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I818 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 3. JAHRGANG. Nr. 4 ~ 30. SEPTEMBER x924 der Siemensschen Behauptung daB die Naevi nicht erb!ich bedingt seien, fflhrt nun JuL. BAUEI~ 9) in einem sehr interessanten Ge- dankengange ans, dag sich E-Z. zueinander etwa wie die rechte nnd linke KSrperhalite eines Individumns verhalten. Er nimmt an, daB die Erbmasseii fiir rechts und links zwar de norma gleiche, trotzdem jedoch beide I™ nicht vollkommen gleich seien, da das Schraubungsprinzip und datait zusammenhangende Verschiedenheiten der sog. abhangigen Differenzierung in den Aufbaumechanismus beider K6rperhalften in verschiedener Weise eiiigreifen. So set der Lungenmittellappen IIormalerweise nur rechts vorhanden, seille Entwicklung set aber zweifelIos IIicht para- sonderii idiotypisch bedingt. Hemilaterale Merkmale mfisseii nach BAu~~, auch wenn sie idiotypischer Natur sind, bei E-Z. IIicht mit gr6Berer H~ufigkeit erwartet werden als bei Z-Z. oder bel sonstigen Geschwistern. Hieraus wiirde also hervorgehen, weshalb sich hem laterale Charaktere nicht bel beiden E-Z.-Partnern zu zeigen brauchen. Weiter kommt hier in Betracht, daB, wie ich schon friiher ausgefiihrt habe, die Teilung IIieht zwei v611ig gleiche Hi~lften ergibt. Ein Analogon bieten in dieser Hinsicht die Verh~ltiiisse bei der t(eduktioiisteilung, bel der uns die Forschungen von BRIDGES gezeigt haben, ,,daB ausnahmsweise zwei homologe Chromosomen in dieselbe Keimzelle gehen oder beide daraus wegbleiben k6nnen. Dasselbe kann wahrscheinlieh aueh bel den Teilstiicken der Chromo- someii, den Chromomereii, eintreten. Wenii in der Reduktions- teilung die Chromomerenkette iii zwei homologen Chromosomen einmal nicht genau an derselben Ste!le reil3t, so wird die Folge sein, daB ein Chromomer 'auf die ,falsche Seite' ger~Lt." (Zit. nach Leiiz-Menschliche Erblichkeitslehre von BAVR, FlSCt~ER und LENZ bei Lehmann, Miinchen 1921). Es handelt sich bei der zur Zwillings- bildung ftihrenden Teilung zwar IIieht um eine :Reduktionsteiliing, aber es liegt hier ein ]3eispiel vor, daB bei einer Teilung nicht jede Molekulargruppe, die sich auf der einen Seite befindet, auch in der andern zu sein brancht. Was nun die bilateralen Merkmale, zu denen die Tastfiguren geh6ren, aiigeht, so hat sich GA~J ~~ mit de~ normaIen Asym- metrien des menschlicheii K6rpers eingehend besch~ffigt. Er gelangte zu dem Ergebnis, daB ste ,,zustaiide kommen unter dem Zusammenwirken zweier das Wachstum regulierenden Faktoren: der von vornherein gegebenen Wachstumstendenzen und der post- embryonalen Inanspruchnahme. Die Gr613e beider Faktoren gegeneinander abzuw~gen, dazu siiid wir bisher noch nicht in allen F~llen imstande; daB aber wirklich mit beiden Dingen zu rechnen ist, Ungleichheit der ab ovo gegebenen Wachstumstendeiizen auf beiden Seiten and IIngleicher Belastung oder Inanspruchnahme beider Seiten des t™ dartiber kann wohl kein Zweifel herrschen". Zahlreiche Unterschiede zwischen 1Rechts und Links siiid demnach nicht rein paratypischer Natur, wir mtissen vielmehr bei ihnen in verschieden hohem MaBe mit den Erbanlagen rechnen nnd es sind nicht nur Wachstumstendenzen, die dabei mitspreehen, son- dern aiich die Art der Gene selbst. Dies zeigt uns auch wieder das BeispieI der Tastfiguren, bel denen der Erbfaktor der aus- schlaggebende ist, und die bei ein- und demselbeii Individuiim rechts und liiiks Ve auftre•en. Es mag sich mit den Erb- anlagen fiir beide X6rperh~lfteii hinsichtlich der bilateralen Merk- mme i~hnlich verhalten wie mit denjenigeii der E-Z.: aie zeiqen wohl weitgehende 8ind aber nicht v6llig gteich. So k6nnen sieh also hemilaterale Merkmale auf idiotypischer Gruiid- lage bei dem einen Partner cilles E-Z. Paares fiiideii, bel dem andern IIicht und bilaterale Merkmale k6iinen in verschiedener \u sich bel E-Z. zeigen. ]3et den bilateralen Charakteren wird es sieh wohl gew6hnlich nm kleine Unterschiede handeln, groBe Diffe- renzen di sich zumeist auf hemilaterale I™ beziehen. Es liegen demnach ve~schiedene Gr vor, au/denen das d~J]e~ente Au]treten von Naev~s und anderen Anoqnal~en bei E-Z. beruht und die dasselbe erkldren, ohne dafl man die erbliche Bedingtheit dge8er AJ]ek- tionen deshalb anzuzwei]dn braucht. Von M~lnOWSKY wiirden auf der diesjXhrigen Fr der ,,Rhein.-westf. Dermatol. Vereinjgung" in K61n Haare eines durch Eihautbefund diagnostisch gesicherten E-Z.-Paares demonstriert, die von verschiedener Farbe waren; eine solche Verschiedenheit eines bilateralen Merkmales, dessen Erblichkeit allgemein unbestritten ist, ist mit einer Erb- gleichheit nicht zu vereinbaren, Der Streit um Erbgleichheit oder hochgradige Erb~hnlichkeit mag Manchen wie ein solcher uii1 Kaisers Bart anmuten; er ist aber de facto groBer Bedeutung. weil IIur bel Voraussetzuiig v611iger Identiti~t der Erbmassen die Siemensschen weitgehenden SchluBfolgerungen 2iitreffen. Li t e r a t u r: 1) Dermatol. Wochenschr. 1924, Nf. 20. ~ 3) ZwiIlingspathologie. Berlin: Julius Springer 1924. -- 8) Miinch. med. Wochenschr. I924, Nf. 18. -- 4) M med. Wochenschr. 1924, Nf. 28. -- y Anat. Anz. 32, Nr. 8. -- o) Zeitschr. f. Ethnol. Jg. 46, 1914. -- ~) Arch. f. Dermatol. u. Syphilis, Orig. 117. -- s) Menschl. Erblichkeitslehre von BAUR, FISCHER und LENZ. Miinchen: Lehmaml I92I. -- *) Klin. Wochenschr. 1924 . Nr. ~7. -- ~0) Die normal. Asymetrien des menschlichea K6rpers. Jena: Gustav Fischer i9o 9. ZUR SERODIAGNOSTIK DER SYPHILIS MITTELS ,,BENZOCHOLEXTRAKTEN". Von H. SAc~s und A. KLOPSTOCK. Aus dem Institut fiix experimentelle Krebsiorsctmng in Heidelberg. Ira AnsehluB an unsere frfihere Mitteilung*) tiber die Verwendung von chole~terinierten l~inderherzextrakten mit Benzoeharzzu~atz (sog. ,,Benzoeholextrakten") zur Serodiagnose der Syphilis mittels Ausflocku¡ m6chten wir auf Yer~nderungen dieser Benzocho]-. extrakte hinweiseii, die eine l~ngeroe Gebrauchsi~higkeit der iertigen Extrakte einschr~nken. Es hat sich gezeigt, dal? bel l~ngerem Lagern der ferfigen Extrakte die Verdiinnungen in physiologischer Koch salz- 16sung rascher ausflocken, als diejenigen frisch bereiteter, und dal3 datait zugleich die FtockeiibiIdung in positiven Seris an Intensit~tt verliert. St6rend ist weiterhin der umstand daB bei Verwendung alterer Extrakte gelegentliche Unspezifitaten bei labilen Sertes auftreten. Haiid in Hand mit diesen biologischeii Veranderungen geht eine Zuiiahme der Aciditat, die wohl, wenigsteiis zu einem gewissen Teil, ein wesentliches Moment der Alteration darstelIt. Von praktischer Bedeutung ist, dafl ]ris& bereitete oder nur Icurze Zeit (8 Tage) gelagerte Gemisehe von cholesteriniertem Rinderherz- extrakt und Benzoeharzldsung vollstiindig ]rei von den genannten St6rungen sind. Wir sehen uns daher zu der Anweisung veranlaBt, fertige Benzocholextrakte nicht l~iiger als 8 Tage zu verwenden. Dementsprechend werdeii wir in ZukunIt die beiden Stamm- 15sungen: 1. cholesteriiiierfen Rinderherzextrakt, 2. alkoholisehe BenzoeharzlSsuiig, getrennt und geiiau aufeinander eingestellt abgeben, Die beiden Komponenten siiid in bestimmtem VerhMtnis zu mischen. Ffir uiisern Benzocholextrakt V betragt das MischungsverhMtiiis I o ccm cholesterinierten Rinderherzextrakts uiid 3 ccm ioproz. 13enzoe- harzl6sung. Das Gemisch stellt den gebrauchsfertigeii Benzoehol- extrakt dar, der nur 8 Tage lang gebraucht werden darf und nach Vorschri rasch 2ofach mit I™ zu verdiinnen ist. Derartige frische Benzoeholextrakte seheinen deii Vorteil zu habeii, daB man gr6Bere Mengen von Extraktverdiiiinuiig auf einmM bereiten kann; flber die quantitativen Greiizeii werden weitere Erfahrungen entscheiden mfissen. In unserer I. Mitteilung hatteii wir empfohlen, die Reaktion mit 2 Extrakteii, einem Benzoeholextrakt ohiie Lecithin uiid eiiiem Benzocholextrakt mit Lecithinzusatz auszuffihren. Da iiizwischen die weiteren ErIahrungen gezeigt haben, daB der Leci- thinzusatz an deii Ergebnissen IIichts i~ndert, sondern ledig~ich die negativen Sera etwas st~rker aufhellt, erachten wir das Arbeiten mit Benzocholextrakten ohne Lecithinzusatz als binreichend. KURZE WISSENSCHAFT ZUR TOPOGRAPHIE DES RHOMBENCEPHALEN PHONATIONSZENTRUMS. Von E. A. SPIEGEL und E. V. ULLMANN. Mit Studien fiber die BeeinfluBbarkeit der Phonation durch subcorticale Ganglien beseh~ftigt, erwies es sich uns als no• zun~chst tiber die Abgrenzung des im Rhomben- cephalon gelegenen Lautgebungszentrums I™ zu ge- win_ncn, Reizversuche, wie sic von SENON und HORSLEY, DU LICHE MITTEILUNGEN. BOIS-~:~EYMOND und KATZENSTt~IN angestellt wurden und zur Abgrenzung verschiedener Foci fur Abduction und Ad- duction der Stimmb~nder ara Boden des 4- Ventrikels ftihrten, k6nnen schon darum keinen beiriedigenden AuischluB geben, weil es in diesen Versuchen unentschieden bleiben mu~, ob r171 r Ganglienzellengruppen, also ,,Zentren ode nur durchziehende Bahnen gereizt wurden, sofern nicht die an der betreffenden Reizstelle vorbeiziehende Faserung durch Degenerafion un- erregbar geworden ist. Aber auch die bisherigen Durch- *) (In Gemeinschaft mit T, OHASHI) diese Wo™ I924, Nf. 3o,

Zur Serodiagnostik der Syphilis Mittels „Benzocholextrakten“

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I 8 1 8 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 3. J A H R G A N G . Nr . 4 ~ 30. S E P T E M B E R x924

der Siemensschen Behauptung�87 daB die Naevi nicht erb!ich bedingt seien, fflhrt nun JuL. BAUEI~ 9) in einem sehr interessanten Ge- dankengange ans, dag sich E-Z. zueinander etwa wie die rechte nnd linke KSrperhalite eines Individumns verhalten. Er n immt an, daB die Erbmasseii fiir rechts und links zwar de norma gleiche, t rotzdem jedoch beide I™ nicht vollkommen gleich seien, da das Schraubungsprinzip und datai t zusammenhangende Verschiedenheiten der sog. abhangigen Differenzierung in den Aufbaumechanismus beider K6rperhalften in verschiedener Weise eiiigreifen. So set der Lungenmit tel lappen IIormalerweise nur rechts vorhanden, seille Entwicklung set aber zweifelIos IIicht para- sonderii idiotypisch bedingt. Hemilaterale Merkmale mfisseii nach BAu~~, auch wenn sie idiotypischer Natur sind, bei E-Z. IIicht mit gr6Berer H~ufigkeit erwartet werden als bei Z-Z. oder bel sonstigen Geschwistern. Hieraus wiirde also hervorgehen, weshalb sich hem�9 laterale Charaktere nicht bel beiden E-Z.-Partnern zu zeigen brauchen. Weiter kommt hier�8 in Betracht, daB, wie ich schon friiher ausgefiihrt habe, die Teilung IIieht zwei v611ig gleiche Hi~lften ergibt. Ein Analogon bieten in dieser Hinsicht die Verh~ltiiisse bei der t(eduktioiisteilung, bel der uns die Forschungen von BRIDGES gezeigt haben, ,,daB ausnahmsweise zwei homologe Chromosomen in dieselbe Keimzelle gehen oder beide daraus wegbleiben k6nnen. Dasselbe kann wahrscheinlieh aueh bel den Teilstiicken der Chromo- someii, den Chromomereii, eintreten. Wenii in der Reduktions- teilung die Chromomerenkette iii zwei homologen Chromosomen einmal nicht genau an derselben Ste!le reil3t, so wird die Folge sein, daB ein Chromomer 'auf die ,falsche Seite' ger~Lt." (Zit. nach Leiiz-Menschliche Erblichkeitslehre von BAVR, FlSCt~ER und LENZ bei Lehmann, Miinchen 1921). Es handel t sich bei der zur Zwillings- bildung ftihrenden Teilung zwar IIieht um eine :Reduktionsteiliing, aber es liegt hier ein ]3eispiel vor, daB bei einer Teilung nicht jede

Molekulargruppe, die sich auf der einen Seite befindet, auch in der andern zu sein brancht .

Was n u n die bilateralen Merkmale, zu denen die Tastfiguren geh6ren, aiigeht, so ha t sich GA~J�87 ~~ mit de~ normaIen Asym- metrien des menschlicheii K6rpers eingehend besch~ffigt. Er gelangte zu dem Ergebnis, daB ste ,,zustaiide kommen unter dem Zusammenwirken zweier das Wachs tum regulierenden Faktoren: der von vornherein gegebenen Wachstumstendenzen und der post- embryonalen Inanspruchnahme. Die Gr613e beider Faktoren gegeneinander abzuw~gen, dazu siiid wir bisher noch nicht in allen F~llen imstande; daB aber wirklich mit beiden Dingen zu rechnen ist, Ungleichheit der ab ovo gegebenen Wachstumstendeiizen auf beiden Seiten and IIngleicher Belastung oder Inanspruchnahme beider Seiten des t™ dartiber kann wohl kein Zweifel herrschen". Zahlreiche Unterschiede zwischen 1Rechts und Links siiid demnach nicht rein paratypischer Natur, wir mtissen vielmehr bei ihnen in verschieden hohem MaBe mit den Erbanlagen rechnen nnd es sind nicht nur Wachstumstendenzen, die dabei mitspreehen, son- dern aiich die Art der Gene selbst. Dies zeigt uns auch wieder das BeispieI der Tastfiguren, bel denen der Erbfaktor der aus- schlaggebende ist, und die bei ein- und demselbeii Individuiim rechts und liiiks Ve�9 auftre•en. Es mag sich mit den Erb- anlagen fiir beide X6rperh~lfteii hinsichtlich der bilateralen Merk-

m m e i~hnlich verhal ten wie mit denjenigeii der E-Z.: aie zeiqen wohl weitgehende �99 8ind aber nicht v6llig gteich. So k6nnen sieh also hemilaterale Merkmale auf idiotypischer Gruiid- lage bei dem einen Par tner cilles E-Z. Paares fiiideii, bel dem andern IIicht und bilaterale Merkmale k6iinen in verschiedener \u sich bel E-Z. zeigen. ]3et den bilateralen Charakteren wird es sieh wohl�9 gew6hnlich nm kleine Unterschiede handeln, groBe Diffe-

r e n z e n di�9 sich zumeist auf hemilaterale I™ beziehen. Es liegen demnach ve~schiedene Gr�9 vor, au /denen das d~J]e~ente Au]treten von Naev~s und anderen Anoqnal~en bei E-Z. beruht und die dasselbe erkldren, ohne dafl man die erbliche Bedingtheit dge8er AJ]ek- tionen deshalb anzuzwei]dn braucht. Von M~lnOWSKY wiirden auf der

diesjXhrigen Fr�9 der ,,Rhein.-westf. Dermatol.

Vereinjgung" in K61n Haare eines durch Eihautbefund diagnostisch gesicherten E-Z.-Paares demonstriert, die von verschiedener Farbe waren; eine solche Verschiedenheit eines bilateralen Merkmales, dessen Erblichkeit allgemein unbest r i t ten ist, ist mi t einer Erb- gleichheit nicht zu vereinbaren, Der Streit um Erbgleichheit oder hochgradige Erb~hnlichkeit mag Manchen wie ein solcher uii1 Kaisers Bar t anmuten ; er ist aber de facto �87 groBer Bedeutung. weil IIur bel Voraussetzuiig v611iger Identiti~t der Erbmassen die Siemensschen weitgehenden SchluBfolgerungen 2iitreffen.

L i t e r a t u r : 1) Dermatol . Wochenschr. 1924, Nf . 20. ~ 3) ZwiIl ingspathologie. Ber l in : Ju l iu s Spr inger 1924. - - 8) Miinch. med. Wochenschr. I924, Nf. 18. - - 4) M�9 med. Wochenschr. 1924, Nf . 28. - - y Anat . Anz. 32, Nr. 8. - - o) Zeitschr. f. E thno l . Jg. 46, 1914. - - ~) Arch. f. Dermatol . u. Syphi l is , Orig. 117. - - s) Menschl. Erbl ichkei ts lehre von B A U R , F I S C H E R und LENZ. Miinchen: Lehmaml I92I . - - *) Kl in . Wochenschr. 1924 . Nr. ~7. - - ~0) Die normal . Asymet r i en des menschl ichea K6rpers. J e n a : G u s t a v Fischer i 9o 9.

ZUR SERODIAGNOSTIK DER SYPHILIS MITTELS ,,BENZOCHOLEXTRAKTEN".

Von

H. SAc~s u n d A. KLOPSTOCK. Aus dem I n s t i t u t fiix experimentel le Krebsiorsctmng in Heidelberg.

Ira AnsehluB an unsere frfihere Mitteilung*) tiber die Verwendung von chole~terinierten l~inderherzextrakten mit Benzoeharzzu~atz (sog. , ,Benzoeholextrakten") zur Serodiagnose der Syphilis mittels Ausflocku¡ m6chten wir auf Yer~nderungen dieser Benzocho]-. extrakte hinweiseii, die eine l~ngerœ Gebrauchsi~higkeit der iertigen Ext rakte einschr~nken. Es ha t sich gezeigt, dal? bel l~ngerem Lagern der ferfigen Ext rakte die Verdiinnungen in physiologischer Koch salz- 16sung rascher ausflocken, als diejenigen frisch bereiteter, und dal3 datai t zugleich die FtockeiibiIdung in positiven Seris an Intensit~tt verliert. St6rend ist weiterhin der u m s t a n d daB bei Verwendung alterer Ext rak te gelegentliche Unspezifi taten bei labilen Sertes auftreten. Haiid in Hand mit diesen biologischeii Veranderungen geht eine Zuiiahme der Aciditat, die wohl, wenigsteiis zu einem gewissen Teil, ein wesentliches Moment der Alteration darstelIt.

Von praktischer Bedeutung ist, dafl ]ris& bereitete oder nur Icurze Zeit (8 Tage) gelagerte Gemisehe von cholesteriniertem Rinderherz- extrakt und Benzoeharzldsung vollstiindig ]rei von den genannten St6rungen sind. Wir sehen uns daher zu der Anweisung veranlaBt, fertige Benzocholextrakte nicht l~iiger als 8 Tage zu verwenden. Dementsprechend werdeii wir in ZukunIt die beiden Stamm- 15sungen:

1. cholesteriiiierfen Rinderherzextrakt , 2. alkoholisehe BenzoeharzlSsuiig,

getrennt und geiiau aufeinander eingestellt abgeben, Die beiden Komponenten siiid in bes t immtem VerhMtnis zu mischen. Ffir uiisern Benzocholextrakt V betragt das MischungsverhMtiiis I o ccm cholesterinierten Rinderherzextrakts uiid 3 ccm ioproz. 13enzoe- harzl6sung. Das Gemisch stellt den gebrauchsfertigeii Benzoehol- extrakt dar, der nur 8 Tage lang gebraucht werden darf und nach Vorschri �9 rasch 2ofach mit I™ zu verdiinnen ist.

Derartige frische Benzoeholextrakte seheinen deii Vorteil zu habeii, daB man gr6Bere Mengen von Extraktverdii i inuiig auf einmM bereiten kann; flber die quant i ta t iven Greiizeii werden weitere Erfahrungen entscheiden mfissen.

In unserer I. Mitteilung hat tei i wir empfohlen, die Reaktion mit 2 Extraktei i , einem Benzoeholextrakt ohiie Lecithin uiid eiiiem Benzocholextrakt mit Lecithinzusatz auszuffihren. Da iiizwischen die weiteren ErIahrungen gezeigt haben, daB der Leci- thinzusatz an deii Ergebnissen IIichts i~ndert, sondern ledig~ich die negativen Sera etwas st~rker aufhellt, erachten wir das Arbeiten mit Benzocholextrakten ohne Lecithinzusatz als binreichend.

K U R Z E W I S S E N S C H A F T

ZUR TOPOGRAPHIE DES RHOMBENCEPHALEN PHONATIONSZENTRUMS.

Von E. A. SPIEGEL u n d E. V. ULLMANN.

Mi t S t u d i e n f iber die Bee in f luBbarke i t der P h o n a t i o n d u r c h subcor t i ca le Gang l i en beseh~f t ig t , erwies es s ich uns als no• z u n ~ c h s t t iber die A b g r e n z u n g des i m R h o m b e n - cepha lon ge legenen L a u t g e b u n g s z e n t r u m s I™ zu ge- win_ncn, Re izve r suche , wie sic v o n SENON u n d HORSLEY, DU

L I C H E M I T T E I L U N G E N . B O I S - ~ : ~ E Y M O N D u n d KATZENSTt~IN anges t e l l t w u r d e n und zur A b g r e n z u n g ve r sch iedene r Foc i fur A b d u c t i o n u n d Ad- duc t ion der S t i m m b ~ n d e r ara B o d e n des 4- V e n t r i k e l s f t ihr ten , k 6 n n e n schon d a r u m ke inen be i r i ed igenden Auisch luB geben, weil es in d iesen V e r s u c h e n u n e n t s c h i e d e n b le iben mu~, ob

r171 r Gangl ienze l l engruppen , also , ,Zen t r en ode n u r d u r c h z i e h e n d e B a h n e n gere iz t wurden , sofern n i c h t die a n der be t r e f f enden Reizs te l le vo rbe i z i ehende F a s e r u n g d u r c h Degene ra f i on un- e r r egba r geworden ist. A b e r a u c h die b i sher igen Durch - *) (In Gemeinschaf t m i t T, OHASHI ) diese Wo™ I924, Nf. 3o,