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Page 1: 28 0520 ZTG HEN25-01 · 2021. 1. 24. · Kanal „Klausis Welt“ mit Fotos vom Berch auf Youtube gestellt. Die Idee für den Text hatte ich vor einigen Jahren. Die Zeilen waren in

D iesmal brauchte es für denAnstich gleich drei Bürgermeis-

ter. Schließlich war es das Jubiläums-Jahr. Die ganze Stadt feierte 250 JahreBergkirchweih. Also gab es drei Fäs-ser und entsprechend auch drei Bür-germeister zum Anzapfen. SiegfriedBalleis war als Stadtoberhaupt natür-lich dabei, dazu Gerd Lohwasser undElisabeth Preuß. „Sie hat uns alle altaussehen lassen“, erinnert sich Bal-leis, „weil sie mit nur einem einzigenSchlag das Fass angezapft hat. Wirhaben schon vermutet, dass sie langevorher geübt hat.“ Lohwasser musstenach 14 Schlägen aufgeben, undselbst die Wirte hatten es dannschwer, das dritte Fass zu öffnen.

Doch nicht nur deshalb: „Für michwar es eine außergewöhnliche Berg-kirchweih“, sagt Siegfried Balleis. Anden 12. Mai 2005, den Anstich-Tagder Bergkirchweih, erinnert sich derehemalige Erlanger Oberbürgermeis-ter noch sehr gut. Wenige Stundenvor dem Anstich hatten sich in derOrangerie Oberbürgermeister undLandräte versammelt, um die Metro-

polregion ins Leben zu rufen. Wenigspäter konnten die Politiker das miteiner kühlen Maß auf dem Berg-Gelände feiern.

Balleis war als Stadtoberhaupt vor-her noch beim Festzug zum 250. Jubi-läum der Bergkirchweih gefragt. Erführte den Zug gemeinsam mit sei-ner Frau durch die gesamte Stadt.„Auch sie ist ein großer Berg-Fan“,sagt Siegfried Balleis. Von Anfang an,2001 hatte das Paar geheiratet, seiAngelika Balleis in Tracht gekom-men. „Dafür wurde sie zuerst auchbelächelt“, meint Balleis. Das ändertesich erst mit der Zeit.

Beim Festumzug hatten sich vieleErlanger versammelt. „Es haben sichenorm viele Vereine und Verbändeengagiert, auch die Brauereien warendabei.“ Balleis ging ganz vorne mit.Am Martin-Luther-Platz wechselte erdann in die Moderatoren-Rolle. „Dorthabe ich mit Klaus Karl-Kraus dieWagen vorgestellt.“

Walter Schatz, ein guter Freundvon Balleis und früher stellvertreten-der Chefredakteur der Nürnberger

Nachrichten, sagte darüber hinterher,„dass er das auch noch nie erlebt hat,dass ein Oberbürgermeister den Fest-zug sogar kommentiert“, meint Bal-leis. „Er war ein absoluter Fan derBergkirchweih und ist deshalb jedesJahr nach Erlangen gekommen.“

Das Wetter passte 2005 auch, unddas ist ja immer ein wichtiger Grad-messer. Dabei hätte es genauso gutein sehr kalter Berg werden können,schließlich ging das Fest schon am12. Mai los, so früh wie selten. „Dasletzte Mal, dass der Berg so zeitig imKalenderjahr begonnen hatte, war1818. Da war Pfingsten bereits am 10.Mai“, erzählt Balleis. 2005 fand dieKirchweih im 250. Jahr statt — abernicht zum 250. Mal. Wegen Kriegenund Krisen war das Fest zuvor bereitseinige Male ausgefallen.

„Seit dem Ende des Zweiten Welt-kriegs aber hat die Bergkirchweih

durchgehend stattgefunden.“ Bisjetzt. Besonders aufgeregt wegen desBerg-Jubiläums sei er damals nichtgewesen, meint Balleis. Als Oberbür-germeister war es bereits seine zehn-te Kirchweih. „Außerdem haben wirdrei Jahre zuvor den 1000. Geburts-tag der Stadt Erlangen gefeiert, des-halb hatten wir schon Erfahrung,auch mit einem großen Festumzug.“Trotzdem hatte Balleis an den Berg-kirchweih-Tagen viel zu tun.

„Häufig waren am Anstich gelade-ne Gäste da. Es waren tolle Gelegen-heiten, auch das ein oder anderedienstliche Gespräch zu führen“,erinnert sich der CSU-Politiker. „Eswar nicht nur reines Feiern, es warimmer auch etwas Dienstlichesdabei.“ Erst später am Abend konntesich auch der Oberbürgermeisterzurückziehen. „Ab 22 Uhr hat mansich immer getroffen, es war einealte Tradition. Mit Freunden undBekannten hat man dann den Berg-Ausklang gefeiert.“ Da war Balleisdann nicht mehr Oberbürgermeister,sondern einfach Erlanger.

Erlangen ohne Bergkirchweih –wie funktioniert das? In unserertäglichen Kolumne „Berchweh“berichten Erlanger, über dieGefühle, die die Absage des Festesbei ihnen hervorrufen. Den Auf-takt macht der Bergfan und Hob-by-Musiker Klaus Stürmer.

„Je näher der Tag zum eigentli-chen Auftakt der Bergkirch-weih gerückt ist, umso melan-cholischer bin ich dann dochgeworden. Obwohl ich mir vor-genommen hatte, nicht zulamentieren. Seit ungefähr 35Jahren stehe ich regelmäßigbeim Anstich vor der Bühne.Mit 16, 17 Jahren ging das los.Meistens in Teams mit Kum-

pels. Ich kann mich nicht dar-an erinnern, dass wir ein Jahrhatten, in dem wir keine Frei-Maß ergattern konnten. Da ichder Kleine im Team bin, istmeine Aufgabe die des Boll-werks. Ich halte den Krug fest,sichere ihn ab und bringe dasBier aus dem Pulk heraus inSicherheit. Meine Kompagnonsgreifen ab, und ich bin derSammler.Gerade habe ich das Lied „DieLichter gehen aus“ über die

Bergkirchweih auf meinenKanal „Klausis Welt“ mit Fotosvom Berch auf Youtubegestellt. Die Idee für den Texthatte ich vor einigen Jahren.Die Zeilen waren in meinemLiedheft. In Corona–Zeiten hat-te ich mehr Zeit und habemich daran erinnert.Heute werde ich vermutlicham Entlas-Keller sein. Voraus-gesetzt, ich bekomme einenPlatz. Das heißt, ich muss recht-zeitig dort sein, damit ich not-falls pünktlich um 17 Uhr zuHause bin, um auf die Berg-kirchweih anzustoßen. Undich hoffe, dass ich kommendesJahr wieder am Anstich vor derBühne stehe.“

Berg-Erinnerungen bietetunser Podcast Kellergeflüsteraus dem Jahr 2019 aufwww.nordbayern.de/erlangen

BERG MEINES LEBENS

B iertrinken für einen guten Zweck: Absofort ist das „Friedrich“-Bier der Uni-

versität erhältlich. Am ersten Verkaufstag(das Bier ist nochmal heute und am 2. Junivon 13 bis 16 Uhr am Schloss und vor derMensa am Südgelände erhältlich) standenBierfreunde Schlange, um die ersten Six-packs mit dem „Kreativen Lagerbier“ zuergattern. Gebraut wurden 2800 Liter desFAU-Jahrestrunks mit regionalen Zutatenim Brauhaus Binkert in Breitengüßbach.Umgesetzt wird dabei die Idee des von Stu-denten gegründeten Start-up „WirBier“.„Wir verwenden ein eigenes Rezept undwollen mit diesem Bier Wasserprojekte inEntwicklungsländern fördern“, berichtetSanjog Silawal von „WirBier“. Ein Teil derErlöse geht deshalb „an Spendenprojektein Kooperation mit Viva con Agua“. smö

490Covid-19-Fälle sind ges-tern (14.15 Uhr) vom Ge-

sundheitsamt bestätigt. Das ist einermehr als gestern im Landkreis. Dortsind somit von 234 Fällen 37 infi-ziert, 191 genesen und sechs verstor-ben. In der Stadt sind weiter 256 Fälleregistriert, davon 17 infiziert, 227genesen und zwölf verstorben. en

Drei Bürgermeister fürs JubiläumAuf neue Bergkirchweih-Erlebnisse warten wir in diesem Jahr vergebens. An vergangene Feste aber können wir uns gemeinsam erinnern.

In unserer SERIE erzählen Erlanger vom Berg ihres Lebens. Den Auftakt macht Alt-OB Siegfried Balleis. VON KATHARINA TONTSCH

Mittendrin im Festzug: Siegfried Balleis (rechts, winkend) am 12. Mai 2005 mit Bierkönigin Vanessa I. und Elisabeth Preuß.

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MARKTPLATZFEST Vergebliche Suche nach Nachfolger LOKALES

MÖHRENDORF Wasserrad dreht sich wieder LANDKREISE

BUNDESLIGA Glück für die Brucker Kegler SPORT

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Ein Auftaktohne Freibier

BERCH-WEH

Klaus Stürmer

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FAU-Bier fördertWasserprojekte

CORONAVIRUS VOR ORT

ERLANGEN STADT & LAND HEN / Donnerstag, 28. Mai 2020 25

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