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Die Senioren freut's: Monika Kremer bringt mit ihrem Retriever-Rüden Michel neuen Schwung in das Papst-Johannes-Stift. Fotos (Z): Harald Krömer

Ein Pftegeansatzmit vier PfotenRetriever-Rüde Michel bringt die atten Bewohner des Pbpst-Johannes-Stifts mental wieder in Schwung.

,,Eine Resonanz, die wir sonst nicht erteben." Monika Kremer beginnt die Sitzung mit einem Ritual.

VON WERNEN CZEMPAS

Aachen. Wenn Monika Kremer ih-rem braun-roten Retriever-RüdenMichel das gelbe Halstuch umbin-det, weiß Michel: Jetzt fängt meinDienst an. Dienst heißtftir ihn: Aufbitt in ei-nem Seniorenheim mitallerlei Kunststückchen.

Termin im Papst-Jo'hannes-Stift an derTrautnerstraße im Aa-chener Südviertel: EineGruppe von fünf altenDamen sitzt im Halb-kreis, drei Damen benö-tigen einen Rollstuhl.Monika Kremer beginntdie Sitzung mit einemvertrauten Ritual: ,,Guten Tag, ichbin die Monika mit dem Michel,wir kennen uns." Auch die Damenstellen sich vor. ,,Sie waren vorvier Wochen hier", antwortet ei-ne. Über das Gesicht von MonikaKremer zieht spontane Freude:,,Genau, gut erinnert," Erster Auf-tritt Michel: Aufs Kommando "Ap-port die Wäsche!" maul-schnappter sich von einem Stapel einHandtuch und trägt es schwanz-wedelnd zu einer Seniorin. Jedebekommt ein Handtuch von Mi-chel hingehalten und legt es - malmehr, mal weniger mühsam - ak-kurat auseinandergefaltet auf denSchoß.

,,Michel fteut sich, wenn er ge-ftittert wird", leitet Monika Kre-mer die nächste Ubung ein. Siehält ein mit buntem Geschenkpa-pier umwickeltes, etwa ein Meterlanges Rohr schräg hoch. Die Da-men greifen aus einer Dose eingroßes und ein kleines Hundele-ckerli, was mit nicht mehr so flin-ken Fingern gar nicht einfach istsie recken ihren Arm zum Rohr,auch das fällt betagt recht schwer,und sie lassen die Leckerli durchsFutterrohr Richtung Michel kul-lern.

Michel starrt gebannt aufs locham Rohrende und - Schnapp! -

fängt er elegant seine Beute auf.Manchmal stupst er mit seiner di-cken Retriever-Nase übermütigans Rohr, damit die Sache am obe-ren Ende etwas flotter geht - bitteetwas zügiger, meine Damen,schließlich knurrt mein Magen!Die Damen sind entzückt. ,,Einwunderschönes Tier", beobachtete i n e

Frauchen versteckt im Hand-tuch einer Seniorin ihre Schlüssel- pah!, für Michel ein Klacks, denBund zu finden. Auch seinen Fut-terbeutel klaubt er vorsichtig ausdem Versteck unterm Stuhl zwi-

schen den Füßen heraus - aufpas-sen, aufpassen, nur die alten Herr-schaften nicht erschrecken. Diefalten die Handtücher wieder zu-sammen, auch das kann im Altermühsam werden -' und Michelsammelt diä Tücher nacheinanderwieder ein. Die alten Damen ap-plaudieren: ,,Tschütiß, bis zumnächsten Mal!"

Michel macht Feierabend. Legtsich lang. Die unwahrscheinli-chen Tricks waren mal wieder einvoller Erfolg, scheint er zu sinnie-ren. Ein Star, gelassen in sich ru-hend.

Begeistert und überzeugt vonder Arbeit Monika lGemers zeigt

f,,r,n,r. unserer Damen und$ Herren lachen den ganzen

$ Tag nicht - treten aber die$ Hunde auf, zeigen sie sofort

$ Reaktion."

$ PETER KLE|NEN, rErrER DES

$ PAPST-TOHANNES-STTFTS

*L

sich Peter l0einen, Leiter des sen sie sich in Situationen ftihren,Papst-Johannes-Stifts: ,,Das Pro- ctie ftir sie nicht alltäglich sind.gramm ist ein Riesengewinn für Mensclren mit eingeschränkteruns. Ein hervorragender Pflegean- oder grober Motorik, mit einge-satz, sehr spielerisch gemacht. schränktem oder verfremdetemZum Beispiel die Bewohnerin, die Sprach- und Reaktionsverhaltensich erinnert, dass Michel vor vier stellen ftir viele nntrainierte Hun-Wochen bei uns lvar - großartig, de eine fast unüberwinclbare He-welche Leistung von'Präsenz da- rausforderung dar, da clieses Ver-hintersteckt. Einige unserer Da- halten von ihrem alltäglichen Er-men und Herren lachen clen gan- lebnissen abweicht, aus Sicht derzen Tag nicht - treten aber clie Hunde sogar als bedrohlich emp-Hunde auf, zeigen sie sofort Reak- funden wird. Allein schon Gehhil-tion. Sie nehmen Kontakt auf, er- fen, Krücken, können einen Hundleben Berührung - eine Resonanz, irritieren."die wir vielfach sonst nicht erle- Das Erkennen und Bewältigenben bei ihnen, wenn sie von Men- von Stress beim Hund nimmt ei-schen angesprochen werden. nen breiten Raurn in der Hundeer-Noch Tage nach einer Sitzung er- ziehungsberatung ein. Monikazählen die Teilnehmer davon." Kremer: ,,Anton oder Michel auf

Die Huncle-Expertinberät nicht nur Thera- Sii\speuten und päctagogen,

i ,,At[ein schon Cehhilfen,Schulen, Kindergärtenund Seniorenheime bei -r\ KfüCken, können einen HUndder Planung von Thera- :, iffitiefen."pien und Aktionen, die : _äurch Tiere begieitet $ uoxtxl K-REMER, FACHKRAFT FÜRwerclen sollen, sie ist 5s TIERGESTÜrzrr THERAPIEnach zweieinhalbiähri- i\,ger Ausbildung auch als,,Hundeerziehungs- und Verhal-tensberaterin" tätig. Monika Kre-mer: ,,Nur wenn Profihuncle - wieAnton und Michel - über eine sta-bile Basis verfügen und eine ver-trauensvolle Beziehung zu ihremMenschen aufgebaut haben, las-

dem Schoß oder Bett eines Bervoh-ners, fest umarmt und geküsst -

das würde ich zum Schutz desHundes nie zulassen. Diese extremeinengenclen Situationen bedeu-ten für ieden Hund Stress. Das zei-gen die Hunde zum Beispiel durchstarkes Hecheln, Speicheln, zu-rückgelegte Ohren, große Augenmit stark geweiteten Pupillen, star-re Körperhaltung oder sie zappeln,damit sie möglichst schnell ausdieser Situation weg können."

Auf dem Gebiet der tiergestütz-ten Therapie will Monika Kremereine,,Professional isierung" för-dern. Eng arbeitet sie deshalb mitdem ,,Arbeitskreis Aachener The-rapiebegleithunde" zusammen.Ein Anliegen ist Monika Kremerbesonders wichtig: ,,Dass einllund bei seiner Arbeit Hund blei-ben dart, mit all den Bedürfnissenund Verhaltensweisen, die ihn alsHund ausmachen."

Michel würde zustimmend bl in-zeln, doch er pennt, platt alle Vie-re von sich gestreckt. Rast nachgroßem Auftritt.

r - -Weitere lnfos unter:www.prohund,comwww,aachener-thereoiebecleithunde.deRarlflirh li iart. Mnnilr: l(rcmcr rrnd Mirhal <inrl oin <tarkaq Daer

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