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6 Die GrunDleGunG europas im mittelalter Herrschaft im mittelalterlichen Europa

© Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2014 | www.klett.de | Alle Rechte vorbehalten | Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet.

Kompetenzziele

u FachkompetenzDie Schülerinnen und Schüler − kennen die im Mittelalter sich entwickelnden Reiche

und setzen diese in Beziehung zu den Gebieten heutiger Staaten,

− können die Übertragung von Herrschaft und Macht in ihren zentralen und historisch gewachsenen Strukturen erklären (u. a. Lehnswesen),

− kennen wichtige Ereignisse, Personen, Entwicklungen und Strukturen der karolingischen und ottonischen Epoche.

− können den Begriff des Personenverbandsstaats und die mit ihm verbundenen Strukturen mittelalterlicher Ge-sellschaft erläutern,

− kennen wichtige Personen, Ereignisse und Entwick-lungen, die als Voraussetzungen und für den Verlauf des Investiturstreits entscheidend waren.

− können wichtige Ereignisse und Entwicklungen, die die Auseinandersetzungen zwischen König und Fürsten ent-scheidend bestimmt haben, erläutern.

s MethodenkompetenzDie Schülerinnen und Schüler − können wichtige Ereignisse, Entwicklungen und Struk-

turen aus der karolingischen Epoche topographisch einordnen,

− vertiefen ihre Kenntnisse der Analyse von Text- und Bild-quellen im Hinblick auf ihre Multiperspektivität und Wirkungsabsicht,

− können Aussagen von Textquellen in inhaltliche Zusam-menhänge zu einer Bildquelle setzen.

B KommunikationskompetenzDie Schülerinnen und Schüler − verstehen und verwenden die folgenden Grundbegriffe

fachlich korrekt: Kaiser, König, Landesherren, Lehnswe-sen, Grundherrschaft, Investiturstreit,

− können ein themenbezogenes Interview führen, − können die Rollen historischer Personen übernehmen

und in ihrem Sinne argumentieren, − präsentieren selbst zusammengestellte Informationen

über eine historische Persönlichkeit in einem kurzen Vortrag.

6 Herrschaft im mittelalterlichen Europa

Das deutsche Reich entsteht

Ergänzende Kapitel (Erweiterung/Vertiefung)

Zusatzmaterialien

GuG Arbeitsheft 1, Der Königs-hof auf Reisen, M 32

Wie lebt und regiert der König?

Was prägte die Zeit des Mittelalters?

Ein neuer Kaiser wird gekrönt

GuG Arbeitsheft 1, Symbole der Macht, M 31

Methodentraining: Bilder untersuchen

Minimalfahrplan (Basis)

Kampf um die Macht – Kaiser und Papst

Kampf um die Macht – König und Fürsten

GuG Arbeitsheft 1, Wie wählt man einen König?, M 36

Arbeitsblatt:Die sieben Kurfürsten

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Wiederholen und Anwenden

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O 156 – 157t UrteilskompetenzDie Schülerinnen und Schüler − können Herrschaft als ein Geflecht von Machtansprü-

chen und zentralen bzw. regionalen Partikulargewalten beurteilen,

− können vor dem Hintergrund der Vorherrschaftskämpfe die Beweggründe der Beteiligten nachvollziehen und beurteilen ihre Handlungsweisen aus dem historischen Kontext heraus.

− können die Standortgebundenheit von Quellen sowie die damit verbundene „Meinungsmache“ der beteiligten Parteien erkennen.

Zur Orientierungsseite

Die Konfrontation der Schülerinnen und Schüler mit den Bildmaterialien kann folgende Fragen provozieren: − Malerei aus dem Wolfenbütteler Sachsenspiegel (14. Jh.):

Warum vergibt der König Lehen an einen Bischof und einen weltlichen Fürsten? Welche Bedeutung hatte diese Handlung eigentlich für die damalige Gesellschaft? Wel-che Konsequenzen hatte diese Handlung wohl für die Beteiligten? Waren alle zufrieden oder gab es Streit?

− Malerei aus dem Heidelberger Sachsenspiegel (14. Jh.): Kaiser und Papst auf einem Thron – entsprach das der Wirklichkeit oder war es nur ein Wunsch? Herrschten beide einträchtig über Europa oder stritten sie sich? Wer war mächtiger? Kann man schon in dieser Abbildung erkennen, wer mächtiger oder wichtiger war?

− Malerei aus der Sächsischen Weltchronik (vor 1290): Warum kniet der König vor seinem Fürsten, was war vorgefallen? War das Verhalten beider Beteiligten ihrer jeweiligen Stellung angemessen? Welche Folgen hatte ihr Verhältnis für nachfolgende Herrscher?

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Was prägte die Zeit des Mittelalters?

Kommunikations- und Sozialformen

Plenum: Brainstorming

Erarbeitung 1Lektüre des Verfassertextes orientiert an Aufgabe A

EinstiegDer Begriff „Mittelalter“

LeitfrageWas kennzeichnet das Mittelalter als gedeutete Epoche?

PartnerarbeitSicherung 1Sammeln der Kennzeichen als Lösung der Aufgabe

Minimalfahrplan (Basis)

1. Stunde: Das Mittelalter als Zeit der Gegensätze

Lektüre der Anmoderation mit anschließender Hypothesen-bildung

Tafelbild 1:Das Mittelalter als Zeit der Gegensätze

Differenzierung:Deutung des Mittelalters um 1800 und heute: vergleichende Arbeit mit Q3 und Q4

VertiefungArbeit mit Q2: aktuelle Deutung des Mittelalters im Interview

Kommunikations- und Sozialformen

Minimalfahrplan (Basis)

2. Stunde: Das Mittelalter als dynamische Zeit

LeitfrageMobilität als Merkmal des Mittelalters: Welche Lebenserfahrungen und Praktiken kennzeichnen das „unterwegs sein“

Plenum:Unterrichtsgespräch

Vertiefung:Abfassen einer Erzählung zu Q1 oder Q3 und Präsentation ausgewählter „Erzählungen“ mittels Folien

Sicherung 1Sammeln der Umstände, Diskussion möglicher Narrative die Vorbereitungen betreffend

Partnerarbeit

EinzelarbeitEinstiegReisemittel und -wege: Aufgabe 1 zu Q1 als Wiederholung

Erarbeitung 1Umstände der Mobilität: Aufgabe 1 zu Q1 und Q3

Einzelarbeit

Stundenvorschlag

Ergänzungsangebote

Ergänzungsangebote

Lehrkraft als interviewter Experte

Handlungsorientierte Alter-native:Szenen einer Zeitreise ins Mittelalter entwickeln und ausprobieren

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VT Ideengeschichtlich nimmt die Begriffsbestimmung des „Mittelalters“ in der Renaissancezeit seinen Anfang. Die Humanisten historisieren mit dem Gespür dafür, ein neues Denken zu begründen, die zurückliegende Zeit als eine Phase, die sie von ihrer Inspirationsquelle, der An-tike trennt. Nachfolgende Generationen bewerteten das „Mittelalter“ als dunkle Zeit, wobei der zeitgenössische Quellenmangel mehr und mehr zum Etikett einer ganzen Gesellschaft wurde. Eine Umkehrung fand zu Zeiten der Romantik statt, wie das Zitat aus Novalis Rede über Europa deutlich macht. Nach der nationalistischen und nationalso-zialistischen Vereinnahmung des Mittelalters bis hin zum 1000jährigen Reich hat die historische Forschung nach 1945 die Ambivalenz des Mittelalters zum Gegenstand ih-rer Urteile gemacht, was anschaulich in den Arbeiten des Frankfurter Mediävisten Johannes Fried (geb. 1942) zu erfah-ren ist. Beharrung einerseits, „Aufbruch und Gestaltung“ (Alfred Haverkamp) andererseits kennzeichnen die Zeit zwischen 800 und 1450. Werden die mühsamen Lebensum-stände im Verfassertext nur angedeutet, da sie in späteren

Kapiteln ausführlich Beachtung finden, erhält Mobilität im vorliegenden Zusammenhang mehr Aufmerksamkeit. Norbert Ohler hat in seinem anschaulichen Buch über das „Reisen im Mittelalter“ die vielschichtigen Facetten dieses Themas herausgearbeitet, angefangen beim sogenannten Reisekönigtum über die Stadtflucht und die Aktivitäten der Hanse bis hin zu den berühmten Forschungsreisenden Marco Polo (1254 – 1324) oder Ibn Battuta (1304 – 1377).

Q1 Der in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wir-kende Kupferstecher Martin Schonbauer erstellte diese 16,3 16,3 cm große Darstellung. Auffällig ist, dass der au-genscheinlich freie Bauer ein Schwert an seiner Seite trägt.

Q3 Gentile da Fabriano (um 1370 – 1425), ein wegweisender Künstler der italienischen Frührenaissance, schuf dieses Ölgemälde als Teil eines Altarbildes im Auftrag der Flo-renzer Kaufmannsfamilie Quarantesi. Der Polyptych zeigt verschiedene Szenen aus dem Wirken des Hl. Nikolaus von Bari.

A Fasse die Kennzeichen des Mittelalters als Epoche zu-sammen. [I]Frömmigkeit und Kirchlichkeit prägte das Leben; der Alltag fand unter mühsamen Bedingungen statt; zugleich lebte man sehr mobil.

B Beschreibe, was die Schiffsbesatzung unternimmt, um dem Sturm zu widerstehen. [I]Gut erkennbar ist der betende Mann ganz links. Andere Besatzungsmitglieder schaffen Güter an Deck und werfen diese ins Meer.

1 Diskutiert, ob die Bilder Q1 und Q3 das Mittelalter als Zeit der Beharrung oder der Dynamik erscheinen lassen. [III]Beide Darstellungen machen die Ambivalenz der Situa-tion deutlich. Q1 zeigt den reisenden Bauer, der dadurch Land und Stadt verbindet, sich aber gegen bevorstehende Überfälle mit einem Schwert wappnet; Q3 zeigt fahrende Kaufleute mit unbekanntem Ziel, die sich aus eigener Kraft nicht gegen die Kräfte der Natur wehren können und daher auf ihren Glauben und die Hilfe des Heiligen angewiesen sind.

2 Arbeite heraus, dass der Dichter Novalis eine positive Sichtweise auf das Mittelalter einnimmt (Q4). [II]Vor allem die Passage „schöne glänzende Zeiten“ drückt die positive Vorstellung aus; sie wird mit einer positiven Bewertung des Christentums verbunden. Darüber hinaus führt Novalis die klare gesellschaftliche Ordnung an, indem er die Grundlagen der Lehensherrschaft moralisch qualifi-ziert: Ehrerbietung, Rat und Schutz.

3 Nimm Stellung zur Sicht des Novalis (VT, Q4). [III]Novalis Redeauszüge müssen als idealisiert und als rheto-risch verstanden werden. Inhaltlich sind sie um die ihre Kehrseite zu ergänzen.

4 Setze das Interview mit dem Historiker Fried fort. [II]Mögliche Fragen sind: Wann war das Mittelalter? Wie de-finieren sie das Mittelalter? Musste man im Mittelalter besondere Angst vor dem Tod haben? Warum zogen die Menschen in die Städte? Wären sie im Mittelalter gern auf Reisen gewesen? Vonseiten der Lehrkraft lässt sich in diesem Zusammenhang auf die „Ars moriendi“ hinweisen (Jean Gerson verfasste um 1408 sein „Opus(culum) tripar-titum“. Diese Schrift übersetzte der elsässische Prediger Johann Geiler von Kaysersberg um 1481 ins Deutsche un-ter dem Titel „Wie man sich halten sol by eym sterbenden Menschen“.) Auch auf den Spruch „Stadtluft macht frei“ kann hinwiesen werden.

Zum Verfassertext und zu den Materialien

Erläuterungen zu den Arbeitsaufträgen O 158 – 159

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Die Goten erobern RomTafelbild 1

Das Mittelalter als Zeit der Gegensätze

Beharrung Dynamik

Mensch als Sünder Mensch im Aufbruch: Mobilität

Mühsal prägt das Leben Bildung beginnt das Leben zu prägen

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Kommunikations- und Sozialformen

Unterrichtsgespräch

Erarbeitung 1Die Krönungszeremonie, multiperspektivische Quellenarbeit Q4, Q5 und Q7 unter Einbezug von Q1, Aufgaben 1, 2, 4

Vergleich mit Mosaik im Thron-saal des Lateran Q3, Aufgabe E

EinstiegAnalyse der Münze Q2, Aufgabe C

LeitfrageWarum wird viele Jahrhunderte nach dem Ende des Römischen Reiches ein neuer germanischer Kaiser im alten „römischen“ Gewand dargestellt?

Sicherung 1Tafelbild 1 verdeutlicht die unterschiedlichen Sicht-weisen aus Rom, Byzanz und Aachen. Frage: Wie sahen die Beteiligten das neue Kaisertum?

Hausaufgabe: Lesen von VT S. 164 f.

Minimalfahrplan (Basis)

1. Stunde: Ein neuer Kaiser wird gekrönt

Arbeitsteilige Gruppenarbeit

Schülerpräsentation

Kommunikations- und Sozialformen

Unterrichtsgespräch

Erarbeitung 1Was war Karls Herrschaftsbereich? D1, Atlaskarte Europa heute, Aufgabe B

Tafelbild 2

EinstiegWelche Stellung hatte der neue fränkische Kaiser nach seiner Krönung?

LeitfrageWie soll ein neuer Kaiser gerecht regieren?

Sicherung 1Präsentation der Ergebnisse

Tafelbild 3Vergleich mit Abbildung Q6, Q8, Aufgabe 5(Einzelarbeit)

Minimalfahrplan (Basis)

2. Stunde: Regiert der fränkische Kaiser gerecht?

Partnerarbeit

Schülerpräsentation

Problematisierung/Differen-zierung:Aufgabe 6(Debatte)

Erarbeitung 2Die Sachsenkriege Q9, Aufgabe 4

Sicherung 2Einhards Sicht der Sachsenkriege, als Hausaufgabe Aufgabe 5

Einzelarbeit

ggf. Debatte

Ein neuer Kaiser wird gekrönt

Stundenvorschlag

Ergänzungsangebote

Ergänzungsangebote

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D1 Die Karte stellt das Gebiet des ehemaligen Römischen Reiches im 8. Jahrhundert dar. Erkennbar sind die vier Machtzentren des frühen Mittelalters: − Rom, − Konstantinopel (Byzanz), − das fränkische Reich, das – zunächst ohne Hauptstadt –

vom Pariser Becken ausging, mit Lagebestimmung von Paris und dem ersten königlich-fränkischen Hof in Aachen,

− die Araber, die Westeuropa herausforderten, sich von Spanien (dem Emirat von Cordoba) nach Westeuropa richteten, in deren Einflussgebiet auch Jerusalem lag.

Q1 Die Abbildung ist Teil einer sich durch die gesamte schriftliche Darstellung ziehenden Illustration, die alle Teile der Krönungszeremonie in Rom mit ihrer Vorge-schichte darstellt. Heute wird die Weltchronik in der Lan-desbibliothek Gotha aufbewahrt.Die beiden mittigen Figuren sind König Karl (links) und Papst Leo III. (rechts), beide schon durch die Namenszüge erkennbar. Leo übergibt ihm das Zepter, in der linken Hand vermutlich ein Messbuch haltend. Eine hinter Karl stehende Figur hält die Kaiserkrone bereit. Karl macht mit beiden Händen einen empfangenden Gestus. Der rechts vom Papst stehende Geistliche (Erkennungsmerkmal Tonsur) hält ein Weihwasser- oder Salbgefäß, mit dessen Inhalt (Öl) Karl ge-salbt wird. Die beiden die Szene flankierenden Turmbauten symbolisieren die Stadt Rom.

Q2 Der Solidus Karls des Großen wurde vermutlich in der Münze von Arles (Frankreich) um 800 geprägt, wie das „Are-lato“ in der Umschrift um ein Stadttor auf der Rückseite vermuten lässt. Das Herrscherporträt der Vorderseite zeigt ein männliches Brustbild mit den Herrscherinsignien Lor-beerkranz und Kaisermantel. Seine Identität liefert die (hier ergänzte) Titulatur: D(ominus) N(oster) KARLUS IMP(erator) AUG(ustus) REX F(rancorum) ET L(angobardorum).Die besondere Bedeutung des Ingelheimer Fundes liegt darin, dass Münzportraits des Kaisers bislang nur auf Sil-bermünzen bekannt waren. Ob diese goldene Münze als Zahlungsmittel diente, ist unsicher. Sie wurde 1996 bei Grabungsarbeiten in Ingelheim gefunden. Sie wiegt 4,18 g, hat einen Durchmesser von 19,5 mm und einen Goldgehalt von etwa 91%. Sie befindet sich heute als Dauerleihgabe des Landes Rheinland-Pfalz im Museum der Kaiserpfalz Ingelheim.Durch die Umschrift „Karolus imp(erator) Aug(ustus)“ und die Art der Darstellung wurde der abgebildete Herrscher Karl in die Tradition des römischen Kaisertums gestellt und war somit als legitimer Nachfolger desselben erkennbar. Diese Münze wurde nach dem Vorbild Kaiser Konstantins geprägt und zeigt Karl im Caesarengewand mit Lorbeer-kranz und Reitermantel (oder Toga), den eine Fibel zusam-menhält. Die byzantinischen Herrscher ließen sich frontal abbilden, Karl stellte sich auch durch die Abbildung im Profilporträt in die spätrömische Tradition kaiserlicher Darstellung. Man nimmt an, dass der Kaiser mit dieser Goldmünze von seinem Exklusivrecht Gebrauch gemacht hatte, Gold-

münzen zu prägen. Schließlich war er es, der 794 mit der Geldreform quasi die Reichsdenar-Silbermünzen als mit-telalterliche Leitwährung eingeführt hatte. Als Zahlungs-mittel verbreiteten sie auf diese Weise die Reichsidee der „Renovatio imperii“ in allen Reichsteilen.

Q3 Inschrift und Art der Darstellung lassen auf ein Pro-gramm schließen, das dieses Bild präsentieren sollte. Es war eingebettet in ein umfassendes Bildprogramm mit dem die Apostel in die Welt hinaus sendenden Christus, dem thronenden Christus, der dem Apostel Petrus und Kaiser Konstantin als den Häuptern der Welt Pallium und Laba-rum verleiht und schließlich Petrus, der Papst Leo III. (links) und Kaiser Karl der Große (rechts) die Insignien ihrer Macht übergibt und sie somit in ihr jeweiliges Amt einsetzt. Das dem Papst über den Kopf gestreifte Pallium und die dem Kaiser überreichte Fahnenlanze, das Labarum, werden da-her als Symbole der göttlichen Legitimation gedeutet. Die unter dem Petrusthron zu lesende Inschrift bittet den Apo-stel Petrus im Stil der Fürbittenformel der Königslaudes: „Heiliger Petrus, mögest du dem Papst Leo Leben spenden und dem König Karl Sieg verleihen.“ Ein Indiz, dass es vor der Kaiserkrönung angefertigt wurde, ist die Bezeichnung Karls als König.

Q4 Das päpstliche Liber Pontificalis beschreibt in der Vita Leos III. den Papst als Agierenden in der römischen Krö-nungszeremonie. Karl wird lediglich als Empfangender dargestellt, der vom Papst und dessen gutem Willen ab-hängig ist. Das Liber Pontificalis wurde als Papstchronik nach immer gleichem Schema angelegt und bis 1431 von verschiedenen Verfassern fortgeführt.

Q5 Der aus einer angesehenen Familie Konstantinopels stammende Annalist Theophanes (ca. 760-817/818) berich-tet in dieser einzig verfügbaren byzantinischen Quelle des Krönungsgeschehens scheinbar objektiv, beschreibt aller-dings die Salbung als „von Kopf bis zu den Füßen“, was eigentlich als Spendung der letzten Ölung angesichts des Todes gilt. Möglicherweise macht er so den von Karl erwor-benen Titel lächerlich. Außerdem stellt er Karl als politisch sprunghaften Herrscher dar, der mal das in byzantinischer Hand befindliche Sizilien überfallen, dann aber wieder die byzantinische Kaiserin heiraten möchte.

Q6, Q8 Die französischen Buchmalereien des 14. Jahr-hunderts stellt die beiden Seiten königlichen Vorgehens während der Sachsenkriege dar. Die Bibel folgt dem Schwert, was heißen soll, dass der weltlichen Befriedung mit Waffen im Nachgang die christliche Missionierung durch (Zwangs-)Taufe folgte. Interessant ist der zeitliche Abstand zwischen Entstehungszeit des Bildes und darge-stellter Handlung.

Q7 Einhard, Sohn eines Grafen aus Bayern und seit 790 in Diensten des karolingischen Hofes, stellt in seiner Vita Karoli Magni, die Kaiserkrönung als Konsequenz des Hil-fegesuchs eines geschwächten Papstes dar. Dadurch wird die Position Karls nicht nur dem Papst, sondern auch dem

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byzantinischen Herrscherhaus gegenüber gestärkt. Anzu-merken ist, dass der Bericht 30 Jahre nach dem kommen-tierten Ereignis verfasst wurde und seine Authentizität nicht erwiesen ist.

Q9 In seiner Vita Karoli Magni schildert Einhard die Sach-sen als die eigentlichen Auslöser der kriegerischen Aus-einandersetzungen, indem er sie jenseits göttlichen und menschlichen Rechtsempfindens stellt und somit das rück-sichtslose und grausame Vorgehen der Franken legitimiert.

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A Stelle in Stichworten einander gegenüber, wodurch sich der König nach alter germanischer und nach christ-licher Ansicht auszeichnet. [II]christlich: sah sich als rechtmäßiger Nachfolger der rö-mischen Kaiser, bestätigte die Wahl des Papstes, setzte Bi-schöfe ein, schützte Papst und Kirche;germanisch: militärische Stärke, besondere Kräfte als „Kö-nigsheil“, äußere Merkmale wie langes Haar und Bart.

B Beschreibe die Ausdehnung der drei Machtbereiche. Nenne mithilfe eines Atlasses die jeweils in ihnen liegen-den heutigen Staaten. [I]Auf der Karte sind die drei Machtzentren des frühen Mittelalters erkennbar: − das Byzantinische Reich mit Konstantinopel als Haupt-

stadt (heute Teile der Türkei, Griechenland, Bulgarien, Rumänien, Kroatien, Italien, die Balearen als heute spa-nische Inseln, die heute russische Krim-Halbinsel),

− das noch ohne Hauptstadt existierende, vom Pariser Becken ursprünglich ausgehende fränkische Reich (heute Frankreich, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Westschweiz und westliche Teile Deutschlands)

− und die Westeuropa herausfordernden Araber, die sich von Spanien aus, wo der Emir in Cordoba seinen Sitz hatte, nach Westeuropa richteten (heute Spanien, Por-tugal, alle nordafrikanischen Mittelmeeranrainer und der gesamte Nahe Osten).

Der Papst mit Sitz in Rom gehörte zwar zum Machtbereich der Byzantiner, war jedoch in Italien vom Machtvakuum umgeben, das die einzelnen Stämme, vorrangig die Lango-barden, ausnutzten. So waren – bei etwa ähnlich großer Luftlinienentfernung – die Alpen ein vielleicht geringeres Hindernis als die Adria, um als Schutzmacht zu Hilfe zu eilen.

C Beschreibe, wie Karl auf dieser Münze dargestellt wird. [I] Die Darstellung Karls auf der Münze wird sowohl durch die Umschrift „D(ominus) N(oster) KARLUS IMP(erator) AUG(ustus) REX F(rancorum) ET L(angobardorum)“ als auch durch das Seitenprofil, das Gewand und den Lorbeerkranz der römischen Kaiser in die Tradition des römischen Kai-sertums, des Imperium Romanum gestellt.

D Erkläre, was das die Art der Darstellung über Karls Herrschaftsanspruch aussagt. [II]Mit dieser Art der Darstellung stellte sich Karl als legitimer Nachfolger der römischen Kaiser dar. Anders ist er auf einer Abbildung des Aachener Karlsschreins dargestellt, auf der Karl der Große beispielsweise als Feldherr im Zeltlager vor der Schlacht zu erkennen ist, der gerade sein militärisches

Gefolge instruiert. Er ist dort als fränkischer Heerkönig zu sehen, der seine Herrschaft auf militärische Stärke baut.

E Finde heraus, wen die Figuren darstellen. Erläutere, woran man das erkennt und was die symbolischen Ge-genstände und die Gesten bedeuten. Schließe daraus, wie Leo III. seine und Karls Rolle sah. [II]Es zeigt zunächst, wie Petrus Papst Leo III. und Kaiser Karl die jeweiligen Insignien ihrer Macht – Pallium und Fahnen-lanze – übergibt und sie in ihre Ämter einsetzt. Somit sind diese als Symbole der göttlichen Legitimation zu deuten. Die Bittinschrift „Heiliger Petrus, mögest du dem Papst Leo Leben spenden und dem König Karl Sieg verleihen“ bedeutet, dass beide – scheinbar gleichberechtigt – durch den Apostel ihre Amtsgewalt von Gott erhalten. Den Schülerinnen und Schülern wird sich die Frage stellen, warum das Treffen nicht in der Aachener Pfalz stattgefun-den hat, obwohl doch diese in der zweiten Hälfte seiner Regierungszeit von Karl vorgezogen wurde. Die Sachsen waren zuvor in den fränkischen Reichsverband eingeglie-dert worden und die Paderborner Pfalz, deren Bau ab etwa 770 betrieben wurde, galt als das königliche Zentrum im noch nicht überall befriedeten Sachsengebiet. Möglicher-weise wollte Karl damit dem Papst zeigen, dass die Sachsen nun befriedet und damit christianisiert waren bzw. diesen auch signalisieren, dass er sie nicht als König, sondern als Schutzherr der Kirche unterwerfen wollte, was sie eventuell eher akzeptieren konnten.

F Beschreibe, wie der Maler die Unterwerfung der Sachsen sieht. [I]Der Maler zeigt deutlich zwei Aspekte der Missionierung: die Zwangsmissionierung mit dem Schwert und mit der christlichen Taufe.

1. Liste in zeitlicher Reihenfolge Informationen über die Kaiserkrönung aus den Krönungsberichten Q4, Q5, Q7 auf. [I]Deutlich wird in den Quellen, dass dieses Ereignis der Kaiserkrönung in Rom stattgefunden hat. Beschrieben ist die Krönungszeremonie am Weihnachtstag, eigenhändig durch den Papst. Es wird die Anrufung und Akklamatio durch die in der Kirche anwesenden Römer (Kaiser der Rö-mer) erwähnt, sowie auch die angebliche Ahnungslosigkeit des Königs.

2. Stelle die Widersprüche der drei Krönungsberichte gegenüber (Q4, Q5, Q7). [II]Der römische Krönungsbericht beschreibt Karl als abhän-gigen Empfangenden, der von allen Anwesenden und be-sonders vom Papst die Kaiserwürde erhalten habe. Einhard

Erläuterungen zu den Arbeitsaufträgen

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schildert Karls „Gelassenheit“ und „Hochsinnigkeit“ gegen-über dem byzantinischen Herrscher als positiv und betont, dass er die Kirche aktiv und selbstlos aus ihrer „Zerrüt-tung“ gerettet habe. Theophanes beschreibt sehr intensiv die „grausame Rache“, die Karl an den Papstattentätern nahm, also sein machtvolles Vorgehen.

3. Vergleiche die drei Krönungsberichte und erläutere die Sichtweisen der Verfasse, indem du ihre Wortwahl untersuchst. [III]Der römische Krönungsbericht beschreibt Karl lediglich als Empfangenden, der somit vom Papst und seinem guten Willen abhängig ist. Bei Einhard wird die Position Karls nicht nur dem Papst, sondern auch dem byzantinischen Herrscherhaus gegenüber gestärkt, da sich dieses bis dahin als Beschützer der Kirche sah. Doch da er, laut Einhard, mit den Herrschern in Konstantinopel in „Gelassenheit“ und „Hochsinnigkeit“ verfuhr, steht er im positiven Licht dar. Den Hinweis von Theophanes auf die Salbung als „letzte Ölung“ können die Schülerinnen und Schüler als wertend erkennen. Weitere Informationen siehe zu Q5.

4. Beschreibe mithilfe des VT und Q9 wie Karl die Sachsen unterwarf. [I]Karl betrieb die Unterwerfung durch grausame Hinrich-tungen und Zwangstaufen. Widerstand wurde auch durch Zwangsumsiedlungen gebrochen.

5. Vergleiche die Sichtweise Einhards mit der Buchmale-rei zu den Sachsenkriegen (Q6, Q8, Q9). [III]Einhard liefert zusätzlich die Legitimation für das Vorge-hen, indem er die Sachsen als „unehrenhaft“ und als Schän-

der „göttlichen und menschlichen Rechts“ darstellt. Da sie so als schlimm dargestellt werden, ist es für Einhard eine hervorzuhebende Leistung der Franken, ihnen erfolgreich entgegengetreten zu sein.Einhard klagt die Sachsen als wildes Volk mit allen erdenk-lichen Grenzüberschreitungen (Götzendienst, Rechtschän-dung, Friedensstörung, Mord, Raub und Brandstiftung) an. Daher müsse man seitens der Franken entsprechend mit Krieg reagieren. Die Buchmalerei hingegen stellt beide Aspekte – friedliche Missionierung der Sachsen durch (Zwangs)taufe und ihre gewaltsame Ermordung – neben-einander.Hinzuweisen ist auf die unterschiedlichen Jahrhunderte der Entstehung dieser Quellen: Was Einhard als „Zeitzeuge“ und Hofchronist mit entsprechend parteiischer Einfärbung beschreibt, wird in der Buchmalerei 500 Jahre später (!) in all seinen Facetten abwägend dargestellt.

6 Nach Karl dem Großen ist der Aachener Karlspreis benannt, der Politikern verliehen wird, die sich für Eur-opa eingesetzt haben. Überlege, warum Karl als Vorbild gewählt wurde, und erkläre, was du davon hältst. [III]Hier sollte die Sichtweise Karls als „Europäer“ thematisiert werden. Die Schülerinnen und Schüler können erkennen, dass Karl ein über die heutigen nationalen und sprach-lichen Grenzen hinausreichendes Reich geschaffen hatte. Allerdings müsste aber auch deutlich werden, dass er zwar die enge Bindung an den Papst, d.h. die Kirche hatte und so-mit der Begriff des „christlichen Abendlands“ thematisiert werden könnte, dass er aber zugleich auf uns heute sehr befremdlich wirkt, da er gegen die Menschen- und Bürger-rechte verstoßende Methoden zur Befriedung anwandte.

Tafelbild 1

Wie wird die Kaiserkrönung Karls des Großen 800 gesehen?

Der päpstliche Bericht: Der karolingische Bericht: Der byzantinische Bericht:

– stellt den Papst als aktiven Teil in der Krönungszeremonie dar

– beschreibt Karl als Empfangenden, der vom guten Willen des Papstes abhängig ist.

Einhard, Karls Biograf, schreibt dessen Lebensbericht:

– Kaiserkrönung ist eine Folge des päpstlichen Hilferufs

– da er mit den byzantinischen Herrschern in „Gelassenheit“ und „Hochsinnigkeit“ verfährt, steht er sehr positiv dar.

Theophanes berichtet scheinbar ob-jektiv, beschreibt aber die Salbung als „von Kopf bis zu den Füßen“, was als letzte Ölung angesehen wird:

– macht den von Karl erworbenen Titel lächerlich

– stellt Karl als sprunghaften Herr-scher dar.

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Wer herrscht in Europa?

Tafelbild 3

Was passierte während der Sachsenkriege?

772 König Karl erobert die Eresburg und zerstört die Irminsul, ein Heiligtum, das, so glauben die Sachsen, das Himmelsgewölbe trägt. Die Sachsen werden zur Taufe gezwungen, indem man ihnen mit dem Tod droht.

778 Der Sachsenherzog Widukind stößt bis zum Rhein vor.

782 Herzog Widukind schlägt ein fränkisches Heer. König Karl lässt Tausende Sachsen bei Verden/Aller hinrichten und andere zwangsweise umsiedeln.

785 Herzog Widukind lässt sich taufen.

Tafelbild 2

Byzantinischer Kaiser Papst Franken Araber

Sitz in Konstantinopel Sitz in Rom im ehemaligen Gallien ausgehend von der Arabischen Halbinsel

Nachfolger Ostroms Nachfolger des Apostels Paulus als Bischof von Rom

Merowinger unterwerfen fränkische Stämme

besetzen die Iberische Halb insel und überqueren Pyrenäen

zuständig für Schutz des Papstes, aber hilft ihm nicht

benötigt Schutz vor den Langobarden

Chlodwig hat das Königs-heil, aber Hausmeier haben später die Macht

bedrohen die Franken

O 160 – 163

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O 164 – 167

Kommunikations- und Sozialformen

Unterrichtsgespräch

PräsentationDebatte

Erarbeitung 1Sicherung und Organisation des Reiches Lesen des VT S. 164 f., Untersuchung von Pfalz-modell D1, unter Bezug der Abbildungen Q1/Q2, Aufgaben 2, 4

Konsequenzen aus der Vergrößerung des ReichsAufgabe 6(Debatte)

EinstiegAnalyse Karte D2

LeitfrageWie konnte der König ein flächenmäßig so großes Reich regieren?

Partnerarbeit

Sicherung 1Tafelbild 1; Ergebnisse Aufgabe 2

Minimalfahrplan (Basis)

1. Stunde: Die Organisation des Frankenreiches

Stundenvorschlag

Wie lebt und regiert der König?

Kommunikations- und Sozialformen

Unterrichtsgespräch

Erarbeitung 1Das Lehnswesen formt die GesellschaftErarbeitung Q4, unter Bezug auf Abbildung Q3, Aufgaben 1, 3

Hausaufgabe: Lesen des VT S. 165, Aufgabe E

EinstiegThematisierung des morgendlichen Begrüßungs-rituals im Unterricht

LeitfrageWelche Regeln und Rituale hielten die mittel-alterliche Gesellschaft zusammen?

Partnerarbeit

Sicherung 1Beurteilung der Maßnahmen, Aufgabe 2

Minimalfahrplan (Basis)

2. Stunde: Das Lehnswesen bestimmt die Gesellschaft

Ergänzungsangebote

Ergänzungsangebote

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O 164 – 167

D1 Dieses Modell der Aachener Pfalz wurde nach Ausgra-bungen rekonstruiert. Den Platz der ehemaligen Königs-halle nimmt heute das Aachener Rathaus ein. Die Ausmaße des innen liegenden rechteckigen Katschhof-Platzes ent-sprechen in etwa denen der karolingischen Pfalz. Es wurde an dieser Stelle bewusst die Aachener Pfalz gewählt, weil zum einen gut recherchierte Rekonstruktionen vorliegen, weil sie aber zum anderen auch neben der Paderborner eine zunehmend wichtige Rolle als Station des umherreisenden Königshofes spielte. Die Pfalzen in Paderborn und Ingel-heim sind museal gut erschlossen. Text- und Bildmaterial sind in Publikationen und im Internet (www.kaiserpfalz-ingelheim.de, www.kaiserpfalz-paderborn.de) verfügbar.

Q1 In unnachahmlicher Weise zeigt die Abbildung zum einen die Bedeutung des Oktogons und der Doppelstö-ckigkeit für die mittelalterliche Herrschaftsarchitektur als Symbol einer übermenschlichen Vollkommenheitsstufe. Zum anderen rückt sie gleichzeitig den später von Fried-rich Barbarossa gestifteten zwölftorigen Deckenleuchter als Abbild des irdischen und himmlischen Jerusalems und den Thron auf der Empore in den Mittelpunkt. Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass letzterer definitiv aus karolingischer Zeit stammt, somit der Thron Karls des Großen sein kann. Der Leuchter hat einen Durchmesser von 4,20 m, hängt an einem 27 m langen eisernen Seil und trägt 48 Lichter.

Q2 Die aus dem 9. Jahrhundert stammende Bronzestatu-ette eines reitenden Königs aus der Metzer Kathedrale wird meist als Abbildung Karls des Großen gedeutet, zumal sie dem Münzporträt (S. 161) sehr ähnelt. Die Kleidung deckt sich mit den Beschreibungen Einhards, der den König aus nächster Nähe in der Hofgesellschaft erlebt hat. Die Statu-ette wird heute im Pariser Louvre ausgestellt.

Q3 Eike von Repgows Sachsenspiegel aus dem 13. Jahrhun-dert bietet anschauliches und inhaltlich gehaltvolles Bild-material und gilt daher, in der Verwendung als historische Quelle, als beste Möglichkeit zur Verdeutlichung mittelal-terlicher Rechtsaspekte. Sinn der Aufzeichnung war es im Zuge der Verbreitung des römischen Rechts seit dem 12. Jahrhundert zum einen, das bisherige Gewohnheitsrecht der sächsischen Stämme durch die Schriftform für Urteils-findung und Rechtsprechung verfügbar zu machen. Zum anderen diente sie der Konfliktvermeidung, da sie im Vor-feld gerichtlicher Auseinandersetzung Rat geben konnte. Das Buch bezieht sich in 234 Artikeln auf das bäuerliche Rechtsleben und geht in 78 Artikeln auf das Lehnsrecht ein. Um der einfachen Bevölkerung dienlich zu sein, mussten den auf Deutsch verfassten Texten Bilderhandschriften zur Seite gestellt werden. Später wurde es zum Vorbild für an-dere Aufzeichnungen, wie z. B. den Schwabenspiegel oder manche Stadtrechte.Deutlich wird in der Abbildung seine Funktion als Rechts-buch, das für Leseunkundige die jeweils geltenden Rechts-vorschriften in den Bildern durch Zuordnung und Gestik der Personen vermittelte. In den einzelnen Abbildungen wird die Bedeutung des „feudum“ als Lehen deutlich: Herr-

schende und Beherrschte waren in der Zeit des Feudalismus durch viele Abhängigkeiten miteinander verbunden.Wichtig ist anzumerken, dass die Schülerinnen und Schüler, die zunächst die Personen beschreiben, auf die symbolhafte Bildsprache hingewiesen werden, deren Einzelelemente sind: Farben (z. B. rot als Königsfarbe), Herrschaftszeichen (z. B. Krone für König), Rechtssymbole (z. B. Schwert), Hände (Schwur- oder Zeigehand) oder Positionen (sitzender Lehns-herr oder kniender Lehnsträger). − oben links: Abt und Äbtissin sind durch die Tonsur und

den Nonnenschleier erkennbar und sitzen. Ihre Unter-vasallen verrichten den Handgang kniend. Hier ist der Handgang in Form des Händeineinanderlegens (Schutz und Treue-Symbolik) dargestellt.

− oben rechts: Als Kronvasallen knien der Abt und die Äb-tissin nun vor dem thronenden Herrscher und berühren das Lilienszepter.

− Mitte links: Der Abt und die Äbtissin thronen nun, weil sie durch den Handgang ihrem knienden Lehnsmann eine Burg als Lehen geben. Sie verpflichten den welt-lichen Lehnsmann (Kleidung, Haartracht) so auch zur militärischen Unterstützung.

− Mitte rechts: Der Abt und die Äbtissin geben einem wei-teren Kleriker (Abt wegen Kleidung, Haartracht) eine Kir-che samt Dorf als Lehen. Symbol hierfür ist der Kirchen-schlüssel, mit dem er symbolisch die Schlüsselgewalt übernimmt, also die Inbesitznahme vollzieht.

− unten links: Dargestellt ist der Schwur eines Vasallen, den er vor seinem Lehnsherrn, einem Kronvasallen (er-kennbar an der Lilienkrone) ablegt. Der Schwur findet vermutlich über einem Reliquienkästchen statt. Beide Beteiligte heben die Schwurhand zum Eid.

− unten rechts: Der Untervasall leistet seinem Lehnsherrn, dem Kronvasallen, mit „Rat und Tat“, hier durch die Handgeste als „Rat“ erkennbar, den von ihm im Lehnseid versprochenen Dienst. Er ist als Ratgebender dargestellt, der mit seinen Händen eindeutig auf etwas zeigt bzw. dem um Rat Fragenden etwas erklärt.

Q4 Der Befehl Karls des Großen an seinen Lehnsmann Abt Fulrad von Altaich in Bayern verdeutlicht seine Funktion als Heerführer, gewährt aber auch Einblick in die Vorbe-reitungen für eine Heerfahrt, wie diese ins Sachsengebiet. Hier kann somit eine Verknüpfung zu Q6, Q8 und Q9 (S. 163) unter der Fragestellung „Wie werden die schon im vorigen Kapitel erwähnten Sachsenkriege eigentlich organisiert?“ hergestellt werden. Karl hatte das Kloster Altaich, das 731 mit Hilfe von Mönchen des Klosters Reichenau gegründet wurde, 788 zum Reichskloster ernannt.

D2 Die dreigeteilte Karte macht die Entwicklung des Fran-kenreiches in allen Stadien seiner nachkarolingischen Teilung nachvollziehbar, worauf der Verfassertext nicht eingeht. Sinnvoll wäre es, eine aktuelle Europakarte (Wandkarte, Atlas) hinzuzunehmen, um die räumlichen Dimensionen der damaligen Teilreiche mit den heutigen zu vergleichen und den Schülerinnen und Schülern auch die Bedeutung der Sprachgrenze zwischen romanischem und germanischem Einfluss zu verdeutlichen.

Zu den Materialien

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O 164 – 167

A Auch im rheinland-pfälzischen Ingelheim ließ Karl der Große eine Pfalz bauen. Suche Informationen über die Ingelheimer Kaiserpfalz. Ordne sie nach Teilaspekten und halte einen Vortrag über Geschichte und heutiges Erscheinungsbild der Pfalz. [II]An dieser Stelle sollte auf die reichhaltige Internetpräsenz der Kaiserpfalz verwiesen werden, auf der die Schülerinnen und Schüler neben der Recherche in einschlägigen Lexika viele Informationen erhalten können: www.kaiserpfalz-ingelheim.de.

B Erstelle eine Tabelle: Schreibe in eine Spalte die Hofäm-ter und in die andere, welche Aufgaben damit verbunden waren. [I]

Hofamt Aufgaben

Marschall Stall, Rüstkammer, Reiseplanung (= Transport und Ausrüstung)

Truchsess Verpflegung (= Nahrungsbeschaffung)

Mundschenk Getränke (= Nahrungsbeschaffung)

Kämmerer Hofhaltung, königlicher Schatz (Finanzen)

C Liste die einzelnen Elemente auf, aus denen die Aa-chener Kaiserpfalz bestand. [I]Klar erkennbar ist eine Zweiteilung: Der linke Gebäude-komplex mit der Königshalle und dem einem Burghof äh-nelnden Platz stellte den weltlichen Trakt der Anlage dar. Der rechte Gebäudekomplex wurde vom Kapellen-Oktogon und dem Vorhof dominiert und symbolisierte somit den geistlichen/kirchlichen Trakt.

D Erkläre, wie sich die Stellung Karls des Großen in dem Kirchenraum zeigt. [II]Besprochen werden sollten die ansatzweise erkennbare Form des Oktogons und die Doppelstöckigkeit mit dem kaiserlichen Thron im Obergeschoss als Vermittler zwi-schen Menschen (im Erdgeschoss) und Gott (Bild als Welt-herrscher in der hier nicht sichtbaren Kuppel). So wird der Kaiser auf einer übermenschlichen Vollkommenheitsstufe gezeigt. Auch der zwölftorige Deckenleuchter kann – mit entsprechender Hilfestellung der Lehrkraft – als Abbild des irdischen und himmlischen Jerusalems erkannt werden.

E Stelle in einer Zeichnung mit Beschriftung dar, wie das Lehnswesen funktionierte. [III]Lässt man die Schülerinnen und Schüler zunächst allein zeichnen, werden sicherlich viele eine pyramidale Skizze mit dem König als oberstem Lehnsherrn an der Spitze versu-chen. Vielleicht können sie aber auch angehalten werden, sich zunächst die Abbildungen des Sachsenspiegels (Q3) anzuschauen. Dann könnte das Ergebnis eher einer netz-artigen Struktur ähneln. Wichtig sollte sein, dass die stark vereinfachende Strukturskizze die Rechte und Pflichten enthält, zu denen sich die Vertragspartner jeweils verpflich-tet haben. Nach der Entwurfsphase können einige Schüle-rinnen und Schüler ihre Entwürfe präsentieren. Möglicher-

weise lassen sich dabei die Grenzen der schaubildartigen und fast immer verkürzenden Darstellung aufzeigen.

F Ordne die Handlungen den Bildern zu. [II]Bzgl. der Symbole und Gesten vgl. die Zusatzinformationen zu den Materialien. Die Einzelhandlungen können folgen-dermaßen zugeordnet werden:a. Vasallen huldigen dem Lehnsherrn. 1 oben links/rechtsb. Ein Vasall gibt Ratschläge. 1 unten rechtsc. Abt und Äbtissin vergeben ein Lehen. 1 Mitte links/

rechtsd. Eine Kirche wird als Lehen vergeben. 1 Mitte rechtse. Ein Vasall legt den Lehnseid ab. 1 oben links/Mitte linksf. Eine Burg wird als Lehen vergeben. 1 Mitte links

G Beschreibe, wie sich das fränkische Reich während der Regierungszeit Karls des Großen veränderte. Beschreibe dann die Veränderungen unter Karls Nachfolgern bis 880. [I]Das Reich wurde in drei Teilreiche geteilt, von denen das Westfränkische und das Ostfränkische Reich bestehen blieben und Lotharingien zugunsten des Ostfränkischen Reiches aufgelöst wurde. Italien und Burgund wurden eben-falls selbständig. Dadurch beginnt hier der Weg zur Bildung der heute noch existierenden Nationalstaaten. Die Verwal-tung wurde damit vermutlich effizienter, da die Wege kür-zer waren und der Herrscher somit schneller die Grenzen seines Teilreiches erreichen konnte. In den Teilreichen bil-dete sich eine eigene Hofhaltung heraus. Der Kirchenstaat und die Marken lagen jeweils an den Grenzen des Reiches zu feindlichen Nachbarn, sodass hier immer mit Einfällen und Angriffen gerechnet werden musste.

1. Liste alle Maßnahmen auf, die Karl der Große ergriff, um seine Macht zu festigen und auszubauen (VT, Q3, Q4, D2). [I] − Ämtervergabe in der königlichen Hofhaltung, − Marken wurden von treuen Markgrafen beherrscht, − Kontrolle durch Königsboten, − Reisekönigtum machte König „allgegenwärtig“, − Ernennung weltlicher und geistlicher Amtsträger, − Verpflichtungen im Rahmen des Lehnssystems.

2. Beurteile anhand der Maßnahmenliste aus Aufgabe 1, ob es Karl dem Großen gelang, seine Macht zu festigen und auszubauen (VT, Q3, Q4, D2). [III]Die Einschätzung wird den Schülerinnen und Schülern schwer fallen. Sie können nur spekulieren, werden aber si-cherlich die weite Entfernung zu den Marken als mögliches Problem und die schwerfällige Reisetätigkeit als hinderlich erkennen.

3. Beschreibe, welche Pflichten Abt Fulrad dem kaiser-lichen Befehl nach erfüllen musste (Q4). [I]Der Abt musste mit seinen Leuten (wiederum Untervasal-len) zur Heeresversammlung kommen, sollte dafür sorgen, dass seine Leute gewappnet und gerüstet und ausreichend mit Proviant versorgt waren.

Erläuterungen zu den Arbeitsaufträgen

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O 168 – 169

4. Erläutere das Verhältnis zwischen Abt Fulrad und Kaiser Karl. Ziehe dazu auch die Informationen über das Lehnswesen heran (Q4). [II]Abt Fulrad war der Kronvasall bzw. Lehnsmann, Kaiser Karl sein Lehnsherr. Dieser Befehl zur Einberufung war Teil des Lehnsverhältnisses.

5. Erläutere anhand der Karte die besondere Situation der Marken und des Kirchenstaates (D2). [II]Der Kirchenstaat war 768 noch durch teils unabhängige Stämme vom fränkischen Herrschaftsgebiet getrennt, die Marken zunächst noch nicht oder erst gerade befestigt wor-den, sodass immer noch Aufstände drohten oder ein Einfall feindlich gesinnter Nachbarn möglich war. Daher mussten die Marken besonders gesichert werden (Markgrafen-Sys-tem). Nach 843 waren diese zunehmend in die Folgereiche und somit in die karolingischen Herrschaftsgebiete inte-griert. Der Kirchenstaat blieb in der Randsituation, konnte jedoch nach 843 leichter, abgesehen von den geographisch

bedingten Schwierigkeiten der Alpenüberquerung, von Norden her erreicht werden.

6. Diskutiert mithilfe der Informationen im Verfasser-text und einer physischen Karte, welche Bedeutung die Veränderungen des Reiches für seine Verwaltung und die Hofhaltung hatten. [III]Allein die wachsende räumliche Größe des Reiches erfor-derte einen immer größeren Verwaltungsapparat. In den weiter entfernten Regionen (Marken) mussten Vertreter des Königs als ausführende Organe installiert werden (Mark-grafen). Transportwege mussten auch in geographisch schwierigen Regionen (Alpen als Hochgebirge, Flüsse) ge-schaffen werden, um den zunehmenden Austausch zwi-schen den Herrschaftsgebieten trotz weiterer Wege zu ermöglichen. Außerdem mussten sehr unterschiedliche Volksstämme mit ihren Traditionen und Adelsgeschlech-tern integriert werden. Das hieß, es wurde immer schwie-riger, alle Bedürfnisse sowie Forderungen zu vereinbaren.

Tafelbild 1

Wie regierte König Karl?

– der König ist Heerführer

– der König ist Gesetzgeber

– Reisekönigtum: ein Reich ohne Hauptstadt und feste Grenzen

– Pfalzen als zeitweilige Aufenthaltsorte und „Regierungszentren“

– Aachener Pfalz wird zunehmend „zweites Rom“

– Vergabe von Hofämtern mit fest umrissenen Aufgaben an treue Gefolgsleute (Grafen, Markgrafen, Königsboten)

Methodentraining: Bilder untersuchen

Zum Verfassertext und zu den Materialien

Schülerinnen und Schülern fällt es schwer, Bilder nicht „fotorealistisch“ aufzufassen. Deshalb werden auf Seite 168 einige grundsätzliche Hinweise zur mittelalterlichen Buch-malerei und zur Perspektive in der Malerei gegeben. Die Erläuterungen zur Buchmalerei und die methodischen Arbeitsschritte können leicht übertragen werden auf Q1, SB-Seite 172.

O 164 – 167

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O 170 – 171

Das deutsche Reich entsteht

Kommunikations- und Sozialformen

Unterrichtsgespräch

Erarbeitung 1Otto I. erneuert das Kaisertum ; Bearbeitung Q2, unter Bezug auf Abbildung Q1, Aufgaben 1, 2, 3

Vergleich der Herrschafts-idee in Krönungsbericht und Reichskrone; Q1, Q2, Aufgabe 4 (Partnerarbeit und Unterrichts-gespräch, auch als Hausauf-gabe möglich)

EinstiegAnalyse Karte D1, Aufgabe B

LeitfrageWas macht das Besondere am ottonischen „deutschen“ Reich aus?

Sicherung 1Tafelbild 1 „Erneuerung des Kaisertums durch Otto I.“, Aufgabe 3

Minimalfahrplan (Basis)

Die Idee eines neuen „deutschen“ Kaisers

Partnerarbeit

Schülerpräsentation

Stundenvorschlag

Ergänzungsangebote

Q1 Die aus dem 10. Jahrhundert stammende Reichskrone ist zwar nicht die von Otto dem Großen bei dessen Krönung getragene Krone, wird aber wegen ihres Symbolgehalts für das Heilige Römische Reich in der Schatzkammer der Wie-ner Hofburg aufbewahrt. Der Plattenkranz wurde vermut-lich 978/980 in den Werkstätten der Abtei Reichenau für Otto II. gefertigt, Kreuz und Bügel kamen später hinzu. Ihr theologisches Bildprogramm, das die Übertragung der gött-lichen Herrschaft auf den weltlichen Herrscher darstellt, zeigt das politische Programm der ottonischen Reichsi-dee, d.h. die Ableitung ihrer Herkunft aus dem biblisch-alttestamentarischen Königshaus (mit der Darstellung von David, Salomon, Ezechias und Christus auf den seitlichen Emailplatten) und den Hinweis auf das Gottesgnadentum. Je zwölf große Edelsteine auf der Stirnplatte repräsentieren die zwölf Apostel, auf der Nackenplatte die zwölf Stämme Israels.

D1 Da der deutsche König seit 951 gleichzeitig langobar-discher und seit 1033 burgundischer König war, bestand das ottonische Reich seitdem aus drei Königreichen und den slawischen Gebieten. Hinzuweisen ist auf die vornehmlich in den östlichen Marken (Nordmark, Ostmark, Steiermark) eingesetzten Markgrafen, deren Machtfülle durch den von ihnen zu gewährleistenden Schutz wuchs.

Q2 An der Quelle lassen sich gut Kontinuitäten oder Verän-derungen am Herrscherhof gegenüber dem Karolingerreich erarbeiten. Außerdem bietet dieser Bericht einen guten Einblick in die symbolträchtigen Handlungen im Rahmen einer Krönungsfeierlichkeit. Auf der einen Seite zeigt sie die dynastische erbrechtliche Seite durch die Designation des Vaters, auf der anderen Seite offenbart sie den Wahl-charakter durch Beteiligung der Adeligen, ohne aber die Bedeutung des Sakralen im geistlichen Akt zu vergessen.

Zu den Materialien

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O 170 – 171

A Erläutere die jeweilige Rolle der Kaiserinnen Adelheid und Theophanu. [II]Adelheids Rolle: − Prinzenmutter (Otto II.) − durch die dynastisch motivierte Hochzeit mit ihr konnte

Otto seinen Herrschaftsanspruch in Burgund und Italien sichern.

Theophanus Rolle: − wie bei Adelheid auch politisch motiviert, da sie als

byzantinische Kaisertochter für die bilaterale Verstän-digung sorgte

− Prinzenmutter (Otto III.) und herrschaftssichernde zeit-weilige Regentin.

B Vergleiche das Reich der Ottonen mit dem der Karo-linger: Welche Gebiete umfassten die jeweiligen Reiche? Welche heutigen Staaten liegen auf dem Gebiet des otto-nischen Reiches? [III]Die Königslandschaft ist eindeutig aus dem zentral- und nordfranzösischen Raum (ausgehend vom Pariser Becken, der Ile-de-France) der fränkischen Zeit nach Osten ins nach den Reichsteilungen übrig gebliebene Ostfränkische Reich verschoben worden. Schwerpunkte waren das Herzogtum Sachsen sowie der Oberrhein und der Norden des Herzog-tums Bayern. Die meisten Bistümer befanden sich bisher ebenfalls dort, erhielten dann unter Karl der Große einen ostwärts gerichteten Zuwachs, u. a. im Sachsengebiet, und prägten in ottonischer Zeit vornehmlich den Raum der öst-lichen Marken. Somit dienten diese neben der Grenzbefe-stigung auch der Christianisierung des östlich gelegenen Slawengebietes (u. a. Meißen, Zeitz, Magdeburg, Branden-burg, Regensburg). Das Reich berührt Gebiete der heutigen Staaten Deutschland, Belgien, Luxemburg, Niederlande, Schweiz, Österreich, Italien, Tschechien, Slowakei, Slowe-nien und Kroatien.

1. Liste die einzelnen Schritte der Krönung Ottos auf und finde für jeden Abschnitt eine Überschrift (Q2). [II]Die einzelnen Schritte der Krönungszeremonie sind: − Im Säulenhof der Basilika wird die weltliche Inthronisa-

tion vollzogen, mit Huldigung und Treueid; − es folgt der Einzug in die Kirche, begleitet vom Erzbi-

schof. − Es schließen sich die Akklamation durch das Volk und − die Einkleidung mit den Herrschaftsinsignien durch den

kirchlichen Würdenträger an. − Nach der Salbung (Erinnerung an alttestamentarische

Bräuche) wird der zu Krönende zum Thron zurückge-führt.

2. Arbeite in Widukinds Krönungsbericht heraus, wer an der Zeremonie beteiligt ist und welche symbolische Aus-sage die einzelnen Handlungen haben (Q2). (II)Wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schüler die Tren-nung von weltlicher und geistlicher Inthronisation erken-nen und dass beide Zeremonien in einem Gebäudekomplex von vorher bestimmten Amtsträgern (Fürsten und Bischö-fen) durchgeführt wurden.

3. Erläutere, wie der Herrschaftsanspruch der otto-nischen Kaiser in der Reichskrone sichtbar wird (VT, Q1). (II)Die Goldplatten der Reichskrone ergeben zunächst ein Achteck mit der schon beschriebenen Symbolik königlicher Fast-Vollkommenheit. Das Christus darstellende Emaille-bild symbolisiert in Kombination mit der Inschrift „Durch mich regieren die Könige“ den direkten Bezug der Herr-schaft als von Christus, dem Sohn Gottes, gegeben, also „von Gottes Gnaden“.

4 Überprüfe, ob sich die Herrschaftsidee der Reichs-krone in den Handlungen der Krönungszeremonie widerspiegelt (VT, Q1, Q2). (III)Die alttestamentarischen Könige David und Salomon stel-len den direkten Bezug zum Königtum der Bibel her und setzen das ottonische Königtum somit in die Traditionslinie des biblischen Herrschertums. Das wird zunächst in der Krönungszeremonie durch den Erzbischof symbolisiert, der dem neuen König die königlichen Insignien seiner Herrschaft überreicht. Als weitere Zeremonie drückt auch die Salbung durch die Geistlichen die Übertragung altte-stamentarischer Traditionen aus.

Erläuterungen zu den Arbeitsaufträgen

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Tafelbild 1

Erneuerung des Kaisertums durch Otto I. (nach dem Bericht von Widukind von Corvey

Die Schritte zur Erhebung von Otto I. zum König Was bedeutet das?

1. Heinrich bestimmt Otto zum Nachfolger Der König bestimmt seinen Sohn zum Nachfolger

2. Otto wird vom Volk zum König bestimmt Das Volk bestätigt den König

3. Adelige setzen Otto auf den Thron im Säulenhof Die Adeligen machen Otto zum König (weltlicher Teil: germanische Überlieferung)

4. Adelige huldigen ihm, versprechen ihm Treue und Hilfe

5. Geistliche empfangen Otto in der Kirche (Basilika) Die Geistlichen machen den König zum „von Gott Erkorenen“ (geistlicher Teil: Gottesgnadentum)

6. Heben der Hand und Heilrufe

7. Otto erhält Herrscherinsignien

8. Otto wird gesalbt und gekrönt

O 170 – 171

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O 172 – 174

Kampf um die Macht – Kaiser und Papst

Kommunikations- und Sozialformen

Unterrichtsgespräch

Erarbeitung 1Wie kam es zu den Geschehnissen des Jahres 1076?Lehrervortrag „Vorgeschichte der Geschehnisse im Jahr 1076“ oder Lesen des VT S. 173 in Einzelarbeit

Wie beurteilt der Historiker M. Borgolte (D1) den Investi-turstreit? Aufgaben 4, 5 (denkbar als Hausaufgabe)

EinstiegAnalyse Abbildung Q5, Aufgabe E

LeitfrageWer hat die Macht über Kirche und Staat – Kaiser oder Papst?

Sicherung 1Tafelbild 1 „Vorgeschichte des Jahres 1076“

Minimalfahrplan (Basis)

Wer war mächtiger – Kaiser oder Papst?

PartnerarbeitSchülerpräsentation

Einzelarbeit

Stundenvorschlag

Lehrervortrag oder Einzelarbeit

Wie ist das Verhältnis von Kirche und Politik heute? Welche Rolle spielt die Kirche in der Öffentlichkeit?Aufgabe 7(Debatte)

Erarbeitung 2Der Investiturstreit: Wer hat die Macht? multiperspektivische Quellenarbeit Q3, Q4, Aufgaben 1, 2, 3

Sicherung 2Aufgabe 6 als Hausaufgabe

Ergänzungsangebote

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O 172 – 174

Q1 Kaiser und Papst erhalten in dieser französischen Buch-malerei des 13. Jahrhunderts die Insignien ihrer Macht – Schwert und Schlüssel – aus den Händen von Christus. Beide sind auf gleicher Höhe, scheinen ebenbürtig positioniert, doch wirkt die Gestalt des Papstes insgesamt etwas größer. An dieser Stelle kann auch ein vergleichender Rückverweis auf die Abbildung von Karl dem Großen und Papst Leo III. aus dem Lateranpalast erfolgen (SB-Seite 162).

Q2 Mathilde von Tuszien (= Toskana) (1046 – 1115), Mark-gräfin auf der Burg Canossa in den Apenninen, galt als papsttreu. Auf dem Bild dargestellt ist links Abt Hugo von Cluny, der Taufpate Heinrichs IV., der mit dem Zeigefinger der rechten Hand auf Mathilde als entscheidende Person hinweist. Diese wiederum streckt Abt Hugo ihre rechte Hand entgegen und verdeutlicht somit, dass beide gemein-sam auf die Bitten des vor ihnen auf die Knie gesunkenen Königs reagieren. Zur Abbildung gehört eine hier nicht

sichtbare Bildunterschrift, die in deutscher Übersetzung lautet: „Der König bittet den Abt, Mathilde fleht er auch an“. Die Abbildung stammt aus dem Codex Vaticanum lat. 4922, heute in der Bibliotheca Apostolica Vaticana, der die von dem Mönch Donizo in Verse gefasste Lebensbeschreibung Mathildes enthält und 1115 fertiggestellt wurde.

Q5 Das Detail aus der Gnesener Domtür aus dem 12. Jahr-hundert stellt die Investitur des Bischofs Adalbert von Prag durch Kaiser Otto II. dar. Der hl. Adalbert von Prag (ca. 956 – 997) wurde 983 Bischof von Prag und gilt als Märty-rer. Wegen seiner Reformpolitik geriet er sowohl mit geist-lichen als, auch mit weltlichen Würdenträgern in Konflikt. Auf einer Missionsreise wurde er an einem unbekannten Ort im Norden des heutigen Polen erschlagen. Sein Grab befindet sich im Dom zu Gniezno (Polen, dt. Gnesen). Auf der zweiflügeligen Bronzetür sind 18 Szenen aus dem Leben des hl. Adalbert zu sehen.

A Erkläre, was die Reformer mit „Freiheit der Kirche“ gemeint haben. [II]Unter „Freiheit der Kirche“ verstand man die Loslösung kirchlicher Belange vom Einfluss weltlicher Mächte sowie die Loslösung der Geistlichen von einem zu weltlichen Lebensstil. Sie sollten in der Nachfolge Jesu ein Leben in Armut und Askese führen. Dies war ein Grund für die Ab-lehnung der Laieninvestitur.

B Beschreibe, welche Gegenstände Papst und Kaiser von Christus erhalten. [I] − Der Papst erhält den Schlüssel als ein Zeichen für seinen

Zugang zum Himmel, da Petrus als „Pförtner“ des Him-melstores galt. Damit war ihm eindeutig der geistliche Part zugeschrieben.

− Der Kaiser hingegen erhält das Schwert, das ihn als Be-schützer der Kirche und der kirchlichen Lehre ausweist.

C Erläutere, was der Investiturstreit für Kaiser und Papst bedeutete. [II]Für beide bedeutete der Investiturstreit einen Machtkampf um die Vorherrschaft in der abendländischen Welt. Für den Kaiser schien es eine Gefährdung der vertrauten Ordnung zu sein, da sein Amt durch Bannandrohung und Bann in Frage gestellt und seine Position gegenüber den Fürsten untergraben wurde.

D Begründe, warum die Historiker das Wormser Konkor-dat als Kompromiss bezeichnen. [II]Beide Beteiligte durften nur einen Teil der Investitur, je-weils weltlich oder geistlich, vollziehen. Der Kaiser durfte zwar noch den weltlichen Teil zelebrieren, wurde jedoch von Seiten des Papstes und damit der Kirche nun offiziell als Laie gesehen.

E Beschreibe, welche Personen oder Personengruppen du auf dem Bild siehst. An welchen dargestellten Symbolen erkennst du sie? [I]Zu erkennen sind zwei Gruppen: links der neuernannte Bischof Adalbert mit weiteren Geistlichen und rechts Kai-ser Otto II. und ein ihn begleitender Schwertträger. Die Geistlichen sind an ihren Gewändern und an der Tonsur zu erkennen. Adalbert scheint bei der Übergabe des Bischofs-stabes leicht in die Knie zu gehen. Der Kaiser sitzt auf einem Klapp-Thronsessel, überreicht mit der rechten Hand den Stab und hält – als Zeichen seiner weltlichen Macht – in der linken das Zepter. Das Schwert – als Zeichen seiner mi-litärischen Macht - hat er bei der Zeremonie vorübergehend an seinen Knappen abgegeben.

1. Erkläre, wie die weltlichen Herrscher im 11. Jahrhun-dert ihre Stellung und ihre Aufgaben auffassten (VT, Q1, Q3, Q5). [II]In dem Brief fühlt der Kaiser sich als direkt von Gott er-nannt und gesalbt. Daher lehnt er jeglichen Vermittlungs-versuch des Papstes ab. Somit sah er sich auch im Recht bei der Ernennung und Investitur von Bischöfen.

2. Fasse die wesentlichen Äußerungen von Heinrich IV. und Gregor VII. mit deinen Worten zusammen (Q3, Q4). [I]Heinrich IV. fordert den Papst auf, sein Amt aufzugeben, da er nicht der rechtmäßige Amtsinhaber sei. Gregor VII. hingegen fordert alle Christen auf, den König nicht mehr als ihren rechtmäßigen Herrscher anzusehen, weil er nicht mehr den christlichen Leitlinien entspreche.

3. Erläutere die Stellung, die Gregor VII. als Papst bean-spruchte (Q4). [II]Der Papst sah sich als Herrscher über alle Christen, dem es sogar erlaubt war, den Kaiser zu bannen. Damit stellte er

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Erläuterungen zu den ArbeitsaufträgenO 172 – 174

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O 172 – 174sich über diesen, was der Ausdruck „Primatanspruch des Papstes“ ausdrückt.

4. Nenne stichwortartig die Folgen des Investiturstreits, wie sie der Historiker Borgolte beschreibt (D1). [I] − Die Weltordnung wurde in Frage gestellt, da der Papst

den Kaiser erst bannte und ihn danach wieder in die Kirche aufnahm.

− Die Hierarchieverhältnisse sind verändert worden, indem der Papst als Stärkerer hervorging. Der Kaiser musste sich ihm in religiösen Fragen unterordnen.

5. Erkläre, worin der Historiker Borgolte den revolutio-nären Umbruch des Investiturstreits sieht (D1). [II]Borgolte spricht vom „Umsturz der Hierarchieverhältnisse“, nach dem nur der Papst an der Spitze der Kirche war und der Kaiser in seiner religiösen Legitimation eingeschränkt. Damit holte der Papst die deutsche Kirche unter seine Ge-walt und nahm ihr die das Herrscherhaus unterstützende Funktion. So konnte er in die deutschen Verhältnisse hineinregieren.

6. Schreibe zu der in Q2 abgebildeten Szene eine Ge-schichte. Zuvor solltest du dich über die abgebildeten Personen im VT und in Nachschlagewerken informieren (VT, Q2). [II]Deutlich werden sollte die Beziehung zwischen den betei-ligten Personen (Kaiser Heinrich IV., Abt Hugo von Cluny, Markgräfin Mathilde von Tuszien und indirekt Papst Gre-gor VII.) und ihrem jeweiligen religiös-politischen Hinter-grund und Gedankengut.

7 Stelle die Verbindungen zwischen Politik und Kirche heute dar. Welche Rolle spielt die Kirche in der Öffent-lichkeit? [III]Als Beispiele können genannt werden, dass die Bischöfe auch vom Ministerpräsidenten des Bundeslandes, in dem das Bistum liegt, vereidigt werden müssen. Die Kirche hat mit diversen staatlichen Institutionen Konkordate, d.h. Verträge zwischen einer staatlichen Institution und dem Vatikan, geschlossen. Außerdem werden in Deutschland die Kirchensteuern durch die staatliche Finanzverwaltung eingezogen, was im Nachbarland Frankreich oder in den USA beispielsweise nicht der Fall ist.

Tafelbild 1

Vorgeschichte des Jahres 1076: Wer ist mächtiger – Papst oder Kaiser?

Papst Gregor VII. Kaiser Heinrich IV.

– sieht sich als Herrscher über alle Christen – fühlt sich als direkt von Gott ernannt und gesalbt

– ihm ist es erlaubt, den Kaiser zu bannen – lehnt jeglichen Mittlerversuch des Papstes ab

– stellt sich über den Kaiser (= Primatsanspruch des Papstes)

– sieht sich im Recht bei Ernennung und Investitur von Bischöfen

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O 175 – 177

Kampf um die Macht – König und Fürsten

Kommunikations- und Sozialformen

Partnerarbeit

Erarbeitung 1Konflikt zwischen König und Herzog; Lesen des VT S. 175

Regionales Beispiel: Erz-bischof Siegfried I. v. Eppstein; Aufgabe 5

EinstiegAnalyse der Münzen Q1 und Q2, Aufgabe A

LeitfrageWer hatte die Macht im Reich – König oder Fürsten?

Sicherung 1Tafelbild 1 „Konflikt zwischen Friedrich Barbarossa und Heinrich d. Löwen“

Minimalfahrplan (Basis)

1. Stunde: Wer war mächtiger – König oder Fürsten?

Einzelarbeit

Schülervortrag

Partnerarbeit

Debatte

Stundenvorschlag

Erarbeitung 2Fürsten gewinnen an Bedeutung; Q4, Lesen von VT S. 176, Aufgabe 1Wie sieht die Machtverteilung im Reich nach Erlass der „Goldenen Bulle“ aus? D1, Aufgaben B, 3

Sicherung 2Debatte über Konsequenzen für die Herrschaft des Königs; Aufgabe 4

Kommunikations- und Sozialformen

Unterrichtsgespräch

Sicherung 1Hefteintrag „Kurfürsten“ auf der Basis von Aufgabe D und E

Wie sieht die Machtverteilung im Reich aus? Aufgabe B, 3 (Debatte)

EinstiegDie Kurfürsten mit Kaiser Karl IV. (Q3) – Wie passt die Abbildung in die Entwicklung des Verhältnisses von Herrscher und Fürsten?

Erarbeitung 1Kurfürsten gewinnen an Bedeutung; Q3, Q5, VT Marginalie S. 176, Aufgaben 3, D, E, 4

Sicherung 2Vergleiche die Königswerdung 1356 mit der ottonischen und fränkischen Krönungspraxis; dazu Aufgabe 2

Minimalfahrplan (Basis)

2. Stunde: Die Rolle der Kurfürsten

Partnerarbeit

Schülerpräsentation

Klassengespräch

Ergänzungsangebote

Ergänzungsangebote

Konsequenzen für die Herr-schaft des Königs; Aufgabe 4

Regionales Beispiel: Erzbischof Siegfried I. v. Eppstein;Aufgabe 5, Referat

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O 175 – 177

A Untersuche, welche Bedeutung die Darstellungen auf diesen Münzen haben mögen. Was will Heinrich mit dem „Thronpfennig“ aussagen? Was will der Kaiser mit dem Siegel aussagen? [II]Beide sind als regierende Herrscher dargestellt. − Der Thronpfennig Heinrichs des Löwen stellt ihn in sei-

ner landesherrlichen Macht als Herzog von Bayern und Sachsen dar, wie es auch die Umschrift unterstreicht.

− Das Goldsiegel Barbarossas gehörte eigentlich zu einer Urkunde für Heinrich den Löwen. Diesem gegenüber dokumentierte der Kaiser seine Position als römischer Kaiser mit den Insignien seiner Macht.

Sind diese beim Fürsten die Löwen, so ist es beim Kaiser der Mauerring der Stadt Rom, der ihn in die römische Tradition stellt und dies dem Fürsten deutlich macht.

B Beschreibe die Verteilung der Herrschaftsgebiete im Reich: Welche Fürstenfamilien besaßen die größten Ge-biete? In welchen heutigen deutschen Bundesländern und europäischen Nachbarstaaten lagen diese? [I] − Im Jahr 1356 stellten die Luxemburger als Könige von

Böhmen den Kaiser. Somit waren sie im Südosten des heutigen Deutschlands sowie in Gebieten des heutigen Luxemburgs und Belgiens (Brabant) im Westen und der Tschechischen und Slowakischen Republik im Osten beheimatet.

− Die Habsburger hatten ihre Hausmacht im Südosten, in Gebieten des heutigen Österreichs und Sloweniens, teilweise namensgleich mit heutigen österreichischen Bundesländern, sowie einigen Gebieten im Südwesten Deutschlands in Baden-Württemberg und Bayern und in Teilen der heutigen Schweiz.

− Die Wittelsbacher waren besonders im Südosten, im heu-tigen östlichen Bayern sowie im heutigen österreichi-schen Tirol stark. Mit der Markgrafschaft Brandenburg hatten sie Gebiete in den heutigen Bundesländern Nie-dersachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg sowie im

Q1 Der Thronpfennig Heinrichs des Löwen aus dem Jahr 1156 zeigt die Begründung seiner landesherrlichen Macht durch die beiden Löwen, die seine Herzogtümer Bayern und Sachsen symbolisieren. Auch die Umschrift kennzeichnet ihn als „DVX HEINRICVS OLEO“, als Herzog Heinrich den Löwen. Er gehörte dem Geschlecht der Welfen an, was auch eine alte Bezeichnung für junge Löwen ist. Solche Darstel-lungen, besonders bei Münzprägungen, waren eigentlich nur gekrönten Häuptern vorbehalten.

Q2 Zwei Jahre vorher (1154) ließ Friedrich Barbarossa die-ses Goldsiegel anfertigen. Es gehörte zu einer Urkunde für Heinrich den Löwen. Darauf dokumentierte der Kaiser in der Umschrift, dass er von Gottes Gnaden römischer Kaiser sei. Auch durch die Nennung aller kaiserlichen Herrschafts-insignien wird dieser Anspruch unterstützt. Er ist darge-stellt als über den Mauerring der Stadt Rom hinausragende Herrscherfigur. Diese Art von Herrschafts-Präsentation kam vermutlich schon unter den letzten Saliern auf und wurde nach Barbarossa nicht mehr verwendet. Manche dieser Sie-gel tragen auf der Rückseite eine Abbildung des antiken Kolosseums, was die Herrschaft der deutschen Kaiser über Rom symbolisieren sollte.

D1 Die Karte zeigt den Zustand Mitteleuropas im Spätmit-telalter – im Jahr 1356, dem Jahr der Abfassung der Gol-denen Bulle. Die Herrschaftsgebiete mit dahinterstehender Hausmacht werden deutlich.

Q3 Die Buchmalerei aus dem Jahr 1370 stellt den Zustand dar, den die Goldene Bulle 14 Jahre vorher festgeschrieben hatte. Neben dem Kaiser sind die drei kirchlichen und vier

weltlichen Kurfürsten mit ihren Wappen und Ornat abge-bildet. Diese Darstellung basiert auf der karolingischen Hofordnung, da die Kurfürsten Gegenstände für die mit ihrer Amtswürde verbundenen höchsten Reichsämter in den Händen halten.

Q4 Das „Statutum in favorem principum“ aus dem Jahr 1232, von dem Heinrich Mitteis behauptete, jeder Satz habe eine „Niederlage für das Reich“ bedeutet, war ein weiterer Schritt, ehemals kaiserliche Rechte auf die Landesherren zu verlagern. Zu bemerken ist, dass Friedrich II. dies auf Bitten seines Sohnes, den er in Deutschland als König Heinrich VII. installiert hatte, tat. Die Fürsten hatten es diesem ein Jahr zuvor abgerungen, was zu einem realen Machtzuwachs führte.

Q5 Dieser Auszug aus dem Text der Goldenen Bulle von 1356 lenkt das Augenmerk auf die Königswahl, die erst-mals in organisierter Form vonstatten ging. Die Kurfürsten durften Frankfurt nicht verlassen, bis sie sich auf einen Kö-nigskandidaten geeinigt hatten. Der gewählte König musste dann als eine seiner ersten Aufgaben den Kurfürsten ihre Privilegien mit Erbrecht bestätigen. Der Text der „Goldenen Bulle“ war damals schon in deutscher Sprache verfasst.Einige interessante Details des Textes sollten erwähnt wer-den. Der Begriff „künftiger Kaiser“ deutet darauf hin, dass die Tatsache der erfolgten Wahl zum König über den Kai-sertitel entschied, nicht mehr der Papst. Der Begriff „Mehr-zahl“ meint Mehrheitsentscheidung, so dass nicht mehr, wie noch unter den Herzögen bei der Wahl Ottos d. Gr., absolute Einstimmigkeit erzielt werden musste.

Zu den Materialien

Erläuterungen zu den Arbeitsaufträgen O 175 – 177

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westlichen Polen. Mit dem Hennegau und der Grafschaft Holland konnten sie ebenso auf westliche Regionen im heutigen Belgien und in den Niederlanden zurückgrei-fen wie ihren Einfluss auch auf die niedersächsische Nordseeküste erstrecken.

− Eher als Regionalmacht anzusehen waren die Wettiner mit ihren Gebieten in den heutigen Bundesländern Sach-sen und Thüringen.

C Erläutere, wie sich seit Friedrich II. das Verhältnis zwi-schen König und Adel veränderte. [II]Er bewilligte ihnen königliche Herrschaftsrechte, wie es u. a. in Q4 deutlich wird. Damit wurden sie zunehmend Landesherren, die danach trachteten, ihr Herrschaftsgebiet zu arrondieren. So konnte der König seine Macht fast nur noch aus seiner eigenen Hausmacht beziehen. Seine lehns-rechtlichen Verbindungen wurden immer unbedeutender.

D Liste in einer Tabelle auf, welche kirchlichen und wel-che weltlichen Kurfürsten den König wählten. Suche ihre Herrschaftsgebiete in der Karte D1. [I]

Kirchliche Kurfürsten Weltliche Kurfürsten

Erzbischof von Trier Herzog von Sachsen

Erzbischof von Köln Herzog von der Pfalz

Erzbischof von Mainz Herzog von Bayern

Markgraf von Brandenburg

Ihre Gebiete liegen alle in der nördlichen Hälfte des Reiches.

E Ordne die erkennbaren Symbole in ihren Händen den jeweiligen Ämtern der Kurfürsten zu. [II] − Die Erzbischöfe von Trier, Köln und Mainz halten Ur-

kunden in den Händen (oberste Verwaltungsbeamte des Reiches);

− Der König von Böhmen hält ein Gefäß (Erzmundschenk, zuständig für die Getränke);

− Der Pfalzgraf bei Rhein trägt Speisen in Schüsseln bei sich (Erztruchsess, zuständig für die Versorgung mit Speisen);

− Der Herzog von Sachsen trägt ein Schwert (Erzmarschall, für Pferde und Waffen zuständig);

− Der Markgraf von Brandenburg hält einen Schlüssel in der Hand (Erzkämmerer, für die Finanzen zuständig).

1. Stelle die Rechte zusammen, die Friedrich II. den Fürsten einräumte (Q4). [I]Die geistlichen Fürsten brauchten keine Konkurrenz in ihrem Herrschaftsgebiet fürchten. Dort konnten sie ohne Einmischung des Kaisers entscheiden. Damit bekamen sie eigenes Münzrecht und Rechtsprechung. Ihre Leute durf-ten von den kaiserlichen Beamten nicht behelligt werden. Den Märkten in ihrem Gebiet wurde Bestand versprochen.

2. Vergleiche die 1356 vorgeschriebenen Handlungen bei der Königswahl mit der Art und Weise, wie die Ottonen Könige wurden (Q5, S. 162 f. Q4 – Q6, S. 171 Q2). [III]Es war klar, dass der so gewählte König automatisch auch zukünftiger Kaiser war, d. h. somit gab es faktisch einen im-merwährenden Zusammenhang zwischen beiden Ämtern.

Es waren nicht mehr Vertreter aller beteiligten Stämme wie im Fall der Krönung Ottos I., sondern in einem Regelwerk festgelegte weltliche und geistliche Fürsten. Diese konnten ihre Funktion durchaus als Machtposition ausbauen.

3. Liste die einzelnen Schritte der in der „Goldenen Bulle“ beschriebenen Königswahl auf (Q5). [I]Die sieben Kurfürsten kamen an einem festgeschriebenen Ort (Frankfurt a. M.) zusammen, um mehrheitlich einen König zu wählen:Einzug der Kurfürsten in die Stadt, Leisten des Eides, mehr-heitliche Wahl des Königs, Bestätigung ihrer Privilegien und Würde durch den Neugewählten.

4. Erörtere mögliche Probleme, die sich aus der Machtver-teilung im Reich für die Herrschaftsausübung des Königs ergeben konnten (D1). [III]Starke Fürsten im Osten des Reiches (nördlich und südlich des königlichen Hausmachtgebietes) bildeten ein mäch-tiges Gegengewicht zur Königsmacht. Sie hätten sich mit dem polnischen oder ungarischen König verbünden kön-nen. Strategisch wichtige Handelswege (Adria, Nordsee, Ost-see, Donau, Rhein) waren unter Kontrolle einiger Fürsten. Durch freie Reichsstädte konnte der Herrscher seine Macht in der zersplitterten Mitte des deutschen Reiches festigen.

5 Eine interessante Rolle nahm schon während des Investiturstreits der damalige Mainzer Erzbischof Sieg-fried I. von Eppstein (1060 – 1084) ein. Informiere dich über ihn und berichte. [III]Biographische Angaben zu Siegfried I. von Eppstein (Main-zer Erzbischof 1060 – 1084): − Geburtsjahr nicht bekannt − Der Sohn aus dem mittelrheinisch-fränkischen Adels-

geschlecht der Reginbodonen (Grafen im Königssunder-gau) war in Fulda Mönch, seit 1058 Abt.

− Kaiserin Agnes setzte ihn 1060 als Mainzer Erzbischof ein.

− Unter Einfluss des zum Reformmönchtum neigenden Erzbischofs Anno von Köln Übertritt zur Opposition und Teilnahme an der Entführung des unmündigen Prinzen Heinrich in Kaiserswerth.

− 1064/65 Wallfahrt nach Jerusalem − 1070 von Gregor VII. nach Rom zitiert − Er begegnete 1071 Abt Hugo von Cluny und trat 1072 ins

Kloster Cluny ein, kehrte aber in das Erzbistum zurück. Sein Reformgeist kommt 1074 in der Gründung der Stifte Ravengiersburg und Hasungen zum Ausdruck.

− Im Investiturstreit stand er 1076 an der Spitze der königs-treuen Bischöfe, die Gregor VII. für abgesetzt erklärten.

− Der Bann über Heinrich IV. ließ ihn aber schnell um-schwenken, so dass er 1077 Rudolf von Rheinfelden zum Gegenkönig krönte und Mainz wegen des Protests der königstreuen Bürger verlassen musste. Auch den zweiten Gegenkönig, Hermann von Salm, krönte er 1081.

− Er starb 1084.

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1. Zusammenhänge herstellen: Begriffe zuordnen (Fach-kompetenz) − Merowinger – Pippin (der Franke Pippin nahm den Me-

rowingern die Königswürde) − Karl der Große – Kaiser (auf Basis von Pippins Herr-

schaftsübernahme begründete Karl seine kaiserliche Machtposition)

− Otto I. – Ostfränkisches Reich (Otto I. begründete die Herrschaft der Ottonen im östlichen – ehemals säch-sischen – Teil des karolingischen Reiches)

− Friedrich Barbarossa – Heinrich der Löwe (Kaiser-Fürsten-Konflikt um die Macht im Reich)

− Goldene Bulle – Kurfürsten (Mitspracherechte für die Fürsten, Machtverteilung im Reich)

− Investiturstreit – Wormser Konkordat (Beendigung des Konflikts zwischen Kaiser und Papst um die Vorherr-schaft)

− Frankreich – Hundertjähriger Krieg (Auseinanderset-zungen Frankreichs mit England um die Thronfolge)

2. Zusammenhänge herstellen: Eine Quelle einordnen (Fachkompetenz, Methodenkompetenz)Die Quelle ist Teil der Auseinandersetzungen von König Karl und Papst Leo III. Die kirchliche Macht soll für das Gebet, die weltliche Macht für den militärischen Schutz verantwortlich sein, d. h. Machtverteilung zwischen Kirche und Staat. Gipfelte im Besuch des Papstes in Paderborn und in der Kaiserkrönung Karls in Rom. Wurde während des Investiturstreits (11. Jh.) wieder ein Konfliktthema.

3. Lückentext: das Lehnswesen (Fachkompetenz)Die fehlenden Begriffe lauten: Lehnsherrn – Vasall – Hand-gang – gegenseitige Treue – eine Fahne – einen Schlüssel – eine Kirche, eine Burg, Land – ein Amt – Lehnseid – Rat und Tat – Kronvasallen – Lehnswesen – männliche Vertreter – Untervasallen – Tod/Treuebruch

4. Eine Präsentation vorbereiten: die Goldene Bulle (Fachkompetenz, Kommunikationskompetenz, Urteils-kompetenz)Enthalten sein sollten eine Beschreibung des Siegels (thro-nender König mit Reichsinsignien, Umschrift, Wappen), Hinweise zur Bedeutung der Urkunde (Mitspracherechte und Stärkung der Kurfürsten, Abhängigkeit des Herrschers) und zu Frankfurt (Krönungsort, zentrale Lage).

5. Einen Dialog schreiben: der Kniefall des Königs (Fach-kompetenz, Kommunikationskompetenz, Urteilskompe-tenz)Deutlich werden sollte die dringende Bitte Barbarossas an den mächtigen Doppelherzog um militärischen Beistand für den bevorstehenden Feldzug, vermutlich 1176. Gründe dafür könnten angeführt werden (u. a. herausragende Stel-lung des Herzogs, Schwäche der Zentralmacht). Auch die Forderung der „Silberstadt“ Goslar durch Heinrich müsste erwähnt werden sowie die Verweigerung der Bitte nach der Ablehnung dieser Forderung durch den Kaiser. Die Szene könnte mit der Aussicht auf eine mögliche Reichsacht en-den.

Tafelbild 1

Konflikt zwischen Kaiser Friedrich I. und Herzog Heinrich

beteiligte Parteien: – Kaiser Friedrich I. Barbarossa aus der Familie der Staufer

– Herzog Heinrich „der Löwe“, Herzog von Sachsen und Bayern aus der Familie der Welfen

Ursache: – Ausbau des eigenen Machtbereichs schränkt den jeweils Anderen ein

Anlass: – Kaiser Friedrich benötigt Hilfe seines Vasallen Heinrich, der sie ihm verweigert

Verlauf: – Verleihung von Regalien gegen Unterstützung

– Verhängung der Reichsacht

– Abhängigkeit des Kaisers von Fürsten

Lösungsversuche: – Verhängung der Reichsacht als „Gewaltakt“ ohne Kompromiss

Wiederholen und Anwenden

O 178 – 179

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O 255

Im stichwortartigen Verfassertext können neue, relativie-rende Sichtweisen auf das Lehenswesen oder den „Gang nach Canossa“ keine Berücksichtigung finden.

Q1 Zu berücksichtigen ist, dass solche Zuschreibungen for-melhaft waren. Es geht also nicht so sehr um die Person Lothars, sondern darum, wie ein Herrscher idealerweise zu sein hat. Das macht die Quelle interessanter als eine individuelle Beschreibung.

Q2/Q3 Bei derartigen Bildquellen handelt es sich nicht um direkte Wiedergabe von Realität, sondern um Deutungen und Zuschreibungen aus unterschiedlicher Perspektive.

1. Liste die positiven Eigenschaften Lothars auf (Q1). [I] − Freund des Glaubens − Fruchtbarkeit − Schützer der Kirche − Einsatz für Gerechtigkeit − Friede

2. Erläutere, auf welche Gebiete sie sich beziehen. [II]Auf das Gebiet des Glaubens, aber auch auf ein friedliches und gesichertes Leben (Fruchtbarkeit).

3. Vergleiche, wie in den beiden Bildquellen die Krönung dargestellt wird. Erläutere, was sich daraus über das Ver-hältnis von weltlicher und geistlicher Herrschaft ableiten lässt (Q2/3). [III] In Q2 wird der Kaiser durch die Hand Gottes gekrönt, die die Krone aus dem Himmel hinabreicht. In Q3 reichen Geist-liche dem König seine Insignien. Seine Herrschaft kommt also nicht mehr unmittelbar von Gott, sondern wird durch die Kirche vermittelt. Daraus lässt sich ein neuer Anspruch der Kirche ablesen.

4. Von Historikern ist das mittelalterliche Reich auch als „Personenverbandsstaat“ bezeichnet worden. Das bedeu-tet, dass dort die Beziehungen zwischen Personen wich-tiger waren als die festgelegte Herrschaft über bestimmte Gebiete. Das änderte sich dann im Laufe der Zeit. Erläu-tere dies anhand der Seiten 162, 170, 175, 176. [II]Im Krönungsbild (S. 162) ist die Beziehung zwischen dem Kaiser, Adel und Geistlichkeit als persönliche Beziehung dargestellt. Otto (S. 170) sichert die Königsherrschaft durch Ämterbesetzung mit Vertrauten und durch Heiratspolitik. Friedrich I. (S. 175) ist auf die Unterstützung von Heinrich angewiesen und fordert sie aufgrund des persönlichen Treueverhältnisses ein. Als Heinrich sich verweigert, be-straft Friedrich ihn. Aber er ist dabei auf die Unterstützung der Fürsten angewiesen. Allmählich werden die Fürsten immer mächtiger und entwickeln sich zu Landesherren (S. 176).

Vertiefen und Vernetzen: Wie wurde Herrschaft im Mittelalter begründet und abgesichert?

Zu den Materialien

Erläuterungen zu den ArbeitsaufträgenO 255

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10h-Test Thema: Herrschaft im mittelalterlichen Europa

Name: Punkte: Note:

1. Kreuze die richtigen Lösungen an:

Hausmeier waren oberste Hofverwalter des Königs, Bauern mit dem größten Feldern, im königlichen Haus Beschäftigte, Anführer im königlichen Heer.

Die Sachsenkriege dienten der Christianisierung der Sachsen, der Ausdehnung des Reiches, der Urbarmachung des sächsischen Gebietes, dem Bau sächsischer Häuser.

Das Gottesgnadentum besagt, dass Gott eine besondere Gnade bekommt, der König seine Macht von Gott erhält, nur wer König ist, auch gnädig sein kann, wer sich gegen den König auflehnte,

lehnte sich gegen Gott auf.

Zum Reichsgebiet Karls des Großen gehörte das heutige Russland, das heutige Frankreich, das heutige Italien, das heutige Griechenland.

Folgende merowingische Könige hat es gegeben Friedrich, Childerich, Otto, Chlodwig.

Der Marschall war zuständig für die Verpflegung, die Reiseplanung des Königs, den königlichen Schatz, die königliche Rüstkammer.

2. Das Lehnswesen: Vervollständige den Text.

Die Verbindung zwischen und wurde in einem feierlichen Akt hergestellt.

Nach dem oder der Huldigung, bei der sich der symbolisch unterwarf,

schworen sich beide gegenseitige und der übergab einen Gegenstand, häufig

eine oder einen , der für das Lehen stand.

3. Der Investiturstreit

a) Im Investiturstreit hatten Kaiser Heinrich IV. und Papst Gregor VII. gegensätzliche Standpunkte. Nenne jeweils zwei Standpunkte der Streitenden:

Papst Gregor VII. Kaiser Heinrich IV.

– –

– –

b) Schreibe in einem Satz auf, wie das Wormser Konkordat den Konflikt löste:

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4. Der Kampf um die Macht zwischen Herzog Heinrich und König Friedrich I.

a) Lies den Text und fasse den Inhalt des Urkundentextes mit eigenen Worten zusammen.

Q1 Die Gelnhäuser UrkundeKaiser Friedrich I. ließ diese Urkunde auf dem Hoftag zu Gelnhausen am 13. April 1180 ausfertigen:Daher möge die Gesamtheit aller gegenwärtigen und zu-künftigen Getreuen des Reiches wissen: Heinrich, ehemals Herzog von Bayern und Westfalen, wurde deswegen, weil er die Freiheit der Kirchen Gottes und der Edlen des Rei-ches durch gewaltsame Beschlagnahme ihrer Güter und Beschneidung ihrer Rechte schwer bedrückt hatte, (…) dass er, mit gerichtlicher Vorladung gerufen, es abgelehnt habe,

sich unserer Hoheit zu stellen und wegen dieser Widerspen-stigkeit dann von Seiten der Fürsten und schwäbischen Standesgenossen einem Spruch auf unsere Acht verfallen sei, (…) und besonders wegen solcher erwiesenen Verlet-zung der kaiserlichen Hoheit nach Lehnsrecht (...) vor unser Hofgericht geladen, und deswegen, weil er ferngeblieben sei und keinen Bevollmächtigten an seiner Statt geschickt habe, für widerspenstig erachtet; und daher wurden ihm das Herzogtum Bayern und Westfalen und Engern (= Sach-sen) sowie sämtliche Lehen, die er vom Reiche innehatte, durch einhelligen Urteilsspruch der Fürsten auf dem zu Würzburg feierlich abgehaltenem Hoftag aberkannt und unserem Recht und Besitz zugesprochen.Zit. nach Lautemann, Wolfgang (Bearb.), Mittelalter. Reich und Kirche

(Geschichte in Quellen, Mittelalter), 3. Aufl. München: BSV 1983, S. 444 f.

a) Lies den Text und fasse den Inhalt des Urkundentextes mit eigenen Worten zusammen.

b) Schreibe in einem Satz auf, wie das Wormser Konkordat den Konflikt löste:

c) Überlege, welche Wirkung dieses Urteil auf andere Fürsten gehabt hat. Begründe Deine Meinung.

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10h-Test (Lösungen) Thema: Herrschaft im mittelalterlichen Europa

Name: Punkte: Note:

1. Kreuze die richtigen Lösungen an:

Hausmeier waren

oberste Hofverwalter des Königs Bauern mit dem größten Feldern im königlichen Haus Beschäftigte Anführer im königlichen Heer.

Die Sachsenkriege dienten

der Christianisierung der Sachsen

der Ausdehnung des Reiches der Urbarmachung des sächsischen Gebietes dem Bau sächsischer Häuser.

Das Gottesgnadentum besagt, dass Gott eine besondere Gnade bekommt

der König seine Macht von Gott erhält nur wer König ist, auch gnädig sein kann

wer sich gegen den König auflehnte, lehnte sich gegen Gott auf.

Zum Reichsgebiet Karls des Großen gehörte das heutige Russland

das heutige Frankreich

das heutige Italien das heutige Griechenland

Folgende merowingische Könige hat es gegeben Friedrich

Childerich Otto

Chlodwig.

Der Marschall war zuständig für die Verpflegung

die Reiseplanung des Königs den königlichen Schatz

die königliche Rüstkammer

2. Das Lehnswesen: Vervollständige den Text.Die Verbindung zwischen Lehnsherrn und Vasall wurde in einem feierlichen Akt hergestellt. Nach dem Handgang oder der Huldigung, bei der sich der Vasall symbolisch un-terwarf, schworen sich beide gegenseitige Treue und der Lehnsherr übergab einen Gegenstand, häufig eine Fahne oder einen Schlüssel, der für das Lehen stand.

3. Der Investiturstreita) Im Investiturstreit hatten Kaiser Heinrich IV. und Papst Gregor VII. gegensätzliche Standpunkte. Nenne jeweils zwei Standpunkte der Streitenden:

Papst Gregor VII. Kaiser Heinrich IV.

– sieht sich als Herrscher über alle Christen

– fühlt sich als direkt von Gott ernannt (Gottes-gnadentum)

– stellt sich über den Kaiser (Primat)

– sieht sich im Recht bei Ernennung und Investi-tur von Bischöfen

b) Schreibe in einem Satz auf, wie das Wormser Konkordat den Konflikt löste:Musterlösung: In ihm wurde ein Kompromiss beschlossen, der dem Papst und den Bischöfen die geistliche Aufgabe, Sa-kramente zu spenden, zuwies, und dem König die weltliche Aufgabe, einem Bischof den Kirchenbesitz zu übergeben. Das zeigte sich darin, dass der Papst einem neuernannten Bischof einen Hirtenstab als Zeichen seiner geistlichen Macht überreichte und der Kaiser ein Zepter als Zeichen seiner weltlichen Macht.

4. Der Kampf um die Macht zwischen Herzog Heinrich und König Friedrich I. a) Lies den Text und fasse den Inhalt des Urkundentextes mit eigenen Worten zusammen.Musterlösung: Herzog Heinrich IV. wurden beide Herzog-tümer sowie alle Lehen aberkannt und über ihn die Reichs-acht ausgesprochen. Zur Begründung wird genannt, dass er sich Vergehen gegen die Kirche als auch gegen andere Adelige schuldig gemacht hat und nicht der Vorladung vor das Hofgericht gefolgt war.

b) Schildere kurz die Vorgeschichte, wie es zu dem harten Urteil kam.Musterlösung: Der Stauferkönig Friedrich I. benötigte im Kampf gegen die oberitalienischen Städte die Hilfe seines Vetter, des Welfenherzogs Heinrich IV. von Sachsen. Da-für gab er ihm ein zweites Herzogtum (Bayern). Heinrich wurde als Doppelherzog aber sehr mächtig und lehnte ein weiteres Hilfsgesuch des nunmehrigen Kaisers Friedrich I. ab. Als andere sächsische Adelige ihn anklagten, konnte der Kaiser den zu mächtig gewordenen Herzog in seine Schranken verweisen.

c) Überlege, welche Wirkung dieses Urteil auf andere Für-sten gehabt hat. Begründe Deine Meinung.Musterlösung: Das Urteil mag eine abschreckende Wirkung auf andere Fürsten gehabt haben. Da es dem Kaiser um eine Festigung seiner Macht ging, konnte er einen zu starken Fürsten als Rivalen an seiner Seite nicht dulden. Anderer-seits war den Fürsten seit diesem Urteil auch klar, dass der Kaiser ohne ihre Unterstützung Herzog Heinrich nicht hätte verurteilen können.


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