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Liebherr-Aerospace Neues aus dem Unternehmen // S. 12–35

Meilensteine Die Zukunft hat begonnen // S. 12

Die Firmengruppe Liebherr Einblicke // S. 42 ff.

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Editorial

in den vergangenen Monaten konnte unser Unternehmen eine ganze Reihe herausragender Erfolge feiern: Mehrere strategi-sche Projekte, für die unsere Teams jahrelange Vorarbeit geleis-tet haben, sind in der Zeit zustande gekommen. Dazu gehören die Erteilung des Auftrags für ein großes Flugsteuerungs- und Aktuatorik-Paket im 777X-Programm von Boeing und die Grün-dung eines Joint Venture mit Rolls-Royce für das Leistungs- getriebe des neuen UltraFan™-Triebwerkdesigns. Dies sind nur zwei Beispiele aus einer langen Liste neuer Aufträge, die wir mit Flugzeugbauern und Betreibern abgeschlossen haben und auf die wir in diesem Magazin näher eingehen. Diese Anerkennung unserer Spitzenleistungen in Technologie, Fertigung und Ser-vice ehrt unsere Teams auf der ganzen Welt.

Wir sind überzeugt, dass unsere Erfolge nicht nur das Ergebnis unserer harten Arbeit sind, sondern auch auf unsere Bereit-schaft zu investieren zurückzuführen sind. Investitionen sind für uns nicht nur ein Schlagwort – im Gegenteil, wir nehmen das Thema sehr ernst. Wie Prof. Mirko Hornung vom Forschungs-institut Bauhaus Luftfahrt in einem aufschlussreichen Interview erläutert: Unsere Welt der Luftfahrt verändert sich sehr schnell. Das Flugzeug von morgen wird den heutigen Maschinen im Hin-blick auf Geschwindigkeit, Lärm und Umweltfreundlichkeit um Meilen voraus sein. Und wir können mit Stolz sagen, dass die Technologien, die diesen gewaltigen Fortschritt ermöglichen,

Liebe Leserin, lieber Leser,

Josef GropperManaging Director and Chief Operating Officer,

Production, Purchasing and Asset Investments

Heiko LütjensManaging Director and

Chief Technical Officer, Flight Control and Actuation Systems, Landing Gear

Systems and Hydraulics

Nicolas BonleuxManaging Director and

Chief Sales Officer

Francis CarlaManaging Director and

Chief Technology Officer Air Management Systems

bereits jetzt von unseren Teams in den Liebherr-Kompetenz-zentren weltweit entwickelt werden.

In diesem Magazin präsentieren wir Ihnen zudem so spannen-de neue Technologien wie elektrohydraulische Aktuatoren für Fahrwerkssysteme, mit denen wir unseren Beitrag zum Fort-schritt des „More Electric Aircraft“ leisten. Außerdem stellen wir unsere neue Generation von Systemen und Komponenten für Hubschrauber vor.

Die Zukunft zu gestalten, bedeutet auch, die vorhandenen Stärken in der Luftfahrtindustrie zu bündeln: Wir konnten zur Entwicklung der neuen Flugzeuge unserer Kunden beitragen und haben sie dabei unterstützt, Meilensteine wie die Zertifizie-rung der Bombardier CSeries sowie den Roll-out des Embraer E-Jet E2 und der COMAC C919 zu erreichen. Wir möchten uns beim gesamten Team von Liebherr-Aerospace bedanken, das erneut seine außerordentliche Einsatzbereitschaft und Experti-se unter Beweis gestellt und durch seine harte Arbeit all diese Erfolge möglich gemacht hat.

Wir hoffen, dass Sie Freude daran haben, die diesjährige Aus-gabe unseres Magazins zu lesen.

Es grüßen Sie herzlich,

V.l.n.r: Heiko Lütjens,Nicolas Bonleux,Josef Gropper,Francis Carla

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Inhalt

Impressionen ............................................................... 4

Meilensteine .............................................................. 12Liebherr-Aerospace hat bereits heute die Weichen für die Zukunft gestellt.

Programme und Aufträge ....................................... 22Liebherr-Aerospace ist Partner aller großen Flugzeugher- steller – wie die Auswahl weltweiter Projekt zeigt.

Technologie ............................................................... 26Als einer der Technologieführer in der Luftfahrtindustrie arbei-tet Liebherr-Aerospace im Rahmen der „Clean-Sky“-Initiative an den umweltfreundlichen Technologien für morgen.

Kundenservice .......................................................... 32Kundendienst wird bei Liebherr-Aerospace großgeschrieben – das zeigt auch das erneut erweiterte Servicezentrum in Saline, Michigan (USA).

Programmbeteiligungen ......................................... 36

Liebherr-Transportation Systems ......................... 38Nah an den Kunden ist Liebherr auch im Bereich Verkehrs- technik, beispielsweise durch das Servicezentrum in London, Gatwick (UK).

Die Firmengruppe Liebherr .................................... 42

Impressum ................................................................. 48

Präzision ist das höchste Gebot – sei es beim Entgraten, beim elektro-chemischen Feinschliff, bei Akustiktests oder Kontrollmessungen im mμ-Bereich an großen Bauteilen. Liebherr-Aerospace verfügt für alle Produktions- und Testverfahren über die passenden modernsten Tech-nologien und stellt so sicher, dass alle von ihr entwickelten, gefertigten und betreuten Systeme und Komponenten für die Luftfahrt exakt und zuverlässig funktionieren.

Impressionen

Funkensprung für HochpräzisionBei der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH werden

hochkomplexe hydraulische Komponenten durch Elektro-

erosion bearbeitet. Bei diesem Verfahren erzeugt eine

Folge elektrischer Spannungen Funken, die über das

Werkzeug (Kathode) das elektrisch leitfähige Material

des Werkstücks (Anode) berührungslos auflösen. Die

Verbindung zwischen beiden Polen stellt eine Elektro-

lytlösung her, über die die elektrische Ladung fließt und

das aufgelöste Material abtransportiert wird. Durch die

eingestellten Maschinenparameter ergibt sich ein idealer

Funkenspalt von 0,003 bis 0,007 mm. Je schmaler der

Spalt, an dem der Funke überspringt, desto höher die

Genauigkeit des Ergebnisses. Dadurch lassen sich auch

bei sehr komplexen Geometrien Toleranzen im Bereich

von 0,001 mm herstellen. Zum Vergleich: Ein Menschen-

haar ist zwischen 0,05 bis 0,07 mm dick.

Entgraten von Hand im Zehntel-Millimeter-BereichPer Hand und mithilfe eines beschich-

teten Hartmetallfrässtifts bringt der

Mitarbeiter an einem Kegelrad eines

Hauptantriebs für einen Hubschrau-

ber den finalen, Zehntelmillimeter-

feinen, sogenannten Kopf- und Stirn-

kantenbruch an. Eine Lupe und spe-

zielles LED-Licht sorgen dabei für

gute Sicht. Ein Abrutschen und das

wertvolle Bauteil kann nicht mehr ver-

wendet werden. Der Funkenflug resul-

tiert aus der Kombination aus der mit

100.000 U/min sehr hohen Bearbei-

tungsdrehzahl und den beiden Werk-

stoffen Stahl und Hartmetall.

Akustikanalyse in schalltoter KammerIn der schalltoten Kammer der Liebherr-

Aerospace Toulouse SAS in Toulouse

(Frankreich) wird ein Klimatisierungsge-

rät für einen Regionaljet für den Akustik-

test vorbereitet. Dieser 7,5 m lange, 7,5 m

breite und 8 m hohe, schallfreie Raum ist

einzigartig in Europa. Liebherr kann dar-

in die Lärmemissionen der Komponenten

seiner Luftmanagementsysteme unter

realen Bedingungen messen. Das Ziel:

den Geräuschpegel zu minimieren, um

so den Komfort an Bord zu verbessern.

Ein Schwergewicht für sensible MessungenÜber 19 t schwer ist die neue Mess-

maschine für Großbauteile, die

seit Februar 2016 bei der Liebherr-

Aerospace Lindenberg GmbH in Be-

trieb ist. Das Schwergewicht steht

auf einem eigenen Fundament, um

die durch Fertigungsmaschinen er-

zeugten Schwingungen zu dämpfen.

Das ist unerlässlich bei Messungen im

μm-Bereich, bei denen automatisch die

Ist-Maße mit den Soll-Vorgaben abge-

glichen werden. Das Messvolumen der

neuen Maschine beträgt 3 m in der

X-Achse, 6 m in der Y-Achse und 2 m in

der Z-Achse. Damit können alle herge-

stellten Teile mit einem Gewicht von bis

zu 10 t, wie das Fahrwerksbein im Bild,

vermessen werden.

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© Embraer

Meilensteine

Die Zukunft hat begonnenIn der Luftfahrtbranche stehen die Zeichen auf Wachstum: Heute fliegen etwa 18.000 Flugzeuge weltweit, in 20 Jahren werden es mindestens doppelt so viele sein. Die Flotten müssen laufend erneuert und schon heute Technologien für die nächsten Flugzeuggenerationen entwickelt werden. Damit steigen die Anforderungen an Flugzeugbauer und Zulieferer gleichermaßen. Als Technologietreiber und Ausrüster von vielen Flugzeugher-stellern sorgt Liebherr-Aerospace durch intelligente Erweiterungen und gezielte Investitionen in Forschung, Entwicklung und Produktion dafür, immer einen Schritt voraus zu sein.

Aus eigener Kraft und Innovationsstärke zu wachsen, das ist seit mehr als 55 Jahren die Erfolgsphilosophie von Liebherr- Aerospace: Was im süddeutschen Städtchen Lindenberg als Wartungs- und Instandhaltungsbetrieb mit rund 250 Beschäftigten begann, hat sich in den vergangenen Jahr-zehnten durch kluge strategische Entscheidungen und überlegtes Wachstum zu einem international führenden Systemlieferanten entwickelt – und somit seine eigene bemerkenswerte Luftfahrtgeschichte geschrieben. Heute ist Liebherr-Aerospace ein Global Player mit 15 Standor-ten auf der ganzen Welt: In den Produktionsstätten und Servicezentren in Deutschland, Frankreich, Brasilien, Russland, USA, Kanada, China, Singapur sowie den Ver-einigten Emiraten entwickeln, fertigen und warten etwa 4.900 Beschäftigte Flugsteuerungen, Fahrwerke, Klimati-sierungssysteme, Getriebe sowie Elektronikkomponenten.

In den 1960ern: Montage von Betätigungszylindern in Lindenberg.

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Meilensteine

Kaum ein anderer Zulieferer zählt weltweit so viele Flug-zeughersteller zu seinen Kunden und ist an so vielen ver-schiedenen Programmen beteiligt wie Liebherr-Aerospace. Die Weichen für die Zukunft hat das Unternehmen bereits gestellt.

Mehr Raum und Kapazitäten Unter dem Namen „Fabrik 2020“ ist in Lindenberg der bis-lang umfangreichste Aus- und Umbau eines Standorts im Gange. Neue Hallen werden dem Unternehmen die Kapa-zitäten bieten, um der zunehmenden Nachfrage nach Fahr-werken, Flugsteuerungen und Getriebe gerecht werden zu können. Auch für die Fertigung des A350-Bugfahrwerks, dem bisher größten Fahrwerkssystem aus dem Hause Liebherr-Aerospace, entsteht Platz. Außerdem errichtet Liebherr-Aerospace ein neues Testzentrum, und zwar ei-gens für die Systeme im Boeing 777X-Programm. Parallel wachsen Toulouse und Campsas, die französischen Ent-wicklungs- und Fertigungsstandorte für Luftmanagement-systeme, sowie das globale Servicenetzwerk: Die US- amerikanische Serviceniederlassung in Saline, Michigan wurde seit der Gründung im Jahr 1991 bereits zum fünf-ten Mal erweitert – von ursprünglich 1.300 m² auf nun 16.000 m² Fläche. Gänzlich neu sind in den vergangenen zwei Jahren außerdem Serviceeinrichtungen in Dubai (VAE) und Shanghai (China) entstanden. Jedes Jahr werden rund 70 Millionen Euro in den Ausbau der Standorte und Kapazitäten investiert.

„Fabrik 2020“: Der Standort Lindenberg wächst.

Enge Zusammenarbeit für Effizienz und SynergienNeben baulichen Maßnahmen, die Raum und Kapazitäten für den Produktionshochlauf schaffen, sorgen vor allem effizien-te Entwicklungsstrategien und Prozesse für Qualität, Zuver-lässigkeit und langjährige Kundenbeziehungen. „Wir pflegen einen engen Kontakt mit den Technologie-Spezialisten der Flugzeughersteller, um so früh wie möglich am Entwicklungs-prozess beteiligt zu sein“, sagt Nicolas Bonleux, Managing Director und Chief Sales Officer, Liebherr-Aerospace &

Im brasilianischen Guaratinguetá werden unter anderem Ventile für Luftmanagementsysteme gefertigt.

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Meilensteine

Transportation SAS. Darüber hinaus profitieren Kunden von der Expertise anderer Bereiche der Firmengruppe Liebherr und von den Synergien, die dadurch möglich sind. So fließt zum Beispiel wertvolles Know-how der Liebherr-Elektronik GmbH in die Entwicklung elektrischer Systeme für Flug-zeuge mit ein. Die Liebherr-Verzahntechnik GmbH sorgt wiederum für Bearbeitungsmaschinen, die speziell für die hochpräzise Fertigung von Zahnrädern konzipiert sind. Ganz entscheidend ist für Liebherr-Aerospace zudem die Liefer-kette und die Frage, wie sich Zulieferer unterstützen lassen,

damit sie Schritt halten und mitwachsen können. „Da wir als Tier-1-Supplier in der Lieferkette der Flugzeughersteller die Verantwortung tragen, bauen wir unsere eigenen Zulie-ferer gezielt auf. Unter anderem haben wir dafür gesorgt, dass unsere Partner in Indien und Polen ihre Fertigungs-kompetenzen erweitern und optimieren konnten“, sagt Josef Gropper, Managing Director und COO, Liebherr-Aerospace & Transportation SAS.

Taktgeber im InnovationsprozessSeit der Gründung im Jahr 1960 hat Liebherr-Aerospace zahlreiche Innovationen auf den Weg gebracht und Trends gesetzt. Mit der integrierten, kompletten Fly-by-Wire-Flug-steuerung für den SuperJet 100 gelang dem Systemlie-feranten beispielsweise gar eine Weltpremiere. Die Ent-wicklungszyklen sind heute vergleichsweise kurz: In den 15 Jahren, die von einer Flugzeuggeneration zur nächsten vergehen, müssen neue Technologien entstehen und so ausreifen, dass sie zuverlässig in Serie gehen können. „Wir verstehen uns als Taktgeber, was die Konzeption und Um-setzung von Systemen und Komponenten für die Flugzeuge der Zukunft betrifft“, sagt Heiko Lütjens, Managing Director und CTO, Liebherr-Aerospace & Transportation SAS. Er fügt hinzu: „Unsere Investitionen in Forschung und Entwicklung

Am französischen Standort Toulouse entwickelt Liebherr-Aerospace die Klimatisierungssysteme der Zukunft.

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Meilensteine

liegen weit über dem Branchendurchschnitt und ermögli-chen es uns, die Technologien von morgen maßgeblich mitzugestalten.“ Unter anderem trägt Liebherr-Aerospace entscheidend zur Entwicklung elektrischer Systeme für die nächste Generation von Flugzeugen, die sogenannten „More Electric Aircraft“, bei: So entwickelt das Unterneh-men bereits elektro-hydraulische Antriebe an Fahrwerken oder arbeitet am E-Taxiing, der CO2- und geräuscharmen Alternative zum Taxiing auf den Rollstrecken am Flughafen.

Fortschritt durch KooperationenElektro-mechanische Aktuatorik für Flugsteuerungen, der Einsatz neuer, leichter Materialien wie Carbon oder Kon-zepte, die die Wartung von Flugzeugen vereinfachen – es gehört zu den Grundsätzen von Liebherr-Aerospace, Innovationen selbst oder auch in Kooperation mit Part-nern oder Kunden zu entwickeln. Im 2015 gegründe-ten Joint Venture Aerospace Transmission Technologies GmbH bündelt Liebherr beispielsweise mit Rolls-Royce das Know-how, um die Fähigkeit und Kapazität zur Pro-duktion des Leistungsgetriebes für das neue Rolls-Royce UltraFan™-Triebwerksdesign zu entwickeln. Kooperatio-nen innerhalb der Branche werden angesichts der enor-men Herausforderungen in puncto CO2-Reduktion oder auch Flugsicherheit künftig noch wichtiger „Nach ’Clean Sky 1‘ sind wir gemeinsam mit 13 Unternehmen und For-schungsinstituten auch an ’Clean Sky 2‘ beteiligt − eine Investition in die Zukunft, die sich lohnen wird“, ist sich Francis Carla, Managing Director und CTO, Liebherr- Aerospace & Transportation SAS, sicher. „Im Rahmen dieser Initiative haben wir unter anderem bereits entschei-dende Ergebnisse z.B. in der Entwicklung eines elektri-schen Klimatisierungssystems erzielt.“

Internationale Zusammenarbeit ist für Liebherr-Aerospace auch ein Türöffner für neue Märkte: So hat das Joint Venture Liebherr LAMC Aviation (Changsha) Co., Ltd., das der Systemlieferant mit dem chinesischen AVIC-Tochter-unternehmen Landing Gear Advanced Manufacturing Co. (LAMC) gegründet hat, kürzlich die Zulassung gemäß der Norm AS9100C und somit das Startsignal für die Serien- fertigung von Fahrwerkssystemkomponenten für die chinesische Luftfahrtindustrie erhalten. Einer von vielen Meilensteinen, die den Weg von Liebherr-Aerospace in eine erfolgreiche Zukunft markieren.

Höchste Präzision: Mitarbeiter passen Querbohrungen in Flugsteuerungskomponenten an.

Geringere CO₂- und Geräuschemissionen durch E-Taxiing.

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© Boeing

Meilensteine

Ein großer Meilenstein für Liebherr: Die Aufträge für die Boeing 777X Die Boeing 777X wird das weltgrößte Flugzeug mit zwei Triebwerken sein. Ein besonderer Eyecatcher: die Flügelspitzen, die nach der Landung nach oben geklappt werden. Dahinter steckt ein leistungsstarkes Klapp- Antriebssystem, mit dessen Entwicklung der amerikanische Flugzeughersteller Liebherr-Aerospace beauftragt hat. Die technische Lösung ist eine Premiere in der kommerziellen Luftfahrt.

Erstes Klappsystem für Flügelenden in der zivilen LuftfahrtDas neue Flugzeugprogramm der Boeing Commercial Air-planes, die Boeing 777X, soll wesentlich kraftstoffeffizienter fliegen als die aktuelle Flugzeuggeneration. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt Boeing auf ein längeres Flügeldesign mit einer Spannweite von 71,8 Meter. Die Aerodynamik der Flü-gel in Kombination mit neuen energiesparenden Triebwerken wird den Kerosinverbrauch deutlich reduzieren und hilft den Fluggesellschaften, nicht nur Treibstoff-, sondern auch wei-tere Kosten, wie z.B. die Flughafen-Gebühren zu sparen. Die klappbaren Flügelenden reduzieren die Spannweite auf jeder Seite von 71,8 m auf 64,8 m. Die 777X kann somit auf den Flughäfen die Standard-Gates wie alle anderen Flugzeuge ohne Mehrkosten für die Fluggesellschaft nutzen. Vor dem Start, d.h. dem Take-Off, des Flugzeugs werden die Flügel-enden wieder in die horizontale Position ausgeklappt.

Die Komponenten für das Klappsystem der Flügelenden für die 777X kommen von der Liebherr-Aerospace Linden-berg GmbH, dem Kompetenzzentrum von Liebherr für Flugsteuerungen und Fahrwerkssysteme. Im Dezember 2014 beauftragte Boeing Commercial Air-planes das Unternehmen, das Klapp- Antriebssystem sowie die Verriegelung für den Rastbolzen und für die Zusatz-sicherung zu liefern. Der Auftrag, diese Komponenten zu entwickeln, zu fer-tigen und über ihre gesamte Lebens-dauer auch instand zu halten, ist ein großer Erfolg für Liebherr-Aerospace.

Folgeaufträge für die 777XBereits während der Entwicklungs-phase der ersten Prototypen für das Klapp-Antriebssystem konnte Liebherr- Aerospace einen weiteren Erfolg verbu-chen, da Boeing den nächsten Auftrag

für die 777X erteilte: Liebherr-Aerospace wird auch eine zen-trale Antriebseinheit und einen Hydraulikmotor für das Be-tätigungssystem der Flügelvorderkanten liefern und künftig warten.

Damit nicht genug: Durch die umfangreiche Erfahrung mit Hochauftriebssystemen und insbesondere mit Drehantrie-ben für Langstreckenflugzeuge wird Liebherr-Aerospace nicht nur die Drehantriebe für die Flügelvorderkante entwi-ckeln, herstellen und betreuen, sondern auch die Drehan-triebe für die Flügel-Hinterkante fertigen. Diese Drehantriebe gehören zu den größten, die je in einem Verkehrsflugzeug eingesetzt wurden. Für ihre Konstruktion und Entwicklung zeichnet Boeing verantwortlich. Unterstützt wird der Flug-zeughersteller dabei durch Liebherr-Aerospace von seiner Niederlassung in Seattle, Washington (USA), und seiner Pro-duktionsstätte in Lindenberg (Deutschland) aus.

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© Boeing

Meilensteine

Boeing entschied sich ebenfalls, Liebherr-Aerospace mit dem Bau eines so genannten „Iron Wing“-Prüfstands für das Hochauftriebssystem der 777X und kleinerer Prüfstände für die Antriebseinheiten zu beauftragen. Diese Prüfstände wird der Flugzeugausrüster in seinem Testzentrum für Flugsteu-erungen in Lindenberg bauen. Der „Iron Wing“-Prüfstand wird dort installiert, während die kleineren Prüfstände an den Boeing-Standort in Everett, Washington (USA), ausgeliefert werden.

Erster Meilenstein erreichtUm alle Geräte termingerecht in höchster Qualität zu liefern, laufen die Arbeiten auf Hochtouren. „Liebherr-Aerospace be-schäftigt sich seit mehr als vier Jahrzehnten mit Aktuatoren für diversere Flugzeugtypen. Wir wissen, wie diese Systeme funktionieren, und nutzen unsere geballte Erfahrung für inno-vative Entwicklungen wie das Klapp-Antriebssystem“, erläu-tert Wolfgang Süß, Programmleiter Folding Wing Tip System bei der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH. „Wir bauen sehr frühzeitig Prototypen und unterziehen diese umfangrei-chen Tests. Damit stellen wir sicher, dass unsere Systeme perfekt in der Serie funktionieren.“

Auf dem Weg zum leistungsstarken Klapp-Antriebssystem für die 777X erreichte Liebherr-Aerospace im März dieses Jahres den ersten Meilenstein: Die ersten Proof of Concept- Prototypen wurden termingerecht an Boeing ausgeliefert. Das ist auch ein Zeichen für den deutlichen Fortschritt in der Konstruktion und Entwicklung, den die Engineering-Teams von Boeing und Liebherr gemeinsam erzielt haben. Die Teile werden voraussichtlich ab Mitte des Jahres auf einem Prototypen-Prüfstand bei Boeing getestet.

Auch die Vorbereitungsarbeiten für den „Iron-Wing“-Prüf-stand und die Prüfaufbauten für die zentrale Antriebsein-heit des Hochauftriebssystems schreiten planmäßig vor-an: Liebherr-Aerospace erweitert die Kapazitäten seines Testzentrums in Lindenberg und das neue, dafür geplante 1.440 m² große Testgebäude soll bereits in diesem Sommer fertiggestellt und für den Einzug bereit sein.

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Meilensteine

Rolls-Royce und Liebherr-Aerospace: Joint Venture für LeistungsgetriebeEin integraler Bestandteil des neuen UltraFan™-Triebwerkdesigns ist das Leistungsgetriebe. Es setzt eine Leistung um, die umgerechnet der von 500 Mittelklassewagen entspricht. Um die Fähigkeit und Kapazität zur Produktion dieses Leistungsgetriebes zu entwickeln, bündeln Rolls-Royce und Liebherr-Aerospace ihre Innovationskraft und Expertise in einem Joint Venture.

UltraFan™, so heißt ein zukünftiges, beeindruckendes Triebwerk von Rolls-Royce. Es soll bis zum Jahr 2025 auf den Markt kommen und herausragende Leistungs- und Verbrauchswerte in einer Weise kombinieren, die es in der Luftfahrt so bisher noch nicht gab. Der renommierte britische Triebwerkshersteller strebt mit dem UltraFan™ einen im Vergleich zum ersten Modell seiner Trent-Baurei-he um 25 % geringeren Treibstoffverbrauch an. Das wird

Flug gesellschaften erhebliche operative Kosten sparen. Weitere Vorteile werden reduzierte NOx-Emissionen und ein deutlich kleinerer Lärmteppich sein.

Um Fertigungstechnologien für Einzelkomponenten des Leistungsgetriebestrangs zu entwickeln, gründeten Rolls-Royce und Liebherr-Aerospace das 50:50-Joint-Ven-ture „Aerospace Transmission Technologies GmbH“ mit Sitz in Friedrichshafen am Bodensee. Es wird gemeinsam von den Geschäftsführern Heike Liebe seitens Liebherr- Aerospace und Dr. Rob Harvey seitens Rolls-Royce geleitet.

Expertisen optimal kombiniertDie beiden Joint-Venture-Partner ergänzen sich hervorra-gend durch ihr Know-how. Rolls-Royce, einer der führen-den Hersteller von Antriebssystemen weltweit, ist äußerst

Liebherr bringt umfassendes Know-how und eine hochpräzise Fertigung in das Joint-Venture ein.

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Meilensteine

erfahren in der Anwendung von Reduktions-Leistungs-getrieben und hat damit Tausende von Motoren ausge-stattet. Der britische Konzern leitet daher alle Phasen der Design-Definition und Integration des Leistungsgetriebes sowie die Testaktivitäten.

Liebherr bringt in das Gemeinschaftsunternehmen seine breite Expertise in der Produktionstechnik ein. Dazu gehört das Know-how der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH, deren Werk in Friedrichshafen das Kompetenzzentrum für die hochpräzise Fertigung von Getriebekomponenten ist. Spezialwissen steuert auch die Liebherr-Components Biberach GmbH bei: An ihrem Standort in Biberach an der Riß werden Planetengetriebe und andere Komponenten für Krane, Erdbewegungsmaschinen, Hafen- und Schiffskrane von Liebherr sowie für Windkraftanlagen entwickelt und ge-fertigt. Jährlich werden allein 36.000 Getriebe und Seilwin-den ausgeliefert. Darüber hinaus profitiert das Joint Venture von der Erfahrung der Liebherr-Verzahntechnik GmbH in Kempten. Dort werden seit Jahrzehnten Verzahnmaschinen und -werkzeuge zur Herstellung von Getrieben entwickelt

und produziert. Diese besondere Kombination aus Fach-wissen in der Luftfahrt, dem Getriebebau und dem Maschi-nenbau versetzt Liebherr in die Lage, die Produktionstech-nik optimal auf das neue Leistungsgetriebe auszurichten.

Anspruchsvolle WeiterentwicklungBis zum Erstflug des Leistungsgetriebes als Teil eines UltraFanTM -Triebwerks liegen noch ein paar Jahre Arbeit vor den Beteiligten, doch eine erste Getriebekomponente für Testzwecke wurde bereits von Liebherr an Rolls-Royce ge-liefert. Die Ingenieure der Aerospace Transmission Techno-logies GmbH sind derzeit dabei, die Produktplanung sowie die technische Dokumentation und Iteration von Liebherr zu übernehmen. Rolls-Royce baut parallel dazu ein neues Testzentrum für Leistungsgetriebe an seinem Standort in Dahlewitz südlich von Berlin, das noch 2016 fertig wer-den soll. Mit der Mitwirkung an diesem spannenden neuen Triebwerk-Demonstrator-Programm betritt Liebherr neues Terrain und erweitert sein Tätigkeitsfeld.

Erfolgreiches Miteinander: Mitarbeiter der Aerospace Transmission Technologies GmbH und deren Geschäftsführer Dr. Rob Harvey und Heike Liebe (vordere Reihe, 3. und 2. v. re.)

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Meilensteine

Neuigkeiten aus dem A350 XWB Programm:Produktionshochlauf und Auslieferung des ersten A350-1000-BugfahrwerksEs ist das größte Fahrwerk, das in Lindenberg jemals entwickelt und produziert wurde: das Bugfahrwerk des Airbus A350 XWB. Entsprechend groß ist auch die Herausforderung für die Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH beim Produktionshochlauf, der nun begonnen hat. Er ist einer der Gründe für den schrittweisen Ausbau des Standorts in Lindenberg, denn die großen Fahrwerke müssen durch ihre Fertigungs- und Montageprozesse transportiert werden können.

Mit der erfolgreichen Inbetriebnahme und Übergabe der A350-900 an die ersten Airlines durch Airbus hat die Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH als Entwickler, Lieferant und Betreuer des Bugfahrwerks einen bedeutenden Meilenstein erreicht. Nun zieht auch die größere Version, die A350-1000 nach: Im Februar dieses Jahres hat Liebherr-Aerospace das erste Bug-fahrwerk zum Einbau in das Flugzeug pünktlich an die Endmontage von Airbus in Toulouse (Frankreich) geliefert. Mit einem maximalen Abfluggewicht von 308 t ist die A350-1000 noch größer und schwerer als die A350-900, wo-durch das Fahrwerk anders angelegt werden musste. Dabei floss die Erfah-rung, die Liebherr bei der Entwicklung des Bugfahrwerks für das A350-900-Programm gewonnen hatte, in das System für die A350-1000 mit ein.

Intensive VorbereitungsphaseDer Fertigung beider Fahrwerksversi-onen ging eine intensive, mehrjährige Planungs- und Entwicklungsphase ge-meinsam mit Airbus voraus. „Bei der Entwicklung sind wir teilweise völlig neue Wege gegangen. Denn ein Fahr-werk dieser Größe ist nicht einfach skalierbar“, so Bernd Niklaus, Program Manager Development. Die Anforde-rungen an Sicherheit und Funktiona-lität des Fahrwerks sind enorm: vom Einhalten des vorgegebenen Maxi-malgewichts über das Verarbeiten der besonders großen Einzelteile bis hin zu zahlreichen, aufwendigen Tests. Die-se Tests dienen nicht nur zur Prüfung der einzelnen Komponenten, sondern

zur Verifizierung, ob die zuvor vom Engineering berechneten Prognosen in erwarteter Weise eintreten. Dazu gehört unter anderem der „Strength-Test“, bei dem das Fahrwerk so lan-ge belastet wird, bis es bricht, um die statische Maximallast zu prüfen. Der

„Fatigue-Test“ – auch Ermüdungs-test genannt – stellt sicher, dass das Fahrwerk den Lastwechselsituatio-nen bei Start und Landung, für die es ausgelegt ist, standhalten kann. Beim „Drop-Test“ prallt das Fahrwerk aus der Höhe mit rotierenden Rädern auf eine

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Meilensteine

Platte, um die Funktion der Stoßdämp-fer in verschiedenen Landungsszena-rien zu testen. „Jede Phase wird per Slow-Motion-Video ausgewertet und das Fahrwerk im Anschluss inspiziert“, beschreibt Bernd Niklaus den aufwen-digen Testverlauf.

Prozessbegleitende ModifikationenEine weitere maßgeblich neue Rich-tung stellen die Anforderungen an ein „grünes Fahrwerk“ dar. Den sogenann-ten REACH-Anforderungen* folgend, werden in diesem Zusammenhang langzeitig erprobte Materialien nach und nach durch alternative Oberflächen und Behandlungsprozesse ersetzt. Dies er-fordert ebenfalls eine umfangreiche Ent-wicklungszeit, die parallel zur Fertigung verläuft. Das bedeutet, die Auslieferung ist keineswegs gleichbedeutend mit dem Abschluss der Entwicklungsphase. Im Gegenteil: Modifikationen finden lau-fend statt. Sei es aufgrund veränderter Komponenten, Rahmenbedingungen, Kundenwünsche oder Impulse zur Prozessoptimierung.

Schritte exakt aufeinander abgestimmtMit der A350-1000 und dem Pro-duktionshochlauf für die A350-900 sind Entwicklung und Fertigung bei Liebherr-Aerospace in Lindenberg gleichermaßen gefordert. Jeder Schritt muss exakt auf den anderen abge-stimmt sein. „Vom Einkauf über die Produktion und Montage bis hin zur Qualitätssicherung und der Koordina-tion zahlreicher Lieferanten weltweit geht alles Hand in Hand“, so Joachim Haas, Program Manager Development.

Neben den Bugfahrwerken ent-wickelt, liefert und betreut die Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH zudem weitere, wichtige Komponenten für das A350-900- sowie das A350-1000-Programm: das Vorflügelklappen- Betätigungssystem, ein aktives Diffe-renzialgetriebe für die Feineinstellung der Landeklappen sowie eine Strebe mit Lasterkennung und einen Dämpfer im Klappenbereich der Flugzeuge. Bei Letzterem handelt es sich um ei-nen hydraulischen Stoßdämpfer, um

dynamische Lastspitzen im Fehlerfall zu begrenzen. Die Antriebsstrebe mit Lasterkennung ist eine elektromecha-nische Komponente, mit der verschie-dene Fehlerfälle in der Funktion des Landeklappensystems erkannt werden können.

Die wachsende Nachfrage nach der A350 bedeutet für Airbus und Liebherr eine solide Planungsgrundlage, aber auch eine große Herausforderung. Die Produktionsmaschinen laufen auf Hochtouren, ebenso der Ausbau der Infrastruktur in Lindenberg. Der Erst-flug der A350-1000-Version ist vor Ende des Jahres 2016 geplant. Da-rüber hinaus betreut das Team am Standort Lindenberg sowohl Airbus als auch die Airlines gemäß ihren An-forderungen langfristig durch Wartung und Kundendienst. So verantwortet die Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH nicht nur Entwicklung und Produktion, sondern ist mit maßgeschneiderten Lösungen und Serviceleistungen über den gesamten Lebenszyklus des Flug-zeugs hinweg für den Kunden da.

*REACH steht für Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals. Die EU-Verordnung ist am 1. Juni 2007 in Kraft getreten und beinhaltet die

Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien. Das REACH-System basiert auf dem Grundsatz der Eigenverantwortung der Industrie.

Demnach dürfen innerhalb der Europäischen Union nur noch chemische Stoffe in Verkehr gebracht werden, die vorher registriert worden sind. Einige Stoffe, wie zum

Beispiel Chrom oder Cadmium, sind dabei teilweise oder ganz ausgenommen.

Ein Meilenstein für Liebherr-Aerospace: die Inbetriebnahme der A350, deren Bugfahrwerk in Lindenberg produziert wird.

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© Airbus Helicopters

Luftmanagementsysteme für chinesische HubschrauberLiebherr-Aerospace baut seine Präsenz auf dem chinesischen Markt aus und liefert für die neuen Hubschrauber- Typen AC312C und AC312E des Herstellers Hafei-Harbin Luftmanage-ment-systeme. Hierzu hat Liebherr Anfang 2016 mit dem zur AVIC-Gruppe gehörenden Unternehmen einen ent-sprechenden Vertrag unterzeichnet. Ein wichtiger Schritt für Liebherr, da Hafei-Harbin unter den Hubschrau-berherstellern der erste Kunde für Liebherr-Aerospace in China ist. Liebherr-Aerospace Toulouse SAS, Toulouse (Frankreich) entwickelt, zertifiziert, liefert und betreut die Luftmanagementsysteme, die sich

unter anderem durch ihre zuverlässi-gen Komponenten in Leichtbauweise auszeichnen.

Die beiden modernisierten Model-le der AC312-Reihe gehören zur 4-Tonnen-Klasse von Hafei-Har-bin und sind flexibel in der Anwendung: zum Trans-port von Passagieren oder Gütern. Mit der C- und E-Version will das Traditionsun-ternehmen, das seit 1952 Hubschrau-ber herstellt, seine Position auf dem

Der Kompressor ist Teil des von Liebherr-Aerospace entwickelten Kühlsystems.

Programme und Aufträge

wachsenden Hubschraubermarkt in China festigen.

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© COMAC

Programme und Aufträge

COMAC feiert Roll-out der C919Am 2. November 2015 präsentierte die Commercial Aircraft Corporation of China (COMAC) ihr neuestes Passagierflug-zeug – die C919. Die Roll-out-Zeremonie erfolgte im neuen Montage- und Test-Center von COMAC in Shanghai (China). Liebherr-Aerospace liefert mit dem Fahrwerk und dem kom-pletten Luftmanagement zentrale Systeme für das 39 m lan-ge Flugzeug von COMAC, das bis zu 168 Passagieren Platz bietet. Bei der Präsentation teilte COMAC mit, dass bereits 517 Bestellungen für die C919 vorliegen. Der Erstflug ist – nach dem erfolgreichen Abschluss der Bodentests – noch in diesem Jahr vorgesehen.

COMAC hatte die Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH, das Liebherr-Kompetenzzentrum für Flugsteuerungs- und Fahrwerkssysteme, mit der Entwicklung, Herstellung, Qua-lifizierung, Zertifizierung und Wartung des integrierten Fahr-werkssystems der Single-Aisle-Familie C919 beauftragt. Das Unternehmen lieferte das Fahrwerk direkt an die End-montagelinie der COMAC C919 in Shanghai – unweit des

Anfang November 2015 präsentierte die Commercial Aircraft Corporation of China (COMAC) in ihrem neuen Montage- und Test-Center ihr neuestes Passagierflugzeug: die C919.

Pudong International Airport – und unterstützte den Flug-zeugbauer auch bei dessen Integration in das Flugzeug. Für die Entwicklung und Fertigung des Fahrwerks gründete die Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH zusammen mit dem chinesischen AVIC-Mitglied Landing-Gear Advanced Manufacturing Co., Ltd. (LAMC) in Changsha (Provinz Hunan) ein Joint Venture: die Liebherr LAMC Aviation (Changsha) Co., Ltd.

Neben dem Fahrwerkssystem liefert Liebherr-Aerospace das komplette integrierte Luftmanagementsystem für die C919. Dieses System wird von Liebherr-Aerospace Toulouse SAS, Toulouse (Frankreich), dem Liebherr-Kompetenzzen-trum für Luftmanagementsysteme, entwickelt, hergestellt und betreut. Das Unternehmen kooperiert mit dem Nanjing Engineering Institute of Aircraft Systems (NEIAS), um einige Komponenten des Luftmanagementsystems zu konzipieren und zu produzieren.

24 Aerospace 2016

Programme und Aufträge

Systeme für Luftmanagement, Vorflügel- und Landeklappen des E-Jets E2 erfolgreich getestetAnfang des Jahres lieferte Liebherr-Aerospace termingerecht das Luftmanagementsystem und das Vorflügel- und Landeklappensystems für den E190-E2-Jet an Embraer. Im Frühjahr 2013 hatten die Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH (Deutschland) den Auftrag für das Hochauftriebssystem und die Liebherr-Aerospace Toulouse SAS (Frankreich) den Auftrag für das komplette Luftmanagementsystem erhalten. Das E2-Programm ist aufgrund seines engen Zeitplans und den hohen Anforderungen an die Zuverlässigkeit (Maturity) aktuell eines der umfangreichsten Programme bei Liebherr-Aerospace.

Der Roll-out des E190-E2 am 25. Februar 2016 im brasilianischen São José dos Campos war für Embraer ein wichti-ger Meilenstein bei der Entwicklung der zweiten Generation der kommerziellen E-Jet-Familie. Bereits Mitte Februar 2016 hatte die Liebherr-Aerospace Linden- berg GmbH alle für die Flugfreigabe (Safety of Flight) relevanten Nachwei-se und Testergebnisse für die Kompo-nenten und das gesamte Vorflügel- und Landeklappen-Systems vorgelegt. Ein großes Team arbeitet seit drei Jahren an der Entwicklung und Qualifizierung dieses Full-Fly-by-Wire-Hochauftriebssystems. Inklusive integrierten Controllern und Soft-ware besteht es aus einer Vielzahl von Komponenten, die sowohl einzeln als auch im Gesamtsystem gemäß den technischen und behördlichen Vorgaben sowie auf Grundlage der langjährigen Erfahrung von Liebherr auf ihre Zuverlässigkeit und Leis-tungsfähigkeit getestet wurden. Erstmalig baute das Team im Testzentrum bei der

Liebherr-Aerospace in Lindenberg dazu den kompletten Flügel als Prüfstand über die gesamte Länge von 33,7 m im Maß-stab 1:1 auf. „Neben der Fly-by-Wire-Tech-nologie bilden das elektro-mechanische Gesamtsystem, die wartungsoptimierte Aktuatorik und ein neues Slat-Skew-Moni-toring-System sowie die innovative berüh-rungslose Drehmomentmessung während der Flugtests besondere Aspekte“, berich-tet Hüseyin Tas, der als Program Manager Development bei Liebherr-Aerospace für dieses Vorflügel- und Landeklappen- System zuständig ist. Die Zertifizierung ist ein umfangreicher Prozess, der auch die Simulation sämtlicher potenzieller Fehler beinhaltet, um die Reaktion des Systems zu prüfen. Begleitet werden die Tests teil-weise von der brasilianischen Luftfahrtbe-hörde ANAC und Embraer.

Parallel zu den Kollegen in Lindenberg ar-beitete bei Liebherr-Aerospace Toulouse SAS (Frankreich) ein multidisziplinäres Team erfolgreich an der Entwicklung des kompletten Luftmanagementsystems, das eine Vielzahl von modernsten und besonders leichten elektropneumati-schen und mechanischen Komponenten

umfasst. „Von Anfang an legten wir da-bei ein besonderes Augenmerk auf die Prüfung und Einhaltung der Zuverlässig-keitsanforderungen aller Komponenten“, erklärt Denys Kryvov, Program Manager von Liebherr-Aerospace Toulouse. „Dazu wurden zahlreiche Prüfstände entwickelt, im Testzentrum bei Liebherr-Aerospace in Toulouse aufgebaut und während der ver-gangenen zwölf Monate intensiv genutzt.“

Nach der Flugfreigabe unterstützen die Liebherr-Experten die Ground-Testphase bei Embraer im Vorfeld des Erstflugs und bereiten sich für die umfangreiche Zerti-fizierung vor. Bereits Ende 2015 wurden dazu die Komponenten für vier Flugzeug-prototypen, inklusive der für die Flugtests erforderlichen Instrumentierung an Em-braer geliefert. Die nächsten Schritte im Rahmen des E2-Programms sind der Erstflug des E190-E2, gefolgt von einer weiteren Zertifizierung der Systeme bis zur geplanten Inbetriebnahme 2018.

Die E-Jet-E2-Familie umfasst insgesamt drei Flugzeugtypen mit Platz für 80 bis 130 Passagiere. Aktuell liegen Embraer bereits 640 feste Bestellungen und Zusagen vor.

Ende Februar 2016 wurde im brasilianischen São José dos Campos der Roll-out des E190-E2 gefeiert.

Zufrieden mit dem Erreichten: Liebherr-Aerospace Lindenberg Program Manager Hüseyin Tas (li.) und Davor Katalinic, beim Roll-out

Aerospace 2016 25

© Bombardier

Programme und Aufträge

Bombardier CSeries CS100: Zertifizierung von Fahrwerks- und LuftmanagementsystemIm November 2015 hat Liebherr-Aerospace die Zertifizierung für das Fahrwerkssystem sowie das integrierte Luftmanagementsystem der Bombardier CSeries CS100* abgeschlossen. Dies war ein wichtiger Meilenstein für die Entwicklungsteams von Liebherr-Aerospace in Lindenberg (Deutschland) und Toulouse (Frankreich).

Das am Standort Lindenberg entwickelte und gefertigte Fahrwerkssystem setzt sich aus Bug- und Hauptfahrwerk, Aktuatorik, zugehöriger Steuerelektronik sowie Cockpit Con-trols zusammen. „Während der Flugtestphase funktionierte das System wie erwartet“, sagte Ingmar Beyer, Program Manager Development in Lindenberg.

Auch die Zertifizierung des integrierten Luftmanagementsys-tems aus Toulouse – bestehend aus Klima-, Kabinendruck-regel-, Anti-Eis- und Zapfluftsystem – wurde erfolgreich ab-geschlossen. Dabei erforderte die Planung, Entwicklung und Produktion bis hin zur Zertifizierung eine enge Kooperation mit allen Partnern entlang der Lieferkette, die mehr als die Hälfte der Komponenten beisteuern.

Derzeit wird in Lindenberg und Toulouse die Überführung des Flugzeugprogramms von der Entwicklung in die Serien- fertigung und Wartung vorbereitet. Nach mehr als sieben Jahren Entwicklungszeit ist für die beiden Standorte mit der Zertifizierung ein großes Ziel erreicht, an dem das gesamte Entwicklungsteam mit sehr großem Engagement und Einsatz gearbeitet hat. Zahlreiche Qualifikationstests wurden durch-geführt, um die hohen Anforderungen an Funktionalität und

Sicherheit seitens der Behörden und des Kunden zu erfüllen. Eine enge Kooperation ist dabei unerlässlich. „Die Zusam-menarbeit zwischen Bombardier und Liebherr ist sehr part-nerschaftlich, und dieser Teamspirit war für unseren Erfolg ganz wesentlich“, so Olivier Ewangelista, Program Manager Development in Toulouse.

Ende Dezember 2015 vergab das kanadische Verkehrsminis-terium die Zertifizierung für die Bombardier CSeries CS100, sprich für das gesamte Flugzeug. Die Zertifizierung durch die amerikanische sowie die europäische Luftfahrtbehörde ist in den nächsten Wochen zu erwarten, sobald deren Über-prüfungen abgeschlossen sind. Die Übergabe der ersten CSeries CS100 an Swiss International Airlines (SWISS), die erste Fluggesellschaft, die dieses Flugzeug in Betrieb neh-men wird, ist Ende Juni 2016 geplant. Parallel schreitet die Zertifizierung der CSeries CS300 planmäßig voran. Es ist da-von auszugehen, dass das kanadische Verkehrsministerium die CS300 im Sommer 2016 zertifiziert wird.

*Bombardier, CS100, CS300 und C Series sind Marken der Bombardier Inc. oder ihrer Tochter- gesellschaften.

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© Airbus S.A.S.

Technologie

Dreiklang der Zukunft: schnell, leise, umweltfreundlichHerr Professor Hornung, woran arbeiten Sie gerade?Bei Bauhaus Luftfahrt beschäftigen wir uns mit der langfristigen Entwicklung des Luftfahrtverkehrs. Wir schauen uns an, wie die Luftfahrt in 50 Jahren und darüber hinaus aussehen könn-te. Dazu müssen wir viele Faktoren mit in Betracht ziehen, etwa, wie sich das Mobilitätsverhalten unterschiedlicher Personengruppen verändert oder wie sich der Luftverkehr im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern entwickelt. Daraus lassen sich Rückschlüsse ab-leiten, wie ein Fluggerät in der Zukunft aussehen und betrieben werden könn-te. Wir untersuchen neue Technologien auf ihr Potenzial für die Luftfahrt, indem wir mögliche Verbesserungen, die sie bringen könnten, der Evolution kon-ventioneller Systeme gegenüberstel-len. Gleichzeitig schauen wir nach den Möglichkeiten eines effizienten Flugbe-triebs, etwa an Flughäfen oder bei der Flugroutenplanung. Diese ganzheitliche Betrachtung ist wichtig. Wenn beispiels-weise neue Materialien versprechen, die Strahlungsabschirmung drastisch zu er-höhen, dann könnte das die Polarroute

Prof. Dr. Mirko Hornung, Leiter Bauhaus Luftfahrt, München

verlässlich nutzbar machen – als kürzeste Strecke zwi-schen Asien und den USA.

Welcher Megatrend beherrscht die Luftfahrttechnik?Schnell, leise, umwelt-freundlich – dieser Dreiklang charakterisiert das Flugzeug von morgen. Was wir heute schon wissen ist, dass das Wachstum im Flugverkehr von bis zu 5 % im Jahres-durchschnitt anhalten wird. Das heißt, wir sprechen von einer nahezu Verdreifa-chung des Luftverkehrs bis 2050. Es ist also dringend erforderlich, Lösungen und Ansätze zu finden, die das ökologisch und ökonomisch effizient und nachhaltig abbilden können. Da sind wir sofort bei der Frage nach den Möglich-keiten zur CO2-Reduktion. Hier liegt die größte Herausforderung. Die Branche hat sich selber auferlegt, ab 2020 CO2-neutral zu wachsen und den Ausstoß von Koh-lendioxid bis 2050 im Vergleich zu 2005 zu halbieren. Erfüllen sich jedoch die

Wachstumsprognosen, dann muss die Reduzierung 80 % betragen, um die Ziel-vorgaben einzuhalten. Konkret müssen wir also dreimal so viel an CO2 einsparen, wie wir aktuell jährlich produzieren.

Wie kann diese Reduzierung gelingen?Jede neue Flugzeuggeneration bringt etwa 15 bis 18 % Effizienzsteigerung. Das ist enorm – und doch zu wenig.

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© Bauhaus Luftfahrt

Technologie

Wenn wir nur das fortschreiben, werden wir 2050 nicht dort sein, wo wir hinmüs-sen. Darum ist eine Initiative wie „Clean Sky“ so wichtig: Hier wird konkret daran gearbeitet, die Effizienz von Luftfahrt-systemen noch weiter zu erhöhen. Die Optimierung von Triebwerken etwa, der Einsatz neuer, leichter Materialien, die Ablösung von pneumatischen und hy-draulischen Systemen durch elektrisches, intelligentes Energiemanagement an Bord des Flugzeugs – das alles sind wesentli-che Faktoren auf dem Weg zum saube-ren Fliegen. Zusätzlich müssen wir aber auch über grundlegende, vielleicht sogar radikale Veränderungen nachdenken. Wir müssen nach Energiealternativen suchen, um die hohe Abhängigkeit von Kerosin als Treibstoff zu verringern. Und wir müssen neuartige Antriebssysteme entwickeln, vom Hybrid bis hin zu vollelektrischen Architekturen. Betrieben mit nachhaltig erzeugtem Strom am Boden sind sie eine echte Alternative.

Gibt es Möglichkeiten, erneuerbare Energien in der Luftfahrt einzusetzen?Biokraftstoffe sind eine gute kurz- und mittelfristige Option, langfristig sind solare oder aus elektrischer Energie gewandelte Kraftstoffe von ihrer Ge-samtbilanz her vielversprechender. Ge-meinsam mit der ETH Zürich haben wir

zum Beispiel einen Reaktor entwickelt, der Sonnenlicht, Wasser und CO2 in einem Reaktionsprozess unmittelbar in ein Grundmaterial für synthetischen Kraftstoff umwandelt. Dieser unter-scheidet sich nicht von den Eigenschaf-ten heutiger Kraftstoffe, etwa was den Prozess des Betankens angeht. Aber die CO2-Bilanz ist wesentlich besser.

Was denken Sie, wie sieht das Flugzeug der Zukunft aus?Wir gehen nicht davon aus, dass sich die grundsätzliche Form der Flugzeuge, wie wir sie heute kennen, dramatisch ändert. Sicher werden manche Verbesserungen im Hinblick auf Treibstoffverbrauch oder Lärmemissionen auch sichtbar sein, etwa wenn die Turbinentriebwerke im Flug-zeugheck integriert sind. Auch der Einzug elektrischer Antriebe könnte sich auf die Form auswirken, denn sie lassen sich in ihrer Größe variieren, was zu einer größe-ren Wechselwirkung mit der Aerodynamik führt. Aber auch damit blieben die Grund-strukturen des Flugzeugs bestehen.

Werden Flugzeuge in Zukunft ohne Pilot fliegen?Das technisch Machbare ist nicht ohne Weiteres zulässig. Aber der Trend geht zum unbemannten Fliegen und die Tech-nologien sind da. Im Moment arbeiten

die großen Flugzeughersteller an einem Zwischenschritt, nämlich nur noch einen Piloten im Cockpit zu haben. Dafür brau-chen sie jedoch bereits die Technologie im Hintergrund, um im Notfall auch unbe-mannt fliegen zu können. Die Haftungs-fragen sind eine wesentliche Bremse: Wenn ich ein Flugzeug unbemannt, voll-automatisch fliegen lasse und es passiert etwas – wer ist dann verantwortlich?

Welchen Beitrag leisten die neuen Maschinen schon heute zum „sauberen Fliegen“?Eine Menge! Jede neue Flugzeugge-neration ist um fast 20 % effizienter, verbraucht weniger Kraftstoff, stößt weniger CO2 aus, macht weniger Lärm. Gerade in Bezug auf die Gesamtkapa-zitätssteigerung des Luftverkehrs spielt der Lärm eine ganz maßgebliche Rolle, wenn es um die Akzeptanz in der Be-völkerung geht. Die Flotten wären in ih-rer Gesamtbilanz heute schon deutlich besser, wenn die derzeit produzierten Flugzeuge die alten Maschinen erset-zen würden. Aber die werden weiterhin gebraucht, um die ansteigende Nach-frage zu befriedigen. Von CO2-neutra-lem Wachstum kann also noch keine Rede sein. Das ist der nächste große Meilenstein, den es auf dem Weg zum sauberen Fliegen zu erreichen gilt.

Bauhaus Luftfahrt

Prof. Dr. Mirko Hornung ist Leiter des Lehrstuhls

für Luftfahrtsysteme an der TU München. Einer

seiner Forschungsschwerpunkte liegt im Bereich

Flugzeugentwurf. Mit diesem Kerngebiet befasst

sich Prof. Hornung auch in seiner Rolle als

Vorstand für Wissenschaft und Technik von

Bauhaus Luftfahrt e.V. Die Einrichtung wurde

2005 unter anderem von Liebherr-Aerospace

gegründet und erforscht die Zukunft des Luft-

verkehrs. Prof. Hornung studierte im Bereich

Luftfahrttechnik an der Universität der Bundes-

wehr in München und promovierte dort zum

Thema wiederverwendbare Raumtransport

systeme.

28 Aerospace 2016

© Copyright Clean Sky JU© Copyright ATR / BARTHE Pierre

Technologie

Ende Februar 2016 absolvierte in Toulouse ein Testflugzeug des Typs ATR 72 erfolgreich seinen Erstflug im Rahmen des „Green Regional Aircraft“-Programms, das Teil der europä-ischen „Clean Sky Initiative“ ist. Ziel des Testflugs war, die umfangreichen elektrischen Systeme an Bord unter realen Bedingungen zu prüfen. Eines davon ist das elektrisch be-triebene Klimatisierungssystem, das Liebherr-Aerospace Toulouse SAS, das Kompetenzzentrum von Liebherr für Luftmanagementsysteme, entwickelt hat. Dieses sogenann-te Electrical Environmental Control System (E-ECS) ist mit einem neuartigen Turbo-Kompressor samt elektronischer Leistungssteuerung ausgestattet und regelt Druck sowie Temperatur in der Flugzeugkabine. Die Stromversorgung

für das Klimatisierungssystem stammt aus Generatoren, die mit den Flugzeugtriebwerken verbunden sind. „Der erfolg-reiche System-Test unseres elektrischen Klimatisierungs-systems während des Flugs eines Regionalflugzeugs ist für das „Clean-Sky“-Programm ein sehr wichtiger Schritt. Die Flugtest-Ergebnisse haben die Leistungsfähigkeit des Systems bestätigt“, erklärt Dr. Kader Benmachou, Head of R&T Programs and IP bei Liebherr-Aerospace in Toulouse. „Mit unseren innovativen, technologischen Lösungen tragen wir dazu bei, dass Flugzeuge in Zukunft weniger Treibstoff verbrauchen, emissionsärmer und sparsamer werden.“

Neues elektrisches Klimatisierungssystem bei Erstflug erfolgreich

Die Joint-Technology-Initiative „Clean Sky“ (CSJTI) ist eine Partnerschaft zwischen der Europäischen Union und der europäischen Luftfahrtindustrie. Sie ist Teil des EU-For-schungs- und Entwicklungsprogramms „Horizon 2020“. Das Ziel: leisere, effizientere und umweltfreundlichere Flugzeu-ge zu schaffen. Liebherr-Aerospace war bereits im ersten Teil, „Clean Sky 1“, mit der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH, Lindenberg (Deutschland) als eines der Gründungs-mitglieder, mit der Liebherr-Aerospace Toulouse SAS, Tou-louse (Frankreich), und der Liebherr-Elektronik GmbH, Lindau (Deutschland), an der CSJTI beteiligt, der noch bis Ende 2017 läuft. Alle drei Gesellschaften nehmen nun auch an Teil zwei der Initiative teil.

„Clean Sky 2“ ist für die Zeit von 2015 bis 2022 angesetzt und stellt die Kontinuität der Aktivitäten sicher, die im Rah-men von „Clean Sky 1“ laufen. Für Liebherr-Aerospace steht dabei die Entwicklung von Schlüsseltechnologien für das so-genannte More Electric Aircraft in den Bereichen Flugsteue-rung und Fahrwerk für Flugzeuge und Hubschrauber sowie Klimatisierung im Vordergrund (siehe folgende Seiten).

Bis zum Jahr 2022 sollen im Zuge der Initiative alle Techno-logien und Systeme den Technologiereifegrad 6 erreichen, sodass sie in einer relevanten Umgebung getestet werden können. Liebherr-Aerospace will jedoch bei ausgewählten Technologien einen Schritt weiter gehen und bei diesen so-gar den Reifegrad der Flugtauglichkeit erreichen.

Liebherr setzt Engagement bei „Clean Sky“ fort

Das Testflugzeug ATR72 beim Erstflug – mit dem elektrisch betriebenen Klimatisierungssystem von Liebherr an Bord

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Technologie

Als Lead Engineer und Product Package Lea-der in diesem Projekt koordinierte Ingrid Kirch-mann innerhalb eines Teams von Ingenieuren aus verschiedenen Fachdisziplinen die Aktivi-täten zur technischen Konzeptfindung und war als Schnittstelle zum Program Management für die planmäßige und kostengerechte Umset-zung der Entwicklungsschritte verantwortlich. Die Projektverantwortung hat sie inzwischen an ihre Kollegen abgegeben, um an einer Pro-motion zu arbeiten, bei der es um über die Projektarbeit hinausgehende Fragen rund um die Anwendung von EHAs geht. Die Promotion entsteht bei Liebherr-Aerospace in Kooperation mit der TU München und dem Bauhaus Luft-fahrt in München.

Frau Kirchmann, was unterscheidet EHAs für Fahrwerkssysteme von den bislang genutz-ten Systemen?Bei konventionellen Fahrwerkssystemen erfolgt die Energieversorgung über eine Verbindung zum zentralen Hydrauliksystem des Flugzeugs. Der darin vorhandene kon-stante Hydraulikdruck wird für das Schalten der Ein-/Ausfah-ren- und Lenken-Funktionen genutzt. Die Ventile dafür be-finden sich im Fahrwerksschacht der Hauptfahrwerke bzw. direkt auf der Bugfahrwerksstruktur. Diese Architektur benö-tigt zwei Hydraulikleitungen zu jedem Fahrwerk. Angesichts der exponierten Lage des Bugfahrwerks sind lange Leitun-gen die Folge – und damit verbunden relativ hohes Gewicht und hydraulische Verluste.

Das ESTER-Bugfahrwerkssystem realisiert eine dezentrale Hy-draulikversorgung direkt am Bugfahrwerk. Die hydraulische Energie wird vor Ort, also am Fahrwerk „erzeugt“. Als Energie-quelle dient das elektrische Versorgungssystem des Flugzeugs.

Wie ist dieses dezentral arbeitende System aufgebaut?Das ESTER-System besteht im Wesentlichen aus drei Funk-tionseinheiten, die direkt auf der Fahrwerksstruktur, im Fahr-werksschacht oder im Avionik-Schacht untergebracht sind:

dem EHA für den Normalbetrieb, dem EHA für die Notaus-fahr-Funktion und der elektronischen Steuerungseinheit.

Im Normalbetrieb werden die Bugfahrwerksaktuatoren für Ein-/Ausfahren und Lenkung dezentral mithilfe einer Mo-tor-Pumpen-Einheit inklusive Ventilblock betätigt. Diese beiden Funktionen lassen sich über eine elektronische Leis-tungssteuerung ansteuern. Sollte ein Fehler das Ausfahren im normalen Funktionsmodus verhindern, verfügt ESTER über eine zusätzliche dezentrale, unabhängige Notausfahr- Möglichkeit.

Was ist das Besondere an diesem Ansatz?Das Innovative ist der EHA-Einsatz auf Bugfahrwerks-Ebene mit dem damit verbundenen Zusammenspiel der Funktionen „Betätigung“ und „Bugradlenkung“. Durch diese Kombination lassen sich hydraulische Komponenten einsparen und das Gesamtkonzept vereinfachen. Unser Ziel dabei: die Bilanz, also die Bewertung anhand Gewicht, Zuverlässigkeit, Kosten usw., der am Fahrwerk eingesetzten EHAs zu verbessern – um damit letztlich leichtere und effizientere Flugzeuge zu bauen.

EHAs für Fahrwerkssysteme: Ein Beitrag zum More Electric AircraftDie zunehmende Elektrifizierung von Komponenten und Systemen ist in der Luftfahrtindustrie das Gebot der Stunde. Im Forschungsprojekt ESTER (Electro-Hydraulic Steering, Extension and Retraction System), das die Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH im Rahmen des EU-Forschungsprogramms „Clean Sky 2“ realisiert, geht es um eine konkrete Anwendung von elektrohydraulischen Antrieben (EHAs) am Fahrwerk eines Mittel-streckenflugzeugs.

Ingrid Kirchmann, Ingenieurin bei der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH

30 Aerospace 2016

Technologie

Fahrwerksantriebe für die nächste Hubschrauber-GenerationUnter dem Stichwort „More Electric Aircraft“ arbeitet Liebherr-Aerospace daran, die traditionellen hydrau-lischen Aktuatoren in der Flugsteuerung, den Fahrwerken und der Klimatisierung von Flugzeugen und Hub-schraubern durch elektrische Lösungen zu ersetzen. Effizienz und Zuverlässigkeit der Systeme und Komponen-ten sollen gesteigert und gleichzeitig Gewicht und Betriebskosten reduziert werden.

Das Projekt „Electrical Landing Gear Actuation“, kurz ELGA genannt, ist eines dieser innovativen Konzepte: Für den Einsatz direkt an einem Helikopter-Fahrwerk haben Liebherr-Ingenieure einen elektro-mechanischen Antrieb (EMA) entwickelt. Dieser sorgt dafür, wie ein hydraulischer Antrieb, dass das Hubschrauber-Fahrwerk nach dem Take-off ein- und vor der Landung wieder ausfährt. Der Un-terschied dabei ist, dass bei einem elektro-mechanischen Antrieb nun keine hydraulische Versorgung mehr vorhanden sein muss.

„Elektro-mechanische Antriebe bringen deutliche Vorteile mit sich“, sagt Dr. Michael Rottach, Lead Engineer Electro- Mechanical Actuators im Bereich Flugsteuerung und Be-tätigungssysteme bei der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH. „So fallen auch die langen, um die Kabine herum-laufenden Hydraulikleitungen weg und die Umweltauswir-kungen sind geringer, da unter anderem die Entsorgung der Betriebsmittel entfällt. Allerdings sind auch die Herausforde-rungen, die mit den EMAs verbunden sind, nicht zuletzt auf-grund der strengen Anforderungen an die Sicherheits- und Ausfallsicherungssysteme, beträchtlich.“ Davon ließen sich die Ingenieure jedoch nicht beeindrucken: Innerhalb von nur vier Monaten entwickelten und produ-zierten sie einen kompletten schnitt-stellenkompatiblen

ELGA-Demonstrator. Im eingefahrenen Zustand ist dieser röhrenförmige Antrieb 1,40 m lang. Er ist mit einem hoch-effizienten bürstenlosen Gleichstrommotor, einem mechani-schen Verriegelungs- sowie einem Notausfahrsystem aus-gestattet. Die leistungsstarke Elektronik ist direkt im EMA integriert, so dass er sich optimal in seine Betriebsumge-bung am Fahrwerk einfügen lässt.

Mithilfe des Demonstrators prüfte Liebherr-Aerospace in einer umfangreichen „Inhouse“-Testserie die Aktuator- Performance und das Verhalten bei verschiedenen Tempe-raturen, die Vibrationsauswirkungen auf den Schließmecha-nismus sowie die Notausfahr- und die Verriegelungsfunktion. Während der Testphase konnten die Hauptfunktionen des Antriebs erfolgreich bestätigt werden und damit ist Liebherr-Aerospace bereit, Fahrwerksan- triebe für die nächste Helikopter-Systemgeneration anzubieten.

Neues System für die Luftbefeuchtung

Entzündete Augen, trockene Nase, rauer Hals und ein erhöhtes Infektionsrisiko: Grund dafür ist häufig die zu niedrige, relative Luftfeuchtigkeit in der Flugzeug-

kabine von teilweise unter 5%. Dem entgegen wirkt die neueste Generation des Luftbefeuchtungssystems von Liebherr-Aerospace. Die leicht instand zu

haltende Anlage sorgt für eine relative Luftfeuchtigkeit von 20 bis 25 % und sorgt so bei einer Raumtemperatur von etwa 20 bis 24 °C für einen verbesserten

Komfort in der Kabine. Wasser wird aus dem bordeigenen Versorgungstank entnommen und mithilfe von heißer Luft, die von den Flugzeugtriebwerken

abgezapft wird, in einem Boiler mit integriertem Wasser/Luft-Wärmetauscher in keimfreien Wasserdampf umgewandelt. Ein geschlossener Regelkreis

kontrolliert das Feuchtigkeitslevel in der Kabine.

ELGA Demonstrator

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Technologie

Elektronik-Kompetenz aus LindauDas „More Electric Aircraft“ an den Start zu bringen, daran arbeitet auch die Liebherr- Elektronik GmbH in Lindau am Bodensee. Sie gehört zur Sparte Komponenten der Firmengruppe Liebherr und trägt als Lieferant von zukunftsweisenden Elektronik-Hardwarekomponenten dazu bei, dass Flugzeuge in Zukunft leichter, sparsamer und effizienter werden. Das breite Produktspektrum der Leistungselektronik bietet bewähr-te und felderprobte Anwendungen. Mit Motor-Control-Elektronik für elektrische Antriebe in unterschiedlichen Leistungsklassen werden verschiedenste Applikationen, wie elektrische Aktuatoren oder elektrisch angetriebene Kompressoren für die Klimatisierung, unterstützt.

„Neue Technologien erhöhen die Funk-tionalität und Zuverlässigkeit der Elek-tronik und senken die Kosten“, erklärt Dr. Ralf Cremer, Geschäfts- und Ver-triebsleitung Elektronik Luftfahrt und Bahnfahrzeuge bei der Liebherr-Elek-tronik GmbH. „Deshalb konzentrieren wir uns darauf, mithilfe innovativer Ma-terialien, neuer Mikroprozessoren oder neuartiger Fertigungsverfahren diesen Trend weiter voranzutreiben.“

Die Liebherr-Elektronik GmbH wurde im Jahr 2000 gegründet und beschäf-tigt heute rund 640 Mitarbeiter. Allein 300 davon gehören zum Geschäftsbe-reich Luftfahrt und Bahnfahrzeuge. In den vergangenen Jahren entwickelten und produzierten die Elektronik-Exper-ten über 50 neue Produkte. „Ob Bau-teile für das Luftmanagement, die Flug-steuerung oder Fahrwerkssysteme: In praktisch jedem modernen Flugzeug sind Komponenten aus Lindau ver-baut“, sagt Dr. Ralf Cremer.

Die Zusammenarbeit zwi-schen der Liebherr-Elek- tronik GmbH und Liebherr- Aerospace läuft über schlanke Prozesse: So-bald eine Anfrage eines Flugzeugherstellers bei Liebherr-Aerospace ein-geht, holen die zustän-digen Verantwortlichen die Experten aus Lindau an Bord. „Gemeinsam erarbeiten wir dann die für den Kunden optimale Hardware-Spezif ikation für das in Liebherr-Aero- space zu entwickelnde System“, erläutert Ralf Cremer die Vorgehenswei-se. Die Liebherr-Elektronik unterstützt Liebherr-Aero- space außerdem bei der Entwicklung von Demonstratoren und wirkt in Forschungsprogrammen mit. Beispielsweise entwickelten die Fachkräfte aus Lindau im Rahmen der „Clean Sky“-Initiative einen neuen Wechselrichter für das Liebherr-Klima-tisierungssystem der nächsten Gene-ration, das den Druck und die Tem-

peratur in der Flugzeugkabine regelt.

Die Motor-Control-Elektronik der Liebherr-Elektronik GmbH für Antriebe in unterschiedlichen Leistungsklassen unterstützt verschiedene Applikationen wie elektrische

Aktuatoren oder elektrisch angetriebene Kompressoren für die Klimatisierung.

Der Vorteil der engen Zusammenarbeit innerhalb der Firmengruppe Liebherr liegt in der gezielten Bündelung der Kompetenzen: „Wir bringen unse-re Erfahrungen im Elektronik-Bereich mit und können so gemeinsam mit Liebherr-Aerospace den Flugzeugher-stellern ein ganzes System hochwerti-ger Produkte aus einer Hand anbieten“, weiß der Geschäftsführer. Ralf Cremer sieht weitere Synergieeffekte durch die Zusammenarbeit mit Liebherr- Aerospace: „Die Elektrifizierung in der Luftfahrt wächst überproportional – hier bietet sich für uns ein interessanter Wachstumsmarkt.“

Dr. Ralf Cremer, Geschäftsführer und Vertriebsleiter Elektronik Luftfahrt und Bahnfahrzeuge bei der Liebherr-Elektronik GmbH

32 Aerospace 2016

Erster Regionaljet ARJ21 ausgeliefertEnde November 2015 lieferte der chi-nesische Flugzeughersteller COMAC den ersten Advanced Regional Jet ARJ21-700 an seinen Erstkunden Chengdu Airlines aus. Direkt im An-schluss an die feierliche Übergabe am Fertigungsstandort Shanghai flog die Maschine an ihren Bestimmungsflug-hafen Shuangliu Airport in Chengdu.

Die ARJ21 ist mit einem integrierten Luftmanagementsystem und Hoch- bzw. Niederdruckleitungen der Liebherr- Aerospace Toulouse SAS ausgestattet, dem in Toulouse (Frankreich) ansäs-sigen Kompetenzzentrum für Luftma-nagementsysteme von Liebherr. Für das Fahrwerkssystem des Regional-jets einschließlich Bremssystem, Räder und Reifen zeichnet die Liebherr- Aerospace Lindenberg GmbH, Kom-petenzzentrum für Flugsteuerungs- und Betätigungssysteme sowie Fahr-werke, mit Sitz im süddeutschen Lindenberg, verantwortlich.

Kundenservice

COMAC startete das ARJ21-Programm 2002. Anfang 2015 erfolgte die Zertifi-zierung durch die chinesische Luft-fahrtbehörde Civil Aviation Administra-tion of China (CAAC). Der Regionaljet, zu dem bis dato 300 Bestellungen vor-liegen, wird künftig von Chengdu Air-lines und anderen chinesischen Flug-gesellschaften eingesetzt. Über den vor zwei Jahren eröffneten Wartungs-

Der neue, mit Technik von Liebherr-Aerospace ausgestattete Regionaljet ARJ21

betrieb in Shanghai wird Liebherr-Ae-rospace sowohl COMAC als auch die Betreiber mit Material versorgen und verschiedene Servicelösungen anbie-ten. Liebherr sorgt somit für den tech-nischen Support seiner im Flugzeug verbauten Systeme und Komponenten über den gesamten Lebenszyklus der ARJ21 hinweg.

Aerospace 2016 33

Kundenservice

Liebherr-Aerospace schließt Support-Vertrag mit Wuhan HangdaDer chinesische Reparatur- und Wartungsspezialist Wuhan Hangda hat mit Liebherr-Aerospace einen Support-Vertrag für Flugzeug-Komponenten für die Airbus-Programme A320 und A330/A340 abgeschlossen: Der in Shanghai ansässige Wartungsbetrieb Liebherr-Aerospace China unterstützt die Wuhan Hangda Aero Science & Technology Development Co., Ltd., Wuhan, bei der Reparatur von A320- und A330/A340-Bauteilen mit vom Originalhersteller anerkannten technischen Daten und der exklusiven Lieferung von Origi-nalersatzteilen. Diese Komponenten wurden von Liebherr- Aerospace an den deutschen bzw. französischen Stand-orten in Lindenberg und Toulouse entwickelt und werden dort auch produziert.

Wuhan Hangda Aero Science & Technology Development Co., Ltd. ist auf die Wartung, Reparatur und Instandset-zung von elektromechanischen, hydraulischen und pneu-matischen Flugzeugkomponenten sowie Fahrwerken spezialisiert. Die 2004 gegründete Firma gehört zu den größten Anbietern in diesem Bereich in China und hat ih-ren Sitz in direkter Nähe zum Flughafen Wuhan Tianhe in der Provinz Hubei.

Feierliche Vertragsunterzeichnung: Amy Wan (vorne li.) und Vice President Wu Peizhen (hinten li.) als Vertreter der Wuhan Hangda Aero Science & Technical Development Co., Ltd. sowie Eric Thévenot für Liebherr-Aerospace China (vorne re.) und Joël Cadaux, Director Business & Services – Customer Support & Services bei der Liebherr-Aerospace & Transportation SAS (hinten re.).

Liebherr-Aerospace von Dassault Aviation für besten Kundendienst ausgezeichnet Zum vierten Mal in Folge hat die Liebherr-Aerospace Toulouse SAS von Dassault Aviation die Auszeichnung „Bester Kundendienstleister des Jahres“ für die Falcon Business Jets des französischen Flugzeugherstellers er-halten. Anlässlich der feierlichen Übergabe des Preises am Liebherr-Standort in Toulouse (Frankreich) würdigten Guillaume Landrivon, Vice President Worldwide Falcon Spares, und Dominique Sautarel, Senior Manager Supplier Management bei Dassault Aviation, die herausragenden Leistungen und kontinuierlichen Verbesserungen beim Kun-dendienst von Liebherr-Aerospace für die Falcon-Flotte. „Unser großer Dank gilt Liebherr-Aerospace Toulouse. Das Unternehmen hat sich den ersten Platz als bester Falcon- Kundendienstanbieter erneut verdient und stellt seinen Status als zuverlässiger Partner nun schon seit vier Jah-ren unter Beweis. Unsere neueste Herausforderung ist die Falcon 5X, ein neues Flugzeug, das sich durch seine

optimierten Flugeigenschaften auszeichnet. Selbstver-ständlich setzt Dassault Aviation auch hier auf die Unter-stützung von Liebherr-Aerospace“, so Dominique Sautarel.

34 Aerospace 2016

Kundenservice

Mike und Adam Edwards, was sind Ihre Aufgaben bei Liebherr-Aero- space Saline und wie haben Sie sich in Ihrem Beruf entwickelt?Adam: Wir haben hier am selben Tag als Servicetechniker angefangen, auch wenn ich eigentlich lieber in die Maschinenwerkstatt wollte. Nach ei-nem Jahr begann ich, die Hälfte der Zeit in der Maschinenwerkstatt zu ar-beiten. Als die Arbeit zunahm, wurde ich schließlich dort als Vollzeit-Mecha-niker hin versetzt, wo ich seitdem nun tätig bin. Meist arbeite ich an Kompo-nenten von Fahrwerkssystemen. An ei-nem typischen Tag repariere ich einge-hende Teile, indem ich beispielsweise Korrosionsschäden beseitige, Buchsen ersetze usw. Außerdem stelle ich ver-schiedene Buchsen für das Lager her und vertrete meinen Vorgesetzten in dessen Abwesenheit.

Mike: Wie Adam ja bereits sagte, fingen wir zusammen als Servicetechniker an. Ich behielt diese Stelle fast sechs Jah-re, bevor im technischen Kundendienst eine Stelle frei wurde und ich im Mai 2012 als „Technical Support Analyst“ dorthin wechselte. Das Interessante an dieser Tätigkeit ist, dass viele der Repa-raturen, die in der Maschinenwerkstatt ausgeführt werden, nicht im Handbuch für Komponentenreparatur beschrieben sind. Die technische Abteilung erarbei-tet dann Reparaturprozesse, die den Kunden so wenig wie möglich kosten sollen, indem zum Beispiel beschädig-te Teile nicht komplett ersetzt, sondern nach Möglichkeit repariert werden. Eine meiner Aufgaben ist dabei die Koor-dination zwischen unseren Kunden – Flugzeughersteller und -betreiber sowie Leasinggesellschaften – und dem Ent-wicklungs- und Konstruktionsbereich von Liebherr-Aerospace, um diese Re-paraturen genehmigen zu lassen.

Wer sind Ihre Kunden und was sind die größten Herausforderun-gen in Ihrem Job? Mike: Ich unterstütze den Kundendienst auf dem amerikanischen Kontinent durch meine Arbeit an Flugzeugen, die

mit Systemen von Liebherr-Aerospace ausgestattet sind. Außerdem bin ich Nachrüstungskoordinator, was ange-sichts der zahlreichen Betreiber, die an flottenweiten Nachrüstkampagnen teil-nehmen, eine echte Herausforderung

„Wir sind froh, unseren Beitrag zu leisten“: Die Brüder Mike (li.) und Adam Edwards arbeiten seit zehn Jahren bei Liebherr-Aerospace in der Niederlassung in Saline, Michigan (USA).

Den Bedarf ihrer Kunden jederzeit im Blick

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Kundenservice

Im April 2016 hat die Liebherr-Aerospace Saline, Inc. an ihrem im US-Bundesstaat Michigan gelegenen Stand-ort Saline ihr neues Gebäude eingeweiht. Der rund 3.000 m² große Bau liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum 13.000 m² umfassenden Stammgebäude. Mit dem Neubau erweitert das Unternehmen seine Aktivitäten im Bereich einfacher Fertigung und schafft die Grundlagen für die Inhouse-Reparatur von Wärmetauschern.

Das neue Werk ist mit moderner Fertigungstechnik aus-gestattet, darunter Schweißroboter und fortschrittliche 3D-Messtechnologie für berührungslose Prüfverfahren. „Dass wir jetzt Wärmetauscher vor Ort reparieren kön-nen, ist eine entscheidende Ergänzung unserer Repara-turmöglichkeiten in den USA“, sagt Charles Thoyer-Rozat, Executive Vice President Customer Support & Services Aerospace der Liebherr-Aerospace & Transportation SAS.

sein kann. Generell lässt sich sa-gen: Wir arbeiten im Kundendienst für Fahrwerks-, Flugsteuerungs- und Luftmanagementsysteme für fast alle gängigen Flugzeuge.

Die Herausforderungen ergeben sich aus der großen Zahl unterschiedlicher Produkte, die wir für viele Kunden betreuen. Jeder Kunde hat seine ganz eigenen Vorgaben und technischen Anforderungen, die wir beachten müs-sen. Wir kümmern uns um die gesamte Koordination zwischen unserem Stand-ort und dem Kunden und sorgen dafür, dass alles korrekt erledigt wird. Dazu gehören auch die internen Prozesse. Wir beide sind zertifizierte interne Au-ditoren des AS9110-Auditprogramms. In dieser Funktion führen wir das Audit in verschiedenen Abteilungen von Lieb-herr-Aerospace Saline durch. Wir stel-len also sicher, dass Prozesse korrekt ausgeführt werden. Dies trägt natürlich zur Kundenzufriedenheit bei.

Welche Entwicklungen haben Sie in den vergangenen Jahren erlebt?Mike: Im vergangenen Jahrzehnt ist dieses Unternehmen hinsichtlich der

Neue Fertigung in Saline eröffnetDie Liebherr-Aerospace Saline, Inc. nahm bereits 1991 den Betrieb auf. Heute unterstützt die Gesellschaft Kun-den in Amerika in den Bereichen Wartung, Reparatur und Überholung sowie Lagerhaltung von Luftmanagementsys-temen, Flugsteuerungs- und Betätigungssystemen sowie Fahrwerken. Werden Serviceleistungen für Ausrüstungstei-le erforderlich, die Liebherr-Aerospace Saline, Inc. im Inland nicht anbieten kann, fungiert das Unternehmen als Binde-glied zwischen den Kunden und den beiden Originalteile- Herstellern in Europa, der Liebherr-Aerospace Toulouse SAS in Frankreich und der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH in Deutschland. Diese Leistungen beinhalten auch das Austausch- und Reparaturmanagement.

Den Bedarf ihrer Kunden jederzeit im Blick Zahl der Teammitglieder und des Platz-bedarfs enorm gewachsen. Zweimal haben wir beide schon eine Erweite-rung der hiesigen Liebherr-Aerospace Niederlassung miterlebt und nun auch den Bau eines neuen Gebäudes, der im April 2016 abgeschlossen wurde. Diese Entwicklung ist nicht nur für die lokale Wirtschaft positiv, sondern auch für die Familie Liebherr und das gesam-te Unternehmen. Die Luftfahrtindustrie hat eine vielversprechende Zukunft und ich glaube, dass wir hier in Saline her-vorragende Arbeit leisten.

Adam: Wir Mechaniker versuchen stets, unsere Prozesse zu verbessern und auf den neuesten Stand zu bringen und so die Abläufe insgesamt zu opti-mieren. Dies ist eines der Qualitätsziele von Liebherr-Aerospace Saline, wenn es darum geht, sich kontinuierlich wei-terzuentwickeln. Das Unternehmen ist bestrebt, regelmäßig neue Verfahren für Nacharbeiten zu entwickeln, um auf Kundenseite Zeit und Kosten ein-zusparen. So gab es zum Beispiel be-reits zahlreiche Entwicklungen bei den Nacharbeiten an Komponenten.

Wie kamen Sie zu Liebherr- Aerospace Saline?Mike: Eigentlich begann alles mit unserer Mutter, die auch bei Liebherr gearbeitet hat. Sie war bei Liebherr Saline etwa 17 Jahre lang als General Office Manager beschäftigt und ging Anfang 2013 in Rente, um mehr Zeit für ihre Enkel zu ha-ben. Wir beide haben jeweils drei Kinder, bei Adam ist das vierte Kind unterwegs.

Was schätzen Sie als Mitglied des Liebherr-Teams am meisten?Adam: In erster Linie schätzen wir, dass wir für unsere Familien sorgen und uns selbst treu bleiben können. Davon ist auch unsere tägliche Arbeit bei Liebherr geprägt. Wir versuchen immer, uns zu verbessern, und tun alles, um unseren Kunden ein gutes Produkt zu bieten und so die Unter-nehmensentwicklung voranzubringen. Das motiviert uns enorm und wir sind einfach froh, unseren Beitrag zu leisten. Dies ist ein großartiges Unternehmen, für das wir hoffentlich noch viele Jahre arbeiten dürfen!

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Programmbeteiligungen

AirbusAirbus A300-600• Betätigungszylinder der oberen Laderaumtür• Fahrwerksklappen-Betätigungszylinder• Bugfahrwerk• Hochauftriebssystem• Kabinendruckregelsystem• Krüger-Betätigungszylinder• Verriegelungsbetätigungszylinder

Airbus A310• Bugfahrwerk• Hochauftriebssystem• Kabinendruckregelsystem• Krüger-Betätigungszylinder

Airbus Single Aisle Family ceo/neo• Avionik-Kühlsystem • Laderaum-Heizsystem• Hochauftriebssystem• Hochdruck / Energieübertragungseinheit

Manifolds• Klimatisierungssystem• Luftkühler• Seitenruder-Servosteuerung• Sicherheitsventil• Treibstofftank-Inertisierungssystem –

CSAS (außer A319CJ) • Triebwerkabzapfluftsystem

Airbus Long Range Family ceo/neo• Avionik-Kühlsystem• Fahrwerksklappen-Betätigungszylinder• Federstrebe• Frachttür-Betätigungszylinder• Hilfstriebwerk-Getriebe (Langstrecke)• Hochauftriebssystem• Klimatisierungssystem• Laderaum-Heizsystem• Luftbefeuchtungssystem

Crew-Aufenthaltsräume• Luftkühler• Seitenruder-Servosteuerung

(Airbus A340 Enhanced)• Spoiler-Servosteuerung• Treibstofftank-Inertisierungssystem – CSAS• Triebwerkabzapfluftsystem

Airbus A350 XWB• Beweglicher Dämpfer• Bugfahrwerk• Landeklappen Aktives Differenzialgetriebe• Strebe mit Kraftmessdose• Vorflügelklappenbetätigung

Airbus A380• Hochauftriebssystem• Laderaum-Heizsystem• Luft- / Hydraulikkühlsystem• Luftversorgungskühlung Reservoir• Pneumatisches Verteilsystem• Spoilerbetätigung• Triebwerkabzapfluftsystem• Zusatzkühlsystem

Airbus Defence and SpaceA400M• Belüftungssteuerung• Flügel-Anti-Eis-Ventile• Flügelspitzenbremse• Frachttorrampen-Betätigungssystem• Kabinendruckregelsystem

Alenia C27-J• MELTEM III-MMI Hilfskühl-System• MELTEM III-MMI Klimatisierungskontrolleinheit

M-346• Bugfahrwerklenkungssystem• Bugfahrwerkssystem• Hauptfahrwerkssystem

AntonovAN-74 / AN-140• Kabinendruckregelsystem

AN-132• Integriertes Luftmanagementsystem

AN-148 / AN-158• Integriertes Luftmanagementsystem

AN-178 Prototyp• Integriertes Luftmanagementsystem

ATRATR 42 / 72• Kabinendruckregelsystem• Anti-Eis-Ventile

AVIC HAIGAC 312• Klimatisierungssystem

BoeingB747-8• Klimatisierungssystem• Triebwerkabzapfluftsystem

B767 Tanker• Treibstofftank-Inerting-Ventile

B777-200LR• Zusatztank-Druckbeaufschlagungssystem

B777X• Flügelenden-Klappantriebssystem• Hochauftriebssystem-Stellantriebe• Zentrale Antriebseinheit und Hydraulikmotor für

Betätigungssystem der Flügelvorderkanten

Bombardier AerospaceChallenger 300 / 350• Hoch- und Niederdruckleitungen• Integriertes Luftmanagementsystem• Landeklappenbetätigungssystem

Airbus HelicoptersAS350 / 355 Ecureuil• Klimatisierungssystem-Komponenten• Zahnräder für Hauptgetriebe

AS365 • Klimatisierungssystem

BK117• Hydraulikaggregat• Servosteuerung Haupt- und Heckrotor• Zahnräder für Getriebe (ZFL)

H120• Komponenten Klimatisierungssystem

H130• Klimatisierungssystem

H135 / H135M• Hydraulikaggregat• Servosteuerung Haupt- und Heckrotor• Zahnräder für Getriebe (ZFL)

H145• Heckrotorgetriebe• Hydraulikaggregat• Servosteuerung Haupt- und Heckrotor• Zahnräder für Getriebe (ZFL)

H160• Hauptrotorstellantriebe• Heckrotorgetriebe• Klimatisierungssystem-Komponenten

H175• Klimatisierungssystem-Komponenten

H225 / H225M• Klimatisierungssystem-Komponenten• Heizsystem

NH90• Fly-by-Wire-Servosteuerung Haupt- und

Heckrotor

• Getriebe Hilfstriebwerk• Klimatisierungssystem-Komponenten

Tiger• Heckfahrwerk• Klimatisierungssystem• Servosteuerung Haupt- und Heckrotor• Zahnräder für Heckgetriebe (ZFL)

UH-72A Lakota LUH• Hydraulikventilblock / -behälter• Servosteuerung Haupt- und Heckrotor• Zahnräder für Getriebe (ZFL)

• Klimatisierungssystem• Rumpf-Anti-Eis-System• Spoiler-Servosteuerung• Treibstofftank-Inertisierungssystem –

CSAS-Komponenten• Triebwerkabzapfluftsystem• Querruder, Höhenruder,

Seitenruder-Servosteuerung• Zentrale Antriebseinheit

Eurofighter / Typhoon• AMAD-Getriebe• Betätigungszylinder primäre Flugsteuerung –

Fly-by-Wire-Technologie• Bremsklappen Betätigungszylinder-

Servosteuerung• Bugfahrwerk• Bugfahrwerk Einfahr-Betätigungszylinder• Filterpaketeinheiten• Hauptfahrwerk Seitenstreben• Motorgetriebene Hydraulikpumpe

MRTT ARBS• Seiten-/Höhenruder-Steuersystem

CobhamCobham Mission Equipment

Pod• Schlauchtrommel-Antriebssystem

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Finmeccanica HelicoptersAW109• Klimatisierungssystem

AW139• Fahrwerkssystem• Klimatisierungssystem

AW149• Fahrwerkssystem• Fly-by-Wire Haupt- und

Heckrotor-Betätigungszylinder• Klimatisierungssystem

AW169• Klimatisierungssystem

AW189• Fahrwerkssystem• Fly-by-Wire Haupt- und Heckrotor-Betätigungszylinder• Klimatisierungssystem

T129• Klimatisierungssystem

COMACARJ21• Fahrwerkssystem inkl. Bremssystem,

Räder und Reifen• Hoch- und Niederdruckleitungen• Integriertes Luftmanagementsystem

C919• Fahrwerkssystem• Hoch- und Niederdruckleitungen• Integriertes Luftmanagementsystem

Daher-SocataTBM850 / 900• Kabinendruckregelsystem• Klimatisierungssystem• Triebwerkabzapfluftsystem

Dassault AviationFalcon 50EX / 900 / 2000 / 2000EX• Kabinendruckregelsystem• Klimatisierungssystem• Triebwerkabzapfluftsystem

Falcon 5X• Luftmanagementsystem• Kabinenluft-Befeuchtungssystem

Falcon 7X / 8X• Kabinenluft-Befeuchtungssystem• Triebwerkabzapfluftsystem

Mirage 2000• Kabinendruckregelsystem• Klimatisierungssystem• Triebwerkabzapfluftsystem

Rafale• Kabinendruckregelsystem• Klimaanlagen-Komponenten• Triebwerkabzapfluftsystem

EmbraerALX• Kabinendruckregelsystem

E-Jets E1• Fahrwerkssystem inkl. Bremssystem,

Räder und Reifen

FAdeAIA-63 Pampa III• Fahrwerkkomponenten• Hochauftriebssystem Komponenten• Primäre Flugsteuerungskomponenten• Komponenten für Klimatisierungs-, Heizungs-

und Ventilationseinheiten

HALALH• Heiz- und Belüftungssystem

Dornier 228• Bugfahrwerklenkungssystem• Fahrwerksbetätigungszylinder• Landeklappenbetätigungssystem

HJT 36• Kabinendruckregelsystem

Jaguar• Kabinendruckregelsystem

LCA• Kabinendruckregelsystem

Textron Beechcraft750 / 850XP / 900XP• Kabinendruckregelsystem

IAIElta• Klimatisierungseinheit

G200• Hochauftriebssystem• Kabinendruckregelsystem-Komponenten

KamovKA-226T• Klimatisierungssystem

Rolls-RoyceTrent 7000• Hochdruck-Rückschlagventil

Korean Aerospace IndustriesKHP• Kabinendruckregelsystem-Komponenten

KT-1• Kabinendruckregelsystem• Triebwerkabzapfluftsystem• Ventilationskontrollsystem

Northrop GrummanLitening• Klimatisierungseinheit für POD

RafaelLitening• Klimatisierungseinheit für POD

RUAG AerospaceDornier 228 New Generation• Bugfahrwerklenkungssystem• Fahrwerksbetätigungszylinder• Landeklappenbetätigungssystem

Sukhoi Civil Aircraft CompanySuperJet 100• Fly-by-Wire-Flugsteuerungssystem• Integriertes Luftmanagementsystem• Treibstofftank-Inertisierungssystem – CSAS

Snecma Silvercrest• Triebwerkabzapfluftsystem

ThalesDamocles• Klimatisierungseinheit für POD

RECO NG• Klimatisierungseinheit für POD

MELTEM II• Klimatisierungseinheit

Turkish Aerospace IndustriesTurkish Light Utility Helicopters (TLUH)• Klimatisierungssystem

CRJ700 / 900• Integriertes Luftmanagementsystem• Niederdruckleitungen

CRJ1000• Command-by-Wire-Seitenruder

Steuerungssystem• Integriertes Luftmanagementsystem• Niederdruckleitungen

CSeries• Fahrwerkssystem• Integriertes Luftmanagementsystem

Dash8-400• Kabinendruckregelsystem

Global Express• Dämpferstrebe Bugfahrwerk• Integriertes Luftmanagementsystem• Kabinenluftbefeuchtungssystem

G5000• Dämpferstrebe Bugfahrwerk• Integriertes Luftmanagementsystem• Kabinenluftbefeuchtungssystem

G6000 / G7000 / G8000• Integriertes Luftmanagementsystem

E-Jets E2 • Bugfahrwerk-Lenkungsmodul• Hochauftriebssystem• Integriertes Luftmanagementsystem

Embraer 135 / 145 / Legacy 650• Bugfahrwerk• Kabinendruckregelsystem• Landeklappenbetätigungssystem

Lineage• Fahrwerkssystem inkl. Bremssystem,

Räder und Reifen

KC-390• Flügel-Anti-Eis-Ventile• Kabinendruckregelsystem• Klimatisierungssystem• Triebwerkabzapfluftsystem

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© Siemens

Langfristige Kundenbindung durch das Servicezentrum in Gatwick Das Bahngeschäft im Großraum London wächst kontinuierlich – und mit ihm der Geschäftsbetrieb im Servicezent- rum von Liebherr-Transportation Systems in Gatwick. Das Team vor Ort ist spezialisiert auf die Wartung, Reparatur, Überholung, Inbetriebnahme und Prüfung von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen (HVAC-Systemen) für ver-schiedene Bahngesellschaften. Auf rund 900 m² versorgt es die Kunden mit Material, unterstützt sie mit techni-schem Support sowie Schulungen und zeichnet sich dabei durch hohe Standards und Engagement aus.

Der erste große Auftrag für das 2014 eröffnete Servicezentrum von Liebherr ist die Überholung der HVAC-Systeme von Class-159-Zügen der Wabtec Rail Group. Erst kürzlich wurden die ers-ten drei Sets exakt gemäß den Kun-denvorgaben hinsichtlich Zeit, Umfang und Qualität fertiggestellt. Mit ihrem Fachwissen unterstützt die Mannschaft von Liebherr-Transportation Systems in Gatwick die Kunden durch eine intelli-gente und vorausschauende Wartung. Die regelmäßige Prüfung der Syste-me erlaubt dem Kundendienstteam nicht nur, Entwicklungen zu erkennen und Verbesserungen vorzuschlagen,

sondern auch Änderungen direkt am Gerät vorzunehmen und optimale Sys-teme und Lösungen anzubieten. Einer der wichtigsten Services ist dabei die Hotline: Fünf Techniker be-treuen abwechselnd die Kunden an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr und bieten direkte Unter-stützung bei Notfällen. Der Ansatz, den das Wartungs-center verfolgt, ist, nicht nur Garantieleistungen auszu-führen, sondern langfristige Kundenbeziehungen aufzu-bauen.

Liebherr-Transportation Systems

In diesem Zusammenhang war die Entscheidung von Liebherr, sich in der Nähe des zentralen Servicedepots von Siemens niederzulassen, auch ein

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Liebherr-Transportation Systems

wesentlicher Faktor für das Zustan-dekommen der Zusammenarbeit mit Thameslink. Liebherr-Transportation Systems wurde von Siemens ausge-wählt, um für die Dauer von zunächst zehn Jahren Wartungs- und Support-leistungen für die HVAC-Systeme der 115 Züge der Class-700-Flotte von Thameslink mit 1.140 Wagen durchzu-führen. Ingenieure der Liebherr-Trans-portation Systems und von Siemens arbeiten dabei gemeinsam daran, Ser-viceumfang, Methoden und Prüfinter-valle weiterzuentwickeln, zu optimieren und zu verfeinern. Das Ziel: effektive Wartungsprozesse und größtmöglicher Fahrgastkomfort. „Für den Kunden entsteht dann ein Mehrwert, wenn Ex-perten die Wartungsarbeit überneh-men“, sagt Alan LePatourel, UK Sales Director bei Liebherr-Transportation Systems. „Es ist unsere Aufgabe, Zug- reisen so komfortabel wie möglich zu gestalten, und dafür verbessern wir kontinuierlich die Klimasysteme.“ So wurde bei einem ersten persönlichen

Treffen eine Roadmap aufgrund des Plans von Thameslink erarbeitet, um diese sukzessive ent-sprechend der Kunden- wünsche umzusetzen.

Des Weiteren werden im Servicezentrum in Gatwick aktuell die Vorbereitungen für die kürzlich vereinbar-te Zusammenarbeit mit Arriva TrainCare getroffen. Für den im englischen Cheshire ansäs-sigen Kunden wird Liebherr-Transpor-tation Systems 35 Class-158-Züge für den Regionalverkehr mit HVAC-Syste-men nachrüsten. Acht Waggons, die bereits mit HVAC-Systemen von Lieb-herr ausgerüstet sind, sollen außerdem überholt und modernisiert werden. Hier liegt die Herausforderung vor allem in den knappen Zeitvorgaben: Da für jede Arbeitsdurchführung lediglich eine Woche vorgesehen ist, ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Kunden

unerlässlich. Great Western Railway Ltd. setzt die Dieseltriebzüge der Class 158 auf einigen der am höchsten aus-gelasteten Strecken im Südwesten Englands und darüber hinaus ein.

Die bestehenden und neuen Kooperati-onen tragen zur systematischen Expan-sion sowie der langfristigen Kundenbin-dung bei. „Das beste Feedback, das wir bekommen können, ist, wenn die Kun-den unseren Service schätzen und lang-fristig nutzen“, bestätigt Alan LePatourel.

Ob reparieren, warten oder prüfen: Die Mitarbeiter von Liebherr-Transportation Systems im Servicezentrum in Gatwick verfügen über umfassendes Know-how in Sachen Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen.

Auf rund 900 m² hält das Liebherr-Servicezentrum in Gatwick Material für die HVAC-Systeme seiner Kunden bereit.

40 Aerospace 2016

Liebherr-Transportation Systems

Mehr Komfort für die Hamburger U-Bahn

Klimatisierte S-Bahnen im Stuttgarter Kessel

Liebherr-Transportation Systems wird für Bombardier Trans-portation 33 U-Bahn-Fahrzeuge des Typs DT5 mit Klimage-räten und Warmwasserheizungen ausstatten. Die Züge transportieren die Fahrgäste der Hamburger Hochbahn AG in und um die Hansestadt herum. Jeweils drei Fahrgastraum- sowie zwei Fahrerraum-Klimageräte von Liebherr werden pro Fahrzeug installiert. Die Warmwasserheizungen, die die Ab-wärme der Traktion zum Heizen nutzen, sind für den Fahr-gastraum bestimmt.

Im Fokus der Ausstattung der Züge steht der Komfort für die Fahrgäste: Das DT5-Metro-Fahrzeug ist die erste Baureihe

Die Kessellage von Stuttgart (Deutschland) ist bekannt: Hohe Feinstaubwerte das gesamte Jahr hindurch und ste-hende Hitze während der Sommertage. Der öffentliche Personennahverkehr spielt daher eine wichtige Rolle in der süddeutschen Großstadt, nicht zuletzt um die automobile Verkehrsbelastung zu reduzieren. 2016 wird Liebherr-Trans-portation Systems Klimasysteme für zehn S-Bahn-Fahrzeuge der Baureihe ET 430 von Bombardier liefern. Insgesamt wer-den 40 Klimageräte für die Fahrgasträume eingebaut wer-den, 20 Einheiten für die Fahrerkabinen. Die Klimaaggregate

im Fahrzeugbestand der Hamburger Hochbahn AG, die den Passagieren klimatisierte Fahrgasträume bietet.

Dieser Auftrag stärkt nicht nur die Position der Liebherr-Trans-portation Systems als führender Anbieter für Klimageräte in Deutschland, sondern ist außerdem Beleg für die langjähri-ge erfolgreiche Zusammenarbeit mit Bombardier im Bereich Verkehrstechnik. Die Auslieferung aller Geräte soll im Juli 2017 abgeschlossen sein.

für die Fahrgasträume sind dabei besonders energiespa-rend, da sie die Abwärme der Traktion zum Heizen nutzen.

Als Weiterentwicklung der ET-422-Flotte wird die DG Regio AG die neue Baureihe ET 430 in Stuttgart betreiben. Der vier-teilige Elektrotriebzug bewährt sich auch im ÖPNV anderer Metropolregionen als komfortables Transportmittel. Bereits seit 1999 rüstet Liebherr Züge der Baureihen ET 422, 423 und 430 mit Klimaanlagen aus – mehr als 600 Fahrzeuge in den vergangenen 17 Jahren.

Die Klimageräte und Warmwasserheizungen von Liebherr sorgen dafür, dass die Passagiere der Hochbahn in Hamburg wohltemperiert an ihr Ziel gelangen.

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Liebherr-Transportation Systems

100 % umweltfreundliche Klimatisierung – dank Luft

Ersatzteile für HVAC-Systeme bei T2C

Die in Toulouse ansässige Liebherr- Aerospace & Transportation SAS arbeitet daran, Züge umweltfreund-lich zu klimatisieren. Möglich macht dies die Air-Cycle-Technologie – eine Technik, die Liebherr ursprünglich für die Luftfahrt entwickelt und im weiteren Verlauf „fit für die Schiene“ gemacht hat.

Der Hauptvorteil der luftgestützten Klimatisierungssysteme liegt in der Ökobilanz: Statt der üb-lichen chemischen Kühl-mittel – also fluorierte, die Ozonschicht schädigende Treibhausgase – kommt reine Luft als Kältemittel zum Einsatz. Damit be-steht auch keine Gefahr von Leckagen. Dank ihrer vereinfachten Bauweise und der begrenzten Zahl an leicht austauschbaren Komponenten punkten diese HVAC-Anlagen auch hinsichtlich Zuverlässigkeit, Betriebs- und Wartungs-kosten. Zudem gewähr-leisten die Kaltluftanlagen die Kühlung der Zugabteile auch noch bei sehr hohen Außentemperaturen.

Ersatzteile für die Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen (HVAC-Systeme) von Straßenbahnen zu liefern, gehört zu den Aktivitäten von Liebherr-Transportation Systems. Das gilt auch für Systeme, die von einem anderen Hersteller stammen. Der entsprechende Vertrag mit dem franzö-sischen Straßenbahnbetreiber T2C stellt dennoch einen wichtigen Schritt für Liebherr-Transportation Systems dar: Erstmals versorgt das Unternehmen mit T2C einen Erstkun-den in Frankreich, der HVAC-Anlagen eines Drittanbieters in seinen Bahnen vom Typ STE4 (Translohr) installiert hat.

Im Rahmen des Forschungspro-gramms „Eco-Clim“ der französi-schen Betreibergesellschaft SNCF ist seit September 2015 ein Demons-trator eines solchen luftgestützten Klimatisierungssystems von Liebherr in einem Regionalzug in der Regi-on Midi-Pyrénées im Einsatz. Der Zug wurde von der Région Midi- Pyrénées (Südfrankreich) finan-ziert. Bei den Tests werden ver-schiedene Funktionsparameter wie

beispielsweise die Kühlleistung so-wie der Energieverbrauch unter rea-len Betriebsbedingungen verglichen. Ziel der 24-monatigen Testphase ist es, dass SNCF ihre Anforderungen an Beschaffung oder Materialerneu-erung spezifizieren kann, während Liebherr die Klimatisierungssysteme für die zukünftige Generation von Schienenfahrzeugen optimiert.

Für eine reibungslose Lieferung der Ersatzteile ins Bal-lungsgebiet von Clermont Ferrand, der rund 170 km west-lich von Lyon gelegenen Hauptstadt der Auvergne, wird Liebherr-Transportation Systems ein spezielles Pufferlager einrichten. So lassen sich auch kurzfristige und dringende Aufträge für die 25 Züge in der T2C-Flotte schnell erfüllen.

Präsentation der umweltfreundlichen Air-Cycle-Klimatisierungstechnologie von Liebherr bei der SNCF in Toulouse

42 Aerospace 2016

Die Firmengruppe Liebherr

Das Unternehmen wurde im Jahr 1949 von Hans Liebherr gegründet und ist mittlerweile zu einer Firmengruppe mit fast 42.000 Beschäftigten in über 130 Gesellschaften auf allen Kontinenten ange wachsen. Im Jahr 2015 er-wirtschaftete Liebherr einen konsolidierten Gesamtumsatz von mehr als 9,2 Milliarden Euro.

Dachgesellschaft des Unternehmens ist die Liebherr-Interna-tional AG in Bulle (Schweiz), deren Gesellschafter ausschließ-lich Mitglieder der Familie Liebherr sind. Die Tatsache, dass Liebherr ein Familienunternehmen ist, hat die Unternehmens-kultur von Anfang an geprägt. So beweist Liebherr seit mehr

als 60 Jahren Stabilität und Verlässlichkeit und setzt auf eine langfristige und enge Zusammenarbeit mit seinen Kunden und Geschäftspartnern. Liebherr gestaltet technologischen Fortschritt und strebt das Ziel an, auch in Zukunft techno-logisch an der Spitze zu stehen. Höchste Qualität steht bei

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Die Firmengruppe Liebherr

allen Aktivitäten im Fokus. Diesen Anspruch verfolgen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Firmengruppe in ihrer täglichen Arbeit. Liebherr arbeitet mit Leidenschaft an seinen Produkten und nimmt die Perspektive der Kunden ein, um für diese möglichst maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln.

Heute zählt Liebherr nicht nur zu den größten Baumaschi-nenherstellern der Welt, sondern ist auch auf vielen anderen Gebieten als Anbieter technisch anspruchsvoller, nutzen-

orientierter Produkte und Dienstleistungen anerkannt. Neben Komponenten und Systemen aus den Bereichen der mecha-nischen, hydraulischen und elektrischen Antriebs- und Steu-erungstechnik sind dies der maritime Güterumschlag, der Maschinen- und Anlagenbau, die Luftfahrtausrüstung, die Verkehrstechnik, der Hausgerätebereich sowie die Hotellerie.

Mehr entdecken:www.liebherr.com

44 Aerospace 2016

Firmengruppe

Hausgeräte

Effizient und smartIn diesem Frühjahr brachte die Liebherr-Hausgeräte GmbH mit der BluPerformance-Linie eine Reihe neuer Kühl- und Gefriergeräte mit verbesserter Energieeffizienz auf den Markt. Die neuen Geräte zeichnen sich zudem durch eine hochwertige Verarbeitung und eine präzise Touch-Elektro-nik aus. Auch der Nutzinhalt wurde optimiert. Erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde die neue Produktlinie auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin im vergange-nen September. Neben der Energieeffizienz legte Liebherr bei der Entwicklung den Schwerpunkt auf die Vernetzung – neudeutsch „Connectivity“ genannt. Mit der neuen Smart-DeviceBox lassen sich die Geräte einfach über WLAN im so-genannten Smart Home, dem intelligenten Zuhause der Zu-kunft, integrieren. Kühl- und Gefriergeräte können dadurch auch von unterwegs per Smartphone, Tablet oder mit ande-ren Endgeräten ganz einfach gesteuert werden.

Im Bereich Verzahntechnik bietet Liebherr mit der LCD 300 ChamferCut eine Stand-alone-Lösung für das so-genannte Anfas-Produktionsverfahren an. Die Maschine arbeitet nach dem immer stärker nachgefragten Chamfer-Cut-Prinzip. Auf der Messe EMO 2013 präsentierte Liebherr erstmals eine in-tegrierte Maschine, die sich an die Au-tomotive-Industrie richtete und haupt-zeitparalleles Wälzfräsen und Anfasen im ChamferCut-Verfahren bot. Schnell kristallisierte sich auch der Wunsch nach einer reinen Anfas-Maschine heraus. Für diese Anforderungen hat Liebherr die eigenständige LCD 300 ChamferCut entwickelt.

Verzahntechnik

Fasen nach MaßAnfasen mit ChamferCut wird im Ver-gleich zu den Produktionsverfahren des Drückentgratens und Anfasens mit Fingerfräsern immer beliebter, da bei diesem Verfahren die geringsten Anfaskosten anfallen. Die Spezial-werkzeuge sind sehr langlebig und einfach nachzuschleifen. Präzise und

wiederholgenaue Fasen kombiniert mit hohen Standzeiten sprechen ebenfalls für den ChamferCut-Prozess. Beson-ders beliebt ist Chamfern aufgrund der hohen Qualität bei Pkw- und Nutzfahr-zeugherstellern sowie im Getriebe- und Motorenbau.

Aerospace 2016 45

Firmengruppe

Acht Monate Produktionszeit, ein 64 m langer und 63 t schwerer Ausleger, 18 Achsen, 144 Räder, eine maximale Hubkraft von 308 und ein Gesamtgewicht von 820 t: Der neue LHM 800 setzt Maßstäbe. Ende 2015 lieferte Liebherr den stärksten Hafenmo-bilkran der Welt, der in Rostock (Deutschland) gefertigt wurde, zum ersten Mal und komplett montiert aus – an den Hafen Bron-ka im russischen St. Petersburg. An der südlichen Küste des Finnischen Meerbusens gelegen, entwickelt sich der Hafen zu ei-nem immer bedeutenderen Umschlagplatz an der Ostseeküste. Um größere Frachtschiffe und schwerere Industriegüter bearbei-ten zu können, entschlossen sich die Verantwortlichen deshalb für das neue Flaggschiff der Hafenmobilkran-Reihe von Liebherr.

Die maximale Hubkraft des bis dato stärksten Liebherr- Hafenmobilkrans, des LHM 600, übertrifft der LHM 800 um rund 100 t. Zudem ist der Kran auch für Tandem hübe ausge-legt. Bei zwei LHM-800-Modellen, die durch das Liebherr- Sycratronic®-System von nur einem Kranfahrer simultan bedient werden können, verdoppelt sich die maximale Hubkraft entsprechend auf 616 t.

Maritime Krane

Der stärkste Hafen-mobilkran der Welt

Zur Firmengruppe Liebherr gehören insgesamt sechs Hotels in Deutschland, Österreich und Irland. Das Vier-Sterne- Superior-Haus Löwen-Hotel Montafon (www.loewen-hotel.com) in Schruns (Österreich) wurde von Grund auf renoviert. Viel Holz und warme Farben schaffen eine gemütliche Atmosphäre (Bild rechts). Die nach modernsten Standards eingerichteten Zimmer und die neue Lounge lassen keine Wünsche offen.

Das Interalpen-Hotel Tyrol (www.interalpen.com) in Telfs (Öster-reich) zählt zu den „Leading Hotels of the World“. 2014 wurde die Hofburg eröffnet (Bild unten). Chic, stylisch und garantiert exklusiv – so präsentiert sich die neue Eventlocation im Hotel.

Hotels

Neues aus den Hotels

Das Löwen-Hotel Montafon wurde von Grund auf renoviert.Die Hofburg im Interalpen-Hotel Tyrol.

46 Aerospace 2016

Firmengruppe

Eisigen Temperaturen, Schnee und Windgeschwindigkei-ten von bis zu 280 km / h hält der Liebherr-Flat-Top-Kran 150 EC-B 6 Litronic auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, stand. Dort kommt der Turmdrehkran beim Bau der neuen Eibsee-Seilbahn zum Einsatz. Mit einer Ausla-dung von 50 m, einer Hakenhöhe von 18,60 m, einer maxi-malen Traglast von 6.000 kg und einer speziellen Konfigura-tion für die extremen Wetterbedingungen ist er prädestiniert für das Bauprojekt in den Bayerischen Alpen. Den Gipfel der Zugspitze überragt der 150 EC-B dabei um ganze 13 m – und markiert somit noch mehrere Jahre den höchsten Punkt Deutschlands.

Bereits im vergangenen Juli wurde der Kran mit Hilfe der Schweizer Fluggesellschaft Heliswiss in Einzelteilen von der Mittelstation Sonnalpin auf den Gipfel geflogen und dort

Turmdrehkrane

Liebherr-Kran ist der höchste Punkt Deutschlands

von einem Expertenteam von Liebherr aus der Luft mit einem Helikopter montiert. Bei solch einer herausfordernden Baustellenlage kam es bei der Montage des Krans ganz besonders auf perfektes Teamwork zwischen den Liebherr- Monteuren, dem Helikopterpiloten sowie den Verantwortli-chen der Zugspitzbahn an. Doch dank akribischer Vorbe-reitungen und dem Können des Piloten und der Monteure verlief der Einsatz reibungslos und professionell.

Die neue Eibsee-Pendelbahn soll ab 2018 die Besucher von der Mittelstation Sonnalpin zum Zugspitzgipfel befördern. Die Seilbahn wird die weltweit höchste Stahlstütze mit 127 m bekommen. Ein weiterer Rekord: Keine andere Seilbahn der Welt überwindet mit 3.207 m Abstand von der Stütze bis zur Bergstation eine größere Entfernung.

Aerospace 2016 47

Firmengruppe

Auf der Bauma 2016 erfolgt der Ver-kaufsstart der neuen PR  776 – der weltweit ersten stufenlos hydrosta-tisch angetriebenen Planierraupe in der 70-t-Klasse. Sie ist für härtes-te Mining- und Gewinnungseinsät-ze ausgelegt und wird von einem Liebherr-Zwölf-Zylinder-Dieselmotor mit einer Maxi mal leistung von 565 kW (768 PS) angetrieben. Gleichzeitig er-laubt die neue Planierraupe aber einen deutlich geringeren Kraftstoffverbrauch als der Industriestandard bei identischer Schubleistung. Das moderne Antriebs-konzept macht sie äußerst wirtschaftlich. Ein Novum in dieser Maschinenklasse stellt der stufenlose hydrostatische Fahr-antrieb dar, der bei allen Planierraupen von Liebherr eingesetzt wird.

Mining

Die erste Mining-Raupe von Liebherr

Komponenten

Umfelderkennung erhöht Arbeitssicherheit

Die Entfernung zum Hindernis wird übersichtlich am Monitor dargestellt.

Ob Baustelle, Landwirtschaft oder Straßeneinsatz: Im Arbeits alltag können sich viele Gefahren verbergen. Insbe-sondere die Interaktion von Mensch und Maschine verlangt stets volle Konzentration von Fahrern und Arbeitern. Deshalb entwickelt Liebherr Arbeitsassistenzsysteme, die solche kriti-schen Situationen vermeiden und die Arbeit erleichtern. Die-se Systeme ermöglichen mehr Sicherheit, Kostensenkung und Produktivitätssteigerung.

Ein aktuelles Entwicklungsprojekt in diesem Bereich ist die Umfelderkennung der Liebherr-Elektronik GmbH. Robuste,

schmutzresistente Kameras, eine leistungsstarke Rechen- einheit und ein hochauflösendes Display helfen dem Fahrer, unfallfrei zu arbeiten. Und so funktioniert es: Mittels digitaler Bildverarbeitung identifiziert das System Personen und Ob-jekte im definierten Erfassungsbereich. Dabei werden Hin-dernisse umrahmt und die Entfernung zur Maschine über-sichtlich am Monitor dargestellt. Je nach Distanz wird die Umrahmung entsprechend der Ampellogik eingefärbt. Der Fahrer wird vom System gewarnt und kann schnell reagie-ren, noch bevor kritische Gefahrensituationen entstehen. Dadurch können Unfälle mit Personen oder Objekten ver-mieden werden. Das erhöht die Arbeitssicherheit und beugt Unfallschäden vor. Durch die Unterstützung des Assistenz-systems kann sich der Fahrer zudem voll auf seinen Arbeits-auftrag konzentrieren.

Die Umfelderkennung bietet viel Spielraum bei der Kamera-installation. Statt einer kombinierten Kamera können auch zwei Einzelkameras flexibel positioniert werden. Durch diese Freiheit beim Einbau kann der mögliche Erfassungsbereich der Kameras für jede Anwendung optimiert werden. In Kom-bination mit dem individuell anpassbaren Algorithmus eröff-net sich ein breites Einsatzgebiet. Liebherr entwickelt das Assistenzsystem nicht nur für neue, sondern auch als Nach-rüstsatz für bestehende mobile Arbeitsmaschinen.

Herausgeber: Liebherr-International Deutschland GmbH · 88400 Biberach an der Riß · Deutschland

Printed in Germany. Änderungen vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Herausgebers.

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