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Bursupcrffuorid ist, zusamrneiigeselzt uus 1 tiloin yon jcdertr, und darcn SiiIze kcincn Sducrsloff cnthnltcn, sodern aus i Atom Flawiir arit i Atom Borsuperfluorid verbnnden beskhen. Die ~iepelLorwossc3rslpn'sillrc! ist auf diesalbe Weisc eiiie ge- jiaarte Fluorwasscrstofisslure , derttn Paarlieg Kieselsuperflunrid jst, ebcr sic beskhl oils 3 Atomen FluorwnsxrstofTsaum und 2 Atorneti Kiesulsuperlluorid.

Die Wechselwirthschaft ; von J . Liebig.

Die genauesten Uiitersuchungen der tbierisciren Kiirper lraben dargethan: dab Jas Blur, die Knwhen, die Hsare elc? so wia alle Organe, cine gewisse Anzabl von Mneralsubstanzen enthalkn, mit dercn Ausschlufs in der Nahrung, ibre Bildung nicbt stattfinder.

Das Blut erithalt Kali und Xalron so wie Yerhindurrgen die- ser Basen mi; Phosphorsiiure, die Galle ist reich an Alkalien, die Substanz der Nuskeln enthiilt eine gewisse Nenge Schwefel, das Mutroth enthilt &en, der Hauptbestandtheil der Iinochen ist phospliorsaurer Kalk, die Nerven- nnd Gehirnsubstanz ent- &It Phosphorsiiure uad phosphorsaure Akalien, der MagensaR enMh freie Salzsiure.

Wir wissen, dafs die freie SahPure des MagensaRes, dafs ein Tbeil des Nalrons im Blute, vum Kocbsslz sbmmt, dafs wir der Verdaunng, dem Leben eine Grenze, durch den blol'sen Ausschlufs von Iiochsalz setzen.

Gebea wir einer jungen Taube Weizenkher CC h o s s e t , Bcricht mi die Acndeniie in Paris, Juni iM2) zur Nahrung, in denen der Hauptbeshndtheil ibrer Knocben , der phospttorsaure Halk fclilt, so sehen vvir, w n n sie glinrlart ist, dcii ihr nolfi- wendigen Kaik sich onderwarls zu verscharen, dafs ihre Xno-

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I, i e b ig, die CVeclrseIec&.rlrscimfr.ucl~t. 59

then i m e r diiniier und zerbrcchlich werden , dars bei forlge- selzter Eatziehung dieser Rliiieralsubsbnz der ‘rod eioiritt. Sch!iessen wir den ko!ilcnsmreli Kdk in der 8;hwg der Viigcl Bus, so legen sic Eier, derien die liarte schiikendc ScEalc i’eiii!.

tirbeii wir ciiier huh einen lieberflufs m i Knollen und Wurzelii, wie EartoRcln und Runkelriiben, zur Xahrung, weicilr phosphorsaure. Bitterer& aber nur Sporcn von Kalk entliailen, SO a d s fur sic der nitmliclie Fall wie fir die jungc Taube eintreten. Wertn wir jeden Tag dsr Kuli in der Niich e iw gewisse Menge phosphorsauren Iialk hinwegnehrnen, ohne ihr in der Nahrung eineri Ersatz dafiir zu gewghren, so mufs dieser Kalk yon h e n h‘nochen genommen werden , welche nach urid nach ihre SIitrke und Festigkeit vcrlieren urid das Gewicht ihreu Korpers zuletzt nicht niehr zu tragen vennogen.

Fiigen wir der Nnhrung der ‘laube, Gerstenkijrner oder Erbsen, oder dcr Nalirung der tiuli Cerstenstroli odcr Klee liinzu, welche reich sind an lialksalzen, so erhiilt sich die Gcsundlicit des Thieres *)~

Die ltlenschen und Tliiere ernptngen ilir Nut und diu If+ standtheile ihrer Leiber yon der Pflanzenwelt, und eintr uuer- griindliche Weisheit hat die Einrichtung getrotfen, dars das Leben und Gedeihen der Pflanze auf engste gekniipfl ist an die Aufnahme der nernlictien Mineralsubstemen, welcbe fir die Ent- wickelung des lbierischen Organismus unentbehrlich sind ; ohne diese anorganischen Stone, die wir als%standlheile ihrer Ascllu

a) Die Arbeiter in den Bergwerken Siidainerikas, deren tiigliches Geschaft (das schwerste viellricht in der Welt) darin besteht, eine La~t Erz, ein Gcwicht von 180- 2OOPfd.. aus einer Tiefe von 450 F u t , auf iliren Schultern zu Tage zu fordern, leben nur von Brod uud Bohnen, sie wiirden das Brod allein zur Nahrang vorziehen, ailein ihre fkrren, welche gefunden hahen, dab sie mit Brod nicht 50 stark arbeibn konnen, behandlen sie wie Pferde und zwingen sie die Bolrnen zu w e n (Darwin , Journal of resarsches p. 324.), die Bohnen sind aber vcrlithifrmiifaig an Bnochenerde weit reicher wie dar B i d .

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60 L ieh ig, die Wechselwirthscliafl.

hennen, kann die Bildung des Beims, des BlaUs, der BIuthe ~d Fruclit nicht gedacht werden.

Der Gehalt der Culturpfldnzcn an dcn ztir Erndhrunp der TLicrc dieiicnden Bcstandtheilcn ist adserordendich ungleich.

Die Knollen und Wurzelgewaclisc stelien in ilirem cheini- schen Gehtlllc einandcr weit naher, 81s dcn Snmeii; die letzteren haben stets cine ihnliehe Ziisai~ii~~eiiseIzui~~.

Die Kartolkltl z. B. enthaltcn i 5 bis 77 pCt Wasser und 23 his 25 pet. fcste Subshnz. Wir sind im Stande, durch einen rricclianischen Prozcfs die letztcrc zu zerlyen in 18 b k i9 Theilc h y l o r i unil iri 3 bis 4 Theile trockener stixkmchl- artiger Fnser. Man siclil leic!it, Jars diese beiden zusamrrien- genommcn, beinahe SO vie1 wiegen wie die trocknttn KsrtoWn selbst. Die fchlenden zNei Proccnte besteheri aus Sa!zen und der schwcfd- und stickslofflialiigen Substanz, die wir als Al- bumin kennrn.

Fiinf- undzwanzig Tlrrilc trockner Ruben enthaltcn sehr nahe die nem- liclicn Elenicrite wic 25 Theiie trockner Kartoffeln. Wir baben darin i d bis 19 Theile Zucker und 3 bis 4 Theile Zellgewebe; die fehlmdn zwei Procente bestelm zur IIilfle aus Salzen, der Rest is[ Albumin.

Die weifsen Ruben enthaltcn 90 bis 92 lheile Wasser. Rei bis fiinfundzwanzig Theile trockner Ruben enthalten 18 bis 19 TIi. Pectin niit sehr wcnig Zuker, 3 bis 4 Th. Zeilgewebe und ?.‘TIi. an Salzen und Albumin. Zucker, Amylon und Pectin ent- halten keinen SlickstoII: sic sind in den Pflanzen frei vorhanden, nie mit Salzen oder alkalischen L‘asen verbunden, es sind diefs Verbindungen, welche DUS dern Kohlenstoff der liohlensiiuro und den Beslandthcilen des Wasserb gebildet wordcn sind ~ deren Elemente in der KartoKelpflanzc die Form yon .4mylon, in der Runkelriibo die Form von Zucker, in der weifsen Ruhe die Form von Pectin angenomincn haben.

Die Runlielriibtn enihalteri t38 his 90 pCt. Wasser.

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t i e l i g dig Wechselun~tlrocl~t. 61

In den Samen der Getreidepflanzen haben wir als schwefel- und stickstoffhaltigen kstandtheil P@anae@brin, in den Erbsen, Bohnen, Linsen, Casein, in den %men der Oelpflanzen,Alltonin und eine dem Casein sehr iihnliche Materie.

Das Pflanzenfibrin der Getreidesamen ist begleitet yon Amylon, der nemliche K6rper ist ein Bestandtheil der Sarnen- lappen der Laguminosen; in den Oelsamen ist das Amylon ver- t rekn durch einen andern stiekstoITfreien 81 -, butter - oder machsartigen Bestandtheil.

Es ist einleuchtend, dafs wir je nach den Zwecken der Cultur, j e nach den Bestandtheilen, die wir zu m i e l e n beabsich- tigen, den Pflanzen die Bedingurrgen darbieten mfissen, die zu ihrer Erzeugung nothwendig sind. Fijr den Zuclier o d a das Amylon bediirfen wir der Zufuhr anderer Shoffc, \vie fiir die schwerel - und stickstofflialtigcn Bestandtlieilc.

Ccben wir der Iiartoffel, der Riibenpflanze; die nothwendigen Bestandtheile ihrer Bktter, der Organe namlich, welche zur hufsau- gung und Assimilation der Iiohlensiure bestimrnt sind, so werden wir damit die Bedingringen der Amylon und Zuckerbildung erfullen.

Der Salt aller an Zucker, an Amylon reichen \legeta- bilien, der meisten H o l z p b z e n , ist reich an Kali, Natroo oder an alkalischen Erden. Diese Alkalien und allialischen Erden khnnen nicht als zufillige Bestandtheile angcsehen wer- den, wir miissen voraussetzen, dafs sie zu gewissen Zwe- cken in dcm Organismus dcr Pflanze dibnen, dafs sie’ zur Bildung gewisser Verbindungen durchaus nothwendig sind. Es ist erwahnt worden, dafs sie in den Pflanzen mit organischen Sauren verbunden sind , welche einzelne Pflanzengattungeri in- sofcrn characterisiren, als sie niemals darin fehlen. Die organi- schen Siurcn selbst miissen in dem Organismus der Pflanze ge- wisse Lebensfunktionen verniittlen. Wenn man sich nun erin- nert, dafs die unreifen Frlchte, die Weintrauben z. B., des grofsen SBuregehaltes \regen, nicht geniersbar sind, dafs diese Friichte

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62 Lieb i g , die Wechselwirthschaff.

im Sonnenlichtc sicli gmz SO vcrhaltei) wie die Rlatter, insofern sie nenilicli das Yermiigcn bcsi!zen Kohlcnsanre anfznnehmen md Sauerstoff anszugeben (d e S a us sii r c) , dafs rnit der Abnahme der Siiure dic Zuriahme an Zucker erfoigt, so lafst sich kaum tler GedRnke z~iriicliweisen, dafs dcr Kohlenstoff der organischen Shre in dw unreifen Frucht, zu einem Bestaiidllieil des Zuckers in der gcwilten wird, dafs also dtirch ein Austretcn yon S a w - stoff unter Hinxutceten dcr Ucstandtheile des Wascrs, die Saurc iibcrrcht i i i Zuchcr.

Die Weinsiiure in deli Weintrauben , die CitronensZiir c in den liirschen und Johannisbeeren , die Aepfclsaurc in den Som- meripfrln welche auf den Riiumen rcifen, waren hiernach die Zwi- schenglieder des Uebergangcs der Iiolilcnsriure in Ziioker , beim Nangrl :in der gc&gtwlen l'emperatur urid der Einwirkong dcs Sonncniichtcs wiirtien sic: die hiezii niithigen Yerinderungcn niclit erleiden.

Wir sehen nun in dtw Friichtcn dcs Vogelbcerbanms uiif dio Weinsirire, die, Aepfelsiure, aul' die sauerstoffreichcre Siurc tlio aii Sauerstoff Brniere folyen ~ wir sehen dio Aepfelsaure in den Beercn nach und nach beinahe giinziich verscbwinden, nnd fin- den an ihrcr Stelk Gurnmi rind Schleim, die rorher darin fehlten, und cben 50 vie1 Grunde wie nir fur den I'ebcrgang dcs Koh- lenstoffb; dcr Weinsiiure zu cinem Uestandtlicile der auf sie fol- gwJcn Aepfc!ssure hahen, an dem wohl sc!iwcrlich jrnand zwei- kit, genau so vicl habcii w i r Sir den t'rlergang d i e m S.Jur;fn in Zuckcr. Die Meinunq, dal's cine Ftlatizr! Kolilensaure assimiiire, tltrb diese Kohlensiurt- in itirem (Organisinus die Form von Wein- siiure , Traubensiiure , Citronensaure Iedig!ich deshalb annehmen SOU, urn als letzter Zweck wieder in Kohlens5ure zuriickvenvan- deIt zu werden, diese Meinung kann vernunftiger Weisc nicht gehegt wcrdcn.

Wenn diese Ansicht in Beziehung auf den Antheil, den die owniscben Sauren nn der Hildung des Zuckers nehmen, sich

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Lieb ig , die H’echselwirthschaf~. 63

bestatigf, so muk sie fiir die Bildnng alkr andcrn ihm iihnlictr zusarnmengesehten stickstomreien Materien gleiclie Geltua? haben, die Bildung des Aniylons, des Pectins und Guininis, erfolgt also hiernach nicht uninittelbar , micht sprungweise aus dem Kohien- stoff der Kohlensiure und den Bestantltheilen dcs Waswrs, son- dern es findet ein allmliliger Ueberqang statt, in Folge der Er- zcugung von Verbindungen, die imrner firmer an Sauerstoff und iinmer reicher an Wasserstoff werden. Die Bildung ties Ter- pentiiiiils kann ohna die Ents tehg von nnalogcn %i\ijcllcngiie- dern nicht getlacht werden.

Wenn aber die sanerstorrteichcn orpnischen Verbindungen, die Sitwen, die Eritstolrung dcr saoerstofTk-nieren, des Zukers, des Amylon etc. acrmiftlen, SO ist klar , dafs i n den I(ultnr- pflanzen, in denen die Siuren nur sclten frci . sondern mvistens in der Form von Salzcn vorhanden siitd, die Alkalien und ulka- lisctien Basen, als die Rcdingungen anceseheit werden inksen zur Entstehung ihrer stickstofTfreicw Bestandtlieilct. Ohne dic Gegenwart dieser Basen kann sich vielleicht rine orgairisclie Saure, allein ohne die S3ure kann sich im Organhus tliescr Pflanzen keia Zucker, liein Amylon, kein Gummi und I’ectirr bilden. In den Friichten und Samen, in welclien die organisclien Sauren frei, d. h. nicht als Salze enthallen sind, wic die Citron- s ~ u r e in don Citronen, die Oxalsiiare i l l tldn Kicherwbsen, bildet sich kein Zurker. Niw in dcn Pl!imzen rntstnht Zuchcr, Gummi, AmyicBti, in denen die Saurcn sich vereinigt finden mil

Basen, in welchcn sich lo5!ichc Salze dieser Basen belinden. Gleich$iltig welchen Werth man dieser AnsicLt iiber den

Antheil, den die alknlischpn Basen an dom Lebensprozet der Yegetabilien nelimen, beilcgen will, die bcstirnrnte Thalsache, dafs in den sich entwickolnden jungen Trieben, Bliittern und Knospen, in den Theilen der Pflanzen also, in welchen das As- similationsvermogen in grorster Intensitit wahrgenommen wird, dafs in diesen der Gehalt an alkalischen Basen am stiirksten ist,

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64 Ltebdg, dic? Wecluclwirihschaft.

dds die an Zucker und an Aniylon reiclistcn Gewichsc:, nichl minder ausgezeiclinet sind durch ihren Gchalt nn alkalischen Basen und orgariischen Siiuren, diese Erfalirung kann dieser Vorstellnng wegen, fiir die Landwirthschan ihre Bedeutung nicht vcrlieren.

Wenn wir Zucker und Arnylon begleitet finden yon Saizen, die durch organisdie Siuren gebildet sind, wenn die ErFdhrung vorliegt, tlafs init dem Mangel an den alkalhchen Rasen die garize Entwichelung der Pflanze, die Bildung dcs Zuckers, Amylons, der NolzPdser eingeschrinkt , dafs mit ihrer Zufuhr ihr iippiges Gedeihen befiirdert wird, so ist klar, dafs wir in der Cullur, wenn ein Maximum an Ertrag enielt werden soll, bei allem Ueberflufs an iiohlensaure und Huinus den vorgcsetz- ten Zweck nicht erreichen, wenn mir die Alkalien als die Haupt- bedingungen des Uebergungs der Kohlensiiure in Zucker und Amylon, gleichgiiltig in welcher Weisc sie hierbei mitwirken, niclit in reichliclict Mcngc und in dern zur Aufnahme gceigneten Ziistand den Pflilnztln darbicten.

Oxalsiiure, W e i n s h e , Citrondure , Aepfekiure, Flechten- siure elc. sind in dem Organismus der Pllanze erzeugt, ihr Kohlensioff slarnmt von der Kolilensaure her.

Wir finden dicse SPuren in den Gewactlsen, verbunden mit Kalj, mit Balk, init Bittererde zu Salaen, deien kleinste Theilchen sich selbst iiberlassen, iliren eignen Anziehungen folgen, diefs zeiqt sich in ihrer Krystallisirbarkeit.

Es kann keinem Zweifel untediegen, dafs diesen Verbin- dungen der Cheracter dcs organiscllen Lebens noch nicht m- hommt, eben weil die, beobachtbar in ihnen thatigc, Kraft nicht die Lebenskrafi sondern die Cohdsionskraft isf. Ganz dasselbe fflurs yon dem Zucker angenornmcn werdcn , welchcr ebcnfalls krystallisirbar ist.

Wir miissen voraussetzen, dd% die kleinsten Thcilchen der Produkte, welche aus der Kohlenslure gebildet warden sind.

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L i e b ig, die Wechseiwirtluchaft. 65

der in der lebendigen Pflan7.e uuf sie einmirkcndcn Thitigkeit sich ebenso unterordnen wie dic kleinsten Theilchen der Koh- lensiiure selbst, dafs also der Kohlenstoff der Oxafsiure, Wein- s h e etc. Cia Fabigkeit bmitzen mufs, zu einem Bestandtheil eines mh Lebenskraft begabten Orgdns iiberzugehen.

In den orgaaischen Sauren lafst sich dieser Uebergang mit Leichtigkeit verfolgen.

Deiilien wir uns , dafs 12 Aeq. Eohlensiiure, Bei Gegenwart einer Basis und durch Einwirkting des Lichtes, in Folge der auf ihre Eleniente einwirkenden Lebenskran , den vierten Theil ihres Sauersbffgehaltes verlieretz, so haben wir Oxalsiure. Diem Siure kann im wasserfreien Zustande gedacht, aul kcino an- dere Weise aus Kohlendure erzeyat worden seyn.

C,, 0,, - 0, = C,, 0,' = 6 Aeq. wasserbcie OxaIsiiure. Die Oxalsiiure existirt nicht im wasserfreien Zustande. Als

Oxalsiiure-flydrat enthdt sie 1 Aeq. Wasser, das Kal i - , Kalk- und Bfagnesiasalz enthstten ebenfalls Wasser. Das OsalsPure- Hydrat besteht aus:

C , , 0," + H,, 0, = C,, €I,, O,, = 6Aeq. Oxaldure-Hydrat. Man beobachtet leicbt , dafs Kohlendure und Oalsiiure-

Hydrat eine gleiche Meage Sauerstoff enthallen. Wir kijnnen uns deshalb OxdsiiureHydrat entstanden denkcn aus Kohlensiiure, in deren Zusarnrnensetzung eine gewisse JIenge Wasserstoff aufgenornmen worden ist.

Wenn durch die fortdauwnde Einwirkung der nsmlichen Thiiligkeiten Bus der OxaIs2nre new Quantitiiten Sauerstoff aus- geschicden werden, so haben wir Weinsaure oder Aepfelsiiure. DurGh Austreten von'9 Aeq. Saucrstoff entsteht Weinsiiure, wenn 12 Aeq. Smerstoff abgeschieden wcrden haben wir Acpfelslure.

Oxalsaure-Iiydrat C,, H,, 0,. - 0, = C,, n,, O,, zz 3 hcq. Weinsaurc.

3. I, c, , 0:' - o,, = c,, H,, O,, zz 3 Aeq. AcpfclsXure.

Durcli ein einfaachcs Austreten von W'asser aus den Elc- rnenten der Aepfdsaure entsteht Citronsiure, wir wissen, dafs

Annal. d. Chemie u. Pharm. XLVI. Bds 1. Heft 5

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66 Lie b iq , die Wmhsehcirtiuchaft.

wir durch den blofsen Eiflufs der M'iirme aus Cilronsaure - A c O w e , aus Aepfeelsa'me - Flechtensuure und itlalcinsaure henonubringen vermogen Aepfelsiiure C,,H,, O,,-H, O=C,, H,, O,, = 3 Aeq.CitronsHure

3 C,,H,, 0,,-3H,O=C,, H,O,=SAeq.FIechtensaure. Wir kiinnen nun die Weingum, Citronstinre, Aepfelsiuro

mit betrachten als Verbindungen von OxalsSrure mit Zucker, Gummi, mit tlolzfaser, d e r den Eiementen derselben :

W einsanre Oraiduro trockoer'rraubenzocker. 2 CCIZ t I l 2 O l d = c,, 0,s + c,, Hzr 0 1 2

in der Art also, dab durch Hinwtrebn neuer Quantilaten Was- sexstoff, alle diese Sauren zw Bildung yon Zucker, Arnylon, Gumrni dieneii konncn; bei diesem C'ebergang miissen, wie sich von s,ebst versteht, die Alkalien, die mit den Sauren verbunden waren, wieder frei werdw; sie miissen die Fahigkeit erlan- gen, dieselbe Rolle ads Neue zu spielen. Es ist hiernact denkbar, dafs ein Aeqnivalent Alkali dam dienen kann, urn 10. 20 bis 100 Aequivalenle Kohlenstoff zu einem Bestnndtheil der Pflauze iibergehen zu machen, nur in der Zeit rnufs die Quintitit der vorhandenen Basis einen Unterschied bewuken.

Wenn cine perennirende irnmergrbe Pflanze, durch HtXe einer gegebenen Quantitst Kali, eine gewissc Quantillt Kohlen- stotf in irgend einer Form, wibrend der Dauer des ganzen Jahres assimilirt, so mofs, um dieselbe QuantiMt in deal vier- ten Theil der Zeit in die Pflanze Cbergehen zu mactien, einem Sornmergewiicils viermal sovie1 Kali zugefiihrt werden

Gay-Lussac b e o b a w e zucrst, dafs OxalSiure, IVeinsiiure, Citronsthe, Zucker, &lzbser etc. durch Berihrung mit Alkali in einer hbheren Ternperatur wieder zuriickgefihrt werden in Kohlenshe.

Diese Zersekungsweise ist gerade der urngekehrte Procefs, der in den Pflanzen vor sich gelit. In dem letzteren treten zar 4ohlensioff verbindung, zur Kohlendure die Elemente des Was-

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sers, es enlstcht Oxalsiiure, Weinsiiurc t%. in Fulge eiiiw Ab- rcheidung zjon Sauerstof.

In dcrn genannten chemischen Proceb treten zu den Ele- menten der Oxalsaurr, Weingiure etc. die Elemenie des vorhan- denen Wassers, sie *erden in Kohlettsaure wruckgefiiht 471 Foke einet Abscheidmg von Wmserstof.

Ohne alle Gasentwickelung spaltet sich bei Cegenwart. e i n e ~ Alkali’s, die Wcinsiiiirc und Citronsirure schon hi einer T~mpm- tur yon 2w) Grnden in Oxalske, wvahrend ihre andern EIemente zu EssigWre zusammenlreten. Die wasserfn5e Essigsaure ent- hl i t aber Kohlaktoff und die Bestandtheiie des Wassers genao in dem nhl i chen wlathen VerhdtniB wie die Holzt:~ser, (Peli- got) die wlcr ganz ahnlichen Bedingungen m der That auoh Essigsiure liefert.

Diese ZcrsetzunpweiSe hat einen ausgezcichneten franzii- sischen Cheniiher dahin gefchtf, fmtg gebiMete Ovalsjure in der Weinsaure aimnehrnen , jedenfhlls sind ihre Eiemente darin ne- beti dgncn eiiw zweiten tiiirpers zugegen, welclicr wie Zucker, Gummi und liolzfaser, als eine Verbindung m kohlenstoff mi; W a r n betrachtet werdcn kann.

Ein jeder ‘rheil urid Bestaudlheil des Thierkijrpers slammt y o n den Pflanzen nb. Durch den Organisttius der Ptlanzen wer- den die Verbindmigun gebiidet, weiche zur Blutbildung dienen, es kann lieinan Zwcifcl unlerliegen, dafs in den zur Emiiuung dienenden Theilcn dcr l’ffanzcn, nicht M o s fin oder znei, son- dcrn alk Bestandtlieile dos UIules zugegen seyn miissen.

Wir boniien uns nichl denken, dafs in dent Iiorpet cines Thieres Blur, in dem Kiirper einer Kuii Milch gebildet merden kann, WRII in &er h‘ahrung ein ginziget von den Bestand- theilen fehlt, welche als gleichnothwendige Bedingwrgen zur Un- terhallurlg aller Lcbcnshnktionen anpesehen werden miissen.

Die schwefel- und stickslofialhgen Stoffe sowohl, wie die Alkalien und phosphorsauren Salze sind Blutbestandtheile, der

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68 L P'ebig, die WeckselroirtAsrh@.

Ucbcrgang tlcr crslcrcn in Blut kann nicht gedacht werdcn, dine dic C;egc>ltwiW oder Illilwirkung dcr andern.

Die Pialiigkcit ciiics Pflauzcgtheiis das Leben cities Thiercs ZII erlialkw, seinc Bliit - und Fleischmassc zu vermcbren, stell; iiiernnch in gradcni Vcrlidt~iifs zu seincm Gehnll an den orga- nischen fllidbcst:rridtheilen und der zu iluem Ucbcrgangc in Blut nothwendigcn Menge an Alkalien, phoytliorsaurca Sahen und Cl~lormek~llen (liochsalz odcr Chlorkaliutn).

Es ist gewifs in kohem Grade inctlitviirdiR und fk die Xgrikultur bcdcutungsvoll, dafs dic schrvefcl- urid stichstofial- tigen Pflanzcnsloffc, die wir tlls orgariisclie Blutbestandtheile be- zeictrnet hnben, in allen Pllaiizeiitl~eilen , HO sic vorkommen, slcts begli4et sind YOII Alkaiicn und phosphorsaurcn Salzen.

Ijer Saft der liartoffeln, dcr RuiikclrULen enthiilt das vege- labjlische AlLumin , beglcitet voii Salzeti niit alkalischen Baser1 und l&iliclicr pliospliorsaurer Bittererde, in den Sarnen der Erb- sen, Lifiseii, Bohncn , d m Sumen der Getreidearten liabeii wir pliosphorsaur;: .4 lkalien und Erdsalze.

Dic Semen und Friicbte, welche am reichsten siiid an den organisden Blutbestandtheilen, cnthttlten auch die anorgankchen, (lie Alkalien uiid pliosphorsaurcn Salze, in iiberwiegender Menge, rind in dcn andern, wie in Kartoffelii uild Wurzelgewicbsen, die verhBiaifsn~iifsig so arm sind an den erstwen, sind auch die :int1cni in weit geringerer Henge zugegeit

1)as gleichzejtige Vorkommen beider Iilassen yon Yerbiii- &1nge11 is& so constant, dafs ein inniger Zusamnienhwg nicht %*&annt werden henn. ES ist aubcrordenllicli wahrschcielich, dafs die Entsiehnng und Bildung Jcr organischen €%Westand- theile in dem Orga~iismus dcr Pllsnze aufs engste an die Ge- genwart Jer Alkalieo unJ phosyhorsauren Sahe geknGpit ist.

Wir nliisseri voraussetzen , dars auch mit der reichliclisten Zdutir an KoMlensCure, Anirnvniak iind der schwefelsauren Snlze, \velclic dcn Schw-efd liefern, die organischen Blutbesfnndthcile

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sich in der xu ihrem Ikbergange in Blut geciyriekri Form nicht biklen werdcn, wenn es 8n Alkillicn und phosphorsauren Salzen fclilt, die wir als coesiante Bcgleiter dersclheri finden.

.4ber auch angcnnrnmcn, sic seycn in dem Organismiis der I7flatize nucli ohne Mitwirfiung tlicser JIsterien erznigbar , so wiirden sie im Iiiirper dcs Thieres ivcder in Blut noch in Fleiscli iibcrzugelien vcrmGgen, wenn sic (die minerdischen Glut- bestandlheile) in dem Pflanzenthcil rehlen, tler zur Satirung ga- geben wid.

Von alien theorclisclien Bclrecliluiigen abgeselieii , mufs der rstionelie Landwirth also in Beziehung auf den Zweck, den er w erreichen strebt, gensu so verfdiren, wie wenn \on der Gegen- wart der unorganisclien Blulbestandtheile (der phosphorsawen Salzc und der Alkalien) die Produktion der orgariicchen a l h i o - pig ware; er mufs seiiicn Pflnnzen alle ziir Ilildung der Blatter, Stengel und Sarncn notliwwdigen Bestandllicilc qebcn, uM1 wenn er auf scinen Fcldern cin Maxinium voii Not i ind Fleiscli erzielen will, so niufs cr diejcnigen Bestunr!iheilc dersclben i n reiclili- cherer blenge zufiihrcn, wclcht die A~niosphi~re nicht liefern kann.

Amylon, Zucker, Gummi enllialten Kohlenstoff, und die E k - lnente des Wassers, sie finden sich nic mit Alhalicn vercinigl, sic entiinlten keine phosphorsauren Salze. Wir IiGnneii uns deliken, tlafs in zwei Spielarten derselben Pflanze, bci Zufulir eiiier pleiclien Blengc der niineriilischen Sahrungsstoni,, sidi sehr unglciclie Mengen von Amylon oder Zucker bildcn, dafs wir yon zwei gleichcn Fliichen auf vollig gleiche V'eisc vorbc- reitetes Land von zwei Spirlartcn Gersk, von der eincn die HRNe oder das doppelte Gewicht rnehr Sanieo, wie yon der an- deni erndlen, allein dieser Mehrertrag kann nur auf ihre stick- stomreicn rind nicht auf ihre schwofel- und stickstrifialligen Eo- stnntlllleile hzog:"n wcrden ; fur cine gleiche , deni Boden auge- fuhrte und in die Pflaiize iibergcgangene Mcnge der anorgani- schcn Blnlbcstandtlirile mufs in deli Samen cine ihnen entsprc-

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70 L i e b i g , dte Rkchehirthscha/t.

chende Mewe der orpanisclien gebildet wcrden , in der einen kann im Ganzen nicht mehr daton wie in der andern vorhanden seyn.

Nur wenn die eine Pflatlze in der gegebenen Zeit weniger Stickst& zngefiihrt erhalt, wird sich eine Verschiedenheit her- anstellen; beim Mange1 an Animoniak nird oine entspre- chende Menge der anorganiscben Blulbestandlheile keine Ver- wendung linden.

Yon zwei verschiedenen Phnzengattungen, die wir euf einem Felde von gleicher Beschaffenheit cultiviren , wird dieje- nige dem Boden die grijfste Menge anorganischcr Blutbestand- theile (phosphorsaure Sake) enteieheu, in deren Organismus die g d s t e Menge a6 orgaaischen Blutbesleiidtheilm (schwdel- und slickstoffirakige Verbindungen) eneug! wird

Die elne Pflanze wird den Boden d m n erscbijpfen, wah- rend er unter gleichen Bedingungen bei dem Anbau der andern, die ibm eiae kleinere Menge phosphorsaurer Salze cnteog, fiir eine &iW Pflanzengatlung noch fruchlbar bleibt.

Daher kommt es denn, dab mit der Audildimg gewker Pflamentheile, welche, wie die %.men, alla andem m ihrem Gelialte an organischen Blutbestandtheilen bei weitem tibertteffen, der Boden weit mehr on phosphorsauren Salzen verikrt und da- ran ersch6pft wird, als durch die riuliur der kreutartigen Pflaa- zen, oder YIM Knallen- nod Wunelgewdchsen, die verhiltnils- miifsig s e h wenig davon enthalten.

Es idferner Mar, dafs m e i Pflanzen, die in gleichen Zei- ten einerlei Mengen der ntimlichen Bestandtheile bcdiufen, wenn sie neben einander auf dem nalichen Boden waehsen, sich in die Bestandtheile des Bodens theilen werden. Was die eine davon h ihren Orgimbnns auhimmt, hann von der andern nicht vcrwendet werden.

Enthalt der Boden auf ehem begremkn Ranme (Oberflache und Tiefe] nicht mehr an diesen anorganishen Nahrungsstoffen do zehn Wnzen zu ihrer volkoinmenen Enfwickelung bedurfm,

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L i e b ig , die M’echehci,trucW. 71

SO werden zwanzk Exemplare derselben Pflanzen, auf der n;inl-

lichen Obefiiiche gebaut nur ihre halbe h b i l d u n g erreichen; in der Anzahl ihrer Blilter, Starke der H a h e und h a h l der liorner mufs sich ein Unterschied ergeben.

Zwei Pflanzen derse!ben Art mussen sich gegenseitig schaden, wenn sie in einer gewissen Nahe wachsend, m e n i p von den ihnen nothwendigen Xahrungsstoffen imBoden, oder in der Atmosphire die sie unigiebt, vorlinden, als siezu ihrer vol- lendeten Ausbildung bediirfen. Keine Pflanze wirkt in dieser Weise nachtheiliger auf eine Wcizenptlanze, als eine zweite Weizenpflanze, keinu mehr auf einc Kartoffelpflanze, als eine Kartoffelpflanze. Wir finden in der That, dars die Culturpflanzen an dern Rdnde der Aecker, an Starke, an Anzahl und Reich- haltigkeit der Samen und Knollen, die in der Mitte wachsenden bei weitem ubertreffen.

Derselbc Fall mofs sich aber in ganz gleicher Weise wieder- holen, wenn wir die niimliche Pflanze anstatt nebeneinander, meh- rere Jahre hintereinander auf demselhen Boden cultiviren. N h f i wir an, dr-r Boden enthalte eine ffir 1OOOEmdten Weizen geniigende Menge von kieselsauren und phosphorsawen Salzen, so wird er nach lo00 Jahren vdlig unhchtbar fiir dieselbe Pflanzengattung seyn. Denken wir uns die Obmflache dieses Feldes bis zu der Tiefo hinwcggenorninen, in welcher die Pflanzen dttr f i l e r e n Erndten wunelten, machen wir die Qberflkhe tun Untergmnd und den ljntcr,mnd zur Oberfliche, SO haben wir eine neue Obertliiche, die, weit weniger erschopft, urn wieder einc R e i h von Erndten verbiirgt, ellein auch dieser Zustand der Fruchtbarkeit hat eine Grenze.

Je weniger reich der Boden an diesen, den Pflanzen SO

unentbehrlichen mineralischen Nahnrngsstoffen ist, desto friiher wird der Zeitpunkt der Ersch6pfung eintreten; es ist aber lilar, dafs wir ihn in dcn ursprlnglichen Zustand der Fruchtbarlieit zurlickversetzen, wenn wir die friihere Znsammensebng wieder

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72 Lie big, die IYeclrseI?aloirt~scha~~.

herstellen, wcnn wir ihni also die 1BestanJtheile wicdergeben, die wir in den Pflanzen gwiiidlrt und hinweggcnommen Iraiici~.

Zwei Pflantnzcn werilen nebcn otler hin\rr einander cultivirt werden kiinnen, wenn sie uqleiche Mengcn der nknilichcn Be- standtiieiie in ungleiclien Zeitcn bediirfen, sie werden sicli nicht einandcr schaden, und aufs Ueppigste nebeneinander gedeihen, wenn sie zu ihrcr Entwickeliing oerschiedenartiger Bodenbe- standtheile bedirrfcn.

Die Versuche von de Saussure und viclen andern Na- turforschern haben dargethan, daD die Samen von Vkia Fuba, von Phaseolw eulgmk, yon Erbsen und Gartenkresse (Lepidium saticm) in feuchtem Saade, in feuchterhaltenen Pferdehaaren keimeri und bis zu einem gewissen Grade sich entwickeln; wenn aber die in den Semen enthaltenen Minrralsubstanzen zur weileren Ausbildung niciit mehr hinreichen, so fangen sie an zu Echmdchtcn , sie hihhen zuweilen, setzen aber nirmals Sanicn an.

Wiegnisnn und Pols tor f liefsen in eiiiem weirsen mit Kitnigswasser ausgekochten, und von der Saure durch sorqfalti- ges Waschen hefreiten Sande 9) Pflanzen ~erschiedencr Galtun- Ken vegetiren; Gerste iu3d Hafer, die in diesem Sande wiichsen, erreichten bei gehdriger Befeuchtung mit aminoniahfrciem Was- ser, eine tIijhe von i t , Furs, sic kamen zur Bluthe, setzten abcr keincn Samcn at1 und welkten nach der Bliithe ab. Vkh SdiEa erreichte einc Hdhe yon 10 Zoll, bluhto, setzte Schoten an, alleiu sie enlhicltcn kcinen Samen.

Taback in clrescn Sand grsaet, enlwickelt sich ganz norni~l,

O ) Dieser Snnd er1:iiielt in too0 Theilen: 979,OO Kierelerdt., 3,20 K R l i , 8.76 Thonerde. 3,l5 Eisenosyd, 4.84 Kalk. O . ( N Bittererdc.

Siolic Pr&sCbrif; Seitc! 29.

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L ieb i g , die WechseltoirtlrschatnII. 73

alleiii ~ o n i Junius bis October eneichten dio Pflinzchen nur die Iiijhe voii 5 Zoll; sic erhielten nur vier Ulalkr, keinen Slengel.

Es crgab sich aus der Untersuchiirig der &lie dicscr Pflnnzen, so wic aus der Analyse der Samen, da& der an sich so unfruchtbarc Sand, so weirig er Ruch an Eali and lijslichen Beslandlbeilen enthiell, nichls desto weniger eine gewisse Menge dawn an sie abgrgcben hatle, von denen die Entwickelung der Halme und Blitler abhangig war, alleiii diese Pflanzcn konnten nicht zutn Sinlentragen komnien, weil es offenbar an den zur Bildung der Samenbestandtheile nitthigen Stoffcn gaozlich fehlte.

In der Asche der in dieseiri dande gewachsenen Pflanzeii liefs sich in den meisbn die Gqenwart von Phosphorsiiuro nachweisen, allein sie entsprach nur der Meoge derselben, wei- chc dctii Boden in den1 Saincn zugef~hrt worden war. In der Asche der Tabachspflanze, deren Samen ltekannllich so klein sind, dds ihr Phosphordure-Cehall fur dio Aufsuchung wr- schwindct, liefs sich k ine Spur davon entdecken

Was die Theorie in Hinsichr auf die Ijrsache der Udrucht- barkeit diescs Sandes mit Bestimmtheit vorhersagte, ist durch W i e g 111 a 11 n und P o Is t o r f zur Evidenz dargethan worden. Sia nahmen den niimlichcn Sand und bereiteten sich dirch Zusatz yon lauter kiinstlich in eincin Laboratorium bereiteten Salzen einen khstlichen Boden damit, sie siieten in diesen BO- den die nimlichen Pflanzen, uud sahen sie darb ads Uep- pigste gedeihen. Der l'aback bekam einen uber drei Furs holren Stengel und viele Bliitter, am 25. Junius ting er an zu bluhen und setzte gegen den 10. August Sanien an , von denen am 8. September reife Samenkapseln niit vollkoinmenen Saiiien genonimen wurden.

i n einer ganz gleichen Weise, entwickelte sich die Gerstt., der Hafer, das Heidekon, dcr Iilee, sie slle wuchsen treudig, bhihten tmd lieferten reifen uiid vollborninneo Saitieii.

Es iat vollkommen gewifs, dafs das Gedeihen dieser Ge-

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14 L i p b i g , die Wechsehoirthschaft.

wfchse in dem vaher ganz unfruchtbarcn Sande abhangig war, von den zugesetzten Salzcn; die far alle gleiche Fruchtbarkeit wurde diesem kiinstlichen Boden gegeben durch den Zusah ge- wisser Substamen,. k e n Gegenwart sich in der ausgebildeten Pflanze, in dem Stengel, den Bletteni, d e n Sarnen nachweisen Iifst, deren Vorhandenseyn im Boden und in den GewBcfisen ihre Mothwendigkeit fir das Leben der Pflanze aufser ZweifeI setzt

Wir sind also im Stande den utifruchtbarsten Boden in den Zustand der grijfsten Fruchtbarkeit fi. jede Pflanzengamg ZD. versetzen, werin wir ihrn die Bestandtheile geben, weiche sie zu ihrer Enhvickelung bediirfen. Es wiirde zwar weder die Ar- heit noch die Kosten lohnen, einen v6llig unbuchtbaren Sand nach diesen Principien hnchlbar zu machen, allein auf imsere gew6hnlichen Ackererden angewvandt , die an sich schoo vide dieser Bestandtheile enthalten, geniigt es die fehlenden zu er- setzen, diejenigen zu vermchren, wclche in zu kleiner N e w vorhanden siiid, und dem Boden durch die Kunst des Acker- batis die physikalische Ileschaffcnheit zu geben , welche ihn fiir Feuchligkeit und Lull zugiinglich machen, und den Pflanzen ge- statten, sich diese Bodenbestandtheile anzueignen.

Die verschiedenen Pflanzengattungen bediirfen zu ihrem Wachsthnm und voflkommnen Ambildung entweder die nirnli- chen anorganischen Nahrungsstoffe , aber in ungleicher itlenge, &r in ungleichen Zeiten, oder sic bediirfen verschiedener Mi- ncmisubstanzen. Auf der Verschidcnheit der zu ihrcr Entwick- hng nijhigen Nahrungsstoffe, welche der Boden dsrbieten mufs, beruht es, dafs manche Pflanzengattungen nebeneinander wach- send sich ggenseitig in ihrcr Entwickelung hemmen, dafs an- dere hingcgeri iippig nebeneinander gedeihm.

Verglcichen wir in drr That die Bestaiidtlicile der Asche der natnlichen Pflanze, die auf verschiedenem Bodeii sich ent- wickelt hat, SO finden wir nur sehr gcringe Verschiedenheiten in ihrer Zusammensetzung. In dem Stroh der Gramineen haben

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Lie b ig , die Wechseiwirthsc?iaft 75

wir als nie wechselnden Bestandtheil Eiesels5ure und Kali, in .ihrem Samen phosphorsaures Iiali und phosphorsaurer Bittererde. In dem Erbsenstroh, in dem Klee findet sich eine reichliche Menge Kalk. Wir wissen ferner, dafs in gewissen Pflanzengattungm das Kali durch Natron, der Kalk vertretcn werden kann durch Bittererde.

Aus den Untersuchungen Boussingault’s (Ann. d. ch. et

de phys. 3. Serie T. I. p. 242.) geht ferner hervor, dals auf einer gleichen Fliiche (4 Mogen) des nlrnlichen Feldes einrnal gedungt, in 5 hintereinanderfolgenden Erndten dem Boden entzogcn werden:

i. Jahr yon einer Erndle Kartoffeln (Knollenhe Kraut) 2448 $&. 2 n n n n WeizenCStrohundKm) . . 371.0 n

3. n n n 3 Klee . . . . . . . . . 62440 n

v n n 3 Weizen*) . . . . - . . 488,O n

4.1 n n n n Brachriibcn . . . . . . 1@,8 x

5. n n n n Hafer([iornundStroh) . . 213,O n

Durch ehe &ndk Rurlkelruben **) (WuneIn ohne

Bodenbestandtheile

Blitter) . . 399,6 n

n B n n Erbsen (IZorn und Stroh) . . Gl8,O n

n n n n Roggen n n - . . . . 2S4!6 n

Topinambour (Hel. tuberosus) . . . . . . . ~ 660,O n

Aus diesen Zahlen, welche die Quantikten von anorganischen Substaneen ausdrlcken, die von versohiedenen Manzen dem nlm- lichen Boden entzogen werden, die wir also in der Erndte hin-

*) In einer zweiten und dritten Frnch1folge. ‘9) In der oben angefohrten fGnfjribrigen Frnchtfolge findet rich Weizen

zweimal aufgefirhrt, in dem zweiten Jahr wurden durch eine Erndte Weizen dem Boden 371 Pfund, in dem vierten Juhr 4% Pfuund an- organische Stoffe entzogen. Diese Differenz liegt in der ungleichcn Meage von Stroh uad Korn, die in diesen beiden Jahren geerndtrt wurden. In dem einen Jahr betrug das Gewicht der Strohr urid Korns zusarnmengenomrnen 8790 Pfund, in dern andern hingegen 10858. Drs relative Yerhfltnik ihrer Ascbe irt ganz damlbe wie diere Zahlen.

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76 Lie b i g , die ~~rchselwh.lhscha/t.

wcgeelimen, ergiebt sicli, dafs rerscliiedene Pflanzen uqleiche Cc- wichte dieser Bodenbestandtheile in ihren Organisms autindruien.

Die niliere Rctrachtunq ihrcr Aschenhestandtlirile zcigt fer- ner, dafs sie in I30zieliung auf ihre Vrialitiit wcsentlicli yon ciii- nndcr nbweichen.

Die Runkulrilbea, Kartoffeln und weifsen Riiben tiinterlassen im trocknen Zusilande verbrannt, Yon tausentl Ttieilen YO Th Asche, wclclie leicht schmelzbar ist und eine grofse Menge kohlensures Kali uiid Salze mit alkalisthen Basen enthiilt. Vori diesen 90 Theilen I&SCII sich 75 Tlicile in kaltem Wasser.

Ziveilausend Tlieile trockenes Fanenkrwt gekn ebenfalls ‘30 Tlieile Axha, aber von diescn 90 Tlieilen lijst sich nichts oder nur eine Spur im Wasser. (Berthi er).

In eirier Ihnlichen Weise verhalt sich die Asche yon Wei- zenstroli, voii Gcrsteti-, von Erbsen-, Bohnenstroh , des Tabacks ctc. Von gleichen Gewichten ihrer .4sche, lijsen sich sehr un- gleiche Mengen ihrer Bestandtheile irn Wasser. Es giebt Aschen, die sic11 ganz, es giebt andere die nur zur HPlne iiii

Wasser IGslich sind , es giebt wieder sndcre Pflanzenaschen, \velche nur Spuren im Wasser IosIiclier Bestandtlieilc enthalten.

Wenn wir die im Wasser utiliislichen Theile der Aschen mit einer Siiure iibergiefsen, mit Salzsdure z. B.? so finden wir, dnfs von vielen Pfl~nzen der Rilckstand, den das Wasser liifst, vollkomrnen i n Siiuren liislich ist (Runkelruben , Kartoffeln, weifso Ruben), dafs voii tliiderii dieser Ruckstande, die eine 11ilfte.von der Sure gelijst wird, wahrend die andere wider- steti!. dafs von mieder andern nur ein Drittel oder noch weriigcr von der S:iu’re nufgenominen wird.

Die in kaltem Wasser loslichcri Bestaiidtheilcn der Pflatizen- a s c h hestehen oline Ausnahine aus &hen ?nit dkufischen B m m [Kuli , h t m n , ) . Dio in Siuren losliclien Bestandtheile siiid KaUr uiid Bikmdesalw, der in SBuren unl6sliche Riick- stand ist Ziiesckvde.

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L ieb ig , die Wechselwirthschq. 77

Nach dern ungleichen Gehalt an dicsen in ihrern \'crI1aIto(a gegen Wasscr und Sluren so verschieciencn Best;intttIieii~?,t,

lassen sich die C~dturpllanzen eintheilen in Kdi,u/7msm, welclle mehr wie die tidIfte ihres Gewiclites an liisliclien nlkalidien Salzen enthalten, in KalkpflnnzerG in denen die Iiolksalze, urld in Kiesclp/&nmrt, in welchcn die Kieselerde wrwaltet, eintlleilcn. Es sind diels gerade die Bestandtheilc, die sie zu ihrer Ent- wiclielung in reichlicfister Nenge bediirfen , und durch dic sic, sich wescntlich von einaider untcrscheiden.

Zu dcn Kdipflanzen gehiiren die Chenopodden, tlic M&lctl,

der Wennuth eic., unter den Culturpflanzcn die Runh.c~'rube, diu woeilse Riibe, der Muis. Zu den Kdkpflanzcn die Flediten Cwelche oxalsauren Kalli entlralien) , dcr Cucftss (der krystalli- sirten weinsauren Kalk enthilt), der Klee, die Bohren, dio Eidsen, utrd der Tdack.

Zu den Kiese&/lamen der W e i e n , der Hafer, dur Roqgm. die Gwste.

Kali und Kalku. Bit- Kitsekrde. Natronsalze. tererdesalze.

[Jaferstroh mit Sanien *) 34,O - 4.00 - 62,OO Kiae[- \Yeizenstroh"*). . . 22,00 - 7,20 - 61,05

pflanzen Gerstenstroh mit Samen*) 19,OO - 25,70 - 55,03 Roggenstroh*>?") ~ . 18$5 - 16,52 - 63,89 Taback, havannat) . -- 67,41 - 8,30

3 deulsclier -f) . 23,07 - 6 2 3 - 15,25 n imkQnstl.Boden*] 29,oO - 59,OO - 12,OO

Kartoffellirauti-f) . . 4,20 - 59,40 - 36,40

1 7,9 1

Wicscnklee") . . 3 9 , s - 5690 - 4 9 9 0

Erbsenskoh$) . . . 27,82 - 6&74 - K d k -

9) W i e g m a n n und P o l b t o r f . $ 0 ) d e S a u s s u r e .

*+') F r e s e n i u s . +) H e r t w i g . +t) B e r t h i e r und B r a c o n n o t .

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78 L i t b ig , die Wechselwirthchuff.

f a l i und Haik u.Bit- Kierelerde. Satronsalze. tererdesalze.

Maisstroh *) . . . . 71,OO - 6,50 - iS,OO Weifse Rilben . . 81,60 - 18,40 -

unkelriiben** . . . 88,OO - 12,W - Knrtoffelknollen*+?). . 85.84 - 1119 - 1y Helianthus tuberosus ***) S4,30 - i j,70 -

Diese Eintheilung biefet, wic sich von sdbst vcrsteht, keine scharfen Crenzcn (lar, es liefscn sich eiiie grofse Anzahl Unter- abtheilungcn machen, fiir Pllanzen nanientlich, in denen die Al- kalien ersetzbar sind durch Kalk und Bittererde. So weit u s e r e Erfahrungen reichen, fmdet wohl in unsern Kulturpflanzen ein Ersatz von Iiali durch Natron statt, eber ein Ersatz der Alkalien durch Balk ist in diesen noch nicht beobachtet worden.

So gehtirt die Xarloffelpflanze in Hinsicht auf dii: Bcstand- theilc ihrer Blatter zu den Kalkpflanzen, in Bezieliung auf die der Iinollen (wclche nur unbestimmte Spuren yon h'alk enthal- ten) w dcn lialipflenzen.

Bei dcn Kieselpflanzen hind diese Uriterschiede ganz beson- ders wahrnehmbar.

Man sieht leicht, dafs, verglichen mit dem Hafer und dem Weizcn, in Beziehung aiif die in Salzsiiure lijslichen BeslendtheiIe, die Gersttt zu den lialkpflanzen gclibrt, wiihrend sie nach ihrcm Kieselerdegehalt den Kieselpflanzen zugerechnet werden mufs. So enthilt die Runkelriibe phosphorsaure Bittererde und nur Spuren yon Iialli, die weifsc Riikc phosphorsauren Kalk und nur Spuren \.on Bittererdr.

Atis der Menge der Aschc und ilirer bekannten Zusammen- setzung lifst sich mit Leichtigkeit berechnen, an welchcn Be- standttieilen und in welchem Grade die einzeliien Ptlanzengat-

KaE- pbnzen

*) d e S a u a r s r r . m) Iiruachauer.

09.) B r n c o a n o t .

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L i e b i g , die Wedseiwirthschaft. 79

tungen, die K&.d#lanzen, Ka4k- und h'dipflanzrn den noden erschiipfun.

Das folgende Beispiel wird diefs anschaulich machen.

In einer Emdte werden dem Boden (4 M o g e n Has) rsl-

zogen durch: S a k mi! aUralischenBaaen. Halk,Bittererde- Kieselude.

Eisenoxydsalze. im Stroh 95,3! im Korn 35,m W e i m

371,46 - 46,W

57,8B - i39,TI im Skoh 40,i3 im Korn 42,05

R oggen

Rt~nlielriibcn ohne Blatter I Ie l ianhs tubcrosus

361.00 - 3734 - n

53400 - -104.00 - n

An phoLphorsauren Salzcn wurden dieser Fliche durch dies0 Erndten entzogen *)

9 In diesen Zahlen h a t man kein gmaues aber pin annsherndes Vw- hiltiiifs der Bodenllestandtlieile. dic in deli verschiedcnrn Erndten hinwrggenommetl wcrden. In der Ikctinung ist rlurrllaiis ilrr ..\schen- gchnlt nach U IJ c s i n g a u l t 's Brsttrnmiingcn + I zuGrutrde gelegt. Die Annljscc der Aschen sind snweit Lenritzt worrlrn. als sie bis dahin gunactit und hekanot waren. Ihe des Neizcnsaoiens und Stroh ist von d e S a u s s 11 r e , die des Erbsenstrohs von I1 c r tw i 6 , h e der Erbsrn von Dr. W i l l . die der Asche des Roggenstrohs ur.11 Sdrnens von Dr. F r e s e n i u s , der Runkelrtjhcn \-oil I l r u a c h a u c r , des lfelianlhlts tub. \ on Hr a c o n n o 1. Genaue u n d zuvcrllssigc Zahlen werden nur dann erhalten wrrden. wenn von einer eegphenrii Obcrfliiche, der hchenge- ha l t der darauf gewonnrnrri Fruclit bcstitnirit . und dicsc Asrhe :e!b5r drr Analysr unterworferi vird, also iiiclit wie in den1 Obigen, wo die Analjse sirh auf dle Asche einer rflaaze bezieht, die in einer andtrn Gepcnd und atif einem aiideim Bodeii und unter aiidern Ver- haltnisseii gewonnen wurde. So z. B. erhielt LI 0 us s i n g a u I t vom Erbsenstroh (stark gediingt) 1J,2 pCt. Asche, d e S a u s s i ~ r e nur 8 pCt. (mit Samen) und H e r t w i g nur 5 pCt. Die% Zahleu M-

-f) h a l . de e h . et de phys. T. I. 3. Serie.

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80 Lieb i g , die U’echsehoirthJchaft.

Erhsen ”). Weizen. Roggen. Topiambour. Riiben *+I. 117 - 112,43 - 77,05 - 122 - 37,84.

Nach dem Yorhergegangenen empfingen die P&nzen von dem Boden, auf dem sic zur rollkommenen Entwickelung-, llliitlie utid Friichtbildung gelangen, gcwisse Bestandtheile; in reitiem Wasser, in reiner Kicselerde, oder in einem Rodcn, in \vrlcltem diese BestandtheiIe fcillen, selien wir die Entwickelung tlrr Pflanzcn in eine sehr enge Grenze eingcsclilossen; fehlt dio Ziitiilu. Tun Alhnlien wii Kulk und Giltererde, so wird nur eine der in deni Sarnen ah Vorrath dieser Substanzcn entsprechende BIenpe. €talmc, Iil:ttter, Bldthen gebili1t:t wcrdm. Fehlt es an phosphorsauren Salzen, SO bildet sich der Same nicht aus.

Je rascher sich die PIlanze entwickelt, je schneller ihre Blattcr an Anzahl uiid Grofse zunehrnen, destc, gr6fser mufs in pinrr gepebenen Zeit die Zufuhr an alkalischen Rasen seyn.

Es ist klar, wenn allc Pflanzcn ohne Unterschied dcm Bo- den gcwissr Uestandtheile entzieheii, so kann keine ihn verbessem odcr ieicher und fruchtbarer fur eine andcre Pflanzengaltung machen. Wenn wir in Gegenden, arlf denen seit nndenhlichen

den! die absolute Menge, aber auf die relativen Verhlltnisse haben sie wenig oder keinen Einllurs.

Die Aschen-Analysen yon S p r e n g e l lronnten niclit benutzt werden, weil sie durchweg falsch sind, und nicht das geringsteyer- trausn verdienen. So Z. U. berteht die -4sche dcr Samen yon Weizen, von Erbsen. Saubohnen, Roggen etc. am phosphorsauren SaIzen ohne aIIe Ueinrischung von kohlensaarm, diese M e n ent- halten keine KieselsHure. S p r e nge 1 findet in den Erbsen 18 pet., im Roggen 15 pCt. Kieselerde. Dic Asche des Roggensamens eut- hPlt 18 pCt , die der Erbneeo 34,23 pCt. w.wcrfreie Phosphorrjure, er gicbt in den Erbsen 4 pCt., in dem H o g p 8 pCt. Phosphor- saure an. Be~nerlcenswerth ist, dafs in d6.r Erbsenaache alle Basen 01s dreibasiscli plrosphorsaure Salzc, in der hsche dea Roggens als zweibasische enthalten eind.

a) Stark gediingt.

**) Stark gediingt.

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Lieb ig , did 'M'echsclzrii.ll~c.I2nfi. 84

Zeiten die Vegetation nicht gcwechselt hat, dcn Wald in C u l b land verwantllen, wenn wir die Asclie der gefallten Ciume und Strincher auf dcm Feldc vertheiIen, so haben wir dem irn Bo- den vorhandenen , einen iieuen Vorrath von allialiscben Basen, von phosphorsauren Salzen hinzugefigl , welchcr fiu tiundert find mehr Erndten ge\r isser Gewiciise hinrcieht.

E n M t dieser Boden leichtverivitlerbare Silikab , so liaben wir dariri lijsliches kieselsaures Kali oder Natron, wclche der Halm der Kieselpflanzen zu seiner Ausbildung nGlhig het; mii den vorhandenen phosphorsauren Salzen haben wir auf einen, solchen Boden alle Bedingungen t i in eiiio Reihe von Jahren hindurch unuuterbrochen Getreide dai auf zu erzielen.

Fehlt es diesem Boden an diesen Silikaten, oder enthiilt er nur begrenzte Mengen davon, enthilt er Iiingegen eine teich- liche Menge Kalk- und phosphorsaure Sake, so werden wir cine Anzahl \on Jahren hindurch Tdback, Erbsen, Boohnen etc. und Wein davon erndten kijnnen.

Empfingt der Boden von allen diesen StofTen, dio er an die Pflanzen abgegeben hat, nichts zuruck, 6 0 mufs ein Zeit- punkt eintrelen, wo er an eine n e w Vegclation hcinen dieser Bcstandlheile mebr abgeben kann, wo er v6ilig erschbpft, roUig unfruchtbar selbst Tur Unkrautpflanzen w erderi mufs.

Je nach dem ungleichen Gchalt a11 diescn verschiedenan Substanzcn, wird diescr Zustand dcr Uiili-uchtbarkeit fir die eino I'flanzengattung fruhcr einlreten wie fur eine andere. Ist der Boden reich an Silikaten, aber arm an phosphorsauren Salzen, so wird er durch den Anbau von Weizen friiher erscliopll wer- den, \vie durch Hafer oder Gerste, eben weil wir in einer Wei- zenerndte mehr phosphorsaure Sake im Sanien und im Stroh hinwegnehmen, als in drei oder vier Gerste odcr Hafererudten "1.

*! Das Genicht der Asclic e intr Erndte Weizeiudmen vcrhalt s c h ~ I I dcni einer Eiiidte I h f r r wie 34 : 42,6, die dorm enth.iliciien phosphorsauren Salze !vie 26 : 10; dlc phoslhmaurci Sake im Stroh ungrrccbn.t.

Annal. d Chernie n. Pharrn XLVI. Bde. 1.Hek. 6

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82 Lieb ig , ditr Wechelwirlhschaft.

Fehlt cs diesem Boden 3n Kalk, so wird die Gerste nur unvoii- kommen darauf gedeihen.

Es ist der Mange! an diesen zur Sarnenbildung unenibehr- lichen Salzen, welcher venusacht, dafs wir, bei allem Ueberflufs an kieselsauren Salzen, in dem einen Jahr dao neunfache, in den darauffolgenden nur das dreifache oder doppelte Korn von Weizen auf demselben Boden erndten kcnnen.

Auf dem nlmlichen an alkalischen Siliktlten reichen Boden, welcher eine begrenzte Menge phosphorsaurer Salze enthalt, wird dcr Zeitpunkt der Erschcpfung an d i e m Salzen spatcr cintreten, wenn wir den Weizen abvvechseln lassen rnit Pflanzen, die wir vor dem Samentragen erndten, oder was das Niimliche ist, durch die rvir nur eine gecinge Menge yon phosphorsauren Salzen hinwegnehmcn.

Cultiviren wir auf diesem Boden Erbsen oder Bohnen, so werden diese nach der Erndie Kieselerde im loslichen Zustandc genug fur eine darauf folgende Weizenerndte zunicklassen, 01-

lein diesc Pflanzen werden ihn an phosphorsauren Salzen genau so stark erschcpfen wie der Weizen selbst, we8 die Samen beider zu h e r Ausbildung einer nahe gleicben Menge davon bedtirfen.

Durch den Wechsel rnit Taback, rnit Kartoffeln oder Nee, mit Pflanzen also, deren Samcn sehr klein sind, und verhiltnibmafsig nw wen& phosphorsaure Salze enthalten, deren Knollen und Bbtter nur geringe Mengen davon zu ihrer Ausbildung bedirr- Fea, werden wir in Stand gesetzt, die Erschijpfung des Bodens an phosphorsauren Sdzen aufzuhalten, aber eine jede derselben hat ihn um eine gewisse Menge phosphorsaurer Salze armer gemacht; wir haben durch den Wechscl mit andern Gewichsen den Zeitpunkt der ErschBpfung weiter hinausgeschoben, wir haben dem Gewichte nach mehr Zucker, Amylon etc. geerndtet, aber an eigentlichen Nahrungsstoffen, an Blutbestandlbeilen nicht ge- wonnen. Ist der Boden m an Kalksalzen, so werden unter

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I. i e b ig , dis WecJiseltoirthclraft 83

sonst gleiclien Bedinpngen der Taback, der Kleo und die Erb- sen nicht gedcihen, ohne d a b das Wackrthum der Runk-0 oder weifsen Riibe, voransgesetzt daQ es en Alkalien nlcht fehlt, dndurch heeintrachtigt wird.

Wenn auf einem Boden, welcher schwer d t i r langsam v&- witterndo Silikate enthalt, in seiaem netiirliclien Zustande durch den Einflufs der Aknosphire erst in drei oder vier Jahren so vie1 Kieseldure zur Anfschliefsung plangt, als fur eine Weben- erndte Iiinreicht, so wird man, vornnsgeselzt, defs es an den zur Samenbildung nothigen pliosphorsauren Salzen nicht fehlf erst von drci zu drei Jahreii Weizen a d rliesem Felde bauen kijnnen. Wir kiinnen diescn Zwiscbenraurn abkirnen, die Ver- wittmng beschleunigeii und einen grefseren Vorrath von lbsli- &en liicselsauren Salzen schaffen, wenn wir durch die mecha- nische Bearheitung die Oberfliiehc des Bodens VergrdKqern und &n der Luit und Feuchtigkeif zupqlicher machen, oder wenn wir durch Anwendung yon gebranntem Kdlk die Zersetzung des Silikates befijrdern, es ist abex gewifs, dafs durch aUe diese Mittel, wenn sie auch eine Zeidang uns reichere Erndten sichern, der Boden um so fniher seine nalivliche Fruchtbarkeit ver- lieren mds.

1st das VerMtnifs von dern in drei uder vier Jdren ad- geschlosscrten Alkali und Hiesclerde nur fur eine einzke Erndte Weizen hinreichend, ist also nicht mehr Alkali in Freiheit g e setzt und verwendbar geworden, so kbnnen wir in der Zwi- schenzeit ohne Nadtheil fur die Weizenerndte auf dern n M - chen Boden keine anderen Pflanzen cnltiviren, denn dmjenige Alkali, was diese letztere nothig hat zu ihrer eigenen Entwicke- lung, es kann Zuni Nutzen der Weizenpbnze nicht verwcn- det werden.

-44~s dm bekannten Verfidhifs von AlkaIi wid Kieselerde, welche in der Verwitlcnmg der Silikote bei ihrem Uebcrgangc

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in Tboa und bei der ,iufschliclseng rles Thoris *] in Frcilteit gwetzt worden, ergiebt sich, d a b fir eine gegebene Jkeiigtt der liislicli gewordenen h'ieselerde der Boden eine weit griifsere llenge Alkali im loslichen Zustande empfangt, als deni Vcrhalt- nifs entspricht, in weichern beide in dem Stroh enthallcn sind.

111 der h i t der Brache, die wir in letztereni Fttli zwisdien je zwei Wekenenidten leg00 miissen, libnilen wir deshalb dea Ueber- schuFs dcr Alkalien znr Cultur einer andern P5ame verwenden, wetchc Salze niit akaiischer Basis, abcr lieinc Kieselerde im Ioslicheri Zustande bedarf. M'ir k6nnen Runkelriibeii, ja Kar!of- feln vor dem Weizen bauen, wenn das an Kieselcrdc rriche Kraut der letzteren dem Felde nicht genoinrneri wird.

I n dern Vorhergehcnden haben wir die Aenderungen in der Beschalfenheit und Zusammensebung in Befrachtung gezogen, wtlclre ein Feld erleldet, auf d m wir t h e Anzahl Ton Jtlhrcn hindurcli eine Reihenfolge von Culturgewachsen geerndtet haben.

Wenn dieses Feld ein gehiiriges Verhaltnifu yon alkalischen Sililtaten, Thon, Kalk und Bittmerdi enthdlt, so wird man darin einen verhil~nifsmafsig unerschdpflichen Vorrath yon Alkalien, alfralischcn Erden und Kieselerde haben, niit dem Unferschied jedoch, dafs derselbe nicht uberall zu glciclien Zeiten rewend- bar firr die Pflanze ist W'ir konnen durch mechanische Bear- beitung so wie durch chemische Mittel (Kalk u. s. w.) die Zeit ver- kurzen, in welcher dieser Vorrath eiiien zu den Lebeasfunktio- nen der Pflanze geeignete Form erhdlt, allein diese Stoffe reichen nicht hin urn der Pflarizc eine vollendete Enlwickelung XU pestatlen

Wenn in demselben phosphorsaure und schwefelsaure Sake

*) >lit jedein Acquivrlentc Kali, WY Jch von den Bestandtheden einer Aeq. Feldspaths trennt, wird 1 Aeq. Kieselcrde in Freiheit gesettt. In dem Weizenstroh, Haferstroh und Roggenstrok rind auf I0 Aeq. Kiesclerde aur 1 Aeq. hdchstena cwei an M a l i e n enlhaltpn

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I , i e b i g , die Wechsekcirthchufr. U5

fehlen, EG wird die Pflanze nicht zum Samentmgcn knmnen, eben weil alle Sanicn ohne Unterschied Verbindungen entheiten, in dcncln Pliosphorsiiwe s6 wie Schwefel nie fehlende Beshndttieile nusrnachcn.

&lit alleni Uehcrflufs an dicsen andern Ekstmdiheilen wird dcr Boden vOllig unfruchtbar wcrden, wenn der Zcitpunkt ein- tritt, \YO cr 3n cine neuo Vegctation keine phosphor- und scbwefelsaure Salzen mehr abgeben kann.

Wit miisscn annchinen, d a t zur Bildig der Halrnc, d e krautcs, zur Fixirung des Kohlenstolfs, zur Eneupng von Zuclier , Amylon und Holzfitser eine gewisse Quantitiit hlkali (bei den Kalipflaiuen), oder. ein Aequivalent Kalh (Lei d m Kalkpflanzcn) nijthig ist, allein wir mbscn uns denken, dafs mit dler Zufufir an Amnoniab und Kohlensiure* sich nur einc den phosphorsauren Sdzen entsprechende Jfenge der sogenana- ten Blutbestancitlieile in dem Organismus dcr PBanze bilden kann. Die Erzeugung der &tick.stolF- und schwefelhaltigen Uestendtheiie des Saftes steht niit ihrer Cegenwart in der engsten Bezieltung.

Din jeder Bodeii , auf welchem irgend eine Unkrautpflanzc zur Entwickelung gelair$, ist ziir C d h x geeignet, im Fall die Unkrautpllanze bcim Verbrcnnen einc alkalische Asche hinter- CCd. Die Alkalien dieeer Asche slarnrnen von Siiikaten, ocbcri deiu Allieli muls 16sliehc Kieselerde vorhanden seyn.

Ein soicher Roden enthiilt vielleicli! die fur eine Hartoffel- odcr Riibenerndte liinreichcnde Meng von phosphorsaurer Bittvr- erde wid phospliorsaurem Kalk, ohne dcshalb reich gcil~: d m ! i f~ eine Weitenerndte zu seyn.

Aus diescn Betrachiungen crgiebt sich die grofse. W-ichtig- keit, die man in der A m s t des Ackerbiius den phosphorsauren Saben beizulegen hat. Wse Salze finden sirh stets nur in ga- ringer Menge in der Ackererde, und um so prijfscrc Atif-

merksainlieit niufs darauf vnrwtrntlet wcrdcn , urn jitdcr Er- schi;pfung tlam vorzubeugen.

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81; L i e b ig , die Wechsdwirthschaft .

Jederrnann rveirc, dafs in dern begrenzten wiewohl unge- h m e n Raum des Weeres, ganze Wellen von Pflanzen und Thieren aufeinonder folgen; dnfs eine Gcneratioa dieser Thiere alle ihre Element8 von den Pflanzen erlialt, d a k die Bestandtheile ihrer Orgrtntt nech dem Todo des Tbieres die ursprungliche Form wieder annehmen, in welcher sie einer neucn Generation von Tliieren zar Nahruog dienen.

Der SaticrstoIT, den die Seethiere in ilirem Atlinmgsprocefs drr damn so reichen im Wasser geldsten Lufi (sie enthalt 32 bis 33 Volum pCt., die atmosphirisclre nur 21 pCt. Sauerstor) entziehen, er wird in dem Lebenqrcuefs der SeepAanzen dem Wasser wieder crsetzt; er triU in die Produkte der Fiulnirs der gestorbenea Thicrleiber, verwandelt i h Kohlenstoff in Kohlcn- siiore, ihren Wasserstoff m Wwser, wahrend ihr Stickstoff dic: Form yon Ammoniak wieder annimmt

Wir beobachten, dafs un Meere, ohne Hinzutritt ader Hin- wegnnahme eines Elenmtes, ein ewiger Kreislauf statifindet, der nicht in seiner Dauer, wohl aber in seincm Urnfang begrenzt is#, durch die in dem begrenzten Raume in endlicher Menge enthahene Nahrung der Pflanze.

Wir wissen, dafs bei den Seegewachsen von einer Zufahr von Nahrung, vm Humus, durch die Wnrzel, nicht die Rede seyn kann. Welche Nahrung kann in der That die faustdicke Wurzel d ~ s Riesentangs aus einem nackten Felsstixke ziehen, an desscn OLerllaclie man nicht die kleinste Verlnderung wnhmimmt, eine Menze, wefche eine HBhe YOU 360 Furs meicht (Cook), von welcher ein Exemplar mit s&en Bldtlern und Zwuigen tausmde \on Seelhipren ernahrt! Diese Pflanzen bdurfen offenbar nur eirler Befestignng, eines Haltpunktes, wes den Wechstt des Or- tes hidert, oder eines Gegcnstandes, wodrirch ihr getingeres specifisclies Cewieht nusgeglichen wird, sie bben in einem Me- dium, wag d e n ihren Theilen die ihnen ndthige Nahrnng zu- fiihrt, das Meerwasser enlhiilt ja nicht ullein Kohlenstiwe irnd

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L i e b ig , die WechtehoirthschafX 87

Ammoniak, sondern auch die phosphorsauren und koblensauren Alkalien und Erdsalzc, welche die SeeptIanze t u ihrer Entwickc- lung bedarf, die wir als nie fehlende Bestandtheile in ihrer Asche finden.

Alle Ekfahrungeii geben zu erkennen, dals dio Bedingungen, welche das Daseyn und die Fortdaner der Seepflanzen sichern, die niimlichen sind, welche das Leben der Lam&tlanzen ver- mitden.

Die Lnndpllanze lrbl aber nicht wie die Seepflanze, in einem Medium, was d l e ihre Elemente enth&lt, und jeden Theil ihrer Organe umgiebt, sondern sit! ist auf zwei Medien ange- wiesen, yon denen das eine, der Boden, die Fkstandtheile ent- halt, die in dem andern, dm A l h o ~ p M n , fehlen.

Wie ist es miiglich, kann man fragen, dafs man jemals iiber den Antheil, den der Boden, den seine Bestandtheile an deni Gedeihen dcr Pflanzenwelt nabmen, im Zweifcl seyn konnte? Dafs es eine Zeit gab, wo man die minerahhen Bs- standtheile der Pflanze nicht als nothwendig und wesenttich be- trachtete !

Auch an der O b e f i c h e der Erde hat man j a den nrimlichen Iireislauf beobachtet, eincn unaufhijrlichen Wecbsel, eine ewige StGrung und Wiederherstellung des Glgichgewichtes. Die Fs- fduungen in d w Agnkultur geben zu erkexhen, Ms die ZU- nahme von P h z e n s t o f f auf einer gegebenen Ob&he wichst, mit der Zufuhr yon gewissen Stoffen, c0dch.e urrprirnglich Be- stnrdthdu dcr namkheh BodmobqBcche aaren, die yon der Pflanze darans allfgenommen wurden; die Excremente der Men- sclien und Thiere stammen j a von den Pflanzen, es sind j a gerade die Matenen, welche in dem Lebensprocels des Thieres oder nach seinem Tode die Form wieder erhalten, die sie als Bodcnbestandtheile besafsen.

Wir w h e n , dars die Atmosphare keinen dieser Stoffe ent- hilt, daTs sic dieselben nicht ersebt, wir wissen, dafs illre Hin-

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8a Liebig , die Wechsdwirth.sch@t8

megnafirne von dem Aeker eine Uiigleichheit der Produktion, eiiien Mange1 an Fruchtbarkeit ndch sich zicht, dafs wir durch IIinzufiihrung dieser Sloffr die Fruchtbarlicit erhalten dafs wir sie vermehren khnen.

Kann nun nacli so viclen, 60 schlagenden Beweisen, iiber den Urspruiig der Bestandlheile der Thiere und der Bestondtheile der Pflanzcn, den Kutzen der Alkalien, der phosphorsauren Sdzc, des Kalks, der kleiiiste Zweifd iiber die Principien herrschen, auf wclchen die rationelle Agrikcllur beruht?

Reruht dcnn die Kunst des Ackerbaus auf ctwas anderem AIS auf dcr Witderherslellung tles gesttirten Gleichgewichtes 7

Ist es denkbar, dds ein reichcs fruchtbares Land mit einem bliihcnden Handcl, welches Jalirhunderte lang die Prdukte sei- nes Bodens in der Form yon Vieli und Getreidc ausfilhrt, seine Frucbtbarkeit behiilt, wenn der tiimlidie Handel ihm nicht dio entzogenen Bestandtheile seiner Ackcr , welche die Atmospiiare nicht crsetzen liann, in der Form von Dcnger wieder zuftihrtl hfufs nicht fiir dieses Land der nlmliche Fall eintrcten, wie fur die einst so reichen fruclitbaren Gegcnden Virginiens , in denrn kein Weizcn und kciii Taback mehr gebaut werden Iiann!

In England’s g r o h Stiidtcn wcrden die Produktc der eng- lischen und iiberdicfs noch fremderi ..\grikullur verzelirt ; die den Pflanzen unei:tbcIirlichci~ Bodenbestaridlheile yon einer ungeheu- ran Oberhchc kehrcn aber nicht auf die .Acli?r mriick. Ein- richtungen, w~lc l iu in dvr Sitte und Gewolinhcit ties Vulkcs liegcn uiid dicscm Lande eigentliiinilich sind, rnnchen es schwie- rig, vielleiciit unmijglich, die unermcrsliche JIengc der p1iospl:or- sauren Sake (dcr wichtigsten, wiewohl in dern Boden in klein- ster Meiyo cntlialtenrri JIiiicr.alsiibrlanzen j zu sainrnlen, welche tjglich iii der Form son Crin und festcn E?rcrerncntcn den Fliissen zugefiihrt w euf en.

Wir sahco fiir die an phosphorsaurrn Silzcn so crschiipflen englisclen Felder dcri rnerkwilrdigen Fall ciiitreten , dafs dio

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Lieb i g , die Wichoekcirthscliafr. 89

Einfuhr von Knochen (pho~phorsauren Kalkes) von Jem h t i - nente den Ertrag Jerselben, wie durch eiiien Zauber ums Dop- pelte erhohte.

Die Aushhr dii~ser Knochen nilrfs aber, wenn sic in dern iijmlichen Waasstabe fortdauern sollte, nacli und nach den deut- %hen Boden erschijpfcn; der Verlust ist um so grbfser, da ein einziges Pfund Knochen soviel Phospharslure wie ein gaiizer Centner Getreide enthalt.

Tausende von Cenlnern an p1:ospborsauren Salzen tiihrt die 1 kmse und die andern Flusse Grossbrittanniens jihrlich dem Meere zu.

Tausende von Centnerii der namlichen Materien, wdche BUS dem Meere stammen, fliefsen jetzt in dem Guano jahrlich in das Land wieder zuriick.

Die unvolllioinmeiie Kenntnifs von der Netur und den Ei- genschanen der Materie, gab in der alchemistischen Periode mi der Meinuag Veranlassung, dafs die Metalle, das Gold, sich atis einem Samen entwickelten. Man sah in den firystallen und k e n Verbtelangen die Blatter und Zweige der Metallpflanze,

,nnd alle Bestrebungen gingen dahin, um den Sanien und die zu seiner Entwickelung geeignete Erde zu finden. Ohne einem gewiihnlichen Pflanzeiisamen scheinhar etwas zu geben, sah man ibn ja zu einem Halm, zu einem Stamin sich entwiclieln, wekher Blathen und wieder Samen kug. Hatte man den Metalisamen, 50 diirftc man ahnliche Hohungen hegen.

Diese Vorstellungen konnte nur einc Zeit gebiiren, wo man von der Atmosphare SO gut wie Nichls wdste, wo man von dem Antheil, den die Erde den die Lufl an den Lebenspro- cessen in der Ptlanze und dem Thiere nimmt, keine Ah- nung hatte.

Die heutige Chemie stellt die Elemente des Wassers dar, sie setzt dieses Wasser mit allen seinen EigenschaRen aus die- sen Elementen zusammen, aber sie kann diese Eiemente nicht

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90 Lieb ig , die W m h , s e i w t + t ~ ; .

schatT"t~, sie kann sie nur aus dem W a m r g e w h n a D ~ ~ ~ ~ - gcbildele kiinstliche Wasser ist frahm

Viele llnserer Landwirthe gleichen den alten Alchem]i&en, wit? diese dem Stein der \Yeisen, so strebcn sie dem wunder- baren Sarnen nach, der ohne weitere Zufuhr von Nahrung aul ihrem Boden, der kaum reich genrig fiir die einheimisch g o wordenen Pflanzen ist, hundertfaltig tragen soll!

Die scit Jahrhiinderten , suit Jahrtausenden gemacilten Er- fahrungen, sind nicht im Slande, sic vor immer neuen TSu- schungen zu bewahren; die KraR des Widerstandes gegen solchcri Aberglauben kann nur die Henntnifs wahrer wissen- schaltlicher Principien gewlhren.

In dcr erstai Zcit der Philosophie der Notur war es das Wasscr allrin , aus dem sich das Organische entwickclte, Jann war cs das Wasser urd gewisee Bestandtheile der Luft, und jetzt wisscn wir mit der grijrsfen Bestimmtheit, dds noch andere Ilauplbedingungen, \vcli.he die Erde liciert, zu diesen beidcn sich gesellen rntissm, wmn die Pflonze das Vermbgcn sich fortzupflanzen und zu ycrvielfaltigen eriangen solL

Die Merge der in der Atmosphiire enthaltenen h'ahrungs- siolTo der Pflanzen ist begrenzt, allein sie mnfs voUkommen augeichend seyn, um die game Erdrinde mil einer reichen Ye- getation zu bcdecken.

Beachtcn wir, dafs unter den,Tropen und in den Gependen der Erde, \YO sich die sllgcmeinsten Bedingungen der Frucht barkcit , Feuchtigkeit , cin geeigneter Boden, Licht und eine liijliere Tempcratur vereinigen, dafs dort die Vttgetation kaum durcli den Raum begrenzt ist, dafs da, \YO dcr Boden zur Bc- fcstigurig fchlt, die absterbende Pflanze, ihre hnde und Zweee sulbst zum Uodcn wcrden. Es ist klar, dals es dcn Pflanzen diesix Grgeiiden na atmosphilrischem Nahrungsstoff nichl fchlen kann, er fchlt auch unsern Culturpflanzen nicht.

Durch dic unnufhdrliche Bewegung der Atmosphire wird

gewacn

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Liebig, die WechsehoirthschufL 91

alien M m e n einc gteiche Menge von den zu Ihrer Entwicke- lung nBthigen lufifirmigen Nehrungsstoffetli xugefiihrt , die LuR unter den Tropen enthCilt nicht mehr davon wie die Lufi in den kalten Zonen, und dennocli wie verschieden scheint das Produk- lionsvermiigen von gleichen Fliichen Landes dfeser verxhiedenen Gegenderi zu s e p

Allu Pflanzen der tropischen Cegenden, die Oel- und Wachspalmen, das Zuckmhr enhalten, verglichen mit unsern Culturgew.gchsen, nur eine gerinpc Mcnge der eigentlichen, zur Ernahrung des Thieres nothwendigen Btutbeslandtheile ; die Knol- len der einem lwhen Strauche gleichen Kartoffelpflanze in Chili wiirden, von einem ganzen Morgen Land gesammclt, kaum hin- reichen, um das Leben einer irtrindischen Familie einen Tag lang zu Fristen. (Darwin]. Die zur Nahrung dicnenden Pflanzen, welche Gegensthde der Coltur sind, sind j a nur Mittel zur Er- zerrgung dieser Blulbestandheile. Bcim Mangel an den Elemen- ten, die ZY ihrer Erzeupng der Boden liefern inufs, kann sich vielleiclit Holz, Zucker, Amylon, eber es werdan sich die Blut- bestandthcile in der Pflanzc nichl bilden kdnnen. Wenn wir auf einer gegebenen Plbhe mehr davon hervorbringen wollen, als auf dieser frtkhe die Pflanze im frcicn, wilden, im normalen Zustande 8u.s der ALmosyhtire. fixiren, oder aus dem Boden empfangen kann, so miissen wiri eine kunstliche At- mosphrire schaffen, wir mdssen dem Boden die Bestandlheile w f z e n die ihm feblen.

Die Nahrung, wclche vemhiedenen Gew5chsen in einer gegebenen Zeit zugefiihrt wmden mrs, um eine freie und un- gehinderte Entwickelung zu gestatten, ist sehr ungleich

Auf cfiirrem Smde, auf reinen Kalkhden, auf nackten Felsen, gedeiheri nut wen@ Pflanzengattungen, meistens nur perennircnde Gewtichsc, sic bediufen zu ihrem litngsamen Wachs- thum nur sehr g~ringcr Mengcn von Yineralsutistanzen, die ihnen der fur andcre Gattangen unhchtbare Boden in hinreicheiider

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92 L i e b ig , did iVccJuc12cir~schuf!.

Menge nocll zu liciurn vcrmag; die eiiIjihrigcn, nBlilCntliCh di4 Soninictgewictise , waclisen und erreichcn ihre vollkornmeno Aushildurlg in einer verhiiltnifsmifsig kurzen Zrit, sie kommen ouf einali Bocleri niclit lorf welcher arm ist an den ZII ihrer Entwickeliing nothwendigen Jlincralsubslanzen.

Urn ein RJlaxiniurn von Crijfse in dcr ggchenen kurzcn Pefio& ihrCS ]Acbcns zu erlangen, reicltt die iu der Ahospliaru enthdiene Xahrong nicht Lin. .Es mufs fijr sic, wtxn die Zwecb der Cultur erreicht werdcn sollm, in dew Boden selbst eine Irfinslliche ALniospIihrc von b;oltlens;dure uiid von Ammoniak ge- PrhaiTcn, und dicser Ucberschufs von Nabrung, welcher den BlHLtern fclllt, er niufs den ihneri corresyoiidirenden Organen, wefche sich im Bodcn befnden, zugcfiibrt werden

Das Ainmoniak rcicht aber mit der Iiohlerisliue nicht hin om zu einem Bestandtheil der Pflaiize, ucn zu eiriern Nahrungs- stoff f ~ r dns Thier zu werden, ohne die -4lkelien wird hein Xlbuniin, ohnc Phosphorsiure triid Errisdzc w irll lieiri Pilanzcn- fibrin, kcin Pflanzencnsein gebildet werden lritnnen , die Phor- phorsirwo des phospliorsauren Halhes, deh wir in den Rinden und Borlico dor Holzpnanzen in grofsrr Menge als Excrement sich ansscheideii rehen, wir wissen, dafs sie unseren Getreide- uiid Gemiiscpflanzen fur die Ciklung ihrer Sanien unciilLehrlicli ist.

Wie \-ersclriedcn serlialh sich son den Somrncrgewiichsen die immergriinenden GewacLse , dia Fettpllanzen , Moose, die P~odelhiilzcr iind Farrcnhriu!tr. Scmrner und Winter nchmrn E i c zq jcdcr Zeit des Tages h‘dilenstolf durch ihro Bliitter auf, durch Ahsorption von Kolllcnsiiure, die iltnen Jer unfruchtbare Bodrn nicht liefern limn ; ilirt: k.dcrarl&en ocier fleiscliigeri Hiiittcr haltcri das nnfgesaiigtc 1i”;isscr mil grdsrr Iirah zurucic. und verlieren wrtirillaiLmafsig zu a d c r n GetvaJisen nur \r.cnig davon dnrch Verclunstung,

W e perinK 1st zulclzt die? Mmge dcr Jiincraisuhdanzen, die sie wilhrend ihres ktium stillcstt:l~i;dcn IYacksthltnis das

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L i e b i g , die fl'echehuirfl~schfl 93

ganm Jdhr hindurch t l m f h h entzieherr, ivenn \sir sio mit der Blcnge vetgkichcn, die z. B. viiie Erndie Wcmn btai glei- chcm Gewichte in drei Monakn voin Boden enipfmgtt

Es crgiebl sich aus dein Torhergclmden, dafs dio Vorlhud- haftigkeit des Fruchtwechsels darauf hcrulit , dafs die Cullurge- wfichse ungleiche Mengen gewisser Kahrungsstofle dem Boden eiitzieh rn.

In einem fruchlbnrcn Boden miissen die Pflanzen alle zu ilirer Enlwickelung uricnthehrlichen anorgdnischen Bestandtheile in hinreichender BIenge und hi einem Zustande vorfinden, wel- cher der Pflanze die Aufnahme geslaltet.

Ein Arch die Kunst vorbereitetes Fcld enthiilt eine gewisse Sumnic dieser Bestltndtheile, so wic verwesende Pflanzenstoffc und Amrnoniaksalze. Wir lassen nuf eine Kalipflanzc (Rfiben, Kartoffeln), eine Iiieselpflanze, auf diese e ine Kalkpfl~iue folgen.

Alle diese Pflanzen bediirfcn der Allratien und phosphor- c;aureii Sdlze, die Kalipflanze der grdfstcn Jlenge an ersteren nnd der hleinsten Zufuhr an den andern. Die Kieselptlanze be- drrf neben liislicher liieselsiiure, wclclre die Knlipfldnae zuriick- Infs!, einer betrichtlichen Xcnge phosphorsaurer S h e , dic diir- arrf folgende Kalkpllanze CErbsen, Blce) kann ihn so weit an diesem wichtigen Bodenbestandtheile erschijpfen , dafs nur noch sovicl ubrig bleibt, uin einer Erndle Hafer oder Roggen die Saineltbildnng zu geslatten.

Von der Quaiititat der vorharidenen kicselsauren und phos- phorsaiireii Alkaliat ode- &!k- wid Bittcrerdesalzcn hingt die ,2nzahl der zu erzieieiiden Ernlftcn ab.

Der vorhandone Vorratli kann fur zvvei Erndten einer Ihl i - , einer Kalkpflanze, ffir drei und mehr Erndten einer liieselpflanze, und alle zusamiiien gcnommen fiir ftinf. h r sieben Erndten hin- reichen , allein nach dieser Zeit mussen alle Jlineralsubsbnzen, welche wir dem Boden i n der Form von Frucht, I h u t und Siroh genommen habcn , wieder erneuert, dss Clcichgcwicht

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91 L i e b i g , die Wechtelwirthschaf;.

mufk wieder hergestellt werden, wena das Feld wider seine ursprungliche Fruchtburkeil erhalten so&

Diefs geschieht dmch den Diinger. Man kann annehmen, dafs in den Wuneln nnd Stoppeln

der Getreidepflanzen, in den fallenden Blattem d e r Holaptlanzen der Boden soviel Kohlenstoff wieder emptngt, als cr ini Be- ginn der Vegetation in der Form yon Kohlensiiure, die durch Verwesung von Humiis eneugt wurde, yon ihin ernphg, das Kraut der I{artofftln, die Wuneln des Klees, bleihen ehenfalls im Boden zuriick, wallrend d i m Ueberreste im IVinter in FaulniCs uiid Yerwesung ubergeheo, findet die junge I'flanze, das Sanlrn- kom, eine neue Quelle der liohlendurebildung wieder vor. Durch diese Pflanzen wird der Boden an Humus nicht erschopft.

Man kann zuletzt aus theoretischen Griinden Grliliefsen, dark der Boden von den Pflanzen, wahrend ihres Lcbens ebensovid oder mehr noch an kohlenstoffreichen Mielerien cmpGngt, als er an sie a5giebt, dal's er durch einen an der Oberflache tier Wur- zelfasern vorsicbgehenden Excretionsprozels an Stotfen bereichert wird, die wahrend des Winters in Faulnrls und Vwwesung und damit wieder in Humus iibergehen.

Das Vorhandenseya eines Secrctions- ond Excretionspro- cesses ist yon uinigen Physiologen behauptet, yon andern wieder peleugnet wordcn, so dafs in diesein Augenblicke die Meinungen dariibcr getheilt s i d Niemand zwcifelt indessen damn, chfs der an den Blirttem und grunen Theilen der Gewachse sich ausscheidende SRuerstoff ein Excrement ist. In dem Akte der vilalen Tbatigkeit der Pllanze wird der Kohlenstoff der Kohien- Iensiure, der Wasserstoff des Wassers zu einern Bestandtheil ihrer Organe, wahrend der nicht assimilirte Sauersbff sich nbschcidct

Wir haben in den BluLhen fliichtige Oelc, kohlen - uiid

wasserstotfrriche Verbindungen, die ebenfalls zu wveiteren vilalen Processen nicht niehr verwcnhr sind, wir sehen aus der hnde

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L i c b i g , die lVecluelwirth.sehaff. 95

B m e , Balsame ued Gummi ausfliefsen, aus Blattern und Rlalt- Iiaaren Zucker nnd schleimige Blaterien ausschwitzen.

An der Oberfliche der Rinden, der Wurzeln, und aller nicht @inen Pflanzentheilen, w i d kein Sauerstoff abgeschieden, an diesen beobachten wir irn Gegentheil die Absonderung kdilcn- stoffreicher Subsisnzen , die in dern Lebensprocefs der Pflanzc eneugt, keine Verlnderung gefimden haben. Vergleichen wir 2. B. die Borkenrintle der Tannen, Fichten, Buchcn, Eicheii init tlelri Splint und HoIze, so finden wir, dafs sie in ihrem Ver- halten und ihrer Zusammensetzung wesentlich von einander abwcichen.

Wiihrend das eigentliche Holz nur ein halbes bis zwei Procent Asche hinterliifst, giebt die Eichen-, Tanncn-, Weiden-? Buchenborke 6, 10 bis 15 pCt. Die Asche des HoLes unJ tler Nnde haben eine sehr verschiodene Zusammensetzung. Die anurganischen Bestandtheile der Rinde sind offenbar Stoffe, die der lehendige Organismus ausgestofsen hat.

Ganz dasselbe mufs fur die organkclien Bestandtheile der Rinden qenommen werden. Die Rinde dcr Korkeiche enthalt beinahe die Hilflc ihres Gewichtes an fetten oder fettrihnlichen Materien, die wir, wiewohl in einem kleineren Verhdtnisse, in den Taiinen - und Fichtenrinden wiederfinden. Der feite, nicht in Alkohol oder Aether 16slicbe Bestandtheil dieser Rinden und Borken ist von der Holzsubstanz durcliaus verscbieden. Die Tannen - und Eicheiiborken l6sen sich beinalie giinzlich in Kali- huge zu einer duiikelbrtlungekrbten Flhigkeit auf, aus welcher Siiuren eine Materie niederschlagen, die mit der sogenannten Humussiiure die grafste Aehnlichkeit hat Das Holz wird yon Kalilauge nicht angegriffen.

Diese Rinden sind in sofern wnhre Excremente, als sic y o n

der lebendigen Pllanze stammen, und an keiner ihrer Ixbens- funktioneo weiteren Antheil mehr nehmen; sie khnen yoti der Pflanze hinweggenomrnea werden , ohne dafs ihr Bestellen hier-

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Y f l L i e b ig , di8 FT'c~hYeIuir.t~ischaft.

durch geEihrdet wird. Di.: rneistcn Platnnen wcrfen bekanntIich jedes Jahr ihre Rinden a b , in ilirer wahren Bedeutung aufge- fafst, sind also in dieser Holzpflanze, aw gewisseii in ihrem Lcbensprocel's erzeugten Verbindungen, kiaterien eutslanden, welche zu eincr weiteren VerPndeivng udihig, abge-soidert w m h .

Wir haben alleii Grund zu glauben, dafs dicsc Absonde- rung an der ganzen Oberfliche stattfinc!et, wir beobachtcn sie niclit nur ail1 Stanime, sondern auch an den kleinsten Zmeigen, und wir miissen daraus schliefsen, d a b dieser Excretionsproccfs auch an den Wurzeln vor sich geht.

Wir sclieii, dufs das Regenmasser, worin ein Wcidcnzweig vegctii t, sich nach uiid nacli dunkelbrann farbt, wir beobachlen die niiinlichc Erscheinung an Zwiebelgewlchsen (Hyazinthen), die wir in reinern Wasser waclisen lassm. Eine Ausscheidung von Excwmenten kann dcinnach bei den Pflanzeu nicht geltiug- net werdcn, wiewohl es nioglich ist, dafs er nicht bei dlen Pflorizen in gleichcm Grade stattfindet.

Die Bereicherung des Bodens an organischen Stuffen, durch den Anbau prrcnnirender GewPohse, wie Esparsette und Lucerne, die sich durch eine starke Wurzelverzweigung und eben so starken Bliitterwuchs auszeichnen, wird von den meisten A g o - nomen als eine ausgeinaclite Thatsache mgesehen, die in dem obigen vielleicht ihrc Erirlirung findet.

l)ie Bildung yon Amrnoniab- limn auf dam Cullurlande nicht bewirkt werden , rvohl aber eine kCnstlicbe Humuserzeupig, diefs mufs als eine Aufgabe Ki die Wcchselwirthschaft und ah cine xweite Ursache ihrer Yortheilhafligkeit angesehen werden.

Durch Anstien eines Feldes mit einer Brachfrucht, mit KIec, Roggen, Lupinen, Buchweizen etc., und die Einverleibung der ilircr Bliithe nahen Pflanzen in den Boden, durch Umackern, sc11~fTen wir in Folge des I'erwesungsprocesses der neum Ein- szat und der sich cntwiclichden jungen P f l a m ein Maximum yon Nehrung, eine Abnosptiirirr? YOU Kohlensiiure, aUer Slickstoff

Page 40: Die Wechselwirthschaft

Bertw ig, Chem llriitmiichuy einiger P/hzmaochen. 97

den die erste Pflanze aus der Lutl, all8 Alkalien und phosphor- sauren Salze, die sie yon dem Boden empfing, sie dienen der darauf folgenden Pflanze zur freudigeren und appigeren E n t wickelung.

Chemisctie Un tersukhu ng einiger Pflanzen- asctien ;

von Car? Hertwig. -

h f Veraniessung des H m n Professor L i e b i g habe ich midi seit Iangerer Zeit mit der chemischen Untersuchang von rflenaenaschen beschnfligt. Die Resultate derselben erlaube ich mir, hier mitzutheilen. Jedoch wird es wold nicht ganz Bbw- fliissig seyn, einige Bcmerkungen iiher deli bei der qnantitativen Analyse berolgten Gang voranzuschicken.

Vor Allem ist es nothig, dafs man die Asche in einen SOL chen Zustand veraetzt, dafs eine Uebereinstimmung der Analysen in ihrer procentischen Zusarnmensetzung mijglich ist. Diefs habe icb auf folgende Weise zu erreichen pesucht.

Die zu analysirende Asche wurde zuerst einer anhal'end starken Gluhbitze im Platintiqel ausgesetzt, und ein m6glicbst grofser Luftzutritt durch Umruhren derselben mit eincm Glas- stabe bewirkt; in den meisten Fallen fand dadurch eine VOU- stiindiga Verbrenmng der Kohlentheile Statt. Um nun den bei dieser Hitze aus dem kohlcnsauren Kalk eritstendcnen Aetzkalk wieder in Verbindung mit Kohlensawe zu erhalten, wurde eine bestimmte Menge der gegluhten Asclie im Platintiegel rnit koh- lensaurem Ammoniak gleichmifsig angefeuchtet und nach cinigeni Stehen getrocknet. Hierad wurde dieselse einer gewijlrnlichen Rothgluhhitze bei wollkominenem VerscNufs des Deckels aus-

Annal. d Chemie u. Pharm. XLYI. Bdr. ¶.Heft. 7


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