„Das haben wir doch schon immer so gemacht“
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Das haben wir doch schon immer so gemacht
Die „Ja,abers“ in Krippe und Kita
Dr. Malte MienertProf. für Hochschulbildung (UNIES, GEO, Gorgasali)
Berlin/ Kerkrade (NL)Für
BildungsBeratung Monika HüttDresden
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Gliederung des Vortrags
• Die „Ja,abers“ im Alltag• Bildung für Gegenwart und Zukunft• Anforderungen an Pädagoginnen
heute• Die Rollen der Fachkräfte• Von der trainingsorientierten zur
beziehungsorientierten Pädagogik• Abschluss
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Diskussionsstoff mit der Nachbarin/ dem Nachbarn
„Das haben wir doch schon immer so gemacht“
• Wo begegnet Ihnen dieser Satz in Ihrem Alltag?• Was bedeutet dieser Satz für Sie? Wo ist er berechtigt, wo
nicht?
• Bitte kurz mit der Nachbarin/ dem Nachbarn diskutieren und Notizen machen
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Diskussionsstoff
• Glaube ich daran, dass die Kinder wirklich alles lernen, was sie für ihr Leben brauchen, wenn sie nur den eigenen Themen folgen?
• Wie viel Selbstbildung ist möglich, wie viel Fremdbildung ist nötig?
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Definition der Selbstbildung
• Kinder lernen die Welt selbst kennen. Kinder können nicht durch Erwachsene belehrt werden. Kinder erwerben ihr Wissen von der Welt und ihre Fähigkeiten, indem sie die Welt neugierig erforschen, dabei auf Widersprüche, Probleme und „Unerklärliches“ stoßen und diese Phänomene so lange untersuchen, bis sie Erklärungen gefunden haben, die die Widersprüche auflösen.
• So entsteht Schritt für Schritt im kindlichen Kopf ein immer feiner differenziertes Bild von der Welt. Jedes Kind hat sein eigenes Bild von der Welt, das auf unterschiedlichen Vorerfahrungen beruht.
Quelle:MIENERT, M. & VORHOLZ, H. Den Alltag öffnen, Perspektiven erweitern, Schubi
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Anforderungen an Pädagogische Fachkräfte heute
• Ein neues Verständnis vom Lernen– Vom Beibringen zum Problemlösen
• Ein neues Verständnis vom Alltag– Von der Fremd- zur Selbstbestimmung
• Ein neues Verständnis vom Bildungsauftrag– Trennung schulischen und freizeitlichen Lernens
• Neue Einschätzungen des Lernfortschritts– Von Richtig und Falsch zu Überlebensfähig und Nützlich
• Ein neues Verständnis von Pädagogik– Von der Trainingsorientierung zur Beziehungsorientierung
• Ein neues Verhältnis von Kindern und Erwachsenen– Von Macht und Kampf zu Partizipation und Vertrauen
• Ein neues Ziel des Lernens– Von der Abhängigkeit in die Unabhängigkeit des Kindes
• Ein neues Verständnis des Auftrags– Von der Anweisung zur Situationsgestaltung
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Pädagogik für Gegenwart und Zukunft
• Kitas gehören den Kindern, Kinder sind keine Gäste, sondern die Hausherren
• Erwachsene halten sich zurück
• Es wird nicht rumgemeckert und auf Regeln rumgeritten
• Es wird nicht „vorgeplant“ und „angeboten“
• Grenzsteine der Entwicklung geschafft? Alles im grünen Bereich!
• Kindereinrichtungen müssen sich so wie Zuhause anfühlen, gemütlich, vertraut, spannend und „meins“
• Jedes Kind arbeitet an seinen Themen, Themenvorgaben sind Aufgabe der Schule
• Erwachsene beobachten neutral und interpretationsfrei
• Gut ist, was den Kindern dient und gefällt
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Bildung für Gegenwart und Zukunft
• Entwicklung von der Industrie- zur Wissensgesellschaft
• Wertewandel: Übergang vom Kollektivismus zum Individualismus
• Internet, Globalisierung, neue Technologien• Demokratiemüdigkeit• Demografischer Wandel - Mehr Alte, weniger
Kinder und Jugendliche• Deutschland als Einwanderungsland, mehr
kulturelle Vielfalt• Veränderungen in den familiären Strukturen• Wandel von Erwerbstätigkeit und
Arbeitsstrukturen• Überwachte Kindheit
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Die Zukunftsaufgaben
• Bildungschancen verbessern• Integration fördern• Gesundes Aufwachsen ermöglichen• Demokratie, soziale Teilhabe und
Verantwortungsübernahme fördern• Arbeits- und Leistungspotenziale ausschöpfen
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Der niedersächsische Orientierungsplan
Bildungsbereiche- Emot. Entw. u. soziales Lernen-Kogn. Entw. u. Lernfreude-Körper, Bewegung, Gesundheit- Sprache u. Sprechen-Lebensprakt. Kompetenzen-Mathematisches Grundverständnis-Ästhetische Bildung-Natur u. Lebenswelt-Ethische u. religiöse Fragen
http://cdl.niedersachsen.de/blob/images/C3374461_L20.pdf
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Reflektion im Bildungsplan (1. Bildungsbereich)
• Fühlen sich die Kinder sicher und geborgen?• Kann jedes Kind von einer Bezugsperson in der Einrichtung
getröstet werden?• Bei welchen Anlässen zeigen die Kinder Gefühlsreaktionen
wie Freude, Wut, Trauer, Angst?• Haben die Kinder Spaß in der Einrichtung, wird viel gelacht?• Welche Kinder sind in der Kindergruppe besonders
anerkannt (bzw. weniger anerkannt)?• (Was) spielt das Kind mit anderen Kindern? Bevorzugt es
Jungen/Mädchen?• Zeigen die Kinder Einfühlungsvermögen und Verständnis für
die Gefühle anderer Kinder?• Können sie Frustration und Versagen aushalten und mit
Enttäuschungen umgehen?• Sind Kinder häufig in Konflikte verwickelt und welcher Art
sind diese Konflikte?• Entwickeln die Kinder selbst Ideen, Konflikte konstruktiv zu
lösen?
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Der Bremer Rahmenplan
Bildungsbereiche- Rhythmik und Musik- Körper und Bewegung- Spiel und Phantasie- Sprachliche und nonverbale Kommunikation- Soziales Lernen, Kultur und Gesellschaft- Bauen und Gestalten- Natur, Umwelt und Technik
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Anforderungen an die Erzieherin (Rahmenplan Bremen)
• Die sich selbst bildende Erzieherin• Verlässliche Bindungen zwischen Fachkräften und Kindern
schaffen• Beziehungen zwischen den Kindern ermöglichen• Begegnung als professionelle Pädagogen• Flexibles und vielseitiges Verhalten• Doppelte Rolle als Förderin der kindlichen Neugierde und
als Informations- und Wissensquelle für die Kinder• Ständiges Bewusstmachen eigener Verhaltensweisen• Reflektion im Team• Beobachtungen schriftlich dokumentieren• Interkulturelle Erziehung• Individuelle Förderung• …
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Beschäftigung und Angebote
• Angebote führen in die Abhängigkeit• Angebote sind an den Bildungsvorstellungen der
Erwachsenen orientiert• Angebote machen Lernen „schulisch“• Produktausstellungen fördern Entwicklungsdruck und
Konkurrenz der Eltern
• Keine Angebote in der Krippe• Die Angebote im Kindergarten machen die Kinder selbst• Das Angebot im Hort heißt „Freizeit“
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Raumgestaltung
• Die Räume gehören den Kindern• Räume müssen gemütlich, heimelig, spannend sein• Räume müssen sich verändern• Alles, was sichtbar ist, darf und soll für Kinder erreichbar
sein• Wandgestaltung wird von den Kindern vorgenommen• Kinder dürfen rennen, toben, laut sein• Kinder dürfen sich streiten, hinfallen, sich verletzen, ihre
Konflikte selbst bearbeiten
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Zusammenarbeit mit Eltern
• Eltern sind Gast in der Einrichtung• Die Dienstleistung der Einrichtung ist am Kind orientiert• Der Tanzbereich der Eltern ist zuhause• Eltern dürfen mitbestimmen, über die demokratische
Institution Elternrat und im Rahmen von Konzeption und Bildungsplan
• Elternarbeit ist out, Erziehungspartnerschaft ist das Ziel
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Pädagogischer Alltag
• Regeln sind kein Selbstzweck• Tagesabläufe sind unvorhersehbar• Die pflegerische und verpflegerische Arbeit orientieren sich
an den Interessen der Kinder• Kinder können die Räume und das Außengelände jederzeit
wechseln• Konflikte werden über Maßnahmen der Partizipation und
demokratischen Abstimmung gelöst
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Dr. Malte Mienert, Berlin, [email protected], www.mamie.de
Zum Weiterlesen und Bestellen (bitte den Textlink klicken):
Mienert, M. & Vorholz, H. (2012). Gespräche mit Eltern – Entwicklungs-, Konflikt- und Informationsgespräche (3. Aufl.). Troisdorf: Bildungsverlag eins.ISBN-13: 978-3867236225
Mienert, M. & Pitcher, S. (2011). Pädagogische Psychologie. Theorie und Praxis des Lebenslangen Lernens. Wiesbaden: VS Verlag.ISBN-13: 978-3531169453
Mienert, M. & Vorholz, H. (2013). Kleine Kinder – große Schritte. Grundlagen der pädagogischen Arbeit mit Krippenkindern (2. Aufl.). Schaffhausen: Schubi Lernmedien.ISBN-13: 978-3867235150
Mienert, M. & Vorholz, H. (2015). Den Alltag öffnen – Perspektiven erweitern. Offene Arbeit in den Kitas nach den Bildungsplänen gestalten (3. Aufl.). Schaffhausen: SchubiLernmedien.ISBN-13: 978-3867234955
Mienert, M. (2008). Total diffus – Erwachsenwerden in der jugendlichen Gesellschaft. Wiesbaden: VS-Verlag für SozialwissenschaftenISBN-13: 978-3531160931
Mienert, M. & Vorholz, H. (2011). Schüler und Lehrer im Konflikt. Neue Strategien für ein respektvolles Miteinander. Paderborn: Schöningh.ISBN-13: 978-3506771810
Mienert, M. (Hrsg).(2014). Verhaltens(un)auffällige Kinder. Kita aktuell spezial 05/2014.
Mienert, M. (2017). „Das haben wir doch schon immer so gemacht“ – Die „Ja, abers“ in Kitaund Hort (2. Aufl.). Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht.ISBN-13: 978-3525702451