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Zum Tode Adolf Olbergs

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Page 1: Zum Tode Adolf Olbergs

II. M I T T E I L U N G E N

Zum Tode Adolf Olbergs

Am 26. Februar 1957 ist Forstmeister Professor Dr. ADOLF OLBERG, Ordinarius ftir Waldbau-Technik an der Georg-August-Universit~it GSttingen, nach schwerer Krank- keit yon seinen Leiden erl6st worden. Am 11. M~irz 1894 als Sohn .des preufiischen Forstmeisters Richard Olberg in Ibenhorst in Ostpreufien geboren, begann er sein Studium nach der 1912 abgelegten Reifepr~ifung in Ebersw~dde und beschloi~ es nach dem ersten Weltkriege, ,an dem er teilnahm und in welchem er verwundet in fran- zSsische Gefangenschait geriet, im Sommersemester 1921. Im Fr~ihjahr 1923 legte er das Staatsexamen in Berlin ab und wurde anschlieBend yon Professor DENGLER als Revierassistent in das Lehrforstamt Chorin berufen. Diese Assistentenzeit in Chorin sollte ftir sein Leben und Wirken entscheidend wel~den. Hier blieb er zun~ichst bis zu seiner am 31. M~irz 1926 erfolgten Ernennung zum Forstmeister des Forstamtes Ziegelroda, das eines der schSnsten Forst~imter des mitteldeutschen Eichenmischwald- gebietes ist. Abet bereits bei seinem Fortgang als Revierassistent yon Chorin bestimmte ihn Professor D~NGLrR ZU seinem Nachfolger in der Revierverw~tltung dieses yon beiden so :sehr gesch~itzten Lehrforstamtes. Schon am 1. April 1927 kehrt~e Professor OLBrRO auf Wunsch yon Professor DENGL~R naeh Chorin zuriick und verwaltete alas Forstamt yore 1. April 1927 his 1. April 1939. In diese Zeit fiel seine Promotion mit der Arbeit ,,Die Entwicklung des Waldzustandes in der OberfSrsterei Chorin und .die Folgerungen hieraus fiir die ki~nPcige Wirtschaf~" im Jahre 1930. Eine reizvolle Berufung in einen grSf~eren Privatforstbetrieb nahm er im Frtihjahr 1939 als Gr/iflicb yon Arnim'scher Oberforstmeister in Boitzenburg an und i~bte sie bis zum 1. April 1943 aus, als er wiede~ sein altes Lehrrevier i~bernahm.

Wiihrend seiner T~itigkeit im Lehrforstamt Chorin, das er entscheidend geformt und auf eine allerseits anerkannte H6he gebracht hat, und in der Gr~iflich yon Arnim- schen Forstverwaltung entwickelte OL~ERG eine wai.dbauliche Richtung, innerhalb der jeder Eingriff, jede Handlung im Walde yon der wissenschaitlichen Uberlegung der biologischen und wirtschafldichen Zweckm~ii~igkeit beherrscht war. Eine solche An- wendung wissens~al°dicher Grundsiitze im Waldbau land vidseitige Wiirdigungen. Im Jahre 1943 wurde er bei der erwiihnten gleidazeitigen Wiederiibernahme des Lehr- forstamtes Chorin zum Honorarprofessor in Eberswalde ernannt. Hier wirkte er bis zu seiner unfreiwilligen Entfernung ,am 31. Dezember 1945 ftir die waldbauliche Lehre und Forschung s0wie mit viel Hingabe und ausdauernder Freude fiir sein ge- liebtes Lehrforstamt und den ges'amten ostdeutschen Wald.

Viele seiner Arbeiten, idle den Charakter- und Brotbaum des nordostdeutschen Dilttviums, die Kiefer, zum Gegenstand batten, gewannen aus dieser Zeit eine meister- ha~e lebendige Darstdlung (so Alters-und Qualit~tsuntersuchungen im Kiefern- Plenterwalde 1943, oder das Werk ,,Die Durchforstung der Kiefer" 1950).

Seine zahlreichen VerSffentliehungen 1 zeigen auf die grol~e Vielseitigkeit seiner wissenschaitlichen T~itigkeit hin. Dennoch ist es abet immer wieder die Kiefer, die ihn haupts~ichlich besch~i~igt. Seine erste 1925 erschienene Ai~beit ~ behandelt die Kiefern- wirtschaflc, und 'auch die letzte, deren Erscheinen er nicht mehr erlebt hat, ist dem Problem der Kiefernverjiingung gewidmet.

1 Eine vollst~indige Aufstellung der Arbeiten OLZeRGS erscheint im Maihef~ der Allgemeinen Forst- und Jagdzeitung, Jahrg. 1957. 2 Schriftenreihe der Forstlichen Fakult~it der Universit~it GSttingen, Bd. 18, 1957.

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Mitteilungen 189

OLBI~RG f[ihlte bei der Durchfiihrung der Aufgaben elner praktischen Revierver- waltung eine hohe wissenschattliche Verantwortung. Es gab fiir den als betriebswirt- schat%lich und wissenscha~lich sich verantwortlich fiihlenden Forstverwaltungsbeamten kaum eine forstliche Frage, filr die er sich nicht selbst interessiert h~itte. So finder man unter seinen Arbeiten VerSffentlichungen fiber forstliche BuchflJhrung, Forstbenut- zung, Forstschutz, Pflanzenzucht, Jagdwirtschaflc und - besonders in der letzten Periode seiner wissenscha~lichen T~itigkeit - auch fiber Problerne des naturgem~igen Wirtschai°cswaldes. Diese hohe wissenscha~liche Verantwortung fiir die richtige An- wendung und Durchfi.ihrung waldbaulicher und betriebswirtschafLlich gut durch- dachter Maflnahrnen forderte OL~ERG yon jedem akadernisch gebildeten Forst- mann. Er suchte sie schon rn6glichst friihzeitig auch irn Studenten wachzurufen. Seine lebendlge Art des Vortrages und der Diskussion erleichterten ihrn diese Aufgabe. Allen extremen Richtungen irn Waldbau abhold berniJhte .er sich, aus diesen das je- weilig Wertvollste herauszuholen. Zu selnen reifsten Arbeiten geh~Sren aber diejeni- gen, in denen er aus der iJberreichen FiJlle seiner Erfahrung in Chorin schSpfen konnte.

Nach einer schweren Ubergangszeit iibernahrn OLBm~C irn Friihjahr 1947 die Lei- tung des badischen Forstarntes Forbach II und diejenige des Murgschifferscha&swaldes irn badischen Schwarzwald, wo er vMe Eindriicke und Erfahrungen bei der Vertie- lung seiner Gedanken iiber ,den Aufbau natiirlicher Mischw~ilder irn Verglekh rnit denen reiner Best~,nde und deren Wertleistung gewann.

Hier erreichte ihn im September 1949 der Ruf an ,die Forstliche Fakult~it der Universit~it GSttingen als Ordinarius f[ir Waldbau-Technik. Zugleich rnit der 13ber- nahme dieses Instituts wurde ihrn auf seinen Wunsch auch die Verwaltung .des neu begr[indeten hessischen Lehrforstarntes Oedelsheirn an tier Weser iJbertragen. Mit jugendlich anrnutendem Elan hatte er mit der Urnforrnung gewisser Revierteile seines neuen Forstarntes begonnen. Versuche mit kahls&lagfreier Wirtscha~, Urngestaltung gleichaltriger Fichtenbest~inde in vertikal gestaffelte Mischbest~inde, auch unter Ver- wendung !bew~ihrter frerndl~,indlscher Baumarten und Pflegehiebe, die er stets selbst auszeichnete, ver~inderten das Waldbild Oedelsheirns in der relativ kurzen Zeit seines Wirkens.

AnoLF OLBERG, aus innerster l[lberzeugung alter preuflischer Bearnter irn besten Sinne des Wortes, ausgezeicbnet durch sein natlJrliches, offenes Wesen und einen kri- tischen Verstand, hat, wie wohl selten ein Wissenschai°der, auf eine ~iul3erst vMseltige berufliche Laufbahn sowohl irn Staatsdienst wie irn Grot~privatwald und auch irn Ge- nossenschaflcswald in den verschiedensten deutschen Wirtsch'a&sgebieten zuriicksehen k6nnen.

Trotz seiner s&weren Erkrankung urn die Jahreswende 1953/54 hat Prof OLBrRG nach dieser Zeit bei tier ihrn eigenen Z~ihigkeit und Energie noch mehrere neue wissen- schat~li&e Arbeiten yon Rang vergffentli&en und wertvolle Hinweise ~iber die ,,Dur&f0rstung im Lichte der heutlgen Waldbauauffassung" auf der Tagung des Deuts&en Forstvereins 1956 in Wiesbaden vortragen k6nnen.

Die zahlreichen Freunde und Verehrer, Kollegen und Schiller, die ihm in Kassel am 4. M~irz aus nah und fern die letzte ~Ehrung erwiesen, nahrnen Abschied yon einer aufrechten PersSnlichkeit, der wir als akademische Lehrer, Wissens&at~ler, Be- rufsgenossen und Freunde innerhalb und auflerhalb des Berufslebens ein ehrenvolles Ged~ichtnls bewahren werden.

In seiner Lauterkeit, seinem geraden, vort,,ehmen Charakter, in selner korrekten Pfli&tauffassung und seinem komprornlglosen Streben na& klaren Erkennmissen wird der Entschlafene unserer forstli&en Jugend stets ein Yorbild sein.

F. K. HARTMANr~