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H. I-I. Sehmid: Zur Therapie der Nachgeburtsblutungen. 335 2. Bei m~Bigen Blutungen in der Naehgeburtsperiode und sparer ist stets an eine Mitbetefligung der Cervix zu denken, aueh wenn es nicht hellrot und kontinuierlieh blutet resp. spritzt. Da abet in 98~o selbst bei groBen i~issen die Blutungen spontan st.ehen, so ist es, wenn eine Atonie ausgesehlossen werden kann, als falsch zu bezeichnen, irgend, welehe Manipulationen am Fundus vorzunehmen. Man kann ohne Sorge abwarten. 3. In allen diesen Fgllen hat aber zum mindesten -- naeh AuBstoBung der Placenta -- die Inspektion des Muttermundes zu erfolgen. Man ist oft erstaunt fiber die ausgedehnten und doch relativ symptomlosen Verletzungen der Cervix. Der Eingriff ist vSllig harmlos und ohne jeden Einflug auf das Woehenbett. 4. Nach unseren Erfahrungen ist jede grSgere Verletzung fiber 1 em Lgnge, auch wenn sie keine Symptome macht, als pathologisch an- zusehen. Als Norm gelten nut die 60~/o, in denen der Muttermund entweder vollkommen intakt war oder nut kleine Einkerbungen auiwies. ])as beweisen aueh die Befunde an der involvierten Portio, denn die querovale Beschaffenheit des Muttermundes einer Pluriparen beruht nieht auf einer Zerreigung der Muscularis, sondern auf einer Vet. sehiebung resp. irreparablen Dehnung der Muskelfasern. Sic unter. seheidet sieh sehr deutlieh yon der Querspaltung der Portio, dem l~esultat einer ZerreiBung, Fragen, auf welche bier einzugehen, zu weir ffihren wfirde. 5. Die Therapie kann naeh unseren praktischen Erfahrungen gegen- fiber theoretischen Er6rterungen anderer Autoren and naeh chirurgisehen Grundsatzen, wie beim DammriB nur in der Naht bestehen. Die gut ausge/ithrte Cervixnaht bietet in 80% der Fiille Heilung per primam und macht die sekund~re Emmet-Plastik entbehrlich. 6. Unter diesen Gesichtspunkten kommt eine Tamponade hOchstens fiir den Praktiker als prophylaktische MaBnahme in ungiinstigem Milieu in Frage. 5. Herr H. H. $chmid-Prag-Reiehenberg" Zur Therapie der Nach- geburtsblutungen. Die Aortenkompression sollte bei Blutung nicht erst nach Versagen verschiedener anderer Mittel in der Naehgeburtsperiode zur Anwendung kommen, sondern gleich zu Beginn, ebenso wie bei Verletzungen und ehirurgischen Operationen an den Extremit~ten mit der Drosselung der zuffihrenden Schlagader begonnen wird. Da manche Methoden der Aortenkompression als nicht ungef~hrlieh anzusehen sind, wird als vollkommen unsch~dliches, auch yon der tIebamme leicht anwendbares Verfahren die manuelle Aortenkompression empfohlen.

Zur Therapie der Nachgeburtsblutungen

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Page 1: Zur Therapie der Nachgeburtsblutungen

H. I-I. Sehmid: Zur Therapie der Nachgeburtsblutungen. 335

2. Bei m~Bigen Blutungen in der Naehgeburtsperiode und sparer ist stets an eine Mitbetefligung der Cervix zu denken, aueh wenn es nicht hellrot und kontinuierlieh blutet resp. spritzt. Da abet in 98~o selbst bei groBen i~issen die Blutungen spontan st.ehen, so ist es, wenn eine Atonie ausgesehlossen werden kann, als falsch zu bezeichnen, irgend, welehe Manipulationen am Fundus vorzunehmen. Man kann ohne Sorge abwarten.

3. In allen diesen Fgllen hat aber zum mindesten -- naeh AuBstoBung der Placenta -- die Inspektion des Muttermundes zu erfolgen. Man ist oft erstaunt fiber die ausgedehnten und doch relativ symptomlosen Verletzungen der Cervix. Der Eingriff ist vSllig harmlos und ohne jeden Einflug auf das Woehenbett.

4. Nach unseren Erfahrungen ist jede grSgere Verletzung fiber 1 em Lgnge, auch wenn sie keine Symptome macht, als pathologisch an- zusehen. Als Norm gelten nut die 60~/o, in denen der Muttermund entweder vollkommen intakt war oder nut kleine Einkerbungen auiwies. ])as beweisen aueh die Befunde an der involvierten Portio, denn die querovale Beschaffenheit des Muttermundes einer Pluriparen beruht nieht auf einer Zerreigung der Muscularis, sondern auf einer Vet. sehiebung resp. irreparablen Dehnung der Muskelfasern. Sic unter. seheidet sieh sehr deutlieh yon der Querspaltung der Portio, dem l~esultat einer ZerreiBung, Fragen, auf welche bier einzugehen, zu weir ffihren wfirde.

5. Die Therapie kann naeh unseren praktischen Erfahrungen gegen- fiber theoretischen Er6rterungen anderer Autoren and naeh chirurgisehen Grundsatzen, wie beim DammriB nur in der Naht bestehen. Die gut ausge/ithrte Cervixnaht bietet in 80% der Fiille Heilung per primam und macht die sekund~re Emmet-Plastik entbehrlich.

6. Unter diesen Gesichtspunkten kommt eine Tamponade hOchstens fiir den Praktiker als prophylaktische MaBnahme in ungiinstigem Milieu in Frage.

5. Herr H. H. $chmid-Prag-Reiehenberg" Zur Therapie der Nach- geburtsblutungen.

Die Aortenkompression sollte bei Blutung nicht erst nach Versagen verschiedener anderer Mittel in der Naehgeburtsperiode zur Anwendung kommen, sondern gleich zu Beginn, ebenso wie bei Verletzungen und ehirurgischen Operationen an den Extremit~ten mit der Drosselung der zuffihrenden Schlagader begonnen wird. Da manche Methoden de r Aortenkompression als nicht ungef~hrlieh anzusehen sind, wird als vollkommen unsch~dliches, auch yon der tIebamme leicht anwendbares Verfahren die manuelle Aortenkompression empfohlen.

Page 2: Zur Therapie der Nachgeburtsblutungen

336 W. Koerting :

Bei der Massage des Uterus in der Naehgeburtsperiode und post partum vergessen Anfgnger h~ufig, daI3 sieh der Uterus ebenso wie jeder andere Muskel nach jeder Zusammenziehung erholen mug; zur Vermeidung einer Ansammlnng yon Ermiidungstoxinen ist es daher notwendig, ihm auch in der drit ten Geburtsperiode und naehher Kon- traktionspausen zu verg6nnen.

Die intramurale Pituitrininjektion bei hypotonischer Blutung post partum lgBt sich zweckmgl3ig mit langer Hohlnadel, die wie eine Uterus- sonde oder ein Spiilkatheter eingeffihrt wird, in das Corpus uteri aus- fiihren; bier ist der Hypophysenextrakt welt wirksamer als bei Injektion yore vorderen ScheidengewSlbe aus in die vordere Collumwand und auch wirksamer als bei intravenSser Einspritzung, wie vielfache Erfahrungen bei Sectio caesarea abdominalis und vaginalis gezeigt haben.

6. Herr Walther Koerting-Prag: Zur Behandlung der St6rungen der Nachgeburtsperiode.

Aus dem grogen Gebiete der Therapie der Nachgeburtsblutungen m6chte ich bier nur das Mojon-Gabastousehe Verfahren herausgreifen, das gerade in der letzten Zeit vielfach Gegenstand der Kritik war und aueh yon Herrn Geh'. Rat Stoeckel in seinem t~eferate ungfinstig be- urteil t wird.

Die Plaeentaauffiillung -- deren historische Entwieklung zwar aueh ffir die Gegenwart viel Interessantes biete~, die ieh abet andernorts ausffihrlich besprochen habe, weshalb ieh hier mit Rfieksicht auf die Kfirze der zur Verffigung stehenden Zeit nieht nigher darauf eingehen m6chte -- wird an der Prager deutschen geburtshilflichen Klinik seit vielen Jahren systematisch durchgeffihrt, so dal~ diese fiber ein reich- liehes Material, das jenes der bisherigen VerSffentliehungen weit fiber- steigt, verffigt.

Der Wert der Placentaauffiillung li~gt sich nach unserer Anschauung am besten dutch den EinfluB der Methode auf die Frequenz der manuellen PlaeentalSsungen, die wir naeh wie vor, besonders in der Praxis, als eine in ihren Folgen gefghrtiehe Operation bezeiehnen, bei gMchbleibender Geburtsleitung bestimmen. Auch eifrige Verfechter der manuellen L6sung geben zu, dab FiBber oder beginnende Infektion die Prognose der Operation ungfinstig beeinflussen. Wenn wir, namentlich in der Praxis, sin Mittel haben, das die manuellen Plaeental6snngen fiber-

h a u p t oder besonders in ilffektionsverdgehtigen Fi~llen ausschalten oder besehr~nken hilft, so miiBte dies nicht nur yon den Gegnern der manuellen PlaeentalSsung, sondern gerade auch yon ihren Anhi~ngern begrfil3~ werden.