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Der Schiffbruch an der spanischen Küste

(Fanny und Durmann | Der brave Leibarzt)

(Georg Grube

Der Schiffbruch an der spanischen Küste (Fanny und Durmann | Der brave Leibarzt)

(Georg Grube) http://lithes.uni-graz.at/texte.html

[U1]

Diarium FÜR

SCHIFFBRUCH. U[ND] PULFERMANN

[U2] {von C[arl Ferdinand] Kapphahn, [18]93, geliehen März 1893}

DER SCHIFFBRUCH AN DER

SPANISCHEN KÜSTE

Geschrieben v[on] G[eorg] Grube. {Leipzig}

G.

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[1]

DER SCHIFFBRUCH AN DER SPANISCHEN KÜSTE

ODER:

DER BRAVE LEIBARZT.*

Schauspiel in 5 Akten.

PERSONEN.

Eduard, König v[on] England.

Fanny, seine Tochter.

Thurmann, Prinz v[on] Schottland.

Kasper, Hofnarr.

Figolino, Leibartzt.

Gretchen, Küchenmeisterin.

Lorenzo, ein spanischer Gesander.

Ein Ehremit.

* Der Schiffbruch an der spanischen Küste oder Der brave Leibarzt. Schauspiel in 5 Akten. 1. Stück einer mit »Diarium für Schiffbruch. u[nd] Pulfermann« betitelten Handschrift. Format: 16,5 x 20 cm, hart gebunden. (Enthält als 2. Stück: Pulvermann als Arrestant.) Puppentheatersammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Sign. Ms. D4-141. Herausgegeben von Sarah Stadler und Beatrix Müller-Kampel. Orthographie und Interpunktion wurden im Haupttext beibehalten, im Nebentext (Regieanweisungen) der leichteren Lesbarkeit und Verständlichkeit halber vereinheitlicht und vervollständigt. Einfügungen durch andere Hand und in anderer Farbe (grün oder blau) wurden zwischen »{ }« gesetzt. © Mit freundlicher Genehmigung der Puppentheatersammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dres-den.

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[2: leer] [3]

1. AKT.

Garten.

KÖNIG. GESANDER.

[GESANDER] tritt ein.[1] Gott zum Gruß, Majestät!

KÖNIG. Ah, was sehe ich da, wohl gar ein Gesander aus Spanien, Was bringt ihr, lieber Gesan-

der.

GESANDER. Majestät! mein Herr und König „Don Carles“ in Spanien läßt euch zu eurem 42.

Geburtstag

seine herzlichsten Glückwünsche dar bringen, – auch läßt er [4]

euch einladen zu seinem zweiten Beilager!

KÖNIG. Wie, was muß ich höhren, mein alter Freund „Don Carles“ in Spanien will sich zum

zweiten Male vermählen? – Ha, ha, ha, dieser alte Narr! – Doch es macht mir Vergnügen, dies

zu hören; – doch ich muß bedauern, daß ich bei dieser Festlichkeit nicht mit beiwohnen will

kann, [5]

denn wißt lieber Gesander, ich stehe im Kriege zwischen Schottland, – und wenn der Prinz

Thurmann es erführe, das ich meine Landen verlassen hätte, er würde mit seinen Heerscharen

einfallen, und meine Länder gänzlich verwüßten! –

GESANDER. Wie, Majestät? – Ihr wollt nicht am spanischen Hofe erscheinen? – O das wird

große Trauer erregen! [6]

KÖNIG. Doch halt, lieber Gesander, wie lange braucht denn ein Schiff, um von England nach

Spanien zu segeln?

GESANDER. Majestät, wenn wir guten Wind haben, so machen wir die Fahrt in 3 Tagen!

KÖNIG. Statt meiner kann ja meine Tochter Fanny die Reise thun!

GESANDER. Wie, die Prinzeß von England [7]

soll am spanischen Hofe erscheinen? O das wird viel Freude erregen!

KÖNIG. Ja lieber Gesander, geht nach dem Hafen und sagt dem Admiral, er soll das schönste

Schiff im Hafen bereit halten!

GESANDER. Zu Befehl Majestät! – O erlaubt mir, daß ich euern Hof verlassen darf, um meinen

Herrn und König diese fröhlichen Botschaft zu hinterbringen! Geht ab.

1 Mit Ausnahme der nach dem ersten Akt nachträglich eingefügten Einlage weisen alle Akte farbliche (grüne oder blaue) Hervorhebungen der Regieanweisungen im Fließtext auf: entweder durch Rahmung oder durch bloße Unterstreichung. (Anm. Sarah Stadler; i. d. F.: S. St.)

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[8]

KÖNIG. Thue das lieber Gesander! Ja, meine Tochter soll nach Stpanien reisen, um meine Per-

sönlichkeit zu vertreten! Wenn doch gleich ein Diener da wäre, um meine den ich zu meiner

Tochter schicken könnte! –

KASPER von außen. Na, was wollt ihr hier? –

STIMMEN von außen. Wir wollen zum Herrn König rein! – [9]

KASPER von außen. Das geht nicht?! – Da muß ich euch doch erst anmelden.

STIMMEN von außen. Na ja, da melde er uns!

KASPER. Na, da wartet ein bischen! Kreuz Patalion! Tritt ein. Schamster Diener und Diener

Schamster! – Herr König!

KÖNIG. Nun Hofnarr, was giebt es denn da draußen für einen Tumult?

KASPER [Fingerzeig].

[10]

Na, da hat man immer seinen Ärger! – I da draußen sind eine Menge Leute, – das müssen Bau-

ern sein, – die Kerle zanken und streiten sich und wollen durchaus zum Herrn König rein!

KÖNIG. Nun, was wollen sie denn?

KASPER. Na schauen sie mal an, Herr König, – da hats da neulich beim großen Wasser dem

einen Bauer von [11]

seinem Garten ein Stück Land weggeschwemmt, und das ist nüber geschwommen ans andere

Ufer, und ist bei einem anderen Bauern am Garten wieder hängen geblieben, – und das will der

nicht thun, und da wollen sie sich beim König verklagen, und da haben sie sich schon neun

mal gewurzelt! –

KÖNIG. Gehe und sage diesen Leuten, das ist des Königs Sache nicht, [12]

sie sollen sich weiter befragen.

KASPER. Gut, das will ich ihm gleich sagen! – Hört einmal, ihr Mord Elementskerle! Das ist des

Königs Sache nicht das müßt ihr euch weiter befragen, – marsch! abgepriescht! Ach da laufen

die Kerle hin! – ach jetzt wurzeln sie sich wieder! –

KÖNIG. Nun, Hofnarr! hast du noch etwas bei zu bringen? – [13]

KASPER. Ja Herr König! – Da draußen steht eine alte Frau mit 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, klei-

nen Kinder, und wünscht gerne eine Gabe zu haben!

KÖNIG. Gehe und sage dieser Frau, hier im Garten wird nichts ausgeteilt, – sie soll auf die

Kammer gehen!

KASPER. Gut, das will ich ihr gleich sagen. Geht auf die Seite. Höre mal, du alte Padron Tasche! – [14]

mit deine kleinen Kinder! Hier im Garten wird nicht ausgeteilt, du mußt in die Kammer gehen!

Marsch Abgepriescht! – Ach da läuft die Alte hin, – ach da läßt sie ein kleines Kind in Dreck

fallen! – Na Herr König, ich habe gehört, daß heute ihr Geburtstag ist, und da komme ich

denn, und wollte Sie grambulieren, daß sie möchten noch einmal so alt, so lang, so breit, so,

dick, so schmal, – so

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korpulent, so eEfett werden, wie sie alle weile sind! –

KÖNIG. Ich danke dir, mein Sohn! –

KASPER. Weiter nichts?

KÖNIG. Ist das nicht Ehre genug, wenn sich ein König bei einem Hofnarr bedankt? –

KASPER für sich. Schade doch auf die Erhre, da kann mann sich keine Semmel davor kaufen?

Laut. [16]

Herr König, ich habe doch immer gehört, wenn man den vornehmen Leuten gratuliert setzt

ein Trinkgeld, – gebt ihr nichts?

KÖNIG. Du eigennützige Seele, komm in einer Stunde auf mein Kabinet, so sollst du eine

Belohnung erhalten!

KASPER. In einer Stunde erst, – gebt mirs doch lieber gleich alle weile.

KÖNIG. [17]

Du Narr, weiß du nicht, daß ein König kein Geld bei sich führt, daß ist wieder die Sitte!

KASPER. Das ist aber eine dumme Sitte! Ein König führt kein Geld bei sich? –Nun weis ich erst

wer ich bin, – ich muß schon ein Kaiser sein; denn ich habe den ganzen Tag kein roten Kup-

ferdreier in der Tasche![2]

KÖNIG. Doch es ist gut, daß du kommst! Gehe doch sogleich einmal zu meiner Tochter

Fanny! – [18]

und sage ihr, sie soll hier zu ihren Vater kommen!

KASPER. Was soll sie denn hier machen!

KÖNIG. Das braucht der Narr nicht zu wissen!

KASPER. Da brauche ich sie auch nicht her zu holen!

KÖNIG. Und du gehst! –

KASPER. Ach ja, beis Zesselprinzel, [19]

gehe ich gerne, – die hat immer so was Zuckergebacknes, so was süßes, – was kraftiges, – ach

da kriegt mein klein Mäulchen immer mal was! – na ich will laufen, das die Stiefelabsätze in der

Nachbarschaft rum fliegen! Geht ab.

KÖNIG. Ja, so ist es mein Wille! – Meine Tochter soll nach Spanien reisen! – Ah, siehe da, meine

Tochter Fanny! –

FANNY tritt ein. Grüß euch Gott, hoher Vater! [20]

Ich gratuliere euch zu eurem 42. Geburtstag! Möge euch der Himmel noch lange Jahre, so

glückliche Stunden verleben lassen, wie die heutigen! –

2 Streichung mit blauem Farbstift (demselben, der auch zur Markierung von Regieanweisungen gebraucht wurde). (Anm. S. St.)

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KÖNIG. Ich dank dir, liebe Tochter! Ich habe Dich rufen lassen, siehe! – so eben war ein Gesan-

der aus Spanien hier, – und meldete mir, – daß mein Freund Don Carlos in Spanien sich zum

zweiten Male

[21]

vermählen wird, – er läßt mich zu dieser Feierlichkeit einladen! – Du weißt aber mein Kind, –

ich darf mein Königreich nicht eine Minute verlassen, – denn ich stehe im Kriege mit Schott-

land! – Darum, meine Tochter, so habe ich beschlossen, – statt meiner, sollst du die Reise nach

Spanien unternehmen, – und meine Persönlichkeit auf dem Beilager zu vertreten.

FANNY [Fingerzeig]. [22]

Wie, mein Vater, ich sollte so eine weite Reise zur See unternehmen?

KÖNIG. Es bangt dir wohl? – Freilich, es ist viel gewagt, sein einziges Kind den Seewellen an zu

vertrauen! – Doch liebe Tochter, trage keine Bange, Gott Neptun wird Wind und Wellen so

regieren, daß du glücklich in die Arme deines Vaters wieder zurückkehrst! [23]

FANNY. Nun da es mein königlicher Vater so bestimmt hat, so wäreerde ich als gehorsame

Tochter nicht unterlassen, – euren Willen nach zu kommen, und mich zur Reise bereit halten!

KÖNIG. Das ist schön; – das ist die Sprache eines folgsamen Kindes! – Doch, liebe Tochter, –

ehe du abreistest möchte ich Dir noch eine kleine Lectüre mit auf den Weg geben! – [24]

Siehe, auf dem Beilager in Spanien werden sich alle Prinzen von allen Höfen Europas einfin-

den, – sei mit jeder Mann freundlich, und sage einen jeden meinen Gruß! – nur einen Prinzen

schlage aus, – es ist der Prinz Thurmann von Schottland! – Bedenke er ist der Feind deines

Vaters! Strafe ihn mit Verachtung, – würdige ihn keinen Blick! O mein Kind, wenn ich erfah-

ren würde, [25]

daß du mit dem Prinzen Tuhrmann, meinem ärgsten Feinde, nur ein einziges Wort gewechselt

hättest, – so würdest du deinen Vater zum höchsten Zorne reizen, – ich würde dann nicht

mehr dein Vater, sondern dein Richter sein!

FANNY. O hoher Vater! Ich war ja stets eure gehorsame Tochter, und werde auch diesmal eure

Warnung beachten!

KÖNIG. [26]

Nun das ist schön! Aber jetzt mache dich bereit, – denn jeden Augebnblick kann das Schiff in

See stechen!

FANNY. Doch hoher Vater, noch eine Bitte!

KÖNIG. Bitte um alles, in der W was du willst, alles sei dir gewährt!

FANNY. Daß mich darf der Hofnarr [27]

Kasper begleiten, – damit er mir auf der langwierigen Seereise, durch seine launigen Einfälle

zdie Zeit verkürzt!

KÖNIG. Ganz recht, der Hofnarr Kasper soll dich begleiten, auf Königs Befehl! – Doch mein

Kind, meine Geschäfte rufen mich jetzt ab von dir! – Lebe wohl, liebe Tochter!

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FANNY. Lebt wohl, theurer Vater! – Der Himmel mag geben, daß [28]

wir uns gesund recht bald wieder sehen! –

KÖNIG. Das wollen wir hoffen! – Lebe wohl, mein Kind, auf Wiedersehen! Geht ab.

FANNY. Auf Wiedersehen! Mein Vater!

KASPER von außen. Das weiß der Teufel, ich finde das Zesselprinzel nicht, wer weiß denn, wo die

sich rum treibt! – Tritt ein. Ah, da ist ja das Zesselprinzel! – [29]

Ich habe euch überall gesucht!

FANNY. Du hast mich gesucht? – und zum Beispiel wo?

KASPER. Nun erst, da war ich auf der Kegelbahn, – da ward ihr nicht! Und dann war ich auf dem

Billard, – da ward ihr wieder nicht! –

FANNY. Glaubst du, daß ich in solchen Häusern meine Unterhaltung suche? [30]

KASPER. Nun, warum denn nicht Zesselprinzel, – der Mensch ist Mensch, und muß alle Vergnü-

gungen der Welt genießen. Ich sage euch, es ist ein herrliches Leben, wenn man einmal so ein

bischen in die Kegelbahn geht, und es schibt einer eine Ratte, – bums muß er in Rattenfrack

anziehen! – Und wenn mirs gar nicht mehr gefällt, dann gehe ich einmal aufs Billard! [31]

aufs französische Billard, – wenn einer ein Herausspringer macht, – pums, muß er ein Töpf-

chen Bier bezahlen! Ha, ha, ha! das giebt einen Hauptspaß! – Aber Zesselprinzel auf dem deut-

schen Billard, da bin ich aber Meister, – da bin ich im Stande und schiebe gleich einmal die

Karliene ins Loch!

FANNY. Doch höre lieber Kasper, – du sollst mich begleiten, – Wir wollen verreißen! – [32]

KASPER. Was, ich soll euch zerreißen, nein das thue ich nicht!

FANNY. Ach Dummkopf, – wir wollen verreißen, du sollst mich begleiten! –

KASPER. Nun, und wo soll denn da hin gerissen werden?

FANNY. Nach Spanien!

KASPER. Gehts doch weg, wie können wir denn in ein Spargel kommen? – [33]

FANNY. Spanien ist ein Königreich, da wird ein Beilager gefeiert!

KASPER. Ein Breilager? nun was ist denn das wieder? –

FANNY. Wie man im allgemeinen Leben spricht, eine Hochzeit!

KASPER. Hochzeit! freue dich liebe Gurgel, – da kommt ein Platzregen! – Hört einmal, Zessel-

prinzel! auf der Hochzeit da bin ich gerne! – da gehe ich mit! – [34]

FANNY. Aber lieber Kasper, wie steht es auf so einer weiten Reise mit deiner Wäsche, oder

Gaderrobe? – Ist alles in gutem Stande? –

KASPER. Ach so, mit meiner Wäsche, – ei Zesselprinzel, da ist alles gut im Stande! – Ich sage

euch, ich habe ein Dutzend Socken, da sind keine Hacken mehre drin, – dann habe ich ein

Dutzend neue Hemden, da sind aber 11 aufs 12. drauf geflickt!

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FANNY. Ei, ei, da siehts sehr übel mit dir aus!

KASPER. Ja, es ist freilich dumm, das mich das Ding betrifft!

FANNY. Nun so geh’ zu unsern Hofjuden, – dort laß dich ecliebieren! –

KASPER. Was, beime Hofjuden soll ich gehen, – nein, bei den Kerl gehe ich nicht, – denn ich

und der Hofjüde [36]

Mir sind ein baar abgesägte Feinde mit einander!

FANNY. Nun, hat dich denn der Hofjude so sehr beleidigt?

KASPER. I beleidigt hat er mich gerade nicht, – aber last euch einmal den Spaß erzählen! – Da

neulich komme ich auf der Straße gegangen, wer begegnet mir, der Hofschmul! Wie der Kerl

mich sah, – da machte er vor mir einen [37]

großen Katzenbuckel und einen Kratzfuß, und schreit über die Straße nüber: Mein gutes Kas-

perchen, mein liebes Kasperchen, – Gott der Gerechte, wirst du einmal die Güte haben, und

kommen, zu mir herrüber! – Ich nun über die Straße nüber, – wie ich bei den Hofschmul

komme, da fängt er an: Mein gutes Kasperchen, mein schönstes Kasperchen, mein liebes Kas-

perchen, – wirst du [38]

mir nicht einmal helfen aus der Not, und wirst du mir borgen 10 Thaler! – Ich greife in die

Tasche hinein und plundere dem Kerl 10 Thaler hin, und wenn er mich jetzt sieht, da will er

bezahlen, – und ich mag gar nicht bezahlt sein, – und da sind wir böse geworden!

FANNY. Das wird wohl umgetdreht sein, du wirst ihm wohl das Geld schuldig sein! [39]

KASPER. Freilich Zesselprinzel, ich bin dem Spitzbuben 10 Thaler schuldig, – und wenn er mich

jetzt sieht, da mahnt er mich, und will bezahlt sein, – und ich kann nicht bezahlen, und da sind

wir böse geworden!

FANNY. Nun auch diese Schuld werde ich für dich bezahlen!

KASPER. Auch diese Schuld? Ach das PZesselprinzel seien doch gar so gütig! – [40]

STIMMEN von außen. Holla! Zu Schiffe! –

KASPER. Holla! Zu Kaffen! –

FANNY. Doch höre, die Matrosen rufen zu Schiffe, – wir müssen uns also zur Abreise bereit

machen!

KASPER. Aber Zesselprinzel, ehe es fort geht, – könnt ihr mir nicht erst ein paar Groschen Geld

geben? –

FANNY. Zu was brauchst du Geld, [41]

erhälst du nicht alles vom König?

KASPER. Ich wollte mir nämlich was ganz Notwendiges auf der Reise kaufen!

FANNY. Und was denn?

KASPER. Nämlich ein baar große mächtige Sporen, die schnalle ich an die Ellbogen, und wenns

Schiff nicht fort will, – da setze ich ihm die Sporen in die Rippen, –

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[42]

und dann muß es gleich svorwärts gehen!

FANNY. Das brauchst du nicht, – das Schiff wird von den Leuten des Admirals diregiert?

KASPER. Da braucht man nichts zu machen?

FANNY. Nichts hast du zu thun!

KASPER. Das ist wieder Wasser auf meine Mühle, – denn ich bin [43]

ein Freund von Nichtmachen!

STIMMEN von außen. Holla! zu Schiffe!

KASPER. Holla! zu Kaffen!

FANNY. Doch, lieber Kasper, die Matrosen rufen schon wieder zu Schiffe! Wir müssen uns an

Bord begeben! – begleite mich Schritte für Schritt! – Geht ab.

KASPER allein. Vier Schritte blos, – das wäre nicht weit, – na ich komme gleich! – [44]

Nun gehts über die See, da freue ich mich, – da griecht man schöne Städte und Dörfer zu

sehen! – Aber halt! – Was wird denn meine Geliebte sagen? – Ich habe nämlich ein wunder

hübsches Mädel hier am Hofe, – sSie ist Küchenmeisterin hier, – ach, ein paar Augen hat sie

im Kopfe, wie die Korallen, – und ein paar Backen, so rot, wie die Rosenäpflchen! – und ein

paar Lippen, wie [45]

die Blutwürstchen so schöne! und die hat sich sterblich in mich verliebt! – Ach, wenn die wird

hören, daß ich Sie verlassen will, da wird aber große Wasser werden! – Na, sie muß bald kom-

men; denn jetzt um diese Zeit, da bringt Sie mir immer , was sie in ihrer Küche weggestupst

hat, – so ein Rindfleischknorpel, – ein Schinkenknochen, – so was kraftiges, was saftiges,

bringt sie mir immer! –

GRETCHEN von außen. [46]

Nein, das ist ein geblagtes Leben, eine Küchenmeisterin zu sein!

KASPER. Ha ha, jetzt kommt Sie, – ich höres schon an der Schwarde!

GRETCHEN tritt ein. Nein, da hat man doch zu laufen, hin und her, und her und hin, – ah, – das

ist ja mein lieber Kasper! –

KASPER. Schamster Diener mein liebes Gretchen! – Nun Ssage mal [47]

was hast du denn für Schmerzen?

GRETCHEN. Ach denke dir nur lieber Kasper, da heißt, die Prinzeß geht nach Spanien und da

soll noch ein großes Diner fertig werden, – einen Küchenzettel habe ich bekommen, daß kann

ich gar nicht alles merken!

KASPER. So, da giebts wohl noch recht delikat zu essen?

GRETCHEN. Ach, da soll ich noch kochen, [48]

sieden, braten, – ein Supperl mit Flecken, ein Kraut mit Pouvesen, Eingemachtes mit Kreb-

sen, – Gebratene Tauben, Kapauner und Hühner, ein Antel, Ganzel, Kälbergeschnödel,

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Gestopftes Indianel, gebackne Karpfen, – gesodne Forellen, Pasteten und Torten von allerlei

Sorten! –

KASPER. Donnerwetter! der ihr Maul, das geht wie eine alte Kaffeemühle! – Da weiß man ja [49]

die letzte Speiße nicht mehr, – viel weniger die erste! –

GRETCHEN. Ach da hat man seine liebe, liebe Not!

KASPER. Armes Mädchen, – na wenn ich Zeit habe, werde ich dich einmal bedauern! – Aber

höre mal, Gretchen, – was ich dir sagen will, – von heute an, nennst du mich nicht mehr Du! –

GRETCHEN. [50]

Was bist denn du für ein Großkopf geworden?

KASPER. Ich bin der Begleiter des Zesselprinzels, und gehe mit ihr nach Spanien!

GRETCHEN. Was? – Du willst mit nach Spanien? – Du willst mich verlassen?

KASPER. Ja, das geht nicht anders?

GRETCHEN. Aber da mußt du auf [51]

einem großen Schiffe, über die See fahren!

KASPER. Nun, das versteht sich, wir können doch nicht nüber springen!

GRETCHEN. Aber bedenke doch, welchen Gefahren, daß du dich da aussetzt!

KASPER. Gefahren? – Was denn für Gefahren?

GRETCHEN. [52]

O lieber Kasper, auf der See kann ein großer Sturm kommen, daß Schiff kann zu Grunde

gehen, – und du kannst dein schönes Leben in der See verlieren!

KASPER. Ja, das ist auch war, – daran habe ich ja gar nicht gedacht? – Das Wasser hat ja keine

Balken, da l plumpst man gleich nein? –

GRETCHEN. Ach lieber Kasper, bleib doch [53]

da? –

KASPER. Nein, Gretchen, da bleiben kann ich nicht, – auf Königs-Befehl ich muß das Zessel-

prinzes begleiten!

GRETCHEN. So willst du mich wirklich verlassen? –

KASPER. Ja, das hilft alles nichts, – da bleiben kann ich nicht!

GRETCHEN. So muß ich mich wirklich von Dir trennen? – [54]

Weint. Du weißt aber doch, wie lieb ich dich habe!

KASPER. Na ja, daß weiß ich wohl!

GRETCHEN. Höre mal, Kasperchen, – köannst du denn mich nicht mit nehmen? –

KASPER. Was, dich mit nehmen? – Nein, das geht auch wieder nicht, – ich wüßte garnicht, wo

ich dich hinbacken sollte, – ich müßte dich gerade aufs

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Schiff hinten drauf schnallen, statts Mandelsack! – Na, da leb’ wohl, mein liebes Grethchen, –

ich muß nun machen, sonst geht’s Schiff ab, und ich sitze noch hier! –

GRETCHEN. Ach, wenn ich daran denke, – daß ich mich von Dir trennen muß, – da, – da, –

weint. da treten mir gleich die Trähnen in die Augen! –

KASPER weint. Na bei mir erst, – gucke mal her! – [56]

Jetzt kommt bei mir eine Trähne gekullert, wie eine Zuckererbse groß! Nun da lebe wohl, ich

muß nun fort!

GRETCHEN. Lebe wohl, guter Kasper, – wenn du in weiter Ferne bist, so denke recht oft an

mich!

KASPER. Ja wohl! – So lange, wie ich keine andre sehe, da will ich an dich denken! –

Beide weinen und gehen aus einander, – KASPER nach rechts – [57]

und GRETHCHEN nach links, beide bleiben and den Coulissen stehen,

und kommen wieder zusammen.

GRETCHEN. Kasperchen?

KASPER. Gretchen?

GRETCHEN. Ach, ko ich kann mich garnicht von dir trennen! – Meine Thränen werden noch

größer!

KASPER. Meine erst, – alle weile kommt bei mir eine Thräne, wie die Sauren Gurken groß! – Na

mache mir nur mein Herz nicht noch ganz weich! – [58]

Na, leb’ wohl mein liebes Gretchen!

GRETCHEN. Leb wohl, guter Kasper! Ach meine Thränen werden noch größer! –

KASPER. Na meine erst, alle weile kommt bei mir eine Thräne gepurzelt, wie die Bierviertel.

Gehen ab.

[Glocke.] Vorhang fällt.

ENDE DES 1. AKTES.

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[59]

EINLAGE ZUM SCHIFFBRUCH. ALS 32. AKT

{VERFAßT VON G[EORG] GRUBE}[3]

König DON CARLES v[on] Spanien. u[nd] MINISTER.

DON C[ARLOS]. Heute also begehen wir den letzten Festlichen Tag meines 2. Beilagers alle Ver-

anstaltungen neigen sich [s]o Ihrem Ende zu. – Mein lieber Minister, ich muß euch loben, das

aufgestellte Programm war einzig.

MINISTER. Majestät, ich habe stets gutemn Sinn für Festlichkeiten und Euer Wohlwollen im

Auge. [60]

D[ON] CARLOS. In der Tat, ihr habt einen guten Geschmack. – Sind denn unsre Gäste alle wie-

der versammelt?

MINISTER. Alle, nicht einer fehlt. Der Stern der Gesellschaft ist wieder die schöne Prinzeß von

England

D[ON] CARLOS. Ihr habt recht, alle bewundern sie, und keinen schenkt sie große Beachtung.

MINISTER. Nur eine Ausnahme. [61]

D[ON] CARLOS. Und diese ist?

MINISTER. Das ist der Prinz von Schottland.

D[ON] CARLOS. So, wirklich? Ja, ja, ich habe beide öfters im Garten getroffen als ich mit meiner

Gemahlin lustwandelte. – Nun das wäre ein schönes Paar. Der Prinz ist mutig und tapfer, das

hat er ja bewiesen bei’m Turnier.

MINISTER. Ja, ja eine stattliche Erscheinung aber ob der königl. Vater der Prinzessin damit ein-

verstanden wäre? [62]

DON CARLOS. Nun, ich meine er könnte sich gar keinen bessern Eidam wünschen.

MINISTER. Majestät haben vergessen, das beide Länder auf Kriegsfuße stehen

D[ON] CARLOS. Ja richtig, nun vielleicht ließe sich der Streit durch diese Vereinigung beilegen.

MINISTER. Zu wünschen wäre es, da die beiden Länder an einander grenzen.

3 Die Einlage von Georg Grube wurde, was zunächst an der Korrektur der Aktzählung und der fehlenden Hervorhebung der Regieanweisungen ersichtlich ist, nachträglich eingefügt. Außerdem steht sie auf einem anderen Papier geschrieben, nämlich auf unlinierten Blättern, dann linierten ohne Korrekturrand, während die übrigen, ursprünglichen Akte, ebenfalls von Grube verfasst, allesamt auf liniertem Grund ohne Kor-rekturrand erscheinen. Was die durch die Einlage veränderte Ordnung der Akte betrifft, so versäumte es der Autor weitgehend, die Nummerierung anzupassen. Durch einen anderen Schreiber, dessen Eingriffe in der Transliteration durch die geschwungenen Klammern angezeigt werden, erfolgte, bezogen auf die Überschriften, nur die Korrektur des 2. Aktes zum 3. sowie des 3. Aktes zum 4., nicht aber die des 4. zum 5. sowie des 5. zum 6. (Anm. S. St.)

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[63]

D[ON] CARLOS. Nun vielleicht läßt sich in der Sache etwas vermitteln, was meint er, mein lieber

Minister?

MINISTER. Majestät, in dieser Angelegenheit möchte ich garnichts tun; denn der König von

England ist ein gar strenger Gast.

D[ON] CARLOS. Haha, da vor hat er Furcht? Nun so weit ich meinen königl. Freund kenne, hat

er ein gutes Herz. Die Schale ist rauh, aber der Kern ist gut. – Wenn er auch sehr streng ist,

wird er doch stets [64]

auf das Wohl seines Kindes bedacht sein. – Nun wir wollen es abwarten und heute nicht weiter

daruüber reden. Ah dort kommt der Kasper, das ist ein wunderlicher Kauz

MINISTER. Wie die Narren alle sind. Ich mag ihn gar nicht leiden

D[ON] CARLOS. Hat er Euch auch schon beleidigt.

MINISTER. Daneulich früh, als ich ihm begegnete, erzählte ich ihm meinen Traum, der mich in

der Nacht in Angst gebracht hatte, und am [65]

Abend giebt er die ganze Geschichte preis bei einer Pause und macht mich lächerlich vor allen

Hofleuten.

D[ON] CARLOS. Ja davor ist ebr eben königl. Hofnarr.

KASPER kommt gesprungen.

[KASPER.] Ei tausend noch mal, Schamster Diener Herr König, und der Herr Minister auch da,

mit seinen abscheulichen Träumen.

MINISTER. Da fängt er schon wieder an.

D[ON] CARLOS. Laß er meinen allerhöchsten Minister in Ruh, sonst fällt [66]

er bei ihm in Ungnade.

KASPER. I wo wäre ich denn, ich sage schon garnichts mehr.

D[ON] CARLOS. Hofnarr wo war er denn eigentlich, er kam doch recht gesprungen.

KASPER. Ich war in der Küche, und wollte sehen, was es heute zu essen giebt. Aber die dummen

Köche jagden mich naus, sie meinten, ich tät an allen rum naschen. – Was da nun weiter dabei

ist, ich muß doch e mal schmecken wie’s kost’t. [67]

MINISTER. Er scheint überhaupt immer großen Hunger zu haben

KASPER. Ja, das ist war, Hunger habe ich egal und dann den Durst dazu

D[ON] CARLOS. Nun dann iß nur bei der heutigen Tafel nocheinmal recht tüchtig, damit du

morgen nicht hungrig abreißest

KASPER. Ach ja, morgen gehtʼs schon wieder fort. Es grußelt mir schon wieder, wenns über die

See geht.

D[ON] CARLOS. Wir wollen hoffen, das alle

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[68]

unsre Gäste wieder glücklich in Ihre Heimat gelangen. Sind denn die Schiffe alle zur Ausfahrt

bereit, mein lieber Minister? Das kein Fehler sich daran findet und allem Unglück vorgebeugt

wird.

MINISTER. Es ist alles besorgt Majestät! Alle Schiffe sind auf das sorgfältigste untersucht und

geprüft worden. Es sind ja auch wieder die besten und wackersten Leute ausgesucht und zur

Führung der Schiffe bestellt.

D[ON] CARLOS. Ist recht so. Wir wollen nichts außer Acht lassen. Und ich selbst werde meine

Gäste bis zum Hafen begleiten und Ihnen vom Ankerplatz die letzten [69]

Grüße zuwinken. – Doch heute wollen wir uns ganz der Freude weih’n. Ich will mich nach

dem Festsaal begeben, ihr folgt doch bald? Geht ab.

MINISTER. Wohl mein König und Herr!

KASPER. Ja wohl, Majestät! Wenn geblasen wird zum Fress – nein zum Festessen, dann werde

ich mich schon einstellen.

MINISTER. Ja du Narr hast ja gar keine Ahnung was so eine Festtafel für Arbeit macht. Und

unser König hat es an nichts fehlen lassen. [70]

Und was das alles erst kostet?

KASPER. Ja kosten tät ich gern einmal.

MINISTER. Ach, ich meine wie teuer es ist der Preiß!

KASPER. Das kümmert mich nicht, wenns nur gut schmeckt. Der tut grade, als wenn er alles

selbst bezahlen tät. Und dabei macht er keinen Finger krumm.

MINISTER. Alles geht durch meine Hand

KASPER. Ja und dann fällt auch was in seine Tasche dabei. – Da seht, die Gäste gehen vor der

Tafel noch ein wenig spazieren. [71]

MINISTER. Ja, da kommt Mister Himmelblau mit seiner Tochter und Frau.

KASPER. Ja den kenne ich schon. Dort geht auch Frl. von Schwanenhals, die habe ich schon

immer geärgert. Wer ist denn der große?

MINISTER. Ach das ist Langedo, der neue Stadthalter von Barcelona

KASPER. Ach der lange Emil von Borzelbaum. Und da, Und da, das kleine Puzemitzchen? die

beiden nebeneinander siehts aus, wie e Riese und e Zwerg. [72]

MINISTER. Das ist Prinzessin Panfelia

KASPER. Ach die kleine Pumfida. Halt jetzt kommt unser Zesselprinzel

MINISTER. Und hinten nach der schöne Prinz von Schottland!

KASPER. Der scheint ein Auge auf unser Zesselprinzel zu haben. Da wollen wir nur auf die Seite

gehen, denn was die sich erzählen ist nichts für einen unschuldigen Hofnarr und einen alten

Minister. Geht ab.

MINISTER. Spotte nicht, du wirst auch noch einmal alt. Geht ab.

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[73]

Prinz THURMANN u[nd] FANNY treten ein.

PR[INZ] THURMANN. Edle Prinzeß weicht mir nicht aus. – Ich bin glücklich, Euch noch einmal

vor der Tafel zu sprechen.

FANNY. Aber mein Prinz, Ihr verfolgt mich ja, was soll das heißen?

THURMANN. Teure Prinzeß, es ist heute der letzte Tag, daß wir beisammen sind. Morgen ist das

Fest zu Ende, und wir trennen uns vielleicht auf lange Zeit. – Auch heute seid Ihr wieder

meine Nachbarin bei der Tafel, und auch das Loos [74]

habe ich gezogen, ich darf euch wieder, wie immer zu Balle führen.

FANNY. Mußte euch der Zufall dieses Loos wieder in die Hand geben

THURMANN. Vielleicht ein guter Engel, der über uns schwebt. – O könnte ich mit euch nach

Hause fahren.

FANNY. Mein Prinz, das darf nicht sein.

THURMANN. O teure Prinzeß, könnte ich immer an eurer Seite weilen, darf ich es aussprechen,

was in meinen Innern emporsteigt, –

FANNY. Still, mein Prinz, man kommt. [75]

KASPER[4] tritt ein. Gnädiges Zesselprinzel die Tafel beginnt.

FANNY. Ich werde sogleich kommen. Höre Kasper, morgen werden wir wieder abreisen

THURM[ANN]. O wäre es doch erst der Anfang

KASPER. Ja das glaub ich. Na schön war’s doch, und’s Essen war’s schönste Ich habe immer so

viel gegessen, daß ich die Nacht über vor Bauchweh nicht schlafen konnte. [76]

FANNY. Also Kasper, packe deine Sachen zurecht, daß du morgen zur rechten Zeit an Bord bist.

Mein Prinz, auf wiedersehen! Geht ab.

THURM[ANN]. Auf Wiedersehen, holdes Wesen!

Sieht ihr nach.

KASPER. Was sagt der, holder Besen? S’Ist aber auch war, keine hübschere giebts hier gar

nicht. – der ist ganz weg. – Aber jetzt zur Tafel, alles läuft schon zusammen, da muß ich mich

dazu halten, daß ich auch noch ein Plätzchen find. – Morgen um die Zeit gondeln wir war-

schein- [77]

lich schon draußen auf dem Wasser herum, wer weiß wo uns der Wind hin treibt. – Dafüor

habe ich eine gewaltige Angst. Wenn ich aber glücklich zu Hause komme, da wird die Freude

groß, – ich glaube mein Gretchen kommt mir schon entgegen und bringt mir meimn Leibge-

richt. – Der steht immer noch da, ist der zur Bildsäule geworden. – Na vielleicht steht er näch-

stes Jahr auch noch da, laßt ihn stehen. Ich mache jetzt, daß ich fort komme. Geht ab.

4 Ab hier wieder anderes Papier, zwar nun liniert, aber mit Korrekturrand, verwendet. (Anm. S. St.)

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THURMANN allein. Ha, ich bin allein. – Nur diese allein [78]

macht mich glücklich. Noch heute muß sich mein Geschick entscheiden. Vielleicht kann ich

ihr meine Liebe offenbaren, und nur das eine Wort aus ihrem Munde hören, dann bin ich der

glücklichste Fürst der Welt. Ich will um sie kämpfen, für sie trete ich in die Schranken des

nächsten Turnier’s, meine Krone gebe ich für sie hin. – Ich lege sie ihr zu Füßen, ich will es ihr

sagen ein shottiger Jüngling! Geht ab.

[Glocke.] Vorhang fällt!

[79]

25{3}. AKT.

Im Tetatra-mundi.

Ein Seesturm.

3{4}. AKT.

Felsengegend am Meeresstrande.

Donner und Blitz.

EHREMIT tritt auf. O welches fürchterliche Wetter hauste diese Nacht, – es muß wieder ein Schiff

untergegangen sein, denn ich hörte Hilferufe! – 30 Jahre wandle ich hier in dieser Einöde

umher, und verbringe die Zeit mit Fasten und Beten! –

[80]

Ja, vor 30 Jahren war es, – ich war in der Heimat nicht zufrieden mit dem Schicksale, auch

mich ergriff die Goldkür, ich wanderte aus und wollte nach Californien segeln, um dort Gold-

sucher zu werden! Aber auf dem Schiffe waren die Menschen nicht zufrieden, sie murrten, das

der Wind so träge, und die Wellen so langsam gingen, – da kam Gott Neptun und strafte uns

mit seiner Heeresmacht! – [81]

Blitz und Donner zerstörrte unser Schiff, es ging unter, – und alle verloren ihr Leben, nur ich

wurde gerettet, – ich wurde auf dieses Eiland geschleudert, wo ich nun schon 30 Jahre umher

wandle! –

5 Ab hier und bis zum Schluss wieder das Papier vom Anfang: liniert, aber ohne Korrekturrand. (Anm. S. St.)

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Blitz u[nd] Donner.

Noch immer will das Unwetter sich nicht legen, – noch immer rollt der Donner in der Ferne! –

Nun ich will hinunter gehen an die Küste, und sehen, ob ich Unglücklichen kann zu Hülfe

kommen! Geht ab. [82]

Blitz und Donner. Hilfe Rufe.

KASPER stürtzt herein u[nd] fällt hin.

[KASPER.] Da lag ich! Bin ich denn noch im Wasser? Steht auf. Gott sei Dank, auf festem

Boden! – Na das waren eine schöne Seefahrt! alles ist ersoffen, – ich bin wenigstens 9 mal

ersoffen! – alles ist zu Grunde, da draußen liegt der Bettel! – Da war aber der König, da wars

Zesselprinzel, – es mußte auf der See gefahren werden, – nun sind wir in Abrahams [83]

Wurstsack gefahren! – Nein, mich dauert weiter nichts, wie das arme Zesselprinzel, – da guckte

sie nochmal aus dem Wasser raus, und machte prrr ab! schwub war sie weg! – Aber ich habe

Hunger und Durst im Leibe, hier ist aber auch niemand der mir was zu essen und zu trinken

geb’! – doch halt, ich muß einmal rufen, einmal rechten Skandal machen, – vielleicht kommt

doch ein Hausknecht oder Kellner, der mir ein paar Töpfchen Bier und eine Portion [84]

Butterbemchen mit Schinken bringt! – Geht auf die Seite, rechts. Heda, holla!

ECHO. Holla!

KASPER. Wars nicht, als wenn eins antwortete? – Geht nach links. Ist jemand da?

ECHO. Da!

KASPER. Nun hält mich denn einer vorn Narrn! Geht nach rechts. [85]

Ist jemand hier?

ECHO. Hier!

KASPER. Nun Kreuz Patallion! Das antwortet und ich sehe niemand! – Halt, – jetzt fällt mir was

ein! – Meine Großmutter hat mir einmal erzählt, es gäb Geisterinseln in der Welt, – und wenn

ein die Geister erwischen, da drehen sie ein den Kopf auf dem Kragen herum! – Da [86]

sang meine Großmutter immer das Liedchen: Singt.

Mit Geistern laß ich mich nicht ein, –

mit Geistern laß ich mich nicht ein! –

Kaum sieht man sich um,

so drehen sie ein den Kragen herum,

den Kragen herum, den Kragen herum! –

Na das wäre eine schöner Skandal! – Ich muß auf so eine Geisterinsel gekommen sein, – und

jetzt muß [87]

so ein Geist kommen, und mir den Kopf verdrehen, – ich bin so schon verdreht genug! – Na

ich muß nur einmal fragen, was das für eine Stimme ist! Heda, du unsichtbare Stimme!

ECHO. Stimme!

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KASPER. Es ist eine Stimme! – Sage mal bist du ein Geist?

ECHO. Geist!

KASPER. Ja, es ist ein Geist, – nun

[88]

muß ich einmal fragen, ob es ein böser Geist ist! Höre mal, du unsichtbare Stimme, – –

ECHO. Stimme!

KASPER. Es ist eine Stimme! – Sage mal, bist du ein böser Geist?

ECHO. Böser Geist!

KASPER. Ach herje! nun muß ich einmal fragen, ob ich sterben muß! – [89]

Höre mal, du böser Geist!

ECHO. Böser Geist!

KASPER. S’ist ein böser Geist! – Sage mal, muß ich denn sterben?

ECHO. Sterben!

KASPER. O herjemene! – Da haben wirs, – na wenns einmal nicht anders ist, so will ich mich

hier her setzen und mein Ende abwarten. Setzt sich. So, nun laß ich mir [90]

noch einmal die Sonne auf den Leib scheinen, das ich wenigstens was warmes auf den Bauch

kriege, wenns auch nicht nein ist! – Ach, mein armes Gretchen, die wird zu Hause in ihrer

Küche mit Cottletchen und Beefstäkchen rum schmoren, – und ihr armer Kasper sitzt hier,

und muß im Hungertote sterben! – Na sie hat mirs aber gleich gesagt: Kasper gehe nicht auf

die See, du kommst um! – Und es [91]

ist auch so! – Na da komm du süßer Schlaf und laß mich etwas gutes träumen, – von meinen

Gretchen! – Gähnt. Ach, wenn man müde ist, ist man auch schläfrig! – – Ksch! Die Mücken

sind recht arg! – Ach, – ha, ha! Schläft ein.

FANNY tritt ein. O, Ihr zornigen Götter, warum habt ihr mich den wilden Meereswogen entrissen,

und jetzt das Schicksal, dem Hungertot übergeben! – Aber, mein Gott, was sehe ich, da liegt

Kasper, – [92]

und schläft! – Nun wart, ich werde ihn wecken! Heda, Kasper, komm’ wir wollen nach Eng-

land fahren! –

KASPER im Schlafe. I, laßt ihn fahren!

FANNY. So steht doch auf, deine Gebiterin ist hier!

KASPER gähnt. Ich dächte, es hätte jemand meinen Namen gerufen? – Sieht die Prinzeß. Ach, –

Alle guten Geister, loben ihren [93]

Meister! – Ach, mein guter Geist, thue mir nichts, – ich thue dir auch nichts! –

FANNY. Geist, Geist, – was ist Dir in den Kopf gefahren, ich bin ja die Prinzeß von England!

KASPER. Ja das seid ihr gewesen! – Aber jetzt lauft ihr als Geist rum, und gönnt mir mein

bischen Leben nicht mehr! – Ach, mein guter Geist laß mich noch ein bischen Leben, –

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[94]

ich habe blos einen einzigen Löffel voll Blut bei mir!

FANNY. Ach, sei doch vernünftig, lieber Kasper, ich bin ja kein Geist, – ich bin ja die Prinzeß!

KASPER. Ich habe aber gesehen, wie ihr ersoffen seid, – da guktet ihr noch mal aus dem Wasser

heraus und machtet plll ab! schwups, ward ihr weg! – Und nun lauft ihr als Geist [95]

herum, und wollt mich abhohlen!

FANNY. Lieber Kasper, fühle mich an, bin ich kalt, dann bin ich ein Geist, – bin ich aber warm,

dann bin ich ein Mensch, so gut wie Du!

KASPER. Das ist war, das sagte meine Großmutter auch! – Die Geister wären Eiskalt! – Ob ich

sie denn einmal anfühle? – Nein, es ist , – [96]

wie meine Großmutter sagte, – ich fühle die an, die dreht mir den Kopf herum, und weg bin

ich! –

FANNY. O lieber Kasper, komm’ fühle mich an!

KASPER. Na, da will ichs einmal verssuchen, – da gebt einmal her, eure Fäuste, hier sind meine

Patschen auch! –

Fast sie an.

Brüh heiß! –

FANNY. [97]

Siehst du, deine thörichte Furcht! –

KASPER. Nun sagt mir nur einmal Zesselprinzel, – wie seid ihr denn aus dem Wasser gekom-

men? – Ich habe doch gesehen, wie’s Schiff zu Grunde ging, da seid ihr ersoffen! – –

FANNY. Du fragst, wie ich bin gerettet worden? Das war sonderbar!

KASPER. Ja, bei mir wars auch sonderbar! [98]

FANNY. Du fragst Als das Schiff zu Grunde ging, brachten mich die Botsknechte in einen

Kahn, – überlieferten mich den wilden Meereswogen, wo ich hier an dieser Insel gelandet bin!

KASPER. Die Schlingels, die konnten euch immer ertrinken lassen, aber wenn ich ersoffen wäre,

da wäre Schade gewesen!

FANNY. Aber wie hat dich die Vorsehung gerettet?

KASPER. Ach so, wie ich bin aus dem Wasser gekommen? Nun das ging mit ganz rechten Din-

gen zu. – [99]

Als das Schiff zu Grunde ging, da sprang ich geschwind aufs Anker eisen, und bin mit dem

Ankereisen ans Land geschwommen!

FANNY. Das ist nicht wahr, Eisen kann nicht schwimmen!

KASPER. Ach, s’ist ja war, da plumpst man gleich nein! – Na da muß ich mirs erst überlegen, – –

halt, – jetzt fällt mirs ein! – Wie’s Schiff zu Grunde ging, da nahm ich meine Schnupfdose raus,

setzte mich nein, deckelte zu, und bin damit ans Land geschwommen! –

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[100]

FANNY. Das ist ja wieder nicht wahr, – die Dose ist ja viel zu klein!

KASPER. Meine Dose, da gehe 45 [lb][6] rein!

FANNY. Nun sag’ wie bist du gerettet worden?

KASPER. Das will Sie wieder nicht glauben! Für sich. Der kann man keinen Russen auf haun!

Laut. Ich bin aber doch da.

FANNY. Das sehe ich, – aber wie bist du gerettet worden!

KASPER. Na da muß ich mirs noch einmal überlegen! Für sich. [101]

fall ein, besinne, besinne, – fall ein, – laut. halt jetzt fällt mirs ein! Wißt ihr wie ich bin aufs dem

Wasser gekommen! – Als das Schiff zu Grunde ging, – da kam ein großer mächtiger Fisch

geschwommen, der sperrte den Rachen auf, und da bin ich geschwind nein gesprungen, bin

nunter spaziert bis in seinen Magen! – Dort machte ich mirs bequem, setzte mich nieder,

sptopfte mir mein Pfeifchen, strichs nahm ein Streichhölzchen, strichs an den seinen Magen

ab, und fing nun an zu rauchen! Jetzt wurde aber ein Tabaksqualm in dem Fischmagen, [102]

wie in einer alten Stadtsoldatenkneipe, – nun konnte aber der Patron den Tabakqualm nicht

vertragen, grichte den Husten, – fing an zu husten und zu spucken, – und huste und spuckte

mich raus, und spuckte mich bis an die Insel her! –

FANNY. Dies läßt sich eher hören, – es ist vermutlich ein Wallfich gewesen!

KASPER. Nein, kein Waldfisch wars nicht, – es war ein Wasser Fisch, er war ja im Wasser und

nicht im Walde! [103]

FANNY. Ach Dummkopf, Wallfisch wird er genannt, weil er Haushohe Wellen über sich her-

schlägt!

KASPER. Na, ein Fisch wars, das habe ich gesehen, entweder wars ein Gründling, eine Schmörle,

oder ein Pöhrs! –

FANNY. Aber lieber Kasper, f was fangen wir nun an, – wo werden wir hier etwas zu essen her-

nehmen,?

KASPER. Ja, Zesselprinzel darüber habe ich auch schon nachgedacht, – hier können wir höchs-

tens die Felsen anknaubeln, – [104]

und wenn wir Durst haben, da müssen wir ein bischen Seewasser trinken!

FANNY. O lieber Kasper, steig doch einmal auf einen Felsen oder Baum, und sieh dich um, obe

du f vielleicht einen Menschen oder ein Haus siehst!

KASPER. Nun habe ich denn in meinem Leben schon gehört, das die Menschen und Häuser auf

den Bäumen wachsen?

FANNY. Ach nein, da hast du aber doch eine weite Aussicht!

KASPER. Ja die Aussicht ist gut, aber die

6 Sonderzeichen für Pfund = 0,453 kg. (Anm. Beatrix Müller-Kampel.)

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[105]

Einsichten sind immer schlecht, besonders in dmeinem Magen, – Zesselprinzel, in meinem

Magen ist eine Revolution drinn, da könnten höchstens ein Padalion Klößer mit Schwarz-

fleisch, die könnten Ruhe verschaffen!

FANNY. Nun steige einmal auf einen Felsen.

KASPER. Na, ich wills versuchen, – wie ich noch untern Turnern war, da konnt ich noch klet-

tern, aber jetzt wird man alt und pumplich!

Geht an einen Felsen und steigt hinauf.

Na, es geht! – [106]

Zesselprinzel, ich bin oben, – ich sehe was!

FANNY. Ach, lieber Kasper was siehst du denn? –

KASPER. Dort läuft ein wilder Eisbär!

FANNY. Was soll denn ein Eisbär hier machen, – wir sind ja auf der südlichen RZone!

KASPER. Es hat ja so viel graue Haare im Gesichte hängen!

FANNY. Ich sehe es auch, es ist ja ein alter Mann mit einem grauen Barte!

KASPER. Der Schweinigel, muß sich 4 Wochen [107]

lang nicht barbiert haben, der hat ja die ganze Frisur im Gesicht hängen!

FANNY. Nun komm herunter lieber Kasper!

KASPER. Na ja, – aber Zesselprinzel, hier hänge ich an einem Hazrzaste, – helfte einmal ein

bischen, –

FANNY kommt und hilft ihm.

ihr müßt auch nicht kitzeln!

Fällt herunter.

FANNY. Aber Kasper, was machst du denn! Du hast dir doch keinen Schaden genommen? –

KASPER. I ja, Schaden genommen, – guckt einmal her, ich muß das linke Ohrläppchen [108]

gebrochen haben! – Steht auf. Ei das war ein schlechter Schmiß!

FANNY. Nun gehe hin zu dem alten und frage den aAlten wer er ist! und ob er nichts zu essen

hat!

KASPER. Der Alte, der sieht nicht aus, als ob er von Gebersdorf wäre! – Na ich will einmal

sehen. Geht an die Seite. Höre, du alte Krauthacke! komm mal her, – sage mal wer bist denn du?

EREMIT von außen. Ich bin ein armer alter Einsiedler!

KASPER.

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[109]

Es ist ein Leimsieder!

FANNY. Was soll denn ein Leimsieder hier machen?

KASPER. Hier giebts Windbrüche, – der Alte muß die Felsen wieder zusammen leimen!

FANNY. Frage ihn noch einmal!

KASPER. Höre, du alter Filzlatsch! Wer bist du?

EREMIT von außen. Ich bin ein armer alter Eremit, und wohne hier in meiner Eremitage!

KASPER. Nun weiß ich wers ist, – [110]

es ist der Bruder Credit und hält an mit sammt der Bagage!

FANNY. Du hast ihn falsch verstanden! frage ihn einmal ob er nichts zu essen hat!

KASPER. Das ist auch die Hauptsache, denn mich hungert wie ein Bär! – Höre du alter Pfitzen-

titcher! was hast du denn zu essen heute Mittag, kannst du keine Gäste einladen? –

EREMIT von außen. Ich esse weiter nichts wie Wurzeln und Kräuter! [111]

KASPER. Ach herje, Zesselprinzel, da können wir nicht mit essen, – spricht der Kerl er frißt

weiter nichts, wie Husaren und Reiter! –

FANNY. Du hast ihn falsch verstanden, frage ihn noch einmal!

KASPER. Na da frage ich ihn nocheinmal, da reiße ich ja mehr Stiefelsohlen ab, als wie ich Lohn

kriege! Höre du alte Pantoffelzwecke, was schnabulirst du heute Mittag?

EREMIT. Weiter nichts als Wurzeln u[nd] Kräuter! [112]

KASPER. Nun wir können nicht mit essen, jetzt spricht der Kerl er frißt weiter nichts, als Schus-

ter und Schneider!

FANNY. Du hast ihn wieder falsch verstanden, rufe den Alten selbst hier her, – ich will selbst mit

ihm sprechen.

KASPER. Na ja, das ist auch besser, denn ich werde mit dem Alten nicht fertig! Höre du alter

Krummlatsch! komm einmal her, – gehe mal dort hinaus, bei das Fräulein, – das ist eine Prin-

zes von England, – [113]

das du hübsch höflich bist!

EREMIT tritt ein. Guten Tag meine guten Kinder!

KASPER. Nun dein Kind bin ich schon lange nicht, du wärst ein schöner Vater!

EREMIT. Ach welch’ schönes Mädchen!

KASPER. ANicht war die gefällt dir! das glaube ich!

EREMIT. Ach wenn ich so ein Fräulein sehe, da denke ich jedesmal an meine Jugend! Da liebte

ich auch so ein Mädchen! [114]

KASPER. Na höre aber jetzt kannst du dir die Liebe vergehen lassen! Du siehst hols der Teufel

nicht liebenswürdig aus!

EREMIT. Was wollt ihr gutes Mädchen?

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FANNY. Guter Alter, kannst du uns nicht etwas zu essen und zu trinken geben, und den rechten

Weg nach England sagen?

EREMIT. Den rechten Weg nach England wollt ihr wissen?

KASPER. Ja den wollen wir wissen!

EREMIT. [115]

O guten Kinder, da habt ihr noch sehr weit! da müßt ihr durch einen tiefen, ftiefen Wald!

KASPER. Nun mache nur nicht gar so tief, das wir nicht hinein fallen!

EREMIT. Da könnt ihr heute nicht hin kommen, ihr seid zwar an der englischen Grenze, – diese

Insel gehört schon zu England! – Morgen Tagesanbruch bringe ich euch zu eurem königlichen

Vater wieder zurück, – aber heute müßt ihr bei mir bleiben! [116]

KASPER. Na mir bleiben schon da, wenn du uns gut fütterst!

EREMIT. Nun ward’ ich werde einige frische Wurzeln und Kräuter suchen, die sollen euch mun-

den!

KASPER. Was solls Zesselprinzel essen Wurzeln und Kräuter, – nun denkst du denn ’s Zessel-

prinzel ist eine alte Kuh, – das hast du denn nicht etwas gebratenes, ein Coutelett oder ein

Beafsteck? – Wurzeln und Kräuter!

EREMIT. Das ist meine Speise! [117]

KASPER. Na da können wir aber die Zähne wetzen! – Nun sage mal Alter, was hast du denn zu

trinken?

EREMIT. Weiter nichts als ein Glas frisches, reines Quellwasser!

KASPER. Das kannst du selber saufen! Ein Glas frisches Quellwasser, das leide ich ja nicht in

meinen Stiefeln, viel weniger in meinen Magen!

EREMIT. Nun kommt schönes Fräulein in meine Clauße, – ihr werdet [118]

wohl sehr müde sein?

FANNY. Ach ja, ich bin sehr müde!

EREMIT. Nun ich werde euch ein Lager bereiten von Moos und Baumblättern, darauf sollst du

ihr sanft ruhn!

KASPER. Was? wo solls Zesselprinzel schlafen, auf dem Moose und Baumblättern? Nun du Bet-

telsack, hast denn du kein Bette?

EREMIT. Ach, dazu bin ich zu arm! [119]

KASPER. Na das wird eine schöne Wälzerei! Nun sage mal Alter wo schlafe ich denn?

EREMIT. Weil die Hütte zu klein ist, so mußt du draußen bei meinen Filax! in der Hundehütte

schlafen!

KASPER. Was? ich soll beim Hunde schlafen? I du nieder trächtiger Kerl!

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Will den EREMIT schlagen. [/] FANNY tritt da zwischen.

[FANNY.] Kasper, was machst du denn? – Beleidige doch diesen braven Mann nicht, – sie er

giebt ja, was er hat! – [120]

KASPER. Nun ja, wie kann denn der mir zu muten, ich soll beim Hunde schlafen!

EREMIT. Nun kommt herein gutes Mädchen, und folgt mir! Geht ab.

FANNY. O mit dank werde ich eure Güte annehmen! Komm Kasper, wollen hinein gehen, um

die Ruhe zu genißen! Geht ab.

KASPER. Ja wohl auf dem Mose und Baumblätter so herum wälzen! [121]

Nein, da gehe ich nicht mit! – Der Kerl hat mich beleidigt! Mir, als königlicher Bedienter so

etwas zu zu muten, – ich soll Wurzeln fressen, Wasser saufen, und beim Hunde schlafen? –

Nein, den FKerl Kerl verklage ich, da muß ich Satisfacktion haben! Geht ab.

[Glocke.] Vorhang fällt!

ENDE DES 23. AKTES.

[122]

4. AKT.

Saal.

KÖNIG u[nd] GESANDER.

GESANDER. Gott grüß euch, Majestät! Nun habt ihr noch keine Nachricht von der Rettung

eurer Tochter erhalten?

KÖNIG. Nein, – ich bin sehr traurig, da ich erfuhr, das das Admiralschiff untergegangen ist, und

gewiß liegt meine Tochter in tiefer See begraben!

GESANDER. O beruhigt euch Majestät, vielleicht ist die Prinzeß doch noch gerettet werden, – ist

vielleicht auf eine [123]

Insel geschlagen worden!

KÖNIG. Ich mhabe keine Hoffnung mehr!

GESANDER. Nun Majestät ich will noch einmal nach dem Hafen sgehen, und will sehen, ob

bessere Nachrichten eingelaufen sind! Geht ab.

KÖNIG. Thue das lieber Gesander! Aber ich habe wenig Hoffnung! – Das Admiralschiff ist zu

Grunde gegangen. – o wie schrecklich ist diese Lage für mich! – Doch habe ich auch in Erfah-

rung gebracht, [124]

das meine Tochter auf dem Beilager in Spanien mit dem Prinzen Thurmann sehr freundlich

gewesen ist, ja sogar mit ihm getanzt hat! – das wäre schrecklich, – dann wollte ich lieber, Sie

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wäre in tiefer See ertrunken, als das ich erleben sollte, mein Kind als eine Hochverräterin an zu

klagen!

KASPER von außen. Platz gemacht, es kommt ein fremder Courier!

GESANDER tritt ein. Victoria! Majestät! Der Hofnarr ist angekommen, und gewiß ist eure [125]

Tochter gerettet!

KÖNIG. Wie der Hofnarr? O sagt ihm, er soll schnell zu mir kommen!

GESANDER geht ab. Zu Befehl Majestät! Von außen. Heda Hofnarr! Schnell zum König, und

Kunde geben, ob die Prinzeß noch lebt!

KASPER von außen. Na ich werde meine Sachen schon machen, das braucht ihr mir garnicht zu

heißen! Tritt ein. Schamster Diener, und Diener Schamster gnädger Herr König, – na da bin ich

wieder da! [126]

KÖNIG. Ja du bist wohl da, aber wo ist meine Tochter Fanny?

KASPER. Eure Tochter, – die ist prietsch!

KÖNIG. Was soll das heißen?

KASPER. Nun wenn ich spreche sie ist prietsch, da ist sie – tot!

KÖNIG. Wie? Mein Kind lebt nicht mehr?

KASPER. Die ist mausedreck tot!

KÖNIG. [127]

Ja, wenn meine Tochter tot ist, will ich auch nicht mehr leben!

Will fort. [/] KASPER hält ihn zurück.

[KASPER.] Herr König, wo wollt ihr denn hin?

KÖNIG. Ich will auf den höchsten Felsen steigen, und mich in den Abgrund stürtzen!

KASPER. Macht nicht solch’ dummes Zeug! Das haltet ihr gar nicht ab, – für sich. halt hier giebts

etwas zu verdienen. Laut. Sagt einmal Herr König, was gebt ihr, wenn eure Tochter noch lebt?

[128]

KÖNIG. Kann mein Kind für Geld leben, muß sie auch so leben!

KASPER. Nein wenn ihr nichts gebt, da ist sie tot, – wißt ihr was, Herr König! gebt mir 16 Gro-

schen, da lebt sie noch!

KÖNIG. Nun gut, du sollst sie erhalten.

KASPER. Gut, Geld heraus! aufgewichst hier!

KÖNIG. Du Narr, weißt du nicht, daß ein König kein Geld bei sich [129]

führt, daß ist wieder die Sitte!

KASPER. Das ist aber eine dumme Sitte! –

KÖNIG. Nun sage lebt mein Kind noch?

KASPER. Nun ja eure Tochter lebt! – Aber meine 16 Groschen müßt ihr mir geben!

KÖNIG. Du sollst Sie erhalten! – Also mein Kind ist gerettet! So hole ihn Sie schnell hier her!

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[130]

KASPER. Na ja, – wir bringen auch so einen Alten, langzottigen Schuster mit! – denkt euch nur

Herr HKönig, da haben wir müssen Wasser saufen, Wurzeln essen, und ich, mußte beim

Hunde schlafen!

KÖNIG. Das will ich nicht wissen, – jetzt hole mein Kind!

KASPER. Na ja, ich gehe schon! – Wenn ich nur meine 16 Groschen schon hätte! Geht ab.

KÖNIG. [131]

Nun so ist es denn doch war, das meine Tochter gerettet ist, – ah da kommt sie schon!

FANNY tritt ein, ihren Vater umarmend.

[FANNY.] Endlich, lieber Vater, – mit Freuden kann ich euch wieder umarmen!

KÖNIG. Grüß dich Gott, liebe Tochter! – Aber sag, wer hat dich gerettet?

FANNY. Dort draußen, lieber Vater, steht mein Lebensretter, – ein alter Eremit, – o belohnt ihn

fürstlich!

KÖNIG. [132]

Ich will ihn selbst sprechen, – Heda Hofnarr! –

KASPER tritt ein. Ja Herr König, hier bin ich schon

KÖNIG. Hole mir einmal den Lebensretter meiner Tochter!

KASPER. Was denn für ein Lebensretter?

FANNY. Ja, lieber Vater er hat uns gespeist und auch getränkt!

KASPER. Ach so, der alte Stiefelwichser, – [133]

na mit der Speiserei und Trinkerei da war nicht viel los, – Wasser haben wir getrunken, wie die

Gänse, prrrrr! mir krabelts immer noch im Bauche herum!

KÖNIG. Jetzt hole den Eremit!

KASPER geht ab. Na ja, ich gehe schon. – Von außen. Na du alter Schuhzwecke komm, gehe ein-

mal dort hinein, der in dem roten Mantel das ist der König, – und komm mal her, du wirst

vielleicht was kriegen, – [134]

da bedenkst du mich mit, – läst dir ein bischen viel geben, gibebst mir etwas davon! –

EREMIT u[nd] KASPER treten ein.

[EREMIT und KASPER.] Gott grüß Euch Majestät!

KÖNIG. Grüß dich Gott, guter Alter! Du hast also mein Kind gerettet, – so wähle dir jetzt eine

Belohnung!

KASPER zum EREMIT. Na, bedenke mich mit!

EREMIT. Nein, Majestät, ich bin nicht gekommen, um euch vielleicht

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[135]

ein Goldstück abzuschwatzen!

KASPER. Da kannst du dir ein paar Hundert geben lassen, der hats genug!

EREMIT. Nein Majestät! Ich habe euch, eure Tochter wiedergebracht und nun laßt mich wieder

auf d meine Insel ziehen!

KÖNIG. Also du verlangst nichts?

KASPER. Weils ein Esel ist!

KÖNIG. [136]

So bleibe doch an meinem Hofe!

KASPER. Ja, bleibt da, hier hast du es gut!

EREMIT. Nein Majestät, ich lebe auf meiner Insel auch wie ein König!

KÖNIG. Wie, du kannst auf so einer Insel auch glücklich leben?

KASPER. Na ich danke für das Leben!

EREMIT. Seht Majestät, – die Insel ist mein Königreich! [137]

KASPER. Ein schönes Königreich, lauter Felsen und Schlammpfitzen sind dort!

EREMIT. Und wenn ich früh des morgens auf meinem Lager liege, und höre die Vöglein in den

Lüften zwitschern, ach das sind meine Concertmeister!

KASPER. Schöne Concertmeister, Herr König! sie sollen sie nur sehen, lauter Dohlen und Gra-

hen grächzen dort herum!

EREMIT. Und meine Hütte ist mein Schloß! [138]

KASPER. Ein schönes Schloß, Herr König, sie sollens nur sehen, – die Feueresse ist mit Stricken

angebunden!

EREMIT. Und mein alter Filax, das ist meine Leibwache!

KASPER. Ja, und vier junge Katzen, sind seine Hofdamen!

KÖNIG. Da du einmal nicht bleiben willst, so ziele hin mit Gott, aber ehe du mein Schloß ver-

läßt, so gehe auf meinen [139]

Trinksaal, dort labe dich! Kasper, bringe den alten Mann auf den Trinksaal!

EREMIT. Nun so lebt wohl Majestät! Lebt wohl schönes Fräulein!

KÖNIG u[nd] FANNY. Lebt wohl guter Alter!

KASPER u[nd] EREMIT gehen ab.

KASPER von außen. Na du Esel, warum läßt du dir denn nicht geben, du konntest mirs doch

geben, wenn du es nicht haben wolltest, nein du bist zu dumm! [140]

KÖNIG. Nun liebe Tochter, ich freue mich, daß du wieder zurück gekehrt bist, aber fast möchte

ich auch traurig sein. – Als man mir die Kunde brachte, daß das Admiralschiff untergegangen

ist, erfuhr ich auch, das du auf dem Beilager in Spanien mit meinem ärgsten Feinde, – dem

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Prinz Thurmann sehr freundlich gewesen wärst, ja so gar mit ihm getanzt hättest! – O liebe

Tochter wenn dieses Wahrheit wäre, so würde ich dich nicht mehr als mein

[141]

Kind, sondern als eine Hochverräterin ansehen!

FANNY. Hoher Vater, ich glaubt das nicht, – ich war ja stets ein folgsames Kind, und habe auch

diesmal eure Warnung beachtet! –

KÖNIG. Nun ich will hoffen, dasß das, was man mir hinter brachte nicht in Erfüllung geht! –

Doch meine Geschäfte rufen mich jetzt ab von hier, leb wohl, liebe Tochter, auf Wiedersehen!

Geht ab.

FANNY allein. [142]

Ha, so ists meinem Vater schon bekannt, daß Prinz Thurmann mich liebt, aber wer mag der

Verräter gewesen sein?

THURMANN von außen. Ha, endlich ist es mir gelungen hier durch die Wachen zu schleichen, in

dieser spanischen Kleidung hat mich niemand erkannt!

FANNY. Was höre ich, – die Stimme meines Thurmanns, – mein Gott, er hier, – wenn er endeckt

wird, die Rache meines Vaters [143]

bringt ihn den Tod! –

THURMANN von außen. O das schöne Mädchen, ich sah sie auf dem Beilager, – sie hat mein Herz

bezaubert, – ich muß zu Ihr, – ha dort sehe ich sie wieder! Tritt ein. O schöne Fanny, – nun bin

ich in eurer Nähe! Ihr habt mein Herz entzückt, ihr habt Schiffbruch gelitten, und ich bin euch

nach geeilt! Theures Mädchen ich liebe euch zärtlich, nur an eurer Seite will ich leben oder

sterben! [144]

FANNY. O theurer Thurmann, ihr hier, wenn ihr endeckt werdet, die Rache meinres Vaters

bringt euch den Tod! –

THURMANN. Ich weiß es, – jetzt bin ich im Schloße meines ärgsten Feindes! Nun ist es mein

Tod, so sollt ihr sehen, wie mutig ein Schotte aus Liebe sterben kann!

KASPER von außen. Na ich muß sehen wo ich den König erwische, daß ich meine 16 Groschen

kriege! Tritt ein. [145]

FANNY. Ah Kasper, es ist gut daß du kommst, melde doch diesen Spanier bei meinem Vater an!

KASPER. Den Spanier, den muß ich mir erst einmal besehen, zu FANNY. Zesselprinzel, denkt ihr

denn den kenne ich nicht! – das ist ja der Prinz Thurmann, mit dem ihr auf dem Beilager so

schön getanzt habt!

THURMANN. Wie du kennst mich?

KASPER. Wie einen preußischen Zweipfenniger. [146]

THURMANN. So verrate mich nicht beim König, du sollst eine Goldbörse von mir haben!

KASPER. Gut, die Goldbörse raus, aufgewichst hier!

THURMANN. Es ist schade, das istch nicht die rechten Beinkleider anhabe, wo ich pflege Gold-

börsen drinn zu tragen, – du sollst sie aber erhalten!

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KASPER. Nun das ist aber zum Bein ausreißen, – der König will mir 16 Groschen geben, – hat

aber kein Geld bei sich, das ist wieder [147]

die Sitte, – der hier will mir eine Goldbörse schenken, hat wieder die verkehrten Hosen an! –

Nein, nun gehe ich zum König und sage es doch!

THURMANN. Wie? Du sagst’s doch?

KASPER. Nein, ich sage: ich gehe zu meinem Gevatter Koch, – sags dem König aber doch! –

Geht ab.

FANNY. THURMANN. O theurer Thurmann, so müssen wir uns vor dem geringsten Diener

fürchten! – [148]

THURMANN. Beruhigt euch gutes Mädchen, – ich werde den Zorn des Königs aushalten, – dann

will ich vor ihm niederfallen und meine Krone zu seinen Füßen legen! – und er wird mir

Gehör schenken.

KÖNIG von außen zornig. Wie der Prinz Thurmann in meinem Schloß?

FANNY. Hört ihr die bösen Worte meines Vaters?

KÖNIG. Ich kanns nicht glauben!

KASPER. [149]

Ich mache euch keine Lügen, – geht nein und beseht ihn euch, und dann gebt mir meine 16

Groschen!

KÖNIG tritt ein mit KASPER.

[KÖNIG]. Ha, was sehen meine Augen? – Ihr seid der Prinz Thurmann von Schottland?

THURMANN. Majestät ich bin es!

KÖNIG. Ihr habt euch durch die Wachen geschlichen! – Ihr seid mein Kronfeind!

KASPER. Es ist der Citronfeind! [150]

KÖNIG. Ihr seid ein Hochverräter!

KASPER. Es ist ein Balkentreter!

KÖNIG. Ihr seid ein Auskundschafter!

KASPER. S’ist ein Büchsenschäfter!

KÖNIG. Was spricht der Narr mit?

KASPER. Das der Krawall größer wird!

KÖNIG. Hinaus mit dir!

KASPER. [151]

Na ja, ich gehe schon, – wenn ich nur erst meine 16 Groschen hätte. Geht langsam ab.

THURMANN. Majestät! Hier liege ich zu euremn Füßen, habt Gnade! – Ich sah eure Tochter auf

dem Beilager, ich liebe sie zärtlich, – O Majestät wihr wollen Freude werden, ich will Schott-

land an England ketten!

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KÖNIG sich abwendend. Ich habe mit euch nichts zu sprechen! Hinaus! Die Wachen werden euch

ergreifen, – ihr werdet eurer gerechten Strafe nicht entgehen! [152]

THURMANN. Gut Majestät, ich sehe, daß kein günstiges Wort von euch zu erlangen ist! – Ich

gehe, – laßt mich in eure Dower werfen, laßt mich zu Tode mardern, – aber in meiner letzten

Stunde werde ich noch ausrufen: König Eduard von England ihr seid ein Tyrann! Geht ab.

FANNY. Hoher Vater habt doch Gnade für mich und meinen Thurmann!

KÖNIG. Auch du Schändliche bist eine Lügnerin! [153]

Hinweg, aus meinem Blick, – auch Du sollst deiner gerechten Strafe nicht entgehen! –

FANNY. Hoher Vater ich weiß, daß ich gegen euer Verbot gehandelt habe, – aber niemals werde

ich meinen Thurmann verlassen, und wenn ihr die größte Strafe und Marter, ja selbst den Tod

über mich verhängt, so sage ich euch noch einmal, lieber Vater, ich liebe ihn zärtlich und

sterbe mit ihm! Geht ab. [154]

KÖNIG. Furchtbar, – beide trachten nach meiner Krone! Wut! Rache, und Verzweiflung kocht

jetzt in meinem Innern! – Wenn doch gleich ein Rat da wäre, – halt, mein Leibartzt Figolino ist

einer meiner klügsten Räte, diesen will ich zu mir beordern lassen. – Heda, Hofnarr! Kasper!

KASPER tritt ein. Ja, Herr König, ich soll wohl meine 16 Groschen kriegen, das ist gut; denn ich

brauche Geld!

KÖNIG. [155]

Gehe einmal zu meinem Leibartzt Figolino, und sage ihm, er soll vor dem König erscheinen!

KASPER. Zum Leibartzt Fiedeline! na gut, – aber Herr König, wenn ich den geholt habe, dann

kriege ich doch – – meine – – – 16 – Groschen – – !

KÖNIG. Zum Leibarzt Figolino!

KASPER. Na ja, ich gehe ja schon! Geht ab.

KÖNIG. Ich wüßte doch sonst niemand, der mir könnte Rache an die Hand gebe[n.] [156]

Ach siehe da, dort kommt er schon!

FIGOLINO tritt ein. Majestät haben befohlen?

KÖNIG. Lieber Leibarzt, ihr seid ein grundgescheuter Mann! – Sagt, was haben zwei Personen an

meinem Hofe verdient, die sich des Hochverrats haben schuldig gemacht?

FIGOLINO. Nach unserm Gesetz den Tod.

KÖNIG. Wahr gesprochen! Wie würde man aber beiden den Tode geben, [157]

damit es niemand im Schlosse bemerkte?

FIGOLINO. So wäre mein Ratschluß dieser, man gebe beiden einen Gifttrunk ein, an dem Gift-

werk würden sie sterben!

KÖNIG. Dieser Rat gefällt mir! Figolino, dieses Uhrteil, welches ihr jetzt gefällt habt, werdet ihr

an zwei Personen vollziehen, die man euch übergeben wird!

FIGOLINO.

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[158]

Majestät, und darf man fragen, wer die beiden Personen sind?

KÖNIG. Es ist der Prinz Thurmann von Schottland!

FIGOLINO. Heiliger Gott, ist dieser in eure Gefangenschaft geraten?

KÖNIG. Er schmachtet im Dower!

FIGOLINO. Und die zweite Person?

KÖNIG. Ist meine Tochter Fanny!

FIGOLINO. [159]

Gerechter Himmel. erbarme dich! Majestät was wollt ihr begehen, ihr wollt euer eigenes Kind

morden?

KÖNIG. Ich habe kein Kind mehr, sie hat sich des Hochverrates schuldig gemacht, und stirbt

ihrer gerechten Strafe! Figolino, noch einmal sage ich euch: Ich verlange binnen 3 Tagen beide

Leichen, oder euer Kopf fällt selbst! Geht ab.

FIGOLINO allein. Schreckliches Urtheil eines Königs! – Wo findet man einen Tieger, [160]

einen Leopard der seine eigenen Jungen vergieftet, und ein König will sein eigenes Kind mor-

den, und ich soll das Werkzeug dazu werden? – Ich sollte meine Hände mit unschuldigen Blute

besudeln? – Der Prinz Thurmann ist ein warkrer Eidam, und die Prinzeß so edel und gut, und

ich sollte sie unschuldig morden? –Nein, und dreimal nein! – Ich werde beiden keinen Gift-

trunk, sondern nur einen Schlaf– [161]

trunk geben, – wenn sie dann im tiefen Schlaf verfallen sind, dann werde ich den König zu sie

führen und will sprechen: König da liegt dein Kind, du hast es gemordet! – Und sehe ich daß

des Königs Herz nicht erwacht, so werde ich Pferde bereit halten, – dann fliehe ich von

diesem Hofe mit beiden, dann ists besser in einer elenden Hütte bei Wasser und Brot zu leben,

als an einem prunkvollen Königshofe, wo man seine Hände mit Blut besudeln muß! – [162]

Meine Aufgabe sei jetzt beide zu retten, – o großer strenger König, diesmal geht’s nicht nach

Deinen Willen, sondern nach den meinigen! Geht ab.

[Glocke.] Vorhang fällt.

ENDE DES 4. AKTES.

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5. AKT.

Zimmer.

In der Mitte ein Sopha worauf rechts THURMANN und links FANNY sitzen. [163]

KASPER tritt ein. Jetzt muss ich sehen das ich den König erwische, – ich muß meine 16 Groschen

haben!

Tritt ein, stößt ans Sopha und fällt hin.

Kreuz patalion! das war aber ein Nasenstüber! Steht auf. Nun, was sehe ich hier, – die sitzen

beide hier und schlafen zusammen, und so sollens nicht zusammen sprechen! – Na, wenn ich

aber da den König hole, da giebt er mir gleich meine 16 Groschen, ja ward das werde ich

machen! – Aber halt, Kasper, sei einmal gescheut, – der Prinz wollte mir doch eine Goldbörse

geben, – [164]

hatte blos die verkehrten Hosen an, ob denn der andre Hosen angezogen hat? – Ward es ist

am besten ich wecke sie alle beide, ja wohl! Zu THURMANN. Heda, Prinz Thurmann, kommt

steht auf, – die Chocolade ist fertig, – Prinz Thurmann! – der Kerl schläft ja wie ein Ratz! Zu

FANNY. Heda, Zesselprinzel stehts doch auf, wenn der König kommt setzt was warmes, aber

nicht gekochtes! – Zesselprinzel sollt aufstehen! – Nun sapperlot die sind doch nicht etwa gar

tot? – [165]

Muß einmal ein bischen horchen, wenns noch krabelt bei ihnen, da leben sie noch.

Horcht an THURMANN u[nd] FANNY.

Hols der Teufel die sind futsch! – Nun wer hat denn die Ttodt gemacht, – halt, jetzt geht mir

ein Licht auf mit dsammt den Seifensieder! – Da ist weiter niemand dran schuld, wie du nie-

derträchtiger schlechter weggeworfener Kasper! Ich habe die guten Leute verraten, und der

König hat sie lassen tot machen! Du miserabler Kerl, du bist ja ein Verräter, und von einen

Verräter [166]

frißt kein Rabe nicht, weg mit dir schlechten Kerle, du bist ja nicht wert das dich die liebe

Sonne bescheint! – Wartet ihr guten Leute, ihr seid wegen mir gestorben, nun will ich auch

wegen euch sterben! – Ward ich nehme mir’s Leben! – Aber halt, wie nehme ich mirs Leben,

daß es nicht weh thut? – Halt bei 3 renne ich mir den Hirnkasten an diesen Pfeiler ein! Dann

werde ich in eurer Mitte der Dritte! – Na da lebt [167]

wohl, ihr guten Leutchen, – ja so die sind ja tot! – Nun los, 1! – 2! – ob denn das Ding auch

weh thut? – Na es ist einerlei, 5 Jahr eher sterben, oder später, das bleibt sich fünfe! Na da paßt

auf, – ja so ihr seid ja tot! – Also 1! – 2! – Jetzt heißt’s aber feste, auf die Weste! Na noch ein-

mal, aller guten Dinge sind drei! – Na lebt wohl, ihr guten Seelen, jetzt paßt auf, ich nehme

mirs Leben, – ja so ihr seid tot! – Also jetzt heischt heißt es aber:

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[168]

Courage verlaß mich nicht, wenn ich dich brauche, da hab ich dich nicht! – Also 1! – 2! – und

3! –

stürtzt hin.

so nun bin ich tot! – Das ist war, es ist ein herrliches Leben, wenn man tot ist, aber eine Fla-

sche Wein, die thät ich noch verschlucken! – Na wenn nun der König kommt, nun findet man

er 3 Leichen, – wenn er sieht, daß ich auch tot bin, da wird aber groß Wasser werden! – Halt,

jetzt kommt der König, nun muß ich still sein!

Setzt sich neben das Sopha.

[169]

FIGOLINO von außen. O Majestät stellt es euch nicht so leicht vor, sein Kind im Tode zu sehn; – u

KÖNIG von außen. Und ich will sie sehen!

FIGOLINO. Nun wie ihr wollt, so geht voran!

Beide treten ein.

Hier liegt eure Tochter und dort der Prinz Thurmann!

KÖNIG. Ja warhaftig! – Mein Kind, – tot, –

FIGOLINO für sich. Das Herz des Königs erwacht!

KÖNIG. Meine Tochter, wer hat sie gemordet? [170]

FIGOLINO. Wart ihr es nicht selbst, durch euren fürchterlichen Ausspruch!

KÖNIG. O furchtbar! Figolino, das war ein übereiltes Urteil! – und durch was habt ihr mein Kind

getötet? –

FIGOLINO. Wie ihr befohlen habt, – durch Gift!

KÖNIG. Ha, so gebt mir auch von diesem Gift, auch ich will sterben!

KASPER. Na, da werden wir gar 4 Leichen! [171]

FIGOLINO. Majestät, was würdet ihr wohl geben, wenn die Prinzeß noch lebte?

KÖNIG. Wenn mein Kind noch lebte, so gebe ich mein halbes Königreich darum!

KASPER. Und die andre Hälfte geb er, wenn ich noch lebte!

FIGOLINO. Nun Majestät, würdet ihr beiden Gnade geben, wenn sie noch am Leben wären?

KÖNIG. Gewiß! O der Prinz Thurmann ist [172]

ein wackrer Eidam, er hat selbst den Tod um meiner Tochter halber nicht gescheut!

FIGOLINO. So wißt denn Majestät, ich habe diesmal nicht nach euren Willen gehandelt, – ich

habe beiden keinen Gifttrunk, sondern nur einen Schlaftrunk, wenn sie dann im tiefen Schlaf

welcher bald seine Wirkung wird vollbracht haben!

KÖNIG. Wie! So lebte mein Kind noch?

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FIGOLINO. [173]

Ihr werdet Augenzeuge ihres Erwachens sein!

KÖNIG. O Figolino, ihr seid ein braver Mann, womit kann ich euch belohnen?

FIGOLINO. O ich bin belohnt! – Die Freude im Herzen zu tragen, zwei Menschenleben gerettet

zu haben, das ist der schönste Lohn, den man davon tragen kann! Geht ab.

KÖNIG. O ich dank euch Figolino!

KASPER. Das weis der Teufel, der sagt ja [174]

garnicht von mir, ich bin doch auch tot! –

KÖNIG. Kommt Kinder, steht auf, euer König ist versöhnt! –

FANNY u[nd] THURMANN erwachen.

[FANNY u[nd] THURMANN.] Wie ist mir, als stände der König vor mir!

FANNY. O mein Vater habt Gnade für uns!

KÖNIG. Kommt Kinder steht auf, ihr sollt Gnade haben, – Prinz Thurmann ihr seid ein braver

Eidam, ihr sollt die Hand meiner Tochter erhalten! [175]

THURMANN. Dank euch Majestät! Wir wollen Freunde werden, ich lege meine Krone zu euren

Füßen, – von heute und ewige Zeit soll Schottland an England gekettet sein! –

KÖNIG. Nun kommt Kinder, wir sind versöhnt, eure Verlobung soll statt finden! –

FANNY. O ich dank euch hoher Vater!

THURMANN. O theure Fanny wir sind glücklich!

Alle drei gehen ab. [176]

KASPER allein, steht auf.

[KASPER.] Nun, zwei Tode laufen fort, und den dritten Toten laßen sie liegen! – Ich bin doch

auch tot, die thun als wenn ich garnichts gelte! – Ja die haben hier gesessen, das glaub’ ich, hier

ist es schön weich, – das ist ein weicher Tod, und wo ich gesessen habe, das war ein harter

Tod! – Warte mal, da machen wir das Ding anders!

Legt sich aufs Sopha.

Ei das ist schön, nun bin ich erst richtig tot! Halt jetzt kommt der König, nun bin ich ruhig! [177]

KÖNIG tritt ein. Ich möchte doch wissen, wo mein Hofnarr ist! – Ha, was sehe ich, da liegt er und

schläft! – Sollte mir Spaß machen, wenn dieser Narr etwas von dem Schlaftrunk genossen

hätte, doch ich will ihn wecken! Heda Kasper!

KASPER. Laßt die Toten ruhen!

KÖNIG. Du bist ja nicht tot, du kannst ja noch sprechen!

KASPER. Das versteht ihr nicht, das ist ein neumodischer Tod!

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[178]

KÖNIG. O komm stehe auf! es wird Verlobung gefeiert, es giebt Wein zu trinken!

KASPER. Ist der Wein schon da?

KÖNIG. Jetzt noch nicht!

KASPER. Bin ich wieder tot!

KÖNIG. O du machst mir viel Spaß! Komm, du sollst alles haben, was du dir wünschst!

KASPER. [179]

Habt ihr meine 16 Groschen mit?

KÖNIG. Jetzt noch nicht!

KASPER. Da bin ich wieder tot!

KÖNIG. Nun ward Schurke, ich werde Sechs Trabanten heraus holen, die sollen dich aufpeit-

schen! Geht ab.

KASPER. Was will der, der will Sechs Kommödianten heraus holen, die sollen mich aufpeitschen!

Nein, da springe ich lieber selbst auf! Steht auf. [180]

Also es wird Verlobung gefeiert, halt jetzt muß ich einmal meine Schulden zusammen rechnen!

Also vom König kriege ich 16 Groschen, und vom Prinz Thurmann eine Goldbörse, – und

dann hole ich meine Gretchen und die heirate ich, – dann kann dem König seine Hochzeit mit

meiner hindurch schleichen! – Und dann rufen wir Vivat hoch! es wird Hochzeit gefeiert! –

Geht ab.

[Glocke.] Vorhang fällt. [181]

ENDE.


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