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VO PRINT Zusammenfassung Diversifizierung des Journalismus : bezeichnet den Wandel des Berufsbildes des Journalisten; vollzieht sich aus unterschiedlichen Gründen; Grenzen von Journalismus verlieren an Konturen Ausbildung heterogener Formen von Journalismus; Brüchigkeit der alten Definitionen von Journalismus 1) Ausdifferenzierung : Neues Berufe (beispielsweise „Screendesigner“, Programmierung, Storymanager) 2) Entdifferenzierung : Annäherung von Arbeitsmustern durch Bündelung von Arbeitstätigkeiten (beispielsweise von journalistischer Tätigkeit und technischer Verarbeitung) 3) Entgrenzung : Grenzverschiebungen (PR und Journalismus) Konklusion : Vor allem an den Rändern zeichnet sich der Journalismus durch ein „Ausfransen“ aus, die Ausbildung heterogener Formen von Journalismus. – Allesamt wird damit der Journalismusbegriff brüchig und problematisch. .Journalistische Angebote sind „Erfahrungs- und Vertrauensgüter“. Medienökonomie konzentriert sich auf die betriebswirtschaftlichen Aspekte von Medien (z.B. wie entsteht Wettbewerb von Medien); Medienökonomik versucht Rahmenbedingungen von Journalismus aufzuzeigen, setzt sich mit Strukturfragen auseinander; Medien sind Erfahrungsgüter, da Rezipient Wert von Medieninhalt erst dann bewerten kann, wenn Rezipient Inhalt bereits konsumiert hat; Medien sind Vertrauensgüter, da der Rezipient die Qualität auch nach dem Konsum mitunter nur schwer beurteilen kann; Mediengattungen: wichtig für das Vertrauen in Journalismus. Solche Mediengattungen sind zu begreifen als bewährt im Medienmarkt. i) Darstellungsformen: ästhetische Formate sowie Mitteilungsformate ii) Berichterstattungsmuster/Berufsrollen: iii) Historische und kulturell spezifische (= veränderbar), gesellschaftlich verfestigte (bewährte Muster) und formalisierte Lösungen kommunikativer Probleme

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VO PRINT Zusammenfassung

Diversifizierung des Journalismus: bezeichnet den Wandel des Berufsbildes des Journalisten; vollzieht sich

aus unterschiedlichen Gründen; Grenzen von Journalismus verlieren an Konturen Ausbildung heterogener

Formen von Journalismus; Brüchigkeit der alten Definitionen von Journalismus

1) Ausdifferenzierung : Neues Berufe (beispielsweise „Screendesigner“, Programmierung, Storymanager)

2) Entdifferenzierung : Annäherung von Arbeitsmustern durch Bündelung von Arbeitstätigkeiten

(beispielsweise von journalistischer Tätigkeit und technischer Verarbeitung)

3) Entgrenzung : Grenzverschiebungen (PR und Journalismus)

Konklusion : Vor allem an den Rändern zeichnet sich der Journalismus durch ein „Ausfransen“ aus, die

Ausbildung heterogener Formen von Journalismus. – Allesamt wird damit der Journalismusbegriff

brüchig und problematisch.

.Journalistische Angebote sind „Erfahrungs- und Vertrauensgüter“. Medienökonomie konzentriert sich auf die

betriebswirtschaftlichen Aspekte von Medien (z.B. wie entsteht Wettbewerb von Medien); Medienökonomik

versucht Rahmenbedingungen von Journalismus aufzuzeigen, setzt sich mit Strukturfragen auseinander; Medien

sind Erfahrungsgüter, da Rezipient Wert von Medieninhalt erst dann bewerten kann, wenn Rezipient Inhalt

bereits konsumiert hat; Medien sind Vertrauensgüter, da der Rezipient die Qualität auch nach dem Konsum

mitunter nur schwer beurteilen kann;

Mediengattungen: wichtig für das Vertrauen in Journalismus. Solche Mediengattungen sind zu begreifen als

bewährt im Medienmarkt.

i) Darstellungsformen: ästhetische Formate sowie Mitteilungsformate

ii) Berichterstattungsmuster/Berufsrollen:

iii) Historische und kulturell spezifische (= veränderbar), gesellschaftlich verfestigte (bewährte

Muster) und formalisierte Lösungen kommunikativer Probleme

Strukturierungstheorie: „choices“ und „constraints“ (Zwänge, Grenzen). Es geht um fixe Strukturen, welche

entlasten und Optionen ermöglichen und schaffen. Strukturen müssen sich aber bei neuem Bedarf verändern

können.

Journalismusforschung

Bestimmung von Journalismusforschung:

Verortung: Teil der Kommunikatorforschung (Wer-Frage). „Kommunikator“ meint dabei eine Person,

Personengruppe oder Organisation, „die an der Produktion von öffentlichen, für die Verbreitung furch ein

Massenmedium bestimmten Aussagen beteiligt ist, sei es schöpferisch gestaltend oder selektiv oder

kontrollierend“. (Maletzke 1963)

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Frühe Ansätze:

Robert Edurard Prutz (1916-1872). Wichtiges Werk 1845 „Geschichte des deutschen Journalismus“.

Journalismus wird dabei als Wortführer und Dokumentar der Zeitgespräche begriffen => Tätigkeit und Funktion

stehen hierbei im Vordergrund.

Dieter Paul Baumert (1928): Fokussierung auf Berufsgeschichte von Journalismus;

er geht von 4 zentralen Entwicklungsperioden aus:

1) Präjournalistische Periode

2) Periode des korrespondierenden Journalismus

3) Periode des schriftstellerischen Journalismus

4) Phase des redaktionellen Journalismus (ab 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, vor dem

Hintergrund weit verbreiteter Lesefähigkeiten, Verstädterung, wachsenden Informationsbedürfnisses, sowie den

neuen technischen Möglichkeiten der Rotationspresse).

Berufsforschung:

David Weaver: The global journalist 1998, aus 28 Ländern wurden Berufsforschungsergebnisse

verglichen und in ein Buch zusammengefasst => Methode der vergleichenden Forschung

(Komparatistik = Man kann nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, man muss vorher genau definieren,

was Äpfel sind. Die Komparatistik sucht nach Gemeinsamkeiten =Konkordanzen und nach

Unterschieden = Differnezen)

Problem: Indikatorenäquivalenz (In allen Länder sollte dasselbe gemeint sein => ist sehr schwieg)

Nachrichtenwert-Forschung:

Perspektivenwechsel: Journalist => Ereignis (Warum gerade diese Geschichte?)

Nachrichtenwerte sind Merkmale von Ereignissen (Kausalmodell)

1920er-Jahre -> Walter Lippmann (damals sehr gewagt; hatte große Schwierigkeiten mit Berufsverband)

„Wir sehen, was wir kennen“

„We all have pictures in our head“ => Wir schätzen Bilder sofort ein.

Wir haben Vorurteile; Wie passen neue Dinge dazu?

Perspektivenwechsel: 1965 -> Johann Galtung/Mari H. Ruge: 12 NRF (Frequenz, Schwellenfaktor, etc.)

Vom Kausal- (Wenn eine Nachricht folgende Merkmale hat, dann wird sie gedruckt) zum Finalmodell

=> Nachrichtenfaktoren sind keine objektiven Eigenschaften von Ereignissen, sondern journalistische

Hypothesen über die Realität;

1976: Winfried Schulz: 18 NRF (6 Faktorendimensionen =Zeit, Nähe, Status, Dynamik, Valenz, Identifikation)

1990er-Jahre: Joachim F. Staab: Rolle der externen Einflussgröße

„NRF sind nicht nur Ursache für Publikationsentscheidungen, sondern auch die Folge für die

Publikationsentscheidungen.“ => Wenn schon so viele darüber berichten, macht es dann Sinn selbst noch einmal

darüber zu berichten?

„Je mehr eine Meldung dem entspricht, was Journalisten für berichtenswert und wichtig halten, desto

größer ist ihr Nachrichtenwert.“

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Framing-Ansatz: JournalistInnen gestalten Nachrichten aktiv; orientiert an bestimmten kognitiven Schemata.

Menschen denken in Frames => Erfahrungen, die man in bestimmten Frames macht, werden erinnert.

Menschen haben Rahmen innerhalb derer sie ihr Leben führen und ihre Welt einteilen z.B. Frame zum Thema

Prüfungen alte Erfahrungen werden aufgerufen

Theoriekonzepte der Journalismusforschung

Drei Ebenen:

1. Makroebene Bezug auf Funktionen für die Gesellschaft, gesamtgesellschaftlich, was tun Journalisten für

die Gesellschaft (selektieren, präsentieren, informieren,…)

2. Mesoebene Bezug auf Medienorganisationen (Institutionen, Strukturen, …). Medien sind Subsysteme der

Gesellschaft innerhalb des Mediensystems gibt es Ausdifferenzierungen nach verschiedenen Medien (z.B.

Hörfunk, Internetangebot, …) Organisationsgliederungen innerhalb der verschiedenen Medien (z.B.

Redaktion) innerhalb dieser Organisationen Herausbildungen von Ressorts unterschiedliche journalistische

Rollen innerhalb von Redaktionen (kleinste Stufe auf der Mesoebene)

Überblick über verschiedene Berufskonzeptionen:

Grundbestimmung : Im Folgenden verschiedene (ideal-)typische und überindividuelle Varianten von

Rollenmuster

Charakter : Hierbei handelt es sich zum einen um proleptische Erwartungen von Journalisten sowie zum

anderen um retrospektive Einschätzung derselben.

Objektivität im Informationsjournalismus:

o „Übereinstimmung von Behauptung und Tatsache“ (Karl Popper)

o Erkenntnistheoretische Trennung von Subjekt und Objekt

o Wahrheit ohne Verzerrung

o Wissenschaftliches Prinzip

o Objektivität im Journalismus ein „technischer Ausdruck“: Das bedeutet, dass jener Begriff

einen Teil des beruflichen Handwerks ausmacht.

Objektivität im Journalismus – Definitionsansätze: Wenngleich sich Objektivität nicht vollständig

erreichen und umsetzen lässt, lässt sich jener Wert dennoch als Postulat/Richtmarke begreifen, an die

man sich annähert.

o Wirklichkeitsbezogene Position: Objektivität besteht in der Übereinstimmung von

Berichterstattung und Wirklichkeit

o Journalismusbezogene Position: Hierbei geht es weniger um die Objektivität der

Medienaussagen, als vielmehr um die Objektivität der journalistischen Arbeitsweisen

o Darstellungsbezogene Position: Hierbei geht es um die Unparteilichkeit in der Darstellung.

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o Rezipientenbezogene Position: Nicht die Berichterstattung muss mit der Realität übereinstimmen,

vielmehr geht es um die Wahrnehmung der Rezipienten, ob bei den Rezipienten Objektivität als

solche wahrgenommen wird.

Definition von Objektivität in Schriften des ORF: „Objektivität bedeutet Sachlichkeit unter Vermeidung von

Einseitigkeit und von Verzerrung der Dimensionen“

11 Thesen zur Objektivität: Günter Bentele

o Objektivität ist möglich, zumindest als Norm, und auch realisierbar

o Objektivität ist existenznotwendig

o Ausgewogenheit ist keine Voraussetzung für Objektivität

o Objektivität ist an gewisse Voraussetzungen und Bedingungen gebunden

o Objektivität ist feststellbar bzw. messbar

Objektivität: Objektivität nicht als epistemologischer, sondern als technischer Begriff. Wie argumentiert

man gegen den philosophischen Einwand, dass Objektivität nicht erreichbar ist.

- Objektivität ist im Journalismus ein technischer Ausdruck, d.h. jener Begriff macht einen Teil des

beruflichen Handwerks aus. Man könnte argumentieren, dass unter Einhaltung der 11 Thesen zur

Objektivität von Günter Bentele Objektivität möglich ist. Dieser sagt u.a. dass Objektivität

existenznotwendig ist, nur durch subjektive Akte möglich ist, als Norm durchaus realisierbar ist,

feststellbar und messbar ist und dass die Hauptkriterien der Objektivität Richtigkeit und Vollständigkeit

sind.

Anmerkung zum Verlautbarungsjournalismus:

Ausrichtung: Der Journalismus erweist sich weniger als eine eigenständige Recherche und Verarbeitungsinstanz.

Vielmehr fungiert er hierbei als vermittelnde Durchzugsinstanz.

Funktion: Beispielsweise bei Krisen wie Tschernobyl, wo man weitgehend keine vorbereiteten Fakten zur

Verfügung hatte, waren die Medien nicht in der Lage von Fehl- und Mangelinformationen abzukommen.

Ein Verlautbarungsjournalismus ist in solcher Situation organisiert und effizient die Öffentlichkeit mit

richtigen Informationen zu versorgen

1.1.1. Interpretativer Journalismus

Journalismuskonzept Rollenbild Mittel, Verfahren Ziel

Interpreativer

Journalismus

Analytiker, Erklärer Hintergrund,

Zusammenhang

herstellen

Meinungsbildung

Anmerkung zum Interpreativen Journalismus :

Gegenentwurf zum „Objektiven Report“: hierbei geht es weniger um die Weiterleitung von

Information, sondern um eine wertende Kommentierung über das berichtete.

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Kritischer Einwand : „Wertungsjournalismus“. Der kritische Einwand bezieht sich hierbei auf die

Maßstäbe und die Werte, entlang derer Wertungen und Beurteilungen erfolgen. Es stellt sich hierbei

also die Frage nach den Grundlagen eines Urteils, seiner Begründung, seiner Legitimation sowie seiner

Transparenz.

o Zugleich stellt sich hierbei die Frage nach dem Charakter und der Ausrichtung des Journalismus

generell – ob es sich beim Journalismus nicht um eine Monopolstellung von Deutung hanelt?

Unklar : Bezugsrahmen der Interpretation

Voraussetzung : Voraus- bzw. Komplementärinformationen

Spielart des interpretativen Journalismus :

o Journalismus als Pädagoge, hierbei geht es um eine erzieherische Einschätzung des Journalisten,

hierbei geht es um einen erweiterten Bildungsauftrag des Journalisten.

o Journalismus als Kritiker: auch dieser Aspekt fällt hier herein.

Anwaltschaftlicher Journalismus

Journalismuskonzept Rollenbild Mittel, Verfahren Ziel

Anwaltschaftlicher

Journalismus

Advokat,

Kommunikationshelfer (für

Kommunikationsschwache)

Meinungsbetont,

engagiert, subjektiv

Hilfe für

Unterprivilegierte,

Kommunikationschancen

Anmerkung zum Anwaltschaftlichen Journalismus :

Tradition des Partei- und Meinungsjournalismus: Dieser verlor in den 60er und 70ern sowohl

international, als auch im Rahmen Österreichs an Bedeutung verloren. Eine größere Flexibilität der

Wähler sowie der Rückgang der Stammwähler stellten Gründe für diese Entwicklung. Auch eine

verstärkte Hinwendung des Politischen zum Fernsehen (vergleich Bruno Kreisky) begünstigte die

Bedeutungsabnahme des Partei- und Meinungsjournalismus.

Investigativer Journalismus

Journalismuskonzept Rollenbild Mittel, Verfahren Ziel

Investigativer

Journalismus

Ermittler, „Public Eye“

(analog zu „Private

Eye“), Watchdog,

Aufklärer

Recherche,

Hartnäckigkeit

Kontrolle, Kritik,

Aufdeckung

Anmerkung zum Investigativer Journalismus :

Etymologie : „investigare“ (lat.) = untersuchen, erforschen, ermitteln

Definition :

o „Hart an der Grenze des Erlaubten verfahrende Recherche“ (Michael Haller)

„Ein Journalismus, welcher der Öffentlichkeit vorenthaltenen oder verschwiegene, gesellschaftliche

aber relevante Informationen bekannt manchen will.“ – Es stellt sich hierbei die Frage nach der Grenze

von Öffentlichkeit und Privatleben; wie weit man in die Privatsphäre und Intimsphäre von Menschen

vordringt.

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Themenstellungen : „Übergreifende Fragen, Zustände, Entwicklungen, Zusammenhänge und Folgen

Strategie gegen interessengebundene Kommunikation

Vorgehen : a) Informationen erhalten, b) Information kontrollieren, c) Information wiederholt

kontrollieren,

Geschichte :

o David Graham Phillips: Reportage „The Treason of the Senate” – hierbei geht es um eine

kritische Reportage um die Verbindung von privaten Interessen mit öffentlichen Anliegen.

Günter Wallraff steht für investigativen Journalismus.

- Dieser zeichnet sich durch Ermittlerperspektive, „Public Eye“, Watchdog, Aufklärerfunktion aus. Die

Recherche zeichnet sich durch Hartnäckigkeit aus, es wird kontrolliert, Kritik geübt, aufgedeckt. Meist

hart an der Grenze des Erlaubten.

- Vorgehen: Informationen erhalten, Informationen kontrollieren, Informationen wieder und wieder

kontrollieren.

Präzisionsjournalismus

Journalismuskonzept Rollenbild Mittel, Verfahren Ziel

Präzisionsjournalismus

(Philip Meyer 1973)

Forscher-Reporter Faktenjournalismus

einerseits, sowi.

Methoden anderseits

Wissenschaftlicher

Journalismus, exakte

Information

Anmerkung zum Präzisionsjournalismus :

Charakterisierung : Hierbei kommt es zu einer Vermengung von Qualitäten: Sozialwissenschaftliche

Bildung zum einen sowie zum anderen sozialwissenschaftlicher Vollzug werden miteinander

verbunden; baut dabei grundlegend auf Interpretation von Tabellen und Statistiken auf; Frage nach dem

Umgang mit Datenmengen in der Öffentlichkeit („Poll-Frage“).

Umsetzung : Die Umsetzung eines solchen Journalismus hält sich in Grenzen.

New-Journalismus

Journalismuskonzept Rollenbild Mittel, Verfahren Ziel

New Journalism Literarische Reporter Zusammenhang,

Narration, Immersion,

Tiefenrecherche

Erneuerung des

Journalismus,

Authentizität

Anmerkung zum New-Journalismus :

Charakterisierung : Ästhetisierung, Qualitätsanforderungen an Reporter und Journalismus werden

hierbei miteinander verbunden. Diesem Journalismus geht es um Zusammenhang, Narration (mehr als

neutrale Berichterstattung) um eine besondere Form der Erzählung.

Kurzzusammenfassung:

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- Im New Journalism zeichnen literarische Reporter ein anderes Bild von Informationen, indem sie sich

Narration, Immersion und Tiefenrecherche bedienen. Hierdurch soll der Journalismus erneuert werden,

Authentizität erzeugen.

- Wichtiger Name hierbei: Tom Wolfe (s.o.).

Unterschiedliche Wurzeln des Begriffes: Journalismuskonzept

o 1882 Joseph Pulitzer: kaufte im genannten Jahr die Zeitung „New York World“ und bemerkte im

Zuge dessen, dass das Problem strukturelle Probleme aufwies. Pulitzer reagierte darauf mit

konsequenten Maßnahmen.

o 1886 William T. Stead: Dieser kaufte die “Pall Mall Gazette“ und stand gleichermaßen vor

Strukturproblemen seiner Zeitung. Stead reagierte darauf durch ein neues Zeitungskonzept, in dem

er Boulevardjournalismus und Qualitätsjournalismus miteinander verband;

o Gemeinsamkeiten beider: Mix und Verbindung aus Sensation und Engagement, Popularisierung

und Recherche, Qualitäts- und Boulevardjournalismus.

Unterschiedliche Wurzeln des Begriffes: Journalismus US ab 1970

o 1. Integration literarischer Techniken

o 2. Alle neueren Formen journalistischer Arbeitsweisen

o „New Journalismus“ als „Dachmarke“ für zum Teil konträre journalistische Rollenbilder wie

„Alternative Journalism“

„Modern Muckrakers“

„Jesus Journalism“

o Wir verstehen unter „New Journalism“ ein Journalismuskonzept, welches rund um den

Journalisten Tom Wolfe entwickelt wurde:

Der New Journalism kombiniert formal die klassische Reportage mit literarischen

Narrationstechniken und ist durch umfassende Recherche und dramaturgische Elemente

gekennzeichnet

o Traditionslinien des New Journalism:

Muck Rakers

Literarischer Journalismus (Mark Twain, Daniel Defoe, Charles Dickens, Emile Zola, später:

John Dos Passos, Ernest Hemingway, etc.)

o Opposition und Jugendkultur:

Hintergrund: Frauen/ Studentenbewegungen, Protest, Hippiekultur, dies in einer Zeit des

Vientamkrieges, der bildlichen Darstellung des Krieges sowie den Schwächen einer

Zensurpolitik

„Woodstock des Journalismus“ (Edward Grossmann)

New Journalism verunsicherte die US-Middleclass (Themen wie Gewalt, Drogen, freie

Sexualität, etc.). Hierbei ging es um die Unterdrückung von Minderheiten oder die

Unterdrückung von Frauen.

o New Journalism insgesamt als Opposition gegen den etablierten Journalismus:

Mischung aus Fakten und Fiktion

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Journalismus mit Werkcharakter: hierbei geht es um die Verbindung von journalistischer

Arbeit und eigener Kreativität, sodass der Journalismus nunmehr auch der Schnittpunkt sowie

der Ausdruck von Individualität wurde.

Autoren erweisen sich wichtiger als Reaktion und Medium: Hierarchiestrukturen wurdeb

aufgebrochen

Offene Subjektivität: Einführung der Subjektivität als grundlegende Strategie

o Journalismuskonzept von Tom-Wolfe:

Szenische Komposition und Dramaturgie des Erzählens

Hang zum kompletten Dialog

Häufige Wechsel der Perspektive sowie

Genaue Beschreibung von Habitus, Status, Gesten, Mimik, Verhalten (vgl. Wolfe 1973: 3f.)

o Gestaltungsprinzipien:

„Immersion“: Eintauchen in die Recherche

Story adäquate Struktur des Textes

Genauigkeit: Hierbei muss angemerkt werden, dass die Recherchen sowie die Präzision der

Texte jenen der professionellen und etablierten Objektivitätsjournalisten ähneln

Eigene Stimme des Autors: Strategie der Subjektivität

Verantwortung gegenüber den beschreibenen Menschen

Starke Bedeutung von Symbolen

o Reportokratie: Hierbei handelt es sich um eine „Veredelung“ der Reporter und Journalismus

Engagement für Aufwertung der Reportage und des Reporters

Forderung nach mehr innerer Pressefreiheit

Unabhängigkeit des Journalisten,

o Neue Bilder, neue Töne:

Inspiration durch Opoulärmedien

„motion“ – Bewegung, Sprünge, Pausen, etc.

„storytelling“ – Narration der Fakten: Man bezieht sich zwar auf Fakten, erzählt sie aber

„sound“ und „feeling“: Man muss wissen, wie die Leute reden, muss ihre Eigenheit und

Individualität einfangen.

Szene-Glaubwürdigkeit: Authentisch zu sein für eine bestimmte Zielgruppe

Werte und Qualitätskriterien :

o Zusammenhang / Kohärenz: „story grammar“, „architectonics“ anstelle einer hierarchischen

Berichtstruktur

o Objektivität als Ritual? – Objektivität wurde als strategisches Ritual erachtet, als ein Schutz gegen

Angreifbarkeit und Kritik; Der NJ bot hierzu ein Gegenmodell: subjektiv, dabei offen, direkt und

ausdrücklich subjektiv zu sein. Von daher ergab sich auch die Maxime „making sense not rules!“,

es geht nicht um die Einhaltung von Regeln, sondern um die Ausarbeitung von Sinn

o Immersion:

Große Themen, viel Zeit

Extremer Rechercheaufwand

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Vertraut werden mit der Gruppe, dem Milieu, der Szene, etc.

In eine Recherche und vor allem in eine Szene eintauchen (= to immerse)

Nähe zur sozialwissenschaftlichen Feldarbeit

o Protagonisten des New Journalism:

Tom Wolfe

Truman Capote (Breakfast at Tiffanys, In Cold Blood)

Norman Mailer (The Naked and the Dead)

Joan Didion

Hunter S. Thomposon (“Gonzo”) (“Hell’s Angels”)

Hunter S. Thompson: Was war so besonders an ihm und seiner journalistischen Art?

- 1966: „Hell’s Angels“: Hier gab es Kritik an Inhalt und Recherchemethode. Er nannte sich „Gonzo“,

was Slang für „bizarr, extravagant“ ist. Seine Arbeitsweise war nah am „method acting“ der

Schauspieler, er hatte eine Nähe zu Drogen, Veränderung der Recherche, Immersion (Eintauchen in die

Sprache) wird zu Identifikation. Sprache nache am Chandler-Duktus.

Thomas Wolfe

- Protagonist des New Journalism. Sprachrohr, Theoretiker und Promotor. Themen wie Autofreaks in

Kalifornien, Hippies, Autrenfahrer, Surfer, Hausbesetzer, Malerei, Astronauten, Architektur, Groupies,

Popstars, Sekten.

- Sein Konzept: Szenische Komposition und Dramaturgie des Erzählens, Hang zum kompletten Dialog,

häufiger Wechsel der Perspektive sowie genaue Beschreibung von Habitus, Status, Gesten, Mimik,

Verhalten.

- Gestaltungsprinzipien: „Immersion“, Genauigkeit, Eigene Stimme das Autors, Verantwortung

gegenüber den beschriebenen Menschen, Starke Bedeutung von Symbolen, persönliche Betroffenheit,

partizipatorische Grundhaltung usw.

Joan Didion

- Kritisch- reflektierte, kalte Augenzeugenschaft. Frühe Arbeiten über Hippies und Rockstars. 1970er:

Arbeiten über Reagans Gouverneursvilla und den Hoover-Staudamm.

Thesen-Journalismus

Journalismuskonzept Rollenbild Mittel, Verfahren Ziel

Thesenjournalismus Provokateur, „Framer“ Einseitigkeit,

Bestätigung, Streitlust

Aufmerksamkeit,

Bestätigung

Anmerkung zum Thesen-Journalismus :

Charakterisierung : Hierbei geht es nicht um eine rationale Abwägung der Thesen, als vielmehr eine

Streitlust, eine affektive Provokation.

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Marketing-Journalismus

Journalismuskonzept Rollenbild Mittel, Verfahren Ziel

Marketing-Journalismus Dienstleister,

Auftragnehmer

Zielgruppengenaue

Bedienung,

Quotenorientierung –

wesentlicher Punkt

Aufmerksamkeitserfolge,

Quote, Aufklage,

Werbung.

Anmerkung zum Marketing-Journalismus :

Charakterisierung :

o „Marketing“ für redaktionelle Inhalte (nicht Verkauf) Orientierung an den Interessen und

Erwartungen der Mediennutzenden. Das eigene Format bzw. die eigenen Medieninhalte werden an

die Rezipienten angepasst – Anzeige Art von Journalismus mit dieser Strategie!

o Die Werbung bzw. auch ökonomische Ausrichtung eines Mediums erweist sich dabei als

bedeutsam inwiefern und inwieweit sie die Gestaltung des Medienprodukts bestimmen

o Beispiele: Jedes Produkt aus dem Verlag Fellner wird getestet (durch Werbewirtschaft und

Publikum) Orientierung am Nutzungs- und Rezeptionsverhalten.

Vorgehen : Hierbei erfolgt eine bewusste und gezielte Orientierung an einer bestimmten und als solche

definierten Zielgruppe.

Charakterisierung und Definition von „Darstellungsformen“: Darstellungsformen, Textsorten oder auch

Gattungen sind…

Die formal charakteristische Art, in der ein für die Veröffentlichung in Massenmedien bestimmter Stoff

gestaltet wird.

Strategische Symboltechnik der Gestaltung und Präsentation von Medieninhalten.

„medial vermittelte Prozesse, die […] im Zuge redaktioneller bzw. journalistischer Ausdifferenzierung

und Spezialisierung Ordnung schaffende Konstanten darstellen“

Resultieren aus „rationalisierten, erprobten und akzeptieren Routinisierungen

1.2. Darstellungsformen im Überblick

Überblick über die verschiedenen Darstellungsformen :

(1) Tatsachenbetonte (referierende) Formen:

(2) Meinungsbetonte Formen:

(3) Fiktionale Formen:

Ad 1) Tatsachenbetonte Formen:

Nachricht (Meldung, Bericht, Foto, Infografik)

Reportage

Feature

Interview

Dokumentation

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(a) Nachricht (Meldung und Bericht; Bildnachricht, Foto und Infographik):

- Gehört zur tatsachenbetonenden (referierenden) Form von Journalismus.

- Eine Nachricht kann sowohl eine Meldung als auch ein Bericht, eine Bildnachricht, ein Foto und eine

Infographik sein.

- LaRoche definiert: „Eine Nachricht ist also die um Objektivität bemühte Mitteilung eines allgemein

interessierenden aktuellen (zeitlich oder der Relevanz nach) Sachverhalts in einem bestimmten

formalen Aufbau“.

- Aufbau einer Nachricht hat 3 Strukturmerkmale:

o Climax-First-Form: umgekehrte Pyramide, Ergebnis bzw. Ereignis voran

o Lead & Body: Leitsatz (Wer, was, wann, wo, wie, warum?) und Hauptteil

o Kästchenprinzip: Jeder einige sachliche Aspekt erhält einen eigenen Absatz.

(b) Reportage : Diese kann begriffen werden als die „Königsdisziplin des Journalismus“

o Definition (Reumann 1990): Die Reportage ist „ein Tatsachenbetonter [a], aber persönlich gefärbter

Erlebnisbericht [b]“. Die Tatsachen erweisen sich dabei als das Gerüst des Textes, die eigenen

Prägungen wie Färbungen als Ergänzung hierzu.

o Formale Mittel: Persönliche, authentische Erlebnisse, „Eintauchen“ ins Geschehen,

Augenzeugenschaft (Stimmung machen, Rückbezug auf die eigene Person), Fakten, Autopsie,

Perspektiven-, Tempo- und Distanzwechsel, Atmosphäre, Reporter-„Ich“, Identifikationsästhetik

o Wurzeln der Reportage:

Augenzeugenbericht

Reisebericht: Zunächst ging es im Rahmen privater Unternehmungen, konstitutive Momente

für eine Reise (Wege, Vorzüge, Unterkünfte, Gefahren, etc.) anzuführen. Bald entwickleten

o Medienspezifika:

Internet: Perspektivenwechsel durch hypertextuelle Verweise

Fernsehen: Balance zwischen Wort und Bild

Hörfunk: Ziel sind Bilder im Kopf und Originaltöne

Feature : „Gesichtszug, Charakteristikum, Darbietung, Besonderheit“ – folgende 3 Momente

o Didaktik: bessere Erklärung

o Gestaltung: künstlerische Aufbereitung

o Grundmoment: dokumentarische Elemente einbauen, um neben der Erklärung die Attraktion

einzubauen

(c) Interview : Darstellungsform und Methode der Recherche

o Definition (Mast 2000): Das Interview soll „auf möglichst unterhaltsame Art nicht nur Wissen und

Meinungen, sondern auch Denkweisen bemerkenswerter oder für die Sache aufschlussreicher

Personen als Argumentationsfolge in einer authentischen Form zur Darstellung bringen“.

o Formen:

Sachinterview

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Page 12: Zusammenfassung PRINT

Personen bezogenes Interview Statement

Umfrage

o Doppelfunktion von Interview: Man erfährt nicht nur „was“ eine Person sagt, sondern auch „wie“

etwas gesagt wird, ob die Person etwa authentisch oder heuchlerisch wirkt. – Ein Interview erweist

sich dabei als ein „kommunikatives Rollenspiel“; genuine Form = Liveinterview; zudem gibt es

Kunstformen, bei denen die Gespräche „gebaut“ werden, wo geschnitten, gekürzt oder Elemente

verschoben werden.

Ad 2) Meinungsbetonte Formen:

Leitartikel

Kommentar

Glosse

Portrait

Karikatur

Kritik

Essay

(b) Kommentar :

o Charakter: interpretiert und bewertet

o Aufbau: Kern (Bewertung), Orientierung über den Sachverhalt, Eventuell Präsentation einer

Gegenposition (Gefahr der Schwächung der eigenen Position; Möglichkeit der Diffamierung des

alternativen Ansatzes).

o Formen des Kommentars:

Einerseits-Andererseits-Kommentar

Pro-und-contra-Kommentar inklusive Konklusio

Meinungsartikel

Kurzkommentar

Pamphlet (polemisch, zynisch)

(g) Rezension :

o Grundlegende Ausrichtung: Bewertung aktueller Kunstproduktion

o Ziele:

Kunstdiskurs

Entscheidungshilfe

Bildungsabsicht: Einbringen von Hintergrundinformationen, etc.

o Probleme:

Ingroup-Verhalten: innerhalb einer Kunstgruppe bildet sich eine Sprache heraus, sodass die

Eingeweihten wissen, was gemeint wird; die Außenstehenden hingegen nicht.

Doppelfunktionen: Manche Kulturjournalisten erhalten bereits Vorab-Exemplare, wo Teile der

Kommentare auf die Rückseite der Exemplare gedruckt werden.

Maßstäbe unklar: Meistens besteht nur ein sehr geringfügiges Wissen um die Maßstäbe sowie

Begründungen derselben aufseiten der Lesenden.

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Page 13: Zusammenfassung PRINT

Kritiker als Künstler:

Fachjargon: Hierbei findet sich ein Mangel an Publikumszentrierung.

2 . Q U A L I T Ä T I M J O U R N A L I S M U S

2.1. Grundcharakteristika

Grundmomente :

„spätes Thema“ in Wissenschaft und Praxis: 1990er Jahre: Der Kommunikationswissenschaftler

Langenbucher stellte dabei erstmals die Frage nach der Qualität im Journalismus im Rahmen der

Fragen bezüglich der Ausbildung von Journalisten.

Dafür seit Jahren: Boom-Thema (vgl. ORF-Gesetz, Presseförderung). Seit geraumer Zeit lässt sich ein

Florieren jenes Diskurses. Beispielsweise wurde die journalistische Qualität im ORF gesetzlich

verankert; weites wurden für die Förderung von Qualität finanzielle bereitgestellt, was der Qualität

einen neuen und relevanten Bedeutungswert zumisst.

Problem: Qualität geistig-materieller Güter (abhängig vom Beobacht und von Interessen). Ein

Werbemanager achtet beispielsweise bei Zeitungen auf die Zielgruppe, Journalisten hingegen auch

andere Aspekte eines Mediums. Insofern lässt sich Qualität auch als „abhängige Variable“ bestimmen.

Wann immer Qualität untersucht wird, muss also auch die Rolle und Basis der Untersuchung sowie des

Untersuchenden berücksichtigt werden. Beispielsweise kann man auch im Boulevardjournalismus

Qualität bestimmen, sodass auch die Differenzierung Boulevard-Qualität nicht mehr stichhaltig ist.

Warum ist Qualität eine "abhängige Variable"?

Problematisch ist die Qualität geistig-materieller Güter, diese ist abhängig vom Beobachter und von Interessen.

Ein Werbemanager achtet beispielsweise bei Zeitungen auf die Zielgruppe, Journalisten hingegen auch auf

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Page 14: Zusammenfassung PRINT

andere Aspekte eine Mediums. Insfoern lässt sich Qualität auch als „abhängige“ Variable bestimmen. Wann

immer Qualität untersucht wird, muss also auch die Rolle und Basis der Untersuchung sowie des

Untersuchenden berücksichtigt werden.

Beispielsweise kann man auch im Boulevardjournalismus Qualität bestimmen, so dass auch die

Differenzierung Boulevard-Qualität nicht mehr stichhaltig ist.

Definition „Qualität“:

Grundbestimmung : Qualität kann genau genommen übersetzt werden als „Charakter“ bzw.

„Beschaffenheit“, wobei die Ausprägung einer Beschaffenheit jedoch verschiedene Ausmaße annehmen

kann. Außerdem ist genau genommen noch nicht gesagt, ob die Qualität eine gute ist, oder eine

schlechte. Dass wir „Qualität“ als positive Beschaffenheit verstehen, erweist sich nicht als

selbstverständlich, sondern als eine gesellschaftliche Setzung.

1) Die überdurchschnittliche Erfüllung von weitgehend konsensuellen Standards, Werten und Normen.

4) Wirtschaftswissenschaftliche Auffassung : Qualität bezeichnet die Beziehung zwischen realisierter und

geforderter Beschaffenheit

5) Vielzahl an Kriterien : Genauigkeit, Faktentreue, Richtigkeit, Vollständigkeit, Wahrhaftigkeit,

Originalität, Aktualität, Verständlichkeit, Unterhaltsamkeit, inhaltliche Vielfalt, Professionalität,

Rechtmäßigkeit, Publikumsakzeptanz, Transparenz, Ausgewogenheit, Unparteilichkeit usw.

„Magisches Vieleck“ : Ziele und Kriterien der Qualitätsbewertung (Russ-Mohl 1992). Hierbei können

entlang der fünf Kategorien Objektivität, Komplexitätsreduktion, Transparenz/Reflexivität, Aktualität

und Originalität der Zusammenhang derselben erörtert werden.

Total Quality Managment (TQM) :

Der TQM-Ansatz definiert journalistische Qualität als das Ziel eines ganzheitlichen Managments, bei

dem alle Einzelstrategien der Redaktionsführung auf die übergeordnete Zielsetzung der

Qualitätsentwicklung, -bestimmung, -umsetzung und –sicherung hin angelegt sind. Beispielsweise kann

das Begehren von Journalisten nach Qualität daran scheitern, dass die Redaktion bzw. das Management

sich nicht als dazu bereit erklärt, jenes Vorhaben zu finanzieren.

Vier Zugänge der Qualitätsforschung :

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Page 15: Zusammenfassung PRINT

Medienökonomische Perspektive : Durch die Möglichkeit des Internet können viel mehr Leute erreicht

werden, was auch bedeutet, dass das Spektrum der unterschiedlichen Qualitätsansprüche größer wird,

zumal mehr Leute mit Erfahrung kommen und mehr Vergleichsmöglichkeiten bestehen. – Zum anderen

hat das Prädikat „Qualität“ gleichermaßen einen Reputationsfördernden Charakter, steigert somit die

Popularität und damit auch die Mediennutzung. Das Idealziel wäre eine USP-Marke (Unique Selling

Proposition), was bedeutet, dass man aus einem Medium eine besondere Position einnimmt. Qualität

also als Absatzförderndes Attribut von Medien.

Medienökologische Perspektive : Hierbei geht es um die Lebensqualität einer Mediengesellschaft, wobei

die These besteht, dass ein Zusammenhang konstatiert wird zwischen Lebensqualität und Qualität in

den Medien.

Demokratietheoretische Perspektive : Demokratiefördernde Wirkung von Qualität.

Infrastruktur-Perspektive („I-Faktor“) : Jene besagt, dass nicht nur der Journalismus und das

Medienunternehmen selbst, sondern dass eine Reihe von Faktoren Qualität im Journalismus fördern,

behindern oder verhindern. Es handelt sich hierbei um verschiedene Institutionen der

Rahmenbedingungen, wie beispielsweise Gesetz, politische Institutionen, Presseförderung,

Journalistenpreise (diese werden beispielsweise relevant, wenn eine Branche selbst über die eigenen

Qualitätsverständnisse reflektiert). Es geht hierbei somit also um verschiedene Faktoren – um

innerredaktionelle einerseits und außerredaktionelle andererseits, was hierbei im Vordergrund steht.

Siehe hierzu auch eine Übersicht bzw. Strukturierung der verschiedenen Faktoren für Qualität im

Journalismus.

3 . E T H I K D I S K U R S E

3.1. Grundcharakteristika

Begriffsdefinition und Grundmomente :

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Moral : Werte-, Sitten- und Normengeflecht

Ethik : Lehre von den sittlichen Werten und Forderungen; Moralreflexion, es handelt sich hierbei um ein

Nachdenken über die Moral, um eine zusätzliche Reflexion, welche zur Moral hinzukommt. –

„Ethische Prinzipien sollen den Spielraum des rechtlichen nicht Verbotenen auf as moralisch

Verantwortbare eingrenzen“ (Jürgen Wilke). Hierin kommt der Unterschied zwischen jenen beiden

Ebenen zum Ausdruck.

Charakter : Dabei muss auch angemerkt werden, dass die Journalismusethik nicht eine

Journalismusspezifischen Aspekt darstellt, sondern sich in allen möglichen Bereichen findet und darauf

abzielt, die Qualität sowie die Arbeitsleistung zu verbessern.

Postulate :

o Arbeitsleistung: Wahrheit, Vollständigkeit, Trennung (Nachricht/Meinung), Strukturierung

(Gewichtung, Platzierung), Transparenz (kenntliche Eigenbewertung; Quellen), Neutralität,

Vermeidung von Meinungsverzerrung, etc.

o Verantwortung: Sorgfaltspflicht (die journalistischen Regeln des Informationserwerbes sowie der

Informationsverarbeitung einhalten), Richtigstellung von Falschmeldungen als eine journalistische

Obligation. Schutz der Privatsphäre (wenngleich das Ausmaß dieses Schutzes hier von Fall zu Fall

abgewogen wird), Bestechungsverbot

3.2. Medien- bzw. Journalismusethik – verschieden Ansätze

Verschiedene Ansätze :

1) Individualethik

6) Systemische Ethik

7) Publikumsethik

Ad 1) Individualethik :

Grundmomente : Appell an die persönliche wie individuelle Moral (Ausbildung, berufsethische

Fundierung, journalistische Kodizes)

Verschiedene Formen :

o Gesinnungsethik: wertrationales Handeln, das strikt den eigenen Werten ohne Berücksichtigung der

Folgen folgt.

o Verantwortungsethik: zweckrationales Handeln unter Berücksichtigung der Folgen.

Ad 2) Ethik des Mediensystems :

Grundmomente : Der Appell richtet sich weniger in erster Linie an die Einzelperson, als vielmehr

überindividuelle Instanzen. Appell an die Verantwortung des politischen und des Mediensystems.

(Journalismus mit Berufs- und Arbeitsrollen, eingebunden in ein und abhängig von einem größeren

System. Als Konsequenz ergibt sich hierbei eine „Gestufte Verantwortung“ (Gesetzgeber, Eigentümer,

Herausgeber, Chefredakteur), was bedeutet, dass die Verantwortung je nach Anstellung verschieden

ausfällt.

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Ad 3) Publikumsethik :

Grundmomente : Dem Publikum wird hierbei eine ausschlaggebende wie aktive Rolle zugeschrieben

wird. Der Appell wird hierbei an die Verantwortung des Publikums gerichtet (Kritischer Konsum, viele

Quellen, eigeninitiativ, Boykott, etc.).

Kritik : Dabei muss angemerkt werden, dass es „das“ Publikum aufgrund der Heterogenität desselben

nicht gibt und auch nicht geben kann. Zum anderen kann das Publikum auch nicht durch

Einzelpersonen vertreten werden.

3.3. Normative Grundlagen der Medienethik

Grundmomente :

Funktion des Ethik im Journalismus : Die Ethik hat zum einen eine Steuerungsfunktion, was bedeutet,

dass bestimmte journalistische Handlungen nicht folgenlos bleiben. Zum anderen lässt sich eine

Reflexionsfunktion bestimmen, zumal die Reflexion über die journalistische Ethik nicht nur den

Journalismus betrifft, sondern auch die Gesellschaft.

Verschiedene normative Grundlage :

o Kommunikationsgrundrechte (Presse- und Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit, etc.)

o Recht der Medien (Mediengesetze, Straf- und Zivilrecht, etc.)

o Ehrenkodes (Internationale, europäische und nationale Kodizes): als Konsequenz Selbstkontrolle,

Sanktion durch Presserat (wo vorhanden). Im ORF stellen Ehrenkodizes beispielsweise eine

Grundmoment des Arbeitsvertrages. Siehe hierzu auch die Grundsätze für die publizistische Arbeit

(Ehrenkodex der österreichischen Presse).

(Buch)journalismus als Kulturleistung

Grundcharakteristika des Buches :

Dienstleistung vs. Kulturleistung

Buch als Medium für „großen Journalismus“

Besonderheit: Thematik, Recherche, Präsentation, Stil

Kommunikationsziele :

Aufzeigen von Missständen

„Wahrheit“ gegen Vertuschung/Verdrängung, falschen Visionen und Vertuschungen entgegenwirken

Wirklichkeit berichten (Beobachtungsleistung): Vertiefung von Wahrnehmung neben einer

oberflächlichen Beobachtung

„Apperceptivität“ & Vigilanz: Besondere und uneingeschränkte Wahrnehmungsbereitschaft (Gegenteil

zum selektiven Journalismus oder zum Thesenjouranlismus). Hierbei handelt es sich um eine andere

Form und Haltung gegenüber dem Journalismus

3.4. Journalismus-Kanon

Drei gemeinsame Aspekte der Prüfungsliteratur :

Prinzipiell: Buchjournalismus

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Form: unterschiedliche Formen des Buchjournalismus

Genuine buchjournalistische Arbeiten: Das Konzept des Journalismus ist wesentlich orientiert an der

Form des Buchjournalismus.

Begegnungen mit besonderen Einzelleistungen des Journalismus1

Begriffsbestimmung :

Grundbestimmung : Kanon (griech.): „Maßstab“, auch „Regel“ und „Norm“. In vielen Bereichen finden

sich Kanone – beispielsweise in der griechischen Literatur (Epikur) oder beispielsweise in der Römisch-

Katholischen Kirche. Dabei handelt es sich um Literatur, die genau genommen jeder lesen sollte, der

einen allgemeinen Bildungsstatus erreichen wollte. – Im Rahmen des Journalismus stellt sich zunächst

die Frage, ob es überhaupt einen journalistischen Kanon gibt? In den Vereinigten Staaten findet sich

beispielsweise eine Sammlung der 100 besten journalistischen Arbeiten.

Uneinheitlicher Begrifflichkeit in der Gegenwart ; Kanon als

o Hoher Wert

o Langlebigkeit: Zeit überdauernd, Text, welche nicht über die Zeit hinweg an Bedeutung verlieren

o Vorbildlichkeit: Musterhaft, Leitfunktion

o Tätigkeiten im Umgang mit kanonischen Texten: beispielsweise das Prädikat „unbedingt

tradierenswert“. Oder auch Texte, die vielen bekannt sind, was vor allem relevant wird bei der

Verwendung bestimmter Begrifflichkeiten. Ein intertextuelles Verständnis wird damit ausgebildet.

Kanonpflege :

o Textpflege (Editionen)

o Sinnpflege (Forschung, Kommentar) – wichtig für die Einschätzung der Bedeutung eines Textes

(den allgemeinen, formalen Charakter). Derartiges impliziert dabei zugleich eine bestimmte

Wertung.

Bedeutung von Kanon :

Kanonfunktion :

o Kulturelles Gedächtnis: Erinnerung an besondere journalistische Leistung

o Professionelle Identitätsbildung: Vorbildleistung

o Handlungsorientierung

o Evaluationsmaßstab

Relevanz eines Kanons im Journalismus :

o Traditionen

o Vorbilder

o Mutmacher

o Lernen aus Entwicklungen

o Kultur des Gelingens

1 für Prüfung relevant: besondere Leistungen aufzeigen, Bewusstsein von Qualitätskriterien, Bewusstsein der Möglichkeiten von Journalismus.

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3.5. Die Recherche

Begriffsbestimmungen :

Grundbegriff : „recherche“ = nachforschen, untersuchen. Im Journalismus bedeutet Recherchieren

zugleich ein bestimmtes Ausmaß an Selbstständigkeit im Journalismus, wobei dieser nicht zur

Durchzugsinstanz wird (throughput), sondern zu einer eigenständigen Verarbeitungsinstanz (Input &

Output)

Hauptfragen : Relevanz, Gültigkeit, Verständlichkeit.

Definitionen nach Haller :

o (1/3) Verfahren (= Charakter des prozesshaften) zur Beschaffung Beurteilung von Aussagen

o (2/3) Über reales Geschehen

o (3/3) Die ohne diese Verfahren nicht publik würden

o (2) Ein Verfahren zur Rekonstruktion erfahrbarer Wirklichkeit mit den Mitteln der Sprache.

o (3) Recherche ist die Grundbedingung zur Entstehung einer kritischen Öffentlichkeit.

Grundmomente : Funktionen und Formen der Recherche

Funktionen der Recherche :

o Strategie zur Informationskontrolle

o Recherche macht Unabhängigkeit und Autonomie gegenüber PR möglich. Dies als Konse

o Zur effizienten und geplanten Informationsgewinnung

Drei Recherchetypen :

o Besondere Recherchefähigkeiten: Fragetechnik, Aufbau der eigenen Geschichte (entweder entlang

vorgegebener Schwerpunkte oder eigener Setzungen)

o Ereignisbezogene Recherche: Ausgangspunkt und Grundlage stellen bestimmte Ereignisse

o Themenrecherche: Erörterung von grundsätzlichen Fragen, beispielsweise die Frage nach den

Prinzipien und Grundlagen der gegenwärtigen Koalition.

o Enthüllungsrecherche:

Formen und Methoden der Recherche : hierbei handelt es sich um unterschiedliche und mögliche

Formen und Methoden des Recherchierens. Einen Teil davon sollte man kennen, sie sind weitgehend

selbsterklärend.

o Überprüfungsrecherche

o Vervollständigungsrecherche

o Recherche als Sehenskontrolle

o Offene Recherche

o Rekonstruktionsrecherche

o Fließende Recherche

o Aufdeckende Recherche (Vordergrund/Hintergrund, Eisberg, Symptom und Krankheit)

o Investigative Recherche

o Vor-Ort-Recherche

o Verdeckte Recherche / Recherche: Besondere Rechercheleistungen stammen von den Journalisten

Günther Wallraff, Max Winter, Tom Kummer.

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Problematische Rechercheformen :

o Scheckbuch-Recherche: Für die Preisgabe von (exklusiven) Informationen wird Geld ausgezahlt.

o Verschlossene Quellen: Die Ausgangslage hierzu stellt das Schweigen von Beteiligten zu einem

wichtigen Thema. Hierzu sucht man sich eine schwache Stelle unter den möglichen Mitwissenden

und bringt diesen durch entsprechende Rhetorik dazu, umfassende Informationen preis zu geben.

o Quellenschutz: Entgegen der Versicherung von Diskretion und Geheimhaltung werden

Informationen preisgegeben und veröffentlicht. Andere Strategien stellen die Kontaktaufnahme zu

Whistleblowers, welche nebenbei geheime Informationen preisgeben. Weiters bietet sich die

Möglichkeit, besonders geschwätzige Personen aufzusuchen. Offenes Lügen bietet ebenso eine

Option.

Puddingmetapher: "Qualität im Journalismus definieren zu wollen, gleicht dem Versuch,

einen Pudding an die Wand zu nageln.“ (Stephan Ruß-Mohl) 

Pressekonferenz: Bedeutung für Journalismus, v.a. für den investigativen Journalisten

Siehe oben: Investigativer Journalismus. Merkmale davon sind Informationen erhalten, hinterfragen, wieder

hinterfragen und noch mal hinterfragen. Bei Pressekonferenzen werden Journalisten mit „Häppchen“ gefüttert

und bekommen nie die gesamten Informationen. Sozusagen ein knowledge-gap zwischen Pressekonferenz-Leiter

und Journalisten, ersterer weiß immer mehr als letztere. Daher kann man sich speziell beim investigativen

Journalismus nicht auf das verlassen, was einem vorgesetzt wird, sondern muss Mittel und Wege finden, um so

nahe wie möglich an die „Wahrheit“ zu kommen und die Informationen zu vervollständigen.

Populärer Journalismus: Merkmale

Teil der Cultural Studies: Erforschung und Verhänderung des Verhältnisses von Kultur, Medien und Macht.

Journalismus als „kultureller Diskurs“ und Teil der Populärkultur.

Zentrale Frage der Cultural Studies: Rezeption und Aneignung von Kultur: Wie eignen sich Menschen Kultur

an? Es geht dabei nicht darum, welche Kulturangebote bestehen, sondern darum, wie die Mediennutzenden mit

den Inhalten umgehen, wie die Inhalte jeweils verschieden verarbeitet werden und jeweils verschiedene

Sinnschöpfungen vorgenommen werden (Encoding-Decoding-Modell von Stuart Hall).

Du arbeitest als Journalist im Innenpolitik-Bereich, kriegst aber dann ein Angebot für die

Kultursparte/Feuilleton zu schreiben: Unterschiede

Innenpolitische Berichterstattung ist eine tatsachenbetonte (referierende) Form des Journalismus (siehe Fragen

22 und 11).

Kultursparte / Feuilleton gehört zu den Fiktionalen Formen des Journalismus. Hier geht es um literarisch-

publizistisches Textgenre, Schreibstil ist von zentraler Bedeutung. Neologismen, Pointen, Wortspiele.

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