4
173 Monohydroxyldiphenyl C6 , H, OH c, H5 wurde durch Einwirkung von salpctrigsaurem Kali auf das mit Wasser zum Brei angeriebene schwefelsaure Monamidodiphenyl erhalten. Durch Abfiltriren und tiichtiges Auswaschen mit kalteni Wasser wurde es von anhaftendem Kalisalz befreit nnd darauf mit Wasserdampfen destillirt. Das ijberdestillirte Phenol bildct stark glanzeride, farblose Blatt- chen. Aus Chloroform krystallisirt es in farblosen, atlasglgnzenden Blattchen; es ist sublimirbar, lost sich leicht in kaltem, wie in heissem Alkohol und ertheilt, mit starker Schwefelsaure iibergossen, derselben eine prachtvoll griine Farbe. Neben dieser Hydroxylverbindung scheint stets eine kleine Menge einer Nitrohydroxylverbindung zu entstehen. A c e t arnidodiphenyl ! C, H, NH CO CH,. c6 H5 Die Verbindung wird durch langeres Kochen des Monamidodi- phenyls Init Eisessig erhalten. Bildet lange, glanzende, farblose, Nadeln, welche sich leicht in kaltem und heissem Alkohol losen und einen Schmelzpnnkt von 167O C. zeigen. Auch ein gebromtes Acetamidodiphenyl und ein Aniidosulfodi- phenpl wurde bereits dargestellt. Neben dem Diphenyl entsteht, wie ich beobachtete, noch eine zweite Verbindung, wohl ein noch unbekannter, schon krystallisender Kohlenwasserstoff. Schmelzpunkt bei 194O C. Ferner erhielt ich neben dem Mononitrodiphetiyl eine zweite, wie mir scheint, isomere Nitrorerbindung. Ich hoffe, die Untersuchung dieser Verbindungen nachstens been- den zu kiinnen. 58. Alex. N au m a n n ; Zur Erklarung von Siedepunktsverschieden- heiten metamerer Korper. (Eingegangen am 13. Februar.) Die Vergleichung der Eigenschaften der Kiirper in den verschie- denen Aggregatzustanden fiihrt zur Auffassung des Fliissigkeitsmolekils als einer Gruppe einer grosseren Zahl von Gasmolekilen. Beini Uebergang in den Gaszustand findet eine Spaltung der con~plicirterru Fliissigkeitsmolekiile in die einfachen Gasmolekiile statt. Je holier 13*

Zur Erklärung von Siedepunktsverschiedenheiten metamerer Körper

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Zur Erklärung von Siedepunktsverschiedenheiten metamerer Körper

173

M o n o h y d r o x y l d i p h e n y l C6 , H, O H

c, H5 wurde durch Einwirkung von salpctrigsaurem Kali auf das mit Wasser zum Brei angeriebene schwefelsaure Monamidodiphenyl erhalten. Durch Abfiltriren und tiichtiges Auswaschen mit kalteni Wasser wurde es von anhaftendem Kalisalz befreit nnd darauf mit Wasserdampfen destillirt.

Das ijberdestillirte Phenol bildct stark glanzeride, farblose Blatt- chen. Aus Chloroform krystallisirt es in farblosen, atlasglgnzenden Blattchen; es ist sublimirbar, lost sich leicht in kaltem, wie in heissem Alkohol und ertheilt, mit starker Schwefelsaure iibergossen, derselben eine prachtvoll griine Farbe.

Neben dieser Hydroxylverbindung scheint stets eine kleine Menge einer Nitrohydroxylverbindung zu entstehen.

A c e t a r n i d o d i p h e n y l

! C, H, N H C O CH,.

c6 H 5

Die Verbindung wird durch langeres Kochen des Monamidodi- phenyls Init Eisessig erhalten. Bildet lange, glanzende, farblose, Nadeln, welche sich leicht i n kaltem und heissem Alkohol losen und einen Schmelzpnnkt von 167O C. zeigen.

Auch ein gebromtes Acetamidodiphenyl und ein Aniidosulfodi- phenpl wurde bereits dargestellt.

Neben dem Diphenyl entsteht, wie ich beobachtete, noch eine zweite Verbindung, wohl ein noch unbekannter, schon krystallisender Kohlenwasserstoff. Schmelzpunkt bei 194O C.

Ferner erhielt ich neben dem Mononitrodiphetiyl eine zweite, wie mir scheint, isomere Nitrorerbindung.

Ich hoffe, die Untersuchung dieser Verbindungen nachstens been- den zu kiinnen.

58. Alex. Naumann; Zur Erklarung von Siedepunktsverschieden- heiten metamerer Korper. (Eingegangen am 13. Februar.)

Die Vergleichung der Eigenschaften der Kiirper in den verschie- denen Aggregatzustanden fiihrt zur Auffassung des Fliissigkeitsmolekils als einer Gruppe einer grosseren Zahl von Gasmolekilen. Beini Uebergang in den Gaszustand findet eine Spaltung der con~plicirterru Fliissigkeitsmolekiile in die einfachen Gasmolekiile statt. J e holier

13*

Page 2: Zur Erklärung von Siedepunktsverschiedenheiten metamerer Körper

174

nnter sonst gleichen Umstanden der Siedepunkt liegt, auf ein um so starkeres Aneinanderhaften der ein Fliissigkeitsmolekiil zusammen- setzenden Gasmolekiile ist zuriickzuschliessen. Nach den allgemeinen Gesetzen der Anziehung werden die eineelrien Gasmolekiile in dem Fliissigkeitsmolekiil ihrer Trennung einen um so grosseren Wider- stand leisten, j e mehr unter sonst gleichen Bedingungen ihre Massen einander genahert sind. Miiglichst vergleichbare Verblltnisse finden sicb bei m e t a m e r e n K o r p e r n , welche ja aus den namlichen Ele- mentatomen, nu r in verschiederier Anordnung, bestehen, zumal wenn durch Zusammensetzung derselben aus nur wenigen Elementen, nur aus Kohlenstoff und Wasserstoff, der storende Einfluss der verschie- denen Qualitat der Atome herabgedriickt ist, oder sich durch gleichen chemischen Charakter eine ubereinstimmende Bindung auch vorhau- dener Sauerstoffatome kundgiebt.

Die einfach kettenfiirmige Anordnung der Atome der Einzelmole- kiile ermijglicht beim Aneinanderlagern eine umfassendere Berubrung der letzteren , als eine durch Seitenketten der Rugelform zustrebende Atomgruppirung. J e mehr daher bei metameren gasformigen Kiirpern die Atomgruppirung von der Stangenform abweicht und der Kugel- form sich niihert, um so weniger fest werden die Gasmolekiile in der Qruppe des Fliissigkeitsniolekiils aneinander haften, um so niedriger wird der Siedepunkt liegeu. Die einfache Kette bedingt den hoch- sten Siedepunkt, und j e mehr sich die gegebencn namlichen Atome in Seitenketten verzweigen, um so niedriger liegt der Siedepunkt.

Nachstehend sind als leicht zu vermehrende Belege solche meta- mere Verbindungen beziiglich ihrer Structur und ihrer Siedepunkte verglichen, bei welchen die griissere Zahl von bald in einfacher, bald in mehr verzweigter Kette angeordneten Elementatomen cine bedeu- tkndere Verschiedenheit der raumlichen Anordnurig der Massen hei verschiedener Structur gewabrleistet.

P e n t a n e C, H I , : Siedepunkt

CH, . C H , . CH, . CH, . CH, , normales Pentan . . . . :CH . CH, . CH, , Amylwasserstoff . . . . . . . H3 c\.

H, C/' CH3 I

H, C - ' - C - - C H 3 , Tetramethylmethan . . . . . . CH3

H e x a n e C, H14: CH, . C H , . C H , . C H , . C H , . CH,, normales Hexan . .

;CH. CH, . C H , . C H , , Aethylbutyl . . . . . . H3 c.,. H 3 C.'

38@

30@

9.50

70°

6 2 0

Page 3: Zur Erklärung von Siedepunktsverschiedenheiten metamerer Körper

175

H, C - - 6 C, H , , Trimethylathylmethan . . . , 43 bis 480

b H , A l h o h o l e C, HI, 0:

b H 3 . CH,. CH,. CH, { , normaler Butylalkohol . . . . 116O OH

H, C, H, C/ " ' FH2, Gahrungsbutylalkohoi . . . . . . . 1090

CH, . CH, . C H . CH, O H

OH ! , secundiirer Butylalkohol . . . . 99O

H,

OH

I H, C - - C - - - C H , , tertiarer Butylalkohol . . . . . . 82.5O

S a u r e n C, HI , 02: CH, . CH, . CH, . CH, . CO

H, C,

! , normale Valeriansaure . . 185O OH

C H 2 * co , gewiihnliche Valeriansiiure . . . 175O O H

H3 C'

CH, !

' ! ; H, C - - C - - CO, Trimethylessigsaure . . . . . . . 161O

H , C O H A l d e h y d e C, H I , 0:

CH, . CH, . CH, . CH, . COH, normaler Amylaldehyd . . 102O

> C H . CH, . C O H , gewiihnlicher Amylaldehyd . . 920 H, C,

H, C" K e t o n e C, HI, 0:

CH, CI-I,. CH, . C . CH, I1 , Methylpropylketon . . . 99 bis 1050 0

H, C,

H, C/ ;CH . C . CH,, Methylpseudopropylketon . . . . . 93.50

a

Page 4: Zur Erklärung von Siedepunktsverschiedenheiten metamerer Körper

176

Die Gestalt vorstehender Structurformeln auf der Ebene des Pa- piers ist zwar kein unmittelbarer Ausdruck fur die Form des Mole- kiils. Aber man darf doch aus der Art , wie die Elementatome ver- miige ihrer Verwandtschaftseinhpiten aneinandergefiigt sind, rnit Sicher- heit schliessen, dass z. B. beim tertiaren Butylalkohol die Atome im Raume jedenfalls gleichmassiger um einen etwa rnit dem mittleren Kohlenstoffatoni zusammenfallenden Punkt herum nach verschiedenen Richtungen vertheilt sein miissen, als beim normalen Butylalkohol.

Die angestellten Betrachtungen lassen sich in mancher Hinsicht weiter und eingehender verfolgen. Dieselben wiirden sich auch zur Qewinnung eines Urtheils iiber die Constitution der aromatischen Ver- bindungen verwerthen lassen. Doch ist in vielen Fallen die Bestirn- mung der baufig keine grossen Unterschiede bietenden Siedepunkte noch nicht rnit der fiir zuverlassige Schliisse wtinschenswerthen Ge- nauigkeit ausgefiihrt.

I n einer Mittheilung fiir die nachste Sitzung werde ich den Einfluss der Stellung des Sauerstoffs auf den Siedepunkt darlegen.

G i e s s e n , 11. Februar 1874.

59. II. W i c h e l h a u s : Ueber Kresol-Farbstoffe. (Vorgetragen in der Sitzung vom 26. Januar.)

Das Binitrokresol-Salz, welches Veranlassung zu dieser Notiz giebt, stammt von der Wiener Ausstellung des vorigen Jahres her.

D o r t waren als gelbe Farbstoffe, welche kiinstlich aus organi- schen Substanzen bereitet werden, reichlich vertreten : Pikrinsaure, Chrysanilin urid Binitronaphtol. Man erkannte leicht, dass diese drei die einzigen sind, welche sich eines regelmassigen Verbrauchs er- freuen l).

Daneben fand sich - von D u s a r t ausgestellt - Mononitro- naphtol vor, welches offenbar kein Fabrik-Produkt, sondern Labora- toriums-Praparat war; endlich in der belgischen Abtheilung ein ,Gold- gelb ', welches zwar lusserlich dem Mononitronaphtol-Salz sehr iihnlich sah, aber bei der naheren Untersuchung alsbald deutliche Ver- schiedenheiten zeigte. Dasselbe besteht aus braunen, kriimeligen Massen, die beim Erhitzen lebhaft verpuffen und in Wasser rnit inten- siv gelber Farbe loslich sind; es ist das Kalium-Salz eines nur in concentrirter Losung durch Sauren auszufallenden, iibrigens nach dem

I ) Zur Geechichte des letzgenannten diirfte zu bemerken sein, dass die Fabri- kation desselben rnit Nhlfe der Naphtalinsulfoshure resp. des Naphtols im Jahre 1869 von Kunheim & Cie. in Berlin aufgenommen wurde, und dass dieses Verfahren je ts t in Deutschland das ausschliesslich befolgte ist.