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VIII. Zusatz zu der lbhandlung VOI~ Dr. Krehl u. Dr. Romberg. (Ueber die Bedeutung des Herzmuskels und der Herzganglien u. s. w.) Vor dem letzten Abschnitt unserer Arbeit sind iblgende Satze, welche dureh ein Versehen des Druckers ausgefallen sind, einzusehalten. Fragen wir, wann wir functionclle St~rungen der l=Ierzkraft an- nehmen k~nnen, StSrungen, als deren Ursache dureh unsere heutigen Htilfsmittel keine Erkrankung des Herzmuskels naehgewiesen werden kann, so dtirften wir dazu in den folgenden Fallen bereehtigt sein. Es ist allgemein bekannt, dass ein Herz~ welches vor[ibergehend ab- norm angestrengt gearbeitet hat~ sich wahrend der nachsten Zeit in eiuem Zustand verminderter Leistungsfahigkeit befindet. Naeh Ana- logie mit dem willk~irliehcn Muskel kann dieser Zustand, wie der E[ne yon uns ~) an anderer Stelle ausgeftihrt hat, als Ermtidung be- zeichnet werden. Zum Begriff der Ermtidung gehSrt aber der der Erholnng, welehe in ktlrzerer oder langerer Zeit nach Aufh~ren der abnormen Anstrengung eintritt. Leistet das ermiidete Herz geringere Arbeit, contrahirt es sieh schw~cher, so muss es sigh, falls es nur ermUdet ist, erholen. Es handelt sieh also bei derartigen Fallen stets um vortibergehende Zustande. Dass eine einmalige, die Grenzen der individuellen Herzkraft sehr bedeutend tiberschreitende Anstrengung einen gesunden Herz- muskel dauernd schadigen, ihn dauernd in einen Zustand vermin- derter Leistungsf~higkeit versetzen kann, sell naeh gewlssen Angaben der Literatur keineswegs yon der Hand gewiesen werden, ist aber noch nieht mit v~lliger Sieherheit festgestellt. Dagegen vermag unzweifelhaft eine sehr betr~ehtliche Steigerung der Anforderungen an die Herzkraft, eine sehr hoehgradige Vermeh- rung der Ftillung, eine sehr bedeutende Erh~hung des Widerstandes~ welehe s c h n ell e i n t ri t t und unver~adert fortbesteht, aueh einen gesunden Herzmuskel zum Versagen zu bringen, ihn in einen Zustand 1) K r e h l , Deutsches Archiv f. klin. Med. Bd. XLVIII. S. 418.

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Page 1: Zusatz zu der Abhandlung

VIII .

Zusatz zu der lbhandlung

VOI~

Dr. Krehl u. Dr. Romberg.

(Ueber die Bedeutung des Herzmuskels und der Herzganglien u. s. w.)

Vor dem letzten Abschnitt unserer Arbeit sind iblgende Satze, welche dureh ein Versehen des Druckers ausgefallen sind, einzusehalten.

Fragen wir, wann wir functionclle St~rungen der l=Ierzkraft an- nehmen k~nnen, StSrungen, als deren Ursache dureh unsere heutigen Htilfsmittel keine Erkrankung des Herzmuskels naehgewiesen werden kann, so dtirften wir dazu in den folgenden Fallen bereehtigt sein. Es ist allgemein bekannt, dass ein Herz~ welches vor[ibergehend ab- norm angestrengt gearbeitet hat~ sich wahrend der nachsten Zeit in eiuem Zustand verminderter Leistungsfahigkeit befindet. Naeh Ana- logie mit dem willk~irliehcn Muskel kann dieser Zustand, wie der E[ne yon uns ~) an anderer Stelle ausgeftihrt hat, als Ermtidung be- zeichnet werden. Zum Begriff der Ermtidung gehSrt aber der der Erholnng, welehe in ktlrzerer oder langerer Zeit nach Aufh~ren der abnormen Anstrengung eintritt. Leistet das ermiidete Herz geringere Arbeit, contrahirt es sieh schw~cher, so muss es sigh, falls es nur ermUdet ist, erholen. Es handelt sieh also bei derartigen Fallen stets um v o r t i b e r g e h e n d e Zustande.

Dass eine einmalige, die Grenzen der individuellen Herzkraft sehr bedeutend tiberschreitende Anstrengung einen gesunden Herz- muskel dauernd schadigen, ihn dauernd in einen Zustand vermin- derter Leistungsf~higkeit versetzen kann, sell naeh gewlssen Angaben der Literatur keineswegs yon der Hand gewiesen werden, ist aber noch nieht mit v~lliger Sieherheit festgestellt.

Dagegen vermag unzweifelhaft eine sehr betr~ehtliche Steigerung der Anforderungen an die Herzkraft, eine sehr hoehgradige Vermeh- rung der Ftillung, eine sehr bedeutende Erh~hung des Widerstandes~ welehe s c h n ell e i n t ri t t und unver~adert fortbesteht, aueh einen gesunden Herzmuskel zum Versagen zu bringen, ihn in einen Zustand

1) K r e h l , Deutsches Archiv f. klin. Med. Bd. XLVIII. S. 418.

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158 Zusatz zu der Abhandlung yon Krehl und Romberg.

dauernder Insuffieienz zu versetzen, den man wohl am zweekmassig- sten als Ueberdehnung bezeiehnet. Besonders die dtinnwandigen Hem absehnitte, VorhSfe und reehter Ventrikel, seltener der linke Ventrikel, k0nnen auf diese Weise in ihrer Contraetionsfahigkeit gesehadigt werden. Das ist eine experimentell hinreiehend festgestellte That- saehe. Wir besitzen abet zur Zeit keine experimentellen Erfahrungen ~iber das Verhalten des tierzens ffegentiber a l l m a h l i e h waeh- s e n d e n Anspr~ichen an seine Kraft, welehe eine Hypertrophie der betreffenden Herzabsehnitte herbeiftihren. Um solehe handelt es sieh abet in der Mehrzahl tier pathologisehen Falle. Es ist m~glieh, sogar wahrseheinlieh, dass aueh bei allmahlieher Steigerung der Ansprtiehe flit den gesunden Herzmuskel endlieh der Punkt erreieht wird, bei dem er aufhSrt, sich vollstandig zusammenzuziehen. Bewiesen ist das abet zur Zeit nieht.

Bis wit eine bessere Einsieht in das Wesen der funetionellen St0rungen des Herzens gewonnen haben, mtissen wir woht folgende Satze als Regal festhalten: Naeh u n s e r e n h e u t i g e n Kennt - n i s sen s i n d w i r nu t dann b e r e e h t i g t , yon f u n e t i o n e l l e n S t 0 r u n g e n zu s p r e e h e n , w e n n es s ieh um v o r i i b e r g e h e n d e Z u s t ~ n d e yon Ermt idung h a n d e l t , wenn eine s e h n e l l ein- t r e t e n d e h o e h g r a d i g e S t e i g e r u n g der AnsprUehe an die H e r z k r a f t , ein u n v e r a n d e r t e s F o r t b e s t e h e n der ges t e i - g e r t e n A n s p r i i e h e a l s U r s a e h e d a u e r n d e r H e r z s e h w a e h e ( U e b e r d e h n u n g ) n a e h w e i s b a r sind. In a l l en a n d e r e n F a l l e n so l l t e man f u n c t i o n e l l e S t0 rungen zur E r k l a r u n g einer pa tho lo f f i s e he n V e r m i n d e r u n g der H e r z k r a f t nu r dann h e r a n z i e h e n , wenn man sieh du t ch e i n g e h e n d e a n a t o m i s e h e U n t e r s u e h u n g t iberzeugt ha t , class n ieh t E r k r a n k u n g e n des Myoea rds v e r a n t w o r t l i e h zu m a e h e n sindo