2
262 L. Hermann; d~ren Tetanus, -- im ersteren Falle eine regelm~tssige Erseheinung, -- dureh Stryehnin am unversehrten Froseh zu erhalten nieht gelungen. Wenn man bedenkt, dass die tetanisehe Reizung des Rtiekenmarks und der Stryehnintetanus abnorm heftige ?r anstrengungen maehen, so ist zu bedauern, dass wit kein Nittel besitzen, den Froseh mit Sieherheit zu willkth'liehem Tetanus zu veranlassen. Bis dahln muss die Frage~ ob die ganz normalen Nuskeleontraetionen des Lebens mit atterminalen AetionsstrSmen verbunden sind~ und die eng damit zusammenhangende, ob in diesem Zustande ein Decrement der Erregnngswelle vorhanden ist, als eine offene betraehtet werden. Bemerkenswerth ist, dass in den Versuehen am unversehrten Froseh, wo also der Muskel normale Ernghrung hat, der Aetionsstrom h~tufig im Beginn des Tetanus ganz fehlt, oder kaum merklieh ist, und sieh siehtlieh erst w~hrend desselben entwiekelt. (Aus dem physiologischen Laboratorium in Ziirich.) Zur Lehre vom Einflusse der l~eizstelle und Reizstromrichtung im Nerven. Von L. Hermanu. Im Deeemberheft 1875 der Wiener aeademisehen Sitzungs- beriehte hat g. Fleisehl die Angabe gemaeht, dass absteigende ReizstrSme am Nerven bei hSherer Stromlage starker erregend wirken, aufsteigende bei tieferer. Tiegel hat seitdem (dies Arehiv XIII. p. 598) die Riehtigkeit dieses Gesetzes bestritten. Ieh erlaube mir deshalb, darauf aufmerksam zu maehen, dass ieh die yon Fleisehl angegebene Erseheinung sehon drei Jahre vor Fleisehl pnblieirt habe (Februar 1878, dies Arehiv VIII. p. 861), was ihm entgangen ist. Sie trat a. a. O. als Besti~tigung eines yon mir auf anderm Wege getundenen allgemeineren Ge-

Zur Lehre vom Einflusse der Reizstelle und Reizstromrichtung im Nerven

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Zur Lehre vom Einflusse der Reizstelle und Reizstromrichtung im Nerven

262 L. H e r m a n n ;

d~ren Tetanus, - - im ersteren Falle eine regelm~tssige Erseheinung, - - dureh Stryehnin am unversehrten Froseh zu erhalten nieht gelungen. Wenn man bedenkt, dass die tetanisehe Reizung des Rtiekenmarks und der Stryehnintetanus abnorm heftige ?r anstrengungen maehen, so ist zu bedauern, dass wit kein Nittel besitzen, den Froseh mit Sieherheit zu willkth'liehem Tetanus zu veranlassen. Bis dahln muss die Frage~ ob die ganz normalen Nuskeleontraetionen des Lebens mit atterminalen AetionsstrSmen verbunden sind~ und die eng damit zusammenhangende, ob in diesem Zustande ein Decrement der Erregnngswelle vorhanden ist, als eine offene betraehtet werden. Bemerkenswerth ist, dass in den Versuehen am unversehrten Froseh, wo also der Muskel normale Ernghrung hat, der Aetionsstrom h~tufig im Beginn des Tetanus ganz fehlt, oder kaum merklieh ist, und sieh siehtlieh erst w~hrend desselben entwiekelt.

(Aus dem physiologischen Laboratorium in Ziirich.)

Z u r L e h r e v o m E i n f l u s s e d e r l~e i z s t e l l e u n d

R e i z s t r o m r i c h t u n g i m N e r v e n .

Von

L. H e r m a n u .

Im Deeemberheft 1875 der Wiener aeademisehen Sitzungs- beriehte hat g. F l e i s e h l die Angabe gemaeht, dass absteigende ReizstrSme am Nerven bei hSherer Stromlage starker erregend wirken, aufsteigende bei tieferer. T i ege l hat seitdem (dies Arehiv XIII. p. 598) die Riehtigkeit dieses Gesetzes bestritten.

Ieh erlaube mir deshalb, darauf aufmerksam zu maehen, dass ieh die yon F l e i s e h l angegebene Erseheinung sehon drei Jahre vor F l e i s e h l pnblieirt habe (Februar 1878, dies Arehiv VIII. p. 861), was ihm entgangen ist. Sie trat a. a. O. als Besti~tigung eines yon mir auf anderm Wege getundenen allgemeineren Ge-

Page 2: Zur Lehre vom Einflusse der Reizstelle und Reizstromrichtung im Nerven

Zur Lehre v, Einflusse d. 1-%eizstelle u. Reizstromrichtung im Nerven. 263

setzes auf, welches zugleich ihre Erkl~trung enthielt. Es heisst daselbst:

,Schliesslich muss ich noeh eine Best~tigung unsres Gesetzes 1) erwithnen, zu welcher ich ganz unerwartct in Folge einer zufalligen Beobachtung gelangt bin. Bei den S. 340 ft. besprochenen Ver- suchen fiel mir ni~mlich auf, dass bei der Schliessung des polari- sirenden Stromes hiiufig Tetanus auftrat. In allen Versuchen aber folgte alas Auftreten dieses Tetanus einem deutlich in die Augen springenden Gesetz: War der S t rom a u f s t e i g e n d , so t r a t de r T e t a n u s s t e t s l e i e h t e r , resp. bei s e h w g e h e r e n S t r S m e n auf in der u n t e r e n S t r o m l a g e ; war a b e r der S t r o m a b s t e i g e n d , so war d e r T e t a n u s beg i i n s t i g t durch d ie obere S t romlage . In einer Reihe ad hoe angestellter Ver- suche bestatigte sich dies Gesetz durchgi~ngig, sobald tiberhaupt Tetanus auftrat. Ferner zeigten auch die Schliessungszuekungen der schwaehen StrSme eine analoge Beziehung. S o b a l d i iber- h a u p t U n t e r s c h i e d e in de r S t~ rke der S c h l i e s s u n g s - z n e k u n g b e i d e r S t r o m l a g e n v o r k a m e n , war s te t s bei a u f s t e i g e n d e m S t r o m in der u n t e r e n S t r o m l a g e , bei ab- s t c i g e n d e m in der o b e r e n d i e s t a r k e r e S c h l i e s s u n g s - z u e k u n g v o r h a n d e n . " Folgt dann die Erkli~rung aus dem Gesetz des polarisatorischen Increments, welche allerdings gegen- fiber einigen weiteren yon F l e i s c h l angegebenen Thatsachen (Wiener Sitzungsber. Nov. 1876) anscheinend der Revision bedad. Hier wollte ieh mir nur die Prioritlit ftir die Grundthatsache wahren.

1) N~mlieh d~ss die Erregung im Nerven beim Abl~uf zu positiveren Stellen zunimmt, beim Ablauf zu neg~tiveren abnimm~. (Gesetz des polari- satorisehen Increments.)