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ZUSAMMENFASSUNG Soziale Arbeit als Wissenschaft und Profession JANUAR 2017 HS 2016 Olten

Zusammenfassung - Fachschaft Soziale Arbeit … · Web viewWelches allgemeinste (erkenntnistheoretische) Verständnis kann der Sozialen Arbeit als Wissenschaft und Profession zugrunde

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Zusammenfassung

Soziale Arbeit als Wissenschaft und Profession

JANUAR 2017HS 2016

Olten

BA 101 Soziale Arbeit als Wissenschaft und Profession HS 2016

Inhalt

SOZIALE ARBEIT ALS WISSENSCHAFT UND PROFESSION: GRUNDLEGUNGEN......................................................................5

PODCAST_ Problemstellung einer professionalisierten Sozialen Arbeit..............5Gegenstand der Sozialen Arbeit..................................................................................................5Soziale Probleme- 3 Aspekte.......................................................................................................5Verschiedene Formen des Helfens und wie sie sich das Professionelle davon unterscheidet:....5

PODCAST_ Erörterung zum Gegenstand...........................................................6Ziele und Funktion der Sozialen Arbeit........................................................................................6Zentrale Strukturmerkmale der SA:.............................................................................................6SA als Wissenschaft und Profession.............................................................................................6

Text Werner Thole: Soziale Arbeit- Grundlagen und Perspektiven einer eigenständigen wissenschaftlichen Disziplin...................................................7

Begriff «Soziale Arbeit»...............................................................................................................7Gegenstand «Soziale Arbeit».......................................................................................................7Begriffe «Profession/ Disziplin»...................................................................................................8

Beantwortung der Leitfrage...........................................................................8

PODCAST_ Soziale Arbeit als Wissenschaft und Berufspraxis............................9Bearbeitung sozialer Probleme....................................................................................................9Zwei strukturell gekoppelte Systeme einer Profession (und ihre nicht immer einfache Beziehung)...................................................................................................................................9Eine einfache Formel...................................................................................................................9Funktionsweise moderner Gesellschaften- Profession als treibende Kräfte der Modernisierung und der funktionalen Differenzierung..........................................................................................9Funktionale Differenzierung und Integrationsbedingungen der modernen Gesellschaft...........10Definition, Funktion und Aufgaben der SA.................................................................................11Wissen und Handeln..................................................................................................................11Die Beziehung von Theorie und Praxis......................................................................................11Wissenschaft..............................................................................................................................12Praxis.........................................................................................................................................12Strukturierungsschema Handlungswissenschaften u.a. SA.......................................................13Wissenschaft und Praxis der SA- 2 Systeme einer Profession...................................................13Wissen und Nicht-Wissen...........................................................................................................14

Text Peter Sommerfeld: «Soziale Arbeit- Grundlagen und Perspektiven einer eigenständigen wissenschaftlichen Disziplin»................................................14

Antwort auf Identifikationsproblematik der SA..........................................................................143 verschiedenen Formen von Wissen nach Sommerfelder:.......................................................14

Beantwortung der Leitfrage..........................................................................15

BERUFSGESCHICHTE.................................................................16

PODCAST_ Geschichte der stationären Kinder- und Jugendhilfe......................16Blick1: Anstaltserziehung und Anstaltskritik..................................................................16

Pestalozzi Armenerziehung – erste Konturen der Heimerziehung 1798....................................17Öffentliche Kritik an der Heimerziehung....................................................................................17Die Anstaltskrise 1940...............................................................................................................17Die Schule für Heimerziehung- Schritte zur Professionalisierung?............................................17

BA 101 Soziale Arbeit als Wissenschaft und Profession HS 2016

Text Susanne Mauerer: «Soziale Arbeit als Offenes Archiv gesellschaftlicher Konflikte»....................................................................................................18

Zugang durch Geschichte..........................................................................................................18Denkfigur als offenes Archiv gesellschaftlicher Konflikte..........................................................18Nach Maurer ist die Reflexion über die Geschichte der SA von Bedeutung weil,......................18

Text Hannes Tanner: «Die ausserfamiliäre Erziehung»...................................19Disziplinarische Mittel und Erziehung/ Förderung von sozialer Integration...............................19

Beantwortung der Leitfragen........................................................................19

PODCAST _Vormundschaft und Jugendfürsorge..............................................21Blick2: Vormundschaft und Jugendfürsorge...................................................................21

Sozialdisziplinierung..................................................................................................................21Bürgerliche Soziale Arbeit und Frauenbewegung......................................................................21Eugenik......................................................................................................................................21Sozialstaat.................................................................................................................................22Eugenik und Sozialdisziplinierung- wie wirkten sich diese Konzepte auf heute aus?................22

Text Hauss...................................................................................................22Spannungsfeld Vormundschaft..................................................................................................22Gesellschaftlicher Ausschlussprozess........................................................................................22Normalitätsvorstellungen Assistentinnen..................................................................................22Auswirkungen psychische Begrifflichkeiten; Was ging verloren, welche Entlastung entstand für die Jugendfürsorge.....................................................................................................................23Eugenik......................................................................................................................................23Zusammenfassend Bezug zur Gegenwart.................................................................................23

Beantwortung der Leitfrage..........................................................................23

Text Epple/Schär..........................................................................................23Das Problem der Armut an der Wende zum 20.Jh.....................................................................23

Beantwortung der Leitfrage..........................................................................24

PODCAST_ Kurse, Ausbildung, Schule............................................................26Blick3: Geschichte der Gründung der sozialen Frauenschulen......................................26

Geschichte der Gründung der sozialen Frauenschulen..............................................................26Konzept der Sozialen Mütterlichkeit..........................................................................................27Rezeption der amerikanischen Methoden..................................................................................27Wandel der geschlechtsspezifischen Leitbilder der SA:.............................................................27Fazit:..........................................................................................................................................27

Text Flessner (1994)....................................................................................28Mütterlichkeit als Beruf: 4 Merkmale.........................................................................................28Hindernis in der Struktur der Mütterlichkeit..............................................................................28Strukturmerkmale heutiger SA und Bezug zur sozialen Mütterlichkeit......................................29

Beantwortung der Leitfrage..........................................................................31

PODCAST_ Soziale Bewegung, Städte und Öffentlichkeit................................32Blick4: Soziale Bewegung, Städte und Öffentlichkeit.....................................................32

Soziale Bewegungen..................................................................................................................32Lebensbedingungen in der Arbeiterschicht in der CH um 1900................................................33Settlement Bewegung...............................................................................................................33Gemeinwesenarbeit heute.........................................................................................................33Heimkampagne.........................................................................................................................33

Text Wagner................................................................................................36Soziale Bewegungen..................................................................................................................36

BA 101 Soziale Arbeit als Wissenschaft und Profession HS 2016

Alte Bewegungen.......................................................................................................................36Neue Bewegungen.....................................................................................................................36Soziale Bewegungen- Soziale Arbeit Fazit.................................................................................36

Text Schär...................................................................................................36Kennzeichen traditionelle Fürsorge und Heimerziehung...........................................................3668-er Bewegung........................................................................................................................36Heimkampagne (ab 1970-72)....................................................................................................36Schlüsse aus der Reflexion über die traditionelle Fürsorge und Heimerziehung.......................37

Beantwortung der Leitfrage..........................................................................37

THEORIEN DER SOZIALEN ARBEIT..............................................39

PODCAST_ Einführung in die Thematik..........................................................39Theoriegeschichtlicher Aufriss...................................................................................................39Sozialpädagogik.........................................................................................................................40Sozialarbeit................................................................................................................................40Typen von Theorien- Ein Ordnungsversuch...............................................................................40

Text Füssenhäusser.....................................................................................41Funktion der Theorien der SA....................................................................................................41Dimensionen/Kristallisationspunkte einer Theorie SA................................................................41

Beantwortung der Leitfrage..........................................................................42

PODCAST_ Das Konzept der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit...............43

Text Grundwald/Thiersch..............................................................................43Theoretischer Hintergrund des Konzepts...................................................................................43Alltäglichkeit..............................................................................................................................43Lebens(alltags)welten................................................................................................................43Pseudo Konkretheit des Alltags.................................................................................................43Kritische Alltagstheorie..............................................................................................................43Rekonstruktion der Lebenswelt 4 Aspekte:...............................................................................44Organisation: Strukturmaximen................................................................................................444 Dimensionen der Lebensweltorientierten SA..........................................................................44

Beantwortung der Leitfrage..........................................................................44Konzept der Lebensweltorientierung zusammenfassend:.........................................................44

PODCAST_ Der prozessual-systemische Ansatz..............................................46

Text Staub-Bernasconi.................................................................................46Die 3 Paradigmen......................................................................................................................46Soziale Machtproblematiken......................................................................................................46Tripelmandat.............................................................................................................................47Menschenrechte........................................................................................................................47

Beantwortung der Leitfrage..........................................................................48

PODCAST_ Sozialraumorientierte Soziale Arbeit.............................................49

Text Reutlinger Text Kessl............................................................................49

Beantwortung der Leitfrage..........................................................................50

Welche theoretischen Annahmen sind für eine sozialraumorientierte Soziale Arbeit konstitutiv?.......................................................................................50

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SOZIALE ARBEIT ALS PROFESSION.............................................51

PODCAST_ Einführung in die Thematik..........................................................51Unterschied Berufe/Professionen...............................................................................................51Drei professionstheoretische Positionen im Überblick...............................................................52Professionstheorie und Soziale Arbeit........................................................................................52

Text Dewe...................................................................................................52Wissenssoziologische Position...................................................................................................52Drei Konzepte der Professionalisierung.....................................................................................53

Beantwortung der Leitfrage..........................................................................54

PODCAST_ Strukturtheoretische Position.......................................................55Strukturtheoretische Position....................................................................................................55

Text Oevermann...........................................................................................55Aufgabe der Sozialen Arbeit:.....................................................................................................552 Komponente der professionalisierten Praxis..........................................................................55Das Arbeitsbündnis in Professionen...........................................................................................56Stellvertretende Krisenbewältigung und die 3 Foci...................................................................56Das Arbeitsbündnis für die Soziale Arbeit..................................................................................56

Beantwortung der Leitfrage..........................................................................56

PODCAST_ Soziale Arbeit als Bescheidene Profession.....................................57

Text Schütze................................................................................................57Interaktionistische Position........................................................................................................57Kernaussagen/ Professionsverständnis......................................................................................57Zweifel ob SA eine Profession ist...............................................................................................57Die SA und Paradoxien des professionellen Handelns...............................................................58

Beantwortung der Leitfrage..........................................................................59

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Zusammenfassung BA 101 Soziale Arbeit als Wissenschaft und ProfessionSoziale Arbeit als Wissenschaft und Profession: Grundlegungen

Skizzieren Sie den Gegenstand der Sozialen Arbeit als Wissenschaft und Profession.

PODCAST_ Problemstellung einer professionalisierten Sozialen ArbeitEsteban Pinero

Gegenstand der Sozialen ArbeitStaub-Bernasconi: Soziale Probleme2 Perspektiven: -Notlagen und Problematiken- Leiden in und an der Gesellschaft-die betroffenen Menschen- Zielgruppen/Adressatinnen der SAEngelke: Bewältigung sozialer Probleme Handlungsbezug

Soziale Probleme- 3 Aspekte-individuelle (Individuen) und strukturelle (Gesellschaft) Dimension-Anerkannte, diskursiv hergestellte (soz. Probleme müssen von SA erkannt/konstruiert werden, um diese dann professionell bearbeiten zu können-Normalisierungsthese (Hilfe zur Bewältigung des Alltags)

Kessl/Otto: Soziale Arbeit als Nothilfeeinsatz? SA nicht nur Nothilfeeinsatz, sondern Instanz der soz. Grundversorgung= SA ist vielfältig: Bewältigung vom Alltag. Alltägliche Lebensführung, befasst sich mit jedem Gesellschaftsmitglied

Thiersch: Hilfen zur Bewältigung der Normalität

Soziale Arbeit zeichnet sich durch eine Doppelfunktion aus:Krisenhaftigkeit und Bewältigung von Normalität

20 Jh. bzw. 21 Jh. = Das sozialpädagogische JahrhundertQuantität: Ausweitung Zielgruppen, Arbeitsfelder, Einrichtungen, DienstleistungenQualität: zunehmende Anerkennung, sozialstaatliche Institutionalisierung, Professionalisierung, Akademisierung

Verschiedene Formen des Helfens und wie sie sich das Professionelle davon unterscheidet:

1.Familiale und nachbarschaftliche Hilfe-spontan, wenn nötig-persönliche Verpflichtung-Leistung nicht erwartbar, unklar wie und was

2. Ehrenamtliche Hilfe-spontan-moralisch, freiwillig, keine Pflicht-Leistung nicht erwartbar, unklar wie und was-Persönlicher Besitz Voraussetzung

3. Professionelle Soziale Arbeit-nicht eine Sache des Herzens, nicht eine Frage der Moral und Gegenseitigkeit sondern ist eine Frage der methodischen Schulung und der gesellschaftlichen Organisation von Hilfe= Bewältigung von sozialer Probleme.-organisierte Hilfe: systematisch, institutionell, berufsförmig-Rechtliche Kodierung der Hilfe: staatlich zugesichert, öffentliche DL-zuverlässig erwartbare, spezialisierte Leistung, Qualität, Autonomie-alle sollen SA in Anspruch nehmen können, die sie bedürfen

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Kessl: Für Hilfe braucht es mehr als reine Anwendung von Methoden. Theorien eröffnen Möglichkeiten wie Hilfe wirksam und nachhaltig sein kann. Sie geht über das reine «Tun» hinaus.

PODCAST_ Erörterung zum GegenstandErörterung zum Gegenstand der SA als Wissenschaft und Profession (Regula Dällenbach)

Soziale Arbeit=- Sozialpädagogik und Sozialarbeit zusammen-komplex-Strukturmerkmale: institutionell organisierte professionelle Hilfe und Erziehung (Hilfe zur Lebensbewältigung)

Ziele und Funktion der Sozialen Arbeit

-Funktion verändert sich mit der Gesellschaft, heute: moderne funktional ausdifferenzierte Gesellschaft.-4 Funktionssysteme: Gesellschaft, Wirtschaft, ökologisches, kulturelles -System =Bilden einen Zusammenhalt der Gesellschaft-SA befindet sich innerhalb dieser Funktionssysteme

Funktion der SA:-Vermittlerin zwischen Systemen und Lebensbedürfnissen der Individuen/ Querschnittsaufgabe-kann soz. politisch in Dienst genommen werden manifeste Funktion: die Wirkung die erwartet wird latente Funktion: nicht beabsichtige Wirkung/ Nebenwirkung

Minderung bzw. Lösung von sozialen (Folge-)Problemen moderner Gesellschafften Die SA heute versteht sich als Vermittlerin zwischen Lebenswelt und System und ist nicht funktionalisiert im Sinne einer staatlichen Idee.

Ziele der SA:-Unterstützung eines Individuums-gesellschaftliche Veränderung / Mitgestaltung der Gesellschaft

Zentrale Strukturmerkmale der SA:Triple- Mandat, Handlungsdilemmata, intermediäre Instanz (SA steht zwischen System und Gesellschaft), Erziehung, Hilfe, institutionalisiert, professionalisiert bzw.- bedürftig

SA als Wissenschaft und Profession

Institutionalisierte Angebote zur Minderung bzw. Lösung sozialer Probleme

Prof. Handeln: best. Form von Praxis

Prof. Identität: wiss. Fundiert, prof. Habitus

Wissenschaft/ Disziplin, die sich dem Gegenstand annimmt.

Auge=Blick der Wissenschaft richtet sich auf Praxis und Profession, bes. in Bezug auf wiss. Handeln

Disziplin: wiss. Fachrichtung (SA), Wissenssystem= Theoriebildung, der Wahrheit verpflichtet

Profession: Berufe, die sich mit best. Problemsituationen befassen, Experte ist notwendig zu Lösung des Problems, bearbeiten zentrale Probleme des menschl. Lebens

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Handlungswissenschaft: haben Handlungsbezug (praktisch) Kriterium WirksamkeitWas/Woher | Weshalb | Wohin | Wie? Wie= Technologie, Wege wie ich zur Problemlösung komme

Text Werner Thole: Soziale Arbeit- Grundlagen und Perspektiven einer eigenständigen wissenschaftlichen Disziplin

Begriff «Soziale Arbeit»= Einheit von Sozialpädagogik und Sozialarbeit

4 Wurzeln der SA:-Erzieherische Hilfen-Kindertageseinrichtungen-Soziale Dienste-Kinder-und Jugendarbeit

4 Arbeitsfelder der SA:-Kinder-und Jugendhilfe-Soziale Hilfe-Altenhilfe-Gesundheitshilfe

2 Instanzen der SA:-staatlich unabhängige Institutionen (Verbände)-staatliche Institutionen bzw. Ämter= zentrale institutionelle Orte der SA

4 Grundpfeile der SA:-wiss. Theorieentwicklung-Forschung-Praxissystem-Qualifizierungslandschaft= sind bedingende Elemente um von einer Profession sprechen zu können.

Gegenstand «Soziale Arbeit»-komplexer und unübersichtlicher Gegenstand

Bearbeitung sozialer Probleme

Sommerfeld: SA bearbeitet soziale Folgeprobleme der modernen Gesellschaft, die unmittelbar mit den Integrationsmodalitäten dieser Gesellschaft gekoppelt sind. SA befasst sich mit Menschen und Gruppen, die mit den gegebenen gesellschaftlichen Lebensbedingungen nicht zurechtkommen, die

in ihrer individuellen Lebensbewältigung scheitern, die nur eingeschränkt an der Gesellschaft teilhaben.

Arbeitsfeld der SA nach Thole:-Initiierung von Bildungsprozessen als Hilfen zur Lebensbewältigung-materielle und immaterielle Hilfen

SA hat im Kern weiterhin die Aufgabe zu unterstützen und aufzufangen.

Methoden der SA-Soziale Einzelfallhilfe-Gruppen bezogene SA-Gemeinwesenarbeit(= Dreigestirn der SA Methoden)

Begriffe «Profession/ Disziplin»Thole: Disziplin und Profession sind nicht mit Theorie und Praxis gleichzusetzen, es ist noch mehr:

Profession der SA:

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Praxis, Handlungssystem, berufliche Wirklichkeit Bereitstellung von Hilfeleistung zielt auf Wirksamkeit

Disziplin (= Teilgebiet der Wissenschaft) der SA:Wiss. Theoriebildung und Forschung Bereitstellung von Wissen zielt auf Wahrheit und Richtigkeit Soziale Arbeit als Profession wünscht, dass Professionen ihre AdressatInnen durch Handeln zu beeindrucken, zu bilden und zu helfen. Soziale Arbeit als Wissenschaft meint das gesamte Feld der Theoriebildung und Forschung, aber auch das Handlungsfeld, in dem die Forschungs-und Theoriebildungsprozesse umgesetzt werden. Der Wissenschaft geht es darum, über Forschung, Reflexion und Produktion von Theorien Welt-und Gesellschaftsbilder zu kreieren und beeinflussen.

Beantwortung der LeitfrageSkizzieren Sie den Gegenstand der Sozialen Arbeit als Wissenschaft und Profession.

Gegenstand der SA als Wissenschaft

Disziplin(= Teilgebiet der Wissenschaft) der SA:Wiss. Theoriebildung und Forschung Bereitstellung von Wissen zielt auf Wahrheit und Richtigkeit, um soziale Probleme bearbeiten zu können.

Gegenstand der SA als Profession

Profession der SA:Praxis, Handlungssystem, berufliche Wirklichkeit Bereitstellung von Hilfeleistung zielt auf Wirksamkeit, womit soziale Probleme bearbeitet werden können.

nach Thole

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Welches allgemeinste (erkenntnistheoretische) Verständnis kann der Sozialen Arbeit als Wissenschaft und Profession zugrunde gelegt werden, und wie ist das Verhältnis von Theorie und Praxis vor diesem Hintergrund zu verstehen?

PODCAST_ Soziale Arbeit als Wissenschaft und BerufspraxisSoziale Arbeit als Wissenschaft und (professionelle) Praxis (Peter Sommerfeld)

Bearbeitung sozialer ProblemeSommerfeld: SA bearbeitet soziale Folgeprobleme der modernen Gesellschaft, die unmittelbar mit den Integrationsmodalitäten dieser Gesellschaft gekoppelt sind. SA befasst sich mit Menschen und Gruppen, die mit den gegebenen gesellschaftlichen Lebensbedingungen nicht zurechtkommen, die in ihrer individuellen Lebensbewältigung scheitern, die nur eingeschränkt an der Gesellschaft teilhaben. = Professionen als treibende Kraft der Modernisierung

Zwei strukturell gekoppelte Systeme einer Profession (und ihre nicht immer einfache Beziehung)

Einstiegsthesen:Kolumbus vs. Wikinger- Die Theorie ermöglicht uns die Welt, die uns Handeln ermöglicht, dies führt zu Abbildungen Landkarten-und ermöglicht uns die Entwicklung von Instrumenten Kompass, die uns eine Orientierung ermöglichen für das Handeln.

-Erkenntnisse, Innnovationen und Technologien (Seefahrt) weiterentwickeln. = Beruhen auf Koppelung von Wissenschaft und Praxis

= Die Theorie modelliert uns die Welt, ist aber nicht die Welt. Sie gibt uns Orientierung, ist aber noch nicht das Handeln

Eine einfache Formel

(Handlungs-) Wissenschaft + (berufliche) Praxis= Profession wenn man von Profession spricht, bezieht man die Wissenschaft und Praxis automatisch miteinbeziehen

Funktionsweise moderner Gesellschaften- Profession als treibende Kräfte der Modernisierung und der funktionalen Differenzierung

-Funktionen strukturieren das gesellschaftliche Leben = Komplexe gesellschaftliche Reproduktion = Komplexe gesellschaftliche Probleme

-In Institutionen werden Programme entwickelt zum Lösen der Gesellschaftlichen Probleme

-Professionen beziehen sich auf diese komplexen Probleme der Gesellschaft und benützend diese Programme um die komplexen Probleme zu lösen

(siehe folgende Grafik)

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Funktionale Differenzierung und Integrationsbedingungen der modernen Gesellschaft

Vorher: Fixe Gesellschaft, Stände-System, jeder hatte seinen Platz = «kein Problem mit den Armen»Soziale Bewegungen = Demokratie und neue Herrschaftsformen = Positionen der Menschen haben sich verändert, wir sind «frei» geboren moderne funktionale Gesellschaft = FunktionssystemeDemokratisches Idee: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, kann dieser Idee nicht Folge geleistet werden, entsteht komplexes gesellschaftliches Problem Integrationsproblem = hier entsteht SA

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Definition, Funktion und Aufgaben der SA

SA bearbeitet soziale Folgeprobleme der modernen Gesellschaft, die unmittelbar mit den Integrationsmodalitäten dieser Gesellschaft gekoppelt sind.

SA befasst sich mit Menschen und Gruppen, die…- mit den gegebenen gesellschaftlichen Lebensbedingungen nicht zurechtkommen- in ihrer individuellen Lebensbewältigung scheitern- nur ein eingeschränkt an der Gesellschaft teilhaben -von dauerhaften Exklusion betroffen oder bedroht sind

SA erfüllt dabei folgende Aufgaben:

-Arbeitet mit Klienten daran, Möglichkeiten der Integration zu realisieren, durch Beratung, Betreuungund Unterstützung dieser benachteiligten Menschen bei ihrer Lebensbewältigung

-Versucht Möglichkeiten der Integration zu realisieren, durch Intervention in soziale Systeme

-Trägt dazu bei, Desintegration und Kumulation von psychosozialen Problemlagen zu vermeiden -Ist zuständig für menschenwürdige Lebensbedingungen im Exklusionsbereich die funktionalen Teilsysteme zu sorgen, sie zu gewährleisten und sie ggf. zu schaffen.

Wissen und HandelnDenken und Handeln als Kennzeichen des MenschenCodizio Humana:-Wir haben kein Verhaltensprogramm, dass wir einfach abspulen, sondern wir durchlaufen einen langen Sozialisationsprozess, in dem wir alle Kompetenzen (kulturell etc.) erwerben.

-Jeder Mensch denkt und handelt = Existenz

-erst im Handeln erweist sich, ob das was wir denken richtig oder falsch ist (nicht mal immer, solange es funktioniert ist es kein Problem)

-Prinzip der Aufklärung: Bessere Welt bzw. bessere Erkenntnismöglichkeiten, d.h. wir müssen dazu kommen, zu überprüfen, ob das was wir denken wahr ist, ob das was wir tun richtig interpretiert ist.

Die Beziehung von Theorie und Praxis(Vergleich Hund und Katze)Wissenschaft und Praxis = unterschiedliche Systeme, d.h. aber nicht, dass sie grundsätzlich einen Gegensatz darstellen.

ABER: Wenn etwas unterschiedlich ist, muss man schauen wie man damit produktiv umgehen kann = Aufgabe der Professionen (SA bes. schwierig)

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Wissenschaft-Im Zentrum stehen Fragen-Wissenschaft hat viel Zeit, um Fragen zu beantworten vià Forschung mit InstrumentenUnterschied zur Praxis, die innerhalb kurzer Zeit auf Fragen reagieren muss-Grundprinzip: Wissen nach zu weisen, zu überprüfen, Wahrheit

Charakteristika der wissenschaftlichen Form der Wissensbildung

-Handlungsentlastend, Zeitfaktor, haben viel Zeit-Explikation (Erklärung des Erkenntnisweges)-Systematik, Erkenntnisspeicher Theorien/ Verpflichtung zur Erkenntnisnahme-Entwicklung von Beobachtungsinstrumenten-Entwicklung von Analysemethoden-Kein unmittelbarer Zweck: Freiheit Fragen zu formulieren. Aber: Zweckgerichtetes Wissen konstitutiv für die Entstehung der Wissenschaften-Diskurs zur Qualitätssicherung, Kritik als Modus, Verpflichtung zur Selbstoptimierung

Praxis

1. Kreislauf: Wiss. Wissen als wertvolle Ressource

2. Kreislauf

3. Kreislauf: man denkt nicht bewusst an erworbenes Wissen, es fliesst aber in die Handlungen mit ein.

Wissen ist in Handlungs- mustern

Unterschied zur Wissenschaft: Ich kann mir nicht auswählen, welche Fragen ich bearbeite Wenig Zeit (unter 3sec.) = man braucht Handlungs- und

Deutungsmuster

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Strukturierungsschema Handlungswissenschaften u.a. SA

Technologien/ Handlungsmodelle:-Verfahren die auf Handlungsmodellen beruhen, die sich bewährt haben-erklärt wie etwas Funktioniert Wahrheit, Wirksamkeit der Verfahren in der Praxis

Wissenschaft und Praxis der SA- 2 Systeme einer Profession=: Wissen vermitteln, welches zur Verfügung steht

=: Methoden, nicht TechnologienWissenschaft= Grund wieso FH-Studium = Zusammenwirkung Wissenschaft und Praxis = Profession

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Wissen und Nicht-WissenProfessionelles Handeln oder Jeden Tag die Entdeckung von Amerika

Wir brauchen Wissen, um den Menschen zu verstehen, wenn wir verstehen öffnen sich uns Handlungsoptionen.

Kunst oder Technik?Umsetzung des Wissens = Kunst

Wissen alleine macht uns nicht zum Meister, dies entsteht erst im Tun, in der Kompetenzbildung = lebenslanger Prozess.

Text Peter Sommerfeld: «Soziale Arbeit- Grundlagen und Perspektiven einer eigenständigen wissenschaftlichen Disziplin»

Antwort auf Identifikationsproblematik der SADie SA ist eine wiss. Disziplin innerhalb des gesellschaftlichen Teilsystems Wissenschaft. Wiss. Disziplin ist eng verbunden mit der Profession bzw. Praxis der SA. SA als Einheit, die sich in zwei aufeinander bezogene Teilsysteme ausdifferenziert hat. Wissenschaft: Reflexion/kritisches Beobachten der PraxisBeide Teilsysteme haben autonomen Bereich: (Profession)Praxis: Ebne des Handelns(Disziplin)Wissenschaft: Ebne der Theorie

Verbindungsstück zwischen Wissenschaft der SA und Profession der SA ist die Praxis, die Fragen an Wissenschaft stellt. Es kann nicht nur Wissen in Praxis geschaufelt werden, sondern es braucht Kooperation zwischen SAW und SA Praxis auf gleicher Ebene. (Ausbildung)

3 verschiedenen Formen von Wissen nach Sommerfelder:1. Faktenwissen: z.B. Statistiken2. Theoriewissen: Zusammenhänge3. Interventionswissen: Mit welcher Intervention können wir Ziel erreichen?Grundlagewissenschaften: Faktenwissen, Theoriewissen KEIN InterventionswissenHandlungswissenschaften: Beziehen sich auf alle drei Wissensformen = SA

Die Wissenschaft der SA ist eine eigenständige wissenschaftliche Disziplin. Begründung: Die drei Kriterien nach Sommerfeld für die Wissenschaftlichkeit sind erfüllt; -Die Wissenschaft der SA handelt losgelöst von der Praxis-Die Wissenschaft der SA setzte sich als Ziel, Theorien zu bilden.-Die Wissenschaft der SA hat einen eigenen Forschungsgegenstand. (siehe Gegenstand der SA)

Wissenschaft und Profession sind zwei eigenständige Teilsysteme der SA, die wechselseitig auf einander bezogen sind. -Die Praxis der der SA ist der Gegenstand der wiss. Disziplin-Die Profession der SA kann für ihre Praxis auf das von der Disziplin bereitgestelltes Wissen zurückgreifen.

Gemeinsames Interesse von Disziplin und Profession liegt in der Entwicklung professioneller Verfahren. Die Verbindung von Profession und Disziplin ist ausbaufähig.-Disziplin und Profession treffen sich zu wenig-Es müssen mehr institutionelle Koppelungen zwischen Disziplin und Profession geschaffen werden, etwa über wiss. Praxisberatung

Beantwortung der LeitfrageWelches allgemeinste (erkenntnistheoretische) Verständnis kann der Sozialen Arbeit als Wissenschaft und Profession zugrunde gelegt werden, und wie ist das Verhältnis von Theorie und Praxis vor diesem Hintergrund zu verstehen?

BA 101 Soziale Arbeit als Wissenschaft und Profession HS 2016

Gegenstand der Wissenschaft der Sozialen Arbeit ist die Praxis der Sozialen Arbeit in ihrer gesellschaftlichen und institutionellen Kontextualisierung und darin auftretenden Handlungsproblemen.

Soziale Arbeit als Handlungswissenschaft, da sie einen eigenen Gegenstand hat. Gegenstand der SA ist nach Sommerfeld die Praxis der SA. Das Verhältnis zwischen Wissenschaft SA und Profession der SA sollte nicht hierarchisch,

sondern in einer gleichberechtigten Kooperation bestehen Teilsysteme Wissenschaft und Praxis: Wahrheit vs. Wirklichkeit Anerkennung der Ergebnisse vs. Anerkennung der Leistungen

SA wird im Zusammenhang mit Wissenschaft als eigenständige Disziplin angesehen und integriert sich so als Teildisziplin in das System der Wissenschaft. SA ist Handlungswissenschaft und ist auf Zusammenarbeit mit der Praxis angewiesen in Bezug auf die Fragestellungen und Klärung des Professionsdiskurses.

Vor diesem Hintergrund sind Wissenschaft und Praxis zwei eigenständige und autonom handelnde Teilsysteme in der SA. Jedoch sind beide Systeme voneinander abhängig: Praxis braucht fundierte Theorien und Methoden zum Handeln, Wissenschaft braucht die Fragestellungen, aus der Praxis, um weitere Wiss. Erkenntnisse zu gewinnen. Dies bedeutet, es bedarf einer Kooperation zwischen den beiden Systemen. Dies gewährleistet den Informationsaustausch zwischen den beiden Teilsystemen. Zudem besteht laut Sommerfeld eine Profession aus den beiden Teilgebieten der Wissenschaft und Praxis.

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Berufsgeschichte

Welche Bedeutung hat die Bearbeitung der Geschichte für die Soziale Arbeit? Beziehen Sie sich bei der Beantwortung dieser Frage auf die Denkfigur «Soziale Arbeit als offenes Archiv gesellschaftlicher Konflikte» des 20. Jh..

Fassen Sie die Geschichte der stationären Kinder-und Jugendhilfe kurz zusammen indem Sie Wendepunkte und Entwicklungslinien aufzeigen.

PODCAST_ Geschichte der stationären Kinder- und JugendhilfeAnstalten des 19. Jh., Heimkritik, Entwicklungslinien (Gisela Hauss)

Blick1: Anstaltserziehung und Anstaltskritik

Bild eines offenen Archivs

Metapher: Janus-Köpfig zweiköpfig bzw. Spannungsfeld

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Pestalozzi Armenerziehung – erste Konturen der Heimerziehung 1798- „Aufklärer von Missständen“ -Kinder sind Subjekte, eigene Persönlichkeiten-erste Konturen von SP/ Heimerziehung/ Selbsthilfepotentiale entwickeln-Arme müssen von Armen aufgezogen werden keine Durchmischung der Stände, keinen sozialen Aufstieg, sondern in Armut anständig leben, ehrbare Armut

Das 19. Jh. Als «Anstaltsjahrhundert» (ab ca. 1898) / Rettungshausbewegung

Öffentliche Kritik an der Heimerziehung-C.A. Looslis Heimkritik 1920 und die Heimskandale der 1940er Jahre

Looslis Kritik 1920-Loosli wuchs bei Pflegemutter auf, später Waisenhaus, dann Anstalt Trachselwald, war somit selber «Anstaltszögling»-seine Kritik: Massenerziehung statt Individualerziehung

Willkür und Macht statt Liebe und ZuneigungEintönigkeit/ Abtötung von Phantasie anstatt Anregung/AbwechslungUnterwerfung und Sklavengehabe anstatt Entfaltung und Persönlichkeitsbildung

Institutionen sind schlecht, zu vergleichen mit Krieg, Folter, Sklaverei, Prostitution

-seine Forderung: Abschaffung der Erziehungs-, Rettungs-, Zwangserziehungsanstalten und Waisenhäuser, Überführung ins Verdingwesen.

-seine Anliegen: Familiensystem, Schulbesuch, Berufslehre, Zöglingsrat, Ferien

Die Anstaltskrise 1940-Kritische Reportagen mit Bilder von Paul Senn-Die LeiterInn der Kinder- und Jugendheime forderten:

-mehr Bundessubventionen-zweckmässig eingerichtete Gebäude-bessere Ausbildung des Personals

Die Schule für Heimerziehung- Schritte zur Professionalisierung?Beginnende Transformationsphase der Heime (1940er-1960er)Eine Vielfalt von Ausbildungsangeboten für das Personal in der Heimerziehung entwickelte sich.Ambivalenzen:

-aus den Armenerzieher werden Heimerzieherinnen-Gehilfin verweist auf eine hierarchische Struktur-Praxisnahe und pragmatische Ausbildung, ohne Karrieren Chance-die Schulen für Heimerziehung hinkten den sich amerikanischen orientierten Schulen für Sozialarbeit hinterher.

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Text Susanne Mauerer: «Soziale Arbeit als Offenes Archiv gesellschaftlicher Konflikte»

Zugang durch GeschichteGeschichte= dynamisches Gebilde gesellschaftlicher Erfahrungen. Nicht abgeschlossener Prozess, der als Produkt von Konstruktionen der Vergangenheit verstanden wird. Geschichte ist nicht eindeutig zu verstehen: Je nach dem aus welchen Blickwinkel sie betrachtet/rekonstruiert wird, ändert sich die Interpretation. Daher muss eigener Standort reflexiv betrachtet werden.

Geschichte enthält drei Dimensionen: eine erkenntnistheoretische, eine gesellschaftstheoretische und eine subjekt- bzw. handlungstheoretische Dimension. Wirkungszusammenhänge können so wahrgenommen werden.

Historiographie: Arbeit am «gesellschaftlichen Gedächtnis». Die Vergangenheit ist eine unverzichtbare Ressource, um die Rolle der SA bzw. die Existenz der Institutionen und Handlungsfelder der SA mit zeitlicher Tiefe zu versehen. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit führ die SA zu einer kulturellen Identität, sozialer Integration und einer Legitimierung der Zuständigkeit.

Denkfigur als offenes Archiv gesellschaftlicher KonflikteOffenes Archiv: Soziale Arbeit ist ein Gedächtnisspeicher für soziale Konflikte in der Vergangenheit und in der Gegenwart. Institutionen, Arbeitskonzepte, Methoden, Theorien, alltägliche Routinen sowie das Professionsbild bilden demnach eine hinterlassene Spur, die die vergangenen und gegenwärtigen Konflikte abbilden. Diese repräsentieren verschiedene Wahrnehmungen und Perspektiven von sozialen Problemen und deren Politik. Daraus wird ersichtlich, dass kritisch-reflexible Auseinandersetzungen mit dem gesellschaftlichen Gedächtnis für die Entwicklung der Disziplin und der Profession bedeutsam sind. Geschichte kann immer noch wirken, im Denken der Menschen und in Strukturen (Strukturen lassen sich nicht schnell ändern).

Geschichte hat Einfluss auf die Gegenwart und wirkt sich damit auch auf die Zukunft aus. Deshalb ist es für die SA unverzichtbar ein Bewusstsein für die Geschichte zu entwickeln und anzuerkennen, dass Geschichte durch die SA mitbeeinflusst werden kann.

Die SA bearbeitet das gesellschaftliche Gedächtnis sozialer Konflikte. Warum ist das wichtig? Problembearbeitung!! SA muss sensibel darauf sein, wie soziale Probleme entstehen. Geschichte der SA nicht nur positiv (Beispiel: Eugenik), Bewusstsein darüber kann solche Problemen präventiv entgegenwirken. Mauerer: SA, als umkämpftes und hinterfragtes Feld soll aus lebendigen, unbequemen und mühseligen Prozessen der Reflexion und des Erinnerns kultiviert werden, und daraus Stärke und Selbstbewusstsein ziehen.

…doing history

Konstruktivistisch, Geschichte ist Produkt der Vergangenheit, wir konstruieren Geschichte, wir beeinfluss die Geschichte und deren Auseinandersetzung.

Nach Maurer ist die Reflexion über die Geschichte der SA von Bedeutung weil, -sie stützt, stabilisiert und stiftet Identität-sie ermöglicht, dass Spannungsfelder bewusst wahrgenommen werden können-sie klärt historisch Gewachsenes-sie ermöglicht die Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen und politischen Umgang mit sozialen Problemen der jeweiligen Zeit-sie ermöglicht, die Geschichte und die Entwicklung zu reflektieren-das Vergangene hat Wirkung auf die Gegenwart, dies gilt es immer wieder zu reflektieren

BA 101 Soziale Arbeit als Wissenschaft und Profession HS 2016

Text Hannes Tanner: «Die ausserfamiliäre Erziehung»Prozess zunehmender Differenzierung disziplinarischer Mittel, von Strafen und Massnahmen zu Nacherziehung und Förderung sozialer Integration.

Disziplinarische Mittel und Erziehung/ Förderung von sozialer Integration

Bestrafung/ Strafe Erziehung/ Erziehen daraus aufgerichtet zentrale Werte

aufrecht zu erhalten. Abschreckung für andere.

Konsequenz aus einem Verhalten Wegschliessen, Soziale Ächtung,

(Ausschluss aus Gesellschaft) Verbannung, Todesstrafe

3 Formen: Körperstrafe, Wegschliessen, Verbannung

Anstalts-und Heimkritik als Impuls zur Erneuerung der ausserfamiliären Erziehung (Loosli 1920) Heimkampagne (1968)Habermas/Thiersch: stärkere Alltags-und Lebensweltorientierung bzw. Hilfe zur Lebensbewältigung, stärkere Orientierung des sozialpädagogischen Handelns.= Differenzierung der Institutionen Ziel: Person soll reintegriert werden in Gesellschaft und in Gesellschaft partizipieren.

Menschen sind veränderbar

Bis weit ins 19 Jhd., wurde nach Gewohnheitsrecht bestraft. Kinder bis 6 Jahren waren strafunmündig 17 Jhd.: Strafen nicht mehr in der Öffentlichkeit, sondern in Gefängnissen 19 Jhd.: Industrialisierung Verarmung der CH- Bevölkerung, Strafgesetzbuch wurde

gefordert 1.1.1942: Einführung des Strafgesetzbuches

Beantwortung der LeitfragenWelche Bedeutung hat die Bearbeitung der Geschichte für die Soziale Arbeit? Beziehen Sie sich bei der Beantwortung dieser Frage auf die Denkfigur «Soziale Arbeit als offenes Archiv gesellschaftlicher Konflikte» des 20. Jh..

-SA befasst sich mit der Strukturierung der modernen Gesellschaft und daraus erwachsenden Ungleichheiten als soziale Problemlagen und deren Bearbeitung. Vor diesem Hintergrund ist die Bearbeitung der Geschichte für die SA von immenser Bedeutung. Denn die Vergangenheit als eine Art offenes Archiv betrachtet nimmt Einfluss auf die gegenwärtigen und zukünftigen Handlungen der SA sowie deren Weiterentwicklung als Wissenschaft und Profession. Durch ihren ganz spezifischen Blick als Disziplin/ Profession auf erkenntnis-gesellschafts- und handlungstheoretischer Ebne, wird sie zur Gestalterin von Geschichte, Gegenwart und Zukunft.

-Reaktion der Vergangenheit stärken, stabilisieren, Identität stiften.-Spannungsfelder bewusst wahrnehmen-Klärung historisch Gewachsenem-gesellschaftlichen und politischen Umgang mit sozialen Problemen dieser Zeit (Denkfigur)-eigene Geschichte und Entwicklung kritisch zu reflektieren-Vergangenheit hat Wirkung auf Gegenwart

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Fassen Sie die Geschichte der stationären Kinder-und Jugendhilfe kurz zusammen indem Sie Wendepunkte und Entwicklungslinien aufzeigen.

-Geschichte der stationären Kinder- und Jugendhilfe kurz zusammengefasst anhand von Wende- und Entwicklungspunkte:

1300 Hospital1500 Waisen-, Arbeits-, und Zuchthäuser1750 Verkostungsgeldsystem1800 Armenerziehungsanstalten und Rettungsanstalten (Pestalozzi 1773-1827 und Zeller 1830-

60 erste Differenzierungen)1900 Fellenbergs „Erziehungsstaat“: Landerziehungsheime 1920 Anstaltskritik (Loosli, wollte Anstalten abschaffen)1940er Heimskandale (Bilder Paul Senn/ kritische Reportagen)1940-er Beginnende Transformationphase der Heime -19601942 Strafgesetzbuch1970er 68er Bewegung: Heimkampagne (Habermas/Thiersch: Lebensweltorientierung)1980er Reformen in der Heimerziehung

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Wie zeichnet den Blick des Vormundschaftsamtes in den Jahren 1920-1950 aus? Welches Wissen gewinnt an Bedeutung und wie gestaltet sich die damalige zivilrechtliche Praxis?

Wie konstelliert sich das Problem der Armut an der Wende zum 20. Jh.? Beschreiben Sie die gesellschaftlichen Antworten darauf.

PODCAST _Vormundschaft und JugendfürsorgeBlick2: Vormundschaft und Jugendfürsorge

Schwerpunkt Eugenik und Fürsorge (Beatrice Ziegler)

SozialdisziplinierungGesamtgesellschaftlicher Prozess der Neuzeit zur Verinnerlichung eines Tugendkanons (Gehorsam, Fleiss) Wirkung einer anonymen Machttechnologie von den Ränder der Gesellschaft her (Schule, Psychiatrie, Gefängnis)

Sozialkontrolle (heute auch über Medien), Formen von Überwachung, heute Neoliberalismus

Bürgerliche Soziale Arbeit und FrauenbewegungAb Anfang 20 Jh. Gründung Dachverbände (Frauenvereine)Soziale Frage als weibliches Betätigungsfeld: Ausbruch aus den Grenzen des Privaten (Widerstand) und Anwendungsbereich des Geschlechtercharakters von Frauen (Anpassung)

EugenikWissenschaft von «Vererbung und Auslese» als wissenschaftliches Konstrukt als sozialpolitisches Instrument als Massnahme

Hochblüte der Eugenik: ca. 1930-1970

Eugenische Massnahmen:-Anstaltsversorgung, Kindswegnahme, Eheverbot, Sterilisation, etc.

Städtische Fürsorge und Eugenik-Gesamtbild: Eugenik als biopolitische Erweiterung sozialdisziplinierender Überzeugungen und Massnahmen-Hervorstechende eugenisch aufgeladene Fälle der Zerstörung von menschlicher Existenz

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Fazit-heute:-Anerkennung des Leidens: Noch lebende Personen, die Objekte der eugenischen Massnahmen waren-Gesellschaftliche Positionsbestimmung-ProfessionenSozialstaatDer Staat als Solidarinstitution bei Lebens-bzw. Armutsrisiken: Krankheit, Tod, Erwerbslosigkeit, Mutterschaft Bsp. Betriebe mit interne Kassen-Systemen = Folge der Industrialisierung

Eugenik und Sozialdisziplinierung- wie wirkten sich diese Konzepte auf heute aus?-Betreuung der Opfer-Aufarbeitung und Entschuldigung gegenüber den Opfern-neue Prinzipien daraus gezogen reflektierte SA, moralische und ethische Ansichten z.B. Autonomie wahren, keine Stigmatisierung, keine Urteile-kritische Reflexion des Handelns-SA soll sich auch gegen Politik wehren, wenn Forderungen nicht mit beruflichem ethischen Kodex übereinstimmen- über eigene Disziplin tiefgründiges Wissen haben, um uns zu schützen

Text Hauss

Spannungsfeld VormundschaftDie Vormundschaft stand im Spannungsfeld zwischen den Rechten und Bedürfnissen der Jugendlichen und dem Bestreben, gesellschaftliche Normen durchzusetzen und Jugendliche an diese anzupassen. Sie konnte aufgrund des Zivilgesetzbuches Eingriffe in Biografien und Familienzusammenhängen verfügen und befand sich damit bei jeder Entscheidung wieder neu im Dilemmata zwischen Sorge für das Wohl des Kindes bzw. Jugendlichen, dem Recht der Eltern und gesellschaftlichen Normalisierungsansprüchen. Es spielen gesellschaftliche Denk-und Handlungsmuster hinein und beeinflussten Beobachtung, Argumente und Begründungen in den Fallgeschichten.

Gesellschaftlicher AusschlussprozessSoziale Probleme wurden zunehmend als biologistisch gedeutet und auf die Anlage bzw. auf schlechtes Erbgut zurückgeführt. Der Ausschluss von Einzelnen aus gesellschaftlichen Zusammenhängen wurde legitim, um gesellschaftlichen Normen und die Gesundheit einer als Ganzes verstandenen Gesellschaft zu schützen.

Die Vormundschaft fand sich damit in einem ambivalenten Feld wieder. Bestrebt Menschen zu helfen, die alleine nicht mehr mit ihrem Leben zurechtkamen, war sie doch gleichzeitig mitbeteiligt an gesellschaftlichen Ausschlussprozessen, die Einzelne in ihrer Integrität und ihren Lebensmöglichkeiten stark einschränkten und verletzten.

Argumente wandelten sich mit der Zeit1920er Jahre: Detaillierte Beschreibung des Verhaltens, Erkundigung des Milieus1920er Jahre: Blick vermehrt auf psychische Verfasstheit, argumentierte entlang psychiatrischer Klassifikationen, beurteilte den Menschen anhand der Anlage und Erbgut, andere Gewichtung bei Geschlechter

Normalitätsvorstellungen AssistentinnenKontrolle von Sauberkeit, Gehorsam und Sittlichkeit in Familien der unteren SchichtenDie misslichen Familienverhältnisse fanden sich vor allem in armen Haushalten. Die Assistentinnen führten nicht lediglich die materielle Not auf, sondern verknüpften diese mit Verwahrlosung, Schmutz, Unsittlichkeit und Unordnung. Armut wurde damit moralisch gewertet. Das von bürgerlichen Normen abweichende Verhalten der Familien galt als Ursache der in vielen Fällen

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elenden Verhältnisse. Die Wohnungsnot in der Stadt oder die wirtschaftliche Krise der 1920er wurden in den Berichten ausgeblendet.

Auswirkungen psychische Begrifflichkeiten; Was ging verloren, welche Entlastung entstand für die JugendfürsorgeDie psychiatrischen Diagnosen versprachen mehr Eindeutigkeit und damit eine Entlastung der sich selbst überfordernden Jugendfürsorge. Der Körper der Jugendlichen geriet verstärkt in den Blick und der soziale Kontext verlor an Bedeutung. Psychiatrische Konzepte boten ein anlagetheoretisches Erklärungsmodell für das Scheitern jugendfürsorgerischer Bemühungen und ersparten Behörden damit eine kritische Reflexion ihres Handelns.

EugenikNeben dem ungünstigen Milieu gerieten Anlage und Erbgut in den Blick der Behörden. Die Behörden drangen in den aus seinen sozialen Zusammenhängen herausgenommenen Körper ein, suchte innere Anlagen und Charaktereigenschaften, die sich schliesslich nicht in jedem Fall äusserlich und körperlich zeigen mussten.

Zusammenfassend Bezug zur GegenwartIn den Entscheiden der Behörde in den 1930er und 1940er wertete man gesellschaftliche Ansprüche- eigefärbt durch eugenische, biologische Vorstellungen- höher als das Recht der Jugendlichen auf eigene Spielräume und Handlungsmöglichkeiten.Als minderwertig in Charakter und Anlage verloren die Jugendlichen das Recht auf Integrität und soziale Anerkennung. Der Blick der Geschichte macht deutlich, wie anspruchsvoll das Ausbalancieren zwischen Eingriffen und Respekt bei zivilrechtlichen Massnahmen sein kann. Diese stehen immer auch im Kontext, zeitgenössischer Diskurse. Eine selbstkritische Reflexion der Entscheide und Massnahmen sowie eine Transparenz im Verfahren sind Voraussetzung dafür, dass in der Bearbeitung der gegebenen Amivalenzen Respekt und Fachlichkeit gewahrt werden können. Die Geschichte zeigt, dass das nicht immer gelang.

Beantwortung der LeitfrageWie zeichnet den Blick des Vormundschaftsamtes in den Jahren 1920-1950 aus? Welches Wissen gewinnt an Bedeutung und wie gestaltet sich die damalige zivilrechtliche Praxis?

Im Zeitraum von 1920-1950 wurden Jugendliche zunehmend entlang abwertenden Zuschreibungen beurteilt und die Massnahmen wurden härter. Soziale Probleme wurden als biologisch gedeutet und auf schlechtes Erbgut zurückgeführt sowie anhand von psychiatrischen Klassifikationen beurteilt. Um gesellschaftliche Normen und die Gesundheit der Gesellschaft zu schützen, wurden der Ausschluss von Einzelnen sowie die Verletzung persönlicher Integrität legitim. Trotzdem wurden die Beteiligten mehr und mehr professionalisiert.

Text Epple/Schär

Das Problem der Armut an der Wende zum 20.Jh.Aus dem Problem des «Pauperismus» wurde die Soziale Frage.

Pauperismus: Obwohl gesellschaftliche Zusammenhänge schon gesehen wurde, blieben das persönliche Versagen und die individuelle Verantwortung der Armen für ihre wirtschaftlichen Verhältnisse im Vordergrund.

Die Lösung des Problems war Sache moralischer integrer und humanistisch gesinnter Persönlichkeiten, die helfen und gleichzeitig erzieherisch auf die unterstützen Bedürftigen einwirken wollen. Als Soziale Frage aber war Armut, ihre Ursachen und Folgen in erster Linie ein wirtschaftliches, politisches und wissenschaftliches Problem.

(Mit Pauperismus (lat. pauper „arm“) bezeichnet man die längerfristige Armut weiter Teile der europäischen Bevölkerung während der modernen europäischen Bevölkerungsexplosion zur Zeit der Frühindustrialisierung)

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1. Wirtschaftlichen Wachstumsprozess schützen2. wohlfahrts-und sozialstaatliche Funktionen

Als Wissenschaftliches Problem wurde die Armut, weil man sie genauer zu betrachten begann und nach differenzierten Lösungen suchte. Die soziale Frage trug dazu bei, die Bedeutung der Statistiken zu steigern und die Sozialwissenschaften als neue Wissensdisziplin hervortreten zu lassen.

Armut:Primäre Armut: keine Möglichkeit mit dem Einkommen die Grundbedürfnisse zu deckenSekundäre Armut: ausreichendes Einkommen, aber zu anderen Zwecken benütztDieses Verständnis wird heute als absolute Armut bezeichnet.

Arbeit/Arbeitsfähigkeit:Der Mensch wurde als Mensch-Maschine betrachtet und es interessierte nur die Leistungen und Fehlleistungen, sowie seine Anfälligkeit für Ermüdung. Das Ziel im Zuge der Mechanisierung war es, mit Hilfe der Wissenschaft das Arbeitstempo,-intensität, und -disziplin zu erhöhen.

Selbsthilfe und Selbstorganisation:Die Arbeiter fingen an, sich politisch und gewerkschaftlich zu organisieren, dies trug dazu bei, dass sie an politischem Einfluss gewannen und in den 80er Gesamtarbeitsverträge sowie der Sozialstaat durchgesetzt wurden. Es entstanden auch Hilfskassen, Konsumgenossenschaften, Raiffeisenkassen etc.

Verbände und Hilfswerke:Das Interesse entstand, sich gesamtschweizerisch zu organisieren, um auf die bundesstaatlichen Interventionen Einfluss zu nehmen und Anerkennung, Aufgaben und finanzielle Mittel zu erhalten. Gemeinsam war die Chance grösser politisch Einfluss zu haben. SRK, Pro Juvetute, Pro Senectute, Caritas entstanden.

Unterstützung im Sozialstaat:Die Fabrikarbeiterschaft organisierte sich zwar, war aber immer noch vom Arbeitsmarkt abhängig. Ihre Bewegung, Gewerkschaften und Parteien gaben den Arbeitern eine Stimme und es begannen politische Aushandlungsprozesse. Ursachen der Armut waren nicht mehr nur Schicksal und gottgewollt oder als selbstverschuldet zu akzeptieren. Weiter entstanden Organisationen die vom prophylaktischen Versicherungs-statt vom Almosengedanken ausgingen (z.B. KV, ALV).

Städtische Sozialpolitik, Zentralisierung und Professionalisierung-Städte entwickelten eine eigene Sozialpolitik indem sie sich mit Unterstützungseinrichtungen zentralisiert und professionalisiert haben. RAV, Sozialwohnungen. -Städte übernahmen die Armenpflege in Zusammenarbeit mit der freiwilligen Armenhilfe-Die Armenverwaltung wurde stärker zentralisiert und organisiert und mit zusätzlichen aus ausgebildetem Personal aufgestockt.-Die Forderung der Abschaffung der Armut führte zu einer Verwissenschaftlichung der Armut, welche wiederum von einem eugenischen Denkmuster geprägt war. -Heimatgemeinden mussten sich an den Kosten der Unterstützungsleistungen beteiligen, was zur Gründung von Armenfonds und der Zuteilung von Bergallmenden und schlussendlich nach der Wirtschaftskrise zu einer Armensteuer führte.

Beantwortung der LeitfrageWie konstelliert sich das Problem der Armut an der Wende zum 20. Jh.? Beschreiben Sie die gesellschaftlichen Antworten darauf.

Armut war nicht mehr nur gottgegeben, sondern wurde als gesellschaftliches Problem wahrgenommen und zum Objekt der Wissenschaft. Die Arbeiter begannen sich in Gewerkschaften und Arbeiterparteien zu organisieren, wurden politisch aktiv und schafften mit ihren teilweise radikalen Forderungen, die Voraussetzung, um bisherige Unterstützungseinrichtungen durch Institutionen zu ergänzen, die der neuen Situation und Risiken entsprachen. Die Schweiz unternahm erste Schritte zum modernen Sozialstaat, in dem Unterstützungssysteme zentralisiert, organisiert und professionalisiert wurden. Das Armutsrisiko wurde durch das Versicherungsprinzip vermindert.

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Erläutern Sie die Rolle der bürgerlichen Frauenbewegung Anfang des 20. Jh. und erklären Sie das Konzept der Sozialen Mütterlichkeit.

Aus welchen Gründen misslang in der Schweiz eine Akademisierung der Sozialen Arbeit in der ersten Hälfte?

PODCAST_ Kurse, Ausbildung, SchuleBlick3: Geschichte der Gründung der sozialen Frauenschulen

Geschichte der Gründung der sozialen FrauenschulenDie Rezeption «amerikanische Methoden» (Sonja Matter)

Geschichte der Gründung der sozialen FrauenschulenMit welchen Argumenten haben Frauen die Soziale Arbeit als weiblichen «Eignungsberuf» konzipiert?

Nach 1. WK: Gründung der sozialen Frauenschulen in der Schweiz:1918-1920 1918: Sozial-caritative Frauenschule Luzern Konservativer Flügel der Frauenbewegung1918: Genfer Ecole d’études sociales pour femmes Fortschrittlicher Flügel der Frauenbewegung1920: Soziale Frauenschule Zürich Fortschrittlicher Flügel der Frauenbewegung

Die Gründerinnen der sozialen Frauenschulen waren gleichzeitig in der frühen Frauenbewegung engagiert. (ende 19Jh. anfangs 20Jh.)Ziele der frühen Frauenbewegung: Bekämpfung der Diskriminierung von Frauen in politischer, rechtlicher und sozialer Hinsicht.

Wissensvermittlung an den sozialen Frauenschulen-Theoretische Ausbildung: Hygiene, Sozialhygiene, Pädagogik, Psychologie, Recht, Volkswirtschaft etc.-PraktikumDie Sozialen Frauenschulen postulierten, das theoretisches Wissen solle an die Erfordernisse der Praxis ausgerichtet werden.

!! Es fehlten Bestrebungen, professionelle Handlungsmethoden und eine eigene Bezugstheorie der SA zu entwickeln, die diesen Brückenschlag zwischen Theorie und Praxis geleistet hätten.!!Die Frauen stellten die gesellschaftlichen Strukturen nicht in Frage.

In den USA diskutierten SA die Methodenentwicklung in der SA bereits im frühen 20 Jh.Mary Richmond: Social Casework, demokratische SA-SA sollen Fälle genau untersuchen-SA sollen -ausgehend von wiss. Kriterien- eine Diagnose stellen-Sa sollen zusammen mit dem Klienten einen Hilfsplan erstellen

Normen eines traditionellen Geschlechterdiskurses (Mann vs. Frau):Tätigkeitsgebiet der Frauen:

Haushalt und Familie Weibliche Geschlechtscharaktere: «empfindsam», «zur Empathie fähig», «abhängig»,

«durchsetzungsschwach»

Tätigkeitsgebiet der Männer: Wirtschaft, Politik, Kultur (Öffentlichkeit) Männliche Geschlechtscharaktere: „rational“, „durchsetzungsfähig“, „aktiv“

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Konzept der Sozialen Mütterlichkeit

Argumentationsstrategie:-Das Konzept konnte emanzipatorische Forderungen von Frauen stärken: Es legitimiert die berufliche Tätigkeit von Frauen in der SAFrauen müssen mit ihren Fähigkeiten an die Öffentlichkeit gehen, da es viele Missstände gab (Industrie/Modernisierung)=Legitimationsstrategie: «Die Gesellschaft brauche Frauenhände und Frauenherzen, die die Wunden der Gesellschaft heilen können.»

-Das Konzept konnte antifeministische Forderungen stärken:Es verwies Frauen in helfende Berufstätigkeiten und positionierte sich nicht in Führungspositionen

=Ambivalentes Konzept

Rezeption der amerikanischen MethodenInwiefern veränderte die Orientierung an «objektiven» Berufsmethoden die geschlechtsspezifischen Leitbilder der Sozialen Arbeit?Wendung nach 2. WKIn internationalen Konferenzen der SA wird das «Social Casework» breit propagiert.VertreterInnen der UNO sahen die Methode mit den Menschenrechten im Einklang. Die UNO etablierte internationales Austauschprojekt für Sozialarbeitende und vergab Stipendien

Die Rezeption des « Social Casework » in der Schweiz in den 1950er Jahre:Die Leiterinnen der Schulen für Soziale Arbeit waren fasziniert von den Caseworl-Methoden-Der Hinweis auf eine wissenschaftliche Berufsmethode eröffnete die Möglichkeit, die Expertenposition der SA abzusichern und das professionelle Profil der SA zu schärfen.-Die Schülerinnen befürworteten die ethische Ausrichtung des Social Casework und das Postulat, die SA als Menschenrechtsprofession zu konzeptualisieren.

Wandel der geschlechtsspezifischen Leitbilder der SA:Jüngere Generation der SA distanzierte sich vom Konzept der «sozialen Mütterlichkeit» Sie wollten ihren Expertinnen Status nicht mehr durch ihre geschlechtsspezifische «Wesensart» legitimieren. Sie betonten ihr Wissen und ihr methodengesichertes Handeln als Grundlage einer professionellen SA

Nach dem 2. WK nahmen ehemalige soziale Frauenschulen neu auch männliche Schüler aufDiese Änderung verlangte auch einen Namenswechsel der Schulen: Schule für Soziale Arbeit

Obwohl das Social Casework auf dem Paradigma einer «Verwissenschaftlichung des Sozialen» aufbaute, liess es sich gleichwohl in traditionelle Idealbilder von Weiblichkeit integrieren. Als typisch verstandene weibliche Eigenschaften wie Einfühlungsvermögen, Geduld und Hilfsbereitschaft nahmen in den Theorien des «Social Casework» einen wichtigen Stellenwert ein. Die Eigenschaften wurden jedoch losgelöst vom Geschlecht, d.h. waren nicht nur auf Weiblichkeit bezogen.

Fazit:-Die Professionalisierung und die Ausbildung in der SA der CH war stark durch die Kategorie «Geschlecht» geprägt.

-Frauen etablierten nach dem 1.WK erfolgreich Berufsschulen Wegleitend war das Konzept einer «sozialen Mütterlichkeit»

-Nach dem 2. WK verankerten die Schulen ein einheitliches Ausbildungsprogramm für Frauen und MännerGeschlechtsspezifische Leitbilder der SA wurden revidiert, jedoch nicht gänzlich aufgegeben. Als typisch bezeichnete weibliche Eigenschaften wie, Einfühlungsvermögen und Hilfsbereitschaft liessen sich in die Methode des Social Casework integrieren. Desiderat der nachfolgenden Jahrzenten: Hinterfragung der geschlechtsspez. Machtverhältnisse

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Text Flessner (1994)Feminisierung des Berufsfeldes, die damit eingehende starke Präsenz der Frauen in der Öffentlichkeit geht aber nicht einher mit dem gesellschaftlichen Status, öffentlichen Einfluss und politischer Entscheidungsteilhabe, denn diese bleiben immer noch den Männern im Berufsfeld oder sogar von ausserhalb einwirkenden Männer vorbehalten. = Geschichte der Professionalisierung = Geschichte der Vermännlichung.

Mütterlichkeit als Beruf: 4 Merkmale1. MerkmalEine spezifische inhaltliche Praxis der Frauen der gemässigten bürgerlichen Frauenbewegung, für eigenständige Lebenskonzepte und die Durchsetzung gleicher sozialer und politischer Rechte der Frauen öffentlich einzutreten und Perspektiven zu öffentlichen Handelns zu entwickeln, die einen aktiven Gegenentwurf zur Familienrolle darstellten, insbesondere wenn diese nicht normenadäquat durch Heirat oder Mutterschaft ausgefüllt wurde. Berufsvorstellung die am Idealbild der Mutter orientiert war und nicht am Bild des autonomen Subjekts, des Mannes. = SA als angewandte auf die Welt übertragene Mütterlichkeit.Erziehungstätigkeiten und soziale Hilfeleistungen der bürgerlichen Frauen im öffentlichen Raum wurden Schritt für Schritt durchgesetzt und boten eine sinnvollen selbständigen Tätigkeit jenseits von Ehe und Familie.

2. MerkmalMütterlichkeit als Beruf knüpft inhaltlich an das Eigene der Frau an: Mitmenschliche Fürsorge und einfühlendes Handeln als natürliche Fähigkeit der Frauen. = der Männlichkeit (kalte Rationalität und zerstörerische Technisierung) überlegen. Von ehrenamtlicher Tätigkeit zum Beruf. Leitvorstellung blieben jedoch die Emanzipation der Frauen und ihre soziale Mission.

3. MerkmalMütterlichkeit als Beruf war der leiblichen Mütterlichkeit und der Bestimmung zur Ehe nachgeordnet und damit kein Gegenkonzept der traditionellen Familienrolle der Frau. Machtpositionen des Mannes wurden nicht in Frage gestellt und die Annäherung an die Instrumente der Machtausübung (z.B. Bürokratie) konnten somit nicht stattfinden.

4. MerkmalDer Beruf war nicht als Erwerbstätigkeit konzipiert, sondern als kritischer frauenspezifischer Beitrag zur Humanisierung der Gesellschaft.Bei der Wohlfahrtspflege gab es wenige Posten, die begabten Männer verlockend erscheinen. Die Haltung war, dass es den Frauen im Wesen liegt, anders als bei Männer, dass Ehrgeiz und Karriere bei der Wahl des Berufes weniger entscheidend sind.Berufsfremde Männer hatten Leitungspositionen inne, waren weiter weg vom Klienten, die Frauen arbeitet direkt mit den Klienten. Aus heutiger Sicht des Konzepts kann man eine Mischung aus Widerstand und Anpassung erkennen: Zum einen: Leistung des Erschliessens eines Berufsfeldes, das Hinaustreten der bürgerlichen Frauen an die Öffentlichkeit, Etablierung einer Perspektive einer eigenständigen Existenz öffentlicher sozialen Rolle Zum andern: zeitgeschichtliche gesellschaftliche Spannungen und Brüche auch in den Geschlechtsverhältnissen, die Ambivalenz in der gesamten Berufsgeschichte, die Frauen stellten gesellschaftliche Strukturen nicht in Frage, waren nicht politisch.

Hindernis in der Struktur der Mütterlichkeit-Weibliche Sozialarbeit nach männlicher Weisung = Leitungspositionen in der SA wurden meist mit berufsfremden Männern besetzt. (Sie konnten auch nicht an die «Frauenschulen») = Soziale Frauenarbeit wurde abgewertet, bzw. die Arbeit direkt mit den Klienten. Dies führte dazu, dass ein Austausch zwischen den Geschlechtern und auf der akademischen Ebne nicht möglich war, was eine Professionalisierung hinderte. -Familie und Beruf waren einander ausschliessende Tätigkeiten.-Soziale Rettungsphantasien, welche an der mütterlichen Allzuständigkeit und grenzenloser Fürsorglichkeit anknüpften, wurden im Berufsalltag zur ÜberforderungStrukturmerkmale heutiger SA und Bezug zur sozialen MütterlichkeitArbeitsteilung

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-Im Verlaufe der Zeit enormer Zuwachs an Arbeitsplätzen für Frauen in der SA, mit immer mehr Männern:durch Expansion der SA, immer mehr Tätigkeitsgebietedurch Akademisierung des Berufsfeldes (1970)veränderte Lebensperspektive der Frauen, wegen eines Berufes nicht auf Familie zu verzichtenFrauen haben immer noch den grösseren Anteil als Männer, diese sind jedoch zumeist in Führungspositionen (in allen Ebenen)Zwischen den Berufssegmenten besteht eine deutliche vertikale Arbeitsteilung der Geschlechter, jedoch mit zunehmender Tendenz der Vermischung. Dabei scheint jedoch der Übergang der Männer in die Frauensegmente häufiger als umgekehrt.Weibliche Arbeit wird nach wie vor männlich kontrolliert.

2/3 der Studierenden sind Frauen, aber höchstens 1/3 der Dozierenden sind Frauen. Die Akademisierung ab 1970 hat die lehrenden Frauen aus der Hochschulen nachhaltig verdrängt. Der wissenschaftliche Diskurs ist männlich geprägt und findet im wesentlichen geschlechtergetrennt statt.

BerufsverläufeFrauen in der SA sind durch Diskontinuität und Ungesichertheit geprägt.

Zwang zur Vereinbarung von Beruf und Familie hohe psychische Belastung in Klienten nahen Bereichen (eher Arbeitsbereich der Frauen) lebenslange Berufsausübung ist vom grössten Teil der Frauen in der SA nicht geplant= all das festigt die geschlechtshierarchische Arbeitsteilung

ArbeitsinhalteWesentliche Elemente der inhaltlichen Sozialen Arbeit stehen in Übereinstimmung mit den historischen Definitionen in Gestalt des Mütterlichkeitskonzeptes.

Die Elemente werden einfach zeitangepasster bzw. moderner ausgedrückt. Doch auch diese sind meist weiblich bzw. mütterlich konnotiert (Geduld, Fürsorglichkeit, Zusammenleben im Alltag…). Denn in unserer Gesellschaft dominiert bis heute das Mütterliche die weiblichen kulturellen Rollenzuschreibungen für Frauen. -einerseits sind sie Kern der Berufstätigkeit und Gebrauchswert -andererseits vermischen sich darin berufliche und allgemein-menschliche Fähigkeiten, was den Beruf abwerte. -mit der starken Betonung dieser Werte, besteht steht die Gefahr des Distanzverlustes =Burnout, Resignation -besonders in im Berufspraxis-Typ «Zusammenleben», wird den Frauen in der SA eher die Mutterrolle zufallen, unabhängig der Wahl bewusst/unbewusst

ArbeitsmarktKostendruck vom Staat, wachsender Bedarf an sozialen Unterstützungsleistungen, Förderung privat geleisteter Arbeit (Pflege, Erziehung, Tagesmütter) und damit Abwertung der institutionell bereitgestellter SA. Frauen trifft dies doppelt: Sie sind die privat Einbindbaren und vor allem sie sind die beruflich abgewerteten. = Die Expansion des Berufsfeldes geht einher mit gravierenden Deregulierungsprozessen Teilzeitarbeit, befristete und ungesicherte Arbeitsverhältnisse, Laienarbeit. (Meist sind Frauen im Teilzeitmodus angestellt und meist sind auch Frauen Laien.)

Fazit: Angesichts der Deregulierung des Arbeitsmarktes und der Unkalkulierbarkeit der Chancen schieben sich Konkurrenz- und Managementstrategien in den Vordergrund, die Frauen eher benachteiligen.

Bewertung im Kontext allgemeiner gesellschaftlich-politischer Entwicklung

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-Höhere Berufspositionen einzunehmen, ist heute für Frauen auch ohne Verzicht auf Kinder möglich, fordert jedoch ein hohes Mass an individuellem Arrangement, um Berufs-und Familienarbeit zu vereinbaren.-Wirtschaft: Der weiblichen Arbeitskraft wird die private, kostenlos zu erbringende zugewiesen. =je mütterlicher die Fürsorge-und Erziehungsarbeit eingestuft werden kann, desto geringer wird die Arbeitskraft bewertet.

Fazit:

Mit dem Konzept Mütterlichkeit als Beruf, schufen sich die Frauen einen zukunftsorientierten Beruf, wurde der Schritt bürgerlicher Frauen aus der Familienabhängigkeit angebahnt, Frauen ein öffentlicher Beitrag zum gesellschaftlichen Leben ermöglicht.

Hervorgebracht wurde ein Berufsprofil, das einer diffusen Orientierung verhaftet blieb und das sich in die herrschende Arbeitsteilung der Geschlechter und ihre Hierarchie nahezu ohne Widersprüche anpasste. = labile Basis für die öffentliche Rolle und Status der Frau

Fazit GegenwartDie SA ist etabliert und im Kern auch durch die Strukturmerkmale der «Mütterlichkeit als Beruf» die bis heute wirksam sind.Jedoch ambivalente Bilanz:-Zum einen: -ein breit expandiertes inhaltlich anerkanntes Ausbildungs-und Berufsfeld.-Jedoch: -nach wie vor sind Merkmale hierarchisch geschlechtlicher Arbeitsteilung sichtbar -Inhaltliche Kerne des Fürsorgens sind kulturell immer noch weiblich-mütterlich verinnerlicht und scheinen sich reflexiv besonders schwierig zu erschliessen = Es muss ein Ziel sein, die abgewerteten Berufssegmente und Berufsträgerinnen systematisch aufzuwerten.

Fazit Zukunft bzw. Entwicklung der SA-Frauen müssen sich als Subjekt der Entwicklung begreifen und aktiv handeln lernen: kritische Wahrnehmung von Prozessen sozialer Konstruktion der Minderbewertung weiblicher sozialer Arbeit und als Reaktion verändernd eingreifen.

-Strategie der Normalisierung von Berufsbiografien: d.h. soziale Berufe müssen so konstruiert sein, dass Frauen lebenslang und mit Chancen des Auf-, Um-und Neueinstieg ausüben können.

-Strategien der Professionalisierung: streben ein hohes Mass von Fachlichkeit an und überschreiten so bewusst die traditionelle geschlechtsspezifische Arbeitsteilung. Frauen müssen sich untereinander stützen

-Schaffung gesellschaftlich durchsetzungsfähiger politischer Zusammenschlüsse von Frauen.

-Anstoss der Frauen, dass die Geschlechterfrage zu einem allgemeinen Diskurs der sozialen Arbeit integriert wird, auf Ebne von Berufspraxis, Politik, Wissenschaft und Ausbildung.

-Immaterielle und materielle Aufwertung der SA intensiv und öffentlich wirksam zu betreiben. = Stetes und zähes Bemühen, Geschlechterhierarchien überall abzutragen- individuell und gesellschaftlich. Hierzu sind BEIDE Geschlechter aufgerufen!!!

Beantwortung der LeitfrageErläutern Sie die Rolle der bürgerlichen Frauenbewegung Anfang des 20. Jh. und erklären Sie das Konzept der Sozialen Mütterlichkeit.

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Ziele der frühen Frauenbewegung: Bekämpfung der Diskriminierungen von Frauen in politischer, rechtlicher und sozialer Hinsicht

Gründerinnen von sozialen Frauenschulen waren gleichzeitig in der Frauenbewegung aktiv Soziale Frauenschule als Gegenbewegung zur patriarchalisch dominierten Gesellschaft Konzept der sozialen Mütterlichkeit legitimiert die berufliche Tätigkeit der Frauen in der

sozialen Arbeit

Aus welchen Gründen misslang in der Schweiz eine Akademisierung der Sozialen Arbeit in der ersten Hälfte?

Ökonomische und politische Gründe (Zwischenkriegszeit und zweiter Weltkrieg) Technologisierung / Akademisierung war Sache der Männer, die Soziale Arbeit sollte

praxisnah bleiben und auf die Fähigkeiten der Frau abgestimmt sein. Fehlendes Bestreben der bürgerlichen Frauenbewegung

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Fassen Sie die Forderungen und die Folgen der Heimkampagne kurz zusammen. Ordnen Sie diese in die Geschichte der Heimerziehung ein.

Diskutieren Sie die Bedeutung sozialer Bewegung bzw. von (Gesellschafts-) und Institutionenkritik in der Geschichte der SA. Machen Sie Bezüge zur Denkfigur SA als Gedächtnis gesellschaftlicher Konflikte (Berufsgeschichte 1)

PODCAST_ Soziale Bewegung, Städte und Öffentlichkeit

Blick4: Soziale Bewegung, Städte und Öffentlichkeit

Settlementbewegung, 68-er Bewegung, Heimkampagne (Gisela Hauss)

Soziale BewegungenKritik der SA in Verbindung mit sozialen BewegungenIdeen der SA entwickelten sich in Auseinandersetzung mit sozialen Bewegungen

Soziale Bewegungen:-thematisieren gesellschaftliche Konflikte-zielen auf Veränderung der Gesellschaft-Hoffnung eines besseren Lebens in Gesellschaft-Produkte spezifischer Erfahrung eines Lebens in Gesellschaft und bringen neue Kontexte hervor

Lebensbedingun

gen in der Arbeiterschicht in der CH um 1900-enge Wohnverhältnisse-geringe materiellen Ressourcen

SA im konfliktreichen Spannungsfeld

Übersicht Soziale Bewegungen

BA 101 Soziale Arbeit als Wissenschaft und Profession HS 2016

-einfacher Lebensstandard-mangelnde Hygiene-Arbeiterquartiere-schlechte Umweltqualität

Bürokratie und Verwaltung der Armut-Geordnete behördliche Kompetenzen, Amtshierarchien, Akten, Büro, Allgemeingültige Regeln Männer dominiert

Kontrolle und Vormundschaft Gewalt und Fremdbestimmung in Sprache und Diagnose

Settlement BewegungDiskontinuität und Kritik- Settlements als Gegenmodell in London und Chicago(internationale Vernetzung)Toynbee Hall, 1883 London (Henrietta und Samuel Barnett) Eine Niederlassung Gebildeter in armer Nachbarschaft, die den doppelten Zweck verfolgt, die dortigen Lebensverhältnisse aus eigener Anschauung kennen zu lernen und zu helfen, wo Hilfe nötig ist. Kooperation Mentona Moser (Mitgründerin Soziale Frauenschule in Zürich), machte Erfahrungen während ihrer Ausbildung mit den Settlements in London (1900) Als sie zurückkam:-Engagierte sie sich in den Arbeitervierteln-Kritik an Bürokratie in der Fürsorge-Austritt aus der Leitung der Frauenschule

Hull House, 1898, Chicago (Jane Addams und Ellen Starr) Zentrum für höher, öffentliches und soziales Leben zu sein, Lebensbedingungen in den industriellen Bezirken zu untersuchen und zu verbessern.

In der CH:-Bürgerliche Frauen initiieren Projekte wie offene, partizipative Mädchenarbeit in Arbeiterquartieren.-Ziel ist Brückenschlag zwischen der bürgerlichen Welt und der Arbeiterklasse-Gleichberechtigung-keine blossen Almosen, sondern Vertrauen gewinnen

Und gleichzeitig Kritik an der traditionellen Fürsorge…… die weiter lief: «Nie ist die Bourgeoisie so abstossend als, wo sie Wohltätigkeit treibt, stinkende Wohltätigkeit.»

-Settlements= inmitten der Spannungszonen gesellschaftlicher Konflikte-Sie verstanden sich als einen Versuch, die bürokratischen und oft diskriminierende Armenfürsorge durch einen kooperativen Ansatz zu überwinden.-Sie zeigen gesellschaftliche Möglichkeitsräume auf, weisen auf Alternativen hin und schaffen damit eine kritische Distanz zu zeitgenössischen Machtstrukturen in der Armenfürsorge.

Gemeinwesenarbeit heute-Bezieht sich auf die Settlement Bewegung = Ergebnis der Geschichte, heute sehr natürlich

Heimkampagne-Ein Teil einer internationalen Bewegung-Als Teil der 68er Bewegung Revolution betrifft nicht nur Politisches, sondern den Alltag/Kultur-Parallel zu theoretischen Auseinanderseztung mit gesellschaftlichen Institutionen, Kritk an Institutionen und Gesellschaft, Psychiatrie(Goffmann/Foucault)-Angeregt durch die Heimkampagne in DE, Formen des Widerstands wurden übernommen-Im Umfeld der Zürcher JugendbewegungChronologie der Heimkampagne-1970: Tagung «Erziehungsanstatlen unter Beschuss», Spiegel, Selbstkritk-Resolution und Gründung der Aktionsgruppe Heimkampagne-Forderungen nach grundlegenden Reformen, nach Selbstbestimmung und Alternativen im Kontext der Heimerziehung

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-Uetikoner Kampagne: Heimbesuche/Demonstrationen/Entweichung von Zöglingen/Flucht und Präsenz in den Medien, Verhaftungen

1972: Auflösung

Die Heimkampagne als Problematisierung der Anstaltserziehung-Löst Bewegungen aus-Führt zu Reformen-Skandalisiert Missstände in der Heimerziehung-Beschleunigung von Demokratiesierungsprozessen in der Heimerziehung Stück Demokratiegeschichte-Funktion eines Katalysators, hat beschleunigt-Gesellschaftliche Kritik, um nicht dermassen regiert zu werden Spannungsfeld SA (Kontrolle vs. Autonomie)= Heimerziehung stark geprägt zu dem was sie heute ist.

Die Geschichte der SA- ein offenes Archiv gesellschaftlicher Konflikte?-SA als Geschichte der Problematisierung wo sind die Spannungsfelder, Probleme in der Gesellschaft anerkennen lassen-Geschichte der SA, in die Dissens, Verschiedenheit und Vielfalt einbezogen werden-Blick zurück in die Geschichte ohne die Gewissheit einer zeitlosen Moral, sondern in der sorgfältigen Analyse gesellschaftlicher Bedingungen und realer Möglichkeiten.

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Text WagnerSoziale Bewegungen-Netzwerk von Gruppen und Organisationen, mit kollektiver Identität, mit dem Anspruch auf Gestaltung des gesellschaftlichen Wandels.Zusammenhang zur SA: In sozialen Bewegungen geht es um;

-Fragen der gesellschaftlichen Ordnung, des Zusammenhalts, der Verteilung von Ressourcen, der Gestaltung des Zusammenlebens.-soziale Fragen und gesellschaftliche Wiedersprüche die nicht hinreichend lösbar schienen Mit der Thematisierung dieser Fragen haben Soziale Bewegungen Einfluss auf die Entwicklung von Sozialpolitik und somit auch Soziale Arbeit genommen.

Alte Bewegungen-Forderungen an den Staat-Frauenbewegung Ende 19Jh. /Beginn 20 Jh. Professionalisierung der Wohlfahrtspflege

-systematisch und fachlich fundierte Tätigkeit gefordert, weg von unkoordinierter Hilfe-Annahme von Geschlechtsspezifischen Fähigkeiten (Verknüpfung Weiblichkeit bzw. Mütterlichkeit und Sozialer Arbeit)-wiss. Fundierte Ausbildung -Salomon: Ziel war, die Armut zu bekämpfen anstatt sie zu pflegen

-Jugendbewegung nach dem 1. WK Pionierarbeit Sozialpädagogik-Arbeiterbewegung Beitrag zur Schaffung sozialpolitischer Absicherung

Neue Bewegungen-Veränderung der Verhältnisse durch alternative Lebens-und Arbeitsweisen-Neue Inputs für Soziale Arbeit:

-Jugendhilfe: Skandalisierung der Zustände in den Erziehungsheimen (Heimkampagne) -Frauenarbeit: Thematisierung von Gewaltverhältnisse-Psychiatrie: Normalitätskonzepte= Neue Arbeitsfelder für die Soziale Arbeit

Soziale Bewegungen- Soziale Arbeit Fazit-Staub-Bernasconi: die professionelle Soziale Arbeit ist aus sozialen Bewegungen hervorgegange- jedoch nicht immer in Harmonie aufeinander, Soziale Bewegungen haben Soziale Arbeit häufig kritisiert, da sie gesellschaftliche Widersprüche nicht als Ganzes bearbeitete, sondern nur individuelle Bedürfnisse befriedigte

Text SchärKennzeichen traditionelle Fürsorge und Heimerziehung-Strafpraxis: körperliche Gewalt, Kurzschoren der Haare, Einzelhaft in Arrestzellen ohne Licht, Kostschmälerung, Urlaubssperre, verbale Demütigung-eingeschränkte Wahl von Ausbildungsmöglichkeiten, schlechte Entlohnung, isolierte Lage der Anstalt, mangelnde pädagogische Ausbildung des Personals.

68-er Bewegung-Heimkritik-verbreitete kritisches Bewusstsein-typisches Anliegen: Demokratisierung der Heime -nicht Ausgrenzung von Menschen, die nicht den gesellschaftlichen Normen entsprachen, sondern deren Eingliederung war das Ziel

Heimkampagne (ab 1970-72)-kampf gegen die veralteten Anstaltserziehungsmethoden Strafpraxis und neg. Umstände-Stimme der Zöglinge solle gehört werden-Verbesserung der Lebensumstände-Forderte Abschaffung der Erziehungsheime

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-alternative Betreuungsangebote wie betreute Wohngemeinschaften oder Familienplatzierung -aus Anstalten entwichene Zöglinge wurden betreut, es entstanden Anlauf-/Beratungsstellen

Schlüsse aus der Reflexion über die traditionelle Fürsorge und HeimerziehungDer Erzeugte Druck durch die Heimkampagne beschleunigte die Reformen in den Erziehungsanstalten. -Neue Verordnungen und Hausordnungen -vermehrt Alternativen wie Familienplatzierung oder betreute Wohngemeinschaften -Professionalisierung des Personals

Beantwortung der LeitfrageFassen Sie die Forderungen und die Folgen der Heimkampagne kurz zusammen. Ordnen Sie diese in die Geschichte der Heimerziehung ein.

Forderungen:Zur Verbesserungen der Lebensumstände,-qualität der Zöglinge:-Gerechte Entlohnung, -Aufhebung der Postzensur-Aufhebung des Rauchverbots-Demokratisierung der Heime-Aufhebung der Geschlechtertrennung -Aufhebung des Arbeitszwangs-Abschaffung von Essenskürzungen, Einzelhaft, Abschneiden der Haare = Abschaffung des repressiven Strafsystems-mehr Selbstverantwortung/ Autonomie

Folgen:Durch die öffentliche Kritik und dem Druck auf die Heimleitung und Behörden kam es zur Reform des Heimwesens. 1972 kam es zu neuen Hausregeln und neuen Verordnung, welche die Strafpraxis entschärfte, mehr Selbstverwaltung für die Zöglinge gewährte und professionelles Personal einplante. Professionalisierung in Richtung Sozialpädagogik des Personals und eine Abkehr von autoritären Erziehungskonzepten.

Geschichtseinordnung:1773-1827 Armenerziehung (Pestalozzi)1830- 1860 Rettungshäuserbewegung

Landwirtschaftliche Arbeit als ErziehungsmittelErzieher mit bewusst bescheidendem gehaltenen intell. Wissen für Polyvalente

Einsätze1850-1920 Bürgerliche Frauenbewegung1884-1930 Schweizrische Verbindung zur Settlementbewegung1920-1950 Eugenik und Fürsorge1920-1960 Professionalisierung der SA /Soziale Frauenschule1924-1956 Anstaltskritik Loosli1940-1960 Beginnenden Transformationsphase der Heime1944-1970 Heimkrise- Ausbildungen1968-1972 68er Bewegung «Heimkampagne»

Diskutieren Sie die Bedeutung sozialer Bewegung bzw. von (Gesellschafts-) und Institutionenkritik in der Geschichte der SA. Machen Sie Bezüge zur Denkfigur SA als Gedächtnis gesellschaftlicher Konflikte.-Impulse sozialer Bewegung sind unabdingbar für die SA, da sie zur stetigen Verbesserung, Weiterentwicklung, Veränderung der heutigen SA beigetragen haben.-Kritik, Unsicherheit und Widersprüche sind konstitutive Elemente der SA-Blick in die Geschichte trägt zum Verständnis von Strukturen bei, was wiederum Voraussetzung für eine erfolgreiche Praxis ist.-viele der heutigen Grundmerkmale der SA sind aus sozialen Bewegungen gekommen (Settlement Gemeinwesenarbeit/ 68er Bewegung Heimwesen etc.)Da die Geschichte ein Produkt von kulturellen Konstruktionen der Vergangenheit ist und wir aus der Reflektion der Geschichte lernen können, müssen wir immer versuchen verschiedene Dimensionen

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zu erkennen und zu unterscheiden. Die Arbeit mit der Geschichte, im Sinne von der Arbeit mit dem gesellschaftlichen Gedächtnis, hilft uns die heutige SA zu verstehen, aufgrund der Entwicklung ihrer Haltung genauer zu analysieren und aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen und wandelnder sozialer Problemen aus der Vergangenheit zu lernen und in der Gegenwart angemessener zu handeln.

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Theorien der Sozialen Arbeit

Welche Grundstruktur hat eine Theorie Sozialer Arbeit (Definition und Topographie des Theorieprogramms)?

PODCAST_ Einführung in die Thematik

Eine Theorie in der SA will…… den Gegenstand mögl. umfassend beschreiben, ordnen, erklären und Vorhersagen entwickeln.Sie befasst sich mit:-Status, Aufgabenbereich, Funktionen, prof. Handeln-Entwicklungsgeschichte-Positionierung bezüglich Anforderungen der Praxis-Positionierung im Kontext der Nachbarsdisziplinen

Theoriegeschichtlicher Aufriss

Überblick der wichtigsten TheoretikerInnen der SASozialpädagogik: Hermann NohlSozialpädagogik als Erziehung zur Gemeinschaft durch das Leben in einer GemeinschaftEckpunkte seiner theoretischen Arbeit:-Geisteswissenschaftliches Erkenntnisverfahren -Erziehungswirklichkeit war Ausgangspunkt seiner theoretischen Arbeit-Ziel der Integration

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-Sozialpädagogik war für Nohl stark an Bildung gebunden-Schwierigkeiten die ein Kind hat waren im Zentrum, nicht die Schwierigkeiten, die ein Kind macht.-Pädagogischer Bezug

Sozialarbeit: Alice SalomonSozialarbeit als Vermittlung zwischen Individuum und UmweltEckpunkte ihrer theoretischen Arbeit:-Handlungswissenschaft-Wissenschaft der SA soll sich am Gegenstand der Praxis entwickeln-Die Theorie ist hilfreich, um korrektes Handeln in der Praxis zu begründen-Hilfsbedürftigkeit aufgrund persönlicher und/oder gesellschaftlicher Schwierigkeiten

-Sozialarbeit ist Ineinanderwirken von wirtschaftlichen und pädagogischen Massnahmen-wirtschaftliche und soziale Integration-Hilfe zur Selbsthilfe

Typen von Theorien- Ein Ordnungsversuch

Sozialintegrative Ansätze:-Integration als intentionale und funktionale Bestimmung der Sozialen Arbeit-Soziale Arbeit = Integrationshilfe für Menschen in Soziale Schwierigkeiten

Kritische Theorieansätze:-Kritische Positionen gegenüber gesellschaftlichen Verhältnissen-Analyse der gesellschaftlichen Bedingungen sozialer Probleme-Analyse der gesellschaftlichen Funktion der SA-Ziel SA: Aufdeckung gesellschaftlicher Zusammenhänge, Überwindung der gesellschaftlichen Ursachen von sozialen Problemen, Emanzipation Einzelner sowie sozialer Gruppen.

Gesellschaftsverändernde Theorieansätze:-Basis: Gesellschaftsanalyse, mit dem Ziel der Aufdeckung der tatsächlichen gesellschaftlichen Zusammenhänge-SA als Instrument, um soziale Probleme in Schach zu halten-SA muss Gesellschaft verändern, SA soll sich selber überflüssig machen

Gesellschaftskritische Theorieansätze:-Kritische Reflektion -Emanzipatorische und sozialkritische Ausrichtung der SA-Verbesserung der Gesellschaft

Lebenswelt- und alltagsorientierte Theorieansätze:-Adressaten zu einem gelingenden Alltag verhelfen-Veränderungen in der Gesellschaft, um einen gelingenden Alltag zu bewirken

Systemische Theorieansätze:-Soziale Phänomene werden in ihrer Verbundenheit (System) betrachtet-SA muss ganzheitlich, d.h. überindividuell denken und handeln

Text Füssenhäusser-Es gibt nicht eine Theorie der Sozialen Arbeit, sondern ein Netz von Kommunikationen zwischen den unterschiedlichen Theoriepositionen. In diesem Netz sollten vor allem Herausforderungen und Ergänzungsperspektiven der Theorien erkennbar sowie auch Gemeinsamkeiten in den Grundannahmen und Intentionen deutlich werden. (Theoriepluralismus)

Funktion der Theorien der SA -Theorien der SA sollten demgemäss sein, dass sie in der Lage sind, die Komplexität der Lebenslagen und Problemsituationen von Menschen zu erfassen, die Verbindung zwischen

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subjektiven und sozial-gesellschaftlichen Bedingungen auszubilden und die Alltagstheorien der Professionellen zu reflektieren.

-Denkintentionen beinhalten Grundannahmen und Bewegungen, welche den sich immer verändernden Stand und Zeitgeist der SA repräsentieren.

-In den vergangenen vier Jahrzehnten haben 5 Diskurse über Theoriepositionen zur Theoriebildung der Sozialen Arbeit entscheidend beigetragen. Mit der Absicht das Feld der SA auf unterschiedlichen theoretischen Ebenen abzugrenzen.

Methodologische Einschränkung: In der Methodologie wird nach Kriterien gefragt, warum welche Methode angewandt werden muss und eine andere Methode falsch wäre. Die Methodologie steht dem Theorienpluralismus gegenüber.

Theoriepositionen in der SA: Bezeichnet die theoretische Betrachtung der SA aus dem Blickwinkel der verschiedenen Theorien.

Theorien der SA: Die Theorien der SA zielen auf die Klärung des Status der SA hin, auf die Beschreibung und Klärung ihres Gegenstands, ebenso positionieren sie die SA gegenüber anderen Disziplinen.

Theorietopographie: Topographie der Theorien der SA beschreibt die Themenfelder, welche die Theorien behandeln sollen. Füssenhäuser legt 8 Kristallisationspunkte vor, welche die in einer Theorie der SA zu verhandelnden Fragen bzw. Themenfelder umschreiben. Die Kristallisationspunkte sollten die Theorie disziplinär wie auf professionsgebunden bestimmen.

Dimensionen/Kristallisationspunkte einer Theorie SAWissenschaftstheoretische GrundlegungWiss. Theorien basieren und sind bestimmt von den jeweiligen Prämissen

Theorie-Praxis-VerhältnisGehören zusammen und müssen verzahnt werden, Beziehung Theorie-Praxis

Gegenstand der SA als WissenschaftFrage nach Gegenstand ist unerlässlich für eine Theorie der SA

Gesellschaftliche und soziale Voraussetzungen (gesell. Funktion der SA)Grundlage für eine Theorie der SA ist eine Gesellschaftstheorie

Bestimmung der Adressat/innenLebenslage, Lebensweise, Bestimmung von Norm und Abweichung

Institutionen der SA

Professionelles Handeln der SAAnalyse Handlungsmuster SABerufsidentität

Werte und ethische Normen

Theorien= eine Art von Reflexion// Praxis/ Neugier ist Voraussetzung, dass sich Theorien entwickeln

Beantwortung der LeitfrageWelche Grundstruktur hat eine Theorie Sozialer Arbeit (Definition und Topographie des Theorieprogramms)?

Auf die Frage, welche Grundstruktur und Funktion die der Theorie der Sozialen Arbeit nun hat gibt es unterschiedliche Antworten. Sinnvoll gem. Thiersch und Füssenhäuser wäre es, an die Unterscheidung anzuschliessen von:

1. Theorie als theoretische Diskussion

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2. Theorie der Sozialen Arbeit im engeren Sinn: Klärung des Status der SA, Klärung Gegenstandsbereich und Funktionen sowie die Klärung ihrer geschichtlichen Selbstvergewisserung und die Positionierung gegenüber anderen Disziplinen und der Praxis der SA.

8 Dimensionen als Vorschlag von Füssenhäuser für Kristallisationspunkte sowie professionsgebundene Theoriebestimmung:

1. Bestimmung Gegenstands SA als Wissenschaft und Praxis2. Bestimmung Wissenschaftscharakter; Diskussion Identität gegenüber and. Disziplinen3. Klärung Verhältnis Theorie-Praxis (SA als Profession: Praxis – SA als Disziplin: Wissenschaft,

Möglichkeit der reflexiven Analyse des Gegenstandbereichs4. Erörterung der gesellschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen5. Diskussion der Lebenslagen und Lebewesen und darin enthaltene Bestimmung der

Unterstützung, Hilfe und Bildungsaufgaben6. Analyse Organisation und Institution der SA7. Konkretisierung der professionellen Handlungsmuster8. Klärung sozial-ethischer Grundlagen des professionellen Handelns; Konkretisierung

ethischer Fragen in der Berufsethik

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Welches sind die wesentlichen theoretischen Eckpunkte alltags-und lebensweltorientierter Sozialer Arbeit?PODCAST_ Das Konzept der Lebensweltorientierten Sozialen Arbeit(Thiersch)

Ein hermeneutisch- emanzipatorischer Ansatz: Soziale Arbeit als Herstellung eines gelingenderen Alltags

Text Grundwald/Thiersch

Theoretischer Hintergrund des KonzeptsHermeneutische-pragmatische Tradition (Frage nach dem Alltag und der je individuell interpretierten Welt)

Phänomenologisch-interaktionistisches Paradigma (Lebenswirklichkeit und Handlungsmuster werden dem Gesichtspunkt der Alltäglichkeit rekonstruiert)

Kritisches Alltagskonzept (Doppelbödigkeit, im Alltag Ressourcen sehen, Borniertheit destruieren)

Reflexive Moderne, Risiko Gesellschaft

Alltäglichkeit-meint ein Verhältnis zur Wirklichkeit -wird als soziales und pragmatisches Verstehen und Handeln bezeichnet-wird erkennbar in Verständigungs- und Deutungsmustern-umfasst Alltagswissen-ist strukturiert durch Überschaubarkeit, Vertrautheit, Ordnung, Rolle, Routine und Typisierung-ist Handeln in zugänglichen Räumen, in zugänglicher Zeit-wird unterbrochen und konfrontiert mit Aufgaben die sich mit vertrauten Verstehens-und Handlungsmustern nicht bewältigen lassen

Lebens(alltags)welten-Alltäglichkeit repräsentiert sich in Lebens(alltags)welten-Lebens(alltags)welten sind spezifische, konkrete Lebensfelder und Lebensräume in unterschiedlichen Arrangements (Familie, Arbeitsplatz, Schule) und sind Erfahrungs-und Handlungsräume

Pseudo Konkretheit des Alltags-Alltag ist geprägt von Pragmatik, Routinisierung und Typisierung der Lebenswelt, dies bietet Entlastung für Menschen in ihrer Lebenswelt-Alltag ist ambivalent und bedeutet Enge und Erfahrung. Die Routinen mit ihrer Entlastung können borniert (engstirnig/beharrlich) und mit Ausgrenzung einhergehen-Die Pseudokonkretheit des Alltags muss aufgebrochen werden im Hinblick auf die Frage nach einem gelingenderen, produktiveren Leben.

Kritische AlltagstheorieZiel der Kritischen Alltagstheorie:Im Alltag Ressourcen zu sehen, Borniertheit zu destruieren und unentdeckte und verborgene Möglichkeiten aufzuzeigen und damit Möglichkeiten eines gelingenderen Alltags hervorzubringen.

Rekonstruktion der Lebenswelt 4 Aspekte:

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Das Konzept sieht Menschen in der Erfahrung ihrer Wirklichkeit, die gegliedert ist in Erfahrungen des Raumes, der Zeit und der sozialen Beziehungen.

Das Konzept ist engagiert in der Rekonstruktion der konkreten lebensweltlichen Verhältnisse, der Spannungen und der Konflikte zwischen den Lebensfeldern.

Das Konzept z auf den Doppelsinn, der Dialektik des Gelingenden und Verfehlten in der Lebenswelt und der notwendigen Destruktion

Das Konzept verfolgt die spezifisch modernen Spannungen von Gesellschaftsstrukturen und Bewältigungsmustern in den neuen Formen des Ein-und Ausschlusses.

Organisation: StrukturmaximenDas Konzept Lebenswelt organisiert sich in 5 Strukturmerkmalen

Prävention: Stabilisierung unterstützender Infrastrukturen/ Bildung, Stabilisierung allgemeiner Kompetenzen zur Lebensbewältigung

Alltagsnähe: Präsenz von Hilfen in der Lebenswelt der Klienten Dezentralisierung/Regionalisierung: Präsenz der Hilfen vor Ort Partizipation: Beteiligung und Mitbestimmung (Hilfeprozess und regionale Planung) Integration: Nichtausgrenzung, Gleichheit in Grundansprüchen

4 Dimensionen der Lebensweltorientierten SA

Dimension Zeit, Raum, soziale Beziehungen und Bewältigungsarbeit-Respekt vor eher unauffälligen Bewältigungsaufgaben-bezieht sich auf unterschiedliche Bewältigungsaufgaben und Kompetenzen im Lebenslauf-sieht Menschen in räumlichen Verhältnissen- ländlich/städtische Milieus-geht vom elementaren Recht auf eigenen gestaltbaren Lebensraum aus (Umgestaltung Institutionsstrukturen, Einrichtung Jugendhäuser …)-gibt Hilfe zur Selbsthilfe

Beantwortung der Leitfrage

Welches sind die wesentlichen theoretischen Eckpunkte alltags-und lebensweltorientierter Sozialer Arbeit?Konzept der Lebensweltorientierung zusammenfassend:

Lebensweltorientierung als Antwort auf die gesellschaftlichen Umbrüche der Moderne LWO nimmt den Alltag der Adressaten d.h. den Ort, an dem Probleme entstehen/ wo Leben

gelebt wird, als Ansatzpunkt des Handelns LWO bezieht sich auf Bewältigungs- und Verarbeitungsformen von Problemen in der

Lebenswelt der Adressaten. Alltag besteht aus Täuschung und Wirklichkeit, aus pragmatischem Alltagsdenken und

Selbsttäuschung. Aufgabe der SA ist es, diese aufzudecken und Scheitern zu verhindern Ziele ist es, einen gelingenderen Alltag zu ermöglichen. Dazu sind Provokationen,

Unterstützung, Veränderung im Alltag notwendig.

Der theoretische Hintergrund des Konzepts besteht in der Frage nach dem Alltag und der je individuell interpretierten Welt (hermeneutisch-pragmatisch), es stützt sich weiterhin auf das phänomenologisch-interaktionistische Paradigma, die Lebenswirklichkeit und die Handlungsmuster werden unter dem Gesichtspunkt der Alltäglichkeit rekonstruiert, die Doppelbödigkeit und der Destruktion von Borniertheit, sowie die reflexive Moderne.

Das Konzept reflektiert und ermöglicht der Praxis einen Rahmen einer engagierten Rekonstruktion konkreter lebensweltlicher Verhältnisse. LWO SA geht die Probleme dort an, wo sie für die Betroffenen entstehen, sie teilt den Lebensraum mit Klienten, ist parteilich und solidarisch. SA sieht und akzeptiert die eigenen Erfahrungen der Adressaten, ihre Interpretationen und Lösungsstrategien und Ressourcen, sie will «Blindheit eines Alltagspragmatismus» auflösen und damit Verhältnisse sozialpolitisch lösen. LWO SA agiert in den Ressourcen des sozialen Alltags, begleitet, unterstützt und provoziert und hinterfragt kritisch

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soziale Strukturen. Sie hilf Lebensräume zu gestalten, dass Menschen sich als Subjekt ihres Lebens erfahren können. Das Ziel ist die Herstellung eines gelingenderen Alltags.

Silvia Staub-Bernasconi positioniert die Soziale Arbeit als systemtheoretisches begründete Handlungswissenschaft. Was ist darunter zu verstehen?PODCAST_ Der prozessual-systemische Ansatz 3 Paradigmen, Theorie sozialer Probleme, bio-psycho-soziokulturelles Menschenbild (Staub-Bernasconi)

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Text Staub-BernasconiDie 3 Paradigmen Paradigma = Grundsätzliche Denkweise, auch als theoretischer Ansatz bezeichnet

Systemismus/systemisches Paradigma

Der Mensch ist ein psychobiologisches System mit Bewusstsein (Wissen, dass sie wissen, denken, fühlen handeln…). Ein Mensch ist lernfähig, und kann durch Erkenntnis- und Handlungskompetenzen Gegebenheiten verändern.

Atomismus/ Individualismus, Individuum- oder subjektzentriertes Paradigma

Jedes Individuum ist für sein Handeln selbst verantwortlich. Strukturelle Gründe werden komplett ausgeblendet. (Gegenteil von Holismus) Es handelt sich dabei um Individuen ohne Gesellschaft.

Die Gesellschaft ist ein Ressourcenreservoir zur Selbstverwirklichung- oder Nutzenmaximierung von Individuen.

Holismus/ Ganzheitsphilosophie oder soziozentriertes Paradigma

Soziale Strukturen stehen im Fokus. Die Gesellschaft besteht nicht aus Individuen, sondern aus sozialen Kollektiven oder Ganzheiten, die sich an gemeinsamen Werten und Normen orientieren.

Ungleichheits- und Ungerechtigkeitsordnungen können in diesem Kontext nicht wahrgenommen und/oder nicht thematisiert werden (-weil das Ganze mehr zählt als das Individuum, welches es gar nicht gibt).

Staub- Bernasconi befindet sich mit ihrem systemischen Ansatz in der Mitte zwischen Holismus und Atomismus. Individuum und Gesellschaft in Wechselwirkung (strukturelle Bedingungen)

Bedürfnisse = Orientieren sich nach inneren Soll- Werten, die immer wieder hergestellt werden möchten. (Notwendigkeiten für menschliches Wohlbefinden)

Soziale Probleme = Bezeichnet Staub Bernasconi in ihrem Text „als Probleme der lebensgeschichtlichen oder aktuellen Verweigerung von Bedürfnisbefriedigung und einer ungerechten Sozialstruktur und illegitimen Kultur erkennen und artikulieren können.“

(Entstehen, wenn Bedürfnisse nicht gestillt und befriedigt werden.) (S. 182)

Soziale Machtproblematiken (S. 184)Behinderungsmacht (be-) hindert Menschen daran, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, im Gegensatz zur Begrenzungsmacht die eingesetzt wird, um etwas oder jemanden zu schützen.

Ausstattungsdimensionen sind Ressourcen, über welche ein Mensch verfügt und die in Interaktionen, Beziehungen als Tauschmedien eingesetzt werden. Ausstattungsdimensionen werden zu Machtquellen. Machträger verfügen über alle Machtquellen.

TripelmandatVom beruflichen Doppelmandat zum professionellen Tripelmandat

Berufliches DoppelmandatHilfe für Adressatinnen und Auftrag gesellschaftlicher InstanzenProfessionelles Tripelmandat

Hilfe für Adressatinnen, gesellschaftlicher Auftrag und wissenschaftsbegründete Arbeitsweisen (Berfuskodex und Menschenrechte – Kann über legale Gesetze und bindende Verträge hinausgehen)

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„Soziale Arbeit, die den Anspruch erhebt, Profession zu sein, muss das Doppelmandat zu einem Tripelmandat erweitern.“ (Staub-Bernasconi 2007: S. 200)

Dieses zusätzliche Mandat legitimiert eine wissenschaftliche sowie ethisch fundierte Kritik der Trägerorganisationen und der Gesellschaft und die Einmischung in sozialpolitische Diskussionen. Politikfähigkeit wird damit zu einem Merkmal von Professionalität.

Bottom-Up = Erklärt die Eigenschaften eines Systems durch die Gesetzmässigkeiten der Interaktionen von Individuen. (individualistische/atomistische Erklärung)

Top-Down = Erklärt das Antwortverhalten von Individuen und deren Lebenslagen durch die Gesetzmässigkeiten des Systems. (Holistische Erklärung)

MenschenrechteDer internationale Berufsethikkodex betrachtet die Menschenrechte und die soziale Gerechtigkeit als grundlegend für die Soziale Arbeit. Das heisst für Staub-Bernasconi, dass die Menschenrechte in eine allgemeine Konzeption Sozialer Arbeit als Handlungswissenschaft und Praxis integriert werden muss.

„Unterschiedliche Paradigmen liegen unterschiedlichen Menschen- und Gesellschaftsbildern zugrunde.“ Die Basiswissenschaften werden zu Bezugswissenschaften der Sozialen Arbeit. Dabei ist es nicht gleichgültig von welcher Ontologie und mithin auch welchem Menschenbild / Gesellschaftsbild die Basiswissenschaften ausgehen.– individualistisch-subjektzentriertes Paradigma – soziozentrisches Paradigma – systemisches Paradigma

„Paradigmen bestimmen Beziehungen zwischen Individuum und Gesellschaft.“– individualistisch-subjektzentriertes Paradigma -> Mensch im Zentrum– soziozentrisches Paradigma -> Mensch als Funktionsträger der Gesellschaft– systemisches Paradigma -> Individuum und Gesellschaft im Gleichgewicht

„Unbefriedigte Bedürfnisse haben immer negative Folgen für das individuelle Wohlfühlen“Menschliches Wohlbefinden entsteht dann, wenn die meisten Bedürfnisse befriedigt sind oder für nicht befriedigte andere Bedürfnisse kompensiert werden können. Wenn sie nicht befriedigt werden können, entstehen psychische Spannungen.

„Zu Adressatinnen Sozialer Arbeit werden Menschen dadurch, dass sie vorübergehend oder dauerhaft, nicht in der Lage sind, ihre Bedürfnisse aufgrund eigener Ressourcen und Anstrengungen zu befriedigen.“Herleitung: Die psychischen Spannungen führen dazu, dieses Defizit zu kompensieren und zu bewältigen. Sehen die Betroffenen keine Möglichkeit einer Bewältigungsform, sind die Professionellen der Sozialen Arbeit gefragt.

Beantwortung der LeitfrageSilvia Staub-Bernasconi positioniert die Soziale Arbeit als systemtheoretisches begründete Handlungswissenschaft. Was ist darunter zu verstehen?

Die Spannung, die sich zwischen Individuen und Gesellschaft ergeben, lassen sich im Prinzip nur auf systemtheoretischer Perspektive konzipieren.

• Die Systemtheorie geht vom Menschen in der Gesellschaft aus und davon, dass individuelle und soziale Werte einander bedingen.

Bezogen auf die Disziplin Soziale Arbeit als Handlungswissenschaft geht es um die Frage nach ihrem besonderen Beitrag zur Entstehung, Erhaltung und Veränderung sozialer Probleme.

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• Nicht nur, dass etwas geschieht, muss bemerkt werden, sondern auch die Entstehung sozialer Probleme. Es müssen Lösungswege aufgezeigt werden, wie eine Veränderung stattfinden kann (Schlüsselkompetenz).

Staub- Bernasconi sieht Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession. Die Bedürfnisse und legitime Wünsche der Individuen sind der Zielhorizont der sozialen Arbeit.

Welche theoretischen Annahmen sind für eine sozialraumorientierte Soziale Arbeit konstitutiv?PODCAST_ Sozialraumorientierte Soziale ArbeitTheoretische Reflexion zu einem omnipräsenten Gegenstand (Kessl)

Text Reutlinger Text KesslGeschichtlicher Aspekt der Sozialraumorientierung in der Sozialen Arbeit

In den 1970er Jahren wurde Zielgruppen orientiert argumentiert, in den 1980er Jahren wurde P Problem zentiert argumentiert und in den 1990er Jahren (Raum)entdeckt, bzw. raumorientiert diskutiert.

Dieser Aufschwung in den 1990 Jahren kam durch die zunehmende Mobilität, Digitalisierung und global werdende Prozesse veränderter Raumerfahrung, aber auch durch die Freisetzung des Raumes durch die Entgrenzungsprozesse. Viele wissenschaftliche Untersuchungen gingen in die Richtung der Bildung und deren Bildungsprozesse. Die Erziehungs-und Sozialwissenschaft wurde

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gerne vernachlässigt, obwohl man wusste, dass die bisherigen Raumvorstellungen grundlegend überdacht werden mussten.

Diese Neue Raumvorstellung wurde 1999 folgendermassen beschrieben: «Räume sollten nicht als ‚Behälter’ gedacht werden, in denen sich psychische und soziale Prozesse vollziehen; vielmehr konstituieren sich Räume und Prozesse wechselseitig, real und imaginär. Gedankenräume, Produktions-und Reproduktions-, Freizeit - und Altersspezifische Räume werden geschaffen und stellen wichtige Formen der Individualisierung und sozialen Differenzierung dar». Diese neue Sichtweise wollte eine Tendenz zur Öffnung der Diskurse in anderen benachbarten Wissenschaften herstellen. Es sollte von der Erkenntnis geleitet werden, dass zum Thema Raum „ein angemessener Zugang nur inter- bzw. transdisziplinär gefunden werden“ kann. Jedoch wurde diese Öffnung nur von Wenigen vollzogen, weshalb sich die Sozialraumdiskussion in der SA nur vereinzelt auf den interdisziplinären Raumdiskurs bezieht.

Hauptthesen

1.Der Versuch «Sozialraumorientierung» (SRO) zu systematisieren endet in einer deutlichen Uneinheitlichkeit und in konzeptionellen Diffusitäten.

a. Fach-und Handlungskonzepte sind unspezifisch, sehr generalistisch und weisen einen ubiquitären Ganzheitlichkeitsanspruch auf.

b. Es liegt keine klar definierte Theorie vor→ SRO der Sozialen Arbeit (SA) wird in der Wissenschaft zu wenig bis gar nicht diskutiert. Empirisches Wissen gibt es so gut wie keins. Bei SRO SA gibt es also eine Lücke zwischen Profession und Wissenschaft (laut Kessl).

2. «vom Fall zum Feld»

a. Die «Sozialraumorientierung» möchte da sein, wo die Menschen leben. Sozialraumorientierte Intervention ist massgeschneidert, flexibel und intermediär. Nicht den Menschen ändern, sondern die Möglichkeiten schaffen, dass er nach seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten handeln kann.

b. Vom Einzelfall zur Einbindung in den Kontext

3.Unschärfe und Diffusität sind entscheidend für Etablierungserfolg

a. Unverbindlicher Allgemeinplatz → für jede politische Position anschlussfähig

b. Für verschiedene Strategien nutzbar

c. Generiert grossen Beratermarkt, der schneller, effektiver und zielgerichtete Beratung verspricht

4. «Sozialraum statt Institution»

a. Der Sozialraum soll neue Aspekte miteinbeziehen und somit über die Institution hinausgehen

b. Bestehende institutionelle Strukturen sind aufzubrechen

c. Ungenutzte Potentiale entdecken und nutzen

5.Sozialräume selbst sind schon Pädagogik

a. Beispielsweise auf einem Spielplatz mit vielen Kindern, geschieht schon pädagogisches Weitergeben von bestehendem Wissen. Ein Kind lehrt einem anderen Kind, wie es alleine Schaukeln kann oder wie es das Klettrgerüst raufklettern kann ohne herunter zu fallen.

Schlüsselwörter

Sozialraum

Es gibt keine allgemeingültige Definition vom «Sozialen Raum»(SR).

Das Schaffen von SR ist ein fortlaufender Prozess, der von den handelnden Personen konstruiert wird. Räume konstituieren sich real und imaginär (wechselseitig). Ein SR ist ein Ort und eine Ebene sozialer Interaktion.

Sozialraumorientierung

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Ist eine Reformstrategie / eine Reorganisationsperspektive in der Kinder-und Jugendhilfe ab den 90er Jahren.

Kessel/Reutlinger definierten zwei Ebenen / Entwicklungsrichtungen:

-Sozialraum als Fachlichkeit

-Sozialraum als Verwaltung und Organisation grundlegender Neujustierungen

Spacing

Meint das „ab-und umbauen“ von institutionalisierten Räumen. Zielt auf eine neue Aufmerksamkeit und Inanspruchnahme des Sozialraums ab. Durch die Aufdeckung von Macht-und Ordnungsverhältnissen sollen Räume verflüssigt und verändert werden. Im Fokus sollen dabei die alltäglichen Handlungen des Menschen stehen.

Konzeptionelle Diffusität

Es liegt keine klar definierte Theorie vor → SRO der Sozialen Arbeit (SA) wird in der Wissenschaft zu wenig bis gar nicht diskutiert. Empirisches Wissen gibt es so gut wie keins. Bei SRO SA gibt es also eine Lücke zwischen Profession und Wissenschaft (laut Kessl).

De-Institutionalisierung

Dieser Begriff im Zusammenhang mit der SRO meint, dass SR irgendwo ausserhalb der Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfeangebote platziert werden sollen und so eine Bewegung aus den Institutionen heraus in den SR hinein entsteht.

Beantwortung der LeitfrageWelche theoretischen Annahmen sind für eine sozialraumorientierte Soziale Arbeit konstitutiv?

Erst als Teil der institutionalisierten, öffentlich verfassten KJH, als Teil der sozialen Dienstleistungsstrukturen im wohlfahrtsstaatlichen Arrangement, erfahren die sozialraumorientierten Interventionen ihre Legitimation. Räume sind nicht auf geographische Orte zu beschränken, sondern die Soziale Arbeit "hat Räume" immer als soziale Räume in den Blick zu nehmen. (= vom Raum zum Spacing). Räume und Prozesse konstituieren sich wechselseitig, real und imaginär. In der Zusammenarbeit verschiedener Institutionen sowie Fachkräften werden neue Räumlichkeiten, die massgeschneidert, flexibel und integriert sind, konstruiert.

Es gibt keine umfänglichen Theoriender SRO. Wenn, dann mehrheitlich für bestimmte Bereiche und weniger Allgemeine. Was es gibt, ist ein «Markt» an sozialräumlichen Produkten also Beratungen etc. Eine allgemeine theoretische Annahme ist aber, dass SA ohne „den Raum“ nicht auskommt, da nichts ausserhalb eines Raumes stattfindet. Zudem sind die Prozesse permanenter Räumlichkeits(re)produktionn für die SA grundlegend, weil die SA ein Teil bestimmter Formierungen (regionale, nationale, internationale etc.) ist, welche von Raum und Zeit beeinflusst werden.

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Soziale Arbeit als Profession

Was unterscheidet eine Profession von einem Beruf?PODCAST_ Einführung in die ThematikKontext der Auseinandersetzung mit dem ProfessionsthemaUnterscheidung von Berufen und Professionen in der SoziologieDrei professionstheoretische Positionen im Überblick:Professionstheorie und Soziale Arbeit – Funktion und Ertrag(Schnurr)

= Klassische Professionen, Mediziner/Juristen

Hauptkritikpunkt: Struktur der Tätigkeit bleibt unberücksichtigt.

Unterschied Berufe/Professionen Professionen sind Berufe mit besonderen Merkmalen: Status, Macht, Autonomie,

Verantwortung, Aussengrenzen, Wissensbasis, Aufgabenspezifik Professionen sind die «höheren» Berufe Klassische Professionen: Arzt, Richter/Anwalt, Geistlicher Professionen sind Berufe mit «mehr Autonomie», «mehr Status und Prestige», «mehr

Macht», «mehr und besserem Wissen» Sind auf Menschen bezogen, welche in „Zentralwert“- Krisen sind, welche nicht mehr alleine

Bewältigt werden können Bsp. SA Kindesschutz Nicht Standardisierbarkeit Professionalisierung lässt sich verstehen als Prozess der Herausbildung von Merkmalen, die

Beruf von Professionen unterscheiden, als Transformation von Berufen in Professionen.

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Drei professionstheoretische Positionen im Überblick

•Strukturtheoretische Position (Oevermann)•Interaktionistische Position (Schütze)•Wissenssoziologische Position (Dewe/Otto)

Professionstheorie und Soziale ArbeitWarum und wozu interessiert sich die SA für das Thema Profession?

Aufstiegsprojekt und theoretische Selbstfindung/Selbstbehauptung Suche nach theoretischem Wissen, das den Akteuren der wissenschaftlichen SA hilft, ihren

Gegenstand besser zu verstehen und zugleich aufzuwerten.

Professionstheorie und Soziale Arbeit- Was ist der Ertrag? SA wird theoriefähig Handlungsanforderungen in der SA werden anerkannt- und in der Sprache der Wissenschaft

beschreibbar und analysierbar Die Relevanz von wissenschaftlichem Wissen für die SA wird aufgezeigt und begründet Theoretische Beschreibung zur Logik und Struktur professionellen Handelns leisten einen

Beitrag zur Klärung der Aufgaben und Herausforderungen der SA Eröffnet(e) Zugänge zu einem vertieften Verständnis von Grundproblemen:

Verhältnis von Theorie und Praxis Verhältnis von Wissenschaft und Praxis Verhältnis von Wissen und Können Verhältnis von Professionellen und Klienten Verhältnis von Profession und Organisation Logiken uns strukturellen Bedingungen des Handelns in der SA

Eröffnet neue Ansatzpunkte für die Weiterentwicklung guter Praxis Begründet die Notwendigkeit einer Ausbildung in Wissenschaft und Praxis Liefert Ansatzpunkte für die Bestimmung des Orts der Sozialen Arbeit in der Gesellschaft Bietet theoretische Rahmung für Forschung

Text DeweWissenssoziologische PositionKernaussagen, Professionsverständnis

Soziale Arbeit folgt der Logik des personenbezogenen, fallbezogenen Dienstleistungshandelns

SA deutet Lebensweltliche Schwierigkeiten diskursiv, um von da aus neue Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen

SA greift auf wiss. Wissen zurück, setzt dies aber mit praktischem Handlungswissen und dem lebensweltlichen Wissen der Klienten in Verbindung

In der Relationierung von Wissen und Wissenstransformen entsteht neues Wissen Professionalität: eine Praxis, die eine Erhöhung von Handlungsoptionen und Steigerung von

Partizipations- und Zugangsmöglichkeiten der Klienten zur Folge hat. Professionelle Praxis ist rückgebunden an die Rechte und Interessen der Klienten

Der Aufstieg und Niedergang des Sozialexperten

Obwohl helfende Berufe gefragt sind, stecken diese in einer anhaltenden Identitätskrise. Weder nach aussen noch im eigenen Selbstverständnis gelingt es, den Status und die Fachlichkeit der SA so auszuweisen, dass daraus gesellschaftliche Anerkennung erwächst.

Professionalität oder Expertokratie?Moderne Gesellschaften lassen ausdifferenzierte Berufe ihre Problemlagen bearbeiten

Drei Konzepte der Professionalisierungprofessioneller Altruist, Sozialingenieur, stellvertretender Deuter

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Professionelle Altruist: 20er/30er Bürgerliche Frauen/ Frauenbewegung Das Können und Wollen beruht auf einer Gabe, welche zu fördern ist, aber nicht eigentlich

auszubilden ist. Verinnerlichtes Engagement/Haltung Frauenbewegung Stellt eine ethisch-moralische Grundlage der helfenden Tätigkeit dar. Kritik: Es fehlen Methoden, Technologien und systematisch- wissenschaftliche Analysen zu

den Problemlagen Grosse Handlungsautonomie in der Ausführung Gefahr, dass Einsatz von nur Erfahrungswissen, Soziale Stereotypen anstelle von

soziologisch-therapeutischer Bemühungen gesetzt werden Burnout-Problematik

Sozialingenieur Umschalten von Altruismus zu Rationalität, Vernunft, Verwissenschaftlichung und

Fortschritt Methodisch-systematisiertes Wissen bezogene Kontrollformen Verwissenschaftlichung sozialer Arbeit Klient wird zum „typischen Fall“ standardisiert und als entindividualisierende Aufgaben

konstruiert Durch Verwissenschaftlichung der Handlungsmethoden wird vorausgesetzt, dass das

sozialwissenschaftliche ausgewiesene Wissen gegenüber der Alltags-und Berufspraxis gewonnen kumulierten Erfahrungswissen einen Überlegenheitsstatus und somit auch eine höhere Rationalität für sich reklamieren kann.

Kritik: Technokratie Die grundlegende Differenz zwischen der Erzeugung wissenschaftlichen Wissens und des

berufspraktisch wirksamen sozialpädagogischen Handlungswissens wird nicht berücksichtigt.

Technokratische Bevormundung sozialpädagogischer Handlungspraxis

Altruistisch und technokratisch= könnten wir nicht professionell arbeiten, heute: dialogisch, demokratisch

Stellvertretender Deuter =objektive Hermeneutik Lebenslagenhermeneutisch bzw. lebensweltorientiert Versuch wissenschaftliches Erklärungswissen und alltagspraktisches Handlungswissen in

der Gestalt des berufspraktischen Handelns von Professionellen zu versöhnen Die stellvertretende professionelle Vermittlungsposition zwischen Wissenschaft und

alltäglicher Lebenspraxis kann professionalisiertes Handeln als widersprüchliche Handlung zwischen Regelanwendung auf wissenschaftlicher Grundlage und einem hermeneutischen Fallverstehen aufgefasst werden.

=Theoriewissen und Fallverstehen= Professionell Anwendung von Regel-und Methodenwissen ist nur eine Dimension des prof. Handelns,

welche erst subjekt-und problemspezifisch in einer fallverstehenden Hermeneutik real wirksam werden kann

Professionelle der SA müssen ohne Standardisierbarkeit und ohne eindeutige Abstützung auf wissenschaftliches Wissen d.h. ohne sichere Technologien handlungsfähig bleiben.

D.h. Prof. d. SA agieren auf Basis von Wissen, doch ist zugleich seine hermeneutische Kompetenz des Handeln-Könnens das Medium zum im Kontext einer stellvertretenden Deutung wirksam werden zu können.

Binnenstruktur professionellen Handelns, fachliche Hilfe Stellvertretend deutend= K. die in Krisen sind, d.h. K. haben „Tunnelblick“, kommen nicht

mehr allein aus der Krise, neg. Krisen dann Hilfe von Professionellen nötig. Advokatorisch: Interessen der K. vertreten, Autonomie und Integrität wahren

Beantwortung der LeitfrageWas unterscheidet eine Profession von einem Beruf?

Professionen sind Berufe mit besonderen Merkmalen: Status, Macht, Autonomie, Verantwortung, Aussengrenzen, Wissensbasis, Aufgabenspezifik

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Professionen sind die «höheren» Berufe Klassische Professionen: Arzt, Richter/Anwalt, Geistlicher Professionen sind Berufe mit «mehr Autonomie», «mehr Status und Prestige», «mehr Macht»,

«mehr und besserem Wissen»

Professionalität: eine Praxis, die eine Erhöhung von Handlungsoptionen und Steigerung von Partizipations- und Zugangsmöglichkeiten der Klienten zur Folge hat.

Professionalisierung lässt sich verstehen als Prozess der Herausbildung von Merkmalen, die Beruf von Professionen unterscheiden, als Transformation von Berufen in Professionen.

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Wie wird die Profession Soziale Arbeit in ihren spezifischen Merkmalen, in ihrer Handlungslogik und in ihrer gesellschaftlichen Funktion bestimmt?

PODCAST_ Strukturtheoretische Position (Oevermann)

Strukturtheoretische PositionGrundannahmen:

Professionen sind eine gesellschaftliche Antwort auf generalisierte Handlungsprobleme Professionelles Handeln bezieht sich auf Lebensbereiche, die in gesellschaftlich

folgenreiche Krisen geraten können, die eigens bearbeitet werden müssen: Recht und Gerechtigkeit: Fokus Rechtspflege Leibliche und psychosoziale Integrität, Würde des Menschen: Fokus Therapie Methodische Sicherung dessen, was Wahrheit ist: Fokus Wissenschaft

Kernaussagen/ Professionsverständnis: Professionen sind Berufe, die lebenspraktische Probleme mit wissenschaftlichen

Erkenntnis-und Analysemitteln lösen Professionen sind der gesellschaftliche Ort der Vermittlung von Theorie und Praxis Professionen dienen dem Ziel der Wiederherstellung einer beschädigten Autonomie

der Lebenspraxis Für die Wiederherstellung einer beschädigten Autonomie braucht es ein Arbeitsbündnis

zwischen Professionellen und Kriminellen Professionen haben die Aufgaben der stellvertretenden Deutung von Krisen der

Lebenspraxis und leisten damit einen Beitrag zur Krisenbewältigung

Text Oevermann

Aufgabe der Sozialen Arbeit:Stellvertretenden Krisenbewältigung auf Basis von methodischen Wissen unter Wahrung der Autonomie der Klienten. Stellvertretende Bewältigung, weil: Krisen von anderen, die mit ihren Krisen nicht mehr selbst fertig werden.Theorie und Praxis stellt sich nicht in der Wissenschaft, sondern in der prof. Praxis stellvertretenden Krisenbewältigung her.

2 Komponente der professionalisierten Praxis1. Komponente:Fachspezifisches Wissen und Methodik = standardisiert dies alleine führt jedoch zu Standardisierung und Verallgemeinerung, hätte man nur 1. Komponente würde die Subjektivität zerstört, deshalb:

2. Komponente:Nicht standardisiertWissen der 1. Komponente wird je fallspezifisch übersetzt = Fallwissen

Das Arbeitsbündnis in ProfessionenAlle Professionen werden im Sinne einer stellvertretenden Krisenbewältigung nach wissenschaftlichem Wissen tätig.

Fokus: Sicherung und Wiederherstellung der Autonomie

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Es besteht immer die Gefahr eines Autonomieverlustes seitens der Klienten nach erfolgreicher Intervention.Gegensteuer der Professionellen mit der Entwicklung einer Eigeninitiative durch die Klienten=Arbeitsbündnis, Hilfe zur Selbsthilfe

Voraussetzung für das Arbeitsbündnis ist Freiwilligkeit.

Stellvertretende Krisenbewältigung und die 3 Foci

Fokus 1: dient Aufrechterhaltung der somato-psychosozialen Integrität (Würde)Bsp. Profession Medizin /Arzt

Fokus 2: dient der Ermöglichung, Wiederherstellung, Aufrechterhaltung von Gerechtigkeit Bsp. Profession Recht / Anwalt

der Sozialen Arbeit sind beide Foci zuzuordnen!!! Das bedeutet, dass die Professionellen den Fall verstehen müssen, ehe sie reagieren, um nicht standardisiert, sondern individuell vorgehen zu können. = KUNST: standardisiertes/wiss. Wissen mit individuellen Wissen/ Fallwissen kombinieren. Methoden dem Klienten anpassen, nicht Klient der Mehtode

Fokus 3: dient Erzeugung, Aufrechterhaltung, Wiederherstellung der Gültigkeit von Wissen und Erkenntnis in Wissenschaft, ist den beiden anderen Foci übergeordnet

Das Arbeitsbündnis für die Soziale ArbeitIm Arbeitsbündnis der SA stehen die Foci 1+2 im Vordergrund.

Autonomie ArbeitsbündnisHilfe zur Selbsthilfe Gefahr von Abhängigkeitsverhältnis

Problem von Hilfe und Kontrolle Lösung: anwaltschaftliche Funktion

Beantwortung der LeitfrageWie wird die Profession Soziale Arbeit in ihren spezifischen Merkmalen, in ihrer Handlungslogik und in ihrer gesellschaftlichen Funktion bestimmt?

Spezifische Merkmale: o Technologiedefizito Nicht-Standardisierbarkeito Stellvertretende Krisenbewältigungo Arbeitsbündnis

Handlungslogik:o Bewusstsein der stellvertretenden Krisenbewältigungo Hilfe zur Selbsthilfe: Eigenkräfte der Klient/innen mobilisieren

Gesellschaftliche Funktion:o Stigmatisierung in der Gesellschaft beheben

Wie wird die Profession Soziale Arbeit in ihren spezifischen Merkmalen, in ihrer Handlungslogik und in ihrer gesellschaftlichen Funktion bestimmt?

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PODCAST_ Soziale Arbeit als Bescheidene Profession(Schütze) PODCAST nicht PrüfungsrelevantText Schütze Interaktionistische PositionBezugstheorien, Zielsetzung:

Professionstheoretische Arbeiten der Chicago School Professionalität unter anderer Perspektive:

Von „Was unterscheidet Professionen zu Berufen?“ zu „Was tun Personen, die in professionalisierten Handlungsbereichen handeln?“

Professionen werden erst durch empirische Unterschiede zu anderen Berufen verstanden

Kernaussagen/ Professionsverständnis Profession= Orientierungs-und Handlungsbereich, in dem wissenschaftlich und praktisch

ausgebildete Berufsexperten gesellschaftlich lizensierte Dienstleistungen für ihnen per gesellschaftliches Mandat anbefohlene Klienten vollbringen.

Professionen haben die Lizenz für die Gesellschaft und Klienten wertvolle Dinge zu verwalten und mit objektiven Perspektive zu schützen. Gleichzeitig laufen sie in Gefahr, den betroffenen Klienten, grossen Schaden zuzufügen.

Professionen… verfügen über eine Lizenz oder Mandat orientieren sich am Wohl des Klienten verfügen über eine Wissenschaftsbasis handeln auf Basis und im Rahmen eines Vertrauenskontrakts verfügen über besondere Verfahren weisen in ihrer Praxis einen Problembezug und Alltagsbezug auf sind mit unaufhebbaren Paradoxien und Dilemmata konfrontiert

= Merkmale von Professionen nach Everett Huges

Zweifel ob SA eine Profession istArgumente gegen Profession:Die SA…

ist keine eigenkontrollierte wiss. Fachdisziplin hat keine mächtigen Handlungsverfahren der Diagnose und Bearbeitung zur Verfügung ist ein ohnmächtiger, von mächtigen Professionen (Medizin, Justiz) kontrollierter

Arbeitsbereich besitzt keine eigenständige symbolische Sinnwelt

Argumente für Profession:Die SA…

hat gesellschaftliches Mandat, Menschen in soz. Problemlagen professionell zu helfen = Voraussetzung nach Huges für eine Profession

hat somit Berufsorientierung hat Lizenz, Problembearbeitungs-Massnahmen zu planen und durchzuführen hat Diagnosen und Bearbeitungsverfahren, welche eine gewissen Mächtigkeit beinhaltet,

die eine Abgrenzung gegenüber anderer Professionen erlaubtInsgesamt kann man mithin im Bezugsrahmen der interaktionistischen Professionstheorie durchaus zu dem Schluss kommen, dass SA eine Profession ist.

Aufgabe SA:Probleme der K. werden zur Verlaufskurve, d.h. zur «neg. Karriere», z.B. geraten Menschen, die arbeitslos wurden in einen Teufelskreis, aus dem sie s/s nicht mehr raus können = VerlaufskurveDie SA gibt den Menschen praktikable Instrumente an die Hand, welche die tagtägliche Organisation der Lebensführung und ihre biografische Planung auf eine Art und Weise ermöglichen soll, um sie vor Verstrickungen in scher steuerbare Verlaufskurven zu bewahren. Damit ist eine essentielle Voraussetzung für deine eigene Professionalität gegeben: Der Auftrag für einen besonderen Dienst an die Klienten. = Mandat, soziale Problemlagen zu bearbeiten

Die andere essentielle Voraussetzung für Professionalität ist das Innehaben einer Lizenz, die es erlaubt, problembezogene Massnahmen zu planen und durchzuführen. Diese Massnahmen

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versprechen zwar Hilfe, zugleich dringen sie aber von aussen in die Lebenssphäre der Betroffenen ein und können dort für den Einzelnen unangenehm oder sogar schmerzhaft sein. Für diese Interventionen stehen der Sozialen Arbeit wissenschaftlich fundierte Diagnosen und Bearbeitungsverfahren zur Verfügung, die auch eine Abgrenzung zu anderen Professionen erlauben.

Soziale Arbeit als bescheidene ProfessionDie Soziale Arbeit hat noch nicht denjenigen Grad an Autonomie erreicht, wie ihn die «stolzen» Professionen für sich beanspruchen. Sie besitzt keinen völlig eigenständigen und massgeblich eigenproduzierten höhersymbolischen Sinnbezirk zur Selbststeuerung und Reflexion ihrer Berufsarbeit. Entsprechend fehlen in der Sozialen Arbeit weitgehend Ansätze zur automatischen professionellen Selbstkontrolle hinsichtlich systematischer Berufsfehler. Zudem ist die SA mehr als andere Professionen organisatorischen Zwängen ausgeliefert. Jedoch stellt sich die Frage, inwiefern die stolzen Professionen tatsächlich noch über diese Autonomie und einen eigenständigen Sinnbezirk verfügen, gerade weil auch vor dem Hintergrund, dass Lebensprobleme immer komplexer werden.

Die SA und Paradoxien des professionellen HandelnsDie SA wird, laut Schütze, bei der Anwendung wissenschaftlicher Theorien und verfahren stark von den Paradoxien professionellen Handelns überwältigt.

Die Professionellen der SA sind in der täglichen Arbeit mit hartnäckigen Dauerproblemen konfrontiert, die zum Wesen professioneller Berufsarbeit in einer modernen arbeitsteilig organisierten Gesellschaft gehören.

Paradoxien/ Professionelle DilemmataAllgemeine Typenkategorisierung und Situierung: Erscheinungen in einem Einzelfall können zu schnell unter allgemeine Kategorie subsumiert werden. Es besteht die Gefahr der Stigmatisierung.

Prognosen über Prozesse auf schwankender empirischer Grundlage: Prognosen über Verläufe können im Einzelfall zu schnell erfolgen (oder in Leerformeln), weil die singulären Bedingungen zu wenig berücksichtigt werden.

Geduldiges Zuwarten vs. sofortige Intervention: Der richtige Zeitpunkt für die Intervention wird nicht erkannt resp. es kommt zu einer vorschnellen Intervention. Hier werden die « Heilungskräfte» der Klientel abgewertet und unsichtbar gemacht.

Die Bedrohlichkeit des professionellen Mitwissens und die Gefahr seines Verschweigens: Das Mitteilen von Wissen über typische Fallverläufe kann für die Klienten demotivierend sein. Umgekehrt kann das Verheimlichen von fallrelevanten Mehrwissens zu einem Vertrauensverlust und zu vermeidbaren Negativverläufen führen.

Professionelle Ordnungsgesichtspunkte und die Eingrenzung der Entscheidungsfreiheit der Klienten: Der Alternativspielraum wird zu Lasten der Klienten eingeengt. Insbesondere in Risikosituationen wird gerne versucht, die Klienten bei der Entscheidung auszuschliessen oder der Spielraum wird auf das «sichere Machbare» eingeschränkt.

Die biografische Ganzheitlichkeit und die Expertenspezialisierung: Die Erfassung des biografischen Gesamtzusammenhanges öffnet den Blick für fallspezifische Verlaufskurven. Der expertokratische Blick auf einen spezifischen Problemtypus führt eher zu partialen Interventionen, die sich an theoretischen Verlaufskurvenmechanismen orientieren.

Exemplarisches Vormachen und die Gefahr, den Klienten unselbständig zu machen: Das exemplarische Vormachen kann eine Motivationshilfe sein. Es kann aber auch (z.B. als Dauerhilfe) dazu führen, dass es die Kompetenzen zum Handeln bei den Klienten behindert.

Beantwortung der LeitfrageWie wird die Profession Soziale Arbeit in ihren spezifischen Merkmalen, in ihrer Handlungslogik und in ihrer gesellschaftlichen Funktion bestimmt?

Spezielle Merkmale:

- SA als „bescheidene“ Profession interessieren sich nicht dafür, ob SA Profession ist oder nicht und was die Kriterien sind sondern für: „Was ist Professionalität? Was tun die

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Personen, die in professionellen Handlungsfeldern handeln? Wie bewältigen sie ihre Aufgaben?“

- Klient und Professioneller leben in verschiedenen Sinnwelten. Erst durch gegenseitige Interaktion wird das Problem klar

- Merkmale des professionellen Handelns werden nicht als Resultat eines übergreifenden Rationalisierungsprozesses angesehen, sondern schwerpunktmässig als erst im einzelnen festzustellende empirische Unterschiede zu anderen Berufen und Erwerbstätigkeiten

- Profession ist ein von der Laienwelt und von anderen Expertensinnwelten relativ abgegrenzter eigener Handlungsbereich

- Es sind Menschen tätig, die sowohl wissenschaftlich als auch praktisch ausgebildet sind (Theorie und Praxis)

- Verfügen über eine Wissenschaftsbasis

- Sind mit unaufhebbaren Paradoxien und Dilemmata konfrontiert

Handlungslogik

Für Schütze ist das Aufarbeiten und das Aushalten der Paradoxien, das Sich-Bewusst-Werden dieser Paradoxien und das angemessene transparente Mitteilen die grundlegende Handlungslogik.

Gesellschaftliche Funktion

Durch das gesellschaftliche Mandat des Berufsexperten und seine eingeforderten, sich zu anderen Professionen abgrenzenden Lizenzen entsteht ein Diskurs zwischen Profession und Gesellschaft, welcher dieses Mandat und die Lizenzen immer wieder aufs Neue aushandeln muss

Gerade aus den Dilemmata, in der sich die Profession Soziale Arbeit befindet und der geforderten Umstellung der Fehlerkultur wird diese Profession von Schütze als „bescheiden“ bezeichnet.

Soziale Arbeit als Profession

Einwände gegen die Bestimmung der SA als Profession:- Keine eigenständige symbolische Sinnwelt entwickelt- Wissenschaftlich bzw. empirisch begründete Analyse- und Handlungsverfahren fehlen- Soziale Arbeit ist ein Handlungsbereich, der von anderen Disziplinen und Professionen

kontrolliert wird- Keine Verstrickung in das Dilemma von wissenschaftlicher Forschung und

klinischer/praktischer AnwendungArgumente für die Bestimmung der SA als Profession:

- Mandat: hilft Personen, die sich selbst nicht helfen können (stellvertretende Krisenbewältigung)

- Lizenz: besitzt Lizenz, um in die Lebenssphäre der Klienten einzudringen- Analyse- und Handlungsmethoden sind trotz ihrer Unvollkommenheit von einer gewissen

Mächtigkeit, die es erlaubt, sie von anderen Professionen abzugrenzen- Es besteht das Bedürfnis nach Klärung des Verhältnisses von Berufsarbeitern und Klienten- Es besteht das Bedürfnis nach Klärung von hartnäckigen Fehlern, ihren Auftretensgründen

und Auswirkungen