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70 KLINISCHE WOCHENSC Punktion erreicht) bestimmt und die Phenoltetrachlor- phtaleinprobe (Chlor-cholegnostyl ,,Gehe") angestellt. Die 13estimmung des Bilirubins im Blutserum bei einem Versuchstier ergab in der 4. Woche der Synthalindarreichung den Weft yon 2,5 H. v. d. Berghsche Eillheiten. Bei anderen Tieren konnte keine Bilirubin~tmie nachgewiesell werden. Bei alien Hunden wurde eine betr/tclltliche 5--4ofache Er- h6hung des 13ilirnbingehaltes der Gallenblasengalle festge- stellt. Die Phenoltetrachlorphtaleinprobe ergab dnrchwegs eine Funktionsst6rung der Leber; in der 3. bis 4. Woche konnte in allen F/~llen eine bemerkbare Verl~ngerung der Ver- weilsdauer des Farbstoffes im Blutstrom nachgewiesen werden. Nach 4w6chentlicher Synthalindarreichung wurden die inneren Organe der get6teten Tiere, auch die des frfiher ein- gegangenen Hundes, histologisch untersueht. Die mikroskopische Untersuchung, welche Herr Dr. "vV. GRABOVr Assist. der II. nled. Klinik in Lwdw, zuvor- kommenderweise vornahm, ergab tolgendes: Lebcr aller Versuchstiere: Ihre trabeculgre und acin6se Struktur fast ganz verwischt. Die Leberzellen gequollen, die Zellumrisse verschwommen. Das deutlich gek6rnte Proto- plasma weist zahlreiche kleine Aufhellungen, die als Vakuoli- sierung oder als ausgelaugte Fettkiigelchen aufgeiaBt werden k6nnen. Die Sternzellen stark gequollen, enthalten dunkel- braune K6rnchen. Die Zellkerne ohne besondere Ver/~nde- rungen. Die Lebergtinge ohne pathologischen Befund. Die Fettreaktion mit Sudan III ergab in den Leberzellen zahlreiche, gelblich tXrbbare Fettkfigelchen; daneben abet auch deutliche Vakuolen. Das histologische Bild der Leber erwies nun :/ortgeschrittene regressive Verdnderungen der Leberzellen, welche sich als paren- chymat6se, ]ettige und vakuol~ire Entartung ~uBern. Die histologische Ulltersuchung des ;]/iagens, Duodenums, der Gallenblase und Pankreas wies keine Ver~nderungen auL Die Sinusendothelien der 21Iilz enthalten bei allen Hunden massenl~aft dunkelbraunes Pigment. Die Niere eines HmldeS zeigte parenchymatSse Degeneration nlittleren Grades. Es wurde also bei allen synthalinisierten Tieren eine vital nachweisbare Sch~tdigung der Leber konstatiert, die spfiter dureh die histologische Untersuchung best~ttigt werden konnte. Aus den oben angefiihrten Versuchen geht hervor: L Das Syntllalin ist in Dosen, welche zur Erniedrigung des Blutzuckers ll6tig sind, nicht indifferent, sondern direkt sch~dlich fiir den tierischen Organismus. 2. Die toxischen Nebenerscheinungell, welehe beim Men- schen w~hrend Synthalindarreichung beobachtet werden, mfissen als durch Lebersch~tdigung hervorgerufen au{- gefaBt werden. 3- Die Feststellung nieht nut funktioneller, sondern aueh anatomisehcr Leberver~tnderullgen bei l~ngerer Synthalini- sierung zwingt zur allergr613ten Vorsicht bei therapeutischer Anwendung des Mittels. Literatur: ~ FRANK, NOTHMANN, \VAGNER, Klin. Wochenschr. 1926, Nr. 45, S. 21oo. -- 2 FRANK, NO'rHMANN, WAGNER, Dtsch. reed. W'ochenschr. 1926, Nr. 49--50, S. 2070, 21o 7. -- 3 ADLER, Klin. Wochenschr. 1927, Nr. II, S. 493. a JACOBI, ]~RLILL, Med. Klinik 1927, Nr. 27, S. 985. -- 5 MORAWlTZ. Mflnch. reed. \Vochen- schrift 1927, Nr. 14 S. 571. -- 6 SZCZEKLIK, P. Gaz. Lek. 1927, Nr. 2t, S. 396. 7 SZCZEKLIK, \u klin. \Vochenschr. 1927, Nr. 34. S. lO76. -- s ELMEI< KEDZlERSKI, Polska gazeta lekarska 1927, Nr. 24, S. 459. ~ U~IBER, Verein. f. inn. Med. n. Kinder- heilk., Berlin, 3o. Mat 1927, ref.: Dtsch. nled. Wochenschr. 1927, Nr. 27, S. 1i'-,i. 10 GRASSI~EIM. PE~OW, Kiln. \Vochenschr. 1927, Nr. 35, S. I/,47. ZUR MECHANISCHEN BEHANDLUNG DER TABISCHEN ATAXIE. Bemerkungen zu der Arbeit yon Erich Brinkmann in Jg. 6, Nr. 41, S. I95o dieser Wochenschrift. Von Geh. NIed.-Rat. Prof. Dr. GOLDSCHEIDER, Berlin. So gut wie vergessen ist die Hessingsche Korsettbehandlung bei Tabes, welche eine Zeitlang groBes Aufsehen gemaeht hat. Eine HRIFT. 7. JAHRGANG. Nr. 2 8. JANUAR z92g nicht geringe Zahl yon Patienten lobte diese Behandlung ganz aul3erordentlich. Der Erfolg derselben beruhte zum Tell auf der nebenher angewandten l~Jbungstherapie, zunl Tell abet darauf, dab der Druck des Korsettes dem Kranken Empfindungen zufflhrte, die in ihm das Gefflhl gr6geren Halts und einer gewissen Festigkeit erzeugten, was wieder eiii erh6htes Selbstvertrauen zur Tolge hatte. Schon seit vielen Jahren habe ich ataktische Tabiker zirkul~re elastische oder fest gewickelte Leiiienbinden um die Unterschenkel tragen lassen, in der Absicht, ihnen mehr sensible Merkmale zur Regulierung der Koordination zuzufflhren. Die Patienten geben tatsXehlich an, dab sie dadurch iilre Beine besser Iflhlen und beim Stehen und Gehen mehr Halt haben. Auch babe ich objektive Besse- rungen des Ganges gesehen. Es ist ja bekannt, dab der Tabiker auch mit Stiefelii besser geht als ohne solche. Ob es sich hierbei um einen Einflul3 auf den Muskeltonus handelt, wie I~RINKMANN meint oder, wie ich mir vorstelle, mn einen teilweisen Ersatz der verlorengegangenen sensiblen Merkmale, deren die t,2oordination bedarf, will ich dahingestellt sein lassen. {Sbrigens ist auf die Er- fahrung zu verweisen, dab auch der Gesunde barfuB nicht ganz so sicher geht wie mit bekleidetem TuB (wenn er nicht etwa des Bar- fuBgehens gewohnt ist), und dab das Tragen von Wickelgamaschen das Gefflhl gr613eren Haltes in den Beinen verleiht. l~ber die sog. Tonusbandagen yon v. BAEY~R und I3RINKMANN babe ich keine Erfahrung, jedoch erscheint mir ihr Nutzen sehr ein- leuchtend. Da BRINKMANN auch yon Gelenksicherung spricht, so setze ich &us LEYDEN-GOLDSCHEIDER, Die Erkrankungen des Rficken- markes (2. Aufl. 19o4), folgende SXtze hierher (S. 422): ,,Die An- legung yon Binden oder Lederkapseln um die Gelenke bei stgrkerer Ataxie, um den Gelenken gr6Bere Festigkeit zu erteilen, ist empfeh- lenswert, t3ei st~rkerenl Genu recurvatum empfiehlt es sich, einen Schienen-Hfilsen-Apparat tragen zu lassen, der das starke Durch- drfieken des Knies nach hinten verhindert. Zum Schutz des TuB- gelenkes tr~gt der Tabiker an1 besten starke Schnflrstiefel, welche evtl. mit seitlichen, dureh ein Scharnier geteilten Stahlschienen ver- sehen sind." Wie ich glaube, handelt es sich aueh bei diesen Ban- dagierungen und Stfitzvorriehtungen nicht nur um rein mechanische Wirkungen, sondern um kfinstliche Vermehrung der sensiblen Reize. NOTIZ 0BER SIDEROPLEN. Erwiderung auf die Arbeit von Heubner in Jg. 6, Nr. 41, S. 1975 dieser Wochenschrift. ~ro1] J OSI,;PIt ZELTN],LR, Charlottenburg. Nach einer Notiz yon HEUBNER besteht nur ein unwesentlicher Unterschied zwischen Sideroplen und Ferrum oxydatum sacharatum. Sideroplen ist auf nleine Veranlassung klinisch und pharmako- logisch geprfift worden. Es ist eine chemisch einheitliche krystalli- nische Verbindung yon der Formel (C~H20~Fe). Na 5 HzO. l~berschichtet man loproz. Gelatineldsung in Glasr6hrchen einer- seits mit Sideroplen, andererseits mit EisenzuckerlOsung yon gleichem Eisengehalt, so beobachtet man, dab nach 96 StundeI1 das Sideroplen auf 11 mm in die Gelatine eingewandert ist. Eisenzucker dagegen hat kaum angef~rbt. Ei~zBeweis]i~rdenvollkommena'~deren Zustand des Eise~' im Siderople.n und im Eise~zucke,r. HEUBNER hat durch Ultrafiltration eineii kolloiden Anteil in der Sideroplenl6sung festgestellt. Es ist mir nicht gelungen, diesen Versuch zu reproduzieren. Ich babe Ultrafilter nach BECHHOLD benutzt (bezogen yon Schleicher & Schflll, mit 4,5% Eisessig- kolloidum impr'agniert; Tiltrierapparat nach IiRATZ, G6ttingen). Filtriert man durch diese Filter eine kolloidale L6sung yon Eisen, z. B. Ferrum oxydat, dialysat. Merck., so ltiuft das Tiltrat voll- kommen farblos ab. Auf dem Filter bleibt ein Niederschlag -- also sind diese Tilter Itir kolloidales Eisenhydroxyd vollkommen un- durchl~ssig. Sideroplenldsungen dagege~ gehen dutch diese Filter ohne Hinter- lassen einer Spur eines Niederschlages dutch; der Eisengehalt des JFiltrates hat sich auch nicht im geringsten ge~indert. Im Einklang mit dem HEUEN~Rschen Befunde konnte ich mittels einer ganz anderen Methode das Vorhandensein yon kolloiden Teil- ehen in einer Sideroplenl6sung nachweisen. Beobachtet man nXm- lich eine Sideroplenl6sung im Ultramikroskop, so zeigt es sich, dab diese L6sungen nicht optisch leer sind. Kolloidale Teilchen sind deutlich wahrnehmbar. Das Vorhandensein von kolloiden Teilchen in eiiier L6sung einer Eiseiiverbindung ist j edoch durchaus nicht verwunderlich. Niemand wird z.B. die L6sung yon Eisenammoniakalaun als eine kolloide

Zur Mechanischen Behandlung der Tabischen Ataxie

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Page 1: Zur Mechanischen Behandlung der Tabischen Ataxie

7 0 K L I N I S C H E W O C H E N S C

P u n k t i o n erreicht) b e s t i m m t u n d die P h e n o l t e t r a c h l o r - p h t a l e i n p r o b e (Chlor -cholegnos ty l , ,Gehe") anges te l l t .

Die 1 3 es t im mung des B i l i rub ins i m B l u t s e r u m bei e i ne m V e r s u c h s t i e r e rgab in der 4. W o c h e der S y n t h a l i n d a r r e i c h u n g d e n W e f t y o n 2,5 H. v. d. B e r g h s c h e Ei l lhe i ten . Bei a n d e r e n T ie ren k o n n t e ke ine Bilirubin~tmie nachgewiese l l werden . Bei a l ien H u n d e n w u r d e eine betr / tc l l t l iche 5 - - 4 o f a c h e Er- h 6 h u n g des 13i l i rnbingehal tes der Ga l lenb lasenga l l e fes tge- s tel l t . Die P h e n o l t e t r a c h l o r p h t a l e i n p r o b e e rgab d n r c h w e g s eine F u n k t i o n s s t 6 r u n g der Leber ; in der 3. bis 4. W o c h e k o n n t e in al len F/~llen eine b e m e r k b a r e V e r l ~ n g e r u n g der Ver- we i l sdaue r des F a r b s t o f f e s im B l u t s t r o m n a c h g e w i e s e n werden .

N a c h 4 w 6 c h e n t l i c h e r S y n t h a l i n d a r r e i c h u n g w u r d e n die i n n e r e n Org an e der g e t 6 t e t e n Tiere, a u c h die des frf iher ein- g e g a n g e n e n H u n d e s , h i s to log isch u n t e r s u e h t .

Die m ik ro sk op i s che U n t e r s u c h u n g , welche H e r r Dr. "vV. GRABOVr Ass is t . der II . nled. K l in ik in Lwdw, zuvor - k o m m e n d e r w e i s e v o r n a h m , e rgab to lgendes :

Lebcr aller Versuchs t i e r e : Ih re t r a b e c u l g r e u n d ac in6se S t r u k t u r f a s t ganz ve rwisch t . Die Leberze l l en gequollen, die Ze l lumr i s se v e r s c h w o m m e n . D a s deu t l i ch gek6rn te Pro to - p l a s m a weis t zah l re iche kle ine A u f h e l l u n g e n , die als Vakuol i - s i e r u n g oder als a u s g e l a u g t e Fe t t k i i ge l chen aufge iaBt w e rde n k 6 n n e n . Die S te rnze l l en s t a r k gequol len, e n t h a l t e n dunke l - b r a u n e K 6 r n c h e n . Die Zel lkerne ohne be sonde re Ver/~nde- r u n g e n . Die Leberg t inge ohne p a t h o l o g i s c h e n Befund .

Die F e t t r e a k t i o n m i t S u d a n I I I e rgab in den Leberze l l en zahlre iche, gelbl ich tXrbbare Fe t tk f ige l chen ; d a n e b e n a b e t a u c h deu t l i che Vakuo len .

D a s h i s to log ische Bild der Lebe r erwies n u n :/ortgeschrit tene regressive Verdnderungen der Leberzellen, welche sich als paren- chymat6se, ]ettige und vakuol~ire En tar tung ~uBern.

Die h i s to log ische U l l t e r s u c h u n g des ;]/iagens, Duodenums, der Gallenblase u n d Pankreas wies ke ine V e r ~ n d e r u n g e n auL Die S i n u s e n d o t h e l i e n der 21Iilz e n t h a l t e n bei al len H u n d e n massen l~af t d u n k e l b r a u n e s P i g m e n t . Die Niere eines HmldeS zeigte p a r e n c h y m a t S s e D e g e n e r a t i o n n l i t t l e r en Grades .

Es wu rd e also bei al len s y n t h a l i n i s i e r t e n T ie ren eine v i t a l n a c h w e i s b a r e Sch~tdigung der Lebe r kons t a t i e r t , die spfi ter d u r e h die h i s to log ische U n t e r s u c h u n g best~tt igt we rde n konn t e .

A u s den oben a n g e f i i h r t e n V e r s u c h e n geh t he rvo r : L D a s Syn t l l a l in is t in Dosen, welche zur E r n i e d r i g u n g

des B l u t z u c k e r s l l6tig s ind, n i ch t ind i f fe ren t , s o n d e r n d i r ek t sch~dl ich fiir den t i e r i s chen O r g a n i s m u s .

2. Die t o x i s c h e n Nebene r sche inunge l l , welehe b e i m Men- s c h e n w ~ h r e n d S y n t h a l i n d a r r e i c h u n g b e o b a c h t e t werden , m f i s s en als d u r c h Lebersch~td igung h e r v o r g e r u f e n au{- gefaBt werden .

3- Die F e s t s t e l l u n g n i e h t n u t funkt ione l le r , s o n d e r n a u e h a n a t o m i s e h c r Leberver~ tnderu l lgen bei l~ngerer Syn tha l i n i - s i e r u n g zwin g t zur allergr613ten Vors ich t bei t h e r a p e u t i s c h e r A n w e n d u n g des Mit te ls .

L i t e r a t u r : ~ FRANK, NOTHMANN, \VAGNER, Klin. Wochenschr. 1926, Nr. 45, S. 21oo. -- 2 FRANK, NO'rHMANN, WAGNER, Dtsch. reed. W'ochenschr. 1926, Nr. 49--50, S. 2070, 21o 7 . -- 3 ADLER, Klin. Wochenschr. 1927, Nr. II, S. 493. a JACOBI, ]~RLILL, Med. Klinik 1927, Nr. 27, S. 985. -- 5 MORAWlTZ. Mflnch. reed. \Vochen- schrift 1927, Nr. 14 S. 571. -- 6 SZCZEKLIK, P. Gaz. Lek. 1927, Nr. 2t, S. 396. 7 SZCZEKLIK, \u klin. \Vochenschr. 1927, Nr. 34. S. lO76. -- s ELMEI< KEDZlERSKI, Polska gazeta lekarska 1927, Nr. 24, S. 459. ~ U~IBER, Verein. f. inn. Med. n. Kinder- heilk., Berlin, 3 o. Mat 1927, ref.: Dtsch. nled. Wochenschr. 1927, Nr. 27, S. 1i'-,i. 10 GRASSI~EIM. PE~OW, Kiln. \Vochenschr. 1927, Nr. 35, S. I/,47.

Z U R M E C H A N I S C H E N B E H A N D L U N G D E R T A B I S C H E N A T A X I E .

Bemerkungen zu der Arbeit yon Erich Brinkmann in Jg. 6, Nr. 41, S. I95o dieser Wochenschrift.

Von Geh. NIed.-Rat . Prof . Dr. GOLDSCHEIDER, Berl in .

So gut wie vergessen ist die Hessingsche Korset tbehandlung bei Tabes, welche eine Zeitlang groBes Aufsehen gemaeht hat . Eine

H R I F T . 7. J A H R G A N G . N r . 2 8. JANUAR z92g

nicht geringe Zahl yon Pat ienten lobte diese Behandlung ganz aul3erordentlich. Der Erfolg derselben beruhte zum Tell auf der nebenher angewandten l~Jbungstherapie, zunl Tell abet darauf, dab der Druck des Korsettes dem Kranken Empf indungen zufflhrte, die in ihm das Gefflhl gr6geren Halts und einer gewissen Festigkeit erzeugten, was wieder eiii erh6htes Selbstvertrauen zur Tolge hatte.

Schon seit vielen Jahren habe ich atakt ische Tabiker zirkul~re elastische oder fest gewickelte Leiiienbinden um die Unterschenkel tragen lassen, in der Absicht, ihnen mehr sensible Merkmale zur Regulierung der Koordination zuzufflhren. Die Pat ienten geben tatsXehlich an, dab sie dadurch iilre Beine besser Iflhlen und beim Stehen und Gehen mehr Hal t haben. Auch babe ich objektive Besse- rungen des Ganges gesehen. Es ist ja bekannt , dab der Tabiker auch mi t Stiefelii besser geht als ohne solche. Ob es sich hierbei um einen Einflul3 auf den Muskeltonus handelt , wie I~RINKMANN meint oder, wie ich mir vorstelle, mn einen teilweisen Ersatz der verlorengegangenen sensiblen Merkmale, deren die t,2oordination bedarf, will ich dahingestellt sein lassen. {Sbrigens ist auf die Er- fahrung zu verweisen, dab auch der Gesunde barfuB nicht ganz so sicher geht wie mit bekleidetem TuB (wenn er nicht etwa des Bar- fuBgehens gewohnt ist), und dab das Tragen von Wickelgamaschen das Gefflhl gr613eren Haltes in den Beinen verleiht.

l~ber die sog. Tonusbandagen yon v. BAEY~R und I3RINKMANN babe ich keine Erfahrung, jedoch erscheint mir ihr Nutzen sehr ein- leuchtend.

Da BRINKMANN auch yon Gelenksicherung spricht, so setze ich &us LEYDEN-GOLDSCHEIDER, Die Erkrankungen des Rficken- markes (2. Aufl. 19o4), folgende SXtze hierher (S. 422): ,,Die An- legung yon Binden oder Lederkapseln um die Gelenke bei stgrkerer Ataxie, um den Gelenken gr6Bere Festigkeit zu erteilen, ist empfeh- lenswert, t3ei st~rkerenl Genu recurva tum empfiehlt es sich, einen Schienen-Hfilsen-Apparat tragen zu lassen, der das starke Durch- drfieken des Knies nach hinten verhindert. Zum Schutz des TuB- gelenkes tr~gt der Tabiker an1 besten starke Schnflrstiefel, welche evtl. mit seitlichen, dureh ein Scharnier geteilten Stahlschienen ver- sehen sind." Wie ich glaube, handel t es sich aueh bei diesen Ban- dagierungen und Stfitzvorriehtungen nicht nur u m rein mechanische Wirkungen, sondern um kfinstliche Vermehrung der sensiblen Reize.

N O T I Z 0 B E R S I D E R O P L E N . Erwiderung auf die Arbeit von Heubner in Jg. 6, Nr. 41,

S. 1975 dieser Wochenschrift.

~ro1]

J OSI,;PIt ZELTN],LR, C h a r l o t t e n b u r g .

Nach einer Notiz yon HEUBNER besteht nur ein unwesentlicher Unterschied zwischen Sideroplen und Fer rum oxyda tum sacharatum.

Sideroplen ist auf nleine Veranlassung klinisch und pharmako- logisch geprfift worden. Es ist eine chemisch einheitliche krystalli- nische Verbindung yon der Formel (C~H20~Fe). Na �9 5 HzO.

l~berschichtet man loproz. Gelatineldsung in Glasr6hrchen einer- seits mit Sideroplen, andererseits mit EisenzuckerlOsung yon gleichem Eisengehalt, so beobachtet man, dab nach 96 StundeI1 das Sideroplen auf 11 m m in die Gelatine eingewandert ist. Eisenzucker dagegen ha t ka um angef~rbt. Ei~zBeweis]i~rdenvollkommena'~deren Zustand des Eise~' im Siderople.n und im Eise~zucke,r.

HEUBNER ha t durch Ultrafi l tration eineii kolloiden Anteil in der Sideroplenl6sung festgestellt. Es ist mir nicht gelungen, diesen Versuch zu reproduzieren. Ich babe Ultrafilter nach BECHHOLD benutz t (bezogen yon Schleicher & Schflll, mi t 4,5% Eisessig- kolloidum impr'agniert; Til tr ierapparat nach IiRATZ, G6ttingen). Filtriert man durch diese Filter eine kolloidale L6sung yon Eisen, z. B. Ferrum oxydat, dialysat. Merck., so ltiuft das Tiltrat voll- kommen farblos ab. Auf dem Filter bleibt ein Niederschlag -- also sind diese Tilter Itir kolloidales Eisenhydroxyd vollkommen un- durchl~ssig.

Sideroplenldsungen dagege~ gehen dutch diese Filter ohne Hinter- lassen einer Spur eines Niederschlages dutch; der Eisengehalt des JFiltrates hat sich auch nicht im geringsten ge~indert.

Im Einklang mit dem HEUEN~Rschen Befunde konnte ich mittels einer ganz anderen Methode das Vorhandensein yon kolloiden Teil- ehen in einer Sideroplenl6sung nachweisen. Beobachtet man nXm- lich eine Sideroplenl6sung im Ultramikroskop, so zeigt es sich, dab diese L6sungen nicht optisch leer sind. Kolloidale Teilchen sind deutlich wahrnehmbar .

Das Vorhandensein von kolloiden Teilchen in eiiier L6sung einer Eiseiiverbindung ist j edoch durchaus nicht verwunderlich. Niemand wird z .B. die L6sung yon Eisenammoniakalaun als eine kolloide