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R Ä T S E L | M AG A Z I N

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R Ä T S E L

1+1= 1 – eine Torheit?

scher Zugehörigkeit – Zuckeralko-hole (beispielsweise Ribit, Erythritoder Sorbit) oder Glucose, die My-kobionten „revanchieren“ sich bei-spielsweise mit Mineralien undWasser. Der Mykobiont kontrolliertdie Zellteilungsraten der Photobi-onten und gibt ihnen einen Le-bensraum, in dem Feuchtigkeits-schwankungen und Lichtklima ge-dämpft werden. Ein Resultat ist einganz langsames Wachstum, dasaber auch unter Extrembedingun-gen – sei es in über 7000 m Höheim Himalaya oder in Trockentälernder Antarktis – stattfinden kann.

Etwa 20% aller heute bekann-ten Pilzarten sind am Aufbau derhier diskutierten Symbiose betei-ligt, die Mehrzahl sind Ascomyce-ten. Natürlich wissen Sie spätes-tens jetzt, dass es sich um Flechtenhandelt, aber welche Organismen-

Bis zur Mitte des 19. Jahrhundertssah man die Organismen, von de-nen in diesem Rätsel die Rede ist,als Pflanzen an. Das bezweifelteder Schweizer Botaniker SimonSchwendener, und nach mehrjähri-gem, sorgfältigem Arbeiten in Mün-chen präsentierte er 1867 vorFachkollegen und zwei Jahre späterin seiner Rektoratsrede an der Uni-versität Basel eine abweichendeVorstellung. Die kugeligen Zellen,die auf dem rasterelektronenmikro-skopischen Bild auf dieser Seite zusehen sind, hatte man als Fort-pflanzungszellen „der Pflanze“ an-gesehen, Schwendener interpre-tierte sie als Partner in einer Sym-biose. Von einer der führendenAutoritäten, Wilhelm Nylander, aufden noch heute gebräuchliche che-mische Bestimmungstechniken zu-rückgehen, wurde die neue Inter-pretation als Stultitia Schwendene-riana (stultitia = lat.: Torheit,Einfalt) gegeißelt.

Heute wissen wir, dass Schwen-dener etwas Wichtiges entdeckthatte: eine Symbiose zwischen My-kobiont (der entspricht demFlechtwerk auf dem REM-Bild) undeinem oder auch zwei Photobion-ten (das sind die Kugeln auf demREM-Bild). Aus wenigstens zweiPartnern entsteht eine neue Orga-nisationsform, ein kooperativesSystem, das sich in der Evolutionals äußerst erfolgreich erwiesenhat, aber empfindlich auf die Im-missionen unserer anthropogenenWelt reagiert. Temperaturen bis un-ter minus 170°C wurden im Expe-riment lebend überstanden, imTrockenzustand auch Temperatu-ren über 80°C über dem Gefrier-punkt sowie Ausflüge ins Weltall.Mittlerweile kennt man um die20.000 Arten; allein in Mitteleu-ropa wurden etwa 2000 festge-stellt. Die Photobionten liefern ih-rem Partner – je nach systemati-

gruppe, zu der beispielsweise Tre-bouxia, Chlorella und Trentepoh-lia gehören, stellt die Mehrzahl derPhotobionten (Frage 1)? Eine Min-derheit wird von Cyanobakteriengestellt, beispielsweise Nostoc undGloeocapsa.

Bekannte Flechten-Gattungensind Evernia (zur Parfüm-Herstel-lung genutzt), Roccella (darauswird Lackmus hergestellt) und Cla-donia (als Schmuck auf Dauerkrän-zen verwendet). Wie aber heißt diebei uns so häufige grün-gelbeFlechte, in deren Innenleben dasREM-Bild Einblick gewährt (Fra-ge 2)? In BIUZ 5 (2010) ist sie aufS. 322 in toto zu sehen. Sie gehörtselbst in unseren Städten zu denoft anzutreffenden Formen.

Volker Storch, Universität Heidelberg

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In Heft 1/2011 suchten wir:1. Weberknechte (Opiliones)2. Webspinnen (Araneae)

Gewonnen haben • Dr. S. Siebert, München• J. Sswat, Gleichen• S. Hoc, Olching

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

A B B . Myko-bionten undPhotobionten,die uns in derStadt auf Schrittund Tritt begeg-nen können.

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