Digitalisierung im Gesundheitswesen – was sind die Trends?
Prof. Dr. Britta Böckmann
Digitalisierung im Gesundheitswesen Prof. Dr. Böckmann Tagung VKD
Agenda
Trends Digitalisierung § e-health/m-health/x-health § Telemedizin § big data/smart data § Wissensbasierte Systeme, CDS Wo stehen wir in Deutschland? § e-health-Gesetz und andere Initiativen § Ausblick e-health-Gesetz 2.0 Handlungsfelder für Krankenhäuser § Umsetzung gesetzlicher Anforderungen § E-health-Strategie
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Was ist x-Health?
x-Health: digital, ortsunabhängig, interoperabel Ø International ein stark wachsender Markt
Ø In Dänemark hat jeder Patient seine elektronische Akte Ø In der Schweiz gibt es den MEDGATE-WebDoctor Ø In den USA werden pro Jahr 4,5 Milliarden in digital health
investiert
è In Deutschland findet die Transformation bislang fast unbemerkt statt
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X-Health – Ziele aus Patientensicht
§ Transparenz über gespeicherten Daten § alle wichtigen Informationen an einer Stelle § Freigaben für Ärzte, Pflege, Therapeuten, Angehörige
nach eigenen Vorstellungen § Selbstbestimmtes Management der Erkrankung § Aktuelles qualitätsgesichertes Wissen finden § Empowerment – Ermächtigung § Bequemer praktischer Zugang è Studien zeigen hohe Bereitschaft und großen Wunsch nach eigener elektronischer Patientenakte, sofern der Datenschutz berücksichtigt ist
Quellen: gfs Gesundheitsmonitor 2014, Swiss eHealth Barometer 2014, Umfrage von Comparis zum elektronischen Patientendossier
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Erfahrungen aus Dänemark
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Erfahrungen aus Dänemark
§ Portal sunhed.dk seit 2003 in Betrieb, Funktionen für Patienten • Zugang elektronischer Patientenakte, Medikationen • Verschiedene e-services wie Terminbuchung, Folgerezepte, Konsultation per
Email, elektronische Rezepte • Informationen zu Krankenhäusern (Wartezeiten für bestimmte Eingriffe,
Ratings) • Zugang zu Patientengruppen • Handbuch (Wissen über Erkrankungen)
§ Seit der ersten Freischaltung vier wesentliche Entwicklungen: • Kontinuierlicher Anstieg des Traffics • kein altersbezogener Unterschied in der Nutzung mehr • Kontinuierliche Zunahme der Nutzung des Zugangs zu persönlichen
Gesundheitsdaten seit der Einführung der persönlichen Internet-ID • Fokus zu Beginn, existierende Daten nutzbar und für Bürger und health
professionals zugänglich zu machen, nun zunehmend Fokussierung darauf, Bürger selbst zum Portal und seinen Daten beitragen zu lassen
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Strategie in Österreich
§ Zugriff auf eigene Gesundheitsdaten über ELGA-Portal § Information über Zugriffe § Steuerung der Zugriffe § Opt-out-Modell § Zentraler Patientenindex § Zugriff auf Daten mit Bürgerkarte oder Handysignatur
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Strategie in Österreich
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USA
§ Nationale Strategie (nation wide interoperability roadmap 2015-2024, federal health IT strategic plan 2015-2020) mit zwei Leitthemen: • Digital image of health for each person • Learning health system
§ Markt mit gigantischem Investitionsvolumen • Staatlich: meaningful use • Privatwirtschaftlich
§ Disruptive Geschäftsmodelle • Uber in healthcare • Zahlreiche Online-Angebote, die klassische
Medizin ersetzen, bewerten, ergänzen • Nicht alle erfolgreich
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USA
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USA – Auszug aus Strategie
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USA
§ Verschiedene Initiativen zur Bewertung von Apps
§ Besonders der Bereich e-Health für Patienten ist Ziel für Großinvestoren • Healthline akquiriert 95 Millionen • AICure – 12 Millionen, kamerabasiertes
Medikationstracking • GlySens (Glukosemonitoring) – 20 Millionen • Guahao, NantHealth, ZocDoc, 23andMe > 100
Millionen • Plus Apple, Google,...
§ 7% Patienten wechseln Provider wegen unzureichender digitaler Angebote (Studie Accenture)
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Ein Beispiel aus D: Teledermatologie
§ Hautkrebsdiagnostik mit dem iPhone • mobile Hautkrebsdiagnostik • Das Auflichtmikroskop wird an das iPhone
angesteckt und funktioniert mit einer App • Gedacht für Ärzte – nicht für Patienten • Durch Verwendung der Smartphone-Technologie
stehen umfassende Kommunikationsfunktionen für die Teledermatologie zur Verfügung
♣ Folie 14
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Teledermatologie
Lösungsansätze – Apps http://presseclicker.produkt-pr.de/wp-content/uploads/2010/12/handyscope_hand-650x400.jpg
♣ Folie 15
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Teledermatologie
Lösungsansätze - Telemonitoring § Weingast et al. (2013, Austria):
• Studienteilnehmer: Patienten der ambulanten Dermatologie der med. Universität von Wien
• 3 Smartphone-Modelle • Bilder: 640 x 480 Pixel im JPEG-Format • Fragebogen am PC • Gold-Standard: Anschließende teledermatologische
Untersuchung
♣ Folie 16
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Internationale Beispiele
♣ Folie 17
UCSF Studie zeigt: Apple Watch mit Cardiogram App kann Vorhofflimmern mit 97% Genauigkeit erkennen.
Ein Streifen mit integriertem Sensor, platziert unter dem Bettlaken, der Schlafzeit, -qualität, Herzfrequenz, Atmung, Bewegung, Schnarchen, Raumtemperatur und Feuchtigkeit misst
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Teleintensivmedizin
Das Projekt TIM (UK Aachen)
♣ Folie 18
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Telemedizin als Teil der Digitalisierung
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Telemedizin als Teil von eHealth und Big Data
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Die Zeit ist reif...
§ CDS – clinical decision support – Entscheidungsunterstützung § WBK – wissensbasierte Komponenten § KI – Künstliche Intelligenz
§ 5 Trends, die KI für Medizin in den Fokus rücken (*) • Veränderung des Patientenguts hinzu komplexeren,
langfristigen Erkrankungen • Explosion der Menge an Gesundheitsdaten • IT-Entwicklung – von Produkten über Services zu Lösungen • Demokratisierung des Zugangs zu medizinischem Wissen und
Medizin • Bereitschaft von Menschen, eine aktive Rolle im
Gesundheitswesen zu spielen
* 2017 - PWC - What doctor? Why AI and robotics will de ne New Health
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Integration wissensbasierter Komponenten
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Beispiele
§ Quest Diagnostics Quanum: hilft durch Analyse von Testergebnissen und Matching mit EPA, Hausärzten die Früherkennung von Demenz zu ermöglichen
§ VitreosHealth: prädiktive Analyseplattform zur Identifikation von Patienten mit Risiko für massive gesundheitliche Verschlechterungen und Plänen, um dies zu verhindern
§ IBM´s Watson für Onkologie: gibt personalisierte Behandlungsempfehlungen auf Basis der medizinischen Daten eines Patienten, wird weltweit in 21 KH genutzt
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Bereit?
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Wo stehen wir in Deutschland?
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Connected health - Deutschland im Vergleich
Quelle: Connected Health: The Drive to Integrated Healthcare Delivery Studie Accenture 2012
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Beispiele und Barrieren
Telemedizin und Telemonitoring § Finanzierung § Organisation § Evidenz Integrierte Versorgung § Sektorgrenzen § Oft indikationsorientiert, je Indikation andere Anforderungen an
Dokumentation, andere Tools § Einzelverträge § Zahlreiche unterschiedliche Patientenakten Gesundheitsdienstleistungen via Internet § Fernbehandlungsverbot § Sichere Infrastruktur
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X-Health in Deutschland
Langsam kommt Bewegung in den Markt...
Ø E-health-Gesetz Ø Starke Förderung durch BMG und BMBF (Innovationsfonds,
Initiative Medizininformatik) Ø Flying Health Incubator und viele weitere Initiativen für Start-Ups Ø Umsatz steigt kontinuierlich
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X-Health in Deutschland
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X-Health in Deutschland
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§ Telemedizin: • Prüfauftrag an Bewertungsausschuss zur Aufnahme der
Teleradiologie in den EBM (konsiliarische Befundbeurteilung) • Vorgabe an den Bewertungsausschuss, alle 2 Jahre einen Bericht
vorzulegen über Prüfung telemedizinischer Leistungen o Erstmalig am 31.10.2016 o Weiterleitung auch an Bundestag
• Indirekt: Weiterführung des Telemedizinportals durch Gematik, Integration mit Interoperabilitätsverzeichnis
• Einführung Videosprechstunde § Gematik
• Prüfauftrag für Zugriff von Patienten über Smartphones oder PC • Schaffung Voraussetzungen EPA
Das eHealth-Gesetz - Inhalte
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Innovation für alle?
Offene Fragen
Ø Vernetzung - wie kommunizieren diese neuen Services mit Praxensystemen oder dem Krankenhaus?
Ø Geschäftsmodelle – wer zahlt dafür? Ø Regelungen zu Zertifizierung – wie macht man diese
Anwendungen sicher (medizinisch und datenschutzrechtlich)? Ø Information und Kommunikation – wie erfahren Patienten davon?
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... heute nur für wenige!
Die Beispiele zeigen Ø Der Patient ist Herr seiner Daten, kann sie aber nicht einsehen Ø Apps werden oft mit Daten bezahlt Ø Ob einem Patienten eine telemedizinisch unterstützte Behandlung
angeboten wird, ist Zufall Ø Die richtige medizinische Information zur richtigen Zeit am
richtigen Ort kann Leben retten!
è Der Patient hat ein Recht auf Digitalisierung
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Handlungsfelder für Krankenhäuser
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Chancen und Potenziale IT
3 Level der Wertsteigerung durch IT: 1. Effizienzsteigerung in einzelnen Einrichtungen (effizientere
Prozesse, weniger Untersuchungen) 2. Datenaustausch (weniger Fehler und Kosteneinsparungen durch
geteiltes Wissen) 3. Transformation des Gesundheitswesens, z.B.
§ Bereitstellung von Daten der Versorgungsforschung für die klinische Praxis (u.a. durch big data)
§ Ermächtigung des Patienten, personalisierte Medizin § Messbarkeit von Qualität und Outcome § Mobilität und Medizintechnik
• Einbeziehung des Patienten, bessere Versorgung zuhause • Gesundheitsdienstleistungen nicht mehr auf bestimmte Orte
beschränkt, Qualitativ hochwertige Versorgung auf dem Land Quelle: Connected Health: The Drive to Integrated Healthcare Delivery
Studie Accenture 2012
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Die Herausforderung
Level 2 und 3 bedeutet für IT § Integration zu externen Systemen (APIS,
Versorgungsmanagement, DMP, elektronische Patientenakten) § Klinikum als Betreiber integrierter Plattformen § Organisation und Verwaltung von Partnern § Unterstützung von Prozessen § Unterstützung eigener Dokumentation § Monitoring und Evaluation
è Vernetzte hoch flexible Lösungen, aufeinander abgestimmt
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Komplexität erfordert e-Health-Strategie
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Komplexität erfordert e-Health-Strategie
Level 3 bedeutet § Telemedizin und eHealth als Teil der regulären Versorgung § Telemedizin und eHealth als Wettbewerbsfaktor und Teil der
Unternehmensstrategie (siehe Aachen und das TIM-Projekt)
è Das Klinikum als Spinne und Partner im Netz è Spitzenforschung und effiziente Versorgung braucht e-health è eHealth und Telemedizin brauchen den Schritt in die
Routineversorgung
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Komplexität erfordert e-Health-Strategie
Kernelemente einer Strategie, Auszug § Ausrichtung mindestens auf 5 Jahre § Betrachtung der Chancen und Risiken für Telemedizin und
eHealth für alle med. Fachrichtungen § Ableitung der Anforderungen an IT
• Gemeinsame, z.B.: Datenschutz, Austausch von Patientendaten, valide Identifikation von Patienten über Einrichtungsgrenzen hinweg, Berechtigungskonzepte, Gestaltung neuer Prozesse
• Unterschiedliche, z.B.: Videokonferenz, Datenmengen § Auswahl der Stakeholder § Strategie und Reihenfolge der Implementierung
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„Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die
sie entstanden sind“
Albert Einstein
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Prof. Dr. Britta Böckmann Professorin für Medizinische Informatik Fachhochschule Dortmund M +49 (0) 174 9788198 E [email protected]
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