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64 Fürst: das Forsteinrichtungsversahren der Bestandswirtschaft in allen seinen Grundzügen geschildert und hinsichtlich ber E r t r a g s b e s t i m m u n g durch ein Lehrbeispiel für die verschiedenen Betriebsarten erläutert. Dabei fyabe. ich hervorgehoben, baß aus eine gute Walbeinteilung ein Hauptgewicht zu legen ist und sür die Ertragsbestimmung ein Negulator in der Fläche gesunden werden kann, die sich entweder mit einer Altersklassen- oder mit der Schlageinteilungsmethode ermitteln läßt. Dieser Negulator soll dazu dienen, aus einer sür das nächste Jahrzehnt nach Maßgabe der Wirtschaft¬ lichen Notwendigkeiten, Hiebsreife, Abtriebsbedürftigkeit, also selbsiverstänb- lieb auch ber Bonitätsverhältnisse der Bestände entworfenen Zusammen- steüung ber Hiebsorte ben entsprechenden Flächenbetrag herauszugreifen, um eine Garantie für bie Nachhaltigkeit in der wetteren Entwicklung des Altersklaffenverhältnisfes zu gewähren. Für diefe immerhin zunächst nur in ihren Grenzwerten bezifferte Hiebsflache wirb unter Beachtung bes Zuwacbfes in einem vorläufigen Hiebsentwurf die Beftandsmafse nach den einzelnen Beständen berechnet und es sind dann noch Abänderungen mit Nücksicht aus die bisherige Abnutzung, ben berechneten Zuwachs it., furz auf alles, was fürs Ganze beachtenswert ist, zulässig. Also viele Erwägungen, ehe ber HauungSplan feststeht! Wenn nun ein Vertreter bes kombinierten Fachwerfs biesern geschilderten Forsteinrichtungsversahren unb noch dazu lediglich aus Grund des Lehrbeispiels für die Ertragsbestimmung das Generalisieren vorhält, so kann ich das nicht zugeben. Die Ertragsbestimmung ist nur ein Teil der Forsteinrichtung unb der Hiebszug eine Maßregel ber Walb- einteüung! Jch halte unsere je|ige Forstwelt sür so ausgeklärt, baß sie gewiß auch das. beste Forsteinrichtungsversahren finden und anwenden wird und zweifle nicht daran, daß sie ohne Fachwerk recht wohl auskommen kann. Die in neuerer Zeit bereits entstandenen Privatsorsieinrichtungsanstalten brechen Bahn. Neumeister. •Üusaij zu verstehender (Entgegnung. Von Dbersorsirat gürsi. Porstehender Entgegnung Herrn Dr. Neumeister'S aus meine Be¬ sprechung seiner „Forsteinrichtung der Zukunst" habe ich gerne Naum gegeben, obwohl sie an Umsang jene Besprechung nicht unwesentlich übertrifft; ich selbst möchte mich auf nachstehende kurze Zufä|e be¬ schränken. 1. Die Fläche der jüngsten Altersklasse in dem Lehrbeispiel entspricht

Zusatz zu vorstehender Entgegnung

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Page 1: Zusatz zu vorstehender Entgegnung

64 Fürst:

das Forsteinrichtungsversahren der Bestandswirtschaft in allen seinen Grundzügen geschildert und hinsichtlich ber E r t r a g s b e s t i m m u n g durch ein Lehrbeispiel für die verschiedenen Betriebsarten erläutert. Dabei fyabe. ich hervorgehoben, baß aus eine gute Walbeinteilung ein Hauptgewicht zu legen ist und sür die Ertragsbestimmung ein Negulator in der Fläche gesunden werden kann, die sich entweder mit einer Altersklassen- oder mit der Schlageinteilungsmethode ermitteln läßt. Dieser Negulator soll dazu dienen, aus einer sür das nächste Jahrzehnt nach Maßgabe der Wirtschaft¬ lichen Notwendigkeiten, Hiebsreife, Abtriebsbedürftigkeit, also selbsiverstänb-lieb auch ber Bonitätsverhältnisse der Bestände entworfenen Zusammen-steüung ber Hiebsorte ben entsprechenden Flächenbetrag herauszugreifen, um eine Garantie für bie Nachhaltigkeit in der wetteren Entwicklung des Altersklaffenverhältnisfes zu gewähren.

Für diefe immerhin zunächst nur in ihren Grenzwerten bezifferte Hiebsflache wirb unter Beachtung bes Zuwacbfes in einem vorläufigen Hiebsentwurf die Beftandsmafse nach den einzelnen Beständen berechnet und es sind dann noch Abänderungen mit Nücksicht aus die bisherige Abnutzung, ben berechneten Zuwachs it., furz auf alles, was fürs Ganze beachtenswert ist, zulässig. Also viele Erwägungen, ehe ber HauungSplan feststeht! Wenn nun ein Vertreter bes kombinierten Fachwerfs biesern geschilderten Forsteinrichtungsversahren unb noch dazu lediglich aus Grund des Lehrbeispiels für die Er t ragsbes t immung das Genera l i s ie ren vorhält, so kann ich das nicht zugeben. Die Ertragsbestimmung ist nur ein Teil der Forsteinrichtung unb der Hiebszug eine Maßregel ber Walb-einteüung!

Jch halte unsere je|ige Forstwelt sür so ausgeklärt, baß sie gewiß auch das. beste Forsteinrichtungsversahren finden und anwenden wird und zweifle nicht daran, daß sie ohne Fachwerk recht wohl auskommen kann. Die in neuerer Zeit bereits entstandenen Privatsorsieinrichtungsanstalten brechen Bahn. Neumeister.

•Üusaij zu verstehender (Entgegnung. Von Dbersorsirat g ü r s i .

Porstehender Entgegnung Herrn Dr. Neumeister 'S aus meine Be¬ sprechung seiner „Forsteinrichtung der Zukunst" habe ich gerne Naum gegeben, obwohl sie an Umsang jene Besprechung nicht unwesentlich übertrifft; ich selbst möchte mich auf nachstehende kurze Zufä|e be¬ schränken.

1. Die Fläche der jüngsten Altersklasse in dem Lehrbeispiel entspricht

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allerdings einem 136jährigen Umtrieb — dagegen deuten die Flächen der übrigen Altersklassen, die allerdings nicht ganz gleich groß sind, meines Erachtens doch durch ihre Größe von je nahezu Vio der Waldfläclie auf einen 100 jährigen Umtrieb hin, so daß ich solchen wohl annehmen durfte.

2. Die Neinertragslehre oerfolgt nach meiner Ansicht die Aufgabe, auf die f i n a n z i e l l e Umtriebszeit so rasch überzugehen, a ls es die Verhä l tn i sse gestatten — deshalb mußte mich das so vorsichtige Ein¬ lenken auf diefelbe innerhalb 40 Jahren überrafchen, und nur dem habe ich Ausdruck gegeben. Daß "speziell die sächsische Forstvexroaltung bei deren Anwendung die Nachhaltigkeit strenge im Auge behält, habe ich nie bezweifelt, und möchte in dieser Beziehung speziell aus meine des-saHsige Außerung im Forstw. Eentralblatt 1898 S. 195 hinweisen.

3. Die 3 kleinen von Herrn Neumei f ter erzählten Episoden be¬ weisen doch wohl nur, daß in den betreffenden Nevieren Forfteinrichtung oder Wirtschast mangelhaft waren! Zu dem ad 1 erwähnten Fall erlaube ich mir aber auch ein Beispiel zu erwähnen: Erfahrungsgemäß verjüngen sich jüngere, 90—100jährige Tannenbeftände viel leichter auf natürlichem Weg, als 140 jährige oder gar noch ältere Tannenbeftände, wie uns folche die Franzosen in ben Vogesen in großer Ausdehnung hinterlassen haben. Jn dem Nevier V. dortselbst, das ich vor Jahren mit bem da¬ maligen Nevierverwalter durchwanderte, machte mich derselbe speziell hierauf aufmerkfam und zeigte mir, wie fein Vorfahrer im Amt es für zweckmäßig gehalten, dem schönen Anflug in diesen jüngern, erst der II. Periode zugeteilten Beständen zu helfen und so schließlich zu einer „Wirtschast ber II. Periobe" gekommen war, währenb bie überalten Be¬ stände der 1. Periode in der Abnu|ung zurückblieben! — Man wird eben in einem Falle, wie dem von Neu meist er ad 1 geschilderten nicht nur den einzelnen Bestand, sondern auch die übrigen noch vorhandenen haubaren Bestände und deren Lagerung gegen einander ins Auge zu fassen haben!

4. Nach bem, was Herr Neumet st er bezüglich der Hiebssaijbegründung sür den Plenterschlagbetrieb sagt, kann ich meine dessallsige Bemängelung wohl zurücknehmen; ich möchte nur die Berechnung einer Jahresschlag-fläche als einer fingierten Größe für entbehrlich halten und glauben, daß bei biefer Betriebsart die Ausdehnung des Wirtschaftszeitraumes auf 20 statt auf 10 Jahre, wie folches der Verfasser auf S. 70 andeutet, bei der von ihm empfohlenen Forsteinrichtung nicht nur „etwas", sondern sogar sehr v ie l für sich haben müsse.

5. Meine Bebenken, bie ich bezüglich ber sür den Plenterbetrieb an-Forftwiffenschaftlicheg eentralblatt. 1901. 5

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gegebenen Wirtschaftsweise ausgesprochen habe, muß ich voll aufrecht er¬ halten.

Zunächst möchte ich hervorheben, daß man im Plenterwatd Haupt-und Zwischennutzung nicht zu trennen pflegt; es ist dies bekanntlich schon sür den schlagweisen Hochwald eine oft sehr kritische Frage, im Ptenter5

watd aber, wo Haupt- und Zwischennu|ungsmaterial gleichzeitig auf der¬ selben Fläche anfällt, fast undurchführbar. Auch Judeich sagt: „ob man im Plenterwald überhaupt Zwischen und Abtriebsnufeungen unterscheiden will, mag dahin gestellt sein." — Ferner hatte ich die Wahl einer 50jährigen Umlaufszeit gerade in einem Lehrbeispiel für sehr bedenklich: in der Praj is würde sie doch gewiß einen Fehler bedeuten, ein Lehr5

beispiel sollte aber doch mit der Praxis nicht in Konflikt kommen! Wenn Neumeister sagt, nach 10 Jahren solle der erste Schlag

bereits wieder mit einer bestandspslegenden Zwischennugung ins Auge gesaßt werden, so möchte ich bemerken, daß im Plenterwald die Bestands¬ pflege nicht bloß in Durchsorstungen und Reinigungen, sondern auch in der Herausnahme den Nachwuchs schädigender Altholzstämme, die doch zur Hauptnu|ung gehören, besteht, ttnd -venn Neumeister selbst an-sührt, daß ihm Plenterwaldungen bekannt geworden seien, wo das jüngste Holz aus 50jäl)rigem zurückgebliebenen Unterwuchs bestund, so wird er auch zugeben, daß in solchen Waldungen von einer „Wirtschast" leine Nede sein kann.

6. Auch die Notwendigkeit von Hiebszügen sür Plenterwatd, wie sür Mittel- und Niederwald kann ich nicht anerkennen. Der Hauptzweck der Hiebszüge liegt doch entschieden in der Sicherung gegen Sturmgesahr, wie sie vor allem sür die reinen, gleichalten Nadelholzbestände besteht — daher ihre große Bedeutung sür Sachsen. Für den Plenterwald mit seiner gleichmäßigen Verteilung des Altholzes sür den ganzen Wald (bei richtiger, kürzerer Umlausszeit) sällt diese Bedeutung daher wohl ebenso weg, wie sür Mittel- und Niederwald; für diese Betriebsarten kennt man daher auch in Süddeutschland Hiebszüge meines Wissens nirgends. Eine zweckmäßige Waldeinteilung ist doch auch ohne solche durchführbar!

Speziell sür Mittet- und Niederwald ist man doch bezüglich der Neichensolge in der Abnu|ung der Bestände sehr unabhängig, kann sich lediglich nach deren jeweiliger Beschaffenheit und Abtriebsreife richten, und darum ift mir schwer begreiflich, mie Neumeister „gar manchem Niederwald und namentlich Mittelwald mit der Hiebszugsbildung aus¬ geholfen, ihn einträglicher gestaltet hat."

7. Bezüglich der Bedenken, die ich gegen die bei Umwandlung der Betriebsart (Uberführung von Mittelwald in Nadelholzhochwald) ge

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gebene Hiebssa|begründung und speziell gegen den S a | Neumeister's „die Ertragsbestimmung findet in der Hiebssläche einen sicheren Anhalt unb muß die dadurch bedingte Ungleichrnäßigkeit der jährlichen Massen-nu|ung in den Kauf nehmen" — geäußert habe, gebe ich gerne zu, daß dieselben durch seine Erläuterungen wesentlich abgeschwächt wurden. — Meine Ansicht aber, baß gerabe in solchen Fällen ein aus mehrere Jahr¬ Zehnte entworfener Wirtschastsplan, wie ihn die Veriobentabeffe bietet, von entschiebenem Werte sei, wirb burch bie Ausführungen aus S. 80 nicht entkräftet — auch dort wirb doch ein Blick über das erste Juhrzehnt hinaus gefordert. — Darüber, daß ein für eine solche Umwandlung im Jahr 1821 entworfener, bis 1901 reichender Wirtschastsplan nicht ein¬ gehalten würde, wundert sich wohl niemand; auch ich habe ja ausdrücklich gesagt: Dem Wahn, daß der etwa für 60 Jahre entworfene Uberführungs¬ plan strikte eingehalten werde, würde sich ber betr. Forsteinrichter wohl selbst nicht hingeben!

8. Was enblich das „Generalisieren" betrifft, in welchem Ausdruck Herr Kollege Neumeister fpezieE einen Vorwurf gegenüber feiner Methobe zu erblicken fcheint, fo gilt berfelbe nur dem Titel „Forsteinrichtung der Zukunft", durch welchen jene Methode doch als die allein richtige, sich künstig Bahn brechende bezeichnet wirb. Für Waldungen mit einsacheren Verhältnissen, seit Jahren in geregeltem Betrieb stehend, speziell für Fichten- und Fohrenwaldungen mit ihrem Kahlschlagbetrieb mag die ent-wiiJelte Methode, nach welcher jede Periodentabelle entbehrlich ist, nur der nächste Zeitabschnitt ins Auge gesaßt wird, voll und ganz entsprechen —• dem Herrn Forstrat Neumeister stehen hierüber langjährige Er¬ fahrungen zur Seite, die ich gerne respektiere. Dagegen giebt es wohl noch Waldungen mit minder glatten und übersichtlichen Verhältnissen, im Plenterschtagbetrieb mit langem Ver jüngung§z e ü r a u m stehend, in der Über¬ führung begriffen u. f. f v für welche eine Periodentabelle in der kürzeren Begrenzung, wie sie jeijt die Negel zu sein pflegt, doch noch von vielen in der Forsteinrichtung wohl erfahrenen Männern für zweckmäßig er¬ achtet wird. Und dieser Anschauung sollte jener von mir eitierte, von Herrn Neumeister beanstandete S a | über das Generalisieren ihre Be¬ rechtigung wahren!

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