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1524 Fiir die Bibliothek sind 4s Oeechenke eingegangen: 461. Meyer, Lothar. Die modernen Theorien und ihre Bdeutung fur die chemioche Mecbanik. 4. Aud. Breelau 1888. 1440. Fiecher, Ferd. Ueber den Einflw der klinsthhfm bbuebtung auf die Luft in geecblossenen Riiumen. Sep.-Abdr. 14441. Hermane, J. Tb. H. Ueber die vermeintlicbe Alurthmang ow- nieoher Sobstanmu durch den Menden. Inaug.-Diee. (HeiQlberg) ]Latinohen 1883. 1UB. Niederetadt. Die Berfandthde und Eidaften einigez Wmmr gewtiah - Untemchung der Bltithenblitter von Rosa centifolii Sep.-Abdr. 1443. Schulee, B. Zur Cbemie dee Asparagins. &p.-Abdr. 1444. Worioger, Leo. Ueber neue Derivate der Campheiure. In%.- 898. Lenz, R. Ueber das galvanische Leitangsvermbgen alkoholiher L& Dise. Seassburg 1885. eungen. Sap.-Abdr. 85. Naturen, 1883. No.5. Der Vomitzende : Der SchriftfIlhrer: A. W. Hofmann. A. Pinner. Mittheilnugen. 389. Pheodor Wilm: Eur ahemie der Pletiinmetdle. (Eingegangen am 15. Jui; verlemn in der Sitsnng von Ern. A. Pinner.) Zur Vervollstibdigung meiner in dieaen Berichten vor Wrer Zeit') rerijffentlicbten Mittheilungen iiber Platinmetalle * sowie einer inmischen ale Inauguraldissertation emhienenen Schrift nnter dem Titel ~znr Chemie der Platinmetalle9)c. erlaube ich mir an die Stelle einigea nacbutragen. - In letztgenannter Schrift ist gelegentlich der Verarbeitung dcr letzten in Kbnigawmser unliielichen Beete aus den eogenannten gefillten Platinriicksthden ekes ecbwarzen Polrere Er- wfinung gethan, welches nach Aufechlieesungjener Reste nach W6hler'e Methode mit Chlor und Chlornatdum zuriickbleibt und such der wei- teren Emwirkung d i e m Agentien widemteht. Dese jener achwnrre RiicLstand nmh ein oder dae andrw Metal1 enthielt, zeigte sein Ver- halten beim Ueberleiten von Weseemstoff, wobei mter betriichtlicher Erwhmung und reichlicher Waeeerbildung eine Reduktion ror sich I) Diem Berichte XnI, 1198 und XIV, 6'29. 9 Zar Chemie der Platinmetalle von Th. Wilm. Dissertation. St. Peters- bnrg 1888.

Zur Chemie der Platinmetalle

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Fiir die Bibliothek sind 4 s Oeechenke eingegangen:

461. Meyer, Lothar. Die modernen Theorien und ihre Bdeutung fur die chemioche Mecbanik. 4. Aud. Breelau 1888.

1440. Fiecher, Ferd. Ueber den Einflw der klinsthhfm bbuebtung auf die Luft in geecblossenen Riiumen. Sep.-Abdr.

14441. Hermane, J. Tb. H. Ueber die vermeintlicbe Alurthmang o w - nieoher Sobstanmu durch den Menden. Inaug.-Diee. (HeiQlberg) ]Latinohen 1883.

1UB. Niederetadt. Die Berfandthde und E i d a f t e n einigez Wmmr gewtiah - Untemchung der Bltithenblitter von Rosa centifolii Sep.-Abdr.

1443. Schulee, B. Zur Cbemie dee Asparagins. &p.-Abdr. 1444. Worioger, Leo. Ueber neue Derivate der Campheiure. In%.-

898. Lenz, R. Ueber das galvanische Leitangsvermbgen alkoholiher L& Dise. Seassburg 1885.

eungen. Sap.-Abdr. 85. Naturen, 1883. No.5.

Der Vomitzende : Der SchriftfIlhrer: A. W. H o f m a n n . A. P i n n e r .

Mittheilnugen. 389. Pheodor Wilm: Eur ahemie der Pletiinmetdle.

(Eingegangen am 15. J u i ; verlemn in der Sitsnng von Ern. A. Pinner.)

Zur Vervollstibdigung meiner in dieaen Berichten vor Wrer Zeit') rerijffentlicbten Mittheilungen iiber Platinmetalle * sowie einer inmischen ale Inauguraldissertation emhienenen Schrift nnter dem Titel ~ z n r Chemie der Platinmetalle9)c. erlaube ich mir an d i e Stelle einigea nacbutragen. - In letztgenannter Schrift ist gelegentlich der Verarbeitung dcr letzten in Kbnigawmser unliielichen Beete aus den eogenannten gefillten Platinriicksthden ekes ecbwarzen Polrere Er- wfinung gethan, welches nach Aufechlieesung jener Reste nach W6hler'e Methode mit Chlor und Chlornatdum zuriickbleibt und such der wei- teren Emwirkung d i e m Agentien widemteht. Dese jener achwnrre RiicLstand nmh ein oder dae andrw Metal1 enthielt, zeigte sein Ver- halten beim Ueberleiten von Weseemstoff, wobei mter betriichtlicher Erwhmung und reichlicher Waeeerbildung eine Reduktion ror sich

I) Diem Berichte XnI, 1198 und XIV, 6'29. 9 Zar Chemie der Platinmetalle von Th. Wilm. Dissertation. St. Peters-

bnrg 1888.

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ging, rerbunden mit einer Wasserstoffoccltision. Beim Erhitzen im Luftstrom oxydirte sich das Pulver wieder, was un der neuen W m r - bildung wahrgenommen werden konnte, wenn iiber das in Luft erkd- tete Gemenge rrberrnals Waasemoff geleitet wurde 1).

Eine genauere kune Angabe fiber die Art und Weise, wie ich diesee Material erhalten, zeigt sofort, daae meine Riickstiinde nicht mit Phnlichen EU verwechseln sind, wie sie auch Claue') nach Verarbeitung der gefsllten Riicketiinde in Hiinden gehabt, iind in deiicn schon in Folge eiiier ganz anderen Methode der Platinscheidung jener Zeit eine Menge von Beirnengungen, wie Kieselerde, Thonerde, Gips, Chrom iind Eisen enthalten war. Letztere konnten hier nicht rorbanden sein, da mein Material aus allen den Filtraten und Liisungen, aus denen ich, wie in der citirten Abhandlung wiederhult gereigt, Palladium und Rhodium ale reiiie Amrnnniakverbinduiigen d e r Metallbaaen gewoonen batte, mit Eisen gefgllt war 3).

Die Resultate der mit jenen Riickstanden angestellten Vereuche kiinnen nicht im Entfernteeten Anspruch auf VolletlIndigkeit erheben, vnr Allem schon, weil ich mehr wie je dabei durch empfindlichen Mangel an Material beechfinkt war. Wenn ich dennoch die wenigen genammelten Beobacbtungen zusammenstelle, so geschieht es in der Hothog, damit auf weitere Eigentbiimlichkeiteri im Verbalten der Platinmetalle zu einander aufmerksam gemacht zu baben, und dam andere benifenere Chemiker im Besite von niehr Material dadurch auf- gefordert werden miichten, die AufklPrung zahlreicher, noch hijchst dunkler Vorgiinge und Erscheioungen, welche eich bei der Bearbeitung jener so interemanten letzten Aufschlieeeungeriickstdinde derplatinreste er- geben, mit mebr Erfolg, ids ea mir beecbieden war, in Angriff zu nehmen.

Wie sich aus folgenden Notiren ergiebt, scheint gerade des Ru- thenium, welchee auch C l a u s anfangs in den gefMlten Riickstanden entgangeii war und eich darin, wie ich glaube, in gar nicht 80 unbe- deutender Menge vodndet , daejenige Element zu eein , welchee die Reaktioneii der anderen Platinmetalle, namentlicb dee Iridiume, womit man es in einigen seiner Verbindnngen gewise bieher oh verwecbeelt hat, ganz aueserordentlicb verhdert nnd dessen Gegenwart wahrschein- lich die meieten der 80 ttiurrchenden Erscheinungen, wie Farbenwechsel u. a. ruruachreiben sind. Auch iat es eine noch unbekannte merk- wiirdig constante Verbindung einee oder mebrerer der in jenen unauf- scbliembaren Resten enthaltender Metalle mit Eieen, welche unser lnteresee in Anspruch nirnmt. Claiis hat ebenfalls nclch Abscheidung

I) ibid. p. 81. *) Clnus. BeitrCge eiir Chemie der Platinmetalle. p. 7. Dorpat 1854.

3 Th. Wilm. Zur Chemie der Platinniet.alle. p. 73. K Prow 'sche Univereitiitcrhuchhandlung.

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des Rutheniums noch Rhodium, Iridium und Eiseii in ahnlichen Riick- stlnderi gefunden I).

So bestiindig nun dieses zumeist Ruthenium neben etwas Eisen, spiireii von Iridium und Rhodium und vielleicht noch ein anderes noch unbekannte Metall eitthaltende Metallgenienge gegenuber der Einwirkung vnii Chlor und Chlornatrium ist, so leicht verhaltnissmiissig ist es durch einfaches Schmelzen niit Soda eersetzbar. Demnach ist das Ruthenium, wie auch das oben erwiihnte Verhalten des schwarzen Pulvers beim Ueberleiten \-on Luft und Wasserstoff zeigt, ein sehr leicht oxydirbares Metall. Ich gebe jetzt die Beschreibung der Bear- beitung jenes Pulvers , indem ich dabei auf gewisse Verschiedenheiten aufmerksani mache, welche die Reaktinnen einiger Produkte gegeniiber den fur reines Ruthenium und Iridium von C l a u s angegebenen Reak- tionen darbieten.

Das schwarze Metallpulrer, itus welchem durch wiederholtes Gluhen mit Chlornatrium int Chlorstrome alles Iridium und Rhodium entfernt war und nunmehr jenen Agentien widerstand, wurde mit einem Ueber- schuss roil Soda gut genieitgt irn Platintiegel geschmolzen. Die graue Schmelze, sammt Tiegel und Deckel in destillirteni Wasser digerirt, gab eine intensir gelbbraune Liisung ahnlich einer solchen von Iridium- salniiak; allmahlich bedeckte sich der Platintiegel niit eineiri dunklen, in allen Regenbogenfarben spielenden blaugrauen Ueberzug . wiihrend die Parbe der Liisung etwas heller zii werden schien. Die Lijsung wurde nach Abspritzen des Tiegels filtrirt und letzterer mit Salzsaure fur sich erwiirnit, worin sich der blaugraue Ueberzug ziemlich leicht mit rothbrauner Farbe loste und nach Abdampfen zur Trockna ein dunkel griinbraunes Salzhautchen hinterliess, welches sich mit derselben Farbe in Salzsaure und Wasser loste; Zusatz yon Salpetersaure be- wirkte den Uebergang in eine schon rothbraune Lijsung, in welcher Salmiak nach kurzeni Erwarmen einen zuerst fast schwarzen, wie Iridiumsalniiak aussehenden krystallinischen Niederschlag erzeugte, dem sich aber nach langerem Stehen noch andere Krystiillchen bei- mengten, wie die Retrachtung unter dem Mikroskope deutlich zeigte; es hatten sich ausserdern noch oktacdrische, Zuni Theil durchsichtig gelbbraune und rothgelbe Krystalle gebildet , von denen die grijsseren fast undurchsichtig braun waren. Die uberstehende Fliissigkeit blieb noch intensiv gelb gefarbt, allein beide Theile z u gering, um eine ge- naue Identificirung zuzulassen. HBchst wahrscheinlich lag hier ein mit Spuren von Iridium vermischtes Rutheniurndoppelsalz vor. Ru= theniumsalze sollen bekanntlich in Losung theilweise zersetzbar sein.

Das riithlichgelbe Filtrat von der Sclimelze wurde beim Stehen allmahlich trube und beim Eindampfen schied sich daraus unter voll-

') Claus. Beitriige. p. 13.

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stiindiger Entfirbung eiii feines, zum griissten Theil aufschwimmendes, schwarzgraues Pulver in geringer Meiige aus. Dieses war in Salzsdiire loslich und gab nach Oxydatioii mit Salpetersiiure und Zusatz ron Salmiak nach dem Coiicentriren sehr nenig eiiier schwarzen, fein krystallinischen Ausscheidung, hochst wahrscheinlich ebenfalls Ruthe- niumsalmiak mit Iridiumsalmiak gemengt; auch in der gelben iiber- stehendeii Flussigkeit scheint Ruthenium geliist zu bleiben, da Aminoniak in derselben eine schwache Fiillung VOQ amorphen, braunen, in Salz- s&ure niit violetbrauner Farbe loslichen Flocken gab.

Das Hauptprodukt der Schinelzung mit Soda bildet der schwarze roil der wassrigen L6sung der Schmelze abfiltrirte Ruckstand. Kalte Salzsiiure lost daraus einen Theil der wahrscheinlich als Oxyde vor- handenen Metalle mit brauner, heisse dagegen mit tief violetschwarzer, tintenartiger Fiirbung auf, welche bei langerem Kochen mit der Saure schliesslich braiingelb wird. Dampft man diese Liisung unter Zusatz r o n Salpetersiiure zur Oxydation ein, so erhalt man eine prachtvoll tief kirschrothbraiine Fliissigkeit, aus welcher Salmiak nach einigem Steheii dunkle, beinahe schwarzviolette Krystdlchen aiisscheidet, welche kauin von Iridiumsalmiak, wof i r sie anfangs in der That riiich ron mir gehalten wurden, zu unterscheiden sind. Die dariiber stehende Mutterlauge bleibt aber intensiv gelb gefiirbt , was bei blosser Gegen- wart von Iridium nienials der Fall, indem dieselbe bei gehoriger Con- centration in der Kiilte fast farblos oder kaum blass getk-bt ist; BUS

jener gelben Mutterlauge scheideii sich im Exsiccator nach einiger Zeit iiberaus leicht liisliche, braungelbe, plattenfiirmig schiefe, oft prismatisch ausgebildete Krystalle aus, welche sich beim geringsten Erwiirmen der Mutterlauge wieder k e n , aber nach der Trennung von den zuerst gebildeten schwarzvioletten Krystallen durch Filtriren und Waschen mit Alkohol aus den1 Filtrat nicht wieder unzersetzt erhalten werden konnten. Dass jene braungelben Krystalle ein Doppelsalz von Eisen niit einem Platinmetall - vielleicht Ruthenium - darstellen, bewies eine genaue Prufung und die Abscheidung betriichtlicher Mengen von

Die dunklen, fast schwarzrothen, durch Salmiak gefiillten Krystalle wurden, wie gesagt, urspriinglich Fur Iridiumsalmiak angesehen, da sie in der That diesem ausserordentlich gleichen ; allein eine niihere Unter- suchung zeigte den grossen Unterschied von Iridium. Schon daa iiussere Anseheii unterscheidet diesen Kiirper von Iridiumsalmiak, welcher selbst iu den feinsten Krysttillchen unter dem Mikroskop be- sehen undurchsichtig schwarz ist ; auch getrockneter, fein krystallinischer Iridiumsalmiak ist so schwarz wie Glanzkohle, wiihrend diese Kry- stlllchen rothvioletter uiid an den Kaiiten oft ebenso durchscheinend sind. Absolut reiner, vorher analysirter Iridiumsalmiak ist in Wasser ron gewnbnliclier Temperatur schwer liislich, leichter beini Erwarmen

Eisenoxydb ydrat. L

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und giebt eine intensiv gelbbraune Losung ohne jeden Stich ins Rothe; diese Krystalle aber liisten sich schon in kaltem Waeser ausserordent- lich leicht und zwar mit rothbrauner his braunvioletter Farbe. Eine Liisung von Iridiumsalmiak kann ferner ohne Verslnderung gekocht werden, wahrend die Losung jenes Salzes sich noch lange vor dem Siedepunkt verfiirbt, indem sie dunkler, darauf undurchsichtig und end- lich missfarbig griin violettgrau wie Tinte wird, ohne dass ein Nieder- schlag deutlich zu merken ware; es deutet dies Verhalten unzweifel- haft auf Ruthenium, dessen Chloriirdoppelsalze nach C l a u s 1) unter diesen Bedingungen schwarzes Oxychloriir bilden sollen. Kochen mit Salzsaure stellt wieder die braungelbe Farbe her.

Weitere bedeutende Uriterschiede von Iridiumsalmiak zeigten dirse dunklen Krystalle im Verhalten ihrer Losung zu Ammoniak, wobei ich, nebenbei bemerkt, auch das Verhalten von nachweisbar reiner Iridium- salmiaklBsung wiederholt nicht iibereinstimmend rnit den von C l a u s gegebenen Reaktionen fur Iridium fand. - Wahrend nach C l a u s die Reaktion rnit Ammoniak ahnlich der mit Aetzkali darin bestehen soll, dass ausser dem Farbenwechsel unter Sauerstoffabsorption ein blaues Oxyd ausgeschieden wird , babe ich diese Reaktion niemals erhalten kiinnen; allmahlich entf&rbt sich durch Ammoniak die intensiv braungelbe Losung des Iridiumsalmiaks , doch selbst nach sehr langeni Stehen bei gewohnlicher Temperatur, oder selbst nach anhaltendem Kochen bildet sich daraus kein Niederschlag, die Farbe der Liisung bleibt ungeiindert gelblich , hiichstens setzen sich nach langerer Zeit geringe gelbbraunliche Flocken a b ; diese losen sich auf Zusatz von Salzsiiure, wodurch die Farbung gelbriitlilicher wird, aber ohne Aenderung auch nach tagelangem Stehen klar bleibt. - Setzt man aber zu der Liisung jener dunkelviolettrothen Krystalle unter gleichen Urnstanden Ammo- niak, so bildet sich sofort ein dunkler fast schwarzer flockiger Nieder- schlag , welcher noch deutlicher nach dem Erwarmen erscheint; die davon abfiltrirte Fliissigkeit hat eine griinlich violettbraune Farbe; mit Salzsiiure bleibt sie durchsichtig violett auch nach dem Kochen und Stehenlassen ohne eine Spur eines blauen Niederschlages zu zeigen, wie solches nach C l a u s ? ) bei einer Iridium und Ruthenium enthalten- den Losung auftritt.

Obgleich diese Reaktion mit Ammoniak ziemlich gut mit der von C l a u s f ir das Ruthenium beschriebenen iibereinstimmt, liess der fol- gende Versuch Zweifel iibrig, ob man es hier nur mit Ruthenium allein, oder mit einem anderen Metal1 zu thun habe. Jene durch Kochen des ammoniakalischen Filtrats rnit Salzslure erhaltene violette Lijsung gab nach dem Concentriren ond Stehen ein schmutzig griin-

I) Claus. Beitrige u. b. w. p. 33. 2, Claus . Beitrige u. P. w. pag. 43.

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braunes krystallinisches Pulver, welches aber unter dem Mikroskop betrachtet homogene schiin gelbe durchsichtige Krystiillchen darstellte, welche tannenzweigartig gruppirt waren. - Die Mutterlauge war gelb gefllrbt. Diese Krystalle wurdcn abfiltrirt und d a sie sich in Wasser liislich zeigten, rnit Ammoiiiak auszuwaschen versucht; sie nahmen aber dadurch sogleich eine schiine dunkelgriine Ftirbung an, iiidem sie sich zum Theil rnit derselben Parbe in Ammoniak liisten; dieses Verhalten stimmt auch wenig mit dem des Rutheniuinchloriirammoniaks') iiber- ein, welche Metallbase wahrscheinlich gebildet sein musste, falls die urspriinglichen dunkelvioletten Krystalle nur Rutheniumsalmiak waren. Allein die Menge des durch vorstehende Hearbeituiig betriichtlich reducirten Materials war leider zu gering, um eine Analyse damit anzustellen. Zur aiiniihernden qualitativen Festetellung des aus den erhaltenen grtinen Krystallchen durch Gliihen reducirten Metallschwamms, wohlte ich ziir Aufschliessung und Vergleichung rnit Ruthenium die Methode des Schmelzens mit Kali und Salpeter. Die damit im Ylatin- schalchen erhaltene dunkelgraugriine Schmelze liiste sich in Wasser rnit gelber Farbe, doch ffillte Salzeiiure daraus nicht schwarzes Sesqui- oxyd, wie etwa entstandenes ruthensaures Kalium sich Ferhalten muss (Gmelin 111, 1340 rr>, sondern en tarb te die Liisung, worauf die Farbe spiiter wieder eintrat. Das Platin zeigte sich iihnlich angelaufen, wie schon oben beim Schmelzen des urspriinglichen schwarzen Pulvers rnit Soda erwghnt wurde. Beim Eindampfen der salzsauren Liisung im Porcellanschiilchen schied sich ein rothes krystallinisches Salz aus, miiglicherweise Kaliumrutheniumchlorid ( obgleich die Daratellung dieses Salzes mit Schwierigkeiten verbunden zu sein scheint) doch gab dessen Liisung in Wasser, worin es sich nicht mit der den Rho- diumsalzen eigenthiimlichen rothvioletten Farbe liiste (Gmelin 111, 1341), eondern rnit gelbrother, mit Schwefelwasseretoff nur einen dunkelbraunen Niederschlag und keine Spur einer schiinen blauen Fiirbung, wie C l a u s von Ruthenium angibt. Auch die Mutterlauge von jener gelben krystallinischen amrnoniakalischen Metallverbindung gab Reaktionen, welche wenig auf Ruthenium passten.

Auch der Niederschlag durch Ammoniak in der Liisiing der dunkelvioletten fur Ruthensalmiak angesehenen Krystalle, welcher allen Angaben zufolge reines Ruthenoxydhydrat sein soll, zeigte bei genauerer Prufung ein eigenthiimliches Verhalteii , nach welchem man geneigt sein miichte, eine Modification des Rutheniums anzunehmen, wenn nicht die SO veriinderten Reaktionen einer kleinen Beimengung von Rhodium und Eisen zuzuschreiben sind. Der ausgewaschene, ziemlich voluminiise schwarze Niederschlag durch Ammoniak lijste sich in kochender Salzsaure zuerst rnit jener f i r das Ruthenium charakte- -~

*) G m c l i n 111, 1335. G r a h a m - O t t o 111, pag. 1060.

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ristischen tiefvioletten bis braunschwarzen Farbung auf, die durch weiteres Kochen niit Salzslure in braungelb iibergeht ; zur Trockne verdampft blieb eine gelbbraune ainorphe Schicht zuriick, welche mit KGnigswasser erwarnit unter Oxydation diinkler aber nicht mehr so tief kirschrothbmun wurde, wie oben bei Verarbeitung des Ruckstaiides der Sodasclimelze besrhrieben: wieder auf dern Wasserbade zur Trockne abgedampft , blieb ein grunblauer, niit braunen Randern versehener Riickstaiid , welcher aber yon nun an selbst nach wiederholtern ErwBrrned init Konigswasser nicht rnehr kirschroth wurde, sondern grlbbraunlich blieb und in diesern Zustande auch rnit Salmiak keine Spur jener dunkelvioletten Krystalle von Ruthensalmiak gab. Auch d;is Verhalten dieser Liisuiig zu Amnioniak war jetzt ein ganz anderes geworden, als es von Ruthenium erwartet werden sollte; denn statt nach C 1 a u s entfdrbt zu werden, blieb selbst nach Erhitrung die Farbe schmutzig braun und ein feiner brauner Niederschlag schied sich aus. Da ich auch keine andere unzweifelhaft auf Ruthenium deutende Reaktion erhalten konnte, so leitete ich in die verdiinnte saure Losung, worin Salmiak keinen Niederschlag gab, Schwefelwasserstoff bis zur Sattigung ein; es schied sich ein geringer schmutzig braungelber Nie- derschlag aus; das Filtrat hatte aber eineii rosa Stich; ich bemerke hierbei ausdrucklich, dass ich weder hier noch sonst i n Ihnlichen Losungen, welche zum Theil die Rutheniumreaktionen gaben, jernals die prachtvoll lazurblaue Parbe beobachtet habe, welche sich nach C 1 a u s und R o s e beim Fallen des Rutheniums mit Schwefelwasserstoff bilden soll. Durch Schmelzen der geringen Menge aus dem Schwefel- wasserstoffniederschlage durch Gluhen erhaltenen Metalles mit Kali und Salpeter im Silbertiegelchen und Priifen der Losung gelang es mir ebenfalls nicht eine unzweifelhafte Rutheniumreaktion zu consta- tiren. Das zart rosa geGrbte Filtrat von der Schwefelwasserstoff- fillung gab mit Arnrnoniak neutralisirt keine Farbung; Zusatz von hellem Schwefelammonium gab in der Kalte keine Spur eines Niederschlages, aber eine chrorngriine Farbung, welche beim Erwarrnen auf dem Wasserbade braungriin wird; spater ballte sich ein schwarzer Nieder- schlag zusarnmen , wahrend die klare Flussigkeit dariiber gelbbraun blieb und sich beim Stehen an der Luft triibte. Filtrirt und ausge- waschen gab dieser Niederschlag mit verdunntem Konigswasser eine r6thlichgelbe Liisung, die stark concentrirt mit Samiak erst nach langerem Stehen eine rothe undeutliche Krystallisation und eine in- tensiv wie Eisenchlorid gefarbte gelbe Mutterlauge hinterliess. Es gelang die sehr geringe Menge umzukrystallisiren, worauf sich nach circa 24 Sturiden in der gelben Mutterlauge wenige aber gut und grosser ausgebildete einzeln liegende runde Krystalle ausschieden, welche unter dem Mikroskop betrachtet dennoch keinem der mir bis jrtzt bekannten-oktagdrisch krystallisirenden Doppelsalze der Platin-

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metalle glichen. Es war schwcr zii entscheiden, ob hier nur rerzerrte Oktagder vorlagen oder vielmehr quadratische nder rliombisclie Krystalle; yon oktadderartigeni Habitus, zeigten sich a n den Enden der langen Axe Zuspitzungen, ferner Pyramiden zweiter Ordnung und auch die entsprechenden Prismenflachen. Die Farbe war eine schone hellhimbeerrothe bis diinkelrosarothe, a m chesten mit Rhodiumsalzen zu vergleichen. obgleich ich diese Form noch niemals bei den mir sonst wohlbekannten Rhodiumsalmiaksalzen beobachtet habe, welche gewijhnlich entweder in den zwei Formen der Salze erster und zweiter Reihe vorkommen, oder, wie ich gezeigt, noch in jenen schiinen rosa- rothen sechs- und dreieckigen Platten, namentlich wenn noch Eisen in der Mutterlauge vorhanden ist. Dass hier keine Ruthenium, snn- derii wahrscheinlich eine eigenthiimliche Rhndiurneisenverbindung vnr- lag, zeigte die Einwirkuiig vnn Ammoniak, welches keine Spur eines schwarzen Niederschlages gab, sondern eine hellgelbliche Fliissigkeit und eine Menge von Eisenoxydhydrat. Letzteres ist nicht uninteressant, und zeigt wieder, welche merkwiirdigen constanten Verbindungen diesee Metalls mit einigen der Platinmetalle unter Umstiinden bestehen konnen, unter welchen Reagentien z. B. wie Schwefelammonium oder Ammo- niak in der Kalte, wie vorhin gezeigt, das Eisen als solches nicht erkennen lassen. O b hier noch ein unbekanntes Metal1 ausser den bis jetzt bekannten Platinmetallen, oder die Gegenwart gewisser Men- gen von Eisen namentlich in einer bisher noch unaufgekliirten Ver- bindungsform mit den edlen Metallen es ist, welches die Reaktionen so erschwerend complicirt, oder ob endlich nur die verschiedenen Ver- haltnisse, in denen die Platinmetalle miteinander gernengt und miig- licherweise eng verbunden sind, jedesmal entsprechende Modificationen des qualitatiren Verhaltens bedingen, kann nur ein tiefeingehendes Studium mit iiiirerhaltnissmassig mehr Material lehren.

S t . P e t e r s b u r g , im Mai 1883. Laboratorium der Kaiserlichen Ingenieor-Academie.

290. 0. Hinaberg: Ueber einige Derivate der Anhydroamido- oxalylt oluidaiiure.

(Eingegangen am 17. J u n i ; verlesen in der Sitrung von Hrn. A. Pinner.)

Ich babe Tor eiiiiger Zeit in diesen Berichten XV, 2690 die An- hydroamidooxtoluidsaure beschrieben, welche durcli Reduktion der m-p-Nitrooxtoluidslure , sowie des m - p -Nitrooxtoluidids entsteht; ich habe seitdem einige neue Beobachtungen iiber die S lure gemacht, so- wie einige Derirate derselben dargestellt , welche iin Folgenden be-