über eine halbe

Milliarde Euro flossen in die Förderung gewerb-

licher Unternehmen. Erweiterungsinvestitionen

wurden genauso unterstützt wie Neuansiedlun-

gen und Investitionen in die Zukunftsfähigkeit

unserer Unternehmen durch die Förderung von

Forschung, Entwicklung und Innovation. Ein

zweiter Schwerpunkt ist die Förderung der For-

schungsinfrastruktur, beispielsweise der IHP

GmbH in Frankfurt (Oder), einer außeruniversi-

tären Forschungseinrichtung der Leibniz-Ge-

meinschaft. Für die Erforschung von Schlüssel-

technologien und neuer Materialien für Kommu-

nikationstechnologien hat die IHP GmbH seit

2007 Fördermittel in Höhe von 53 Millionen Euro

erhalten. Ein dritter und auch aktuell bedeuten-

der Schwerpunkt ist der Breitbandausbau. Im

Rahmen der Glasfaserstrategie 2020 stellt die

Landesregierung 94 Millionen Euro bereit, um

Regionen, die der Markt allein nicht versorgt, an

das schnelle Internet anzuschließen.

Wo liegen die Schwerpunkte der neuen

Förderperiode bis 2020, wie viele Mittel

stehen für Brandenburg bereit?

Aus den Töpfen der europäischen Strukturfonds

stehen für Brandenburg rund 2,2 Milliarden Euro

bereit. Das ist zwar eine Milliarde weniger als in

der letzten Periode, die Gründe hierfür sind je-

doch durchaus positiv. Durch die erfolgreiche

Wirtschaftsförderung der vergangenen Jahre ist

Brandenburgs Wirtschaftskraft im europäischen

Vergleich gestiegen. Das Bruttoinlandsprodukt

pro Einwohner liegt jetzt bei 88 Prozent des EU-

weiten Durchschnitts, daher nimmt die Förde-

rung in der Summe ab. Die Förderschwerpunkte

liegen nun unter anderem auf der Stärkung von

Forschung, Entwicklung und Innovation, der

Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit kleiner und

mittlerer Unternehmen, der ländlichen Entwick-

lung und der Eindämmung des Klimawandels,

sowie der Fachkräftesicherung und Integration

von Menschen in Arbeit.

Viele kleine Firmen klagen, dass die Be-

antragung von Fördermitteln kompli-

ziert sei und schwer an Gelder zu kom-

men sei. Wo finden Unternehmer bei

Problemen Beratung und Unterstüt-

zung?

Wir sind bemüht, alle Prozesse um die Beantra-

gung von Fördermitteln so transparent und

bürokratiearm wie möglich zu gestalten.

Gleichzeitig sind wir als öffentliche Anstalt

durch die Vergabe von Steuergeldern an be-

sondere Sorgfaltspflichten gebunden und

müssen durch verschiedene Instrumente

sicherstellen, dass die Fördermittel bean-

tragenden Unternehmen auch wirklich för-

derfähig sind und bei der Auszahlung der

Gelder keine Fehler vorkommen. Da es für

Firmen erfahrungsgemäß eine größere

Hürde ist, das geeignete Förderpro-

gramm für ihr Vorhaben zu finden, set-

zen wir auf persönliche Beratung vor

Ort. Unsere ILB-Förderberater sind re-

gelmäßig an über 30 Standorten in ganz

Brandenburg unterwegs, um individuell

und kostenfrei über alle Fragen der

Förderung zu beraten. Informationen

lassen sich natürlich auch über unser

Infotelefon und unsere Website

www.ilb.de beziehen, auf der wir extra

zu diesem Zweck einen Förderfinder

eingerichtet haben. Diese Serviceange-

bote werden durch die Beratungstätig-

keiten der ZukunftsAgentur Branden-

burg, der regionalen Wirtschaftsförde-

rer und der Kammern ergänzt.

Wie kann der Zukunftspreis Bran-

denburg dazu beitragen, überre-

gional für den Standort Branden-

burg zu werben?

Der Zukunftspreis wird dieses Jahr erst-

malig als gemeinsamer Preis der Industrie-

und Handelskammern sowie der Handwerks-

kammern des Landes vergeben. Die ILB ist

als Premium-Förderer mit an Bord. Dadurch

entsteht nicht nur ein Preis, der die Vielfalt und

Vitalität der Brandenburger Wirtschaft belegt

und den Mut zur Selbstständigkeit stärken soll.

Er verdeutlicht auch, wie geschlossen die W

schaftsförderer in Brandenburg auftreten. Eine

schmale Bürokratie und kurze Entscheidungsw

ge wurden uns von Unternehmen schon häufiger

als Standortvorteil bescheinigt. Die Preisträger

werden sowohl in ihren nationalen als auch in-

ternationalen Geschäftstätigkeiten mit der Aus-

zeichnung für sich werben. Das schafft Vertrau-

en bei den Geschäftspartnern und macht gleich-

zeitig auf Brandenburg als fruchtbaren Standort

nicht nur für die Land- sondern auch die

gewerbliche Wirtschaft aufmerk-

sam.

„Aus EU-Töpfen stehen 2,2 MilliardenDer ILB-Vorstandsvorsitzende Tillmann Stengerüber Chancen und Förderungen für brandenburgische Unternehmen

Page 13: Zukunftspreis Brandenburg

Zukunftspreis Brandenburg 2014 137. November 2014

tragenden Unternehmen auch wirklich för-

derfähig sind und bei der Auszahlung der

orkommen. Da es für

malig als gemeinsamer Preis der Industrie-

erks-

kammern des Landes vergeben. Die ILB ist

als Premium-Förderer mit an Bord. Dadurch

ielfalt und

irtschaft belegt

und den Mut zur Selbstständigkeit stärken soll.

Er verdeutlicht auch, wie geschlossen die Wirt-

urg auftreten. Eine

schmale Bürokratie und kurze Entscheidungswe-

on Unternehmen schon häufiger

orteil bescheinigt. Die Preisträger

erden sowohl in ihren nationalen als auch in-

ternationalen Geschäftstätigkeiten mit der Aus-

ertrau-

en bei den Geschäftspartnern und macht gleich-

urg als fruchtbaren Standort

den Euro bereit“

Page 14: Zukunftspreis Brandenburg

14 Zukunftspreis Brandenburg 2014 RUNDSCHAU · 7. November 2014 REG!ONAL

Von Heike Lehmann

Doberlug-Kirchhain. Wer dieKarl-Liebknecht-Straße in der Klos-ter- und Gerberstadt Doberlug-Kirchhain (Elbe-Elster) entlangfährt,ahnt nicht, dass hinter einer derFassaden hoch spezialisierte Fach-kräfte für Rohrleitungs- und Anla-genbau, Behälter und Sonderkon-struktionen tüfteln. Die komplexenLösungen der MONT GmbH sind beinamhaften Firmen vom Kraftwerks-bau bis hin zur sensiblen Elekt-ronik- und Halbleiterindustrie ge-fragt. Aber auch in der Medizin undPharmazie sowie in der Forschungund Wissenschaft haben sich Rohr-leitungssysteme aus Doberlug-Kirchhain bewährt. Vor allem fürdie Arbeit in Reinräumen sind dieDoberlug-Kirchhainer Spezialisten.Ihr Aktionsradius reicht überDeutschland hinaus.Einen kleinen Handwerksbetrieb fürSanitärtechnik hat Fritz Gäbler am6. Januar 1996 in Doberlug-Kirch-hain gegründet. Fünf Mitarbeiterhatte er damals, die Aufträge gabes vor allem aus der Bausanierung.Als Konstrukteur für Sondermaschi-nen in einem Ingenieurbüro hatteGäbler aber vorher schon Spaß aninnovativen Lösungen. Er hat unteranderem Technik für Großbäckerei-en konstruiert – schließlich stammtder heute 59-Jährige aus einer tra-ditionsreichen Kirchhainer Bäcker-familie.Ohne viel Tamtam entwickelte sichdie MONT GmbH in den zurücklie-

genden 18 Jahren vom kleinen Sa-nitärbetrieb zum Produzenten hochspezialisierter Anlagen. Selbst inder Doppelstadt an der Kleinen Els-ter ist kaum bekannt, was die Mit-arbeiter eigentlich machen. Bei ih-ren Geschäftspartnern und Kundenaber haben die „Montis“ einen sehrguten Ruf. Was wohl am umtriebi-gen Geschäftsführer Fritz Gäblerliegt, der die jeweiligen Zeichen derZeit frühzeitig erkannt und seineFirma darauf ausgerichtet hat. Aberohne sein kreatives Team, das übri-gens ein Durchschnittsalter von un-ter 40 Jahren hat, hätte sich derErfolg nicht eingestellt. Die 45 Mitarbeiter der MONT GmbHkommen „überwiegend aus der Re-gion“, betont der Chef. Acht Inge-nieure bringen technisch-kreativesPotenzial ein – Ingenieure für Ver-und Entsorgungstechnik, Wirt-schaft, Maschinenbau, Bau undKraftwerkstechnik. Viel Wert wirdauf Aus- und Weiterbildung gelegt.Mittlerweile bieten die Mitarbeiterdie Entwicklung und Planung, dieHerstellung und Montage in einemPaket an. Die firmeneigene Vertriebsabteilunghat die heute 36-jährige StefanieLode 2007 ins Leben gerufen –nach ihrer Lehre zur Bürokauffraubei der MONT GmbH und dem an-schließenden Studium zur Diplom-

Wirtschaftsingenieurin. Kernkompetenzen der Firma sindvor allem Reinstwasseranlagen und-verteilsysteme, Chemikalienversor-gungsanlagen, Lüftungsanlagen so-wie Galvanikanlagen. Verarbeitetwerden Kunststoff, Stahl, Edelstahlund beschichteter Stahl. Je nachAnforderung kommen beispielswei-se im Kunststoffbereich hochwerti-ge Materialien (von Polyvinylchlorid– PVC-U über Polypropylen – PP-Hbis zu Polyvinylidenfluorid – PVDF)zum Einsatz. Analog sind die Verar-beitungstechnologien – von einfa-chen Schweiß- und Klebetechnikenbis hin zum Infrarot- sowie wulst-und nutfreiem Schweißen. Nutfreies Verbinden, also höchsteQualität in punkto Sauberkeit und

Präzision, ist das A und O fürReinstwasser- und Reinstluftanla-gen. Mikrobiologisches Wachstumund Staubkörnchen sind ihre Fein-de. „Mann, Material und Maschinemüssen für die Arbeit in Reinräu-men durch drei unterschiedlicheReinheitsgradschleusen“, deutetFritz Gäbler die strengen Arbeitsbe-dingungen an. Junior Frank Gäbler (35) arbeitetseit 2009 als Entwicklungsingenieurim Unternehmen. Sein Spezialwis-sen zur Prozessmedienversorgungbringt er als Leiter der Entwick-lungsabteilung ein. „In 3D-Planungwerden den Kunden unsere Lösun-gen visualisiert und optimiert, inklu-sive Kollisionsanalysen, was schonziemlich einmalig ist“, sagt Frank

Gäbler. Seit 2002 ist die MONTGmbH nach DIN EN ISO 9001 zerti-fiziert.Der Firmenslogan hat sich gewan-delt von „Menschen organisierenneueste Technik“ zum heutigen„Prozessmedienversorgung für In-dustrie und Forschung“. Drei Me-dien sind die Hauptsäulen derMONT GmbH. Die Mitarbeiter sor-gen für Verteilung und Transportvon Reinstwasser, Luft und Säuren.Auch Industrieabwasseranlagenwerden gebaut. „Wasser ist unseregrößte Stärke“, sagt der Chef. Die Doberlug-Kirchhainer arbeitenfür namhafte Kunden in der Phar-ma- und Halbleiterindustrie sowieim Energiesektor – Infineon, Galfa,Voestalpine, Solar World, Fraunho-fer, Robert Koch- sowie Max-Planck-Institute, Universitäten undPharmazeutische Institute, SiemensAG, E.ON, RWE, Sachsenmilch, umnur einige zu nennen. In Österreich,der Schweiz und den Niederlandenhaben sie ihre Systeme schon in-stalliert – vormontiert werden siein der Werkstatt im südbrandenbur-gischen Doberlug-Kirchhain.„780 000 Kilometer im Jahr fahrenunsere Mitarbeiter mit den rund20 Autos“, führt Stefanie Lode an.In den 1990er-Jahren sind zwei Au-tos mit je sechs Monteuren nachDresden gefahren.

Reinste Rohrsysteme nach MaßDie MONT GmbH aus Doberlug-Kirchhain entwickelt und baut Lösungen für Industrie und Forschung

PREISTRÄGER IN KÜRZE:

� Branche: Rohrleitungs- und Anla-

genbau

� Standort: Doberlug-Kirchhain

� Mitarbeiter: 45

� Umsatz: keine Angaben

� Fördermittel seit 2007: 2470 Euro,

davon aus EFRE: 1852,50 Euro – für

Messeteilnahme in Düsseldorf

Internet:www.montgmbh.de

Maßarbeit: Monteur Ronny Schultz (l.) und Frank Gäbler, Leiter der MONT-Entwicklungsabteilung, stehen vor einem neuarti-gen Modul einer Pilotanlage, die im Milchwerk Hünfeld getestet werden soll. Fotos (2): Heike Lehmann

Hat MONT aufgebaut: Geschäftsführer Fritz Gäbler.

Page 15: Zukunftspreis Brandenburg

REG!ONAL RUNDSCHAU · 7. November 2014 Zukunftspreis Brandenburg 2014 15

Von Jörg Schreiber

Eberswalde. Ob am denkmalge-schützten Wasserturm in Finowoder im modernen Geschäfts- undWohnkomplex Charlotten-Carree inBerlins Mitte: Die Fachleute derDrei Schilde Gebäudeservice GmbH& Co. KG aus Eberswalde (Barnim)haben in den vergangenen Jahrenviele Gebäude der Region heraus-geputzt. Die 60 Mitarbeiter malernund tapezieren, verlegen Bodenbe-läge, erledigen Maurer- und Putzar-beiten an Fassaden, kümmern sichum Wärmedämmung sowie um Be-tonarbeiten beispielsweise an Bal-konen. „Unser Einsatzspektrumreicht vom Einfamilienhaus bis zumIndustriebau“, sagt Geschäftsfüh-rer Dennis Rath. Die Geschichte der Firma reicht55 Jahre zurück: Im Februar 1959hatten sich sechs private Maler-meister aus Eberswalde zu einerProduktionsgenossenschaft desHandwerks (PGH) zusammenge-schlossen. Daraus wurde nach derWende der Malerfachbetrieb DreiSchilde GmbH. Im Dezember 2003gründete Dennis Rath darausschließlich die jetzige Gebäudeser-vice GmbH & Co. KG. Das hatte sei-nen Grund: „Die Kunden fragtenimmer öfter, ob wir beispielsweiseauch den Putz an der Fassade er-neuern können“, erinnert er sich.„Wir wollten den Kunden ein Kom-plettpaket bieten und haben daherdas Spektrum erweitert.“ „Wir sind heute der größte Betriebim Eberswalder Raum, der diesesLeistungsspektrum anbietet“, hebtRath hervor. Die Firma ist haupt-sächlich dort, aber auch in der Re-gion Berlin/Potsdam/Königs Wus-terhausen aktiv. Der Kundenkreisreicht vom Privatmann, der einenZaunpfeiler gemauert oder die Zim-merdecke gestrichen haben möch-te, bis hin zu Wohnungsgesellschaf-ten und Bauträgern. Häufig ist dasUnternehmen – wie derzeit in derEberswalder Schillerstraße – beider Sanierung von Altbauten im Ein-satz. „Bei uns arbeiten Maler undMaurer Hand in Hand“, merkt Rathan. Auffallend ist die hohe Zahl vonLehrlingen: In dem insgesamt60 Mitarbeiter zählenden Betrieb

lernen derzeit zehn Auszubildende.Pro Jahr werden drei bis vier Lehr-linge eingestellt, wie der Firmen-chef sagt. „Es wird immer schwieri-ger, Fachkräfte zu finden. Da ver-sucht man, die selber heranzuzie-hen“, erläutert er dasgroße Engagementder Firma in derAusbildung. Wersich bewähre,werde nach derLehre übernom-men. Er freue sichaber auch über Be-werbungen von erfahre-nen Handwerkern. Ob bei Ma-lern und Lackierern, Fußbodenle-gern oder Maurern, das Unterneh-men hat überall Bedarf. Er könneproblemlos weit mehr als 60 Arbeit-nehmer beschäftigen, sagt Rath.Sein Unternehmen sei gut ausge-

lastet. Zum Jahresende hin sei dieAuftragslage immer sehr gut. „VielePrivatleute wollen vor dem Winternoch schnell was gemacht haben,und die öffentlichen Stellen merken,

dass noch Geld da ist“, berich-tet er. Im Winter folge in

der Branche dann die„Saure-Gurken-

Zeit“, ehe dasGeschäft im Früh-jahr wieder an-laufe. „Wir arbei-

ten mit Gewinn,der Umsatz bewegt

sich bei drei bis fünfMillionen Euro pro Jahr“, er-

zählt der 43-Jährige. Die Drei Schilde GebäudeserviceGmbH & Co. KG ist nach seinen An-gaben zu 100 Prozent in Familien-besitz. Sein Vater Klaus Rath, dervon Anfang an schon in der PGH

dabei gewesen war, habe bis vordrei Jahren mit in der heutigen Fir-ma gearbeitet. Seither ist er Rent-ner, hilft dem Sohn aber nach wievor, etwa bei der Kundenakquise.„Das ist sehr hilfreich“, erzählt der43-Jährige, der alleiniger Ge-schäftsführer ist. Die Firmennach-folge – in manchem Handwerksbe-trieb ein Problem – sei bei DreiSchilde reibungslos verlaufen, be-tont Dennis Rath.Er verweist darauf, dass die Firmaohne Fördermittel aufgebaut wurde.„Wir finanzieren alles aus der eige-nen Tasche“, sagt er. Wobei er der-zeit plant, eine Lagerhalle zu bauen.„Die Firma platzt wegen der vielenBaumaterialien aus allen Nähten.“Doch dafür bräuchte er Fördermit-tel, die seien aber schwer zu be-kommen, hat er erfahren müssen. Was seine Firma betrifft, sieht Rath

optimistisch in die Zukunft: „Ich ha-be eine Verpflichtung meiner Fami-lie und meinen Angestellten gegen-über“, sagt der junge Unternehmer.Der Betrieb sei auch für die Stadtund die Region wichtig.

Frisch herausgeputztMaler und Maurer arbeiten bei der Drei Schilde Gebäudeservice GmbH Hand in Hand

PREISTRÄGER IN KÜRZE:

� Branche: Maler- und Baugewerbe

� Standort: Eberswalde

� Mitarbeiter: 60, darunter zehn

Auszubildende

� Umsatz: drei bis fünf Millionen Eu-

ro

Internet: www.dreischildebau.de

Sanierte Altbauten: Dennis Rath, Geschäftsführer der Drei Schilde Gebäudeservice GmbH & CO. KG, vor Häusern in der Ebers-walder Schillerstraße, die von seiner Firma gemalert wurden. Foto: Thomas Burckhardt

„Wir wollten den Kundenein Komplettpaket bieten

und haben daher dasSpektrum erweitert.“

Dennis Rath

Page 16: Zukunftspreis Brandenburg

16 Zukunftspreis Brandenburg 2014 RUNDSCHAU · 7. November 2014 REG!ONAL

Von Christiane Klein

Ortrand. Mehr als 1,5 MillionenQuadratmeter beschichtetes Gewe-be produziert die PolymerTechnikOrtrand GmbH (PTO) pro Jahr. InZahlen heißt das aktuell rund 700verschiedene Produkte für etwa400 Kunden. Fast überall auf derWelt finden sich die beschichtetenGewebe aus Ortrand (Oberspree-wald-Lausitz) wieder. Das Unternehmen setzt dabei aufindividuelle Vielfalt. Der Betriebstellt beispielsweise das Materialfür Schläuche und Dichtungen her,die im Fahrzeugbau gefragt sind,produziert Faltenbalgstoffe, die un-ter anderem bei Bussen und Bah-nen zum Einsatz kommen, ist Her-steller von Schürzenstoffen für dieLebensmittelindustrie, Verdeck- undSicherheitsstoffen sowie Transport-bändern. „Wir können mit allen ver-fügbaren Elastomeren arbeiten. Je-der Kunde bekommt bei uns ein in-dividuelles Produkt, das seinen An-forderungen entspricht“, betont Ge-schäftsführerin Kirsten Schmaler.

Investitionen als Basis

Um diesem Anspruch gerecht zuwerden, hat das Unternehmen inden vergangenen Jahren seine Ent-wicklungsabteilung vorangetriebenund die Mitarbeiterzahl dort aufzehn verdoppelt. Chemiker, Inge-nieure, Industriemeister, Verfah-rensmechaniker für Kunststoff- undKautschuktechnik gehören nebenBetriebswirten und Industriekauf-

leuten zum 125-köpfigen Mitarbei-terstamm. „Wer bei uns arbeitet,macht das mit jahrelanger Erfah-rung“, sagt die Firmenchefin. Fachlich qualifizierte Mitarbeiterund die Investition in moderne An-lagen bilden für Kirsten Schmalerdie entscheidende Basis, die PTOzukunftsfähig macht. Im April 2014

wurde die neue Produktionshallemit einer modernen Beschichtungs-anlage eingeweiht. Acht MillionenEuro wurden am Standort inves-tiert. Dafür ist auch eine neue Ma-schine angeschafft worden, mit derPTO selbst entwickelte Silikone mi-schen kann. Zusätzlich hat dasWerk in eine weitere regenerativeNachverbrennungsanlage investiert.All das soll es PTO ermöglichen,künftig noch effektiver zu arbeiten. Wo heute die Zeichen auf Erfolgstehen, sah es vor einigen Jahrennoch ganz anders aus. Das ehema-lige DDR-Gummiwerk musste Mitteder 90er-Jahre schließen, weilmehrere Privatisierungsversuchescheiterten. 1996 gelang drei Ge-sellschaftern der Neustart mitsechs Mitarbeitern. Die Geburts-stunde der PolymerTechnik Ortrand. Seit Ende 2006 steht der Standortunter der Regie der Hübner-Gruppeaus Kassel und wächst stetig. Diestabile Entwicklung des Unterneh-mens hat 2014 auch die Jury desZukunftspreises Brandenburg über-

zeugt. „Mit innovativen und hoch-spezialisierten Produkten sowie ei-nem hervorragenden sozialen Enga-gement leisten die Polymertechni-ker einen Beitrag zur Zukunft Bran-denburgs“, hieß es in der Begrün-dung der Industrie- und Handels-kammer (IHK) Cottbus.

Gute Wachstumschancen

„Ortrand hat mit seiner Entwick-lung eine große Verantwortung inder Firmengruppe über-nommen“, hatte Rein-hard Hübner, Ge-schäftsführer desMutterunterneh-mens HübnerGmbH & Co. KG,während der Ein-weihung der neuenProduktionshalle erklärtund dem Standort „gute bissehr gute Zukunftsaussichten“ be-scheinigt. Gewichtigen Anteil daranhaben die Faltenbalgstoffe für denFahrzeugbau, die bei PTO produ-

ziert werden. Die weltweittätigeHübner-Gruppe ist Weltmarktführerin diesem Segment und lässt etwadie Hälfte des Grundmaterials imbrandenburgischen Ortrand herstel-len. Kirsten Schmaler sieht nicht nurbeim öffentlichen Personentrans-port weitere Wachstumschancen.Auch auf den Feldern der Energie-und Wasserwirtschaft sowie in derMedizintechnik rechnet die Ge-

schäftsführerin mit expandie-renden Absatzmärkten

für ihre beschichte-ten Gewebe. Ange-

sichts desWachstums die-ser Branchen„werden wir gut

zu tun haben inden nächsten Jah-

ren“, ist die Unterneh-merin optimistisch. PTO ist

darauf vorbereitet: In der neuenProduktionshalle ist vorsorglich ge-nug Platz für eine zweite große An-lage einkalkuliert worden. chk2

PolymerTechnik auf WachstumskursBeschichtete Gewebe aus Ortrand weltweit gefragt / Millionen-Investition ging in Betrieb

PREISTRÄGER IN KÜRZE:

� Branche: Chemie-, Gummi-, Kunststoff- bzw. Kautschuk-Branche

� Standort: Ortrand

� Mitarbeiter: 125

� Umsatz: 17,7 Millionen Euro (2013), in diesem Jahr werden etwa 19 Millionen

Euro erwartet

� Fördermittel seit 2007: 2454793,00 Euro,

davon EFRE: 1841094,75 Euro – zur Erweiterung von Betriebsstätten zur Herstel-

lung von Gummiwaren und gummierten Geweben.

Internet: www.ptonet.de

Qualitätskontrolle: Nancy Menzel (links) und Jana Weber kontrollieren in der Warenschau-Abteilung jeden Zentimeter, bevordas Gewebe verpackt wird. Foto: Steffen Rasche/str2

„Jeder Kunde bekommtbei uns ein individuelles

Produkt, das seinen Anfor-derungen entspricht.“

Kirsten Schmaler

Page 17: Zukunftspreis Brandenburg

REG!ONAL RUNDSCHAU · 7. November 2014 Zukunftspreis Brandenburg 2014 17

Drei Preisträger aus den Vorjahren

Lübben. Die Fräsen der FirmaFräsdienst Enrico Feind aus Lübben(Dahme-Spreewald) sind deutsch-landweit gefragt. In dem vor zweiJahren errichteten modernen Büro-gebäude auf dem Firmengeländenahe der A13 regeln sechs Dispo-nenten deren Einsatz. Sie habenderzeit knapp 20 Baustellen alleinvom Hauptsitz Lübben aus zu be-treuen. Hinzu kommen noch die bei-den Niederlassungen in Schmölln(Thüringen) für den Süden Deutsch-lands und in Wittenburg (Mecklen-burg) für den Norden.Die Firma ist ausschließlich auf dasFräsen spezialisiert. „Wir sind im-mer Subunternehmer und werdenvon allen großen Straßenbaufirmenbeauftragt“, erläutert Enrico Feind.Die Technik sei sehr teuer, weshalbsich die Baufirmen die Anschaf-fungskosten meist sparten. Wennes irgendwo Beläge oder Deck-schichten abzutragen gibt, werdesein Unternehmen geholt. „Wir be-sitzen Fräsen aller Größen von35 Zentimeter Arbeitsbreite zum

Beispiel für Parkdecks bis zur Groß-fräse mit einer Breite von 2,20 Me-ter für Autobahnen und Bundesstra-ßen“, sagt er.Enrico Feind hatte im Jahr 1992ganz klein angefangen. Er kauftesich einen Kompaktlader mit einerangebauten Fräse. 1999 wurde dasjetzige Firmengelände erworben.Heute hat die noch immer inhaber-geführte Firma fast 140 Mitarbeiterund gehört zu den Großen derBranche in Deutschland. Rückbli-

ckend spricht Enrico Feind von ei-ner Mischung aus „Fleiß, Mut undGlück“. Er habe sein UnternehmenSchritt für Schritt aufgebaut. „Wirbieten Komplettleistungen, fräsennicht nur, sondern transportierendas Material auch ab und reinigendie Baustelle“, sagt er. Die Lübbener Spezialmaschinenkommen längst nicht nur beim Stra-ßenbau zum Einsatz. Böden inWerkhallen wurden ebenfalls schonabgetragen. Jörg Schreiber

Der Herr der roten FräsenLübbener Spezialfirma betreut deutschlandweit Baustellen

Deutschlandweit im Einsatz: Fräsen von Enrico Feind. Fotos (2): Schreiber

Hennigsdorf. Vorsichtig schiebtTimo Krüger eine Instrumentenna-del in das Nasenloch des „Patien-ten“. An der Spitze des metallenenInstruments – Flexpointer genannt– sitzt ein Mikrosensor. Auf einemBildschirm kann der 40-Jährige mil-limetergenau dessen Position er-kennen. Diese Genauigkeit ist beiOperationen besonders im sensi-blen Kopfbereich enorm wichtig.Allerdings steht Krüger nicht in ei-nem OP-Saal: Vielmehr demons-triert der promovierte Vermes-sungsingenieur an einem Kunst-stoffkopf das von seiner Firma Fia-gon GmbH aus Hennigsdorf (Ober-havel) entwickelte elektromagneti-sche Navigationssystem für chirur-gische Eingriffe. Das rund 35 Mitarbeiter zählendeUnternehmen entwickelt und produ-ziert solche Systeme für Hals-, Na-sen- und Ohrenoperationen, für die

Gehirn- und für die Wirbelsäulen-Chirurgie. „Optische Systeme sindin der Chirurgie etabliert, wir habendagegen ein elektromagnetischesSystem entwickelt, das viel platz-sparender und ergonomischer ist“,sagt ein Unternehmenssprecher.Der Chirurg kann die Lage des Flex-pointers auf dem Computer-Bild-schirm erkennen und dabei mit demInstrument navigieren. Fiagon hatseit 2010 Systeme in rund 50 Län-der verkauft. Jörg Schreiber

Navigation für denOperationssaalFiagon liefert High-Tech-Systeme an Kliniken

Timo Krüger am Kunststoffkopf.

Rüdersdorf. Einmal Auto-Mann –immer Auto-Mann: Die Leidenschaftfür Automobile erwachte bei demheute 80-jährigen Siegfried Erknerschon als Kind – und sie hat ihn niewieder losgelassen. Auch wenn sichim Laufe der Jahre die Fahrzeuge,die im Familienunternehmen, das er1965 übernahm, angeboten und aufVordermann gebracht werden, sehrverändert haben. Wie Bilder bele-gen, die man in den Verkaufsräu-men in Rüdersdorf bestaunen kann. Und die illustrieren, wie aus einemkleinen Privatunternehmen in derPlanwirtschaft eine Gruppe mit120 Beschäftigten in der Marktwirt-schaft wurde, die inzwischen inBrandenburg zu den größten Auto-händlern der Konzernmarken VW,Audi, Skoda und Seat zählt – mitStandorten in Hennigsdorf, Oranien-burg (beides Oberhavel), Straus-berg, Rüdersdorf (beides Märkisch-

Oderland) und Fürstenwalde (Oder-Spree). Die Leitung des Unterneh-mens ist mittlerweile auf vier Schul-tern verteilt: Neben Siegfried

Erkner sind SohnSven und die En-kelinnen Belindaund Maria festim familiären Au-togeschäft ver-ankert, MariaErkner sogar miteinem Autohausvon Frauen fürFrauen.

„Man ist verantwortlich für das,was man tut. Und man ist auch ver-antwortlich für das, was man nichttut. Wer nicht mit der Zeit geht,geht mit der Zeit.“ Wer SiegfriedErkner kennt, kennt auch diese Le-bensweisheiten, die er gern wie-derholt. Weil er fest an sie glaubt.Und danach lebt. Hajo Zenker

Unternehmer ausLeidenschaftSiegfried Erkner erhielt 2013 den Sonderpreis

Siegfried ErknerFoto: Mausolf

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Page 18: Zukunftspreis Brandenburg

18 Zukunftspreis Brandenburg 2014 RUNDSCHAU · 7. November 2014 REG!ONAL

Von Rüdiger Braun

Teltow. Die Zukunft ihres Unter-nehmens sicherten die beiden Vor-stände des Medizintechnikprodu-zenten Getemed, Michael Scherfund Robert Downes, schon im Au-gust 2013 ab. Damals kauften siemit Unterstützung der DeutschenBank und der Mittelständischen Be-teiligungsgesellschaft Berlin-Bran-denburg den Anteil einer ausstei-genden Fondsgesellschaft an ihremUnternehmen in Teltow (Potsdam-Mittelmark) auf. Damit verhindertensie unter anderem, dass sich einKapitalfonds mit Heuschreckensit-ten bei der Getemed Medizin- undInformationstechnik AG einkaufte.„Ein Investor will vor allem seinGeld vermehren und übt schonenormen Druck auf ein Unterneh-men aus“, sagt Downes. Aber dieLeitung von Getemed hätte wederLust darauf gehabt, auch nur einenvon den nunmehr 68 hoch qualifi-zierten Mitarbeitern zu verlierenoder eines der von ihr bedientenSegmente aufzugeben. Getemed produziert zum einen mo-derne Geräte für die Kardiologie,dann Überwachungssysteme fürden Krankenhausbedarf undschließlich telemedizinische Anwen-dungen, die Patienten auch selbst-ständig nutzen können. Dank desAnteilskaufs kann Getemed an derPalette festhalten, nah am Kundenbleiben und die Zukunft der Medi-

zintechnik durch neue Produkte mit-gestalten. Damit wären wir beimzweiten Begriff von „Zukunft“, derbei Getemed vorherrscht.Das 1984 im damaligen West-Berlinvom Ingenieur Herwig Freiherr vonNettelhorst gegründete Unterneh-men ist eine der innovativsten mit-telständischen Firmen, die Bran-denburg heute vorweisen kann.Schon mehrmals gab es Preise.Kein Wunder, dass Getemed wegenseiner nachhaltigen Firmenpolitikund wegen seiner beeindruckendenProdukte jetzt auch mit dem Zu-kunftspreis Brandenburg 2014 ge-ehrt wird.Getemed hat zum Beispiel jüngst ei-nen Tele-EKG-Apparat entwickelt.„Es handelt sich um ein kleineshandliches Gerät mit integriertemMobilfunk“, erläutert VorstandschefScherf. Das Problem bei vielen Pa-tienten mit Herzrhythmusstörungensei, dass die Symptome plötzlichauftreten und ebenso schnell wie-der verschwinden würden. Patien-ten wachen zum Beispiel nachts mitHerzrasen auf. Anderntags gehensie besorgt zum Arzt, aber der kanndann nichts mehr feststellen. „Wenn der Patient die Chance hät-

te, kurz auf einen Knopf zu drückenund die Störungen aufzunehmenund die Daten danach zu senden,könnte der Arzt auch eine richtigeDiagnose stellen“, sagt Scherf. Ge-nau das leiste das Tele-EKG-Gerät.Beim KinderkardiologenkongressAnfang Oktober in Weimar habedas Gerät unter Ärzten große Be-geisterung ausgelöst. Schon eineWeile etabliert ist der preisgekrön-te Instrumentenkoffer „Physioga-te“. Etwa 1200 Herzpatienten inCottbus, in Brandenburg/Havel so-wie in Berlin können mit seiner Hil-fe ihre Herzschwäche selbst über-wachen. Dabei hilft ihnen neben ei-nem Blutdruckmessgerät zum Bei-spiel ein Tablet, das ihnen bestimm-te Fragen zu ihrem aktuellen Zu-stand stellt. „Die Patienten sind zu-frieden und die Ärzte auch“, sagtScherf. Kein Wunder: Der Koffer er-spart viele unnötige und aufwendi-ge Praxisbesuche.Zudem passt das Unternehmen be-reits etablierte Produkte ständigden neuen Herausforderungen an.„Die Programme für die Gerätemuss man so gestalten, dass sienetzfähig sind“, erklärt Scherf.Auch die Aufzeichnungsgeräte für

das EKG werden regelmäßig über-arbeitet, um die Kundenzufrieden-heit zu steigern.Für den harten Wettbewerb ist dieFirma gut gerüstet. „Etwa 60 Pro-zent unserer Mitarbeiter sind Aka-demiker“, sagt Vorstand RobertDownes. Daneben arbeitet Gete-med mit den Hochschul- und Wis-senschaftseinrichtungen der Umge-bung zusammen. „Wir haben jedesJahr vier bis sechs Studenten desPotsdamer Hasso-Plattner-Insti-tuts, die hier ihre Bachelor-Arbeitschreiben“, sagt Scherf. Inzwischenseien sogar drei Absolventen desInstituts fest angestellt.In Brandenburg herrsche einedurchaus innovationsfreudige At-mosphäre, finden die Chefs. Die Zu-kunftsagentur Brandenburg (ZAB)weise Unternehmen wie Getemedgezielt auf märkische, bundesdeut-sche und europäische Fördermög-lichkeiten hin und helfe sogar beider Antragstellung. „Unser Instru-mentenkoffer für Herzpatientenwurde aus Konjunkturmitteln finan-ziert“, sagt Scherf.Nichtsdestotrotz sieht die Firmaauch gewisse Schwierigkeiten. Ge-rade bei der Medizintechnik seien

Märkte in Deutschland schwer zuerschließen. Krankenkassen erken-nen Neuheiten nicht sofort an undtragen sie daher finanziell nicht mit.Außerdem haben sich – nicht zu-letzt wegen der neuen Eiszeit mitRussland – die Weltmärkte ver-schoben. Insgesamt aber sieht sichdas Unternehmen aus Teltow gutaufgestellt. „Die Wettbewerbsfähig-keit in Deutschland ist stark“, sagtScherf. Es sei ein guter Ort für In-novation. Der Zukunftspreis dermärkischen Wirtschaft für das sta-bile und findige Teltower Unterneh-men dürfte die Kreativität wohlnoch ein weiteres Mal beflügeln.

Zukunft im DoppelpackGetemed bringt preiswürdige Innovationen auf den Markt und verfolgt eine nachhaltige Firmenpolitik

PREISTRÄGER IN KÜRZE:

� Branche: Medizintechnik

� Standorte: Teltow und Chemnitz

� Beschäftigte: Hauptstandort Teltow

60 Beschäftigte;

Entwicklungslabor Chemnitz

8 Beschäftigte

� Umsatz: keine Angaben

� Fördermittel seit 2007:

1 247 350 Euro, davon EFRE-Mittel

1 235 245 Euro (insbesondere für Ver-

bundvorhaben „SaPiMa / PhysioGate“)

Internet: www.getemed.net

Innovative Medizintechnik aus Teltow: Eine Schwester notiert sich die am VitaGuard Vitalfunktionsmonitor angezeigten Wertefür Herzrate, Sauerstoffsättigung und Atmung. Fotos (2): Getemed

Vorstandschef Michael Scherf

Page 19: Zukunftspreis Brandenburg

REG!ONAL RUNDSCHAU · 7. November 2014 Zukunftspreis Brandenburg 2014 19

Von Ute Sommer

Neustadt (Dosse). Ohne RonnyMüller geht gar nichts. Erst wenner sein „Go!“ gibt, rollt ein neuerHüffermann auf die Straße. Die Hüf-fermann Transportsysteme GmbHin Neustadt an der Dosse (Ostprig-nitz-Ruppin) ist ein Spezialist für dieProduktion von Anhängern und Lkw-Aufbauten. Müller ist der obersteEndkontrolleur. Gerade inspiziert ereinen Anhänger, der nach Finnlandexportiert werden soll. Spezialan-fertigung. Vier Achsen. Ein kräftigerTraktor ist nötig, um die Hightech-Konstruktion durch die Halle zubugsieren.„Mach hier noch mal ’ne Messung“,ruft Müller einem Mitarbeiter zu. Inder Endkontrolle wird alles ge-checkt: Haben die Lackschichtendie richtige Dicke? Sind sie makel-los? Sind alle Einzelteile korrektmontiert? Ist also der kompletteAnhänger ganz genau nach Kunden-wunsch gebaut?Die meisten Produkte, die im Unter-nehmen in Neustadt an der Dossehergestellt werden, sind Spezialan-fertigungen. „Eigentlich kann mangar nicht sagen, dass es den einentypischen Hüffermann gibt“, meintAndreas Tober von HüffermannTransportsysteme mit einemSchmunzeln. Jeder Kunde bekommtsein maßgeschneidertes Produkt.Dafür sorgen die 180 Beschäftigtender Firma – von den Konstrukteu-ren bis hin zu den Monteuren.Dabei sind die Kundenwünschenicht nur für das gerade bestellteProdukt wichtig. Sie sind oft auchAnstoß für Innovationen. BeispielLkw-Anhänger. Die Nordbranden-burger haben eine neue Generationsogenannter Schlittenanhänger ent-wickelt, auf denen Container trans-portiert werden können. „Mara-thon“ und „Sparta“ heißen die neu-en Fahrzeugkonzepte. „Marathon“ ist für lange Wege ge-dacht und musste dafür beim Ge-wicht abspecken. „In unserer Bran-che sind die Kraftstoffkosten einwichtiger Faktor“, sagt Tober. We-niger Gewicht bedeutet geringereSpritkosten. So hat der Anhängerbeispielsweise Leichtmetallfelgen.„Sparta“ dagegen muss einigesaushalten. Er nimmt Behälter mit

Schrott oder auch Bauschutt hucke-pack und ist deswegen besondersstabil gebaut. Erst im April diesesJahres ist das entsprechende For-schungs- und Entwicklungsprojekterfolgreich abgeschlossen worden.Diverse Prototypen haben erfolg-reich ihre Tests bestanden. DasProjekt wurde mit Fördergeldernder EU sowie des Landes Branden-burg unterstützt.Die Hüffermänner sind erfahreneTüftler. Nicht umsonst gehören siezu den diesjährigen Gewinnern desZukunftspreises Brandenburg. „DerZukunftspreis Brandenburg spiegeltden Kern unserer Philosophie wi-der“, sagt Hüffermann-Geschäfts-führer Stephan von Schwander.„Durch vorausschauendes Handelnund Planen entwickeln wir gemein-sam mit unseren Kunden und Mitar-beitern innovative Lösungen“, er-klärt er.So haben sie in Neustadt das Müll-fahrzeug ganz neu erfunden. Das„Flüstermüllauto“, das zusammenmit Volvo Trucks entwickelt wurde,fährt mit einem Hybridantrieb, alsomit Diesel und Strom. Der Elekt-roantrieb kommt beim Anfahrenund bis Tempo 30 zum Einsatz. Da-mit ist das Fahrzeug nahezu ge-räuschlos unterwegs. Und auch dieHydraulik, mit der die Mülltonnenangehoben werden, ist auf Elektro

eingestellt. Das macht das Müllautoerst richtig zum Flüsterer.In einem gewöhnlichen Dieselfahr-zeug schnellt die Motordrehzahlnach oben, sobald die Hydraulik inBetrieb genommen wird. DieserKrach ist nicht wohlgelitten – vorallem dann nicht, wenn die Müllau-tos in Wohngebieten unterwegssind. Mit der Flüstervariante könnteder Abfall theoretisch sogar nachtsabgeholt werden, ohne dass die Ru-he gestört wird. Die Neuentwick-lung wird derzeit bei mehreren Ent-sorgungsbetrieben in der Regiongetestet: bei der AWU in Oberha-vel, der Step in Potsdam und bei

der BSR in Berlin.Das Unternehmen Hüffermann, dasseine Wurzeln im niedersächsi-schen Wildeshausen hat, ist seitdem Jahr 1990 in Neustadt an derDosse aktiv. Damals übernahm derFamilienbetrieb den hiesigen Kreis-betrieb für Landtechnik. Seit dieserZeit haben die Niedersachsen rund22 Millionen Euro in den Branden-burger Standort investiert. Andreas Tober führt über das Fir-mengelände und zeigt stolz, wassich hier alles getan hat. In derneuen automatischen Sandstrahlan-lage werden die Fahrzeuge und An-hänger für ihren Einsatz auf der

Straße fit gemacht. Durch die Kom-bination von automatischer und ma-nueller Strahlung wird jede noch sokleine Verunreinigung vom Metallgeholt. Früher, als alles noch perHand gemacht wurde, dauerte dieProzedur pro Chassis um die fünfStunden, erzählt Tober. Jetzt pas-siert das in gerade mal der Hälfteder Zeit. Nach der gründlichen Reinigung ge-hen die Anhänger in die Spritzver-zinkung und anschließend zum La-ckieren. Trocknen dürfen sie dannübrigens in einer separaten Halle.Natürlich neu gebaut. Im Momentwird auch eine neue Fertigungshal-le hochgezogen. Noch in diesemNovember soll sie in Betrieb ge-nommen werden.Rund 30 Prozent der Hüffermann-Erzeugnisse gehen ins Ausland.Zum Beispiel an Kunden in Finn-land, Norwegen, Schweden und so-gar in Japan. Die besondere Inno-vationskraft des Unternehmenszeigt sich auch daran, dass die Ex-perten der Dekra direkt auf demHüffermann-Gelände ein eigenesPrüflabor haben. Sie stehen bereit,wenn es darum geht, das techni-sche Okay für außergewöhnlicheLkw-Anhänger zu geben. Dannüberprüfen sie gemeinsam mit demKontrolleur Ronny Müller, ob bei derMontage alles perfekt gelaufen ist.

Ideen auf AchsenHüffermann produziert in Nordbrandenburg ganz besondere Anhänger und Lkw-Aufbauten

PREISTRÄGER IN KÜRZE:

� Branche: Nutzfahrzeugtechnik

� Standort: Neustadt/Dosse

� Mitarbeiter: 180, davon 30 Auszubildende

� Umsatz: 28 Millionen Euro (2013)

� Fördermittel seit 2007: 987 558 Euro, davon EFRE: 836 193,50 Euro, insbe-

sondere für die Entwicklung der dritten Generation von Schlittenanhängern, die

Entwicklung eines multifunktionalen Behältertransportfahrzeuges sowie die Ent-

wicklung einer Baureihe von Anhängerfahrzeugen für den Behältertransport in Eu-

ropa

Internet: www.hueffermann.de

Leise und umweltschonend: Hüffermann-Geschäftsführer Stephan von Schwander steht vor einem „Flüstermüllauto“. Foto: Sandra Bels

Page 20: Zukunftspreis Brandenburg

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REG!ONAL RUNDSCHAU · 7. November 2014 Zukunftspreis Brandenburg 2014 21

Von Jan Siegel

Brandenburg ist ein Industriestand-ort mit langer Tradition und span-nender Gegenwart. Beispiel gefäl-lig? Das Chemiewerk Schwarzheidemachte vor fast 80 Jahren Braun-kohle zu Benzin. Heute produzierthier BASF Kunststoffe und Lacke.Auch andernorts haben sich ge-wachsene Standorte zu internatio-nal wettbewerbsfähigen Industrie-schmieden entwickelt. Kjellberg et-wa als Weltmarktführer im Plas-maschneiden. Die PCK in Schwedtbeliefert fast die gesamte deutscheHauptstadtregion mit Treibstoff.Bombardier in Hennigsdorf bietetSchienenfahrzeugbau von höchstemFormat. Rund 1200 Unternehmendes verarbeitenden Gewerbes be-schäftigen im Land an die100 000 Menschen – Tendenz stei-gend. Brandenburg hat seit derdeutschen Einheit einen erfolgrei-chen wirtschaftlichen Wandel ge-meistert. Traditionelle Industrienwurden umfassend modernisiert,neue Unternehmen sind hinzuge-kommen. Global Player wie RollsRoyce, Voestalpine, Mercedes Benz,Takeda oder Vattenfall und ein brei-ter Mittelstand wirken heute alsstarker Wachstumsmotor der Wirt-schaft in der Mark. Und ein An-triebsaggregat dieses Motors befin-det sich im Süden.

Es sind vor allem die Energietech-nik, die Chemische Industrie, dieKunststofftechnik, die Nahrungs-und Genussmittelindustrie, der Ma-schinenbau und die Metallverarbei-tung, die den WirtschaftsstandortLausitz teilweise seit mehr als100 Jahren ganz besonders prägen.Lausitzer Firmen sind Zulieferunter-nehmen zum Beispiel für den Auto-mobil- und Fahrzeugbau. Inzwi-schen hat sich innerhalb des Lan-des ein so dichtes Netz an Automo-tive-Unternehmen gebildet, dassman mit Fug und Recht sagen kann– in jedem Auto, das über deutscheStraßen rollt, fährt ein Stück Bran-denburg mit.

Lange Industrietraditionen

Besonders prägend für die Regionzwischen der deutschen Hauptstadtund dem Freistaat Sachsen ist vonjeher die Energiewirtschaft. Seitvielen Jahrzehnten hat der Braun-kohleabbau die Region verändertund geprägt. Rund um die großenTagebaue entwickelten sich eineleistungsfähige Metallverarbeitungund ein innovativer Maschinenbau,deren Unternehmen heute ihre Pro-dukte sehr erfolgreich auf demWeltmarkt verkaufen.

Innovative Branchen

Zu den innovativsten Industriezwei-gen im Süden Brandenburgs gehö-ren die Chemische Industrie unddie Kunststofftechnik. Sie bilden be-reits seit vielen Jahrzehnten wichti-ge industrielle Kerne der Lausitzund sind über wachstumsstarkeCluster inzwischen gut vernetzt mitanderen Unternehmen sowie For-schungseinrichtungen innerhalbBrandenburgs und darüber hinaus.Denn „Made in Brandenburg“ hatsich zu einem Gütesiegel entwi-ckelt, das selbst in luftigen Höhenhöchste Wertschätzung genießt –bei allen, die mit Flugzeugen unter-wegs sind, in denen in Brandenburgproduzierte Triebwerke zuverlässigihren Job machen.

Wo die Industriezu Hause istTradition und innovative Unternehmen prägen dasIndustrieland Brandenburg

Die Chemische Industrie ist einWirtschaftsmotor. Foto: BASF

Technische Zeugen des Bergbaus wie die Biotürme in Lauchhammer sind heute Landmarken,Museen und Veranstaltungsorte. Foto: dpa

Besucherbergwerk F60 in Lichterfeld. Foto: F60

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22 Zukunftspreis Brandenburg 2014 RUNDSCHAU · 7. November 2014 REG!ONAL

Von Christian Taubert

Cottbus. Südbrandenburg lebtnicht auf einer Insel der Glückseli-gen. Internationale Konflikte undEreignisse wie die Ukraine-Krisemit den EU-Sanktionen gegen Russ-land, der Nahe Osten oder Ebolaschlagen sich in den Aussichten derWirtschaft auch in der Lausitz nie-der. „Die regionale Wirtschaft läuftauf einem hohen Niveau. Aber dieErwartungshaltung hat sich in allenBranchen eingetrübt“, erklärt derHauptgeschäftsführer der Indust-

rie- und Handelskammer (IHK)Cottbus, Wolfgang Krüger. Dabei bezieht sich Krüger auf dieErgebnisse der Herbst-Konjunktur-Umfrage der Kammer. Die Unter-nehmen in der Lausitz – das treffeauch auf den sächsischen Teilzu – würden die positiven Ergebnis-se überwiegend aus den gutenInlandsgeschäften rekrutieren.So berichten 93 Prozent der rund470 befragten Unternehmen von ei-nem guten bis zufriedenstellendenGeschäftsverlauf. Nur sieben Pro-zent bewerten die Geschäftslage

mit schlecht. Wie die IHK-Referen-tin Volkswirtschaft, Susanne Kwa-pulewski erläutert, melde dasBaugewerbe zweistellige Zuwachs-raten. Das Dienstleistungsgewerbehabe seinen Wachstumskurs fort-gesetzt und bleibe wichtigste An-triebskraft für die regionale Wirt-schaft. Und auch die in starkemMaß von Exportgeschäften abhängi-ge Industrie blicke auf einen gutenGeschäftsverlauf. Dass der Handel das erreichte Ni-veau halten konnte, sei in erster Li-nie dem Engagement der Unterneh-

mer zu verdanken, die sich der zu-nehmenden Internet-Konkurrenzstellen, betont Krüger. Es wird wei-ter investiert, um den Kunden neueAngebote unterbreiten zu können. Aus Sicht der IHK liegen mit demboomenden online-Handel ohnehin„Freud und Leid dicht beieinander“.Dem Transportgewerbe tut die Ent-wicklung gut. Ein florierender Ein-zelhandel gehört aber auch zuattraktiven Innenstädten. Optimis-tisch sind die Verantwortlichen beider Südbrandenburger IHK, dassder Spagat gelingen könne.

Allerdings gehöre der Online-Han-del heute parallel zu jedem Laden-verkauf. Die IHK gibt über ihre eBu-siness-Lotsen dabei Unterstützung.Von der Politik fordern die südbran-denburger Interessenvertreter derIndustrie, den berlinfernen Regio-nen endlich schnelles Internet zuermöglichen. „Ich hoffe auf den nö-tigen Ernst“, sagt Wolfgang Krügermit Blick auf den rot-roten Koaliti-onsvertrag in Potsdam. SchnellesInternet gehöre zu einer funktionie-renden Infrastruktur wie intakteStraßen.

Verwaltungsbezirke im Vergleich

IHK-Herbst-Umfrage: Getrübte AussichtenHandel stellt sich online-Konkurrenz

Inland trägt Konjunkturin der Lausitz

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REG!ONAL RUNDSCHAU · 7. November 2014 Zukunftspreis Brandenburg 2014 23

Cottbus. Es gibt keinen Grund fürJugendarbeitslosigkeit - diesem An-spruch stellt sich die Agentur fürArbeit Cottbus. So kann jedem Ju-gendlichen direkt eine Ausbildungs-stelle vermittelt oder ein Angebotzur Vorbereitung auf eine Ausbil-dung unterbreitet werden.Die Unternehmen Südbrandenburgssignalisierten für das Ausbildungs-jahr 2014 eine hohe Ausbildungsbe-reitschaft. 3139 betriebliche Ausbil-dungsstellen meldeten sie derAgentur für Arbeit Cottbus, dieswaren 50 Stellen mehr als im ver-gangenen Jahr. Dem gegenüberstanden 3378 Ausbildungsbewerber,268 weniger im Vergleich zum Vor-jahr. Bis jetzt konnten jedoch nicht

alle Lehrstellen besetzt werden, ob-wohl 143 unversorgte Bewerber348 unbesetzten Berufsausbil-dungsstellen gegenüber stehen.Nicht immer passen Angebot undNachfrage zusammen.„Für junge Leute sind die Chancen,eine Zukunftsperspektive in der Re-gion zu finden, so gut wie noch nieseit der Wende. Sie müssen jedochauch bereit sein, sich den Anforde-rungen der Ausbildung zu stellenund sich gut darauf vorzubereiten“,sagt Heinz-Wilhelm Müller, Vorsit-zender der Geschäftsführung derAgentur für Arbeit Cottbus.„Unsere Handwerksbetriebe wollenihre Fachkräfte von Morgen selbstausbilden. 591 Jugendliche habendieses Angebot angenommen undsich für eine Lehre im Handwerkentschieden. Im Vorjahr waren es594“, erläutert Knut Deutscher,Hauptgeschäftsführer der Hand-werkskammer Cottbus die Lage.

Vakante Lehrstellen

„Derzeit gibt es noch 337 Ausbil-dungsplätze, um sofort mit einerLehre zu beginnen. Besonders ge-fragt sind Anlagenmechaniker

(38 freie Lehrstellen), Maurer (15)und Fachverkäufer im Lebensmittel-handwerk (17).“Die IHK Cottbus hat 1518 betriebli-che Ausbildungsverträge zum30. September dieses Jahres re-gistriert, ein leichter Rückgang um0,6 Prozent gegenüber 2013. „DieAusbildungsbereitschaft unsererUnternehmen ist weiterhin hoch.Die IHK-Lehrstellenbörse listetüber 400 Lehrstellen für 2015“,sagt die stellvertretende Geschäfts-bereichsleiterin Regina Altmann.„Nach wie vor gibt es aber großeSchwierigkeiten, diese Stellen auchzu besetzen. Die Bewerber bringenoftmals auch schulische oder sozia-le Probleme mit. Als häufigstenGrund für eine vorzeitige Vertrags-lösung nennen Betriebe Verfehlun-gen des Auszubildenden wie unent-schuldigte Fehlstunden oderSchwierigkeiten im sozialen Um-gang mit Kollegen und Vorgesetz-ten. Gleichzeitig zieht es immermehr Schulabgänger an die Hoch-schulen, dabei bietet die Kombinati-on aus Ausbildung und Aufstiegs-fortbildung eine durchaus gleich-wertige Karriereperspektive.“

red/jda

Eine Zukunft in BrandenburgBeste Chancen für junge Leute auf eine Lehrstelle in der Heimat

Der Südbrandenburger Ar-beitsmarkt hält für den Nach-wuchs beste Berufsaussich-ten bereit. Die Unternehmender Region bieten attraktiveAusbildungsstellen und Auf-stiegsmöglichkeiten, zugleichsuchen sie ausgebildeteFachkräfte. Die Chancen aufAusbildung und Arbeit stehensomit für junge Leute so gutwie nie zuvor.

Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt im Süden Brandenburgs stehen für junge Leute so gut wie nie zuvor. Fotos (3): dpa

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(Leo

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