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1 Zukunftsprojekte für Stadt und Land Zwischenergebnisse des Modellvorhabens MORO Nord DOKUMENTATION des Kongresses am 29. April 2009 in Lübeck

Zukunftsprojekte für Stadt und Landwirtschaftsfoerderung.hamburg.de/ppn/ · 5 Mit unseren Stärken und Potentialen müssen wir als kleines Land aber sehr innovativ und nachhaltig

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Zukunftsprojekte für Stadt und Land

Zwischenergebnisse des Modellvorhabens MORO Nord

DOKUMENTATIONdes Kongresses am 29. April 2009 in Lübeck

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Inhalt: Seite

Lothar Hay , Innenminister Schleswig-Holstein: „Schleswig-Holstein Top im Norden: Neue Impulse durch MORO Nord“ 3

Manfred SinzBundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:„Überregionale Partnerschaften im Spannungsfeldvon Metropolregionen und ländlichen Räumen“ 11

Mikael Stamming , vertreten durch Mr. Vestergaard, Öresund Komitee: „Gutes Beispiel im Norden: Erfolge der großräumigenKooperation in der Öresund Region 33

Prof. Dr. Bernd Rohwer , Hauptgeschäftsführer der IHK zu Lübeck: „Brückenschlag: Neue Chancen durch die feste Fehmarnbeltquerung“ 58

Reinhard Meyer , CdS des Landes Mecklenburg-VorpommernVernetzungsraum Ost – Norddeutsche Kooperationaus Sicht des Landes Mecklenburg-Vorpommern 70

Axel Gedaschko , Senator für Wirtschaft und Arbeit der Freien und Hansestadt HamburgDen Norden stark machen – Die Metropolregion Hamburgals Motor einer großräumigen Partnerschaft 76

Podiumsdiskussion I - Stadt und Land im Verbund: Partnerschaften für mehr Wachstum und Innovation in Norddeutschland Rolf Christiansen, Dr. Friedhelm Budde, Christina P feiffer, Guido Sempell, Prof. Dr. Ingrid Breckner, Heino von Meyer 81

Podiumsdiskussion II – Wirtschaft und Wissenschaft ohne Grenzen: Norddeutsche Clusterkooperationen und WissenschaftsnetzwerkePetra Mahnke, Doris Roloff, Dr. Wolfgang Blank, Dr. Rolf-Barnim Foth, Michael Fröhlich 87

Prof. Dr. Jörg Knieling , HafenCity Universität Hamburg: Resümee und Ausblick 91

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Schleswig-Holstein top im Norden: Neue Impulse durch MORO Nord für Stadt und Land

Lothar HayInnenminister des Landes Schleswig-Holstein

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Redevon Innenminister Lothar Hay

„Schleswig-Holstein Top im Norden: Neue Impulse durch MORO Nord“

Es gilt das gesprochene Wort

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich darf Sie – im Namen der Landesregierung Schleswig-Holstein – herzlich in Lübeck willkommen heißen. Als Vertreter der Bundesregierung, der norddeutschen Bundesländer und auch Dänemarks bzw. der Öresundregion sind Sie heute hier zusammengekommen, um sich über wichtige Themen, Strukturen und Projekte aus großräumiger Perspektive auszutauschen. Insgesamt repräsentieren wir hier heute eine potentielle Großregion mit rund 12 Millionen Einwohnern. Eine Zahl, die Respekt einflößt, und mutig und stark macht. Denn 12 Millionen Einwohner im Norden Europas stellen ein immenses Gewicht dar, wenn wir gemeinsam für unsere Interessen eintreten. Vor dem Hintergrund der aktuellen Rezession und Weltwirtschaftskrise gewinnt ein solcher Kooperationsansatz zusätzliche Bedeutung, um alle denkbaren Synergien und Mehrwerte einer nachhaltigen Regionalentwicklung auch auszuschöpfen. Als für Planung und Landesentwicklung zuständiger Innenminister habe ich ein hohes Interesse an zusätzlichen Entwicklungsimpulsen für Schleswig-Holstein. Betrachte ich mein Heimatland aus globaler Sicht im Hinblick auf seine natürlichen Gegebenheiten, dann ist es:

Ein kleines Land mit gerade 2,85 Prozent der deutschen Bevölkerung und fast keinen Bodenschätzen oder Rohstoffen. Treten wir etwas vom Globus zurück, erkennen wir Deutschland gerade noch, aber keinesfalls mehr Schleswig-Holstein. Ähnlich geht es unseren norddeutschen Nachbarn und auch Dänemark. Wir sind also in guter Gesellschaft und gemeinsam aufgerufen, uns auf den Weltmärkten nicht zu verzetteln, sondern planvoll strategische Allianzen zu entwickeln. Dabei hat Schleswig-Holstein als aktiver Partner wichtige eigene Stärken und Potentiale einzubringen - wie beispielhaft nur in Kürze benannt:

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Mit unseren Stärken und Potentialen müssen wir als kleines Land aber sehr innovativ und nachhaltig umgehen. Konkreter formuliert gilt es, auf allen Ebenen unseres Landes durch sinnvolle Kooperationen Ressourcen zu optimieren und Interessen und Kapazitäten zu bündeln. Die Unternehmen haben dies längst aufgegriffen und agieren auf den Weltmärkten mehr und mehr arbeitsteilig und vernetzt. Aber auch wir als Politiker von Land, Kreis, Stadt- und Gemeindeebene müssen die Anforderungen erkennen, grenzüberschreitende Zusammenarbeit befördern und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen für Menschen und Unternehmen schaffen.

Ohne überzogenen Stolz kann ich behaupten, dass Schleswig-Holstein sich auf dieser kooperativen Ebene als TOP-Standort erweist, der sorgsam seine Potentiale einsetzt und weiterentwickelt: Einige dieser erfolgreichen kooperativen Ansätze möchte ich Ihnen kurz vorstellen:

Die traditionell guten Beziehungen zu Dänemark haben mit dem neuen Partnerschaftsabkommen mit Süddänemark eine neue Entwicklungsdynamik bekommen. So entsteht derzeit eine starke regionale Achse Kiel-Veilje, die vor allem auf den Arbeitsmarkt, die Pendlerverflechtungen, die Zusammenarbeit in der Wissenschaft und die Gesundheitsvorsorge ausgerichtet ist.

Aber auch in der Mitte unseres Landes, in der ehemaligen Technologie-Region K.E.R.N, ist über viele Jahre Kooperation gewachsen. Derzeit befindet sich dieser Teilraum in einer Umbruchphase. Aber ich gehe davon aus, dass sich auch um die Landeshauptstadt Kiel zukunftsfähige regionale Kooperationsstrukturen für die Mitte Schleswig-Holsteins herausbilden werden. Die neue Wirtschaftsfördergesellschaft für die Region Kiel, Rendsburg-Eckernförde und Plön könnte hierzu erste, wichtige Anstöße geben.

- eine mittelständisch geprägte Wirtschaft mit ca. 125.000 Betrieben, die aufgrund besonderer Produkte und Kompetenzen wettbewerbsfähig ist;

- daneben aber auch bedeutende Großunternehmen, die wie zum Beispiel die Firma Dräger weltweit und erfolgreich als Marktführer agieren;

- zahlreiche touristische Angebote, die unser Land zu einem attraktiven Urlaubsparadies mit 24 Millionen Übernachtungen pro Jahr machen;

- ein vorbildhaftes Landeskonzept zur Integration von Migrantinnen und Migranten, um auch neuen Bevölkerungskreisen eine Heimat zu bieten;

- eine strategische Lage an Nord- und Ostsee, die wir für unsere internationalen Verbindungen und Wirtschaftsbeziehungenweiterentwickeln wollen;

- und natürlich gerade hier in Lübeck konkurrenzfähige Logistikkapazitäten wie den umschlagstärksten Ostseehafen Deutschlands.

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Besondere Dynamik entfaltet in den letzten Jahren die Region Lübeck oder großräumiger formuliert eine neue Fehmarnbelt-oder Hanse Belt- Region. Mit den projekt- und wirtschaftsbezogenen Aktivitäten der IHK zu Lübeck sind in Ergänzung zum planerischen „Entwicklungskonzept Region Lübeck“ von 2002 übergreifende Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet. Diese reichen sowohl bis nach Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern als auch bis in die Öresundregion. Aktuell stehen die Perspektiven und Anforderungen für eine feste Fehmarnbeltquerung im Mittelpunkt.

Schleswig-Holstein ist stolz auf seine ländlichen Räume. Nachhaltige Entwicklungskonzepte sollen diese Teilräume auch wirtschaftlich voranbringen. Die flächendeckende Umsetzung der LEADER-Methode mit inzwischen 21 institutionalisierten „AktivRegionen“ in unserem Land ist insoweit einzigartig in der Bundesrepublik. Diese „AktivRegionen“ tragen dazu bei, die endogenen Entwicklungspotenziale zu mobilisieren, regionale Kooperationen zu verbessern und innovative Projekte der regionalen Wirtschaft umzusetzen.

Als Rahmen für diese verschiedenen Kooperationsebenen möchte ich schließlich unseren neuen Landes-entwicklungsplan nennen, der Ende dieses Jahres in Kraft treten wird. Er ist mit zahlreichen Regelungen Ausdruck unserer Überzeugung, dass Zusammenarbeit und großräumige Betrachtung nur Vorteile bringt. In dem Plan haben wir erstmals das ganze Land querende Entwicklungsachsen entlang der Autobahnen ausgewiesen. Damit wollen wir die räumlichen Standortbedingungen verbessern und Entwicklungsimpulse aus der Metropolregion Hamburg auch in die anderen Landesteile lenken. An den Achsen können zudem Standorte für überregionale Gewerbegebiete festgelegt werden.

Weiter im Süden unseres Landes ist Schleswig-Holstein mit sechs Kreisen Partner in der Metropolregion Hamburg. In diesem für unser Land so wichtigen Teilraum werden überproportional zu Einwohner- und Flächenanteil über 48 Prozent der Einkünfte erzielt. Im Verbund mit der Weltstadt Hamburg strahlt er außerdem weit in die anderen Landesteile aus. Deshalb ist die Kooperation in der Metropolregion für uns von großer Bedeutung und längst eine Selbstverständlichkeit.

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Daneben hat die schleswig-holsteinische Landesregierung die immer stärker auf das Kraftzentrum Hamburg gerichteten direkten Kooperationsbemühungen von Kiel, von Neumünster, von Lübeck und vielen weiteren Akteuren von außerhalb der Metropolregion wahrgenommen. Begleitet werden diese Tendenzen immer wieder von politischen Befürchtungen, der Norden unseres Landes könnte durch die dynamische Entwicklung in der Metropolregion „abgehängt werden“.

Vor diesem Hintergrund haben wir unsere Politik regionaler, grenzüberschreitender Zusammenarbeit bereits Ende 2005 im Rahmen des Kabinettsberichtes „Schleswig-Holstein – Ein starker Partner im Norden“ auf den Prüfstand gestellt und sind zu folgendem Ergebnis gekommen:

Für die von mir zuvor beispielhaft beschriebenen Kooperationen in Schleswig-Holstein sind wir gut aufgestellt und haben den richtigen räumlichen Bezugsrahmen gefunden. Die Anforderungen an eine ganzheitliche Landesentwicklung und die Erfahrungen einer zunehmenden Orientierung auf die Metropolregion Hamburg muss uns aber veranlassen, für viele Felder eine großräumigere Betrachtung vorzunehmen. Dies gilt nicht nur für uns, sondern für ganz Norddeutschland.Mit Blick auf den starken Süden Deutschlands und mit Blick auf die globalen Verflechtungen müssen wir daher mehr als bisher die „Brille kleinräumiger Interessen“ absetzen. Diese ganzheitlichen Anforderungen einer zukunftsgerichteten Landesentwicklung und die immer wichtigere Ausrichtung auf eine strategische norddeutsche Zusammenarbeit waren schließlich unsere Motivation, auf den 2007 vom Bundesbauministerium gestarteten MORO-Zug aufzuspringen.

Für den Bund steht bei diesem Modellvorhaben das Ziel im Mittelpunkt, das Leitbild "Wachstum und Innovation" der Bundesraumordnung auf regionaler Ebene umzusetzen. Inhaltlich soll mehr Partnerschaft und Zusammenarbeit zwischen den 11 deutschen Metropolregionen und ihren weiteren Verflechtungsräumen erprobt werden und hierdurch den wachsenden raumstrukturellen Anforderungen entsprochen werden. Mit Ihrer Bewerbung haben die norddeutschen Länder diesen Ansatz für eine großräumige Zusammenarbeit und den Aufbau von Partnerschaften über die Metropolregion Hamburg bis nach Westmecklenburg und nach Dänemark genutzt. Ohne Frage ist die Metropolregion Hamburg dabei weiterhin der Impulsgeber für Wachstum und Innovation, jedoch für viele norddeutsche Aufgaben sogar noch zu klein. Das MORO Nord-Projekt bietet daher die Chance strategische Partnerschaften zwischen der Metropolregion und den ländlichen Räumen aufzubauen und insgesamt auf eine Stärkung des Standortes Norddeutschland hinzuwirken. Dabei ist MORO Nord thematisch breit aufgestellt und umfasst insgesamt 12 Teilprojekte und ein Strategisches Entwicklungskonzept. Dieses Entwicklungskonzept soll Lösungen entwerfen, wie auch nach Ablauf der MORO-Förderung im Juni 2010 eine norddeutsche Zusammenarbeit der Akteure und die Initiierung großräumiger Projekte sichergestellt werden kann.

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MORO Nord knüpft dabei an die etablierte norddeutsche Zusammenarbeit an, setzt aber durch die sehr projektbezogene Vorgehensweise zahlreiche Akzente, bringt in den Projekten neue Partner zusammen und schafft für viele Themen erstmals ein adäquates großräumiges Netzwerk.

Erfolgreich waren wir mit unserem Antrag bei der Ausschreibung des Bundes insbesondere deshalb, weil für die einzelnen 12 Teilprojekte konkrete Kooperations-Mehrwerte zu erwarten sind. Im Sinne einer kurzen Zwischenbewertung zu MORO Nord möchte ich beispielhaft anhand von 4 dieser Teilprojekte skizzieren, dass die positive Erwartungseinschätzung begründet gewesen ist: Das Projekt „Brückenschlag Fehmarnbeltquerung“ befasst sich mit den Entwicklungschancen und Anforderungen der geplanten Querung. Da Herr Prof. Dr. Rohwer im Rahmen seines Fachbeitrages hierauf noch detailliert eingehen wird, will ich mich auf die die folgende Kurzbewertung beschränken:

Das 2. Beispiel betrifft die Maritime Wirtschaft. Sie ist eine der wirtschaftlichen Schlüsselbranchen für den Exportweltmeister Deutschland. Unser Norden hat hier natürlich mit seinen Küsten, Häfen und seinen Erfahrungen besondere Potentiale und ist der Impulsgeber für maritime Innovationen. Gleichzeitig ist dies aber zwischen dennorddeutschen Partnern ein sehr konkurrenzbehaftetes Thema. Vor diesem Hintergrund war es für MORO Nord das Ziel, die ansatzweise bereits praktizierte Zusammenarbeit der norddeutschen Länder weiter zu entwickeln, um bestehende Kompetenzen und Ressourcen zu bündeln. Ein erstes Highlight auf diesem Wege war die erfolgreiche Präsentations-Veranstaltung „Maritimer Norden“ Anfang März 2009 vor über 300 Gästen in der Landesvertretung Schleswig-Holstein / Niedersachsen in Berlin. Auf dieser Grundlage wollen sich die norddeutschen Länder künftig noch enger abstimmen und Unternehmen und Wissenschaft im Norden unterstützen.

Weitere Früchte dieses Netzwerkes sollen noch bis Mitte 2010 heranreifen: und zwar über eine spezifische Veranstaltungsreihe in den Nordländern mit jeweils einem eigenen Schwerpunkt zur Förderung der länderübergreifenden Technologieentwicklung im Bereich der Maritimen Wirtschaft. Über diese Netzwerkveranstaltungen sollen erstmals die unmittelbar zuständigen Clusterakteure des norddeutschen Raumes zusammenarbeiten.

- Mit einem von der ganzen Region der A1- Achse getragenen Regionalen Entwicklungskonzept zu den regionalwirtschaftlichen Impulsen,

- einem mit allen betroffenen Partnern abgestimmten Vorgehen für die Vergabe einer Studie zu den erforderlichen Hinterlandanbindungen

- und dem beabsichtigten Aufbau eines clusterbezogenen Netzwerks im Bereich Ernährungswirtschaft von der Süderelbe, über Schleswig-Holstein bis zur Öresundregion

ist bereits hervorragende großräumige Zusammenarbeit im Rahmen von MORO Nord geleistet.

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Im Ergebnis gilt es, zukünftig besser in der Lage zu sein, norddeutsche Verbundprojekte und Förderanträge gemeinsam zu entwickeln. Mein 3. Beispiel-Projekt betrifft die ländlichen Räume der gesamten MORO Nord- Region. Wie bereits ausgeführt, haben wir mit unseren „AktivRegionen“ in Schleswig-Holstein bereits arbeitsfähige und akzeptierte Landesstrukturen für die ländliche Entwicklung geschaffen.

Mit dem MORO Teilprojekt „Position Beziehen“ steht nun erstmals für die ländlichen Räume auch ein länderübergreifender Strategieansatz zur Verfügung.

Entsprechend der MORO-Zielsetzung geht es um die Frage, welche Chancen ländliche Räume im Kooperationsverhältnis zum Kern einer großräumigen Partnerschaft – hier der Metropolregion Hamburg – haben und zur eigenen Regionalentwicklung nutzen können. Hierzu soll für alle Teilräume im MORO Nord-Gebiet eine Gesamtaufnahme und Bewertung der Stärken und Entwicklungspotentiale der ländlichen Räume erfolgen. Im Frühjahr 2010 soll darauf aufbauend ein Strategiekonzept zur künftigen Entwicklung und Zusammenarbeit der ländlichen Räume in Norddeutschland mit möglichst konkreten Vorschlägen für geeignete Kooperationsprojekte verabschiedet werden. Im Ergebnis soll das MORO-Teilprojekt damit die bisher isolierten Strategien der norddeutschen Länder für die jeweiligen ländlichen Räume ergänzen und die Stadt-Land-Zusammenarbeit großräumig stärken.

Schließlich möchte ich noch den erwarteten Mehrwert des 4. Projektes vorstellen, das den Bereich Marketing und Identifikation betrifft: Die norddeutschen Länder betreiben bisher ein weitgehend voneinander getrenntes Standortmarketing mit individuellen Gestaltungselementen. Für gemeinsame Aktivitäten gibt es bisher keine übergreifenden, sondern allenfalls einzelne, bisher unbefriedigende ad hoc - Lösungen. Mit Hilfe dieses MORO Teilprojektes soll eine verbindende, flexible Marke für gemeinsame Aktivitäten der Region kreiert werden. Angestrebt wird ein länderübergreifendes Signet, das sowohl bei gemeinsamen Messeauftritten, gemeinsamen Behörden oder aber gemeinsamen Publikationen in unterschiedlichen Länder-Konstellation genutzt werden kann. Übergeordnetes Ziel ist es, zu aller Vorteil die gemeinsame Zugehörigkeit zu Norddeutschland zu dokumentieren und eine höhere Effizienz des Standortmarketings und eine stärkere Markposition in Deutschland und Europa zu erreichen. Zugleich ist dies ein wichtiger Schritt zur Schaffung einer im internationalen Wettbewerb so wichtigen gemeinsamen norddeutschen Identität. Denn eine gemeinsame „Absenderschaft“ – wie nun zunächst mit dem Signet geplant – kann langfristig die Keimzelle auf dem Weg zu einer gemeinsamen Dachmarke Norddeutschland sein.

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Meine Damen und Herren, unser heutiges Treffen steht für ein kurzes Innehalten, zum Abgleich der Interessen und der Festlegung der nächsten Haltestellen auf dem Weg des Moro-Zuges. Einen wichtigen Meilenstein werden wir 2010 erreicht haben. Ich freue mich schon jetzt auf die bundesdeutsche Schlussveranstaltung am 17./18. Juni 2010 in Hamburg, die wir als MORO Nord gemeinsam mit dem Bundesbauministerium durchführen wollen.

Unser MORO Nord-Prozess hat bis jetzt schon gezeigt, dass die Kooperationserfordernisse oft weit über die Grenzen der Metropolregion Hamburg hinausgehen und die Partner ihre Interessen zunehmend großräumiger definieren. Dem müssen wir Rechnung tragen. Dass dabei immer wieder auch noch die eine oder andere Hürde ausgeräumt werden muss, ist für uns auf lange Sicht eher Ansporn als Hemmnis. Der Prozess hat außerdem deutlich gemacht, dass großräumige Kooperationen nicht in erster Linie von gut gefüllten Fördertöpfen leben, sonder vielmehr von engagierten, kreativen Köpfen, von neuen Ideen für Win-Win-Erfolge, vom Wegschieben alter Barrieren und von der Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen: auf neue Partner, auf neue Ideen, auf neue Strukturen.

Wenn es uns gelingt, diese neuen Partnerschaften auch über die Abschlussveranstaltung 2010 hinaus weiter zu entwickeln und großräumiges Denken und Handeln selbstverständlicher werden, dann haben wir im Sinne einer nachhaltigen Regionalentwicklung für die Metropolregion, die einzelnen Teilräume und letztlich für ganz Norddeutschland viel erreicht.

Meine Damen und Herren,zu guter Letzt möchte ich mich bedanken:Dank zunächst an die Unterstützer der heutigen Veranstaltung. Die IHK zu Lübeck, die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Lübeck und die Stadt Lübeck haben es durch Ihre finanzielle und personelle Unterstützung möglich gemacht, dass wir heute hier ein Stück Zukunft vorbereiten können.

Dank aber auch an dieser Stelle an alle Akteure, die sich ja zusätzlich neben Ihren Hauptaufgaben so engagiert an dem MORO Nord-Prozess beteiligen. Ohne Ihre Ideen, Ressourcen und immer wieder die Bereitschaft zum Kompromiss kann neues Denken nicht wachsen!

Zum Abschluss darf ich Sie einladen, heute Abend am Empfang der Stadt Lübeck im Rathaus teilzunehmen und wünsche uns am Nachmittag wie heute Abend viele Anregungen für die weitere vertrauensvolle Zusammenarbeit in unser gemeinsamen Region!

Vielen Dank!

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Überregionale Partnerschaften im Spannungsfeld von Metropolregionen und Ländlichen Räumen

Manfred SinzBundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

Beitrag zum Kongress MORO Nord: Zukunftsprojekte für Stadt und LandLübeck, 29. April 2009

Neo Rauch: Landschaft mit Sendeturm 1996

12

Gliederung

1. Neue Herausforderungen2. Metropolisierung, Urbanisierung und Zunahme der

Verflechtungen3. Wachstumsbündnisse und Verantwortungsgemeinschaften als

Antwort der Raumentwicklungspolitik

• Globalisierung und Europäische Integration:

Neue Nachbarn, eine neue Städteliga, neue Verbündete, neue Konkurrenten betreten die Bühne.

Es findet eine Urbanisierung, Regionalisierung und „Metropolisierung“ statt. Die Standortpräferenzen der kreativen Klasse, der Wissens- und Informationsgesellschaft gewinnen an Bedeutung.

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• Demographischer Wandel:

Regionales Nebeneinander von Wachstum, Stagnation und Schrumpfung

Wirtschaftliche und soziale Polarisierungen im Raum nehmen zu. Eine Negativspirale von Erwerbslosigkeit, Abwanderung, Ausdünnung, Auslastungsproblemen und Versorgungsengpässen bedroht vor allem Regionen Ostdeutschlands.

• Nutzungskonflikte und Ressourcenverknappung

Fläche als Ressource bleibt knapp. Nutzungskonflikte nehmen zu.

Regenerative Energien und Folgen des Klimawandels stellen neue Anforderungen.

Die Siedlungsstruktur muss den Bedingungen einer postfossilen Wirtschaft

und Gesellschaft angepasst werden.

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Europäische Perspektive – Metropolisierung

Quelle:DATAR/Reclus 2002

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Hamburg

Hannover

Köln

Berlin

Frankfurt

Stuttgart

München

Nürnberg

Ausschnitt

Quelle:ESPON Projekt 1.1.1 (2003)

Kiel

Rostock

Metropolitan EuropeanGrowth Areas (MEGAs)

Transnational / nationalFunctional Urban Areas (FUAs)

Regional / local FUAs

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Urbanisierung und Zunahme der Verflechtungen

17

Ausschnitt

18

19

Ausschnitt

20

Stadtregionen

21

StadtregionenAusschnitt

22

Wachstum, Stagnation und Schrumpfung

Raumordnungsprognose 2025

23

Raumordnungsprognose 2025

Ausschnitt

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Metropolregionen in den neuen Leitbildern

MetropolfunktionenKriterien:• Entscheidung und Kontrolle• Forschung, Innovation, Kultur• Verkehrsknoten

Verflechtungs- und Zwischenräumeder Metropolen

Ländlich geprägte und periphere Räume

Raumordnungsbericht 2005

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Leitbild Wachstum und Innovation

Ländliche Wachstumspole

Stabilisierungsräume

MetropolitaneKerneMetropolregionenVerflechtungsräume„Neue“ Grenzen

Leitbilder der Raumentwicklung2006

!

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Strategieelemente des Leitbilds Wachstum und Innovat ion:

� Wachstumsbündnisse und Verantwortungsgemeinschaften als Inhalte von „regional governance“; Synergie und Solidarität über administrative Grenzen hinweg; Marketing und Interessenvertretung nach innen und außen

� Vernetzung von Metropolen, Stadtregionen und peripheren, ländlichen Entwicklungsschwerpunkten auf Augenhöhe; Perspektive der überregionalen Partnerschaften (MORO-Vorhaben)

� Metropolitane Funktionen und deren Ausstrahlung stärken: Internationale Verkehrsverbindungen, Standorte und Netze der Wissens- und Informationsgesellschaft

� Metropolitane Schwächen behandeln: Ballungsverkehr, Krisenanfälligkeit, Umweltbelastungen, städtische Problemgebiete

� Metropolregionen und ihre Verflechtungsräume als Beitrag zur Dezentralisierung auf nationaler und europäischer Ebene

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Modellvorhaben „Überregionale Partnerschaften“

28

Wachstumsbündnisse und Verantwortungsgemeinschaften

Traditionelle Effizienzsteigerung

• Öffentlicher Nahverkehr / Verkehrsverbünde• Ver- und Entsorgung (Wasser, Müllbeseitigung)

Stadt-Umland Verbände - „Regional Governance“

• Regional- und Flächennutzungspläne• Wirtschaftförderung, Messen, Flughäfen, Wissenschafts- und

Technologiezentren

29

Wachstumsbündnisse und Verantwortungsgemeinschaften

Zukunftsfelder:

• Partner der Wirtschaft - Internationalisierung• Regionale Identität und Kultur• Regionale Ressourcenbewirtschaftung:

Energieversorgungskonzepte, Luft- und Wasserqualität• Risikomanagement (Hochwasser, Klimawandel)• Gemeinsame Daseinsvorsorgekonzepte für sozialen

Zusammenhalt und Integration• Grenzüberschreitende Verflechtungsräume

• Modellvorhaben als Anerkennung, Katalysator und Basis für Vernetzung; Ziel: Mehrwert durch Komplementarität

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… und der Ländliche Raum?

NaturnNaturn äähehe

LandwirtschaftLandwirtschaft

RRüückstckst äändigkeitndigkeit

StrukturschwStrukturschw ääche / Abwanderungche / Abwanderung

Klischees und Stereotypen

31

Aber ländliche Räume sind ...

• vielfältig hinsichtlich ihrer Funktionen• nicht per se bereits Problemräume• teilweise wirtschaftlich sehr erfolgreich• häufig landschaftlich attraktiv• nicht automatisch in Gefahr, zukünftig abgehängt zu werden• eng mit den Städten und Agglomerationen verflochten

… und deshalb attraktive Kooperationspartner

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Neo Rauch Akademie im Wald 1998

Kontakt: [email protected]

3333

29 of April 2009

Mr. Vestergaard

Öresund – TheHuman Capital of Scandinavia

3434

The Öresund Region - 3,7 m inhabitants

3535

Copenhagen – Malmö

3636

The members of The Öresund Comittee

The Danish members:

• Capital Region of Denmark• Region Zealand• Copenhagen City• City of Frederiksberg• Bornholm Regional Municipality• Greater Copenhagen Forum for

local Municipalities• Local Government Regional Council

of Zealand

The Swedish members:

• Region Skåne

• The City of Malmö• Helsingsborg City

• The Municipality of Lund

• The Municipality of Landskrona

3737

The Öresund Committee

• The platform for regional political cooperation in the Öresund Region• Lobbying for Öresund interest at national and European level• Meeting place and “embassy”

In 2008 we highlight three specific issues:

1. dismantling cross-border obstacles that inhibit the labour market.

2. investing in a new infrastructure for the region and analyzing the importance of tolls for the bridge across Öresund and transport costs for integration.

3. strengthening good relations at the grassroots level and promote social and association contacts and cooperation across Öresund and thereby establish a cultural metropolis.

3838

3939

Öresundskomiteen

4040

Companies - centralization

• Toyota (SWE)• SONY (DK)• L’Oréal (DK)• Royal Scandinavia (SWE)• BASF (DK)• Gillette (DK)• Bosch (DK)• Acerinox (SWE)• Top Toy (DK)• Nordisk Film (DK)• IKEA Food Services (SWE)• BMW Group Nordic (SWE)• Roland (DK)• Gambro Spare Parts (SWE)• Honda (SWE)

4141

EU STAR REGIONRegions for economic change,

European Commission – Regional Policy

In Feb 2008, EU Commission award prizes to the most innovative regional projects supporting sustainable development and knowledge based regional economies…..

Øresund Science Region won the prestigious 1st price in the category “Supporting clusters and business networks”and is thus nr 1 in Europe

4242

Verkehr auf der Øresundbrücke und den Fährlinien seit 2001

Pkw Lkw

0

1.000.000

2.000.000

3.000.000

4.000.000

5.000.000

6.000.000

7.000.000

8.000.000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

Øresundbrücke

Fährlinienen Helsingör-Helsingborg

0

100.000

200.000

300.000

400.000

500.000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

Øresundbrücke

Fährlinienen Helsingör-Helsingborg

4343

Anzahl Reisende auf der Øresund-brücke im Durchschnitt pro Tag

-

10.000

20.000

30.000

40.000

50.000

60.000

70.000

80.000

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008

Bahn

Auto

4444

Anzahl Pendler auf der Øresundbrücke

-

2.000

4.000

6.000

8.000

10.000

12.000

14.000

16.000

18.000

20.000

1995 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008

Berufspendlermit Auto

Studierende mitder Bahn

Berufspendlermit der Bahn

Berufspendlermit Flugbooten

4545

Commuters on The Bridge 2001 – 2025(car and train)

-

10.000

20.000

30.000

40.000

50.000

60.000

70.000

2001 2004 2007 2010 2013 2016 2019 2022 2025

Medelscenario

Tillväxtscenario

Stagnationsscenario

4646

Befolkningsförändring för befolkning mellan 20-64 å r i

Öresundsregionen, år 2007-2026.

-80000

-60000

-40000

-20000

0

20000

40000

60000

80000

100000

120000

2007

2009

2011

2013

2015

2017

2019

2021

2023

2025

Själland

Skåne

Demografic change and chance, inhabitants 20 – 64 year, until 2026

Källa: Danmarks statistik och Region Skåne

4747

One Labour market ?!

4848

Employment trends 2000-2006

4949

Unemployment as a percent of population, January 2000 – August 2007

5050

Migration flows through Öresund 1998-2007

5151

Number of migrants by age distribution (percent)

5252

”New” Swedes who has got a job in Denmark

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

January

FebruaryMarch

April

May

June

JulyAugust

Septem

ber

October

Novem

ber

Decem

ber

2005

2006

2007

2008

”New” Swedes on the Danish labourmarket

5353

Double Triple Helix-spiral

University

Private sector

Public sector

University

Private sector

Public sector

5454

Fehmarn Bro, år 2018

5555

• A new region?

5656

5757

Thank You for listening!

[email protected]; +45 3057 9840

58

Brückenschlag: Neue Chancen durch die feste FehmarnbeltquerungProf. Dr. Bernd Rohwer, 29. April 2009

59

Eine Vision wird Realität

Staatsvertrag über den Bau der festen Fehmarnbeltquerung

Bundesrats-Abstimmung über den Gesetzentwurf zum Bau der festen Fehmarnbeltquerung

Verabschiedung des Gesetzes zum Bau einer Fehmarnbelt-querung im Kopenhagener Folketing

60

Chancen

Mit der Fehmarnbelt-Querung

� wachsen zwei europäische Metropolregionen zusammen

� wird die Erreichbarkeit unserer Region wesentlich verbessert und damit der Standort aufgewertet –etwa in den Bereichen Logistik, Ernährung, Medizintechnik/Gesundheit, Tourismus

� werden Kooperationen zwischen Unternehmen, Branchenclustern und Hochschulen/Forschungseinrichtungen begünstigt

� rücken auch die Arbeitsmärkte zusammen

� entstehen neue Arbeitsplätze

Befürchtungen

� Unrealistische Verkehrsprognosen - Probleme für Betreiber?

� Verdrängt Finanzierung andere wichtige Projekte?

� Arbeitsplatzverluste bei den Fähren?

� Während der Bauphase Beeinträchtigungen für den Tourismus?

� Blockieren Engpässe am Fehmarnsund und durch zunächsteingleisige Bahn Potenziale?

� zu viel Transit, zu wenig Wertschöpfung in der Region?

� zu große Umweltrisiken (Wasseraustausch, Zugvögel?)

� Kollisionsgefahr für die Schifffahrt?

61

Chancen konkret

� schnellere Erreichbarkeit von Norden, damit Impulse fürGrenzhandel, Tourismus, Pendler

� schnellere Zuganbindungen von Süden: attraktiv z.B. für Touristen

� bessere Erreichbarkeit und damit geringere Logistikkosten für Betriebe

� Region zwischen Puttgarden-Hamburg wird als Standort fürBedienung der Ostseemärkte attraktiver

� Brücke als Besuchermagnet

� Annäherung der Metropolregionen Öresund/Hamburg stärkt auch die Region „dazwischen“

� unsere Region bleibt Westeuropas Haupttor zur Ostsee

62

Der Brückenschlag schafft eine neue Region

63

Chance schnellere Erreichbarkeit

� verkürzte Fahrzeit im deutsch-dänischen Grenzverkehr um bis zu 65 Minuten

� attraktiv für Pendler

� attraktiv für Touristen

� unterstützt Zusammenarbeit inWirtschaft, Wissenschaft undKultur

Pendelradius ohne Fehmarnbelt-Querung

Pendelradius mit Fehmarnbelt-Querung

Ausgangspunkt Puttgarden und Rødbyhavn

bei max. Pendelfahrzeit von 90 Minuten

Quelle: eigene Berechnung

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Chancen nutzen durch großräumige Kooperation in MORO Nord

Projekt „Brückenschlag –Entwicklungskorridor Fehmarnbeltquerung“

Ziele:

- Auswirkungen der Querung und Entwicklungsmöglichkeiten der Region untersuchen

- Zusammenwachsen der großräumigen Partnerschaft mit der Öresundregion befördern

- Konkrete Aktivitäten in Handlungsfeldern umsetzen:

- regionalwirtschaftliche Entwicklung

- Hinterlandanbindung

Regionales Entwicklungskonzept

Untersuchung der regionalwirtschaftlichen Auswirkungen und Potenziale der festen Querung

Maßnahmenvorschläge zur Nutzung wirtschaftlicher Chancen in der Region

- Ansiedlung, Wirtschafts- und Gewerbeflächenentwicklung

- Tourismus- Regionale Zusammenarbeit

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Verkehrskonzept Hinterlandanbindung

Untersuchung zur effizienten Nutzung der Verkehrsinfrastruktur

Vorschläge zur Sicherung einer leistungsfähigen Hinterlandanbindung

Maßnahmen zur Anpassung der Verkehrsangebote

- Grenzüberschreitende Fahrplanvernetzung

- Stabilisierung des ländlichen Raumes durch Anpassung der Verkehrsnetze

Chancen

Schnellere Erreichbarkeit und bessere verkehrliche Anbindung

- Einkaufsfahrten und Pendeln werden attraktiver- Stärkere Positionierung als Logistikstandort

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PKW-Passagen über den Öresund

2,95 Mio. Kfz in 2001 6,75 Mio. Kfz in 2007

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Geplante Hinterlandanbindungen

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Chancen

Wirtschaftsbereiche profitieren von neuer Standortqualität

- Neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit für Hochschulen, Forschungsinstitute und Unternehmen

- Impulse für Logistik und Tourismus- Vernetzung der Schwerpunktbranchen entlang der

neuen Wachstumsachse

Logistik

Medizintechnik

Tourismus

Ernährungswirtschaft

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Grenzpendler Öresundregion

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Vernetzungsraum Ost: Norddeutsche Kooperation aus Sicht des Landes Mecklenburg-Vorpommern

Reinhard MeyerChef der Staatskanzlei des Landes Mecklenburg-Vorpommern

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Es gilt das gesprochene Wort

Allgemeines:Dank für die EinladungDank an Prof. Rohwer zur Zustimmung für den zeitlichen Tausch der Redebeiträge, was die Teilnahme möglich gemacht hat.Teilnahme wichtig, weil MORO Nord neben den Fachminister-Konferenzen und einigen anderen Bereichen eines der wenigen institutionalisierten Foren der nord-deutschen Zusammenarbeit ist, an dem M-V als gleichberechtigter Partner teilnimmt.

Selbstverständnis M-V´s in Norddeutschland:Ist M-V eigentlich ein norddeutsches, oder ein ostdeutsches Bundesland ?

– Vor genau 20 Jahren hätte diese Frage als Phantasieprodukt Kopfschütteln verursacht.– Die letzten 20 Jahre waren gezwungenermaßen und natürlich eine Zeit des Aneinanderanpassens und des

Ausgleiches zwischen West und Ost. Dabei verband gemeinsame Vergangenheit oft mehr als gemeinsame Probleme.

– Dieser Ausgleichs- und Anpassungsprozeß war zu einem großen Teil erfolgreich. Vieles ist erreicht, manches noch nicht zufriedenstellend und einiges noch gar nicht.

In jedem Fall ist M-V ein Land zwischen zwei (norddeutscher und ostdeutscher) Metropolen. Insofern ist schon der abgesprochene Titel des Statements „Vernetzungsraum Ost: Norddeutsche Kooperation aus

Sicht des Landes M-V“ eine gute Gelegenheit, hierüber ein paar Worte zu verlieren.M-V ist das Bundesland mit der längsten Küstenlinie.M-V hat wichtige Werftstandorte.M-V hat einen sehr erfolgreichen (maritimen) Tourismus.M-V verbindet mit Norddeutschland ein altes und vielfältiges kulturelles Erbe (Hanse, Backsteingotik).

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Mit anderen Worten: es hat ein Vielzahl von Gemeinsamkeiten mit den Küstenländern der alten Bundesrepublik.Aber - eine provokante Frage: Sehen Sie uns eigentlich als norddeutsches oder doch noch als ostdeutsches Bundesland ? Bei vielen Gesprächen in Norddeutschland habe ich mitunter das Gefühl, dass M-V auch hier eher noch als „der Osten“ wahrgenommen wird. Manchmal sogar als der „arme Verwandte“– und mitunter deshalb auch nicht als gleichwertiger Partner gesehen wird.

Aus den eben beschriebenen Gemeinsamkeiten (Küste, Werften, Tourismus, Tradition) heraus fühlt sich M-V als ein norddeutsches Bundesland.Aber keine Leugnung der ostdeutschen Vergangenheit.Denn man kann das eine sein, ohne das andere zu lassen.Natürlich vorhandene und auch vorhandene natürliche Gemeinsamkeiten mit den anderen vier neuen Bundesländern eine gemeinsame Vergangenheit, aber auch gemeinsame politische Interessen (z.B. in der Finanzpolitik) machen M-V natürlich auch zu einem Bundesland mit spezifischen „ostdeutschen“Interessen.Vor allem liegt M-V aber auch zwischen einer großen norddeutschen und einer großen ostdeutschen Metropole. Den daraus erwachsenden Anforderungen muß M-V gerecht werden.Das bedeutet Chancen: Tourismus (Seenplatte, Schlösser und Herrenhäuser) Naherholung (Usedom als Badewanne Berlins), Dienstleitungen, Handwerk, Gewerbe.Der Teufel steckt aber auch im Detail:

– wie orientiert sich z.B. der Raum Rostock– der Raum mittleres Mecklenburg

Das gemeinsame MORO-Projekt mit Berlin/Brandenburg beweist, dass die metropolitane Verknüpfung mit dem Großraum Berlin gerade im aufstrebenden Bereich der Logistik erfolgversprechend ist.

M-V in MORO-NordM-V ist an zwei länderübergreifenden MORO-Projekten beteiligt. MORO-Berlin mit einem deutlich engeren

Themenzuschnitt, MORO Nord mit seiner Vielzahl an interessanten Teilprojekten.M-V hat in MORO-Nord die Federführung für drei Teilprojekte übernommen. Auch ein Zeichen dafür, dass wir unseren

Anteil an dieser norddeutschen Zusammenarbeit ernstnehmen.– 1. Teilprojekt 6, LifeSciences: Es hat die verbesserte Zusammenarbeit und Vermarktung des

Gesundheitsstandortes Norddeutschland (Zusammenarbeit von NORGENTA und BioCon Valley) zum Ziel. Gemeinsame Auftritte (auch im Ausland) haben stattgefunden bzw. sind geplant. Auf dem Podium wurde eben darüber gesprochen

– 2. Teilprojekt 8, Kulturlandschaft Norddeutschland: Hier soll anhand des Beispieles norddeutscher Gartenlandschaften zum einen ein typisches norddeutsches Identifikationsmerkmal dokumentiert und zum anderen die gemeinsame Vermarktung verbessert werden.

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– 3. Teilprojekt 10, Heranrücken:• Die verbesserte Anbindung der ländlichen Räume an die Metropole ist hier die Zielstellung. Dieses

Projekt ist eine typisches Beispiel für das Bohren dicker Bretter. • Wer Verkehr plant, braucht langen Atem. • Kurz- bis mittelfristig sollen hier tarifliche und fahrplanmässige Verbesserungen untersucht und auch

erreicht werden. • Ein weiterer, „visionärer“ Ansatz soll untersuchen, welche Anforderungen eine metropolitane

Verkehrsinfrastruktur in - sagen wir - 20 bis 30 Jahren erfüllen muß.• Die demographische Entwicklung im ländlichen Raum erfordert gute Verkehrsverbindungen, wenn

man eine weitere Entleerung verhindern will.– 4. Bei einem weiteren Teilprojekt 11, „Position bez iehen“, sollen das Selbstverständnis und vor allem

auch die Potenziale der ländlichen Räume im Verhältnis zur Metropole untersucht werden. Es liegt nahe, dass Mecklenburg-Vorpommern hieran ein besonderes Interesse hat, und sich neben unseren federführenden Freunden und Partnern aus Niedersachsen besonders engagiert, u.a. mit einem workshop in Ludwigslust.

Die Mitarbeit in allen Projekten bedeutet für die Kollegen aus allen vier Bundesländern, besonders genannt die federführende Geschäftsstelle hier in S-H, sehr viel Engagement und sehr viel Zeitaufwand .Dafür Dank an dieser Stelle. Zum Teil Frustpotential nicht unerheblich, weil immer wieder neue Überzeugungsarbeit geleistet werden muß.

– Oft heißt es, nicht schon wieder neue Organisationsstrukturen, die alten laufen schon nicht optimal. – Oder: alter Wein in neuen Schläuchen. – Die Skeptiker sitzen in allen Ebenen – den Landesverwaltungen, den Fachministerien – auch auf der

kommunalen Ebene – oder bei den privaten Organisationen.Warum ist eine großräumige Partnerschaft sinnvoll?

– Das Stichwort „Globalisierung“ mag zwar kaum noch einer hören. Aber es bleibt nach wie vor aktuell.– Die Welt wird in der Tat kleiner: Hamburgs Konkurrenz sitzt nicht mehr allein in Berlin oder München, nicht

einmal in der vielerwähnten Öresundregion, sondern in Amerika oder sogar Ostasien. Hamburg kann in dieser Konkurrenz nur dann bestehen, wenn es alle seine Potenziale ausschöpft.

– Das Umland kann nur von der Zugkraft der Metropole profitieren, wenn diese erfolgreich ist.– Das Ausschöpfen der Potenziale der ländlichen Räume erhöht aber auch diese Zugkraft.

• Nur als ein touristisches Beispiel wegen der aktuell in Schwerin stattfindenden BUGA: Das Schweriner Schloß muß z.B. für Hamburg die gleiche Bedeutung erlangen, wie Neuschwanstein für München. Es liegt nicht minder spektakulär und ist auch viel älter...

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– Unkoordiniertes Nebeneinander bedeutet Ineffizienz, die wir uns nicht mehr leisten können.– Vermeintliche eigene Potenziale ausschöpfen zu wollen, wo der Nachbar deutlich besser ist, bedeutet das

nutzlose Verschwenden von Energie.– Die eigenen Stärken sind zu definieren und untereinander abzustimmen.

Das müssen wir lernen, und auch uns selbst und anderen immer wieder neu erklären.Zur Zukunft:Es zeigt sich, dass MORO trotz Schwierigkeiten eine allgemeine Akzeptanz erfährt.Viele Projekte benötigen aber einen langen Atem zur Umsetzung. Bis nächsten Juni werden viele nicht erledigt sein.Wir sollten deshalb gemeinsam überlegen, in welchem Rahmen MORO weitergeführt werden kann.Es bleibt aber auch nachwievor das erklärte Ziel M-V´s , dass die beiden westmecklenburgischen Landkreise Mitglied der Metropolregion Hamburg werden. Dieses Ziel verfolgen wir mit Geduld, aber hartnäckig.Und in einer Zeit, in der Hamburg und die Metropolregion die thematische Erweiterung und vertiefte Kooperation über die Ostsee hinweg mit der Öresundregion suchen – was wir ausdrücklich unterstützen – ist es auch nicht nachvollziehbar, mit einer organisatorischen Erweiterung am Ratzeburger See aufzuhören.Bis es soweit ist, sehen wir MORO-Nord als eine geeignete Form der vertieften norddeutschen Zusammenarbeit an. Auch aus diesem Grund befürworte ich auch ausdrücklich eine Fortsetzung von MORO-Nord. Sollte sie im organisatorischen Rahmen der Metropolregion stattfinden, dann muss sichergestellt sein, das die Teile von MORO, die nicht Mitglied sind – also der Norden von Schleswig Holstein und der Westen von Mecklenburg - , mit gleichen Rechten und Pflichten mitarbeiten können.Dies muss geklärt werden, und insofern halte ich es auch für eine gute Idee, die Konferenz der Chefs der norddeutschen Staats- und Senatskanzleien, aber auch die Konferenz Norddeutschland der MP´s, weiter regelmäßig damit zu befassen.

Zur Fehmarn-Belt-Querung:Man kann in dieser Zeit als Mecklenburgischer Politiker kaum nach Lübeck fahren, ohne nicht ein Wort zur festen Fehmarn-Belt-Querung zu sagen.Alle Prognosen sagen zumindest eines übereinstimmend. Sie wird zu Lasten unserer Häfen gehen, wenn auch zur Rückgangsmenge unterschiedliche Angaben gemacht werden.Deshalb wird realistischerweise auch niemand von uns ernsthaft erwarten können, mit glühender Begeisterung das hohe Lied der Brücke zu singen.M-V hat ein eigenes Interesse am Ausbau der Achse von Skandinavien über Rostock, Berlin/Brandenburg, Sachsen nach Südosteuropa.

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Politik heißt aber auch, Dinge zu akzeptieren, die man nicht mehr ändern kann, sie für sich zu nutzen und zu versuchen, an der Gestaltung mitzuwirken.Die feste Querung wird voraussichtlich kommen, und wir werden versuchen, auch hier unsere Chancen wahrzunehmen.Ich gebe zu, diese Erkenntnis hat bei uns länger gedauert.Aber Probleme mit verzögerter Akzeptanz kennen Sie hier in Lübeck ja auch, wenn ich da an bestimmte Gewerbegebiete jenseits der Wakenitz denke.Wir werden aufmerksam verfolgen, ob der erhebliche finanzielle Aufwand, den die Ertüchtigung der Hinterlandanbindung nach Puttgarden bedeutet, zu Lasten der Hinterlandanbindungen unserer Häfen geht. Hier für eine Gleichbehandlung zu sorgen, ist auch ein Stück norddeutscher Gemeinsamkeiten, auf die wir setzen!

Zum Abschluss:Wir müssen insgesamt die norddeutsche Zusammenarbeit stärken, um gegenüber Süddeutschland entschiedener und mit mehr Druck auftreten zu können.Jeder gebaute Straßenkilometer, jedes fertig gestellte Gleisstück, jede geförderte Bildungseinrichtung in Süddeutschland macht deutlich, wo die Pflege unserer Egoismen ihre Grenzen finden sollte.M-V versteht sich als ein norddeutsches Bundesland mit ostdeutschen Verwurzelungen.M-V nimmt seine Rolle in der norddeutschen Zusammenarbeit ernst.Und ich denke, wir demonstrieren das hier auch in MORO-Nord mit guter Arbeit und hohem Engagement.

Deshalb erwarten wir aber auch, als gleich- und vollwertiger Partner akzeptiert zu werden, der etwas einzubringen hat.

Vielen Dank!

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Den Norden stark machen: Die Metropolregion Hamburg als Motor einer großräumigen Partnerschaft

Axel GedaschkoSenator für Wirtschaft und Arbeit der Freien und Hansestadt Hamburg

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Es gilt das gesprochene Wort

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Saxe, meine Damen und Herren,Danke für die Einladung,Freude für mich, hier bei Ihnen Gast zu sein.

In der letzten Woche hat auch Bürgermeister Böhrnsen, aus Bremendarauf hingewiesen, dass wir hier im Norden mit

einer Stimme sprechen müssen.Nicht erst seit der großen Finanzkrise ist die Zusammenarbeit in Norddeutschland eine unserer wichtigsten Aufgaben. Aber besonders schwierige Zeiten können wir nur zusammen meistern. Finanzkrise macht es besonders deutlich: wir leben in einer globalisierten Welt, keiner kann sich in Nischen verstecken, jeder wird erfasst von den Auswirkungen der Weltwirtschaft.

Daher Notwendigkeit, sich in großen Regionen zusammenzuschließen um wahrgenommen zu werden und um in Kooperation solidarisch gestärkt im Wettbewerb sich zu behaupten. (Kohäsionspolitik)Auch die EU setzt seit langem auf die Regionen und richtet seine Politik danach aus.Ich begrüße daher ganz besonders die neue Zusammena rbeit auf der norddeutschen Ebene, die „Großräumige Partnerschaft Norddeutschland/Metropolregion Hambur g, auch MORO-Prozess genannt“. Der heutige Kongress hat bewiesen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Norddeutsche Clusterpolitik, Netzwerke zwischen wirtschaftlich und wissenschaftlich handelnden Personen schaffen, Fachkräftemangel und die Qualifizierung der Menschen über Landesgrenzen hinweg,Zusammenarbeit von Stadt und Land, Und nicht zuletzt der Sprung über den Fehmarnbelt hin zum Öresund und seinen Boomstädten Kopenhagen und Malmö.Und nicht vergessen die Zusammenarbeit mit den Regionen Berlin, Hannover und Bremen.All dies ist Ausdruck für eine vorbildliche Zusammenarbeit in Norddeutschland. Und die heutige Veranstaltung, als Zwischenstand des MORO-Prozesses verstanden hat dies bewiesen.

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Hamburg und die Metropolregion sind der bedeutende Kristallisationspunkt in Norddeutschland, gekennzeichnet durch:einen weit über die Stadtgrenzen hinausragenden großen Ballungsraum. Sie bildet einen bedeutenden Wirtschaftsraum und Arbeitsmarkt.In unserer Metropolregion befindet sich der Knotenpunkt transeuropäischer Netze und des interkontinentalen Verkehrs.Metropolregion ist das Zentrum der Wissensökonomie.Metropolregion ist der Kern und der Ausgangspunkte für clusterorientierte Politiken. Von hieraus entstehen neue Netzwerke.Es ist die Metropolregion, die die notwendigen harten und weichen Standortfaktoren bietet.Metropolregion besitzt die Entscheider in Politik und Wirtschaft und Gesellschaft.Aber eben nicht die Stadt alleine, sondern die Stadt und die gesamte Region zusammen sind zu betrachten. – Auch über die eigentliche Metropolregion hinaus.Daher arbeitet Hamburg auch nicht nur mit den 14 Kr eisen der Metropolregion zusammen, sondern darüber hinaus mit allen notwendigen Kräften in der gesamte n Nordregion Deutschlands.Wir nennen das die variable Geometrie.So hat sich im Laufe der letzten 10 bis 15 Jahre herausgestellt, das Hamburg und gesamt Schleswig-Holstein auf vielen Gebieten hervorragend zusammenarbeiten können.Mit Lübeck und Kiel gibt es sogar Partnerschaftsverträge.Mit Neumünster verbinden uns viele Aktivitäten, u.a. die Logistik.Die gemeinsame HSH-NordbankDie gemeinsame Eichdirektion.Dataport, unsere gemeinsame EDV-Zentrale.Das Statistische Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein.Gute Zusammenarbeit in der Wirtschaftsförderung und im MarketingErgänzungen in der TourismusförderungGewerbeflächenkatasterGemeinsame Clusterpolitik, z. B. Life Science -Norgenta, Logistik und Maritime WirtschaftDas GAS wird mittlerweise in beiden Ländern aus einer Hand geliefert.Die Arbeitsmarktverwaltung ist für beide Länder zuständigAuch die Gewerkschaften und die Kirchen sehen beide Länder als Einheit an.Sollten wir dann nicht konsequent die Fusion der beiden Länder anstreben?Länderfusionen sind kompliziert und bedeuten auch Nachteile, z.B. beim Länderfinanzausgleich. Minus eine Milliarde EURO. Und im Bundesrat hätten wir zusammen eine Stimme weniger. Auch Bürgermeister Böhrnsen hat in dem oben bereits angesprochenen Gespräch darauf hingewiesen, dass eine Länderfusion zz. nicht auf der Tagesordnung steht.

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Was wir aber machen können, ist eine intensive Weit erentwicklung der Zusammenarbeit!Aus den bereits heute zu erkennenden globalen Megatrends und Herausforderungen für die nächsten 10 Jahre ergeben sich daher für unsere beiden Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein folgende Entwicklungsziele.Förderung der Kohärenz (Zusammenhalt) zwischen Schleswig-Holstein und Hamburg mit Hilfe einer ausgebauten Kohäsionspolitik (erstrebenswerter Zusammenhalt der Staaten und Völker durch Solidarität gestärkt).Dabei wird die gemeinsame Verantwortung über die Wirtschaftspolitik beider Länder und für ein Bewusstsein für den gesamten Raum geschaffen werden.Daraus folgt eine Verringerung der zurzeit bestehenden unabhängigen Parallelwirtschaften in Schleswig-Holstein und Hamburg.Voraussetzung ist eine Bestandsaufnahme der bestehenden Politikfelder und Aktionsfelder, um durch eine effiziente Zusammenarbeit Synergieeffekte nutzen zu können und dadurch überflüssige Bürokratien abzubauen.Daraus folgt wiederum die Festlegung einer begrenzten Anzahl von Teilzielen, um die Strategie überschaubar zu machen und gemeinsame Schwerpunkte zu setzen. Die Umsetzung der Maßnahmen sollte in einem festen Zeitrahmen unter Einbindung beteiligter Institutionen vorgenommen werden.Eine Weiterentwicklung dieser Zusammenarbeit zu einer „common economic policy“ kann es geben, wenn so genannteSchlüsselpositionen systematisch zusammen geführt werden. Einzelne Teilstrategien (Leitmaßnahmen) oder auch

Schlüsselpositionen könnten dabei sein:Clusterpolitik: Entwicklung einer gemeinsamen länderübergreifend abgestimmten anwendungsorientierten

Clusterpolitik für die Bereiche– Luftfahrt– Logistik– Maritime Industrie– Hafenwirtschaft– Chemie– Ernährungswirtschaft– IT und Medien– Regenerative Energie– Tourismus

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Bestrebungen in diese Richtung, die der Unterstützung bedürfen, sind bereits auf den Weg gebracht worden.Wirtschaftsförderung: Kleinräumige Wirtschaftsförderungspolitik wird der Nachfrage nicht mehr gerecht.

Großräumige, über Landesgrenzen hinweg mögliche Wirtschaftsförderung ist in Zeiten der fortschreitenden Globalisierung die mögliche Antwort. Ansätze dazu laufen bereits.

Innovationspolitik: Innovationsallianzen zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und der Politik gemeinsam länderübergreifend gründen; Entwicklung und/oder Gründung einer gemeinsamen Innovations-förderungsgesellschaft (Hightech-Allianz)

Fachkräftemangel, Qualifizierung: Eine der Schlüsselaufgaben für die Zukunft des Standortes Norddeutschland. Eine intensive Zusammenarbeit ist wünschenswert. Auch bei der Talentsuche sollten länderübergreifende Aktionen geplant werden.

Norddeutsche Kooperation: Abgestimmte Politik im Nordverbund. Auf der Ebene der Metropolregion Hamburg, dem MORO-Prozess, der Konferenz Norddeutschland, der Küstenwirtschafts- und Verkehrsministerkonferenz. Sehr enge Abstimmung der Politiken gegenüber der EU, dem Bund im Norddeutschen Verbund.

Der heutige Kongress war bereits ein Beitrag über dieses Vorhaben hinaus und demonstrierte für mich, dass wir auf dem richtigen Weg zu einer Gemeinschaft sind und dass der Norden nicht nur Hamburg und Schleswig-Holstein allein einen Weg gehen sollten, sondern alle Kräfte im Norden auf diesen Weg mitnehmen sollten.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

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Stadt und Land im Verbund: Partnerschaften für mehr Wachstum und Innovation in Norddeutschland (Podiumsdiskussion)

Rolf Christiansen, Landrat Landkreis LudwigslustDr. Friedhelm Budde, Ministerium für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes NiedersachsenChristina Pfeiffer, Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-HolsteinGuido Sempell, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt der Freien und Hansestadt HamburgProf. Dr. Ingrid Breckner, HafenCity Universität HamburgHeino von Meyer, Leiter OECD Center Berlin

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Podiumsdiskussion I: „Stadt und Land im Verbund: Pa rtnerschaften für mehr Wachstum und Innovation in Norddeutschland“Teilnehmer und TeilnehmerinnenRolf Christiansen, Landrat des Landkreises LudwigslustDr. Friedhelm Budde, Ministerium für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes NiedersachsenChristina Pfeiffer, Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-HolsteinGuido Sempell, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt der Freien und Hansestadt HamburgProf. Dr. Ingrid Breckner, HafenCity Universität HamburgHeino von Meyer, Leiter OECD Center BerlinModeration: Prof. Dr. Jörg Knieling, HafenCity Universität Hamburg

Prof. Dr. Jörg KnielingWelche Erfolge, welche Erfahrungen gab es bisher in der Zusammenarbeit in MORO Nord in den einzelnen Projekten?Rolf ChristiansenDas Wort „Heranrücken“ wurde wörtlich genommen und der Blick ist weiter geworden. Ambitionen zur Gestaltung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) waren bisher bilateral organisiert, mit MORO Nord sind sie nun noch weiter gefasst. Schon lange haben sich viele Arbeitsgruppen im MORO-Nord-Raum getummelt. Doch sie waren nicht koordiniert. Durch MORO Nord wurde ein Überblick hergestellt, um die Projekte besser abstimmen zu können.Zur Verbesserung des ÖPNV ist eine Verständigung auf gemeinsamer Basis wichtig, um Beziehungen positiv darstellen zu können. Hierzu gehört die Abstimmung mit den einzelnen Landkreisen und dem HVV zu den Themen Tarife und Taktung. Wie kann der Verkehr 2030 in dieser Region aussehen? Die wichtigsten Themen sind die demographischen Anforderungen und der voranschreitende Klimawandel. Ein vorstellbares, konkretes Projekt ist die Verbindung vom Hamburg bis Dömitz durch die Arbeitsgemeinschaft Elb-Schifffahrtsverbund, hierzu wurden im Rahmen von MORO erste Schritte gemacht.Dr. Friedhelm BuddeIch habe die positive Erfahrung gemacht, dass regionale Akteure auch aus der zweiten Reihe der Metropolregion wieder stärkeres Interesse für die Metropolregion zeigen, weil sie in diesem Projekt das Gefühl bekommen, dass sie auch zählen, dass es auf sie auch ankommt. Bei den Landkreisen in der ersten Reihe um Hamburg ist es klar, dass es hier ein großes Interesse an einer Zusammenarbeit gibt, beim Verkehr, bei der Siedlungsentwicklung, der Naherholung. Hier gibt es viele Bereiche, wo man an einem Strang zieht, oder wo man Konflikte hat, die gelöst werden müssen. Dieses MORO „Überregionale Partnerschaften“ eröffnet den Dialog der Metropolregion mit den Akteuren außerhalb der Metropolregion und intensiviert den Dialog mit den peripheren Akteuren innerhalb. Am Ende des Dialogs im Teilprojekt „Position beziehen“ soll ein Strategiepapier stehen, das beschreibt, wie sich der periphere ländliche Raum, sei es innerhalb oder außerhalb der Metropolregion, besser mit seinen Potenzialen und seinen Interessen in die Metropolregion einbringt.

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Christina PfeifferDie neue Förderstrategie der AktivRegionen in Schleswig-Holstein beinhaltet ein Herausfinden der Stärken und Potentiale der ländlichen Räume. Um als ländliche Räume selbstbewusst auftreten zu können gegenüber Hamburg und anderen Städten, fehlt es an dem Wissen, was man will und damit einer klaren Strategie. Doch nur Strategien zu entwickeln, wäre zu abstrakt –Menschen brauchen etwas zum Anfassen. Als nächster Schritt wäre es sinnvoll, Anknüpfungspunkte zu bestehenden Projekten, beispielsweise AktivRegion, zu identifizieren. Ländliche Räume können selbstbewusster sein, denn Innovation kommt auch aus den ländlichen Räumen. Die Schlüsselpersonen in den ländlichen Räumen müssen identifiziert werden um mit der Metropole auf Augenhöhe sprechen zu können.Prof. Dr. Ingrid BrecknerDer Projektansatz von „Aus der Region – für die Region“ ist schon im Jahr 1999 vorhanden gewesen, allerdings war derzeit kaum Sensibilisierung für das Thema vorhanden. Das Projekt „Aus der Region – für die Region“ beinhaltet einen konkreten Gegenstand und damit eine konkrete Meinung und Herangehensweise: Landliebe und Stadtliebe gehen beide durch den Magen. In dem Projekt werden alle Schritte auf dem Weg des Essens - von der Herstellung über die Vermarktung bis in den Einzelhandel und die Gastronomie - betrachtet. Hierbei werden sowohl große als auch kleine Betriebe einbezogen. Letztere werden sonst auch öfter vernachlässigt. Allerdings ist aufgrund der kleinen Betriebsgrößen landwirtschaftlicher Betriebe eine innovative Vermarktungsstrategie notwendig, welche in Absprache mit den Akteuren erarbeitet werden muss. Essensqualität ist Standortqualität! Bei der Entscheidung für einen bestimmten Wohnort spielt auch zunehmend die Qualität der Versorgungsmöglichkeiten eine wichtige Rolle. In Hamburg sind innovative Akteure vorhanden und es stellt sich die Frage, wie vor Ort von den Nürnberger Erfahrungen mit regionalen und biologischen Nahrungsmitteln gelernt werden kann (Anmerkung: Das MORO Nord-Projekt „Aus der Region – für die Region“ kooperiert eng mit MORO Nürnberg, wo im Rahmen der regionalen Vermarktungsinitiative „Original regional“ langjährige Erfahrungen vorliegen). Eine eintägige Infobörse erregte bereits großes Interesse bei den Akteuren in Norddeutschland. Wichtig für den Erfolg des Projekts ist die Aufdeckung der Wissensdefizite über regionale Produkte und Produzenten sowie mögliche Verwertungswege.Prof. Dr. Jörg KnielingMORO Nord geht also durch den Magen! Wie stellt sich die bisherige Arbeit in MORO Nord zum Thema Stadt-Land-Kooperation für die Freie und Hansestadt Hamburg dar?Guido SempellWir in Hamburg liegen immer mittendrin in der Metropolregion Hamburg und in MORO Nord. Wir haben das Verständnis einer funktionellen Region für die Metropolregion, in der Verflechtungen, Vernetzungen und Verbindungen sehr wichtig sind. Darin sind Kooperationsnetze – auch Initiativen wie INTERREG – von Vorteil um aus Netzwerken und Kontakten Projekte entstehen zu lassen.Im ländlichen Raum passiert viel und es existieren auch viele Doppelstrukturen. Diese gilt es zu identifizieren und zusammenzuführen. „Wenn es bei Kooperationen zündelt, dann knallt es irgendwann und es kommt ein tolles Projekt heraus.“

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Prof. Dr. Jörg KnielingWas erschwert die Arbeit in Ihren MORO-Projekten?Prof. Dr. Ingrid BrecknerIn unserem Projekt besteht das Problem, dass es keine Informationen über Betriebe unter zehn Beschäftigten gibt: Bei der Forschungsarbeit zur Initiierung eines regionalen Marktes in der HafenCity ist klar geworden, dass eine breite Datengrundlage über das Potential der Versorgung fehlt. Daher lässt sich dieses kaum abschätzen. Dies liegt eben auch an den kleinen Betriebsgrößen der potentiellen Versorger, welche häufig unter zehn Mitarbeiter beschäftigen. Zur Weiterführung der Ansätze aus dem Projekt „ Aus der Region – für die Region“ sind fundierte Informationen über die Produzenten unbedingt notwendig. Bei der Umsetzung der Projektideen wird die Kleinteiligkeit der Betriebsstruktur auch Logistikinnovationen zwingend notwendig machen, da der Weg vom kleinen Produzenten zum Kunden organisiert werden muss.Rolf ChristiansenDie Kernfrage bei „Heranrücken“ ist: Wie muss der ÖPNV organisiert werden? Hierzu musste zunächst ein Überblick über bestehende Angebote und Strukturen erstellt werden. Dabei sind die beteiligten Institutionen auf personelle Schwierigkeiten gestoßen, da diese Arbeiten zusätzlich zum Tagesgeschäft erledigt werden müssen. Aus diesem Grund sollen zur Unterstützung für die weitere Arbeit Externe eingebunden werden.Prof. Dr. Jörg KnielingMüssten – beispielsweise beim ÖPNV – nicht auch die Fachministerien einbezogen werden?Rolf ChristiansenEs ist ein konkretes Projekt nötig, damit die Fachministerien ansetzen können. Es ist auch vonnöten die Politik zur Zusammenarbeit motivieren, sie zu überzeugen.Christina PfeifferDer Bereich der ländlichen Entwicklung ist ein Querschnittsthema. Dies kann nur ressortübergreifend funktionieren. Im Bereich regionale Produkte unterstützen wir als Ministerium bspw. Feinheimische e.V. (Anmerkung: Verein für regionale Ess-und Kochkultur, der auch im Projekt „Aus der Region – für die Region“ mitwirkt)Prof. Dr. Ingrid BrecknerZiel des Projekts ist es die Marke Norddeutschland als „Genussregion“ voranzubringen. Beispiele hierfür sind das Elsass, St. Gallen oder Vorarlberg, wo regionale Produkte aktiv umworben werden. Bezüglich einer etwaigen Weiterführung der Kooperation von Aus der Region – für die Region ist eine Zersplitterung des Teilprojekts auf Grund des räumlichen Zuschnitts beispielsweise der AktivRegionen zu befürchten.Christina PfeifferDie AktivRegionen schließen sich bereits immer mehr im Rahmen von Projekten zusammen. Doch zum Thema der dadurch steigenden Raumgröße ist zu sagen, dass der „Kirchturm“ eine Stärke der ländlichen Räume ist. Er ist die Grundlage des Engagements. Doch Großräumigkeit und Kleinräumigkeit haben beide Chancen, welche unbedingt verknüpft werden müssen.

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Prof. Dr. Jörg KnielingWie schätzen Sie, Herr von Meyer, von außen betrachtet die Entwicklung von MORO Nord ein? Welche Themen erwarten Sie noch?Heino von Meyer90% der Menschen im ländlichen Raum haben Einkommen aus agrarfernen Berufen, dadurch existieren überall Verflechtungen und wechselseitige Abhängigkeiten bspw. durch Berufspendler. Die politischen Rahmenbedingungen zur Ermöglichung von Kooperationen müssen geschaffen werden. Es entsteht eine Identität im ländlichen Raum. Ein Beispiel hierfür ist die steigende Teilnahme an den LEADER-Projekten und ähnlichen Initiativen.Die Herausforderungen, die sich stellen sind eine nachhaltige Entwicklung und das Vorantreiben von Innovationen, allerdings nicht nur in den üblichen Bereichen wie IT und BioTech, sondern auch in Governance und Politik. Der Wachstums-Slogan, der sich auch im Titel der Podiumsdiskussion findet, ist im Angesicht des demografischen Wandels und anderer Entwicklungen in Frage zu stellen.Prof. Dr. Jörg KnielingWas sagen Sie zu der Kritik am Wachstumsbegriff?Guido SempellDie Leitbilder der Raumentwicklung in Deutschland (Anmerkung: Wachstum und Innovation; Daseinsvorsorge sichern; Ressourcen bewahren, Kulturlandschaften gestalten) decken als Ansatzpunkte grundsätzlich schon die Diskussion ab. Es soll nicht nur um Wachstum gehen. Die beste Lösung ist in den Gemeinden bottom-up vorzugehen um diese mit Starthilfen zu unterstützen. Wachstum ist immer relativ und nicht eindimensional zu sehen.Prof. Dr. Jörg KnielingWelchen Titel für eine Vision für MORO Nord 2020 für eine großräumige Zusammenarbeit in Norddeutschland würden Sie formulieren?Welche Maßnahme sollte zur Erreichung der Vision umgesetzt werden, was muss konkret verbessert werden?Rolf ChristiansenDie gemeinsame Verantwortung muss nicht nur erkannt, sondern auch sehr vertrauensvoll wahrgenommen werden.Christina PfeifferDas Ziel sollte ein echtes Netzwerk sein, in dem sich kleinere Einheiten auch vernetzen und einbringen. Die Partner sollten gleichberechtigt sein und auf Augenhöhe verhandeln können.Eine Maßnahme wäre, die AktivRegionen weiter zu größeren Regionen zu vernetzen.

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Heino von MeyerGovernance-Innovationen sind wichtig.Alle müssen begreifen, dass die Metropole und der ländliche Raum nicht ohne einander auskommen.Die ländlichen Räume sind mehr als nur Agrarstandort. „Die Stadt braucht das Land.“Zudem gilt es finanzielle Konzepte zu erstellen.Guido SempellAlle Teilräume des norddeutschen Raums müssen sich klar werden über die eigenen Stärken und diese nach außen kommunizieren.Regionale Förderfonds sind eine geeignete Maßnahme.Prof. Dr. Ingrid BrecknerEs muss eine Aufhebung der Polarisierung zwischen den Regionen je nach Arbeitsplatzangebot geschehen: Wenn nichts geschieht wird der leer gelaufene ländliche Raum „uns allen auf die Füße fallen“.Eine neue Inwertsetzung des ländlichen Raums für die Städte und dadurch die Schaffung von Arbeitsplätzen für ländliche Räume sind wichtig.Dr. Friedhelm BuddeDie Zusammenarbeit von Stadt und Land hat durch MORO einen wesentlichen Impuls erhalten. Meine Vision ist, dass die Idee weiter trägt, auch wenn die Förderung entfällt und wenn es weniger Arbeitsgruppentreffen gibt. Die zentralen Einrichtungen für die Kooperation in Norddeutschland sind a) die Konferenz Norddeutschland, in der die Ministerpräsidenten der 5 norddeutschen Länder zusammenwirken, und b) die Metropolregion Hamburg mit ihrenverschiedenen Gremien, darunter vor allem ihrem Lenkungsausschuss. Diese Gremien müssen über die Fortführung der Kooperation von Stadt und Land entscheiden.Ein ganz konkreter Vorschlag ist die Durchführung einer norddeutschen Projektbörse, wie sie vor einigen Jahren schon einmal mit großem Erfolg aus der Metropolregion Hamburg heraus für ganz Norddeutschland veranstaltet wurde.

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Wirtschaft und Wissenschaft ohne Grenzen: Norddeutsche Clusterkooperationen und Wissenschaftsnetzwerke (Podiumsdiskussion II)

Petra Mahnke, Geschäftsführerin Gesellschaft für maritime Technologie e.V.Doris Roloff, Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-HolsteinDr. Wolfgang Blank, Geschäftsführer der BioCon Valley® GmbHDr. Rolf-Barnim Foth, Senatskanzlei der Freien und Hansestadt HamburgMichael Fröhlich, Hauptgeschäftsführer UV Nord

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Podiumsdiskussion II: „Wirtschaft und Wissenschaft ohne Grenzen: Norddeutsche Clusterkooperationen und Wissenschaftsnetzwerke“Teilnehmer und Teilnehmerinnen : Petra Mahnke, Geschäftsführerin Gesellschaft für Maritime Technik e.V. (GMT)Doris Roloff, Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-HolsteinDr. Wolfgang Blank, Geschäftsführer der BioCon Valley® GmbH, Dr. Rolf-Barnim Foth, Senatskanzlei der Freien und Hansestadt Hamburg, Michael Fröhlich, Hauptgeschäftsführer UV Nord Moderation: Prof. Dr. Jörg Knieling, HafenCity Universität

Prof. Dr. Jörg KnielingWelche Erfolge, welche Erfahrungen gab es bisher in der Zusammenarbeit in MORO Nord in den einzelnen Projekten bzw. allgemein in der norddeutschen Zusammenarbeit?Dr. Wolfgang BlankIm Projekt Lifesciences bauten wir auf bereits länger bestehende Kooperationen zwischen BioCon Valley® und Norgenta auf. Durch gute Incentives und Anreize konnten nun geeignete Maßnahmen zur Intensivierung der Kooperation umgesetzt werden. Hier hat MORO Nord einen Beitrag geleistet. In der weiteren Arbeit müssen bestehende Kontakte vertieft werden. Beispielsweise ist die internationale Standortvermarktung ein wichtiges Thema für die norddeutsche Zusammenarbeit, als Beispiele wären gemeinsame Messeauftritte in Indien und auf der Arab Health zu nennen.Petra MahnkeDie Gesellschaft für Maritime Technik e.V. (GMT) kooperiert stark den Akteuren der maritimen Wirtschaft/Wissenschaft und ist in diverse Clusteraktivitäten involviert. Im Rahmen von MORO Nord gab es eine Veranstaltung der Küstenländer „Maritimer Norden“ in Berlin. Weitere Veranstaltungen dieser Art, die zur Darstellung und Vernetzung der maritimen Branche dienen, sollten in Zukunft folgen.Michael FröhlichDas MORO-Logistikprojekt sucht die Logistikinitiativen in der Metropolregion Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zusammenzuführen. Als gemeinsame Veranstaltung im Rahmen des Projekts fand am 16. April 2009 der „Tag der Logistik“ in Hamburg und Schleswig-Holstein statt. Allerdings muss festgestellt werden, dass die neugegründeteLogistikinitiative Mecklenburg-Vorpommern sich dazu entschieden hat, sich vorerst auf den Aufbau ihrer Organisation zu konzentrieren und sich daher bei der länderübergreifenden Kooperation zunächst zurückzuhalten.Im Vorfeld des Tages der Logistik wurde an Schulen Werbung gemacht, um die Schulabgänger an das Thema heranzuführen. Ein weiteres Themenfeld der Zusammenarbeit sind die LKW-Stellplätze an den Bundesautobahnen. Für die Errichtung der Stellplätze sind die Länder zuständig, daher ist hier eine Abstimmung sinnvoll. MORO Nord leistet auch hier einen positiven Beitrag zum Projekt.

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Dr. Rolf-Barnim FothGrundsätzlich sind sich die Beteiligten in den Ländern einig, dass die Wissenschaftsstrukturen angepasst werden müssen, um auf Anforderungen wie Technologietransfer oder internationale Konkurrenzfähigkeit reagieren zu können. Der Ansatz des Campus-Nord Projekts ist bottom-up, die Hochschulen wurden also von Anfang an beteiligt und sollen den Prozess tragen. Dies ist auch eine Erfahrung aus den bisherigen Versuchen die Organisationsstrukturen innovativ zu verändern.Der Bedarf einer stärkeren Zusammenarbeit der Hochschulen in Norddeutschland zeigt sich an einem Beispiel: Die Universitäten in der Öresund-Region, die sich zu einem Verbund Öresund University zusammengeschlossen haben, schaffen die zahlreichen Forschungsaufträge internationaler Unternehmen nicht mehr allein zu bewältigen. Die Öresund University würde hier gerne mit den norddeutschen Hochschulen zusammenarbeiten, bräuchte dazu aber einen einheitlichen Ansprechpartner, eventuell in Form eines Verbunds der norddeutschen Hochschulen. Im Detail bestehen einige Probleme, beispielsweise haben alle Länder unterschiedliche Hochschulgesetze. Im Projekt wird über Best-Practice versucht, Überzeugungsarbeit zu leisten und die Kooperation der Hochschulenvoranzubringen. Insgesamt ist das Projekt bisher langsam vorangekommen.Doris RoloffGrundsätzlich müssen die Clusterinitiativen privat getragen werden, allerdings sollte die Landesebene die Prozesse jeweils in der Anfangsphase unterstützen. Der Vorteil an MORO ist, dass neuer Input in Richtung länderübergreifender Zusammenarbeit geboten wird. Wichtige Themen sind dabei die Finanzierung und die Einbindung der Unternehmen.Langfristig sollte auch eine Kooperation mit der Öresund-Region angestrebt werden, MORO Nord brachte bereits einen Schub in diese Richtung.Dr. Wolfgang BlankDer ScanBalt-Verbund (Anmerkung: Verbund von Clusterinitiativen in den Bereichen Life Sciences und Biotechnologie im Ostseeraum und Skandinavien) könnte eventuell intern noch weiter vernetzt werden.Michael FröhlichDie Zusammenarbeit ist noch ausbaufähig. Die Musik spielt in Berlin und Brüssel, wenn es um Entscheidungen geht. Um dort etwas zu erreichen, muss im Norden mit einer Stimme gesprochen werden.Dr. Wolfgang BlankAuch im Bereich der Life Sciences musste erst eine Verständigung darüber erfolgen, was von MORO erwartet wird als Grundlage für konkrete Schritte. Diese konnten nun erfolgen, für künftige Schritte könnte weitere Unterstützung nötig sein.Petra MahnkeDie Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft - Wissenschaft muss weiter intensiviert und die bestehenden Hemmschwellen abgebaut werden. Innovationen für den internationalen Markt sind durch gemeinsame Projekte realisierbar. Eine Projektförderung über die Grenzen der Bundesländer muss forciert werden.

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Dr. Rolf-Barnim FothEin aktuelles und konkretes Projekt hierzu ist die „Nacht des Wissens“ in Hamburg. Diese wird 2009 erstmals mit den Clustern zusammen konzipiert und stärker auf die Schnittstellen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ausgerichtet. Außerdem wird angestrebt, die Nacht des Wissens über Hamburg hinaus auf die norddeutsche Ebene auszuweiten. Norddeutschland soll für Studierende und alle anderen betroffenen Gruppen als attraktiver Studien- und Wissenschaftsstandort publik gemacht werden.Prof. Dr. Jörg KnielingWelchen Titel für eine Vision für MORO Nord 2020 für eine großräumige Zusammenarbeit in Norddeutschland würden Sie formulieren?Welche Maßnahme sollte zur Erreichung der Vision umgesetzt werden, was muss konkret verbessert werden?Doris RoloffDie Vision sind leistungsfähige und sehr gut aufgestellte Cluster in Norddeutschland.Als Maßnahme muss die Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ausgeweitet werden, auch vor dem Hintergrund des Fachkräftebedarfs von Hochschulen und Fachhochschulen.Dr. Wolfgang Blank2020 soll in Kopenhagen über MORO Nord als vorbildliches Beispiel ein Vortrag gehalten werden.Als konkrete Maßnahme: Delegationsreisen könnten auch länderübergreifend organisiert werden, es könnten jeweils wechselseitig Unternehmen aus den anderen Ländern mitgenommen werden. Diese Auslandsauftritte könnten dann als Werbung für den Standort Norddeutschland dienen. Zudem würden die gemeinsamen Reisen zur Stärkung des Dialogs und zum voneinander Lernen führen.Petra MahnkeEine verstärkte länderübergreifende Projektinitiierung zur Entwicklung von Systemkompetenzen und die Intensivierung der Zusammenarbeit der Ministerien auf Länder- und Bundesebene sind anzustreben.Michael FröhlichMORO sollte auch langfristig fortgeführt werden.Das Zusammengehörigkeitsgefühl muss gestärkt werden, eventuell auch im Sinne einer Länderfusion.Angelehnt an das baden-württembergische Motto wäre dann das gemeinsame norddeutsche Motto: „Wir können alles und auch hochdeutsch!“Dr. Rolf-Barnim FothAls Vision soll sich die Region Norddeutschland internationalen Wettbewerb besser positionieren.MOROs, Modellvorhaben der Raumordnung sind im Bereich der Raumplanung und Regionalentwicklung, um mit James Bond zu sprechen, sozusagen die „Lizenz zum Töten“. Das heißt, dass Dinge ausprobiert werden können, die sonst nicht so einfach angegangen werden könnten. Aus diesem MORO könnte man lernen, dass die Fördermittel für die Regionalentwicklung nicht im großen Topf verschwinden dürfen, sondern auch in den Regionen eingesetzt werden sollten. Hierzu sollte es neue Testregionen geben im Sinne einer Kohäsion auf regionaler Ebene.

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Resümee und Ausblick

Prof. Dr. Jörg KnielingHafenCity Universität Hamburg

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Resumée und Ausblick

Norddeutsche Kooperation ist nicht neu! Auf Arbeitsebene der Fachressorts, in den Fachministerkonferenzen und in der Konferenz Norddeutschland gibt es bereits seit vielen Jahren eine engagierte Zusammenarbeit. MORO Nord ist ein neuer Impuls, der zahlreiche neue Projekte hervorgebracht hat. Einige sind ganz neu, bei anderen sind bestehende Kooperationen erweitert und neue Qualitäten entwickelt worden. Mit Hilfe des Modellvorhabens haben sie eine Arbeitsplattform gefunden. Dabei ist allen Beteiligten bewusst, dass es viele Überschneidungen gibt, bezogen auf die Arbeitsebenen, auf Personen und Institutionen sowie, auf Zuständigkeiten und Kompetenzen. Dadurch können Schwierigkeiten und Konkurrenzen entstehen. Aber das Ziel aller Anstrengungen ist, die Lebensqualität sowie Wirtschaft und Arbeitsmarkt in Norddeutschland voranzubringen. Dazu wollen alle Beteiligten beitragen.

Mit diesem Ziel vor Augen, sollten sich die genannten Schwierigkeiten überwinden lassen. Dazu sollten wir alle gemeinsam beitragen – über die vielen Grenzen Norddeutschlands hinweg. In diesem Sinne hoffe ich, dass Ihnen die bisherige Zwischenbilanz gute Einblicke gegeben und neue Motivation geweckt hat sowie dass neue Ideen und weitere Kontakte entstanden sind – wie dies z.B. Herr Blank in der Podiumsdiskussion unterstrichen hat. Vielen Dank für ihre Beiträge an alle beteiligten Rednerinnen und Redner sowie an Sie alle für Ihre Teilnahme. Einen besonderen Dank möchte ich an dieser Stelle – auch im Namen der MORO Nord-Geschäftsstelle – an die IHK zu Lübeck richten, an Herrn Hauptgeschäftsführer Prof. Rohwer sowie an Frau Hackenjos und ihr Team, die maßgeblich zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen hat.Wie geht es nun weiter mit MORO Nord

Die MORO Nord-Projekte gehen in die zweite Halbzeit und wir hoffen auch weiterhin auf gute Ergebnisse. Dabei begleitet wiederum MORO Bund die Arbeit der Projekte mit Workshops und Beratung. Hierfür richtet sich der besondere Dank der MORO Nord-Netzwerks an das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, das heute durch Herrn Sinz und Frau Rau vertreten ist. Und Dank geht auch an das Projektmanagement auf Bundesebene, an Herrn Dr. Melzer vom Institut Raum + Energie. 2010 wird die MORO Nord-Konferenz gemeinsam mit der Bundesabschlusskonferenz stattfinden. Dazu lade ich Sie hiermit bereits herzlich ein. MORO Nord wird darüber hinaus weiter arbeiten – zunächst im Rahmen des INTERREG-Projekts „New Bridges“ bis 2011. Alles in allem bestehen also gute Aussichten für MORO Nord. Betonen möchte ich aber noch einmal, dass Erfolg oder Misserfolg maßgeblich von den Projekten abhängen. Auf die Projekte kommt es an und Sie alle sind herzlich zur Mitwirkung und Unterstützung der Projektarbeit aufgerufen. Das Ziel ist, noch „viele Bälle ins Tor zu schießen“ – in der 2. MORO Nord-Halbzeit und in der sich anschließenden INTERREG-Verlängerung.