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andrologia 15 (T): 523-525 (1983) Received May 30, 1983 Abteilung fih Andrologie (Direktor: Prof. Dr. C. Schirren) Zentrum f~ Reproduktionsmedizin Universitatskrankenhaus Hamburg-Eppendorf Zur Behandlung von Fertilitatsstorungendes Mannes mit einer Kombination von Mesterolon und Kallikrein C. SCHIRREN und B. HECKHOFF-HUETH Die klinische Erfahrung, wonach andrologische Storungen mit einer Reduzierung der Spermatozoenmotilitat besser auf Kallikrein ansprechen, warend eine Reduzierung der morphologischen Qualitat der Spermatozoen besser mit Androgenen behandelt wird, fuhrte zu der merlegung, bei Storungen der Motilitat und morphologischen Qualitat eine Kombination beider Substanzen zu priifen. Es wurde daher eine klinische Studie bei 73 Mannern durchgefihrt (53 mal Oligozoo- spermie, 4 ma1 Asthenozoospermie, 16 mal Teratozoospermie). Die Medikamentendosis pro Tag betrug 50 mg Mesterolon*, morgens in einer Dosis und 600 K.E. Kallikrein*, die in sechs Einzeldosen i 100 K.E., d.h. etwa alle 2 Stunden uber den Tag verteilt, eingenom- men wurden. Spermiogrammuntersuchungen: 2 mal vor Beginn der Behandlung, drei Monate nach Beginn und 3 und 6 Monate nach Beendigung dieser Therapie. Auswertung der Spermio- gramme nach Schirren (1982). Ergebnisse Die Spermatozoendichte veranderte sich insgesamt gesehen iiberhaupt nicht; vor der Behandlung wurde ein Mittelwert von 37,14 Mill. Spermatozoen/ml festgestellt, nach der Behandlung ergab sich ein Mittelwert von 35,98 MdI./ml. Die morphologische Qualitat der Spermatozoen besserte sich bei einer Beriicksichtigung aller untersuchten Patienten um durchschnittlich 10%. lung d u r c h g e f ~ t worden war (n = 42), lag primar eine schlechte Ausgangslage fur alle morphologischen Parameter vor. Hier ergab sich uberraschenderweise insgesamt gesehen ein Anstieg des Prozentsatzes normalgeformter Spermatozoen um 2 1%. Diese Besserung hielt auch 6 Monate nach Beendigung der Therapie noch an. Hinsichtlich der qualitativen Motilitat der Spermatozoen ist festzustellen, da13 unter der Behandlung keine wesentliche Veranderung festzustellen war, so da13 keinerlei Signifi- kanz vorlag. In 10 Fallen kam es wahrend bzw. nach der Behandlung zum Eintritt einer Schwanger- schaft, die in 2 Fallen mit einer Fehlgeburt endete, im ubrigen wurde ein gesundes Kind aus- getragen. Der Eintritt der Schwangerschaft liegt in 3 Fallen 11 -13 Monate nach Therapie- In der Gruppe der Patienten, bei denen eine Hodenbiopsie vor Einleitung der Behand- *Proviron@-Tabletten B 25 mg (Schering); Padutin 100@-Tabletten(Bayropharm) Key words: Oligozoospermia, kallikrein treatment - teratozoospermia, kallikrein treatment - asthenozoospermia, kallikrein treatment - oligozoospermia, mesterolone treatment - teratozoo- spermia, mesterolone treatment - asthenozoospermia, mesterolone treatment - treatment, kombi- nation of drugs andrologia 15 (1983)

Zur Behandlung von Fertilitätsstörungen des Mannes mit einer Kombination von Mesterolon und Kallikrein

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Page 1: Zur Behandlung von Fertilitätsstörungen des Mannes mit einer Kombination von Mesterolon und Kallikrein

andrologia 15 (T): 523-525 (1983) Received May 30, 1983

Abteilung fih Andrologie (Direktor: Prof. Dr. C. Schirren) Zentrum f~ Reproduktionsmedizin

Universitatskrankenhaus Hamburg-Eppendorf

Zur Behandlung von Fertilitatsstorungen des Mannes mit einer Kombination von Mesterolon und Kallikrein

C. SCHIRREN und B. HECKHOFF-HUETH

Die klinische Erfahrung, wonach andrologische Storungen mit einer Reduzierung der Spermatozoenmotilitat besser auf Kallikrein ansprechen, warend eine Reduzierung der morphologischen Qualitat der Spermatozoen besser mit Androgenen behandelt wird, fuhrte zu der merlegung, bei Storungen der Motilitat und morphologischen Qualitat eine Kombination beider Substanzen zu priifen.

Es wurde daher eine klinische Studie bei 73 Mannern durchgefihrt (53 mal Oligozoo- spermie, 4 ma1 Asthenozoospermie, 16 mal Teratozoospermie). Die Medikamentendosis pro Tag betrug 50 mg Mesterolon*, morgens in einer Dosis und 600 K.E. Kallikrein*, die in sechs Einzeldosen i 100 K.E., d.h. etwa alle 2 Stunden uber den Tag verteilt, eingenom- men wurden.

Spermiogrammuntersuchungen: 2 mal vor Beginn der Behandlung, drei Monate nach Beginn und 3 und 6 Monate nach Beendigung dieser Therapie. Auswertung der Spermio- gramme nach Schirren (1982).

Ergebnisse

Die Spermatozoendichte veranderte sich insgesamt gesehen iiberhaupt nicht; vor der Behandlung wurde ein Mittelwert von 37,14 Mill. Spermatozoen/ml festgestellt, nach der Behandlung ergab sich ein Mittelwert von 35,98 MdI./ml. Die morphologische Qualitat der Spermatozoen besserte sich bei einer Beriicksichtigung aller untersuchten Patienten um durchschnittlich 10%.

lung d u r c h g e f ~ t worden war (n = 42), lag primar eine schlechte Ausgangslage fur alle morphologischen Parameter vor. Hier ergab sich uberraschenderweise insgesamt gesehen ein Anstieg des Prozentsatzes normalgeformter Spermatozoen um 2 1%. Diese Besserung hielt auch 6 Monate nach Beendigung der Therapie noch an.

Hinsichtlich der qualitativen Motilitat der Spermatozoen ist festzustellen, da13 unter der Behandlung keine wesentliche Veranderung festzustellen war, so da13 keinerlei Signifi- kanz vorlag.

In 10 Fallen kam es wahrend bzw. nach der Behandlung zum Eintritt einer Schwanger- schaft, die in 2 Fallen mit einer Fehlgeburt endete, im ubrigen wurde ein gesundes Kind aus- getragen. Der Eintritt der Schwangerschaft liegt in 3 Fallen 11 -13 Monate nach Therapie-

In der Gruppe der Patienten, bei denen eine Hodenbiopsie vor Einleitung der Behand-

*Proviron@-Tabletten B 25 mg (Schering); Padutin 100@-Tabletten (Bayropharm)

Key words: Oligozoospermia, kallikrein treatment - teratozoospermia, kallikrein treatment - asthenozoospermia, kallikrein treatment - oligozoospermia, mesterolone treatment - teratozoo- spermia, mesterolone treatment - asthenozoospermia, mesterolone treatment - treatment, kombi- nation of drugs

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beginn. Inwieweit hier ein Zusammenhang mit der Therapie hergestellt werden kann, mui3 offenbleiben. Bei einer Einzelauflistung dieser 10 Falle ergibt sich, d& bei dem Parameter morphologische Qualitat 6 x eine deutliche Besserung zu verzeichnen war, 3 x blieben die Befunde gleich und in einem Fall trat eine Reduzierung ein. Bei dem Parameter qualitati- ve Motilitat ergab sich dreimal eine Besserung und siebenmal ein gleichsinniger Befund un- ter der Therapie.

Die Spermatozoendichte zeigte dreimal eine z.T. extreme Verbesserung, zweimal blie- ben die Werte gleich und viermal ergab sich eine Verschlechterung gegenuber dem Aus- gangswert.

Diskussion

Jeder derartigen Studie haftet naturgemai3 der Make1 einer Globalstrategie an, den wir fur die Andrologie strikt ablehnen. Nur die klare Indikationsstellung und Auswahl der fur eine bestimmte Behandlung geeigneten Patienten kann zu greifbaren Resultaten fuhren. Wenn die vorgelegte Untersuchung dennoch durchgefuhrt wurde, so vor allem deshalb, wed von verschiedenen Seiten immer wieder berichtet wurde, d& einige niedergelassene Arzte mit dieser Kombinationstherapie gute Erfolge gehabt haben wollen.

Unsere Resultate belegen nun, d& einer derartige Kombination nicht sinnvoll ist. Wie bereits friiher gezeigt (vgl. Hofmann - 1978; Hudemann - 1976; Mauss - 1974; Schill- 1975; Schirren - 1961; Schutte und Schirren - 1978) ist es besser, die Indikation fur die Anwendung der in der Kombinationsbehandlung zusammengefdten Praparate klarer her- auszuarbeiten. Auch bei uns zeigte sich erneut, d& Motilitatsstorungen bei normaler mor- phologischer Qualitat der Spermatozoen besser auf Kallikrein ansprechen; dabei ist auch hier nachzuweisen, daf3 diese Besserung nicht in jedem Fall eintritt. Wenn dagegen ein er- hohter Anteil pathologischer Spermatozoen im Ejakulat im Vordergrund steht, ist die An- wendung von Androgenen besser geeignet.

Was schliei3lich den Nachweis von 10 Schwangerschaften bei dem behandelten Perso- nenkreis angeht, so ist gerade unter Beriicksichtigung des Eintritts der Schwangerschaft, der bis zu 13 Monate nach Therapiebeginn festzustellen war, die Frage zu diskutieren, in- wieweit dieser positive Effekt auf die Behandlung des Mannes zuriickgeht, oder ob hier andere Aspekte mdgebend gewesen sind.

Zusammenfassung

Bericht iiber die perorale Therapie von 73 Patienten mit Oligo-, Astheno- und Terato- zoospermie mittels einer Kombination aus Mesterolon und Kallikrein. Es kann gezeigt wer- den, dafi die Spermatozoendichte insgesamt unbeeinflufit blieb, wahrend die morpholo- gische Qualitat der Spermatozoen sich um 10-21% verbesserte und die qualitative Moti- litat im Gesamtkollektiv keinerlei signifikante Veranderungen aufwies. Zehnmal kam es zu einer Schwangerschaft.

Treatment of Fertility Disturbances of the Male by Combination of Mesterolone and Kallikrein

Summary

73 males with different fertility disturbances (53 x oligozoospermia, 4 x asthenozoo- spermia and 16 x teratozoospermia) were treated by a combination of mesterolone (50 mg daily) and kallikrein ( 6 x 100 KU daily; every two hours one tablet); duration of treat-

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ment: three months. Before starting the treatment two semen analyses were performed; furthermore semen control at the end of the treatment as well as three and six months after ending the therapy.

The sperm density do'nt demonstrate any changes. The normal morphology of the spermatozoa increased about 10%. In selected cases with a very bad sperm morphology a testicular biopsy were performed; in theses cases the percentage of normal spermatozoa increased for about 2 1%. The motility rate showed no significant changes.

The best way is a treatment at a well selected material with a special drug for a special case.

It can be demonstrated that this combination do'nt better effects than other treatment.

Literatur

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Address: Prof. Dr. med. Carl SCHIRREN, Abt. Andrologie, Univ.-Hautklinik, Martinistr. 52, D-2000 Hamburg 20.

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