Z u k u n f t f ü r d a s E r b e
815 > 2015 > >20151/2011 Nr. 4
Jetzt fließt der Schweiß Bauarbeiter schuften im Dom
Schönheitskur im Museum Die Tintenfassmadonna wird restauriert
Neues von Gestern Archäologen bergen interessante Funde
DAs mAGAZIN Zur DomsANIeruNG
achtung baustelle!
LIeBe LeserINNeN uND Leser,
Veränderungen bringen uns voran. Bestes
Beispiel dafür ist unser Dom: Viel verändert
sich um, an und in ihm – und im Moment
besonders stark.
Betreten Sie mit uns in dieser Ausgabe
die Baustelle Dom – derzeit Deutschlands
größte Kirchenbaustelle. Vergessen Sie nicht,
Ihren Bauhelm aufzusetzen, schließlich wird
hier so manches ein- und abgerissen. „Rück-
bau“ nennt das der Experte.
Innen ausgehöhlt, scheint der Dom fast nur
noch ein Fassaden-Skelett zu sein. Oft tut es
mir ein wenig weh, zu sehen, wie das alte
Mauerwerk mit schwerem Gerät bearbeitet
wird. Und gleichzeitig bin ich doch beein-
druckt, wie schnell sich alles ändert. Klar ist:
Der Abbruch ist der Aufbruch in eine neue
Ära des Doms – und darauf freue ich mich.
Wie es derzeit im Dom aussieht, zeigen wir
Ihnen auf den folgenden Seiten. Und natür-
lich gibt es wieder viel Neues rund um den
Dom zu lesen. Sie dürfen gespannt sein!
Viel Vergnügen beim Lesen wünscht
Ihre Petra meschede
Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit
Im Dom IsT DerBAGGer Los
ImPressum
Da helfen auch keine Ohrstöpsel: Im Dom ist es ohrenbetäubend
laut. Unablässig dröhnen die Baumaschinen, täglich ab sieben
Uhr. Und dann dieser dichte Staub! Überall ist er. Wie Nebel
hängt er in der kühlen Luft, legt sich auf die Kleidung und das
Haar, überzieht alles mit einem feinen Schleier. Der Dom zerbrö-
ckelt an einigen Stellen zu Schutt – nämlich dort wo ihn die Bau-
arbeiter mit dem Presslufthammer mürbe machen.
Bagger und schweres Baugerät statt Prunk und Gloria, Staub statt
Weihwasser. Gott macht im Dom eine Pause – so scheint es. Jetzt
hat hier Bauleiter Alexander Ottersbach vom Architekturbüro
Schilling das Sagen – und alles
im Blick. „Der Umbau ist für
jeden von uns eine einzigar-
tige Aufgabe. Die Herausfor-
derung, das Gebäude für die
künftigen Anforderungen fit
zu machen, spüren wir täg-
lich.“ Eine dieser Herausfor-
derungen ist für Ottersbach und das 17-köpfige Bauarbeiter-Team
das Abtragen der Orgelempore samt seiner zwei tragenden Säulen.
Mit Sägen wird die 40 Jahre alte Betonkonstruktion von den Mau-
ern des Westwerks getrennt. Stahlseile und Gerüste sichern die
nun freistehende Plattform und die Arbeiter, die den Beton sechs
Meter über dem Boden abtragen. Während die Bröckchen herun-
terstürzen, bahnt sich ein Bagger den Weg ins Seitenschiff. Seine
Aufgabe: Den Fußboden tieferlegen. Die Baggerschaufel schabt
über die Fußbodenplatten, reißt sie hoch. Es grummelt durchs
Kirchenschiff, der Boden vibriert. So stellt man sich auch die Be-
gegnung der Titanic mit dem Eisberg vor: Ein Kampf zwischen
Metall und Naturmaterial. – Im Fall des Doms gewinnt ganz klar
die Technik. Ottersbach ist mit den bisherigen Arbeiten zufrieden:
„Trotz des frühen Wintereinbruchs und folgender Zwangspause
liegen wir gut in der Zeit.“Bald beginnt der Rückbau des Westpara-
dieses und auf dem Hückedahl werden die ersten Bohrpfähle für
den Museumsneubau gesetzt. Und nicht ganz ohne Stolz ergänzt
der Bauleiter: „Es ist ein gutes Gefühl, sich in die lange Liste der
Er- und Wiedererbauer des Doms einreihen zu dürfen.“
> Was sich alles im Dom verändert hat, sehen sie auf
der nächsten seite.
D A s P r o j e k T 3>2015 1/2011
Betreten verboten – oder nur noch mit Bauhelm. Kein Bauarbeiter kommt ohne Schutzkleidung in den Dom. Das ist Pflicht! Und nicht ohne Grund schwören die Männer auf Ohropax ...
„>2015“ wird umweltfreundlich auf FSC®-zertifiziertem Papier
und Co2-kompensiert gedruckt. stück für stück tragen
die Bauarbeiter das
Beton-stahlgeflecht der
orgelempore ab.
>2015 Das MagaZIn ZuR DOMsanIeRung
wird herausgegeben von der Hauptabteilung Kommunikations-
und Öffentlichkeitsarbeit des Bischöflichen Generalvikariats
Hildesheim, Domhof 24, 31134 Hildesheim
Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Petra Meschede
Konzept, Redaktion und gestaltung:
Bernward Medien GmbH, Hildesheim;
text: Ina Funk; freie Mitarbeit: Dr. Helmut Brandorff, S. 8/9
Druck: Fischer Druck GmbH, Peine
Fotos: Bernward Medien GmbH; Bonifatiuswerk S. 10;
Dr. Helmut Brandorff S. 9
>2015 1/2011
5>2015 1/20114 >2015 1/2011
Der AuFreIsser vom Dom
D A s P r o j e k T
Alles muss raus! Eine klare Aufgabe für Bauarbeiter
Thorsten Nolte. Auch was niet- und nagelfest ist,
reißt er mit seinem Bagger ein. Der 43-Jährige ist
einer der Ersten, der seit November 2009 im Dom
arbeitet. Und nicht immer ist es Erde, was er aus-
schaufelt. Nolte weiß: „Im Dom ist man nie vor
Überraschungen sicher“...
D A s P r o j e k T
Die Dom-Bauarbeiten erinnern an ein altes Prin-zip aus dem Kinderzimmer: Erst kaputt machen, dann wieder aufbauen. Vieles verschwindet in der Kirche schneller, als es nach Kriegsende in einem riesigen Kraftakt hochgezogen wurde ...
mITTeLschIFF
Hier entsteht die neue Bischofsgruft: Die alten Gräber werden
ausgehoben, der Boden ausgeschachtet, die Seitenwände der
Grube mit Beton-Bohrpfählen stabilisiert. Sie sollen zudem
die Last der bald eingezogenen Decke tragen. In der Gruft
werden einige alte Gräber integriert.
seITeNschIFF
Ade Fußboden. Grund: Der neue Boden im Dom soll 28 Zen-
timeter tiefer liegen als bisher. Presslufthammer und Bagger
zermalmen ihn in kleinere Brocken und Staub.
GoDehArDIchor
Im Dom wird nicht nur abgetragen: Der ehemals zugängliche
Godehardichor über dem Nordparadies wird zugemauert. In
dem so neu entstandenen Raum probt künftig der Domchor.
Welche Überraschungen meinen Sie denn?
Ich habe schon Gräber gefunden – auch von Bischöfen –,
Grabsteinplatten, Keramiken, Altarreste oder Ziegel
von Bischof Bernward.
Begonnen haben Sie Ihre Arbeit nicht direkt im Dom,
sondern in der anliegenden Antoniuskirche.
Ja, dort habe ich den Archäologen geholfen, wenn sie
etwas Größeres brauchten als eine Kelle und Pinsel.
(Nolte schmunzelt) Im Dom direkt arbeite ich seit
März 2010.
Ihr erster Gedanke, als Sie den Dom am ersten
Arbeitstag betreten haben?
Jede Menge Arbeit!
Was genau tun Sie dort?
Ich breche den Fußboden mit dem Presslufthammer
auf, schaufle Bauschutt mit dem Bagger weg. Außer-
dem habe ich die Bischofsgruft für deren Neubau
ausgehoben.
Was denken Sie, wenn Sie den alten Kirchenfußboden
mit schwerem Gerät malträtieren?
Hoffentlich breche ich nicht ein! Und was könnte
ich jetzt wieder finden?
Sicherlich ist eine Kirche als Arbeitsplatz etwas
Besonderes für Sie, oder?
Eine Kirche nicht, der Dom allerdings schon. Hier
arbeite ich in der Geschichte von Hildesheim.
Apropos Geschichte: Hätten Sie gern im Mittelalter
am Dom gebaut?
Nein, das wäre mir zu anstrengend gewesen. Da bin
ich mit den heutigen Hilfsmitteln besser dran.
Sie sind als Baggerfahrer Herr über viele Tonnen Kraft?
Fünf Tonnen. Mehr passen leider nicht durch die Tür.
(lächelt)
Was würden Sie mit Ihrem Bagger gern noch einreißen?
Nichts – ich finde, wir reißen schon genug ein.
BAuschAu
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Fühlend den Dom sehen – das ist jetzt möglich mit den
reliefbüchern für sehbehinderte Besucher des Dom.
D e r D o m B A u v e r e I N 6 >2015 1/2011
kontakt
Dombauverein Hohe Domkirche
Hildesheim e.V.
Domhof 2 · 31134 Hildesheim
Telefon 0 51 21 / 307-216
Fax 0 51 21 / 307-214
www.dombauverein-hildesheim.de
mitgliedsbeiträge
100,- Euro für institutionelle Mitglieder
50,- Euro für Einzelpersonen
25,- Euro für Schüler und Studenten
spendenkonto
Volksbank Hildesheim
Konto-Nummer 4 019 757 300
BLZ 259 900 11
Sparkasse Hildesheim
Konto-Nummer 99 063 414
BLZ 259 501 30
7>2015 1/2011
> helfen sie mit, die Zukunft des Welterbes zu sichern!Werden sie mitglied im Dombauverein hohe Domkirche hildesheim e.v.
DomBAuvereIN hohe DomkIrche hILDesheIm e.v.
Zeit kann man nicht totschlagen – dafür
aber festnageln! Zum Beispiel rund um
den Kreuzgang des Doms. Auf einem Zeit-
strahl symbolisieren einzelne Kupferpla-
ketten die 1200-jährige Geschichte des
Bistums. Ob Privatpersonen, Firmen,
Schulen oder Institutionen – viele haben
sich im vergangenen Jahr ein Stückchen
Zeit gekauft. „154 Plaketten haben wir ver-
geben. Damit sind knapp 50.000 Euro für
die Domsanierungs-Kasse zusammenge-
kommen“, sagt Ralf Tappe, Geschäftsfüh-
rer des Dombauvereins. Das Projekt habe
kuNsT Zum FühLeN
ZeIT verkAuFT sIch GuT
Menschen für den Dom
Barbara hallensleben ist promovierte
Theologin aus Braunschweig. Nach ihrem
studium arbeitete sie im Bistum hildesheim
als pastorale mitarbeiterin in hannover und
Göttingen. seit 1994 lebt sie in der schweiz,
ist Professorin für Dogmatik und Theologie
der Ökumene an der universität Fribourg.
sie ist eine der ersten jahres-Patinnen des
Zeitstrahls.
Frau hallensleben, sie haben elf Plaketten
erworben. Das ist recht viel, oder?
Ich habe viele Freunde: in der Gegenwart,
auch in der Geschichte und im himmel.
In welches jahr würden sie reisen, um
den Dom zu besichtigen?
In das jahr 815, um mit Ludwig dem
Frommen den rosenstock zu entdecken.
Wenn sie sich ein Büro im Dom einrichten
dürften, wo wäre es?
Im kreuzgang, mit Blick in den Innenhof, weil
ich dort nah an der kirche und der Welt bin.
ergänzen sie: Ich mag den Dom besonders, …
… weil er ein Zeugnis einer so langen
Glaubensgeschichte ist, die mich trägt.
Was würden sie Gott fragen, wenn sie
ihn interviewen könnten?
Woher hast Du den mut genommen, Dich
mit dieser schöpfung einzulassen?
r u N D u m D e N D o m
sPoNsoreN >2015herzlichen Dank für die unterstützung
der bisherigen Ausgaben des magazins
zur Domsanierung.
> Beamten-Wohnungs-verein
zu hildesheim eG
> evI energieversorgung hildesheim
Gmbh & co. kG
von Beginn an eine hohe Nachfrage ge-
habt, sogar aus der Schweiz und Japan.
„Der Reiz liegt darin, dass der Spender
mit seinem Namen in die Plaketten gra-
viert wird und so dauerhaft mit dem
Dom verbunden ist“, vermutet Tappe.
Fast komplett weg seien die Jahre des 20.
Jahrhunderts. Attraktive Auswahl hinge-
gen gibt es noch bei den frühen Jahren
des Bistums. Tappes Ziel: „2015 sollen
möglichst alle Jahre einen Paten gefun-
den haben!“ – eine Herausforderung, die
er gern annimmt.
Bisher hatten blinde und sehbehinderte Besucher nur eine Möglichkeit, den Dom mit seinen Schätzen kennen zu lernen: ertasten und Erklärungen hören.
Jetzt lösen spezielle Broschüren das Problem, denn „viele sehbe-
hinderte Menschen interessieren sich für religiöse Kunst, von
der besonders der Hildesheimer Dom eine Menge zu bieten hat“,
sagt Magarita Appelhans, Referentin in der Abteilung Seelsorge
für Menschen mit Behinderung im Bistum Hildesheim. Sie hat
zusammen mit dem Bistum eine Lösung erarbeitet: Reliefbro-
schüren über das Taufbecken und die Christussäule. Das Be-
sondere: Anhand geprägter Bilder, jeweils einer Gesamtansicht
und eines Details des Kunstwerkes, können sehbeeinträchtigte
Menschen die Werke ertasten. Dazu erläutert ein Text in Blin-
denschrift und Großdruck die Sehenswürdigkeiten. „So hat wirk-
lich jeder mit Sehschwäche die Möglichkeit, das Weltkulturerbe
zu entdecken“, freut sich Appelhans. Damit ist Hildesheim nach
Köln die zweite Diözese, die sich gezielt mit einem solchen
Angebot an Sehbeeinträchtigte richtet. Die Zentralbücherei
für Blinde in Leipzig stellt die Broschüren in einer Auflage von
je 100 Stück in Handarbeit her – ein kostenintensives Projekt,
welches die Hildesheimer Johannishofstiftung mit 1.000 Euro
unterstützt hat.
Fühlend die Domschätze entdecken – das ist jetzt möglich mit
den reliefbüchern für sehbehinderte Besucher des Dom.
> erhältlich sind die Bücher im Domladen, im Bode-museum
Berlin und im Internet unter www.domsanierung-shop.de.
christussäule 10,- euro, Taufbecken: 12,- euro
Die zwei Gesamtreliefs zur christussäule (links) und zum
Taufbecken. Darüber ist der Titel in Blindenschrift geprägt.
8 98 >2015 1/2011 9>2015 1/2011r u N D u m D e N D o m r u N D u m D e N D o m
Während oben im Mittelschiff gebaggert wird, graben unten in
der Krypta die Archäologen. Sie haben uralte Mauerreste ent-
deckt. Für Laien sind sie zwischen dem Bauschutt kaum von an-
deren Steinen zu unterscheiden. Für den örtlichen Grabungslei-
ter Dr. Helmut Brandorff sind sie jedoch eine kleine Sensation:
„Unsere Vermutung erhärtet sich, dass sich hier tatsächlich die
Grundmauern der Marienkapelle Ludwig des Frommen befin-
den.“ Genaueres steht aber erst nach Untersuchungen in ein paar
Wochen fest.
Ortswechsel. Auf dem Schulhof des Josephinums, geschützt vor
der Winterkälte durch ein Zelt, haben die Forscher ein weiteres
Suchfeld ausgehoben. Und hier reiht sich eine Entdeckung an
die nächste: „Der größte Fund hat uns wirklich überrascht. Ei-
gentlich hatten wir hier nach der Gussform der Bernwardstür
gesucht, stattdessen eine Glockengussanlage ausgegraben“, be-
richtet Brandorff. Ein dreimal 1,5 Meter großer Bronzeschmelz-
ofen samt Wanne und Glockenform-Resten haben sich erhalten.
Vermutlich stammt die Anlage aus dem 18. Jahrhundert. „Es wäre
toll, wenn wir noch Glocken finden könnten, die hier gefertigt
wurden“, hofft der 53-Jährige.
Wenige Meter neben der Gießerei sind die Archäologen auf einen
weiteren Bronzefund gestoßen: einen Schreibgriffel aus dem 11.
Jahrhundert. Mit der Spitze wurde die Notiz in eine Wachstafel
geritzt und der Spachtel am anderen Ende zum Glätten des Wach-
ses genutzt. „Es war quasi der Notizblock des Mittelalters, denn
Papier war selten und teuer“, erklärt Brandorff. Der älteste Fund
im Zelt ist ein Dachziegel aus der Zeit Bischof Bernwards. „Zie-
gelfragmente hat man immer wieder auf dem Domhof gefun-
Neu uND Doch voN GesTerN
den, aber nie so einen gut erhaltenen mit Stempel“, sagt der
Archäologe erfreut. Bischof Bernward hat laut seinem Biogra-
phen eigene Dachziegel mit Bernward-Stempel brennen lassen.
Vermutlich ließ er damit die Dächer rund um den Dom und die
Wachtürme decken. Mit dem großen Dombrand 1026 sind die
meisten Ziegel verschüttet worden, vermutet Brandorff.
> Ansichtssache!
Ab dem 23. Februar 2011 können Interessierte sich verschiedene
Fundstücke in der hildesheimer Dombibliothek anschauen. Ausge-
stellt werden unter anderem der schreibgriffel, Bernwards Dach-
ziegel, antike kochtöpfe, Grabbeigaben und Funde zur Baugeschich-
te. Bischof Norbert Trelle wird die Ausstellung eröffnen. sie läuft bis
zum 27. mai 2011.
> Wenn steine sprechen, ...
... muss es nur noch jemand aufschreiben. Dr. helmut Brandorff hat
bei seinen archäologischen untersuchungen der Bernwardmauer
(1986/87) ganz genau zugehört und seine erkenntnisse in einem
Buch festgehalten. seine Dissertation wird er während der Ausstel-
lungseröffnung am 23. Februar in der Dombibliothek vorstellen.
Beide veranstalltungen beginnen um 17 uhr.
> Die Bernwardmauer in hildesheim.
Dr. helmut Brandorff
314 seiten, 45 Abbildungen, 234 Tafeln, 11 Beilagen.
hardcover, 59,80 euro
ein schreibgriffel mit seltener verzierung und ein Dachziegel mit eingebranntem schriftzug Bischof Bernwards.
„Wer suchet, der findet“ – eine biblische Weisheit, die sich für Diözesan-konservator Prof. Dr. Karl Bernhard Kruse und sein Archäologen-Team mehr als bewahrheitet hat: In den letzten anderthalb Jahren ihrer Forschung erwies sich der Dom als wahre Fundgrube ...
Gut zu erkennen ist noch die Form
der schmelzwanne. Die flüssige
Bronze wurde von hier aus in die
Glockenform geleitet.
10 >2015 1/2011D I e u N T e r s T ü T Z e r
Sie ist beeindruckend wegen ihrer Größe von 180 Zentimetern
und der seltenen Darstellung, die ihr ihren Namen gab: In der
rechten Hand trägt sie ein Tintenfass, im linken Arm ihren Sohn,
der eine Schreibfeder und -rolle hält. 500 Jahre lang schmückte
die Figur den Saal der Domkapitulare, bevor sie im Dom aufge-
stellt wurde. Kerzenruß und Umwelteinflüsse haben die Statue
jahrelang stark angegriffen und beschädigt.
Dank des Gemeinschaftsprojekts zwischen der Hochschule für
angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Hildesheim,
dem Hildesheimer Dom-Museum und dem Niedersächsischen
Landesmuseum Hannover soll die Madonna im neuen Glanz
erstrahlen. Während der Sanierungsarbeiten wird die Andachts-
statue im Landesmuseum ausgestellt – ein Aufenthalt inklusive
Schönheitsbehandlung. Doch zunächst geht es für die Tinten-
fassmadonna in die Restaurierungswerkstatt. „Ich untersuche die
Figur genau, prüfe die Farbschichten und ihren Gesamtzustand.
Anschließend werde ich sie reinigen“, erklärt Roksana Jachim, die
28-jährige Restaurationsstudentin für gefasste Holzskulpturen
und Gemälde, ihre anspruchsvolle Aufgabe. Und spätestens 2014
glänzt die restaurierte Madonna mit dem renovierten Dom um
die Wette. Wetten?!
schÖNheITskur Für mADoNNA
r u N D u m D e N D o m 11>2015 1/2011
Die Domsanierung ist eine riesige finanzielle Her-ausforderung, an der sich viele Förderer beteiligen. Wir möchten sie Ihnen vorstellen. Dieses Mal: das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken.
Besser kann das Domsanierungsjahr 2011 nicht starten: 75.000
Euro stellt das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken für
den Hildesheimer Dom bereit. Damit erhöht das Hilfswerk sei-
ne seit 2009 geleistete Unterstützung für das Großprojekt auf
mittlerweile 250.000 Euro. Die Organisation plant, die Dom-
sanierung bis 2014 weiter zu fördern. Eine wichtige Aufgabe,
findet der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Monsignore
Georg Austen. Denn das Diaspora-Hilfswerk unterstützt Katho-
liken in einer Minderheitensituation dabei, ihren Glauben zu
leben. Wie im Bistum Hildesheim, wo knapp 12 % der Gesamtbe-
völkerung der katholischen Kirche angehören. „Der Mariendom
führt sie zusammen. Er ist ein Bindeglied und Symbol geistlicher
Heimat“, erklärt Austen.
Die Hilfe durch das Bonifatiuswerk im Bistum Hildesheim hat
Tradition: Bereits seit über 160 Jahren unterstützt es die Diözese.
Als sich nach dem Zweiten Weltkrieg die Zahl der Katholiken auf-
hILFe Für DeN Dom? Immer GerN!
grund von Flucht und Vertreibung beinahe verdreifachte, half
es, rund 300 neue Kirchen zu bauen. Auch der Wiederaufbau des
Mariendoms wurde durch das Werk mitgetragen.
Das Bonifatiuswerk bietet finanzielle Hilfe bei Bau- und Sanie-
rungsarbeiten von Kirchen und Gemeindezentren, Kindergärten
und Schulen in Nord- und Ostdeutschland, in Nordeuropa und
in den baltischen Diaspora-Regionen. Die Organisation wurde
1849 gegründet und nach dem heiligen Bonifatius, dem Missio-
nar und Apostel der Deutschen, benannt. Sitz des Hilfswerks ist
Paderborn.
Godehard höweling unterstützt mit
seinem riesenstollen die Domsanierung.
Die Schöne muss zur Kur: Fit werden für die kom-menden Jahrhunderte – und die Spuren gelebter Jahre ausbessern lassen. Die Schöne? Das ist die Tintenfassmadonna aus dem Hildesheimer Dom.
ein unbekannter nieder-
sächsischer Bildhauer
schnitzte die marienstatue
um 1430 aus eichenholz.
monsignore Georg Austen
> stichwort Diaspora: Das Wort entstammt dem Griechischen
und bedeutet „Zerstreuung“. Der Begriff Diaspora bezeichnet somit
Gebiete, in denen mitglieder einer religionsgemeinschaft als
minderheit leben.
Ihr Blick geht unter die haut:
studentin roksana jachim
untersucht die struktur der
Tintenfassmadonna.
12 >2015 1/2011r u N D u m D e N D o m
es gießt in strömen, alles ist pitsche-patsche nass – na endlich! Denn
das ist genau das richtige Wetter für den Dom-regenschirm. Der edle
Beschützer schlägt mit seiner spezialbeschichtung dem schlechten
Wetter ein schnippchen und ist dabei äußerst tolerant gegenüber
jedem Windstoß. jetzt kann regenwetter Ihnen nicht mehr die Laune
verhageln!
Dom-stockschirm
mit Automatik,
92 cm lang, schwarz,
19,- euro.
schIrmherr(IN) GesuchT
unter www.domsanierung-shop.de finden sie neben dem
Dom-regenschirm weitere Produkte rund um den Dom und
die sanierung: orgel-cD, Bücher oder Bauhelm sind mit einem
klick erhältlich. Das Beste daran: mit dem kauf unterstützen sie
gleichzeitig die Domsanierung.
Das ist ein starkes Stück! Rund 8.420 Euro spendet der Hildes-
heimer Bäckermeister Godehard Höweling für die Domsanie-
rung – dank seiner mächtig süßen Idee: Anfang Dezember prä-
sentierte er eine Tonne XXL-Dom-Stollen in der Hildesheimer
Fußgängerzone: 2.000 Stücke zu 500 Gramm, geschichtet zu
einem Riesenstollen. „Damit habe ich den weltgrößten Christ-
stollen aus einer Hand gebacken – wenn auch nicht aus einem
Stück, denn das hätte in keinen Ofen gepasst“, sagt der Hildes-
heimer stolz. Seine Spendenaktion begeisterte viele Menschen,
denn trotz eisiger Kälte war der Andrang am Verkaufsstand so
groß, dass Höwelings Mitarbeiter Unterstützung brauchten:
Bischof Norbert Trelle, Domdechant Hans-Georg Koitz, Gene-
ralvikar Dr. Werner Schreer, Vertreter des Dombauvereins und
Bundestagsabgeordneter Eckart von Klaeden halfen, das Gebäck
für je sieben Euro zu verkaufen.
mächTIG süsse sPeNDe
Großer Andrang herrscht beim
verkauf des hildesheimer Dom-stollens.
Auch das Fernsehen dokumentiert
dieses ereignis.