3
14: MAI 1925 .KLINISCHE WOCI-IENSCH therapie :3- 192z u. Manch. med. Wochenschr. 1921. -- K6NIGS- FELD, Zeitschr, f, klin. Ned. 91. 1921 u. Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. 38. 1923. -- KOHL, Strahlentherapie 12. 1921. - - !~ROETZ, Biochem. Zeitschr. 151. 1924. -- LEVY, lV[ARG., Strahlentherapie 7. 1916; 9- 1919 u. Zei%schr. I. klin. Med. 99. 1924- -- JAcQuEs LOEB, Helio- tropismus der Tiere. Wtirzburg 189o. PfI~gers Arch. f. d. ges. Physiol. 63. 1896. -- LOEWY, IIlin. Wochenschr. 23. 1924. -- MALLING-H~NsEN, Zentralbl. f. Iiinderheilk. I. 1887. -- iVIARCK- WARD, Zeitschr. f. phys. Chemie 3 o. 1899. -- MAYER, R., Arch. f. liinderheilk. 70. 1921. -- MEYER-BETZ, Dtsch. Arch. f. kiln. Ned. 112. 1913. -- MOLESCHO*T, \u med. Wochenschr. 43. 1855. -- NEUBERG, Biochem. Zeitschr. :3- 19o8; 17. 19o9; 27. 191o; 29. 191o; 39. 1912 u. Ver6ffentL d. Zentralstelle f. Balneol. :2. 1912. OLTMANNS, Zeitschr. f. Botanik 9. 1917. -- PIPER, A. P. 19o 5 u. 1911; C. P. 24 u. 25. 191~. -- P~LOaER, Pflagers Arch. f. d. ges. RIFT. 4. JAHRGANG. Nr. 20 95,9 Phys. 11. 1875. -- P:ACENTIIqI, Physiol. Jahresberichte 1872. -- PLAN~, Das Wesen des Lichts. ]Berlin: Springer 192o u. Die Ent- stehung und bisherige Entwicklung der Quantentheorie. Leipzig: Verlag Barth 1912. -- PINCUSSEN, Ergebn. d. Physiol. 1921. -- QUINKE, Pfliigers Arch. i. d. ges. Physiol. 57. 1894. -- RACZYNSKI, Cpt. rend. ass. int. pdd. Paris 1912. -- ROLLIER, Zeitschr. f. ]Bal- ned. 1911 u. 7- Intern. Vereinig. gegen Tuberkulose 1912; Tuber- kulose in der Schweiz und ihre Bekgmpfung. Bern: Franke i9o 7. -- RusT, Strahlentherapie 16. 1924. -- FR. SACHS, N[iinch. reed. Wochensehr. 68. 1921. -- SCHLAEPFER, Pflfigers Arch. f. d: ges. Physiol. Io8. 19o5 u. Zeitschr. I. Biol. 63. 1914. -- TAKAttASHI, Strahlentherapie 192 i925. -- TAPPEINER, ]Biochem. i Zeitschr. 19o8. Monogr. Leipzig I9o 7. -- THOMAS, Monatsschr. f. Kinder- heilk. 24. 1923. -- WEICHARD, Mt~nch. med. Woehenschr.. 1918 u. 1921. -- ZlEGLER, Strahlentherapie x4. 1922. ORIGINALIEN. ZUR FRAGE DER TIEFEN DRUCKEMPFINDUNGEN. Von Geh. Med.-Rat Prof. Dr. GOLDSCI!EIDER~ Direktor der III. reed. Klinik der Universit~t Berlin. In zwei neueren Arbeiten 1) streitet v. FREY den yon mir mit HOEFER 2) ver6ffentlichten Untersuchungen fiir die Existenz ether tie/en Druckempfindlichkeit jede Beweiskraft ab. Bekanntlich behauptet v. FRay, dab der Drucksinn lediglich durch die Druckpunkte vermittelt werde und dab den tiefen Geweben nur eine Schmerzempfindlichkeit zu- komme. Die an Hautstellen mit herabgesetzter bzw. auf- gehobener cutaner: Empfindlichkeit ausl6sbaren Druckemp- findungen erkl~rt er durch Fortleitung der Deformation auf benachbarte vollempfindliche Haut. Unsere Ergebnisse lauteten in dieser grundsatzlichen Frage so: Der eigentliche Drucksinn wird durch cutane Drucksinn- nerven vermittelt, welche in den Druckpunkten endigen. Derselbe ist vorzugsweise fiir die Erkennung der AuBenwelt bestimmt und zeichnet .sich durch seinen besonders ausge- sprochenen Empfindungsinhalt, durch die Tiefe der Reiz- und Unterschiedsschwelie, durch das VermSgen, zeitlich fol- gende Reize mit groSer Sch~rfe getrennt wahrzunehmen, und durch sein Lokalisationsverm6gen aus. = Aul3erdem kommt der Haut und den tieferen Geweben eine Sensibilitgt ftir me- chanisehe Reizungen zu, welche vorwiegend far die Wahr- nehmungen der Zustandsver~nderungen der Gewebe selbst (Gemeingeftihl) bestimmt ist, wobei es mir fernliegt, etwa behaupten zu wollen, dab die sogenannten Gemeingeftihle durchweg seitens besonderer Nervenbahnen zugeleitet werden. Die Tiefensensibilit~tt vermittelt druckghnliche Empfindungen yon dumpfem Empfindungsinhalt, welchen die Steigerung zu starken und harten Druckempfindungen fehlt usw. Bet seinen neueren Untersnchungen beniitzt v. FRE,Z die Methode der elektrosmotischen Vertaubung der Haut, welche sein Schaler H. REIN vervollkommnet hat. Es wird Cocain in alkoholischer LSsung kataphoretisch in die Haut einge- fiihrt, wobei eine mehrere Stunden .andauernde An/~sthesie der Haut ftir Schmerz-, Druck- und Temperaturempfindung erzielt wirda). Das Verfahren erlaubt eine sehr gro13e Haut- flgche ohne Schgdigung zur Vertaubung zu bringen, v. FREu geht nun bet der Er6rterung seiner Versuche von der An- nahme aus, dab ,,die Vertaubung sich stets ausschlieSlich auf die Haut erstreckte und dab das subcutane Gewebe niemals von ihr betroffen war". Da diese Voraussetzung fiir die Be- urteilung der v. Freyschen Versuche und der aus ihnen abzu- leitenden SchluBfolgerungen yon grnndsgtzlicher Wichtigkeit ist, so muS ich sie auf ihre Richtigkeit untersuchen. REIN gibe folgendes an: ,,Dis in welche Tiefe des Gewebes die alkoholischen L6sungen gef6rdert werden, lies sich noch nicht einwandfrei feststellen. Jedenfatls ist sicher, dab die Haut bis welt in das Curium hinab durchdrungen wird. Versuche, den Ramus superficialis des N. radiaHs in seinem intra- fascialen Verlanf zu angsthesieren, ergaben keine einwand- freien Resultate, jedenfalls keine periphere Angsthesie. Auch zeigen die an~sthetischen Flgchen keine Ausbreitung in distaler Richtung. Die rezeptorischen Organe der unter- liegenden Muskeln werden in die An~sthesie nicht einbezogen, Die Eigenreflexe bleiben erhalten. Is~ die An/istl:esie bis zum Erl6schen des ,Brennens' gediehen, so kann man ohne wei- teres die Haut in ihrer ganzen Dicke von.der Muskulatur ab- heben und durchstechen. Es gelang hie, in diesem Stadium mit Nadeln in der Tiefe Emp!indungen a uszul6sen". Letztere Bemerkung l~St erkenne n, dal3 die Empfindlichkeit des tiefen Gewebes ftir Schmerz, welche doch auch v. FREY anerkennt, aufgehoben war. DaB diein der Tiefe verlaufenden sensiblen Nervenstgmme und die Muskeliiberztige nicht betroffen waren, _beweist nicht, dab die Innervation des subcutanen Gewebes selbst intakt war. v. tTREY fiigt hinzu, dab die faradische Reizung der im subcutanen Gewebe verlaufenden Hautnerven in distaler Richtung ausstrahlende Empfindungen ausl6ste. -Auch dies beweist nichts far die Integritgt der Sensibilitgt des subcutanen Gewebes selbst. Ich kann mich in dieser ttinsicht a.uf v. FREY selbst beziehen. Derselbe berichtet in seiner Arbeit, dab an der vertaubten, Iiir Reizhaare und Stachel- borsten unerregbaren Haut der faradische Strum bet An- wendung ether Drahtelektrode zwar eine Erh6hung der Schwelle erkennen lieS, immerhin aber empfunden wurde. v. FRaY denier dies so, dab ,,nach Lghmung der oberftgch- -lichen Nerven bzw. Nervenabschnitte die Stromdichte in den tiefer liegenden Ebenen der Haut zur Erregung niche aus- reicht" usw. Hiermit ist doch ausgesprochen, dab die Ver- taubung keine absolute ist und die tieferen Anteite der Haut in geringerem Mage betrifft, v. FREV spricht sich niche klar dariiber aus, was er unter den tiefer liegenden Ebenen der Haut versteht. Er schildert die faradisch ausgelSste Emp- findung als Schwirren (also Erregung von Druckpunktnerven t), ,,das sich aber 6rtlich nicht so scharf begrenzen l~tlBt wie auf normaler Haut, sondern Neigung zur Ausbreitung zeigt, be- sunders nach der distalen und lateralen Flgche des Ober- schenkels". Letztere Bemerkung deutet wohl darauf, dab subcutane Nervenzweige betroffen stud, wghrend die vorher- gehende A13gabe auf Nerven der Cutis selbst zu beziehen sein dtirfte. Bedeutungsvoller sind die Befunde bet Anwendung der Kugelelektrode (I qcm Reizflgche), welche an vier Orten der vertaubten Ftgche die gleiche Schwelle ergab wie an der normalen Haut. Auch hier wird als faradisch ausgelSste Empfindung Schwirren angegeben, v. FREY erklgrt cites dg- hin, dab der faradische Reiz hier nicht die Empfgngei>des Drucksinns erfaSt, sondern die aus der Tiefe emporsteigenden Nervenfgden. Wenn ich also annehme, dab die Iaradische Erregbarkeit der subcutanen Nervenzweige sich sehr wohl mit ether Unerregbarkeit des subcntanen Gewebes selbst vertrage, so marschiere ich mit v. FREY Schulter an Schulter= Dazu kommt, dab die betreffenden aus der Tiefe emporsteigenden Nerven gar nicht besonders tief gesucht werden diirfen,-da sonst ein hSherer Schwellenwert (infolge geringerer Strom- dichtigkeit, s. oben) zu erwarten gewesen w/~re. Es ist somit Weder ein Beweis-dafiir geliefert, dab die Subcutis von dem vertaubenden EinfluB ganz fret geblieben- noch dab die Cuds bis zu ihrer tiefsten Schicht v611ig ai*gsthe- tisch geworden ist.

Zur Frage der Tiefen Druckempfindungen

Embed Size (px)

Citation preview

14: M A I 1925 . K L I N I S C H E W O C I - I E N S C H

therapie :3- 192z u. Manch. med. Wochenschr. 1921. -- K6NIGS- FELD, Zeitschr, f, klin. Ned. 91. 1921 u. Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. 38. 1923. -- KOHL, Strahlentherapie 12. 1921. - - !~ROETZ, Biochem. Zeitschr. 151. 1924. -- LEVY, lV[ARG., Strahlentherapie 7. 1916; 9- 1919 u. Zei%schr. I. klin. Med. 99. 1924- -- JAcQuEs LOEB, Helio- t ropismus der Tiere. Wtirzburg 189o. PfI~gers Arch. f. d. ges. Physiol. 63. 1896. - - L O E W Y , IIlin. Wochenschr. 23. 1924. -- MALLING-H~NsEN, Zentralbl. f. Ii inderheilk. I. 1887. -- iVIARCK- WARD, Zeitschr. f. phys. Chemie 3 o. 1899. - - M A Y E R , R . , Arch. f. l i inderheilk. 70. 1921. -- MEYER-BETZ, Dtsch. Arch. f. kiln. Ned. 112. 1913. -- MOLESCHO*T, \u med. Wochenschr. 43. 1855. -- NEUBERG, Biochem. Zeitschr. :3- 19o8; 17. 19o9; 27. 1 9 1 o ; 29. 191o; 39. 1912 u. Ver6ffentL d. Zentralstelle f. Balneol. :2. 1912.

- - OLTMANNS, Zeitschr. f. Botanik 9. 1917. -- PIPER, A. P. 19o 5 u. 1911; C. P. 24 u. 25. 191~. -- P~LOaER, Pflagers Arch. f. d. ges.

R I F T . 4. J A H R G A N G . N r . 20 95,9

Phys. 11. 1875. -- P:ACENTIIqI, Physiol. Jahresber ichte 1872. -- PLAN~, Das Wesen des Lichts. ]Berlin: Springer 192o u. Die Ent - s tehung und bisherige Entwicklung der Quantentheorie. Leipzig: Verlag Ba r th 1912. -- PINCUSSEN, Ergebn. d. Physiol. 1921. -- Q U I N K E , Pfliigers Arch. i. d. ges. Physiol. 57. 1894. - - R A C Z Y N S K I ,

Cpt. rend. ass. int. pdd. Paris 1912. -- ROLLIER, Zeitschr. f. ]Bal- ned . 1911 u. 7- Intern . Vereinig. gegen Tuberkulose 1912; Tuber- kulose in der Schweiz und ihre Bekgmpfung. Bern: Franke i9o 7. -- RusT, Strahlentherapie 16. 1924. - - FR. SACHS, N[iinch. reed. Wochensehr. 68. 1921. - - SCHLAEPFER, Pflfigers Arch. f. d: ges. Physiol. Io8. 19o5 u. Zeitschr. I. Biol. 63. 1914. - - T A K A t t A S H I ,

Strahlentherapie 192 i925. - - T A P P E I N E R , ]Biochem. i Zeitschr. 19o8. Monogr. Leipzig I9o 7. -- THOMAS, Monatsschr. f. Kinder- heilk. 24. 1923. -- WEICHARD, Mt~nch. med. Woehenschr.. 1918 u. 1921. -- ZlEGLER, Strahlentherapie x 4. 1922.

ORIGINALIEN. ZUR FRAGE DER TIEFEN DRUCKEMPFINDUNGEN.

Von

Geh. Med.-Rat Prof. Dr. GOLDSCI!EIDER~ D i r e k t o r d e r I I I . reed. K l i n i k d e r U n i v e r s i t ~ t B e r l i n .

I n zwei n e u e r e n A r b e i t e n 1) s t r e i t e t v. FREY den yon mir m i t HOEFER 2) v e r 6 f f e n t l i c h t e n U n t e r s u c h u n g e n fiir die E x i s t e n z e ther tie/en D r u c k e m p f i n d l i c h k e i t jede B e w e i s k r a f t ab. B e k a n n t l i c h b e h a u p t e t v. FRay , d a b der D r u c k s i n n ledigl ich d u r c h die D r u c k p u n k t e v e r m i t t e l t werde u n d d a b den t i e fen G e w e b e n n u r eine S c h m e r z e m p f i n d l i c h k e i t zu- k o m m e . Die a n H a u t s t e l l e n m i t h e r a b g e s e t z t e r bzw. auf- gehobene r cu taner : E m p f i n d l i c h k e i t au s l 6 s ba ren D r u c k e m p - f i n d u n g e n e rk l~ r t er d u r c h F o r t l e i t u n g der D e f o r m a t i o n auf b e n a c h b a r t e vo l l empf ind l i che H a u t .

Unse re E rgebn i s se l a u t e t e n in dieser g r u n d s a t z l i c h e n F rage so: Der e igen t l i che D r u c k s i n n wi rd d u r c h c u t a n e D r u c k s i n n - n e r v e n v e r m i t t e l t , welche in den D r u c k p u n k t e n endigen. Derse lbe i s t vorzugsweise fiir die E r k e n n u n g de r AuBenwel t b e s t i m m t u n d ze ichne t .s ich d u r c h se inen besonde r s ausge- s p r o c h e n e n E m p f i n d u n g s i n h a l t , d u r c h die Tiefe der Reiz- u n d Unte r sch iedsschwel ie , d u r c h das VermSgen , ze i t l ich fol- gende Reize m i t groSer Sch~rfe g e t r e n n t w a h r z u n e h m e n , u n d d u r c h sein L o k a l i s a t i o n s v e r m 6 g e n aus. = Aul3erdem k o m m t de r H a u t u n d d en t i e fe ren Geweben eine Sens ib i l i t g t ftir me- c h a n i s e h e R e i z u n g e n zu, welche vo rwiegend f a r die W a h r - n e h m u n g e n der Z u s t a n d s v e r ~ n d e r u n g e n de r Gewebe se lbs t (Gemeingeft ihl) b e s t i m m t ist, wobei es m i r fernl iegt , e twa b e h a u p t e n zu wollen, d a b die s o g e n a n n t e n Gemeingef t ih le du rchweg se i tens b e s o n d e r e r N e r v e n b a h n e n zuge le i t e t werden . Die Tiefensensibi l i t~t t v e r m i t t e l t d r u c k g h n l i c h e E m p f i n d u n g e n yon d u m p f e m E m p f i n d u n g s i n h a l t , we lchen die S te ige rung zu s t a r k e n u n d h a r t e n D r u c k e m p f i n d u n g e n feh l t usw.

Bet se inen n eue r en U n t e r s n c h u n g e n b e n i i t z t v. FRE,Z die Me thode de r e l e k t r o s m o t i s c h e n V e r t a u b u n g der H a u t , welche sein Scha le r H. REIN v e r v o l l k o m m n e t ha t . Es wi rd Cocain in a lkoho l i scher LSsung k a t a p h o r e t i s c h in die H a u t einge- f i ihr t , wobei eine m e h r e r e S t u n d e n . a n d a u e r n d e An/~sthesie der H a u t ftir Schmerz- , Druck - u n d T e m p e r a t u r e m p f i n d u n g erziel t wirda). D as V e r f a h r e n e r l a u b t eine sehr gro13e H a u t - f lgche ohne S c h g d i g u n g zur V e r t a u b u n g zu b r ingen , v. FREu geh t n u n bet der E r 6 r t e r u n g se iner Versuche von der An- n a h m e aus, d a b ,,die V e r t a u b u n g s ich s t e t s ausschl ieSl ich au f die H a u t e r s t r e c k t e u n d d a b das s u b c u t a n e Gewebe n i ema l s von ihr be t ro f f en w a r " . D a diese V o r a u s s e t z u n g fiir die Be- u r t e i l u n g der v. F r e y s c h e n Versuche u n d de r aus i h n e n abzu- l e i t enden Sch luBfo lgerungen yon g r n n d s g t z l i c h e r W i c h t i g k e i t ist , so m u S ich sie auf ih re R i c h t i g k e i t u n t e r s u c h e n . REIN gibe fo lgendes an : ,,Dis in welche Tiefe des Gewebes die a lkoho l i schen L 6 s u n g e n ge f6 rde r t werden, l i e s s ich n o c h n i c h t e inwandf re i fes ts te l len . Jedenfa t l s i s t sicher, d a b die H a u t bis wel t in das Cur ium h i n a b d u r c h d r u n g e n wird. Versuche , den R a m u s superf ic ia l is des N. radiaHs in s e inem i n t r a - fasc ia len Ver l an f zu angs thes i e ren , e r g a b e n ke ine e inwand- f re ien Resu l t a t e , j edenfa l l s ke ine pe r iphe re Angs thes ie .

A u c h zeigen die a n ~ s t h e t i s c h e n F l g c h e n ke ine A u s b r e i t u n g in d i s ta le r R i c h t u n g . Die r ezep to r i s chen Organe der u n t e r -

l i egenden Muske ln w e r d e n in die An~s thes i e n i c h t e inbezogen, Die E igenref lexe b l e iben e rha l t en . Is~ die An/is t l :esie bis zum E r l 6 s c h e n des , B r e n n e n s ' gediehen, so k a n n m a n ohne wei- te res die H a u t in ih re r ganzen Dicke v o n . d e r M u s k u l a t u r ab- h e b e n u n d du rchs t echen . Es ge lang hie, in d iesem S t a d i u m m i t N a d e l n in der Tiefe E m p ! i n d u n g e n a uszu l6sen" . Le t z t e r e B e m e r k u n g l~St e rkenne n, dal3 die E m p f i n d l i c h k e i t des t ie fen Gewebes ftir Schmerz , welche d o c h a u c h v. FREY a n e r k e n n t , a u f g e h o b e n war . DaB d i e i n der Tiefe v e r l a u f e n d e n sens ib len N e r v e n s t g m m e u n d die Muskel i iberzt ige n i c h t be t ro f f en waren , _beweist n ich t , d a b die I n n e r v a t i o n des s u b c u t a n e n Gewebes se lbs t i n t a k t war . v. tTREY f i i g t h i n z u , d a b die f a rad i sche Re i zung de r im s u b c u t a n e n Gewebe v e r l a u f e n d e n H a u t n e r v e n in d i s t a l e r R i c h t u n g a u s s t r a h l e n d e E m p f i n d u n g e n ausl6ste . -Auch dies bewe i s t n i c h t s fa r die I n t e g r i t g t der Sens ib i l i t g t des s u b c u t a n e n Gewebes selbst . I ch k a n n mich in dieser t t i n s i c h t a.uf v. FREY se lbs t bez iehen . Derse lbe b e r i c h t e t in seiner Arbe i t , d a b a n der v e r t a u b t e n , Iiir R e i z h a a r e u n d S tache l - b o r s t e n u n e r r e g b a r e n H a u t de r f a rad i sche S t r u m bet An- w e n d u n g ether D r a h t e l e k t r o d e zwar eine E r h 6 h u n g der Schwel le e r k e n n e n lieS, i m m e r h i n abe r e m p f u n d e n wurde . v. FRaY d e n i e r dies so, dab , , nach L g h m u n g de r ober f tgch- -lichen N e r v e n bzw. N e r v e n a b s c h n i t t e die S t r o m d i c h t e in den t iefer l i egenden E b e n e n der H a u t zur E r r e g u n g niche aus- r e i c h t " usw. H i e r m i t i s t doch ausgesprochen , d a b die Ver- t a u b u n g ke ine abso lu te i s t u n d die t i e fe ren Ante i t e de r H a u t in ge r inge rem Mage be t r i f f t , v. FREV sp r i ch t s ich niche k la r da r i i be r aus, was er u n t e r den t iefer l i egenden E b e n e n der H a u t v e r s t e h t . E r sch i lde r t die f a r ad i s ch ausgelSste E m p - f i n d u n g als Schwi r ren (also E r r e g u n g v o n D r u c k p u n k t n e r v e n t), , ,das s ich abe r 6 r t l i ch n i c h t so schar f beg renzen l~tlBt wie auf n o r m a l e r H a u t , sonde rn Ne igung zur A u s b r e i t u n g zeigt, be- sunders n a c h der d i s t a l en u n d l a t e ra l en F lgche des Ober - s chenke l s " . Le t z t e r e B e m e r k u n g d e u t e t wohl darauf , d a b s u b c u t a n e Nervenzwe ige be t ro f f en stud, w g h r e n d die vo rhe r - gehende A13gabe au f N e r v e n de r Cut is se lbs t zu bez i ehen s e i n dt irf te .

B e d e u t u n g s v o l l e r s ind die Be funde bet A n w e n d u n g der Kuge l e l ek t rode (I q c m Reizflgche), welche a n vier O r t e n der v e r t a u b t e n F tgche die gleiche Schwel le e rgab wie a n d e r n o r m a l e n H a u t . A u c h hier wi rd als f a rad i sch ausgelSste E m p f i n d u n g Schwi r ren angegeben , v. FREY e rk lg r t cites dg- h in , d a b der f a rad i sche Reiz h ier n i c h t die E m p f g n g e i > d e s D r u c k s i n n s erfaSt , sonde rn die aus der Tiefe e m p o r s t e i g e n d e n Nerven fgden . W e n n ich also a n n e h m e , d a b die Ia rad i sche E r r e g b a r k e i t der s u b c u t a n e n Nervenzweige sich sehr wohl m i t e ther U n e r r e g b a r k e i t des s u b c n t a n e n Gewebes se lbs t ve r t rage , so m a r s c h i e r e ich m i t v. FREY Schu l t e r an Schulter= Dazu k o m m t , d a b die b e t r e f f e n d e n aus der Tiefe e m p o r s t e i g e n d e n N e r v e n gar n i c h t be sonde r s t i e f ge such t werden d i i r f en , -da sons t ein hShe re r Schwel lenwer t (infolge ger ingere r S t rom- d i ch t igke i t , s. oben) zu e r w a r t e n gewesen w/~re.

Es i s t s o m i t Weder e in Bewe i s -da f i i r geliefert , d a b die Subcu t i s von d e m v e r t a u b e n d e n Einf luB ganz fret gebl ieben- noch dab die Cuds bis zu ih re r t i e f s t en Sch ich t v611ig ai*gsthe- t i s ch geworden ist.

96 o K L I N I S C H E W O C H E N SCI-I

Von vornherein ist es unwahrscheinlich, dat3 das subcutane Gewebe bei der Dauer der An~isthesie yon mehreren Stunden yon dem Eindringen der Flfissigkeit ganz verschont geblieben sein sollte, zumaI die Flfissigkeit doch wahrscheinlich vorzugsweise den Weg dutch die Haarbalgdrfisen und Kn~ueldrfisen nehmen dfirfte, welche 2um Teil bis in das subcutane Gewebe reichen. Ebenso ist eine scharfe Abgrenzung der An~sthesie an der Cutis-Subcutis- Grenze wenig wahrscheinlich. Vielmehr mug man annehmen, dab die Ver taubung in der oberflAchlichen Schicht der Haut am st~rksten ist und nach der Tiefe hin atlm~hlich abnimmt; auch v. FRE,Z mach~ diese selbstverst~ndliche Annahme : Die Ver taubung ,,greift auch bei Vergr6Berung der Anode nicht tiefer, offenbar deshalb, well die Stromdichte mi t zunehmendem Abstand yon der Oberfl~che stetig sinkt und well das eindringende An~sthet icum in dem gef~fl- reichen Corium um so starker verdfinnt wird, in je tiefere Schichten es hinabgelangt ."

H i e r m i t i s t ftir die ~ieferen Lagen der Curls eine u ~ o l l " kommene An~ts thes ierung zugegeben. W e n n abe r die Tiefen- sens ib i l i tg t , sei es des s u b c u ~ a n e n Gewebes sei es de r t i e fen u n t e r h a l b de r D r u c k p u n k t s c h i c h ~ ge legenen Cut i sgegend w e n n a u c h l lur z u m Tell mi~be t ro f fen ist, so s ind die Schlfisse v. FREYS aus se inen V e r s u c h e n hinf~ll ig, da sie a u s n a h m s l o s y o n de r V o r a u s s e t z u n g ausgehen , d a b die T ie fendruck- sens ib i l i t~ t , wie sie yon m i r usw. a n g e n o m m e n wird, r o l l der V e r t a u b u n g n i c h t be t ro f f en sei. U m dies zu er l~utern , h e b e ich im fo lgenden die w i ch t i g s t en se iner Versuche hervor .

i . v. FREY ber ich te~ : Ein kreisf6rmiges Stfick ttauCc yon 20 qcm Fll tchenausdehnung

wird ve r t aub t ; Schwelle des in dem Mit te lpunkt einwirkenden Gewichts 5 ~ g (gegenfiber o , i - -o , 3 g normal); sodann eine ring- f6rmige konzentrische Hautfl~che, welche die erstere umfaBt, yon 64 qcm ver taub t ; Schwelle des im Zenfrum einwirkenden Druckes nunmehr 125 g. tI ieraus wird geschlossen, dab die Er- h6hung der Schwelle auf der durch den an~sthetischen Ring ver- gr6Berten Ent fernung der vollempfjndlichen Hau t beruhe.

Es is/c abe r auBer a l l em Zweifel, d a b bei der r i ng f6 rmigen Fl t i s s igke i t se inf i ih rung , welche u n m i t t e l b a r a n g r e n z e n d a n das v o r h e r durchtr /~nk~e zen t ra l e Fe ld geschiehf , DiJ]u~io~s~or- ggi~ge e i n t r e t e n werdell . W e n n a u e h die Verh/ i l tn i sse i m ein- ze lnen schwer t i be r sehba r silld, so is~ es doch m e h r als w a h r - scheinl ich, d a b yon de r f r i seh e i l lgeff ihr ten L6sul lg feste Te i l chen in das zen t ra l e Feld, in we lchem s ich das A n a e s t h e t i - c u m be re i t s in v e r d t i n n t e r e m Z u s t a n d b e f i n d e n wird, f iber- t r e t e n werden . Es wi rd d a d u r c h die V e r t a u b u n g des zen f ra l en Fe ldes v e r s t ~ r k t werden , u n d es l iegt sehr l lahe, d a b h i e rdu rch die E r h 6 h u n g de r Schwelle beding~c ist .

Die in Bet rach t kommenden MaBe sind: Halbmesser des zen- t ra len Feldes 2, 5 cm, Breite des Ringes 2, 7 cm. L~nge der Peri- pherie des zen• Feldes, d. h. der Berfihrungslinie der beiden mi~ Fltissigkeit getr~nkten Bezirke i5, 7 cm. Das die zentrale Scheibe umschlieBende mix der anlisthesierenden L6sung erffillte ringf6rmige Feld ist mehr als dreimal so umfangreich als erstere.

W e l l n m a n s ich au f den oben b e g r t i n d e t e n S t a n d p u n k t s tel l t ; d a b be i d e m v. F r e y s c h e n V e r f a h r e n die Tiefensens i - b i l i t ~ in e inem gewissen MaBe m i t b e t e i l i g t wird, so muB die V e r t a u b u n g derse lbel l d u r c h die neue r ingf6 rmige Fltissig- ke i t s e in f i i h rung v e r s t ~ r k t werden , w o d u r c h die E r h 6 h u n g der Druckschwe l l e h i n r e i c h e n d e rk l~r t wird. Der Ver such bewe i s t somi t ga r niches fiir die Fo r t l e i t ungs theo r i e , j a m a n k 6 n n t e i h n m i t g r6Berem R e c h t ftir die E x i s t e n z des T ie f end ruck - s innes in A n s p r u c h n e h m e n .

2. v. FREY f inder , d a b a n e iner v e r t a u b t e n Stel le der Schwe l l enwer t k e i n e n U n t e r s c h i e d e r k e n n e n l~/3t, w e n n der gleiche D r u c k auf e ine 1Reizfl~iche yon o,15 q c m oder auf eine solche yon o,8 5 q c m wirk t . Diese sehr b e m e r k e n s w e r t e Beob- a c h t u n g erkl~irt s ich gleichfal ls l e ich t u n t e r der Al l l lahme, d a b der V e r t a u b u n g s g r a d der H a u t r o l l de r Oberf l~che l lach der Tiefe b in s ink t . Es s t e h t beka l l l l t l i ch die T i e f enwi rkung eines auf die H a u t au s ge f i b t en Druckes in e inem d e r a r t i g e n Ver- h~l t l l i s zur Relzfl~iche, d a b sie m i t der V e r k l e i n e r u n g derse lben a b n i m m t ; d. h. das Druckgef~ille ve r l~uf t be i k le inerer D r u c k - f l~che s te i ler seil lenl N u l l p u n k t en tgegen . Gr6Bere D r u c k - fl~ichen wi rken m i t ge r inge rem Druckgef~ille m e h r in die Tiefe~). Die Reizfl~iche yon o,85 q c m (Ha lbmesse r 5,5 m m ) i s t yon e iner in bezug auf die Dicke der H a u t h i n r e i c h e n d e n G r 6 g e n o r d n u n g , u m eille merk l i che Wi rku l lg in der Tiefe vor-

R I F T . 4. J A H R G A N G . N r . 20 14. MAI i925

auszusetzen. Die Zunahme der Empfindliehkeit nach der Tiefe bin wirkt somit unter diesen Umst~ndell dem Unter- schiede hl der l~eizdichte der beiden FIAchen yon o,I 5 qcm und o,8 5 qcm entgegen, mad die Annahme, dab diese unter- schiedlicheu Wirkungen sich gegenseitig aufheben, erscheint durchaus berechtigt. Es bedarf somit keineswegs der Schlu13- folgerung, dab die Schwellengleichheit nur durch Fortleitung auf vollempfindliche I-Iaut zu erkl~ren sei; vielmehr hat die yon mi r gegebene Erkl~irung z u m m i n d e s t e n die gleiche W a h r - sche in l ichke i t .

3. v. FRI~u ha t mit seinen Mitarbeitern die Verschiebung der Hau t bei Druck und Zug gemessen und festgestellt, dab die defor- mierenden Kr~fte tatsi~chlich imstande sind, fiber die R~nder der ver taubten I-tautgebiete hinaus noch dentl ich sichtbare Verschie- bungen zu bewirken. Ich babe die Verschiebung in ihrem mecha- nischen Anteil nie bezweifelt, sondern nur, dal3 sie merkliche Em- pfindungen ausl6st. Auch wiirde sie, selbst wenn sie merklich w~re, nichts gegeu das gleichzeitige Vorhandensein einer Tiefensensibilitiit beweisen.

4. All einem ver taub ten Gebiet yon io cm Durchmesser wird zentraI ein ~angentialer Zug angebrach~. Schwelle ffir senkrechten Druck 7o g, dagegen f/ir tangentialen Zng 12 g. Letzterer ist also 5--6real so wirksam wie ersterer, was als ein besonders kr~f• Beweis ft~r die Fort lei tung hingestell t wird. Da jedoch der tangen- t ime Zug an der t I a u t erheblich st~zkere Verschiebungen der eiu- zelnen Schichten der Hau t uud des snbcutanen Gewebes gegen- einander zur Folge ha t als der lotreehte Drnck, so kommt demselben an und ffir sich eine st~rkere Reizwirkung auf die mechanosensiblen Nerven zn. Der Versuch beweist somit nicht das, was er be- weisen soll.

5. Es wird folgender Versuch mitgetei l t : An der Streckseite des Oberschenkels wird eine ringf6rmige An~s~chesie erzeugt. In- nerer Durchmesser 1,5 cm, ~uBerer 4,4 cm. Ringf6rmige Fl~che unempfindlich ffir Reizhaare und Stachelborsten. Das zentrale Feld zeigt normale Druckschwellen (o,I g ffir die Reizfl~che yon o, 15 qcm). , ,Damit ist ein weiterer Beweis gegeben, dab die elektro- osmotische Ver taubung nicht in die Tiefe greift." Dieser SchluB ist unzul~ssig, da der Versuch nur beweist, dab die Nerve~zuleltung in dem an~sthetischen Ring erhalten ist. Dal3 selbst in der an~isthe- t ischen Curls die Nerven noch faradisch ansprechen, weist v. FREu selbst nach (s. oben). Von der Integr i t~t der Nerven~ste darf n icht auI die Integrit~it der Gewebssensibilit~t geschlossen werden, wie oben bereits ausgeffihrt.

I m fibrigen beweist das Vorhandensein normaler Druckpunkt- schwellen noch nicht das Fehlen yon St6rungen, vielmehr miiBte festgestellt werden, dal3 die Druckpunkte mi t niedrigster SchweIle in normaler H~ufigkeit vorhanden sind. Will man Druckpunkt- reize ffir die Beurteilung der Sensibilit~it verwenden, so muB man bei der groBen Divergenz der physiologischen Schwellenwerte eine Inventaris ierung der Druckpunktschwelle in dem zu prfifenden Hautgebiete vornehmen.

6. Die Verff. u n t e r s u c h e n die IRaum-Simul t anschwel l en auf e inem v e r t a u b t e n Geb ie t e u n d l inden , d a b die Drf icke im Verh~il tnis zur N o r m e rheb l i ch v e r s t ~ r k t w e r d e n miissen, u m g e t r e n n t w a h r g e n o m m e n zu werden . Es i s t n6t ig , den Ver- such n~iher zu sch i lde rn :

Die ver taubte Hautscheibe ha t 9 cm Durchmesser. Bei 8 cm Abstand der beiden auf einem Igreisdurchmesser angebrachten Druckreize (wobei also jeder derselben o, 5 cm vom Rande des Feldes entfernt liegt) Raumschwelle bei 20 g (Reizfl~che der Druckreize je 3 mma) �9 ]3el 6 cm Abstand der beiden Reize (Abstand vom Rande also 1, 5 cm) mug die Druckst~irke auf die 3- bis 4fache gesteiger~ werden, bei 5 cm Abstand (yore Rande 2 cm) auf das 5- his 6fache. Erkl~rung der Verfasser: Die Reize mfissen in genilgendem Mal?e in das umgebende vollempfindliche Gebiet hineinreichen.

I ch sehe d a v o n ab, d a b die S t e ige rung des W e r t e s auf das 5 - - 6 f a c h e bei e iner l i nea ren Differenz yon je 1, 5 cm n i c h t gerade sehr vor te i lha f t " ffir die F o r t l e i t u n g s t h e o r i e ist . Es lieg~ doch vim n~iher d a r a n zu denken , d a b die Au~is thesierung des Feldes n a c h der B e g r e n z u n g b in a b n i m m t . \ u IREI~ noch v. FREY sp rechen s ich da r i i be r aus, ob die V e r t a u b u n g des e l e k t r o s m o t i s c h b e h a n d e l t e n Bez i rkes yore M i t t e l p u n k t his zur Pe r iphe r i e yon gleicher I n t e n s i t ~ t i s t u n d an der Grenze sch~'rf gegen die vo l l empf ind l i che I-Iaut a b s c h n e i d e t oder ob sie n a c h der 13egrenzung h in allm&'hllch a b n i m m t . Es i s t ve rwunder l i ch , dab fiber d iesen wich t igen P u n k t ke ine A n g a b e n g e m a c h t werden. Es is~ j e d o c h sehr wahrsche in l ich , d a b die in die H a u t e ingef i ihr te L 6 s u n g n a c h der Grenze h in

r 4. MAI r925 K L I N I S C H E W O C I - I E N S C H

durch das str6mende Blue mehr verdfinnt wird als in der Mitte. Das Versuchsergebnis erkl~irt sich hiernach sehr ein- fach ohne die Fortlei tung in Anspruch zu nehmen. DaB die Herabsetzung der Druckempfindlichkeit die Raumschwelle erhbht, ist bekannt.

7. It/ dem IIormalen zentralen vom an~isthetischen Ring umschlossenen Felde wird die Unterschiedsempfindlichkeit fiir Drficke herabgesetzt gefunden: ]3ei 5o g Grundgewicht normale Schwelle der Unterschiedsempfindlichkeit Io g = 2o%. Nach ringf6rmiger Vertaubung 5o g = lOO%. v. FRaY be- zieht auch dies auf die erschwerte Fortleitung auf die voll- empfindliche Haut der Umgebung and deutet es im Sinn der Bedeutung der extensiven Reizgnderung.

HA~SENb), auf den sich v. FRxu bezieht, hat z. T. an v. FREY als Versuchsperson beim Vergleich gr6flerer und kleinerer Druckreizflgchen die Unterschiedsempfindlichkeits- schwelle ffir die gr613eren Fl~ichen niedriger gefunden. Um eine extensive Reiz~inderung m6glichst auszuschlieBen, wurde ein isolierter Druckpunkt untersucht (Ngheres s. im Orig.), wobei nun die absolute wie relative Unterschiedsempfind- lichkeit erh6hte Werte zeigte. Diese interessanten und sorg- fgltigen Untersuchungen lehren, dab die Leistungsfghigkeit eines einzelnen Druckpunktes fiir die Schgtzung yon Druck- unterschieden iibertroffen wird durch die gleichzeitige ]3e- teiligung mehrerer benachbarter. Die im vorliegenden Ver- such der Verff. vorhandenen Umstgnde der Reizung lassen sich zu dem Hansenschen Versuch nicht ohne weiteres in ParaUele setzen. Hierzu wgre mindestens nbtig gewesen nach- zuweisen, dab in dem anscheinend normalen zentralen Felde die Zahl der Druckpunkte unvermindert war. Es ist viel wahrscheinlicher, dab die Sensibilitgt des zentralen ]3ezirkes durch die ringf6rmig ihn umgebende Durchtr~inkung des Ge- webes mit der angsthesierenden Flfissigkeit gelitten hatte.

8. Durch vertaubte Itaut hindurch wird eine Nadel auf und in den Knochen (Brustbein und Tibia) geftihrt and fesfgestellt, dab nur Schmerz empfunden wird, keine dem Schmerz vorher- gehende tiefe Druckempfindung, wie ,ich mit t-IoEF~R gefunden hatte. Unsere Druckempfindung bezieht v. FREY darauf, dab unsere Nadel fortleitend auf umgebende normal empfindliche Haui gewirkt ha%re.

Es wfirde hier zu wet% ftlhren, das Schmerzproblem aufzurollen. Wer die Beschreibung unserer Versache nnbefangen und ohne Vor- eingenommenheit liest, wird nicht auf den Gedanken kommen, dab die yon uns wahrgenommene Knochendruckempiindung den Druckpunkten entfernt gelegener Hau% entstammt, v. F~EY fiig{ bet der Erw~hnung unserer u hinzu: ,,sowei{ sie nns fiber- haupt verstgndlich sind." Dies ist bedauerlich; andere Leute ver- stehen sie.

Wit haben in unserer Arbeit (1. c.) eine ganze 1Reihe yon Versuchen an~eftihrt, welche die Fortleitungstheorie in be- denklichem Lichte erscheinen lassen. Ich verzichte darauf, sie hier wiederzugeben.

Worauf es mir in der vorstehenden Krit ik ankam, war lediglich zu zeigen, dab auch die neue Arbeit yon v. FREu keinen einzigen ]3eweis gegen die Existenz einer tiefen Me- chanosensibilitgt beibringt, vielmehr nicht fret yon belang- reichen Unklarheiten and Irrtfimern ist.

L i t e r a t u r : *) Dtsch. med. Wochenschr. 1925, Nr. II u. Zeitschr. f. Biol. 82, 359. 1925 mit H. R~IN und H. SmRUGHOLD. __ 2) Pflfigers Arch. f. d. ges. Physiol. I99, 292. 1923. -- s) H. REIN, Zeitschr. L Biol. 8~, 1924 u. Yerhandl. d. physiol, reed. Ges. zu Wiirzburg 15. V. 1924. -- ~) Vgl. v. ]9"REy: Untersnchungen fiber die Sinnesfunktionen usw. I. Abhandl. Druckempfindung and Schmerz. Abhandl. d. si~chs. Ges. d. ~Wiss. 23. 1896 sowie GOL~)- SC~IDE~ and Ho~E~, 1. c. S. 3o2. -- ~) Zeitschr. f. Biol. 73, 263- 1921.

U B E R D I E W I R K U N G D E S S C H W E F E L S U N D D E R S C H W E F E L Q U E L L E N .

Von

Prof. Dr. EMIL BORaI. AUS dem Pharmakologischen Institu~ der Hochschule Bern und der Spitalabteilung

des Bades Schinznach.

Man betrachtet wohl mit Recht die klinische Beobachtuug und das pharmakologische Experiment als die beiden eigent-

R I F T . 4. J A H R G A N G . Nr. 20 961

lichen Grundlagen ether jeden wissenschaftlichen Arznei- behandlung, die sich gegenseitig zu korrigieren and zu f6r- dern, vor allem aber zu stfitzen h~tten.

Es gibt abet Stoffe, denen die ~rztliche Erfahrung seit Jahrhunderten bestimmte heilende Eigenschaften zuerkennt, die jedoch einer experimentellen Prtifung nur sehr schwer zug~nglich sind. Zu ihnen geh6ren vor allem gewisse kdrper- eigene Elemente und ihre Verbindungen, wie z. ]3. der Phosphor und das Calcium, die naturgem~B Nahrungsstoffe und Arz- neien zugleich sind. tt~ufig genng sind wir selbst fiber das physiologlsche Verhalten dieser Snbstanzen nicht ausreichend aufgekl~rt, und wir haben es vorwiegend den mfihevollen, auf breiter Basis aufgebauten Untersuchungen W. HEUBNZRS zu danken, dab wir wenigstens, was das Schicksal des Calciums im Organismus betrifft, eine klarere Einsicht gewonnen haben.

Zu den Medikamenten, die gleichzeitig kSrpereigene Sub- stanzen stud, gehSr* auch der Schwe]el. Seine durch die ~rzt- liche Erfahrung l~tngst bekannten Wirkungeli lassen sich aber nicht nur aus dem erw~hnten Grunde experimentell schwer untersuchen, auch seine ausgesprochene Eigentfimlichkeit, h~ufig erst bet lange fortgesetzter Verwendung kleiner und kleinster Mengen den gewfinschteli Effel~c auszulSsen, macht ihn ffir eine pharmakologische Untersuchung fast unbrauchbar. Das Experiment am Tier ist, wenigstens wenn es sich um die Feststellung yon Erregung oder L~Lhmung der Organfunktionen handelt, an eine relativ kurze Zeit ge- bunden und gibt uns fiber Wirkungen, wie sie dem Schwefel zugeschrieben werden, keine ausreichende Auskunft.

Es kann daher nicht wundern, wenn der ~lteren, teilweise verlassenen oder nie ganz anerkannten Anschauungen hul- digende Pharmakologe SCHULZ 1) in seinen Vorlesungen fiber anorganische Arzneistoffe dem Schwefel eine ganze Reihe sicher begrfindeter, heilender Eigenschaften zuschreibt, w~hrend POULSON in seinem bekannten, auch mit ]3ezug auf die Pharmakotherapie wohldurchdachten Lehrbuch, Wle schon I ~ I A R K W A L D E R 2) hervorgehoben hat, die Frage often l~13t, ob die in Schwefelb~dern gewonnenen unzweifel- haft gfinstigen Resultate, z. B. bet Rheumatismus, nicht eher der Temperatur der Quellen und der oft hochentwickelten ]3adetechnik zuzuschreiben seien.

Man ist in der neueren Zeit gegenfiber der Verwerfung Mtbew~ihrter ]3ehandlungsmethoden, ffir die sich eine genaue wissenschaftliche ]3egrfindung noch nicht geben l~iBt, etwas vorsichtiger geworden. Einerseits erinnert man sich u. a. an die Tatsache, dab LIEBREICH mit seiner scharf angegrif- fenen ]3ehauptung, dab die Heilquellen kleine, bis dahin un- bekannte Mengen ~iul3erst wirksamer Stoffe enthalten mtiBten, schliel31ich doch -- durch die Entdeckung der Radioaktivitgt -- im Prinzip recht behalten hat. In dem vorliegenden Falle dfirfte die Ansicht von Sc~uLz auch mehr ]3illigung verdienen als die POULSONS, trotzdem der erstere schwer kontrollier- bare Experimente am Menschen als maBgebend anffihrt und durch den mehrfachen Hinweis auf die Auffassungen und die Praxis der Hom6opathen das innere Mitgehen er- schwert.

Ich m6chte Bier nicht miBverstanden werden. DaB der Schwefel seine meisten und vornehmsten Wirkungen ent- falter, wenli er in kleinen lViengen eine l~ingere Zeit hindurch den Organismus beeinfluBt, ist sehr wohl m6gtich, ja sogar wahrscheinlich. (Wir sehen dabei yon seiner ]3edeutung als Abfiihrmittel ab.) Die wissenschaftliche Pbarmakologie bestreitet abet auch nicht, dab kleinste Quantit~iten einer Substanz -- IIamentlich bet lange fortgesetztem Gebrauch -- eine Wirkung haben kblinen, sie ist nur gegen die unsinnige l~bertragung dieses Kleine-Mengen-Prinzips auf alle Medi- kamente ohne Ausnahme.

Unsere Kenntnisse yon dem physiologischen Verhalten des Schwefels im Organismus geben uns vorl~ufig keinen ausreichenden AufschluB fiber seine Wirkungsart als Medi- kament.

Die Proteilie elithalten mit wenigen Ausnahmeli Schwefel, vielleicht nur in Form yon Gystin, vielleicht auch noch in anderer ]3indung. Die im Urin ausges.r Sulfate