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Heft 9. CHEMISCHE REVUE. 22 1 Es gestattet daher die Phytosterinazetatprobe nicht nur die geharteten Pflanzenole als solche zu erkennen, sondern sie auch selbst in geringen Mengen in tierischen Fetten nachzuweisen. 6. Eine weiter zu erorternde Frage ist die, wie sich die geharteten Oele den bekannten Pflanzenol-Reaktionen gegenuber verhalten. Ich habe in dieser Richtung bisher nur die Reaktionen von Baudouin und Halphen bei dem Sesamol Nr. 7 und dern Baumwollsaatol Nr. 9 gepruft und hierbei das uberraschende Ergebnis erhalten, dass die Hal phen'sche Reak- tion bei dem Baumwollsaatole vollstandig negativ') ausfiel, wahrend die B a u d ouin'sche Reaktion bei dem Sesamol nicht nur positiv war, sondern sogar auffallend stark eintrat. 7. Von besonderem Interesse ist endlich die Frage, ob bei dem Hartungsprozess wesentliche Mengen des als Katalysator dienenden Nickels in das Oel ubergehen. Ich selbst habe diese Frage noch nicht prufen konnen. Nach den Erfahrungen des Chemikers der Bremen-Besigheimer Oeifabriken, Herrn Dr. Prall, sol1 dies nur dann der Fall sein, wenn die verwendeten Rohole wesentliche Mengen freier Fettsauren enthalten, wie dies z. B. bei dem Rohole des Sesamoles Nr. 8 (mit !2,58% Saure) und des Waltranes Nr. 13 (mit 0,61% Saure) der Fall war. Was den Nachweis d e s Nickels in den geharteten Oelen betrifft, so habe ich auch daruber selbst noch keine Gelegenheit gehabt, Erfahrungen zu sammeln. Nach den Angaben des Herrn Dr. Prall fuhrt man den Nachweis des Nickels zweckmassig in folgender Weise: 5-10 g Fett werden rnit dem gleichen Volurnen konzentrierter Salzsaure in einem Reagenzglase irn Wasserbade eine halbe Stunde lang unter ofterem Umschutteln erwarmt ; dann wird die Masse durch ein angefeuchtetes Filter filtriert und der saure Auszug in einer Porzellan- schale verdampft. Der Ruckstand wird mit einer 1 prozentigen alkoholischen Dimethylglyoxim- Losung betupft. Beim Vorhandensein von Nickel zeigt sich eine Rotfarbung, die mitunter beim Zusatz von etwas Ammoniak noch besser hervortritt. 1st der sauere Auszug selbst schon stark gefarbt, so entfernt man den Farbstoff vor Anstellung der Reaktion durch Tierkohle. Nach den Beobachtungen des Herrn Dr. Prall zeigen auch manche frisch gepressten Oele beim Behandeln mit Salzsaure und dir e k t e r Prufung rnit Dimethylglyoxim-Losung und Ammoniak eine Rotfarbung, obgleich kein Nickel darin vorhanden ist. - - Diese beiden geharteten Oele erwiesen sich als nickelhaltig3. (Schluss folgt.) I) Nach Mitteilung des Herrn Dr. P r a l l wird dagegen die Hauchecorne'sche Reaktion des Baumwollsrrtoles ') Eine nachtragliche Bestimmung des Nickelgehaltes ergab: Sesamol Nr. 8: 0,010% Asche mit 0,0060% Nicktloxyd (NisOs) Waltran Nr. 13: 0,006% D 3 0,00451 m durch den Hartungsprozess nicht beeinflusst. Zur Theorie der Reibung geschmierter Maschinenteile. Von Professor Dr. L. Ubbelohde. Mitteilnng &us dem Chemisch-Technischen Institnt der Technischen Hochschule zn Karlsruhe. (Referat.) Der Verfasser teilt in gedrangter Form Ergebnisse von Forschungen iiber die wichtige Frage der Reibung geschmierter Maschinenteile und die Schmiermittelpriifung mit, zu der er in mehrerer Hinsicht eine grur dsatzlich nene Stellung einnimmt. Man glanbte bis jetzt im allgemeinen, dass fur die Schmierfahigkeit der Oele ausaer der inneren Reibung (Ziihigkeit, Viskositiit) die iiussere Reibnng, oder, wie man sie auch nannte, Schliipfrigkeit, Adhiisionsfaktor usw., von ausschlapgebender Bedeutung sei. Der Verfasser weist jedoch nach, dass nur die Zkhigkeit nnd die Kapiilaritft des Oeles fur seine Wirknng im Lager in Betracht kommen. In dem Abschnitt I, >Physikalische Grundlagene, wird zunachst dargelegt, dass nur benetzende Fliissigkeiten zum Schmieren geeignet sind. da nur diese das Bestreben hrben, dnrch H a p i l l a r i t a t sich dahin zu drangen, wo Zapfen und Lager sich am niichsten sind und die Gefahr der BerPhrung und dadureh Eorrodierung des Lagers am grossten irt. Ansser der Eigeuschaft des Benetzens (und der Kapillaritiit) der Fliissigkeiten kommt nach dem Verfasser nur noch die Ziihigkeit in Betracht. Naeh knrzen allgemeinen Darlegungen iiber dae die innere Reibung (Ziihigkeit) behandelnde Newton'sche Geeetz wird die E r m i t t e l ung der Ziihigkeit (Viskositft) besprochen. Hierbei sind zwei Gruppen von Masssystemen an untermheiden, das in der Pbyaik iibliche Masssystem nnd die technischen Maessysteme. Die in der Phyaik iiblichen Masssysteme geben Zahlen, die der Ziihigkeit proportional und nnabhgngig von der Art der Versnchs- ansfuhrnng rind. Die technischen Masssysteme dagegen sind an bestimmte Apparate von konventionellen Ab- messungen gebnnden, und die rnit ihnen erhaltenen Zahlen unterscheiden sich von den in der Physik iiblichen Mascleystemen deshalb nicht nnr dadnrch, dass sie oft eine andere Bezugseinheit hsben, sondern sie sind: 1. der Ztihigkeit nicht proportional (z. B. ist ein Oel mit der Engler-Zahl 2 nicht doppelt so wie ein anderes mit der Engler-Zahl l),

Zur Theorie der Reibung geschmierter Maschinenteile

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Page 1: Zur Theorie der Reibung geschmierter Maschinenteile

Heft 9. CHEMISCHE REVUE. 22 1

Es g e s t a t t e t d a h e r d i e P h y t o s t e r i n a z e t a t p r o b e n i ch t nu r d i e g e h a r t e t e n Pflanzenole a l s so lche zu e rkennen , s o n d e r n s i e a u c h se lbs t in ge r ingen Mengen in t ie r i schen F e t t e n nachzuweisen.

6. Eine weiter zu erorternde Frage ist die, wie sich die geharteten Oele den bekannten P f l anzeno l -Reak t ionen gegenuber verhalten. Ich habe in dieser Richtung bisher nur die Reaktionen von Baudouin und Ha lphen bei dem Sesamol Nr. 7 und dern Baumwollsaatol Nr. 9 gepruft und hierbei das uberraschende Ergebnis erhalten, dass die H a l phen'sche Reak- tion bei dem Baumwollsaatole vollstandig negativ') ausfiel, wahrend die B a u d ouin'sche Reaktion bei dem Sesamol nicht nur positiv war, sondern sogar auffallend stark eintrat.

7. Von besonderem Interesse ist endlich die Frage, o b bei dem H a r t u n g s p r o z e s s wesen t l i che Mengen d e s a l s K a t a l y s a t o r d i e n e n d e n N i c k e l s in d a s O e l ube rgehen . Ich selbst habe diese Frage noch nicht prufen konnen. Nach den Erfahrungen des Chemikers der Bremen-Besigheimer Oeifabriken, Herrn Dr. Pra l l , sol1 dies nur dann der Fall sein, wenn die verwendeten Rohole wesentliche Mengen freier Fettsauren enthalten, wie dies z. B. bei dem Rohole des Sesamoles Nr. 8 (mit !2,58% Saure) und des Waltranes Nr. 13 (mit 0,61% Saure) der Fall war.

Was den N a c h w e i s d e s N i c k e l s in den geharteten Oelen betrifft, so habe ich auch daruber selbst noch keine Gelegenheit gehabt, Erfahrungen zu sammeln. Nach den Angaben des Herrn Dr. P r a l l fuhrt man den Nachweis des Nickels zweckmassig in folgender Weise:

5-10 g Fett werden rnit dem gleichen Volurnen konzentrierter Salzsaure in einem Reagenzglase irn Wasserbade eine halbe Stunde lang unter ofterem Umschutteln erwarmt ; dann wird die Masse durch ein angefeuchtetes Filter filtriert und der saure Auszug in einer Porzellan- schale verdampft. Der Ruckstand wird mit einer 1 prozentigen alkoholischen Dimethylglyoxim- Losung betupft. Beim Vorhandensein von Nickel zeigt sich eine Rotfarbung, die mitunter beim Zusatz von etwas Ammoniak noch besser hervortritt. 1st der sauere Auszug selbst schon stark gefarbt, so entfernt man den Farbstoff vor Anstellung der Reaktion durch Tierkohle.

Nach den Beobachtungen des Herrn Dr. P r a l l zeigen auch manche frisch gepressten Oele beim Behandeln mit Salzsaure und d i r e k t e r Prufung rnit Dimethylglyoxim-Losung und Ammoniak eine Rotfarbung, obgleich kein Nickel darin vorhanden ist.

- -

Diese beiden geharteten Oele erwiesen sich als nickelhaltig3.

(Schluss folgt.)

I) Nach Mitteilung des Herrn Dr. Pra l l wird dagegen die Hauchecorne'sche Reaktion des Baumwollsrrtoles

') Eine nachtragliche Bestimmung des Nickelgehal tes ergab: Sesamol Nr. 8: 0,010% Asche mit 0,0060% Nicktloxyd (NisOs) Waltran Nr. 13: 0,006% D 3 0,00451 m

durch den Hartungsprozess nicht beeinflusst.

Zur Theorie der Reibung geschmierter Maschinenteile. Von Professor Dr. L. Ubbelohde .

Mitteilnng &us dem Chemisch-Technischen Institnt der Technischen Hochschule zn Karlsruhe. (Referat.)

Der Verfasser teilt in gedrangter Form Ergebnisse von Forschungen iiber die wichtige Frage der Reibung geschmierter Maschinenteile und die Schmiermittelpriifung mit, zu der er in mehrerer Hinsicht eine grur dsatzlich nene Stellung einnimmt. Man glanbte bis jetzt im allgemeinen, dass fur die Schmierfahigkeit der Oele ausaer der inneren Reibung (Ziihigkeit, Viskositiit) die iiussere Reibnng, oder, wie man sie auch nannte, Schliipfrigkeit, Adhiisionsfaktor usw., von ausschlapgebender Bedeutung sei. Der Verfasser weist jedoch nach, dass nur die Zkhigkeit nnd die Kapiilaritft des Oeles fur seine Wirknng im Lager in Betracht kommen.

In dem Abschnitt I, >Physikalische Grundlagene, wird zunachst dargelegt, dass nur b e n e t z e n d e F l i i s s i g k e i t e n zum Schmieren geeignet sind. da nur diese das Bestreben hrben, dnrch H a p i l l a r i t a t sich dahin zu drangen, wo Zapfen und Lager sich am niichsten sind und die Gefahr der BerPhrung und dadureh Eorrodierung des Lagers am grossten irt. Ansser der Eigeuschaft des Benetzens (und der Kapillaritiit) der Fliissigkeiten kommt nach dem Verfasser nur noch die Z i i h i g k e i t in Betracht.

Naeh knrzen allgemeinen Darlegungen iiber dae die innere Reibung (Ziihigkeit) behandelnde Newton'sche Geeetz wird die E r m i t t e l u n g der Ziihigkeit (Viskositft) besprochen. Hierbei sind zwei Gruppen von Masssystemen an untermheiden, das in der Pbyaik iibliche Masssystem nnd die technischen Maessysteme. Die in der Phyaik iiblichen Masssysteme geben Zahlen, die der Ziihigkeit proportional und nnabhgngig von der Art der Versnchs- ansfuhrnng rind. Die technischen Masssysteme dagegen sind an bestimmte Apparate von konventionellen Ab- messungen gebnnden, und die rnit ihnen erhaltenen Zahlen unterscheiden sich von den in der Physik iiblichen Mascleystemen deshalb nicht nnr dadnrch, dass sie o f t eine andere Bezugseinheit hsben, sondern sie sind:

1. der Ztihigkeit nicht proportional (z. B. ist ein Oel mit der Engler -Zahl 2 nicht doppelt so wie ein anderes mit der Engler-Zahl l),

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2. nicht immer mit einander vergleichbar, 3. nicht ohne weiteres in das physikalische Masssystem umznrechnen. Technische Messapparate gibt es eine ganze Anzahl, die alle verschiedene Werte ergeben; z. B. das

Engler ' sche Viskaimeter (Deutschland usw.), das Saybold 'whe (Amerika), das Eedwood'sche (England), das Barbey 'sche (Frankreich) UPW.

Da es aus spater noch behandelten Griinden von grosster Wichtigkeit ist, in dem physikalischen Mass- system zn messen, die direkte Messung in dieaem System jedoch experimentell zu schwierig ist, hat der Verfasser schon friiher die Mittel gefunden, die Angaben der konventionellen Appnrate umzurechnen in Angaben nacb physikalischem Massaystem. Die hierfiir in Frage kommende theoretisch abgeleitete und experimentell naher beatimmte Formel erlaubt aus den Englergraden den sogenannten Zahigkeitsfaktor zu berechneu.

a , m Z =i 4,071 E - - E Hierin bedeutet E die Englerzahl, Z den Zahigkeitsfaktor. Der Ton U h be lo h d e eingefiihrte Ziihigkeits-

faktor kommt der speziiischen Zahigkeit schon sehr nahe (vergl. folgende Formel) und kann als t e c h n i s c h e s M a s s direkt benutzt werden.

Mit Eilfe des Ztihigkeitsfaktors wird dann gefunden: 1. Die spezifische ZBhigkeit z (bezogen auf die Zahigkeit des Wassers von O p = 1) nach der Formel:

z = z . s . 2. Die absolute ZBhigkeit 11 im C.-(3.-S.-System nach der Formel:

11 = Z * s - 0,01797 cm - I g Bec --I.

I n diesen Formeln bedeutet s das epezifische Gewicht der Eliissigkeit bei der Versuchstemyeratur, der Zahlenfaktor 0,01797 die ZLihigkeit des WaRsers von 0" im [email protected].

Um die Rechnung zu ersparen, sind mit Hilfe der obeuerwahnten Formeln die Tabellen zum Engler 'schen Viskosimeter') von U b b e l o h d e berechnet, aus denen mit grosser Genauigkeit die allen Englergraden zugehorigen Zahigkeitsfaktoren entnommen werden k6nnen.

Der Zahigkeitsfaktor gewinnt eine besondere Bedeutung fur den internationalen Verkehr, weil er er- moglichen wurde, die Angaben aller technischen Viskosimeter miteinander zu vergleichen, sobald man deren Beziehungen zum Zahigkeitsfaktor ebenso festgestellt haben wird, wie es fur daa E n g l er'ache Viskosimeter bereits geschehen ist. Mit der Ansarbeitung dar hierfiir notwendigen Tabellen sind im Augenblick die nationalen Sektionen der i n t e r n a t i o n a l e n P e t r o l e u m - Kom mi ss ion (Zentrale Karlsruhe in Baden) beschaftigt.

I n einem weiteren Eapitel iiber die i iussere R e i b u n g (darunter ist verstanden die Reibung zwischen Fliissigkeit und der angrenzenden festen Lagerwand) weist Verfasser zum Teil auf Grund eigener Versuche nach, dass die Lussere Reibung fur die Ableitung des hydrody~amischen Widerstandes im geachmierten Maschinenlager vollig zu vernachliissigen ist. Die irrtiimiiche Annahme eines derartigen Einflusses hatte jedoch dazu gefiihrt, die Schmiermittelpriifung in vollig falsche Bahnen zu lenken. Man hatte geglaubt, dass ausser der Zahigkeit eben diese aussere Reibung (Schliipfrigkeit, Ausdauerfahigkeit, schichtenbildende Kraft, Adhasion) eine ausschlag- gehende Rolle im geschmierten Maschinenlager spielte. Irrefiihrend in dieser Beziehung war besonders eiue um- fassende experimentelle Arbeit, die auf Viranlassung des Schmiermaterial-Komitees im Nieder-Gsterreichischen Gewerbeverein ausqefiihrt wurde*). Uurch diese Arbeit glaubte man den sogenannten A d h a s ion s f a k t o r a18 liochst wichtige Eigenschaft des Schmiermittels bestimmt zu haben. Der Adbasionsfaktor erschien als eine be- sondere, zahlenmassig stark schwankende (von 0,1-62) Eigenschaft des Scbmiermaterials, welche das Verhalten des Oeles zur festen Wand charakterisierte und von ausschlaggehendem Einfluss fur den Schmiervorgang sein sollte. Dies war ein Trugschluss, begriindet darin, dass man die Zahigkeitsangaben nach dem technischen Mass- system des E n g l e r'schen Viskosimeters als proportionalen Ausdruck fur die ZLihigkeit angesehen hatte. Nach Anwendung der Ubbelohde'schen Tabellen zum Engler 'achen Viskosimeter anf die Ergebnisse, stellte sich namlich heraus, dass der Zahigkeitsfaktor nicht esistiert.

I n dem zweiten Abscbnitt werden d i e G e s e t z e d e r R e i b u n g i m g e s c h m i e r t e n M a s c h i n e n l a g e r im Anschluss an theoretische Studien von P e t r o f f , S o m m e r f e l d und andercn behandelt. Beim Vergleich der theoretischen Untersw hungen von Sommerfeld mit praktischen Untersnchungen von S t r i e h e c k zeigt sich, dase zwar in grossen Zfigen eine Uebereinstimmnng zwischen Theorie und Experiment besteht, dass aber andrerseits such sehr erhebliche Unterschiede vorhanden sind. Der Verfasser fiihrt diese Abweichungen einerseits zuriick anf Erschiitterungswiderstande in der Schmierschicht (kritische Geschwindigkeit) und andrerseita auf die t r ock en e R e i b u n g i m L a g e r , die hervorgerufen wird durch direkte Beriihrnng von Lagerachale und Zapfen. AUS experimentellen Untersnchungen des Verfassers geht aber hervor, dass Oele gleicher Zahigkeit immer denselben Reibungskoeffizienten im Lager haben, aelbst wenn sie sonst ganz verschiedene Bescbaffenheit aufweisen. AUS diesen Peststellungen ergeben sich mehrere wichtige Folgerungen.

Erstens i s t es f a l s c h , i r g e n d e i n e m Oele b e s o n d e r e r P r o v e n i e n z o d e r b e s o n d e r e r E e r - a t e l l u n g s a r t , vielleicht einem besonders raffinierten Oele, a n s i c h e i n e h 6 h e r e S c h m i e r f a h i g k e i t b e i z u - messen , als einem anderen, denn nur auf die Zahigkeit des Oeles kommt es im rein mechanischen Sinne an. (Besondere Umstande spielen eine Rolle in den Fallen, in denen das Oel chemischen Veranderungen ausgesetzt ist, z. B. beim HeisadampfzylinderGl, Luftkompressoren usw.)

Eine zweite Folgerung aus den Versuchen des Verfassers betrifft die heute iibliche mechanische Schmier- mittelpriifung auf sog. Oel-Probiermaschinen. Die mechanische Schmiermittelpriifung wird heute in der Weise aus-

~~ ~ ~

1) Verlag yon 9. H i r z e 1 , Leipzig 1907. 2) Yergl. Bericht iiber die Ziele und den Stand der Arbeiten des Schmieimaterial Komitees im Niederasterreichischen Gewerbe-

verein in Wien Tom 11. DeZember 18%. Ferner Allgemeine Oesterreichische Chemiker- und Techniker-Zeitung 16, Nr. 12, 1898 und 17, Nr. 11, 1890.

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gefiihrt, dass man die Reibnngskoeffizienten feststellt, welche irgendein Oel unter den versehiedenen Bedingungen des Drnckes nnd der Geschwindigkeit auf sogenannten Oelprobiermaschinen gibt. Nun wurde aber durch die Untersnchungen des Verfassers festgestellt, dass die Reibungskoeffizienten ganz allein abhangen von der Zahigkeit d8r Oele. Wenn man aJso, wie Verfasser dies getan h3t, systematisch eine Anzahl von Oelen verschiedener Xilhigkeit durchgepriift und anf diese Weise ein fur allemal die den einzelnen Zahigkeiten engeharigen Reibungs- koeffizienten auf der betreffenden Oelprobiermaschine ermittelt hat, so kann man diese Reibungskoeffizienten dann ohne weiteres anf jedes Oel gleicher Zahigkeit iibertragen. Man kUnnte demnach alle Reibnngskoeffizienten anf diesen Maschinen voranssagen, und d i e f o r t i a u f e n d e n U n t e r s n c h u n g e n e i n z e l n e r Oele , d i e h e u t z u t a g e i n v e r s c h i e den en Pr ii f u ngss t a t i on en a u s g e f ii h r t w er den , s i n d a1 s o ii b e r f 1 US sig. Die Ursache, weswegen man diesen Znsammenhang nicht erkannt hat, liegt daran, dase man die Ziihigkeit, also die Zahl, auf die es hier gana allein rnkommt, nicht in einem so lchen Masssystem bestimmt hat, welches der Zahigkeit proportional war, niimlich nicht ale apezifische Ztihigkeitc, sondern in technischen Masssystemen, welche man nicht als Vergleichs- massstab der Zahigkeit in Rechnnng stellen darf. Dennoch ist es sicherlich bemerkenswert, dass dieser einfache Znsambenhang bia hente nicht erkannt worden ist, trotz der Tansende von Reibungsversuchen, die auf Oel- probiermaschinen ausgefuhrt morden sind.

An Hand der Qesetze uber die Reibung im geschmierten Maschinenlager wird dargelegt, dass nicht nnr die Zdhigkeit des Schmiermittels nebst Druck und Geschwindigkeit auf die HUhe des Reibungskoeffizienten von Einflnse sind, sondern auch die Form des Lagers; insbesondere auch die Differenz der Radien von Lagerschale nnd Xapfen, nnd zwar ist der Ietztere Einfluss ganz erheblich. Die Oelprobiermaschinen nun berucksichtigen den Einfluss der Lagerform uberhaupt nicht. Gerade diejenigen Maschinen, welche am meisten heutzutage benutzt werden, weichen sogar in der Form der Reibungsflachen hllufig vollstandig von den gebrauchlicben Lagern ab. SO hat die Martensmaschine fiir gewahnliche Priifungen an Stelle der Lagerschale nnr drei schmale Stege. Hierdurch wird der hydrodynamische Vorgang im Lager erheblich beeinflusst and der zahlenmllssige Betrag der Reibungs- koeffizienten ein ganz anderer. Es w a r e d e s h a l b vt i l l ig n n r i c h t i g , d i e e r h a l t e n e n R e i b u n g s - k o e f f i z i e n t e n a n f p r a k t i s c h e V e r h a l t n i s s e i i b e r t r a g e n z u wol len . D a m i t a b e r w i r d d i e M a s c h i n e f u r d i e l a n f e n d e n O e l p r u f n n g e n u b e r h a u p t wert los .

K o m b i n i e r t e O e l - nn d U r a f i t e c hmi e r n n g. Neben der Flussigkeitsreibung tri t t auch trockene Reibnng fast immer im geschmierten Maschinenlager

auf nnd verursacht einen erheblichen, unter Urnstanden weit iiberwiegenden Teil dea Gesamtreibungswiderstandes im Lager, bewirkt das Auslaufen des Lagers und mehr oder weniger etarke Zerstorung des Lagers. Die trockene Reibung kann man nun nicht ansschliessen, jedoch gibt es ein Mittel, nm die trockene Reibung zn verkleinern, niimlich die sogenannte G r a p h i t s c h m i e r u n g. Fein verteilter Graphit hat namlich die Eigenschaft, die Poren der Oberflachen gleichmassig auszufiillen, wodurch der Reibungskoeffizient verkleinert wird. Nichtsdestoweniger eignet sich die reine Graphitachmiernng in den meisten Fallen nicht znm Ersatz der Oelschmierung, und zwar deshalb nicht, weil der Reibungskoeffizient bei trockener Reibung meistens doch noch ein Viel- faches grosser bleibt als bei Fliissigkeitsreibung und auch die Znfiihrung des pnlverfdrmigen Schmiermittels zu den Gleitflachen in den meisten FBllen Schwierigkeiten macht. Eine Kombination der Graphitschmierung mit der Oelscbmierung wiirde jedoch die grossten Vorteile haben, indem der Graphit denjenigen Teil des Gesamtreibungs- koeffizienten sehr stark herabsetzen wiirde, der dann auftritt, wenn Zapfen nnd Lager sich direkt beriihren (trockene Reibung), wahrend irn iibrigen die Vorteile der Oelschmiernng vollstandig erhalten bleiben.

Die praktische Durchfiihrung dieser Eornbination ist bis jetzt auf Sehwieripkeiten gestossen, da es nicht gelang, fein verteilten Graphit mit dem Oel hinlanglich gleichmlissig gemischt eur Verwendung zu bringen. Einen wesentlichen Fortschritt bedeutet jedoch die im folgenden beschriebene Erfindung von E d w a r d G. Acheson.

Es wird k i i n s t l i c h e r G r a p h i t verwendet, welcher nach dem bekannten Achesonschen Verfahren im elektrischen Ofen hergestellt und schon lange fur viele Zwecke in grossem Massstabe benutzt wird. Fur den vor- liegenden Pall aind zwei seiner Eigenschaften von besonderer Bedeutnng: Erstens besteht der kunetliche Graphit aus n a h e z u r e i n e m K o h l e n s t o f f , wahrend der naturliche Graphit wechselnde Mengen anderer Bestandteile enthalt, welche das Lager korrodieren und deahalb die Anwendung natudichen Grapbits far Schmierzwecke immer etwas gefahrlich erscheinen lassen. Zweitens ist wichtig, dass der Ach esongraphit dnrch seine besondere Herstellungsart a u s s e r o r d e n t l i c h f e i n v e r t e i l t w i r d , so dass die Teilchen die Brownschen Molekular- hewegnngen zeigen nnd sich nicht zu Boden setzen. Nach Messnngen von M. A l e x a n d e r im Ultramikroskop sind die Teilchen von der Grbssenordnung 100 ,u p.

Dieser Graphit kommt nun als Paste in zwei Formen, als BAquadagc und ro i ldage . , in den Handell). Die Aquadagpaste enthalt ausser Graphit Waseer nnd ist geeignet znm Herstellen wasseriger Emulsionen; die Oildagpaste enthalt Oel und ist geeignet zur Herstellung von Graphit Oel-Emulsion.

Znm Schmieren verweudet man Mischnngen von Oildag mit beliebigem Oel, nnd zwar setzt man nnr kleine Quantitiiten, etwa 1 %, Oildag zu dem Oel hinzn nnd mischt ordentlich durch Umriihren. Die so erhaltene Emulsion kommt zur Verwendung wie gewUhnliches Schmieral.

Ueber die reibnngsvermindernde Wirknng der Oildag-Oel-Mischung liegen mehrere Untersnchungen vor. Professor (3. H. B e n j a m i n von der Pardue -Universitiit hat festgestellt, dass bei einem Lagerdrnck von 8,7 kg Pro qcm nnd 600 Umdrehnwen in der Minute der Reibnngswiderstand eines Lagers bei Znmischnng von '/t X Graphit znm Oel nnr 60% von demjenigen betrug, welcher das reine Oel ergab. Nach einer Stunde betrng der Reibungawiderstand sogar nnr noch 50 % .

Oildag und Bquadag werden geliefert YOU der Deutschen Achesou Oildag Co. m. b. H., Berlin C a, Bureauhaus BikBe, Burgstrasse30.

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224 CHEMISCHE REVUE. Heft 9.

Umfassande Versnche von Professor C h a r l e s F. M a b e r y zeigen, daes die Reibungskoeffizienten bei Znmischnng von Oildag znm Oel wesentlich tiefer liegen ale bei miner Oelschmiernng. Besondere interassante Verenche zeigen, daes schon bai einer Znmischnng yon 0,35 % Graphit die Ansdauerfahigkeit des Oeles bedentend

grBsser wird, nnd dass man die Oelmenge anf die Hlilfte reduzieren kann nnd trotzdem noch einen kleineren Reibnngskoaffizienten erhillt. Hierauf beziehen sich die

2." mit einer Carpenter-Maschine ermittelten Knrven; ee wnrde sehr hoher Drnck von 1200 LB pro Sq. In. nnd

5." 444 Umdrehnngen pro Minnte angewendet. Nach 120 fm Minuten wnrde der Oelznlanfabgestellt. Man sieht, dass

der Reibungskoeffizient bei Oel allein wesentlich hbher liegt als derjenige bei dem rnit 0,35 % Graphit vermiechten Oel. Nach Abstellnng der Oelzufnhr hielt ansserdem

das rnit Qraphit vermischte Oel etwa sechsmal ltinger a m a h das Oel allein. Auch in den Zylindern v m Dampfmaschinen scheint sich Oildag bewllhrt zn haben, wenigstem lanten

Mitteilnngen iiber nmfassende Versuche der Staatseisenbahnen gunstig. Anch im Heissdampfzylinder ist eine wesentliehe Verminderong der Oelzufuhr zn verzeichnen.

Abgesehen von der s e h r s t a r k e n V e r m i n d e r n n g d e s R e i b n n g s k o e f f i z i e n t e n , die in Bkonomischer Hinsicht ansserordentlich wichtig ist, epielt anch die we s en t l i c h e S c h o n n n g des L a g e r - n n d Z apf enm a t e r i a l e , wie die V e r m i n d e r n n g des S c h m i e r m i t t e l b e d a r f a bei der Vermindernng der Betriebskosten eine grosse Rolle. Zn dem allen kommt, dam der S i c h e r h e i t e k o e f f i z i e n t im Betriebe wesentlich gr i i sser ist, so dass man bei Oildagschmiernne: die Maschinenteile sehr vie1 pefahrloser iiberlasten kann a h sonst. Dies diirfte

a

'lo. H.01 60 90 120 IS0 Z I l t I. xinutllon

Shea-Butter von

Goldkiiste 1 ................. Uoldkuste 2 Bahr- el . Qazal . . . . . . . . . . . . . Fett a m Xernen extrahiert von Siid-Nigeria Bahr . el- Gazal ................

Lagos. ..................... ...................

. . . . . . . . . . . . . .

besondere bei le&hten MotGen, Flngmaschinen, Antomobilen-usw., eine aktuelle Bedentung haben. (Zeitschrift Petroleum VII , Heft 14, 16 nltd 17, 1912.)

0,862 179,O 68,O 965 X 1,7 % 52,Oo - 184,6 56,O - 51,80 - 183,O 56,7 - 181,7 54,O 53,2 0

- - -

- 0,867-0,869 180,2-182,8 55,8-62,O 91,2-94,6 % 6,3-7,0 % 0,859 184,O 62,9 91,9 X 4,3 % -

Wissenschaftliches. Sher-Butter. Der Shea- Banm (Butyrospermum Nord-Nigeria, in den nbrdlichen Teilen von Siid-Nigeria,

Parkii) kommt in folgenden Gegenden vor : Franz.- Kamernn, Franz.-Kongo, Bahr- el- Gazal nnd Uganda. Uuinea, Senegal, Ober-Senegal nnd Niger, in den n6rd- Die Fruchte liefern nach den Erfahrungen des Imp. lichen Teilen der Elfenbeinkuste, Goldkiiste, Togoland, Inst. 41,4 bis 53,4 % Fett mit folgenden Eonstanten:

1 Jodzalil I , " , " , " R ~ ~ ~ ~ ~ 1 Unverseilbares 1 Titertest Spee. Gewicht Verseifnnga- 1 990,150 1 zahl

Ueber die Zosammensetznng der Snmen von Fnntnmia elnstica, dem Kantschnkbnnm der Elfenbein- kaste. Von A. H 6 b e r t . Die getrockneten nnd ge- mahlenen Samen enthielten 6,60 % Fenchtigkeit nnd bei l l O o C fluchtige Sobstanzen. Dnrch Extraktiou liess sich ein dunkelgelbes, klares Oel isolieren. Die Dichte des Oeles war 0,929. Es erstarrte selbst bei - 10" C nicht. Die Siinrezahl war 1,8, die Verseifnngszahl 167,6 nnd die Jodzahlahl 139,O. Bei der Verseifung mit alkoholischer Lange lieferte das Oel etwa 96 % Fettsllnren, deren Schmelzpunkt bei 270 lag. Die Fettsgnren enthietten 60% nngesattigte und 40 % gesilttigte Sanren.

6332-6236, d. Chem. Rep. 1912, Nr. 88-90.) Ueber die fetthnltigen Samen ,Nak6rooe oder

rDonmorie von der Westkiiste Afrikas nnd .Cay- Sene 811s der Provlnz Than-Boa (Indo-China) nnd uber Ihre fndastrielle Yerwertnng. Von E d on a r d H e c k e l . Ans dem enthiilsten Samen des M a k B r o n - b a u m e s (Tieghemella Heckeliana oder Dumoria Heckeli)

(Le Caontchouc et la Quttapercha 1912, Bd. 9, p.

erhLlt man durch Extraktion rnit Schwefelkohlenstoff etwa 33,7 % eines weissen bntterartigen Fettes von an- genehmem Geschmack, das von den Eingeborenen als Nahrungs- und Heilmittel benutzt wird. Das Fett enthalt 95 Fettsanre mit einem Erstarrungspnnkt von 52,4 0. Der MakBrou- (Dnmori-,Mako-,MakorB-,Mbato-, BntrBsn-,GarBsn-) Banm findet sich an der Elfenbein- und Goldknste und in der Repnblik Liberia.

Der> Cay-Sene- oder ,Hot-Senn- Samen stammt von einer Sapotazee nnd liefert etwa 40 % cines gelblichen, dicken Oeles. Mit Schwefelkohlsnstoff extrahiert ist das

0,916, die Jodzahl (am der Bromzahl berechnet) 89,4, die ManmenB-Zahl 34,1, Qlyzeringehalt 8,11% , Unver- seifbares 4,s %,

Oel griinliChgelb* Sein spez* Gewicht bei lBO ist

(Les matibres grasses, Jahrg. 3, Nr. 51.) Lophira-OeIsamen von West-Afrike. dns S i e r r a

L e o n e stammende Saat von L o p h i r a A l a t a ergab beim Pressen ca. 40 9. eines reinen, festen, laderfarbenen