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Lerneinheit: Mensch und Gesellschaft – Sozialstaat Deutschland –Arbeit und soziale Sicherung

© DaF-Blog der JLU Gießen, 2009 URL: http://www.uni-giessen.de/dafblog/orientierungskurs/?page_id=723

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Sozialstaat Deutschland

Arbeit und soziale Sicherung

1. Die Versicherung

Schauen Sie sich das nebenstehende Bild an. Wenn Sie in Deutschland leben, besitzen Sie sicherlich auch so ein oder ein ähnliches Kärtchen. Wozu dient diese Karte? Was fällt Ihnen sonst noch im Zusammenhang mit dem “Kärtchen” und dem Begriff “Versicherung” ein? Sammeln Sie Ihre Ideen gemeinsam an der Tafel!

2. Sozialversicherungen

Was leisten die einzelnen Versicherungen? Lesen Sie den folgenden Text.

Rentenversicherung

Als Teil des sogenannten “Generationenvertrages” ist die Rentenversicherung (seit 1889) in Deutschland ein umlage-finanziertes System. Das bedeutet, dass kein Kapital gebil-det wird, sondern die Beiträge der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer direkt an die Rentnerinnen und Rentner wei-tergegeben werden. Neben den Beitragszahlungen von Ar-beitgebern und Arbeitnehmern wird ein Teil dieser Versi-cherung, wenn nötig, aus Steuermitteln des Bundes finan-ziert. Die Beiträge werden also nicht angespart, sondern die Einzahlungen junger Leute werden sofort als Rentenzah-lungen an alte Leute ausgegeben. Das Problem besteht dar-in, dass es in Deutschland (z.B. durch Fortschritte in der Medizin) immer mehr alte Menschen gibt, die Rente bezie-hen. Es gibt verschiedene Modelle, das Problem der Ren-tenfinanzierung zu lösen:

• private Zusatzrente (= Arbeitnehmer bezahlt mehr als die Hälfte der Beiträge) • Zuschuss des Staates aus Steuereinnahmen • höheres Zugangsalter (Rente erst ab 67 Jahren, frühestens ab 63 Jahren) • Abschaffung von Arbeitsplätzen ohne Versicherungspflicht • Einzahlpflicht für alle (auch Unternehmer und Beamte)

Krankenversicherung

Die Krankenversicherung gibt es seit 1883 und ist somit die älteste Versicherung Deutschlands. In Deutschland unterscheidet man zwischen der gesetzlichen Krankenversicherung und der privaten

Krankenversicherung. Wer 2009 über 48.150 Euro verdient, kann entweder freiwillig in der ge-setzlichen Krankenversicherung bleiben oder in einer privaten Krankenversicherung Mitglied

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werden. Private Krankenkassen berechnen den Beitrag für jedes Mitglied nach Alter und Gesund-heitszustand, also nach dem Risiko der Krankenversicherung. Die gesetzliche Krankenversiche-rung wird durch die Beiträge von Arbeitnehmerinnen bzw. Arbeitnehmern und Arbeitgeberinnen bzw. Arbeitgebern finanziert und ist immer wieder Gegenstand der Debatte über die Lohnneben-kosten.

Die Krankenkasse darf man frei wählen. Es gibt die primären Träger der gesetzlichen Kranken-versicherung, das sind die

• Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) • Betriebskrankenkassen (BKK) • Innungskrankenkassen (IKK)

Daneben gibt es die Ersatzkassen. Gesetz-lich sind sie seit 1996 den gesetzlichen Krankenkassen gleichgestellt. Ersatzkassen sind zum Beispiel:

• Barmer Ersatzkasse (BEK) • Deutsche Angestellten Kranken-

kasse (DAK) • Techniker Krankenkasse (TK) • Kaufmännische Krankenkasse (KKH)

Unfallversicherung

Die gesetzliche Unfallversicherung ist seit 1884 eine Sozialleistung des Staates. Die Beiträge werden aus den allgemeinen Steuern finanziert. Die Unfallversicherung schützt vor den Folgen von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten. Wenn in Kindergärten, Schulen, Universitäten oder bei der Arbeit ein Unfall passiert oder wenn jemand durch die Arbeit schwer erkrankt, bezahlen die gesetzlichen Unfallversicherer für die Folgen.

Arbeitslosenversicherung

Die Arbeitslosenversicherung gibt es in Deutschland seit 1927 und ist Teil der sozialen Pflichtver-sicherungen. Trägerin und durchführende Behörde der Arbeitslosenversicherung ist die Bundes-agentur für Arbeit. Die Finanzierung erfolgt nach dem Beitragssystem, die Beiträge werden je zur Hälfte von Arbeitnehmerinnen bzw. Arbeitnehmern und Arbeitgeberinnen bzw. Arbeitgebern entrichtet. Der Beitragssatz beträgt zurzeit 6,5 Prozent.

Pflegeversicherung

Die Pflegeversicherung wurde 1995 als ein weiterer Baustein des sozialen Sicherungssystems eingeführt. In Deutschland gibt es zurzeit ungefähr 2 Millionen Pflegebedürftige. Von ihnen leben zwei Drittel zu Hause, ein Drittel in einem Heim. Alle gesetzlich Krankenversicherten sind gleichzeitig Mitglied der Pflegekasse ihrer Krankenkasse. Privat oder freiwillig Versicherte kön-nen zwischen privater oder gesetzlicher Pflegekasse wählen. Beitragszahlende sind nicht nur Ar-beitnehmerinnen bzw. Arbeitnehmer und Arbeitgeberinnen bzw. Arbeitgeber, sondern auch Rent-ner und Arbeitssuchende. Für diese zahlt die Bundesagentur für Arbeit die Beiträge. Ziel der Pfle-geversicherung ist es, Pflegebedürftigen und Angehörigen zu helfen, die mit der Bedürftigkeit verbundenen persönlichen und finanziellen Belastungen zu tragen.

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Nachdem Sie den Text gelesen haben, versuchen Sie folgende Übung zu lösen. Verbinden Sie die passenden Teilsätze! Wenn Sie sich nicht sicher sind, lesen Sie nochmal im Text nach.

Wortschatz A-Z

die Abschaffung, abschaffen (Verb): ab-schaff-en, etwas außer Kraft setzen, sich von etwas trennen oder etwas beseitigen

der Beitrag, -es, -”e: 1. eine bestimmte Geldsumme, die man an jemanden/etwas zahlt, um dort Mitglied zu sein (Hier: die Sozialabgaben zur Rentenversicherung) 2. Man kann sich an einer Diskussion mit Beiträgen (Äußerungen) beteiligen. 3. Artikel zu ei-ner Publikation (Zeitung, Fachzeitschrift oder Sammelband) werden Beiträge genannt.

der Generationenvertrag, -es, “-e: die arbeitende Generation finanziert durch Sozialab-gaben (Sozialversicherungen) die Renten der heutigen Rentnern und die Ausbildung der Nachkommen. Wenn die jetzt arbeitende Generation das Rentneralter erreicht, werden ihre Renten von der folgenden Generation finanziert. Der Generationsvertrag ist kein Vertrag, den jeder unterschreiben muss. Er ist viel mehr eine moralische und gesetzliche Verpflichtung.

die Kasse, -, -en, die Krankenkasse: Eine Krankenkasse ist eine öffentliche oder eine private Einrichtung, die ihre Mitglieder für den Fall einer Krankheit versichert. Man zahlt monatlich einen bestimmten Beitrag und die Krankenkasse übernimmt die Kos-ten für den Arbeitsausfall oder für eine Kur usw. , wenn man krank ist.

1. Der Beitrag der privaten Kranken-versicherung ...

2. Der Beitragssatz für die Arbeitslo-senversicherung ...

3. Die Techniker Krankenkasse ...

4. In Deutschland ...

5. Die Rentenversicherungsbeiträge...

6. Ein Zuschuss des Staates aus Steu-ereinnahmen ...

7. Ziel der Pflegeversicherung ...

8. Die Unfallversicherung ...

9. Die Rentenversicherung...

a) … ist ein umlagefinanziertes System.

b) … beträgt zur Zeit 6,5%.

c) … gibt es zur Zeit 2 Millionen Pflege-bedürftige.

d) … wird nach Alter und Gesundheitszu-stand berechnet.

e) … könnte das Rentenversicherungs-problem teilweise lösen.

f) … ist es, Pflegebedürftigen zu helfen.

g) … gibt es seit 1884.

h) … werden zur Hälfte von den Arbeit-nehmern und zur Hälfte von den Ar-beitgebern finanziert.

i) … ist eine Ersatzkrankenkasse.

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die Lohnnebenkosten (nur Pl.): die Kosten, die der Arbeitgeber neben dem Gehalt für jeden Mitarbeiter bezahlen muss, also die Beiträge der Arbeitgeber zur Sozialversicherung

der/die Pflegebedürftige, pflegebedürftig sein (Verb): Ein Pflegebedürftiger ist jemand, der Hilfe braucht um seinen Alltag zu bewältigen. Viele Menschen werden im Alter alters-schwach und somit pflegebedürftig. Dann werden sie meistens von Familienmitgliedern oder ausgebildeten Altenpflegern gepflegt und unterstützt.

Steuermittel des Bundes: Steuereinnahmen des Staates

der Zuschuss: eine finanzielle Unterstützung, für die keine Rückzahlung gefordert wird. Der-jenige, der den Zuschuss vergibt, wird als Geber oder Geldgeber bezeichnet.

3. Die Rentenversicherung: Altersvorsorge – Der Generationenvertrag

Sehen Sie sich das Video zum Thema Altersvorsorge auf YouTube1 an. Bevor Sie jedoch das Video ansehen, machen Sie sich mit den Wörtern aus der Vokabelhilfe vertraut.

Vokabelhilfe

der Arbeitsverdienst: der Lohn; das Gehalt, das Einkommen

die Altersversorgung: die Versorgung im Alter

der Lebensumstand, -es, -”e: eine bestimmte Situation in einem Lebensabschnitt

die Absicherung: ist die Vorsorge für einen bestimmten Fall/ Umstand; in diesem Fall:

die Vorsorge für das Alter

die Gesetzgebung: Vorschlagen, Beraten u. Erlassen von Gesetzen

das Einkommen, -s, -; die Einkommenshöhe: siehe Arbeitsverdienst; Lohn, Gehalt

Vermögen ansparen: größere Summe Geld im Laufe der Jahre sparen

1 http://www.youtube.com/watch?v=hZ0SIZiwyqQ

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Nachdem Sie das Video gesehen haben, versuchen Sie folgende Quizfragen zu beantworten. Welche Antwort ist richtig? Es gibt immer nur eine richtige Antwort. Schauen Sie sich das Video bei Bedarf mehrmals an.

1. Wer regelmäßig Beiträge eingezahlt hat, erhält im Alter...

a) einen bestimmten Anteil seines Arbeitslohnes.

b) 10 Prozent mehr als sein letzter Arbeitslohn.

c) eine festgelegte Summe (altersbedingt).

2. Bis ins 19.Jahrhundert...

a) musste sich jeder selbst um seinen Lebensunterhalt im hohen Alter sorgen. Vie-

le verhungerten.

b) Der Bürgermeister sorgte für die alten Menschen.

c) versorgte die Großfamilie die älteren Familienmitglieder.

3. Seit der Industrialisierung konnte die Familie die Älteren nicht mehr versorgen, weil...

a) sich die Arbeits- und Lebensumstände und die Familienstrukturen veränderten.

b) es keine Arbeit gab.

c) die Menschen immer mehr Kinder bekamen und kein Geld hatten, um die alten

Menschen und die Kinder zu ernähren.

4. Die soziale Absicherung der Arbeitnehmer wurde...

a) erstmals von Konrad Adenauer eingeführt.

b) erstmals zu Zeiten Bismarcks eingeführt.

c) erstmals von Willy Brandt eingeführt.

5. Wer zahlt in die Rentenversicherung ein?

a) Einen Teil der Arbeitnehmer und einen Teil der Arbeitgeber.

b) Nur der Arbeitgeber.

c) Nur der Arbeitnehmer.

6. Der Staat beteiligt sich an der Rentenversicherung...

a) teilweise.

b) gar nicht.

c) Er übernimmt alle Kosten.

7. Umlageverfahren bedeutet:

a) Der Staat zahlt für Alle.

b) Jeder spart und zahlt für sich selbst.

c) Einer zahlt für den Anderen und erhält später die gleiche Leistung von wieder

Anderen.

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8. Das Problem bei der Rentenversicherung ist die Altersentwicklung:

a) Die Altersentwicklung ist konstant. Fast alle Jahrgänge sind gleich stark.

b) Es gibt immer weniger Beitragszahler.

c) Es gibt immer weniger Bedürftige.

4. Die Pflegeversicherung: Umlagefinanziertes System oder kapitalgedeckte Va-

riante? Nun haben Sie ja schon einiges über Versicherungen und die Altersvorsorge erfahren. Sie wissen, wie das deutsche soziale Netz funktioniert und kennen somit auch das Um-

lageverfahren, das bis heute gängig ist. Im folgenden Video werden die Probleme dieses Systems aufgezeigt und es wird eine sogenannte kapitalgedeckte Variante als Alternative zu der bestehenden umlagefinanzierten Variante vorgeschlagen. Bevor Sie das Video anschauen, machen Sie sich mit dem Vokabular aus der Vokabelhilfe vertraut!

Vokabelhilfe

finanzielle Belastung: eine geldliche Last, die man trägt, z.B. Schulden

der Beitragszahler: jemand, der eine bestimmte Geldsumme (=Beitrag) an jeman-den/etwas zahlt, um dort Mitglied zu sein; hier: an die Krankenkassen

Demenz: eine Krankheit, die oft im Alter erscheint. Sie gilt als Bezeichnung für die wachsende Unfähigkeit des Menschen, seinen Geist zu nutzen.

die Grundversorgung: Zur Grundversorgung gehören Dienste und Güter (Waren), die für die gesamte Bevölkerung zu einem angemessenen Preis zur Verfügung stehen müssen, so z. B. Grundlebensmittel aber auch ärztliche Grundversorgung im Krank-heitsfall.

das KFZ: KFZ steht für Kraftfahrzeug, d.h. für z.B. ein Auto oder einen LKW.

die Haftpflichtversicherung: 1. Die Haftpflichtversicherung ist eine Pflichtversicherung für jedes KFZ. Wenn jemand mit seinem Fahrzeug bei einem Dritten einen Schaden verursacht, tritt die KFZ-Haftpflichtversicherung für diese Schäden ein. 2. Es gibt auch eine private Haftpflichtversicherung, die aber keine Pflicht, sondern eine freiwil-lige Versicherung ist. Diese Versicherung bezahlt, wenn man nicht absichtlich Schä-den bei jemand Anderem verursacht, z. B. mit dem Fahrrad hinfällt und so ein Auto zerkratzt oder beschädigt; oder wenn die Waschmaschine kaputt geht und Wasser aus-läuft und so die Wohnung beschädigt wird.

die Vollkasko: Vollkasko ist eine Kaskoversicherung für ein KFZ gegen sämtliche Schä-den. Hierfür zahlt man einen verhältnismäßig hohen Beitrag im Monat. Alternativ kann man sein Auto auch Teilkasko oder nur Kasko versichern.

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Schauen Sie sich das Video Wilex - Pflegeversicherung mit Marlene Lufen auf YouTube2 an. Notieren Sie in Stichworten, was das Problem des gegenwärtigen Rentensystems ist. Legen Sie anschließend eine Tabelle an, in der Sie beide Varianten einander gegenüberstellen.

umlagefinanzierte Sozialversicherung kapitalgedeckte Sozialversicherung

Versuchen Sie anhand Ihrer Tabelle, die Unterschiede zwischen der umlagefinanzierten Sozi-alversicherung und der kapitalgedeckten Sozialversicherung zu erklären.

5. Wie viele Versicherungen braucht der Mensch?

Schauen Sie sich in Ruhe das Video von Wladimir auf YouTube3 an! Diskutieren Sie an-schließend in einer kleinen Gruppe, wie Sie das Versicherungsangebot in Deutschland finden. Folgende Fragen sollen Ihnen dabei helfen:

• Was halten Sie von dem Versicherungsangebot in Deutschland? Sind Sie der Meinung von Wladimir? Ist es “Versicherungswahn” oder eine berechtigte Vorsichtsmaßnahme der Deutschen? Ist das Angebot an Versicherungen zu groß/zu klein/genau richtig?

• Vergleichen Sie das Versicherungsangebot mit Ihrem Heimatland. Welche Versicherungen soll/muss man dort haben? Welche Angebote halten Sie für sinnvoll?

6. Die Lohnsteuer

Kennen Sie das System der Lohnsteuerklassen in Deutschland? Wenn Sie in Deutschland arbeiten, hatten Sie sicher schon eine Lohnsteuerkarte in der Hand. Welche Lohnsteuerklasse haben Sie? Können Sie erklären warum? Was müssen Sie jedes Jahr aufs Neue mit Ihrer Lohnsteuerkarte machen? Wenn Sie diese Fragen nicht beantworten können, ist es kein Prob-lem. Lesen Sie einfach den folgenden Text! Auch wenn Sie sich bereits ein wenig auskennen, liefert Ihnen der Text interessante und wichtige Informationen.

2 http://www.youtube.com/watch?v=QtN1_bBenwY 3 http://www.youtube.com/watch?v=DNNjhaStEkY

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Das System der Lohnsteuerklassen

Wie schön liest sich die Summe des Brutto-Lohns auf dem Gehaltszettel, die man im Bewerbungsgespräch ausgehandelt hat! Doch für manchen ist es ein Schock, wenn er die Abgaben sieht, die davon noch abgezogen werden.

ABER: Was sind eigentlich Abgaben/Abzüge und wer muss Sie zahlen?

Sind in einem Unternehmen Arbeitnehmer beschäftigt, erhalten diese Arbeitslohn oder Gehalt. Sie als Arbeitnehmer bekommen in der Regel monatlich eine Gehaltsabrechnung, in der die Beiträge an das Finanzamt und die Sozialversicherungsträger ausgewiesen sind. Sie erhalten nur das Nettogehalt. Die Lohn-steuer einschließlich des Solidaritätszuschla-ges und ggf. der Kirchensteuer zahlt Ihr Ar-beitgeber dem Finanzamt, das für Ihr Unter-nehmen zuständig ist. Die Sozialversiche-rungsbeiträge (also Kranken-, Pflege-, Ar-beitslosen- und Rentenversicherung) über-weist Ihr Arbeitgeber der für Sie zuständigen Krankenkasse.

Die Höhe der Lohnsteuer und der Zuschläge richten sich nach Ihrer Steuerklasse, nach der Höhe Ihres Einkommens und Ihrem Familienstand. Die Sozialabgaben betragen 2009 insgesamt ca. 40% des Bruttolohns bzw. -gehalts (Krankenversi-cherung 15,5%, Rentenversicherung 19,9%, Arbeitslosenversicherung 2,8%, Pflegeversicherung 1,95%). Arbeitgeber und Arbeitnehmer tragen diese Abgaben jeweils zur Hälfte.

Welche Lohnsteuerklassen gibt es?

Die Bürger werden in sechs Steuerklassen eingeteilt - je nachdem, ob sie verhei-ratet sind, beide Eheleute verdienen, Freibeträge in Anspruch nehmen oder von mehreren Arbeitgebern Gehalt bekommen. Die Höhe der Abgaben schwankt dabei je nach Gehalt und Steuerklasse. Liegt der Brutto-Verdienst beispielsweise bei 1.500 Euro und wird in der Lohnsteuerklasse 1 versteuert, liegen die Abga-ben bei knapp 150 Euro, bei einem Lohn von 2.500 Euro und Lohnsteuerklasse 1 müssen fast 450 Euro bezahlt werden.

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7. Einige Beispiele

Lesen Sie die folgenden Beispiele und lösen Sie anschließend die Übungen!

© DaF-Blog, 2009

© DaF-Blog, 2009

© heumannvonwerder.de, 2009

Hanna ist Studentin. Sie möchte

sich neben dem Studium ein

bisschen Geld verdienen. Des-

halb hat sie sich entschieden,

arbeiten zu gehen. Zu beachten

ist die Steuerklasse, sie ist für

die Höhe der Lohnsteuer wich-

tig! Da Hanna ledig ist, gehört

sie der Lohnsteuerklasse 1 an.

Wenn Hanna das Geld trotzdem

nicht reicht und sie ein zweites

Dienstverhältnis benötigt, wird

sie mit der Lohnsteuerklasse 6

eingetragen. Diese Lohnsteuer-

klasse bringt die höchste Steu-

erbelastung. Wenn Hanna hei-

ratet und ihr Ehepartner auch

berufstätig ist, haben beide

Eheleute die Steuerklasse 4.

Jeraldine ist alleinerziehende

Mutter. Normal gilt für sie die

Steuerklasse 1, da ihr jedoch

der Entlastungsbeitrag für Al-

leinerziehende zusteht, wird sie

in die Steuerklasse 2 eingestuft.

(Voraussetzung hierfür ist min-

destens ein mit im Haushalt

wohnendes Kind unter 18 Jah-

ren.) Hat Jeraldine nun wieder

einen neuen Lebenspartner, mit

dem sie zusammen wohnt, kann

ihr der Entlastungsbetrag nicht

mehr gewährt werden und sie

bekommt Steuerklasse 1.

Bernd und Susanne sind schon

seit 15 Jahren verheiratet und

haben zwei Kinder: Alina 12

und Jonas 8. Bernd arbeitet in

einem großen Warenhaus als

Stellvertretender Geschäftsfüh-

rer. Er wird in die Lohnsteuer-

klasse 3, mit dem geringsten

Steuersatz, eingestuft. Er wird

somit steuerlich begünstigt, da

er eine Familie mit 2 Kindern

hat.

Susanne hat eine Ausbildung

zur Sekretärin gemacht und

jahrelang in einer Anwaltskanz-

lei gearbeitet, bis sie schwanger

wurde. Seit einem Jahr übt sie

wieder ihren Beruf aus und

arbeitet halbtags (ca. 20Std pro

Woche) im Rathaus der Stadt.

Sie wird in die Steuerklasse 5

eingestuft. In dieser Steuerklas-

se hat sie ganz hohe Abgaben,

doch darf ihr Mann die Steuer-

klasse 3 beibehalten mit nur

geringen Abgaben.

Wortschatz A-Z

begünstigen: bevorteilen, Vorteile geben

Entlastungsbeitrag: Bei der Lohnsteuerklasse 2 wird jährlich ein Freibetrag von 1.308 € (109 € monatlich) berücksichtigt. Der Steuerfreibetrag (Kinderfreibetrag) erhält nur die Person, die auch das Kindergeld bezieht.

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8. Richtig oder falsch? Jetzt sind Sie Experte in Sachen Steuerklassen. Überprüfen Sie Ihr Wissen!

Richtig oder falsch? Beantworten Sie anhand der Beispiele die Fragen.

1) Hanna hat die Steuerklasse 1, weil sie ledig ist.

2) Steuerklasse 1 bedeutet die höchste Steuerbelastung.

3) Steuerklasse 6 bekommt man, wenn man heiratet.

4) Wenn man verheiratet ist kan man zwischen 2 Modellen wählen: a) Beide Eheleute bekommen die Steuerklasse 4; b) Die Person, die mehr verdient, bekommt die Steuerklas-se 3, der/die Ehepartner(in) Steuerklasse 5.

5) Bei der Steuerklasse 1 kann man Kinderfreibeträge be-kommen.

6) Wenn man Steuerklasse 3 hat, muss man am wenigsten Steuer bezahlen.

R F

Richtig oder falsch? Beantworten Sie die fragen anhand der Informationen, die Sie in den Texten gelesen haben.

1) Lele und ihr Ehepartner sind beide berufstätig und ihr Einkommen ist unterschiedlich hoch. Beide haben Lohnsteuerklasse 5.

2) Aurelia ist ledig und geht dreimal in der Woche halb-tags arbeiten. Der Gehalt reicht ihr aber nicht und des-halb hat sie sich einen weiteren Job gesucht. Sie hat für ihren Nebenjob die Steuerklasse 5.

3) Johanna und Steve sind verheiratet und leben zusam-men. Sie ist zurzeit im Mutterschutzurlaub und er ist weiterhin berufstätig. Er hat daher Lohnsteuerklasse 3 und sie 5.

4) Hendrik ist ledig und hat Lohnsteuerklasse 1.

5) Tamina und ihr Lebensgefährte Luke verdienen gleich viel Geld und beide haben die Lohnsteuerklasse 4.

6) John ist geschieden und alleinerziehender Vater von 2 minderjährigen Kindern. Er hat die Lohnsteuerklasse 2.

R F

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9. Lohnsteuer weltweit

Vergleichen Sie das deutsche System der Lohnsteuerklassen mit dem Lohnsteuersystem in Ihrem Land. Gibt es Gemeinsamkeiten oder Unterschiede? Wissen Sie, an welcher Stelle Ihr Heimatland im europäischen oder Weltvergleich hinsichtlich der Lohnsteuer steht? Verfassen Sie zu dem Thema einen Text!


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