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Wenn es dir zur Gewohnheit wi rd, Gott zu danken, wi rd die Freude an ihm dein Leben bestimmen.

Ann Voskamp

Ann Voskamp

Tausend GeschenkeEine Einladung, die Fülle des Lebens

mit offenen Armen zu empfangen

Sehnen Sie sich nach einem erfüllten Leben? Ann Voskamp hat sich der Frage

gestellt: Wie fi nden wir Freude angesichts von Terminstress, unbezahlten

Rechnungen, kleinen und großen Familiendramen und täglichen Verpfl ich-

tungen? Wie sieht ein von Dankbarkeit geprägtes Leben aus, wenn der Alltag

rau, langatmig und manchmal düster ist? Was hält Gott gerade dann für

uns bereit?

Als sie begann, Gott für das Leben, das sie tatsächlich führte, zu danken,

entdeckte sie das Leben, nachdem sie sich schon immer gesehnt hatte. Dieses

Buch ist ein wunderbar praktischer Reiseführer für ein Leben in Freude. Es

lädt dazu ein, hinter dem grauen Morgennebel Gottes Segen zu entdecken.

Ich räume die Wäsche in die Schränke und denke an alles, was ich vermut-

lich nie tun werde.

So vieles werde ich nicht erleben. Den jadegrünen Li Jiang im Süden

Chinas werde ich wohl nie sehen. Nie werde ich die schwarzhaarigen Jungs

mit ihren Strohhüten auf den Bambus-Flößen beobachten, die mit den

Kormoranen Fische fangen, während im Hintergrund der Nebel aufsteigt

und die Karstlandschaft unwirklich und düster erscheinen lässt. Ich werde

nie die Loita-Berge in Kenia besteigen und beobachten, wie riesige Gazel-

lenherden aus der Savanne heraufziehen. Ich werde nicht im saphirblauen

Wasser einer pazifi schen Grotte schwimmen, werde nicht spätabends unter

den majestätischen Mammutbäumen sitzen, um dem Flüstern des Windes

in den Blättern zu lauschen, und ich werde meine letzten Jahre auch nicht

damit verbringen, den smaragdgrünen Gipfel zu ersteigen, auf dem die

sagenumwobene Inka-Stadt Machu Picchu liegt.

Meine Hand streicht über die dicken Frotteehandtücher. Ich bin die Frau

eines Farmers. Ich habe sechs Kinder, die ich selbst unterrichte. Statt Diplo-

men und Urkunden zieren die Abdrücke schmutziger Kinderhände unsere

Wände. Gibt es Orte, die man gesehen haben muss, und Dinge, die man

erreicht haben muss, um bereit zu sein? Ich weiß, was der Glaube darauf

antwortet, aber was sagt mir mein Herzschlag?

Ich erinnere mich an einen Friseurbesuch. Die Kundin neben mir liest

eine Zeitschrift , deren Schlagzeile ich im Spiegel entziff ere: Tausend

Orte, die Sie besucht haben müssen, ehe Sie sterben. Stimmt das? Gibt es

bestimmte Orte auf diesem Planeten, die ich sehen muss, ehe ich meinen

letzten Atemzug tue, ehe ich die Ewigkeit einatme?

Warum sollten bestimmte Dinge so wichtig sein? Damit ich ihnen mei-

nen Respekt zolle? Um sagen zu können, ich hätte wahre Schönheit gese-

hen? Um fasziniert zu sein?

Geht das nicht auch hier? Kann ich das nicht auch in meinem Alltag

erleben?

Meine Lungen werden an diesem Tag mehr als 11.000 Liter Luft einatmen

und heute Abend wird über unserer Farm wieder das Wintersechseck mit

den Fixsternen Capella, Aldebaran, Rigel, Sirius, Prokyon und Pollux aus

dem Sternbild des Zwillings aufsteigen. Mitten im Sechseck können wir dann

Beteigeuze sehen, den roten Riesenstern, der 662-mal so groß ist wie unse-

re Sonne und zehntausendmal so hell. Ich werde heute Abend mein Kind

umarmen, das in meinem Körper aus einer Samenzelle herangewachsen

3Ann Voskamp: Tausend Geschenke

Leseprobe4

ist. Vor unseren Fensterscheiben werden Schneefl ocken vom Himmel

herabschweben, unendlich viel mehr, als es Sterne am Himmel gibt, und

nicht zwei von ihnen haben die gleiche Form. Die Bäume des nahe gele-

genen Waldes werden nicht aufh ören zu atmen, trotz der winterlichen

Starre der Natur. Der Gott unseres Universums wird Eis hervorbringen, er

wird den Himmel mit Kälte füllen, er bindet die Sterne des Siebengestirns

zusammen, löst den Gürtel des Orion auf und zählt immer wieder meine

Haare (Hiob 38,31; Matthäus 10,30).

Ist das Wunder nicht auch hier? Warum verbringe ich so viele Stunden

meines Lebens und sehe es nicht? Sind wir wirklich so blind, dass es diese

blendende Pracht braucht, damit unsere benommene Seele Schönheit sehen

kann? Dabei sind Pracht und Herrlichkeit über jeden unserer Tage ausge-

gossen. Wer hat die Zeit, wer hat den Blick, um sie zu sehen?

Ständig scheint mein Blick an den Spritzern der Enttäuschungen hängen

zu bleiben, die hier und da auft auchen.

Ich schließe den Wäscheschrank im Bad, nehme die Bürste und schrub-

be die Toilette. Meine Lebenszeit muss nicht verlängert werden, damit ich

mehr interessante Orte sehen, mehr Besitz anhäufen und mehr erreichen

kann. Ich bin von Wunderbarem umgeben, wohin ich auch blicke.

Doch warum schreit dann alles in mir nach mehr Lebenszeit in dieser

Welt? Wovon will ich mehr?

Ich sehe Jesus vor mir. Jesus – Gott und Mensch zugleich. Seine Lebenszeit

war begrenzt. Jesus, der Gott-Mensch kam, um mich aus dem Gefängnis der

Angst, Schuld, Depression und Traurigkeit zu befreien. Als Jesus nur noch

knappe zwölf Stunden zu leben hatte, was hielt er da für das Wichtigste?

„Dann nahm Jesus das Brot, sprach darüber das Dankgebet, brach es in

Stücke und gab es ihnen …“ (Lukas 22,19).

Das ist es. Ich lebe hier in diesem Haus, koche Haferbrei, putze Toiletten und

sortiere Wäsche. Seit Tagen, seit Wochen stehe ich jeden Morgen tapfer auf und

tue meine Arbeit, während ich über die großen Fragen nachdenke. Ich beschäf-

tige mich mit der Suche nach erfülltem Leben und der Frage, was es braucht,

um bereit zu sein, wenn das Ende kommt. Gibt es einen Weg, der mich aus

meinen Albträumen heraus zu den Träumen führt? Gibt es diesen Weg?

5

Ich blättere durch die Seiten der schweren, dicken Bücher und lese lang-

sam, im Original. „Er sprach darüber das Dankgebet“ heißt auf Griechisch

im Infi nitiv eucharisteo. Ich unterstreiche das Wort. Kann dieser Begriff

einem Leben sicheren Halt geben? Ist er der Schlüssel zum erfüllten Leben?

In eucharisteo steckt das Wort charis, was „Gnade“ bedeutet. Jesus nahm

das Brot, betrachtete es als eine Gnadengabe und dankte dafür. Er nahm das

Brot, wusste, dass es eine Gabe war, und dankte.

Doch es steckt noch mehr in diesem Wort. Ich lese weiter. Eucharisteo,

die Danksagung, enthält nicht nur charis, die Gnade, sondern auch das

damit verwandte Wort chara, die Freude. Wahrhaft ig, Freude! Wie oft fehlt

sie mir. Vielleicht ist dieses Sehnen nach mehr, nach der Fülle, ein Verlan-

gen nach Freude? Schon Augustinus schrieb: „Und ob der eine auf diese, der

andere auf jene Weise sein Ziel erstrebt, das gemeinsame Ziel, nach dem sie

alle streben, ist die Freude.“

Ich atme tief ein, fühle mich wie ein einsamer Wanderer, der endlich zu

Hause angekommen ist. Das erfüllte Leben strebt nach … Freude. Mein

Leben zeugt davon, wie rar sich dieses kleine Wort, Freude, machen kann.

In jener Nacht der Albträume, als ich, vom blassen Mondlicht beschienen,

verzweifelt um mehr kämpft e, da wusste ich nicht, von was ich mehr wollte.

Nun hatte ich es gefunden, mein ganzes Wesen reagierte auf dieses eine

Wort. Ich sehnte mich nach mehr Leben, nach mehr heiliger Freude.

Das war mein Ziel, das wollte ich ergreifen, als ich versuchte, den Alb-

träumen zu entkommen. Freude. Aber wo liegt der heilige Ort der Freude?

Wieder schaue ich in das geöff nete Buch. Habe ich hier den Schlüssel auf

die wichtigste Frage meines Lebens gefunden? Die tiefe chara-Freude fi ndet

man am euCHARisteo-Tisch – dem Ort der Danksagung. Ich sitze lange

über diesen Sätzen … staune … kann es so einfach sein?

Hängt das Maß meiner chara-Freude von der Tiefe meiner eucharisteo-

Dankbarkeit ab?

Solange es etwas gibt, wofür man danken kann … Ich denke weiter.

Solange man danken kann, gibt es Freude. Also ist es immer möglich, Freu-

de zu erleben. Freude ist immer möglich. Wann auch immer – also jetzt; wo

auch immer – also hier. Der heilige Gral der Freude ist nicht an einem weit

5Ann Voskamp: Tausend Geschenke

Leseprobe6

entfernten Ort oder in einer einzigartigen, besonderen Erfahrung verbor-

gen. Das Wunder der Freude kann hier erlebt werden! Mitten in der cha-

otischen, schmerzhaft en Gegenwart ist es auf wunderbare Weise möglich,

Freude zu erleben! Es gibt nur einen Ort, den wir gesehen haben müssen,

bevor wir sterben: den Ort, an dem wir Gott sehen, im Hier und Jetzt.

Ich fl üstere es, meine Zunge soll es fühlen, mein Ohr soll es hören.

Charis – Gnade.

Eucharisteo – Danksagung.

Chara – Freude.

Ein Dreigestirn, drei Sterne, die in der Nacht leuchten.

Eine dreifache Schnur, die ein Leben lang hält. Habe ich den Weg in ein

erfülltes Leben gefunden?

Gnade, Dankbarkeit, Freude. Eucharisteo.

Ein griechisches Wort … das alle Fragen beantwortet, den Sinn des

Lebens off enbart?

Ann Voskamp: Tausend Geschenke

Gebunden • mit Schutzumschlag • 13,5 x 21,5 cm • 272 Seiten

Nr. 816795 • ISBN 978-3-8659-795-9

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Stacy Eldredge

Werden, wie dumich siehstGottes Traum für dein Leben

Ein Hoff nungsbuch für jede Frau, die sich immer wieder fragt, ob sich ihr

Leben jemals ändern wird, ob sie selbst sich jemals ändern wird. In ihrem

wohl persönlichsten Buch nimmt Stacy Eldredge die Leserinnen mit hinein

in ihre Kämpfe um ein besseres Selbstwertgefühl, eine schlankere Figur und

die Aussöhnung mit ihrer Vergangenheit. Sie ermutigt, Altes loszulassen und

in den Blick zu nehmen, welche wunderbaren Träume Gott bereithält. Wir

können uns nicht selbst heilen und auch nicht aus uns selbst zu unserem

wahren Ich fi nden, aber wir sind nicht allein. Vielmehr möchte der König

der Liebe uns helfen. Deshalb ist die wichtigste Reise, auf die sich eine Frau

begeben kann, diejenige, auf der sie zu sich selbst fi ndet.

Viele Frauen haben das Gefühl, als Frau versagt zu haben. Ich weiß, dass ich

mich oft so sehe. Eigentlich habe ich sogar das Gefühl, als Mensch schlecht-

hin ein Misserfolg zu sein. Dieses Gefühl hat beinahe alles, was ich getan

oder nicht getan habe, beeinfl usst. Aber weder als Frau noch als Mensch

Leseprobe8

bin ich ein Misserfolg. Ganz tief in meinem Innern weiß ich das. Ich mache

Fehler, ja. Aber ich bin kein Fehler. Ich enttäusche. Aber ich bin keine Ent-

täuschung. Doch wenn ich wieder an dieser Stelle ankomme – wenn ich den

Kampf um meine Schönheit, meinen Körper, mein Herz verliere –, dann

fühle ich mich in jeder Hinsicht als Versager. Geht es nicht jeder Frau so?

Haben wir nicht alle unsere geheimen Bereiche, in denen wir nicht den Sieg

erleben, nach dem wir uns sehnen? Bereiche, die unsere Sicht auf uns selbst

beeinträchtigen. Ist es nicht so, dass diese Dinge eine Barriere zwischen uns

und den Menschen in unserem Leben errichten? Eine Mauer, die uns von

der Liebe Gottes trennt?

Oder geht es nur mir so?

Ich glaube nicht.

Manchmal verlieren wir jede Hoff nung auf Veränderung, einfach weil

unsere persönliche Lebensgeschichte mit gescheiterten Versuchen, uns

zu ändern, angefüllt ist. Wo war nur der Schutzengel, der unsere Zunge

behüten und uns daran hindern sollte, unsere Kinder so hart anzufahren?

Was ist mit jener Frucht des Geistes geschehen, die uns dazu befähigt, dis-

zipliniert zu sein und an der Konditorei vorbeizufahren? Gott hat mir nicht

einen „Geist der Angst“ gegeben, warum also reibe ich mich vor Sorge um

meine Kinder, meine fi nanzielle Situation und meine Zukunft auf? Wenn

die „Menschenfurcht ein Fallstrick“ ist, warum habe ich dann immer noch

Angst davor, mein wahres Ich zu zeigen und womöglich abgelehnt zu wer-

den? Mein Esszwang hat sich als Lügner und Dieb enttarnt, und doch tappe

ich noch allzu oft in diese Falle, wenn es schwierig wird.

Gott weiß Bescheid.

Gott weiß Bescheid.

Er hat sich nicht von mir abgewendet. Die Tatsache, dass wir uns nach

Veränderung sehnen, ist ein deutliches Zeichen dafür, dass wir die Verände-

rung erleben sollen. Unsere Unzufriedenheit mit unseren Schwächen und

Kämpfen weist auf die Tatsache hin, dass wir nicht dazu bestimmt sind, in

diesen Schwächen und Kämpfen steckenzubleiben.

Lesen Sie die beiden letzten Sätze noch einmal. Geben Sie der Hoff nung

Raum. Warum kämpfen Sie mit bestimmten Dingen? Dafür gibt es einen

9

Grund, und er fi ndet sich in dem Leben, das Sie gelebt haben, in den Wun-

den, die man Ihnen zugefügt hat, darin, was Sie von sich selbst denken,

und in der Tatsache, dass Sie keine Ahnung haben, wie Sie Ihren Kummer

bewältigen sollen. Und es hängt damit zusammen, zu welcher Person Sie

werden sollen.

Es ist nicht zu spät. Es ist nicht zu schwierig. Sie sind nicht „zu sehr …“.

„Gottes Erbarmen ist alle Morgen neu.“ Und genau in diesem Augenblick

ruht sein erbarmungsvoller Blick auf Ihnen.

Sich der Situation gewachsen zeigen

Ich hasse Spinnen. Sie sind unheimlich. Es gibt Spielfi lme über gift ige Rie-

senspinnen, die vom Amazonas zu uns nach Nordamerika heraufk ommen.

Dann ist da dieser alte Film über eine enorme Spinne, die sich in Eisen-

bahntunneln versteckt, und natürlich jene gemeine Riesenspinne, die einen

armen, hilfl osen Hobbit erwischt. Spinnen. Igitt! Sie lösen garantiert bei

jedem, der ihnen begegnet, Schreie aus. […]

Mit dreiundzwanzig lebte ich ein Jahr lang allein in einem winzigen

Häuschen mit nur einem einzigen Zimmer, das direkt hinter dem Haus

einer Freundin stand. Es war genau das Richtige für mich. Es hatte nur

einen Nachteil. Sie ahnen es bereits – es war voller Spinnen. Jeden Morgen,

wenn ich aufwachte, saßen ungefähr zehn Spinnen an den Wänden und

begrüßten mit mir den neuen Tag. Wenn ich abends von der Arbeit nach

Hause kam, krabbelten ein Dutzend Spinnen durch den Raum, um mich

willkommen zu heißen. Ich gewöhnte mich daran. Ich schreie nicht mehr,

wenn ich eine Spinne sehe (meistens jedenfalls), und ich kann sie ganz allei-

ne töten, wenn es sein muss.

Mit dem Älterwerden zwang mich meine Lebenssituation dazu, Verant-

wortung für meine kleine Welt zu übernehmen. Sie kennen den Spruch:

„Anpassen oder sterben.“ Oder diesen: „Was uns nicht umbringt, macht

uns nur härter.“ Wie auch immer, ich musste für mich selbst sorgen, die

Miete zahlen, eine KFZ-Versicherung abschließen, meine Hochzeit planen,

Stacy Eldredge: Werden, wie du mich siehst

Leseprobe10

Spinnen töten oder ignorieren – ich musste mich der Situation gewachsen

zeigen. Und ich lernte, diese Aufgaben zu bewältigen. […]

Vielleicht haben Sie nie Angst vor Spinnen gehabt. Vielleicht sind Sie

wie meine Freundin Sam, die alle möglichen Insekten und auch Spinnen

einfängt und in den Garten bringt, um ihnen ihre Freiheit wiederzugeben.

Aber es gibt Bereiche in Ihrem Leben, in denen Sie Fortschritte machen

wollen. Sie wollen frei sein.

Ich glaube, dass Sie es können.

Ich glaube, dass es Gott ein Anliegen ist, uns zu befreien, jede von uns zu

der Frau zu machen, als die er uns geplant hat. Zu der Frau, die wir schon

immer sein wollten. Manchmal tut er das, indem er gewissermaßen einen

Schalter umlegt. Doch meistens geschieht es nicht so (wie Sie vermutlich

sehr gut wissen). Meistens lädt Gott uns zu einem Veränderungsprozess ein –

einem Prozess, in dessen Verlauf wir uns durch seine Gnade den Situa tionen

unseres Lebens gewachsen zeigen können. Doch bevor wir uns mit diesem

Prozess befassen, müssen wir ein paar Dinge klarstellen.

Scham und Disziplin führen zu nichts

Erstens: Scham ist kein Mittel zur Veränderung.

Ähnlich wie ein Koff einschub am Morgen kann uns die Selbstverachtung

zwar auf den Weg der Veränderung treiben, doch wir werden bald fest-

stellen, dass sie uns in einen Kreisverkehr ohne Ausweg schickt. Wenn wir

morgens auf die Waage steigen und die Kiloanzeige uns zur Verzweifl ung

treibt, dann schwören wir uns, nie mehr zu viel zu essen. Die Scham ist so

groß, dass wir es womöglich schaff en, bis zum Mittagessen nichts zu uns zu

nehmen, aber sie wird uns nicht zur Freiheit verhelfen. Selbstverachtung,

Scham und Furcht – die sich in so vielen unserer verborgenen, inneren

Bereiche breitmachen – können niemals den Fortschritt hervorrufen und

beibehalten, nach dem wir uns sehnen. Und doch versuchen die meisten

Frauen, die Scham als inneren Antrieb zu nutzen. Ich weiß, dass ich das

getan habe.

11

Auch Selbstdisziplin wird uns nicht aus unserem Dilemma befreien.

Disziplin, insbesondere geistliche Disziplin, ist eine heilige und gute

Sache, die mit lebenslanger Übung stetig zunimmt. Doch wenn wir uns nur

darauf stützen, um die Veränderungen zu erreichen, nach denen wir uns

sehnen, dann werden wir feststellen, dass das Ergebnis keine von Gnade

erfüllte Frau ist. Wir ärgern uns; wir verlieren den Mut. Und sobald wir

einige Kämpfe ausgefochten haben, können wir leicht zu einer Frau werden,

die auf andere Druck ausübt, damit sie dasselbe tun. Wir werden hart und

verkniff en, nach dem Motto: „Reiß dich zusammen!“ Bei der Selbstdisziplin

steht das „Selbst“ im Zentrum und damit befi nden wir uns bereits in einer

schlechten Ausgangsposition. Bemühen, bestrebt sein, noch härter arbeiten

wird uns vielleicht durch die Woche bringen, aber sicher nicht durch Jahr-

zehnte. Und doch glauben viele Christen, dass wir auf diese Weise unsere

Welt in Ordnung halten können. […]

Scham führt zu nichts und auch Disziplin führt zu nichts. Gott lädt uns

ein, uns in seinen Veränderungsprozess einzufügen, in dessen Verlauf er

unsere innere Welt heilt, sodass unsere äußere Welt verwandelt wird. […]

Gott wird mich nicht mehr oder anders lieben, wenn beziehungsweise

falls es mir schließlich gelingt, Gewicht zu verlieren und meine Esssucht

zu überwinden. Jesu Liebe zu mir, die Liebe meines himmlischen Vaters

zu mir, ist unwandelbar. Ja, es stimmt, die Gemeinschaft mit ihm kann

manchmal belastet sein, doch sein Herz verändert sich nicht. Er liebt mich

leidenschaft lich. Noch besser: Ich glaube, er mag mich. Und übrigens steht

er unheimlich auf Sie. Ja, auf Sie. Doch was bedeutet es, auf diese Weise

geliebt zu sein? Hat es eine Bedeutung? Bewirkt es einen Unterschied in

meinem täglichen Leben? Sie ahnen es: Ja, das tut es allerdings!

Wir sind geliebt

Gott liebt die Menschen. Wenn man sich in der Welt umschaut, ist das

manchmal schwer zu glauben, aber es ist wahr. Wir sind geliebt. Wir wur-

den aus Liebe geboren, in Liebe hineingeboren, um Liebe kennenzulernen

Stacy Eldredge: Werden, wie du mich siehst

Leseprobe12

und geliebt zu werden. Ja, wir wurden in eine gefallene Welt voller Leid

hineingeboren, die zugleich wundervoller ist als das schönste Märchen. Sie

ist beides. Und in dieser wunderschönen, herzzerreißenden Welt liebt Gott –

der Ewige, der Allmächtige, der Wundervolle – die Menschen. Auch Sie.

Ganz besonders Sie.

Sie sind wundervoll.

Nun ja, vielleicht nicht jeden Tag. Sie sind zwar jeden Tag wundervoll,

doch das Wundervolle in Ihnen liegt oft unter dem Schutt einer verrückt

gewordenen Welt begraben. Sie wurden in ein unglaubliches Chaos hinein-

geboren und jeder von uns ist damit selbst zu etwas Chaotischem geworden.

doch mitten in unserem Schlamassel sind wir von Gott geliebt. Er verachtet

die Menschheit nicht oder verzweifelt an uns, wie wir es manchmal tun. Er

wendet sich nicht von uns ab angesichts unseres Versagens und unseres

Egoismus, auch wenn wir genauso handeln würden. Er ist nicht überrascht.

Er weiß, dass wir nur Staub sind und unsere Füße aus Lehm gemacht

wurden, aber er hat dafür gesorgt, dass wir nicht so bleiben müssen.

Lassen Sie mich diese Wahrheit noch einmal wiederholen: Sie sind

geliebt. Zutiefst, innig, unvorstellbar geliebt. Und Sie sind ein wundervolles

Geschöpf. Gottes. Egal, ob Sie eine Spinne töten können oder nicht. […]

Egal, ob Sie erneut Ihre Beherrschung verloren, einem Tagtraum, einem

weiteren Keks oder Ihren Gedanken der Selbstverachtung nachgegeben

haben. Genau hier und jetzt sind Sie geliebt, und der Eine, der alles sieht, ist

bei Ihnen und sieht Sie. Er kennt Sie besser, als Sie sich selbst kennen, und

Sie waren nie eine Enttäuschung für ihn.

Stacy Eldredge: Werden, wie du mich siehst

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Frauen begegnenGottDas Neue Testament mit Andachten

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Leseprobe14

Apostelgeschichte 22.23

Der Mordanschlag gegen Paulus12 Als es aber Tag wurde, rotteten sich einige Ju-

den zusammen und verschworen sich, weder

zu essen noch zu trinken, bis sie Paulus getötet

hätten. 13 Es waren aber mehr als vierzig, die

diese Verschwörung machten. 14 Die gingen zu

den Hohenpriestern und Ältesten und spra-

chen: Wir haben uns durch einen Eid gebun-

den, nichts zu essen, bis wir Paulus getötet ha-

ben. 15 So wirkt nun ihr mit dem Hohen Rat bei

dem Oberst darauf hin, dass er ihn zu euch he-

runterführen lässt, als wolltet ihr ihn genauer

verhören; wir aber sind bereit, ihn zu töten, ehe

er vor euch kommt.16 Als aber der Sohn der Schwester des Paulus

von dem Anschlag hörte, ging er und kam in

die Burg und berichtete es Paulus. 17 Paulus

aber rief einen von den Hauptleuten zu sich

und sprach: Führe diesen jungen Mann zu dem

Oberst, denn er hat ihm etwas zu sagen. 18 Der

nahm ihn und führte ihn zum Oberst und

sprach: Der Gefangene Paulus hat mich zu sich

rufen lassen und mich gebeten, diesen jungen

Mann zu dir zu führen, der dir etwas zu sagen

hat. 19 Da nahm ihn der Oberst bei der Hand

und führte ihn beiseite und fragte ihn: Was ist’s,

das du mir zu sagen hast? 20 Er aber sprach: Die

Juden sind übereingekommen, dich zu bitten,

dass du Paulus morgen vor den Hohen Rat hi-

nunterbringen lässt, so als wollten sie ihn ge-

nauer verhören. 21 Du aber traue ihnen nicht;

denn mehr als vierzig Männer von ihnen lau-

ern ihm auf; die haben sich verschworen, weder

zu essen noch zu trinken, bis sie ihn getötet hät-

ten; und jetzt sind sie bereit und warten auf dei-

ne Zusage. 22 Da ließ der Oberst den jungen

Mann gehen und gebot ihm, niemandem zu sa-

gen, dass er ihm das eröffnet hätte.

Die Überführung des Paulus nach Cäsarea

23 Und der Oberst rief zwei Hauptleute zu sich

und sprach: Rüstet zweihundert Soldaten, dass

sie nach Cäsarea ziehen, und siebzig Reiter und

zweihundert Schützen für die dritte Stunde der

Nacht; 24 und haltet Tiere bereit, Paulus drauf-

zusetzen und wohlverwahrt zu bringen zum

30 Am nächsten Tag wollte er genau erkun-

den, warum Paulus von den Juden verklagt

wurde. Er ließ ihn von den Ketten lösen und

befahl den Hohenpriestern und dem ganzen

Hohen Rat zusammenzukommen und führte

Paulus hinab und stellte ihn vor sie.

Paulus vor dem Hohen Rat

23 1 Paulus aber sah den Hohen Rat an und

sprach: Ihr Männer, liebe Brüder, ich

habe mein Leben mit gutem Gewissen vor Gott

geführt bis auf diesen Tag. 2 Der Hohepriester

Hananias aber befahl denen, die um ihn stan-

den, ihn auf den Mund zu schlagen. 3 Da sprach

Paulus zu ihm: Gott wird dich schlagen, du ge-

tünchte Wand! Sitzt du da und richtest mich

nach dem Gesetz und lässt mich schlagen ge-

gen das Gesetz? 4 Aber die dabeistanden, spra-

chen: Schmähst du den Hohenpriester Gottes? 5 Und Paulus sprach: Liebe Brüder, ich wusste

es nicht, dass er der Hohepriester ist. Denn es

steht geschrieben (2. Mose 22,27): »Dem

Obersten deines Volkes sollst du nicht fluchen.«6 Als aber Paulus erkannte, dass ein Teil Sad-

duzäer war und der andere Teil Pharisäer, rief

er im Rat: Ihr Männer, liebe Brüder, ich bin ein

Pharisäer und ein Sohn von Pharisäern. Ich

werde angeklagt um der Hoffnung und um der

Auferstehung der Toten willen. 7 Als er aber das

sagte, entstand Zwietracht zwischen Pharisäern

und Sadduzäern und die Versammlung spaltete

sich. 8 Denn die Sadduzäer sagen, es gebe keine

Auferstehung noch Engel und Geister; die Pha-

risäer aber lehren beides. 9 Es entstand aber ein

großes Geschrei; und einige Schriftgelehrte von

der Partei der Pharisäer standen auf, stritten

und sprachen: Wir finden nichts Böses an die-

sem Menschen; vielleicht hat ein Geist oder ein

Engel mit ihm geredet. 10 Als aber die Zwie-

tracht groß wurde, befürchtete der Oberst, sie

könnten Paulus zerreißen, und ließ Soldaten

hinabgehen und Paulus ihnen entreißen und in

die Burg führen.11 In der folgenden Nacht aber stand der Herr

bei ihm und sprach: Sei getrost! Denn wie du

für mich in Jerusalem Zeuge warst, so musst du

auch in Rom Zeuge sein.

Nachgedacht

Ganz

Persönlich

Dienstag

Habe ich ein reines

Gewissen?

Wo brauche ich Gnade,

Weisheit oder einen

Richtungswechsel?

Ein reines Gewissen

Apostelgeschichte 23,1

„Ein reines Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen.“ Dieses alte

Sprichwort hat einen wahren Kern. In den dunklen Stunden der

Nacht können Gewissensbisse uns buchstäblich den Schlaf rau-

ben. Im Internet gibt es eine Seite, auf der man sich die Last eines

schlechten Gewissens zu jeder Tages- und Nachtzeit von der Seele

schreiben kann. Man mag von diesem Angebot halten, was man

will – Tatsache ist, dass Menschen es nutzen.

Sicher: Manchmal täuscht mich mein Bauchgefühl und ich

mache mir Gedanken wegen etwas, das ganz in Ordnung war.

Trotzdem lohnt es sich, genauer hinzuhören: Was beschäftigt

mich bei einer Sache so, dass ich keinen Schlaf finde?

Gottes Stimme höre ich in meinem Herzen oft erst in den

Nachtstunden, wenn es still um mich ist. Dann spüre ich manch-

mal, wie Gott mich durch mein Gewissen auf etwas aufmerksam

macht. Denn „Lärm ist ein geeignetes Mittel, die Stimme des Ge-

wissens zu übertönen“ (Pearl S. Buck). Und je mehr ich diese inne-

re Stimme durch äußere Einflüsse übertönen lasse, desto weniger

bin ich sensibel dafür.

Die Grundwerte unserer Gesellschaft und noch viel mehr die

biblischen Werte sind ein guter Maßstab, um ein Verhalten oder

eine Situation zu bewerten. Wenn ich vor einer Entscheidung ste-

he und mir unsicher bin, kann ich das Gespräch mit einer Freun-

din suchen, um das Für und Wider abzuwägen. Oder ich kann

mich selbstkritisch hinterfragen, welche Beweggründe mich zu

einer Entscheidung oder einem Verhalten bewegen. Vor allem

kann ich aber auf Gott hören, um Leitung und Gnade zu erfahren.

„Ich habe mein Leben mit gutem Gewissen vor Gott geführt bis

auf diesen Tag.“ Wie kann Paulus das sagen bei seiner Vergangen-

heit, in der er viele Christen erbarmungslos verfolgt und getötet

hat? Weil er Gottes Gnade und Richtungswechsel erlebt hat.

Wenn ich durch Gebet und Bibellesen die Verbindung mit

Gott suche, kann ich darauf vertrauen, dass Gott mir zeigen wird,

wenn ich einen falschen Weg einschlage. Wenn bereits etwas

schiefgelaufen ist, gilt aber auch: Was war, muss mich nicht länger

belasten, wenn ich es vor Gott bereinigt habe.

Ute Mayer

15Elisabeth Mittelstädt (Hrsg.): Frauen begegnen Gott

Leseprobe16

Apostelgeschichte 23.24

hat auch versucht, den Tempel zu entweihen.

Ihn haben wir ergriffen.*

8 Wenn du ihn verhörst, kannst du selbst das

alles von ihm erkunden, dessentwegen wir ihn

verklagen. 9 Auch die Juden bekräftigten das

und sagten, es verhielte sich so.10 Paulus aber antwortete, als ihm der Statt-

halter winkte zu reden: Weil ich weiß, dass du

in diesem Volk nun viele Jahre Richter bist, will

ich meine Sache unerschrocken verteidigen. 11 Du kannst feststellen, dass es nicht mehr als

zwölf Tage sind, seit ich nach Jerusalem hinauf-

zog, um anzubeten. 12 Und sie haben mich we-

der im Tempel noch in den Synagogen noch in

der Stadt dabei gefunden, wie ich mit jeman-

dem gestritten oder einen Aufruhr im Volk ge-

macht hätte. 13 Sie können dir auch nicht be-

weisen, wessen sie mich jetzt verklagen. 14 Das

bekenne ich dir aber, dass ich nach dem Weg,

den sie eine Sekte nennen, dem Gott meiner

Väter so diene, dass ich allem glaube, was ge-

schrieben steht im Gesetz und in den Prophe-

ten. 15 Ich habe die Hoffnung zu Gott, die auch

sie selbst haben, nämlich dass es eine Auferste-

hung der Gerechten wie der Ungerechten ge-

ben wird. 16 Darin übe ich mich, allezeit ein unverletztes Gewissen zu haben vor Gott und den Menschen.

17 Nach mehreren Jahren aber bin ich ge-

kommen, um Almosen für mein Volk zu über-

bringen und zu opfern. 18 Als ich mich im Tem-

pel reinigte, ohne Auflauf und Getümmel, fan-

den mich dabei 19 einige Juden aus der Provinz

Asien. Die sollten jetzt hier sein vor dir und

mich verklagen, wenn sie etwas gegen mich

hätten. 20 Oder lass diese hier selbst sagen, was

für ein Unrecht sie gefunden haben, als ich vor

dem Hohen Rat stand; 21 es sei denn dies eine Wort, das ich rief, als ich unter ihnen stand: Um

der Auferstehung der Toten willen werde ich

von euch heute angeklagt.

Die Verschleppung des Prozesses22 Felix aber zog die Sache hin, denn er wusste

recht gut um diese Lehre und sprach: Wenn der

Oberst Lysias herabkommt, so will ich eure Sa-

che entscheiden. 23 Er befahl aber dem Haupt-

Statthalter Felix. 25 Und er schrieb einen Brief,

der lautete:26 Klaudius Lysias dem edlen Statthalter

Felix: Gruß zuvor! 27 Diesen Mann hatten die

Juden ergriffen und wollten ihn töten. Da kam

ich mit Soldaten dazu und entriss ihnen den

und erfuhr, dass er ein römischer Bürger ist. 28 Da ich aber erkunden wollte, weshalb sie ihn

anklagten, führte ich ihn hinunter vor ihren

Hohen Rat. 29 Da fand ich, dass er beschuldigt

wird wegen Fragen ihres Gesetzes, aber keine

Anklage gegen sich hatte, auf die Tod oder Ge-

fängnis steht. 30 Und als vor mich kam, dass ein

Anschlag gegen den Mann geplant sei, sandte

ich ihn sogleich zu dir und wies auch die Kläger

an, vor dir zu sagen, was sie gegen ihn hätten.31 Die Soldaten nahmen Paulus, wie ihnen

befohlen war, und führten ihn in der Nacht

nach Antipatris. 32 Am nächsten Tag aber lie-

ßen sie die Reiter mit ihm ziehen und kehrten

wieder in die Burg zurück. 33 Als aber jene nach

Cäsarea kamen, übergaben sie den Brief dem

Statthalter und führten ihm auch Paulus vor. 34 Als der Statthalter den Brief gelesen hatte,

fragte er, aus welchem Land er sei. Und als er

erfuhr, dass er aus Zilizien sei, sprach er: 35 Ich

will dich verhören, wenn deine Ankläger auch

da sind. Und er ließ ihn in Gewahrsam halten

im Palast des Herodes.

Vor dem Statthalter Felix

24 1 Nach fünf Tagen kam der Hohepriester

Hananias mit einigen Ältesten und dem

Anwalt Tertullus herab; die erschienen vor dem

Statthalter gegen Paulus. 2 Als der aber herbei-

gerufen worden war, fing Tertullus an, ihn an-

zuklagen, und sprach: Dass wir in großem Frie-

den leben unter dir und dass diesem Volk viele

Wohltaten widerfahren sind durch deine Für-

sorge, edelster Felix, 3 das erkennen wir allezeit

und überall mit aller Dankbarkeit an. 4 Damit

ich dich aber nicht zu lange aufhalte, bitte ich

dich, du wollest uns kurz anhören in deiner

Güte. 5 Wir haben erkannt, dass dieser Mann

schädlich ist und dass er Aufruhr erregt unter

allen Juden auf dem ganzen Erdkreis und dass

er ein Anführer der Sekte der Nazarener ist. 6 Er

1717Elisabeth Mittelstädt (Hrsg.): Frauen begegnen Gott

Nachgedacht

Ganz

Persönlich

Wie reagiere ich,

wenn ich mich

„ertappt“ fühle?

Konzentriere ich

mich mehr auf das

Äußerliche im Leben

oder höre ich auch auf

mein Gewissen und

Gottes leise Stimme?

MittwochDie Chance seines Lebens

Apostelgeschichte 24,25

Kennen Sie Menschen, die neugierig sind, aber sobald es persön-

lich wird, die Flucht ergreifen? So war es bei Felix und Drusilla. Sie

wollten mehr über den christlichen Glauben erfahren. Was Paulus

erzählte, war interessant. Der große Rahmen der Botschaft gefiel

ihnen. Doch dann wurde es persönlich! Als Felix die Worte „Ge-

rechtigkeit“, „Enthaltsamkeit“ und „Gericht“ hörte, sah er sie wie

mit Neon-Lettern über seinem Leben geschrieben. Und er sah

Schuld. Nein, das wollte er nicht! Das war unangenehm. Denn

dann hätte er reagieren müssen. Lieber konzentrierte er sich wei-

terhin auf Äußerliches – wie Politik –, als nach innen zu schauen.

So verpasste er die Chance seines Lebens. Felix hätte seine

Schuld bekennen, bereuen und Vergebung empfangen können.

Frieden, ein reines Gewissen und ewiges Leben waren greifbar

nah. Aber er schickte Paulus weg. Tragisch! Denn durch Paulus

war Jesus selbst in Felix’ Residenz gekommen. Was erschreckte

ihn wohl so, dass er diese gute Botschaft ablehnte? Paulus hatte die

Themen seines Lebens und seines Herzens angesprochen – und

Felix war sicher beschämt!

Meist verursacht genau das mir am meisten Herzklopfen, was

der Heilige Geist in meinem Leben ansprechen und ändern will.

Denn ich soll frei von der Last eines beschwerten Gewissens leben

und mich keinesfalls an diese Last gewöhnen. Gott will mich von

Sünde überführen, damit ich frei werde. Wenn ich frei bin, bin ich

freimütig. Erleichtert, froh! Aber dazu muss ich ihm die Sünde

bringen. Erst fühle ich mich erwischt. Es beschämt mich, durch-

schaut zu werden. Bis ich erkenne, dass es Jesus ist, der zu mir

spricht – etwa durch ein Buch oder einen Menschen. Ich möchte

lernen, auf die leise Stimme zu hören, die direkt in mein Herz

spricht, auch wenn es mich beschämt. Oder vielleicht genau des-

wegen: weil es mich beschämt. Denn der Apostel Johannes erklärt:

Wenn unser Gewissen rein ist und uns nicht mehr verklagt, dann

können wir voller Freude und Zuversicht zu Gott kommen und

beten. Er wird uns geben, worum wir ihn bitten, weil wir so leben,

wie es ihm gefällt (1. Johannes 3,21-22).

Marion Klug

Leseprobe18

Apostelgeschichte 24.25

Die Berufung an den Kaiser9 Festus aber wollte den Juden eine Gunst er-

weisen und antwortete Paulus und sprach:

Willst du hinauf nach Jerusalem und dich dort

in dieser Sache von mir richten lassen? 10 Pau-

lus aber sprach: Ich stehe vor des Kaisers Ge-

richt; da muss ich gerichtet werden. Den Juden

habe ich kein Unrecht getan, wie auch du sehr

wohl weißt. 11 Habe ich aber Unrecht getan und

todeswürdig gehandelt, so weigere ich mich

nicht zu sterben; ist aber nichts an dem, des-

sentwegen sie mich verklagen, so darf mich ih-

nen niemand preisgeben. Ich berufe mich auf

den Kaiser! 12 Da besprach sich Festus mit sei-

nen Ratgebern und antwortete: Auf den Kaiser

hast du dich berufen, zum Kaiser sollst du zie-

hen.

König Agrippa beim Statthalter Festus13 Nach einigen Tagen kamen König Agrippa

und Berenike nach Cäsarea, Festus zu begrü-

ßen. 14 Und als sie mehrere Tage dort waren,

legte Festus dem König die Sache des Paulus

vor und sprach: Da ist ein Mann von Felix als

Gefangener zurückgelassen worden; 15 um des-

sentwillen erschienen die Hohenpriester und

Ältesten der Juden vor mir, als ich in Jerusalem

war, und baten, ich solle ihn richten lassen. 16 Denen antwortete ich: Es ist der Römer Art

nicht, einen Angeklagten preiszugeben, bevor

er seinen Klägern gegenüberstand und Gele-

genheit hatte, sich gegen die Anklage zu vertei-

digen. 17 Als sie aber hier zusammenkamen,

duldete ich keinen Aufschub, sondern hielt am

nächsten Tag Gericht und ließ den Mann vor-

führen. 18 Als seine Ankläger auftraten, brach-

ten sie keine Anklage vor wegen Vergehen, wie

ich sie erwartet hatte. 19 Sie hatten aber Streit

mit ihm über einige Fragen ihres Glaubens und

über einen verstorbenen Jesus, von dem Paulus

behauptete, er lebe. 20 Da ich aber von diesem

Streit nichts verstand, fragte ich, ob er nach Je-

rusalem reisen und sich dort deswegen richten

lassen wolle. 21 Als aber Paulus sich auf sein

Recht berief, bis zur Entscheidung des Kaisers

in Gewahrsam zu bleiben, ließ ich ihn gefangen

halten, bis ich ihn zum Kaiser senden könnte.

mann, Paulus gefangen zu halten, doch in leich-

tem Gewahrsam, und niemandem von den

Seinen zu wehren, ihm zu dienen.24 Nach einigen Tagen aber kam Felix mit sei-

ner Frau Drusilla, die eine Jüdin war, und ließ

Paulus kommen und hörte ihn über den Glau-

ben an Christus Jesus. 25 Als aber Paulus von

Gerechtigkeit und Enthaltsamkeit und von

dem zukünftigen Gericht redete, erschrak Felix

und antwortete: Für diesmal geh! Zu gelegener

Zeit will ich dich wieder rufen lassen.26 Er hoffte aber nebenbei, dass ihm von Pau-

lus Geld gegeben werde; darum ließ er ihn auch

oft kommen und besprach sich mit ihm. 27 Als

aber zwei Jahre um waren, kam Porzius Festus

als Nachfolger des Felix. Felix aber wollte den

Juden eine Gunst erweisen und ließ Paulus ge-

fangen zurück.

Die Verhandlung vor Festus

25 1 Als nun Festus ins Land gekommen

war, zog er nach drei Tagen von Cäsarea

hinauf nach Jerusalem. 2 Da erschienen die Ho-

henpriester und die Angesehensten der Juden

vor ihm gegen Paulus und drangen in ihn 3 und

baten ihn um die Gunst, dass er Paulus nach

Jerusalem kommen ließe; denn sie wollten ihm

einen Hinterhalt legen, um ihn unterwegs um-

zubringen. 4 Da antwortete Festus, Paulus wer-

de weiter in Gewahrsam gehalten in Cäsarea; er

selber aber werde in Kürze wieder dahin zie-

hen. 5 Die nun unter euch ermächtigt sind,

sprach er, die lasst mit hinabziehen und den

Mann verklagen, wenn etwas Unrechtes an ihm

ist.6 Nachdem aber Festus bei ihnen nicht mehr

als acht oder zehn Tage gewesen war, zog er hi-

nab nach Cäsarea. Und am nächsten Tag setzte

er sich auf den Richterstuhl und ließ Paulus ho-

len. 7 Als der aber vor ihn kam, umringten ihn

die Juden, die von Jerusalem herabgekommen

waren, und brachten viele und schwere Klagen

gegen ihn vor, die sie aber nicht beweisen konn-

ten. 8 Paulus aber verteidigte sich: Ich habe

mich weder am Gesetz der Juden noch am

Tempel noch am Kaiser versündigt.

Christine Caine

Noch mehr Leben,bitte! Mehr erleben und erreichen,

ohne sich selbst zu überfordern

„Ich will einfach alles – eine erfüllte Partnerschaft mit einem Traumprinzen.

Und natürlich mit Gott. Und dann hätte ich auch gern einen tollen Job.

Ja, Kinder will ich auch – am besten zwei oder drei …“ So oder so ähnlich

stellen sich Frauen ihr Leben vor. Und das ist möglich, sagt Christine Caine.

Obwohl manche Wünsche nicht leicht zu erfüllen sind. Dieser Ratgeber ver-

rät Frauen, wie sie ihre Träume umsetzen und mehr erleben und erreichen

können, ohne sich selbst zu überfordern.

Durch die Stimmenexplosion, die sich direkt vor mir im Saal ereignete, wäre

ich beinahe rückwärts vom Hocker gefallen. Glücklicherweise konnte ich

mich gerade noch rechtzeitig fangen, ohne das Gleichgewicht zu verlieren

und auf dem Boden des Podiums zu landen. Es wäre nämlich bestimmt kein

schöner Anblick gewesen, mir – im Rock – beim Kampf mit dem Hocker

zuzuschauen und dabei, wie ich versuchte, mich einigermaßen anmutig

wieder in eine aufrechte Sitzposition zu bringen.

Leseprobe20

Was ist denn bloß in diese Frauen gefahren? Ich dachte, das hier sollte eine

ganz normale Fragestunde werden, wie ich sie bei fast jedem Frauenkongress

anbiete, schoss es mir durch den Kopf. Aber hier ging off enbar etwas ganz

anderes ab. Alle Frauen in diesem Saal schienen wild entschlossen zu sein,

mich mit ihren lebenswichtigen Anliegen zu bombardieren.

Ich versuchte, aus dem Stimmengewirr eine Frage herauszufi ltern, in der

Hoff nung, meine Zuhörerinnen mit einer besonders geistreichen Antwort

beruhigen zu können, doch es war unmöglich, weil alle durcheinander-

redeten. Schließlich gelang es der verantwortlichen Dame am Mikrofon,

einigermaßen für Ruhe und Aufmerksamkeit zu sorgen. Ihr war allerdings

inzwischen off enbar klar geworden, dass die Formulierung „Wer hat noch

eine Frage an Christine?“ nicht der richtige Einstieg in diesen Teil der

Veranstaltung war, und so forderte sie die anwesenden Frauen auf: „Wenn

Sie eine Frage an Christine haben, dann reden Sie doch bitte nicht einfach

draufl os. Melden Sie sich stattdessen mit Handzeichen und ich rufe dann

eine nach der anderen auf.“

Kaum hatte sie den Satz beendet, schoss im selben Moment – wuuusch –

ein Meer von Händen gleichzeitig in die Höhe, sodass ich den Luft zug, der

dabei entstand, vorne auf dem Podium spüren konnte.

Erste Frage: „Christine, wie machen Sie das bloß? Wie schaff en Sie es, so

viele verschiedene Dinge unter einen Hut zu bekommen? Sie sind Ehefrau,

Mutter, Referentin und noch vieles andere – können Sie uns Ihr Geheimnis

verraten, wie Sie das alles gleichzeitig bewältigen?“

Wow, dachte ich. Könnten wir nicht vielleicht mit einer einfacheren Frage

anfangen, wie zum Beispiel: Was ist Ihr Lieblingsgericht? Ich holte tief Luft

und gab dann ein paar der Erkenntnisse und Einsichten weiter, die Gott

mir im Laufe der Zeit geschenkt hat und die sich für mich persönlich als

besonders wichtig erwiesen haben. Es war eine sehr komplexe Frage, aber

ich tat mein Bestes, um sie anhand meiner eigenen Erfahrungen möglichst

umfassend zu beantworten.

Da die Fragestellerin mit meinen Ausführungen ganz zufrieden schien,

bat die Dame am Mikrofon um die nächste Frage. Wuuusch, wieder schos-

sen Hunderte von Händen hoch, gefolgt von einem kühlen Luft zug.

21

Zweite Frage: „Christine, ich habe den Eindruck, dass ich zur Mitarbeit

im Reich Gottes berufen bin, aber ich bin verheiratet und habe Kinder …

Wie kann ich mich für Gott einsetzen, ohne meine Aufgaben als Ehefrau

und Mutter zu vernachlässigen?“

Ist das nicht irgendwie die gleiche Frage wie die erste?, überlegte ich. Viel-

leicht war meine Antwort ja noch nicht verständlich genug. Also versuchte

ich, noch ein bisschen ausführlicher und präziser meine Überzeugung zu

vermitteln, dass Gott möchte, dass wir bei all dem, was wir zu bewältigen

haben, körperlich und seelisch gesund und vor allem auch bei Verstand

bleiben. Diesmal hatte ich es aber wirklich auf den Punkt gebracht – zumin-

dest glaubte ich das. Es gab viel beifälliges Nicken und Gemurmel von den

Frauen, so, als wollten sie mir signalisieren, dass meine Antwort ihnen

weiterhalf.

Zeit also für die nächste Frage. Wuuusch, Hunderte von Händen. Kühler

Luft zug.

Dritte Frage: „Christine, Sie meistern so viele Herausforderungen, dass

ich mir sicher bin, dass Gott Ihnen gezeigt hat, wie man viele verschiedene

Dinge gleichzeitig in den Griff bekommt. Können Sie uns erklären, wie das

funktioniert?“

Bin ich in dem Film „… und täglich grüßt das Murmeltier“ gelandet? Ist

das nicht wieder genau die gleiche Frage wie die gerade eben?, dachte ich

verblüfft . Statt dieselbe Frage ein drittes Mal zu beantworten, fand ich es

schlauer und auch eff ektiver, erst einmal selbst eine Frage zu stellen. Des-

halb sagte ich: „Bevor ich auf dieses wichtige Anliegen eingehe, würde ich

gerne wissen: Gibt es hier im Publikum Fragen, die sich nicht darum drehen,

wie man allen gerecht wird – seinen Mitmenschen, sich selbst und Gott?“

Stille. Kein wuuusch. Keine Hände. Kein Luft zug.

Und da dämmerte es mir langsam. Wir Frauen von heute sind mit bis-

her nie da gewesenen Herausforderungen konfrontiert, weil unsere unter-

schiedlichen Rollen und unsere Beteiligung am gesellschaft lichen Leben

immer komplexer und vielfältiger werden. Bis vor nicht allzu langer Zeit

war die Rolle der Frau im Allgemeinen auf die drei Ks beschränkt (Kinder,

Küche, Kirche), aber heute engagieren sich Frauen in den verschiedensten

21Christine Caine: Noch mehr Leben, bitte!

Leseprobe22

gesellschaft lichen Bereichen viel aktiver als früher. Wir sind nicht mehr nur

Schwestern, Töchter, Ehefrauen und Mütter, sondern außerdem auch noch

Lehrerinnen, Verkäuferinnen, Ärztinnen, Anwältinnen, Politikerinnen,

Aktivistinnen, Firmeninhaberinnen, Autorinnen, Sportlerinnen – und diese

Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Mehr als je zuvor jonglieren wir Frauen

mit immer mehr Verantwortung, Aktivitäten und Terminplänen … und

wir müssen wissen, wie wir alle diese Herausforderungen meistern können,

ohne unseren Traum von einem erfüllten Leben zu begraben. Die Fragen

der Frauen auf dem besagten Kongress ließen daran keinen Zweifel.

Ich merkte schon bald, dass der Verlauf dieser Fragestunde kein Einzelfall

war, denn in den darauff olgenden Monaten erlebte ich auf all meinen Reisen –

egal, auf welchem Kontinent ich mich befand – das Gleiche oder sehr Ähn-

liches. In verschiedenen Sprachen und bei Personen in unterschiedlichen

Lebensphasen zog sich durch alle Fragen immer derselbe rote Faden: Jede

Frau wollte erfahren, wie sie all das, was Gott für sie vorgesehen und vorbe-

reitet hat, umsetzen kann, und zwar wollte sie es nicht irgendwann wissen,

sondern sofort! Und als aus diesen Monaten, in denen ich immer wieder

dieselben Fragen beantwortete, Jahre wurden, kam ich zu dem Schluss:

Darüber müsste mal jemand ein Buch schreiben! Hier ist es …

Ich habe beileibe nicht auf alles eine Antwort, und ich weiß auch nicht

genau, wie diese Sache, die man „Leben“ nennt, bis ins Kleinste funktioniert …

auch wenn das toll wäre! Doch nach über 40 Lebensjahren, davon 15 Jahre

im vollzeitlichen Dienst für Gott, über ein Jahrzehnt als Ehefrau und als

Mutter von zwei Kindern kann ich mit gutem Gewissen behaupten, dass ich

einige grundsätzliche Dinge gelernt habe. Und diese Lektionen dienen mir

als Kompass, mit dessen Hilfe ich erkennen kann, wie wir all das, was Gott

für uns bereithält, in unserem Alltag verwirklichen können.

Mein Buch möchte Ihnen eine ganz neue Sicht vom Frausein vermitteln

und deutlich machen, wie kostbar wir für Gott sind. Es soll außerdem

zeigen, dass Gott einen unverwechselbaren Plan für das Leben jedes ein-

zelnen Menschen hat. Auf meiner persönlichen Entdeckungsreise bin ich

irgendwann zu der festen Überzeugung gelangt, dass es tatsächlich möglich

ist, ein ausgeglichenes und erfülltes Leben zu führen, wenn wir Gott mit

23

jeder Faser unseres Wesens vertrauen. Mit seiner Hilfe schaff en wir es, jede

Herausforderung zu bewältigen und jeden Traum zu verwirklichen – wenn

auch vielleicht nicht alles auf einmal. Gott kennt unsere unterschiedlichen

Lebensphasen und sein Timing ist immer absolut perfekt. Wir müssen uns

nur manchmal erst daran gewöhnen, unseren Blick mit seinem zu synchro-

nisieren. Lassen Sie sich nicht entmutigen! Sie dürfen Ihre Erwartungen

noch höher stecken, als Sie es bereits getan haben – aber zuvor sollten wir

uns ein paar einfache Grundprinzipien anschauen, die uns zeigen, wie wir

unser Ziel erreichen können.

In den Kapiteln meines Buches möchte ich Ihnen einen kleinen Einblick

in mein Leben geben – in meine Enttäuschungen und Niederlagen, meine

Herausforderungen und einige urkomische Momente …

Christine Caine: Noch mehr Leben, bitte!

Klappenbroschur • 13,5 x 21,5 cm • 208 Seiten

Nr. 816733 • ISBN 978-3-86591-733-1

€ [D] 14,99 (€ [A] 15,40/sFr 22,50*)

* unverbindliche Preisempfehlung

23Christine Caine: Noch mehr Leben, bitte!

Bei dir kommt meinHerz zur Ruhe365 Andachten für Frauen

Gott kennt Ihre Zweifel, Fragen, Sorgen, aber auch Ihre Träume und Wün-

sche. Dieses wunderbare Andachtsbuch für jeden Tag des Jahres hilft Ihnen,

erfüllende Zeit mit Ihrem Schöpfer zu verbringen. Und es möchte Sie ermuti-

gen, dem zu vertrauen, der Sie wie kein anderer liebt.

Jede Andacht wird begleitet von einem Zitat einer bekannten Frau, die

schwierige Zeiten genauso kennt wie die Freuden des Lebens, darunter Cor-

rie ten Boom, Joni Eareckson Tada oder Joyce Meyer.

Bei dir kommt mein Herz zur Ruhe

Flexcover • mit Gummizug • 11,2 x 15,8 cm • 384 Seiten

Nr. 816913 • ISBN 978-3-86591-913-7

€ [D] 15,99 (€ [A] 16,40/sFr 23,90*)

* unverbindliche Preisempfehlung

25

1. Januar

Unter all den Namen, die Gott beschreiben, ist wohl „Gott allen Trostes“

einer der schönsten und tröstlichsten. Die Worte „allen Trostes“ zeigen an,

dass es keine Grenzen oder Einschränkungen gibt.

Hannah Whitall Smith

Gott allen Trostes

Wir mögen das Wort „alles“ sehr, besonders wenn es im Zusammenhang

mit etwas Positivem steht. Wir mögen es, wenn alle Schuhe in unserem

Lieblingsschuhladen reduziert sind oder wenn alle Pralinen in der Schach-

tel aus dunkler Schokolade sind oder wenn alle unsere Rechnungen bezahlt

sind. Doch wenn es so scheint, als bräche alles über uns zusammen, dann

ist das schon etwas ganz anderes. Dann merken wir, dass wir unbedingt den

„Gott allen Trostes“ brauchen.

Überlegen Sie doch einmal, was diese Bezeichnung für Gott alles ein-

schließt. Sie bedeutet, dass kein Problem und kein Kummer zu groß sind,

als dass Gottes Trost nicht greifen könnte. Ihm stehen unbegrenzte Mög-

lichkeiten zur Verfügung, uns zu trösten. Wenn uns etwas wehtut, dann

beschreibt der vielleicht schönste Name Gottes ihn als den, der uns nicht

etwas Trost schenkt oder Trost in manchen Bereichen unseres Lebens, son-

dern allen Trost, den wir brauchen.

Der Gott allen Trostes wartet auch heute darauf, Sie zu trösten, und zwar

ohne Einschränkung.

• 2. Korinther 1,3–5

Lieber Gott allen Trostes, ich brauchen heute deinen Trost.

25Bei dir kommt mein Herz zur Ruhe

Leseprobe26

2. Januar

Gott hat Sie und mich auserwählt, damit wir Frucht bringen, die bleibt …

Frucht, die anderen Menschen zeigt, wie Gottes Sohn ist.

Anne Graham Lotz

Jesus ein bisschen ähnlicher werden

Zu Beginn dieses neuen Jahres sind Sie vielleicht ein bisschen melancho-

lisch, blicken möglicherweise mit etwas Bedauern zurück oder mit bangen

Fragen nach vorn. Probleme und Sorgen lassen nicht viel Raum für Hoff -

nung. Natürlich möchten Sie gern optimistisch oder noch lieber froh sein –

aber wie soll das gehen?

Die Antwort bekommen Sie nicht dadurch, dass Sie sich bemühen, son-

dern dadurch, dass Sie sich etwas bewusst machen; nicht dadurch, dass Sie

etwas tun, sondern dadurch, dass Sie ruhen. Im Brief an die Galater ver-

spricht Gott uns Freude als „Frucht“ seines Wirkens in uns. Statt also zu

versuchen, irgendwie ein Gefühl der Freude in sich zu erzwingen, müssen

Sie nur auf Ihren Vater im Himmel schauen und an sein Versprechen den-

ken. Er hat durch seinen Geist bereits Freude in Ihr Herz gelegt. Es geht also

nicht in erster Linie darum, Freude zu empfi nden. Setzen Sie sich einfach

still in Gottes Gegenwart, erzählen Sie ihm von Ihren tiefsten Verletzungen

und Sorgen, und bitten Sie ihn dann, die Frucht seiner Freude in Ihnen

wachsen zu lassen. Dann werden Sie, wie Anne Graham Lotz sagt, Frucht

bringen – Frucht, die bleibt –, indem sie immer mehr so werden wie sein

Sohn.

• Galater 5,22–23

Herr, hilf mir dabei, dass in meinem Leben die Frucht deines Geistes in allem

sichtbar wird, was ich heute tue.

3. Januar

Oh treue Seele! Die Ruhe in dir selbst, die du genießt, ist lediglich ein

Abglanz der Ruhe, die du bei Gott fi nden wirst!

Madame Guyon

Ruhe für die Seele

Rasten Sie. Ruhen Sie. Nehmen Sie sich Zeiten der Stille, in denen Sie

einfach nur nachdenken – über Gott, über das Leben und darüber, wozu

Sie berufen sind. Solche Zeiten erfrischen, schenken uns die notwendigen

Pausen und helfen uns dabei, unsere Ziele wieder konzentriert zu verfolgen.

Madame Guyon will gleichzeitig aber auch deutlich machen, dass solche

kostbaren Zeiten nur ein Schatten der Ruhe sind, die unsere Seele bei Gott

fi nden kann.

Unsere Seele dürstet, und nur Gott allein kann diesen Durst stillen. Wir

hungern danach, Gottes Liebe kennenzulernen, und er füllt uns überreich

mit Nahrung aus seinem Wort. Wir durchleben schwere Zeiten, und er

schenkt uns die Erfrischung, die wir brauchen, um weiterzumachen. Wir

plagen uns mit Schuldgefühlen herum, weil wir andere verletzt oder Fehler

begangen haben, und er gewährt uns Vergebung und schenkt uns wahren

Frieden und echte Ruhe. Wir brauchen immer wieder einen Ort, an dem

wir Ruhe vor dem Sturm fi nden, und er lädt uns ein in seine schützenden

Arme.

Lassen Sie Ihre Seele heute Ruhe bei ihm fi nden.

• Psalm 62,6–9

Herr Jesus, ich will heute zur dir kommen und bei dir Ruhe fi nden.

27Bei dir kommt mein Herz zur Ruhe

Leseprobe28

4. Januar

Ich bin dazu berufen, mein Gesicht zwischen die Schulterblätter Jesu

zu drücken und ihm zu folgen, wohin er auch geht.

Margaret Feinberg

Vertrauen

Sich richtig gut festhalten und nicht loslassen, dieses Bild gebraucht die

Autorin Margaret Feinberg, wenn sie behauptet, ihre Berufung bestehe

darin, ihr Gesicht zwischen die Schulterblätter Jesu zu drücken. Wenn wir

uns auf diese Weise auf das Abenteuer des Glaubens einlassen, dann zeigen

wir, dass wir ihm wirklich vertrauen und ihn lieben, und fi nden im Gegen-

zug Ruhe und Trost.

Wenn Sie so an Jesus festhalten, atmen Sie seinen Duft ein – seine Kraft .

Die Gewissheit, dass Sie auf dem richtigen Weg sind. Sie spüren die Wärme

seiner Liebe, und Sie sind davon so hingerissen, dass Sie ihm ganz nah blei-

ben, um auch nicht einen einzigen Augenblick dieses Schwelgens in seiner

Nähe zu verpassen. Wenn Sie sich so an ihn anlehnen, dann ist es fast egal,

in welche Richtung Sie gehen. Jede Bodenerhebung, die Sie überwinden,

jede Pfütze, über die Sie springen, wird zu einem Sieg. Es interessiert Sie

weniger, wohin Sie gehen, dafür aber umso mehr, dass Sie ihm vertrauen

und ihm folgen, wohin er Sie auch führt.

Auch wenn dieses Bild Ihnen fremd vorkommt: Drücken Sie Ihr Gesicht

fest zwischen seine Schulterblätter. Atmen Sie tief ein, und bleiben Sie nicht

stehen.

• Psalm 73,23–26

Herr, ich möchte mich so sehr in dich und deine Gegenwart verlieben, dass

ich immer mehr davon will und dich nicht loslassen.

29

5. Januar

Leere mein Herz, o Gott, bis die Stille spricht mit deiner leisen Stimme;

führe mich … zum Hören, zum Warten, zur Stille, zum Schweigen.

Esther DeWaal

In der Stille

Wenn unser Herz, unser Verstand und unsere Seele mit Sorgen erfüllt sind,

bleibt kein Platz mehr für Gott.

Stille. So bringen wir Ordnung in das Chaos und treten falschem Stolz

entgegen. So lassen wir Sorgen los und bringen Ruhe in unsere Gedanken.

So öff nen wir unseren Geist und lassen belastende Sehnsüchte und falsche

Erwartungen los. Wenn Sie in Ihrem Inneren einen heiligen Raum schaff en,

wird Gott sich dort niederlassen.

Elia hatte gerade eine gewaltige Demonstration der Macht Gottes erlebt,

aber die Stimme, die er dann hörte, als Gott ihn ganz direkt ansprach, war

nicht mehr als ein leises Säuseln. Das machte Elia so demütig, dass er sein

Gesicht bedeckte.

Beim intensiven Gebet geht es nicht darum, möglichst wortreich und

redegewandt zu sein oder spektakuläre Wunder zu erwarten. Es geht viel-

mehr darum zu lernen, so still zu werden, dass wir das leise Reden Gottes

über den Lärm der Welt hinweg hören können.

In der Stille sehen unsere Augen voller Staunen, unser Herz öff net sich,

unser Verstand kapituliert, und dann können wir Gott hören.

• 1. Könige 19,11–13

Ich warte auf dich, Herr. In der Stille meines Herzens vertraue ich auf dich.

29Bei dir kommt mein Herz zur Ruhe

Leseprobe30

6. Januar

Es gibt scheinbar kein größeres Wunder und nichts, das schwieriger wäre für

uns, die wir Dinge ganz verstehen wollen, als die Sache mit der Gnade.

Elisabeth Elliot

Erstaunliche Gnade

John Newton, der Verfasser des berühmten Kirchenliedes „Amazing Grace“

(„Erstaunliche Gnade“), erzählte einmal, dass er früher gern so richtig

schlimm fl uchte. Diese Angewohnheit sei so tief in ihm verwurzelt gewesen,

dass sie ihm geradezu zur zweiten Natur geworden sei. In seinem Testament

schreibt er: „Ich war ein Abtrünniger, ein Gotteslästerer, ein Ungläubiger.“

Und der ehemalige Sklavenhändler fährt fort: „Ich war zu allem fähig und

besaß nicht die geringste Gottesfurcht.“

Und dennoch rettete Gott ihn. Warum überschüttete Gott einen derma-

ßen gewalttätigen Mann so überreich mit seiner Gnade?

Weil Gott diesen Mann liebte.

Und Gott liebt auch Sie. Nicht dafür, wer Sie sind, und auch nicht für

etwas, das Sie getan haben, sondern einfach, weil er der Gott der erstaun-

lichen Gnade ist. Nichts, das Sie getan haben, kann so schlimm sein, dass

Sie sich dadurch außerhalb der Reichweite von Gottes Gnade befi nden

könnten.

Was das bedeutet, können Sie nicht wirklich begreifen, weil es nämlich

unbegreifl ich ist. Diese Sache mit der Gnade ist wirklich ein Wunder.

Und sie ist ein Geschenk an Sie.

• Epheser 2,8–9

Danke, Herr, dass du mich liebst und mir immer wieder mit deiner erstaun-

lichen Gnade begegnest.

31

7. Januar

Manchmal ereignen sich die größten Gebetserhörungen, wenn es niemanden

mehr gibt, an den wir uns wenden können – niemanden außer Gott.

Carol Cymbala

Große Probleme, große Lösungen

Schlechte Nachrichten – geplatzte Träume – keine Hoff nung mehr. Das ist

für Gott der perfekte Zeitpunkt, um auf den Plan zu treten.

So unmöglich und unlösbar unsere Lage auch sein mag – für Gott ist sie

kein Problem. Er liefert besonders gern dann Lösungen, wenn wir selbst das

Gefühl haben, dass wir in einer Sackgasse stecken. Er wirkt oft dann am

besten und am großartigsten, wenn es kein Geld, keine Zeit, keine Hoff -

nung und keinen Ausweg mehr gibt.

Befi nden Sie sich an einem Punkt in Ihrem Leben, an dem Sie am liebs-

ten aufgeben würden? Haben Sie alles Menschenmögliche getan, um ein

Problem zu lösen, sind inzwischen aber davon überzeugt, dass es gar keine

Lösung gibt? Ist das Problem zu groß für Sie? Überfordert es Sie? Belastet es

Sie zu sehr?

Gehen Sie zu Gott. Es gibt sonst niemanden mehr, an den Sie sich noch

wenden könnten. Und genau das ist der Punkt, an dem Gott zu Ihnen sagt:

„Entspann dich, meine Tochter. Es ist erst dann vorbei, wenn ich sage, dass

es vorbei ist.“ Große Probleme erfordern große Lösungen. Und genau die

sind Gottes Spezialität.

• Markus 10,27

Mein Problem ist zu groß für mich, Herr. Ich brauche eine große Lösung.

31Bei dir kommt mein Herz zur Ruhe

Leseprobe32

8. Januar

Es ist viel besser, geduldig einen Schmerz zu ertragen, den nur man selbst

spürt, als sich zu einer übereilten Tat hinreißen zu lassen, deren schlimme

Folgen sich auf andere Menschen auswirken; und außerdem lehrt uns die

Bibel, Böses mit Gutem zu vergelten.

Charlotte Brontë

Gutes statt Böses

Gottes Wesen und sein Handeln stellen unsere Art, zu denken und zu han-

deln, oft auf den Kopf. Er verspricht, dass er aus allem (sogar Schlechtem)

etwas Gutes für uns machen kann. Er verspricht, unser Anwalt zu sein und

jeden zu richten, der uns Unrecht tut. Wenn wir diese Zusage im Hinter-

kopf behalten, schenkt uns das die Kraft , Leid zu ertragen, wenn es keinen

anderen Ausweg gibt. Und Gott schenkt uns sogar die Fähigkeit, den Per-

sonen mit einer positiven Grundhaltung entgegenzutreten, die uns Schaden

zufügen und verletzen.

Charlotte Brontë rät, lieber eine Verletzung geduldig zu ertragen, als vor-

schnell zu handeln und dadurch schlimme Folgen zu riskieren, die unser

Handeln für andere in unserem Umfeld hat. Lieber selbst ein bisschen Leid

aushalten, als das Risiko eingehen, dass auch andere leiden müssen. Und

außerdem lieber Böses mit Gutem vergelten.

Das ist meist weder einfach noch bequem, und vielleicht ist es noch nicht

einmal gerecht, aber es dient der Ehre Gottes.

Und darauf kommt es an.

• 1. Mose 50,14–21

Danke, Vater, dass du aus Bösem Gutes machen kannst. Hilf mir, dir zu

vertrauen.

Fotonachweise: Shutterstock (Coverfoto), GettyImages / imagewerks (Umschlag hinten), Masterfile (Seite 1)


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