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Zllr Behandhmg des Hallux valgus. Von Dr. E. 3Iayer. (Aus dem orthop~tdischen Institut yon Dr. Ernst Mayer, Kgln a. Rh.) 5fit 2 Abbildungen im Text. (Eingegangen am 15. Oklober 192l ) Schon lange wurde in meiner orthopi~dischen Anstalt, in der eine beson- dcre grol3e Anzakl Fu[lkranker Hilfe sueht, auf (lie Therapie des Hallux valgus ein groFter Weft gelegt. Sehon seit langer Zeit hatte ieh in der Praxis gesehen, daft ein groFter Teil der Besehwerden dadureh beseitigt wird, daft eine passende Plattful3einlage getragen wird. Wie I-Iabicht in vorstehender Abhandhmg zeigt, ist der Hallux valgus sehr h:,mfig eine Teilerseheinung des Pes planus anterior transversus (Vorderplattfug oder Zehenspreizful]). Es ist daher zu verstehen, daI~ eine Beeintlussung der vorderen Fugw61bung aueh auf den Hallux valgus wirken muff. Ganz besonders gut zu beobaehten ist die Beeinflussung der Deformitii, t dureh die 3[aftnahmen, welehe die vordere Fugwblbung direkt zu heben geeignet sind. Ieh habe in der Deutsehen medizinisehen Woehensehrift I917, Nr. 2l eine FugL~andage gezeigt und ihre Anfertigung besehrieben, die die Capitula metatarsi wieder in ihre normale Gage bringen kann. Gerade hierdureh war eine gitnstige Beeinflussung sowohl der Hallux-valgus-Deformit~t als aueh der Besehwerden zu beobaehten. Im allgemeinen wird eine -- leider nur voriiber- gehende -- prompte Besserung der ~Ietatarsalgiebesehwerden (lurch die Hebung des Quergew61bes erreieht, wenn man es n~eh Lehr dureh Heftpflasterstreifen zusammenh~ilt. Bei einer geringeren A_nzahl von Hallux valgus-Kranken geniigt diese Therapie nieht. Es sind dieses FS, lle, bei denen dad distale Ende des ersten Mittelfugknoehens und das proximale Ende der ersten PhManx derartig her- vorragen, daft jeder, aueh der bestgearheitete Sehuh, einen unertr~gliehen Druek, meistens auf einen an den hervorstehenden Knoehenenden neu gebildet~n Sehleimbeutel, hervorrufen muft. 5Ian sieht ferner auf dem gSntgenbild dieser F~,lle fast immer eine starke Inkongruenz der affizierten Gelenkenden. Man kann

Zur Behandlung des Hallux valgus

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Page 1: Zur Behandlung des Hallux valgus

Zllr Behandhmg des Hallux valgus.

Von

Dr. E. 3Iayer.

(Aus dem orthop~tdischen Institut yon Dr. Ernst Mayer, Kgln a. Rh.)

5fit 2 Abbildungen im Text.

(Eingegangen am 15. Oklober 192l )

Schon lange wurde in meiner orthopi~dischen Anstalt, in der eine beson- dcre grol3e Anzakl Fu[lkranker Hilfe sueht, auf (lie Therapie des Hallux valgus ein groFter Weft gelegt. Sehon seit langer Zeit hatte ieh in der Praxis gesehen, daft ein groFter Teil der Besehwerden dadureh beseitigt wird, daft eine passende Plattful3einlage getragen wird.

Wie I - I ab ich t in vorstehender A b h a n d h m g zeigt, ist der Hallux valgus sehr h:,mfig eine Teilerseheinung des Pes planus anterior transversus (Vorderplattfug oder Zehenspreizful]). Es ist daher zu verstehen, daI~ eine Beeintlussung der vorderen Fugw61bung aueh auf den Hallux valgus wirken muff.

Ganz besonders gut zu beobaehten ist die Beeinflussung der Deformitii, t dureh die 3[aftnahmen, welehe die vordere Fugwblbung direkt zu heben geeignet sind. Ieh habe in der Deutsehen medizinisehen Woehensehrift I917, Nr. 2l eine FugL~andage gezeigt und ihre Anfertigung besehrieben, die die Capitula metatarsi wieder in ihre normale Gage bringen kann. Gerade hierdureh war eine gitnstige Beeinflussung sowohl der Hallux-valgus-Deformit~t als aueh der Besehwerden zu beobaehten. Im allgemeinen wird eine -- leider nur voriiber- gehende -- prompte Besserung der ~Ietatarsalgiebesehwerden (lurch die Hebung des Quergew61bes erreieht, wenn man es n~eh L e h r dureh Heftpflasterstreifen zusammenh~ilt.

Bei einer geringeren A_nzahl von Hallux valgus-Kranken geniigt diese Therapie nieht. Es sind dieses FS, lle, bei denen dad distale Ende des ersten Mittelfugknoehens und das proximale Ende der ersten PhManx derartig her- vorragen, daft jeder, aueh der bestgearheitete Sehuh, einen unertr~gliehen Druek, meistens auf einen an den hervorstehenden Knoehenenden neu gebildet~n Sehleimbeutel, hervorrufen muft. 5Ian sieht ferner auf dem gSntgenbild dieser F~,lle fast immer eine starke Inkongruenz der affizierten Gelenkenden. Man kann

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Zur Belmndhmg des Hallux valgus. 319

die Beohaeh tung maehen, dal~ gerade das erste 3 [e ta ta rso-Pha langea lge lenk infotge dieser Dvformit.i~t nwist lmchgradige Verii, nderungen anf dem l~,6ntgen- hihh' zeigt, die auf Ar th r i t i s deformans zuri ickzufi ihren sind.

Diese Nrwggtmg hat to nlich sehon seit ftber 10 J ah ren dazu gebra( 'ht , die Ostec~tomie proximal yon dem e rk rank ten ( ;elenk auszufl ihren, wie sic dann spg~ter yon L u d l o f f besehrieben wurde. Die Osteotomie wird wm oinom me~liMen S~'hnitt aus entweder quer oder keilf6rmig ge,uaeht . 3lit Lokalani is thesie , die ich in einigen Fitllm~ versueht babe, bin ich uici~t gut ausgekommen , so dab ich al lgemeine Narkose bei der klcinen Opera t ion empfehh' . 5[an ha t u. a. aueh den Vortei l , dit' Osteotomie in Blut leere aus- fiihren zu k6nnen. Diese ist deshalb angenehm, well der Knochen infolge der Deformit i i t sehwerer zu erreiehen i s t , als man es sieh theoret isch vorstel l t .

Al,h. I. a =- l'~ersvnzug, b :-: Band zum Halten din' zwoiten bis ftinft, en Zehen. die je nach dem Falh, einzohl oder zt.ls&inm(,n fixiert 'a'erden

miissen, e .:: ]~and fiir dit, erstv Zehe.

Abb. :2. Die Zehenhandage ist (iber FIIB, FuB~elenk und unteren Teil des Unter- scheukols noch nieht zugereiht, m~ dal3 man den Fm'senzug und die noch nieht fe~t �9 m~ezogenen Bhnder nm d.ie Zehen ~ehen kanu. Kranke i,st noch nicht operiert.

Als ehu'n durchaus notwendigmx g e i l f a k t o r verwende i,'}l eine Zehen- bandage zur [{edression der Valgusdeformitgt , welehe den groBen Zt.hen in adduz ie r te r S t d ] u n g hgh und welche fiir die Pa t i en t en vor de," Opera t ion fertig gestell t wird (Abb. 1 und 2).

D i e P a t i e n t e n w a e h e n in d i e s e r B a n d a g e m i t r e d r e s s i e r t e r g r o B e r Z e h e a u f , nac'hdem um die Osteotomiewunde ein re la t iv kle iner Mas t ix -Verband gemacht wurde. Eine Bese.hreibung der Bandage er i ibr ig t sieh, wenn ich auf die Abbi ldungen verweise. Ich m6ehte noch dazu bemerken, dab ieh immer einen Fersenzug anlege und auch die i ibrigen Zehen dureh ein Band an die SoMe fixiere, unl einen festeu Ha l t der g,'oBen Zehe ulld dami t eine gilt(.' t~edression zu erm6glichen. Die Bandage wird noeh einige Zeit zur Naehbehand lung des nachts getragen und aul3erdem wird in en tspreehenden F:allen fiir tags die Ful3bandage ge t ragen , atif welehe ieh oben hingewiesen habe.

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320 E. ~[ayer: Zur Behandhmg des Hallux valgus.

Eine Er6ffnung des erkrankten Gelenkes habe ich, seitdem ich (tie supra- artikul~,re Osteotomie mit nachheriger Anlegung meiner ~'achtbandage ,nache, nicht mehr n6tig gehabt und m6chte auch dringend davon abraten. Die F:,~lle yon Gelenker6ffnungen, die ich gesehen habe, rcagierten besondcrs leicht mit Kontrakturen. Wenn auch die Zehen in dieser Beziehung wcniger empfindlich sind, als die Fingergelenke, so becinflussen doch auch leichte Kont rak turen den Gang dcr Kranken hSufig auf das cmpfindlichste. Die Kont rakturen ent- stehcn um so lcichter, je ~'6fler die arthritischen Ver~nderungen sin(t. Ander- seits schwinden auf die Osteotomie mit nachfolgcnder griindlicher Redression hin auch die St6rungen, die durch den Schleimbeutel hcrvorgcrufen sind, oft mit cinem Schlage, so dab dieser dann einer besonderen Behandlung nicht mehr bedarf.