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li. Zur Kenntniss der sogenannten Dehiscenz des Tegmcn tympani. Von Dr. Max Fleseh~ P:cosector in Wfirzburg. (Hierzu Tar. I.) Vor Kurzem haben gleiehzeitig" zwei Autoren, Dr. Kurd Btirkner I) in GSttingen und Dr. Johannes Jaenicke 2) in Kid die sehon frUher mehrfach besprochenen Lticken des Tegmen tympani aufs Neue der Musterung unterzogen. Beide constatiren die It~tufigkeit jener Defecte~ (lurch welche deren praktische Be- deutung wesentlieh bedingt wird; beide stimmen ferner darin tiberein, dass in vielen Fallen zusammentreffe ,Dehiscenz ~' des Tegmen tympani mit Verdtinnung nebst DurehlSehemng anderer Stellen des Sehadelbodens. Dagegen differiren sie betreffs der Entstehungsursache jener Defecte. Btirkner kommt auf Grund seiner zum Theil in der hiesigen anatomischen Anstalt ausge- ftihrten Untersuchung yon 120 Seh~ideln -- 44 davon hatten Rarefactionen des Tegmen aufzuweisen -- zu der Annahme, dass die Genese solcher Defeetbildungen einer gleichen Ursache wie aueh Durchbohrungen anderer Stellen des Schiidelgrundes, die sigh auch in der Ausbildung der Juga eerebralia und Impres- siones digitatae manifestire~ zuznsehreiben sei. ,Die h~ufig con- statirten, nieht durch Entziindungsprocesse verursaehten Ltieken im Tegmen t:Cmpani und an anderen Stellen der SehadelhShle 1) Kleine Beitr~ge zur normalen and pathologischen Anatomie des Ge- h~rorgans. III. Zur sog, Dehlscenz des Tegmen tympani. A.f.O. XIII. S. 185- 191. 2) Beitrag zu den Anomalien tier Sch~delbasls. l. Ueber die Verdtin- nungen und Durchl~cherungen des Tegmen tyrnpani. S. 5-t4. Inaugural- dissertation. Kiel 1877.

Zur Kenntniss der sogenannten Dehiscenz des Tegmen tympani

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li.

Zur Kenntniss der sogenannten Dehiscenz des Tegmcn tympani.

Von

Dr. Max Fleseh~ P:cosector in Wfirzburg.

(Hierzu Tar. I.)

Vor Kurzem haben gleiehzeitig" zwei Autoren, Dr. Kurd B t i r k n e r I) in GSttingen und Dr. Johannes J a e n i c k e 2) in Kid die sehon frUher mehrfach besprochenen Lticken des Tegmen tympani aufs Neue der Musterung unterzogen. Beide constatiren die It~tufigkeit jener Defecte~ (lurch welche deren praktische Be- deutung wesentlieh bedingt wird; beide stimmen ferner darin tiberein, dass in vielen Fallen zusammentreffe ,Dehiscenz ~' des Tegmen tympani mit Verdtinnung nebst DurehlSehemng anderer Stellen des Sehadelbodens. Dagegen differiren sie betreffs der Entstehungsursache jener Defecte. B t i r k n e r kommt auf Grund seiner zum Theil in der hiesigen anatomischen Anstalt ausge- ftihrten Untersuchung yon 120 Seh~ideln - - 44 davon hatten Rarefactionen des Tegmen aufzuweisen - - zu der Annahme, dass die Genese solcher Defeetbildungen einer gleichen Ursache wie aueh Durchbohrungen anderer Stellen des Schiidelgrundes, die sigh auch in der Ausbildung der Juga eerebralia und Impres- siones digitatae manifestire~ zuznsehreiben sei. ,Die h~ufig con- statirten, nieht durch Entziindungsprocesse verursaehten Ltieken im Tegmen t:Cmpani und an anderen Stellen der SehadelhShle

1) Kleine Beitr~ge zur normalen and pathologischen Anatomie des Ge- h~rorgans. III. Zur sog, Dehlscenz des Tegmen tympani. A.f.O. XIII. S. 185- 191.

2) Beitrag zu den Anomalien tier Sch~delbasls. l. Ueber die Verdtin- nungen und Durchl~cherungen des Tegmen tyrnpani. S. 5-t4. Inaugural- dissertation. Kiel 1877.

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rahren in der tiberwiegenden Mehrzahl der Fiille yore Drueke des Gehirnes her".J) J a e n i e k e litsst die Anomalie in vielen Fallen auf Altersatrophie beruhen. Als unwahrschelnlich be- trachtet cr die beiden yon I-Iyrtl2) aufgestellten I-Iypothesen, wonach die Dehiseenz mit Graviditat oder mit allzu haufigem Schnauzen zusammen~l~ingen soll, als unwahrscheinlich auch ein ~fteres Entstehen derselben dureh Paechioni'sche Granulationen. In einem Falle 3) , war die Verdtinnung des Tegmen~ sowie des gr~ssten Theiles tier tibrigen Sehadelbasis wahrseheinlieh dureh hoehgradigen Druek in Folge eines enormen Hydrops ventricu- lorum bei vSlliger Verwachsung sammtlieher Kopfniihte entstan- den." In den meisten Fallen betrachtet er die Anomalie als a n- g e b o r e n. , Hierfiir spreehen besonders die oben genau besehrie- benen C0mplicationen : die Verdiinnung anderer Partien tier Basis, die starke Entwieklung des Schadeldaehes, die Gr~sse der Stirn- h0hlen~ die glasartige Besehaffenheit des Tegmen, die abgerun- deten Rander der Durehl~eherungen, das Auftreten im jugend- lichen Alter".

Die Ergebnisse~ zu welchen J a e n i c k e danaeh gelangt~ sind wesentlieh yon denen B i i r k n e r ' s verschieden. Da mithin die praktiseh nieht unwiehtige Frage noch nicht als endgiiltig erledigt bezeichnet werden darf~ so folge ieh gem einer Anregung Herrn Prof. v. Tr01tsch 's~ einige lqotizen dem Bekannten hinzuzu- fiigen und so vielleicht etwas Material ftir die sp~itere definitive Entseheidung beizubringen. Von einer ausffihrliehen Zusammen- stellung der Literatur glaube ieh absehen zu k~nnen, da die beiden citirten Abhandlungen solche geben. 4) Die Untersuehungs- methode wird eine andere sein miissen~ als in den genannten Arbeiten, da das mir vcrfiigbare Material unserer Anstalt bereits yon B tir k n e r statistiseh ausgebeutet ist~ eine wesentliche Ver- mehrung ansserdem nicht stattgefnnden hat. Wie verschieden

l) l. c. S. 190. 2) Ueker spontane Dehiscenz des Tegmen" tympani und der Cellulae

mastoideae, Sitzungsberichte der math. naturw. C1. d. k. Acad. d. Wissen- schaften. XXX. Bd. :Nr, 16. S. 213 ft. Wien 1858.

3) J a e n i c k e 1. c. S. 11. 4) Als Zusatz muss ich bier nur noch das anfiihren, dass S c h w a r t z e

in der neuesten Darstellung der pathologische• Anatomie des Ohres (Hand- buch tier pathologischen Anatomie yon Klebs , VI. Lieferung. S. 7) di~ De- hiscenz des Tegmen gleichfalls als angeboren erachtet. ,,Zu den gewShn- llehsten angeborenen Abnormit~ten geh0ren die Ossificationslticken (Rarefac- tion, Dehiscenz). Sie finden sich besonders haufig im Tegmen tymloani" . . .

Zur Kenntniss der sogenannten Dehiscenz des Tegmen tympani. 17

iibrigens das Resultat statistischer Untersuchungen~ je nachdem ein oder der andere Punkt ins Auge gefasst wird, ausfallen kann, zeigt uns gerade die Differenz in dem Ergebniss beider mehrgenannten Arbeiten. So will ieh denn versuehen, im An- sehluss an genaue Beschreibungen einiger Schi~del und Schliffen- beine mit verschiedenen Formen der uns besehi~ftigenden Ano- malie hervorzuheben, was etwa daraus sieh als zu einer Priifung der bisherigen Ansehauungen brauchbar entnehmen li~sst; wenn ich hierzu auch pathologisehes Material heranziehe, so gesehieht dies in specieller Bertieksiehtigung seiner Verwerthbarkeit fiir die nachfolgenden ErSrterungen.

I. Macerirter Sch~idel der anatomischen Sammlung bez. Nr. 121.

Dieser Sch~del wurde aufbewahrt wegen einer anderen sel- tenen Anomalie - - Ankylose des Atlas, Hinterhauptgelenkes welche demni~chst an anderer Stelle ausfiihrlich besprochen wet- den soli. Schiideldaeh nieht vorhanden. Die Durchsehnittsfii~ehe zeigt deutliehe Spongiosa, ihre Breite schwankt zwisehen 4 his 1,5 Mm. Der Sehnitt ist vorn 23 Mm. tiber dem Augenh~ihlen- rand geftihrt und finden sieh in ihm die Stirnh~ihlen erSffnet; es erstreeken sich also letztere hier welt naeh oben~ ohne nach rtickwi~rts in das Augenh~hlendaeh zu reiehen; letzteres ist dureh- seheinend, diinn, mit tiefen Eindrtieken besetzt, abet nicht dureh- liichert. Noeh tiefer sind die Impressionen der mittleren Sehiidel- grube; sie bewirken bier mehrfache Einbuchtungen des oberen Randes der Schliifenbeinpyramide. Die Eminentia arcuata er- seheint namentlich rechts fast kantenartig vorspringend. Links findet sieh 4 Mm. naeh auswarts yore Hiatus spur. can. Fallop. ein rundliehes Loch yon etwa 2 Mm. Durchmesser wohl genau der Lage des Hammer-Ambossgelenkes entspreehend. Rechts ist das Tegmen, besonders aussen yon der Eminentia arcuata durch- seheinend, yon 4 feinen Oeffnungen durehsetzt, schmalen Spalten yon circa I Mm. L~inge~ die etwa tiber dem Ei~gang der Cellulae mastoideae zur Paukenh(ihle sich finden. Das Tegmen als ganzes 4st namentlieh rechts stark blasig aufgetrieben.

II. Macerirter Sch~del der anatomischen Sammlung bez. Nr. i10.

Auch an diesem Seh~ldel fehlt das Seh~ideldach. Die Dureh- sehnittsflache zeigt fast keine Spur yon spongi~iser Substanz; ihre Breite variirt yon 5 - -2 Mm. Impressiones digitatae sehr deutlich; Stirnhifhle in keiner Richtung besonders ausgedehnt.

Archiv f. OhrenhMlkunde. XIV. Bd. 2

18 H. FLESCH

Rech~ viele kleine Lticken, lateral und vorn yon der Eminentia arcuata; tin circa 2 Mm. im Durchmesser haltendes Loeb an ent- spreehender Stelle links; alle diese Lticken in Zellen des Warzen- fortsatzes ftihrend. Beiderseits erscheint die Paukendecke in der sparer zu besprechenden Weise dcutlich aufgcbli~ht.

Sonstige Anomalien an diesem Schi~del: Defect des linken, Verktimmerung des reehten Thrlinenbeines. Beiderseits im Schli~- fenbein deufliehc Reste der Naht zwischen Felsentheil und Sehup- pentheil.

IH. Maeerirter Seh~del der anatomischen Sammlung Nr. 966.

Aufbewahrt wegen eines sogenannten Processus paraeondy- loideus; im tlbrigen normal. Breite der Durehschnittsfltiche zwi- schen 7 und 2,5 Mm. Sch~deldach kri~ftig. Spongiosa normal, Impressionen nicht tibermlissig tier. Loch im Tegmen tympani aussen und vorn vom Hiatus spm.ius can. Fallop.; dasselbe ist sehr klein, entspricht genaa dem Sitz des Hammer-Ambossge- lenkes. Paukendach fast eingesunken erseheinend.

IV. Nicht numerirter Seh~del (Taf. I. Fig. 8).

Hochgradigste Atrophie des ausserordentlieh leichten mace- rirten Schiidels. Die Sehnittfli~che zeigt - - bei einem Maximum yon nur 4 Mm. - - stellenweise die Knochensubstanz nieht dicker als i Mm. Spongi~se Substanz noch vorhanden. Ni~hte nor- mal bis auf Synostose der Naht zwischen Hinterhauptbein und Warzentheil des Schliifenbeines. HirnhShle nicht abnorm weir. Der hohe Grad der Atrophic zeigt sich dureh eine so tiber- mi~ssige Ausdehnung des Tiirkensattels, dass die gewtihnliche Stelle des Tuberc. sellae in dcssen Boden mit eingeht, das Dor- sum sellae papierdtinn erscheint. Tiefe der Orube 14, grtisste Litnge 19 Mm. Die obere Contour der Sattellehne geht als scharfer Orat unmittelbar in den oberen Rand der Schli~fenbein- pyramide iiber~ Impressionen und Joche ausserordentlich stark in der vorderen Schli~fengrube, noch mehr aber in der vorderen HNfte tier mittleren, w!~hrend sie auf dem Felsentheil nut wenig hervortreten. (Ira Oegensatz zu Schitdel I, we sie gerade dort, aussen veto Jugum arcuatum namenflieh, ungewShnlich tief er- seheinen.) Kleine Liicher yon nicht einmal dem Durehmesser sines Millimeters finden sieh jederseits eines im Tegmen tympani und zwar aussen yon der Eminentia areuata. Die Paeehioni'schen Oriibchen~ massenhaft vorhanden auf dem grossen Keilbeinfltigel,

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fehlen dem Schl~fenbein ganz. Eines findet sieh aueh auf dem Stirnbein, am hinteren Ende der Stirnh~hle, ohne jedoch diese zu er~ffnen. Besonders wiehtig ist das Verhalten der Stelle der inneren Sch~delbasis, welcher unten die Gelenkgrube des Unter- kiefers entspricl~t. Papierdilnn, durchscheinend erscheint sic, rechts deutlicher als links, im Sch~delboden als ein Wulst, tier dutch seine chamkteristische Lage und Richtung sieh yon innen her so leicht wie sonst yon aussen finden lasst.

Das Pr'~parat entstammt anscheinend einem bydrocephalen Individunm; es sprechen hierfUr die Beschaffenheit des Joch- bogenwinkels und das Ueberragen des oberen Uber den unteren Augenh~hlenrand. Von sonstigcn Eigenth~imlichkelten ist erw~h- nenswerth ein anomaler Vencnkanal, beginncnd als 4 Mm. breites, 6 Mm. hohes elliptisches Loch an der Protubcrantia occipitalis in- tcrna~ endend beiderseits yon der Crista oceipitalis externa unter- halb tier Lin. nuchae infer. ~'Das Foramen occipitale erscheint fast queroval~ 31 Mm. breit, 29~5 lang. Fl~che der Occipital- condylen fast plan~ nut wenig convex. Venen- und Nervenkan~le s~mmtllch sehr welt.

Diescr Sch~dcl ist aus mehrcren Griinden besonders wichtig. Besteht~ wie wir mit B~irkner annehmen zu mtlssen glauben, ein Zusammenhang zwisehen dem Druck im Inncrn des Sch~dels einerseits~ der Entstehung soleher Usuren des Tegmen, wie sic uns beschaftigen, andererseits, so ist der Nachweis nOthig, class hier ganz besondere Verh~Itnisse die obige Stelle vor der Druckw.irkung, die sich sonst so evident manifestirt, besehtitztcn. In der Beschreibung wurde nun schon das Fehlen der Impres- sionen an jencm Ort bctont, im Gegensatz zu deren starker Aus- bildung an anderen Stellen. Sonst ist die Gegend des Tegmen ja nicht fl'ei v°n denselben (Beweis Sch~del I). Warum die Ge- hh'nabdrilcke aber gerade bier fehlen, ist sehwer zu entseheiden. Es gen~gt~aber aueh wohl, dass trotz eines ganz ungew~hnlichen Grades der Atrophie des ganzen Sch3idels, trotz besonders dent- licher Ausbildung der Gehirnabdr~icke an anderen Thcilen des- selben, die sonst zur Perforation geneigte Stelle des PaukenhShlen- daches hier, w~hrend zugleich auf ihr die Impressionen fbhlen, fast intakt ist.

V. Macerirter Sch~del. Nicht numerirt.

Dieke der Knochensubstanz atff der Schnittfl~che zwisehen 2,5~6 Mm. Diplo~ deutlich. Stirnh~hlen nicht weiter als nor-

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real. AugenhShlendaeh ungewtihnlieh diinn, aber nieht perfo~irt. Impressionen sehr deuflieh. Die.Schadelbasis im Ganzen sebr dfinn, namentlieh in der hinteren Sehiidelgrube, wo beiderseits hinter den GelenkhSekern elliptiseh gestaltete Lficken. Im Tegmen tympani reehts, vorn und aussen yon der Emine~ntia arcuata zwei kleine L(ieher, ein anderes 1 Cm. ausw~rts~ fiber dem Warzen- fortsatz. Wiehtiger ist die Beschaffenheit der Eminentia areuata selbst. Beiderseits ist hier d e r o b e r e H a l b c i r k e l k a n a l v o n o b e n h e r e r ~i ffn e t, rechts auf 2,5, links auf 4 Mm. L~nge; yon der eriiffneten Stelle aus ist er dann, links deuflieher als reehts~ noch eine Strecke weit durehsehimmernd im Knoehen zu seheu.

Von sonstigen Anomalien findet sich an diesem Sehadel niehts Wesentliehes.

VI. Macerirte Seh~delh/~lfte, ohne Nummer.

An diesem Prltparat,. das sonst regelmassige Knochenverhiilt- nisse zeigt (Knoehendicke zwischen 6~5 und 3 Mm.) wurde, be- vor das Geh~irorgan pr~parirt wurde, normales Verhalten des Tegmen eonstatirt. Vor dem letzteren aber, genau entsprechend dem Sitze der Gelenkgrube ftir den Unterkiefer an der iiuss.eren Sehadelbasls finder sieh im Grunde eines Gehirneindruekes eine Anzahl yon Granulationsgrtibcben so dleht zusammenliegend, dass hier die Knochensubstanz fast durehsiehtig erseheint~ und dureh eine ganz leise Berfihrung" an einer Stelle perforirt wird, ehe festgestellt war~ ob fiberhaupt n och Knoehensubstanz vorlag. (Eine kleinere Gruppe ahnlicher Grtibehen findet sich noch im Orbitalfltigel des Keilbeines.)

VII. IvIacerirte Sehi~delh~Ifte, ohae Nummer.

Auf der Schnitffi:iche kaum Spuren yon Diplo~. Dicke zwi- schen 6~5 und 2 Mm. Augenhllhlendach und Stirnhiihlen normal. Impressionen besonders tief nut in der vorderen Halfte der mitt- leren SchEdelgrube. In: Verlanf und in tier Umgebnng des unteren Abschnittes des Suleus longitudinalis sowie des Suleus trans- versus Eusserst zierliehe, osteoporotische Zeichnungen ; sonst nichts Anomales, ausser dem Verhalten des SchlEfenbeines. - - Aussen yon der Eminentia arcuata zeigt sieh hier die vordere Fl~ehe des Knochens geradezu siebartig durchl~ichert, die Knochensub- stanz selbst durehseheinend. Resorptionsgrfibehen neben diesen L(iehem nicht zu sehen; letztere selbst liegen nirgends im Grunde

Zur Kenntniss tier sogenannten Dehiscenz des Tegmen tympani. 2I

yon Vertiefungen. Die Oeffnungen selbst sind yon ungleieher Gr~sse und unregelmassiger Gestalt. Lupenbetraehtung erweist die durehseheinende Knoehensubstanz mit weissliehen Zeiehnungen besetzt, dem Ausdruck noeh erhaltener, verdiekeuder und daher undurehsiehtiger Knoehenleisten an deren innerer, den Zellen des Warzenfortsatzes zugekehrter Fl~ehe. - - O f f e n b a r is t d ie R e s o r p t i o n b i e r yore I n n e r n des S e h l a f e n b e ' i n e s aus- g e g a n g e n . (Von einer gr~sseren, 4 Mm. aussen yore Hiat. spur. can. Fallopiae gelegenen 0effnung ist es unsieher, ob sie nieht Kunstproduet ist.)

VIII. ~elsentheil eines linken Schl~fenbeines mit angrenzenden Stiieken des Sehuppentheiles und Hinterhauptbeines (Fig. I u. 2.

Tar. I.). Der Warzenfortsatz ist in seiner vorderen H~lfte, ebenso der

Rand des Meat. audit, ext. dutch Caries zerst~rt. Dutch dle.ent- standene Ltieke, die sieh yon der oberen Wurzel des Joehboge~s his zur Spitze des Warzenfortsatzes erstreekt, sieht man, dass die ganze hintere und obere Wand des ausseren Geh~rganges mit yon dem Zerst~rungsproeess betroffen sind, wahrend der Boden dessetben sieh yore Rande aus auf eine Streeke yon 8 Mm. intact zeigt. Dann fblgt ein rechteekiges Loeh yon circa 6 Mm. Lange und 4 Mm. Breite, dureh welches man Daeh und Rticken- wand der PaukenhShle erblieken kann. Das Promontorium ist arrodirt; wahrend das ovale Fenster in seinem ganzen Umfange intact ist, erseheint dam runde dutch Osteophytenbildung in einen langliehen, nur noch dureh seine Lage erkenntlichen Spalt ver- wandelt. Der dem ausseren Geh~rgang angrenzende Theil des Bodens der Felsenbeinpyramide, die laterale Wand des Canalis earotieus und der Grund des Canalis museulo-tubarius sind mit yon dem Process ergriffen und theilweise zerst~rt. Die eari~se Zerst~rung der medialen Wand des Zitzenfortsatzes begrenzt sieh seharf am Foramen stylomastoideum; veto vorderen Ende der Fossa mastoidea dringen tibrigens ~ine L~cher bis in die Cel- lulae ein.

Die oberen Flaehen der Pars pet-rosa erweisen sieh an zwei yon einander dureh eiuen sehmalen Streif intaeter Knoehensub- stanz des oberen Randes der Pyramide vollstandig getrennten Stellen yon der Zerst~rung ergriffen. Es ist die ganze vordere Flaehe aussen yon der Eminentia areuata vielfaeh durehli~ehert; die Verv~tistung Ubersehreitet sogar naeh vorn die Sutura tyro-

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pano-squamosa~ w~hrend sic den medialen Theil des Tegmen~ spcciell das eigentliche Dach der Paukenh~hle und des Can. museulo-tubarins intact l~sst. Sehr leicht sicht man, dass die L~cher im Tegmen doppelter Art sind; die einen offenbar durch Usur yon innen her entstanden~ sind bald gr~sscre, bald klcinere 0effnungen yon glatter (in einer Ebene mit der intacten gelegenen) Knochensubstanz umgeben, evidenten Ueberbleibseln der urspriing'- lichen Decke der Zellen des Warzenfortsatzes. Die anderen liegen im Grund yon Vertiefungen mit buchtigen, leicht als Resorptions- grtibehen zu erkennenden Rgndern. Im Grund einer sagittal ge- stellten, mehr spaltartigen Liieke neben der Eminentia arcuata sieht man einen Theil des oberen Halbcirkelganges bis zur Am- pulle hill er5ffnet. - - Auf der hinteren Fl~che der Felsenbein- pyramide liegen die aueh hier vorhandenen, zur Perforation fiih- renden Zerst~rungen ausschliesslich lateral vom Eingange der Vorhofswasserleitung. Sie betreffen ferner den unteren Theil d~" Fossa sigmoidea, yon der aus man an einem Fleck dureh die ganze Pars mastoidea durchsehen kann. Besonders sei noch er- wghnt, dass die ZerstSrungen, unter der den Eingang des Aquae- ductus vestibuli tiberdeckenden Knochensehuppe sich fortziehend, diese Spalte wesentlieh vertiefen, dass ferner dcr Rand dicses Knochenplgttehens Resorptionsgriibehen zeigt. Das Hinterhaupts- bein ist vollst~ndig intact.

Offenbar handelt es sich bei den uns allein hier speeiell interessirenden Usuren im Innern des Sehgdels an den lateralen Absehnitten der vorderen wie der hinteren Oberfl~ehe der Felsen- b~inpyramide, um einen eomplieirten Process. Die ZerstiJrung hat vermuthlieh zuerst vom Hohlraum der Paukenh~hle u. s. f. ausgehend zum Durehbrueh in die HirnhShle geflihrt. Der Druck des unter die harte Hirnhaut ergossenen Eiters hat dann secund~r neue ZcrstSrnngen der Sch~dclbasis mit nachfolgender Perforation herbeigefiihrt. Letzterer Process fand seinen Stillstand, wo dureh festere Anheftung der Dura an dem Knoehen ein weiterer Erguss des Eiters auf Widerstand stiess; so am Aquaeduetus vestibuli. Die Innenflgche der Schuppe war mit flachen~ osteophytischen Auflagerungen bedeekt. Sollte vielleieht diese Knochenneubildung dureh die Zerrung der harten Hirnhaut erzeugt worden sein, die, unten yore Eiter abgelSst, oben wohl eine st~irkere Dehnung erfuhr ?

Zur Kenntniss der sogenannten Dehiscenz des Tegmen tympani. 23.

IX. Macorirter Sehfidel dor anatomischen Sammlung, Nr. 1109.

Dicke der Knochen auf der Schnittfl~che zwischen 6,5 his 2,5 Mm. Stirnh~hlen kaum wesentlich weiter als gewShnlich, AugenhShlendach normal. Gehirnimpressionen ziemlich stark~ links etwas bedeutender als reehts. Die Stelle des Unterkiefer- gelenkes deuflich gegen das Schadelinnere eingewSlbt. Eine Im- pression zieht sigh im Bogen yon hinten oben naeh links unten, die Convexitat abw~rts, so dass durch eine der sie begrenzenden Leisten gerade das Vorderende der Eminentia arcuata mm'kirt ist. Ueber der Paukenh~hle und dem Canalis musculo-tubarius ist der Knochen h i e r durehseheinend und genau an der Stelle des Hammer-Ambossgelenkes ist die besonders durchseheinende Knoehenplatte ein wenig in die Seh~delh~hle vorgew~Ibt und yon ~usserst fbinen, zum Theil kaum mit der Lupe siehtbaren Oeffnungen durchsetzt. Je ein vor und hinter dem durehschei- nenden Boden der Impression gelegenes Grttbehen r~ihrt viel- leicht yon Paeehioni'sehen oder Wegner'sehen Granulationen her. Reehts ist nur die Deeke des Canalis museulo-tubarius, ebenfalls im Grunde einer Impression, durehseheinend. Ausserdem finder sigh, unmittelbar hinter dem Unterkiefergelenk vor der Sutura tympano-squamosa, seharf dutch diese begrenzt, eine grosse Pac- chioni'sche Grube, in deren Grund ein% fur eine Borste dureh- gangige Oeffnung zum Ende der Glaser'sehen Spalte fiihrt. Ausser- dem finden sich noeh aussen am Tegmen Griibehen, die vielleieht gleichfalls Granulationen entspreehen.

Es zeigt dieser Seh~del,noeh, abgesehen yon weiten Venen- kan~len und unwesentlichen Unregelm~ssigkeiten am Foramen jugulare beiderseits eine fast vollst~ndige Synostose der Sutura oeeipito-mastoidea, mit reehts fast total, links in Andeutung vorhandener l~aht im Warzenfortsatz.

X, ~Iacerirter Schfidel, Nr. 1100.

Schadel eines sehr alten Individuum. Dicke der Knochen 6,5--2 Mm. Stirnh~hle welt, jedoch nicht iiberm~ssig. Impres- sionen ziemlich tief. Tegmen beiderseits d~Inn, durchseheinend und yon feinen Poren durchl~chert, sowohl fiber der Panken- h~hle als iiber den Cellulae mastoideae. Das Paukenh~hlendach, rechts aueh die Stelle des Unterkiefergelenkes leicht gegen die Sch~delhShle vorgewSlbt. W~hrend nun aber die L~ieken im Tegmen ebenso wie die Vorw~lbungen im Grund yon Impres-

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sionen liegen, finden sich hier ausnahmsweise den Knoehen usu- rirende Griibehen aueh auf einer zwei Eindrtieke trennenden Leiste aussen am Tegmen. Hier handeit es sich um deutlieh v o n d e r G e h i r n s e i t e des Sehi~dels aus v o r g e d r u n g e t l e G r i i b c h e n als U r s a e h e yon P e r f o r a t i o n e n .

An demselben Sehiidel finden sieh noeh Pacehioni'sche Gr/ib- chen in den grossen Keilbeinfltigeln; eine grosse Perforation fiihrt unmittelbar unter der Fiss. orbitalis superior im grossen Keilbein- fitigel zur Augenhiihle, die Fossa sigmoidea des Schliifenbeines sowie die Foram. jugul, ungewShnlieh weir.

XI. ]~risch pr~parirter Sch~del einer Leiche~ die starkes Oedem der Pia mater und venSse Stauung am Gehirn zeigte.

Sehr feste Beschaffenheit des Seh~deldaehes. Am Sch~del- boden fallen alsbald nach Abliisung der harten Hirnhaut diinne~ durchscheinende, leieht biegsame~ wenn aueh noeh nicht durch- li~cherte Stellen am Tegmen'tympani auf; links eine solche ziem- lich genau Gntsprechend dem Hammer-Ambossgelenk. Naeh Ab- tragung der oberiiachlichen Knochenschicht gelangt man nun aber hier start zur Paukenhtihte in ein System~ die gauze Ausdehnung des Tegmen durchsetzender pneumatischer R~ume. Erst naeh Entfernung der letztere unten schliessenden Kuochenlamelle er- 5ffnet sieh die ein h~ichst merkwtirdiges Ansehen bietende Pauken- hiihle. Letztere, wig ferner die kni~eherne Tuba Eustachii sind nach allen Richtungen ausserordentlich erweitert, dergestalt, dass sowohl die dieke Sehne des sehr kr~tftigen Muse. tensor tympani wie die gauze Kette der Geh~irkntiehelchen in die L~nge gezogen sind~ zur Ueberbrtiekung des so ungew~ihnlich vergriisserten Ab- standes des Trommelfells yon der gegentiberliegenden Wand des Cavum tympani. Was insbesondere die Verlangerung der Kette betrifft, so seheint sie wesentlich durch Ausdehnung der Verbindung Zwischen Amboss und Steigbtigel bedingt. Die Sehleimhaut dureh- weg normal, die knorplige Tuba gut durehg~ngig. Rechts ~hn- liche Verhiiltnisse, nur sind die Hohlr'~ume im Tegmen noeh theitweise mit gallertartiger Substanz angeftillt.

Bevor wir die aus obigem Material sieh ergebendcn Folge- rungcn ins Auge fhssen~ sei es mir gestattet~ eine kurze Analyse der bisherigen Angaben~ speciell auch der beiden oben eitirten Autoren zu versuchen. Alle, die sieh mit der uns besehaftigen- den Frage befasst haben~ stimmen darin Uberein~ dass eine ZurUek-

Zur Kenntniss der sogenannten Dehiscenz des Tegmen tympani. 25

ftihrung atler Fa.lle auf die gleiche Ursaehe nicht statthaf~ set. Die Mehrzahl der Meinungen geht darauf hin, dass die Dehiseenz des Tegmen - - es set der Kiirze wegen dieser Ausdruek Hy r t l ' s acc~ptirt - - dutch Resorption der vorher continnirlichen Knoehen- substanz cntstehe. Nur J a e n i e k e , indem er fitr die meisten Fiille jenen Zustand als einen angeborenen ansieht, weicht davon ab. Dis Mehrzahl der Autoren, wie erw~thnt, sieht die Anomalie als einen erworbenen Zustand an. Unter ihnen nimmt H y r t l durch eine - - allerdings nur flit eine gewisse Gruppe yon Fallen gtiltige - - Vermuthung eine besondere Stelle ein, indem er die durch Schwangersehaft bedingten constitutionellen Zusti~nde (ver- mehrten Kalkverbrauch) anzuschuldigen geneigt ist.t) Ftir die meisten seiner Beobachtungen legt er wie alle anderen Autoren - - abgesehen yon zerst(irenden Tumoren oder EntzUndungsvor- g~tngen M einen auf das Tegmen wirkendeu Druek als erste Ursache zu Grunde. DiZse Druekwirkung soll nun naeh den Einen yon der Seite der Paukenhiihle, naeh Anderen yon der dem Gehirn zugekehrten Fl~che des Tegmen ausgehen. Ersterer Ansicht folgen H y r t l und v. T r ( i l t s c h , theils ttbermiissiges Sehnauzen, theils allzu haufige Anstellung des Valsalva'schen Versuches heranziehend. Die andere Auffassung theilt B t irk n e r, indem er dem Gehirndruek besonderes Gewieht beilegt.

Die Auffassung yon J a e n i e k e , wonach die Dehiseenz des Tegmen tympani als eine hiiufig angeborene Anomalie erschiene, bedarf ihrer praktisehen Wiehtigkeit halber einer knrzen Discus- sion. Man mtisste vielleieht, falls man wirklich hierin mit J ae- n i e k e ilbereinstimmt, Bedenken tragen, zu Einspritzungen in das Mittelohr zu sehreiten wegen der Miigliehkeit den in Rede stehen- den Zustand vorzufinden. Abgesehen yon dem geringen Material, das der Aufstellung yon Proeentzahlen nicht gtinstig war, f~ltt bet der Betraehtung der Tabelle in der citirten Schrift 2) auf, dass dis ,nach Auffassung J a e n i c k e's wahrscheinlich in den meisten Flillen angeborene Anomalie dort

im Alter yon 1--20 Jahren in 7i6 Proc. , ,, ,, 20--40 , , 3 8 , 1 ,

, , , 40--60 , , 23,0 , , , , 60--90 , , 28,5 ,

erseheint. Der Antor erklart dies in einer Anmerkung: ,Dass in den Jahren yon 1--20 die Abnormit~it so selten vertreten ist,

1) H y r t l 1. c. S. 279. 2) J a e n i c k e l~c. S. 9.

26 II. ~'LESCH

liegt daran, dass in dicse kltersklasse zum gr~issten Theil Neu- geborene oder wenig'e Wochen oder Monate alte Kinder gehSren, bei denen die ffanze Pyramide noch wenig entwiekelt und mit der Dura mater sehr lest verwachsen ist~ so dass sich das Ver- halten des Tegmen tympani bei ihnen schwer feststellen lasst."

Zur 0rientirung tiber diesen Punkt untersuchte ieh zuni~chst die mir zu Gebote stehenden Sehliifenbeine yon Kindern~ wobei ich zur Vermeidung yon Kunstprodueten theilweise selbst die Dura mater abl(iste, im Ganzen 61 Schlafenbeine, meist yon Neu- geborenen. In keinem Exemplar fanden sieh hier LUcken, die den bei Erwachsenen vorkommenden gleichzustellen waren; ein Zufall jedenfalls, denn ich crinnere mich bestimmt, die Anomalie bei Kindern friiher sehon gesehen zu haben. Nur iti einem Fig. 6, Taf. I abgebildeten Falte zeigte die ja an sich bei Neugeborenen por(is erscheinende Knochensubstanz des Tegmen drei nahe dem I=Iiat. spur. canal. Fallop. gelegene etwas gr~issere Poren. In andercr Weise allerdings erwies sich in drei Fi~llen, zu welchen auch der erwi~hnte gehi~rt, die Continuitiit des Tegmen gest(irt, niimlieh dutch Schaltknoehen abtrennende Niihte; zwei dieser Fi~lle an den beiden Schliffenbeinen desselbcn Sehi~dels (Fig. 5 und 6, Tar. I), der, sonst normal, nur etwas weite~ seitliehe Fon- tanellen zeigte. Beide Male war die Spitze des Tegmen als Schalt- knoehen abgegliedert, der links nochmals durch eine Naht getheilt erschien. Im dritten Falle sass der Schaltknochen gerade da, we der Knieknoten des Gesichtsnerven in frtiheren Ftitalperioden dem knorplig angelegten Tegmen anfliegt, also entsprechend dem Hint. spurius.J) Diese an sich interessanten Funde haben indessen nichts mit der Frage der Dehiscenz zu thun.

Auch die Betrachtung des Ossifieationsprocesses am SchNfen- bein gibt ftir J a eni ek e's Annahme keinen Anhalt. Bekanntlich entsteht das Tegmen im Zusammenhang mit der Pars petrosa des Sehl~tfenbeines. Naeh Untersuchungen V ro l ik 's 2) tritt der das Tegmen liefernde Knochenpunkt zuerst zwischen Meatus audi- torius internus und Hiatus spurius canal. Fallopiae auf, yon da ausser der des Tegmen auch noch die Ossification gegen das Foramen ovale hin trod die des Can. Fallopiae im betreffenden Schtiifenbeinabschnitt einleitend; yon jenem Ptmkt aus riiekt die

i) An anderer Stel]e werde ich den Nachweis versuchen, dass dieser Schaltkn@hen als Thier~hnlichkeit aufzufassen ist.

2) Studien tiber die Verkn0cherung und die Knochen des Schi~dels der Teleostier. Niederlhndisches Archiv fiir Zoologle. t873.

Zur Kenntniss der sogenannten Dehiscenz des Tegmea tympani. 2.7

Verkniiehcrung im Tegmen vorwarts. Wie nun aber im weiteren Waehsthum des Sehiidcls der Process sich hier gestalte, daftir scheinen das Tcgmen speeiell betreffende Untersuchungen nieht vorzuliegen. Keinesfalls ist die tier Schiidelh~ihle zugekehrte Seite des Tegmen Resorptionsfli~che; ~as beweist das yon K (i l l ik e r gegebene Verzeichniss der Resorptionsfliiehen am Schlafenbein. 1) Lcider war es mir durch Ucberhiiufung mit anderen Arbeiten nieht m(iglieh, diesen Punkt cingehend zu behandeln; doch hat die Untersuchung einiger Schi~del ~ yon mit Krapp geftitterten Thicren - - die mir theils yon Herrn Geheimrath v. K i~ 1 l ik e r theils yon Herrn cand. reed. B e r m a n n in freundliellster Weise zu Gebote gestellt w a r e n - das nieht uninteressante Resultat ergeben~ dass bier wahrscheinlieh sogar eine Appositionsfliiehe vorliegt. Von vornherein muss allerdings die geringe Zahl der Beobaehtungen, sowie der Umstand erwi~hnt werden, dass wegen der yon der beim Menschen herrsehenden versehiedenen Anord- nung der Thierknochen nut die analog gelagerten, nieht die aua- tomisch homologen Knoehenpunkte zum Vergleieh herangezogen, dass in Folge dessen streng genommen die erlangten Resultate nieht direct auf den Menschen tibertragen wcrden dtirfen. Zwei Beispiele seien hier angeftihrt: Exquisit zeigte sieh als Apposi- tionsfiaehe auf Grand ihrer Farbung nach Krappftitterung die tier Lage nach dem Tegmen entsprcchende Knochenlamelle der

[

Katze (ein Fortsatz des grossen Keitbeinfliigels), die u. a. bei einem nur 24 Stunden geftitterten K~tzehen tier roth ersehien, ebenso wie die vordere Felsenbeinpyramidenfltiehe,-wiihrend die hintere ganz weiss war. Bei dem Schadel des yon v. K S l l i k e r (1. e.) mit Nr. II. bezeichneten Hundes~ der naeh 29 Tage dauern- der Krappfiitterung 14 Tage noch auf gew(ihnliches Fatter gesetzt women war~ fanden sich dcuflich weisse Flecken auf der sonst rothen Knoehenfl~che, die nut durch Anlagerung innerhalb der letzten 14 Tage ~ w~ihrend der Aussetzung derKrappftitterung - - entstanden sein konnten.

Auf Grund dieser and iihnlieher Befunde, sowie der Angaben v. K (i 1 l ik e r's sprieht alles dafti% dass wir unter gewiihnliehen

1) Die normale Resorption des Knochengewebes und ihre Bedeutung fiir die Entstehung der typischen Knochenformen. Leipzig 1873. S. 63. v. KSlliker erw~hnt noch ftir alas Schwein die Pyramide des Sehli~fenbeines als eine der Anlagerungsstellen im Innern des Sch~dels (Fig 56); ftir das Kalb bezeichnet er (S. 54) die Pars petrosa des Schli~fenbeius als periostale Wachsthumsstelle yon mittlerer WaehsthumsgrSsse etc.

28 II. FLESCH

Verh~iltnissen fiber dem Cavum tympani eine Appositionsflliehe in der Sehiidelh~ihle finden. Etwa angeborene Lficken - - abge- sehen davon, dass sie wohl der Lage des Knoehenkernes im Tegmen und dessen Waehsthum nach vorn hin eher in der 5Tiihe der Sutura petrosqamosa als fiber dem Hammer-Ambossgelenk sieh finden s o l l t e n - wtirden danaeh vermuthlich bald dureh yon oben aufgelagerte Knochensubstanz verschlossen werden, demnach an H~ufigkeit mit dem Alter abnehmen~ statt wie dies J a e n i e k e ' s eigne Tabelle zeigt~ tilter aufzutreten. Ohne daher die M~iglichkeit des angeborenen Vorkommens yon Lficken im Tegmen zu bestreiten, werden wir uns wohl ftir die meisten der- artigen Funde beim Erwaehsenen naeh einer anderen Herleitung umsehen.

Noch bedarf fibrigens eine Beobachtung J a e nie k e's, die ihn zu jener Annahme be stimmte, einer kurzen Bespreehung, n~mlich dab hiiufige Vorkommen der Dehiscenz in Verbindung mit abnormer Weite der Stirnhiihlen J)~ ein Znsammentreffen, das aueh ieh gelegentlieh zahlreicher Eriiffnungen des Gehiir- organes im Seeirsaal, gleichzeitig mit grosser Weite noch anderer pneumatiseher H~ihlen oft gesehen habe. Doeh ist aueh dies nieht nothwcndig, auf eine angeborene Disposition zuriiekzufiihren. Die Thatsache an sich steht abet fest und Wir werden im Ver- lauf unserer Betrachtungen darauf zurtiekkommen mtissen.

Die Vermuthung H y r t l's ~ wonach die Dehiscenz vielleieht mit der dutch Graviditi~t bedingten Veranderung des Stoffumsatzes in ursiichlichem Zusammenhang stehen soll, ist wohl mit Reeht yon J a e n i e k e ablehnend benrtheilt worden. Die wenigen Leichen yon Puerperae, die ich untersuchte, ergaben niehts yon einer Dehiscenz ~), wtirden also, yon Anderem abgesehen~ gleiehfalls gegen Hyr tl spreehen.

Wenden wir uns zu denjenigen Auffassungen, wonaeh die Knochensubstanz des Tegmen dutch Druekwirkung sehwinden soll. Ausserhalb des Bereiehes unserer Bespreehung bleiben hier- bei vorli~ufig alle Fi~lle~ in welehen Secret-Ansammlungen, Schleim oder Eiter die Resorption yon tier Paukenhi~hlenseite aus, her- vorriefen, du tiber solehe ja eine Differenz der Auslegung nicht

1) Die yon J a e n i c k e erwhhnte starkeVorw(ilbung der S¢irn aber der ~asenwurzel durch die weiten Sinus frontales kann dann fehlen, wenn die Dilatation weniger aufwgrts als riickwhrts im Augenh0hlendach vorgeschrit- ten ist.

2) Ygl. J a e n i c k e 1. c. S. 10.

Zur Kenntniss der sogenannten Dehiscenz des Tegmen tympani. 29

bestehen kann. Ebenso wenig kann ein Zweifel iiber die "Deu- tung de~jenigen Vorkommnisse bestehen, wobei yon der Seh~del- hShle aus circumscripte Wueherungen an der dem Knoehen zu- gekehrten Fl~che der Dura mater zur Bildnng schliesslich , De- hiscenz" erzeugender Grtibchen ftihrten, Befunde, welche Lusehka ~) den durch die Pacchioni'sehen Granulationen am Sch~deldach be- dingten Knochendetbeten vergleieht. J a e n i c k e hebt hervor, dass er Wucherungen hie zur Perforation des Tegmen habe fiihren sehen; auch ich habe, vielleicht zuf~llig, hie sicher yon Pacchioni- scheu Granulationen herrtihrende Griibchen auf dam Tegmen ge- funden. Wo sich solehe auf der SehiidelhShlenflache des Schl~fen- beines fanden~ erstreekten sie sieh nicht auf des Tegmen, ja, gewissermassen bildete die Suture petrosquamosa die Grenze, his zu der sich dieselben verbreitet hatten, so beispielsweise an dem unter lXIr. ¥I besehriebenen Seh~del. In Wirkliehkeit kom- men, wo eircumscripte Griibchen yon der Innenfl~ehe aus zur DurchlSeherung des Tegmen flihren, die yon W e g n e r 2) be- schriebenen Resorptionsgrtibchen an tier Gehirnfl~che des Seh~- dels in Betraeht, die namenflieh in der Umgebung grSsser Ge- f~isse der harten Itirnhaut gelegen~ mit einem r~Jthliehen, an Ostoklasten reiehen Inhalt erfiillt, zuweilen eine bedeutende~ zur Dehiseenz fiihrende Tiefe erlangen. So land ich noeh vor Kur- zero an dem Sch~del einer alten Frau, an welehem Paechioni'sehe Granulationen sonst nur m~ssig entwickelt waren, die Art. me- ningea media mit ihren Hauptverzweigungen in tiefen Riunen liegen, in deren Bereieh des sonst sogar abnorme dicke Schadel- daeh durchsichtig war und speciell auch die Schlafenschuppe tiefe Usuren zeigte. Zur Dehiseenz fiihrten wohl diese Bildungen bei dem unter X beschriebenen Sch~del.

So eriibrigt uns nur noch die Bespreehung solcher FSlle der Dehiscenz, in welehen uns ein sie erzeugendes Moment so direeter Art nieht ins Auge f5llt, Beobaehtungen, welehe die oben er- wahnten Deutungsversuehe yon H y r t l 3) und v. T r ~ l t s e h ~ ) veranlassten. Beide sttitzen die Annahme eines yon dem Cavum

1) Die Foveae glandulares und die ArachnoideaIzotten der raittleren Sch~delgrube. ¥irchow's Archiv. Bd, XVIII. S. 166--167.

2) Virchow's A~hlv. Bd. 56. S. 523 ft. 3) Ueber spontane Dehiscenz des Tegmen tympani und tier Cellutae

mastoideae. Sep,-Abdr, aus den Sitzungsber, tier math. phys. K1. d. Acad. d. Wissensch. XXV. Bd. Wien. 1858.

4) Lehrbuch, der Ohrenheilkunde. 18'77. S. 157.

30 If. FLESCH

tympani her wirkenden Druckes unter anderem durch das hliufige ,blasig aufgetrieben.e", ,,wie aufgeblahte Aussehen der Pauken- deeke", das indessen, wie H y r t l selbst angibt, nieht nothwendig vorzuliegen braueht. , Man findet derlei Pyramiden mit blasig aufgetriebener, oder planer, selbst wie eingesunken erseheinender Paukendeeke u. s.f." Aueh J a e n i e k e hat dies Verhalten, wie bereits gezeigt ist, zur Charakterisirung der mit Dehiscenz be- hafteten Sehiidel herangezogen, solcher Sehi~del, bei welehen eben die pneumatisehen tIShlen des Knoehens gleiehzeitig ungewi~hn- lieh welt erscheinen. Es ist wohl nieht abzulehnen, dass dieser Zustand das Entstehen der Dehiseenz begtinstige; ebenso ist es abet sicher, dass er nicht deren alleinige Ursache sein kann, denn auch in anderen Fallen, und zwar so weir meine allerdings nicht dutch Zahlen belegten Erfahrungen dies zu be- haupten gestatten, wohl ebenso hi~nfig k~nnen Ltiekenbildungen im Tegmen bestehen. Namentlich h~iufig ist letzteres der Fall bei dem yon allen Autoren hervorgehobenen Vorkommen der Ltieken tiber dem Hammer-Ambossgelenk. Wir werden daher zweckmiissig untersuehen miissen, ob nicht eine gemeinsame Er- kliirung fttr die Perforation der Paukendecke, sowohl wenn die- selbe auigetrieben, als wenn sic ,eingesunken" erseheint sieh finden lasse; daran ansehliessend, ob die erhShte Pneumaticiti~t der Knoehen in dem yon v. Tr i~ l t sch und t t y r t l angenomme- hen Sinne als begtinstigend wirkend heranzuziehen sei.

Eine gemeinsame Erkl~irung der Dehiscenz des Tegmen tym- pani in den Fi~llen, welehe anderweite Ursachen aussehliessen lassen, gibt die yon B t i r k n e r behandelte Wirkung des Druckes im Schi~delinnern. Gelegentliche Erfahrungen bei vielen Geh(ir- prliparationen~ ohne class ich bestimmte Aufzeiehmmgen angestellt hiitte, haben mir das nahe gelegt; B t i rkne r ' s Statistik weist nun abet in erster Linie exact naeh, dass die Verdttnnung oder Dehiseenz des Tegmen ansserordentlieh oft mit der anderer Stellen des Sehiidelbodens zusammentrifft, mithin aneh wohl ge- netisch damit in Connex steht. Von 44 Sehi~deln zeigten:

Tegmen nnd Orbitaldaeh durchlSehert . . . . . . . . 16 Tegmen darehliiehert~ Orbitaldach dtinn . . . . . . . 13 Tegmen und Orbita dtinn . . . . . . . ~ . . . . . 3 Tegmen .dtinn oder durehl(iehert, ohne Befund im Orbitaldaeh 11 Orbitaldaeh durehl(ichert, ohne Befund am Tegmen 1

44.

Zur Kenntniss der sogenannten Dehiscenz des Tegmen tympani. 31

Ich will hier Bt i rkner ' s Resultate, die ohnedem ja in diesem Archly publieirt sind~ nieht reprodueiren. Ihr Ergebniss ist, dass Resorptionsvorgiinge im Innern des Sehiidels unter Um- stiinden einen hSheren Grad erlangen~ wodurch Perforationen des Knochens an ge~vissen, dazu disponirten Orten herbeigeftihrt werden k(innen, l~ur ein Punkt ist hierbei yon Bt i rkner nieht beriicksichtigt worden, die Frage ni~mlich,, weshalb ge- rade das Dach tier Augenhi~hle~ weshalb gewisse Stellen in der Trommeldecke - - speeiell die Stelle tiber dem Hammer-Am- bossgelenk so leicht der Sitz yon Perforationslticken in Folge innerer Resorption werden. Beiden Stetlen ist nun aber eines gemeinsam, dass n~imlieh bier feste Gebilde yon aussen an- liegen, die nicht gestatten, dass der Resorption yon innen Ap- position yon aussen tiber eine gewisse HShe entgegentrete. Auffallend erseheint mir noeb, dass bier und da die Knoehen- platte tiber dem Hammer-Ambossgelenk, dessen Ausdehnung an- niihernd entsprechend gegen das Sch~idelinnere eingewitlbt ist, ebenso wie die kniieherne Grundlage der Fossa glenoidalis ftir den Unterkiefer (z. B. bet Schiidel IV). Ob es sieh wohl nm passive Einbiegnng des diiffnen~ zuletzt liingeren Widerstand leistenden Knoehenbllittchens handelt ? - - Wenn endlich B ti rk- n e r den Grad des Resorptionsvorganges in der Sch~delhShle aus dem mehr oder weniger ausgepr~igten Vorhandensein der Im- pressiones digitatae erschliesst, so bedarf dies wohl nicht einer besonderen Reehtfertigung. Hat doeh v. K i i l l i k e r in dem oben eitirten Werk den Grund der Impressionen wiederholt als~ Re- sorptionsstelle nachgewiesen. Zuweilen scheinen diese Resor- ptionsvorg~tnge sich auf einzelne Stellen in intensiverer Weise localisiren zu k(innen. So bet dem Sehliifenbein eines 45 Jahre alten Mannes (bet welcl~em Otitis media mit Zel"st(irung des Trom- melfelles in dem ganzen hinter dem Hammer gelegenen .Theile bestand), wo die Gehirnfli~che des Felsentheiles, speciell aueh das Tegmen mit allerdings nut dureh die Lupe sichtbaren~ fiir das Geftihl aber sieh dureh die rauhe Beschaffenheit jener Stellen manifestirende Grtibchen geradezu t|bersiit war, wi~hrend der Sehiidelboden sonst nirgends etwas der Art erkennen l i e s s . - Selbstverstandlich kann tibrigens auch erhShter Druek in der Schi~delh(ihle unter Verhaltnissen entstehen~ die es erkliiren~ wenn consecutive Vertiefung der. Impressionen nieht eintritt. So wird zum Beispiel Hydrocephalus externus eine mehr gleiehm~tssige Knoehenresorption veranlassen k(innen, in Folge deren die Juga

32 II. FLESCH

cerebralia sogar schw~cher start deutlichcr ausgebitdet erscheinen werdem Der Zufall hat mir gerade hierftir noeh in letzter Zeit hiibsche Betege ergeben~ bei drei, fast unmittelbar nach cinander bcobachtetcn Leichen die bedeutende Vcrdtinnung des Tegmen zeigten. Die Befunde betreffen:

1. Eine weibliche Lciche, an hochgradiger Grauularatrophie der Niere gestorben~ mit ausgepr~gten Stauungserscheinungen im Gehlrn wie an anderen Organen, bei der tibrigens der Sehlidel auch weitgehende P~eumatisation, namentlich yon den StirnhShlen aus ergab.

2. Die Leiche eines an Lungenembolie gcstorbencn epilepti- schcn Mannes, der neben hochgradiger Atrophie der Kleinhirn- hemispharen bedeutcnden Hydrocephalus externus in Verbindung mit weit vorgcschrittencr Erkrankung der tterzklappen zeigte.

3. Die Leiche sines (wahrscheinlich im Anfall) ertrunkenen epileptischen Mannes, der einen dem Tentorium cerebelli auf- liegenden Tumor des Gehirns als Ausgangspunkt gesteigerten Druekes in der Schi~delhiihle erkennen liess.

Schr cclatant ist tibrigens der Ausgang der Knochenresor- ption yon Seite der Schitdclh~ihle dann, wenn auch die Halbcirkel- kanale eriJffnet sind, wie in cincm yon J a e n i c k e (1. c.) abge- bildetcn, wie ferner in dem yon uns unter Nr. V. beschriebenen Fall. Jene G~nge sind kleine Hohlriiume yon wenig veri~nder- licher Weir% in welchen Afilagerung von Knochen keine grosse Rolle erhalten kann; ihre Bloslegung fi~llt also wohl unter ~hn- liehg Gesichtspunkte wie die oben angedeutctcn. Dass sie nicht hKufiger vorkommt, crkli~rt sich wohl durch die tiefe Lage der G~ngc. Von Interesse w~re j edeufall% zu ermitteln, ob die Er- 5ffnung der letzteren nicht fanctionelle Stiirungen bedingcn kann.

Weir schwieriger dtirfte die zweite dcr yon uns aufgewor- feneu Fragen betreffs der pneumatischen Riiume sieh erledi- gen. Weder die Untersuchungen yon Hy r t 1 ~), T o y nb e e 2), S c h w a r t z e und Eysell~)~ W i l de rmu t h~ ) fiber die ri~um- lithe Ausdehnung und Entstehung der Cellulae mastoideae beim Mcnschen noch das tiber die Bildung dcr pneumatischen Riiume

1) Die Corrosions-Anatomic und ihre Ergebaisse. Wien 1873. S. 51 ft. 2) The diseases of the ear. London 1860. I). 300 ft. 3) Dieses Archiv N . F . Bd. I. S. 163 ft. (Ueber die k~nstliche Erbffmmg

des W~rzenfortsatzes. Abschnitt II.) 4) Die lufth~ltigen Nebenr~ume des Mittelohres beim Menschen. Zeit-

schrlft f[tr Anatomie und Entwicklungsgeschichte. Bd. IL S. 319.

Zur Kenntniss der sogenannten Dehiscenz des Tegmen tympani. 33

in den Knochen der Vi~gel bekanntc, verm(igcn dartiber vorliiufig Licht zu vcrschaffen. Zun~chst wissen wit absolut nichts, alas auf eine gemeinsame Bildungsursache der Pneumatisation und der Dehiscenz hindeuten kSnnte. Vielleicht w~re es denkba 5 dass das Wachsthum der pneumatischen Riiume direct zur Rare- faction des Knochens ftihl:en kann. Di~rch S t r a s s e r 1) wissen wir~ dass 0effnungen in den Rtihrenknochen yon VSgeln ent- stehen kiinnen~ wenn der Luftsack nur yon innen her (yon der Markhiihle aus) gegen die Rindensubstanz vorgedrungen ist. Vor- ansgcsetzt, dass wit iiberhaupt die pneumatischen Hiihlen tier Kopfknochen mit den Luftsackh(ihten der Rtihrenknochen bei den Viigeln vergleichen diirfen~ wiire es danach niehtundenkbar, dass analog der Rarefaction der Corticalis yore Luftsack her die Dehiscenz der uns besehiiftigenden Stelle in ahnlicher Weise entstehen ktinnte. Auch insofern liesse sich dagegen nichts sagen als cine besondere statische Bedeutung der betreffenden Knochen- portion nicht besteht; wie S t r a s s e r nachweist~ sind es stets die statisch unwichtigen Stclten der Corticalis, welche ~)ei den VSgeln schwinden. 2) An und ftir sich dUrfte indessen nach dem oben besproehenen wahrscheinlicher sein, dass die Ausbreitung der Lufthiihlen wohl mehr die Wirkung de r vom Schadelinnern aus zur Resorption ftihrenden Krltfte begUnstige, als dass sie selbst zur Dehiscenz unmittelbar fiihrte. Insbesondere kommt abe t ein Umstand hier noch in Betracht~ den S a p p e y ~) betreffs dcr all- gemeinen Vorgiinge bei Entstehung der Stirn-, Keilbein- and Zitzenfortsatzh~ihlen hervorhebt: ,,Alle (lufthaltige~ H~ihten des Schiidels) bilden sich auf Kosten des spongi~isen Gewebes, welches resorbirt wird; sie vergr~issern sieh danach alle durch Auswarts- rticken der a u s s e r n Knoehentafel. 'q)

1) Ueber die Lufts~cke der ¥SgeI. Morphotog Jahrb. herausgegeben yon Gegenbaur. III. Bd. S. 179ff.

2) L c. S. 193. ,,Die pneumatischen Oeffnungen der Corticalis finden sich also nur an Partien yon untergeordneter statischer (functioneller) Be- deutung."

3) Traitd d'Anatomie descriptive. Bd. I. Paris 1867. p. 161. 4) Vielleicht kSnnte man dazu auch eine yon Schwartze und Eyse ll

1. c. S. [72 citirte, yon mir im Original nicht eingesehene Angabe Zoja's heranziehen (Ann. univers, cLxxx¥II L p. 241. Mai 1864) wonach die ~ussere Knochenlamelle bei grosszelligen Warzentheilen am dilnnsten sein soll. Auch B e z o 1 d (Die Perforation des Warzenfortsatzes veto anatomischen Standpunkt. Aerztliches Intelligenzblatt 1874. Nr. 23) erw~hnt p. 2i0 den Einfluss der Aus- dehnung der Warzenzellen auf die Dicke der ~usseren Wand.

Archly f, Ohrenheilkunde. XIV. Bd, 3

34 II. F~LESCH

Ueberblieken wir darnach die oben besprochenen Seh~del und Schliifenbein¢ nochmals~ so werden dieselben uns die wesent- lichen hier gebrachten Er(irterungen leicht illustriren. Die drei zuerst besehMebenen Beispiele zeigen uns einfache Falle der Dehiseenz des Tegmen tympani. Zwei yon ihnen zeigen tiefe Impressionen~ weniffer der dritte, der aber aueh nur an der be- sonders disponirten Stelle des Hammerambosgelenkes eine kleine Perforation nachweisen l~sst. Den Nachweis~ dass das die Er- iiffnung der Pankenhiihle bedingende Moment, in dem Innern des Schi~dels g'elegen sei~ liefert der 5. der dargestellten Sehi~del~ durch die gleiehzeitig evident yon dorther erfolgte ErSffnunff der oberen ttalbzirkelkan~tle. Den Nachweis der speciellen Beziehung jener Perf~)rationen zu den Impressionen u. s. w. liefert uns Schi~del IX~ wo dig verdtinnten Stellen gerade im Grund yon solchen liegen~ wiihrend zugleich ein anderes Pr~parat~ Sehiidel IV umgekehrt zeigt, dass sel~bst bei hbchgradiger Entwicklung der Impressionen an anderen Stellen, falls diese am Schliifenbein fehlen oder wenigstens undeutlich erscheinen, aneh die Dehiseenz ausgeblieben ist. Die Entstehung der Dehiscenz durch directen Druck yon der Aussenit~che der Dura mater ausgegangener Wucherungen repfiisentirt uns Schiidel X. Im Gegensatz zu die- sen FRllen stehen die unter VII und VIII beschriebenen. I n beiden liegt der Ausgang des Processes in tier Paukenh(ihle; in beiden ist ein naehweisbarer entztindlicher Vorgang Ausg'angs- punkt tier Ver~nderungen, die im einen Fall wenig'er welt vor- gesehritten nut im Teffmen tympani~ im anderen auch auf der hinteren FelsenbeinfiRehe zur Perforation gefiihrt haben. In dem welter vorgeschrittenen Fall erm(iglichen uns seeundiir entstan- dene Er(iffnungen der PaukenhShle yon dem Cavum cranii aus, die yon dem Innern des Sehiidels aus gebildeten Knochenlticken direct mit yon dem Cavum tympani sich herleitenden zu ver- gleiehen. Die noch restirenden Pr~parate~ VI und XI miiffen als Belege ftir das betreffs der Pacchionischen Granulation im Vergleich zu den W e ff n e r'schen Resorptionsgrtibdhen der eine~ der andere ftir die M~iglichkeit einer dutch nur seheinbare Ver- dtinnung des Tegmen in Folge ausgedehnter Pneumatisation her- ¥orgerufenen T~uschung dienen.

Fassen wit schliesslich die Resultate des hier besprochenen kurz zusammen, so erffibt sich:

1. Die als Dehiscenz des Tegmen tympani bezeichnete Bildunff ist Folge yon auf diese Knochenstelle wirkenden Resorptions-

Zur Kenntniss der sogenanntcn Dehiscenz des Tegmen tympani. 35

vorg~ngen; jedenfalls nur in Ausnahmefiillen ist sie angeborene Missbildung.

2. In der iiberwiegenden Mehrzahl atler F~tle ist Steigerung des Druckes in der SchltdelhShle Anlass der, sich gleichzeitig ~uch an anderen Stellen, namcntlich da, wo compensirende Appo- sition nicht stattfinden kann, ~iussernden Resovptionsvorgange.

3. Ausgedehnte Entwicklung der pneumatischen HSblen, be- ziehungsweise Erweiterung der Trommelhiihle trod tier Cellulae mastoideae begiinstigt dutch Verdtinnung der Knochenrinde das Zustandekommen der Perforation.

Erkliirung tier Abbildungen. (Tafel I u. lI.)

Fig. I. Sehli~fenbe~n mit zahlreichen, durch Caries bedingten Perfo- rationen des Tegmen tympani yon oben gesehen. Vgl. Text Beschreibung des Seh~dels ~Nr. VIII.

Fig. 2. Dasse]be Schli~fenbein yon unten. X Liicke im Boden des GehOrganges.

Fig. 3. Sehlhfenbein mlt Umgebung (GehOrorgan erSffnet). Von Pac- chionisehen Granulationen herriihrende Grtibchen abet dem Unterkiefergelenk, sich scharf an der Sutura petrosquamosa abgrenzend, s. p. s. Sut. petrosqu. css. canal, semic, sup. c. s. e. canal, semic, ext. co. Schnecke. raa. gammer bezw. Hammerambosgelenk. t. Sehne des musc. tensor tympani. (Pr~parat VI.)

Fig. 4. Schl~fenbein mit Umgebung. Geh6rorgan erOffnet. Ungew6hn- lieh weite Paukenh0hle mit Verl~ngerung~der Sehne des Tensor tympani u. s. f. t. Eu. tuba Eustachii bei * pneumatische Zelte, die rait er6ffnet, wurde £ sp. Foramen spinosum. Ga. Ganglion Gasseri. Die iibrigen Bezeichnungen wie in der vorigen Figur. (Pr~parat XI.)

Fig. 5 u. 6. Schlhfenbeine eines lqeugeborenen mit 8ehaltknochen am Tegmen tympani (*) sowie in Fig. VI feinen Poren im Knochen bei **

Fig. 7. Schli~fenbein mit Umgebung; zahlreieheOeffnungen im Tegmen, durch Resorption yon innen her entstanden. (Prg~parat VII)

Fig. 8. Sehi~delbasis eines hoehgradig ~trophisehen Schi~dels ohne wesentliche Lficken im Tegmen tympani. (Pr~parat IV.)

Fig. 9. Sehhdelbasis mit Liieken im Tegmen (*) und ErSffnung der Halbzirkelg~nge (**) (Pr~parat V).

3*