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Meditationenzur Jahreslosung

der Matthiaswallfahrt2010

„DU BIST BEI MIR!“ (Ps 23)„

„DU BIST BEI MIR!“ (Ps 23)

Liebe Pilgerinnen und Pilger,

das Jahreswort 2010 bedarf keiner großenErläuterung. Es zählt zu den Worten, diealle Menschen sprechen – oder gerne spre-chen würden. Im Psalm 23 wird es zueinem Wort, dass Entscheidendes überGott sagt. Er ist der, der da ist, auch wennman es nicht spürt. Von Erfahrungen mitdiesem Gott erzählt die Bibel. Ihn sprechendie Beter der Psalmen als „DU“ an. Wennich zu jemandem „DU“ sage, darf icherwarten, gehört und verstanden zu wer-den.Auf der Wallfahrt wird auch viel erzählt. Dasgehört dazu. Es gibt keine Gemeinschaft,in der nicht erzählt wird.„Wie war es?“ oder „Ich muss dir mal waserzählen.“ Die Wallfahrt ist dieGelegenheit, die Alltagsgeschichten auchals Geschichten mit Gott zu verstehen.

Ein Blick in die anderen Psalmen sei nochempfohlen. Hier konnten nur wenige in denBlick genommen werden. Sie sollten neu-gierig machen, weil in den Psalmen Gottdas große DU ist.

Viel Freude bei der VorbereitungwünschtBr.Hubert

Psalm 23, 1 Nr 1Der Herr ist mein Hirte !

STILLE

Ein kraftvolles Bekenntnis steht am Anfangdes Gebetes: „Der Herr ist mein Hirte!“Daran gibt es nichts zu deuten. Man spürt:diese Überzeugung ist nicht zu erschüt-tern.Das lässt aufhorchen.

Gott ist wie ein Hirte. Bis heute hat das Bildvom Hirten nichts von seiner Strahlkraftverloren. Es hat sich tief in das Gedächtnisder Menschheit eingegraben. In diesemBild bündeln sich die Erfahrungen undHoffnungen, die aus der damaligen noma-dischen Lebensweise der Menschenerwachsen waren. Hirten garantieren dasLeben und das Überleben nicht nur derHerde, sondern auch der Menschen. Vonder Umsicht des Hirten, von seiner richti-gen Einschätzung der Kräfte und von sei-nem Gespür für das Notwendige hängtalles ab.

Das Bild des Hirten ist wohl das älteste Bildvon Gott, das wir in der Bibel finden.„Der Herr ist mein Hirte“ Ein Bekenntnis,das wie ein Fels im Meer derUnsicherheiten steht. Diesem Gott trautder Beter vorbehaltlos. Bei einem Gott, dersich wie ein Hirte zeigt, was sollte da zumProblem werden ?

Psalm 23, 1 Nr 2Der Herr ist mein Hirte,nichts wird mir fehlen, ....er stillt mein Verlangen

STILLE

Dem Hirten muss es immer um alle in derHerde gehen. Das geht aber nicht, ohnedass er das einzelne Tier im Blick hat.Hören wir das Wort einmal nur auf unsselbst bezogen, nur zu mir persönlichgesagt.Der Hl.Benedikt sagt in seiner Regel überdie Eigenschaften, die ein Abt als Leitereiner Gemeinschaft haben sollte: „Er musswissen, welch schwierige und mühevolleAufgabe er auf sich nimmt: Menschen zuführen und der Eigenart vieler zu dienen.“

Menschen und ihren Eigenarten zu dienen,jeder weiß, was das bedeuten kann. DerBeter des Psalmes denkt so von Gott. Wieder Hirte hat Gott auch jeden einzelnen imBlick. Er ist mein Hirte und nichts wird mirfehlen.Aber Gott hat nicht nur das für michLebensnotwendige im Blick. Er hält weitmehr für mich bereit. Er stillt mein tiefstesVerlangen; das, was in dieser Welt und vonniemandem erfüllt werden kann. Er stillt –wie eine Mutter. Inniger kann man nicht vonGottes Zuwendung sprechen. Man musssich in diesen Glauben hineinfallen lassen.

Psalm 23,2 Nr 3Er lässt mich lagern auf grünen Auenund führt mich zum Ruheplatz amWasser.

STILLE

Die Wallfahrt ist für die Pilger eine Oase imJahr. Sie ist wie ein Ruheplatz, den manschon lange ersehnt hat. Die Wallfahrtmacht etwas möglich, wozu im Alltag sel-ten Gelegenheit ist. Trotz der körperlichenAnstrengung kann die Seele ausruhen. DerKopf wird frei. Man kann, aber man mussnicht reden.Die schöne Natur erfreut das Innere. Müheund Freude des Weges teilt man gern mitden Gefährten. Man ist in einer anderenWelt.

Ich muss nichts tun, nichts beweisen,nichts am Laufen halten; ich kann ausru-hen. „Das haben sie sich verdient“ so wirbtein Reiseveranstalter für seine Angebote.Der Psalm aber sagt: Gott hat dir längstdieses Ausruhen bei ihm geschenkt. Erlässt dich lagern, er führt zum Ruheplatzam Wasser. Versuche, das einfach anzu-nehmen.

Auf der Wallfahrt dürfen wir ungeniert aus-kosten, was Gott uns schenkt. Die Psalmessingen von einem großzügigen Gott.

Psalm 23, 4 Nr 4Muss ich auch wandern in finstererSchlucht, ich fürchte kein Unheil; denndu bist bei mir, dein Stock und dein Stabgeben mir Zuversicht.

STILLE

„Du bist bei mir.“ So kann nur das Herzsprechen. Wenn DU da bist, kann mirnichts passieren. Was das Herz empfindet,muss der Kopf irgendwann mit vollziehen.Aber zunächst empfindet und spricht dasHerz. Im Herzen spielt sich dasWesentliche ab.Was ist mit den finsteren Schluchten? Esgibt viele davon auf dem Weg einesMenschen. Um Schutz und Zuversicht istes da eher schlecht bestellt.

Der Psalm bekennt: Bei Gott ist dasanders. Wie ein guter Hirte weiß er dieHerde durch alle Gefahrenstrecken zu füh-ren. Wie ein guter Hirte weiß er allesSchädliche abzuwehren. Darauf verlassensich die Tiere einer Herde.

Kann ich mich Gott so anvertrauen? Habeich bei ihm nichts zu befürchten?Der Psalm will uns aus unseren vermeind-lichen Sicherheiten aufwecken. Er stellt dieFrage: Wem vertraust du dich letztlich an ?

Psalm 23,5 a Nr 5Du deckst mir den Tisch vor den Augenmeiner Feinde.

STILLE

Das zweite Bild des Psalmes sieht Gott alseinen großzügigen Gastgeber. In der anti-ken Welt war der Gast heilig, er brachteSegen. Zu den Pflichten des Gastgebersgehörte auch der Schutz des Gastes.Gäste, die aus irgendeinem Grund auf derFlucht waren oder verfolgt wurden, konn-ten sich im Haus und am Tisch desGastgebers sicher fühlen.Vor den Augen der Verfolger konnten siesich in Ruhe stärken.In Gottes Frieden dürfen wir im Angesichtunserer Probleme ruhig werden und unsstärken. Vielleicht ist auch das einGeschenk der Wallfahrt: Mit all denProblemen und Sorgen, die man mit aufden Weg nimmt, darf man ruhig und gelöstRast machen. Gute Rastzeiten sind sowichtig wie das Gebet. Man kann den„dienstbaren Geistern“ nicht genug für ihreSorgfalt danken.Gottes Friede lässt ein anderes Licht aufdie Dinge fallen, von denen wir uns bedrohtund verfolgt fühlen. ER deckt uns denTisch, allem zum Trotz. Das sollte auch imAlltag spürbar werden. Trotz der Problemeruhig schlafen und essen können, das istein Segen.

Psalm 23,5 b Nr 6Du salbst mein Haupt mit Öl, du füllstmir reichlich den Becher.

STILLE

Rast auf der Wallfahrt. Es ist für allesgesorgt: ein schöner Platz lädt ein und alleswird reichlich angeboten. Mehr als genug istda. Der reichlich gefüllte Becher lässt keinenZweifel an der Großzügigkeit aufkommen.Was früher das duftende Olivenöl war, sindheute Sonnenmilch oder andere Essenzen.Nicht Mief sondern Duft ist angesagt.

Bert Brecht hat einmal gesagt: „Erst kommtdas Fressen, dann die Moral.“ Ein bitteresWort. So ist das Leben. Oder ?

Der Psalm 23 sieht das anders: Der Hirteerquickt die Seele zugleich mit dem Körper.Das ist Glauben: In der Stillung von Hungerund Durst nehmen wir Gott als den wahr, deralles schenkt. Was dem Körper gut tut, stärktauch die Seele. Psalm 23 verbindet Himmelund Erde. Gott wird in der Fülle des Lebensund in seiner Bedrohung wahrgenommen.

Ez 34,11 ff Nr 7Denn so spricht Gott, der Herr: Jetzt willich meine Schafe selber suchen undmich selber um sie kümmern. Auf guteWeide will ich sie führen, im BerglandIsraels werden ihre Weideplätze sein,....auf den Bergen Israels sollen sie fetteWeide finden.

Stille

Bilder sagen mehr als Worte. Gute undfette Weideplätze sind im Land der Bibeleher eine Seltenheit. Man muss sie suchen.Die kundigen Hirten wussten, wohin sieihre Herde zu führen hatten.Gott, so sagt der Prophet Ezechiel, musserst noch seine Herde suchen. Die Rede istvon dem in alle Winde zerstreutenGottesvolk, das sich in der Verbannungbefand. Gott ergreift hier die Initiative undlässt durch seinen Propheten verkünden,dass er sich selbst auf die Suche nach denVerlorenen macht. Er will sie wieder aufeiner guten Weide im Bergland Israelszusammenführen. Gott ist der Suchende.

Es kann immer wieder geschehen, dassGlaubende sich verirren und dieVerbindung zur Glaubensgemeinschaftverlieren. Es ist eine frohe Botschaft, dieuns sagt: Gott sucht – auch heute.

Ez 34,16 Nr 8Die verlorengegangenen Tiere will ichsuchen, die vertriebenen zurückbringen,die verletzten verbinden, die schwachenkräftigen, die fetten und starken behü-ten. Ich will ihr Hirt sein und für sie sor-gen, wie es recht ist.

STILLE

Alle erdenkliche Sorge und Mühe wendetder Hirt auf, um den einzelnen Tieren daszu geben, was sie brauchen. Ein guter Hirtweiß, dass er die ihm Anvertrauten nichtnach ein und demselben Maßstab behan-deln darf. Er muss diskret und maßvoll aufdie Einzelnen eingehen.Der hl. Benedikt schreibt dem Abt insStammbuch: „Er halte in allem Maß, damitdie Starken finden, wonach sie verlangen,und die Schwachen nicht davonlaufen.“Gott, der gute Hirt, nimmt den Einzelnenwahr und ernst. Wir fühlen uns immer dannwohl, wenn wir spüren, dass jemand unse-re Befindlichkeit wahrnimmt und versuchtdarauf einzugehen. Wir müssen vor Gottnicht die Starken und Perfekten sein, erweiß um unsere Verletzungen undSchwächen. Wer das spürt, kann mit demPsalm 23 sagen und beten: Wie gut, dassDU bei mir bist und mir das gibst, wasrecht für mich ist.

Martin BuberÜbertragung von Psalm 23

ER ist mein Hirt,mir mangelts nicht.Auf Grastriften lagert ER mich,zu Wassern der Ruh führt ER mich.Die Seele mir bringt ER zurück,ER leitet mich in wahrhaftigen Gleisen -um seines Namens willen.

Auch wenn ich gehen mussdurch Todesschlucht,fürcht ich nicht Böses,DENN DU BIST BEI MIR,dein Stab, deine Stütze,die trösten mich.

DU rüstest den Tisch mirmeinen Drängern zugegen,streichst das Haupt mir mit Öl,mein Kelch ist Genügen.Nur Gutes und Holdesverfolgen mich nunalle Tage meines Lebens,ich kehre zurück zu Deinem Hausfür die Länge der Tage.

Über Psalm 23

Ich bin vergnügterlöstbefreitGott nahm in seine HändeMeine ZeitMein Fühlen DenkenHören SagenMein TriumphierenUnd VerzagenDas ElendUnd die Zärtlichkeit

Was macht dass ich so fröhlich binIn meinem kleinen ReichIch sing und tanze her und hinVom Kindbett bis zur Leich

Was macht dass ich so furchtlos binAn vielen dunklen TagenEs kommt ein Geist in meinen SinnWill mich durchs Leben tragen

Was macht dass ich so unbeschwertUnd mich kein Trübsinn hältWeil mich mein Gott das Lachen lehrtWohl über alle Welt

Hanns Dieter Hüsch

Ps 91, 1+4 Nr 9Wer im Schutz des Höchsten wohnt undruht im Schatten des Allmächtigen, dersagt zum Herrn: „Du bist für michZuflucht und Burg, mein Gott, dem ichvertraue.“ Er beschirmt dich mit seinenFlügeln, unter seinen Schwingen findestdu Zuflucht, Schild und Schutz ist dirseine Treue.

Zum täglichen Abendgebet der Kirchegehört auch dieser Psalm. Gegen dasDunkel des Lebens machen sich die Beterbewusst, wer ihnen Zuflucht und eineschützende Burg ist. Die Treue Gottes istes.Dieses Gebet hat – wie viele anderePsalmen auch – Halt in größter Not gege-ben. Häftlinge im KZ, Verfolgte undSterbende haben sich an diese Worteklammern können. Gott wurde für sie zurBurg, in der sie sich sicher wussten. Unterden bergenden Flügeln der Treue Gotteshaben sie allem trotzen können. Äußerlichvernichtet, waren sie doch Sieger über Leidund Tod.Bei Gott dürfen wir ruhen, was immer mituns geschehen mag. Das ist allerdingskaum zu glauben. Die Wallfahrt ist eine Zeitund eine Wegstrecke, in der unser Glaubewieder Flügel bekommt.

Psalm 131,1 -3 Nr 10Herr, mein Herz ist nicht stolz, nichthochmütig blicken meine Augen. ....Ich ließ meine Seele ruhig werden undstill; wie ein kleines Kind bei der Mutterist meine Seele still in mir.

STILLE

„DU bist bei mir.“ Ich kann ruhig werden,wie ein kleines Kind bei seiner Mutter. Dawird alles still in mir. „ER stillt meinVerlangen.“ sagt Psalm 23 von Gott.

Wo gibt es so etwas? Das klingt doch rechtunwirklich. Die Wallfahrt ist doch nur eineAusnahmezeit und danach schlägt derAlltag wieder zu und alles wird wieder hek-tisch und ruhelos. Das wird oft auch sosein.Aber: Geht die Wallfahrt sang- und klang-los vorbei oder bleibt im Herzen etwas vonihr lebendig ?Sehen wir es einmal so: Nicht wir findenzur Ruhe, nein, wir werden gestillt. WasGott schenkt, das hat Kraft und Bestand.Auch im größten Durcheinander und kannich mich auf die Ruhe besinnen, die GottesNähe schenkt. Gott ist da, wo man ihn ein-lässt. „Wie ein kleines Kind bei der Mutterist meine Seele still in mir.“ Nehmen wir dieRuhe der Wallfahrt mit in einen oftruhelosen Alltag.

Lk 10:21 Nr 11Jesus rief, vom Heiligen Geist erfüllt, vollFreude aus: Ich preise dich, Vater, Herrdes Himmels und der Erde, weil du alldas den Weisen und Klugen verborgen,den Unmündigen aber offenbart hast.

STILLE

Im Alltag ist der Verstand gefordert. Das,was zu tun ist, muss verantwortlich undsachgerecht angegangen werden. Allesmuss gut überlegt sein.Auf der Wallfahrt wird der Verstand zwarnicht stillgelegt, aber mehr als er wird unserHerz angesprochen. Wir werden mit demkonfrontiert, womit sich der Verstandschwer tut. Es gibt Bereiche in unseremInneren, da sind wir wie Unmündige, dafehlen uns Worte und Begriffe.Dort hinein will Gott sprechen. In der Bibelwird oft erzählt, wie sich Gott im Traum zuerkennen gibt. Es müssen nicht die Träumesein, die eine Botschaft Gottes für unsbereit halten. Es können unscheinbareErlebnisse und Gespräche sein, diezunächst nicht recht verständlich sind. Oftkommt der Verstand erst nach derWallfahrt dahinter und kann die Botschaftentziffern. Dann wird klar: „DU bist bei mir.“Gott findet einen Weg in mein Inneres.Er enthüllt sich mir.

Mk 10,13 -16 Nr 12Da brachte man Kinder zu ihm, damit ersie berührte. Die Jünger aber wiesen dieLeute schroff ab. Als Jesus das sah,wurde er unwillig und sagte zu ihnen:Lasst die Kinder zu mir kommen. ....Und er nahm die Kinder in seine Arme;dann legte er ihnen die Hände auf undsegnete sie.

STILLE

Was Jesus den Leuten zu sagen hatte, ver-standen die Kinder noch nicht. Aber einsverstanden sie sofort. Er nahm sie in seineArme und segnete sie. Vielleicht waren sieerschrocken über die Kälte der Jünger, diesie abweisen und verscheuchen wollten.Ganz anders erleben sie Jesus. Ruhigberührt er sie, nimmt sie in die Arme undsegnet sie.Jesus hatte keine Berührungsängste. DieMenschen spürten, dass die Begegnungenmit ihm nicht bloß beiläufig waren. Er woll-te wirklich bei ihnen sein. Das hat sieberührt.

Eine Wallfahrt berührt uns auf vielfältigeWeise. Das Miteinander, das Gehen, dieGebete, die Stille, alles gehört zusammenund ist Begegnung mit Gott. Gott ist mituns auf dem Weg.Wir dürfen sagen: „DU bist bei uns.“

Joh 1, 12 + 16 Nr 13Allen aber, die ihn aufnahmen, gab erMacht, Kinder Gottes zu werden, allendie an seinen Namen glauben.... Aus sei-ner Fülle haben wir alle empfangen,Gnade über Gnade.

STILLE

Was immer Pilger bewegen mag, sich aufden Weg zu machen, es hat etwas damit zutun, dass sie etwas Neues in sich aufneh-men wollen. Von den Kindertagen bis inshohe Alter nehmen wir Menschen Neues inuns auf. Wir wachsen an dem, was wir vonuns aus nicht hätten.„Allen, die ihn aufnahmen, gab er Macht,Kinder Gottes zu werden.“ So sagt es dasJohannesevangelium im Nachdenken überdie Gemeinschaft, die Jesus seinenJüngern geschenkt hatte. In denen, diesich der Gemeinschaft mit Jesus öffnenund sie annehmen, wirkt göttliche Macht.Machtvoll wirkt Gottes Gnade, etwasNeues kann wachsen. Menschen werdenKinder Gottes und werden sich dessenbewußt.Während der Wallfahrt glänzt dasGeschenk der Taufe wieder auf. Wir dürfenspüren und voll Vertrauen neu sagen ler-nen: „DU bist bei mir.“ Das, was in derTaufe begonnen wurde, kommt wieder zuKräften.

Joh 10, 14 Nr 14Ich bin der gute Hirt; ich kenne dieMeinen und die Meinen kennen mich,wie mich der Vater kennt und ich denVater kenne.

STILLE

„Du bist bei mir.“ Diese Worte können nuraus dem Herzen kommen. Sie sind nurmöglich, wo großes Vertrauen wachsenkonnte. Da tut die Nähe gut.Das Bild vom Hirten inmitten seiner Tierespricht von Nähe und Vertrautheit. Dieerlebte Sicherheit, die Erfahrung vonSchutz und Geborgenheit sind über jedenZweifel erhaben. Hirt und Herde bilden imwahrsten Sinne des Wortes eineWeggemeinschaft. Da lernt man sich ken-nen und spürt worauf es im Miteinanderankommt. Die Pilgergruppe ist ja auch eineArt Herde.„Wo zwei oder drei in meinem Namenzusammen sind, da bin ich mitten unterihnen.“ Das Wort Jesu trifft den Kern derWallfahrt. Unterwegs wird spürbar, wasJesus meint, wenn er sagt: „Ich kenne dieMeinen und die Meinen kennen mich.“Dieses Kennen beginnt mit einem wohlwol-lenden Blick. Er ist die Voraussetzung fürjede beglückende Nähe. Der Blick Jesuauf uns gibt den Blick frei auf das gütigeAngesicht unseres himmlischen Vaters.

Joh 10, 7 – 9 Nr 15Jesus sagte: Ich bin die Tür zu denSchafen... Wer durch mich hineingeht,wird gerettet werden; er wird ein- undausgehen und Weide finden.

STILLE

Die Gemeinschaft mit Jesus hat nichts vonEingesperrtsein oder erdrückender Nähean sich. Sie schafft Freiraum und Luft zumAtmen für die Seele. Wer dieseGemeinschaft annimmt, findet alles, wasdas Innere stärkt und echtem Leben dient.„Ihr seid befreit zum Leben“ heißt es imMatthiaslied. „Ein- und ausgehen undWeide finden,“ das Bild atmet Offenheit.Durch Jesus können wir in die von Gottgestiftete und rettende Gemeinschaft ein-treten.Auch wenn wir durch finstere Schluchtenzu gehen haben, brauchen wir kein Unheilzu fürchten. Die Tür zu Gottes Gemein-schaft steht offen und bleibt offen.

In den Bedrängnissen des Alltags ist es gutzu wissen, wo offene Türen sind. Es ist gutzu wissen, wo es kraftvolle Weide gibt.

Was tun wir, damit Menschen bei unsdavon etwas spüren können? Spüren sie,dass unsere Türen geöffnet sind ?

PPssaallmm 2222,, 22++33 Nr 16MMeeiinn GGootttt,, mmeeiinn GGootttt,, wwaarruumm hhaasstt dduummiicchh vveerrllaasssseenn,, bbiisstt ffeerrnn mmeeiinneemmSScchhrreeiieenn,, ddeenn WWoorrtteenn mmeeiinneerr KKllaaggee..MMeeiinn GGootttt,, iicchh rruuffee bbeeii TTaagg,, ddoocchh dduuggiibbsstt kkeeiinnee AAnnttwwoorrtt;; iicchh rruuffee bbeeii NNaacchhttuunndd ffiinnddee ddoocchh kkeeiinnee RRuuhhee..

STILLE

Gott ist fern. Der Beter ist verlassen. Gottgibt keine Antwort, nicht am Tage und auchnicht in der Nacht. DU hast mich verlassen, schreit der Beter.In der äußersten Verlassenheit bleibt nurder Schrei. Das DU antwortet nicht, Gottschweigt.Gott schweigt, aber er bleibt das DU. DieErfahrung der Verlassenheit hebt dieBeziehung nicht auf. Das klingt wie einWiderspruch. Verlassenheit aushalten können, das istnoch Beziehung. Die Ohnmacht in Zeitender Verlassenheit ist mit das Schwerste,was Menschen zugemutet wird. Jesus selber hat das durchmachen müssen. Die Evangelisten Matthäus und Markuslegen dieses Gebet dem am Kreuz ster-benden Jesus in den Mund. Nach alterVorstellung wird mit den Eingangswortendas Gebet als Ganzes gemeint. Mit ihmstirbt Jesus am Kreuz.

PPssaallmm 2222,, 1100 –– 1122 Nr 17DDuu bbiisstt eess,, ddeerr mmiicchh aauuss ddeemm SScchhooßßmmeeiinneerr MMuutttteerr zzoogg,, mmiicchh bbaarrgg aann ddeerrBBrruusstt ddeerr MMuutttteerr.. VVoonn GGeebbuurrtt aann bbiinn iicchhggeewwoorrffeenn aauuff ddiicchh,, vvoomm MMuutttteerrlleeiibb aannbbiisstt dduu mmeeiinn GGootttt..

STILLE

Die Verlassenheit löscht die früherenErfahrungen nicht aus. Sie bleiben undwerden in Erinnerung gerufen. Niemandwird die eigene Mutter und ihre Liebe jevergessen. Geborgen an der Brust derMutter - das bleibt in der Tiefe desHerzens lebendig. DU, sagt der Beter, der Gott der mich jetztverlassen hat, bist derselbe, der mir einstSicherheit gab. Das gilt es, festzuhalten. Die Verlassenheit von Gott und dasFesthalten an ihm stehen sich in diesemPsalm zunächst diametral entgegen.Psalm 22 spiegelt die menschlicheGrundverfassung wieder: das Hin und Herzwischen Glauben und Zweifel. Beideswird ausgesprochen und ernst genommen. Doch die Zuversicht auf den rettenden Gottsiegt über die Verlassenheit. Der Psalmschließt mit den Worten: „Vom Herrn wirdman dem künftigen Geschlecht erzählen,seine Heilstat verkündet man dem kom-menden Volk; denn ER hat das Werkgetan“.

Meditationenzur Jahreslosung

der Matthiaswallfahrt2010

„DU BIST BEI MIR!“ (Ps 23)„DUBIST

BEIMIR!“(Ps23)

Benediktinerabtei St. Matthias – 54290 TrierPilgerdienste · Verantwortlich: Hubert Wachendorf OSB, Pilgerpfarrer

Foto: Die Leipziger Karte "Du", Nr 635, Thomas Verlag, Makranstädter Str.6, 04229 Leipzig

Druckerei Beck · www.druckerei-beck-trier.de

Deckel 2010:Layout 1 19.01.2010 15:29 Uhr Seite 1


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