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Die klitischen Personalpronomina im Katalanischen und

Spanischen

Wissenschaftliche Arbeit

angefertigt von

Oliver Kübler 

Prof. Dr. Georg A. Kaiser 

Geisteswissenschaftliche Sektion

Fachbereich Sprachwissenschaft

Universität Konstanz

Februar 2006

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung 1

1.  Definition klitischer Personalpronomina 21.1. Gemeinsamkeiten und Unterschiede von klitischen Elementen

und Affixen 4

2. Die klitischen Personalpronomina im Spanischen 72.1. Klitikeigenschaften der gebundenen Personalpronomina im

Spanischen 8

2.2. Affixeigenschaften der gebundenen Personalpronomina im

Spanischen 11

2.3. Stellung der klitischen Personalpronomina im Spanischen 12

3. Die klitischen Personalpronomina im Katalanischen 143.1. Klitikeigenschaften der gebundenen Personalpronomina im

Katalanischen 16

3.2. Affixeigenschaften der gebundenen Personalpronomina im

Katalanischen 19

3.3. Stellung der klitischen Personalpronomina im Katalanischen 20

4. Klitikverdoppelung: Bedingungen und Funktion 234.1. Klitikverdoppelung im Spanischen 23

4.2. Klitikverdoppelung im Katalanischen 25

4.3. Funktion der Klitikverdoppelung 33

5. Vergleich des Spanischen und des Katalanischen hinsichtlich

der Grammatikalisierung ihrer klitischen Personalpronomina 345.1. Pragmatische Ebene 35

5.2. Morphosyntaktische Ebene 36

5.3. Weitere Indizien für die fortgeschrittenere Grammatikalisierung der 

klitischen Pronomina des Spanischen 36

Resumé und Ausblick 37

Bibliografie 39

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Einleitung

Klitische Elemente haben in den letzten Jahrzehnten zunehmende Beachtung in der 

Linguistik gefunden. Allerdings war es dabei nicht immer einfach, klare Definitionenfür klitische Elemente zu finden. Dies gilt im Besonderen für die klitischen

Personalpronomina in den romanischen Sprachen.

Zu Beginn meiner Arbeit soll ein Überblick gegeben werden, wie verschiedene

Grammatiken des Spanischen und des Katalanischen diese Pronomina einordnen und

 behandeln. Danach werde ich eine akzeptable Definition von Personalpronomina im

Allgemeinen und klitischen Elementen im S peziellen liefern und zeigen, dass sich

zwar dank bereits zahlreicher Arbeiten auf diesem Gebiet eine Definition heutzutageeinfacher gestaltet, als dies noch vor einigen Jahren der Fall war, es allerdings immer 

noch zahlreicher Erläuterungen bedarf, um die Eigenschaften klitischer Pronomina

exakt zu erfassen.

Im zweiten Kapitel werde ich eine Betrachtung der klitischen Personalpronomina des

Spanischen und nach demselben Muster, im dritten Kapitel, des Katalanischen

vornehmen1, wobei ich analysieren werde, in welchen Gesichtspunkten sich die

gebundenen Personalpronomina wie Klitika verhalten und in welchen wie Affixe.

Außerdem werde ich die Stellung und die Kombinationsmöglichkeiten der 

gebundenen Pronomina im Satz darstellen.

Im vierten Kapitel werde ich mich mit dem Phänomen der  Klitikverdoppelung 

auseinandersetzen. Hierbei werden die beiden Sprachen hinsichtlich der 

Bedingungen untersucht, unter welchen es zur Klitikverdoppelung kommt und unter 

welchen sie unterbleibt. Anschließend werde ich mich mit der Funktion der 

Klitikverdoppelung beschäftigen.

Meine These ist, dass in beiden Sprachen die klitischen Personalpronomina als

Flexionsaffixe fungieren können, in dieser Funktion Objektkongruenz markieren und

somit einen gewissen Grad an Grammatikalisierung erreicht haben. Im fünften

Kapitel werde ich der Frage nachgehen, in welcher der beiden Sprachen dieser 

1 Die im Katalanischen durchaus gebräuchlichen klitischen Pronominaladverben hi und en werden indieser Arbeit nicht explizit berücksichtigt, da sie im Spanischen keine Entsprechung mehr haben undsomit die beiden Sprachen diesbezüglich auch nicht verglichen werden können. Außerdem werde ichauch nicht näher auf die Sonderstellung des Reflexivpronomens se bzw. es eingehen. Lediglich wo essinnvoll erscheint, werde ich diese Elemente marginal in die Diskussion mit einbeziehen.

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Grammatikalisierungsgrad höher ist.

1 Definition klitischer Personalpronomina

Zu Beginn will ich exemplarisch einige Definitionsvorschläge für 

Personalpronomina im Allgemeinen aus verschiedenen Grammatiken des Spanischen

und des Katalanischen anbieten. So bezeichnet Jané (1968:114) Pronomina als

"aquells mots que, sense anomenar-los, designen els noms o grups nominals quan ja

han estat esmentats abans o bé hom té coneixement de llur natura." Hier werden

Pronomina pragmatisch-diskursiv definiert. Der Gebrauch eines Pronomens bezieht

sich darauf, ob ein Element sowohl dem Emissor, als auch dem Rezipienten aus dem

vorangehenden Diskurs bekannt ist.

Llorach (1999:85) hingegen definiert Personalpronomina auf eine andere Weise. Er 

  bezeichnet sie als Wörter, deren Inhalt auf grammatikalische Personen referiert.

Hierbei nennt er drei extralinguistische Elemente: den Sprecher, den

Gesprächspartner und alle anderen Personen, auf die referiert werden kann. Diese

drei Elemente entsprechen der Dreiteilung der Personen im Singular und im Plural.

Dies ist eine deiktische Klassifizierung, die sich durch die Unterscheidung der Personalpronomina der ersten und der zweiten Person einerseits und der dritten

Person andererseits vertiefen läßt. Dieselben Charakteristika nennen sowohl Kaiser 

(1992:11), als auch Todolí (1998:31).

Der Begriff des Pronomens ist heutzutage jedoch eigentlich inadäquat für die

vielfältigen Funktionen, die Pronomina erfüllen können, da er suggeriert, dass es sich

um Elemente handelt, die für ein Nomen stehen ( pro nomine), dies im Satz ersetzen

und unter Umständen dessen Position einnehmen. Dies ist insofern inadäquat, als essich bei Pronomina vielmehr um Elemente handelt, die ganze Nominalphrasen

ersetzen (cf. Todolí 1998:19). Auch werden die Pronomina häufig in die Kategorie

der Nomen eingeordnet, da sie beide auf Objekte der Aussenwelt referieren können.

Allerdings unterscheiden sie sich in der Art und Weise, wie sie das tun. Während

 Nomen autonom auf Objekte der Aussenwelt referieren können, ist die Referenz der 

Pronomina vom Kontext abhängig (cf. ebd.:21). Noch deutlicher wird die

Ungenauigkeit des Pronomenbegriffs bei den klitischen Personalpronomina.

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Klitische Personalpronomina stehen niemals in einer Position, in der ansonsten ein

 Nomen oder eine Nominalphrase stehen würden. Vielmehr treten sie in Verbindung

mit einem Verb auf, an das sie sich binden (cf. Todolí 1998:20). Aus diesem Grund

ist auch Wackernagels Gesetz überholt, wonach in indo-europäischen SprachenWörter ohne phonetischen Akzent die zweite Position im Satz einnehmen. In den

romanischen Sprachen ist die zweite Position in der Regel dem Verb vorbehalten,

das niemals unbetont ist.2 Der Begriff "klitisch" stammt aus dem Griechischen und

leitet sich aus dem Verb κλίνειν [klínein] ab, was soviel wie "neigen" bedeutet. Es

handelt sich also um ein Element, das sich zu einem anderen hin "neigt" und mit

diesem auf spezielle Art eine Bindung eingeht. Diese Bindung kann sowohl

 proklitisch, als auch enklitisch sein. Als  proklitisch werden diejenigen Elemente

  bezeichnet, die sich unmittelbar an das ihnen folgende Verb, als enklitisch

diejenigen, die sich an das ihnen vorangehende Verb binden (cf. bspw. Kaiser 

1992:17). Die größte Schwierigkeit klitische Personalpronomina zu definieren liegt

darin, dass sie einen Status zwischen lexikalen und funktionalen Kategorien, also

freien Wörtern und Flexionsaffixen einnehmen und Eigenschaften beider Kategorien

aufweisen:

Solem designar amb el terme clític aquests elements

morfològics que ocupen l'espai entre el mot i elmorfema. En aquest espai aquelles propietats quediferencien el mot del morfema (caràcter lliure, certallibertat d'ordre, fenòmens fonològics típics,inexistència d'al·lomorfia) es barregen.3

Aus diesen Eigenschaften rührt jedoch auch das besondere Interesse an klitischen

Elementen. Ein weiteres Kriterium klitische Pronomina zu definieren, ist die

Tatsache, dass sie in der Regel unbetont sind und prosodisch vom Element abhängen,

an das sie sich anlehnen.4 Aufgrund dieser Eigenschaft, werden sie in zahlreichen,

2 Giacalone Ramat (1990), zitiert nach Fernández Soriano (1993:21).3 Mascaró (1986:123), zitiert nach Todolí (1998:65).4 Kaiser (1992:21) verweist auf Klavans (1982:113), laut der in altspanischen Imperativen die

klitischen Objektspronomina emphatisch betont werden konnten:(a) Levánteté(b) Entiéndemé.

Desweiteren weisen Mascaró und Rigau (2002:11f.) darauf hin, dass im mallorquinischenKatalanisch das enklitische Pronomen betont werden kann:

(c) Canta-m'hó!Derartiges Verhalten ist bei Klitika allerdings die Ausnahme, da ihr emphatischer Gebrauch

mittels Betonung untypisch ist und da gerade im Fall des Mallorquinischen Todolí (1998:24)

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v.a. älteren Grammatiken, auch als   pronoms febles oder    pronombres átonos

 bezeichnet. Es gibt in der aktuellen Forschung die Tendenz, die klitischen Pronomina

als grammatikalisierte Flexionsaffixe anzusehen, die Kongruenz eines Objektes

markieren können. Diese Fähigkeit ist jedoch nicht universell. Sie hängt vielmehr von der jeweiligen untersuchten Sprache ab.

1.1. Gemeinsamkeiten und Unterschiede von klitischen Elementen und

Affixen.

1. 1. 1. Gemeinsamkeiten

Im Folgenden sollen die Merkmale aufgezeigt werden, die klitsche Pronomina zum

einen mit Affixen gemeinsam haben und die zum anderen sie von Affixen

unterscheiden. Ich werde hierbei vor allem die von Kaiser (1992) erarbeiteten

Kriterien übernehmen.

Zuerst werde ich die Gemeinsamkeiten von Klitika und Affixen aufzählen.

Als erstes Merkmal, das beiden Elementen gemein ist, ist ihre Gebundenheit an

andere Elemente. Sie können nicht allein auftreten und sogenannte

Einwortäußerungen mit ihnen, zum Beispiel als Antwort auf eine Frage, sind stets

ungrammatisch (cf. Kaiser 1992:19).

Sowohl Kaiser, als auch Fernández Soriano (1993:23) führen an, dass klitische

Pronomina immer an ein Verb direkt angelehnt sein müssen und dass keine anderen

Elemente, außer weiterer Klitika, zwischen Verb und Klitikon stehen können.

Laut Kaiser besitzen auch Affixe diese Eigenschaft. Auch in phonologischer Hinsicht

verhalten sich Klitika und Affixe ähnlich. Sie gehen mit einem unabhängigen Wort

eine Bindung ein und werden mit diesem zusammen zu einem phonologischen Wort.

Sie sind in ihrer eigenen Betonung von der Betonung des Wortes abhängig, an das

sie sich binden und können keine eigenständige Betonung tragen.5 

Syntaktisch gesehen, sind sich Klitika und Affixe ebenfalls in vielerlei Hinsicht

ähnlich. Weil klitische Pronomina beinahe an das Verb affigiert sind, können sie im

klarstellt, dass es sich hierbei weniger um den Hauptakzent handelt, sondern vielmehr um einenverschobenen Nebenakzent.

5 Allerdings ist es laut Kaiser (1992:21) nicht zwangsläufig so, dass alle Klitika unbetont und nichtklitische Elemente betont sind. Dieses Merkmal soll nicht alleiniges Mittel sein zu bestimmen,welche Elemente klitisch gebunden sind und welche nicht. Es soll allenfalls als ein zusätzlichesIndiz behandelt werden, da morphologische und syntaktische Analysen präzisere Aussagen über den Klitikstatus geben können.

Auch die in Fußnote 4 erwähnten Fälle sprechen für diese Auffassung.

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Satz weder die typische Position einer Nominalphrase einnehmen, noch irgendeine

andere syntaktische Konstituente oder Phrase bilden. Des weiteren können sie nicht

koordiniert werden, kein Komplement einer Präposition sein und selbst kein

Komplement haben (cf. Todolí 1998:25, Kaiser 1992:22). Kaiser (1992:22)konkretisiert diese Merkmale folgendermaßen:

a) Sie können i.d.R. nicht durch eine Pro-Formersetzt werden.

 b) Sie sind normalerweise nicht "verschiebbar"; d.h.sie können z.B. nicht topikalisiert oder disloziertwerden, also nicht in eine satzexterne Position bewegtwerden.c) Sie können nicht mit anderen freien oder 

gebundenen Wörtern durch eine Konjunktionverbunden werden.d) Sie sind nicht modifizierbar, d.h. sie können nichtdurch Modifikationen ergänzt oder erweitert werden.

Die bis hierher aufgelisteten Merkmale zeigen, in welchen Punkten Klitika und

Affixe sich ähnlich sind.

1.1.2. UnterschiedeJedoch gibt es auch einige Punkte, in denen sich Klitika und Affixe unterscheiden.

Diese jedoch klar abzugrenzen, so Kaiser (1992:23), ist ein nicht einfaches

Unterfangen, da es hierfür keine allgemein gültigen Kriterien gibt. Erschwert wird

die Abgrenzung dadurch, dass oft heutige Affixe aus ursprünglichen Klitika

entstanden sind, die sich ihrerseits aus ehemals freien Wörtern ableiteten: "Die

Überlappungen der Eigenschaften von Klitika und Affixen sind nicht nur in

synchronischer Hinsicht sehr stark. Es bestehen auch deutliche diachronische

Zusammenhänge zwischen beiden Wortgruppen." (Kaiser 1992:23)

Kaiser führt hauptsächlich unterschiedliche Regeln der beiden Wortgruppen an, nach

denen sie sich an andere Wörter binden können. Als eines der wichtigsten

Unterscheidungsmerkmale nennt er die Eigenschaft von Affixen, sich ausschließlich

an Wortwurzeln oder Wortstämme binden können und dadurch ein vollständiges

Wort bilden. Er stützt sich dabei auf Klavans (1982:18). Andererseits können sich

Klitika nur an morphologisch vollständige Wörter binden. Klitische Elemente

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können sich auch an Wörter binden, die bereits Klitika enthalten (cf. 3b).

Allerdings scheint es eine Blockade zu geben, die verhindert, dass Affixe an Wörter 

gebunden werden können, an die bereits Klitika gebunden sind (cf. Kaiser 1992:24).

Die Bindung von Affixen an ihren Stamm ist ein morphologisch-lexikalischer Vorgang, während die von klitischen Elementen ein morphologisch-syntaktischer ist.

Auch in Bezug auf den Selektionsgrad, den beide Wortgruppen ihren jeweiligen

Bindungspartnern gegenüber zeigen, unterscheiden sie sich voneinander.

Klitika besitzen einen geringeren Selektionsgrad als Affixe, was die Kategorie des

  jeweiligen Bindungspartners angeht. Sie können sich also an verschiedene

Kategorien binden. Affixe haben einen hohen Selektionsgrad bezüglich ihres

Partners. Sie binden sich im Normalfall nur an eine bestimmte Kategorie (ebd.).

Klitika sind nicht notwendigerweise phonologisch an den Partner gebunden, an den

sie syntaktisch gebunden sind. Affixe sind jedoch immer sowohl syntaktisch, als

auch phonologisch an ihren Partner gebunden.

Klitika und Affixe unterscheiden sich auch in ihren Auswirkungen auf den

Bindungspartner. So verändert normalerweise ein Klitikon die phonologische,

morphologische oder semantische Form seines Partners nicht. Ein Affix kann dies

 jedoch durchaus bewirken (ebd.:25f.).

Als letztes Unterscheidungsmerkmal will ich hier das von Kaiser (1992:27)

angeführte nennen, wonach "Klitika die Richtung, in der sie sich an ihren Partner 

 binden, ändern können". Affixe binden sich demnach nur in einer Richtung.

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2 Die klitischen Personalpronomina im Spanischen

In den meisten Grammatiken werden Pronomina in Subjekts- und Objektspronomina

eingeteilt. Wie bereits erwähnt, werden in zahlreichen Grammatiken die klitischen

und nicht-klitischen Pronomina als gebundene und ungebundene Pronomina

  bezeichnet. Da im Spanischen nur die Objektspronomina in gebundener Form

auftreten, sind folglich die Subjektspronomina immer ungebunden.6 Bei den

Objektspronomina gibt es Formen für das direkte und das indirekte Objekt im Satz.

Daraus ergibt sich folgende Einteilung:

(1) Formen der Personalpronomina im Spanischen:

Subjekts-

pronomina

gebundene

Objektspronomina

ungebundene

Objektspronomina

direkt indirekt reflexivnicht-

reflexivreflexiv

m/f m/f m/f m/f  

1.Per.Sg.  yo me me me mi mi

2.Per.Sg. tú te te te ti ti

3.Per.Sg. él/ella lo/la le se él/ella si

1.Per.Pl. nosotros/-as nos nos nos nosotros/-as nosotros/-as

2.Per.Pl. vosotros/-as os os os vosotros/-as vosotros/-as

3.Per.Pl. ellos/ellas los/las les se ellos/ellas si

angelehnt an Rodríguez (1996:186ff.)

In der 3. Person der direkten Objektspronomina sind im iberischen Spanisch auch lefür den Singular und les für den Plural gebräuchlich. Dieses Phänomen, der 

sogenannte leismo, soll allerdings in dieser Arbeit nicht weiter vertieft werden.

6 Die einzige romanische Sprache, die gebundene Subjektspronimina besitzt, ist das Französische

(Kaiser 1992:13).

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2.1. Klitikeigenschaften der gebundenen Personalpronomina im

Spanischen

Ich will nun diejenigen Merkmale aufzählen, die dafür sprechen, dass diegebundenen Pronomina im Spanischen Klitikstatus besitzen. Dabei werde ich mich

hauptsächlich auf die bereits in Kapitel 1.1. genannten Kriterien stützen.

Das erste dieser Merkmale ist, dass die gebundenen Pronomina nicht isolierbar sind,

also nicht frei von dem Verb, an das sie sich anlehnen, auftreten können. Sogenannte

Einwortäußerungen mit gebundenen Pronomina sind stets ungrammatisch:

(2) " La he visto."

"¿Quién has visto?"*" La."

 

Des weiteren müssen die gebundenen Pronomina stets adjazent zu dem Verb stehen,

an das sie gebunden sind. Es können keine weiteren Elemente, abgesehen von

weiteren gebundenen Pronomina, zwischen Verb und Pronomen treten:

(3) (a) * La no quiero.(b) Se la doy.

Die enklitischen gebundenen Pronomina bilden mit dem Verb, an das sie sich binden

eine phonologisches Wort, ohne jedoch die phonologische Form des

Bindungspartners zu verändern:

(4) Está contando un cuento.Está contándome un cuento.

 

Der graphische Akzent trägt diesem Sachverhalt in der Orthographie Rechnung.

Allerdings weist das Spanische diesbezüglich einige Ausnahmen auf, womit der 

Klitikstatus der gebundenen Elemente wieder in Frage gestellt werden kann und

dieses Indiz, zumindest bezogen auf das Spanische, ein schwaches ist. Diese

Ausnahmen werde ich an anderer Stelle genauer erläutern.

Ein weiteres Merkmal phonologischer Art ist, dass die gebundenen Pronomina im

Spanischen keine eigenständige Betonung tragen können, sonder in ihrer Prosodik 

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vom Verb abhängen. Auch ihr emphatisch betonter Gebrauch ist ausgeschlossen:7 

(5) (a) * LO he visto, no LA.(b) *¡dameLO!

(d) *¡daMElo!

Sowohl die Stellung der gebundenen Pronomina untereinander, als auch ihre Stellung

zum Verb, an das sie gebunden sind, ist streng festgelegt. Das indirekte

Objektpronomen steht immer vor dem Pronomen des direkten Objektes. Ob sie

 präverbal oder postverbal stehen, hängt von der Form des Verbs ab, an das sie sich

 binden (siehe dazu Kap. 2.3.):

(6) (a)  Nos lo dieron ayer.(b) Damelo.(c) * Lo nos dieron ayer.(d) *Dalome.

Die gebundenen Pronomina im Spanischen bestehen jeweils lediglich aus einem

Morphem und sind daher nicht sonderlich komplex.

Auch bilden die gebundenen Pronomina des Spanischen keine Konstituente. Um dies

zu überprüfen, sind Konstituententests heranzuziehen8:

- Sie können durch keine andere Proform ersetzt werden:

(7) Yo la conozco.*Yo ella conozco.

- Sie können nicht topikalisiert oder disloziert werden:

(8) (a) * Lo (yo no) conozco.(b) * La (yo no) conozco.

- Sie können nicht mit anderen freien oder gebundenen Wörtern durch

Konjunktionen verbunden werden:

7 Für die bereits erwähnte diachronische Ausnahme (cf. Fn. 4).8 Ich benutze hier dieselben Konstituententests, die Kaiser (1992) für die gebundenen

Personalpronomina im Portugiesischen und im Französischen benutzt und werde diese auch in

Kapitel 3.1. für das Katalanische benutzen.

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(9) Juan trajo el vino y la carne.*Juan lo y la trajo.

- Sie können nicht durch Modifikatoren, die unmittelbar nach ihnen stehen, näher 

 bestimmt werden:9

(10) *Yo no los todos conozco.

Die in diesem Kapitel angewandten Tests beweisen, dass die in (1) aufgelisteten

gebundenen Pronomina wirklich den Status gebundener Elemente, und zwar klitisch

gebundener Elemente, haben.

Die anderen Pronomina des Spanischen, d.h. die Subjektspronimina und die

ungebundenen Objektspronomina, weisen keine Klitikeigenschaften auf. Sie sind

isolierbar, betonbar und stehen nicht unbedingt unmittelbar adjazent zu demjenigen

Verb, von dem sie strukturell abhängig sind. Damit ergibt sich folgende Liste der 

klitischen Pronomina im Spanischen:

(11) Die klitischen Personalpronomina des Spanischen:

mete

lo, la; le; senos

os

los, las; les; se

  Nun gilt es zu überprüfen, welche Affixeigenschaften die klitschen

Personalpronomina im Spanischen besitzen. Hierzu werde ich die bereits in Kap. 1.1.

ausgeführten Kriterien heranziehen, welche ich allerdings um die von Enrique-Arias

9 Kaiser (1992:35,44, Fn. 8, 24) betont hierbei allerdings sowohl für das Französische, als auch für das Portugiesische, dass die gebundenen Personalpronomina modifiziert werden können, wenn siemit dem Modifikator keine Konstituente bilden. Er beruft sich dabei auf Kayne (1975:90f.)Dasselbe scheint auch für das Spanische zu gelten:

(i) Yo los conozco a todos.Als eine Ausnahme nennt Kaiser (1992:44, Fn. 24) das Pronomen o im Portugiesischen. Diesentspricht dem spanischen Pronomen lo. Dies kann durch einen Relativsatz modifiziert werden:

(ii) Yo no sé lo que hacer.Kaiser (1992:44, Fn. 24) klassifiziert dieses Pronomen als ein ungebundenes, das mit dem

klitischen Pronomen homophon ist.

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(2003) gemachten Beobachtungen erweitern werde.

2.2. Affixeigenschaften der klitschen Personalpronomina im

Spanischen

Die Analyse des Affixstatus der klitischen Pronomina des Spanischen zeigt, dass sie

auch einige Merkmale aufweisen, die für Affixe typisch sind.

Der Selektionsgrad der klitischen Pronomina ist im Spanischen sehr hoch. Sie binden

sich ausschließlich an Verben. Entweder sie stehen direkt vor oder nach dem Verb

(cf. Enrique-Arias 2003:5).

Wie auch Affixe, so werden die spanischen Klitika bei ihrer Bindung an ein Verb mit

diesem zu einem phonologischen Wort. In ihrer Betonung sind die klitischen

Pronomina von der Betonung des jeweiligen Verbs abhängig.

Wenn die klitischen Pronomina  postverbal  stehen, also enklitisch gebunden sind,

werden sie in der Orthographie zusammen geschrieben. Jedoch ist bei einer 

derartigen Argumentation Vorsicht geboten, da orthographische Regeln auf 

Konventionen beruhen und daher lediglich als Indiz, nicht jedoch als stichhaltiges

Argument angeführt werden können (cf. Enrique-Arias 2003:5).

Auch die Bindungsrichtung ist, mit Ausnahme von affirmativen Imperativen und

Infinitiven, stets dieselbe. Die klitischen Pronomina stehen vor dem Verb.

In Bezug auf die morphophonologischen Auswirkungen der klitschen

Personalpronomina des Spanischen auf ihren Bindungspartner, gilt zunächst

festzuhalten, dass diese vergleichsweise gering sind. Es gibt nur wenige Fälle, in

denen eine morphophonologische Veränderung am Verb in Verbindung mit einem

Klitikon stattfindet:

(12) (a) *vamosnos →vamonos(b) *sentados → sentaos

Das Vorhandensein nur sehr weniger Fälle, in denen Veränderungen auftreten,

spricht eigentlich gegen eine Analyse der klitischen Personalpronomina des

Spanischen als Affixe. Allerdings bietet dies nach Enrique-Arias (2003:6f.) keine

Evidenz dafür, dass sie nicht als Affixe analysiert werden können. Vor allem das

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Vorkommen dieser Veränderungen ausschließlich bei enklitisch gebundenen

Pronomina, scheint diesbezüglich von Bedeutung zu sein. Die  proklitisch

gebundenen Pronomina sind wesentlich resistenter gegen derartige

morphophonologische Prozesse. Demnach gibt es einen Unterschied in der Assimilationsbereitschaft von  proklitisch und enklitisch gebundenen Pronomina.

Laut Enrique-Arias (2003:7) ist es in der Mehrzahl der weltweit existierenden

Sprachen so, dass suffigierte Elemente grundsätzlich eine höhere Bereitschaft zur 

Assimilation und damit zur Grammatikalisierung aufweisen und es wahrscheinlicher 

ist, dass sie mit dem Element, an das sie suffigiert sind, eine einzige lexikalische

Einheit bilden, als dies bei präfigierten Elementen der Fall ist.

Kaiser (1992:38,47) nennt als weiters Merkmal, das für einen Affixcharakter der 

klitischen Pronomina spricht, die Tatsache, dass "Affixe eine Einheit für syntaktische

Operationen bilden." Dies ist auch im Spanischen der Fall. So wird bei einer 

Anhebung des Verbs immer auch das Klitikon mit angehoben und verbleibt nicht in

seiner ursprünglichen Position im Satz:

(13) (a) ¿ Lo harás tú?(b) *¿Harás tú lo?

Wie die in diesem Kapitel gemachten Beobachtungen zeigen, erfüllen die klitischen

Objektsklitika des Spanischen zahlreiche Kriterien, die auch für Affixe gelten.

Allerdings scheinen sie sich nicht an Verbstämme zu binden, was eigentlich ein

fundamentales Merkmal von Affixen ist.

Die hier angestellte Untersuchung der gebundenen Personalpronomina des

Spanischen, bezüglich ihrer Klitik- und Affixeigenschaften zeigt, dass sie Merkmale

  beider Elemente aufweisen. Inwieweit die sie jedoch als Klitika oder als Affixe

analysiert werden können, soll eine genauere Untersuchung in den Kapiteln 4 und 5

klären.

2.3. Stellung der klitischen Personalpronomina im Spanischen

Wie bereits erwähnt, müssen die klitischen Pronomina immer ans Verb im Satz

gebunden sein. Sie können dabei sowohl präverbal, also bei  proklitischer  Bindung,

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oder postverbal, bei enklitischer Bindung, stehen. Es kann nur ein weiteres Klitikon

zwischen die beiden Elemente treten (cf. 3).

Allerdings hängt die Stellung der klitischen Pronomina im Spanischen entscheidend

von der Form desjenigen Verbs ab, an das sie sich binden. Bei finiten Verben stehtdas Klitikon vor diesem Verb. Man nennt dies  Proklise. Steht das Verb jedoch im

Infinitiv oder handelt es sich um ein Gerundium oder um einen affirmativen

Imperativ, ist es also infinit, so steht das klitische Pronomen hinter dem jeweiligen

Verb. Dies wird Enklise genannt. Partizipien lassen jedoch keinesfalls das Anhängen

eines Klitikons zu (cf. Fernández Soriano 1993:39; Zargona 2002:178; Freyre

1979:129):

(14) (a)  Lo {admiro/admiré/admiraré/admiraba} mucho.(b) No es bueno admirar  lo tanto.(c) Admirándolo tanto, no consigues nada.(d) Admírenlo ustedes también/no lo admíren.(e) *He admirádolo mucho.(d) *Una vez admirándolo, abandonamos la

sala.10

Was die Kombinationsmöglichkeiten der klitischen Pronomina im Spanischen

 betrifft, so zeigt sich, dass diese nicht beliebig sind. Sie sind, im Gegenteil, sogar 

recht streng beschränkt. Was in Kap. 2.1. bereits grob dargestellt wurde, will ich an

dieser Stelle genauer ausführen. Wie genau diese Beschränkungen aussehen, denen

die Kombinationsmöglichkeiten der klitischen Pronomina des Spanischen

unterliegen, hat Perlmutter (1971) beschrieben. Er bedient sich dabei den von

Chomsky definierten Filtern, die verhindern, dass ungrammatische Konstruktionen in

der s-Struktur eines Satzes realisiert werden: "A filter prevents otherwise

grammatical sentences from occurring; it is a restriction on output that excludescertain sentences" (Cook 1988:128). Perlmutter (1971) schlägt für die

Kombinationsmöglichkeiten der klitischen Pronomina im Spanischen folgende

Filterregel vor:

(15) se - II - I - III (DAT) - III (ACC)11

10 aus Fernández Soriano (1933b:39).

11 II = 2. Pers., I = 1. Pers., III = 3. Pers.

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Diese Filterregel erklärt, warum es nur folgende Kombinationsmöglichkeiten im

Spanischen beim Auftreten zweier klitischen Pronomina gibt (Ordóñez 2002:203):

(16) se me / se nos / se te / se os / se le / se lo / me lo / te lo / te me / te le /me le

Allerdings gibt es auch spanische Dialekte, die eine Inversion der hier dargestellten

Reihenfolge zulassen. Ordóñez (2002:207) nennt hier das Spanische Murcias, wo

sogar beide Möglichkeiten nebeneinander existieren, und eine regionale Varietät der 

Dominikanischen Republik.12

  Nach dieser Darstellung der klitischen Personalpronomina des Spanischen, ihrer 

Affix- und Klitikeigenschaften und ihrer Stellung im Satz, werde ich nun im

Folgenden Kapitel nach dem selben Muster und den selben Kriterien die klitischen

Personalpronomina des Katalanischen darstellen.

3 Die klitischen Personalpronomina im Katalanischen

Auch in den Grammatiken der katalanischen Sprache werden die Pronomina in

Subjekts- und Objektspronomina eingeteilt und die Objektspronomina wiederum in

gebundene und ungebundene Formen unterteilt. Wie im Spanischen, treten auch im

Katalanischen nur die Objektspronomina in gebundener Form auf, und die

Subjektspronomina sind immer ungebunden. Bei den Objektspronomina gibt es

Formen für das direkte und das indirekte Objekt im Satz. Allerdings gestaltet sich die

Einteilung der katalanischen unbetonten Objektspronomina komplexer als die der 

spanischen, da sie zusätzlich noch in sogenannte Vollformen,  formes plenes, und in

verstärkte Formen,   formes reforçades, unterteilt werden. Die Distribution dieser 

Formen richtet sich nach ihrer Stellung. In  proklitischer  Position werden die

Vollformen, bei enklitischer Position die verstärkten Formen verwendet (cf. Brumme

12 Für eine Analyse dieser Varietäten, siehe Heap, D. (1998): "Optimizing Iberian Clitic Sequences", in:J. Lema/E. Treviño (eds.), Theoretical Analyses on Romance Languages, Amsterdam: John Benjaminsfür das Murcianische Spanisch und für das Dominikanische Spanisch Rivera-Castillo, Y. (1997):"Proclitic gropus and word order in Caribbean Spanish", in: J. Back/V. Motapanyane (eds.), Clitics,

 Pronouns and Movement . Amsterdam: John Benjamins.

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1997:126f.). Außerdem finden sie bei der  proklitischen Kombination mehrerer 

Klitika Anwendung (cf. Aguado/Lehmann 1989:153).

Die Personalpronomina werden demnach im Katalanischen folgendermaßen

eingeteilt:

(17) Die Formen der Personalpronomina im Katalanischen:

Subjekts-

pronimina

ungebundene Objektspronomina

nicht-reflexiv reflexiv

m/f m/f  

1.Per.Sg.  jo mi mi

2.Per.Sg. tu tu tu

3.Per.Sg. ell/ella ell/ella si

1.Per.Pl. nosaltres nosaltres nostaltres

2.Per.Pl. vosaltres vosaltres vosaltres

3.Per.Pl. ells/elles ells/elles si

gebundene Objektspronomina

Vollformen verstärkte Formen

direkt indirekt reflexiv direkt indirekt reflexiv

m/f m/f  

1.Per.Sg me ('m) me ('m) me ('m) em (m') em (m') em (m')

2.Per.Sg. te ('t) te ('t) te ('t) et (t') et (t') et (t')

3.Per.Sg. lo ('l)/la li/hi13  se ('s) el (l')/la (l') 14 li/hi es (s')/se15

1.Per.Pl. nos ('ns) nos ('ns) nos ('ns) ens ens ens

2.Per.Pl. vos (-us) vos (-us) vos (-us) us us us

3.Per.Pl. los('ls)/les los ('ls) se ('s) els/les els es (s')/seangelehnt an Brumme (1997:126ff.)

13 li wird in Kombination mit einem ungebunden Pronomen des direkten Objekts zu hi. Dabei stehtdas Pronomen des direkten Objekts vor hi (cf. Brumme 1997:133f.):

(i) li + los → los-hi bzw. els-hi Grund für diese Veränderung ist nach Todolí (1998:73, 106f.) die formelle und funktionelleÄhnlichkeit beider Pronomina. Ausnahme hierbei bildet das Valencianische, wo dieseVeränderung nicht auftritt (cf. Todolí 1999:259).

14 Vor Wörtern, die mit unbetontem i oder u bzw. hi oder hu anlauten, wird der Vokal bei la nichtelidiert (cf. Brumme 1997:127).

15 Vor Wörtern, die mit s, x oder c + e, i anlauten, behält in der 3. Person Singular und Plural das

Reflexivpronomen seine Vollform se (cf. Brumme 1997:128).

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Das Katalanische besitzt ebenfalls keine gebundenen Subjektspronomina. Wie aus

(17) ersichtlich wird, ist das System der gebundenen Objektspronomina im

Katalanischen einiges komplexer, als das des Spanischen. Nicht nur, dass dasKatalanische eine Unterscheidung zwischen Vollformen und verstärkten Formen

kennt, auch gibt es ein vielfältiges Inventar an Formen, bei denen die Vokale bei

vokalischem An- bzw. Auslaut des Verbs, elidiert werden. Diese Formen, les formes

reduïdes, sind in der Tabelle in Klammern dargestellt und bereits die Position des

Apostrophs indiziert die Stellung des jeweiligen Pronomens zum Verb, an das es sich

 bindet. Somit tragen die Vollformen den Apostroph vor dem Konsonanten, der nach

der Elision übrig bleibt, da die Vollformen enklitisch gebunden werden und die

verstärkten Formen nach dem Konsonanten, da die verstärkten Formen  proklitisch

gebunden werden. Endet ein Verb auf -u, so kommt nicht die elidierte Form zur 

Anwendung, sondern die normale Vollform. D.h., -u wird in diesem Fall wie ein

Konsonant behandelt.

Im Folgenden werde ich nun, wie im Spanischen, auch die gebundenen

Personalpronomina des Katalanischen auf ihre Affix- und Klitikeigenschaften

untersuchen.

3.1. Klitikeigenschaften der gebundenen Personalpronomina im

Katalanischen

Auch die gebundenen Personalpronomina des Katalanischen sind nicht isolierbar. Sie

können nicht ohne das Verb, an das sie sich anlehnen, auftreten und keine

Einwortäußerungen bilden:

(18) " L' he vist.""Qui has vist?"*" El."

Keine Elemente, abgesehen von weiteren gebundenen Pronomina und den

Pronominaladverben hi und en, können zwischen dem gebundenen Pronomen und

dem Verb stehen. Die gebundenen Pronomina müssen also adjazent zum Verb

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stehen, an das sie sich binden:

(19) (a) *Pere li la ara dóna.16

(b) Pere li la dóna.

Die gebundenen Personalpronomina des Katalanischen bilden mit dem Verb, an das

sie sich anlehnen, ein phonologisches Wort, wobei die Kombinationsmöglichkeiten

sehr vielfältig sind. Es kommt sogar zu Elisionen an den einzelnen Pronomina, wenn

sie in Kombination mit bestimmten Vokalen ihres Bindungspartners auftreten. Auf 

diese Kombinationsmöglichkeiten, sowie die Elisionen werde ich allerdings in

Kapitel 3.3. genauer eingehen. Jedenfalls wachsen die gebundenen Pronomina mit

dem Verb zu einer phonologischen Einheit zusammen (cf. Aguado/Lehmann1989:159):

(20) Tu la + obres. → Tu l'obres.

Die gebundenen Objektspronomina des Katalanischen können nicht betont werden

und auch ihr emphatisch betonter Gebrauch ist ausgeschlossen. Besonders deutlich

wird dies bei der Elision von Vokalen, da in solch einem Fall überhaupt keinsilbischer Kern vorhanden wäre, der betont werden könnte (cf. 21b). Aber selbst

wenn eine Regel besagen würde, dass bei Betonung des gebundenen Pronomens der 

Vokal wieder zum Vorschein treten müßte, wäre ein emphatischer Gebrauch

ungrammatisch (cf. 21c):

(21) (a) *Joan LA prefereix.(b) *Dóna'M-lo.(c) *Dóna-ME'l .

Wie im Spanischen, so ist auch im Katalanischen die Reihenfolge der gebundenen

16 Eigennamen von Personen können im Katalanischen einen Artikel tragen, ohne dass eine pejorative Bedeutung der Aussage über die Person damit verbunden ist. Es gibt verschiedeneVarianten:- bei männlichen Eigennamen: en Pere bzw. el Pere- bei weiblichen Eigennamen: na Júlia bzw. la JúliaAllerdings ist auch der Gebrauch der Eigennamen ohne Artikel gebräuchlich, vor allem in denwestkatalanischen Dialekten. Ich werde in meinen Beispielen die Eigennamen stets ohne Artikel

verwenden.

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Personalpronomina untereinander und ihre Stellung zum Verb, an das sie gebunden

sind, streng festgelegt. Das Pronomen des indirekten Objektes steht in der Regel vor 

dem des direkten Objektes. Ob sie präverbal oder postverbal stehen, hängt von der 

Form des Verbs ab (siehe dazu Kap 3.3.):

(22) (a)  Ens el donaren ahir.(b) Dóna'm-lo.(c) * El ens donaren ahir.(d) *Dóna'l-me.

Die gebundenen Personalpronomina können auch im Katalanischen keine

Konstituente bilden. Dies soll auch hier mittels der aus Kapitel 2.1. bekannten

Konstituententests belegt werden:

- Sie können durch keine andere Proform ersetzt werden:

(23) (a) Jo la conec.(b) *Jo ella conec.

- Sie können nicht topikalisiert oder disloziert werden:

(24) (a) * El (jo no) conec.(b) * La (jo no) conec.

- Sie können nicht mit anderen freien oder gebundenen Wörtern durch

Konjunktionen verbunden werden:

(25) (a)  El sento i la sento.(b) * El i la sento.

- Auch können sie nicht durch Modifikatoren, die direkt nach ihnen stehen näher 

 bestimmt werden:

(26) *Jo no els tots conec.

Diese Kriterien und Tests zeigen, dass die gebundenen Personalpronomina des

Katalanischen klitisch gebunden sind. Die klitischen Personalpronomina des

18

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Katalanischen, unter Vernachlässigung der elidierten Formen, sind also folgende:

(27) Die klitischen Personalpronomina des Katalanischen:

Vollformen verstärkte Formen

me

telo, la; li; se

nos

voslos, les; los; se

em

et 

el, la; li; es/seens

usels,les; els; es/se

  Nachdem nun gezeigt wurde, dass auch die gebundenen Personalpronomina des

Katalanischen klitisch gebunden sind, soll auch hier untersucht werden, inwiefern

diese Pronomina Affixcharakter besitzen.

3.2. Affixeigenschaften der klitischen Personalpronomina im

Katalanischen

Wenn man die in Kapitel 1.1. genannten Kriterien anlegt, zeigt sich, dass die

klitischen Personalpronomina des Katalanischen auch zahlreiche Affixeigenschaften

aufweisen.

So ist ihr Selektionsgrad sehr hoch. Sie können sich nur an Verben binden und stehen

dabei post- oder präverbal.

Sie bilden mit dem Verb ein phonologisches Wort und sind in ihrer Betonung von

der Betonung des Verbs abhängig. Dies bedeutet, dass der syntaktische Partner der 

Pronomina auch gleichzeitig der phonologische Partner ist.

Mit Ausnahme von Gerundien, Infinitiven und affirmativen Imperativen binden sich

die klitischen Personalpronomina im Katalanischen immer  proklitisch.

Morphophonologische Prozesse am Verb bei Anbindung eines klitischen Pronomens

finden auch im Katalanischen nicht statt. Vielmehr verändern sich die Pronomina bei

gewissen phonetischen Beschaffenheiten der Verben. Dies scheint zunächst gegen

eine Analyse der klitischen Personalpronomina des Katalanischen als Affixe zu

19

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sprechen. Inwieweit dies wirklich der Fall ist, wird sich im Verlauf dieser Arbeit

noch zeigen.

Zuletzt sei gesagt, dass sich die klitischen Pronomina im Katalanischen nicht an

Verbstämme binden, was eigentlich eine grundlegende Eigenschaft von Affixen ist.

3.3. Stellung der klitischen Personalpronomina im Katalanischen

Die klitischen Personalpronomina des Katalanischen müssen stets adjazent zum Verb

stehen, an das sie gebunden sind. Die Bindung ist entweder  proklitisch oder 

enklitisch. Es kann kein anderes Element, als ein Klitikon zwischen Verb und

klitisches Pronomen treten (cf. 19).

Was die Bedingungen für  proklitische oder enklitische Bindung angeht, so gelten im

Katalanischen dieselben, wie für das Spanische. Das heißt, dass bei Bindung mit

finiten Verben das Klitikon vor dem Verb steht, bei infiniten, also den Gerundien,

affirmativen Imperativen oder Infinitiven steht das Klitikon nach dem Verb (cf.

Aguado/Lehmann 1989:159). Auch hier ist eine Bindung an ein Partizip

grundsätzlich nicht möglich:

(28) (a)  L' {admiro/admirí/admiraré/admirava} molt.(b) No és bo admirar-lo tant.(c) Admirant-lo tant, no assoleixes res.(d) Admirin-lo vostès també/no lo admirin.(e) *He admirat-lo molt.(f) *Una vegada admirant-lo, abandonem la sala.

Was die Kombinationsmöglichkeiten der klitischen Personalpronomina im

Katalanischen betrifft, so sind diese, wie im Spanischen auch, streng beschränkt. Der 

von Perlmutter (1971) beschriebene Filter für das Spanische wurde auch auf andere

romanische Sprachen ausgeweitet. Somit definiert Argenté (1976) für das

Katalanische folgende Regel (cf. Ordóñez 2002:203):

(29) ES - II - I – III (DAT) – III (ACC) - en -{hi, ho}17 

Die daraus resultierenden Kombinationsmöglichkeiten sind jedoch im Katalanischen

17 Im Mallorquinischen ist auch die Inversion der Anordnung der klitischen Personalpronomina

möglich (cf. Todolí 1998:102f.).

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viel komplexer als im Spanischen. Dies liegt daran, dass das Katalanische zum einen

die Unterscheidung zwischen Vollformen und verstärkten Formen macht, zum

anderen, dass sich durch die Vokalelisionen noch weitere

Kombinationsmöglichkeiten ergeben. Im Folgenden werden die Kombinationen der klitischen Personalpronomina des Katalanischen dargestellt, die sich aus (29)

ergeben:

(30) Kombinationen der klitischen Personalpronomina des Katalanischenübernommen aus Brumme (1997:136ff.):18

(a) Kombinationen der Pronomina des indirekten Objekts sowie desReflexivpronomens  se mit denen des direkten Objekts (Singular) und desPronomens li (indirektes Objekt Singular):

me te lo la li

me - --me'l me'l 

(me l')

-me-lame la

(me l')*)

-me-li

me li

te

-te'm

te'm

(te m')

-

-te'l 

te'l 

(te l')

-te-la

te la

(te l')*)

-te-li

te li

li - --l'hil'hi

-la-hila hi

-

nos - -

-nos-el ('ns-el)

ens el (ens l')

-nos-la('ns-la)

ens la(ens l')*)

-nos-li('ns-li)

ens li

vos

-vos-em

(-us-em)

us em(us m')

-

-vos-el 

(-us-el)

us el (us l')

-vos-la

(-us-la)

us la(us l')*)

-vos-li(-us-li)

us li

los (IO) - -

-los-el 

('ls-el)

els el (els l')

-los-la

('ls-la)

els la(els l')*)

-

se

-se'm

 se'm(se m')

-se't 

 se't (se t')

-se'l 

 se'l (se l')

-se-la

 se la(se l')*)

-se-li

 se li

*) beginnt das folgende Verb mit unbetontem i oder  u bzw. hi oder  hu, bleibt la

erhalten (cf. Fn. 16).

18 In den Tabellen stehen an erster Stelle die Vollformen, an zweiter Stelle die verstärkten Formenund in den Klammern darunter stehen jeweils eventuelle Unterschiede bei den jeweiligen Formen

vor Verben mit vokalischem Anlaut bzw. nach Verben mit vokalischem Auslaut.

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(b) Kombinationen der Pronomina des indirekten Objekts sowie desReflexivpronomens  se mit denen des direkten Objekts (Plural) und desPronomens los (indirektes Objekt Plural):

nos vos los (DO/IO) les

me - --me'lsme'ls

-me-lesme les

te-te'nste'ns

--te'lste'ls

-te-leste les

li - -

-los-hi

('ls-hi)

els hi

-les-hi

les hi

nos - -

-nos-els

('ns-els)

ens els

-nos-les

('ns-les)

ens les

vos

-vos-ens

(-us-ens)us ens

-

-vos-els

(-us-els)us els

vos-les

(-us-les)us les

los (IO) - --los-els('ls-els)

els els

-los-les('ls-les)

els les

se-se'ns

 se'ns

-se-us

 se us

-se'ls

 se'ls

-se-les

 se les

In diesem Kapitel wurden die gebundenen Personalpronomina des Katalanischen

hinsichtlich ihrer Klitikeigenschaften, ihrer Affixeigenschaften und ihrer 

Kombinationsmöglichkeiten untersucht und dargestellt. Es hat sich gezeigt, dass sich

  beide Sprachen in einigen Bereichen sehr ähnlich sind. Dies betrifft z.B. die

Bedingungen unter denen sich die klitischen Personalpronomina  proklitisch oder 

enklitisch binden. Allerdings hat es sich auch gezeigt, dass die

Kombinationsmöglichkeiten im Katalanischen vielfältiger und komplexer sind, alsim Spanischen. Im Folgenden will ich die klitischen Personalpronomina des

Spanischen und des Katalanischen anhand des Phänomens der Klitikverdoppelung

auf ihre Grammatikalisierung, d.h. inwiefern es sich bei ihnen um freie Wörter,

Klitika oder Affixe handelt, untersuchen, vergleichen und gegebenenfalls die

diesbezüglichen Unterschiede zwischen den beiden Sprachen aufzeigen.

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4 Klitikverdoppelung: Bedingungen und Funktion

Die Klitikverdoppelung, auch clitic doubling, doblament de clític, pleonasme

 pronominal oder  reduplicación de clíticos genannt, bezeichnet das Phänomen, beidem in ein und demselben Satz ein klitisches Pronomen zusammen mit einer 

lexikalisch koreferierten Phrase, die in ihrer kanonischen Position im Satz steht,

auftritt (cf. Todolí 1998:121). In der Vergangenheit war die Klitikverdoppelung von

normativen Grammatiken, entweder generell oder zumindest in bestimmten

Kontexten, oftmals stigmatisiert worden. So zitiert beispielsweise Enrique-Arias

(2003:8) die Grammatik der Real Academia de la Lengua Española aus dem Jahre

1920 folgendermaßen:19

"It is a bad habit when, without need, words that are notnecessary in an utterance nor add beauty to it are used [...] in certain utterances

nerver or very seldom repetition of pronouns is excusable." Auch normative

Grammatiken für das Katalanische hoben bisweilen die "Inkorrektheit" solcher 

Konstruktionen hervor, obwohl sie diese, im Gegensatz zum eben zitierten, für das

Spanische als akzeptabel ansahen: "el uso pleonástico de los pronombres (tanto

simples como en grupo), muy corriente en la sintaxis castellana, es un defecto en

catalán que hay que evitar;"20 Erst in den letzten Jahrzehnten, wohl auch bedingt

durch die forcierte Beschäftigung der Linguistik auf diesem Gebiet, wird die

Klitikverdoppelung in normativen Grammatiken als korrekt, wenn nicht sogar 

zwingend erforderlich, angesehen. Ich werde in diesem Kapitel zuerst die

Bedingungen beschreiben, unter denen Klitikverdoppelungen im Spanischen und im

Katalanischen vorkommen. Danach werde ich erläutern, welche Funktion dieses

Phänomen in den beiden Sprachen hat.

4.1. Klitikverdoppelung im Spanischen

In diesem Kapitel werde ich die Umgebungen darstellen, in denen im Spanischen

Klitikverdoppelung stattfindet.

Die erste Bedingung dafür, dass es im Spanischen zur Klitikverdoppelung kommt, ist

19 Enrique-Arias (2003:8) hat dieses Zitat selbst aus dem Spanischen ins Englische übersetzt und soin seinem Artikel veröffentlicht.

20 Badia (1962:210) zitiert nach Todolí (1998:133).

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die Anwesenheit eines ungebundenen Objektpronomens im Satz. Dabei ist es

irrelevant, ob es sich um ein direktes oder um ein indirektes Objektpronomen handelt

(cf. Fernández Soriano 1993:32, Kaiser 1992:57, Suñer 1988:177):

(31) (a) Me han visto a mí .(b) *Han visto a mí.(c)  Le di el regalo a él.(d) *Di el regalo a él.

In anderen Fällen, also wenn kein ungebundenes Pronomen dabei steht, sondern sich

es bei dem Objekt um ein reguläres Nomen handelt, gibt es im Spanischen einen

Unterschied zwischen direkten Objekten und indirekten Objekten im Bezug auf das

Verdoppelungsverhalten der Klitika (cf. Suñer 1988:177f.):

(32) (a)  Le ofrecí ayuda a la niña.

(b) No (*lo) oyeron a ningún ladrón.(c)  Le di el regalo a Juan.(d) ?? Lo vi a  Juan.(e) *Di el regalo a Juan.

(32a) und (32c) zeigen, dass auch hier die Verdoppelung von indirekten Objekten zu

keinen ungrammatischen Äußerungen führt. Es ist vielmehr sogar so, dass, wie (32e)

zeigt, bei indirekten Objekten die Klitikverdoppelung obligatorisch ist (cf. Kaiser 

1992:57). Wie aus (32d) ersichtlich ist, führt im Spanischen die

Klitikverdoppelungen von direkten Objekten mit nicht pronominalen

  Nominalphrasen zu Akzeptanzproblemen bei einem Großteil der Sprecher. Es

scheint eher, dass bei direkten Objekten Klitikon und Nominalphrase komplementär 

distribuiert sind (cf. Kaiser 1992:57). Allerdings sei darauf hingewiesen, dass die

Klitikverdoppelung auch in Fällen von (32d) von Sprechern der Region des Río de laPlata, im Grenzgebiet von Uruguay und Argentinien, als grammatikalisch, ja sogar 

obligatorisch, angesehen wird (cf. Fernández Soriano 1993:32, Kaiser 1992:57).

Die Ursache hierfür wird in der Tatsache gesehen, dass in diesen Dialekten der 

 belebte Charakter des Arguments21 ausschlaggebend für die Klitikverdoppelung zu

sein scheint (Kaiser 1992:57). Diese Auffassung vertritt zumindest Jaeggli

21 Als Argumente werden die vom Verb durch das projection principle geforderten Komplemente

 bezeichnet.

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(1986:164f.) und macht die Verdoppelung von der Anwesenheit der Präposition a

abhängig und somit von der Belebtheit des Objektes. Suñer (1988:178) fügt dem

Kriterium der Belebtheit das der Spezifität hinzu. Spezifisch bedeutet in diesem

Sinne, dass die Objekts-NP referentiellen Charakter besitzt.Des weiteren weist sie darauf hin, dass es die Merkmale des Arguments sind, welche

die Klitikverdoppelung beeinflussen.

Demnach ist es der pronominale Charakter der Objekte in (31), der zu der 

  Notwendigkeit der Klitikverdoppelung führt. Bei nicht pronominalen direkten

Objekten verhält es sich allerdings anders. Hier postuliert Suñer (1988:178f.) die

Spezifität des Arguments, als das für die Klitikverdoppelung verantwortliche

Kriterium (cf. 33). Allerdings macht diese Spezifität die Klitikverdoppelung nicht

obligatorisch, abgesehen von den erwähnten Río de la Plata-Dialekten, sondern

lediglich optional (cf. 33c):

(33) (a) No (*lo) oyeron a ningún ladrón. [+belebt, -spezifisch](b) (* Lo) alabarán al niño que termine promero [+belebt, -spez.](c) Diariamente, (la) escuchaba a una mujer que cantaba tangos

[+belebt, +spezifisch]

Im Gegensatz dazu geht aus (33a,b) hervor, dass das Ausbleiben der Klitikverdoppelung obligatorisch ist, wenn die Spezifität des Arguments nicht

gegeben ist (cf. Kaiser 1992:83).

Somit läßt sich zusammenfassend sagen, dass im Spanischen (i) Klitikverdoppelung

obligatorisch ist, wenn es sich bei dem Objekt um ein ungebundenes Pronomen

handelt, wobei es nicht von Bedeutung ist, ob es sich um ein direktes oder ein

indirektes Objektpronomen handelt, (ii) indirekte Objekt-NPs immer durch das

Dativklitikon verdoppelt werden und (iii) dass die Spezifität des Objekts

ausschlaggebend dafür ist, ob ein direktes Objekt verdoppelt werden kann, oder 

nicht.

4.2. Klitikverdoppelung im Katalanischen22

Die Untersuchung der Verdoppelung der klitischen Personalpronomina hat in der 

22 Ich beziehe mich in diesem Kapitel überwiegend auf Todolí (1998, Kap. 5).

25

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katalanischen Linguistik eine noch kürzere Tradition, als in der spanischen

Linguistik. In den letzten Jahren hat auf diesem Gebiet besonders Júlia Todolí sehr 

wertvolle Beiträge geleistet. Ihre Herangehensweise an die Klassifizierung der 

Umgebungen, in denen Klitika verdoppelt werden, ist die, welche Laca (1986)  bereits beschrieben hat. Laca (1986:80) schlägt vor, die Umstände für die

Distribution der Klitikverdoppelung weniger in syntaktischen Kategorien zu suchen,

als vielmehr in der diskursiven Struktur des Satzes, also dem Thema, Rhema, Topos

(tòpic) und dem Fokus.

Ich werde in der folgenden Analyse der Klitikverdoppelung im Katalanischen

 beschreiben, welche Faktoren die Verdoppelung der Klitika begünstigen und werde

mich dabei überwiegend an die Analyse von Todolí (1998) halten. Todolí (1998:122)

stellt zunächst fest, dass es Unterschiede gibt, was die Erfordernis der 

Klitikverdoppelung angeht. Ist ein freies Pronomen im Satz vorhanden, so ist die

Anwesenheit eines klitischen Pronomens obligatorisch:

(34) (a) M 'ho van dir a mi.

(b) Demà t 'ho explicaran a tu.23

Handelt es sich allerdings bei dem Komplement, das gegebenenfalls verdoppelt wird

um ein indirektes Objekt, so scheint die Verdoppelung optional zu sein:24

(35) (a) [...] un dia un nen li va preguntar a son pare: [...](b) [...] li explica a l'adroguer que la Pepeta va fer la communió

dijous passat [...](c) L'home sense entranyes es dutxa, es vesteix i [ø] diu a la

dona que es vesteixi(d) [ø] Han encarregat a un traductor que tradueixi, del txec a

l'anglès, una novel·la de cinc-centes pàgines [...]

In (35a,b) ist das Klitikon präsent, wohingegen es in (35c,d) nicht vorhanden ist.

Letzteres sieht Todolí (1998:123) als Indiz dafür, dass dieses Phänomen nicht einzig

von syntaktischen Eigenschaften des Komplements abhängt, sondern dass noch

weitere Faktoren hierbei eine wichtige Rolle spielen.

Sie nennt in Bezug hierauf drei Faktoren, welche die Klitikverdoppelung bedingen:

1.) Die referentiellen Eigenschaften der verdoppelten Objekte. Hierbei spielt die

23 Die in diesem Kapitel angeführten Beispiele sind aus dem Korpus, den Todolí (1998) verwendet.

24 Die Stelle, an der das Klitikon stehen müßte, wird mit [ø] gekennzeichnet.

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Belebtheit und die Definiertheit des Objekts eine Rolle.

2.) Je mehr ein Objekt in das vom Verb umschriebene Ereignis (esdeveniment 

verbal ) einbezogen ist, umso mehr tendiert es dazu verdoppelt zu werden.

3.) Die Thematisierung eines Elements bedingt die Verdoppelung einer Konstituente.Todolí (1998:123) betont, dass es sich bei diesen Faktoren um Hierarchien handelt,

 bei denen Elemente, die eine höhere Stufe in der Hierarchie einnehmen, häufiger 

verdoppelt werden.

Was die referentielle Eigenschaften betrifft, so spricht Todolí hier von einer 

komplexen Hierarchie und nennt drei verschiedene Parameter, die hierbei eine Rolle

spielen: die Hierarchie der Person, die nominale Hierarchie und die Hierarchie der 

Belebtheit. Die Hierarchie der Person stellt die erste und die zweite Person, d.h.  jo

und ell , der dritten, also tu, gegenüber, wobei die erste und die zweite Person bereits

auch schon hierarchisch angeordnet sind und die erste der zweiten voran steht.

Die zweite Hierarchie nennt Todolí die nominale Hierarchie. Diese unterscheidet

  pronominale Formen von nominalen Formen, stellt Eigennamen auf eine höhere

Stufe, als gewöhnliche Nomen, definierte Nomen auf eine höhere, als undefinierte

und spezifische oder referentielle Nomen auf eine höhere, als unspezifische oder 

nicht referentielle.

Die dritte Hierarchie ist eine Hierarchie der Belebtheit. Sie stellt belebte Nomen, bei

denen an erster Stelle Menschen stehen, über unbelebte.

Diese drei Hierarchien interagieren und diese Interaktion ergibt folgende

schematische Darstellung (cf. Todolí 1998:124):

(36) 1a persona > 2a persona > pronom de 3a persona > nom propi de persona > nom comú de persona definit > nom comú de personaespecífic > nom comú de persona inespecífic > nom animat

Zum leichteren Verständnis fügt Todolí diesem Schema ein weiteres mit konkreten

Beispielen für jede in (36) genannte Position bei, das dann wie folgt aussieht:

(37) jo > tu > ell > Jordi > l'estudiant > un estudiant que fa periodisme > unestudiant que faci periodisme > un llibre

Um ihre Theorie zu untermauern, führt Todolí (1998:124) für die eben beschriebenen

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Parameter Beispiele an.

Als erstes zeigt sie, dass Objekte, die aus einem gebundenen Pronomen der ersten

oder zweiten Person bestehen, das klitische Pronomen zur Verdoppelung

obligatorisch ist, während es bei ungebundenen Pronomina optional ist:

(38) (a) *(M' ) ho donaran a mi.(b) *(T' ) ho donaran a tu.(c) ( Li) ho donaran a ell.

Allerdings betont Todolí, dass trotz der Möglichkeit, das klitische Pronomen in (38c)

wegzulassen, es tendenziell auch bei Pronomina der dritten Person verwendet wird

und die Konstruktion ohne Klitikverdoppelung sogar von einigen Sprechern nur 

 bedingt akzeptiert wird.Als zweite Evidenz für ihre aufgestellte Hierarchie führt Todolí Beispiele an, die

keine pronominalen Objekte enthalten, sondern definierte Nomen (39b) und

Eigennamen (39a). Diese stellt sie Beispielen gegenüber, die entweder ein

undefiniertes Nomen als Objekt haben (39c) oder ein Nomen, das zum einen

undefiniert ist und zum anderen keine spezifische Referenz besitzt (39d):

(39) (a) *?Ho van preguntar a Lluís.

(b) ??Ho van preguntar al porter.(c) Ho vam preguntar a un veí que passava per allí.(d) ?Ho preguntarem a algú que visqui a prop.

Dies zeigt, dass die Klitikverdoppelung bei definierten Nomen (39b) und vor allem

 bei Eigennamen (39a) so gut wie obligatorisch ist, während bei den undefinierten

Objekten die Verdoppelung weniger notwendig ist. Der Akzeptanzunterschied

zwischen (39c) und (39d) wird dadurch erklärt, dass es sich beim undefinierten

 Nomen in (39c) um eines mit spezifischer Referenz handelt und bei (39d) um einesmit unspezifischer Referenz. Nach der Hierarchie (36) ist das Vorhandensein eines

Klitikons bei (39c) jedoch eigentlich notwendiger, als bei (39d) (cf. Todolí

1998:124f).

Als letzte Evidenz für die Gültigkeit von (36) nennt Todolí (1998:125) das

Verdoppelungsverhalten von Relativpronomina. Hierbei postuliert sie dieselbe

Gültigkeit der Hierarchie, die eine Klitikverdoppelung begünstigen, wie bei den

 bisher behandelten Fällen: "els relatius que depenen d'un sintagma definit o de

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referència específica solen ser doblats, mentre que els relatius de referència

inespecífica o arbitrària no se solen doblar" (ebd.).

Während in (40a) das Relativpronomen in einem anaphorischen Verhältnis, das

durch Koreferenz gekennzeichnet ist, zu der Nominalphrase l'autor steht und deshalbhier Klitikverdoppelung stattfindet, besitzen die Relativpronomina in (40b) und (40c)

eine arbiträre Referenz und werden deshalb nicht verdoppelt:

(40) (a) Creant un misteri a l'entorn de l'autor i no pas tractant-lo comun mitja-armilla al qual se li fa el favor de publicar-li unllibre.

(b) Mai no he sabut de ningú a qui [ø] hagi passat cap cosa per nofer res.

(c) Espero que indiqueu a qui [ø] correspongui que no es molestia fer-me arribar més el diari.

Die Darstellung der referentiellen Eigenschaften der verdoppelten Objekte hat

gezeigt, dass ein hoher Grad an Belebtheit und Definiertheit die Klitikverdoppelung

  begünstigen. Dies kann erklären, warum die Klitikverdoppelung in manchen

Kontexten obligatorisch und in anderen optional ist. Nun gilt es zu erklären, wie die

Tatsache, dass ein Objekt in das vom Verb umschriebene Ereignis einbezogen ist,

die Klitikverdoppelung begünstigt.Todolí (1998:126) geht von einer von Givón (1976) beschriebenen Hierarchie aus,

welche die Objekte nach ihrem Grad zu dem sie in das verbale Geschehen

einbezogen sind, anordnet. Diese Hierarchie überträgt sie auf die Θ-Rollen  Agens,

 Experiens, Ziel und Patiens/Thema und schlägt folgende Reihenfolge vor:

(41) agent > experimentador > destinatari > pacient/tema

Sie betont jedoch, dass es sich bei dieser Hierarchie vielmehr um eine Hierarchie der 

Belebtheit handelt, da sie zwar prinzipiell Θ-Rollen anordnet, aber der Belebtheit, die

mit jeder dieser grammatikalischen Funktionen assoziiert ist, den Vorzug gibt. Dies

verbindet diese Hierarchie wiederum mit den oben aufgeführten referentiellen

Eigenschaften. Todolí geht davon aus, dass die Klitikverdoppelung bei der  Agens-

Rolle grundsätzlich obligatorisch ist. Allerdings zeigt sie, dass auch die Rolle des

 Experiens fast immer eine Verdoppelung erfordert (cf. ebd.):

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(42) (a) No sé si li ha semblat bé al director la nostra proposta.(b) Li pot passar una cosa semblant a la que li va passar a Woody

 Allen.(c) *No sé si [ø] ha semblat bé al director la nostra proposta.

(d) *Li pot passar una cosa semblant a la que [ø] va passar aWoody Allen.

Aus diesem Grund ist die Klitikverdoppelung bei Verben wie  semblar , welche eine

 psychologische Aktivität und bei Verben wie passar , die ein Ereignis ausdrücken,

die Klitikverdoppelung obligatorisch, da diese Verben normalerweise eine Person als

indirektes Objekt haben, der dieses Ereignis widerfährt (cf. Todolí 1999:255).

Auf der anderen Seite zeigt Todolí (1998:126), dass das Ausbleiben der 

Klitikverdoppelung bei Objekten, welche die Θ-Rolle  Ziel  besitzen, keine

ungrammatischen Sätze ergibt, wobei darauf hingewiesen wird, dass die

Klitikverdoppelung in den meisten dieser Fälle trotzdem gemacht wird:

(43) (a) ( Li) hem enviat unda carta al director del diari.(b) ( Li) hem de tornar aquest llibre a Lluís.

Obwohl die indirekten Objekte in (42) und (43) dieselbe syntaktische Funktion im

Satz besitzen, nämlich die einer Präpositionalphrase, zeigt sich, dass es Unterschiede

im Verhalten der Klitikverdoppelung gibt, die demnach syntaktisch nicht erklärbar 

sind. Vielmehr hängt die Klitikverdoppelung in diesen Fällen davon ab, inwiefern die

Objekte in das vom Verb umschriebene Ereignis einbezogen sind. Der Grad dieser 

Einbeziehung ist bei Argumenten mit der Θ-Rolle Experiens höher, als bei denen mit

der Θ-Rolle Ziel (cf. ebd.).

Was die Argumente mit der Θ-Rolle  Patiens/Thema  betrifft, so zeigt sich hier, dass

eine Klitikverdoppelung in solchen Fällen meistens einen ungrammatischen Satzergibt, da die Θ-Rolle  Patiens/Thema üblicherweise mit unbelebten Objekten in

Verbindung gebracht wird (cf. Todolí 1998:127):

(44) * L' hem estripada la carta.

Die dritte Hierarchie nach Todolí (1998), welche die Klitikverdoppelung beeinflußt,

ist die der Thematisierung des Objektes. Es wird also davon ausgegangen, dass

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 pragmatische Faktoren die Verdoppelung beeinflussen. Besondere Bedeutung kommt

dabei der funktionalen Satzperspektive, d.h. der  Thema-Rhema-Gliederung  zu, die

um die Information des Fokus erweitert wird.

Das Thema ist diejenige Information des Satzes, die sowohl dem  Emissor , als auchdem Rezipienten bekannt ist. Als  Rhema wird die neue Information bezeichnet. Sie

steht in nicht markierten Äußerungen gewöhnlich nach dem Thema. Die dritte

Komponente ist der  Fokus. Er bringt hochgradig rhematische Information in den

Diskurs mit ein, da er oftmals einen Kontrast zu einer impliziten oder expliziten

Information herstellt (cf. Todolí 1998:127). Todolí (1998) siedelt in einer Hierarchie

dieser drei Elemente das Thema an erster Stelle an, da es sich bei ihm um die

eigentliche Angelegenheit des Diskurses handelt. An zweiter Stelle setzt sie das

 Rhema, welches vom Informationsgehalt her neutral ist und an dritter Stelle den

 Fokus, der hochgradig rhematische Information enthält und das informativ am

stärksten markierte Element im Diskurs darstellt. Daraus folgt folgende Hierarchie

(cf. ebd.):

(45) tema > rema > focus

Aus dieser Hierarchie folgt, dass die Klitikverdoppelung im Katalanischen

obligatorisch ist, wenn das Objekt das Thema bildet. Dabei wird die thematisierte

Information vorangestellt (cf. Todolí 1998:128):

(46) (a)  L'examen oral , l' han passat tots.(b) * L'examen oral , han passat tots.

Wenn jedoch das Objekt rhematisiert und die fokale Information dem Verb

vorangestellt wird, dann ist eine Klitikverdoppelung ausgeschlossen und führt zu

einem ungrammatischen Satz (cf. ebd.):

(47) (a)  Aquestes coses haurien de publicar els diaris!(b) * Aquestes coses les haurien de publicar els diaris!

Obwohl ungebundene Pronomina normalerweise die Klitikverdoppelung bedingen

(siehe weiter oben), führt sie bei einem ungebundenen Pronomen, das fokale

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Information beinhaltet, zu einem ungrammatischen Satz (cf. ebd.):

(48) (a) A ell vam avisar!(b) *A ell el vam avisar!

Das Beispiel in (48) ist ein Indiz dafür, dass die drei verschiedenen Hierarchien auch

untereinander hierarchisch angeordnet sind und der Parameter der Thematisierung

des Objektes in dieser Hierarchie eine hohe Stellung einnimmt.

Als letztes Merkmal, das die Hierarchie der Thematisierung des Objektes

verdeutlicht, nennt Todolí (1998:128f.) die Tatsache, dass beim Auftreten in einem

Fragesatz eines rhematischen Objekts zusammen mit einem hochgradig fokalen

Element, dieses Objekt durch ein Klitikon verdoppelt wird:

(49) (a) Què li diries a un home que passés pel carrer i et demanésfoc?

(b) *Què diries a un home que passés pel carrer i et demanés foc?

Das in (49) durch què erfragte Element steht im Kontrast zum rhematischen

Charakter des indirekten Objektes, bzw. zu seiner Neutralität den Informationsgehalt

  betreffend. Dies macht die Klitikverdoppelung in diesem Satz obligatorisch (cf.Todolí 1998:129).

Wichtig ist, dass die drei hier beschriebenen Parameter, die Belebtheit bzw.

Definiertheit, die Θ-Rolle des Objektes und schließlich die Topikalisierung des

Objektes, keine voneinander unabhängigen Komponenten darstellen, sondern

vielmehr miteinander verbunden sind und oft auch gleichzeitig zur Geltung kommen

können. Es wird gezeigt, dass in hierarchischen Strukturen die Klitikverdoppelung

im Katalanischen entweder ausgelöst, begünstigt oder verhindert wird, die

wahrscheinlich ihrerseits untereinander hierarchisch angeordnet sind. Nach Todolí

(1998:129) wird die Topikalisierung des Objekts von einigen Linguisten als die in

dieser Hierarchie der Faktoren an erster Stelle stehende angesehen. Ein Indiz für 

diese Auffassung wurde in (48) gegeben.

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4.3. Funktion der Klitikverdoppelung

  Nachdem bis hierher die Umgebungen dargestellt wurden, in denen

Klitikverdoppelung im Spanischen und im Katalanischen auftritt, stellt sich die Fragenach der Funktion dieses Phänomens.

Die derzeit überwiegende Meinung in der Linguistik ist die, dass verdoppelte

klitische Pronomina Kongruenzmarkierer des Objekts, welches sie verdoppeln, sind

(cf. Todolí 1998:130f). Sie haben in diesem Fall die Funktion eines Flexionsaffixes.

Dies ist vergleichbar mit der Kongruenz von Subjekten, bei der die

Kongruenzmarkierung durch ein Morphem immer obligatorisch ist:

(50) (a) Este año participarán los ganadores del año pasado.(b) *Este año participará los ganadores del año pasado.

Beispiele, bei denen die Klitikverdoppelung obligatorisch ist, sind beispielsweise

folgende:

(51) (a) Le dimos una invitación a Enrique.(b) *Dimos una invitación a Enrique.

(c) No sé si et sembla bé a tu que vingui.(d) *No sé si sembla bé a tu que vingui.

Bei den Beispielen in (51) wird nochmals deutlich, wie wichtig die

Klitikverdoppelung für die Grammatikalität der Sätze ist, genauso wie das -n als

Morphem für Plural in (50) vorhanden sein muss, um keinen ungrammatischen Satz

zu erhalten. Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass sowohl im Spanischen,

als auch im Katalanischen, in Umgebungen, in denen die Klitikverdoppelung

obligatorisch ist, klitische Personalpronomina als Kongruenzmarkierer fungieren.

Man sagt, sie sind grammatikalisiert. Diese Grammatikalisierung ist ein

diachronischer Prozess und verläuft vom freien Wort ausgehend über zum Klitikon

und endet schließlich beim Affix (cf. Todolí 1999:253).

Wenn man nun noch an die obligatorische Klitikverdoppelung die Kriterien zur 

Unterscheidung von Klitika und Affixen anlegt, so zeigt es sich, dass sich die

klitischen Personalpronomina in diesen Fällen in vielen Bereichen wie Affixe

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verhalten:

Sie binden sich nur an Verben, besitzen daher einen hohen Selektionsgrad. Sie bilden

mit dem Bindungspartner ein phonologisches Wort. Im Katalanischen wird dies v.a.

durch die Vokalelisionen oder den Bindestrich bei enklitischer  Bindungunterstrichen. Im Spanischen durch die Zusammenschreibung mit dem

Bindungspartner bei  Enklise.25 Sie sind in ihrer Betonung auf die Betonung des

Bindungspartners angewiesen. Sie können also keine vom Verb unabhängige

Betonung erhalten. Sie ersetzen zudem keine Nominalphrase und können auch sonst

keine syntaktische Konstituente bilden. Außerdem ist die Bindungsrichtung der 

klitischen Pronomina sowohl im Spanischen, als auch im Katalanischen überwiegend

 proklitisch, auch wenn sie sich in manchen Fällen enklitisch binden.

Diese Merkmale können als Indizien dafür gesehen werden, dass bei obligatorischer 

Klitikverdoppelung die klitischen Personalpronomina als Flexionsaffixe fungieren,

selbst wenn nicht sämtliche in Kapitel 1 aufgeführte Kriterien erfüllt werden.

Größere Probleme bereiten hingegen Sätze, in denen die Klitikverdoppelung

fakultativ ist. Hierzu gilt es zu beachten, dass die Klitikverdoppelung ein

diachronischer Prozess ist, bei dem die Stadien der Grammatikalisierung

kontinuierlich, Schritt für Schritt, ablaufen und sich die einzelnen Stadien in der 

Regel überschneiden (cf. Todolí 1999:253). Somit könnten Umgebungen, in denen

die Klitikverdoppelung momentan noch nicht obligatorisch sondern lediglich

optional ist, in zukünftigen Stadien zu Umgebungen werden, die eine

Klitikverdoppelung zwingend erforderlich machen.

5 Vergleich des Spanischen und des Katalanischenhinsichtlich der Grammatikalisierung ihrer

klitischen Personalpronomina

Obwohl bis hierher anhand der Klitikverdoppelung gezeigt wurde, dass klitische

Personalpronomina sowohl im Spanischen, als auch im Katalanischen als

Flexionsaffixe analysiert werden können und somit grammatikalisiert sein können,

so zeigt die Analyse, dass es Unterschiede im Verdoppelungsverhalten zwischen

25 Es gilt jedoch nach wie vor, dass orthographische Regeln Konventionen sind und lediglich als

Indiz angesehen werden können.

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 beiden Sprachen gibt. Verallgemeinert läßt sich sagen, dass die Klitikverdoppelung

im Spanischen wesentlich verbreiteter ist, als im Katalanischen. Dies läßt zu dem

Schluß kommen, dass die Grammatikalisierung der klitischen Personalpronomina im

Spanischen bereits weiter fortgeschritten ist, als dies im Katalanischen der Fall zusein scheint. In diesem Kapitel will ich versuchen dies zu belegen und erläutern

inwiefern sich das Spanische und das Katalanische hinsichtlich des

Grammatikalisierungsgrades ihrer klitischen Personalpronomina unterscheiden.

Dafür ist es notwendig noch weitere Kriterien hinzu zu ziehen. Ich werde mich

 jedoch auf Kriterien beschränken, bei denen auch wirklich Unterschiede ersichtlich

sind. Auf eine Aufführung derjenigen Kriterien, in denen die beiden Sprachen

übereinstimmen werde ich aus ersichtlichen Gründen verzichten.

Zwei Voraussetzungen bei einer derartigen Untersuchung sind, dass der 

Grammatikalisierungsprozess sich nicht nur auf eine einzige Ebene der Grammatik 

 beschränkt, sondern sämtliche Ebenen der Sprache betrifft und dass es sich um einen

diachronischen Prozess handelt, bei dem Stadien ineinander übergehen können (cf.

Todolí 1999:253). Dabei soll folgendes Schema die diachronische Veränderung von

lexikalischen Elementen hin zu grammatikalisierten Elementen auf den Ebenen der 

Morphosyntax und der Pragmatik verdeutlichen:

(52)

Lexikalisch → Grammatikalisch

Morphosyntax offene Klasse → geschlossene Klasse zahlreicher Elemente →geschlossene Klasse weniger Elemente

Pragmatik relativ selten → ziemlich häufig → obligatorisch

angelehnt an Todolí (1999:254)

5.1. Pragmatische Ebene

Wie aus (52) ersichtlich, haben lexikalische Elemente eine relativ niedrige

Verwendungshäufigkeit, während grammatikalisierte Elemente eine hohe

Verwendungshäufigkeit besitzen.

Legt man dieses Kriterium nun an der Häufigkeit der Klitikverdoppelung an, so zeigt

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sich, dass im Spanischen diese in mehr Fällen obligatorisch ist, als im Katalanischen.

So werden indirekte Objekte im Spanischen immer verdoppelt, während die

Klitikverdoppelung indirekter Objekte im Katalanischen nicht zwangsläufig

stattfindet, sondern von verschiedenen Faktoren abhängig ist, die in Kapitel 4erarbeitet wurden. Die in Kapitel 4.1. erwähnten Río Plata-Dialekte des Spanischen

sind demnach noch weiter in der Grammatikalisierung der klitischen Pronomina

fortgeschritten, da in ihnen auch die Klitikverdoppelung von direkten Objekten

obligatorisch ist, während im Standardspanischen die Klitikverdoppelung direkter 

Objekte von ihrer jeweiligen Spezifität abhängig ist.

5.2. Morphosyntaktische Ebene

Auf dieser Ebene nimmt Todolí (1999:258) das Paradigma der Elemente als

Referenz. Lexikalische Elemente bilden eine offene Klasse, d.h. das Paradigma ist

  beliebig erweiterbar, während grammatikalisierte Elemente in einem

abgeschlossenen, nicht erweiterbaren Paradigma angesiedelt sind, das relativ wenige

Elemente enthält. Für den Vergleich des Spanischen und des Katalanischen ist die

Größe des Paradigmas entscheidend. Bei der Betrachtung des Paradigmas der 

Kombinationsmöglichkeiten der klitischen Pronomina des Katalanischen, zählt

Todolí (1999:259) 69 Kombinationsmöglichkeiten. Allerdings zählt sie die

Kombination von Klitika mit, die in dieser Arbeit nicht berücksichtigt werden. Läßt

man diese aus, so kommt man immer noch auf eine Anzahl von 41

Kombinationsmöglichkeiten. Dies ist ein relativ großes Paradigma, verglichen mit

den elf Kombinationsmöglichkeiten des Spanischen (cf. 16). Also zeigt sich auch

hier, dass die klitischen Personalpronomina des Spanischen grammatikalisierter sein

müssen, als die des Katalanischen.

5.3. Weitere Indizien für die fortgeschrittenere Grammatikalisierung

der klitschen Pronomina des Spanischen

Im Kapitel 1.1.2. wurde festgehalten, dass sich Affixe nicht an Wörter binden können,

an die bereits Klitika gebunden sind. Dies macht folgende Beobachtung von Enrique-

36

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Arias (2003:7f.) interessant:

Manche Varietäten des Spanischen kennen nämlich Kombinationen, bei denen das

Flexionsaffix -n für Plural an ein Klitikon angehängt wird:

(53) (a) agarrenlo → agarrenlon(b) sienten se → siente sen

Solches Verhalten ist nur erklärbar, wenn man lo und se als Affixe analysiert, da sich

nach der oben erwähnten Restriktion ansonsten das Affix -n nicht an lo  bzw.  se

 binden könnte. Im Katalanischen sind mir derartige Konstruktionen nicht bekannt.

Ein weiteres Indiz, das Enrique-Arias (2003:8) nennt, ist der Verlust der 

Unterscheidung von Kasus, Numerus und Genus bei verdoppelten Objekten im

Spanischen. Er führt an, dass durch sämtliche Register hindurch Sätze wie (54)

vorkommen, bei denen ein einfaches le zur Verdoppelung benutzt wird, auch wenn

das Objekt, das dadurch verdoppelt wird, die Merkmale Femininum, Akkusativ und

Plural trägt:

(54) Juan le teme a las brujas.

Dies zeugt von einem Verlust vom semantischen Wert des Klitikons hin zu einem

höheren Grad der Grammatikalisierung. Auch hiervon sind mir aus dem

Katalanischen keine entsprechenden Beispiele bekannt.26

Resumé und Ausblick

Diese Arbeit hat schrittweise das komplexe Feld der klitischen Personalpronomina

des Spanischen und des Katalanischen erschlossen. Anfangs wurde eine Definition

klitischer Pronomina dadurch gegeben, dass sie sich durch ihren Status zwischen

freien Wörtern und Affixen auszeichnen. Im Anschluß daran habe ich die

Unterschiede und die Gemeinsamkeiten von Klitika und Affixen dargestellt. Im

26 Es sei hier angemerkt, dass Enrique-Arias keine Angaben dazu macht, wie häufig diesePhänomene im Spanischen auftreten. Dass mir solche Beispiele aus dem Katalanischen nicht

 bekannt sind, soll nicht heißen, dass es sie nicht gibt. Sollten sie jedoch vorkommen, dannwahrscheinlich mit geringerer Häufigkeit, als dies bei den hier gezeigten spanischen Beispielen der 

Fall ist.

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zweiten Kapitel wurden die klitischen Personalpronomina des Spanischen, ihre Affix-

und Kltitikeigenschaften und ihre Stellung und Kombinationsmöglichkeiten

 beschrieben. Im dritten Kapitel wurde dasselbe für das Katalanische vorgenommen.

Bereits hier zeigte sich, dass die Kombinationsmöglichkeiten der klitischenPersonalpronomina im Katalanischen komplexer sind, als im Spanischen. Dies erwies

sich im weiteren Verlauf, nämlich beim direkten Vergleich beider Sprachen

hinsichtlich der Grammatikalisierung ihrer klitischen Pronomina, als bedeutend. Im

vierten Kapitel habe ich die Bedingungen beschrieben, die in den beiden Sprachen

dafür verantwortlich sind, dass es zur Klitikverdoppelung kommt. Darüber hinaus

wurde erläutert, welche Funktion die Klitikverdoppelung hat. Dabei kam ich zu dem

Schluß, dass klitische Personalpronomina im Spanischen und im Katalanischen als

Flexionsaffixe fungieren können und somit grammatikalisiert sind. Belegt wurde dies

im fünften Kapitel beim Vergleich des Spanischen und des Katalanischen. Hier zeigte

sich, dass die klitischen Personalpronomina des Spanischen im diachronischen

Prozess der Grammatikalisierung bereits weiter fortgeschritten zu sein scheinen, als

die des Katalanischen.

Jedoch bleibt anzumerken, dass diese Arbeit keine allumfassende Untersuchung der 

klitischen Personalpronomina ist, da die Thematik sehr komplex ist. So wurde keine

diachronische Analyse der klitischen Personalpronomina vorgenommen. Hierbei

wäre insbesondere die Entwicklung beider Pronominalsysteme aus dem Lateinischen

von Interesse. Außerdem wurde kein Vergleich im eigentlichen Sinne verschiedener 

Varietäten der beiden Sprachen vorgenommen, bei dem sich wahrscheinlich auch

noch einige spracheninterne Unterschiede hätten feststellen lassen können. Ein

weiterführender Schritt wäre nun auch die in dieser Arbeit nicht berücksichtigten

Klitika zu untersuchen. Hierbei sind insbesondere das Reflexivpronomen  se bzw. es

für beide Sprachen zu nennen und die Pronominaladverben hi und en speziell für das

Katalanische. Außerdem wurden Fragen ausgeklammert, welche die

Kasuszuweisung bei Konstruktionen mit Klitikverdoppelung betreffen und die Frage

ob klitische Personalpronomina basisgeneriert sind oder durch Bewegung an ihre

Position im Satz gelangen. Diese Themen sind Gegenstand spezifischerer Arbeiten

und allgemein in der Linguistik noch immer nicht gänzlich geklärt, da verschiedene

Theorien diesbezüglich immer noch konkurrieren.

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