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9- SEPTEMBER 1928 KL.INISCHE WOCHENSCHRIFT. 7. JAHRGANG. Nr. 37 173 9 in denen die Menstruation einen ungfinstigen Einfluf3 ausfibt. Die Forderung GUTHMANNS, wirklich nur solche FAlle dieser Bestrahlung zu unterziehen, bei denen der ungiinstige Ein- IluB des mensuellen Zyklus nachgewiesen ist, wird yon uns also sehr unterstrichen, und wir mfissen wfinschen, dab die Kritik bei der Beurteilung dieser Frage m6glichst gesch~rft und noch welter ausgebaut wird. Literatur: 1 GELLER und SOMMER, Arch. GynXk. I3I, H. 2 (1927); GELLER, Med. Klin. 1928, Nr 3. -- 2 PAus, Inaug.-Diss. Breslau 1928. ZUR FRAGE DER IMMUNITAT NACH VARICELLEN*. Von Primararzt Dr. PAUL FREUD. Aus dem S~uglingsheimdes Zentralkrippenvereills in Wien. Varicellen verleihen durch ihr einmaliges l)berstehen im allgemeinen eine Immunit~t ffir das ganze Leben. Immerhin sind in der Literatur FMle bekannt, in denen nach Ablauf einer Frist von mehreren Monaten oder Jahren bei ein und demselben Individuum neuerlich Varicellen beobachtet wur- den. Der bekannteste Fall dieser Art ist der yon C. GER- HARDT, der bei eb~em Kinde dreimal Varicellen auftreten sail. In der neueren Literatur findet man wenig verl~tl31iche An- gaben fiber ~hnliche Beobachtungen. So beschreibt F. ToM- SON (Lancet 2oo ~I92I]) ein Kind, das mit typischen (?) Narben aui Brust und Stirn im Spital neuerlich an Wind- pocken erkrankte. Auch die Studien yon GRAEME MITCHELL, A. und E. G. FLETCHER (J. amer. reed. Assoc. 89 [1927]) fiber 775 FXlle yon Varicellen bringen in dieser Hinsicht keine sicheren Daten, es wurde unter diesen 775 FMlen nut bei 9 Patienten anamnestiseh eine frfihere Vericellenerkrankung angegeben. DaB wir fiber die zweimalige Erkrankung an Varicellen nur so wenig wissen, liegt sicherlich einerseits an dem seltenen Vorkommen, andererseits aber auch daran, dab der im all- gemeinen leichte Verlauf der Krankheit eine Spitalaufnahme selten n6tig macht. Nur langdauernde Beobachtung einer groBen Zahl yon Kindern, unter denen wiederholt Varicellen auftreten, kann die M6glichkeit einer solchen Beobachtung lie fern. Ich hatte Gelegenheit, wXhrend zweier Varicellenendemien im S~uglingsheim des Zentralkrippenvereins ein wiederholtes Auftreten yon Varicellen bei 2 Kindern zu beobachten. Fall 1 : Walter P., II Monate alt, ein flberaus schwfichticher, an einer chronischen Pneumonie leidender Knabe im Gewichte yon 53oo g, erkrankte am I. III. 1926 an schweren Varicellen. Das Kind fieberte durch 5 Tage bis 4 o~ die Varicellen heilten dann schlieBlich zum Teil mit deutlicher Narbenbilduug aus. Die Endemie hatte am Beginn der Erkrankung dieses Kindes bereits 6 Wochen bestanden; zugleich mit Walter P. erkrankten noch 2 Kinder. Es waren dies die letzten F~lle in dieser Endemie. 3 Wochen spliter, am 22. MXrz 1926, wurde die Aufnahme in die Anstalt wieder freigegeben und auf das Zimmer yon Walter P. ein 5 Monate aires Kind auf- genommen. Am 14. April 1926, also 6 Wochen nach der ersten Erkrankung, zeigten sich nun bei Waiter P. neuerlich unter Fieberanstieg auf 38,6 ~ typische Varicellen. Das Fieber dauerte wXhrend dieser Erkrankung 2 Tage, der Abfall der letzten Krusten IO Tage. Es k6nnte nun eingewendet werden, dab es sich bei diesem zweiten Exanthem nicht um Varicellen gehandelt babe, aber 14 Tage spXter traten bei dem zuletzt aufgenommenen Kinde typische Schaiblattern auL Ein weiterer Fall hat sich damals nicht ereignet. Wie ist es zu diesem zweiten Auftreten der Krankheit bei Walter P. gekommen ? Fttr einen verz6gerten Nachschub der Kranktleit ist das Intervall yon 6 Wochen sicherlich zu groB. Um eine Reinfektion yon auBen konnte es sich nicht gehandelt haben, da sich in tier Anstalt volle 6 Wochen kein Fall ereignet hatte und das Kind diese niemals verlieB. Ebenso ist die M6glichkeit einer l)bertragung durch Gegen- * Nach einer Mitteilung in der Gesellschaft ffir Ninderheilkunde in Wien am 27. Juni 1928. st~nde mit Sicherheit auszuschalten, da das Virus der Vari- cellen nach den Erfahrungen aller Autoren so empfindlich ist, dab es in der AuBenwelt rasch abstirbt. Da es gleichzeitig mit den Varicellen bei dem Kinde zu einem neuerlichen Aufflackern der katarrhalischen Affektion gekommen war, so k6nnte man sich vorstellen, dab durch diese im Organismus noch vor- handene lebende Keime wieder aktiviert worden sind, etwa in der Art der schlafenden Keime PIRQUETS bei der Revaccination, Das Kind h~ttte, wenn diese Vermutung richtig ist, infolge der bestehenden chronischen Pneumonie nicht die Kraft gehabt, gegen Varicellen ausreichende Abwehrk6rper zu bilden, und das zweite Auftreten der Krankheit w~re als echtes Varicellen- rezidiv anzusehen. Fall 2: Als einer der ersten FMle erkrankte am 2o. I. 1926 wahreud der ersten Varicellenendemie der 6 Monate alte Karl G. an typischen Varicelleu mit Fieberanstieg his 38,3 ~ Kurz vor der zweiten Endemie im August 1927 erkrankte dieses Kind an einer schweren Gastroentefitis und 3 Wochen sparer an typischen Schafblattern mit Fieber bis 39,3 o, die naeh ihrer Abheilung zum Tell deutliche Narben hinterlieBen. ]3ei diesem Fall haben wir es also mit einer typischen ReinJektion mit Varicellen bei einem Kinde zu tun, dessen Immunit~t ffir diese Krankheit wahrscheinlich durch den vorausgegangenen Darmkatarrh schwer gesch~digt war. ZusammenJassung: Es wird ein Varicellenrezidiv und ein Fall yon VaricellenreinJektion bei Kindern beschrieben, die in einem SXuglingsheim unter langdauernder ~trztlicher Beob- achtung standen. Beim Rezidiv handelte es sich um die Ver- hinderung der Erlangung der VaricellenimmunitXt dutch eine chronische Pneumonie und ein durch eine banale Infektion hervorgerufenes Wiederaufflackern der Schafblattern nach 6 Wochen. Die Rein/ektion beim zweiten Kinde scheint durch Herabsetzung seiner Immunit~t gegen Varicellen durch einen der zweiten Erkrankung unmittelbar vorausgegangenen schweren Darmkatarrh erfolgt zu sein. DIE ESSIGSAUREANHYDRID-SCHWEFELSAURE- PROBE (BOLTZ) IM LIQUOR CEREBROSPINALIS. Vou ERNST DIETRICH und GERHARD V~0LLENWEBER. Aus der Medizinischen Universit~tsklinik KNn-Lindenburg (Direktor: Geheimrat MORITZ). Im Jahre 1923 hat OSWALD H. BOLTZ 1 eine Liquorunter- suchungsmethode angegeben, die bisher nur in Nordamerika selbst und in Schweden Beachtung gefunden hat. Die Methodik ist die folgende: Zu I,O ccm Liquor cerebro- spinalis werden im Reagensglas o, 3 ccm Essigs~ureanhydrid tropienweise zugesetzt und geschflttelt. Dazu werdeu 0,8 ccm konzentrierter Schwefels~ure tropfenweise zugeffigt undes wird wieder geschflttelt. Nach 5 Minuten wird die F~rbung der Flflssig- keit gegen einen weiBen Hintergrund geprflft; nach BOLTZ' Angabe ist blaue oder lila Farbe als positiv im pathologischen Sinne anzu- sehen. 13raungelb und Rotgelb gilt als negativ. Klinische Bedeutung: BOLTZ und einige NachuntersucherZ fanden die Reaktion positiv besonders bei Paralysis progres- siva, aber auch bei vielen FMlen sonstiger Neurolues; je fortgeschrittener und je aktiver der neurosyphilitisehe Prozeg war, desto starker fiel die Essigs~ureanhydrid-Schwefels~ure- probe im Liquor aus. Bei nichtluetischen und bei Iunktionellen Nervenleiden war die Probe in der allergr6Bten Mehrzahl der FMle negativ, ausgenommen sind davon vereinzelte FMle yon seniler Demenz, Alkobolismus, Dementia praecox und Arterio- sclerosis cerebri. Won den untersuchern wird hervorgehoben, dab der Ausfall der Boltzreaktion zwar meist, abet nicht immer, mit den tibrigen Liquorreaktionen parallel geht. NlCOL~ und STEEL3 halten die Boltzreaktion mit der Goldsolreaktion tfir die empfindlichste Liquorreaktion. Zur theoretischen Erkl~rung der Essigs~ureanhydrid-Schwefel- s~ureprobe gibt BoLTz selbst an, dab er hoifte, Cholesterin ira Liquor nachweisen zu k6nnen, als er die Liebermannsche Probe (modifiziert) auf den Liquor anwandte. Er fiberzeugte sich jedoch selbst, dab es sich bei seiner Probe nicht um den Nachweis you iii*

Zur Frage der Immunität nach Varicellen

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9- SEPTEMBER 1928 K L . I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 7. J A H R G A N G . N r . 37 1 7 3 9

in d e n e n die M e n s t r u a t i o n e inen ungf ins t igen Einfluf3 ausf ibt . Die F o r d e r u n g GUTHMANNS, wi rk l ich n u r solche FAlle dieser B e s t r a h l u n g zu un t e r z i ehen , bei d e n e n der ung i ins t ige E in - IluB des mensue l l en Zyk lus nachgewiesen ist, wi rd yon u n s also sehr u n t e r s t r i c h e n , u n d wir mfissen wfinschen, d a b die K r i t i k bei der B e u r t e i l u n g dieser F rage m 6 g l i c h s t gesch~r f t u n d n o c h wel te r a u s g e b a u t wird.

L i t e r a t u r : 1 GELLER und SOMMER, Arch. GynXk. I3I, H. 2 (1927); GELLER, Med. Klin. 1928, Nr 3. -- 2 PAus, Inaug.-Diss. Breslau 1928.

Z U R F R A G E D E R I M M U N I T A T N A C H V A R I C E L L E N * .

Von

P r i m a r a r z t Dr . PAUL FREUD. Aus dem S~uglingsheim des Zentralkrippenvereills in Wien.

Var ice l len ve r l e ihen d u r c h ih r e inmal iges l ) b e r s t e h e n im a l lgemeinen eine I m m u n i t ~ t ffir das ganze Leben . I m m e r h i n s ind in der L i t e r a t u r FMle b e k a n n t , in denen n a c h Ab lau f e iner F r i s t v o n m e h r e r e n M o n a t e n oder J a h r e n be i ein u n d demse lben I n d i v i d u u m neue r l i ch Var ice l len b e o b a c h t e t wur- den. Der b e k a n n t e s t e Fa l l dieser A r t i s t der yon C. GER- HARDT, der bei eb~em K i n d e d r e i m a l Var ice l len a u f t r e t e n sail. In der n e u e r e n L i t e r a t u r f i nde t m a n wenig verl~tl31iche An- gaben fiber ~hnl iche B e o b a c h t u n g e n . So b e s c h r e i b t F. ToM- SON (Lance t 2oo ~I92I]) ein Kind , das m i t t y p i s c h e n (?) N a r b e n au i B r u s t u n d S t i r n im Sp i t a l neue r l i ch a n W i n d - pocken e r k r a n k t e . A u c h die S t ud i en yon GRAEME MITCHELL, A. u n d E. G. FLETCHER (J. amer . reed. Assoc. 89 [1927]) fiber 775 FXlle yon Var ice l len b r i ngen in dieser H i n s i c h t ke ine s icheren Da ten , es wurde u n t e r diesen 775 FMlen n u t bei 9 P a t i e n t e n anamnestiseh eine frf ihere V e r i c e l l e n e r k r a n k u n g angegeben .

DaB wir f iber die zweimal ige E r k r a n k u n g a n Var ice l len n u r so wenig wissen, l iegt s icher l ich e inerse i t s a n d e m se l t enen V o r k o m m e n , ande re r se i t s abe r a u c h da ran , dab der im all- geme inen le ichte Ver lau f der K r a n k h e i t eine S p i t a l a u f n a h m e se l ten n6 t ig m a c h t . N u r l a n g d a u e r n d e B e o b a c h t u n g e iner groBen Zah l y o n K i n d e r n , u n t e r denen w i e d e r h o l t Var ice l len au f t r e t en , k a n n die M6gl ichke i t e iner so lchen B e o b a c h t u n g lie fern.

I ch h a t t e Gelegenhei t , wXhrend zweier Va r i ce l l enendemien im S~ugl ingshe im des Z e n t r a l k r i p p e n v e r e i n s ein wiederho l tes A u f t r e t e n yon Var ice l len bei 2 K i n d e r n zu b e o b a c h t e n .

Fall 1 : Walter P., I I Monate alt, ein flberaus schwfichticher, an einer chronischen Pneumonie leidender Knabe im Gewichte yon 53oo g, erkrankte am I. III . 1926 an schweren Varicellen. Das Kind fieberte durch 5 Tage bis 4 o~ die Varicellen heilten dann schlieBlich zum Teil mi t deutlicher Narbenbilduug aus.

Die E n d e m i e h a t t e a m Beg inn der E r k r a n k u n g dieses Kindes be re i t s 6 W o c h e n b e s t a n d e n ; zugleich m i t W a l t e r P. e r k r a n k t e n n o c h 2 Kinde r . Es w a r e n dies die l e t z t en F~lle in dieser Endemie . 3 W o c h e n spliter, a m 22. MXrz 1926, wurde die A u f n a h m e in die A n s t a l t wieder f re igegeben u n d auf das Z i m m e r yon W a l t e r P. ein 5 M o n a t e aires K i n d auf- g e n o m m e n . A m 14. Apr i l 1926, also 6 W o c h e n n a c h der e r s t en E r k r a n k u n g , ze ig ten s ich n u n be i W a i t e r P. neuer l i ch u n t e r F i e b e r a n s t i e g au f 38,6 ~ t yp i s che Varicel len. Das F i ebe r d a u e r t e wXhrend dieser E r k r a n k u n g 2 Tage, der Abfa l l de r l e t z t en K r u s t e n IO Tage. Es k 6 n n t e n u n e ingewende t werden , dab es sich bei d iesem zwei ten E x a n t h e m n i c h t u m Var ice l len g e h a n d e l t babe , abe r 14 Tage spXter t r a t e n bei d e m zu le tz t a u f g e n o m m e n e n K i n d e t yp i s che S c h a i b l a t t e r n auL E i n wei te re r Fa l l h a t s ich d a m a l s n i c h t ere ignet .

Wie i s t es zu d iesem zwei ten A u f t r e t e n der K r a n k h e i t be i W a l t e r P. g e k o m m e n ? F t t r e inen ve r z6ge r t en N a c h s c h u b der K r a n k t l e i t i s t das I n t e r v a l l yon 6 W o c h e n s icher l ich zu groB. U m eine R e i n f e k t i o n yon auBen k o n n t e es s ich n i c h t g e h a n d e l t h a b e n , da s ich in tier A n s t a l t volle 6 W o c h e n ke in Fa l l e re igne t h a t t e u n d das K i n d diese n i ema l s verlieB. E b e n s o is t die M6gl ichke i t e iner l ) b e r t r a g u n g d u r c h Gegen-

* Nach einer Mitteilung in der Gesellschaft ffir Ninderheilkunde in Wien am 27. Juni 1928.

s t~nde m i t S iche rhe i t auszuscha l t en , da das Vi rus de r Var i - cel len n a c h den E r f a h r u n g e n al ler A u t o r e n so e m p f i n d l i c h ist , d a b es in de r AuBenwe l t r a sch a b s t i r b t . D a es g le ichzei t ig m i t den Var ice l len bei d e m K i n d e zu e inem neue r l i chen A u f f l a c k e r n der k a t a r r h a l i s c h e n Af fek t i on g e k o m m e n war , so k 6 n n t e m a n sich vors te l len , d a b d u r c h diese im O r g a n i s m u s n o c h vor - h a n d e n e l ebende K e i m e wieder a k t i v i e r t worden sind, e t w a in de r A r t de r s ch l a f enden K e i m e PIRQUETS bei de r R e v a c c i n a t i o n , Das K i n d h~ttte, w e n n diese V e r m u t u n g r i ch t ig ist, infolge der b e s t e h e n d e n c h r o n i s c h e n P n e u m o n i e n i c h t die K r a f t g e h a b t , gegen Var ice l len aus r e i chende A b w e h r k 6 r p e r zu b i lden , u n d das zwei te A u f t r e t e n der K r a n k h e i t w~re als ech tes Var ice l len- rezidiv anzusehen .

Fall 2: Als einer der ersten FMle erkrankte am 2o. I. 1926 wahreud der ersten Varicellenendemie der 6 Monate alte Karl G. an typischen Varicelleu mit Fieberanstieg his 38,3 ~ Kurz vor der zweiten Endemie im August 1927 erkrankte dieses Kind an einer schweren Gastroentefitis und 3 Wochen sparer an typischen Schafblat tern mit Fieber bis 39,3 o, die naeh ihrer Abheilung zum Tell deutliche Narben hinterlieBen. ]3ei diesem Fall haben wir es also mit einer typischen ReinJektion mit Varicellen bei einem Kinde zu tun, dessen Immuni t~ t ffir diese Krankhei t wahrscheinlich durch den vorausgegangenen Darmka ta r rh schwer gesch~digt war.

ZusammenJassung: Es wi rd e in Varicellenrezidiv u n d ein Fa l l yon VaricellenreinJektion bei K i n d e r n besch r i eben , die in e inem SXuglingsheim u n t e r l a n g d a u e r n d e r ~trztlicher B e o b - a c h t u n g s t anden . B e i m Rezidiv h a n d e l t e es sich u m die Ver - h i n d e r u n g der E r l a n g u n g de r Va r i ce l l en immun i tX t d u t c h eine ch ron i sche P n e u m o n i e u n d ein d u r c h eine b a n a l e I n f e k t i o n he rvo rge ru f enes W i e d e r a u f f l a c k e r n der S c h a f b l a t t e r n n a c h 6 Wochen . Die Rein/ektion b e i m zwei t en K inde sche in t d u r c h H e r a b s e t z u n g se iner I m m u n i t ~ t gegen Var ice l len d u r c h e inen de r zwei ten E r k r a n k u n g u n m i t t e l b a r v o r a u s g e g a n g e n e n schweren D a r m k a t a r r h er fo lg t zu sein.

D I E E S S I G S A U R E A N H Y D R I D - S C H W E F E L S A U R E -

P R O B E ( B O L T Z ) I M L I Q U O R C E R E B R O S P I N A L I S .

Vou

ERNST DIETRICH u n d GERHARD V~0LLENWEBER. Aus der Medizinischen Universit~tsklinik KNn-Lindenburg

(Direktor: Geheimrat MORITZ).

I m J a h r e 1923 h a t OSWALD H. BOLTZ 1 eine L i q u o r u n t e r - s u c h u n g s m e t h o d e angegeben , die b i s h e r n u r in N o r d a m e r i k a se lbs t u n d in Schweden B e a c h t u n g ge funden ha t .

Die Methodik ist die folgende: Zu I,O ccm Liquor cerebro- spinalis werden im Reagensglas o, 3 ccm Essigs~ureanhydrid tropienweise zugesetzt und geschflttelt. Dazu werdeu 0,8 ccm konzentr ier ter Schwefels~ure tropfenweise zugeffigt u n d e s wird wieder geschflttelt. Nach 5 Minuten wird die F~rbung der Flflssig- keit gegen einen weiBen Hin tergrund geprflft; nach BOLTZ' Angabe ist blaue oder lila Farbe als posit iv im pathologischen Sinne anzu- sehen. 13raungelb und Rotgelb gilt als negativ.

Klinische Bedeutung: BOLTZ u n d einige N a c h u n t e r s u c h e r Z f a n d e n die R e a k t i o n pos i t i v b e s o n d e r s be i Pa ra ly s i s progres- siva, abe r a u c h be i v ie len FMlen sons t ige r Neuro lues ; j e f o r t g e s c h r i t t e n e r u n d je a k t i v e r de r neu rosyph i l i t i s ehe P r o z e g war , des to s t a r k e r fiel die Es s ig s~u reanhydr id -Schwefe l s~u re - p robe im L i q u o r aus. Bei n i c h t l u e t i s c h e n u n d bei I u n k t i o n e l l e n N e r v e n l e i d e n wa r die P r o b e in de r a l le rgr6Bten M e h r z a h l der FMle nega t iv , a u s g e n o m m e n s ind d a v o n ve re inze l t e FMle y o n seni ler Demenz , Alkobol i smus , D e m e n t i a p r a e c o x u n d Ar t e r io - sclerosis cerebr i .

Won den un te r suchern wird hervorgehoben, dab der Ausfall der Boltzreaktion zwar meist, abet n icht immer, mi t den tibrigen Liquorreaktionen parallel geht. NlCOL~ und STEEL 3 hal ten die Boltzreaktion mit der Goldsolreaktion tfir die empfindlichste Liquorreaktion.

Zur theoretischen Erkl~rung der Essigs~ureanhydrid-Schwefel- s~ureprobe gibt BoLTz selbst an, dab er hoifte, Cholesterin ira Liquor nachweisen zu k6nnen, als er die Liebermannsche Probe (modifiziert) auf den Liquor anwandte . Er fiberzeugte sich jedoch selbst, dab es sich bei seiner Probe nicht um den Nachweis you

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