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1076 Wenn man erwiigt, dass die Zahl der mineralischen Substanzen, welche sich in den Pflanzen linden, eine relativ sehr gennge ist, und die Wichtigkeit , welche denselben in der chemischen Wissenschaft beigelegt wird, so erscheint es seltsam, dass das Vorkommen dieses Elementes so lange unbekannt geblieben ist. In der kurzen Nach- forschung, welche ich in der chemischen Literatur babe anstellen konnen, finde ich nie erwahnt, dass dasselbe als Bestandtheil der Pflanzen aufgefunden worden ist. Es muss selbstverstiindlich aus dem Boden aufgenommen werden, aber keine der Autoritiiten, welche mir auganglich waren, spricht von seinem Vorkommen aueserhalb der- jenigen Orte, wo es sich in geniigend grosseu Quantitiiten vorfindet, urn miueralische Ablagerungen zu bilden und eine Quelle industrieller Gewinnung zu liefern. Hilgard') spricht von seinem Vorkommen in den sogenannten Alkaliboden von Californien , aber diese kann man unter die erwiihnte Categorie rechnen, da unser ganzer Vorrath an Borax in diesem Lande aus ahnlichen Quellen gewonnen wird. Baumerta) konnte in einer Bodenprobe, die von einem Weindistrict Californiens gewonnen war, keine Borsaurereaction erhalten. Ohne Zweifel ist die Reaction schwerer zu erhalten aus einem Boden als aus der Asche der Pflanzen, welche auf demselben gewachsen sind, da das Salz sich in den letzteren anhauft. 222. Clemens Winkler: Zur Entwiokelung von Chlorgas aus geformtem Chlorkalk. (Eingegangen am 29. April.) , Nachdem die Methode der Chlorgas-Entwickelung aus zu Wiirfeln geformtem Chlorkalk und Salzsaure J , zu allgemeiner Einbiirgerung gelttngt ist, sei es gestattet, auf ein einfaches Mittel aufmerksam zu machen, mit dessen Hiilfe sich der bei langerer Nichtbenutzung des Apparates eintretenden Selbsterechijpfung seiner Fiillung rorbeugen 1asst. Wenn man einen zur Chlorentwickelung dienenden K i p p'schen Apparat durch Schliessen des Habnes ausser Gang setzt, so wird 1) Zehnter U. S. Census Report. 9 Landw. Vers.-Ststion 33, 87. 3) Dieee Berichte XX, 184.

Zur Entwickelung von Chlorgas aus geformtem Chlorkalk

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Page 1: Zur Entwickelung von Chlorgas aus geformtem Chlorkalk

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Wenn man erwiigt, dass die Zahl der mineralischen Substanzen, welche sich in den Pflanzen linden, eine relativ sehr gennge ist, und die Wichtigkeit , welche denselben in der chemischen Wissenschaft beigelegt wird, so erscheint es seltsam, dass das Vorkommen dieses Elementes so lange unbekannt geblieben ist. In der kurzen Nach- forschung, welche ich in der chemischen Literatur babe anstellen konnen, finde ich nie erwahnt, dass dasselbe als Bestandtheil der Pflanzen aufgefunden worden ist. Es muss selbstverstiindlich aus dem Boden aufgenommen werden, aber keine der Autoritiiten, welche mir auganglich waren, spricht von seinem Vorkommen aueserhalb der- jenigen Orte, wo es sich in geniigend grosseu Quantitiiten vorfindet, urn miueralische Ablagerungen zu bilden und eine Quelle industrieller Gewinnung zu liefern. Hilgard') spricht von seinem Vorkommen i n den sogenannten Alkaliboden von Californien , aber diese kann man unter die erwiihnte Categorie rechnen, da unser ganzer Vorrath an Borax in diesem Lande aus ahnlichen Quellen gewonnen wird. Baumer ta ) konnte in einer Bodenprobe, die von einem Weindistrict Californiens gewonnen war, keine Borsaurereaction erhalten. Ohne Zweifel ist die Reaction schwerer zu erhalten aus einem Boden als aus der Asche der Pflanzen, welche auf demselben gewachsen sind, da das Salz sich in den letzteren anhauft.

222. Clemens Winkler: Zur Entwiokelung von Chlorgas aus geformtem Chlorkalk.

(Eingegangen am 29. April.) ,

Nachdem die Methode der Chlorgas-Entwickelung aus zu Wiirfeln geformtem Chlorkalk und Salzsaure J, zu allgemeiner Einbiirgerung gelttngt ist, sei es gestattet, auf ein einfaches Mittel aufmerksam zu machen, mit dessen Hiilfe sich der bei langerer Nichtbenutzung des Apparates eintretenden Selbsterechijpfung seiner Fiillung rorbeugen 1asst.

Wenn man einen zur Chlorentwickelung dienenden K i p p'schen Apparat durch Schliessen des Habnes ausser Gang setzt, so wird

1) Zehnter U. S. Census Report. 9 Landw. Vers.-Ststion 33, 87. 3) Dieee Berichte XX, 184.

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zwar die Siiure anfiinglich dorch das Gas zuriickgedrangt, aber nach kurzem Stehen verechwindet in Folge eintretender Absorption die trennende Gasschicht wieder und die Fliissigkeit kommt nach wie vor mit dem Chlorkalk in Beriihrung , diesen allmiihlich aufzehrend, wobei das Chlorgas in dem Maasse, in welchem es sich entwickelt, von der Slure verschluckt wird. Man erleidet in Folge dessen eine bedeutende Einbusse an Chlor und findet die Fiillung des Apparates, wenn man diesen nach einiger Zeit wieder benutzen will, nicht selten giinzlich erschiipft.

Um diesem Uebelstande zu begtgnen, mache man es sich zur Regel, in den zur Chlorentwickelung dienendsn Kipp’schen Apparat nach jeder Benutzung desselben etwas Luft einzublasen. Diese drangt dann die Saure zuriick und bleibt als nichtabsorbirbare Gasschicht ewischen derselben und der Chlorkalkfiillung stehen, die Beriihrung Beider auch bei wochenlangem Nichtgebrauch des Apparates auf das Vollkommenste verhindernd.

F r e i b e r g (Sachsen), den 27. April 1889. Laboratorium der Konigl. Bergakademie.

228. Eduard Hotter: Ueber dae Aoonitshmetriamid. CMittheilung aus der pflanzenphysiologischen Versuchsstation Tharand.]

(Eingegangen am 27. April.)

Die Amide der Aconitsaure sind bis jetzt unbekannt geblieben, denn auch die verechiedenen Versuche, welche A. Schne ide r I) zur Gewinnung derselben angestellt hatte, waren nicht von dem gewiinschten Erfolge begleitet.

Einige Zeit spater, als W. Hent sche l a) seine vortreffliche Dar- stellungsweise der Aconitsiiure bekannt gegeben hatte, begann ich das Studinm der Amide drr Aconitsaure. Mittlerweile veriiffentlichte Hr. Schne ide r das Ergebniss seiner Untersuchungen iiber die Aconit- siiureamide, welches aber von dem meinigen so sehr abwich, dass ich geniithigt bin iiber diesen Gegenstand folgende Mittheilung zu bringen, da ich von einer eingehenderen Unterauchung nach dieser Richtung hin absehen muss.

Hr. Schne ide r schreibt: SUebergiesst man 1 Gew.-Theil Acon i t - s i i u r e m e t h y l a t h e r mit sehr starkem, wasserigem Ammoniak

*) Diese Berichte XXI, 660. 4 Journ. f ir prakt. Chem. [2] 35, 205.